Waldblatt Frühjahr 2015 - Wald und Holz NRW

Regionalforstamt
Rhein-Sieg-Erft
Sehr geehrte Waldbesitzerin,
sehr geehrter Waldbesitzer,
die Frühjahrsausgabe unserer zweiten Ausgabe der Internetzeitung Waldblatt NRW möchte ich mit einem Dank
für die zahlreichen Rückmeldungen zur ersten Ausgabe
beginnen. Gefreut hat uns natürlich das Lob, für diesen
neuen und zeitgemäßen Weg der Kommunikation. Gut
angekommen ist das Konzept sowohl über landesweite
Themen, als auch über Neuigkeiten aus Ihrem Regionalforstamt zu berichten. Eine Ihrer Ideen setzen wir gleich
um: Kurznachrichten, in denen wir Sie auf wichtige
Themen hinweisen. Zum Beispiel das Eichenkonzept,
zu dem wir vertiefende Informationen auf unseren Internetseiten anbieten. Die Landesregierung setzt uns in die
Lage, im laufenden Jahr zusätzlich 11 junge Forstleute
einzustellen. Damit können wir den Generationswechsel
fortsetzen. Das sichert die Zukunftsfähigkeit, Unabhängigkeit und Zuverlässigkeit der Betreuung für Ihren Wald.
In diesem Waldblatt NRW berichten wir über unserer gemeinsame Leistung in 2014: Rund 1,5 Millionen Festmeter
Holz wurden über Waldpflegemaßnahmen mobilisiert;
davon wurden 1,3 Millionen Festmeter zu besten Konditi-
Durch und nicht trotz der Bewirtschaftung des Waldes
onen und mit fachkundiger und unabhängiger Aushaltung
in NRW sorgen wir gemeinsam für Klimaschutz, saubere
durch Wald und Holz NRW in regionale Absatzmärkte
Luft, sauberes Wasser und für eine artenreiche Tier- und
vermittelt. Diese Zahlen verraten mehr als manch hitzige
Pflanzenwelt.
Debatte und sie sind ein Ausweis des Vertrauens des
Unser Auftrag ist es auch, die Menschen im Land über
Waldbesitzes. Unsere gemeinsame Überzeugung ist,
den Wald und seine richtige Nutzung zu informieren.
dass das Wirtschaften mit dem Wald mit stabilen und
In diesem und im nächsten Jahr stellen wir diese Aufgabe
prosperierenden Beständen der Kern unserer gemein-
unter das Motto „Multitalent Wald“.
S.4
samen Mission Wald ist.
Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland, In der Stubicke 11, 57462 Olpe
E-Mail: [email protected], Telefon: 02761 / 9387 - 0
Waldblatt NRW - Frühjahr 2015
Regionalforstamt
Rhein-Sieg-Erft
Wir werben aus guten Gründe für gesellschaftliche Unterstützung für unsere gemeinsame Nutzung des wunder-
Inhalt
baren Rohstoffes Holz. Auf unseren Forstwanderungen,
die Teil unserer Öffentlichkeitsarbeit sind, werden wir
Förderrichtlinie auf der Zielgeraden –
intensiv auf die engen Zusammenhänge von Forstwirt-
Fördermittel bald wieder verfügbar .................... 3
schaft, Naturschutz und ökologisch wertvollen Holzprodukten hinweisen.
Ich lade Sie herzlich ein, an dieser wichtigen Information
der Öffentlichkeit mitzuwirken.
Waldbesitz und Forst – miteinander seit
Generationen ........................................................ 4
Neue Komplexschäden an Buche führen zu
Unsere forstwissenschaftlichen Forschungen, mit denen
erheblicher Bruchgefahr ..................................... 5
wir die praktische zukunftsorientiere Arbeit der Wald-
Stürmischer Niklas .............................................. 7
besitzerinnen und Waldbesitzer unterstützen, sind ein
Kurznachrichten .................................................. 8
weiterer Themenschwerpunkt im Waldblatt NRW.
Aus Ihrem Regionalforstamt ............................... 9
Ich wünsche Ihnen ein Frühjahr ohne weitere Kalamitäten
und einen Holzmarkt der weiterhin die gute Arbeit der
Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer honoriert.
Auf eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit!
Ihr Andreas Wiebe
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Förderrichtlinie auf der Zielgeraden – Fördermittel bald wieder
verfügbar
Vorzeitiger Maßnahmenbeginn bereits möglich
Viel Gewicht lag bei der Entwicklung der neuen Förderrichtlinien auf klaren und gut verständlichen Regelungen.
Für den Privat- und Körperschaftswald wird es wieder
zwei getrennte Richtlinien geben. Inhaltlich werden
sie nach Förderbereichen aufgeteilt. Alle spezifischen
Informationen z.B. zu Naturschutzmaßnahmen im Wald
befinden sich in einem eigenen Abschnitt.
Fördersätze und Förderhöchstbeträge veröffentlicht
das Ministerium wegen der höheren Flexibilität bei notwendigen Anpassungen auf dem Erlasswege.
