Sonderbeilage Sonnabend, 9. Mai 2015 Börsen-Zeitung Nr. 88 B1 Wirtschaftsraum Nordrhein-Westfalen Viele gute Gründe für gute Gründer Ruhrgebiet hat große Unternehmer-Tradition – Einfallsreichtum und Kreativität sind nötig, um im Wettbewerb der Regionen bestehen zu können den? Sicher nicht in einem Mangel an erfolgversprechenden Geschäftsideen. Vielfach fehlt stattdessen der Mut, selbst die Initiative zu ergreifen. Die Konjunktur in Deutschland ist derzeit gut – nicht zuletzt dank einer starken industriellen Basis. Viele potenzielle Gründer mit einer sicheVon ren Anstellung in WirtKlaus Engel schaft oder Wissenschaft haben deshalb über einen Schritt in die Selbständigkeit noch gar nicht nachgedacht. Hinzu kommt der Moderator des Wunsch, Arbeitszeit und Initiativkreises Ruhr Freizeit in die Waage zu und Vorsitzender des bringen. Firmeninhaber Vorstandes von Evonik stehen in dem Ruf, ein höheres Einkommen zu haben, dafür aber deutin der Energie, in der Chemie oder im lich mehr arbeiten zu müssen als etHandel: An der Ruhr nahmen viele er- wa Arbeitnehmer in der Wirtschaft folgreiche Unternehmens- und Unter- oder Beschäftigte im öffentlichen nehmer-Geschichten ihren Anfang. Dienst. Dies ist auch ein Beweggrund Der Gründerboom ist aber schon eine dafür, eben nicht den Gang in die ganze Weile her. Mit berechtigtem Selbständigkeit zu wagen. Stolz auf das Erreichte zu verweisen, ist also das Eine. Zukunftssicher zu Nachvollziehbare Argumente bleiben, ist das Andere. Seiner großen Unternehmer-Tradition zum Das alles mag im Einzelfall nachTrotz liegt das Ruhrgebiet bei Firmen- vollziehbar sein. Aus volkswirtschaftgründungen heute hinter dem Rest licher Sicht liegt darin aber eine GeDeutschlands zurück. fahr für die Zukunft des RuhrgebieDas Ruhrgebiet ist Heimat großer tes. Denn das exportorientierte Konzerne und eines starken Mittel- Deutschland hat kein Polster aus Rohstandes. Dieser ist zugleich breit ge- stoffen, auf dem es sich dauerhaft ausfächert und hochspezialisiert. Mit ih- ruhen könnte. Es muss sich seine weltren Ideen, Lösungen und Produkten bilden kleine und mittelständische Unternehmen das industrielle Rückgrat der Region. Aber es reicht nicht „Das Ruhrgebiet aus, die etablierten Unternehmen zu selbst ist (...) lebendihalten. Wir müssen ebenso viel Kraft dafür einsetzen, um neue Unternehger Beweis dafür, men anzulocken und jungen Gründass es sich lohnt, dern den Weg zur eigenen Firma zu hartnäckig am Ball zu ebnen. Wenn sich das Ruhrgebiet auch künftig im internationalen bleiben, sich immer Wettbewerb der Regionen behaupwieder neu zu ten will, ist es auf den Einfallsreichtum und die Kreativität innovativer erfinden.“ Gründer angewiesen. Börsen-Zeitung, 9.5.2015 Das Ruhrgebiet ist reich. Reich an Firmengründern, die die Region zu dem gemacht haben, was sie bis heute ist: zum industriellen Zentrum im Herzen Europas. Ob in der Stahlbranche, haber der vielen traditionsreichen Familienunternehmen im Ruhrgebiet. Wer mit ihnen spricht, wird beeindruckt sein, mit welchem Stolz sie die Verantwortung für teils Tausende Mitarbeiter tragen. Familienunternehmen leben vor, was Unternehmerund Gründergeist bedeutet. Von diesem Geist braucht das Ruhrgebiet mehr. Um hier eine neue Gründer-Dynamik zu entfachen, müssen wir zunächst einmal Wissenslücken schließen. Denn ein ganz wesentlicher Grund für die vergleichsweise geringe Zahl an Gründern liegt in mangelnden Kenntnissen, wie sich eine eigene Firma starten lässt. Dabei muss den Weg in die Selbständigkeit niemand mehr allein beschreiten. Es gibt Hilfe, etwa in den rund 80 Startercentern in NRW oder bei den Förderbanken KfW und NRW.Bank. Zunehmend steigt auch die Industrie in die Finanzierung von Start-ups ein. Allein Evonik will mittelfristig 100 Mill. Euro in junge Technologieunternehmen investieren. Es gilt, unablässig innovative Lösungen zu entwickeln, um Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung zu sichern. Deutschland ist eben nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch der Bastler und Tüftler. Es ist berühmt für seinen Forschergeist, der auch im Ruhrgebiet eine große Tradition hat. Das Max-PlanckInstitut für Kohlenforschung in Mülheim, das im Jahr 2014 sein 100-jähriges Bestehen gefeiert hat, ist ein Paradebeispiel für ein weltweit herausragendes Forschungsinstitut. weit berühmte Innovationsfähigkeit bewahren, um auf den globalen Märkten erfolgreich zu bleiben. Seine Unternehmen müssen ihre Spitzenpositionen jeden Tag aufs Neue mit besseren Lösungen und besseren Produkten gegenüber der internationalen Konkurrenz verteidigen. Gute Ideen haben deshalb immer Konjunktur. Sie sichern bestehende und schaffen neue Arbeitsplätze. Natürlich müssen sich Gründer gerade in den ersten Jahren nach dem Firmenstart ins Zeug legen, um den jungen Betrieb in die Spur zu bekommen. Das wissen zum Beispiel die In- B1 Stahlindustrie investiert in die Zukunft Von Andreas J. Goss Über die Kooperation zur Modellregion Von Eva-Maria Kießler B2 Zugpferd Dienstleister kommt langsam ins Laufen Von Dr. Gertrud R. Traud und Barbara Bahadori Der Initiativkreis Ruhr hat die Menschen in der Region in einer aktuellen Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa nach ihrer Einstellung zur Selbständigkeit befragen lassen. Demnach würden drei Viertel der Befragten eine Anstellung in einem Unternehmen oder einer Behörde der Selbständigkeit vorziehen. Lediglich ein Viertel würde lieber auf eigenes Risiko arbeiten. Das ist bedenklich. Worin liegen die Gründe dafür, dass viele Menschen davor zurückschrecken, ihre eigene Firma zu grün- tik und Wirtschaft bündeln ihre Kräfte, damit aus neuen Ideen und Technologien neue Unternehmen werden. Ein Ziel dieses neuen Netzwerks ist es, die Chancen für Gründer besser herauszustellen. Unter anderem veranstaltet der Initiativkreis Ruhr dazu in diesem Jahr zum zweiten Mal das „Gründer-Forum NRW“, eine hochkarätig besetzte Plattform zur Förderung innovativer Start-ups. Für einen neuen Gründergeist muss sich aber auch etwas in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ändern. Wer als Firmenstarter im ersten Anlauf den Durchbruch verpasst, wird hierzulande leicht als Verlierer abgestempelt. In den USA dagegen schätzt man Jungunternehmer, die auch einen zweiten oder dritten Versuch wagen. Die das Zeug haben, nach Rückschlägen wieder aufzustehen und noch einmal neu anzufangen. Das Ruhrgebiet selbst ist doch lebendiger Beweis dafür, dass es sich lohnt, hartnäckig am Ball zu bleiben, sich immer wieder neu zu erfinden. Es gibt viele gute Gründe für mehr gute Gründer. Das Ruhrgebiet hat sie. Forschung stärker fördern 2013 hat allein die chemische Industrie in Deutschland erstmals mehr als 10 Mrd. Euro in die Forschung investiert. Bei Evonik betragen die Aufwendungen dafür mittlerweile jedes Jahr fast 400 Mill. Euro. Das muss sich am Ende auszahlen. Daher ist in Deutschland dringend eine verbesserte steuerliche Förderung für Investitionen in Forschung und Entwicklung nötig. Die Labore in Unternehmen, Universitäten und wissenschaftlichen Instituten können hervorragende Keimzellen für neue Firmengründungen sein. Allerdings gibt es heute viele talentierte Entwickler, die ihre Patente lieber auf dem Weltmarkt verkaufen, als ein eigenes Unternehmen zu gründen. Im Augenblick mag der Eindruck überwiegen, als spiele die Musik in der Gründerszene im hippen und hibbeligen Berlin oder im bajuwarisch selbstbewussten München. Der Westen mit dem Ruhrgebiet hat aber viel zu bieten. Hier sind die Bedingungen für Start-ups ausgezeichnet: Es gibt Der Mut fehlt ein engmaschiges Netz aus Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, ein starkes unternehmerisches und industrielles Umfeld und einen Markt, der in seiner Größe und Dichte seinesgleichen sucht. Nicht zuletzt kann die Region mit einer hohen Lebensqualität, einem großen Freizeitangebot und einer lebendigen Kulturszene punkten. Darauf bauen die Landesregierung und die Mitglieder des Initiativkreises Ruhr mit ihrer gemeinsamen Initiative, die sie unter dem Titel „Gründerland NRW“ gestartet haben. Poli- „Mit dem Kopf in der Wolke, verlässliche Genossenschaftsbanken zur Seite und die Füße fest auf heimischem Boden – Siegbert Wortmanns Antrieb zum Erfolg.“ Siegbert Wortmann Vorstandsvorsitzender der WORTMANN AG AUS DEM INHALT Viele gute Gründe für gute Gründer Von Dr. Klaus Engel Preis-Leistungs-Verhältnis zeigt Qualität einer Börse Von Dirk Elberskirch B4 B5 Von Klaus Neuhaus Kulturwandel lässt sich nicht von oben verordnen Von Martin Renker Sprungbrett für ferne Märkte Von Uwe Berghaus B5 Herkulesaufgaben für eine Region Etablierte Industrien mit neuen Ideen voranbringen Von Konstantin Ewald und Nicolas Gabrysch B6 B4 B7 NRW bietet Start-ups gute Chancen Versicherungsstandort Nummer 1 in Deutschland Von Dr. Karsten Eichmann B3 Von Dr. Werner Müller INITIATIVBANKING FÜR DEN MITTELSTAND B8 B8 Siegbert Wortmann, Eigentümer der WORTMANN AG in Hüllhorst/Westfalen, hat seit der sprichwörtlichen Garagengründung im Jahr 1986 sein Unternehmen mit Energie, Weitsicht und Mut zum größten konzernunabhängigen Computerhersteller in Europa entwickelt und investiert zur Zeit sogar in die eigene Wolke. Von Anfang an als Bankpartner mit dabei, die örtlichen Volksbanken und die WGZ BANK. Insbesondere bei der Abwicklung und Absicherung des anspruchsvollen internationalen Zahlungsverkehrs und Importgeschäfts vertraut die WORTMANN AG auf die Kompetenz der Düsseldorfer Zentralbank und Geschäftsbank. Trotz des großen Erfolgs hat Siegbert Wortmann, seit 2007 Träger des Bundesverdienstkreuzes, nie die Bodenhaftung verloren. Unternehmerische Verantwortung für die Region und in der Region – es sind die Wurzeln, die ihm Flügel verleihen. WGZ BANK – die Initiativbank für den Mittelstand: 0211/778-2112 [email protected] B 2 Börsen-Zeitung Nr. 88 Sonderbeilage Sonnabend, 9. Mai 2015 Preis-Leistungs-Verhältnis zeigt Qualität einer Börse Angebot permanent optimieren – Weitreichende staatliche Regulierung schreckt potenzielle Investoren eher ab die Zahl der Menschen mit Aktieninvestments in Deutschland 2013 um 600 000 zurück, eine Trendumkehr ist trotz positiver Entwicklungen am Aktienmarkt nicht zu erwarten. Seit der Finanzkrise ist das Engagement von Privatanlegern insbesondere am Aktienmarkt gesunken. Aufgrund der strengen Regulierung und der Kosten für Beratungsleistungen gehen zudem immer mehr Banken dazu über, ihren Kunden nur noch vermeintlich sichere und leicht verständliche Produkte zu empfehlen. Von Eine Anlageberatung in Dirk Elberskirch Aktien – vielfach gilt dies bedauerlicherweise auch für die interessanten Rentenwerte – wird aufgrund der Dokumentationspflichten, der Beraterhaftung und zeitinVorsitzender des tensiver Gespräche am Vorstands der Börse Bankschalter zur AusDüsseldorf nahme. Sparer, die in einer Niedrigzinsphase noch kennt sie nicht an ihrem Namen. Ei- über der Inflationsrate liegende Erne gute Börse erkennt man an einem träge aus ihrem Kapital erzielen guten Preis-Leistungs-Verhältnis! So möchten, kommen um den Aktienmancher mag sich nach diesen Sät- markt jedoch nicht herum. Abgesezen an die Marketing-Kampagne ei- hen von derivativen Finanzproduknes großen Discounters erinnern. In ten oder anderen mit hohen Risiken der Börsenlandschaft wirbt mit ei- behafteten Anlagen sind nur am Aktinem derartigen Versprechen jedoch enmarkt Renditen über dem Inflatikein Discounter, sondern eine Quali- onsniveau erzielbar. Der Anleger ist tätsbörse mit langjähriger Tradition: zunehmend auf sich selbst gestellt, und die Frage ist berechtigt, ob die die Börse Düsseldorf. weitreichende staatliche Regulierung hier nicht kontraproduktiv Kampf um Privatanleger wirkt. Der immer härter werdende Wettbewerb unter den einzelnen Börsen „Tag der Aktie“ soll locken zwingt die Akteure zu einer permanenten Optimierung ihres Angebots. Der Rückzug der Privatanleger beVor allem der stark umkämpfte Pri- lastet das gesamte deutsche Finanzvatanlegermarkt erfordert Maßnah- wesen. Auch zahlreiche Banken und men, um die zurückgehende Anzahl Sparkassen klagen über negative Entder Aktionäre von dem eigenen An- wicklungen im Privatkundengegebot zu überzeugen. Nach Angaben schäft. Direktbanken, bei denen Aktides Deutschen Aktieninstituts ging eninvestments einen Großteil ihres Börsen-Zeitung, 9.5.2015 Die Börsen in Deutschland sind vor allem im Privatkundengeschäft einem immer härteren Wettbewerb ausgesetzt. Die Zahl der Handelsmöglichkeiten steigt trotzdem, und nur