Kommentare zu den Lehrveranstaltungen des Sommersemesters

Kommentare zu den Lehrveranstaltungen im Bachelorstudiengang Philosophie Sommersemester 2015 (alphabetisch nach den Nachnamen der Lehrenden geordnet). Dagmar Borchers, Felix Herzog Recht, Wahrheit und Gerechtigkeit in der darstellenden Kunst und in der Literatur (Law, Truth and Justice as a topic of Drama and Literature) Modul P2: Politik, Recht und Staat Das Seminar eröffnet eine Reihe von mehreren Seminaren, in denen wir zusammen mit Studierenden einen problemorientierten Zugang zu Hauptfragen der Rechtsphilosophie erarbeiten möchten. Im Sommersemester 2015 möchten wir mit Ihnen ausgehend von einigen bedeutenden Werkender darstellenden Kunst und Literatur ausgewählte Probleme der Rechtsphilosophie diskutieren ‐ Das Verhältnis von irdischem und göttlichem Recht / Das Naturrechtsproblem Sophokles: Antigone ‐ Tyrannis und Widerstandsrecht Schiller: Wilhelm Tell ‐ Das Problem der Wahrheitsfindung / Objektive Wahrheit und Konstruktivismus Akira Kurosawa: Rashomon ‐ Im‐Recht‐Sein und sein Recht bekommen v. Kleist: Michael Kohlhaas ‐ Die gnadenlose Mechanik des Justizsystems Kafka: Der Prozess / In der Strafkolonie ‐ Der Charakter »des Juristen« Camus: Der Fall ‐ Furchtbare Juristen Dürrenmatt: Die Panne / Hochhuth: Juristen Eine genaue Lektüreliste erhalten Sie in der Vorbesprechung. Die Seminararbeiten sind als Resümee (= problembezogene Zusammenfassung) und Diskussionsbericht aus dem Seminar anzufertigen. Dagmar Borchers Philosophie der Kunst (Art of Philosophy) Modul P1: Moral ‐ Begründung & Argumentation Was ist Kunst? Wie ist aus erkenntnistheoretischer Perspektive ein ästhetisches Urteil zu verstehen? Wir wollen diese ‚alten“ Fragen der philosophischen Ästhetik im Kontext der neueren analytischen Kunstphilosophie studieren und diskutieren. Die Literatur wird online in StudIP bereitgestellt. S.1
Dagmar Borchers Toleranz (Tolerance) Modul P2: Politik, Recht und Staat In diesen Tagen ist viel von Toleranz die Rede. Dabei scheint ein breiter gesellschaftlicher Konsens zu bestehen, dass Toleranz zu den zentralen Werten unserer Gesellschaft gehört. Dissens bzw. Unklarheit besteht aber gleichzeitig darüber, was genau dieses Konzept beinhaltet und wie man diesen Begriff genau verstehen sollte. Im Seminar wollen wir uns mit grundlegenden Positionen der Politischen Philosophie mit unterschiedlichem moralphilosophischem Hintergrund vertraut machen; dann aber auch Texte und neuere Veröffentlichungen zu diesem Konzept studieren und diskutieren. Dabei solen zum einen unterschiedliche inhaltliche Interpretationen vorgestellt werden; zum anderen soll aber auch deutlich werden, welchen theoretischen Hintergrund dieses Konzept hat und welche Rolle diesem Wert bzw. dieser Haltung in einer pluralistischen Gesellschaft zukommt. Die Literatur wird online in StudIP bereitgestellt. Forst, R. (Hg.) (2010): Toleranz: Philosophische Grundlagen und gesellschaftliche Praxis einer umstrittenen Tugend (Theorie und Gesellschaft); Frankfurt/M.: Campus Verlag. Wolfgang Detel Hermeneutik der Literatur. Zur Methodologie der Literaturwissenschaften (Hermeneutics and Literature. The Methodology of Literary Criticism) Modul T1: Erkenntnis, Sprache, Wirklichkeit Modul T2: Wissenschaft , Methode, Natur Der Titel klingt traditionell (auch weil Studierende aus den Literaturwissenschaften angelockt werden sollen), doch der Inhalt des Seminars ist neu: Es geht um literaturwissenschaftliche Methoden unter geisttheoretischer Perspektive, z.B. - Interpretation von Naturlyrik (Goethe An den Mond als Beispiel: Simulation in Form einer „Empathie mit Objekten“, embodied cognition, zentraler Aufsatz von Currie…). - Studien zur Förderung des mind reading und der kulturellen Toleranz durch Lektüre und Interpretation von Literatur (angefangen von den Versuchen kleiner Kinder, vorgelesene Geschichten zu verstehen, bis hin zum literaturwissenschaftlichen Interpretationstraining). Warum Lektüre und Interpretation von Literatur? Hier ist eine gesellschaftspolitisch interessante Antwort (neben anderen Antworten natürlich). - Kennzeichnung literaturwissenschaftlicher Modelle in Roman und Drama und Klärung ihres Status (Wahrheitswertdefiniertheit, Möglichkeit von Erkenntnisgewinn). - Verwendung neuester Gefühlstheorien (rationale Gefühlskluster…) für die Interpretation von Novellen, Romanen und Dramen (Beispiel Madame Bovari). - Die spezifische Version der hypothetisch‐ deduktiven Methode plus Abduktion in Literaturinterpretation (ganz neue Paper von Gerhard Schurz, Oliver Scholz und Wolfgang Detel, vier konkrete Beispiele). S.2