Die Förderrichtlinien für den Privat- und Körperschaftswald sowie die Holz 2015 sind auf der Zielgeraden. Das
Erleichterungen können bei der Auftragsvergabe oder
MKULNV hat auf der diesjährigen großen Förderdienst-
dem vorzeitigen Maßnahmenbeginn eintreten. Zusätz-
besprechung mit Wald und Holz NRW am 12. März einen
licher Aufwand entsteht im Hinblick auf Korruptionsver-
Entwurf der forstlichen Förderrichtlinien vorgestellt.
meidung und Interessenkonflikte. Die stichtagsbezogene
Projektauswahl erfolgt wegen der komplexeren Anfor-
Für Anpflanzungsmaßnahmen bewilligen die Regional-
derungen künftig automatisiert über das InVeKoS-Forst-
forstämter den förderunschädlichen Maßnahmenbeginn
programm.
bereits seit Ende Februar. Hierdurch entspannt sich die
Situation für den Waldbesitz ebenso, wie für viele Baum-
Wald und Holz NRW steht allen Kundinnen und Kunden
schulen.
als verantwortungsvoller Ratgeber für alle Frage der
Förderung gerne zur Verfügung und wird den Belangen
Es ist davon auszugehen, dass Fördermittel ausreichend
des Waldes und des Waldbesitzes größtmöglich Rech-
verfügbar sein werden. Für waldbauliche- und Natur-
nung tragen.
schutzmaßnahmen, Wegebau und Bodenschutzkalkungen stellen Land, Bund und EU fast 8 Mio. EUR bereit.
Bei Fragen zum Thema Förderung helfen wir gerne weiter:
Für die Holz 2015 werden es voraussichtlich über 2 Mio.
Geschäftsstelle Forst, Heiko Schürmann,
EUR sein. Die Festbeträge werden, der Preisentwicklung
0251 91797-420,
angepasst, bei den meisten Baumarten und Sortimenten
erhöht.
[email protected],
Albrecht Thaerstr. 34, 48147 Münster
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Waldbesitz und Forst – miteinander seit Generationen
Wald und Holz NRW liefert das Know how – Der Waldbesitz entscheidet
Gemeinsam waren wir wieder erfolgreich. Auch im Jahr
2014 konnte Wald und Holz NRW rund 1,3 Mio. Festmeter
Holz im Wert von rund 90 Mio. Euro im Auftrag der privaten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer an die heimische
Holzindustrie vermitteln. Abgestimmt zwischen den
Waldbesitzern und den Försterinnen und Förstern vor
Ort wurden ca. 4,4 Mio. Bäume gepflanzt und damit rund
1.500 Hektar junger Wald angelegt. Auf rund 5.000 Hektar wurden im vergangenen Jahr Kulturen gepflegt bzw.
Jungbestände geläutert. „Dies alles war, wie viele weitere
Aktivitäten rund um den Privatwald, nur aufgrund der
über Jahrzehnte bewährten Zusammenarbeit und dem
Daher hat Wald und Holz NRW den Auftrag, private
engen Vertrauensverhältnis zwischen Waldbesitz und
Waldbesitzende und ihre Zusammenschlüsse bei der Be-
Forst leistbar,“ sagte Franz Püttmann, Fachbereichsleiter
wirtschaftung der oft kleinstrukturierten Waldflächen zu
bei Wald und Holz NRW.
unterstützen, zu betreuen und zu fördern. Zum Beispiel
im waldbaulichen Bereich über forstliche Förderricht-
Den rund 470 forstlichen Zusammenschlüssen, die ihre
linien. Ein besonders wichtiger Teil der aus Steuermitteln
Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung vertraglich
finanzierten Förderung des Waldbesitzes ist die Arbeit
geregelt haben, stehen flächendeckend in ganz NRW
der unabhängigen Försterinnen und Förster vor Ort.
mehr als 250 gut ausgebildete Försterinnen und Förster
Sie sind neben dem Vorstand der forstlichen Zusammen-
als Ansprechpartner für alle Fragen in Sachen Wald zur
schlüsse und Waldgenossenschaften der wesentliche
Verfügung. Regelmäßig sind sie für rund 46.000 Wald-
Garant für eine gute gemeinsame und zukunftsorien-
besitzende tätig, die sich in forstlichen Zusammenschlüs-
tierte Waldentwicklung in Nordrhein-Westfalen.
sen gefunden haben oder in Waldgenossenschaften
Hier findet der regelmäßige und direkte Kontakt statt:
organisiert sind. Unsere Forstleute sind auf der Basis ver-
Wald und Holz NRW berät und unterstützt, die Entschei-
traglicher Vereinbarungen auf einer Gesamtwaldfläche
dungen trifft der Waldbesitz. Ein starkes Ehrenamt als
von 345.000 Hektar für den Wald und die Waldbesitzen-
Ansprechpartner hilft bei der Umsetzung der Holzmobili-
den unterwegs. Wie uns die jüngste Bundeswaldinventur
sierung enorm.
gerade bestätigt hat, mit sichtbarem Erfolg.
Vitale, zukunftsfähige Wälder sind ein allgemeines gesellDas Angebot zur Betreuung des Waldbesitzes hat der
schaftliches Interesse. Deshalb fördert das Land NRW
Gesetzgeber im Landesforstgesetz 1969 bewusst aufge-
den Aufbau naturnaher, stabiler gemischter Dauerwälder,
nommen. Drei Trends gelten bis heute: die Entfremdung
die der Herausforderung des Klimawandels gewachsen
der Eigentümer von ihren eigenen Flächen, die steigende
sind. Diese Förderung vermitteln wir gerne im Interesse
Nachfrage nach dem Rohstoff Holz und die Zunahme
des Waldbesitzes.
gesellschaftlicher Ansprüche an den Wald.
