Detox-Trend unter medizinischer Beobachtung D etox ist in aller Munde und hat sich in unserem Sprachgebrauch zu einem feststehenden Begriff etabliert. Niemand muss Detox erklären. Detox steht für sich. Aber für was steht dieser Neologismus, dieses entlehnte Kunstwort für Entgiftung tatsächlich? Wir sprachen über diesen Trend mit Michael Droste-Laux, Experte auf dem Gebiet Säure-Basen-Regulation. KeySale KABINE: Herr Droste-Laux, wie würden Sie den Begriff Detox definieren? Michael Droste-Laux: Detox ist ein cooler Begriff rund um das Thema Entgiftung, Entsäuerung, Entschlackung. Er deckt über Fasten, Kosmetik- und SPA-Anwendungen und basische Ernährung alles ab. Mit nur einem Wort werden also alte Traditionen und Rituale neumodisch ausgedrückt. Die Bezeichnung und Produkte mögen sich ändern, doch die Inhalte des Detox-Trends passen zu einer bewußten Lebensführung und werden uns noch lange begleiten. Erfreulich ist auch, dass sich zunehmend junge Menschen angesprochen fühlen und auf ihre Gesundheit achten. KeySale KABINE: Sind fast alle Menschen in unserem Zivilisationskreis vergiftet und verschlackt? Michael Droste-Laux: Nein, dies trifft keineswegs zu. Allerdings können Säuren durch interne Stoffwechselvorgänge oder durch säuernde Lebensmittel nicht immer ausreichend abgefangen werden. Das Neutralisationspotential bzw. die von der Schöpfung als Schutzfunktion eingerichtete Pufferkapazität sinkt durch unvernünftige Lebensweise bei vielen Menschen oder wird gar extrem in Anspruch genommen. Das ist aus fachlicher Sicht korrekter als die Pauschalisierung: Alle sind übersäuert! 22 Interview 1/ 2015 KeySale KABINE: Was ist unter Verschlackung zu verstehen? KeySale KABINE: Womit wir im Kosmetik-Institut oder in der Parfümerie angekommen sind. Michael Droste-Laux: Das ist ein ziemlich komplexes Thema. Es geht im Kern um die Bedeutung des Bindegewebes bzw. um den Zwischenzellraum in Bezug auf die Säure-BasenRegulation. Ein gesunder Organismus wird mit einem gelegentlichen kräftigen Säurestoß problemlos fertig. Können die Organe einen Säureüberschuss nicht abfangen, wird dieser vorübergehend aus dem Blutkreislauf genommen und in der Bindegewebsflüssigkeit zwischengelagert. Nachts arbeiten Leber und Niere im Verbund zusammen und sorgen für einen Abbau der Stoffwechselsäuren aus dem Zellzwischenraum. Schwieriger wird es, wenn der Körper ständig übersäuert ist. Dann verändert sich das Bindegewebe in einem schleichenden Prozess, weil saure Valenzen den Körper über die normale Auf- und Abbauphase nicht mehr verlassen und sich im Bindegewebe verhärten. Die Grundregulation ist dann gestört. In Fachkreisen spricht man nicht von Verschlackung, sondern von Übersäuerung oder Verdichtung der extrazellulären Matrix. Michael Droste-Laux: Richtig! Die Kundin sucht aus kosmetischen Gründen eine Fachberatung auf, weil sie ihre Haut-oder Bindegewebsprobleme gelöst haben will. Die Beschaffenheit von Haut und Haar kann Auskunft über den ‚Verschlackungsgrad‘ geben. Was innen nicht ist, kann außen nicht sein. Das Zellmilieu bestimmt den Alterungsprozess und den Gesundheitszustand. Deshalb empfehle ich Grundregulation innen im Zwischenzellraum und Grundregulation außen auf der Haut. Das ist im eigentlichen Sinne Anti-Aging und nicht im Tiegel erhältlich. KeySale KABINE: Welche Folgen hat die Verschlackung für den Stoffwechsel? Michael Droste-Laux: Es gibt keine direkte Verbindung des Gefäßsytems zur Zellmembran. Alle Nährstoffe und Sauerstoff müssen durch den Zwischenzellraum. Dieser Bereich verändert sich von einem leicht fließenden Sol-Zustand in einen zähfließenden Gel-Zustand. Die schlechtere Viskosität beeinträchtigt die Verständigung der Zellen untereinander, die Leitfähigkeit und die biochemischen Abläufe im leicht basischen pH-Wert 7,4. Die Versorgung zur Zelle hin und der Abtransport von Substanzen aus der Zelle zurück zu den Blut- und Lymphgefäßen sind erschwert. Das ist im Prinzip ein ‚schlechter‘ Stoff-Wechsel, ein unvollständiger Energieaustausch. Alle toxischen Reize werden vom Bindegewebe registriert und addiert. Viele Krankheiten sind als Ergebnis einer Azidose zu begreifen. KeySale KABINE: Gibt es Messmethoden, um den Verschlackungsstatus bestimmen zu können? Michael Droste-Laux: Bis jetzt ist der Übersäuerungsgrad im Zwischenzellraum nicht exakt zu erfassen. Verschiedene Verfahren lassen jedoch gewisse Rückschlüsse zum SäureBasen-Status zu. Das häufig praktizierte pH-Wert-Profil des Harns mit Indikatorpapier stiftet eher Verwirrung. In Kombination mit einen schulmedizinischen Gesamtcheck sind z.B. die Titrationsmethode nach Sander über eine Spezialanalytik, die Dunkelfeld-Mikroskopie nach Prof. Dr. Enderlein oder die Berechnung der Pufferkapazität nach Jörgensen aussagefähiger. Uns verbleibt nur eine Diagnostik ohne Technik als sinnvolle Ergänzung: Die Antlitzdiagnostik und die Analyse des gesamten körperlichen Erscheinungsbildes. Das Team von KeySale KABINE bedankt sich herzlich bei Michael Droste-Laux für dieses informative und aufschlussreiche Inter view. Michael Droste-Laux war nach einer klassischen Drogistenausbildung zunächst als Repräsentant im Außendienst für eine Kosmetikmarke tätig. Anschließend verantwortete er bei einem pharmazeutischen Großhändler das Ressort Naturarzneimittel und erforschte die Thematik Säure-Basen-Haushalt. Seit 1999 gibt er sein Wissen darüber in Vorträgen auf Heilpraktiker- und Ärztetagungen sowie in zahlreichen Publikationen weiter. 2006 gründete Droste-Laux in Augsburg eine Firma für basische Naturkosmetik. Michael Droste-Laux erklärt in seinem Buch, wie Ernährung, psychische Faktoren und kosmetische Produkte das Säure-Basen-Gleichgewicht stören und wie es mit einfachen Mitteln gelingt, den Körper von Ablagerungen, Säuren und Zellgiften zu befreien. Durch Veränderungen der Ess- und Lebensgewohnheiten kann der SäureBasen- Haushalt optimal reguliert werden. Der Autor zeigt die positiven Auswirkungen einer ganzheitlichen Lebensumstellung und mit welchen Mitteln sie am besten gelingt. Interview 1/ 2015 23
© Copyright 2024 ExpyDoc