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Klärung der Beobachtungsdaten für literaturwissenschaftliche Hypothesen durch Rückgriff auf eine ausgearbeitete Theorie des sprachlichen Parsens. Interpretation von poetischen Formen aus geisttheoretischer Perspektive. Last not least: Eine neue Unterscheidung und Formulierung der Differenzen und Gemeinsamkeiten von Natur‐ und Geisteswissenschaften (eines der Resultate: Mathematik ist Geisteswissenschaft in reinster Form). Felix Engel / Benjamin Moldenhauer Film, Fiktion und Wirklichkeit (Film, Fiction and Reality) Modul B3: Einführung in die Theoretische Philosophie Der Film ist seit Längerem ein Gegenstand der philosophischen Reflexion. Eine kursorische Auswahl: Adorno hat seine Kritik der Kulturindustrie in zentralen Punkten am in seinen Augen exemplarischen Beispiel Hollywood entfaltet, der gegenüber dem Medium wesentlich positiver eingestellte Maurice Merleau‐Ponty hat über die Körperlichkeit des Kinos geschrieben, Noël Carroll ist dem Genrefilm mit den Mitteln der analytischen Philosophie zu Leibe gerückt, und Gilles Deleuze hat ein nach wie vor in weiten Teilen enigmatisches Werk über die Ontologie filmischer Bilder verfasst. Anstatt diese inzwischen kanonischen Texte schlicht zu rekapitulieren, sollen sie im Seminar für die Diskussion von nach wie vor ungeklärten Fragen fruchtbar gemacht werden, um auf diesem Wege einen genuin philosophischen Zugang zum Medium Film zu erarbeiten. Es geht um das Verhältnis von Film und Welt, um verschiedene theoretische Konzeptionen des Zuschauers und um die Wirklichkeitskonzeptionen, die den jeweiligen Perspektiven auf das Kino zugrunde liegen. Im Einzelnen: Ist die Leinwand ein Fenster oder ist sie ein Rahmen? Ist der Zuschauer primär ein Körper, ein kognitiver Apparat oder ist sein Unbewusstes der erste Adressat der Bilder? Sieht der Ideologiekritiker zwangsläufig einen anderen Film als der Rest der Welt? Außerdem werden wir uns einige filmanalytische Basisbegriffe erarbeiten, die in einem Exkurs über die Versuche, mit den Mitteln der Kinematographie von der Wirklichkeit des Nationalsozialismus zu erzählen, angewandt werden. Voraussetzung für ein erfolgreiches Seminar und die gute Laune der Dozenten ist die aktive Teilnahme an allen vier Sitzungen sowie weiteren Sichtungsterminen und die Bereitschaft, sich mit filmtheoretischen Texten auseinanderzusetzen. Lektüre zur Vorbereitung: Thomas Elsaesser/Malte Hagener: Filmtheorie zur Einführung. Hamburg: Junius 2008. S.3
Sabine Görges‐Dey, Dagmar Borchers Philosophie ‐ eine brotlose Kunst!? (Practical training and career planning ‐ An introduction) Modul G3: Praktikum Dieses (Vor‐)Urteil gilt es zu widerlegen, indem wir Sie einladen, sich frühzeitig im Studium mit Ihrer beruflichen Zukunft zu beschäftigen. Die Einführungsveranstaltung zum Thema "Praktikum und Berufsorientierung" soll Ihnen Impulse und Ideen für den Weg dahin geben. Wir vermitteln Ihnen Basiswissen zum Thema "Praktikum", zeigen Ihnen Anlauf‐ und Beratungsstellen und weitere Qualifikationsmöglichkeiten auf. Wir laden Sie ein zu Reflektionen über Ihren "Traumberuf" und den Weg dahin. Sie lernen eine/n "Philosoph/in" aus dem realen Berufsleben kennen und Studierende, die bereits ihr Praktikum absolviert haben, berichten von ihren Erfahrungen. Es handelt sich um eine Pflichtveranstaltung im Rahmen der General Studies, als Vorbereitung zur Praktikumsphase. Bitte bringen Sie Ihren Praktikums‐Modulschein mit. Die Veranstaltung wird am 18. Mai 2015 stattfinden und ist für Studierende im 2. Semester Philosophie Profilfach gedacht. 'Ältere' Semester, die die Veranstaltung noch nicht besucht haben, sind herzlich willkommen. Svantje Guinebert, Georg Mohr, Frank Kannetzky Doktorandenkolloquium (Colloquium for Postgraduates in Philosophy) Das Doktorandenkolloquium des Instituts für Philosophie tagt regelmäßig alle 2 Wochen und ist für alle Promovierenden der Philosophie geöffnet. Im Rahmen dieses Kolloquiums sollen die Doktoranden unter Betreuung von Professoren des Instituts ihre Doktorarbeiten, einzelne Kapitel daraus bzw. die jeweils aktuellen thematischen Schwierigkeiten und Fragen vorstellen und in Seminarform gemeinsam kritisch diskutieren. Das Kolloquium fungiert als Raum für den Austausch über arbeitsorganisatorische und inhaltliche Problematiken. Dabei kommen philosophische Themen von der Philosophie der Physik über Ethik und Filmtheorie bis zur Politischen Philosophie zum Tragen. Svantje Guinebert Philosophieren mit Kindern (Philosophizing with Children) Modul P1: Moral ‐ Begründung & Argumentation Modul P2: Politik, Recht und Staat Wie wäre die Welt ohne Erwachsene? Wie ist die Welt entstanden? Gibt es Gott? Woher weiß ich, wer mein Freund ist? Was heißt eigentlich „normal“? Manchmal sprudeln Kinder S.4
