LBZ41 - Lilienberg

Lilienberg –
Die Zeitschrift für
das Unternehmertum
Nummer 41 / April 2015
2
G e dan k e n
Krieg eskalierte
3 Christoph Vollenweider:
Die Welt läuft aus dem Ruder –
Dr. Heinz Bachmann:
Lehrplan 21 – Lernplan 21 –
Leerplan 21?
B e g e gnung
6Eine Zeitreise an den Hof des
Sonnenkönigs
Heinz Karrer: «Wettbewerbs­
12 «Pazifismus und Landesverteidi­
gung schliessen sich nicht aus –
In e i g e n e r S ach e
20 Raus aus der Wertekrise mit
Fairness und Gehör für die
34 Lilienberg – wegweisend für
Mitarbeitenden
die Zukunft
22 Wie funktioniert Demokratie ohne
klassische Medien?
26 Unseren Sozialwerken droht
das Geld auszugehen
B i ldung
28 Marco Baumann: Kunden­-
fähig bleiben – auf verschiedenen
Ebenen»
die Nachfolge?
Werte im Unternehmen vorleben
G e s p r ä ch
8
32 Wann ist der richtige Zeitpunkt für
16 Vier Firmenchefs, die ethische
Wir aber behalten die Übersicht
4
Tagen mit Weitblick
14 Ukraine: Wie der Konflikt zum
­zu­frieden­­­heit geht über alles –
auch im Jubiläumsjahr
30 Neue Perspektiven schaffen –
lebendige Unternehmen gestalten
im Gegenteil»
Lilienberg –
Die Zeitschrift für das
Unternehmertum
Nummer 41 / April 2015
© Stiftung Lilienberg Unternehmerforum, Ermatingen
Herausgeberin
Stiftung Lilienberg
Unternehmerforum
CH-8272 Ermatingen
Telefon +41 71 663 23 23
Fax +41 71 663 23 24
[email protected]
www.lilienberg.ch
Redaktion Stefan Bachofen
Bilder Secundino Alves, Basha Besnik,
Cinzia Meng, Rositha Noebel,
Angela Schiavone, Noëmi Vollenweider
Layout Alinéa AG, Wetzikon
Druck pmc, Oetwil am See
3
G e da n k e n
Von Christoph Vollenweider*
Die Welt läuft aus dem Ruder –
Wir aber behalten den Überblick
Christoph Vollenweider
Die Lektüre einer Zeitung kann deprimie­
rend sein. Dies trifft vor allem auf die
Sonntagspresse zu: Was da an Negativ­
meldungen geballt daherkommt, über­
steigt die Aufnahmekapazität der meisten
Leserinnen und Leser. Da vermag auch
die Fülle von Seicht-Meldungen und Be­
langlosem, mit welcher die gleichen Blät­
ter das Hirn des Lesers fluten, das Gefühl
des Überfordertseins nicht zu relativieren.
Ja, letztere verstärken sogar das Gefühl
der Ohnmacht gegenüber einer Informa­
tionsflut, die uns kaum einen Mehrwert
bringt – ganz zu schweigen vom stark ge­
stiegenen Konsum elektronischer Medien.
Eine der gravierenden Folgen davon ist
die Unfähigkeit vieler Menschen und da­
mit vieler Verantwortungsträger, die wirk­
lich wichtigen Herausforderungen unse­
rer Zeit zu erkennen und entsprechend
zu handeln.
Doch auch bei einer nüchternen Betrach­
tung der Entwicklungen in Wirtschaft, Po­
litik und Gesellschaft wird man das Ge­
fühl nicht los, dass die Welt aus dem Ruder
läuft: Die Kriege an Europas Grenzen al­
leine sind schon Grund zur grössten Sor­
ge. Seit vielen Jahren war die sicherheits­
politische Lage nicht mehr so dramatisch
wie heute: Europa droht ein neuer Kalter
Krieg mit Russland, während unkontrol­
lierbare Flüchtlingswellen aus Nordafrika
an Europas Mittelmeerufer rollen. Dazu
bedrohen die Kriege in Syrien und Irak
mit ihren terroristischen Ablegern das
europäische Kernland.
Auch die Wirtschaft entwickelt sich in
eine gefährliche Richtung: Die hohe
Staatsverschuldung und die von den No­
tenbanken geöffneten Geldschleusen be­
drohen vor allem jene Unternehmer, die
auf seriöse Geschäftsmodelle, ehrliche
Arbeit, Innovation und einen gesunden
Mix von Sparen und Investieren setzen.
Die Geldschwemme gefährdet zudem
just jene Rentensysteme, die auf Selbst­
verantwortung und individuellem Spa­
ren aufgebaut sind. Die Gewinner dieser
Politik sind die Spekulanten und Schul­
denmacher: Unser Wertesystem wird
umgekrempelt.
Die Politik ist in praktisch ganz Europa,
aber zunehmend auch in der Schweiz,
völlig zerstritten und daher nicht mehr
in der Lage, die Probleme zu erkennen
und Lösungen dafür zu finden, so dass
das Vertrauen in die politische Elite weit­
gehend verloren gegangen ist. In dieser
verfahrenen Lage hilft letztlich nur eines:
Sich Zeit zum Nachdenken nehmen und
sich auf die Tugenden des Unternehmer­
tums besinnen. Ein erfolgreicher und
verantwortungsbewusster Unternehmer
setzt auf ganzheitliches und langfristiges
Denken sowie auf ethische Werte, die
nicht nur dem eigenen Unternehmen zu
Gute kommen, sondern weit in die Ge­
sellschaft hineinstrahlen. Damit stabili­
sieren sie die Gesellschaft und schaffen
wieder Vertrauen.
Auf dem Lilienberg begegnen Sie sol­
chen Persönlichkeiten; an unseren An­
lässen zu Themen aus Wirtschaft, Poli­
tik und Gesellschaft verschaffen Sie sich
eine gute Übersicht. Zusammen mit Ex­
perten und Gleichgesinnten informieren
Sie sich gründlich und analysieren mit der
nötigen Nüchternheit die Entwicklungen.
Dabei erarbeiten Sie Lösungsansätze und
gewinnen Zuversicht. Und wir brauchen
als Gesellschaft wieder eine grosse Por­
tion Zuversicht, nicht nur, um den nächs­
ten Lesesonntag zu überstehen …
*Christoph Vollenweider ist Leiter Unter­
nehmertum bei der Stiftung Lilienberg
Unternehmerforum. Er verantwortet die
Umsetzung des Stiftungsgedankens.
4
G e dan k e n
Von Heinz Bachmann*
Lehrplan 21 – Lernplan 21 – Leerplan 21?
Dr. Heinz Bachmann
Lehrplan­– Lernplan – Leerplan: Was wie
eine Wortspielerei wirkt, trifft die
Sache ziemlich gut. Der neue Lehrplan
21 orientiert sich primär an Kompetenzen
und an Lernergebnissen und erst in zwei­
ter Linie an Lehrinhalten. Es interessiert
also weniger, was und wie Lehrpersonen
unterrichten, sondern vielmehr, was die
Schüler am Schluss eines Lernprozesses
können (gelernt haben) sollen. Lernplan
21 wäre also richtiger. Das Lernen der
Schüler hängt indes nicht nur von den
Lehrpersonen, sondern vor allem von
ihnen selbst ab. Einen entscheidenden
Einfluss haben auch Struktur der Schu­
Unter anderem sollen
nn der Zusammenhalt der Schweiz im
Zusammenhang mit dem Fremdspra chenerwerb geregelt und sicher gestellt
werden;
nn der Föderalismus überwunden werden;
nn die berufliche Mobilität der Eltern
gefördert werden;
nn die wirtschaftliche Wettbewerbsfähig­ keit gewährleistet werden;
nn die Effizienz des Lernens bei Schülern
gesteigert werden, denn die Anforde rung­en unserer Arbeitswelt werden
immer komplexer.
aus? Das Anliegen ist berechtigt, über­
fordert die Schule mit ihren Mitteln aber
grundsätzlich. Dieser negativen Ein­
schätzung kann die positive Erfahrung
gegenüber gestellt werden, dass dieses
Argument schon bei der Einführung des
Zivildienstes oder bei der Einführung des
Frühfranzösisch. bemüht wurde, ohne
dass die Schweiz auseinandergebrochen
wäre. Kurz: Die Schweiz wird weiter
existieren, ob es den Lehrplan 21 gibt
oder nicht.
le, Erwartungen, Arbeits- und Lebensbe­
dingungen der Gesellschaft, Eltern, Mit­
schüler usw. Aus all diesen Gründen sind
der Schule Grenzen gesetzt, wenn sie
das Lernen der Kinder in den Mittelpunkt
stellt. Bescheidenheit ist angesagt: Ler­
nen kann man nicht verordnen, sondern
bestenfalls fördern. Leerplan 21 – auch
dieser Begriff scheint angebracht. Denn:
Wer liest in der heutigen Zeit schon eine
500-seitige Anleitung?
In der Bildungsdiskussion spricht man
von einem heimlichen Lehrplan. Das
heisst, es sind versteckte Ziele, die so
nicht offen im Lehrplan formuliert wer­
den, aber letztlich gemeint sind. Sind die­
se einmal benannt, kann man sich kon­
kreter damit auseinandersetzen, was im
Folgenden versucht wird.
Lehrplan 21 die politische Dezentralisie­
rung der Schweiz endlich teilweise ein­
schränken zu können. Auch das ist ein
legitimes Ziel in einer Zeit, in der der
Wettbewerb global geworden ist und im
Kleinen vor allem Ressourcen kostet und
wenig Fortschritte bringt. Diskussionen
zeigen indes, dass es in der Schweiz beim
Föderalismus um eine heilige Kuh geht,
die nicht so schnell geschlachtet wird.
Fakt ist: Die Vehemenz, mit der um die­
ses Werk gerungen wird, schürt Erwar­
tungen, die weit über dem liegen, was
der Lehrplan 21 kann und soll. Der Zusammenhalt der Schweiz hängt
vom Fremdsprachenunterricht ab
Dieses Argument trifft einen Nerv der
Zeit, weil die Identitätsfrage in einer sich
rasch wandelnden, globalen Wissens­
gesellschaft die Menschen verunsichert.
Wer sind wir? Was macht unseren Staat
Überwindung des Föderalismus
Kritiker des Föderalismus hoffen, mit dem
Berufliche Mobilität der Eltern
Bei der beruflichen Mobilität der Eltern
ist die Schulsituation der Kinder nur ein
Argument unter vielen: Da werden Kar­
rierechancen, eigenem Wohneigentum,
Vereinbarkeit der beiden Arbeitsstellen
von Vater und Mutter, Freundeskreis
der Eltern mehr Gewicht beigemessen.
Kommt hinzu, dass selbst mit einem ge­
meinsamen Lehrplan die Umsetzung den
Schulen so viel Spielraum lässt, dass der
nahtlose Übergang oft nicht wie erhofft
reibungslos funktioniert.
Wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit
Bei Diskussionen des Wirtschaftsstand­
orts Schweiz wird zwar die Bildung regel­
mässig als Erfolgsfaktor herausgestrichen.
Wie aber die aktuellen Währungsturbu­
lenzen zeigen, hängt die wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit noch von anderen Fak­
toren ab.
Verbessertes Lernen
Der Wunsch nach verbessertem Lernen
treibt die Menschheit schon immer um.
In unserer Arbeitswelt haben wir zuneh­
mend komplexere Systeme, die nach stets
besser ausgebildeten Arbeitskräften ver­
langen. Etwas ketzerisch sollte man sich
aber fragen, ob der Mensch für das System
da ist oder umgekehrt. Nur weil das Sys­
tem etwas verlangt, heisst das noch lan­
ge nicht, dass der Mensch in der Lage ist,
entsprechend zu reagieren. Der Mensch
verfügt aus Sicht der Evolutionsbiologie
immer noch über dieselbe Hardware wie
vor Tausenden von Jahren – ausgerichtet
auf ein Leben in der Steppe in Kleingrup­
pen. Um in der heutigen Welt erfolgreich
zu sein, muss also sehr viel Lern- und An­
passungsarbeit geleistet werden. Aber je­
der Tag hat nur 24 Stunden und die Kon­
zentrations- und Aufnahmefähigkeit des
Menschen ist begrenzt. Die Erwartung,
dass es einzig und allein gute Lehrpläne
und gute Schulen braucht, um die biolo­
gischen Grenzen des Menschen beliebig
auszuweiten, ist vermessen.
Eingangs war vom heimlichen Lehrplan
die Rede. Ein anderes Phänomen in der
dank hervorragenden Lehrmitteln, Über­
windung des Föderalismus in einem Teil­
bereich. Und es liessen sich auch Kosten
sparen. Statt dass jeder Kanton eigene
Lehrmittel produziert, könnten alle zu­
sammen von einem einheitlichen Lehr­
mittel profitieren.
