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Online-Magazin der Universität Würzburg
Ausgabe 18 – 19. Mai 2015
Fotograf Thomas Ebert vor einem seiner Werke, gemeinsam mit Sandra Ohlenforst, Leiterin der Kontaktstelle für
Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS) an der Uni Würzburg.
(Foto: Patricia Schätzler)
Fotoausstellung für Barrierefreiheit im Kopf
Die Fotoausstellung „Sport und Behinderung“ wurde im Sportzentrum der Universität am
Hubland vorgestellt und ist nun im König-Ludwig-Haus zu sehen. Im Juni wandert sie ins Foyer der Uni am Sanderring. Die Bilder zeigen verschiedene Athleten mit Behinderung.
Ein halbes Jahr lang reiste Fotograf Thomas Ebert durch Deutschland, um die Teilnehmer der
Paralympics 2008 in Peking an ihren Trainingsstätten aufzusuchen. Dem Fotograf war es
dabei besonders wichtig, die Dynamik und Leidenschaft der Sportler einzufangen. „Ich hatte
mich dafür entschieden, die Athleten abstrakt darzustellen. Daher habe ich mich für vom Hintergrund losgelöste Aufnahmen entschieden“, sagt Ebert.
Dynamische Portraits von Paralympics-Teilnehmern
Um einen authentischen Eindruck zu vermitteln, sei es Ebert wichtig gewesen, die Behinderung sichtbar zu machen und nicht zu verdecken. „Die meisten der Prothesen sind im Wettbewerb gar nicht zu sehen. Wir haben diese bei den Aufnahmen sogar ausgeleuchtet“, sagt
Ebert.
„So war es uns möglich, etwas ‚ikonenhaftes‘ zu schaffen und besonders kraftvolle Portraits
einzufangen“, fügt der Künstler hinzu. „Es war eine tolle Erfahrung, wie sich die Sportler
darauf eingelassen haben und wie normal deren Behinderungen werden, wenn man mit den
Menschen arbeitet.“
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Von Mitleid zu Respekt
In den Worten zur Eröffnung
der Ausstellung betonte
Olaf Hoos, Leiter des Sportzentrums, den Stellenwert
von Sport für Inklusion, die
gesellschaftliche Integration von Behinderten.
Sowohl die Ausstellung als
auch das „no limits“-Sportfest böten einen Rahmen,
um für dieses Thema zu
sensibilisieren. Beim Sportfest konnten nicht-behinderte Teilnehmer sich darin erproben,
Sportarten mit den Sportgeräten der eingeschränkten Athleten auszuüben.
„Durch eine Erfahrung – wie beispielsweise blind Fußball zu spielen – findet ein Perspektivenwechsel statt“, sagt Hoos. Das sei zentral, um Respekt für behinderte Sportler zu entwickeln und Verständnis zu fördern. So zeige auch die Ausstellung, wie die Athleten trotz
begrenzter Möglichkeiten zu außergewöhnlichen Leistungen fähig seien. „Besonders die Lebensnähe der Ausstellung soll für eine Barrierefreiheit in den Köpfen sorgen“, sagt Hoos und
fügt hinzu: „gerade die Ausdrucksstärke der Bilder ermöglicht den Betrachtern einen Zugang
zum Thema.“
Forschung zu Inklusion an der Uni Würzburg
„In der Forschung beschäftigen wir uns sowohl mit Inklusion im Sport als auch mit Inklusion durch Sport“, sagt Hoos. Das bedeutet, dass der Sport nicht nur barrierefrei werden soll,
sondern auch zur Integration von Behinderten beitragen kann. „Gerade für unsere Lehramtsstudierenden ist es wichtig, sich der Thematik bewusst zu sein. Didaktisch sollen sie sensibilisiert werden, nicht nur nach einem überdurchschnittlich hohen Leistungsniveau zu unterscheiden“, so Hoos.
Auch Sonderpädagoge Professor Reinhard Lelgemann sieht im Sport eine große Chance:
„Sport verbindet. Das wird auch bei der Magie der Bilder klar.“ Lelgemann ist der Behindertenbeauftragte der Universitätsleitung. Sandra Ohlenforst, Leiterin der Kontaktstelle für
Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS), freut sich über die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, Sportlern und Künstlern: „Die Mitarbeit am Sportfest und der
Ausstellung geht über den normalen KIS-Alltag hinaus.“
Die KIS wählte das Sportzentrum am Hubland als Eröffnungsort für die Wanderausstellung, da
dort am Folgetag das „no limits!“ Sportfests gefeiert wurde. Hier konnten Menschen mit und
ohne Behinderung einen Tag lang gemeinsam Sport treiben.
Die Aufnahmen sind noch bis zum 29. Mai im König-Ludwig-Haus zu sehen. In der Uni werden
sie vom 2. Juni bis zum 12. Juni im Foyer der Neuen Uni am Sanderring ausgestellt.
Von Patricia Schätzler
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Die Anatomie als Glücksfall
Gabriela Krasteva-Christ ist neue Professorin am Institut
für Anatomie und Zellbiologie der Universität Würzburg.
Im Mittelpunkt ihrer Forschung stehen Zellen, die Bitterstoffe schmecken können – allerdings nicht auf der
Zunge, sondern beispielsweise in der Schleimhaut der
Atemwege.
Ein unscheinbarer Nebensatz in einer Publikation hat den
Anstoß für Gabriela Krasteva-Christs wissenschaftliche
Karriere gegeben. „In dieser Arbeit haben Forscher aus
Von der Tiermedizin in die HumanmediItalien Bürstenzellen beschrieben, die in der Schleimhaut
zin: Gabriela Krasteva-Christ hat diesen
sitzen. In einem Nebensatz haben sie den Verdacht geäuWechsel erfolgreich absolviert.
