Zahlen & Fakten: Die Bundesländer Hessen und Thüringen

Helaba Volkswirtschaft/Research
REGIONALFOKUS
20. Mai 2015
Zahlen & Fakten:
Die Bundesländer Hessen und Thüringen
AUTOR
Barbara Bahadori
Telefon: 0 69/91 32-24 46
[email protected]
REDAKTION
Dr. Stefan Mitropoulos
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/
Leitung Research
Die Bundesrepublik Deutschland ist ein föderal aufgebauter Staat, der aus 16 Bundesländern besteht. Davon sind Hessen und Thüringen zwei Bundesländer, die in der Mitte Deutschlands liegen.
Hessen und Thüringen
in der Mitte Deutschlands
In Hessen wohnen 7,5 % der Einwohner Deutschlands, die 8,6 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaften. Damit weist Hessen ein
Pro-Kopf-BIP auf, das 15 % über dem
Bundesdurchschnitt liegt. Auch in
puncto Produktivität, also BIP je Erwerbstätigen, liegt Hessen im innerdeutschen Vergleich (ohne die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen)
auf dem Spitzenplatz und übertrifft
den Bundesdurchschnitt um 11 %. Die
hessische Arbeitslosenquote lag 2014
mit durchschnittlich 5,7 % deutlich
unter dem gesamtdeutschen Wert von
6,7 %.
Einwohner in Mio., Juni 2014
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44
SchleswigHolstein
2,8 Mio.
MecklenburgVorpommern
1,6 Mio.
Hamburg
1,7 Mio.
Bremen
0,7 Mio.
Niedersachsen
7,8 Mio.
NordrheinWestfalen
17,6 Mio.
Hessen
6,1 Mio.
Brandenburg
2,5 Mio.
Berlin
3,4 Mio.
SachsenAnhalt
2,2 Mio.
Thüringen
2,2 Mio.
Sachsen
4,0 Mio.
Auch Thüringen ist ein Erfolgsland.
Allerdings muss bei der Beurteilung
berücksichtigt werden, dass ThürinSaarland
1,0 Mio.
gen nach der Wiedervereinigung
Deutschlands – wie alle neuen BunBayern
Badendesländer – mit einer sehr geringen
12,6
Mio.
Württemberg
10,7 Mio.
Wirtschaftsleistung startete. Inzwischen hat sich das BIP pro Einwohner, gemessen am deutschen Durchschnitt, mehr als verdoppelt und erreicht 70 % des gesamtdeutschen
Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Durchschnitts. Zwar lag in Thüringen
die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2014 mit 7,8 % über dem Bundeswert, jedoch ist sie deutlich niedriger als in den anderen ostdeutschen Bundesländern.
RheinlandPfalz
4,0 Mio.
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Ausgewählte Kennzahlen
Fläche (in km2)
Einwohner (Zensus basiert, in Mio., Juni 2014)
Deutschland
Hessen
Thüringen
357.124
21.115
16.172
80,9
6,1
2,2
BIP (nominal, in Mrd. €, 2014)
2.904
251
54
BIP pro Einwohner (in €, 2014)
35.900
41.300
25.200
BIP pro Erwerbstätigen (in €, 2014)
68.100
75.700
51.800
6,7
5,7
7,8
Arbeitslosenquote (in %, Ø Jan.- Dez. 2014)
Quellen: Statistische Landesämter, Bundesagentur für Arbeit, Helaba Volkswirtschaft/Research
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Hessens BIP pro Kopf
50 % über
EU-Durchschnitt
Auch den internationalen Vergleich müssen die beiden Bundesländer nicht scheuen. So ist das
hessische BIP fast so groß wie das Dänemarks und der Pro-Kopf-Output liegt um 50 % über dem
EU-Durchschnitt. Thüringens Wirtschaftsleistung je Einwohner ist mit 92 % noch etwas unterdurchschnittlich. Verglichen mit anderen Nachfolgestaaten des ehemaligen Ostblocks wie Polen
(40 %) und Tschechien (54 %) ist dies aber ein hervorragender Wert.