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Um multifunktionale Forstwirtschaft im dicht besiedelten
tigen Forstwirtschaft sind die Vertragsparteien verläss-
Industrieland Nordrhein-Westfalen umzusetzen, kommt
liche Marktpartner für die holzbe- und verarbeitenden
der Vernetzung von Wald und Holz NRW mit anderen
Unternehmen. Dass dabei eine nachhaltige Waldent-
Behörden und Institutionen eine zentrale Bedeutung zu.
wicklung hin zu mehr Naturnähe stattfindet, belegen die
So dienen die 2014 auf einer Länge von 921 Kilometern in-
Ergebnisse der Waldinventuren. Sowohl der Waldbesitz
standgesetzten Waldwege nicht nur der Forstwirtschaft,
wie auch Wald und Holz NRW sind somit passend auf-
sondern auch der Jagdausübung und der Erholung der
gestellt, um die Anforderungen an unser naturnächstes
Bevölkerung unseres dicht besiedelten Bundeslandes.
Landschaftselement, den Wald, zu meistern und ihn im
Durch das gemeinsame Handeln im Sinne der nachhal-
bestmöglichen Zustand an zukünftige Generationen
weiterzugeben.
Neue Komplexschäden an Buche führen zu erheblicher Bruchgefahr
An den schroffen südlich exponierten Hängen des Wesertales in Vlotho Uffeln sahen die Baumkronen Anfang 2013
auffällig anders aus. In den dicht gedrängt stehenden
Buchenalthölzern stellte der Wald und Holz NRW Waldschutzexperte Dr. Mathias Niesar und andere Wissenschaftler erstmals in Nordrhein-Westfalen erhebliche
Schäden in den Baumkronen fest. Ein neues Krankheitsbild. Am Boden lagen abgebrochene, morsche, teils beinstarke Äste mit vertrocknetem Laub. Neben den Buchen
mit verkümmerten Kronen waren mehr als die Hälfte der
Bäume abgestorben oder auf halber Höhe abgebrochen.
Da unmittelbar unterhalb der Bestände eine Landstraße
und eine Bahnlinie entlangführen, musste der Bestand
aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht gänzlich
abgetrieben werden.
Neben offensichtlichen Durchforstungsrückständen
führten sehr wahrscheinlich vor allem die Niederschlagsdefizite in Verbindung mit hohen Temperaturen zu erheblichen Wasserdefiziten in den Oberkronen. Verschärfend
dürften sich auch mehrere Mastjahre in Folge ausgewirkt
haben. 2009, 2010 und 2011 führten diese Mehrfachbe-
In der Bildmitte sind zwei durch die typische Symptome dieser
neuen Buchenkomplexerkrankungen in der Oberkrone der Buchen
lastungen zu tödlichen Kambiumnekrosen in den Kronen
mit einer anschließenden rasch verlaufenden Moderfäule
des Holzes durch die Pfennig-Kohlenkruste. Das ist ein
Pilz, der sich besonders bei Trockenheit gut entwickeln
kann. „Die Pfennigkohlenkruste kommt in der Buchenrinde oft vor, ohne Probleme zu verursachen.
Die typische Form verleiht der Pfennigkohlenkruste ihren Namen
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In der der Kombination mit den anderen Faktoren führt
Aus Sicht des Forstschutzes ist die häufige Abfolge von
dieser Pilz allerdings zu gravierenden Schäden“ sagte
trocken und heißen Sommern oder anderen Witterungs-
Dr. Mathias Niesar, Wald und Holz NRW. Außerdem stell-
extremen von entscheidender Bedeutung für die Entwick-
ten Wissenschaftler an einer Buche in Vlotho fest, dass
lung von „Wirts-Parasit-Interaktionen“.
der „Kleine Buchenborkenkäfer“ die betroffenen Rinde-
Bei 80% der untersuchten „Vlothobuchen“ stieg der im
nareale in hoher Zahl besiedelte. In geringer Zahl fanden
Brusthöhendurchmesser gemessene Zuwachs in 2013
die Wissenschaftler Käfer auch an gesunden Rindenbe-
wieder an, obwohl die Buchen in den Kronen aufgrund der
reichen. „Wir gehen davon aus, dass der „Kleine Buchen-
Pilzerkrankung und des sekundären Käferbefalls letale
borkenkäfer“ nicht der Überträger der Erkrankung ist.
Schäden aufwiesen. Aus rein standortspezifischer Sicht
Er kann sich aber an den erkrankten Rindenbereichen
könnte also die Buche weiterwachsen. Aber die Schad-
besonders gut vermehren,“ sagte Dr. Niesar. Der „Kleine
organismen profitieren deutlich mehr von den Verände-
Buchenborkenkäfer“ wirkt hier als Sekundärschädling,
rungen der Witterung als die Buchen. Die „Pfennig-Koh-
der die Komplexerkrankung deutlich verschärft.
lenkruste“ gilt bisher als Nützling, der der Buche bei der
Astreinigung hilft. Durch die veränderte Witterung kann
er sich aber offensichtlich zum Parasit entwickeln. In
städtischen, wärmeren Waldökosystemen traten solche
Schäden ebenso auf.
Buchenborkenkäfer
profitiert von den durch
Pilze vorgschädigten
Buchen
Was ist zu tun?