ßert, dass diese Zellen möglicherweise dazu in der Lage
(Foto: privat)
sind, Reize von außen wahrzunehmen“, erzählt KrastevaChrist. Diese Vermutung hatte der jungen Wissenschaftlerin keine Ruhe gelassen. Seitdem forscht sie intensiv an diesen Zellen – und hat den Verdacht
ihrer italienischen Kollegen vor ein paar Jahren bestätigen können. Seit Februar dieses Jahres
führt Krasteva-Christ ihre Arbeiten als Professorin für Anatomie und Zellbiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg fort.
Wie die Atemwege Eindringlinge abwehren
„Die Schleimhäute der Atemwege bilden eine Barriere zwischen dem Körperinneren und unserer Umwelt und stehen somit im Kontakt mit vielen potenziellen Krankheitserregern, beispielsweise Bakterien, Viren oder giftigen Substanzen“, erklärt Krasteva-Christ. Wie sie zeigen
konnte, übernehmen Bürstenzellen bei der Abwehr dieser unerwünschten Eindringlinge eine
wichtige Funktion. „Bürstenzellen besitzen alle Proteine, die in den Geschmacksknospen der
Zunge zur Wahrnehmung von Bitterstoffen nötig sind“, sagt die Wissenschaftlerin. Das passt,
weil viele schädliche Substanzen und bakterielle Produkte, die der Kommunikation zwischen
Bakterien dienen, einen bitteren Geschmack besitzen.
Bürstenzellen „schmecken“ also die Gefahr und setzen dann einen Prozess in Gang, der ein
weiteres Eindringen der Schädlinge verhindern soll: Sie schütten den Botenstoff Acetylcholin
aus und stimulieren damit Nervenfasern, die zum Gehirn führen. In der Folge verlangsamt der
Organismus die Atmung und bremst so das weitere Vordringen der unerwünschten Substanzen. Gleichzeitig steigert die Schleimhaut die Absonderung von Flüssigkeit; winzige Härchen,
die sogenannten Cilien, schlagen vermehrt – all das hat zur Folge, dass Krankheitserreger
schneller wieder aus der Lunge heraus transportiert werden.
Sogenannte „chemosensorische Zellen“ finden sich nicht nur in den Atemwegen. Gabriela
Krasteva-Christ konnte sie auch an weiteren Körpereintrittspforten nachweisen, etwa in der
Harnröhre, im Mittelohr oder in der Bindehaut des Auges. Anscheinend handelt es sich dabei
um einen grundlegenden Mechanismus, mit dem ein Organismus Schleimhautoberflächen
kontrolliert.
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Werdegang von Gabriela Krasteva-Christ
Für einen Laien mag der wissenschaftliche Werdegang von Gabriela Krasteva-Christ überraschend aussehen. 1977 in Gabrovo in Bulgarien geboren, nahm sie 1997 das Studium der
Tiermedizin an der Thrakischen Universität in Stara Zagora, Bulgarien, auf. 2001 war KrastevaChrist eine der ersten Stipendiatinnen ihrer Universität, die für zwei Semester ins Ausland
wechseln durfte – an die Justus-Liebig-Universität in Gießen. Dorthin ging sie nach ihrem
Examen auch wieder zurück: Mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft
forschte sie von 2003 bis 2006 im Gießener Graduiertenkolleg „Biologische Grundlagen der
vaskulären Medizin“. Für ihre Doktorarbeit bekam sie die Dissertationsauszeichnung der Uni
Gießen verliehen.
Eine Tiermedizinerin, die Professorin in der Humanmedizin wird: Ist das nicht etwas ungewöhnlich? „Nein, überhaupt nicht. Das kommt in der Anatomie sogar recht häufig vor“, sagt
Gabriela Krasteva-Christ. Im Vergleich zu anderen Naturwissenschaftlern, die ähnliche Wege
einschlagen, seien Veterinärmediziner sogar im Vorteil: Sie kennen sich immerhin schon mit
der Anatomie von Lebewesen aus, und das sogar über mehrere Gattungen hinweg.
Den Wechsel in die Anatomie und in die Wissenschaft empfindet Gabriela Krasteva-Christ
heute als „großes Glück“. Die Nähe zum Menschen sowie zur Klinik und die Zusammenarbeit
mit anderen Fächern wie Biochemie oder Physiologie haben es ihr angetan. Außerdem habe
sie auf diese Weise das Gefühl, „etwas bewirken zu können“ – mehr jedenfalls im Vergleich zu
ihrem ursprünglichen Ziel „Tierärztin“.
Freude am Kontakt zu den Studierenden
Ganz besonders schätzt sie den engen Kontakt zu den Studierenden in der Anatomie. „Wir
begleiten die Medizinstudenten über vier Semester hinweg und erleben ihre Veränderung –
eben fast noch Schüler und dann irgendwann erfahrene Studenten“, sagt sie. Außerdem seien
die meisten Studierenden sehr interessiert: „Die wollen unbedingt Anatomie lernen!“ Ein
idealer Zustand für eine Dozentin, die Freude daran hat, Wissen zu vermitteln.
Gabriela Krasteva-Christ forscht nicht nur an Bürstenzellen. Darüber hinaus untersucht sie,
wie das Nervensystem die Funktion der Atemwege steuert. Kommt es in diesen Prozessen zu
Störungen, können schwerwiegenden Erkrankungen, wie Asthma bronchiale und chronisch
obstruktive Lungenerkrankung (COPD) die Folge sein. Die Anatomin interessiert sich vor allem
für die Kommunikation zwischen dem Nervensystem und den Zielzellen – bestimmten Muskelzellen sowie Zellen der Schleimhaut. In dem komplizierten Wechselspiel seien viele Details
heute noch nicht verstanden, sagt sie.
Mehrfache Auszeichnungen
Für ihre Arbeiten wurde Gabriela Krasteva-Christ mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem
erhielt sie den renommierten Polak Jung Investigator Award (2011) der Association for Chemoreception Sciences (USA) und den Wolfgang-Bargmann-Preis der Anatomischen Gesellschaft
sowie den Vortragspreis beim „Third International Symposium on Non-neuronal Acetylcholine“ (Groningen, 2011) verliehen. 2013 wurde sie mit dem Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreis für herausragende Leistungen in der Medizin ausgezeichnet.