Hessens BIP fast so groß wie Dänemark,
Thüringens Pro-Kopf-BIP über dem Mittel-/Osteuropas
BIP (nominal) in Mrd. €, 2014
450
BIP
BIP (nominal) pro Einwohner in €
50.000
BIP pro Einwohner
400
40.000
350
300
30.000
250
200
20.000
150
100
10.000
50
0
0
Quellen: Eurostat, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ausschlaggebend für die hohe Wirtschaftskraft Hessens ist der besondere Branchenmix: Kein
anderes Bundesland kann ein bedeutendes Finanzzentrum, einen internationalen Flughafen und
einen namhaften Messestandort gleichzeitig vorweisen. Dies spiegeln auch die statistischen Daten
wider: Ein Drittel der hessischen Bruttowertschöpfung entsteht im Wirtschaftsbereich „Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleister“. Weitere 22 % des Outputs steuert der Sektor
„Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information/Kommunikation“ bei.
Dienstleistungsland Hessen, Industrie geprägtes Thüringen
Anteil an der Bruttowertschöpfung in %, 2014
Öffentliche und sonstige
Dienstleister
22%
20%
Finanzierung, Vermietung,
Unternehmensdienstleister
26%
33%
Handel, Verkehr,Gastgewerbe,
Information/Kommunikation
Baugewerbe
20%
Produzierendes Gewerbe
(ohne Bau)
Land-, Forstwirtschaft
26%
21%
Deutschland
Hessen
29%
21%
15%
22%
5%
7%
4%
26%
Thüringen
Quellen: VGR der Länder, Helaba Volkswirtschaft/Research
Branchenmix in Hessen:
Finanzplatz, Flughafen,
Messe, Chemie/Pharma
Hinter der außergewöhnlichen Branchenzusammensetzung steht zum einen der Finanzplatz
Frankfurt. So haben 196 Banken aus dem In- und Ausland den Hauptsitz in Frankfurt; das sind ca.
40 % aller in Deutschland überregional tätigen Kreditinstitute (d.h. ohne Sparkassen und Kreditgenossenschaften). Zum anderen ist der Frankfurter Flughafen ein zentraler Standortfaktor, der von
28 % der Passagiere und 48 % des Frachtaufkommens im deutschen Luftverkehr genutzt wird. Er
nimmt damit unangefochten Platz 1 innerhalb Deutschlands ein und ist das größte kontinentaleuropäische Logistikdrehkreuz für Waren sowie das zweitgrößte für Passagiere. Die Messe Frankfurt
ist ein weiteres Asset, das die internationale Ausrichtung der Region verstärkt. Der Messeplatz
liegt nach Besuchern und Ausstellern an erster Stelle in Deutschland, wobei auch hier internationale Aussteller den Standort schätzen.
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Der Industriesektor spielt in Hessen mit einem Anteil von 19 % an der Bruttowertschöpfung eine
kleinere Rolle als in Thüringen mit 22 %. Innerhalb der industriellen Produktion gibt es deutliche
Schwerpunkte in Hessen: So entsteht gut ein Viertel des Industrieumsatzes im Bereich Chemie/Pharma. Der Fahrzeugbau und die Metallbranche erwirtschaften 16 % bzw. 12 % des hessischen Industrieumsatzes. Damit tragen drei Branchen zu 54 % des Umsatzes bei. Die Thüringer
Industriestruktur ist diversifizierter. So stellen vier Branchen – Ernährungsgewerbe, Metallbranche,
Elektrotechnik/Optik, Kraftwagen/Kfz-Teile – nahezu gleichgewichtig 58 % des Thüringer Industrieumsatzes dar.
Hoher Industrieanteil
in Thüringen
Chemie/Pharma wichtigste Branche in Hessen
Diversifizierte Industriestruktur in Thüringen
Anteil am Industrieumsatz, 2014
Anteil am Industrieumsatz, 2014
Elektrotechnik,
MetallOptik
branche
9%
12%
Kraftwagen,
Kfz-Teile
16%
Gummi-,
Kunststoffwaren
9%
Maschinenbau
9%
Ernährungsgewerbe
8%
Gummi-,
Kunststoffwaren
7%
Kraftwagen,
Kfz-Teile
15%
Sonstige
9%
Elektrotechnik,
Optik
14%
Sonstige
14%
Chemie/
Pharma
26%
Metallbranche
16%
Quellen: Hessisches Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die 25 größten
Unternehmen
Maschinenbau
9%
Holz/Papier
6% Glas, Keramik,
Verarb. v. Steinen/Erden
4%
Chemie/Pharma
4%
Ernährungsgewerbe
13%
Quellen: Thüringer Landesamt f. Statistik, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Wirtschaftsstruktur der Bundesländer spiegelt sich klar in den 25 größten Unternehmen Hes1
sens und Thüringens wider, wobei in den folgenden von uns erstellten Rankings auf die Beschäftigten eines Unternehmens in dem jeweiligen Bundesland abgestellt und nicht seine bundes- oder
weltweite Bedeutung gemessen wurde.
