Wirtschaftsraum Nordrhein-Westfalen - Börsen

Sonderbeilage
Sonnabend, 9. Mai 2015
Börsen-Zeitung Nr. 88
B1
Wirtschaftsraum Nordrhein-Westfalen
Viele gute Gründe für gute Gründer
Ruhrgebiet hat große Unternehmer-Tradition – Einfallsreichtum und Kreativität sind nötig, um im Wettbewerb der Regionen bestehen zu können
den? Sicher nicht in einem Mangel an
erfolgversprechenden
Geschäftsideen. Vielfach fehlt stattdessen der
Mut, selbst die Initiative zu ergreifen.
Die Konjunktur in Deutschland ist
derzeit gut – nicht zuletzt dank einer
starken industriellen Basis. Viele potenzielle
Gründer mit einer sicheVon
ren Anstellung in WirtKlaus Engel
schaft oder Wissenschaft
haben deshalb über einen Schritt in die Selbständigkeit noch gar
nicht nachgedacht.
Hinzu kommt der
Moderator des
Wunsch, Arbeitszeit und
Initiativkreises Ruhr
Freizeit in die Waage zu
und Vorsitzender des
bringen. Firmeninhaber
Vorstandes von Evonik
stehen in dem Ruf, ein
höheres Einkommen zu
haben, dafür aber deutin der Energie, in der Chemie oder im lich mehr arbeiten zu müssen als etHandel: An der Ruhr nahmen viele er- wa Arbeitnehmer in der Wirtschaft
folgreiche Unternehmens- und Unter- oder Beschäftigte im öffentlichen
nehmer-Geschichten ihren Anfang. Dienst. Dies ist auch ein Beweggrund
Der Gründerboom ist aber schon eine dafür, eben nicht den Gang in die
ganze Weile her. Mit berechtigtem Selbständigkeit zu wagen.
Stolz auf das Erreichte zu verweisen,
ist also das Eine. Zukunftssicher zu
Nachvollziehbare Argumente
bleiben, ist das Andere. Seiner großen Unternehmer-Tradition zum
Das alles mag im Einzelfall nachTrotz liegt das Ruhrgebiet bei Firmen- vollziehbar sein. Aus volkswirtschaftgründungen heute hinter dem Rest licher Sicht liegt darin aber eine GeDeutschlands zurück.
fahr für die Zukunft des RuhrgebieDas Ruhrgebiet ist Heimat großer tes. Denn das exportorientierte
Konzerne und eines starken Mittel- Deutschland hat kein Polster aus Rohstandes. Dieser ist zugleich breit ge- stoffen, auf dem es sich dauerhaft ausfächert und hochspezialisiert. Mit ih- ruhen könnte. Es muss sich seine weltren Ideen, Lösungen und Produkten
bilden kleine und mittelständische
Unternehmen das industrielle Rückgrat der Region. Aber es reicht nicht
„Das Ruhrgebiet
aus, die etablierten Unternehmen zu
selbst ist (...) lebendihalten. Wir müssen ebenso viel Kraft
dafür einsetzen, um neue Unternehger Beweis dafür,
men anzulocken und jungen Gründass es sich lohnt,
dern den Weg zur eigenen Firma zu
hartnäckig am Ball zu
ebnen. Wenn sich das Ruhrgebiet
auch künftig im internationalen
bleiben, sich immer
Wettbewerb der Regionen behaupwieder neu zu
ten will, ist es auf den Einfallsreichtum und die Kreativität innovativer
erfinden.“
Gründer angewiesen.
Börsen-Zeitung, 9.5.2015
Das Ruhrgebiet ist reich. Reich an Firmengründern, die die Region zu dem
gemacht haben, was sie bis heute ist:
zum industriellen Zentrum im Herzen Europas. Ob in der Stahlbranche,
haber der vielen traditionsreichen Familienunternehmen im Ruhrgebiet.
Wer mit ihnen spricht, wird beeindruckt sein, mit welchem Stolz sie die
Verantwortung für teils Tausende
Mitarbeiter tragen. Familienunternehmen leben vor, was Unternehmerund Gründergeist bedeutet.
Von diesem Geist braucht das
Ruhrgebiet mehr. Um hier eine neue
Gründer-Dynamik zu entfachen,
müssen wir zunächst einmal Wissenslücken schließen. Denn ein ganz
wesentlicher Grund für die vergleichsweise geringe Zahl an Gründern liegt in mangelnden Kenntnissen, wie sich eine eigene Firma starten lässt. Dabei muss den Weg in die
Selbständigkeit niemand mehr allein beschreiten. Es gibt Hilfe, etwa
in den rund 80 Startercentern in
NRW oder bei den Förderbanken
KfW und NRW.Bank. Zunehmend
steigt auch die Industrie in die Finanzierung von Start-ups ein. Allein Evonik will mittelfristig 100 Mill. Euro
in junge Technologieunternehmen
investieren.
Es gilt, unablässig innovative Lösungen zu entwickeln, um Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung
zu sichern. Deutschland ist eben nicht
nur das Land der Dichter und Denker,
sondern auch der Bastler und Tüftler.
Es ist berühmt für seinen Forschergeist, der auch im Ruhrgebiet eine
große Tradition hat. Das Max-PlanckInstitut für Kohlenforschung in Mülheim, das im Jahr 2014 sein 100-jähriges Bestehen gefeiert hat, ist ein Paradebeispiel für ein weltweit herausragendes Forschungsinstitut.
weit berühmte Innovationsfähigkeit
bewahren, um auf den globalen Märkten erfolgreich zu bleiben. Seine Unternehmen müssen ihre Spitzenpositionen jeden Tag aufs Neue mit besseren Lösungen und besseren Produkten gegenüber der internationalen
Konkurrenz verteidigen. Gute Ideen
haben deshalb immer Konjunktur.
Sie sichern bestehende und schaffen
neue Arbeitsplätze.
Natürlich müssen sich Gründer gerade in den ersten Jahren nach dem
Firmenstart ins Zeug legen, um den
jungen Betrieb in die Spur zu bekommen. Das wissen zum Beispiel die In-
B1
Stahlindustrie investiert
in die Zukunft
Von Andreas J. Goss
Über die Kooperation
zur Modellregion
Von Eva-Maria Kießler
B2
Zugpferd Dienstleister kommt
langsam ins Laufen
Von Dr. Gertrud R. Traud
und Barbara Bahadori
Der Initiativkreis Ruhr hat die Menschen in der Region in einer aktuellen Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa nach ihrer Einstellung zur Selbständigkeit befragen
lassen. Demnach würden drei Viertel
der Befragten eine Anstellung in einem Unternehmen oder einer Behörde der Selbständigkeit vorziehen. Lediglich ein Viertel würde lieber auf eigenes Risiko arbeiten. Das ist bedenklich.
