Umgang mit Druck am Arbeitsplatz Warum Menschen bei der Arbeit krank werden Wolfgang Neupärtl, Facharzt für Arbeitsmedizin, Regionaler Ärztlicher Dienst St. Gallen www.svasg.ch │ 1 (Quelle: BKK Deutschland) www.svasg.ch │ 2 Herausforderungen in der Arbeitswelt (1/2) Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft mit Zunahme von geistigen und interaktiven Tätigkeiten, sowie steigenden emotionalen und kognitiven Anforderungen Zunehmende Durchdringung der Arbeitswelt mit modernen Kommunikationstechnologien Entwicklung neuer Steuerungsformen mit zunehmender Eigenverantwortung für den Ablauf und Erfolg von Arbeitsprozessen (Quelle: Stressreport Deutschland 2012) www.svasg.ch │ 3 Herausforderungen in der Arbeitswelt (2/2) Fortlaufende Beschleunigung von Produktions- Dienstleistungsund Kommunikationsprozessen, bei steigender Komplexität der Aufgaben und zunehmenden Lernanforderungen Neue Arbeitsformen mit Ausbreitung beruflicher Unsicherheit in diskontinuierlichen Beschäftigungsverhältnissen, einhergehend mit wachsender Instabilität sozialer Beziehungen im Zusammenhang mit Tätigkeits- und Berufswechseln (Quelle: Stressreport Deutschland 2012) www.svasg.ch │ 4 Komponenten von Termin-und Leistungsdruck (Quelle: Stressreport Deutschland 2012) www.svasg.ch │ 5 Vergleich der Veränderungen am Arbeitsplatz in Organisationen mit/ohne Restrukturierung (1/3) (Quelle: Stressreport Deutschland 2012) www.svasg.ch │ 6 Vergleich häufiger psychischer Anforderungen in Organisationen mit/ohne Restrukturierung (2/3) (Quelle: Stressreport Deutschland 2012) www.svasg.ch │ 7 Vergleich häufig auftretender Beschwerden in Organisationen mit/ ohne Restrukturierung (3/3) (Quelle: Stressreport Deutschland 2012) www.svasg.ch │ 8 Die Beschleunigungsfalle - Verbreiterung, Auswirkungen von organisationalem Burn-Out (1/4) Überbelastung: Hohe Anforderungen an die Mitarbeiter werden nicht ausreichend durch Ressourcen wie Zeit, soziale Unterstützung, Handlungsspielraum etc. gepuffert Mehrfachbelastung: Zu viele verschiedene Aufgaben müssen simultan erledigt werden. Die fehlende Priorisierung und Ausrichtung führt zu einer Mehrfachbelastung. Dauerbelastung: Die Über- oder Mehrfachbelastung ist zu einem Dauerzustand geworden. Das Unternehmen operiert dauerhaft an der Leistungsgrenze. Mitarbeiter empfinden zu wenig Möglichkeit der Regenerierung. (Quelle: Universität St. Gallen, Institut für Führung und Personalmanagement) www.svasg.ch │ 9 Die Beschleunigungsfalle - Verbreiterung, Auswirkungen von organisationalem Burn-Out (2/4) Die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2011 mit 15‘164 Befragten aus 109 Unternehmen zur Beschleunigung psychischer Belastung und Beanspruchung zeigen, dass jedes zweite Unternehmen in der Beschleunigungsfalle steckt. Von den befragten Unternehmen waren 52% betroffen. (Quelle: Universität St. Gallen, Institut für Führung und Personalmanagement) www.svasg.ch │ 10 Die Beschleunigungsfalle – Verbreitung und Auswirkungen von organisationalem Burn-Out (3/4) (Quelle: Universität St. Gallen, Institut für Führung und Personalmanagement) www.svasg.ch │ 11 Die Beschleunigungsfalle – Verbreitung und Auswirkungen von organisationalem Burn-Out (4/4) (Quelle: Universität St. Gallen, Institut für Führung und Personalmanagement) www.svasg.ch │ 12 Psychische Gesundheit und Beschäftigung in der Schweiz: (1/3) Gemäss der internationalen Klassifikation psychischer Erkrankungen (ICD-10) leiden in einem durchschnittlichen OECD Land jederzeit etwa 20% der erwerbstätigen Bevölkerung an einer psychischen Störung. 5% gelten als schwer psychisch beeinträchtigt und 15% als leicht bis mittelgradig Die Lebenszeitprävalenz wird von 40 bis zu 50% angegeben. Die meisten psychischen Störungen treten erstmals vor dem 24. Lebensjahr auf (Quelle: Mental Health and Work OECD 2014) www.svasg.ch │ 13 Psychische Gesundheit und Beschäftigung in der Schweiz: (2/3) Erwerbstätige ambulante Patienten haben kürzere Behandlungen und genesen besser (Quelle: Mental Health and Work OECD 2014) www.svasg.ch │ 14 Psychische Gesundheit und Beschäftigung in der Schweiz: (3/3) Erwerbstätige ambulante Patienten haben kürzere Behandlungen und genesen besser (Quelle: Mental Health and Work OECD 2014) www.svasg.ch │ 15 Arbeitsplatzfaktoren hängen direkt mit der psychischen Gesundheit zusammen (Quelle: Mental Health and Work OECD 2014) www.svasg.ch │ 16 Arbeitsbedingungen und psychischer Erkrankung Beschäftigte mit einer