Bildung ist die Bedeutung der Unterrichts­
mittel bei der Steuerung des Lernens. Jede
Lehrperson weiss, dass der Unterricht
nicht nur durch den Lehrplan bestimmt
wird, sondern auch durch die Schulbü­
cher und Lehrmittel. Das ist die Chance
für die 21 Kantone, die sich für den Lehr­
plan 21 zusammengetan haben, gemein­
same hochstehende Lehrmittel zu ent­
wickeln. Es leuchtet nicht ein, wieso die
Kinder im Kanton Thurgau anders Mathe­
matik lernen als die Zürcher. Vielen An­
forderungen an den Lehrplan 21 könnte
man mit gemeinsamen Lehrmitteln besser
gerecht werden: Anschlussfähigkeit bei
Wohnortswechsel, verbessertes Lernen
ändern kann, die Gelassenheit, das Un­
abänderliche zu ertragen und die Weis­
heit, zwischen diesen beiden Dingen die
rechte Unterscheidung zu treffen.» Wel­
che Haltung beim Föderalismus in der
Schweiz gefragt ist, ist immer noch nicht
klar.
Die Nagelprobe zum Lehrplan 21 steht
uns also noch bevor! Angesichts unseres
politischen Systems (Föderalismus) ringe
ich jedoch noch mit einem Grundprob­
lem, das schon Franz von Assisi beschäf­
tigt hat und es so formulierte: «Herr, gib
mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich
*Dr. Heinz Bachmann ist Dozent am Zen­
trum für Hochschuldidaktik an der Päd­
agogischen Hochschule Zürich. Er ver­
fügt über langjährige Erfahrung in der
Entwicklungszusammenarbeit und als
Wahl­beobachter für die UNO, OSZE und
die EU. Er ist Leiter des Lilienberg Aktions­
feldes Bildung & Sport.
6
B e g e gnung
Von der Stiftung Lilienberg Unternehmerforum
Eine Zeitreise an den Hof des Sonnenkönigs
Als das Violoncello im 18. Jahrhundert seinen Siegeszug antrat, verlor die einst
so beliebte Viola da gamba ihre bedeutende Stellung im Musikleben. Erst im
20. Jahrhundert erfolgte eine Wiederbelebung des Instrumentes. Die Pioniere
der Alten-Musik-Bewegung sorgten für eine Renaissance der Gambe auf dem
Konzertpodium. Zudem entwickelte sich die Gambe zunehmend zum Soloinstrument. Ihr Repertoire bestand hauptsächlich aus zweiteiligen Tanzsätzen, so
genannten Pièces. Solche Stücke aus der Zeit des französischen Sonnenkönigs
Louis XIV. spielte Romina Lischka am Lilienberg Frühlings-Rezital.
Die Gambistin Romina Lischka entführte
die knapp hundert Gäste auf eine Zeit­
reise ins französische Hochbarock nach
Versailles. Ihr weiter musikalischer Hori­
zont, ihre technische Perfektion und ihre
Neugier machen die 33-Jährige zu einem
der spannendsten Nachwuchstalente in
der Alten Musik. Seit die gebürtige Öster­
reicherin 2008 ihre Ausbildung am Kö­
niglichen Konservatorium in Brüssel mit
dem Master abschloss, spielt sie fest an
der Flämischen Oper und in verschiede­
nen Alte-Musik-Ensembles.
Begleitet von Raphaël Collignon am
Cembalo präsentierte sie auf Lilienberg
französische Pièces aus dem 18. Jahr­
hundert. Vier legendäre Musiker aus
Versailles, die sich zu Zeiten von Louis
XIV. als «officiers du roi» einen Wettstreit
um die Gunst des Sonnenkönigs gelie­
fert hatten, begegneten dem Publikum
im Programm: der Cembalist und Orga­
nist Francois Couperin, die zwei berühm­
testen Rivalen auf der Gambe, Marin
Marais und Antoine Forqueray und For­
querays Sohn Jean-Baptiste. Als Modera­
tor führte Andreas Müller-Crepon durch
das Konzert.
Tänze mit virtuosen Variationen
Marin Marais, unter dessen rund sieben­
hundert Werken für Gambe sich die be­
rühmten fünf Bücher mit Musik für Bass­
gamben finden, stammte aus einfachen
Verhältnissen; er zeigte aber schon früh
ein grosses musikalisches Talent. Als
Komponist gefeiert, erlangte er eine
noch grössere Bedeutung als Instrumen­
talvirtuose, der neue Spieltechniken ein­
führte. Er machte sich etwa die Resonan­
zen leerer Saiten und ihre Obertöne zu
eigen, wodurch er einen schwebenden
und zugleich kräftigen Klang erzeugte.
Seine Spieltechnik spiegelt sich in zahl­
reichen Kompositionen für Gambe wie­
der. Innerhalb der geschlossenen Form
der Suite weisen seine «Pièces de viole»
eine grosse Vielfalt auf. Die ersten drei
Bücher (am Rezital kam das dritte Buch
zur Aufführung) beinhalten Tänze, Pas­
sacaglien und Chaconnes (spanische
Volkstänze) mit meisterhaften Variatio­
nen, dazu viele Charakterstücke sowie
virtuose Fantasien und Capricen. Marais
ist einer der bedeutendsten Vertreter des
französischen Stils unter Louis XIV.
Couperins Alterswerk
François Couperin spielte nach dem frü­
hen Tod seines Vaters schon im Teen­
ager-Alter als Organist an der Kirche im
Pariser Quartier St-Gervais und beerbte
damit seinen Vater in diesem Amt. Als er
1728 die am Rezital gespielten «Pièces
de Violes avec la basse chifrée» her­
ausgab, war er bereits sechzig Jahre alt.
Die «Pièces de Violes» sind somit Al­
terswerke. In ihnen scheint Herbstlicht,
waltet Altersmilde und eine Gelassen­
heit zwischen stiller Zufriedenheit und
sanfter Melancholie. Die Première Suite
folgt dem üblichen Schema einer Folge
von Tanzsätzen, wobei Couperin über
das viersätzige Grundmuster (Allemande,
Romina Lischka und Raphaël Collignon nahmen das Publikum auf eine Zeitreise nach Versailles.
Courante, Sarabande, Gigue) hinaus ein
Prélude voranstellte und eine Gavotte
einschob. Nicht zuletzt wegen der An­
sätze zur Mehrstimmigkeit erinnert das
Werk an die Suiten für Violoncello von
Johann Sebastian Bach, der ein grosser
Verehrer Couperins war.
Als Fünfjähriger vor dem
König gespielt
Antoine Forqueray war wie sein Kol­lege
Marais Komponist und Gambist. Bereits
als Fünfjähriger spielte er vor Louis XIV.
auf dem Violoncello, worauf ihn der
König als Wunderkind auf der Gambe
ausbilden liess. Forqueray war einer der
berühmtesten Gambenspieler seiner Zeit.
Als diabolischer Gegenspieler des sanf­
ten Marais wandte er sich der aktuellen
italienischen Musik zu, deren typische
Violinfiguren er auf die Gambe übertrug.
Dabei erzielte er einen bis dahin für un­
erreichbar gehaltenen Grad an Virtuosität.
Das wurde ihm indes zum Verhängnis,
denn sein technisch versiertes Spiel hat­
te zur Folge, dass seine Werke von kaum
einem anderen Interpreten übernommen
werden konnten. Von den dreihundert
Stücken, die er hinterlassen hatte, sind
1747, zwei Jahre nach seinem Tod, ledig­
lich 29 von seinem Sohn Jean-Baptiste
Konkurrenzkampf auf dem Schloss Versailles
Zur Zeit des Sonnenkönigs Louis XIV.
einzuquartieren, nur um nach Belie­
war die Konkurrenz unter den Musikern
ben Gitarrenstunden nehmen zu kön­
von Schloss Versailles besonders hoch.
nen. Die Gambisten Marin Marais und
Die besten Künstler sollten das Ansehen
Antoine Forqueray wiederum, von de­
des Königs mehren. Es ging um das Privi­
nen «der eine wie ein Engel, der andere
leg, zur prestigeträchtigen «Musique de
wie ein Teufel spielte», komponierten
la Cham­bre» zu gehören, dem innersten
rührende oder witzige Charakterstü­
Zirkel der höfischen Musiker und Kom­
cke, wobei sie schamlos die Kurtisa­
ponten, die den Alltag des Monarchen
nen nachäfften und sich gegenseitig zu
musikalisch begleiteten: Aufstehen, Mit­
übertrumpfen versuchten. Weil der Kö­
tagessen, Abendessen, Zubettgehen,
nig bei den Festen, Zeremoniellen und
Bälle etc. Der Herrscher ging sogar so
Messen jedes Stück nur einmal hören
weit, den Musiker Robert de Visée in
wollte, entfalteten die Hofkomponisten
einer Kammer nahe seiner Gemächer
eine enorme Produktivität.
herausgegeben worden – unter dem Ti­
tel «le père: pièces de viole avec la basse
continue». Romina Lischka präsentierte
eine Auswahl daraus, und Raphaël Col­
lignon spielte das Stück «Jupiter», eine
Komposition, die Antoine Forqueray
für die Gambe schrieb und Sohn JeanBaptiste meisterhaft für das Cembalo
transkribiert und veröffentlicht hat.
Jean-Baptiste war zu diesem Zeitpunkt
der führende Gambist seiner Generation
und besass alle Talente des Vaters. Trotz­
dem, oder vielleicht gerade deswegen
hatte er zu ihm eine eher gestörte Be­
ziehung, erwähnte Moderator Andreas
Müller-Crepon. Wie schon der Vater,
begeisterte auch Sohn Jean-Baptiste als
Wunderkind Louis XIV und den Hof.
Lilienberg Rezital vom 3. März 2015 mit
Romina Lischka, Viola da gamba, und
Raphaël Collignon, Cembalo; Gastgebe­
rin: Stiftung Lilienberg Unternehmer­forum,
vertreten durch Susanne Rau-Reist; Mo­
deration: Andreas Müller-Crepon; Zusam­
menfassung: Stefan Bachofen.
8
Gespräch
Aus dem Aktionsfeld Wirtschaft & Industrie
«Wettbewerbsfähig bleiben –
auf verschiedenen Ebenen»
132. Lilienberg Gespräch mit Heinz Karrer, Präsident des Wirtschaftsdachverbandes economiesuisse
Heinz Karrer, der einstige Spitzenhandballer, fühlt sich in seiner Tätig­
keit als Präsident des Wirtschaftsdachverbandes economiesuisse wohl
– und sieht sich an vielen Fronten
herausgefordert. Mit einem Blick zurück auf die eidgenössischen Abstimmungsresultate im Jahr 2014 glaubt er,
dass mit der EU anspruchsvolle Verhandlungen anstehen.
Aufgrund des regen Zuhörerinteresses –
neben Lilienberg Freunden und Interes­
sierten nahmen auch gut zwei Dutzend
Schülerinnen und Schülern aus je einem
Schweizer und einem deutschen Gymna­
sium an der Veranstaltung teil – fand das
132. Lilienberg Gespräch im Lilienberg
Zentrum statt. Der Anlass wurde von Dr.
Max Becker, langjähriger Leiter des Akti­
onsfeldes Wirtschaft & Industrie, mode­
riert. Becker vertrat den Leiter Unterneh­
mertum, Christoph Vollenweider.
«Wettbewerbsfähigkeit erhalten!»
Als ehemaliger CEO des Energiedienst­
leistungskonzerns Axpo hat sich Heinz
Karrer mit ganz unterschiedlichen Dos­
siers zu beschäftigen. «Im Interesse der
Gesellschaft müssen wir alles daran set­
zen, den Wirtschaftsstandort Schweiz
Gesprächsleiter Dr. Max Becker (rechts) analysiert mit Heinz Karrer das Resultat der
eidgenössischen Volksabstimmung über die Ecopop-Initiative.
auch in Zukunft und unabhängig von Re­
sultaten bei Volksabstimmungen wettbe­
werbsfähig zu trimmen», betonte Karrer.
Wenn er die Schweiz im internationalen
Kontext betrachte, weise unser Land ei­
nen hervorragenden Beschäftigungsgrad
auf. Karrer: «In der Schweiz können die
meisten Erwerbstätigen am Arbeitsmarkt
partizipieren.»
Die Schweiz sei eine Exportwirtschaft.
«Nach der Annahme der Masseneinwan­
derungsinitiative vom 9. Februar 2014 ist
9
die Sache komplizierter geworden. Wir
müssen deshalb das Verhältnis mit der
EU unbedingt stabilisieren», äusserte sich
der Gesprächsgast. Karrer ist froh über
die deutliche Ablehnung der Ecopop-Ini­
tiative von Ende November. «Eine An­
nahme hätte uns bei unseren wirtschaftli­
chen Ambitionen vieles erschwert.» Nun
gelte es, aus wirtschaftlicher Sicht, mit
anderen Ländern «bessere Verhältnisse»
zu schaffen und drohende Wettbewerbs­
nachteile zu verhindern.
Karrer ist überzeugt, dass mit der EU
weitere schwierige Verhandlungen an­
stehen. Ungeachtet dessen gelte es aber,
die vom Stimmvolk am 9. Februar 2014
gewünschte Steuerung in Fragen der Ein­
wanderung ernst zu nehmen. «Der Ver­
fassung muss nachgelebt werden», mein­
te er. Karrer wünscht sich aber ebenso,
dass Aufklärungsarbeit geleistet werde,
etwa darüber, wie das Resultat bei der
Abstimmung über die Masseneinwande­
rungs-Initiative zustande gekommen ist.
«Wir könnten zum Beispiel unsere deut­
schen Nachbarn fragen, wie sie wohl ab­
stimmen würden, wenn Deutschlands
Ausländeranteil nicht 9 Prozent, sondern
wie in der Schweiz 24 Prozent betragen
würde», stellte Karrer in den Raum.