Worin liegen die Gründe dafür,
dass viele Menschen davor zurückschrecken, ihre eigene Firma zu grün-
tik und Wirtschaft bündeln ihre Kräfte, damit aus neuen Ideen und Technologien neue Unternehmen werden.
Ein Ziel dieses neuen Netzwerks ist
es, die Chancen für Gründer besser
herauszustellen. Unter anderem veranstaltet der Initiativkreis Ruhr dazu
in diesem Jahr zum zweiten Mal das
„Gründer-Forum NRW“, eine hochkarätig besetzte Plattform zur Förderung innovativer Start-ups.
Für einen neuen Gründergeist
muss sich aber auch etwas in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ändern. Wer als Firmenstarter im ersten
Anlauf den Durchbruch verpasst,
wird hierzulande leicht als Verlierer
abgestempelt. In den USA dagegen
schätzt man Jungunternehmer, die
auch einen zweiten oder dritten Versuch wagen. Die das Zeug haben,
nach Rückschlägen wieder aufzustehen und noch einmal neu anzufangen. Das Ruhrgebiet selbst ist doch lebendiger Beweis dafür, dass es sich
lohnt, hartnäckig am Ball zu bleiben,
sich immer wieder neu zu erfinden.
Es gibt viele gute Gründe für mehr
gute Gründer. Das Ruhrgebiet hat
sie.
Forschung stärker fördern
2013 hat allein die chemische Industrie in Deutschland erstmals mehr
als 10 Mrd. Euro in die Forschung investiert. Bei Evonik betragen die Aufwendungen dafür mittlerweile jedes
Jahr fast 400 Mill. Euro. Das muss
sich am Ende auszahlen. Daher ist in
Deutschland dringend eine verbesserte steuerliche Förderung für Investitionen in Forschung und Entwicklung
nötig. Die Labore in Unternehmen,
Universitäten und wissenschaftlichen
Instituten können hervorragende
Keimzellen für neue Firmengründungen sein. Allerdings gibt es heute viele talentierte Entwickler, die ihre Patente lieber auf dem Weltmarkt verkaufen, als ein eigenes Unternehmen
zu gründen.
Im Augenblick mag der Eindruck
überwiegen, als spiele die Musik in
der Gründerszene im hippen und hibbeligen Berlin oder im bajuwarisch
selbstbewussten München. Der Westen mit dem Ruhrgebiet hat aber viel
zu bieten. Hier sind die Bedingungen
für Start-ups ausgezeichnet: Es gibt
Der Mut fehlt
ein engmaschiges Netz aus Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, ein starkes unternehmerisches und industrielles Umfeld und einen Markt, der in seiner Größe und
Dichte seinesgleichen sucht. Nicht zuletzt kann die Region mit einer hohen
Lebensqualität, einem großen Freizeitangebot und einer lebendigen Kulturszene punkten.
Darauf bauen die Landesregierung
und die Mitglieder des Initiativkreises Ruhr mit ihrer gemeinsamen Initiative, die sie unter dem Titel „Gründerland NRW“ gestartet haben. Poli-
„Mit dem Kopf in der Wolke,
verlässliche Genossenschaftsbanken
zur Seite und die Füße fest auf
heimischem Boden – Siegbert
Wortmanns Antrieb zum Erfolg.“
Siegbert Wortmann
Vorstandsvorsitzender der
WORTMANN AG
AUS DEM INHALT
Viele gute Gründe
für gute Gründer
Von Dr. Klaus Engel
Preis-Leistungs-Verhältnis
zeigt Qualität einer Börse
Von Dirk Elberskirch
B4
B5
Von Klaus Neuhaus
Kulturwandel lässt sich
nicht von oben verordnen
Von Martin Renker
Sprungbrett für
ferne Märkte
Von Uwe Berghaus
B5
Herkulesaufgaben
für eine Region
Etablierte Industrien mit
neuen Ideen voranbringen
Von Konstantin Ewald
und Nicolas Gabrysch
B6
B4
B7
NRW bietet Start-ups
gute Chancen
Versicherungsstandort Nummer 1
in Deutschland
Von Dr. Karsten Eichmann
B3
Von Dr. Werner Müller
INITIATIVBANKING FÜR DEN MITTELSTAND
B8
B8
Siegbert Wortmann, Eigentümer der
WORTMANN AG in Hüllhorst/Westfalen,
hat seit der sprichwörtlichen Garagengründung im Jahr 1986 sein Unternehmen mit Energie, Weitsicht und Mut
zum größten konzernunabhängigen
Computerhersteller in Europa entwickelt
und investiert zur Zeit sogar in die eigene
Wolke. Von Anfang an als Bankpartner
mit dabei, die örtlichen Volksbanken und
die WGZ BANK. Insbesondere bei der
Abwicklung und Absicherung des anspruchsvollen internationalen Zahlungsverkehrs und Importgeschäfts vertraut
die WORTMANN AG auf die Kompetenz der Düsseldorfer Zentralbank und
Geschäftsbank. Trotz des großen Erfolgs
hat Siegbert Wortmann, seit 2007 Träger
des Bundesverdienstkreuzes, nie die Bodenhaftung verloren. Unternehmerische
Verantwortung für die Region und in der
Region – es sind die Wurzeln, die ihm
Flügel verleihen.
WGZ BANK – die Initiativbank für
den Mittelstand: 0211/778-2112
[email protected]
B 2 Börsen-Zeitung Nr. 88
Sonderbeilage
Sonnabend, 9. Mai 2015
Preis-Leistungs-Verhältnis zeigt Qualität einer Börse
Angebot permanent optimieren – Weitreichende staatliche Regulierung schreckt potenzielle Investoren eher ab
die Zahl der Menschen mit Aktieninvestments in Deutschland 2013 um
600 000 zurück, eine Trendumkehr
ist trotz positiver Entwicklungen am
Aktienmarkt nicht zu erwarten.
Seit der Finanzkrise ist das Engagement von Privatanlegern insbesondere am Aktienmarkt gesunken. Aufgrund der strengen Regulierung und
der Kosten für Beratungsleistungen
gehen zudem immer mehr Banken
dazu über, ihren Kunden nur noch
vermeintlich
sichere
und leicht verständliche
Produkte zu empfehlen.
Von
Eine Anlageberatung in
Dirk Elberskirch
Aktien – vielfach gilt
dies bedauerlicherweise
auch für die interessanten Rentenwerte – wird
aufgrund der Dokumentationspflichten, der Beraterhaftung und zeitinVorsitzender des
tensiver Gespräche am
Vorstands der Börse
Bankschalter zur AusDüsseldorf
nahme.