über vor Fragen – und stellen damit auch Erwachsene vor Herausforderungen. Philosophieren mit Kindern ist eine Möglichkeit, mit „Kinderfragen“ umzugehen. Es setzt eine bestimmte Grundhaltung voraus und ist als eine Tätigkeit zu begreifen, deren Gelingen von einer gekonnten Jonglage mit unterschiedlichsten Herausforderungen abhängt: Während entwicklungspsychologische und pädagogische Grundlagen zu beachten sind, gilt es gleichzeitig, eine Gesprächsatmosphäre zu etablieren, die konzentriertes Zuhören und Diskutieren ermöglicht – und nicht zuletzt müssen die philosophische Brisanz und Tragweite der einzelnen Wortmeldungen der Kinder erkannt und aufbereitet werden. Im Seminar sollen theoretische Grundlagen und praktische Übungen einander ergänzen, mit dem Ziel, dass die TeilnehmerInnen einen Eindruck von den Chancen und Schwierigkeiten eines Philosophierens mit Kindern erlangen. Zunächst wird erarbeitet, was wir unter „Philosophieren“ und unter „Philosophieren mit Kindern“ überhaupt verstehen können. Im Anschluss daran werden Praxisbeispiele besprochen und konkrete Möglichkeiten des Philosophierens mit Kindern diskutiert. In einem dritten Teil schließlich erarbeiten die TeilnehmerInnen konkrete Ansätze für ein Philosophieren mit Kindern zu einem bestimmten Themengebiet ihrer Wahl. Empfehlungen zur vorbereitenden Lektüre: Karl Jaspers: Was ist Philosophie? Ein Lesebuch. München: Piper, 2013. Ekkehard Martens: Philosophieren mit Kindern: Eine Einführung in die Philosophie. Stuttgart: Reclam, 1999. Weitere Seminarliteratur wird auf Stud.IP zur Verfügung gestellt. Björn Haferkamp Platon: Gorgias (Plato: Gorgias) Modul B3: Einführung in die Theoretische Philosophie Der Dialog „Gorgias“ fasst viele der in Platons Frühdialogen behandelten Themen zusammen. Vermutlich bildet er den Abschluss von Platons Frühphase bevor er seine Ideenlehre in der „Politeia“ („Staat“) darstellte. In Ansätzen ist diese Ideenlehre auch schon im „Gorgias“ zu erkennen oder zu vermuten (je nach Interpretation). Denn obwohl der Dialog in der Behandlung der Frage, wie man leben soll, gipfelt, so macht Sokrates ‐ die Hauptfigur des Dialogs ‐ doch deutlich, dass eine Antwort auch eine Klärung grundlegender erkenntnistheoretischer, psychologischer und begrifflicher Fragestellungen erfordert. Dabei geht es um die Kriterien für begründetes Wissen, um richtiges Argumentieren, um die Frage, was eine Disziplin wie Philosophie oder Rhetorik oder Medizin auszeichnet, um das Verhältnis von Begierden und Vernunft, um Gesetz und Natur und um das Gute und Gerechtigkeit. Für Sokrates (Platon) bedeutet eine „theoretische“ Einstellung auch eine bestimmte „praktische“ Lebensform. Der „Gorgias“ hat eine lebendige Rezeptionsgeschichte, von den Stoikern und Cicero über die Renaissance und die Lesekreise der Aufklärung bis zu John‐Stuart Mill und Robert‐Paul Wolff, die ihn zur Weltliteratur erklären ‐ wozu es naturgemäß auch Gegenmeinungen gibt. Wir lesen den Text in der neuen Übersetzung von Michael Erler, die hilfreiche Zusatzmaterialien enthält. Bitte schaffen sie sich diese Ausgabe an: S.5
Platon: Gorgias. Übersetzt von Michael Erler. Reclam Verlag. ISBN: 978‐3150189962 Maximilian Hohmann Ethische Expertise und Politikberatung (Ethical Expertise and Policy Consulting) Modul P2: Politik, Recht und Staat Aufgrund der Vielzahl und der Komplexität der Entscheidungen sowie der administrativen und gesetzlichen Rahmenbedingungen der Gesetzgebungsprozesse sind gewählte Repräsentanten und Regierungen zunehmend auf Beratungskommissionen angewiesen. Vor allem bei Verteilungsfragen und moralischen Konflikten werden Ethikkommissionen damit beauftragt, den Entscheidungsfindungsprozess durch ihre wissenschaftliche Expertise zu bereichern. In der ethischen Politikberatung ist seit den 1970er Jahren eine Institutionalisierung der Ethik zu erkennen, indem die Anzahl der Ethikkommissionen kontinuierlich gestiegen ist. Mit verschiedenen Namen, Aufgaben, Formen und Funktionen befassen sich diese Gremien mit den unterschiedlichsten Problemstellungen im Bereich der Lebenswissenschaften. Sie wurden eingerichtet, um