«Wichtige Fragen rund um
die Energiewende»
Einen bedeutenden Stellenwert in den
Tätigkeitsfeldern von economiesuisse
nimmt die Energiewirtschaft ein – auf­
grund Karrers beruflicher Vergangenheit
durchaus so etwas wie ein Steckenpferd
des «neugierigen Machers», wie er sich
selber beschreibt. «Spätestens seit der
Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011
gibt es wohl keine Zweifel mehr darüber,
dass auch in der Frage der Energiewen­
de viel Innovationsfähigkeit gefragt ist»,
sagte der economiesuisse-Präsident.
Karrer betonte, dass die Stromversor­
gungssicherheit der Schweiz an erster
Stelle stehe. Es gelte aber stets den As­
pekt, wie die Wettbewerbsfähigkeit er­
halten werden kann, im Fokus zu behal­
Karrer spricht sich im Übrigen sehr für
Frauen in Führungsgremien aus, erachtet
indes den Lösungsansatz über die Festle­
gung von Frauenquoten im Gesetz nicht
als glücklich.
ten. Ebenso müssten die ökologischen
Aspekte berücksichtigt werden.
Auf die Frage von Moderator Max Becker,
was er denn allenfalls Energie­ministerin
Doris Leuthard in Energiefragen empfeh­
len würde, entgegnete Karrer: «Ich un­
terhalte mich zwar mit Frau Leuthard,
aber empfehlen muss ich ihr nichts.» Es
sei einfach ein Vorteil, wenn Bundes­
räte auch über Expertenwissen verfügen
würden.
132. Lilienberg Gespräch vom 2. Dezem­
ber 2014 mit Heinz Karrer, Präsident des
Wirtschaftsdachverbandes economie­
suisse; Moderation: Dr. Max Becker (Ak­
tionsfeld Wirtschaft & Industrie); Zusam­
menfassung: Marcel Vollenweider.
Dem Lilienberg Gespräch mit Heinz Karrer wohnten auch Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus Konstanz und Kreuzlingen bei.
Zur Person Heinz Karrer
Heinz Karrer amtet seit dem 1. September 2013 als Präsident
des Wirtschaftsdachverbandes economiesuisse. Bereits vor
seiner Wahl war Karrer während fünf Jahren Mitglied des Vor­
stands und kannte economiesuisse auch durch seine Tätigkeit
in verschiedenen Ausschüssen. Als langjähriger CEO des Ener­
giedienstleistungskonzerns Axpo weiss er, wie wichtig gute
Rahmenbedingungen für eine international wettbewerbsfähige
Wirtschaft sind. Karrer gilt als glaubwürdiger und engagierter
Verfechter einer wirtschaftlich erfolgreichen, zukunftsorien­
tierten und liberalen Schweiz. Seine Fähigkeit zum Dialog hat
Karrer bereits vielfach bewiesen, und durch seine bisherigen
Tätigkeiten kennt er das politische System und die Wirtschaft
der Schweiz bestens.
Heinz Karrer absolvierte eine Lehre bei der Bankgesellschaft,
holte auf dem zweiten Bildungsweg die Matura nach und be­
gann mit dem Studium der Nationalökonomie. Danach über­
nahm er das Zepter beim Verband der Schweizer Sportarti­
kelindustrie. Der damalige Intersport-Direktor Adolf Ogi holte
ihn zum Sportfachhändler und machte ihn nach seiner Wahl
in den Bundesrat zum Intersport-Chef.
Im Alter von 36 Jahren wechselte Heinz Karrer nach acht Jah­
ren bei Intersport zu Ringier und übernahm dort die Verant­
wortung für das gesamte Inlandgeschäft. «Als Journalist tätig
zu sein, wäre für mich nie eine Option gewesen», gibt Karrer
zu verstehen. Danach zog er weiter zur Swisscom, wo er als
Marketingchef tätig war. 2002 stieg er dann ins Stromgeschäft
ein, wo er während elf Jahren an der Spitze des Grosskonzerns
Axpo stand und die Marktöffnung im Stromgeschäft wesent­
lich mitprägte.
Der 55-jährige gebürtige Zürcher wuchs in Winterthur auf
und hat sich einst auch einen Namen als Spitzenhandballer
gemacht. Er spielte in der Nationalliga A für Pfadi Winterthur
und St. Otmar St. Gallen sowie 53 Mal für die Schweizer
National­mannschaft, unter anderem an den Olympischen Spie­
len 1984 in Los Angeles. Eine Herzensangelegenheit sind ihm
zudem die Berge. Bisher hat er mehr als 40 Viertausender be­
stiegen. Heinz Karrer wohnt mit seiner Ehefrau und seinen drei
erwachsenen Söhnen in Münsingen BE.
11
«Jung am Start»
Von der Kantonsschule Kreuzlingen hatten 14 Gymnasiastin­
nen und Gymnasiasten den Weg ans Lilienberg Gespräch mit
Heinz Karrer gefunden. Im Rahmen eines Ergänzungsfaches
hatten sie sich mit Wirtschaftsthemen und unternehmerischen
Belangen auseinandergesetzt. Erste Erkenntnisse waren von den
Schülerinnen und Schülern in einer Ausstellung im Foyer des
Lilienberg-Zentrums zusammengefasst worden.
Die Stiftung Lilienberg Unternehmerforum beabsichtigt mit
dem neu lancierten Projekt «Jung am Start» bei Schülern an
Schweizer und deutschen Gymnasien die Begeisterung für wirt­
schaftliche Themen sowie das Unternehmertum zu wecken.
Die im Projekt eingebundenen Schüler haben in gemisch
ten Teams rund ein Dutzend Unternehmen aus der Region
unter die Lupe genommen. Im Zuge dieser Arbeit hätten die
Lernenden nicht nur verschiedene Markt­lücken – eine Firma
bietet zum Beispiel schwarze Socken für Lehrpersonen an –
kennengelernt, sondern auch erfahren, mit welchen Schwie­
rigkeiten die Firmengründer konfrontiert waren und wie diese
dann die auftretenden Probleme gelöst haben, führte Rositha
Noebel, Bereichsleiterin Begegnung, Gespräch und Bildung
bei der Stiftung Lilienberg, aus.
In einem nächsten Schritt werde es darum gehen, eigene
Geschäftsideen zu entwickeln, einen Businessplan zu erstellen
und die Ideen einer Jury zu präsentieren, erläuterte Noebel.
Zwei Klassen des Ellenrieder Gymna­
siums aus Konstanz und der Kantons­
schule Kreuzlingen besuchten zusam­
men mit ihren Lehrerinnen und Lehrern
die Veranstaltung im Rahmen des
grenzüberschreitenden Schulprojektes
«Jung am Start». Auch viele ältere Teil­
nehmer interessierten sich sehr für das
Projekt.
12
Gespräch
Aus dem Aktionsfeld Sicherheit & Armee
«Pazifismus und Landesverteidigung
schliessen sich nicht aus – im Gegenteil»
Der Erste Weltkrieg, dessen Ausbruch vor 100 Jahren kürzlich gedacht wurde, war
der erste industriell geführte Massenkrieg und der erste «totale Krieg» der Menschheitsgeschichte. Niemals zuvor hatten Armeen in solch gigantischen Grössenordnungen gegeneinander gekämpft, und niemals zuvor war die Zivilbevölkerung
derart direkt ins Kriegsgeschehen einbezogen. Der Militärhistoriker Oberst Prof.
Erwins Fitz nahm am Startanlass des Zyklus «Kriege und Konflikte an Europas
Rändern und ihre Auswirkungen auf die Schweiz» eine Auslegeordnung zu Ausbruch, Verlauf und Folgen des Ersten Weltkriegs vor.
Am Ende des Ersten Weltkriegs befan­
den sich drei Viertel der Weltbevölke­
rung im Kriegszustand; mehr als 17 Mil­
lionen Menschen starben. Vier morsch
gewordene Monarchien stürzten in den
Abgrund: Preussen, Habsburg, das Za­
ren- und das Osmanenreich. Ein Dut­
zend neue, teilweise künstliche Staaten
entstanden. Damit war die Ursache für
viele Konflikte gelegt, die uns auch heu­
te nach über 100 Jahren noch betreffen
– insbesondere in Osteuropa sowie im
Nahen Osten.
Fitz – ein militärischer
Familienstammbaum
Mit Professor Oberst Erwin Fitz kam Ende
Januar auf Lilienberg für einmal nicht ein
einheimischer Historiker zu Wort, son­
dern ein Sachkundiger der ehemaligen
Donaumonarchie und Nachfahre einer
der damals betroffenen Kriegsparteien.
Dabei steht der Name Fitz geradezu
für einen ganzen militärischen Famili­
enstammbaum. Bereits bei der Belage­
rung Wiens durch die Türken im Jahr
1683 waren seine Vorfahren, die Gebrü­
der Jakobus und Hans Fitz, im Einsatz
und sind dort gefallen. Es erstaunt des­
halb nicht, dass der Referent nebst zahl­
reichen historischen Fakten auch seine
pointierte eigene Sichtweise einbrachte.
Nach einer umfassenden Auslegeord­
nung zum Ausbruch widmete sich
Oberst Fitz dem Verlauf und speziell
den Folgen des Ersten Weltkriegs. Be­
sonders spannend war es, dass für ein­
mal nicht Westeuropa im Zentrum stand,
sondern der Blick auch in den Osten vor­
genommen wurde, was üblicherweise
zu kurz kommt. Einmal mehr wurde ver­
deutlicht, wie der Balkan als Spielball
der europäischen Mächte benutzt wurde.
Reminiszenzen zu weitgehend unbe­
kannten Vorkommnissen, die sich wäh­
rend des Krieges im Bodenseeraum zu­
getragen haben, rundeten den Vortrag ab.
Im Hinblick auf die Folgeveranstaltung
zum Konflikt in der Ukraine ergab sich
zudem eine wertvolle Betrachtung über
deren Gründung sowie die politischen
und sozialen Aspekte.
Nicht nur die Kosten des Ersten Welt­
kriegs von schätzungsweise 5000 Milliar­
den Euro und die Reparationszahlungen,
die bis ins Jahr 2010 dauerten, sondern
auch der ungünstige «Gewaltfriede» eb­
neten das Feld für die späteren Kriege.
An den Folgeanlässen des aktuellen Zyk­
lus befassen sich die Verantwortlichen
Moderator Andreas Widmer (links) und
sein Gesprächspartner Oberst Professor
Erwin Fitz.
Prominenz auch im Publikum: Dem Gespräch mit Militärhistoriker Fitz lauschten unter anderem Thomas Hugentobler, Mitglied des
Lilienbergrats und Vizepräsident der Offiziersgesellschaft Thurgau, und Regula Ferrari, Geschäftsführerin der Allgemeinen Schweizeri­
schen Militärzeitschrift (ASMZ).
des Aktionsfeldes Sicherheit & Armee
nun vertiefter mit den Konflikten am
Rande Europas: Die Ukraine (Seite 14/15),
der Irak und Syrien, Palästina und Libyen
stehen dabei im Fokus.
das Bundesheer und die Landesverteidi­
gung vereinbaren lasse und man denn
durch das Gedenken an die vielen Toten
nicht eher zum Pazifisten werde, wurde
Oberst Fitz gefragt.
Kriegsgräber und Pazifismus
Die Schweiz kennt keine Kriegsgräber,
da sie erfreulicherweise von den Gräu­
eln des Krieges seit Jahrhunderten ver­
schont blieb. In unseren Nachbarstaaten
ist das anders. Das «Schwarze Kreuz» ist
ein überparteilicher österreichischer Ver­
ein, der sich mit der Errichtung, Pflege
und Erhaltung von Grabstätten gefalle­
ner Soldaten, ziviler Kriegsopfer sowie
von Flüchtlingen und politisch Verfolgten
aller Nationalitäten befasst.
Die prompte und klare Antwort lautete:
«Ich bin stolz darauf, dass wir nie einen
Oberst Erwin Fitz ist Geschäftsführer des
«Schwarzen Kreuzes» in Vorarlberg und
erfährt dabei auch viel vom Leid der An­
gehörigen von Gefallenen. Ob sich denn
dieses Engagement mit dem Einsatz für
Ordensbehangene Brust
Vor dem Referat angesprochen auf
die zahlreichen Auszeichnungen an
seiner Uniform, die einen Schwei­
zer Offizier ganz neidisch mache,
meinte Oberst Erwin Fitz: «Orden
kann man sich verdienen, erdienen
oder erdinnern». Mit dieser schalk­
haften Antwort erntete Oberst Pro­
fessor Ritter von Fitz nicht nur ein
breites Schmunzeln der Zuhörer,
sondern hatte die Herzen der An­
wesenden im Nu erobert.
Krieg angefangen haben, sondern uns
immer nur verteidigt haben. Durch eine
starke Landesverteidigung schützen wir
unsere Freiheit und unsere Bevölkerung
und tragen am besten zur Kriegsverhin­
derung bei. Pazifismus und Landesvertei­
digung schliessen sich nicht aus – ganz
im Gegenteil!»