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Fortschritt für die regenerative Medizin
Die bislang einzige Professur in Deutschland, ein Masterstudiengang, ein Labor, das von seiner Ausstattung her weltweit einzigartig ist, und die entsprechenden Forschungsergebnisse:
Auf dem Gebiet der Biofabrikation ist die Universität Würzburg führend.
Paul Dalton ist der bislang einzige Professor für
Biofabrikation in Deutschland. Vor knapp einem
Jahr ist der Australier an den Würzburger Lehrstuhl
für Funktionswerkstoffe in der Medizin und der
Zahnheilkunde gewechselt. Inzwischen hat der
44-Jährige nicht nur einen Masterstudiengang
„Biofabrikation“ organisiert, an dem neben der
Würzburger Uni auch Universitäten in den Niederlanden und in Australien beteiligt sind. Er hat
auch ein Labor aufgebaut, das weltweit einzigartig
ist.
Ein Pionier des Melt Electrospinning Writings
Polymere werden in einem elektrischen Feld zu
extrem dünnen Fäden gesponnen und anschlieDalton ist der international führende Pionier auf
ßend zu feinen Gittern angeordnet: Das ist das
dem Gebiet des sogenannten Melt ElectrospinPrinzip des Melt Electrospinning Writings.
ning Writings (MEW). „Mein Hauptforschungs(Foto: AG Dalton)
gebiet ist es, definierte Gewebe mit Hilfe dieser
Technik zu erzeugen“, sagt der Wissenschaftler.
Beim MEW werden Polymere in einem elektrischen Feld zu extrem dünnen Fäden gesponnen
und anschließend zu feinen Gittern angeordnet. Auf diese Weise erzeugen Dalton und seine
Mitarbeiter neuartige Gewebe auf der Basis von Strukturen, die nur wenige Nano- bis Mikrometer groß sind. Beim Tissue Engineering und in der regenerativen Medizin dienen diese
Gitternetze als Grundgerüst für körpereigene Zellen, die dort nach und nach neues Gewebe
bilden.
Der große Vorteil von Daltons Methode ist, im Gegensatz zu herkömmlichen elektrostatischen
Spinnverfahren, dass er komplett auf den Einsatz organischer Lösemittel verzichtet. Durch
die Verarbeitung von als Medizinprodukt zugelassenen Polymeren können die mittels MEW
hergestellten Strukturen damit potentiell sehr schnell in die Klinik gebracht werden. „Hier ist
vor allem die Regeneration von Weichgewebe wie Muskeln, Nerven und Haut das erste Ziel“,
sagt Dalton.
Weil das Implantat aus körpereigenen Zellen aufgebaut wurde, kommt es zu keiner Abstoßungsreaktion; das Immunsystem muss nicht medikamentös unterdrückt werden. Und die
Faserstrukturen werden nach einem definierten Zeitraum restlos vom Körper wieder abgebaut.
Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass sie in wenigen Jahren in der Lage sein werden,
mit Hilfe dieser Technik beispielsweise Frauen nach einer Brustkrebs-OP das Brustgewebe
wieder aufbauen zu können.
Bei der Weiterentwicklung dieser dreidimensionalen Gitternetze ist Dalton jetzt gemeinsam
mit Wissenschaftlern der Queensland University of Technology sowie der Universitäten in
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Utrecht und Oxford eine bedeutende Verbesserung gelungen. In der aktuellen Ausgabe der
Fachzeitschrift Nature Communications stellen die Forscher ihre Arbeit vor.
Publikation in Nature Communications
„Wir konnten Hydrogele mit von uns entwickelten Geweben so verstärken, dass das Produkt
annähernd so steif war wie natürlich vorkommender Gelenkknorpel und dennoch seine Elastizität behalten hat“, fasst Dalton das zentrale Ergebnis dieser Arbeit zusammen. Dies stelle
einen echten Durchbruch dar, da Hydrogele bisher zwar in ihrer Interaktion mit Zellen sehr
gut konstruierbar waren, die mechanischen Eigenschaften allerdings im Allgemeinen sehr
schlecht sind.
Dabei ist es äußerst wichtig, die natürliche Umgebung so perfekt wie möglich zu imitieren,
da Zellen im natürlichen Gewebe auf verschiedene Arten von mechanischer Beanspruchung
reagieren – beispielsweise auf Druck, Zugspannung und auf Scherkräfte – und erst dadurch
zu der gewünschten Aktivität angeregt werden. Je ähnlicher die künstliche Matrix auch hinsichtlich der mechanischen Eigenschaften der natürlichen ist, desto größer ist also die Wahrscheinlichkeit, dass die Zellen sich dort wie gewünscht verhalten, sprich: eine gewebespezifische Matrix ausbilden und so das beschädigte Gewebe reparieren und regenerieren. „Und die
Kompressionsfestigkeit ist vor allem für Gelenkknorpelgewebe, welches der natürlich Dämpfer
zwischen den Knochen ist, von enormer Bedeutung“, so Dalton.
Eine gute Grundlage für die Produktion von Gewebeersatz
Die jetzt vorgestellte Entwicklung des internationalen Forscherteams könnte daher eine Lücke
schließen. Ihr Material ist deutlich fester als bisher übliche Gewebe – der entsprechende Wert
liegt um das 50-fache höher. Dennoch bleibt die Elastizität erhalten. „Unser Ansatz, Hydrogele
mit dreidimensionalen gedruckten Mikrofasern zu verstärken, bietet also eine gute Grundlage
für die Produktion von Gewebeersatz mit den benötigten Eigenschaften“, ist Dalton überzeugt.