Normsetzungs‐ oder Normvollzugsentscheidungen in dem Bereich der Bioethik und des Biorechts zusätzlich durch ihre wissenschaftliche Expertise aus verschiedenen Fachgebieten abzusichern. Im Seminar steht der Begriff der ethischen Expertise im Mittelpunkt. Nach der Analyse des allgemeinen Expertenbegriffs werden die Kompetenzen und Fähigkeiten diskutiert, die Ethikexperten auszeichnen. Dabei wird auch hinterfragt, ob es ethische oder moralische Expertise überhaupt geben kann. Darüber hinaus werden die verschiedenen Strukturen, Aufgaben und Funktionen von Ethikkommissionen und anderen Gremien der ethischen Politikberatung behandelt. Damit verbunden ist die Diskussion über die Leistungsfähigkeit jener Institutionen sowie über die politische Implementation der ethischen Politikberatung. Die Literatur wird über Stud.IP online zur Verfügung gestellt. Frank Kannetzky Bachelorabschluss‐Seminar (BA‐Thesis ‐ Writing class) Modul AM: Abschlussmodul Seminar zur Besprechung von Abschlussarbeiten und Studienausgangsphase. Regelmäßige Anwesenheit und die Bereitschaft, die eigene Arbeit vorzustellen und eigene und fremde Arbeiten zu diskutieren, sind zwingende Teilnahmevoraussetzungen. S.6
Frank Kannetzky Nagel: Was bedeutet das alles? (Nagel: What Does It All Mean? A Very Short Introduction to Philosophy) Modul B3: Einführung in die Theoretische Philosophie Nagels „ganz kurze Einführung in die Philosophie“ bietet eine gut verständliche Hinführung zu neun klassischen Problemfeldern der Philosophie: Erkenntnis, Fremdpsychisches, Leib/Seele, die Bedeutung von Wörtern, Willensfreiheit, Recht und Unrecht, Gerechtigkeit, Tod und Sinn des Lebens. Dabei werden Grundzüge möglicher philosophischer Positionen und Kritiken daran entwickelt, aber nicht entschieden. Das Seminar soll zum einen in diese Probleme einführen, zugleich wollen wir uns darüber verständigen, ob und inwiefern diese Probleme tatsächlich so voraussetzungslos sind, wie von Nagels Darstellung nahegelegt wird und uns über die Spezifik philosophischen Fragens klarer werden. Sofern es die Zeit zulässt, werden weitere Texte hinzugezogen, insbesondere zur Metaphilosophie. Teilnahmevoraussetzung ist regelmäßige, gründliche Lektüre der Seminarliteratur und Beteiligung an der Seminardiskussion sowie die Bereitschaft zur Übernahme von Referaten und Protokollen oder zur Übernahme der Gestaltung einer Sitzung. Frank Kannetzky Vorlesung: Einführung in die formale Logik (Introduction to formal logic) Modul B2: Logik Die Vorlesung führt in die Klassische Logik (Aussagenlogik und Prädikatenlogik erster Stufe) und ihre hauptsächlichen Darstellungsformen (semantischer und axiomatischer Aufbau, System des natürlichen Schließens), die Metatheorie der Logik sowie Grundideen nichtklassischer Logiken ein. Neben der Vermittlung formaler Fähigkeiten werden auch philosophische Aspekte der Logik und ihrer Anwendungen eine Rolle spielen. Der Besuch der begleitenden Tutorien wird dringend empfohlen. Außerdem sind mindestens 7 von 10 Übungsblätter sinnvoll zu bearbeiten. Frank Kannetzky Grundprobleme und –positionen der Moralphilosophie (Basic subjects and problems of Moral philosophy) Modul B4: Einführung in die Praktische Philosophie Im Seminar wird ein vergleichender Überblick über wichtige Positionen, Begründungsverfahren und Probleme der Ethik erarbeitet. Literaturgrundlage ist P. Fischer: Einführung in die Ethik. München: Fink 2003. Die Teilnahme am Seminar ist nur bei regelmäßiger Anwesenheit, Lektüre und aktiver Mitarbeit sinnvoll. S.7
Frank Kannetzky Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit (Rawls: A theory of justice) Modul K: Klassikerlektüre „Rawls verkörpert das Beste in der amerikanischen politischen Tradition und hat ihm erstmalig seit dem 18. Jahrhundert wieder ein philosophisches Fundament gegeben.“ (E. Tugendhat, Zeit 1983, Heft 10) John Rawls Buch hat die politische Philosophie und die Ethik gleichermaßen provoziert, neu belebt und Standards der Argumentation gesetzt. Es provoziert, weil Rawls beansprucht, einen Begriff, der angeblich wie kein anderer perspektivengebunden und damit relativ ist, in Form einer Theorie nach allgemein begründbaren Kriterien zu bestimmen. Und es provoziert, weil es dem utilitaristischen Mainstream in der politischen Philosophie den Boden entzieht. Rawls führt seine Überlegungen zur Gerechtigkeit am Fall der Grundstruktur von Gesellschaft im Rückgriff auf das vertragstheoretische Denken durch und versucht folgende Prinzipien zu begründen: 1. Strikte Gleichheit in Bezug auf Bürgerrechte. 