Zyklus «Kriege und Konflikte an Europas
Rändern und ihre Auswirkungen auf die
Schweiz»; Unternehmerisches Gespräch
vom 28. Januar 2015 «Der 1. Weltkrieg
– Ursache verschiedener Konflikte, die
uns heute wieder in Atem halten», mit
Oberst Professor Erwin Fitz, Offizier und
Historiker, Bregenz; Moderation und Zu­
sammenfassung: Andreas Widmer (Akti­
onsfeld Sicherheit & Armee); Redaktion:
Stefan Bachofen.
14
Gespräch
Aus dem Aktionsfeld Sicherheit & Armee
Ukraine: Wie der Konflikt zum Krieg eskalierte
Der Termin für den Lilienberg Anlass zum aktuellen Konflikt in der Ukraine hätte
nicht besser gewählt werden können: Kurz nach der Münchner Sicherheitskonferenz und exakt am Tag des 2. Minsker-Abkommens referierten mit Brigadier
Jean-Philippe Gaudin, Chef des Militärischen Nachrichtendienstes (MND) und
Oberst i Gst Christoph Zimmerli, stellvertretender Kommandant der Infanterie­
brigade 5 zwei profunde Kenner der Materie auf Lilienberg.
Die Krim-Krise und der nachfolgende
Konflikt – eigentlich bereits ein Krieg –
in der Ostukraine haben erneut verdeut­
licht, dass niemand voraussagen kann,
was die sicherheitspolitische Zukunft
bringen wird. Vor einem Jahr hatte noch
kaum jemand gedacht, dass es in die­
ser Region zu einer derartigen Eskalati­
on kommen könnte – zu sehr hatten die
Olympischen Winterspiele in Sotschi die
Weltöffentlichkeit getäuscht.
Innert Monaten ist es in Europa zu ei­
nem veritablen Krieg gekommen: geplant
und handstreichartig auf der Krim – im
Kampf der verbundenen Waffen und mit
immensen Kollateralschäden im Donbas.
Die Folgen sind noch nicht abschätzbar,
denn das Spektrum reicht von einem Ein­
frieren des Konflikts via Waffenstillstand
bis hin zur Ausdehnung zu einem Flä­
chenbrand. Eine allfällige Aufrüstung der
Ukraine durch westliche Waffen ist da­
bei sehr heikel. NATO-Soldaten in der
Ukraine brächten das Pulverfass wohl
zur Explosion.
Der offiziellen Militärdoktrin
entsprechend
Wie Brigadier Gaudin nach einer her­
vorragenden Auslegeordnung der Be­
drohung Europas klar machte, lässt sich
die heutige Situation nicht mehr mit dem
Kalten Krieg vergleichen. Der damalige
Ost-West-Konflikt ist in ein vielschich­
tiges Bedrohungsbild übergegangen. In
der Ukraine stehen sich zudem «hybride
Streitkräfte» mit teilweise unklaren Kom­
mandostrukturen gegenüber. Aus militä­
rischer Sicht erfolgte das Vorgehen Russ­
lands sowohl bei der Annexion der Krim
als auch in der Ostukraine nicht über­
raschend, sondern es entsprach exakt
der offiziellen Militärdoktrin. In diesem
Sinn waren die Ereignisse eigentlich nicht
unvorhersehbar, sie wurden im Westen
einfach nicht genügend wahrgenommen.
Interessanterweise spielt die Luftwaffe
wegen der starken Luftverteidigung der
Rebellen nur eine marginale Rolle.
Vom Konflikt zum Krieg
Oberst i Gst Zimmerli erläuterte sehr klar
strukturiert und abgeleitet von den strate­
gischen Interessen Russlands, wie die of­
fenbar gut geplante Destabilisierung und
Annexion der Krim ablief. Diese war an­
gesichts der historischen Hintergründe,
der Bevölkerungsstruktur und der militä­
rischen Bedeutung für die Schwarzmeer­
flotte vorhersehbar. In der Umsetzung
gingen politische Mittel (Demonstratio­
nen, politische Aufrufe) Hand in Hand
mit den Aktionen von Paramilitärs und
Sonderoperationskräften, welche rasch
die kritische Schlüsselinfrastruktur über­
nahmen. Klar ist, dass Cyberattacken und
die rasche Kontrolle der Massenmedi­
en und als wichtige Erstelemente der
Kampfführung nicht mehr wegzudenken
sind. Im Donbas konnte das Vorgehen
dann nicht mehr analog durchgezogen
werden, und der Konflikt eskalierte zum
veritablen Krieg.
Man darf gespannt sein, wie sich die
Lage weiter entwickelt und ob eine wei­
tere Destabilisierung Osteuropas erfol­
gen wird. Klar ist auf jeden Fall, dass
Russland eine Integration der Ukraine in
Brigadier Jean-Philippe Gaudin, Chef
des Militärischen Nachrichtendienstes
(rechts) zusammen mit Moderator
Andreas Widmer (Mitte) und Oberst
i Gst Christoph Zimmerli, Kommandant
Stv der Infanteriebrigade 5 vor der
militärischen Lagekarte Europas.
die EU oder in die NATO nicht akzeptie­
ren wird. Russlands Präsident Putin hat
diesbezüglich die rote Linie klar gezogen.
Interessant wird auch sein, ob sich die
immer verschärfteren Wirtschaftssank­
tionen als Gegenmassnahmen zur mili­
tärischen Aggression bewähren und in
welchem Umfang diese auf die westli­
chen Staaten zurückfallen.
Zyklus «Kriege und Konflikte an Europas
Rändern und ihre Auswirkungen auf die
Schweiz»; Unternehmerisches Gespräch
vom 11. Februar 2015 «Ukraine – ein
überraschender Krisenherd mit unabseh­
baren sicherheitspolitischen Folgen», mit
Brigadier Jean-Philippe Gaudin, Chef des
Militärischen Nachrichtendienstes MND
(J2), und Oberst i Gst Christoph Zimmerli,
Kdt Stv Inf Br 5, Wirtschaftsanwalt;
Moderation und Zusammenfassung: An­
dreas Widmer (Aktionsfeld Sicherheit &
Armee); Redaktion: Stefan Bachofen.
Die wesentlichen Erkenntnisse
Russland ist seit längerem und kontinu­
ierlich daran, sich militärisch aufzurüs­
ten und sich neu zu positionieren. Es
testet vermehrt die Einsatzbereitschaft
und Bündnis­festig­keit der NATO und ih­
rer Partner. Europa ist nicht mehr fähig,
den Schutz seiner Staaten allein sicher­
zustellen. Die in den vergangenen Jah­
Kampferfahrung verfügen, nicht beste­
hen. Vermehrt stehen nicht schwere
Waffensysteme, sondern eine neue Kom­
bination verschiedener Mittel im Einsatz.
Der Kampf der verbundenen Waffen ist
jedoch weiterhin nötig, auch bei hybri­
der Kriegführung. Zudem sind eine er­
höhte Bereitschaft und gute Kaderaus­
ren massiv abgerüsteten Streitkräfte rei­
chen dazu nicht mehr aus, sondern sie
benötigen die Unterstützungen der USA.
Zudem sind die Interessen der NATOMitglieder je nach graphischer Lage sehr
dispers. Möglicherweise bringt der KrimKrieg nun aber das Ende der unilateralen
Abrüstung Westeuropas.
Die ukrainischen Streitkräfte wurden
während 20 Jahren heruntergefahren.
Die Mobilisierung war ein klarer Miss­
erfolg. Die schlecht ausgebildeten und
schlecht ausgerüsteten Truppen können
gegen die Rebellenverbände, die über
bildung essentiell. Die Bedeutung von
Cyberaktionen und Informationsopera­
tionen ist stark steigend.
Wir leben in einer komplexen und
unsicheren Welt, welche durch eine Ten­
denz zu Chaos und Unsicherheit geprägt
ist. Deshalb müssen die zivil­en und mi­
litärischen Nachrichtendienste deutlich
verstärkt werden. Für die Schweiz gilt
es, sich wieder mit mehr Ernsthaftigkeit
der Sicherheitspolitik zu widmen, denn
in der Ukraine wurde wieder einmal klar:
Wer sich nicht selbst schützen kann, ver­
kommt zum Spielball der Geschichte!
16
G e s p r ä ch
Aus dem Aktionsfeld Unternehmenskultur & -ethik
Vier Firmenchefs, die ethische Werte
im Unternehmen vorleben
Unternehmer stören sich daran, dass
CEOs allgemein als Abzocker gelten. Dr. Christian Rahn, Roger Herzig,
Philip Mosimann und Beat de Coi
zeigten an zwei Veranstaltungen auf
Lilienberg auf, welche Werte in ihren
Firmen gelten. Dabei stehen der Mitarbeiter sowie der Kunde im Zentrum.
Mehr und mehr treten Unternehmer aus
der Defensive, suchen die Öffentlichkeit
und äussern ihre Meinung über Abzo­
cker, masslose Gewinne und verantwor­
tungslose Geschäfte. Sie wehren sich,
dass alle Unternehmer in einen Topf ge­
worfen werden. In zwei Lilienberg Kol­
loquien zum Thema «Gelebte Werte in
der unternehmerischen Praxis» traten
Dr. Christian Rahn von der Bank Rahn
& Bod­mer, Roger Herzig von der Firma
Schlatter, Philip Mosimann von Bucher
Industries sowie Beat De Coi von Cedes
und Espros Photonics auf (siehe Textbox).
«Unsere jahrelange Erfahrung als Ban­
kiers hat uns eines gelehrt: Nur wenn
wir die Lebenssituation, die Bedürfnis­
se und die Ziele unserer Kunden ge­
nau kennen, können wir ihnen ein guter
Partner in Vermögensfragen sein», sagte
Christian Rahn zur Philosophie und zum
Erfolg seiner Bank. Loyalität, Kontinuität
und Sorgfalt zählen zu den Kernwerten
von Rahn & Bodmer. Diese Eigenschaf­
ten leben die Mitarbeiter der Bank vor,
Glaubwürdigkeit und Vertrauen entste­
hen daraus. Die Konstanz der Privatbank
ermöglicht ihr Geschäftsbeziehungen,
die über Generationen hinweg leben.
Rahn & Bodmer kann mit einem Sinfonieorchester verglichen werden, in dem
sich jeder Mitarbeiter der Philosophie
der Bank unterordnen muss.
Ähnlich tönt es bei der RWD Schlat­
ter. «Die Motivation und Zufriedenheit
der Mitarbeitenden nimmt bei uns ei­
nen hohen Stellenwert ein», sagte der
Geschäftsleiter des Roggwiler Unter­
nehmens, Roger Herzig. Wertschätzung
gegenüber den Mitarbeitern beginnt für
Herzig bereits da, dass sich diese in der
betrieblichen Gemeinschaft integriert
fühlen. Um das zu erreichen, unternimmt
die Firma einiges. Sämtliche Büroräu­
me stehen offen, und im Unternehmen
herrscht eine Du-Kultur. Die Lernenden
duzen ihre Chefs, selbst den CEO des Be­
triebs. Roger Herzig kennt keinen Dün­
kel. Der CEO als auch die Mitarbeiter
haben die gleichen Firmenfahrzeuge. So
entstehen innerhalb des Betriebs keine
Diskussionen, wer welches Auto benützt,
sagte er. Das Thurgauer Unternehmen
stellt auch Menschen mit Behinderung
ein und würde das gerne noch mehr ma­
chen. «Wir suchen immer wieder Behin­
derte, die wir im Betrieb integrieren kön­
nen», sagte Herzig.
Glaubwürdigkeit beginnt
bei der Firmenleitung
Bodenständig, zuverlässig, hartnäckig
und langfristige Ausrichtung sind ge­
lebte Werte von Bucher Industries. Laut
CEO Philip Mosimann müssen diese Ei­
genschaften in der Führung geschäftlich
und privat vorgelebt werden. Ihm ist die
Haltung wichtig, zu sagen, was und wa­
rum man etwas macht und dies dann
konsequent durchführt. Für Mosimann ist
die Konkurrenzfähigkeit der Firma eine
Werte­haltung, die von den Mitarbeitern
getragen wird. Mosimann setzt in der
Unternehmensleitung auf Kontinuität. Es
sei ein völliger Witz, die Leitung nach
kurzer Zeit zu wechseln, wie das oft zu
beobachten ist. Um eine Firmenkultur
zu entwickeln und zu pflegen, braucht
es Zeit für die Führung.
Ein CEO sei im Durchschnitt drei bis vier
Jahre in seinem Amt. Erfolgen innert
17
Von links: Dr. Christian Rahn, Roger Herzig und Moderator Christoph Vollenweider.
18
Die Unternehmer Philip Mosimann (Zweiter von rechts) und Beat De Coi (Zweiter von links) werden von
Prof. Dr. Stephan Wirz (links) und Christoph Vollenweider befragt.
kurzer Zeit immer wieder personelle
Wechsel an der Spitze des Unterneh­
mens, leide die Glaubwürdigkeit der Füh­
rung. Gemäss Philip Mosimann liegt in
der Kontinuität der Leitung ein Erfolgs­
faktor bei Bucher Industries.
ins soziale Gefüge der Firma passt. Die
Wertschätzung dem Menschen gegen­
über ist für de Coi ein zentraler Punkt.
Als Chef geht er mit gutem Beispiel vo­
ran und sucht persönlich das Gespräch
mit den Mitarbeitern.