Die Pfennig-Kohlenkruste kommt natürlich in Buchenrinde vor. Insofern sind Sanitärhiebe zur Verringerung eines
Dies bestätigen auch Untersuchungen in Süddeutsch-
Pilzinfektionspotentials nicht erforderlich. Da aber bei al-
land, welche nach dem Trockenjahr 2003 an geschwäch-
len untersuchten Buchen der Kleine Buchenborkenkäfer
ten Buchen durchgeführt wurden.
und Buchenprachtkäfer vorkamen, muss in solchen Fällen davon ausgegangen werden, dass die Käfer benach-
Bewertung und waldbauliche
Empfehlung
barte Buchen dann erfolgreich befallen können, wenn
diese Buchen ebenso unter Trockenstress leiden. Dann
Hätte die Natur in einem menschenleeren Nordrhein-
sollten Buchen, je nach Zielvorgabe des Eigentümers,
Westfalen freie Hand, würden sich im Laufe der Jahre vor
unter Berücksichtigung der sehr schnell verlaufenden
allem durch die Rotbuche geprägte und häufig von ihr do-
Holzfäule und unter Würdigung naturschutzrechtlicher,
minierte Wälder entwickeln. Dies spricht für die Konkur-
nachbarschaftsrechtlicher und verkehrssicherungsrele-
renzkraft dieser Baumart anderen Bäumen gegenüber.
vanter Gründe gefällt und mit dem Kronenderbholz aus
Der hier beschriebene neue Schadenskomplex ist für
dem Wald bis Ende Februar abgefahren werden.
einzelne Waldbestände und auch für betroffene Waldbe-
Bei Zwischenlagerung sollte der Abstand zwischen dem
sitzer als Kalamität zu werten, da teils mehr als die Hälfte
Buchenrundholz und dem nächsten Buchenbestand
des Buchenholzvorrates abgängig war. Da die Schäden
1.000 m betragen.
innerhalb des Waldes nur im Nordosten des Landes auf-
Baumartenwechsel in erkrankten Beständen?
traten, stellen sie bisher kein landesweites Problem dar.
Neben erkrankten Buchen standen in den Beständen
Wie Berechnungen zur Klimaveränderung zeigen, werden
auch stets von dieser neuen Komplexerkrankung ver-
in Zentraleuropa zum Ende dieses Jahrhunderts die Tem-
schonte Buchen. In Vlotho war darüber hinaus in 2013
peraturen stärker schwanken und vor allem wird auch die
eine flächige Buchennaturverjüngung aufgelaufen.
Anzahl von Witterungsextremen zunehmen.
In einem Buchenaltholz stehen 100 Buchen pro Hektar.
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In einer gelungenen Naturverjüngung wachsen ca. 2 Mio.
auf das Anpflanzen von Buchen verzichtet werden. Bei
Buchenpflänzchen pro Hektar mit einer großen gene-
den, im Vergleich zur Naturverjüngung, wenigen Pflanzen
tischen Bandbreite. Sie können so in den nächsten Jahr-
ist der Genpool zu gering. Anstelle von Buche erscheinen
zehnten den Grundstock für das Herausbilden wider-
die als standortgerecht einzustufenden und in gruppen-
standfähiger Buchen darstellen. Dies umso mehr, wenn
bis horstweisen Mischungen einzubringende Laubgehöl-
durch einen selektiven Sanitärhieb der Komplexerkran-
ze Traubeneiche, Esskastanie, Robinie und ggf. Elsbeere
kung gegenüber anfällige Buchen vorzeitig entnommen
erfolgversprechender und können hier als Garanten für
werden. Besteht auf den betroffenen Flächen keine Mög-
einen klimaplastischen Wald angesehen werden.
lichkeit mit Naturverjüngung zu arbeiten, sollte jedoch
Stürmischer Niklas
Ende März 2015 hat’s über Deutschland mal wieder
„Das Problem bei Niklas besteht darin, dass es in jedem
kräftig gepfiffen. Unwillkürlich zieht man den Kopf ein
älteren Nadelholzbestand einzelne Bäume oder kleine
und denkt: Bitte nicht schon wieder ein Jahrhundert-
Nester umgeweht hat,“ berichtet Forstamtsleiter Hans
sturm! Die kyrillgeschulten Försterinnen und Förster
von der Goltz. Allein im Forstamt Oberes Sauerland
von Wald und Holz NRW signalisierten aber bereits am
müssen an über 500 Stellen Kleinstmengen gefunden,
nächsten Tag: Gelassenheit ist angesagt, bei weitem
aufgearbeitet und in verkaufs- und abfuhrfähige Polter
nicht vergleichbar mit den Windgeschwindigkeiten von
zusammengerückt werden. Jeder Betreuungsförster hat
über 200 h/km bei Kyrill, keine Flächenwürfe, über-
in seinem Revier in Abstimmung mit den Waldbesitzern
schaubare Schäden.
mindestens einen Unternehmertrupp damit beauftragt,
so rasch wie möglich diese sehr aufwendige Kleinarbeit in
Angriff zu nehmen. Viel Zeit bleibt nämlich nicht, bis sich
bei den erwarteten frühlingshaften Temperaturen der
erste Borkenkäfer auf dieses Brutmaterial stürzt – und
dann wird der Schaden viel viel größer.
Die gefallenen Holzmengen in NRW liegen weit unter
10 % des jährlichen Holzeinschlages. Sie fließen in das
laufende Geschäft ein und werden keinesfalls Anlass zur
Preisdiskussionen geben. Wenn Kyrill ein Gutes hatte:
die Betreuungsorganisation von Wald und Holz NRW ist
im Umgang mit solchen Schadereignissen geübt, flächenSchon nach wenigen Stunden hatten Feuerwehr und die
deckend präsent und schnell und mit geeigneter Strate-
in Kooperation von Wald und Holz NRW eingesetzten
gie, Personal und Maschinen zu Stelle.
Holzeinschlagsprofis alle Straßen wieder frei, so als wäre
nichts geschehen.