2. Soziale und ökonomische Ungleichheit ist nur dann berechtigt, wenn sie den am wenigstens Begünstigten mehr Vorteile bringt als strikte Gleichheit. 3. Das erste Prinzip hat Vorrang vor dem zweiten, d.h. um bspw. ökonomischer Vorteile willen, etwa größerer Wohlfahrt, dürfen Bürgerrechte nicht eingeschränkt werden. Rawls Argumentation ist sehr komplex und genau. Wir wollen sie im Seminar nachvollziehen, weshalb regelmäßige und gründliche Lektüre und Beteiligung an der Seminardiskussion noch mehr als in anderen Seminaren zwingende Teilnahmevoraussetzung ist. Georg Mohr Vorlesung: Philosophische Probleme des Strafrechts (ENGLISCHER TITEL) Modul P2: Politik, Recht und Staat Modul PS: Spezialisierungsmodul Praktische Philosophie
Georg Mohr Jenseits von Gut und Böse. Nietzsches Genealogie der Moral (ENGLISCHER TITEL) Modul P1: Moral ‐ Begründung & Argumentation Modul PS: Spezialisierungsmodul Praktische Philosophie Georg Mohr Philosophie des Jazz (ENGLISCHER TITEL) Modul T1: Erkenntnis, Sprache, Wirklichkeit S.8
Denise Müller, Manfred Stöckler Ethik in den Wissenschaften (Ethics in Science) Modul P2: Politik, Recht und Staat Modul GS 2a: Naturwissenschaften Forschung und Wissenschaft sind keine wertneutralen Räume. Sowohl dem einzelnen Wissenschaftler, als auch auf gesellschaftlicher Ebene stellen sich ethische Fragen: Darf Forschung alles, was sie kann? Wo hat die Freiheit der Forschung ein Ende? Darf man alles erforschen, was man will, oder bleiben manche Dinge besser im Dunkeln? Welcher Mittel darf sich die Wissenschaft bedienen? Welche Regeln gelten im Forschungsprozess und warum? Wer sanktioniert wissenschaftliches Fehlverhalten? Und wer ist verantwortlich, wenn das erlangte Wissen der Menschheit nicht zum Guten, sondern zum Schlechten gereicht? Im Seminar werden wir der Verantwortung des Wissenschaftlers, aber auch der wissenschaftlichen Institutionen nachgehen. Wir werden sehen, wo Wertkonflikte entstehen, und mit welchen Argumenten man versuchen kann sie zu lösen. Anhand von zahlreichen Fallbeispielen soll die Tragfähigkeit moralischer Reflexionen illustriert werden. Was sind beispielsweise typische Konflikte im Wissenschaftsbetrieb? Was ist 'gute wissenschaftliche Praxis' und wie kann sie gefördert (oder notfalls erzwungen) werden? Welche Probleme gibt es in der Publikationspraxis? Das Seminar setzt keine speziellen philosophischen Kenntnisse voraus. Vielmehr soll es das Zusammentreffen und den Austausch von Studierenden verschiedener Disziplinen ermöglichen. Insbesondere sind auch Studierende der Naturwissenschaften eingeladen. Thorben Petersen Ontologische, Phänomenologische und Kognitionswissenschaftliche Aspekte der Erinnerung (Memory: Perspectives from Ontology, Phenomenology and Cognitive Science) Modul T1: Erkenntnis, Sprache, Wirklichkeit Modul T2: Wissenschaft, Methode, Natur Dieses Seminar beschäftigt sich mit der Frage, was Erinnerungen sind. Bei der Beschreibung bzw. Analyse von Erinnerungen ist grundlegend zwischen dem psychischen Akt des Erinnerns und demjenigen zu unterscheiden, worauf unsere Erinnerung sich (jeweils) bezieht, also bspw. auf ein Ereignis aus der Schulzeit, den 90er Jahren oder von letzter Woche. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Phänomene, die konstitutiv für Erinnerungen bzw. in diesem Zusammenhang relevant sind. Dazu gehören u.a. die Umstände, die die Erinnerung an ein früheres Ereignis bzw. Erlebnis „auslösen“, die entsprechenden kognitiven Fertigkeiten bzw. Gehirnfunktionen und nicht zuletzt der ontologische „Träger“ – etwa eine Person, die in einem bestimmten Moment eine Erinnerung an ein früheres Ereignis hat. Auch S.9
müssen verschiedene Arten der Erinnerung unterschieden werden, bspw. die semantische und die episodische bzw. autobiographische Erinnerung. In Bezug auf episodische Erinnerungen bspw. scheint zudem relevant, dass wir uns das erinnerte Ereignis zu einem früheren Zeitpunkt eingeprägt haben und dass es eine Verknüpfung zwischen einem früheren Erlebnis und dessen Vergegenwärtigung gibt, also eine Art „Spur“ in unserem Gedächtnis. In diesem Seminar wollen wir uns insbesondere mit der Frage beschäftigen, worin die angesprochene Verknüpfung mit dem früheren Ereignis bzw. Erlebnis besteht, dabei aber auch andere Fragen berühren, die allgemein das Verhältnis von Erinnerung und Zeit berühren: Setzt bspw. die Erinnerung an „historische Ereignisse“ voraus, dass diese Ereignisse (noch) existieren? Kann man sich nur an vergangene