Work ist life und life ist work
Wenn die Arbeit Spass macht, spornt
sie die Mitarbeiter zu aussergewöhnli­
chen Leistungen an, sagte Beat de Coi,
Gründer und Verwaltungsratspräsident
der Cedes mit Sitz in Landquart sowie
der Chip-Fabrik Espros Photonics AG mit
Sitz in Sargans. Aus diesem Grund ach­
tet er sehr darauf, wie gut ein Mitarbeiter
Die Work-Life-Balance spielt für ihn nur
sekundär eine Rolle, denn für den Unter­
nehmer gilt: Work ist life und life ist work.
Diese Aussage steht in Zusammenhang
mit der Arbeitseinstellung. Beat de Coi:
«Wenn man täglich ins Büro zur Arbeit
geht, muss man Menschen gerne haben
und mit ihnen zusammenarbeiten kön­
nen.» Für den Firmeninhaber und CEO
hat bei der Anstellung die soziale Kom­
petenz des Mitarbeiters mehr Gewicht
als seine fachlichen Fähigkeiten. Beschei­
denheit, Redlichkeit und Wahrhaftigkeit
sind Tugenden, die in der Firma hochge­
halten werden.
Auf Lilienberg wird in einer Veranstaltungsreihe über Werte der Wirtschaft und Unternehmer diskutiert. Das Thema ist aktuell und
brisant, das Interesse am Gesprächszyklus entsprechend gross.
Die CEOs und ihre Firmen
Dr. Christian Rahn studierte an der Universität Zürich Rechtswissenschaften und
erwarb das Lizentiat und das Doktorat. Er besitzt das Anwaltspatent für den Kan­
ton Zürich und absolvierte an der University of Chicago LL.M.-Programm in in­
ternationalem Wirtschaftsrecht. Zusammen mit seinem Bruder Peter übernahm er
1990 die väterlichen Anteile an Rahn & Bodmer und ist seither Partner der Bank.
Roger Herzig arbeitet seit 23 Jahren bei Schlatter. Angefangen hat er als tempo­
rärer Mitarbeiter für ein Informatikprojekt, 1998 übernahm er die Geschäftsleitung.
Herzig hat an der HSG St. Gallen den Master in Entrepreneurship erworben. Die
RWD Schlatter AG ist spezialisiert auf die Herstellung hochwertiger und technolo­
gisch anspruchsvoller Türen.
Philip Mosimann ist Diplomingenieur ETHZ. 1980 trat er in die Sulzer Innotec
AG in Winterthur ein. 1993 wurde er Divisionsleiter der Sulzer Thermtec und 1997
Divisionsleiter der Sulzer Textil. 2001 erfolgte der Wechsel zu Bucher Industries,
wo er bereits 2002 CEO wurde. Zu Bucher Industries gehören fünf Bereiche. Der
grösste ist die Kuhn Group, die weltweit führend ist in der Herstellung von Land­
maschinen, Düngung, Futterernte, Pflanzenschutz, Sä- und Fütterungstechnik.
Beat De Coi ist Gründer und Verwaltungsratspräsident der auf Optosensorik spe­
zialisierten Firma Cedes mit Sitz in Landquart sowie der Chip-Fabrik Espros Photo­
nics AG mit Hauptsitz in Sargans. Er ist gelernter Maschinenbauzeichner und liess
sich berufsbegleitend zum Ingenieur und Betriebswirt ausbilden.
Zyklus «Die Leistungen der Unternehmer
für die Gesellschaft – raus aus der Werte­
krise»; Lilienberg Kolloquium vom 4. Sep­
tember 2014, «Gelebte Werte in der un­
ternehmerischen Praxis», mit Dr. Christian
Rahn, Partner Bank Rahn & Bodmer, Zü­
rich und Roger Herzig, CEO RWD Schlat­
ter, Roggwil.
Lilienberg Kolloquium vom 13. November
2014, «Gelebte Werte in der unternehme­
rischen Praxis», mit Beat De Coi, CEO und
Verwaltungsratspräsident Espros Holding
AG, Sargans, sowie Gründer und Verwal­
tungsratspräsident Cedes AG, Landquart,
und Philip Mosimann, CEO Bucher Indus­
tries AG; Moderation: Prof. Dr. Stephan
Wirz Leiter Studienbereich Wirtschaft und
Arbeit, Paulus Akademie, Zürich; Zusam­
menfassung: Bruno Fuchs.
20
Gespräch
Aus dem Aktionsfeld Unternehmenskultur & -ethik
Raus aus der Wertekrise mit Fairness
und Gehör für die Mitarbeitenden
Claude R. Cornaz von der Vetropack
und Tomas Prenosil von der Confi­
s­er­ie Sprüngli gehen in der Unternehmensführung mit gutem Beispiel
voran. Nur so gelingt der Schritt aus
der Wertekrise. Für Cornaz ist das
Gespräch mit den Mitarbeitern wichtig, für Prenosil eine menschliche
Unternehmensführung.
Im vierten und letzten Kolloquium zum
Thema «Gelebte Werte in der unter­
nehmerischen Praxis» traten Claude R.
Cornaz von der Vetropack Holding AG
und Tomas Prenosil von der Confiserie
Sprüngli AG auf. Beide CEOs stellten sich
der öffentlichen Diskussion über Abzo­
cker und zeigten auf, welche Werte in
ihren Unternehmen gelten und wie sie
mit Mitarbeitenden umgehen.
Cornaz plädierte für Menschenver­
stand im Unternehmertum. Der CEO
des traditionsreichen Unternehmens
von Glasverpackungen erinnerte an die
«guten, alten Zeiten», wo respektvolles
und anständiges Handeln der Unterneh­
mer Ehrensache war. Er bedauerte, dass
sich die Berichterstattung der Medien zu­
letzt immer wieder um einige wenige
Abzocker gedreht hatte. Das habe dem
Image des gesamten Unternehmertums
geschadet. Er zeigte kein Verständnis,
wenn junge Mitarbeiter einen Grund­
lohn von 100 000 Franken verdienen und
dazu als Bonus das Vier- bis Fünffache
einstecken.
Fortschritt trotz Tradition
bei der Confiserie Sprüngli
Tomas Prenosil befürwortet Veranstaltun­
gen wie diese auf Lilienberg, wo Unter­
nehmer Wertediskussionen führen. Wenn
er sein Unternehmen gut leite, heis­se das
auch, dass er es menschlich führe. Die­
se Haltung erleben seine Mitarbeitenden
und diese seien Multi­plikatoren, die bei
Bekannten über faires Unternehmertum
berichten. Tomas Prenosil kann sich in
seiner Branche und mit seinem traditions­
reichen Familienunternehmen keine ne­
gativen Schlagzeilen erlauben, weil sich
diese rasch auf den Geschäftsgang aus­
wirken würden.
Der Erfolg des Unternehmens ist
stark mit der Geschichte der Confise­
rie Sprüngli verbunden. Tomas Prenosil
und sein Bruder Milan führen das Un­
ternehmen seit 1994 in sechster Gene­
ration. Die beiden Brüder sind Neffen
von Richard Sprüngli, der das Unterneh­
men in der zweiten Hälfte des 20. Jahr­
hunderts während 40 Jahren erfolgreich
geführt und geprägt hatte. Sie ruhen sich
nicht auf den Leistungen ihres Onkels aus.
Mit neuen Produkten und einem moder­
nen Auftritt führten sie die Confiserie zu
neuem Erfolg. Laut Tomas Prenosil be­
steht der Fortschritt nicht darin, das Ges­
tern zu zerstören. Es geht vielmehr dar­
um, die Essenz zu bewahren, welche die
Kraft hat, eine bessere Gegenwart und
Zukunft zu schaffen. Der CEO sagte: «Die
Fähigkeit sich mit Wandel auseinanderzu­
setzen, ist für ein Traditionsunternehmen
von existenzieller Bedeutung.»
Was den Frauenanteil im Betrieb an­
belangt, ist die Confiserie Sprüngli der
Zeit voraus; das Unternehmen hat einen
Frauenanteil von 80 Prozent. Die Firmen­
leitung unterstützt den Kinderwunsch bei
den Mitarbeiterinnen und sieht auch kei­
ne Probleme im Kader. Mütter können
problemlos Teilzeit arbeiten, im Kader
darf das Pensum nicht unter 60 Prozent
fallen, weil Kaderleute eine Mindestprä­
senz aufweisen müssen.
Ein attraktives Arbeitsumfeld sowie die
Zusammenarbeit im Team stehen bei der
Confiserie Sprüngli im Zentrum. Prenosil
sieht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
an den regelmässig stattfindenden An­
lässen. Selbst Pensionäre haben monat­
lich ihre Treffen am Paradeplatz.
Tomas Prenosil (rechts) und
Claude R. Cornaz (Mitte) standen
Christoph Vollenweider
Red und Antwort.
Verhaltenskodex bei der Vetropack
Für Claude R. Cornaz sind die Mitarbei­
ter, Kunden und Aktionäre die wichtigs­
ten Partner der Firma. Das unternehme­
rische Handeln richtet sich danach, ihren
Ansprüchen bestmöglich gerecht zu wer­
den. Die Unternehmensleitung hält sich
an ein Leitbild, in dem die Unterneh­
menskultur, Strategie, Führung, der Ver­
haltenskodex sowie die Geschäfts- und
Sachpolitik geregelt sind. Im Verhaltens­
kodex stehen Haltungen, die auf den
ersten Blick als selbstverständlich an­
gesehen werden. So sind etwa die An­
erkennung der Menschenrechtserklä­
rungen, die Bedeutung der Sicherheit
am Arbeitsplatz sowie das Verbot von
Belästigungen, Zwangs- und Kinderar­
beit aufgeführt. Laut Cornaz ist dieser
Kodex wichtig gegenüber Kunden wie
Coca-Cola. Die Firma muss in den USA
beweisen, dass bei der Produktion keine
Kinder am Werk waren.
Die Mitarbeiter sprechen Claude R. Cor­
naz in den Betrieben regelmässig spontan
an und erzählen von ihren Problemen. Es
ist dem CEO wichtig, zu verstehen, was
sie beschäftigt. Würden CEOs ihre Mitar­
beiter öfters anhören, könnten im Betrieb
Zwei Firmen mit Tradition
Claude R. Cornaz ist CEO und Mit­­
glied des Verwaltungsrates der Vetro­
pack Holding AG mit Sitz in Bülach. Er
leitet in vierter Generation einen der
führenden Verpackungsglasproduzen­
ten Europas. 2012 gewann er den soge­
nannten «Entrepreneur Of The Year»Family Business-Award, einen weltweit
ausgerichteten Unternehmerpreis. Die
Vetropack Holding AG wurde 1966 ge­
gründet. Heute gehören Werke aus Ös­
terreich, Tschechien, Kroatien, Slowa­
kei und Ukraine dazu.
Verbesserungen in kleinen Schritten er­
zielt werden, ist Cornaz überzeugt. Er
verlangt von seinem Kader einen situ­
ativen Führungsstil, das heisst, die Vor­
gesetzten müssen ihre Personalführung
gegenüber den Mitarbeitern anpassen.
Er denkt an Neueintretende, denen mehr
geholfen werden muss als Kollegen, die
schon viele Jahre im Betrieb sind.
Vetropack hatte sich während einiger
Zeit für Leute mit einer Behinderung en­
gagiert. Gemeinsam mit der Pro Infirmis
führten sie das Projekt «Hilfe durch Ar­
beit als Weg aus der Isolation» (Hawai)
durch. Dank dieser Arbeit bekam das
Tomas Prenosil ist bei der Confise­
rie Sprüngli der CEO und Delegierte
des Verwaltungsrates und verantwort­
lich für Marketing und Entwicklung.
Er hat an der Uni Zürich ein JusStudium absolviert. Die Gründung
des Unternehmens erfolgte 1836,
als David Sprüngli die Conditorei
Vogel übernommen hatte. Die Confi­
serie Sprüngli ist nicht zu verwechseln
mit dem Schokoladenhersteller Lindt
& Sprüngli.
Leben der Behinderten einen neuen Sinn
und die Mitarbeiter hörten von völlig
anderen Lebensbiografien.
Zyklus «Die Leistungen der Unternehmer
für die Gesellschaft – raus aus der Werte­krise»; Lilienberg Kolloquium vom 12. Janu­
ar 2015, «Gelebte Werte in der unterneh­
merischen Praxis», mit Claude R. Cornaz,
CEO und VR-Mitglied der Vetr0pack Hol­
ding AG in Bülach und Tomas Prenosil,
CEO und VR-Delegieter der Confiserie
Sprüngli AG in Zürich; Moderation: Chris­
toph Vollenweider, Leiter Unternehmer­
tum; Zusammenfassung: Bruno Fuchs.
22
Gespräch
Aus dem Aktionsfeld Medien & Kommunikation
Wie funktioniert Demokratie
ohne klassische Medien?
Unter dem provokativen Titel «Wie
funktioniert Demokratie ohne klassische Medien» fand am 5. Dezember im Lilienberg Unternehmerforum
die Tagung des Vereins Medienkritik
Schweiz statt. Keiner der Vortragenden konnte sich zwar für das Jahr
2030 eine Schweiz ohne journalistische Medien vorstellen, aber die Veranstaltung beleuchtete doch einige
Argumente, welche die Gleichung
Medien = Demokratie in Frage stellten.