Rangliste der 25 größten Unternehmen
in Hessen
Rang
Rangliste der 25 größten Unternehmen
in Thüringen
Unternehm en
Branche
Rang
Unternehm en
Branche
1
Deutsche Lufthansa AG
Verkehr
2
Rew e Group
Handel
1
Edeka
Handel
2
Deutsche Bahn AG
3
Deutsche Bahn AG
Logistik
Verkehr
3
Deutsche Post AG
4
Logistik
Fraport Konzern
Verkehr
4
Randstad Deutschland
Überlassung von Arbeitskräften
5
Deutsche Post Gruppe
Logistik
5
Bosch
Elektrotechnik
6
Commerzbank AG
Kreditgew erbe
6
Helios Kliniken GmbH
Krankenhäuser
7
Deutsche Telekom AG
Telekommunikation
7
Rew e Markt Region Ost
Handel
8
Continental Konzern
Automobilzulieferer
8
Rhön-Klinikum
Krankenhäuser
9
Volksw agen AG
Automobilindustrie
9
Zeitungsgruppe Thüringen
Verlagsgew erbe
10
Adam Opel AG
Automobilindustrie
10
SWE Stadtw erke Erfurt GmbH
Versorger, Verkehr
11
Rhön-Klinikum AG
Krankenhäuser
11
Carl Zeiss AG
Optische u. Elektroindustrie
12
DZ Bank Gruppe
Kreditgew erbe
12
Deutsche Telekom AG
Telekommunikation
13
Deutsche Bank AG
Kreditgew erbe
13
Opel Eisenach GmbH
Automobilindustrie
14
Merck KGaA
Chemie, Pharma
14
Continental Gruppe
Automobilzulieferer
15
Metro Group
Handel
15
E.ON Thüringer Energie AG
Versorger
16
Sanofi Group
Chemie, Pharma
16
GeAT
Überlassung von Arbeitskräften
17
WISAG Facility Service Holding
Gebäudemanagement
17
Jenoptik-Konzern
Optische u. Elektroindustrie
18
B. Braun Melsungen AG
Pharma, Medizintechnik
18
Metro Group
Handel
Chemie
19
Elektrotechnik
20
ITT Industrie- und Transportschutz Thüringen GmbH
Bertelsmann
20
Procter & Gamble Germany
GmbH & Co. Operations oHG
Siemens AG
21
Helaba Konzern
Kreditgew erbe
21
Rege Motorenteile GmbH
Autombilzulieferer
22
Stadtw erke Frankfurt am Main
22
Stadtw erke Jena
Versorger, Verkehr
23
Bilfinger SE
Energie-/Wasse-versorgung,
Verkehr
Baugew erbe
23
August Storck KG
Ernährungsgew erbe
24
Fresenius SE & Co. KGaA
24
Siemens
Elektrotechnik
25
Evonik Industries AG
Pharma, Medizintechnik,
Krankenhäuser
Chemie,
Energie, Immobilien
25
K+S Kali GmbH
Gew innung von Rohsalzen
19
Wach- und Sicherheitsdienste
Druckgew erbe, Call Center
Quellen: Helaba Volkswirtschaft, Hessen Agentur, LEG Thüringen
1 Für Hessen basiert die Rangliste auf dem Jahr 2012 und für Thüringen auf dem Jahr 2010. Erfahrungsgemäß ändern sich die
Unternehmen und deren Reihenfolge nur geringfügig.