Ereignisse erinnern und wenn ja, warum? Steffi Schadow Philosophie der Moral im 20. Jahrhundert (Moral Philosophy in 20th Century) Modul B4: Einführung in die Praktische Philosophie Was soll ich tun? Diese grundlegende Frage der Moralphilosophie lässt sich verstehen als eine Frage nach dem Wesen moralischer Verpflichtung und nach der Begründbarkeit moralischer Regeln. Sie wurde in der Philosophie der Moral von ihren Anfängen bis zur Gegenwart mit verschiedensten Theorien der Moral beantwortet. Kennzeichnend für die Philosophie der Moral im 20. Jahrhundert ist dabei zum einen die Hinwendung zu metaethischen Fragen, die auf eine Untersuchung des Status moralischer Regeln durch Analyse unserer moralischen Ausdrücke zielen (z. B. Moore, Mackie, Hare). Die (ontologische) Frage danach, ob es moralische Werte tatsächlich ‚gibt‘ wird dabei als ebenso relevant erachtet wie die Frage, ob solche Werte, wenn es sie gibt, in irgendeiner Hinsicht erkenn‐ und mitteilbar sind. Zum anderen werden traditionelle Modelle, wie sie in der Geschichte der Philosophie u. a. von der Tugendethik, der Vertragstheorie und dem Utilitarismus entworfen wurden, in Ansätze einer normativen Ethik (z. B. Foot, Gauthier, Singer) aufgenommen und weiterentwickelt. ‐‐ Im Seminar wollen wir gemeinsam die wichtigsten moralphilosophischen Ansätze der westlichen Philosophie des 20. Jahrhunderts erarbeiten. Wir lesen u. a. Texte von Moore, Sartre, Mackie, Singer, Gauthier, Foot, Habermas und Tugendhat. Textgrundlage: Robin Celikates/Stefan Gosepath (Hg.): Philosophie der Moral. Texte von der Antike bis zur Gegenwart, Frankfurt/M.: Suhrkamp 2009, 20 Euro. Die Seminarteilnehmer werden gebeten, sich dieses Buch anzuschaffen. S.10
Werner Stelzner Gottlob Frege: Die Begründung der modernen Logik und analytischen Philosophie (Gottlob Frege: The foundations of modern logic and analytic philosophy) Modul T1: Erkenntnis, Sprache, Wirklichkeit Die überragende Bedeutung Gottlob Freges (1848 bis 1925) für die Herausbildung der modernen Logik, der logischen Semantik und der analytischen Philosophie ist international allgemein anerkannt. Nicht nur für Alonzo Church ist Frege der größte Logiker der Neuzeit. Mit seinen wissenschaftlichen Leistungen wurde Gottlob Frege zu einem Wegbereiter auf wesentlichen Gebieten der Wissenschaftsentwicklung des 20. Jahrhunderts. Das gilt nicht nur für entscheidende Entwicklungen der Logik allgemein und speziell der philosophischen Logik. Frege ist einer der wichtigsten Wegbereiter der Informatik und Künstlichen Intelligenz, der modernen Linguistik und Sprachphilosophie. Insbesondere in wesentlichen Strömungen der analytisch orientierten Gegenwartsphilosophie wirken seine sprachphilosophischen, geistesphilosophischen und ontologischen Ansätze fort. Damit im Zusammenhang muss sein Beitrag zur antipsychologistischen Begründung der Philosophie der Logik und Mathematik hervorgehoben werden. Das Seminar ist als Textseminar konzipiert. Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie die entsprechenden Texte vor dem jeweiligen Seminar durchgearbeitet haben. Die angegebene Literatur wird in Form von pdf‐Dateien zur Verfügung gestellt. Seminargliederung: 1. Die traditionelle Logik vor Frege 2. Die Begründung der modernen Logik durch Frege 2.1 Das logizistische Programm und die Notwendigkeit einer neuen Logik [BS IX–XV: Vorwort], [BS 97–106: Über den Zweck der Begriffsschrift] [BS 106–116 Über die wissenschaftliche Berechtigung einer Begriffsschrift] 2.2 Die Fregesche „Begriffsschrift“ von 1879 2.2.1 Der Symbolismus und die Semantik der Begriffsschrift, [BS 1–24] 2.2.2 Das System der neuen Logik [BS 25–54] 2.2.3 Freges Logik und Booles Algebra der Logik [BRL] 2.3 Die Modifikationen der Fregeschen Logik in den 1890er Jahren 2.3.1 Funktion und Begriff, die Unterscheidung von Begriff und Gegenstand und das Extensionalitätsprinzip [FB 1–22: Funktion und Begriff ], [FB 47–60: Über Begriff und Gegenstand] 2.3.2 Die Begriffsschrift der „Grundgesetze der Arithmetik“ [GGA V–XXVI: Vorwort, GGA 1‐
25: §1–13 Einleitung, Einleitendes über Funktion, Begriff, Beziehung, Zeichen von Funk‐
tionen] 3. Freges Beiträge zur Begründung der analytischen Philosophie 3.1 Analytische Sprachphilosophie und die Unterscheidung von Sinn und Bedeutung [FB 23–
46: Über Sinn und Bedeutung] 3.1.1 Der Erkenntniswert von Identitätsaussagen 3.1.2 Kompositionalität und Kontext S.11