Zum Glück keine Skandal- und Problemgeschichten in
den Medien. Sturm Niklas hat insgesamt ca. 300.000 m³
Holz geworfen. Kein Vergleich zu den 15,7 Millionen m³,
die Kyrill in einer Nacht umgeblasen hatte.
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Kurznachrichten
Klimaanpassungsstrategie Wald NRW.
Zertifizierte Motorsägenführer gemäß
Der Klimawandel wird unsere Wälder verändern. Damit
EFESC-Standard in NRW
die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer auch in Zukunft
Seit dem 01.03.2015 sind die neuen AGB für den Unter-
noch die vielfältigen Leistungen nachhaltig erbringen
nehmereinsatz im von Wald und Holz NRW betreuten
können, sind Anpassungen der Waldbewirtschaftung
Privat- und Körperschaftswald in Kraft, die auf eine hohe
erforderlich. Am 15. April wurde die Klimaanpassungs-
Arbeitssicherheit und -qualität setzen. Der in den AGB
strategie in Düsseldorf vorgestellt. Die Broschüre ist auf
geforderte Sachkundenachweis für Arbeitskräfte in
der Internetseite des Umweltministeriums erhältlich:
der Holzernte kann ab sofort auch durch das Zertifikat
www.umwelt.nrw.de
„Motorsägenführer gemäß EFESC-Standard in NRW“
Entgeltordnung
Alle Informationen auf einer Internetseite. Über den
Link http://www.wald-und-holz.nrw.de/Entgeltordnung
kommen Sie direkt zu allen Dokumenten und aktuellen
(Europäisches Motorsägen-Zertifikat ECC) nachgewiesen
werden. Entsprechende Fortbildungen werden durch das
Forstliche Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik NRW angeboten.
Informationen zum Thema Entgeltordnung. Diese Seite
Tagung zum Baum des Jahres 2015 – der Feldahorn
wird von Wald und Holz NRW immer auf dem neusten
Am 3. September 2015 findet die diesjährige Veranstal-
Stand gehalten.
tung zum Baum des Jahres mit Vorträgen und Exkursion
Eichenkonzept
Handlungsempfehlung zur naturnahen Bewirtschaftung
der Eiche in Nordrhein-Westfalen. Die neuste Publikation
von Wald und Holz NRW, erhältlich in einer Langfassung
und in einer Kurzfassung. Zum download aus dem Internet kostenlos verfügbar.
Empfehlungen zur naturnahen Bewirtschaftung von
in der Nähe von Beckum im Bereich des Regionalforstamtes Münsterland statt. Die Schutzgemeinschaft
Deutscher Wald NRW e.V., die Arbeitsgemeinschaft
naturgemäße Waldwirtschaft, der Forstverein NRW und
Wald und Holz NRW freuen sich auf interessierte
Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Anmeldungen unter:
https://www.wald-und-holz.nrw.de/fortbildung
Stiel- und Trauben-Eichenbeständen in NRW.
http://www.wald-und-holz.nrw.de/publikationen
https://www.wald-und-holz.nrw.de/wald-und-holz-nrw/
forstaemter-und-einrichtungen/waldbau-undforstvermehrungsgut.html
Arnsberger Waldforum 2015
Jetzt schon vormerken! 5. Und 6. November 2015. Eindrücke vom Arnberger Waldforum 2014 finden Sie hier:
https://www.wald-und-holz.nrw.de/wald-und-holz-nrw/
waldforum/aktuell/pm/wie-viel-wildnis-braucht-dermensch-wie-viel-mensch-braucht-die-wildnis.html
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Rhein-Sieg-Erft
Liebe Waldbesitzerinnen, liebe Waldbesitzer im Kreis Olpe, Entwarnung,
der Winter 2014/2015 hat keine nennenswerten Schnee-
Dies ist ein Vorteil der neuen Entgeltordnung, die deutlich
oder Eisbruchschäden in unseren Wäldern hinterlassen.
differenzierter und flexibler ist als bisher.
Stattdessen haben Regen und Feuchtigkeit über Monate
All das sollten die Forstbetriebsgemeinschaften bei Ihren
die Geduld der im Wald arbeitenden Menschen strapaziert.
anstehenden Entscheidungen über den Abschluss neuer
Aber auch sonst waren es spannende Wintermonate für
„Beförsterungsverträge“ in die Waagschale werfen.
das Cluster Wald und Holz mit heftigen Diskussionen über
Für die „abwartende Haltung“ des einen oder anderen
Fragen der Jagd, der Biodiversität, der AGB Betreuungs-
Zusammenschlusses beim Abschluss eines neuen „Be-
wald und einer neuen Entgeltordnung.
försterungsvertrages“ habe ich aber Verständnis.
Wir haben Verständ-
Die Verabschiedung der Biodiversitätsstrategie, ein Stra-
nis dafür, dass die
tegiepapier für den Naturschutz in NRW, wurde in diesem
neue Entgeltordnung
Winter im Hinblick auf ihre Aussagen zur Forstwirtschaft
für unsere Wald-
mit Spannung erwartet.
besitzer und deren
Deren Inhalte und Ziele sind nach entsprechendem Ka-
Zusammenschlüsse
binettsbeschluss der Landesregierung für Einrichtungen
keine „leichte Kost“
des Landes, also auch für den Staatswald, verbindlich. Für
ist.
den Nichtstaatswald gilt das Prinzip der Freiwilligkeit und
Während die Kosten
das Angebot des Vertragsnaturschutzes.
für das sogenannte
Ich empfehle allen Interessierten, sich die letztlich vom
Basispaket für die
Kabinett verabschiedete Fassung der Strategie einmal
kleineren Waldbesit-
selbst durchzulesen und sich dann ein eigenes Urteil zu
zer prozentual sehr
den Aussagen im Leitbild zur Forstwirtschaft oder zur
deutlich steigen, ist die Kurve des Anstiegs beim größeren
Frage der Douglasie und anderer Baumarten zu bilden.