Dass die Kombination aus Hydrogel und den von Paul Dalton entwickelten dreidimensionalen Netzwerken aus ultrafeinen Fasern annähernd die Bedingungen im extrazellulären Raum
im Knorpelgewebe widerspiegeln, bestätigten weitergehende Versuche. Dafür brachten die
Wissenschaftler Chondrozyten, also knorpelbildende Zellen, in einem Bioreaktor mit dem
Gewebe in Kontakt und beobachteten das Verhalten der Zellen. Das ließ keine Wünsche offen:
Die Zellen arbeiteten so, wie es von ihnen erwartet wurde, wie sich sowohl anhand der Genexpression als auch der Matrix-Bildung feststellen ließ. „Diese Kombination aus einem Hydrogel
und einem Netz aus Mikrofasern stellt somit eine sowohl aus mechanischer als auch aus
biologischer Sicht geeignete Umgebung für den Ersatz von Knorpelgeweben dar“, so Dalton.
Reinforcement of hydrogels using three-dimensionally printed microfibres. Jetze Visser, Ferry
P.W. Melchels, June E. Jeon, Erik M. van Bussel, Laura S. Kimpton, Helen M. Byrne, Wouter
J.A. Dhert, Paul D. Dalton, Dietmar W. Hutmacher & Jos Malda. Nature Communications, DOI:
10.1038/ncomms7933
Die Technik, mit deren Hilfe Dalton und seine Mitarbeiter ihre ultrafeinen Fäden produzieren,
haben die Wissenschaftler selbst entwickelt und konstruiert. Mittlerweile stehen Geräte der
fünften Generation in dem Labor des Lehrstuhls für Funktionswerkstoffe in der Medizin und
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der Zahnheilkunde. Ihre Besonderheit: Sie arbeiten ohne den Einsatz von Lösungsmittel und
werden digital gesteuert. „Damit können wir das Design der Gewebe beliebig steuern. Die
Ergebnisse zeichnen sich durch äußerst feine und flexible Strukturen aus, die je nach Wunsch
von Zellen besiedelt werden oder diese zurückweisen können“, erklärt Dalton. Darüber hinaus
sind die Würzburger MEW-Maschinen äußerst zuverlässig und die technisch fortschrittlichsten
weltweit. Wenn nötig, laufen sie 24 Stunden an sieben Tagen die Woche, „um neue, aufregende Produkte für die Medizin herzustellen“, wie Dalton sagt.
Zur Person
Paul Dalton hat Materialwissenschaften studiert; bereits in seiner Doktorarbeit am Lions Eye Institut in Perth
(Australien) beschäftigte er sich mit der Entwicklung einer
künstlichen Hornhaut für das Auge. Seine Postdoc-Zeit
verbrachte er an der University of Toronto (Kanada) und an
der Universität von Aachen. Dort arbeitete er unter anderem mit Hydrogelen für die Regeneration von Nerven. Als
Forschungsstipendiat an der University of Southampton
(Großbritannien) untersuchte er, inwieweit HydrogelGewebe im Rückenmark Entzündungen verursachen.
Zwischen 2009 and 2011 forschte Dalton sowohl an der
Shanghai Jiao Tong University (China) als auch an der
Queensland University of Technology (Australien.) Seit Mai
2012 ist er Professor für Biofabrikation am Lehrstuhl für
Funktionswerkstoffe in der Medizin und der Zahnheilkunde.
Paul Dalton, der international führende
Pionier auf dem Gebiet des sogenannten Melt Electrospinning Writings.
(Foto: Gunnar Bartsch)
Der Masterstudiengang „Biofabrikation“
Im kommenden Wintersemester geht an der Universität Würzburg ein neuer, internationaler
Masterstudiengang an den Start, in dessen Mittelpunkt exakt dieses Forschungsgebiet steht:
BIOFAB oder ausgeschrieben „Biofabrication Training for Future Manufacturing“. Beteiligt an
diesem weltweit ersten Angebot sind:
• Queensland University of Technology (Australien)
• University of Woollongong (Australien)
• University Medical Center Utrecht (Niederlande)
• Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Deutschland)
Jeweils zehn Studierende werden die vier beteiligten Universitäten in das Masterprogramm
aufnehmen. Etwa die Hälfte des Studiums werden diese in Australien und in Europa absolvieren. Am Ende erhalten sie einen internationalen Master sowohl in Australien wie in Europa.
Mehr Informationen: www.biofabdegree.net
Kontakt
Prof. Dr. Paul Dalton, T: (0931) 201-74081, [email protected]
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Interkulturelle Kompetenz lernen
Im Lehrprogramm GSiK können sich Studierende aller Fachbereiche interkulturelle Kompetenz aneignen. Das Programm ist mit neuem Schwung ins Sommersemester gegangen – und
erneut wurde es von Experten der Hochschulrektorenkonferenz als Leuchtturmprojekt gelobt.
„Globale Systeme und interkulturelle
Kompetenz“, kurz GSiK: So heißt
ein Lehrprogramm der Universität
Würzburg, das sich an Studierende
aller Fachbereiche richtet. Wer im
Lauf seines Studiums eine gewisse
Anzahl von GSiK-Lehrveranstaltungen
besucht, bekommt dafür ein Zertifikat, das auch für die Arbeits- und
Berufswelt von großem Interesse ist
und sich höchster Akzeptanz erfreut.
Das GSiK-Zertifikat ist einiges wert,
denn Arbeitgeber stufen die Zusatzqualifikation „interkulturelle KompeHier funktioniert das interkulturelle Zusammenleben: Studierende
tenz“ heute hoch ein. „Wir kennen
der Uni Würzburg (Foto: Narmina Jalalova)
etliche frühere Studierende, bei
denen das Zertifikat den Ausschlag
dafür gegeben hat, dass sie bei der Bewerbung um eine Stelle erfolgreich waren“, sagt Dominik Egger von der GSiK-Zentrale.
Warum interkulturelle Kompetenz so hoch im Kurs steht? Viele Unternehmen sind international tätig und brauchen darum Mitarbeiter, die im Umgang mit anderen Kulturkreisen versiert
sind. Und wer nach dem Studium promovieren oder in Forschungsinstituten arbeiten will,
bewegt sich dabei in der Regel ebenfalls in einem stark internationalen Umfeld.