Sparer, die in einer
Niedrigzinsphase noch
kennt sie nicht an ihrem Namen. Ei- über der Inflationsrate liegende Erne gute Börse erkennt man an einem träge aus ihrem Kapital erzielen
guten Preis-Leistungs-Verhältnis! So möchten, kommen um den Aktienmancher mag sich nach diesen Sät- markt jedoch nicht herum. Abgesezen an die Marketing-Kampagne ei- hen von derivativen Finanzproduknes großen Discounters erinnern. In ten oder anderen mit hohen Risiken
der Börsenlandschaft wirbt mit ei- behafteten Anlagen sind nur am Aktinem derartigen Versprechen jedoch enmarkt Renditen über dem Inflatikein Discounter, sondern eine Quali- onsniveau erzielbar. Der Anleger ist
tätsbörse mit langjähriger Tradition: zunehmend auf sich selbst gestellt,
und die Frage ist berechtigt, ob die
die Börse Düsseldorf.
weitreichende staatliche Regulierung hier nicht kontraproduktiv
Kampf um Privatanleger
wirkt.
Der immer härter werdende Wettbewerb unter den einzelnen Börsen
„Tag der Aktie“ soll locken
zwingt die Akteure zu einer permanenten Optimierung ihres Angebots.
Der Rückzug der Privatanleger beVor allem der stark umkämpfte Pri- lastet das gesamte deutsche Finanzvatanlegermarkt erfordert Maßnah- wesen. Auch zahlreiche Banken und
men, um die zurückgehende Anzahl Sparkassen klagen über negative Entder Aktionäre von dem eigenen An- wicklungen im Privatkundengegebot zu überzeugen. Nach Angaben schäft. Direktbanken, bei denen Aktides Deutschen Aktieninstituts ging eninvestments einen Großteil ihres
Börsen-Zeitung, 9.5.2015
Die Börsen in Deutschland sind vor
allem im Privatkundengeschäft einem immer härteren Wettbewerb
ausgesetzt. Die Zahl der Handelsmöglichkeiten steigt trotzdem, und
nur wer auf die Veränderungen mit
Innovationen reagiert, kann sich dauerhaft behaupten.
Woran erkennt man eigentlich eine gute Börse? Man erkennt sie
nicht an der Größe. Und man er-
Geschäfts ausmachen, steuern mit einer gemeinsamen Initiative gegen
und haben den Tag der Aktie ins Leben gerufen, bei dem mit Kostenvorteilen Anleger bewegt werden sollen, Geld in Aktien zu investieren.
Ob dies gelingt, muss sich zeigen –
zumal Aktien in Düsseldorf bereits
komplett ohne börsliche Kosten gehandelt werden können. Und das
nicht nur an einem Tag im Jahr, sondern an allen Handelstagen.
Mehr als nur Marketing
Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für Privatkunden ist in Düsseldorf kein reiner Marketing-Slogan,
sondern bereits seit 1999 ein verbindliches Leistungsprogramm. Unter dem Stichwort „Quality Trading“
wurde mit den Maklerfirmen ein
Leistungspaket geschnürt, welches
Privatanlegern unter anderem folgende Vorteile garantiert:
䡲 Verbindlich handelbare Quotes
und unverzügliche Orderausführung
䡲 Umfangreiche Preis- und Ausführungsgarantien mit Referenzmarktgarantie
䡲 Vollausführung innerhalb der angezeigten
Größen
(Volumen/Stückzahl)
䡲 Courtagefreier Handel von DaxAktienorders bis 10 000 Euro
䡲 Permanente Überwachung
Das Ziel des Leistungsversprechens war und ist es, mehr Qualität
für Verbraucher zu liefern und auf
die individuellen Bedürfnisse der
Kunden stärker einzugehen. Dieses
Ziel verfolgen auch andere Börsen –
allerdings mit unterschiedlicher Umsetzung. Vielfach geht es darum, Kosten zu reduzieren, Services zu verbessern und im Wettbewerb mit anderen Plätzen die besseren Leistungen zu bieten. Selbst die Frankfurter
Wertpapierbörse, die in den vergangenen Jahren Rückgänge im Geschäft mit Privatkunden hinnehmen
Compliance
Solutions Day
24.06.2015 in München
Compliance Lösungen für Ihre Organisation:
Aktuelle Trends und Best Practices
führender Anbieter
Spannende Keynotes, Best Practices
und Diskussionen mit anderen
Compliance-Experten
Einblicke in die Anwendung von
Compliance-Programmen und -Tools
im gesamten Compliance-Prozess
musste, hat reagiert. Im November
2013 startete der Frankfurter Spezialistenhandel eine Qualitätsoffensive.
Bei der Garantie des Xetra-Preises
bleibt Frankfurt mit 7 500 Euro je
Preisfeststellung allerdings weit hinter den in Düsseldorf verbindlichen
50 000 Euro je Order bei Dax-Titeln
zurück. Ein weiterer Vorteil Düsseldorfs bleibt unerreicht: Bereits seit
2008 werden die Dax-30-Werte vom
Makler immer in der Mitte der aktuellen Xetra-Spanne – also ohne
Spread – gehandelt. Das gab es früher nur für Händler im Börsensaal,
denen der Kursmakler sogenannte
„Aussuchenpreise“ stellen konnte –
der Händler konnte dann aussuchen, ob er zu diesem Preis kaufen
oder verkaufen wollte.
elektronisches System anbietet. Quotrix belegt mehrfach aufgrund seiner
Vorzüge in unterschiedlichen Kategorien von Best-Execution-Auswertungen erste Plätze. Kunden bekommen nicht nur oftmals den besten
Preis zu den günstigsten Konditionen – bei Quotrix wird weder ein
Transaktionsentgelt noch eine Courtage erhoben –, sondern viele Services, die traditionelle Plätze nicht
bieten, etwa die Berücksichtigung
zahlreicher moderner Order-Typen,
Limitfunktionalitäten und den Handel bis 23 Uhr. Aktuell können mehr
als 5 000 Aktien, Anleihen, ETF und
Fonds über Quotrix gehandelt werden. Neben der Produktpalette wird
auch die Reichweite des Systems sukzessive ausgeweitet. So steht bei der
WGZ Bank und den an das Institut
genheit umstritten. Während sich
die Börse Stuttgart aus dem Segment mit dem Hinweis zurückzog,
der Markt sei tot, hat die Börse Düsseldorf eine neue Plattform und damit auch eine neue Chance geschaffen. Der Primärmarkt ist ein Listingsegment im Freiverkehr, in dem sowohl Aktien, Anleihen als auch weitere Produkte notieren. Emittenten
im Primärmarkt haben sich durch
das Regelwerk der Börse dazu verpflichtet, besondere Publizitätsstandards einzuhalten und Anleger fortlaufend mit allen wichtigen Informationen rund um das Unternehmen
zu versorgen. Das ist das passende
Umfeld für Anleihen kleinerer und
mittlerer Unternehmen.