Waldbesitz flacher.
Die Douglasie und andere klimaplastische Baumarten sind
In beiden Fällen sind die Kosten für die Buchung des
für das Überleben der Forstbetriebe im Klimawandel von
Basispakets in absoluten Zahlen ausgedrückt aber
großer Bedeutung und finden in der Strategie Berück-
aus meiner Sicht überschau- und zumutbar. Dafür stehen
sichtigung.
dem Waldbesitz in den Zusammenschlüssen unsere
Wie Sie aus der Presse entnehmen konnten, herrscht aus
qualfizierten, hoch motivierten und gut vernetzten Revier-
anderen Gründen Freude und Aufbruchstimmung bei der
leiterinnen und Revierleiter vor Ort ganzjährig für die
Belegschaft Ihres Regionalforstamtes in Olpe.
biologische Produktion zur Verfügung.
Am 11.2.2015 beschloss die Stadverordnetenversammlung
Hinter jeder Revierleitung stehen zudem ein leistungs-
der Stadt Olpe die Änderung des Bebauungsplanes
fähiges Forstamt, die Zentrale von Wald und Holz NRW so-
„Nr. 73 Olpe-Stubicke“.
wie das Lehr- und Versuchsforstamt in Arnsberg mit ihren
Damit kommen wir unserem Ziel näher, am Standort Olpe
Forst- und Verwaltungsfachleuten.
ein neues Forstamtsgebäude mit Pilotcharakter für klima-
Ob neben dem Basispaket weitere sinnvolle Einzelleistun-
neutralen und multifunktionalen Holzbau zu beziehen.
gen wie der Unternehmereinsatz oder die Holzverkaufs-
Unsere Mitarbeitenden freuen sich auf ein Arbeiten in
hilfe in Anspruch genommen werden, entscheidet jeder
einer gesunden und vom nachhaltigen Rohstoff Holz ge-
Forstbetrieb individuell nach Bedarf für sich.
prägten Arbeitsumgebung.
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Das Gebäude soll gegenüber dem bisherigen Forstamt er-
Ich danke der Stadt Olpe und der Unteren Landschaftsbe-
richtet werden. Die Fläche wurde bereits im Februar vom
hörde des Kreises Olpe für ihre Unterstützung!
Baumbestand geräumt.
Der dort vorkommenden Haselmaus schaffen wir in einem
Ich wünsche Ihnen eine gute Kulturzeit und verbleibe
von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Olpe
mit waldwirtschaftlichen Grüßen
vorgegebenem Umsiedlungsprojekt gerne ein neues Habitat, um die Population weiter zu erhalten.
Ihr Klaus Lomnitz
Für das neue Gebäude werden ab Sommer 2015 im
Leiter des Forstamtes Kurkölnisches Sauerland
Rahmen einer Ausschreibung Investoren gesucht, die das
neue Baugrundstück vom Forstfiskus erwerben.
Mit dem Grunderwerb sind die Verpflichtung zum Bau
eines multifunktional nutzbaren Gebäudes mit einer Nutzfläche von ca. 800 m² sowie dessen mittelfristige Vermietung an Wald und Holz NRW verknüpft.
Wir freuen uns auf Ihr Interesse!
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Jungbestandspflege auf Kyrillflächen
18.Januar 2007
Ein Datum, das viele Waldbesitzer nicht mehr vergessen
werden. Der Orkan „Kyrill“ wütete über unseren Kreis.
Am nächsten Tag trauten wir unseren Augen nicht, als wir
diese immensen Schäden sahen. Millionen von Festmetern
Holz lagen in den Wäldern.
Im Staatswald des damaligen Forstamtes Olpe summierte
es sich letztendlich auf rund 180.000 Festmeter. Überwiegend alte Fichtenbestände wurden geworfen. Die Aufarbeitung des Holzes erfolgte vor allem hochmechanisiert, was
dazu führte, dass glücklicherweise keine größeren Unfälle
Jonas Metzger, Forstwirt Azubi im 2. Lehrjahr
zu verzeichnen waren.
Dennoch ist diese Mischung wichtig und wird in der nächs-
Der Staatswald wurde bereits seit zwei Jahrzehnten nach
ten Bestandesgeneration zu mehr Stabilität und ökologi-
den Grundsätzen der naturgemäßen Waldwirtschaft
scher Aufwertung führen.
bewirtschaftet. Das hatte somit auch die Folge, dass viele
Die Fichtennaturverjüngung hat sich auf den entstande-
Bestände bereits in Verjüngung standen. Neben der allge-
nen Kahlflächen prächtig entwickelt. Aufgrund fehlender
mein aufkommenden Fichten-Naturverjüngung wurden
Lichtsteuerung durch einen Schirm konnte die Verjüngung
im Laufe der Zeit auch Buchentrupps in den Beständen
bisher uneingeschränkt wachsen. Was bedeutet, dass wir
gepflanzt, um mehr Mischwälder zu entwickeln.
es mit „bürstendichten“ Verjüngungen zu tun haben. Wir
sprechen hier über Pflanzenzahlen um 20.000 Stück pro
Hektar und mehr. Zum Vergleich: In der Regel wird eine
Fichtenkultur im Verband 2,0 m x 1,50 m gepflanzt. Das
sind rund 3.300 Pflanzen pro Hektar.