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Die Exportquoten der Industrieunternehmen sind in beiden Bundesländern in den vergangenen
fünfzehn Jahren kräftig gestiegen. Dabei erreicht Hessen 2015 (Januar bis März) mit einem Anteil
von 53 % des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz eine für Deutschland überdurchschnittliche
Exportquote. Auch in Thüringen hat sich die Ausfuhrquote auf inzwischen 34 % verbessert. In der
Wirtschaftskrise 2008/2009 war es zu einem Einbruch der In- und Auslandsnachfrage gekommen,
sodass in der Summe die Exportquoten leicht gesunken waren. Von der weltwirtschaftlichen Erholung 2010 konnten die deutschen und damit auch die hessischen sowie thüringischen Betriebe
besonders profitieren und die Exportquoten stiegen wieder. Mit dem Erstarken der Binnenkonjunktur blieben die Ausfuhrquoten seitdem konstant oder nahmen nur noch leicht zu.
Konstant hohe
Exportquoten
Exportquoten konstant auf hohem Niveau
Exporte gehen überwiegend nach Europa
Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz in %
Anteil an Exporten, 2014
40
Frankreich
Niederlande
Italien
Österreich
Belgien
Übrige Eurozone
Großbritannien
8%
6%
5%
5%
4%
8%
8%
35
Übrige EU
13%
30
30
25
USA
China
12%
25
55
Hessen
50
55
50
45
Deutschland
40
Thüringen
35
20
45
Übriges Asien
5%
11%
Sonstige Länder
15%
20
15
15
99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15*
Russland 2,2%
*Durchschnitt Januar bis März 2015
Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Sonstige Länder
15%
Russland 2,6%
7%
7%
5%
6%
5%
7%
6%
9%
Thüringen
Arbeitslosenquoten in % aller Erwerbspersonen
6
6
20
4
18
2
2
16
0
0
Thüringen
Deutschland
4
14
12
-2
-2
Hessen
10
-4
-4
-6
-6
6
-8
-8
4
03
13%
Stabiler Arbeitsmarkt
Reale Veränderung des BIP gegenüber Vorjahr in %
02
Übrige Eurozone
Großbritannien
Ungarn
Tsch. Republik
Polen
Übrige EU
USA
China
Übriges Asien
Quellen: Statistische Landesämter, Helaba Volkswirtschaft/Research
Konjunkturerholung 2014
01
7%
5%
6%
4%
Die Eurozone ist 2014 das Hauptzielgebiet der Exporte, in das 36 % der hessischen und thüringischen Ausfuhren gesendet wurden, wobei die Nachbarstaaten und Italien zu den Top-Abnehmern
zählten. Europa insgesamt erhielt 65 % bzw. 72 % der Ausfuhren Hessens und Thüringens. Asien
war die zweitgrößte Zielregion (Anteil an den Exporten 16 % bzw. 15 %), mit China als Hauptimporteur. Die USA – als Land mit dem höchsten Einzelanteil an den Exporten – spielten für die
Unternehmen in Hessen eine wichtige Rolle. Für Thüringer Firmen waren dagegen die Nachbarn
im Osten – Ungarn, Polen und Tschechien – wichtige Abnehmerländer für ihre Produkte.
Hauptexportziel: Europa
00
Hessen
Frankreich
Italien
Österreich
Niederlande
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ostdeutschland
20
18
16
Thüringen
Deutschland
Westdtl.
8
14
12
10
8
Hessen
6
4
98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Helaba Volkswirtschaft/Research
In den Folgejahren des Wirtschaftseinbruchs 2010 und 2011 erreichten die Bundesländer Hessen
und Thüringen kraftvolle Wachstumsraten zwischen 2,7 % und 4,7 %. Anschließend kühlte sich die
Konjunktur 2012 und 2013 deutlich ab. Die hessische und die thüringische Wirtschaft waren von
der Schwächephase zunächst stärker betroffen und entwickelten sich 2012 mit -1,0 % bzw. 0,1 %
unterdurchschnittlich. Allerdings ließ die Bremswirkung im Gegensatz zur gesamtdeutschen Entwicklung in Hessen schneller nach und führte 2013 zu einer Erholung mit +0,7 %. In Thüringen
kam es 2013 mit -0,4 % zu keiner Besserung. 2014 war das Wirtschaftswachstum wieder in allen
Bundesländern im Plus, wobei Thüringen mit 1,6 % den Bundesdurchschnitt erreichte und Hessen
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BIP-Wachstum 2014:
Deutschland 1,6 %
mit 1,4 % nur knapp darunter lag. Die konjunkturelle Belebung dürfte sich 2015 mit ähnlicher Dynamik fortsetzen. Entlastend wirkt sich die bessere Lage in vielen Eurozonenländern aus, auch
wenn das dortige Wachstum im Nachgang der Staatsschuldenkrise zum Teil noch schwach ist. Die
lockere Geldpolitik sowie die historisch niedrigen Zinsen sollten zudem den konjunkturellen Verlauf
etwas unterstützen. In Deutschland ist die Entwicklung hauptsächlich vom inländischen Konsum
getragen, der aufgrund hoher Lohnsteigerungen dynamisch wächst. Die Ausrüstungsinvestitionen
der Unternehmen nehmen ebenfalls zu, doch ist der Anstieg noch weit von früheren Höchstständen entfernt. Die Wachstumsaussichten bleiben also insgesamt begrenzt.