Um die Wahrnehmung von Risiken insbesondere für Privatanleger
zu verbessern, wurden im Primärmarkt für das Listing von Unternehmensanleihen drei Subsegmente geschaffen. In welches Subsegment eine Anleihe eingeordnet wird, hängt
ab vom Abstand der Emissionsrendite zum risikolosen Referenzzins,
dem Durchschnittszinssatz der dreibis fünfjährigen Bundesanleihen.
Die Subsegmente tragen die Buchstaben A, B und C und sind wie folgt definiert: In den Primärmarkt A können Anleihen aufgenommen werden, deren Emissionsrendite maximal bis zu 2 % über dem risikolosen
Zins liegt, in Primärmarkt B die Anleihen, deren Abstand zwischen 2
und 4 % beträgt, und in Primärmarkt
C alle Papiere, deren Emissionsrendite einen Abstand von mehr als 4 %
zum risikolosen Zins aufweist.
Die Börse Düsseldorf bietet damit
als einzige Börse in Deutschland eine Unterteilung der Anleihen, die
ein Listing für bonitätsstarke Unternehmen in einem eigenen Niedrig-
Hilfe zur Selbsthilfe
Entscheidend ist es, auf die rückläufige Zahl der Aktionäre zu reagieren und kundenorientiert zu handeln. Da Privatanleger immer mehr
auf sich selbst gestellt sind, sollten
die Börsen und ihre Maklerfirmen
als Serviceleistung unabhängige und
verlässliche Informationen und Hilfestellungen anbieten. Das ersetzt natürlich keine qualifizierte Beratung,
hilft dem Anleger aber, sich vor Entscheidungen fundiert informieren
zu können. Die Börse Düsseldorf
plant daher einen neuen Informationsbereich für Anleger, in dem zum
Beispiel auch Analysematerial abrufbar sein wird. Die Börse Düsseldorf
hat die Anlegeraufklärung fest in ihr
Kommunikationsprogramm
integriert und wird diese weiter ausbauen. Ziel ist es, die bestehende Beratungslücke bei den Kunden mit Informationsangeboten und Hilfestellungen zu füllen, um Kunden an die Börse und ihre Produkte heranzuführen. Wohlgemerkt: Es geht um die
Vermittlung von Wissen und Informationen, welche Anleger in die Lage versetzen, selbständig an der Börse aktiv zu werden.
Zahlreiche Veranstaltungen im eigenen Haus, bei externen Partnern
wie auch in Kooperation mit Medienunternehmen oder Anlegervereinigungen sowie Messeauftritte gehören ebenso dazu wie der Düsseldorfer Börsentag, den die Börse jährlich
initiiert. Die Besucherzahlen dieser
Veranstaltungen zeigen, dass das Interesse an Börse und der Anlage in
Aktien und Renten bei Anlegern
durchaus vorhanden ist. Aktiven Anlegern bietet die Börse Düsseldorf
mit dem eigenen Quality Trader
Club kostenlose Echtzeitkurse und
stets aktuelle Informationen über
Newsletter der Börse. Der Club
wächst stetig und zählt mittlerweile
mehr als 9 300 Mitglieder.
Seit 1957 ist die Börse Düsseldorf am Ernst-Schneider-Platz in der Innenstadt ansässig.
Foto: Börse Düsseldorf
angeschlossenen Genossenschaftsbanken der Start des Quotrix-Limithandels kurz bevor.
Auch andere Handelsplätze schaffen neue Angebote. Kürzlich verkündete beispielsweise die Börse München den Start eines neuen elektronischen Systems. Wirkliche Innovationen gab es dabei erkennbar nicht, dafür ebenso wie bei Quotrix keine Kosten für Anleger. Im Detail betrachtet
kann man das System für eine Kopie
von Quotrix halten. Wie man aus
Branchenkreisen vernehmen kann,
ist noch ein weiteres ähnliches Angebot geplant. Ob dieses noch 2015
auf den Markt kommen wird, ist ungewiss.
Zum Kerngeschäft der Börsen
zählt bekanntlich auch das Listing.
Im Segment der Unternehmensanleihen war dieses Thema in der Vergan-
zinsbereich ermöglicht. Niedrige Kosten verstehen sich dabei von selbst,
denn über die Laufzeit gesehen spart
ein Listing ohne Rating in Düsseldorf den Emittenten etwa einen
sechsstelligen Betrag gegenüber der
noch im Geschäft mit Anleihen kleiner und mittlerer Unternehmen befindlichen Börse Frankfurt. Dort werden Anleihen ohne jede Sortierung
oder Eingruppierung angeboten.
Neben dem Listing spielt aktuell
das Thema Delisting eine wichtige
Rolle für Anleger. Düsseldorf verfolgt hier nachhaltig eine anlegerschützende Position, indem unverändert bei einem Totaldelisting ein
Hauptversammlungsbeschluss und
ein Kaufangebot verlangt werden.
Diese Überzeugung bringt die Börse
aktuell in die beginnende Diskussion
im politischen Raum ein.
Es geht auch ohne Kosten
© Anna Rauchenberger
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Ein wesentlicher Service für Privatanleger ist die Reduzierung der
Handelskosten. Die an der Börse Düsseldorf bekannt günstigen Konditionen wurden 2014 noch mal auf den
Prüfstand gestellt. Um vor allem den
Anfängern unter den Privataktionären ein günstiges Angebot zu machen, verzichtet der Makler an der
Börse Düsseldorf bei Dax-Orders bis
zu 10 000 Euro komplett auf die
Courtage.
Komplett ohne börsliche Kosten
handeln Anleger in Düsseldorf mit
dem Market Maker im elektronischen System Quotrix. Zur Stärkung
der Wettbewerbsfähigkeit hat die
Börse Düsseldorf Quotrix bereits
2001 eingeführt und ist damit neben
der Frankfurter Börse der einzige
Handelsplatz gewesen, der sowohl
den Skontrohandel wie auch ein
Impressum
Börsen-Zeitung
Sonderbeilage
Wirtschaftsraum Nordrhein-Westfalen
Am 9. Mai 2015
Redaktion: Alexandra Baude
Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich) und Bernd Bernhardt
Technik: Tom Maier
Typografische Umsetzung: Cornelia Scherer
Verlag der Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIERMITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Düsseldorfer Straße 16,
60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115,
Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173.