wer auf die Veränderungen mit Innovationen reagiert, kann sich dauerhaft behaupten. Woran erkennt man eigentlich eine gute Börse? Man erkennt sie nicht an der Größe. Und man er- Geschäfts ausmachen, steuern mit einer gemeinsamen Initiative gegen und haben den Tag der Aktie ins Leben gerufen, bei dem mit Kostenvorteilen Anleger bewegt werden sollen, Geld in Aktien zu investieren. Ob dies gelingt, muss sich zeigen – zumal Aktien in Düsseldorf bereits komplett ohne börsliche Kosten gehandelt werden können. Und das nicht nur an einem Tag im Jahr, sondern an allen Handelstagen. Mehr als nur Marketing Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für Privatkunden ist in Düsseldorf kein reiner Marketing-Slogan, sondern bereits seit 1999 ein verbindliches Leistungsprogramm. Unter dem Stichwort „Quality Trading“ wurde mit den Maklerfirmen ein Leistungspaket geschnürt, welches Privatanlegern unter anderem folgende Vorteile garantiert: 䡲 Verbindlich handelbare Quotes und unverzügliche Orderausführung 䡲 Umfangreiche Preis- und Ausführungsgarantien mit Referenzmarktgarantie 䡲 Vollausführung innerhalb der angezeigten Größen (Volumen/Stückzahl) 䡲 Courtagefreier Handel von DaxAktienorders bis 10 000 Euro 䡲 Permanente Überwachung Das Ziel des Leistungsversprechens war und ist es, mehr Qualität für Verbraucher zu liefern und auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden stärker einzugehen. Dieses Ziel verfolgen auch andere Börsen – allerdings mit unterschiedlicher Umsetzung. Vielfach geht es darum, Kosten zu reduzieren, Services zu verbessern und im Wettbewerb mit anderen Plätzen die besseren Leistungen zu bieten. Selbst die Frankfurter Wertpapierbörse, die in den vergangenen Jahren Rückgänge im Geschäft mit Privatkunden hinnehmen Compliance Solutions Day 24.06.2015 in München Compliance Lösungen für Ihre Organisation: Aktuelle Trends und Best Practices führender Anbieter Spannende Keynotes, Best Practices und Diskussionen mit anderen Compliance-Experten Einblicke in die Anwendung von Compliance-Programmen und -Tools im gesamten Compliance-Prozess musste, hat reagiert. Im November 2013 startete der Frankfurter Spezialistenhandel eine Qualitätsoffensive. Bei der Garantie des Xetra-Preises bleibt Frankfurt mit 7 500 Euro je Preisfeststellung allerdings weit hinter den in Düsseldorf verbindlichen 50 000 Euro je Order bei Dax-Titeln zurück. Ein weiterer Vorteil Düsseldorfs bleibt unerreicht: Bereits seit 2008 werden die Dax-30-Werte vom Makler immer in der Mitte der aktuellen Xetra-Spanne – also ohne Spread – gehandelt. Das gab es früher nur für Händler im Börsensaal, denen der Kursmakler sogenannte „Aussuchenpreise“ stellen konnte – der Händler konnte dann aussuchen, ob er zu diesem Preis kaufen oder verkaufen wollte. elektronisches System anbietet. Quotrix belegt mehrfach aufgrund seiner Vorzüge in unterschiedlichen Kategorien von Best-Execution-Auswertungen erste Plätze. Kunden bekommen nicht nur oftmals den besten Preis zu den günstigsten Konditionen – bei Quotrix wird weder ein Transaktionsentgelt noch eine Courtage erhoben –, sondern viele Services, die traditionelle Plätze nicht bieten, etwa die Berücksichtigung zahlreicher moderner Order-Typen, Limitfunktionalitäten und den Handel bis 23 Uhr. Aktuell können mehr als 5 000 Aktien, Anleihen, ETF und Fonds über Quotrix gehandelt werden. Neben der Produktpalette wird auch die Reichweite des Systems sukzessive ausgeweitet. So steht bei der WGZ Bank und den an das Institut genheit umstritten. Während sich die Börse Stuttgart aus dem Segment mit dem Hinweis zurückzog, der Markt sei tot, hat die Börse Düsseldorf eine neue Plattform und damit auch eine neue Chance geschaffen. Der Primärmarkt ist ein Listingsegment im Freiverkehr, in dem sowohl Aktien, Anleihen als auch weitere Produkte notieren. Emittenten im Primärmarkt haben sich durch das Regelwerk der Börse dazu verpflichtet, besondere Publizitätsstandards einzuhalten und Anleger fortlaufend mit allen wichtigen Informationen rund um das Unternehmen zu versorgen. Das ist das passende Umfeld für Anleihen kleinerer und mittlerer Unternehmen. Um die Wahrnehmung von Risiken insbesondere für Privatanleger zu verbessern, wurden im Primärmarkt für das Listing von Unternehmensanleihen drei Subsegmente geschaffen. In welches Subsegment eine Anleihe eingeordnet wird, hängt ab vom Abstand der Emissionsrendite zum risikolosen Referenzzins, dem Durchschnittszinssatz der dreibis fünfjährigen Bundesanleihen. Die Subsegmente tragen die Buchstaben A, B und C und sind wie folgt definiert: In den Primärmarkt A können Anleihen aufgenommen werden, deren Emissionsrendite maximal bis zu 2 % über dem risikolosen Zins liegt, in Primärmarkt B die Anleihen, deren Abstand zwischen 2 und 4 % beträgt, und in Primärmarkt C alle Papiere, deren Emissionsrendite einen Abstand von mehr als 4 % zum risikolosen Zins aufweist. Die Börse Düsseldorf bietet damit als einzige Börse in Deutschland eine Unterteilung der Anleihen, die ein Listing für bonitätsstarke Unternehmen in einem eigenen Niedrig- Hilfe zur Selbsthilfe Entscheidend ist es, auf die rückläufige Zahl der Aktionäre zu reagieren und kundenorientiert zu handeln. Da Privatanleger immer mehr auf sich selbst gestellt sind, sollten die Börsen und ihre Maklerfirmen als Serviceleistung unabhängige und verlässliche Informationen und Hilfestellungen anbieten. Das ersetzt natürlich keine qualifizierte Beratung, hilft dem Anleger aber, sich vor Entscheidungen fundiert informieren zu können. Die Börse Düsseldorf plant daher einen neuen Informationsbereich für Anleger, in dem zum Beispiel auch Analysematerial abrufbar sein wird. Die Börse Düsseldorf hat die Anlegeraufklärung fest in ihr Kommunikationsprogramm integriert und wird diese weiter ausbauen. Ziel ist es, die bestehende Beratungslücke bei den Kunden mit Informationsangeboten und Hilfestellungen zu füllen, um Kunden an die Börse und ihre Produkte heranzuführen. Wohlgemerkt: Es geht um die Vermittlung von Wissen und Informationen, welche Anleger in die Lage versetzen, selbständig an der Börse aktiv zu werden. Zahlreiche Veranstaltungen im eigenen Haus, bei externen Partnern wie auch in Kooperation mit Medienunternehmen oder Anlegervereinigungen sowie Messeauftritte gehören ebenso dazu wie der Düsseldorfer Börsentag, den die Börse jährlich initiiert. Die Besucherzahlen dieser Veranstaltungen zeigen, dass das Interesse an Börse und der Anlage in Aktien und Renten bei Anlegern durchaus vorhanden ist. Aktiven Anlegern bietet die Börse Düsseldorf mit dem eigenen Quality Trader Club kostenlose Echtzeitkurse und stets aktuelle Informationen über Newsletter der Börse. Der Club wächst stetig und zählt mittlerweile mehr als 9 300 Mitglieder. Seit 1957 ist die Börse Düsseldorf am Ernst-Schneider-Platz in der Innenstadt ansässig. Foto: Börse Düsseldorf angeschlossenen Genossenschaftsbanken der Start des Quotrix-Limithandels kurz bevor. Auch andere Handelsplätze schaffen neue Angebote. Kürzlich verkündete beispielsweise die Börse München den Start eines neuen elektronischen Systems. Wirkliche Innovationen gab es dabei erkennbar nicht, dafür ebenso wie bei Quotrix keine Kosten für Anleger. Im Detail betrachtet kann man das System für eine Kopie von Quotrix halten. Wie man aus Branchenkreisen vernehmen kann, ist noch ein weiteres ähnliches Angebot geplant. Ob dieses noch 2015 auf den Markt kommen wird, ist ungewiss. Zum Kerngeschäft der Börsen zählt bekanntlich auch das Listing. Im Segment der Unternehmensanleihen war dieses Thema in der Vergan- zinsbereich ermöglicht. Niedrige Kosten verstehen sich dabei von selbst, denn über die Laufzeit gesehen spart ein Listing ohne Rating in Düsseldorf den Emittenten etwa einen sechsstelligen Betrag gegenüber der noch im Geschäft mit Anleihen kleiner und mittlerer Unternehmen befindlichen Börse Frankfurt. Dort werden Anleihen ohne jede Sortierung oder Eingruppierung angeboten. Neben dem Listing spielt aktuell das Thema Delisting eine wichtige Rolle für Anleger. Düsseldorf verfolgt hier nachhaltig eine anlegerschützende Position, indem unverändert bei einem Totaldelisting ein Hauptversammlungsbeschluss und ein Kaufangebot verlangt werden. Diese Überzeugung bringt die Börse aktuell in die beginnende Diskussion im politischen Raum ein. Es geht auch ohne Kosten © Anna Rauchenberger Jetzt kostenfrei anmelden: www.lexisnexis.de/compliance-day LexisNexis and the Knowledge Burst logo are registered trademarks of Reed Elsevier Properties Inc., used under license, © 2015 LexisNexis, a division of Reed Elsevier Inc. All rights reserved. Ein wesentlicher Service für Privatanleger ist die Reduzierung der Handelskosten. Die an der Börse Düsseldorf bekannt günstigen Konditionen wurden 2014 noch mal auf den Prüfstand gestellt. Um vor allem den Anfängern unter den Privataktionären ein günstiges Angebot zu machen, verzichtet der Makler an der Börse Düsseldorf bei Dax-Orders bis zu 10 000 Euro komplett auf die Courtage. Komplett ohne börsliche Kosten handeln Anleger in Düsseldorf mit dem Market Maker im elektronischen System Quotrix. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit hat die Börse Düsseldorf Quotrix bereits 2001 eingeführt und ist damit neben der Frankfurter Börse der einzige Handelsplatz gewesen, der sowohl den Skontrohandel wie auch ein Impressum Börsen-Zeitung Sonderbeilage Wirtschaftsraum Nordrhein-Westfalen Am 9. Mai 2015 Redaktion: Alexandra Baude Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich) und Bernd Bernhardt Technik: Tom Maier Typografische Umsetzung: Cornelia Scherer Verlag der Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIERMITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Düsseldorfer Straße 16, 60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115, Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173. Geschäftsführung: Ernst Padberg (Vorsitzender), Dr. Jens Zinke Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH; Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf Sonderbeilage Sonnabend, 9. Mai 2015 Börsen-Zeitung Nr. 88 B3 Versicherungsstandort Nummer 1 in Deutschland Nirgendwo anders arbeiten so viele Menschen bei Assekuranzen – Sektor steht für Gesamtwertschöpfung von 12,3 Mrd. Euro für das Land NRW Börsen-Zeitung, 9.5.2015 In keinem anderen Bundesland in Deutschland arbeiten mehr Menschen in der Versicherungsbranche als in Nordrhein-Westfalen (NRW): Im Jahr 2013 beschäftigte die Branche in NRW insgesamt 76 870 Mitarbeiter, das entspricht mehr als einem Viertel aller im Versicherungsgewerbe tätigen Arbeitnehmer in rungswissenschaft. Diese enorme Expertise der Hochschulen trägt dazu bei, dass Deutschlands Versicherungs-Know-how in großen Teilen in NRW verbleibt. Wichtige Rolle als Ausbilder Hervorzuheben ist auch die wichtige Rolle der Assekuranz als Ausbilder in NRW: Im Jahr 2011 haben die Versicherer mehr als 3 700 Von junge Menschen im Karsten Eichmann Land ausgebildet. Das sind 28 % aller Auszubildenden der gesamten deutschen Versicherungswirtschaft. Bei der Mitglied des Vorstands Ausbildungsquote sind der Gothaer Versichedie Versicherer mit rungsbank, Vorsitzen4,8 % Spitzenreiter in der des Vorstands des NRW. Gothaer Konzerns Durch die Löhne und Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Deutschland. Knapp 170 Versicherer der NRW-Versicherer sowie die dahaben ihre Zentrale in NRW, und durch ausgelösten Konsumausgaben zehn der Top-30-Unternehmen der entsteht im Land eine BruttowertVersicherungswirtschaft sind an schöpfung von 7,6 Mrd. Euro. AdRhein und Ruhr mit ihren Hauptver- diert man alle Wertschöpfungsfaktowaltungen ansässig. ren, so entsteht durch die Versicherungswirtschaft eine Gesamtwertschöpfung von 12,3 Mrd. Euro für Köln ist das Zentrum das Land NRW. Innerhalb von Nordrhein-WestfaMit Beitragseinnahmen von 63,5 len bildet Köln seit vielen Jahrzehn- Mrd. Euro werden über ein Viertel ten das klare Zentrum der Versiche- der Brutto-Beitragseinnahmen der rungsbranche. Mit 26 650 Mitarbei- deutschen Versicherer in NRW ertern ist die Rheinmetropole nach wirtschaftet. Größte Einzelsparte ist München der zweitgrößte Versiche- dabei wie auf Bundesebene die Lerungsstandort in Deutschland. Nam- bensversicherung, gefolgt von der hafte Unternehmen wie Axa, DEVK, Schaden- und Unfallversicherung. Generali und auch die Gothaer ha- Bei den privaten Krankenversicherern zeigt sich ein ganz besonderer Schwerpunkt: Der Marktanteil der nordrhein-westfälischen privaten Krankenversicherer am gesamten „Diese im Bundesverdeutschen PKV-Markt ist mit 46 % gleich einzigartige überdurchschnittlich hoch. Kompetenzlandschaft hat sich in NRW durch das gute Zusammenspiel verschiedener Institutionen entwickelt.