Naturwissenschaften verstärkt einbinden
Für Studierende gibt es also gute Gründe, sich das GSiK-Programm genauer anzusehen. Was
die GSiK-Verantwortlichen besonders freut: In diesem Semester beteiligt sich erstmals die
Medizin am Programm, mit der Vorlesungsreihe „Migrantenmedizin“. Darin geht es am 11. Juni
zum Beispiel um den Umgang mit traumatisierten Patienten aus anderen Ländern – ein sehr
aktuelles Thema angesichts der vielen Flüchtlinge, die derzeit in Europa ankommen.
„Interkulturelle Kompetenz ist für Studierende aller Fächer wichtig, und darum versteht sich
GSiK als Lehrprogramm für die gesamte Universität“, betont Professor Andreas Dörpinghaus,
Projektsprecher und Mitglied des wissenschaftlichen GSiK-Leitungsgremiums. Ein Ziel des
Projekts für die nähere Zukunft sei es, die Naturwissenschaften noch stärker in das Lehrprogramm mit einzubinden. Mit der Medizin ist da ein weiterer Schritt gemacht.
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Anerkennung von der Hochschulrektorenkonferenz
Im Jahr 2013 wurde das GSiK-Programm von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gewürdigt: Sie hob es in ihrem Projekt „nexus – Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern“ als
Good-practice-Beispiel für die Lehre hervor und empfahl es anderen Universitäten zur Nachahmung.
Im April 2015 erntete das Programm erneut Anerkennung: Die HRK lobte es wiederum als
vorbildlich und bezeichnete es als wichtigen Baustein für die Bemühungen der Universität um
eine weitere Verstärkung der Internationalisierung.
Personelle Veränderungen bei GSiK
In der GSiK-Zentrale gibt es seit dem 1. Mai 2015 auch personelle Veränderungen: Dominik
Egger ist seitdem neu im Team. Er hat an der Universität Würzburg Pädagogik und Philosophie
studiert und organisiert die GSiK-Angelegenheiten jetzt mit seiner Kollegin Kerstin Surauf.
Auch sie ist eine Alumna der Universität und hat hier Anglistik und Pädagogik studiert.
Die wissenschaftliche Leitung des GSiK-Projekts haben die Professoren Andreas Dörpinghaus
(Sprecher), Ronald Bogaschewsky, Regina Egetenmeyer und Roland Stein inne.
Zur Homepage von GSiK: www.gsik.uni-wuerzburg.de
Neues Graduiertenkolleg in der Chemie
Eine strukturierte Promotion in einem Team, das an einem übergeordneten Thema forscht:
Das bekommen Doktoranden in einem Graduiertenkolleg geboten. Die Chemie-Fakultät startet mit zwei Arbeitsgruppen aus der Physik im Herbst ein neues Kolleg, das Platz für rund 14
Doktoranden bietet.
Biradikale – um dieses Thema der Chemie geht es in einem neuen Graduiertenkolleg der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat
seine Einrichtung am 11. Mai 2015 bewilligt. Sie wird es für zunächst viereinhalb Jahre mit voraussichtlich 3,6 Millionen Euro fördern; mit dem Geld werden hauptsächlich Personalstellen
für Doktoranden finanziert.
„Wir können in das neue Graduiertenkolleg rund 14 von der DFG geförderte Promovenden aufnehmen“, sagt Chemieprofessor Ingo Fischer. Er hat beim Förderantrag an die DFG die Feder
geführt und ist nun auch der Sprecher des Kollegs „Molekulare Biradikale: Struktur, Eigenschaften und Reaktivität“.
Forschungsthema des Graduiertenkollegs
In dem neuen Kolleg werden besonders reaktionsfreudige Moleküle mit zwei ungepaarten
Elektronen erforscht. Diese sogenannten Biradikale spielen unter anderem bei Verbrennungs-
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prozessen oder in der Atmosphärenchemie eine wichtige
Rolle. So gehören zum Beispiel
Sauerstoff und Ozon zu dieser
Verbindungsklasse.
Die Eigenschaften von Biradikalen können darüber hinaus für
die Entwicklung neuer optoelektronischer Materialien genutzt
werden, wie Professor Fischer
erklärt. Das Ziel des neuen Graduiertenkollegs sei es daher,
die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Biradikalen noch besser zu verstehen
und gezielt zu beeinflussen.
Zu den Biradikalen zählen auch Zwitterionen, die für Anwendungen in
der Photovoltaik von Interesse sind.
(Bild: Ingo Fischer)
Kontakt
Prof. Dr. Ingo Fischer, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Universität Würzburg, T (0931) 31-86360, [email protected]
Chronische Schmerzen im Unterleib
Viele Frauen leiden unter chronischen Unterleibsschmerzen. Dafür gibt es unterschiedlichste
Ursachen, die oft nur in einem fächerübergreifenden Ansatz fassbar sind. Einen Überblick
zum Thema gibt das Uniklinikum Würzburg am Mittwoch, 20. Mai 2015, für Betroffene, Mediziner und Pflegekräfte.
Schmerzen im Unterbauch sind der häufigste Grund, warum Frauen in die Gynäkologie oder
eine Frauenklinik gehen. „Für viele Frauen sind Unterleibsschmerzen keine Besonderheit, da
sie in einer normalen Verbindung mit dem Menstruationszyklus stehen. Die Herausforderung
an die Medizin ist es, Schmerzen zu erkennen, die sich nicht durch die normalen, physiologischen Vorgänge an Gebärmutter und Eierstöcken erklären lassen“, sagt Professor Achim
Wöckel, Direktor der Würzburger Universitätsfrauenklinik.
Diese chronischen Schmerzen können verschiedene Ursachen haben, weshalb auch die
Diagnose- und Behandlungswege höchst unterschiedlich sein können. Einen Überblick über
in Frage kommende Erkrankungen und deren Therapiemöglichkeiten gibt am Mittwoch, 20.
Mai 2015, ein öffentliches, interdisziplinäres Forum am Universitätsklinikum Würzburg (UKW).