Unter Journalisten, in der Medienwissen­
schaft und auch in der allgemeinen Öf­
fentlichkeit gilt es fast als Glaubenssatz:
Die Medien sind die Basis unserer De­
mokratie. Nur sie sind in der Lage, den
Diskurs der verschiedenen Teilöffentlich­
keiten wie etwa der Politik, der Wissen­
schaft, der Kirche und der Wirtschaft in
der Arena der elektronischen und ge­
druckten Medien zusammenzuführen
und damit den Lesern ein breites Mei­
nungsspektrum zu präsentieren, es zu
sortieren und zu bewerten, damit sich
die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger
ihre eigene Meinung bilden können.
Klassische Medien auf dem Rückzug
Hans-Peter Rohner, ehemaliger Ver-
­waltungs­ratspräsident der Publigroupe
machte den Medienwandel der vergan­
genen 40 Jahre in seinem Eingangsreferat
deutlich. Nach dem Zeitungssterben, der
Konzentration der Medienhäuser und der
Abwanderung des Werbefrankens ins In­
ternet sind wir nun in der Phase der zu­
nehmenden mobilen Mediennutzung.
Zwar sieht auch Rohner noch in 15 Jah­
ren kein vollständiges Verschwinden
von Zeitung und klassischem Fernsehen,
doch würde sich die jetzige Entwick­
lung weg von den klassischen Medien
ungebremst fortsetzen. «Wir leben heu­
te in einer Mediengesellschaft, die rund
um die Uhr funktioniert. Offene Kom­
munikationsplattformen lösen autor­­­­­i­täre
Medien ab, die Fragmentierung der Ge­
sellschaft akzentuiert sich, und das Be­
wegtbild – nicht in der Form gewohnter
TV-Programme – hat jetzt schon klare
Leadfunktion.»
Denkt man diese Entwicklung wei­
ter, so ist eine demokratische Gesell­
schaft durchaus mit nur noch wenigen,
ja vielleicht sogar keinen journalistisch
und redaktionell organisierten Medi­
en denkbar. Dieses Gedankenexperi­
ment führte Philip Kübler, Präsident des
Vereins Medienkritik Schweiz, in sei­
nem Vortrag aus. Er kommt zum Schluss,
dass der Prozess der Meinungsbildung
durchaus von Organisationen wie Schu­
len, Vereinen, Parteien, NGO und sozi­
alen Medien übernommen werden kann.
Das so vermeintlich Undenkbare sei also
durchaus vorstellbar, ja vielleicht in eini­
gen Jahrzehnten Realität.
Wer kann es besser als die Medien?
Doch, so muss die logische Anschluss­
frage lauten: Ist dieser neue Meinungsbil­
dungsprozess ohne Medien besser als das
jetzige System? Und hier ist doch mehr
als nur ein Fragezeichen angezeigt. Das
erste muss hinter der Überlegung stehen,
wer denn die Qualität der nötigen Hin­
tergrundinformationen sicherstellt. Fin­
det nur noch das Laute, Modische oder
Unterhaltende sein Publikum und blei­
ben das vermeintlich langweilige Sach­
geschäft und die grundsätzlichen Überle­
gungen zu unserer wirtschaftlichen und
demokratischen Zukunft auf der Strecke?
Und wer tritt der immer stärker werden­
den Organisationskommunikation von
Staat und grossen Unternehmen entge­
gen, welche ihre PR-Abteilungen laufend
ausbauen und professionalisieren? Und
schliesslich: Wo findet in Zeiten einer
Von links: Dr. Philip Kübler, Hans-Peter Rohner, Dr. Michelle Beyeler und Moderator Dr. Andreas Jäggi.
möglichen Existenz-Krise noch überleg­
tes, unparteiisches und sachkundiges
Argumentieren statt?
Als dritte Referentin befasste sich Dr.
Michelle Beyeler, Privatdozentin an der
Universität Zürich, mit den Möglichkei­
ten der Bürgerbeteiligung über die neuen
sozialen Medien. Diese böten tatsächlich
neue Chancen der Einflussnahme von
unten. Es sei jedoch zu beobachten, dass
über diese Medien überdurchschnittlich
häufig politische Aussenseiter zu Wort
kommen und vor allem Formen des po­
litischen Protests gefördert werden. Zu­
dem verstärkten diese Medien die zen­
trifugalen Kräfte der Gesellschaft, in
dem sie Gleichgesinnte sammelten und
ein echter pluralistischer Meinungsaus­
tausch weder gefragt noch gefördert
werde. Nach wie vor seien die konven­
tionellen Medien besonders auch für
Politiker berechen- und beeinflussbarer.
Die hergebrachte gegenseitige Abhängig­
keit von Politik und Medien funktioniere
in der Schweiz weiterhin und werde so
schnell auch nicht durch die neuen For­
men verdrängt.
Medien als Versicherung
unserer Demokratie
Als Fazit der Tagung kann festghalten
werden: Die schweizerische Demo­­­kratie braucht Foren, in denen unter-­
24
«Wie funktioniert Demokratie ohne klassische Medien?» Diese provokative Fragestellung lockte zahlreiche Teilnehmer in die Lilien­
berg Aula, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Im Publikum sassen auch der Ermatinger Gemeindeammann Martin Stuber und
Dr. Stefan Vannoni vom Wirtschaftsdachverband economiesuisse (vorne links).
schied­
lichste Meinungen aufeinander­
prallen und diskutiert werden, die Ori­
entierung bieten und allen leicht zugäng­
lich sind. Solche neuen Foren entstehen
jedoch zunehmend ausserhalb der tra­
ditionellen Medienlandschaft. Doch an­
gesichts der Herausforderungen, ja auch
der Gefahren der neuen Medienwelt sind
wir gut beraten, einem unabhängigen
schweizerischen Mediensystem Sorge
zu tragen. Es wird in 15 Jahren sicherlich
anders aussehen als heute, doch wenn
es den Medien gelingt, ihre Funktion für
unsere Demokratie durch Qualität unter
Beweis zu stellen, werden wir auch 2030
noch auf Produkte journalistischer Arbeit
zählen können. Dies auch im Sinne einer
Versicherung für unsere Demokratie, wie
es Philip Kübler prägnant formuliert hat.
25
Interessierte Zuhörer (von links): Andreas Widmer, Armin Menzi, Wilhelm Knecht und Prof. Dr. Matthias Künzler, Forschungsleiter
am Institut für Multimedia Production an der Hochschule Chur.
Der Verein Medienkritik Schweiz
Der im Frühjahr 2010 gegründete Verein will der Medienkritik mehr Beachtung
verschaffen und sie zu einem festen Bestandteil der öffentlichen Kommunika­t­ion der Schweiz machen. Medienkritik Schweiz will eine vielfältige Medienkritik
– breit abgestützt und nachvollziehbar. Dazu braucht es eine entsprechende Dia­
logkultur zwischen Fachleuten, Medienschaffenden, gesellschaftlichen Akteuren
und dem Publikum.
Mit einer Mitgliedschaft unterstützen Sie unsere Anliegen. Weitere Informati­
onen erhalten Sie auf der Webseite www.medienkritik-schweiz.ch «Liken» Sie
auch die Facebook-Präsenz «Medienkritik Schweiz» oder folgen Sie auf Twitter@
medienkritikCH
Lilienberg Tagung vom 5. Dezember 2014,
«Wie funktioniert Demokratie ohne klas­
sische Medien?», mit Hans-Peter Rohner,
ehem. Präsident des Verwaltungsrates Pu­
bligroupe, Mitglied der Eidgenössischen
Medienkommission, Dr. Philip Kübler,
Präsident Medienkritk Schweiz, CEO Pro­
Litteris und Mitglied der Eidgenössischen
Medienkommission und Dr. Michelle
Beyeler, Privatdozentin für Politikwissen­
schaft an der Universität Zürich, Modera­
tion und Zusammenfassung: Dr. Andreas
Jäggi (Aktionsfeld Medien & Kommunika­
tion); Redaktion: Stefan Bachofen.
26
Gespräch
Aus dem Aktionsfeld Politik & Gesellschaft
Unseren Sozialwerken droht das Geld auszugehen
Die ungünstige demographische Entwicklung ist keine schweizerische Besonderheit, sondern trifft auf alle europäischen Staaten zu. In den vergangenen
150 Jahren haben wir im Durchschnitt um 30 Jahre an Lebenserwartung gewonnen. Der demographische Wandel hat Vorteile, bietet vor allem aber auch riesige
Herausforderungen. Insbesondere hat er einen enormen Einfluss auf unsere
Sozialwerke und Renten. Colette Nova, Vizedirektorin des Bundesamtes für
Sozialversicherungen, und der Sozialversicherungsexperte Andreas Zeller, wagten auf dem Lilienberg einen Blick in die Zukunft.
Die Lebenserwartung der Schweizer Be­
völkerung beträgt derzeit 82,8 Jahre – da­
mit haben wir sogar die Japaner überholt.
Unsere Lebenserwartung steigt zudem
pro Jahr um rund 1,7 Monate. Hundert­
jährige sind keine Seltenheit mehr. Wenn
man einer Werbung glauben darf, dann
wird jedes zweite Baby, das heute gebo­
ren wird, dereinst 100 Jahre alt.
Der demographische Wandel ist mit
grossen Herausforderungen verbunden.
Dabei ist das Ausmass heute noch nicht
voll abschätzbar, denn es ergeben sich
breite Auswirkungen auf die meisten Le­
bensbereiche. Das beginnt bei ethischen
sowie sozialen Überlegungen und reicht
über Fragen der Gesundheit bis hin zu
Städtebau, Mobilität oder Ernährung.
Und natürlich hat die demographische
Entwicklung einen Einfluss auf die finan­
zielle Zukunft unserer Sozialwerke. Die
Situation akzentuiert sich im nächsten
Jahrzehnt, wenn die Babyboomer-Ge­
neration ihre Erwerbstätigkeit aufgeben
wird. Der Rentenbedarf erhöht sich da­
mit massiv, was eine grosse Finanzie­
rungslücke für die 1. und auch für die 2.
Säule ergibt.
Ein ganzheitliches Projekt
Deshalb hatte der Bundesrat bereits
im Jahr 2013 das Projekt «Altersvorsor­
ge 2020» lanciert, die umfangreichste
Reform der Geschichte der Schweizer
Sozialversicherungen. Der zuständige
Bundesrat Alain Berset stellte das Pro­
jekt an einem Lilienberg Gespräch im
Oktober 2013 detailliert vor. Nach einer
gründlichen Auswertung der Vernehm­
lassung liegt die Botschaft nun vor und
ist in der Vorberatung bei der zustän­
digen Kommission des Ständerats. Die
Vorlage ist geprägt durch eine ganzheit­
liche Betrachtung und eine umfassende
Auslegeordnung. Offen und umstritten ist
indes die Frage, ob die parlamentarische
Beratung in einem Paket erfolgen wird,
oder ob dieses in sich stimmige Teilpa­
kete aufgeschnürt wird.
Steigende Lebenserwartung –
immer mehr Rentner
Mit Colette Nova, Vizedirektorin des
Bundesamtes für Sozialversicherungen,
und Andreas Zeller, ehemaliges Mitglied
der eidgenössischen AHV-Kommission
und Geschäftsleiter der Ausgleichskasse
Schweizerischer Elektrizitätswerke, refe­
rierten Ende Februar zwei ausgewiese­
ne Sozialversicherungsfachleute auf dem
Lilienberg. Bei der Darlegung der Situa­
tion und der Problemstellung waren sich
beide noch einig. Als Folge der steigen­
den Lebenserwartung und der wachsen­
den Rentnerzahl werden die Sozialwerke
bald vor Finanzierungsproblemen stehen.
Laut Prognosen wäre die AHV-Kasse
noch vor dem Jahr 2030 leer, und es er­
gäbe sich eine Finanzierungslücke von
jährlich rund acht Milliarden Franken. Er­
schwerend kommt dazu, dass auf Grund
der tiefen Zinsen die Kapitalerträge stark
gesunken sind – dies betrifft besonders
die Pensionskassen.
Die Auswirkungen des demographischen
Wandels auf die Sozialwerke betrifft uns
alle: Colette Nova und Andreas Zeller
blickten auf Lilienberg in die Zukunft.
Da die bisherigen Lösungsversuche in
den Volksabstimmungen der vergange­
nen zehn Jahre gescheitert sind (etwa bei
der Erhöhung der Mehrwertsteuer oder
der Senkung des Mindestumwandlungs­
satzes), strebt der Bundesrat nun eine
Gesamtlösung an. Dabei sind die Zie­
le der Reform, vorallem der Erhalt des
Rentenniveaus und eine ausreichende Fi­
nanzierung der Leistungen grundsätzlich
auf breite Zustimmung gestossen. Die in
anderen Staaten bereits eingeführte Er­
höhung des Rentenalters ist (noch) tabu.
Allerdings wird das Rentenalter für Män­
ner und Frauen neu einheitlich festge­
nicht gefunden. Deswegen setzt sich die
Wirtschaft für eine Priorisierung ein und
strebt die Aufsplittung in zwei zeitlich ge­
staffelte Reformschritte an.