3.1.3 Extensionale und nichtextensionale Kontexte 3.1.4 Direkte und indirekte Rede 3.1.5 Definition, Sinn und Bedeutung [GGA 43–52] 3.2 Freges analytische Ontologie und Philosophie des Geistes 3.2.1 Freges Objektivitätsauffassung und der Fregesche Antipsychlogismus bei der Grundlegung der Logik und Arithmetik [GLA I–XI: Einleitung und §§1–4, 7–8, 12, 17, 25–27], [GGA XII–XXVI] 3.2.2 Die Spätschriften „Der Gedanke“ und „Die Verneinung“. Wahrheit und Fürwahrgehalten‐werden. [LU 30–53: Der Gedanke], [LU 54–71: Die Verneinung] Literatur FREGE, GOTTLOB: [BS] Begriffsschrift und andere Aufsätze, [Halle a.d.S. 1879] Georg Olms Verlag, Hildes‐
heim/Zürich/New York 1988. [BRL] Booles rechnende Logik und die Begriffsschrift [1880/81], in: WB 1980. [GLA] Die Grundlagen der Arithmetik, [Breslau 1884] Meiner, Hamburg 1988. [FB] Funktion Begriff, Bedeutung, Vandenhoeck, Göttingen 2002. [WB] Nachgelassene Schriften und Wissenschaftlicher Briefwechsel, 2 Bd., Meiner, Hamburg 1980 und 1976. [FB] Gottlob Freges wissenschaftlicher Briefwechsel, Meiner, Hamburg 1980. [GGA] Grundgesetze der Arithmetik. Begriffsschriftlich abgeleitet, 2 Bde., [Jena 1893 u. 1903] Darmstadt 1962. [LU] Logische Untersuchungen, Vandenhoeck, Göttingen 1993. Manfred Stöckler Die Naturphilosophie des Aristoteles: Die Schrift „Physik“ (Aristotle´s physics) Modul B3: Einführung in die Theoretische Philosophie Der Titel "Physik" ist irreführend. Aristoteles wollte kein Physikbuch schreiben, sondern untersuchen, wie wir Natur und Veränderung im Denken erfassen können. Seine Vorlesungen über die Natur beschäftigen sich mit grundlegenden Fragen der Naturphilosophie: Was ist überhaupt Natur? Welche Prinzipien liegen der Natur zu Grunde und welche elementaren Grundstoffe gibt es? Wie kann man Veränderung und Bewegung angemessen beschreiben ohne sich in Widersprüche zu verwickeln? Aristoteles diskutiert auch Fragen, die wir heute zur Wissenschaftsphilosophie oder zur Metaphysik rechnen: Was verstehen wir unter Ursachen, was ist eine gute Erklärung? Können Zufälle etwas erklären? Was ist Raum (Ort)? Was ist Zeit? Wie können wir Unendlichkeit begreifen? Mit der Frage nach einer letzten Ursache aller Bewegungen ("dem unbewegten Beweger") hat er auch theologische Debatten angeregt. Die Schrift "Physik" ist ein grundlegendes Werk der Philosophie, auf das in der Geschichte immer wieder zustimmend oder ablehnend Bezug genommen wurde. Wir werden sehen, S.12
dass die Methode des Aristoteles und eine ganze Reihe seiner inhaltlichen Überlegungen noch immer aktuell sind. Fragen zum Text werden in der ersten Sitzung des Seminars geklärt. Manfred Stöckler Philosophie der Physik (Philosophy of Physics) Modul T2: Wissenschaft, Methode und Natur Modul TS: Spezialisierungsmodul Theoretische Philosophie Modul GS 2a (alte BA‐Ordnung): Naturwissenschaften Was sagen uns die Theorien der gegenwärtigen Physik über die Natur von Raum und Zeit und über den Aufbau der materiellen Welt? Was sind die Grundideen der Relativitätstheorie und wie haben sie den Streit zwischen Leibniz und Newton über den relationalen Raum beeinflusst? Woher kommt die Richtung der Zeit? Zeigt die Quantentheorie, dass es in unserer Welt indeterministisch zugeht? Folgt aus ihr sogar, dass die Physik vom Bewusstsein abhängig ist? Was sind nach heutiger Auffassung die fundamentalen Bestandteile der Natur: Wellen, Teilchen oder etwas ganz anderes? Um die Antworten auf solche Fragen zu verstehen, müssen wir uns auch etwas mit der Geschichte der Physik und ihrer Methoden auseinander setzen. Außerdem werden wir uns mit der grundlegenden Frage beschäftigen, ob aus der Physik überhaupt Konsequenzen für unser Weltbild gezogen werden können oder ob die Physik einfach ein Instrument zur Vorhersage des Ausgangs von Experimenten und zur Veränderung unserer Umwelt ist. Die Veranstaltung ist eine Mischung aus Vorlesung und Seminar. Einschlägiges Material wird in StudIP zur Verfügung gestellt. Sie richtet sich einerseits an Studierende aus der Philosophie (und anderen nicht‐Naturwissenschaften), die ohne mathematischen Aufwand einen Einblick in weltbildrelevante Ergebnisse der Physik bekommen wollen. Sie richtet sich aber auch Studierende aus den Naturwissenschaften, die sich für begriffliche Grundlagen ihres Fach interessieren und die wissen wollen, wie physikalische Theorien in der gegenwärtigen sehr lebendigen Disziplin der Philosophie der Physik diskutiert werden. Wir wollen versuchen, dass diese beiden Gruppen auch untereinander ins Gespräch kommen. Anne Christina Thaeder Evolution und Ethik (Evolution and Ethics) Modul TS: Spezialisierungsmodul Theoretische Philosophie In diesem Seminar wollen wir uns mit den Konsequenzen der Evolutionstheorie für die Ethik befassen. Welche Auswirkungen hat die Biologisierung unseres Selbstverständnisses auf unsere Vorstellung von Moral? Und kann man aus der biologischen Entstehungsgeschichte unserer moralischen Gefühle überhaupt darauf schließen, was wir tun sollten? S.13