psychischen Störung nehmen ihre Arbeitsstelle qualitativ schlechter war Die Belastung am Arbeitsplatz kann sich deutlich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken Gutes Management ist einer der zentralen Faktoren zur Sicherung von guter Beschäftigungsqualität und zum Mildern der Risiken, welche die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz gefährden. (Quelle: Mental Health and Work OECD 2014) www.svasg.ch │ 17 Höhere Inzidenz und Dauer von Absenzen bei psychischen Krankheiten (Quelle: Mental Health and Work OECD 2014) www.svasg.ch │ 18 Neurentner/innen in der Schweiz nach Invaliditätsursache und Alter 2013 (Quelle: IV-Statistik 2013) www.svasg.ch │ 19 Anforderungen und möglicher Handlungsbedarf im Altersvergleich: (1/3) Junge Erwerbstätige sind im Vergleich zu älteren am ehesten von Samstagsarbeit, sowie von Zeitarbeit, Schichtarbeit und Befristungen betroffen. Der mögliche Handlungsspielraum wird dabei - im Altersvergleich - als am geringsten angegeben. Gleichzeitig wird von den Jungen häufiger sowohl von mengenmässiger, als auch von fachlicher Unterforderung berichtet. Zusammen mit den älteren Erwerbstätigen geben sie am häufigsten Monotonie an. (Quelle: Stressreport Deutschland 2012) www.svasg.ch │ 20 Anforderungen und möglicher Handlungsbedarf im Altersvergleich: (2/3) Die mittleren Altersgruppen sind am ehesten von Multitasking, starkem Termin- und Leistungsdruck, Arbeitsunterbrechungen und überlangen Arbeitszeiten betroffen. Sie berichten am ehesten von Vereinbarkeitsproblemen (Familie etc.), sowie Sonntags- und Feiertagsarbeit. Gleichzeitig geben sie auch am meisten quantitative Überforderung, aber auch Umstrukturierungen und Entlassungsgefahr an. (Quelle: Stressreport Deutschland 2012) www.svasg.ch │ 21 Anforderungen und möglicher Handlungsbedarf im Altersvergleich: (3/3) Ältere und ganz junge Erwerbstätige berichten am meisten von Monotonie. Auch schätzen Ältere die wirtschaftliche Lage des Betriebes am schlechtesten ein. Wenn auch von guter Zusammenarbeit mit Kollegen von allen Anteilsklassen in hohem Masse berichtet wird, so nimmt doch Hilfe und Unterstützung, sowohl von Kollegen als auch von Vorgesetzten mit dem Alter ab. Von einer Zunahme von Stress in den letzten 2 Jahren berichten ebenfalls am ehesten die älteren Beschäftigten. Darüber hinaus geben sie am meisten Beschwerden an und schätzen ihren Gesundheitszustand am schlechtesten ein. (Quelle: Stress Report Deutschland 2012) www.svasg.ch │ 22 Employability Wie kann aus arbeitsmedizinischer Sicht eine Beschäftigungsfähigkeit (Employability) im Rahmen von arbeitsmarktlichen Angeboten nachhaltig verbessert werden? Reflexion, respektive Aufarbeitung v. a. der bisherigen beruflichen/ schulischen Laufbahn (Arbeitsanamnese) mit dem Ziel, die sozialen, physischen und psychischen Ressourcen hervorzuheben. www.svasg.ch │ 23 Soziale Ressourcen Unterstützung durch Vorgesetzte, Arbeitskollegen, Lebenspartner, etc. Soziale Beziehungen am Arbeitsplatz und der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern und insbesondere die Unterstützung durch Vorgesetzte wirken positiv auf die Bewältigungsmöglichkeiten und die Gesundheit der Arbeitnehmer ein. (Gemeinschaftsgefühl etc.) www.svasg.ch │ 24 Physische Ressourcen Sicherheits- und gesundheitsorientiertes Verhalten ist abhängig von explizitem Wissen (Fachwissen), impliziten Wissen (Erfahrung) und entsprechenden Fertigkeiten (Handlungsbereitschaft und Handlungsfähigkeit). Wesentliche Quellen der individuellen Gesundheitskompetenz sind die Herkunftsfamilie, die Gegenwartsfamilie und die Freizeit. www.svasg.ch │ 25 Psychische Ressourcen Kohärenzgefühl: „Grundhaltung, die Welt als zusammenhängend und sinnvoll zu erleben“ Diese Grundhaltung setzt sich zusammen aus einem Gefühl der Verstehbarkeit, einem Gefühl der Handhabbarkeit, bzw. Bewältigbarkeit, sowie einem Gefühl der Sinnhaftigkeit, bzw. Bedeutsamkeit. Je besser das Kohärenzgefühl eines Menschen ausgeprägt ist, umso flexibler kann dieser auf Anforderungen reagieren, d. h. umso mehr Ressourcen zur Bewältigung von Belastungen hat er. Kognitive Kontrollüberzeugungen (Optimismus, Selbstkonzept: Kontaktfähigkeit, Selbstkonzept: Selbstwertgefühl) Handlungsmuster (Positive Selbstinstruktion, Situationskontrolle, CopingStile) www.svasg.ch │ 26 Wieso Was Frage Warum Wann Wer Fragen Wie www.svasg.ch │ 27 Vielen Dank. 28. April 2015 www.svasg.ch │ 28
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