“ ben ihren Hauptsitz oder eine Vertretung am Rhein. Aber nicht nur die Mitarbeiterzahlen sprechen für Köln. Ebenso umfassend sind die Ausbildungsmöglichkeiten und der Bereich Forschung und Lehre für das Versicherungswesen. In enger Verzahnung von Forschung, Lehre und Praxis hat sich eine einmalige Wissens- und Wirtschaftsgemeinschaft entwickelt. Köln ist ein quicklebendiges Kompetenzzentrum der Versicherungswirtschaft, das über ein ausgezeichnetes Zukunftspotenzial verfügt. Diese im Bundesvergleich einzigartige Kompetenzlandschaft hat sich in NRW durch das gute Zusammenspiel verschiedener Institutionen entwickelt. Hierfür leistet vor allem die Hochschullandschaft einen wichtigen Beitrag: Vier Universitäten und fünf Fachhochschulen haben Studienschwerpunkte in der Versiche- schen miteinander kommunizieren und Informationen austauschen, wie sie einkaufen und ihr Leben organisieren, befindet sich im Umbruch. Einige Industrien wie die Musikbran- „Die Digitalisierung hat die Erwartungen der Kunden an ihren Versicherer in den letzten Jahren deutlich verändert.“ che und der Buchhandel haben sich dadurch bereits grundlegend verändert, bestehende Geschäftsmodelle befinden sich auf dem Prüfstand, neue entstehen. Dieser Wandel macht auch vor der Versicherungsbranche nicht halt. Die Digitalisie- rung hat die Erwartungen der Kunden an ihren Versicherer in den letzten Jahren deutlich verändert. Sie sind es aus dem Online-Handel gewohnt, rund um die Uhr Bestellungen aufgeben zu können oder jederzeit ihre Bankgeschäfte zu erledigen. Damit verändern sich auch die Art und Weise, wann und wie der Kunde von seiner Versicherung beraten werden möchte, die Prozesse im Service und in der Verwaltung und auch die Produktentwicklung. Ein Beispiel: Auf der Suche nach einer passenden Versicherungslösung tritt der Versicherungskunde heute mit seinem Versicherer auf den unterschiedlichsten Wegen in Kontakt: per Mail, über das Internet, über soziale Netzwerke, aber auch noch immer telefonisch oder für eine ausführliche Beratung im persönlichen Gespräch. Um diesem veränderten Kundenverhalten gerecht zu werden, setzen die Versicherer auf unterschiedliche Strategien. Die Gothaer hat bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, eine Multikanalstrategie umzusetzen. Kernstück dieser Strategie ist eine Software, die alle wichtigen Daten des Kunden und alle Interaktionen mit ihm erfasst und eine 360Grad-Sicht auf Angestellte der Versicherungsbranche den Kunden erZahlen aus dem Jahr 2013 möglicht. DaBundesland absolut Bundesland absolut durch ist sichergestellt, dass er an je1. Nordrhein-Westfalen 76 870 9. Rheinland-Pfalz 7 900 dem Kontakt2. Bayern 62 950 10. Schleswig-Holstein 5 360 punkt eine optima3. Baden-Württemberg 36 140 11. Saarland 3 760 le Beratung erhält und seine Anlie4. Hessen 28 750 12. Thüringen 3 290 gen an jeder Stelle 5. Niedersachsen 23 280 13. Bremen 3 240 ohne große Nach6. Hamburg 21 050 14. Sachsen-Anhalt 3 080 fragen weiterbearbeitet und erledigt 7. Berlin 10 980 15. Brandenburg 2 840 werden können. 8. Sachsen 8 890 16. Mecklenburg-Vorpommern 2 490 Weitere Beispiele für die fortschreiDeutschland 300 870 tende DigitalisieBörsen-Zeitung rung in der Bran- Herausforderung Niedrigzins Neue Herausforderungen bestimmen den Alltag der Versicherer – insbesondere die anhaltende Niedrigzinsphase verändert das Geschäftsmodell und erschwert die Kapitalanlage. Dennoch gelingt es den Unternehmen, ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden zuverlässig zu erfüllen. Nicht zuletzt auch durch innovative neue Investitionsformen. Beispielsweise setzt der Gothaer Konzern in der Kapitalanlage auch auf Infrastrukturinvestments im Bereich der erneuerbaren Energien und investiert in Wind-, Solar oder Wasserkraftanlagen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Projekte haben lange Laufzeiten von 20 Jahren und mehr und werfen in dieser Zeit verlässliche und durchaus attraktive Renditen von im Durchschnitt 4 bis 7 % pro Jahr ab. Zusätzliche Sicherheit bietet die staatliche Förderung dieser Energieformen. Eine weitere zentrale Herausforderung an die Branche ist der digitale Wandel. Experten sagen voraus, dass die Digitalisierung Gesellschaft und Wirtschaft ähnlich verändern wird, wie es die Erfindung des modernen Buchdrucks im 15. Jahrhundert getan hat. Die Art, wie Men- Wenn Sie Ihre Geschäfte in den internationalen Wachstumsmärkten auf- oder ausbauen wollen, brauchen Sie eine solide, langfristig denkende und weltweit vernetzte Bank. Mit Niederlassungen in mehr als 70 Ländern und damit Zugang zu fast 90 %* des globalen Handels ist die HSBC-Gruppe eine der internationalsten Banken der Welt. Und gleichzeitig eine der persönlichsten: Ihr Kundenbetreuer vor Ort orientiert sich konsequent an Ihrem Bedarf und vernetzt Sie mit den entscheidenden Kontakten weltweit. Profitieren Sie von unserer Kenntnis der Kulturen, der Sprachen und der Wirtschaftsstrukturen sowie unserer Bereitschaft, gemeinsam mit Ihnen Ihre langfristigen Unternehmensziele zu realisieren. Was können wir für Sie tun? www.wachstum.hsbc.de Düsseldorf · Baden-Baden · Berlin · Dortmund · Frankfurt · Hamburg Hannover · Köln · Mannheim · München · Nürnberg · Stuttgart * UNCTAD Juli 2014 che sind Apps, mit Hilfe derer Kunden im Schadenfall mit ihrem Versicherer in Kontakt treten können oder ihrem privaten Krankenversicherer ihre Arztrechnungen und Rezepte ohne lästigen Papierkram zukommen lassen können. Aufgabenprofil ändert sich Mit der fortschreitenden Digitalisierung verändern sich in vielen Bereichen auch die Anforderungen an die Mitarbeiter in der Branche. Neue Aufgabenprofile entstehen, zusätzliche Fähigkeiten werden benötigt. Daher investieren die Versicherer große Summen in die Aus- und Fortbildung ihrer Mitarbeiter, um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden. So ist sichergestellt, dass die deutschen Versicherer auch in den kommenden Jahrzehnten sichere Arbeitsplätze bieten und weiter maßgeblich zum Wirtschaftswachstum in NRW und Deutschland beitragen. B 4 Börsen-Zeitung Nr. 88 Sonderbeilage Sonnabend, 9. Mai 2015 Herkulesaufgaben für eine Region Bergbau kümmert sich selbst um seine Hinterlassenschaften – Erneuerung benötigt neue Impulse – Dichte Infrastruktur muss saniert werden Schweres Erbe hinterlassen Das Erhalten des Ruhrgebietes – des größten Ballungsraums in Nordrhein-Westfalen – als lebenswerte Region ist dabei eine weitere Herausforderung, der sich auch die RAGStiftung verpflichtet sieht. Dabei versteht sich die Stiftung als ein wichtiger Akteur bei der sozialen und wirtschaftlichen Transformation der früheren Bergbauregion. Einer Region, in der der Bergbau weit mehr Wohlstand geschaffen hat, als er Aufgaben hinterlassen hat. 1 000 Jahre lang wurde an der Ruhr Steinkohle gefördert, die vergangenen 150 Jahre industriell. Millionen Menschen zogen auf der Suche nach Arbeit ins Revier und hoben Millionen Tonnen Kohle aus der Erde. Die Kohle befeuerte im rohstoffarmen Deutschland die Industrialisierung, von der das Land bis heute profitiert. Der Bergbau hinterließ aber auch ein schweres Erbe. Daraus erwuchs die Kernaufgabe der RAG-Stiftung: die Finanzierung der Ewigkeitsaufgaben. Dazu gehört das dauerhafte Pumpen des Grubenwassers in stillgelegten Bergwerken, um zu verhindern, dass Grubenwasser in trink- das Ruhrgebiet einen beispiellosen Strukturwandel. Von 141 Zechen, die in Spitzenzeiten in Betrieb waren, sind heute im Ruhrgebiet nur noch zwei aktiv und eine in Ibbenbüren. Ende 2018 ist der Steinkohlenbergbau in Deutschland dann endgültig Geschichte. Der Rückzug aus der MonVon tanindustrie erstreckt Werner Müller sich über einen langen Zeitraum, in dem das Versprechen „Niemand fällt ins Bergfreie“ hunderttausendfach eingelöst wurde. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Vorsitzender des haben große KraftanVorstands der strengungen unternomRAG-Stiftung men, um den Strukturwandel sozial zu gestalTage die Pumpen laufen. Zuletzt gilt ten. Eine erfolgreiche Transformaes, im Umfeld ehemaliger Kokereien tion des Ruhrgebiets muss aber über das Abfedern sozialer Härten hinausdas Grundwasser zu reinigen. Die Kosten für die Ewigkeitsaufga- gehen. Es gilt, den Blick nach vorn ben belaufen sich ab 2019 auf insge- zu werfen und neue Impulse zu setsamt rund 220 Mill. Euro jährlich. zen, um eine Zukunft im Sinne einer Diese Summe muss aus dem Stif- attraktiven, lebenswerten Region zu tungsvermögen erwirtschaftet wer- gestalten. den, welches sich zu einem großen Teil aus Werten zusammensetzt, die Gezielt investieren der Bergbau, also die Bergleute und die Unternehmensführungen, in der Die RAG-Stiftung leistet schon Vergangenheit selbst geschaffen ha- heute ihren Beitrag dazu. Im verganben. Fest steht, die RAG-Stiftung ist genen Jahr stellte sie 4,5 Mill. Euro mit Blick auf ihre Pflichterfüllung für gesellschaftliche Projekte zur Verauf sehr gutem Weg. Denn schon fügung. 2015 beträgt der Förderetat heute übersteigen ihre Einnahmen 7,5 Mill. Euro. Stets unter der Vorvon rund 350 Mill. Euro jährlich die aussetzung, dass die Finanzierung erwarteten Ausgaben ab 2019. Da- der Ewigkeitsaufgaben gesichert ist, mit wird die RAG-Stiftung ohne Mit- soll dieser Etat dem kontinuierlich tel der öffentlichen Hand auskom- steigenden Förderbedarf in den kommen. menden Jahren angepasst werden. Durch die Ewigkeitsaufgaben Das Engagement reicht von Ausbilkommt der RAG-Stiftung immense dungsprogrammen für chancenbeVerantwortung zu. Zugleich werfen nachteiligte Jugendliche und Hochsie eine noch größere, gesellschaft- schulstipendien, über eine Stiftungsliche Fragestellung auf: Wie meistert professur bis hin zur Unterstützung das Ruhrgebiet seine Zukunft in der von Museen und bergbaunahen EinNachbergbauära? Als ehemals größ- richtungen. Die Erfahrungen aus te Montanregion Europas durchlief den Förderprojekten zeigen, dass wasserführende Schichten eindringt. Durch die bergbaubedingte Absenkung von Flächen liegen heute zudem ganze Gebiete unter dem Wasserspiegel von Rhein, Ruhr und Emscher. Daher müssen auch über Foto: Pohlmann Börsen-Zeitung, 9.5.2015 Der Handlungsauftrag der RAG-Stiftung ist klar und eindeutig: Er besteht in erster Linie aus der Finanzierung der sogenannten Ewigkeitsaufgaben aus dem deutschen Steinkohlenbergbau. Diese Aufgabe ist einzigartig – durch ihre Laufzeit und ihre Tragweite – und wird an die Stiftung Ende 2018 übertragen, wenn das letzte Steinkohlenbergwerk in Deutschland den Betrieb einstellt. Danach gilt es, bis in alle Ewigkeit die Heimat von Millionen Menschen in den vom Bergbau betroffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen und im Saarland zu bewahren – eine Herkulesaufgabe. sich mit gezielten Investitionen vieles bewegen lässt. Wichtig ist, dass diese Investitionen die öffentliche Hand zwar entlasten, der Staat aber nicht aus seiner Verantwortung für die Region entlassen wird. Mittelstand emanzipiert sich Auch wirtschaftlich ist in den Bergbauregionen vieles in Bewegung gekommen. Heute prägen im Ruhrgebiet die Branchen Energie, Chemie, Werkstoffe oder Logistik die Wirtschaft. Dazu gewinnt der Mittelstand an Gewicht. In diesem Zusammenhang ist ein fundamentaler Wandel zu beobachten: Im montanindustriellen Ruhrgebiet hatte sich der Mittelstand oftmals mit der Rolle als Zulieferer der Bergbau- und Stahlunternehmen zu begnügen. Mit dem Rückzug dieser Großindustrie mussten sich mittelständische Unternehmen neu erfinden und in Forschung und Entwicklung investieren, eigene Vertriebsaktivitäten entfalten und sich mit Partnern und Kunden vernetzen, um neue Märkte zu erschließen. Dass dieser Abnabelungsprozess weitgehend gelang, ist zum einen dem Unternehmergeist zu verdanken. Zum anderen verfügt das Ruhrgebiet nach wie vor über industrielle Kerne, die es zu erhalten gilt. Eine starke Industrie vor der Haustür ist die beste Mittelstandsförderung. Der Mittelstand spielt auch in der Beteiligungspolitik der RAG-Stiftung eine wichtige Rolle. Aus Gründen der Risikostreuung ist es geboten, dass die Stiftung ihren großen Evonik-Anteil auf lange Sicht verringert. In der Vergangenheit hat die Stiftung zudem liquide Mittel oftmals in Staatsanleihen angelegt, was bei einem niedrigen Zinsniveau nicht attraktiv ist. Die seit Ende 2013 angepasste Anlagestrategie sieht vor, das Stiftungsvermögen vermehrt auch in mittelständische Unternehmen zu in- vestieren. Dazu wurde 2014 unter anderem die RAG-Stiftung Beteiligungsgesellschaft gegründet. Sie hat sich die Aufgabe gestellt, mittelständische Unternehmen zu erwerben, die auf dem Weltmarkt gut positioniert sind. Dabei sieht sich die RAGStiftung auch mittelständische Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen und dem Ruhrgebiet an. Gut genug zum Studium Der Mittelstand in der Region hat in seinem Reifungsprozess Fortschritte gemacht. Das Ruhrgebiet bietet mittelständischen Unternehmen Entwicklungschancen auf vielen Ebenen. Nirgendwo in Deutschland ist das Fernstraßen- und Bahnstreckennetz dichter. Hinzu kommen 80 Binnenhäfen und drei internationale Flughäfen. Der Fachkräftemangel ist geringer als in München oder Stuttgart. Dies liegt auch daran, dass die Menschen im Ruhrgebiet bezahlbaren Wohnraum finden. Rund 20 Universitäten und Hochschulen im Ruhrgebiet sorgen für Fachkräftenachwuchs – wobei nicht verschwiegen sei, dass junge Menschen zwar gern im Ruhrgebiet studieren, wo sie günstig wohnen und viel erleben können. Den Einstieg ins Berufsleben aber suchen manche Absolventen in anderen Regionen, die attraktiver erscheinen. Die Abwanderung wertvoller Talente ist nur ein Beleg für die Schattenseiten des Ruhrgebiets. Glasscherbenviertel mit Jugendarbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und Kriminalität gibt es nicht nur als Kulisse im Dortmund-Tatort, sondern viel zu oft auch in der Realität. Die Verkehrsinfrastruktur im Ruhrgebiet ist zwar dicht, aber vielfach marode. Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung: Brückensperrungen und Schlaglochautobahnen machen deutlich, dass die Region ihre Belastungs- grenzen erreicht und teilweise überschritten hat. Eine Attraktivitätssteigerung des Ruhrgebiets ohne substanzielle finanzielle Investitionen wird nicht möglich sein. „Solidarpakt West“ Die RAG-Stiftung entstand durch ein beispielloses Zusammenwirken von Politik, Arbeitnehmervertretern und Unternehmen. Dank dieser in der deutschen Wirtschaftsgeschichte einmaligen Stiftungslösung ist der Bergbau in der Lage, sich um seine Hinterlassenschaften selbst zu kümmern und diese nicht dem Staat zu überlassen. Ein Kooperationsmodell, in dem viele gesellschaftliche Akteure zusammenspielen, kann auch ein Ansatz sein, um einen Zukunftsplan für das Ruhrgebiet zu entwickeln. Und auch bei der Finanzierung sollte es keine Denkverbote geben. Ein probates Mittel wäre ein „Solidarpakt West“. Aus einer historischen Perspektive heraus ist die Akzeptanz für einen Solidaritätszuschlag für den Westen sicher groß: Immerhin waren es die Unternehmen des Ruhrgebiets, die Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf die Beine geholfen haben. Viele heute florierende Industriezweige wurden mit Mitteln der Montanindustrie großgezogen. Das Ruhrgebiet hat aus eigener Kraft und in eigener Verantwortung viel erreicht, aber nun braucht es die Solidarität des ganzen Landes. Die RAG-Stiftung wird sich für die weitere erfolgreiche Transformation des Ruhrgebiets als ein wichtiger Akteur einbringen – ideell wie finanziell. Eine aktuelle Maßnahme wird eine Studie sein, die zum Ende des Jahres erscheinen wird. Sie beinhaltet konkrete Handlungsempfehlungen, um die Zukunftsperspektiven der fünf Millionen Menschen an der Ruhr nachhaltig zu verbessern. Glückauf! Stahlindustrie investiert in die Zukunft Branche ist stark bei Innovationen – Vielfältige und enge Verbindungen mit der Wissenschaft – NRW profitiert von gut funktionierenden Wertschöpfungsketten Mrd. Euro geflossen. Spektakulär war die Neuzustellung (Modernisierung) des Hochofens 2 von ThyssenKrupp Steel Europe in DuisburgSchwelgern, dem größten dieser Aggregate in Europa, mit Kosten von 200 Mill. Euro. In Spitzenzeiten arbeiteten rund 1 100 Menschen auf der Baustelle. Insgesamt hat ThyssenKrupp seit 2013 Investitionsprojekte in Duisburg im Umfang von 600 Mill. Euro gestartet. Die Hüttenwerke Krupp Mannesmann erweiterten mit Kosten von 400 Mill. Euro ihre Kokerei in Duisburg, ArcelorMittal investierte 135 Mill. Euro in eine neue Drahtstraße. Den drei Unternehmen ist eines gemein: Sie sehen die Stahlerzeugung als Wurzel eines Wertschöpfungsbaumes und investieren demzufolge alle in den wichtigen Standort Duisburg, um im internationalen Konkurrenzkampf ihre Positionen zu behaupten. Aus Nordrhein-Westfalen werden insgesamt knapp 7 Mill. Tonnen Walzstahlerzeugnisse in die ganze Welt exportiert. Das ist ein Drittel der gesamten Walzstahlausfuhren Deutschlands. Die NRW-Ausfuhren haben einen Wert von 6 Mrd. Euro. Das entspricht 39 % des Gesamtwertes der deutschen Walzstahlexporte. NRW ist damit bei Premium-Güten überproportional vertreten. Das Land profitiert mehr noch als andere Regionen von gut funktionierenden Wertschöpfungsketten zwischen Großindustrie, mittelständischen Un- Foto: ThyssenKrupp Steel Europe ker Belastung durch hohe Energiekosten schnitten die deutschen Stahlunternehmen daher im vergangenen Jahr besser ab als die europäische Konkurrenz. Waren die Kapazitäten der Hütten- und Walzwerke in Deutschland zu 86 % ausgelastet, lag der Auslastungsgrad im EUDurchschnitt bei lediglich 78 %, weltweit gar nur bei knapp 73 %. Deutschland ist der siebtgrößte Stahlhersteller der Welt und der größte innerhalb der EuVon ropäischen Union. Die Andreas J. Goss deutsche Stahlindustrie erwirtschaftet einen Anteil von rund 30 % an der Wertschöpfung der Branche in Europa. Auf Nordrhein-Westfalen entfallen insgesamt etVorsitzender des Vorstands von Thyssen- wa 40 % der bundesdeutschen StahlerzeuKrupp Steel Europe gung. Mit einer Rohstahlproduktion von hat sich indessen spätestens seit der knapp 15 Mill. Tonnen ist Duisburg Finanzkrise 2008/2009 geändert. der bedeutendste Stahlstandort in Vor allem die stark auf Finanzdienst- Deutschland und Europa. leistungen fixierten Volkswirtschaften mussten erkennen, dass DeutschDuisburg ist vorne land dank einer starken Industrie und deren Erfolgen im Export relativ Die deutsche Stahlindustrie invesglimpflich durch die Krisenjahre ge- tiert Jahr für Jahr etwa 1,2 Mrd. Eukommen ist und wirtschaftlich ro in die Flexibilität und Effizienz ihschnell wieder reüssierte. rer Anlagen und sichert sich damit ihEine ganz entscheidende Rolle re Vorteile im internationalen Wettspielt die Industrie in Nordrhein- bewerb. Speziell in den StahlstandWestfalen (NRW). NRW ist mit ei- ort Duisburg sind seit 2010 rund 1 nem Umsatz von 340 Mrd. Euro (2013) die stärkste Industrieregion Europas. In keinem anderen Bundesland ist die Bruttowertschöpfung der Industrie mit 28,7 % so hoch wie an Rhein und Ruhr. Unter Beachtung der vielfältigen Verknüpfungen von Industrie und Dienstleistungen – etwa in der Logistik – hängt mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze in NRW von der Industrie ab. Börsen-Zeitung, 9.5.2015 Das wirtschaftliche Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist die starke Industrie. Fast ein Viertel der volkswirtschaftlichen Leistung wird von ihr erbracht. Eine Struktur der Wirtschaft wie in Deutschland galt im Ausland und vor allem in den angelsächsischen Ländern lange Zeit als „old fashioned“. Diese Einstellung Auslastung spricht für sich Die Vorzüge der etablierten industriellen Strukturen zeigen sich in vielfältiger Weise. Ein gutes Beispiel ist die Stahlbranche, die für die bedeutenden Industriezweige wie Automobil und Maschinenbau hochwertige Werkstoffe für immer anspruchsvollere Anwendungen liefert. Trotz star- Der Hochofen 2 von ThyssenKrupp Steel Europe in Duisburg-Schwelgern. ternehmen und kleinen Betrieben sowie zwischen Grundstoffindustrie, Weiterverarbeitung und Endprodukten. 1 000 Patente jährlich Sehr wichtig sind auch die vielfältigen und engen Verbindungen von Wirtschaft und Wissenschaft, wie zum Beispiel mit der RWTH Aachen oder dem Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, um nur zwei bedeutende Einrichtungen zu nennen. Die Zusammenarbeit von Unternehmen mit Universitäten und sonstigen Forschungseinrichtungen ermöglicht eine stärkere Orientierung an den Anforderungen der Kunden bei der Entwicklung neuer Produkte. Jährlich werden deutschen Unternehmen rund 1 000 stahlbezogene Patente erteilt – etwa ein Drittel der Anzahl weltweit. Von den aktuell rund 2 500 Stahlsorten wurde mehr als ein Viertel in den letzten fünf Jahren neu- oder weiterentwickelt. Diese praxisbezogene Innovationsstärke verschafft der deutschen Stahlindustrie international einen Wettbewerbsvorsprung. Wie gut die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft funktioniert, zeigt sich am Projekt „Carbon2Chem“. ThyssenKrupp arbeitet hier mit verschiedenen Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen aus der Chemie- und der Elektroindustrie und der Energiewirtschaft an einer weitgehend klimaneutralen Stahlproduktion. Hüttengase aus den Stahlwerken in Duisburg, einschließlich des darin enthaltenen CO2, sollen in Zukunft als Ausgangsstoff für die Chemieproduktion genutzt werden. Vorstudien haben gezeigt, dass die Gase ausreichend Stickstoff und Wasserstoff enthalten, um daraus Ammoniak als Vorprodukt für Kunstdünger herzustellen. Ein Teil der bei der Stahlproduktion frei werdenden Hüttengase könnte danach umgewandelt werden. Die Stahlwirtschaft zeigt nicht zuletzt mit solchen Projekten, dass ihr Innovationsmotor auf hohen Touren läuft. Auch wenn die Branche von der Historie her eine Old Economy ist, spielen Neuentwicklungen bei Werkstoffen und die gemeinsame Blick auf den Standort Duisburg-Hamborn: Integriertes Hüttenwerk im Duisburger Norden mit rund 13 000 Mitarbeitern. Foto: ThyssenKrupp Steel Europe Entwicklungsarbeit mit dem Kunden für die Wettbewerbsfähigkeit eine entscheidende Rolle. Deutschland und insbesondere NRW profitieren hier von der Werkstoff-Kompetenz, wie sie exemplarisch ThyssenKrupp vorzuweisen hat. Der Konzern treibt im engen Verbund zwischen seinen verschiedenen Geschäftseinheiten die Entwicklung von Hochleistungsmaterialien voran. Durch die Kombination von karbonfaserverstärkten Kunststoffen und innovativen Stahllösungen lassen sich etwa im Fahrzeug-, Flugzeug- oder Schiffsbau erhebliche Gewichtsvorteile erzielen. Nötige Energie selbst erzeugt Die Stärke der deutschen Wirtschaft liegt nicht nur in den häufig zitierten Zukunftsbranchen wie der Informations- oder Biotechnologie. Schlüsselbranchen sind vielmehr die Autoindustrie, die Metallwaren oder der Maschinen- und Anlagenbau. Sie sind im internationalen Wettbewerb sehr erfolgreich und stehen für annähernd drei Viertel des deutschen Exportüberschusses. Diese Branchen benötigen samt und sonders Stahl und seine innovativen Anwendungen. Der Werkstoff ist aus einer modernen Industriegesellschaft nicht wegzudenken. Nicht zuletzt hängen an den stahlintensiven Wirtschafts- zweigen in Deutschland auch 3,5 Millionen Arbeitsplätze. Gute Ökobilanz Bei einer ganzheitlichen Betrachtung muss auch erwähnt werden, dass zur Herstellung von Stahl viel Energie benötigt wird. In weiten Teilen erzeugt die Stahlindustrie ihren Strom aber seit über 100 Jahren ökologisch sinnvoll selbst aus energiehaltigen Gasen, die während der Produktion entstehen. Stahl ist zudem äußerst langlebig, kann eingeschmolzen und beliebig oft wieder verwendet werden. Auch ist der Werkstoff zur Herstellung von Windrädern und für Turbinen zur Stromerzeugung unerlässlich oder hilft im Fahrzeug-Leichtbau, den Kraftstoff-Verbrauch zu reduzieren. Und auch bei einer Betrachtung der Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes hinweg (Rohstoff, Produktion, Nutzung, Recycling) bietet Stahl gegenüber anderen Werkstoffen klare Vorteile. Damit ist Stahl nicht nur für die Wirtschaft von zentraler Bedeutung, sondern weist auch eine vorteilhafte Öko- und Klimabilanz auf. Aus diesem Grund werden auch künftig große Teile der industriellen Wertschöpfung in Deutschland auf dem Werkstoff Stahl ruhen. Sonderbeilage Sonnabend, 9. Mai 2015 Börsen-Zeitung Nr. 88 B5 Zugpferd Dienstleister kommt langsam ins Laufen Strukturwandel hat immer noch großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt – Spannbreite der Wirtschaftskraft zwischen den einzelnen Regionen in NRW sehr groß Die konjunkturelle Belebung setzt sich 2015 fort. In Deutschland ist mit einem etwa gleich hohen Wert wie im Vorjahr (+ 1,6 %) zu rechnen, so dass erneut das deutsche Potenzialwachstum überschritten wird. Nordrhein-Westfalen