Geschäftsführung: Ernst Padberg (Vorsitzender), Dr. Jens Zinke
Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH;
Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf
Sonderbeilage
Sonnabend, 9. Mai 2015
Börsen-Zeitung Nr. 88
B3
Versicherungsstandort Nummer 1 in Deutschland
Nirgendwo anders arbeiten so viele Menschen bei Assekuranzen – Sektor steht für Gesamtwertschöpfung von 12,3 Mrd. Euro für das Land NRW
Börsen-Zeitung, 9.5.2015
In keinem anderen Bundesland in
Deutschland arbeiten mehr Menschen in der Versicherungsbranche
als in Nordrhein-Westfalen (NRW):
Im Jahr 2013 beschäftigte die Branche in NRW insgesamt 76 870 Mitarbeiter, das entspricht mehr als einem Viertel aller im Versicherungsgewerbe tätigen Arbeitnehmer in
rungswissenschaft. Diese enorme Expertise der Hochschulen trägt dazu
bei, dass Deutschlands Versicherungs-Know-how in großen Teilen
in NRW verbleibt.
Wichtige Rolle als Ausbilder
Hervorzuheben ist auch die wichtige Rolle der Assekuranz als Ausbilder in NRW: Im Jahr
2011 haben die Versicherer mehr als 3 700
Von
junge Menschen im
Karsten Eichmann
Land ausgebildet. Das
sind 28 % aller Auszubildenden der gesamten
deutschen
Versicherungswirtschaft. Bei der
Mitglied des Vorstands Ausbildungsquote sind
der Gothaer Versichedie Versicherer mit
rungsbank, Vorsitzen4,8 % Spitzenreiter in
der des Vorstands des
NRW.
Gothaer Konzerns
Durch die Löhne und
Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Deutschland. Knapp 170 Versicherer der NRW-Versicherer sowie die dahaben ihre Zentrale in NRW, und durch ausgelösten Konsumausgaben
zehn der Top-30-Unternehmen der entsteht im Land eine BruttowertVersicherungswirtschaft sind an schöpfung von 7,6 Mrd. Euro. AdRhein und Ruhr mit ihren Hauptver- diert man alle Wertschöpfungsfaktowaltungen ansässig.
ren, so entsteht durch die Versicherungswirtschaft eine Gesamtwertschöpfung von 12,3 Mrd. Euro für
Köln ist das Zentrum
das Land NRW.
Innerhalb von Nordrhein-WestfaMit Beitragseinnahmen von 63,5
len bildet Köln seit vielen Jahrzehn- Mrd. Euro werden über ein Viertel
ten das klare Zentrum der Versiche- der Brutto-Beitragseinnahmen der
rungsbranche. Mit 26 650 Mitarbei- deutschen Versicherer in NRW ertern ist die Rheinmetropole nach wirtschaftet. Größte Einzelsparte ist
München der zweitgrößte Versiche- dabei wie auf Bundesebene die Lerungsstandort in Deutschland. Nam- bensversicherung, gefolgt von der
hafte Unternehmen wie Axa, DEVK, Schaden- und Unfallversicherung.
Generali und auch die Gothaer ha- Bei den privaten Krankenversicherern zeigt sich ein ganz besonderer
Schwerpunkt: Der Marktanteil der
nordrhein-westfälischen
privaten
Krankenversicherer am gesamten
„Diese im Bundesverdeutschen PKV-Markt ist mit 46 %
gleich einzigartige
überdurchschnittlich hoch.
Kompetenzlandschaft hat sich in
NRW durch das gute
Zusammenspiel verschiedener Institutionen entwickelt.“
ben ihren Hauptsitz oder eine Vertretung am Rhein. Aber nicht nur die
Mitarbeiterzahlen sprechen für
Köln. Ebenso umfassend sind die
Ausbildungsmöglichkeiten und der
Bereich Forschung und Lehre für das
Versicherungswesen. In enger Verzahnung von Forschung, Lehre und
Praxis hat sich eine einmalige Wissens- und Wirtschaftsgemeinschaft
entwickelt. Köln ist ein quicklebendiges Kompetenzzentrum der Versicherungswirtschaft, das über ein ausgezeichnetes Zukunftspotenzial verfügt.
Diese im Bundesvergleich einzigartige Kompetenzlandschaft hat sich
in NRW durch das gute Zusammenspiel verschiedener Institutionen entwickelt. Hierfür leistet vor allem die
Hochschullandschaft einen wichtigen Beitrag: Vier Universitäten und
fünf Fachhochschulen haben Studienschwerpunkte in der Versiche-
schen miteinander kommunizieren
und Informationen austauschen, wie
sie einkaufen und ihr Leben organisieren, befindet sich im Umbruch. Einige Industrien wie die Musikbran-
„Die Digitalisierung
hat die Erwartungen
der Kunden an ihren
Versicherer in den
letzten Jahren deutlich verändert.“
che und der Buchhandel haben sich
dadurch bereits grundlegend verändert, bestehende Geschäftsmodelle
befinden sich auf dem Prüfstand,
neue entstehen. Dieser Wandel
macht auch vor der Versicherungsbranche nicht halt. Die Digitalisie-
rung hat die Erwartungen der Kunden an ihren Versicherer in den letzten Jahren deutlich verändert. Sie
sind es aus dem Online-Handel gewohnt, rund um die Uhr Bestellungen aufgeben zu können oder jederzeit ihre Bankgeschäfte zu erledigen. Damit verändern sich auch die
Art und Weise, wann und wie der
Kunde von seiner Versicherung beraten werden möchte, die Prozesse im
Service und in der Verwaltung und
auch die Produktentwicklung. Ein
Beispiel: Auf der Suche nach einer
passenden Versicherungslösung tritt
der Versicherungskunde heute mit
seinem Versicherer auf den unterschiedlichsten Wegen in Kontakt:
per Mail, über das Internet, über soziale Netzwerke, aber auch noch immer telefonisch oder für eine ausführliche Beratung im persönlichen
Gespräch.
Um diesem veränderten Kundenverhalten gerecht zu werden, setzen
die Versicherer auf unterschiedliche
Strategien. Die Gothaer hat bereits
im vergangenen Jahr damit begonnen, eine Multikanalstrategie umzusetzen. Kernstück dieser Strategie ist
eine Software, die alle wichtigen Daten des Kunden und alle Interaktionen mit ihm erfasst und eine 360Grad-Sicht
auf
Angestellte der Versicherungsbranche
den Kunden erZahlen aus dem Jahr 2013
möglicht.