Die Frauenklinik lädt um 18:00 Uhr Betroffene, Ärzte, Pflegekräfte und andere Interessierte
in ihren Großen Hörsaal im Gebäude C15 in der Josef-Schneider-Straße ein. Die Veranstaltung
kann kostenlos und ohne Anmeldung besucht werden.
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Häufige Ursache: Endometriose
Am Anfang steht die Sichtweise der Betroffenen. „Chronische Unterleibsschmerzen sind
sehr oft die Anzeichen einer Endometriose“, berichtet Christa Albert von der EndometrioseSelbsthilfegruppe Würzburg. Bei dieser gutartigen chronischen Krankheit kommt Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle vor. „Leider müssen viele Frauen einen
langen Weg bis zur richtigen Diagnose gehen. Oft wird die Erkrankung erst entdeckt, wenn sie
schwanger werden möchten und daran scheitern“, so Albert. In ihrem Vortrag wird sie Fallbeispiele vorstellen sowie Verbesserungswünsche an Diagnostik und Therapie richten.
Von Seiten der Medizin ergänzt Privatdozent Andreas Hackethal die gynäkologischen Aspekte.
Der Leitende Oberarzt der Würzburger Universitätsfrauenklinik wird zudem weitere Krankheitsbilder, moderne Behandlungswege und die Möglichkeiten der Schmerztherapie aufzeigen.
Harnableitendes System, Darm und sonstige Schmerzquellen
„Nicht nur die weiblichen Geschlechtsorgane, auch das harnableitende System, der Darm
und weitere Organe können eine Quelle für chronische Unterbauchbeschwerden sein“, betont
Katica Krajinovic. Die Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und
Kinderchirurgie des UKW wird beim Forum die Möglichkeiten der chirurgischen Diagnostik und
Therapie präsentieren.
Eine weitere Disziplin, die bei chronischen Unterleibsschmerzen gefragt sein kann, ist die
Urologie. Als mögliche Krankheit ist hier beispielsweise an die Interstitielle Zystitis zu denken,
bei der die Schleimschutzschicht in der Blase Risse hat und es zu chronischen Entzündungen
kommen kann. Der urologische Themenkreis wird beim Forum von Gerd Ohnheiser abgedeckt,
Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie des UKW.
Schlaganfall-Station in neuen Räumen
Höherer Komfort für die Patienten, verbesserte Logistik bei der Behandlung: Die Schlaganfall-Station der Neurologischen Universitätsklinik, die Stroke Unit, ist innerhalb des Kopfklinikums umgezogen.
Stroke Units sind Spezialstationen, auf denen Betroffene in den ersten Tagen nach ihrem
Schlaganfall untersucht, behandelt, betreut und überwacht werden. In Deutschland wurden
diese Einrichtungen seit Mitte der 1990er-Jahre aufgebaut. Inzwischen gibt es bundesweit
mehr als 250 Stroke Units, die von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Stiftung
Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifiziert sind. Eine davon wird seit 1999 an der Neurologischen
Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) betrieben.
Bis zum Jahr 2014 befand sich die Würzburger Schlaganfall-Station im sechsten Stock des
Gebäudes B1 der Kopfklinik. Dann wurde sie in den zweiten Stock verlagert. „Mit dem Umzug
rückte die Stroke Unit in die unmittelbare Nachbarschaft zur neurologischen Notaufnahme
und zur neurologischen Intensivstation. Das verkürzt die logistischen Wege und ermöglicht
eine noch bessere Kooperation der Ärzte und des Pflegepersonals“, so Professor Christoph
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Kleinschnitz, Geschäftsführender Oberarzt der Neurologischen Klinik.
Für die Patienten zahle sich der Umzug darüber hinaus
durch einen Zugewinn an Komfort aus. Kleinschnitz:
„Beispielsweise sind auf der nagelneuen Station jetzt
alle Patientenzimmer mit eigener Nasszelle und Fernseher ausgestattet.“
Auf der neuen Stroke Unit: Oberarzt Peter
Kraft und Schwester Roberta Sebastiano im
Gespräch mit einem Schlaganfallpatienten.
(Foto: Uniklinikum Würzburg)
Umbaukosten: 1,5 Millionen Euro
Für den Umzug war im zweiten Stock eine neun Monate lange Umbauphase nötig. Um aus Forschungsräumen, Bereitschafts- und Arztzimmern eine topmoderne Station zu schaffen, waren 1,5 Millionen Euro nötig. Weitere 350.000 Euro flossen in die gerätetechnische Neuausstattung.
Gut angelegtes Geld: „Vergleichende Untersuchungen haben gezeigt, dass die strukturellen,
apparativen und personellen Voraussetzungen einer Stroke Unit dazu führen, dass hier die
Mortalität im Vergleich zu weniger spezialisierten Stationen deutlich niedriger ist. Auch das
allgemeine Behandlungsergebnis, der ‚Outcome‘ für die Betroffenen, ist auf einer Schlaganfall-Station wesentlich besser“, sagt Kleinschnitz.
Therapie nach neuesten Standards
Auf der Stroke Unit werden die lebensnotwendigen Funktionen der Patienten rund um die
Uhr überwacht. In Diagnostik und Therapie arbeitet ein Team aus Neurologen, Kardiologen,
Neuro- und Gefäßchirurgen sowie Radiologen zusammen. Als vergleichsweise neue und sehr
effektive Therapie setzt die Würzburger Neurologische Klinik unter anderem die mechanische
Rekanalisation ein. Dabei wird die verschlossene hirnversorgende Arterie mit einem Katheder
geöffnet – eine schnelle Alternative oder Ergänzung zur medikamentösen Blutverdünnung.
Die Rehabilitation durch Physio- und Ergotherapie, Logopädie und Pflege beginnt schon in der
Stroke Unit. In der Regel verlassen die Betroffenen nach drei bis fünf Tagen die SchlaganfallStation. Sie werden entweder auf eine neurologische Normalstation verlegt oder direkt an
eine Rehabilitationseinrichtung überwiesen.