Beschäftigung steigt
Auf dem hessischen und thüringischen Arbeitsmarkt wirkt das insgesamt hohe Output-Niveau der
letzten Jahre weiter. Die Arbeitslosenquote blieb in den vergangenen vier Jahren in Hessen weitgehend stabil. In Thüringen sinkt die Arbeitslosenrate weiter und nähert sich dem bundesdeutschen Durchschnitt an. Bei der günstigen Entwicklung der Erwerbslosigkeit spielen neben der
inzwischen erreichten Kapazitätsauslastung auch demografische Faktoren eine Rolle – gerade in
den neuen Bundesländern. Die Stabilität am Arbeitsmarkt zeigt sich ferner im positiven Beschäftigungstrend bei den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen, der nahezu ununterbrochen seit
fünf Jahren anhält. Dabei fanden nicht nur heimische Arbeitnehmer eine neue Stelle, sondern die
Unternehmen konnten den Arbeitskräftebedarf entsprechend ihrem Anforderungsprofil auch aus
zugewanderten Arbeitssuchenden decken.
Verschuldung: Hessen durchschnittlich, Thüringen leicht überdurchschnittlich
Bayern
Hessen
Brandb. Thüringen Niedersachsen
Rheinl.Pfalz
Sachs.Anhalt
9.533
NRW
9.142
7.339
7.254
6.826
6.788
5.870
4.286
Baden- Mecklb.Württemb. Vorp.
8.170
Sachsen
7.783
Insgesamt
1.991
783
6.778
14.100
Verschuldung der Bundesländer pro Einwohner in €, Dezember 2014
Schles.- Saarland
Holstein
Quellen: Bundesfinanzministerium, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die wirtschaftsstarken Bundesländer erzielen deutlich höhere Steuereinnahmen. So liegt in Hessen die Finanzkraft pro Einwohner bei der Einkommen- und Körperschaftsteuer 22 % über dem
Bundesdurchschnitt. Thüringen hingegen erreicht nur 53 % des Durchschnitts. Da Deutschland
einerseits ein föderaler Staat ist und andererseits auf die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse
achtet, wird die Umsatzsteuer nach anderen Kriterien verteilt, so dass dann die finanzschwachen
Bundesländer aufholen. Der sich anschließende Länderfinanzausgleich zwischen den Bundesländern führt zu einer weiteren Angleichung der Einnahmen pro Einwohner, die durch die allgemeinen
Bundesergänzungszuweisungen noch verstärkt wird. So liegt die Finanzkraft je Einwohner in Hessen nach der Verteilung bloß 2 % über dem Durchschnitt, während Thüringen 94 % erreicht.
Hessen gut geratet
aufgrund hoher
Finanzkraft
Der enge Finanzverbund zwischen den Ländern sowie die Bestandsgarantie der Bundesländer im
Grundgesetz veranlassen die Ratingagentur Fitch zu einer Kopplung der Bundesländer-Ratings an
das der Bundesrepublik. Hessen und Thüringen könnten somit grundsätzlich ein „AAA“- Rating
erhalten, wenn sie als Emittenten eine aktive Ratingbeziehung zu Fitch hätten. Standard & Poor’s
bezieht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sowie die Verschuldungssituation ein und differenziert
entsprechend: Hessen erhält hier ein „AA“-Rating, da es zwar hohe Steuereinnahmen aufgrund
seiner Wirtschaftskraft vorweisen kann, bei der Pro-Kopf-Verschuldung jedoch nicht unter dem
Durchschnitt liegt wie Bayern und Sachsen (Thüringen wird nur von Fitch geratet). 
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