DaBundesland
absolut
Bundesland
absolut durch ist sichergestellt, dass er an je1. Nordrhein-Westfalen
76 870
9. Rheinland-Pfalz
7 900
dem
Kontakt2. Bayern
62 950
10. Schleswig-Holstein
5 360 punkt eine optima3. Baden-Württemberg
36 140
11. Saarland
3 760 le Beratung erhält
und seine Anlie4. Hessen
28 750
12. Thüringen
3 290
gen an jeder Stelle
5. Niedersachsen
23 280
13. Bremen
3 240 ohne große Nach6. Hamburg
21 050
14. Sachsen-Anhalt
3 080 fragen weiterbearbeitet und erledigt
7. Berlin
10 980
15. Brandenburg
2 840
werden können.
8. Sachsen
8 890
16. Mecklenburg-Vorpommern
2 490 Weitere Beispiele
für die fortschreiDeutschland 300 870
tende DigitalisieBörsen-Zeitung
rung in der Bran-
Herausforderung Niedrigzins
Neue Herausforderungen bestimmen den Alltag der Versicherer – insbesondere die anhaltende Niedrigzinsphase verändert das Geschäftsmodell und erschwert die Kapitalanlage. Dennoch gelingt es den Unternehmen, ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden zuverlässig zu erfüllen. Nicht zuletzt auch durch innovative neue Investitionsformen. Beispielsweise setzt der Gothaer Konzern in der Kapitalanlage auch auf Infrastrukturinvestments im Bereich
der erneuerbaren Energien und investiert in Wind-, Solar oder Wasserkraftanlagen. Die Vorteile liegen auf
der Hand: Die Projekte haben lange
Laufzeiten von 20 Jahren und mehr
und werfen in dieser Zeit verlässliche und durchaus attraktive Renditen von im Durchschnitt 4 bis 7 %
pro Jahr ab. Zusätzliche Sicherheit
bietet die staatliche Förderung dieser Energieformen.
Eine weitere zentrale Herausforderung an die Branche ist der digitale
Wandel. Experten sagen voraus,
dass die Digitalisierung Gesellschaft
und Wirtschaft ähnlich verändern
wird, wie es die Erfindung des modernen Buchdrucks im 15. Jahrhundert getan hat. Die Art, wie Men-
Wenn Sie Ihre Geschäfte in den internationalen
Wachstumsmärkten auf- oder ausbauen wollen,
brauchen Sie eine solide, langfristig denkende und
weltweit vernetzte Bank.
Mit Niederlassungen in mehr als 70 Ländern und damit
Zugang zu fast 90 %* des globalen Handels ist die
HSBC-Gruppe eine der internationalsten Banken der
Welt. Und gleichzeitig eine der persönlichsten: Ihr
Kundenbetreuer vor Ort orientiert sich konsequent an
Ihrem Bedarf und vernetzt Sie mit den entscheidenden
Kontakten weltweit. Profitieren Sie von unserer Kenntnis
der Kulturen, der Sprachen und der Wirtschaftsstrukturen
sowie unserer Bereitschaft, gemeinsam mit Ihnen Ihre
langfristigen Unternehmensziele zu realisieren.
Was können wir für Sie tun?
www.wachstum.hsbc.de
Düsseldorf · Baden-Baden · Berlin · Dortmund · Frankfurt · Hamburg
Hannover · Köln · Mannheim · München · Nürnberg · Stuttgart
* UNCTAD Juli 2014
che sind Apps, mit Hilfe derer Kunden im Schadenfall mit ihrem Versicherer in Kontakt treten können oder
ihrem privaten Krankenversicherer
ihre Arztrechnungen und Rezepte ohne lästigen Papierkram zukommen
lassen können.
Aufgabenprofil ändert sich
Mit der fortschreitenden Digitalisierung verändern sich in vielen Bereichen auch die Anforderungen an
die Mitarbeiter in der Branche. Neue
Aufgabenprofile entstehen, zusätzliche Fähigkeiten werden benötigt. Daher investieren die Versicherer große
Summen in die Aus- und Fortbildung
ihrer Mitarbeiter, um diesen neuen
Anforderungen gerecht zu werden.
So ist sichergestellt, dass die deutschen Versicherer auch in den kommenden Jahrzehnten sichere Arbeitsplätze bieten und weiter maßgeblich
zum Wirtschaftswachstum in NRW
und Deutschland beitragen.
B 4 Börsen-Zeitung Nr. 88
Sonderbeilage
Sonnabend, 9. Mai 2015
Herkulesaufgaben für eine Region
Bergbau kümmert sich selbst um seine Hinterlassenschaften – Erneuerung benötigt neue Impulse – Dichte Infrastruktur muss saniert werden
Schweres Erbe hinterlassen
Das Erhalten des Ruhrgebietes –
des größten Ballungsraums in Nordrhein-Westfalen – als lebenswerte
Region ist dabei eine weitere Herausforderung, der sich auch die RAGStiftung verpflichtet sieht. Dabei versteht sich die Stiftung als ein wichtiger Akteur bei der sozialen und wirtschaftlichen Transformation der früheren Bergbauregion. Einer Region,
in der der Bergbau weit mehr Wohlstand geschaffen hat, als er Aufgaben hinterlassen hat.
1 000 Jahre lang wurde an der
Ruhr Steinkohle gefördert, die vergangenen 150 Jahre industriell. Millionen Menschen zogen auf der Suche nach Arbeit ins Revier und hoben Millionen Tonnen Kohle aus der
Erde. Die Kohle befeuerte im rohstoffarmen Deutschland die Industrialisierung, von der das Land bis heute profitiert.
Der Bergbau hinterließ aber auch
ein schweres Erbe. Daraus erwuchs
die Kernaufgabe der RAG-Stiftung:
die Finanzierung der Ewigkeitsaufgaben. Dazu gehört das dauerhafte
Pumpen des Grubenwassers in stillgelegten Bergwerken, um zu verhindern, dass Grubenwasser in trink-
das Ruhrgebiet einen beispiellosen
Strukturwandel. Von 141 Zechen,
die in Spitzenzeiten in Betrieb waren, sind heute im Ruhrgebiet nur
noch zwei aktiv und eine in Ibbenbüren. Ende 2018 ist der Steinkohlenbergbau
in
Deutschland dann endgültig Geschichte. Der
Rückzug aus der MonVon
tanindustrie erstreckt
Werner Müller
sich über einen langen
Zeitraum, in dem das
Versprechen „Niemand
fällt ins Bergfreie“ hunderttausendfach eingelöst wurde. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
Vorsitzender des
haben große KraftanVorstands der
strengungen unternomRAG-Stiftung
men, um den Strukturwandel sozial zu gestalTage die Pumpen laufen. Zuletzt gilt ten. Eine erfolgreiche Transformaes, im Umfeld ehemaliger Kokereien tion des Ruhrgebiets muss aber über
das Abfedern sozialer Härten hinausdas Grundwasser zu reinigen.