Acht Jahre nach dem Orkan stellen sich Fragen über
die Weiterbehandlung dieser Flächen.
Wie sieht die Erschließung dieser zum Teil riesigen Flächen
aus? Gibt es Mischbaumarten? Überlassen wir die weitere
Entwicklung zunächst natürlichen Prozessen, oder müssen wir pflegen? Viele Fragen, die man selbstverständlich
Jungwuchspflege mittels Spacereinsatz
nicht für alle Flächen pauschal beantworten kann. Jede
Was ist aus diesen „Kyrillflächen“ geworden?
Fläche muss individuell aufgesucht, analysiert und bewer-
Die zuvor genannten Buchentrupps haben die Windwurf-
tet werden.
situation erstaunlich gut überstanden. Mit etwas Sorgfalt
Im letzten Jahr wurden im Staatswald einige Flächen ge-
bei der Aufarbeitung des Holzes konnten größere Schäden
pflegt. Grundlage der Entscheidung für die Durchführung
vermieden werden. Allerdings fehlt nun der schützende
dieser Maßnahmen waren zum einen die Überbestockung
und erzieherische Schirm. Insofern kann man künftig nicht
mit Fichtennaturverjüngung und zum anderen der Minder-
mit den Qualitäten rechnen, die unter Schirm erreicht
heitenschutz der vorhandenen Mischbaumarten.
worden wären.
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Die bisherigen Rückegassen erschließen die Flächen, sind
Aufgrund der Höhe der „Kyrillflächen“ haben wir uns für
nur gering bis gar nicht bestockt und dienen der Gliede-
den „Spacereinsatz“ entschieden. Durch den Eingriff
rung des Arbeitsfeldes.
konnten wir die Wuchsbedingungen und somit auch die
Interessant ist immer wieder zu sehen, welche Artenviel-
Stabilität sowie die Sicherung der Mischungsanteile
falt auf den „Kyrillflächen“ zu finden ist, wenn die Wild-
fördern.
dichte passt und „Mutterbäume“ verschiedener Baum-
Die Kosten hängen von den Verhältnissen vor Ort ab, die
arten in der Nähe stehen.
Anzahl der zu entnehmenden Bäume und von den wald-
In einer Fläche konnten acht verschiedene Baumarten ge-
baulichen Fähigkeiten des Motorsägenführers die Situati-
zählt werden: Fichte, Douglasie, Lärche, Buche, Trauben-
on zu erfassen und richtige Schlüsse zu ziehen.
eiche, Bergahorn, Birke und Eberesche. Das ist Mischung!
Dies ist umso wichtiger, je mehr Baumarten vorhanden
Und das Schöne ist, bis auf die Buche ist keine Baumart
sind. Mit etwa 1.000 Euro Pflegekosten pro Hektar muss
aktiv gepflanzt worden. Welch ein Geschenk! Es liegt nun
der Waldbesitzer schon rechnen. Vor dem Hintergrund,
an uns, aus diesem Potenzial einen artenreichen und
dass eine aufgeforstete Kultur wesentlich mehr kostet,
stabilen Mischbestand zu entwickeln. Solche Bestände
sollte uns diese Investition in die Sicherung der nächsten
sind in der Lage, im späteren Bestandesalter hohe Erträge
Bestandesgeneration wert sein.
zu erwirtschaften und den Belangen des Naturschutzes
Das Regionalforstamt wird für die Waldbesitzenden im
optimal zu entsprechen.
Kreis Olpe in diesem Jahr eine Forstbildungsexkursion
Der selektierende Eingriff kann mit verschiedenen
zum Thema Jungbestandspflege mittels „Spacereinsatz“
Geräten durchgeführt werden. Bis zur Höhe von ca. 2 m
anbieten.
(je nach Durchmesser der zu entnehmenden Bäume
auch höher) kann die Maßnahme auch mit speziellen
Interessierte Waldbesitzer/innen und forstwirtschaftliche
Freischneidern erfolgen. Diese Freischneider sind etwas
Zusammenschlüsse können sich bereits jetzt im Regional-
kürzer als uns sonst bekannte Geräte.
forstamt melden (02761/9387-0) und dort ihre Kontakt-
Weiterhin können diese Maßnahmen mit einer leichten
daten hinterlegen. Gerne auch per E-Mail
Motorsäge durchgeführt werden. Anders als beim Frei-
[email protected]
schneider hat der Waldarbeiter aber immer eine gebückte
Körperhaltung. Darüber hinaus werden in den dichten
Wir freuen uns auf Sie!
Verjüngungen die Abgase nicht entweichen können, so
dass der Motorsägenführer diese zum Teil einatmen
muss.
Eine dritte Variante ab ca. 2 m Höhe ist der Einsatz des
neuentwickelten „Spacers“. Es handelt sich dabei um eine
rückentragbare Motorsäge. Die Schneideeinrichtung ist
über eine flexible Welle mit dem Motor verbunden. Vorteil
ist, dass der Waldarbeiter bei der Arbeit aufrecht stehen
kann und die Abgase vom Motorsägenführer weggeleitet
werden. Ergonomisch ein wirklicher Pluspunkt. Allerdings
ist das Tragen des Gerätes auf dem Rücken über längere
Verfasser Michael Knoop am Rande des Jungwuchses
Zeiträume auch belastend, so dass der Arbeiter immer
wieder abwechselnd mit anderen Tätigkeiten beauftragt
werden sollte. Alleinarbeit mit diesem Gerät ist erlaubt.