Um die Argumente der Antworten auf diese und ähnliche Fragen zu verstehen, sollen verschiedene Aufsätze zum Thema in Referaten vorgestellt und diskutiert werden. Regelmäßige Anwesenheit, das Lesen der bereitgestellten Texte für die jeweilige Sitzung, sowie eine aktive Mitarbeit und Mitgestaltung (u.a. in Form von Referaten) werden für eine „aktive Teilnahme“ erwartet. Die Literatur wird über Stud.IP bereitgestellt. Silke Wulf Thomas von Aquin: Was ist Wahrheit? (Thomas Aquinas: What is truth?) Modul B3: Einführung in die Theoretische Philosophie Was ist Wahrheit? Fragt uns keiner danach, so wissen wir es. Sollen wir es jemandem erklären, so können wir es nicht. Thomas von Aquin ist einer der ersten Philosophen, der der Frage nach der Wahrheit eine ausführliche akademische Schrift gewidmet hat. Die Quaestio „De veritate“ erlaubt einen systematischen Einblick in alle Aspekte der Wahrheitsdefinition, wie sie auch heute noch diskutiert werden, und bietet zugleich einen Einblick in die sehr differenziert geführten wissenschaftlichen Diskurse der Universitäten des 13. Jahrhunderts. So ist auch das Seminar einerseits eine gründliche Einführung in die Entstehungszeit des universitären Bildungssystems im Mittelalter, andererseits behandelt es die zeitlose philosophische Frage nach der Wahrheit, stellt verschiedene Lösungsansätze vor und vergleicht sie miteinander. Wie weit liegt die Wahrheitstheorie des heiligen Thomas von heutigen Korrespondenz‐ und Kohärenztheorien tatsächlich entfernt? Was können wir heute noch aus seiner Vorstellung des Erkenntnisaktes im Allgemeinen lernen? Und wozu brauchen wir überhaupt so etwas wie „Wahrheit“? Ist sie am Ende nur eine fixe Idee? Für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar ist es notwendig, dass allen Teilnehmern bei Beginn des Seminars folgender Text vorliegt: Thomas von Aquin, Von der Wahrheit (De veritate Quaestio I,1), lat.‐dt., ausgewählt, übersetzt und herausgegeben von Albert Zimmermann, Felix Meiner Verlag, Hamburg 1986. S.14
Ringvorlesung Teil II Geschichte der Philosophie (Lecture series "History of Philosophy", Part II) Modul B5: Einführung in die Geschichte der Philosophie Diese Vorlesung ist ein besonderes Angebot, das in dieser Art nur an ganz wenigen anderen Universitäten zu finden ist: Sie gibt einen Überblick über Themen, Theoriekonzeptionen und Lebenswerke einer Auswahl wichtiger Autoren aus der langen Geschichte der Philosophie. Die Vorlesung hat zwei Teile. Im Wintersemester werden Epochen von der griechischen Antike bis zu Kant vorgestellt, das nächste Sommersemester führt vom deutschen Idealismus bis zur Gegenwart. Die Veranstaltung findet als Ringvorlesung statt, d.h. die einzelnen Sitzungen werden von verschiedenen Lehrenden bestritten. So kann man die Lehrenden des Instituts für Philosophie kennenlernen und sich mit unterschiedlichen Zugangsweisen und Denkstilen in der Philosophie vertraut machen. Die Ringvorlesung gibt zugleich auch Einblicke in die abendländische Kultur‐ und Geistesgeschichte. Die Vorlesung und zugehörige Tutorien bilden das Modul B 5 (Einführung in die Geschichte der Philosophie), das durch eine mündliche Modulprüfung im Anschluss an das Sommersemester abgeschlossen wird. Am Beispiel herausragender Denker werden historische Bedingtheiten und institutionelle Rahmenbedingungen der Philosophie, aber auch der innere Zusammenhang und die Entwicklung philosophischer Problemstellungen und Lösungsvorschläge thematisiert. Der historische Überblick soll es leichter machen, systematische Themen und Seminarveranstaltungen zu einzelnen Autoren aus der Geschichte der Philosophie einzuordnen und ihre Gedanken zu verknüpfen. Die Teilnahme an der Modulprüfung erfordert eine kontinuierliche und intensive Vor‐ und Nachbereitung der Sitzungen der beiden Semester. Dazu werden Materialien bereitgestellt, die in den Tutorien vertieft werden können. Die Ringvorlesung kann auch von TeilnehmerInnen anderer Fächer im Rahmen der General Studies belegt werden. Natürlich sind auch alle willkommen, die sich für die Geschichte der Ideen unabhängig von Creditpoints und Studienordnungen interessieren. S.15