Die neue Stroke Unit hat – wie ihre Vorgängerin im sechsten Stock – acht Betten. Im Jahr 2013
wurden dort 808 Patienten behandelt.
Telemedizin-Raum von Transit-Stroke
Im sechsten Stock des Gebäudes B1 bleibt das Thema „Schlaganfall“ weiterhin präsent:
Dort ist nun der Transit-Stroke-Telemedizin-Raum des UKW untergebracht. Transit-Stroke, das
„Transregionale Netzwerk für Schlaganfallintervention mit Telemedizin“, vereinigt seit Oktober
2014 die Schlaganfallkompetenzen von Kliniken aus Unter- und Oberfranken.
Geleitet wird Transit-Stroke von der Neurologischen Klinik des Würzburger Uniklinikums. Das
Kooperationsprojekt zeichnet sich durch eine klar gegliederte Leistungshierarchie und den
Einsatz eines topmodernen telemedizinischen Kamera- und Bildschirmsystems aus.
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Ausgabe 18 – 19. Mai 2015
Informationsveranstaltung zu Stipendiengreifer
Auch in diesem Semester bietet die Graduate School of Humanities wieder eine Info-Veranstaltung zu Stipendien an. „Der
Stipendiengreifer“ möchte Promovierende und Promotionsinteressierte der Geisteswissenschaften beim Erwerb eines Stipendiums zu helfen.
Die Inhalte der Veranstaltung sind umfangreich. Unter anderem
gibt es Tipps zur Stipendienbewerbung, eine Vorstellung der
wichtigsten fachübergreifenden, in- und ausländischen Stipendien und viele weiterführende Informationen und Links. Referent
ist Dr. Thomas Schmid, Geschäftsführer der GSH.
Die Veranstaltung findet am Montag, 1. Juni 2015, von 14:15 bis
15:45 Uhr im Rudolf-Virchow-Zentrum statt, Josef-Schneider-Str.
2, Gebäude D 15, Seminarraum D15.00.47 (im EG). Die Teilnehmerzahl ist zunächst auf 15 beschränkt, Anmeldungen sind möglich bis 27. Mai 2015 per E-Mail an [email protected]
Gesucht: das beste Gedächtnis Süddeutschlands
Am kommenden Wochenende findet an und mit Unterstützung der Universität Würzburg die
Süddeutsche Gedächtnismeisterschaft statt. Zuschauer können die Wettkämpfe live verfolgen und an einem Wettbewerb für Jedermann teilnehmen.
Innerhalb von fünf Minuten eine Reihe von 500 Zahlen lernen und diese anschließend möglichst fehlerlos wiedergeben. Sich ein gemischtes Poker-Kartenspiel einprägen und danach
ein sortiertes Kartenspiel in die zuvor gemerkte Reihenfolge bringen. Eine Reihe von Gesichtern mit Phantasienamen in Verbindung bringen und bei der Wiedergabe möglichst viele
Namen unter die richtigen Gesichter schreiben – die Gesichter sind jetzt allerdings in einer
anderen Reihenfolge angeordnet. Und das alles natürlich unter Zeitdruck!
Samstag: Süddeutsche Meisterschaft
So sehen drei von insgesamt sieben Aufgaben aus, die es bei den süddeutschen Gedächtnismeisterschaften möglichst schnell und möglichst fehlerfrei zu bewältigen gilt. Der Wettbewerb
findet statt am Samstag, 23. Mai, von 10 bis 17 Uhr; Austragungsort ist das Informatikgebäude
auf dem Campus Hubland Süd der Uni Würzburg. Die Teilnehmer treten in drei Altersklassen
an: Kinder (bis 12 Jahre), Junioren (13 bis 17) und Erwachsene (ab 18). Titelverteidiger bei den
Erwachsenen ist der Würzburger Medizinstudent Fabian Saal.
Der Wettbewerb der Erwachsenen wird komplett digital durchgeführt, das heißt: das Einprägen und Wiedergeben erfolgt am Computer. Dadurch können Zuschauer das Geschehen in
einem speziellen Raum mit Live-Bild und Kommentator verfolgen. Für das leibliche Wohl ist
ebenfalls gesorgt, denn die Fachschaft Mathe/Info verkauft am Nachmittag Kaffee und Kuchen.
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Freitag: die „Würzburg Open“
Die „Würzburg Open“ starten bereits am Tag
zuvor. Am Freitag, 22. Mai, finden in der Zeit
von 16 bis 19 Uhr ebenfalls im Informatikgebäude Wettkämpfe in drei zusätzlichen Disziplinen
statt. Sie richten sich an alle Interessierten, die
nicht aus Süddeutschland kommen. Bislang
haben sich rund 40 Teilnehmer aus elf Ländern
dafür angemeldet, darunter die derzeitigen Top
3 der Gedächtnis-Weltrangliste, einschließlich
des amtierenden Weltmeisters aus Schweden
Jonas von Essen. Weiter gehen die „Würzburg
Open“ am Samstag, dann gemeinsam mit den
Teilnehmern der Süddeutschen Meisterschaft.
Wer hat das beste Gedächtnis? Bei einem Wettkampf
in der Uni wird es sich herausstellen. Und vielleicht
springt dabei ein neuer Weltrekord heraus.
Zusätzliche Angebote
Umrahmt wird die Meisterschaft von speziellen Angeboten für die Besucher, beispielsweise
ein Tippspiel sowie einen Wettbewerb für Jedermann. Bei diesem Wettbewerb können sich
alle Interessierte im Laufe der beiden Tage im „1 Minute Wörtermerken“ messen und Sofortpreise gewinnen.
Die Siegerehrung mit abwechslungsreichen Vorführungen der besten Gedächtnissportler der
Welt sowie einem Kurzvortrag des Gedächtnissportlers und -trainers Dr. Boris N. Konrad findet
am Abend des 23. Mai im Mehrzwecksaal über der Mensa statt. Sie beginnt um 18 Uhr. Auch
hier sind Gäste willkommen, der Eintritt ist frei.