Klar ist: Ein Scheitern der Vorlage wür­
de eine unliebsame Schuldenwirtschaft
bei der Altersvorsorge nach sich ziehen
und letztlich den sozialen Frieden ge­
fährden. Oberstes Ziel muss es sein, dass
auch künftig ein geordnetes Zusammen­
leben der Generationen in Würde und
Wohlstand möglich sein wird. Die poli­
tische Diskussion ist nun lanciert. Letzt­
lich müssen die Stimmberechtigten über
das Projekt befinden – immerhin sind ja
legt, und es sollen kostenneutrale Flexi­
bilisierungen erfolgen. Unbestritten ist,
dass das Rentenniveau im Sinn eines Leis­
tungserhalts beibehalten werden muss.
auch alle betroffen, zuerst als Beitrags­
zahler und später als Bezüger.
Wirtschaft für Staffelung der Reform
Auch wenn die Notwendigkeit der Re­
form unbestritten ist, hat das Gesamt­
paket doch seine Tücken, indem sich zu
jeder der rund 20 vorgeschlagenen Mass­
nahmen eine Gegnerschaft formiert. Sei­
tens der Wirtschaft wird mit Nachdruck
darauf hingewiesen, dass das Gesamtpa­
ket sowohl überladen als auch unausge­
wogen sei. Die Balance zwischen Mehr­
einnahmen und Mehrausgaben sei noch
Zyklus «Die Herausforderungen des de­
mographischen Wandels – Chancen und
Gefahren»; Lilienberg Kolloquium vom
27. Februar 2015 «Wie sichern wir unse­
re Sozialwerke und Renten?», mit Colette
Nova, Vizedirektorin des Bundesamtes für
Sozialversicherungen, und Andreas Zeller,
Sozialversicherungsexperte, alt National­
rat FDP, Geschäftsführer Ausgleichskas­
sen Schweizerischer Elektrizitätswerke;
Moderation und Zusammenfassung: An­
dreas Widmer (Aktionsfeld Politik & Ge­
sellschaft); Redaktion: Stefan Bachofen.
Die Eckwerte der Reform
«Altersvorsorge 2020»
n Das Referenzalter in der AHV und
der beruflichen Vorsorge wird für
Frauen und Männer bei 65 harmoni­
siert, aber (noch) nicht generell über
65 Jahre hinaus erhöht.
n Die Pensionierung soll individu­
eller gestaltbar sein mit einem Vor­
bezug ab Alter 62 oder einem Auf­
schub bis Alter 70 sowie Teilrenten
zwischen 20 und 80 Prozent.
n Die sich öffnende Finanzierungs­
lücke der AHV soll durch eine Erhö­
hung der Mehrwertsteuer 2030 ge­
schlossen werden.
n Die Witwenrenten in der AHV
werden auf Personen mit Betreu­
ungspflichten beschränkt.
n Der Mindestumwandlungssatz im
BVG wird auf 6,0 Prozent gesenkt.
n Teilzeitbeschäftigte und Personen
mit mehreren Arbeitgebern werden
in der beruflichen Vorsorge bes­
ser abgesichert (betrifft vor allem
Frauen).
28
B i ldung
Von Marco Baumann*
Kundenzufriedenheit geht über alles –
auch im Jubiläumsjahr
Marco Baumann
Unsere Schweizer Herkunft ist unser Ka­
pital, die Natur und die Kräuter sind un­
ser Herz. Wir sprechen nicht nur von
Erfolg, sondern vor allem von 125 Jah­
ren Kundenzufriedenheit, Erfahrung
und grossem Vertrauen, das man uns
entgegenbringt.
Wie alles begann –
ein Blick in die Geschichte
Unser Unternehmen lebt seit 125 Jahren
vom Geheimnis der Kraft der Schweizer
Kräuter. Nicht umsonst ist Josef Wil­­helm
Rausch, ein Friseurmeister aus Konstanz,
1890, als das Unternehmen gegründet
wurde, zum Haus- und Hoflieferanten
der Hohenzollern und anderer Adliger – heute würde man sagen VIPs – avan­
ciert. J. W. Rausch war – das wissen
wir heute – der Erfinder des ersten Flüs­
sig-Shampoos. Basierend auf dem tiefge­
henden Wissen der Mönche über Heil­
kräuter, welches sich J. W. Rausch aus
den Klosterbüchern holte, forschte und
entwickelte er hier eingehend. Die Kunst
war, die richtigen Kräuter in der richtigen
Kombination und in der richtigen Men­
ge so einzusetzen, dass nicht nur die
Kopfhaut gesund gepflegt, sondern auch
die Haare schön und natürlich glänzend
wirkten.
Diese Philosophie trägt unser Unterneh­
men bis heute, und einige Rezepturen
sind seit 125 Jahren nahezu gleich ge­
blieben. Darauf sind wir alle sehr stolz
und leben diese Liebe zu den Schweizer
Kräutern bis heute in aller Konsequenz.
Einzigartig durch beste Rohstoffe
und beste Qualität
RAUSCH ist als Hersteller von Schweizer
Kräuter-Haar- und Hautpflege-Spezialitä­
ten klar ein Nischenplayer in einem Kör­
perpflegemarkt, der ja vor allem von Mass
Market Produkten getrieben wird. Es heisst
ja nicht umsonst «Fast Moving Consumer
Goods». Wir wollen in dieser Masse von
Produkten, die sich an unglaublichen
Wirkversprechen überbieten, aber gar
nicht so «fast» sein. RAUSCH-Shampoos
enthalten bis zu 40 Prozent Kräuterext­
rakte, welche in aufwendigen, hauseige­
nen Verfahren schonend und naturbe­
lassen hergestellt und gezielt eingesetzt
werden. Die mit grösster Sorgfalt von un­
seren Schweizer Vertragsbauern in kon­
trolliertem Anbau kultivierten Kräuter und
Pflanzen, deren hauseigene Verarbeitung,
Reifung und anspruchsvolle Produkther­
stellung garantieren für die einzigartige
Wirkung der RAUSCH Produkte. Sie sind
nicht austauschbar.
Und das, was wir versprechen, das hal­
ten unsere Produkte auch! Für die Ent­
wicklung und langfristige Gewährleis­
tung hoher Qualität solcher Produkte
braucht es aber Zeit, Sorgfalt und Kom­
petenz. Ausserdem sind wir einer der
wenigen Marktplayer, der lokal Roh­
stoffe beschafft, Produkte selbst entwi­
ckelt und herstellt. Natur, Glaubwürdig­
keit, Authentizität und Kundenvertrauen
sind und bleiben der Schlüssel unseres
Erfolgs. Wer RAUSCH-Produkte einmal
probiert hat, weiss warum wir von ho­
her Qualität und Wirksamkeit sprechen.
Für die Zukunft gerüstet
Der Anbau von Schweizer Kräutern
wird auch für unsere Vertragsbauern
immer schwieriger und teurer. Unser
Interesse ist es aber, die Arbeitsplätze
in der Schweiz zu erhalten, sowohl un­
serer eigenen Mitarbeiter, als auch die­
jenigen unserer Schweizer Lieferanten.
Aufgrund dieser Fakten fällt der grösste
Teil unserer Kosten in heimischer Wäh­
rung an. Ausserdem setzen wir kon­
sequent auf Qualität, ohne Abstriche
zu machen. Die gesamte Wertschöp­
fungskette aus Forschung, Entwicklung,
Fabrikation, Vermarktung und Vertrieb
werden wir auch künftig unter einem
29
Dach im Kreuzlinger Stammhaus halten.
So können wir bei Bedarf schnell reagie­
ren, um die einzigartige «Swiss Quality»
und das Vertrauen in unsere Produkte
zu erhalten und weltweit zu garantieren.
Schliesslich ist eine Marke wie ein guter
Freund. Ich kenne Dich, ich mag Dich,
ich vertraue Dir. Kundenzufriedenheit
geht bei uns über alles.
Mit Marken-Relaunch ins Jubiläumsjahr
Mit dem Marken-Relaunch zum 125-JahrJubiläum folgen wir 2015 unserer Wachs­
tumsstrategie. Die nunmehr 70 Produkte
aus unserem Hause – alle tierversuchs­
frei und bis auf zwei Produkte vegan –
bieten optimalen Nutzen als wirksame,
milde Problemlöser und verschönern
jeden Haar- und Hauttyp. Sie sind als
Markenartikel im beratungskompetenten
Fachhandel und in ausgesuchten Droge­
riemärkten in der Schweiz, in Deutsch­
land, Österreich und Italien sowie in
weiteren 22 Ländern weltweit verfüg­
bar. Besondere Anerkennung erhalten
wir in China, Taiwan, Hongkong, Japan,
Korea und den Golfstaaten. Wertschät­
zung und Respekt gegenüber Mitarbei­
tenden, Kunden und Lieferanten ist mir
nicht nur im Jubiläumsjahr ein grosses
Anliegen.
Der persönliche Kontakt ist mir auch
nach so vielen Jahren sehr wichtig. Wir
wollen weiterhin mit Leistung überzeu­
gen und uns im Ziel des Nutzenbietens
in unserer Branche durch niemanden
überbieten lassen – denn Natürlichkeit
macht den Unterschied.
*Marco Baumann ist Inhaber und Ge­
schäftsführer des Schweizer Kosmetikund Pharmaunternehmens RAUSCH AG
Kreuzlingen mit Sitz in Kreuzlingen, wel­
ches 2015 sein 125-Jahr-Jubiläum feiert.
In den 47 Jahren seiner Unternehmens­
führung ist RAUSCH zu einer erfolgrei­
chen KMU mit über 160 Mitarbeitenden
gewachsen. Marco Baumann ist über­
zeugter Lilienberg Freund. «Lilienberg
vermittelt einen wertvollen Denkraum,
der zu kritischen Diskussionen anregt.
Er ist eine Oase des Geistes», sagt er.
Marco Baumann hat zwei Söhne, Lu­
cas und Tom. Lucas Baumann ist Marke­
ting-Leiter bei RAUSCH und steht bereit,
die Nachfolge als Unternehmensleiter zu
übernehmen.
30
Bildung
Von Rositha Noebel*
Neue Perspektiven schaffen –
Lebendige Unternehmen gestalten
Rositha Noebel
Das Wirtschaftsleben ist stetigem
Wandel unterworfen. Unzählige Fachleute sind ständig auf der Suche nach
neuen Strategien und Antworten. Lilienberg Fachgespräche zielen darauf ab, sich vertieft mit ausgewählten
Themen zu befassen. In diesen Gesprächen vermitteln wir praxisbezogenes Wissen. Ganz im Sinne des Credo
«Unternehmer schulen Unternehmer».
«Menschen zu fördern» und «Unterneh­
men zu entwickeln» gehen auf Lilienberg
Hand in Hand. Mit konkreten Beispie­
len zeigen wir in den Fachgesprächen im
meist persönlichen Austausch auf, dass
sich die Wertschöpfung eines Unterneh­
mens durch die Arbeit von Menschen
generiert, welche sich stark mit dem
Unternehmen und ihrem Tätigkeitsfeld
identifizieren.
Persönlicher Austausch
statt Lehrmeinung
Als Teilnehmerin oder Teilnehmer der
Fachgespräche erleben Sie gemeinsam
mit unseren Vergleichspersönlichkeiten
angeregte Diskussionen in entspannter
Atmosphäre. In den Workshops wird
keine Lehrmeinung vertreten, sondern
Sie finden und erkennen anhand von
Beispielen eigene Lösungen und lernen
diese umzusetzen, um damit die vielfälti­
gen unternehmerischen Herausforderun­
gen auch in Zukunft meistern zu können.
Umsetzungsphase im Unternehmen wird
von erfahrenen Unternehmern begleitet.
Für unser Veranstaltungsprogramm im
Bereich Bildung konnten wir mit der
Unternehmerin Stefanie Aufleger eine
kompetente Persönlichkeit gewinnen.
Mit ihr zusammen bestreiten wir in den
kommenden Monaten einen Hauptteil
unseres Angebotes im Bereich Bildung
– beispielsweise erstmals auch im Rah­
men der Gesprächstage «Lebendige Un­
ternehmen gestalten». Dies ist eine ein­
Renommierte Journalistin und
Dozentin als Vergleichsperson
Stefanie Aufleger studierte an der Uni­
versität Konstanz (Kunst- und Medien­
wissenschaft, Literaturwissenschaft, Phi­
losophie), bevor sie sich beim ZDF in
Mainz zur TV-Journalistin und Regisseu­
rin ausbilden liess. Daran knüpfte sie ein
Fernstudium in Public Relations, PR-Plus
in Heidelberg und ihre Ausbildung zur
Energetischen Betriebsberaterin und Pro­
jektmanagerin, RS in Hennef.
jährige Ausbildung mit insgesamt zehn
Kurstagen, die sich an Unternehmerin­
nen und Unternehmer richtet, welche
bereits ein Unternehmen führen oder in
naher Zukunft in diese Rolle hineinwach­
sen sollen (siehe Textbox). Ziel des Kur­
ses ist es, den Teilnehmenden ein grund­
legendes Bewusstsein und Verständnis
von lebendiger Unternehmensführung zu
vermitteln. Darüber hinaus sollen sie im
beruflichen Alltag sowohl bei strategi­
schen Entscheidungen als auch in ihrer
Führungsrolle in die Lage versetzt wer­
den, praktisch und bewusst die richtigen
Entscheidungen, die das Wachstum för­
dern, für ihr Unternehmen zu treffen. Die
2001 gründete sie in Konstanz am Bo­
densee die PR-und Werbeagentur publa­
ke relations – heute STEAUF – integrative
Lösungen und berät seither in strategi­
scher Markenkommunikation, Medien­
kompetenz, Leadership und Wirtschafts­
bionik verschiedene Organisationen wie
zum Beispiel inlingua, ratiopharm, Voith
AG. «Wenn die Natur ein Unternehmen
gründen würde, wie würde das ausse­
hen?», lautet die zentrale Frage, mit der
sich Aufleger inhaltlich beschäftigt und
die in ihrer Arbeitsweise zum Ausdruck
kommt. Seit 2002 ist sie Dozentin an ver­
schiedenen Hochschulen (Hochschule
Den Grossteil des Lilienberg
Bildungsprogramms bestreitet als
Vergleichspersönlichkeit die
Unternehmerin Stefanie Aufleger.