dürfte ebenfalls an die Dynamik des Vorjahrs anknüpfen. Entlastend wirkt sich die bessere Lage in vielen Eurozonenländern aus, auch wenn das dortige Wachstum im Nachgang der Staatsschuldenkrise zum Teil noch schwach ist. Die lockere Geldpolitik sowie die historisch niedrigen Zinsen sollten zudem den Von konjunkturellen Verlauf Gertrud R. Traud . . . unterstützen, allein die realen Effekte dürften aber überschaubar sein. So ist die Entwicklung in Deutschland hauptsächlich vom inländischen Konsum getraChefvolkswirtin/ gen, der insbesondere Leitung Research bei aufgrund höherer Lohnder Helaba steigerungen dynamisch wächst. Die AusEurozone und einzelne deutsche rüstungsinvestitionen der UnternehBundesländer betrachtet. So zeigen men nehmen ebenfalls zu, doch ist die gerade veröffentlichten Daten der Anstieg noch weit von früheren für das regionale Bruttoinlandspro- Höchstständen entfernt. Die Wachsdukt (BIP) 2014, dass das Wachs- tumsaussichten bleiben also insgetum in Nordrhein-Westfalen (NRW) samt begrenzt. Der Arbeitsmarkt zeigt sich robust abermals unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt lag, wenn auch – auch in Nordrhein-Westfalen. Die diesmal nur geringfügig. Strukturel- Arbeitslosenquote verharrt hier seit le Anpassungsprozesse bremsen das vier Jahren bei etwas über 8 %. Sie Bundesland zumeist im Industriesek- ist allerdings die höchste unter den alten Bundesländern und um 1,5 Protor. zentpunkte höher als in Deutschland insgesamt. Dabei ist die ArbeitslosigGedeckeltes Wachstum 2015 keit nicht gleichmäßig verteilt. Die Doch es gibt auch Verbesserun- Erwerbslosenrate in der Ruhrregion gen: Bei den Dienstleistern wurden hat mit 10,8 % ein deutlich höheres viele Arbeitsplätze geschaffen. Und Niveau als im restlichen NRW mit nicht zuletzt erholte sich die nord- nur 7,1 %. Auch gibt es Regionen mit rhein-westfälische Wirtschaft 2014 ländlicher Prägung, die nahe der immerhin mit einem Plus von 1,3 %, Vollbeschäftigung sind. Aus der in den letzten Jahren stanach einem Rückgang von 0,6 % im gnierenden Arbeitslosenquote lässt Jahr zuvor (siehe Grafik). Börsen-Zeitung, 9.5.2015 „Ja! Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Wir steigern das Bruttosozialprodukt.“ Dieses Lied der Bochumer Band Geier Sturzflug aus den beginnenden achtziger Jahren zeigt, wie angeblich selbstverständlich es war, Wirtschaftswachstum zu erzeugen: Alle packen an und werden mit Konsum belohnt. Dass Wachstum aber gar nicht so einfach zu generieren ist, wird deutlich, wenn man manche Länder der sich aber nicht ableiten, dass auch die Beschäftigung unverändert blieb. Im Gegenteil: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt, und der Aufbau zieht zuletzt sogar noch an: In NRW werden zurzeit fast in gleichem Tempo Arbeitsplätze geschaffen wie in Deutschland insgesamt. Die Beschäftigungsschwelle ist seit längerem überschritten. Dies erklärt auch, warum sich der Einzelhandel in NRW genauso positiv entwickelt wie im Durchschnitt aller Bundesländer. Branchen des verarbeitenden Gewerbes kam es nur im Maschinenbau zu einem signifikanten Stellenaufbau (+ 12 000 Beschäftigte auf 220 000). Der Hauptteil der zusätzlichen Arbeitsplätze wurde von Dienstleistungsunternehmen bereitgestellt, die aufgrund der benötigten Qualifikationen häufig auf Zuwanderung aus anderen Bundesländern oder Staaten angewiesen sind. Erfreulich ist, dass auch im Ruhrgebiet im Zeitraum 2008 bis 2014 fast mit der gleichen Zuwachsrate (+ 7,1 %) Beschäftigung geschaffen wurde. Der Strukturwandel führt also in dieser RegiMaschinenbau legt zu on zu mehr Arbeitsplätzen. Die Spannbreite der WirtschaftsWie stark der Strukturwandel in NRW allerdings noch den Arbeits- kraft zwischen den einzelnen nordmarkt beeinflusst, belegt die Verän- rhein-westfälischen Regionen ist derung der Beschäftigung in einzel- sehr groß. So war das höchste BIP pro Einwohner mit 215 % des Bundesdurchschnitts in der Landeshauptstadt Düsseldorf . . . und anzutreffen, der niedBarbara Bahadori rigste Wert mit nur 63 % in der kreisfreien Stadt Bottrop. Dies ist untypisch, da normalerweise ein Stadt-Land-Gefälle herrscht. Hier zeigt sich der Strukturwandel im Diplom-Volkswirtin Ruhrgebiet, der in vieRegionalanalyse len Städten zu einer bei der Helaba niedrigen Wirtschaftskraft geführt hat. Für nen Wirtschaftszweigen. So nahm die Ruhrregion insgesamt ergibt sich im Zeitraum 2008 bis 2014 die Zahl ein BIP pro Einwohner von 91 % des der sozialversicherungspflichtig Be- Bundesdurchschnitts, das deutlich schäftigten im Steinkohlebergbau unter dem der anderen nordrheinum insgesamt 14 000 auf 9 000 Per- westfälischen Kreise und kreisfreien sonen ab. In der Chemie gingen fast Städte von 105 % liegt. 9 000 Arbeitsplätze (nun 85 000 Beschäftigte) und bei den Metallern Fortschritte im Ruhrgebiet über 22 000 Stellen (nun 327 000 Mitarbeiter) verloren. Doch es tut sich was im RuhrgeIn anderen Branchen ist dagegen biet. So stellt die Wirtschaftsleistung eine Vielzahl von Arbeitsplätzen ent- von 91 % eine Erholung dar, war sie standen, denn die Beschäftigung doch bis zur Jahrtausendwende auf stieg im Sechsjahreszeitraum um ins- rund 85 % gesunken. Auftriebskräfte gesamt 8,4 %. Unter den großen hat die Region aus dem Dienstleis- tungsbereich „Unternehmensdienstleister, Finanzierung, Versicherung, Vermietung“ erhalten, der seitdem überdurchschnittlich gewachsen ist. Damit deutet sich an, dass der Strukturwandel erste Früchte trägt. Mit den Schwerpunkten Chemie und Metall bekam NRW die allgemein schwache Branchenentwicklung schon 2013 zu spüren. Dies setzte sich 2014 fort und belastet die Industrie insgesamt – entsprechend musste sogar entgegen dem Bundestrend von + 2,2 % ein weiterer Rückgang der Bruttowertschöpfung von 0,2 % in NRW verkraftet werden. 2015 werden insbesondere die Grundstoffindustrien durch den gesunkenen Rohölpreis entlastet. Ob dies zu einer durchgreifenden Besserung für die NRW-Industrie führt, ist angesichts der bisher verhaltenen Signale noch offen. Die Sparkassen in NordrheinWestfalen erwiesen sich in den vergangenen Jahren trotz Strukturwandel und Wirtschaftskrise als verlässlicher Partner bei der Finanzierung von Privatpersonen und Unternehmen. Ihr Marktanteil bei der Kredit- vergabe an Privatkunden betrug Ende 2014 fast 40 %. Der Firmenkreditbestand der Sparkassen expandierte in den letzten zehn Jahren um rund ein Viertel, so dass sich der Marktanteil auf ebenfalls fast 40 % stark vergrößerte. Zuverlässiger Partner Dieses hohe Engagement in der Region ist unverzichtbar für die weitere Entwicklung Nordrhein-Westfalens. Mit einer Exportquote, die etwa 45 % des Industrieumsatzes beträgt, gibt es aber auch viele international agierende Firmen. Um hierbei fachgerecht beraten zu können und die Abwicklung der Geschäfte sicherzustellen, steht die Helaba mit ihrem jüngst erweiterten Angebot zur Außenhandelsfinanzierung den Sparkassen zur Seite. Denn langfristig gilt es die internationale Ausrichtung der Unternehmen zu unterstützen, damit in der nordrhein-westfälischen Industrie und bei ihren Zulieferern im Dienstleistungssektor wettbewerbsfähige Arbeitsplätze erhalten und neue aufgebaut werden. Sprungbrett für ferne Märkte NRW ist guter Ausgangspunkt für Expansion ins Ausland Börsen-Zeitung, 9.5.2015 Nordrhein-Westfalen ist gewissermaßen die Herzkammer des deutschen Mittelstands. Für viele der hier ansässigen Unternehmen ist es zudem das ideale Sprungbrett über die Grenzen Deutschlands hinweg – zunehmend auch in entferntere Kontinente wie Nord- und Südamerika oder nach Asien. Die internationalen Krisen machen allerdings auch vor dem Mittelstand nicht halt. Die Stimmung hatte sich im Herbst letzten Jahres merklich eingetrübt. Insbesondere die Unternehmen in den eher exportlastigen Branchen spürten den Nachfrageeinbruch aus Russland und der Ukraine. Inzwischen setzt aber auch hier eine Stabilisierung ein. Zwar kommt zumindest bei einigen europäischen Nachbarn die Erholung langsam in Gang, die Dynamik sollte aber insgesamt noch moderat bleiben. Von diesen belastenden Einflussfaktoren können sich auch die mittelständischen Unternehmen nicht abschotten. Insgesamt bleiben die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft und damit für die Mittelständler aber weiter positiv. Die anhaltend stabile Inlandsnachfrage, die niedrigen Zinsen und die beständig positive Lage auf dem Arbeitsmarkt bilden eine gute Grundlage. Ferner spüren die Betriebe durch die Ölpreisentwicklung und die aktuelle Euro-Schwäche quasi eine Sonderkonjunktur. Globale Erfolgsstory Trotz der nur langsamen Erholung in der Eurozone und der internationalen Krisen hat die Auslandsorientierung der mittelständischen Unternehmen nicht nachgelassen. Vielmehr baut der deutsche Mittelstand sein Auslandsengagement seit Jahren kontinuierlich aus: In Form von Export und Import, Joint Ventures, Produktionen im Ausland oder auch durch grenzüberschreitende Kooperationen. Die aussichtsreichsten Märkte mit dem kräftigsten Wachstum liegen dabei schon seit mehreren Jahren in Übersee. So gehören die asiatischen Märkte bekanntermaßen zu den wichtigsten Wachstumsregionen in der Welt. Die Wachstumsraten zum stellungen geben. Historisch gesehen haben sich diese zunächst primär auf das lokale Geschäft ihrer Mitglieder konzentriert. Die Welt ist aber natürlich in dieser Hinsicht in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe nicht stehen geblieben. So ist die WGZ Bank seit jeher ein zuverlässiger Partner des Mittelstands bei grenzüberschreitenden Geschäften und nutzt dabei ihr weltweites Netzwerk mit renommierten internationalen Von Adressen. Dieses umUwe Berghaus fasst neben einem dicht geknüpften Korrespondenzbanknetz von derzeit mehr als 1 700 Instituten in rund 150 Ländern auch eine Kooperation mit der RBI RaiffeiMitglied des Vorstands senbank International, die besonders in Osteuder WGZ Bank ropa ein nahezu flächendeckendes Bankennetzmarktkrise gehen deutsche Exporteu- werk hat. Zusätzlich besteht eine inre auch innerhalb von Europa wie- tensive Zusammenarbeit mit der der deutlich sensibler mit der Absi- Schwesterzentralbank DZ Bank, die cherung der einschlägigen Risiken über eine Vielzahl internationaler um. Zu beobachten ist sozusagen ei- Rahmenkreditverträge für langfristine „Renaissance der europäischen ge Exportfinanzierungen in den relevanten Ländern verfügt. Länderrisiken“. Beispiel in China sind – selbst wenn sie nicht mehr durchgängig zweistellig sind – immer noch mit zuletzt rund 7 % gewaltig. In Europa wagen wir auch perspektivisch nicht mal von der Hälfte zu träumen. Aber unabhängig davon wird der Euroraum seine hohe Bedeutung für den deutschen Export weiter behalten. Allerdings: Seit Ausbruch der Finanz- Gut vorbereitet starten Nicht jeder Gang ins Ausland ist von Erfolg gekrönt. Selbst Großunternehmen haben sich bei der Erschließung ausländischer Märkte schon verhoben und sich partiell wieder zurückgezogen. Manchmal ist es für Mittelständler durchaus vorteilhaft, nicht in der ersten Reihe zu stehen. Die Erschließung neuer Märkte im Ausland ist entsprechend gut vorzubereiten. Zum Pflichtprogramm gehört es, sich mit den dortigen Sitten und Usancen im Geschäftsverkehr ebenso auseinanderzusetzen wie mit rechtlichen Aspekten. Zudem kommt es auch im Auslandsgeschäft auf kompetente und verlässliche Begleitung an. Idealerweise sollten die Unternehmen so früh wie möglich erfahrene Partner einbinden, auf jeden Fall aber noch bevor der erste Liefervertrag unterzeichnet wird. Auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken können ihren Kunden hierbei wertvolle Hilfe- Wir fördern das Gute in NRW. Zentraler „Kümmerer“ Die WGZ Bank berät und begleitet außenhandelsorientierte Firmenkunden in allen Fragen des Auslandsgeschäfts entlang ihrer Wertschöpfungskette, sowohl im Import als auch im Export. Die Kunden erhalten dabei Außenhandelsexpertise aus einer Hand und werden von einem Ansprechpartner umfassend betreut. Dieser Spezialist für Trade und Export Finance ist neben dem Kundenbetreuer der zentrale „Kümmerer“ in allen Fragen des Außenhandels. Dazu zählen alle relevanten Fragestellungen von der Durchführung des kommerziellen Auslandsgeschäfts über die Forfaitierung bis hin zu komplexen langfristigen Exportfinanzierungen: den Zahlungsverkehr, das Stellen von Auslandsgarantien, die Abwicklung von Inkassi und Dokumentenakkreditiven. Auch ist die WGZ Bank in der Lage, den Abnehmern ihrer Kunden FinanzierunFortsetzung Seite B 7 9.Private