Bei dieser Gelegenheit wird Fabian Saal außerdem versuchen, den Weltrekord in der „PiPermutation“. Dabei werden die ersten 100 Nachkommastellen der Zahl Pi in einer zufälligen
Reihenfolge abgefragt und die Zeit gestoppt. Aktuell liegt der Weltrekord bei 38,86 Sekunden.
Kalender für junge Forscher
Als „Stadt der jungen Forscher“ legt Würzburg auch einen Kalender für junge Forscher auf.
Einrichtungen der Universität können ihre Veranstaltungen für Schüler bis 10. Juni 2015 bei
der Stadt melden.
Der Würzburger „Kalender für junge Forscher 2015“ präsentiert Angebote an der Schnittstelle
zwischen Schule und Wissenschaft. Die primäre Zielgruppe sind Schüler und Lehrkräfte an
weiterführenden Schulen. Aber auch wissenschaftliche Veranstaltungen, die für ein größeres
Publikum offen sind, sowie Termine, die zum Jahresthema „Farbe trifft Wissenschaft“ passen,
können in den Kalender aufgenommen werden.
Erstellt wird der Kalender von der Stadt Würzburg, federführend dabei sind deren Wissenschaftsbeauftragte Monika Hahn, eine Alumna der Universität aus der Geographie, sowie
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einBLICK
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Nadine Bernard vom Fachbereich Schule: „Wer ein Angebot
für den Zeitraum 1. August bis 31. Dezember 2015 melden
möchte, kann das bis 10. Juni tun“, so die Organisatorinnen. Kontaktadresse: [email protected]
Folgende Angaben sollten gemacht werden: Titel der
Veranstaltung, Zielgruppe (ggf. maximale Teilnehmerzahl),
Anmeldung falls erforderlich, Datum und Uhrzeit (Beginn
und voraussichtliches Ende) der Veranstaltung, Veranstaltungsort mit Adressangabe, Kontaktdaten: Homepage, E-Mail-Adresse, ggf. Telefonnummer,
Name, kurze Beschreibung (maximal 800 Zeichen, Kürzungen vorbehalten), ggf. Bildmaterial
(mit Angabe der Bildquelle).
Einen Überblick über aktuelle Angebote und ein Muster des Kalenders gibt es unter
www.junge-forscher-wuerzburg.de
Der Titel „Stadt der jungen Forscher“
Im Jahr 2014 hat Würzburg den bundesweiten Wettbewerb „Stadt der jungen Forscher“ gewonnen. Vergeben wird die Auszeichnung von der Körber-Stiftung, der Robert-Bosch-Stiftung
und der Deutsche-Telekom-Stiftung. Die Stifter wollen damit die kommunale Vernetzung von
Schule, Wissenschaft und Wirtschaft fördern, den wissenschaftlichen Nachwuchs von morgen
begeistern sowie Schulen und Hochschulen Impulse für ihre Praxis geben.
Die Stadt unterstützt in enger Kooperation mit den Würzburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen Projekte, bei denen sich Schulen, wissenschaftliche Einrichtungen und lokale
Unternehmen noch besser vernetzen. Hauptziel dabei ist es, Jugendliche für Wissenschaft
und Forschung zu begeistern.
Philip Bangert für Konferenzbeitrag ausgezeichnet
Doktorand Philip Bangert hat Ende April auf dem 10. Symposium of the International Academy of Astronautics (IAA) den Preis für den besten studentischen Konferenzbeitrag erhalten.
Bangert, ehemaliger SpaceMaster-Student und nun
Doktorand am Lehrstuhl für Informatik VII (Robotik und
Telematik)bei Professor Klaus Schilling, erhielt den
Preis beim IAA-Symposium zum Thema Mini-Satelliten
zur Erdbeobachtung.
Der Informatiker stellte in seinem Vortrag „In-orbit performance of UWE-3“ insbesondere das äußerst robuste
Borddatenverarbeitungssystem und das Lageregelungssystem vor. UWE-3, der Experimentalsatellit der
Universität Würzburg, arbeitet nach nun etwa anderthalb Jahren noch immer ohne jegliche Unterbrechung.
einBLICK vom 19. Mai 2015
Philip Bangert (links) und Rainer Sandau
(IAA) bei der Preisübergabe auf dem IAASymposium.
(Foto: Klaus Schilling)
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„Das ist in dieser Weltraumumgebung mit intensiver Störstrahlung nahezu perfekt und war
nicht zu erwarten“, sagt Klaus Schilling.
Das Lageregelungssystem wird durch das Hochladen neuer angepasster Algorithmen stetig
verbessert und arbeitet mit zunehmender Genauigkeit. Beide in Würzburg entwickelten Untersysteme von UWE-3 fanden laut Schilling auf dem Symposium großen Anklang in der Fachwelt. Dies liege an den innovativen Informatikansätzen, die trotz höchster Miniaturisierung
große Leistung und Zuverlässigkeit ermöglichen.
Kontakt
Prof. Dr. Klaus Schilling, Lehrstuhl für Informatik VII (Robotik und Telematik), Universität Würzburg, T (0931) 31-86647, [email protected]
Personalia
Dr. Jan Elseberg, Dr. Rolf Lakämper (beide Informatik) und Dr. Peter Janotta (Physik) haben
mit ihrem Startup „Measurement in Motion“ den Hochschulgründerpreis 2015 im Businessplan-Wettbewerb Nordbayern gewonnen. Measurement in Motion ist eine Unternehmensgründung aus dem Bereich der hochpräzisen Digitalisierung verschiedener Umgebungen.
Gefördert wird sie im Exist-Stipendienprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Energie; betreut werden die Gründer vom Servicezentrum Forschung und Technologietransfer
(SFT) der Universität Würzburg.
Peter Majercik ist seit 13.5.2015 als Leiter der Akademie für Weiterbildung/Center for Continuing Education beim Präsidialbüro beschäftigt.
Dienstjubiläen 25 Jahre:
Rudolf Kemmer, Zentralverwaltung, am 17.05.2015
Matthias Völker, Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie, am 14.05.2015
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