Die Kosten für die Ewigkeitsaufga- gehen. Es gilt, den Blick nach vorn
ben belaufen sich ab 2019 auf insge- zu werfen und neue Impulse zu setsamt rund 220 Mill. Euro jährlich. zen, um eine Zukunft im Sinne einer
Diese Summe muss aus dem Stif- attraktiven, lebenswerten Region zu
tungsvermögen erwirtschaftet wer- gestalten.
den, welches sich zu einem großen
Teil aus Werten zusammensetzt, die
Gezielt investieren
der Bergbau, also die Bergleute und
die Unternehmensführungen, in der
Die RAG-Stiftung leistet schon
Vergangenheit selbst geschaffen ha- heute ihren Beitrag dazu. Im verganben. Fest steht, die RAG-Stiftung ist genen Jahr stellte sie 4,5 Mill. Euro
mit Blick auf ihre Pflichterfüllung für gesellschaftliche Projekte zur Verauf sehr gutem Weg. Denn schon fügung. 2015 beträgt der Förderetat
heute übersteigen ihre Einnahmen 7,5 Mill. Euro. Stets unter der Vorvon rund 350 Mill. Euro jährlich die aussetzung, dass die Finanzierung
erwarteten Ausgaben ab 2019. Da- der Ewigkeitsaufgaben gesichert ist,
mit wird die RAG-Stiftung ohne Mit- soll dieser Etat dem kontinuierlich
tel der öffentlichen Hand auskom- steigenden Förderbedarf in den kommen.
menden Jahren angepasst werden.
Durch die Ewigkeitsaufgaben Das Engagement reicht von Ausbilkommt der RAG-Stiftung immense dungsprogrammen für chancenbeVerantwortung zu. Zugleich werfen nachteiligte Jugendliche und Hochsie eine noch größere, gesellschaft- schulstipendien, über eine Stiftungsliche Fragestellung auf: Wie meistert professur bis hin zur Unterstützung
das Ruhrgebiet seine Zukunft in der von Museen und bergbaunahen EinNachbergbauära? Als ehemals größ- richtungen. Die Erfahrungen aus
te Montanregion Europas durchlief den Förderprojekten zeigen, dass
wasserführende Schichten
eindringt. Durch die bergbaubedingte
Absenkung von Flächen liegen heute
zudem ganze Gebiete unter dem
Wasserspiegel von Rhein, Ruhr und
Emscher. Daher müssen auch über
Foto: Pohlmann
Börsen-Zeitung, 9.5.2015
Der Handlungsauftrag der RAG-Stiftung ist klar und eindeutig: Er besteht in erster Linie aus der Finanzierung der sogenannten Ewigkeitsaufgaben aus dem deutschen Steinkohlenbergbau. Diese Aufgabe ist einzigartig – durch ihre Laufzeit und ihre
Tragweite – und wird an die Stiftung
Ende 2018 übertragen, wenn das
letzte
Steinkohlenbergwerk
in
Deutschland den Betrieb einstellt.
Danach gilt es, bis in alle Ewigkeit
die Heimat von Millionen Menschen
in den vom Bergbau betroffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen und
im Saarland zu bewahren – eine Herkulesaufgabe.
sich mit gezielten Investitionen vieles bewegen lässt. Wichtig ist, dass
diese Investitionen die öffentliche
Hand zwar entlasten, der Staat aber
nicht aus seiner Verantwortung für
die Region entlassen wird.
Mittelstand emanzipiert sich
Auch wirtschaftlich ist in den Bergbauregionen vieles in Bewegung gekommen. Heute prägen im Ruhrgebiet die Branchen Energie, Chemie,
Werkstoffe oder Logistik die Wirtschaft. Dazu gewinnt der Mittelstand an Gewicht. In diesem Zusammenhang ist ein fundamentaler Wandel zu beobachten: Im montanindustriellen Ruhrgebiet hatte sich der
Mittelstand oftmals mit der Rolle als
Zulieferer der Bergbau- und Stahlunternehmen zu begnügen. Mit dem
Rückzug dieser Großindustrie mussten sich mittelständische Unternehmen neu erfinden und in Forschung
und Entwicklung investieren, eigene
Vertriebsaktivitäten entfalten und
sich mit Partnern und Kunden vernetzen, um neue Märkte zu erschließen. Dass dieser Abnabelungsprozess weitgehend gelang, ist zum einen dem Unternehmergeist zu verdanken. Zum anderen verfügt das
Ruhrgebiet nach wie vor über industrielle Kerne, die es zu erhalten gilt.
Eine starke Industrie vor der Haustür ist die beste Mittelstandsförderung.
Der Mittelstand spielt auch in der
Beteiligungspolitik der RAG-Stiftung
eine wichtige Rolle. Aus Gründen
der Risikostreuung ist es geboten,
dass die Stiftung ihren großen Evonik-Anteil auf lange Sicht verringert.
In der Vergangenheit hat die Stiftung zudem liquide Mittel oftmals in
Staatsanleihen angelegt, was bei einem niedrigen Zinsniveau nicht attraktiv ist. Die seit Ende 2013 angepasste Anlagestrategie sieht vor, das
Stiftungsvermögen vermehrt auch in
mittelständische Unternehmen zu in-
vestieren. Dazu wurde 2014 unter
anderem die RAG-Stiftung Beteiligungsgesellschaft gegründet. Sie hat
sich die Aufgabe gestellt, mittelständische Unternehmen zu erwerben,
die auf dem Weltmarkt gut positioniert sind. Dabei sieht sich die RAGStiftung auch mittelständische Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen
und dem Ruhrgebiet an.
Gut genug zum Studium
Der Mittelstand in der Region hat
in seinem Reifungsprozess Fortschritte gemacht. Das Ruhrgebiet bietet
mittelständischen Unternehmen Entwicklungschancen auf vielen Ebenen. Nirgendwo in Deutschland ist
das Fernstraßen- und Bahnstreckennetz dichter. Hinzu kommen 80 Binnenhäfen und drei internationale
Flughäfen. Der Fachkräftemangel ist
geringer als in München oder Stuttgart. Dies liegt auch daran, dass die
Menschen im Ruhrgebiet bezahlbaren Wohnraum finden. Rund 20 Universitäten und Hochschulen im Ruhrgebiet sorgen für Fachkräftenachwuchs – wobei nicht verschwiegen
sei, dass junge Menschen zwar gern
im Ruhrgebiet studieren, wo sie
günstig wohnen und viel erleben
können. Den Einstieg ins Berufsleben aber suchen manche Absolventen in anderen Regionen, die attraktiver erscheinen.