Luzern, Uni Konstanz, Uni Hamburg,
Hochschule für Wirtschaft und Medien
Calw, DHBW Heidenheim, Duale
Hochschule). Seit 2009 ist sie KFW-Be­
raterin für Existenzgründung, -festigung
und -sanierung. Seit 2013 gehört sie
dem Netzwerk Fortbildung des Landes
Baden-Württemberg an.
Über unsere weiteren Sach- und Fach­
gespräche, für die wir ebenfalls namhaf­
te Unternehmerinnen und Unternehmer
gewinnen konnten, informiert Sie un­
ser Programm auf der Homepage www.
lilienberg.ch. Bestimmt ist auch für Sie
der passende Anlass dabei.
Lebendige Unternehmen gestalten
Seit Millionen von Jahren gestal­
tet die Natur ihre lebendigen Or­
ganismen auf höchst effiziente Art
und Weise. Von der Natur zu ler­
nen ist sinnvoll, denn sie organisiert
Arbeits­abläufe so, dass mit minima­
lem Kraftaufwand maximale Erträge
erfolgen. Ein lebendiges Unterneh­
men orientiert sich an den organi­
schen Wachstums­prinzipien. Es ge­
staltet seine Arbeitsprozesse gemäss
dem natürlichen Vorbild:
Donnerstag, 7. Mai 2015,
16.00 bis 20.00 Uhr
5. Jungunternehmergespräch
Dienstag, 9. Juni 2015,
17.30 bis 21.00 Uhr
Business Knigge – Erfolg im Beruf
durch Kommunikation und Stil
mit Petra Bekker, Inhaberin, Inlin­
gua Konstanz, Singen, Überlingen
Mit Stefanie Aufleger
Mittwoch, 18. November 2015,
16.30 bis 19.30 Uhr
Compliance – Risiken, Nutzen,
Umsetzung mit
Dr. Christian Wind
Partner bratschi wiederkehr & buob
Boris Vassella
Legajob Gmbh Geschäftsführen­
der Partner
Prof. Dr. Christian Hauser
Schweiz. Institut für
Entrepreneurship
Hochschule für Technik und
Wirtschaft, HTWG Chur
Weitere Informationen:
www.lilienberg.ch
Weitere Veranstaltungen:
www.lilienberg.ch
nnachhaltig
nressourcenorientiert
nund im Sinne des Gemeinwohls
Im zehntägigen Kurs lernen die Teil­
nehmenden, ihr lebendiges Unter­
nehmen zu gestalten. Grundsätzli­
che Wachstumsprinzipien der Natur
werden auf konkrete Unternehmens­­­prozesse über­tragen und integriert.
*Rositha Noebel ist Leiterin der Bereiche
Begegnung, Gespräch, Bildung und ver­
antwortlich für die Mitgliedschaften.
Einige weitere Termine
32
Tagen mit Weitblick
Medienmitteilung des Jungunternehmerforums und des Startnetzwerks Thurgau
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Nachfolge?
Die Nachfolgeplanung ist ein brennendes Thema mit vielen Facetten.
Das 5. Jungunternehmergespräch im
Lilienberg Unternehmerforum befasst sich am Donnerstag, 7. Mai im
Rahmen des STARTtalks damit. Nachfolger wie auch Übergeber erhalten
Fachinputs und erarbeiten mögliche
Lösungswege.
Dass in vielen KMU die Nachfolgerege­
lung ansteht, ist allgemein bekannt. Für
viele Nachfolger und Übergeber gibt es
aber nur wenige Möglichkeiten, von Er­
fahrungen anderer zu profitieren und
sich auszutauschen. Das 5. Jungunter­
nehmergespräch hat das Ziel, beide Ge­
nerationen für dieses Thema zu sensi­
bilisieren und das Netzwerk und den
Austausch zu fördern. Frank Halter, Ge­
schäftsleitungsmitglied und Lehrbeauf­
tragter an der HSG-KMU St. Gallen, ist
durch verschiedene Publikationen und
Studien in den Fach- und Forschungs­
bereichen KMU, Entrepreneurship, Fa­
milienunternehmen, Unternehmensnachfolge bestens bewandert, was die Nach­
folgeplanung und -regelung angeht. Er
zeigt in seinem Referat verschiedene
Aspekte einer erfolgreichen Nachfolge­
lösung auf.
Workshop und Praxisbeispiel
Damit die Teilnehmenden möglichst kon­
kreten Nutzen vom Anlass ziehen kön­
nen, wird in Gruppen-Workshops an ei­
ner Aufgabenstellung gearbeitet. Dadurch
fliessen Theorie und Erfahrungen zwi­
schen jungen Unternehmern und abge­
benden Unternehmern zusammen, und
es findet ein Perspektivenwechsel statt.
Die umfassende Auseinandersetzung mit
der Nachfolgesituation der verschiede­
nen Akteure soll den Transfer in die ei­
gene Situation erleichtern und neue Er­
kenntnisse mit sich bringen.
Im letzten Teil des Abends steht mit Di­
ana Gutjahr, Mitinhaberin und Mitglied
der Geschäftsleitung des Romanshor­
ner Stahl- und Metallbauunternehmens
Ernst Fischer AG, eine «junge Nachfolge­
rin» Red und Antwort. Sie wird auf dem
Podium von Daniel Hauri vom Startnetz­
werk Thurgau befragt. Das Praxisbeispiel
von Diana Gutjahr zeigt auf, welche He­
rausforderungen sich einem Nachfolger
beziehungsweise Unternehmer bei der
Nachfolgeplanung stellen.
Generationenwechsel: Diana Gutjahr
hat vor drei Jahren in zweiter Generati­
on von ihrem Vater Roland Gutjahr die
Leitung der Stahlbaufirma Ernst Fischer
AG in Romanshorn übernommen.
Anmeldung bis 1. Mai
Die Veranstaltung, die vom Jungunternehmerforum und vom Startnetzwerk Thur­
gau organisiert wird, findet am 7. Mai 2015 im Lilienberg Unternehmerforum statt.
Sie beginnt um 16 Uhr und steht allen Interessierten offen, den Nachfolgern wie
auch den übergebenden Unternehmerinnen und Unternehmern. Das detaillierte
Programm ist unter www.tg.jungunternehmerforum.ch oder www.startnetzwerk.
ch ersichtlich. Die Teilnahmekosten betragen CHF 50.– pro Person; eine Anmel­
dung ist via Website oder per E-Mail [email protected] bis zum
1. Mai 2015 erforderlich.
33
Tagen mit Weitblick
Von Stefan Bachofen
Grenzdenken 2015:
Denken Sie zwei Tage quer!
Die Veränderung der Welt startet bei
den eigenen Gedanken. Unter diesem
Leitmotto führt die Organisation www.
grenzdenken.ch am Freitag und Sams­
tag 24. und 25. April 2015 im Lilienberg
Unternehmerforum die Veranstaltung
Grenzdenken 2015 durch. Renommierte
Referenten geben Tipps und Erfahrungs­
berichte dazu, wie man gewisse Dinge
auf eine andere Weise betrachten kann.
Ziel des Anlasses ist es, gemeinsam
mit den Referenten bestehende Denkge­
wohnheiten aufzubrechen. Die Referen­
ten sollen gleichzeitig die Teilnehmenden
zum Nachdenken anregen und sie dazu
inspirieren, selbst ihre eigenen Muster zu
überdenken und allenfalls zu sprengen.
Als Referenten dabei sind unter anderem
Valentin Landmann, bekannt als Anwalt
des Rotlichtmilieus, Erich von Däniken,
Bestseller-Autor auf dem Themengebiet
der Prä-Astronautik, Mathias Binswan­
ger, Professor der Volkswirtschaftslehre
und Buchautor, sowie Evelyne Binsack,
Alpinistin.
Die Stiftung Lilienberg Unternehmerfo­
rum wirkt an diesem zweitägigen Event
als Kooperationspartnerin. Die Haupt­
verantwortung für das Konzept und den
Inhalt der Veranstaltung liegt beim Quer­
denker Christoph Lanter.
Prominente Referenten:
Valentin Landmann ….
… Erich von Däniken …
… Evelyne Binsack ….
… und Prof. Mathias Binswanger.
Die Teilnehmerzahl ist auf 130 Personen
beschränkt. Anmeldungen sind via die
Website www.grenzdenken.ch möglich.
34
In eigener Sache
Von Stefan Bachofen
Lilienberg – wegweisend für die Zukunft
Das Lilienberg Unternehmerforum ist seit 26 Jahren ein beliebter Treffpunkt
für Verantwortungsträger aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.
Jedes Jahr finden auf Lilienberg zahlreiche öffentliche Veranstaltungen mit Persönlichkeiten aus fast allen Bereichen der Gesellschaft statt. Für Lilienberg Mitglieder sind die Anlässe kostenlos.
Umgebung für Konferenzen, Seminare
und Tagungen. Führungskräfte von Un­
ternehmen und ihre Mitarbeitenden fin­
den hier die zur Kreativität anregende
Atmosphäre.
Die Namen lesen sich wie ein Auszug aus
dem «Who is Who» der Politik-, Wirt­
schafts- und Gesellschafts-Prominenz:
Wolfgang Grupp, deutscher Textilunter­
nehmer, Stefan Meierhans, Preisüberwa­
cher, Gian Gilli, ehemaliger Sportdirektor
von Swiss Olympic, Heinz Karrer, Präsi­
dent von economiesuisse, Gräfin Sandra
Bernadotte von der Bodensee-Insel Mai­
spannende Auseinandersetzungen zu er­
leben und sich generationenübergreifend
mit Gleichgesinnten zu vernetzen.
Als Lilienberg Mitglied können Sie aus­
serdem mit Fachleuten die relevanten
wirtschaftlichen, politischen und gesell­
schaftlichen Themen unserer Zeit disku­
tieren. Zum Beispiel: Welches sind die
Herausforderungen, denen sich unser
Fazit: Lilienberg ist wegweisend für die
Zukunft als
nEinmaliges Netzwerk
nOrt der Begegnung, des Gesprächs
und der Bildung
nDenkplatz für Konferenzen,
Seminare und Tagungen.
nau oder Martin Senn, CEO des Zurich
Versicherungskonzerns. Alle sind sie wich­
tige Entscheidungsträger. Und sie haben
eines gemeinsam: Sie sind in den vergan­
genen Monaten an öffentlichen Lilienberg
Anlässen aufgetreten, oder sie werden es
im Laufe dieses Jahres noch tun.
Land im Zusammenhang mit dem demo­
graphischen Wandel stellen muss? Oder:
Wie kann die breite Öffentlichkeit davon
überzeugt werden, dass die Mehrheit der
Unternehmer zu Gunsten der Mitarbei­
tenden und der Gemeinschaft sehr viele
Werte schaffen und keineswegs Abzocker
sind? Die Erkenntnisse, die in den Veran­
staltungszyklen gewonnen werden, die­
nen als Inspiration und als Denkanstösse
für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.
Auf Augenhöhe mit der Politikund Wirtschaftsprominenz
Sind Sie Mitglied der Lilienberg Gemein­
schaft haben Sie die Möglichkeit, die­
se einzigartigen Menschen gegen einen
bescheidenen Jahresbeitrag (siehe Text­
box) auf dem Lilienberg persönlich ken­
nenzulernen, mit ihnen auf Augenhöhe
Denkplatz für Konferenzen,
Seminare und Tagungen
Nebst den vielen öffentlichen Anläs­
sen bietet Lilienberg eine inspirierende
Lilienberg Mitgliedschaften
Als Mitglied profitieren Sie von zahl­
reichen Vorteilen. Sie können sich
zwischen drei Mitgliedschaften
entscheiden.
n Freund (Jahresbeitrag CHF 500.–)
n Förderer (Jahresbeitrag CHF 2000.–)
n Firmen-Fördermitgliedschaft (Jahresbeitrag CHF 5000.--)
Detaillierte Informationen zu den
Mit­gliedschaften und den entspre­
chenden Leistungspaketen finden
Sie auf www.lilienberg.ch. Gerne
gibt Ihnen Frau Rositha Noebel unter
Telefon +41 71 663 23 23, auch
persönlich Auskunft.
35
Jung und Alt können auf Lilienberg Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Wissenschaft,
Politik und Gesellschaft persönlich erleben und sich beim Apéro untereinander
austauschen.
Lilienberg Unternehmerforum
Blauortstrasse 10
CH-8272 Ermatingen
Telefon +41 71 663 23 23
Fax +41 71 663 23 24
[email protected]
www.lilienberg.ch