Equity-Konferenz NRW 11. Mai 2015 Congress Centrum Düsseldorf, 13 Uhr www.amiando.com/pekonferenz2015 Nils und Julian Stentenbach, zukunftsorientierte Unternehmer dank der Fördermittel der NRW.BANK Weitsicht ist die Basis für eine aussichtsreiche Zukunft unserer Region. Für die NRW.BANK Grund genug, neue Wege mitzugehen. Zum Beispiel mit attraktiven Fördermitteln für Elektromobilität und mehr Energieeffizienz in der Produktion. Die Vermittlung eines maßgeschneiderten Förderangebotes erfolgt über Ihre Hausbank. Sprechen Sie mit Ihrem Berater, damit die Energiewende Realität wird. www.nrwbank.de/weitsicht B 6 Börsen-Zeitung Nr. 88 Sonderbeilage Sonnabend, 9. Mai 2015 Etablierte Industrien mit neuen Ideen voranbringen Technologien und Geschäftsmodelle von Start-ups entwickeln lassen – Zielsetzung sorgfältig festschreiben – Teils gegenläufige Interessenlagen das Forsa-Institut im Auftrag des Spezialchemiekonzerns Altana 250 Topentscheider sowie 250 Berufseinsteiger in deutschen Industrieunternehmen befragt hat. Die Investition in Corporate Venture Capital sichert wertvolles Knowhow oder spätere Verkaufserlöse, bisweilen mit einer exponentielVon len Wertsteigerung. Konstantin Ewald . . . Doch die neu geschmiedeten Allianzen sind keine einfachen Beziehungen. Unterschiedliche Zielsetzungen, Kulturen und Philosophien müssen in der Unternehmenspraxis aufeinander Partner bei abgestimmt werden. EiOsborne Clarke ne sorgfältige Gestaltung des „Ehevertrages“ hilft dabei. Die Dualität Wirtschaftswelt, ist eine der Kern- der Ziele verursacht jedoch auch herausforderungen für etablierte Un- erhebliche Schwierigkeiten in der ternehmen, diese Ideen zu entwi- Praxis. ckeln und die Produkte oder Services zur Marktreife zu bringen. EtliFinanzierer und Strategen che Konzerne sind aber mittlerweile zu groß und komplex, um Trends Die Ausgestaltung der Aktivitäten rechtzeitig aufzugreifen und auf den im Bereich Corporate Venture CapiMarkt zu bringen. Immer häufiger tal ist sehr unterschiedlich. Während werden Technologien und Geschäfts- einige Unternehmen ihr Engagemodelle daher nicht in der etablier- ment für Start-ups als fast reine ten Industrie, sondern von jungen, Finanzierungstätigkeit betreiben flexiblen Unternehmen (Start-ups) (z. B. Tengelmann Ventures oder entwickelt. BauerVenturePartners), steht bei anderen eher der strategische Aspekt im Vordergrund (z. B. Rewe Group, Corporate sucht Venture Daimler Mobility Services, Greven Immer mehr etablierte Unterneh- Verlag). Der eher strategische Corporate men beteiligen sich darum in frühen Phasen der Unternehmensentwick- Venture Capital Investor verfolgt das lung – und nicht erst später, wenn Ziel, durch die Unterstützung bei aus dem Start-up ein sehr teures Un- der Entwicklung von neuen Technoternehmen geworden ist. Jedes fünf- logien und Geschäftsideen später te Unternehmen mit mehr als 1 000 Synergien mit dem eigenen KerngeMitarbeitern kauft sich in Gründerfir- schäft zu erzielen bzw. neue Gemen ein, um Innovationen zu för- schäftsbereiche für das Hauptunterdern. Das ist ein Ergebnis des „Indus- nehmen aufzubauen. Beispiele sind trie-Innovationsindex 2015“, für die unter anderem Corporate-VentureBörsen-Zeitung, 9.5.2015 Strukturwandel erfordert Innovation, und wenn Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren, dann brauchen die Marktteilnehmer frische Ideen. Gerade in Nordrhein-Westfalen, mit vielen Branchen der alten Capital-Aktivitäten in der Automobilindustrie (BMW iVentures, Daimler Mobility Services). Hier wird nur finanziert und unterstützt, was sich später in den eigenen Fahrzeugen als Technologie wiederfindet oder dem Verkauf der eigenen Produkte und Acceleratoren mit großen Unternehmen im Rücken (z. B. Hubraum der Telekom, plug and play von Axel Springer, Microsoft Ventures). Die Sinnhaftigkeit dieser Initiativen wird viel diskutiert, aber richtig durchdacht und umgesetzt sind sie eine große Hilfe für junge Unternehmen und deutlich mehr als Marke. . . und ting für den Corporate. Nicolas Gabrysch Für Start-ups mit ihren sehr beschränkten Ressourcen bedeutet Corporate Venture Capital Zugang zu dringend benötigtem Risikokapital, das gerade in Deutschland nur sehr bePartner bei grenzt zur Verfügung Osborne Clarke steht. Neben den reinen Finanzierungsaspekten hat das strategisch ausoder der strategischen Ausrichtung gerichtete Corporate Venture Capides Unternehmens dient. Entspre- tal aber weitere Vorteile. chend werden z. B. Investments in Die Verbindung von strategiCarsharing-Angebote (car2go, Drive- schem Investor und Start-up bietet Now) und neue Mobilitätskonzepte die Möglichkeit von Synergien bei (carpooling, Blacklane, mytaxi, moo- Produktion, Vertrieb, Nutzung von vel) getätigt. Infrastruktur, Bereitstellung des eigeAndere Bereiche, in denen Corpo- nen Netzwerkes oder der Organisatirate Venture Capital bereits heute on des Unternehmensaufbaus. Eine ausgeprägt ist, sind die Medienin- besonders intensive Zusammenardustrie mit ihren Investments in digi- beit und Unterstützung kann für den tale Geschäftsfelder sowie der Phar- Erfolg des Start-ups wichtiger sein masektor. Gerade die Pharmaindus- als die bloße Hingabe von Kapital. trie ist seit Jahren bemüht, die drinCorporate Venture Capital hat gend benötigte Entwicklung neuer aber auch hohe Hürden: Sie haben Wirkstoffe und Medikamente außer- dazu geführt, dass manche Unterhalb der eigenen Forschungsabtei- nehmen ihre Aktivitäten nach hohen lungen über frühe Engagements bei Anfangsinvestitionen wieder eingejungen Technologieunternehmen, stellt haben bzw. einstellen mussten. insbesondere im Bereich Biotech, Kernproblem ist, dass die Interessenvoranzutreiben. lagen von Start-up und Corporate Venture Capital nur teilweise deckungsgleich, oftmals sogar gegenZusätzliche Unterstützung läufig sind. Die Aufnahme eines strategischen Um neben Kapital weitere Unterstützungsleistungen frühzeitig zur Investors kann junge Unternehmen Verfügung zu stellen, entstehen zu- in der weiteren Entwicklung bedem eine Vielzahl von Inkubatoren schränken, weil nicht mehr (allein) das Unternehmensinteresse des Start-ups im Vordergrund steht, sondern (auch) die Strategie des Investors. Dieser hat vielleicht gar kein Interesse, dass das Start-up mit neuen Ideen etablierte Kunden des strategischen Investors anspricht und etablierte Geschäftsfelder gefährdet oder gar Wettbewerber beliefert. Zudem finden sich innerhalb der Organisation des Corporate Venture Capital Investor oft noch sehr starre und konzernartige Strukturen, die schwer in die dynamische Welt der Start-ups passen. Dann erfordert z. B. die Prüfung, ob ein Investment getätigt werden soll, zu viel Zeit. In solchen Fällen ist extrem hilfreich, wenn die Investmentmanager des Corporate unternehmerische oder sogar Start-up-Erfahrung haben, da die Kommunikation dann auf Augenhöhe stattfindet. Risiko trifft auf Kontrolle Bei einem Verkauf des Start-ups oder von dessen Technologie ist die Frage, welcher Preis damit zu erzielen ist, wenn ein potenzieller Wettbewerber bereits investiert und damit Zugang zu sämtlichen vertraulichen Informationen und Technologien hat. Das schreckt viele potenzielle Käufer ab. Der strategische Investor, der das Start-up selber erwerben will, hat zudem kein Interesse, den Kaufpreis über ein Bieterverfahren und konkurrierende Angebote nach oben zu treiben – anders natürlich als die Gründer und reinen Finanzinvestoren. Auch bei der operativen Zusammenarbeit tritt oft schnell Ernüchterung ein, wenn die informelle und risikobereite Start-up-Kultur auf etablierte bürokratische Unternehmensabläufe, Controlling und Compliance trifft. Die Vorteile der schlanken und andersartigen Organisation von Start-ups und die besondere Motiva- tion und Herangehensweise von Gründern gehen dann bisweilen schneller als erwartet verloren. Gelingt es hier nicht, ein flexibles Miteinander zu gestalten, können Startup und Investment kurzfristig scheitern. Der Corporate muss schließlich bei Planung der Akquisition des Start-ups immer daran denken, dass die Gründer nach erfolgreichem Verkauf regelmäßig nicht als Angestellte beim Corporate selbst bleiben wollen. Ohne Schaffung zusätzlicher Managementstrukturen kann die Integration in den Corporate unter Umständen Schwierigkeiten aufwerfen. Immer ans Ende denken Bei allen Hürden: Ein Miteinander kann gelingen, wenn die Erfahrungen aus der Praxis berücksichtigt werden. Zunächst sollten die wechselseitigen Ziele und Bedürfnisse offen kommuniziert und eine gemeinsame Strategie festgelegt werden. Es sollte zudem sichergestellt sein, dass auch bei schwierigen unternehmerischen Entscheidungen das Start-up immer entscheidungsund handlungsfähig bleibt und keine Blockadesituationen entstehen können. Verfolgt der strategische Investor klare Ziele im Hinblick auf den möglichen Erwerb oder die Nutzung der Technologie des Start-ups, sind Fragen eines möglichen Exits der Gründer und anderen Investoren schon beim erstmaligen Investment zu klären. Dies kann über die Einräumung entsprechender Optionen zum Anoder Verkauf oder auch die Regelung künftiger Lizenz- und Kooperationsverträge geschehen. Die entsprechenden Absprachen sowie Rechte und Pflichten der Parteien bis hin zu einem möglichen Exit sollten schließlich vertraglich sauber vereinbart werden. Börsen-Zeitung 1./2. Juli 2015 Maritim Hotel Frankfurt am Main 13. Internationaler Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung Leitung und Moderation: e d . g a t n e k n a b l i a www.ret Bernd Wittkowski Mitglied der Chefredaktion, Börsen-Zeitung Herausforderungen für Retailbanken | Filiale vs. Online | Erfolgversprechende Strategien 1. Tag | 1. Juli 2015 | 10.15 bis 22.00 Uhr 2. Tag | 2. Juli 2015 | 9.30 bis 13.00 Uhr BEGRÜSSUNG UND EINFÜHRUNG 10.15 Uhr DIE RETAILBANKEN UND DIE DIGITALISIERUNG Begrüßung und Einführung Ernst Padberg, Verleger und Herausgeber, Börsen-Zeitung PROGRAMM Grußwort Eckard Heidloff, Vorsitzender des Vorstandes, Wincor Nixdorf AG 14.30 Uhr Wie neue Technologien das Kundenverhalten verändern – Auswirkungen auf den Bankensektor Reinhard Rabenstein, Senior Vice President, CTO, Wincor Nixdorf 15.00 Uhr Die digitale Herausforderung – Privatkundengeschäft im Wandel oder vor der Neuordnung? Dr. Thorsten Eistert, Partner, A.T. Kearney GmbH 15.30 Uhr Gemeinsame Diskussion 16.00 Uhr Kaffeepause DIE STRATEGIEN DER PRIVATEN BANKEN 10.35 Uhr 11.05 Uhr Chancen und Herausforderungen im europäischen Retail Banking Rainer Neske, Vorstandsmitglied und Head of Private & Business Clients (PBC), Deutsche Bank AG Der Kunde im Mittelpunkt – Die Wachstums und Digitalisierungsstrategie der TARGOBANK Franz Josef Nick, Vorstandsvorsitzender, Targobank AG & Co. KGaA 11.35 Uhr Gemeinsame Diskussion 12.00 Uhr Kaffeepause 12.30 Uhr Deutschlands modernste Bank ist startklar Peter Buschbeck, Vorstandsmitglied, HypoVereinsbank – UniCredit Bank AG 13.15 Uhr Mittagessen SPARKASSEN UND KREDITGENOSSEN 9.30 Uhr Vom Kunden her gedacht – agiles Banking 4.0 Christian Polenz, Vorstandsmitglied,TeamBank AG (easyCredit) 10.00 Uhr Retail Banking bei den französischen Sparkassen Marion-Jacques Bergthold, Vorstandsmitglied, Caisse d´Epargne d´Alsace (Sparkasse Elsass) 10.30 Uhr Gemeinsame Diskussion 11.00 Uhr Kaffeepause DIE STRATEGIEN DER PLATZHIRSCHE DIE JUNGEN HERAUSFORDERER 16.30 Uhr Sparschwein war gestern – ein Blick in die Zukunft der Geldanlage Dr. Oliver Vins, Vorstand und Gründer, vaamo Finanz AG 17.00 Uhr Kreditmarktplatz auxmoney – Konkurrent oder Partner von Banken? Raffel Johnen, Mitbegründer und CEO, auxmoney GmbH 17.30 Uhr Gemeinsame Diskussion EMPFANG UND DINNER AUF EINLADUNG DER BÖRSEN-ZEITUNG UND VON WINCOR NIXDORF (18.30 bis ca. 22.00 Uhr) im Restaurant Siesmayer (Palmengarten) 11.30 Uhr Erfolgsmodell Lebenspartnerschaft Eva Wunsch-Weber, Vorsitzende des Vorstandes, Frankfurter Volksbank eG 12.00 Uhr Anhaltende Niedrigzinsphase: Geschäftsmodelle der Retail-Institute auf dem Prüfstand!? Herbert Hans Grüntker, Vorsitzender des Vorstandes, Frankfurter Sparkasse 12.30 Uhr Gemeinsame Diskussion 13.00 Uhr Imbiss ANMELDUNG Anmeldung zum Seminar S15-887L (unter Anerkennung der Teilnahmebedingungen) Am 13. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung in Frankfurt am Main am 1./2. Juli 2015 nehme ich teil. Der Seminarpreis pro Person in Höhe von EUR 1.425,- zzgl. MwSt. wird nach Erhalt der Rechnung überwiesen. Die Rechnung bitte ich auszustellen auf mich bzw. Firma/Institut . Ja, ich möchte als Dankeschön für meine Teilnahme die BörsenZeitung vier Wochen lang kostenlos und unverbindlich erhalten. Ja, ich möchte am Dinner am 1. Juli 2015 im Restaurant Siesmayer (Palmengarten) teilnehmen. ____________________________________________________ Titel, Name, Vorname ____________________________________________________ PLZ, Ort ____________________________________________________ Funktion/Abteilung ____________________________________________________ Telefon ____________________________________________________ Firma/Institut ____________________________________________________ E-Mail ____________________________________________________ Straße/Postfach ____________________________________________________ Ort, Datum, Unterschrift Organisation & Rückfragen: WM Seminare Postfach 110932 60044 Frankfurt am Main Ihr Ansprechpartner: Ralf Becker Tel. +49 69 2732 553 E-Mail [email protected] Fax +49 69 2732 200 IN ZUSAMMENARBEIT MIT: Sonderbeilage Sonnabend, 9. Mai 2015 Börsen-Zeitung Nr. 88 B7 Über die Kooperation zur Modellregion Wie 53 Städte mit handlungsorientiertem Pragmatismus den Strukturwandel meistern – Vielfalt, Weltoffenheit und Toleranz als Schlüssel Studierende aus über 100 Nationen, die in der Metropole Ruhr leben und sich qualifizieren, stehen zudem für eine kulturelle Vielfältigkeit, die ihresgleichen sucht. Hochschulen bieten kreative Lösungen aus der Wissenschaft und garantieren attraktive Arbeitsplätze, hier ist man bestens aufgestellt für den internationalen Wettbewerb. Darüber hinaus gibt es den berühmten „Klebe-Effekt“: Wer hier studiert, schlägt Wurzeln, bleibt meist gerne weiterhin in der Region. Von Auch bei den wichtiEva-Maria Kießler gen Messen für Gewerbeimmobilien kooperieren die Ruhrstädte – auf der Expo Real in MünBereichsleiterin Strategische Kommunikation chen ebenso wie auf der Mipim in Cannes. Dies und Pressesprecherin gilt auch für die komder Wirtschaftsfördemende Düsseldorfer rung metropoleruhr StadtentwicklungsmesGmbH (wmr) se Polis Convention, auf der erstmals ebenfalls Ruhrgebiets gegenüber allen, die Schulterschluss gezeigt wird. Hier von außen hierher kommen. Die ge- leistet die regionale Wirtschaftsförgenwärtige wirtschaftliche Entwick- derung metropoleruhr GmbH (wmr) lung gibt allen Anlass zum Optimis- als federführende Organisatorin eimus, überall sehen wir bemerkens- nen entscheidenden Beitrag. werte Ansätze zu einer Revitalisierung. Nummer 1 bei der Logistik Börsen-Zeitung, 9.5.2015 Im Vergleich zu anderen europäischen und außereuropäischen Regionen mit ähnlicher Vergangenheit steht das Ruhrgebiet glänzend da für seine Bemühungen, den Struktur-, Image- und Wertewandel umfassend zu bewältigen. Bemerkenswert sind vor allem der handlungsorientierte Pragmatismus der regionalen Akteure und die große Offenheit des Etablierte Kulturmetropole Spätestens seit dem großen internationalen Medienecho rund um die Europäische Kulturhauptstadt 2010 hat sich die Region nicht nur als Kulturmetropole etabliert, sondern sich als spannende Gemeinschaft von 53 „Wirtschaft, Kultur, Infrastruktur oder Wissenschaft – das Zauberwort für Veränderung heißt Kooperation, und kooperiert wird in vielen Bereichen: Hauptsache es nützt der wirtschaftlichen Entwicklung der Region.“ Kommunen mit einer beispielhaften Kooperationsfähigkeit Respekt verschafft. Diese Kooperation in vielen Bereichen ermöglicht inzwischen Erfolge, die konkurrierende Regionen aufhorchen lassen: So gibt es mit den Städten Dortmund, Bochum und Duisburg-Essen Deutschlands erste Universitätsallianz. Mit ihr ist aus dem montanindustriellen Ruhrgebiet eine achtbare junge Wissensregion geworden. Heute sind die Hochschulen die Treiber des Strukturwandels und befördern ihren jungen wissenschaftlichen Nachwuchs: Wirtschaft, Kultur, Infrastruktur oder Wissenschaft – das Zauberwort für Veränderung heißt Kooperation, und kooperiert wird in vielen Bereichen: Hauptsache es nützt der wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Und diese Region präsentiert sich heute ökonomisch vielfältiger denn je: Überproportional viele Arbeitnehmer sind in Zukunftsbranchen beschäftigt. Das gilt besonders für die Logistikbranche, die hier wesentlich schneller wächst als im EUDurchschnitt. Was kaum einer weiß: Das Ruhrgebiet hat gemessen am Umschlag sogar Hamburg von Platz 1 der deutschen Logistik-Standorte verdrängt. Ein weiterer großer Arbeitgeber ist die Gesundheitswirtschaft, in der es nahezu 270 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gibt. Die Metropole Ruhr gehört zu den führenden Regionen und verfügt über eine ausgezeichnete Verflechtung von universitärer, klinischer und angewandter Forschung und Entwicklung. Aber auch in der Immobilienwirtschaft kann die Region punkten: Wir sind ein Zusammenschluss der großen Städte, aber nicht der MegaCitys. Städtebauliche Projekte wie Duisburger Innenhafen, Ruhrbania in Mülheim, Graf Bismarck in Gelsenkirchen oder Phönix in Dortmund sowie das Jahrhundertprojekt Umbau der Emscher-Region sind wichtige Bestandteile der Initiative Zukunft Ruhr. Aufgrund seiner montanindustriellen Vergangenheit hat das Ruhrgebiet eine einzigartige kulturelle und soziale Identität entwickelt. Aus Bergbau und Stahlindustrie ist ein dichtes Netz sozialer Verantwortung entstanden: Gerade diese Shared Values einer Region sind eine wichtige Voraussetzung für künftige wirtschaftliche Entwicklung. Imageproblem bleibt In der Vermarktung bleibt eine Menge zu tun. Denn zweifelsohne tut sich die Region nach wie vor schwer, sich überregional mit ihren beeindruckenden wirtschaftlichen und sozialen Stärken zu vermarkten. Sie hat trotz ihrer glänzenden Standortbedingungen nach wie vor ein Imageproblem: Öffentlichkeitsarbeit und Standortmarketing haben daher für uns als regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft hohe Priorität. Um zukunftsfähig zu bleiben und zeitnah auf die Bedürfnisse von Wirtschaft und Gesellschaft zu reagieren, bedarf es Effizienz und Professionalität in der Zusammenarbeit zwischen Kommunen und privaten Wirtschaftsunternehmen. Hier kommt der wmr eine tragende Rolle und Brückenfunktion zu, insbesondere in der Kooperation mit den kommunalen Wirtschaftsförderern, den Industrie- und Handelskammern, aber auch mit den Verwaltungen und den Unternehmen selbst. Wir verstehen unsere Rolle als Auftrag, Menschen zusammenzubringen, die sich für die Qualifizierung und die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Ruhr engagieren. Wir verstehen uns als Impulsgeber und Dienstleister auf vielen Feldern, sei es bei der federführenden Organisation der bereits erwähnten Gemeinschaftsauftritte auf internationalen Immobilienmessen oder bei der ruhrgebietsweiten Flächenerhebung und dem -monitoring bis hin zur aktiven Beratung und Moderati- on der Flächenvermarktung. So haben wir mit dem vom Initiativkreis Ruhr ausgezeichneten Kooperationsprojekt Gewerbliches Flächenmanagement Ruhr (GFM) erstmalig eine verlässliche Diskussionsgrundlage geschaffen, auf der sich Planer und Wirtschaftsförderer über die dringend notwendige Entwicklung neuer Gewerbe- und Industrieflächen verständigen können. Bei diesem beispielhaften Projekt ziehen Städte und Kreise der Metropole „Bemerkenswert sind vor allem der handlungsorientierte Pragmatismus der regionalen Akteure und die große Offenheit des Ruhrgebiets gegenüber allen, die von außen hierher kommen.“ Ruhr an einem Strang und schauen gemeinsam, wo Flächenentwicklungspotenziale liegen, um diese rasch zu mobilisieren. Wir engagieren uns für die Stärkung der zukunftsorientierten Mobilität – und zwar mit sehr konkreten Ergebnissen: Viele Vorhaben, die auf der jährlich durchgeführten Verkehrsfachtagung vorgeschlagen wurden, werden konkretisiert. Besonders stolz sind wir über ein gelungenes Kooperationsprojekt mit 40 Kom- munen des Ruhrgebiets, bei dem ein wegweisendes Navigationsgerät für Lkw gemeinsam mit den Industrieund Handelskammern und dem Regionalverband Ruhr soeben zur Marktreife mit dem Kartenhersteller Nokia/Here gebracht werden konnte. Mit anderen Worten: Wir kooperieren und moderieren in allen Bereichen, in denen es gilt, jene Akteure und Multiplikatoren an einen Tisch zu bringen, die die ökonomischen Stärken des Ruhrgebiets ausbauen und verfestigen wollen. Ein weiterer Meilenstein in Richtung Kooperation wurde 2014 mit der Förderung des Fortschrittskollegs „Energieeffizienz im Quartier“ gesetzt, das zu den Gewinnern im neuen Förderprogramm „Fortschrittskollegs NRW“ zählt. Zudem fördert das Land NRW mit 2,6 Mill. Euro 14 Promovenden bzw. Nachwuchswissenschaftler an fünf Hochschulen im Rahmen dieses Programms, die sich mit der energetischen Sanierung in Wohnquartieren im Ruhrgebiet beschäftigen. Theorie und Praxis vereint Für dieses beispielhafte Projekt hat die wmr erstmals Wissenschaftler mit Unternehmen wie Energieversorgern, Wohnungswirtschaft, Gebäudeausrüstern, Handwerk und Verbänden (z. B. Mieter- und Vermieterorganisationen, Verbraucherzentrale) und natürlich mit den Kommunen zusammengebracht, um praxisbezogene Kooperation zu erforschen. Darin sehen wir enorme Chancen für die Wirtschaft im Ruhrgebiet. Dieser intelligente energetische Stadtumbau könnte das Ruhrgebiet zur innovativsten Metropolregion in Deutschland machen. Das heißt aber auch: Mit zukunftsorientierten Produkten wären wir hier zugleich ein großer Markt wie auch ein Exporteur von Know-how. Von der demografischen Entwicklung im gesamten Bundesgebiet ist natürlich auch das Ruhrgebiet betroffen. Wegen Überalterung und zu geringer Geburtenquote fehlen der Wirtschaft auf absehbare Zeit Arbeitnehmer und Selbständige, das wissen wir längst. Aber – gerade im Ruhrgebiet liegt die Chance zur Anwerbung und Integration von Menschen aus anderen Kulturen in seinem schon nahezu sprichwörtlichen Charme: Es gilt als eine Region der kulturellen Vielfalt und der Toleranz, hier arbeiten seit den ersten Stunden des industriellen Bergbaus Generationen von Menschen aus vielen Nationen. Sie sind Sinnbild für den wirtschaftlichen Aufbau unseres Landes. Interessanterweise hören wir immer wieder aus Unternehmen, dass gerade eine nationale Vielfalt unter den Beschäftigten Zusammenhalt und Teamgeist stärkt und das Interesse weckt, auch mal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Was wir uns zwingend erhalten müssen ist eine offene Willkommenskultur, um weltweit qualifizierte Menschen für ein Leben bei uns zu begeistern und sie zum Bleiben und Arbeiten einzuladen. Integration ist der Schlüssel schlechthin für ein friedvolles Miteinander aller mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften und Qualitäten – im Unternehmen als auch im privaten Bereich. Längst wissen wir: Wissen und intakte Gesellschaften kreieren sich aus der Vielfalt, Weltoffenheit und Toleranz. Daran arbeiten wir. Sprungbrett für ferne Märkte Fortsetzung von Seite B 5 gen auf Basis ECA(Export Credit Agencies)-gedeckter Bestellerkredite direkt anzubieten. Produktionszeitfinanzierungen und Fremdwährungsabsicherungen runden das Spektrum ab. Im Jahr 2014 zählte die WGZ Bank erneut zu den Top-10Banken bei den von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) gedeckten Außenhandelsfinanzierungen in Osteuropa. Umfassend absichern Zur Zahlungsabsicherung bei Auslandsgeschäften eignen sich in erster Linie die bewährten Instrumente rund um Dokumentenakkreditive mit und ohne Zahlungsziel, die Deferred Payment Letters of Credit. Handelswechsel, unter Umständen mit einem Aval einer Auslandsbank unterlegt, sind ebenfalls im internationalen Geschäft ein häufig eingesetztes Absicherungsinstrument, ebenso wie Garantien der Bank des Importeurs. Des Weiteren sollten Unternehmer die staatlichen wie auch privat versicherten Ausfuhrdeckungen nutzen: Euler Hermes als Mandatar des Bundes unterstützt deutsche Exporteure und begünstigt auch Lieferungen und Leistungen in Länder mit hohen wirtschaftlichen und politischen Risiken. Euler Hermes stellt dabei ein auf die Bedürfnisse des Exporteurs zugeschnittenes Instrumentarium zur Verfügung. Sichere Landung Angesichts der weiter steigenden Bedeutung des Auslandsgeschäfts will die WGZ Bank und mit ihr die Genossenschaftliche FinanzGruppe die mittelständischen Unternehmen künftig mit noch dichterem Netzwerk, weiterem Personal und neuen Finanzierungsprodukten beim Gang ins Ausland begleiten. So treibt die WGZ Bank den Ausbau ihres Auslandsgeschäfts derzeit mit Tempo voran und nimmt – entsprechend ihrer Bedeutung für den deutschen Außenhandel – Schritt für Schritt weitere Auslandsmärkte ins Visier, beispielsweise Indien, China, Taiwan und Hongkong. NordrheinWestfalen als Sprungbrett für ferne Märkte – die Genossenschaftliche FinanzGruppe trägt dafür Sorge, dass den mittelständischen Unternehmen neben einem weiten Sprung auch eine sichere Landung gelingt. Partnerschaft verbindet. Die Helaba ist Sparkassenzentralbank in Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Als Partner von 40 % aller deutschen Sparkassen sind wir die Verbundbank der deutschen Sparkassenorganisation. Mit unserem bundesweiten Dienstleistungsangebot stehen wir nicht nur für Kompetenz und Professionalität, sondern auch für individuelle Lösungen und nachhaltige Strategien. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.helaba.de Banking auf dem Boden der Tatsachen. B 8 Börsen-Zeitung Nr. 88 Sonderbeilage Sonnabend, 9. Mai 2015 NRW bietet Start-ups gute Chancen Vorteilhafte Nähe zu Industrie, Hochschulen und Fachkräften – Digitale Wirtschaft trägt wesentlich zur Innovationskraft Deutschlands bei haben E-Commerce im Fokus. Zu Letzteren zählt das Düsseldorfer Onlineportal Fashionette, bei dem Kunden erstmalig in Europa per Internet Handtaschen, Schmuck und Sonnenbrillen von großen Designer-Labels in Raten kaufen können. Die NRW.Bank finanzierte die Startphase mit einem einstelligen Millionenbetrag, nun wächst das E-Commerce-Unternehmen jährlich in einem hohen zweistelligen ProVon zentbereich. Klaus Neuhaus Digitale Start-ups tragen wesentlich zur Innovationskraft Deutschlands bei. Sie sind Impulsgeber und leisten einen großen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit ganVorsitzender des zer Regionen. Die digitaVorstands der le Wirtschaft hat dabei NRW.Bank eine große Bedeutung für Wachstum und Beder frühen Gründungsphase man- schäftigung in NRW. Sie bietet grogelt es vielen Unternehmen an Kapi- ße Chancen für den Mittelstand, die tal. In dieser Situation benötigen sie jetzt genutzt werden müssen, denn eine passgenaue Finanzierung, da- sie durchdringt mittlerweile viele Bemit die Idee nicht scheitert, bevor reiche: Social-Media-Marketing zur das Geschäft durchgestartet ist. Die Kundengewinnung, Online-MarktNRW.Bank begleitet nordrhein-west- plätze für B2B-Angebote und E-Comfälische Start-ups in allen Phasen – merce haben sich für beinahe alle von der Idee über die Gründung bis Produkte am Markt etabliert. zum Wachstum. Die junge Internet- und TechnoloInternational vorne dabei gie-Branche ist eine zentrale Zukunftsbranche für Deutschland mit Auch im internationalen Gründergroßem Potenzial für Start-ups. Das Umfeld spielen digitale Start-ups aus zeigt auch das aktuelle EY-Start-up- NRW vorne mit. Das zeigte sich Barometer der Prüfungs- und Bera- beim jährlichen European Venture tungsgesellschaft EY: Rund die Hälf- Contest 2014, den die NRW.Bank unte aller deutschen Start-ups werden terstützt. Bei diesem europaweiten in der digitalen Wirtschaft gegrün- Wettbewerb präsentieren sich Highdet. Etwa jedes vierte davon ist im tech-Start-ups internationalen KapiBereich Software aktiv, ebenso viele talgebern. Unter den Gewinnern waBörsen-Zeitung, 9.5.2015 Hochkarätige Universitäten, die Nähe zur Industrie und ein großes Angebot an Fachkräften: NordrheinWestfalen (NRW) bietet Start-ups einen unschlagbaren Standortvorteil. Doch nur eine gute Geschäftsidee macht noch keine erfolgreiche Geschäftsgründung. Insbesondere in ren drei Unternehmen aus NRW, zwei davon aus der digitalen Wirtschaft. Die Firma readfy aus Düsseldorf stellte ihre Lese-App vor. Mit ihr stehen 30 000 eigentlich kostenpflichtige E-Books kostenfrei zur Verfügung, dafür wird Werbung eingeblendet. Beim Konzept des „social reading“ sollen die User diskutieren, rezensieren und empfehlen. Das Kölner Start-up PlagScan hat eine Plagiatserkennungs-Software entwickelt, die Dokumente mit Milliarden von Texten abgleicht und die relevanten Übereinstimmungen direkt im Dokument anzeigt. Damit lassen sich Plagiate zuverlässig identifizieren. NRW ist das neue Berlin Wenn in der internationalen Startup-Szene von deutschen Gründungen die Rede ist, dann geht es meist um Berlin. Doch NRW holt auf und steht im Ansehen als bester deutscher Startup-Standort inzwischen auf Rang vier. Vor allem wenn es um die Verknüpfung von digitaler Wirtschaft mit der klassischen Industrie geht, trumpft NRW in der Start-up-Szene auf. Das hat gute Gründe: Zum einen bilden starke Hochschulen für Maschinenbau, Wirtschaftsinformatik und Informatik in Duisburg-Essen, Dortmund und Münster hoch qualifizierten Nachwuchs an Ingenieuren und Programmierern aus. Zum anderen ist hier die Anzahl etablierter Industrieunternehmen hoch. Sie treiben als Kunde oder Investor gemeinsam mit Start-ups Innovationen voran. Einige kleinere Start-ups sind bereits aufgrund niedrigerer Kosten für Personal und Miete von Berlin an Rhein oder Ruhr umgesiedelt. Sie folgen damit dem Online-Versandhan- del Zalando, der zwar seine Zentrale in Berlin hat, dessen IT-Abteilung inzwischen aber in Dortmund sitzt. Rund 60 Entwickler, Datenbankadministratoren, Qualitäts- und Produktmanager entwickeln dort die E-Commerce-Plattform weiter. Innovative Technologien sorgen für wirtschaftliche Dynamik. Doch junge, technologieorientierte Unternehmen sind auf Unterstützung angewiesen, um ihre Produkte auf den Markt bringen zu können und sie dort zu etablieren. Gerade in der „Vor allem wenn es um die Verknüpfung von digitaler Wirtschaft mit der klassischen Industrie geht, trumpft NRW in der Start-up-Szene auf.“ Frühphase einer Gründung bereiten Unternehmen bürokratische Prozesse und die Finanzierung die größte Sorge. In der Regel übersteigt der Startkapitalbedarf eines Gründungsvorhabens die verfügbaren eigenen Mittel des Gründers. Aufgrund des hohen Geschäftsrisikos und fehlender besicherungsfähiger Aktiva können diese Unternehmen nicht in ausreichendem Umfang Fremdkapital akquirieren, da ihr wesentliches Kapital vor allem in einer neuen Marktidee besteht, deren Erfolgschancen nur schwer abzuschätzen sind. Förderprogramme, die NRW.Bank.Seed Fonds-Initiative und Venture-Capital-Finanzierungen aus dem NRW.Bank.Kreativwirtschaftsfonds und dem NRW.Bank.Venture Fonds können eine Lösung sein. Von „Engeln“ begleitet Neben Finanzierung und Beratung ist aber auch die Vernetzung mit erfahrenen Unternehmern eine wichtige Unterstützung für Gründer von digitalen und hochtechnologischen Start-ups. Daher hat die NRW.Bank die Win-Business-AngelsInitiative gestartet. Sie vermittelt den Kontakt zwischen Start-ups und erfolgreichen Managern und Branchenexperten. Als Business Angels investieren Letztere nicht nur ihr Vermögen, sondern stehen den jungen Firmen auch mit ihrer unternehmerischen Erfahrung zur Seite. Und sie treffen bei den Unternehmer-Neulingen auf reges Interesse: 55 % der befragten Start-ups haben laut der EYUmfrage bereits mit Business Angels gearbeitet, fast jedes Zweite sicherte sich sogar die Expertise von mehreren „Engeln“. Mehr als nur Kapital Zwei Drittel der Start-ups erwarten für die kommenden zwei Jahre weiteren Finanzierungsbedarf, die meisten davon in einer Größenordnung zwischen 1 und 5 Mill. Euro. Deshalb müssen Start-ups bereits in der Gründungsphase eine mögliche Folgefinanzierung im Auge behalten. Einmal etabliert am Markt, können 70 % der ehemaligen Start-ups ihr Wachstum aus den eigenen Gewinnen finanzieren und haben kaum Finanzierungsbedarf. Mit 64 % denken laut EY-Umfrage die weitaus meisten nicht daran, sich von ihrem Unternehmen wieder zu trennen. Sie wollen vielmehr das vorhandene Potenzial selbst weiterentwickeln. Was Start-ups allerdings oft unterschätzen, ist das Controlling ih- rer Performance-Kennzahlen. Daher bietet die NRW.Bank ihren Portfoliounternehmen über das reine Eigenkapital hinaus eine aktive Unterstützung an – beispielsweise beim Aufbau eigener, an das Geschäftsmodell angepasster Controllingsysteme. Beratung gehört auch dazu Die Arbeit von Förderbanken geht jedoch über das bloße Bereitstellen von Kapital hinaus. Auch die Beratung von potenziellen Gründern gehört dazu. Gerade im wissenschaftlichen Umfeld denken die meisten Forscher nur an die direkte Vermarktung ihrer Forschungsergebnisse und nicht daran, aus ihnen ein eigenes Geschäftsmodell zu entwickeln und selbst die notwendige Marktreife zu erreichen. Hier soll das im Spätsommer 2014 gegründete NRW.Bank.Venture Center den Wissenschaftlern einen Zugang zur Gründerszene schaffen. Sie sollen an die Aufgaben eines Unternehmers herangeführt werden. Zum anderen berät das Venture-Center technologieorientierte Gründungswillige und Start-ups rund um das Thema der Beteiligungsfinanzierung. Diese neue Beratungsstelle füllt die bislang vorhandene Lücke beim Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft und in neue Start-ups. Davon profitiert die ganze Region, denn eine erfolgreiche Ausgründung schafft qualifizierte Arbeitsplätze. Der digitalen Wirtschaft gehört die Zukunft. Diese aktiv mitzugestalten ist eine der großen aktuellen Herausforderungen auch für Förderbanken. Mit ihren Angeboten von der Beratung bis zur Finanzierung arbeitet die NRW.Bank im Auftrag des Landes daran, dass Nordrhein-Westfalen für Start-ups noch attraktiver wird. Damit in Nordrhein-Westfalen keine gute Idee an der Finanzierung scheitert, zukunftsweisende Innovationen angestoßen und Wachstum gefördert wird. Kulturwandel lässt sich nicht von oben verordnen Werte müssen gelebt werden Mitarbeitern: Bezahlung und Erfolg bei der Deutschen Bank sind nunmehr eng daran gekoppelt, dass unsere Werte gelebt werden. Anerkanntermaßen haben wir unsere internen Kontrollen maßgeblich verstärkt. Und wir sind bei jedem einzelnen Geschäft bestrebt, gemäß dem „Fair-Share-Gedanken“ eine angemessene Balance zwischen den Bedürfnissen unserer Kunden und unVon serer Aktionäre herzuMartin Renker stellen. Kurzum: Was wir von unseren Mitarbeitern verlangen, ist, Vorsitzender der dass sie das tun, was Regionalen Geschäftsnicht nur rechtlich erleitung West und Mitlaubt, sondern auch richglied des Management tig ist. So etwa sind die Committee DeutschBeratungsgespräche mit land der Deutschen unseren Kunden im besBank ten Sinne ergebnisoffen; sie orientieren sich an den individuellen Lewird der Finanzsektor mit seinem bensphasen und persönlichen ZieImage zu kämpfen haben und mit len. Selbstverständlich beinhaltet eiKräften um neues Vertrauen werben ne gute Beratung auch konkrete Empfehlungen, aber unsere Berater müssen. Bei der Deutschen Bank hat die sind ebenso angehalten, die Kunden Vertrauenskrise infolge der Wirt- auf potenzielle Risiken aufmerksam schafts- und Finanzkrise einen weit- zu machen. reichenden Umdenkprozess ausgelöst. Seit 2012 arbeitet unser Haus Beharrlich und konsequent intensiv daran, unsere Unternehmenskultur weiterzuentwickeln. DaDamit und mit vielen weiteren bei steht unser höchstes Gut im Mit- Maßnahmen möchten wir als Deuttelpunkt: der Kunde. Und Kundenori- sche Bank und als Branche verloren entierung – neben Integrität, nach- gegangenes Vertrauen neu verdiehaltiger Leistung, Innovation, Diszi- nen und für unsere Kunden konkreplin und Partnerschaft – zählt zu den ten Nutzen stiften. Deshalb richten sechs Grundwerten der Deutschen wir besonderes Augenmerk auf die Bank. Das sind keine auf Hochglanz- Kundenzufriedenheit und auf den folien gedruckten Schlagworte, son- Mehrwert, den unsere Produkte und dern Eckpfeiler, an denen wir uns im Dienstleistungen für die Kunden lietäglichen Tun orientieren. fern. Natürlich lässt sich ein Kulturwandel weder von heute auf morgen beAngemessene Balance werkstelligen noch von oben nach Fakt ist: Die Leistungskultur der unten verordnen. Dazu braucht es Deutschen Bank muss mit einer Kul- Beharrlichkeit, Konsequenz und eitur der Verantwortung gegenüber nen langen Atem. Doch – und das unseren Kunden, Investoren und der wird uns von vielen Seiten bescheiGesellschaft einhergehen. Vielfach nigt – der Anfang ist gemacht. Wir sind inzwischen positive Verände- sind in Bewegung, auch wenn wir rungen sichtbar, etwa bei der Leis- wissen, dass noch ein langer Weg tungsmessung und -bewertung von vor uns liegt. Börsen-Zeitung, 9.5.2015 Da gibt es kein Herumreden: Nicht immer haben sich Banker und Banken in den vergangenen Jahren getreu den Gesetzen des Ehrbaren Kaufmanns verhalten. So hat das Fehlverhalten einiger weniger den Ruf einer ganzen Branche ramponiert. Noch auf absehbare Zeit Entdecken Sie mehr Unterschiede auf sparkasse.de
© Copyright 2024 ExpyDoc