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Waldblatt NRW - Frühjahr 2015
Regionalforstamt
Rhein-Sieg-Erft
Verfasser:
staatliche Forsthaus Attenberg am Stadtrand von Olpe.
Mein Name ist Michael Knoop. Ich bin seit 2006 Revierlei-
Meine Aufgaben sind sehr vielfältig und umfassen die
ter im Forstbetriebsbezirk Einsiedelei des Regionalforst-
gesamte Bewirtschaftung des rund 2.200 Hektar großen
amtes Kurkölnisches Sauerland in Olpe und bewohne
Staatswaldes. Dazu zählen u.a. der Holzeinschlag mit rund
zusammen mit meiner Familie und unseren Hunden das
12.000 Festmeter pro Jahr, die Wiederbewaldung
Erstmalige visuelle Baumkontrolle in der Waldgenossenschaft
Neuenkleusheim
Im Rahmen der Betreuung des Nichtstaatswaldes bie-
Weil der Vorstand der Waldgenossenschaft Neuenkleus-
tet das Forstamt interessierten Waldbesitzern als neue
heim sich hierzu zeitlich und fachlich nicht in der Lage
Dienstleistung die Visuelle Baumkontrolle an.
sah, kam das Angebot des Regionalforstamtes gerade
Sie dient dazu, an neuralgischen Punkten , z.B. an Stra-
recht.
ßen, an der Bebauung oder an Waldparkplätzen im Wald,
Es wurde ein Vertrag geschlossen, in dem die Einzelheiten
bei denen eine besondere Verkehrssicherungspflicht des
vereinbart wurden.
Waldbesitzers gegeben ist, durch Kontrolle des Baum-
Konkret ging es um einen Streckenabschnitt der Land-
bestandes Gefahrensituationen zu entschärfen und die
straße L 711 zwischen Neuenkleusheim und Kruberg mit
Haftungsrisiken der Waldbesitzer zu minimieren.
einer Länge von ca. 4 km.
Im Staatswald werden diese Baumkontrollen seit Jahren
durchgeführt.
Detlev Rygusiak, Revierleiter im FBB Biggesee und mit der
praktischen Umsetzung von Visuellen Baumkontrollen in
Im Bereich des Regionalforstamtes Kurkölnisches Sauer-
den Nachbarrevieren beauftragt, nahm die Strecke im
land haben u. a. einige Waldgenossenschaften vom Ange-
Herbst des vergangenen Jahres in Augenschein.
bot des Forstamtes Gebrauch gemacht.
Diese für den Olper Raum typische Zusammenschlussform nach Gemeinschaftswaldgesetz wird durch den
Vorstand vertreten. Somit ist auch der Vorstand in erster
Linie haftbar. Darum waren viele Waldvorsteher regelrecht
dankbar für das neue Dienstleistungsangebot.
Hintergrund:
Nach dem Nordrheinwestfälischen Landesforstgesetz ist
das Betreten des Waldes grundsätzlich jedermann auf
eigene Gefahr gestattet.
Das bedeutet: Im Wald muss der Besucher mit herabfallenden Fichtenzapfen, Eicheln oder auch Ästen rechnen.
Etwas anders stellt sich die Lage entlang öffentlicher Wege
Bei der Begutachtung, mit Fernglas D. Rygusiak
und Straßen oder bei angrenzender Bebauung dar.
Hier ist der Waldbesitzer verkehrssicherungspflichtig.
Das heißt, er muss die Gefährdungen, die von seinem Wald
ausgehen können, ermitteln und bewerten.
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Waldblatt NRW - Frühjahr 2015
Regionalforstamt
Rhein-Sieg-Erft
Nach der VTA Methode (Visual-Tree-Assessment ) bewertete er sowohl baumbiologische wie baummechanische
Defektsymptome.
Bäume mit offensichtlichem Gefährdungspotenzial
wurden gekennzeichnet und kartenmäßig dargestellt.
Die Ergebnisse der Untersuchung fasste er in einem
Prüfbericht mit konkreten Handlungsempfehlungen
zusammen, der dem Waldbesitzer übergeben wurde.
Der Vorsitzende der Waldgenossenschaft, Josef Kleine,
beauftragte dann Thomas Kramarz Revierförster im FBB
Neuenkleusheim mit der Umsetzung der von Herrn
Baum fällt! Rechts im Bild Thomas Kramarz
Rygusiak vorgeschlagenen Verkehrssicherungsmaßnah-
Danach ist eine Folgeuntersuchung notwendig, die
me. Dem ortsansässigen Forstdienstleister Andreas Ohm
gewährleistet, dass die Beständesowohl im belaubten
wurde der Auftrag erteilt, die gekennzeichneten Bäume zu
wie auch unbelaubten Zustand beurteilt werden.
fällen.
Unterstützt wurden der Förster und der Unternehmer von
Verfasser:
Mitarbeitern des Landesbetriebes Straßen NRW.
Thomas Kramarz, Leiter FBB Neuenkleusheim. sowie
Besonders in unübersichtlichen Kurven musste eine
Detlev Rygusiak, Leiter FBB Biggesee und Experte für
mobile Ampelanlage installiert werden.
die visuelle Baumkontrolle
Nun hat die Waldgenossenschaft für die nächsten 18
Monate Rechtssicherheit.
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