Die Abwanderung wertvoller Talente ist nur ein Beleg für die Schattenseiten des Ruhrgebiets. Glasscherbenviertel mit Jugendarbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und Kriminalität gibt es nicht nur als Kulisse
im Dortmund-Tatort, sondern viel
zu oft auch in der Realität. Die Verkehrsinfrastruktur im Ruhrgebiet ist
zwar dicht, aber vielfach marode.
Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung:
Brückensperrungen
und
Schlaglochautobahnen machen deutlich, dass die Region ihre Belastungs-
grenzen erreicht und teilweise überschritten hat. Eine Attraktivitätssteigerung des Ruhrgebiets ohne substanzielle finanzielle Investitionen
wird nicht möglich sein.
„Solidarpakt West“
Die RAG-Stiftung entstand durch
ein beispielloses Zusammenwirken
von Politik, Arbeitnehmervertretern
und Unternehmen. Dank dieser in
der deutschen Wirtschaftsgeschichte
einmaligen Stiftungslösung ist der
Bergbau in der Lage, sich um seine
Hinterlassenschaften selbst zu kümmern und diese nicht dem Staat zu
überlassen. Ein Kooperationsmodell,
in dem viele gesellschaftliche Akteure zusammenspielen, kann auch ein
Ansatz sein, um einen Zukunftsplan
für das Ruhrgebiet zu entwickeln.
Und auch bei der Finanzierung sollte
es keine Denkverbote geben. Ein probates Mittel wäre ein „Solidarpakt
West“. Aus einer historischen Perspektive heraus ist die Akzeptanz für
einen Solidaritätszuschlag für den
Westen sicher groß: Immerhin waren es die Unternehmen des Ruhrgebiets, die Deutschland nach dem
Zweiten Weltkrieg wieder auf die
Beine geholfen haben. Viele heute
florierende Industriezweige wurden
mit Mitteln der Montanindustrie
großgezogen. Das Ruhrgebiet hat
aus eigener Kraft und in eigener Verantwortung viel erreicht, aber nun
braucht es die Solidarität des ganzen
Landes.
Die RAG-Stiftung wird sich für die
weitere erfolgreiche Transformation
des Ruhrgebiets als ein wichtiger Akteur einbringen – ideell wie finanziell. Eine aktuelle Maßnahme wird eine Studie sein, die zum Ende des Jahres erscheinen wird. Sie beinhaltet
konkrete Handlungsempfehlungen,
um die Zukunftsperspektiven der
fünf Millionen Menschen an der
Ruhr nachhaltig zu verbessern.
Glückauf!
Stahlindustrie investiert in die Zukunft
Branche ist stark bei Innovationen – Vielfältige und enge Verbindungen mit der Wissenschaft – NRW profitiert von gut funktionierenden Wertschöpfungsketten
Mrd. Euro geflossen. Spektakulär
war die Neuzustellung (Modernisierung) des Hochofens 2 von ThyssenKrupp Steel Europe in DuisburgSchwelgern, dem größten dieser Aggregate in Europa, mit Kosten von
200 Mill. Euro. In Spitzenzeiten arbeiteten rund 1 100 Menschen auf
der Baustelle. Insgesamt hat ThyssenKrupp seit 2013 Investitionsprojekte in Duisburg im Umfang von
600 Mill. Euro gestartet. Die Hüttenwerke Krupp Mannesmann erweiterten mit Kosten von 400 Mill. Euro ihre Kokerei in Duisburg, ArcelorMittal investierte 135 Mill. Euro in eine
neue Drahtstraße. Den drei Unternehmen ist eines gemein: Sie sehen
die Stahlerzeugung als Wurzel eines
Wertschöpfungsbaumes und investieren demzufolge alle in den wichtigen Standort Duisburg, um im internationalen Konkurrenzkampf ihre
Positionen zu behaupten.
Aus Nordrhein-Westfalen werden
insgesamt knapp 7 Mill. Tonnen
Walzstahlerzeugnisse in die ganze
Welt exportiert. Das ist ein Drittel
der gesamten Walzstahlausfuhren
Deutschlands. Die NRW-Ausfuhren
haben einen Wert von 6 Mrd. Euro.
Das entspricht 39 % des Gesamtwertes der deutschen Walzstahlexporte.
NRW ist damit bei Premium-Güten
überproportional vertreten. Das
Land profitiert mehr noch als andere
Regionen von gut funktionierenden
Wertschöpfungsketten
zwischen
Großindustrie, mittelständischen Un-
Foto: ThyssenKrupp Steel Europe
ker Belastung durch hohe Energiekosten schnitten die deutschen Stahlunternehmen daher im vergangenen
Jahr besser ab als die europäische
Konkurrenz. Waren die Kapazitäten
der Hütten- und Walzwerke in
Deutschland zu 86 % ausgelastet,
lag der Auslastungsgrad im EUDurchschnitt bei lediglich 78 %, weltweit gar nur bei knapp 73 %.
Deutschland ist der
siebtgrößte Stahlhersteller der Welt und der
größte innerhalb der EuVon
ropäischen Union. Die
Andreas J. Goss
deutsche Stahlindustrie
erwirtschaftet einen Anteil von rund 30 % an
der Wertschöpfung der
Branche in Europa. Auf
Nordrhein-Westfalen
entfallen insgesamt etVorsitzender des
Vorstands von Thyssen- wa 40 % der bundesdeutschen StahlerzeuKrupp Steel Europe
gung. Mit einer Rohstahlproduktion
von
hat sich indessen spätestens seit der knapp 15 Mill. Tonnen ist Duisburg
Finanzkrise 2008/2009 geändert. der bedeutendste Stahlstandort in
Vor allem die stark auf Finanzdienst- Deutschland und Europa.
leistungen fixierten Volkswirtschaften mussten erkennen, dass DeutschDuisburg ist vorne
land dank einer starken Industrie
und deren Erfolgen im Export relativ
Die deutsche Stahlindustrie invesglimpflich durch die Krisenjahre ge- tiert Jahr für Jahr etwa 1,2 Mrd. Eukommen ist und wirtschaftlich ro in die Flexibilität und Effizienz ihschnell wieder reüssierte.
rer Anlagen und sichert sich damit ihEine ganz entscheidende Rolle re Vorteile im internationalen Wettspielt die Industrie in Nordrhein- bewerb. Speziell in den StahlstandWestfalen (NRW). NRW ist mit ei- ort Duisburg sind seit 2010 rund 1
nem Umsatz von 340 Mrd. Euro
(2013) die stärkste Industrieregion
Europas. In keinem anderen Bundesland ist die Bruttowertschöpfung der
Industrie mit 28,7 % so hoch wie an
Rhein und Ruhr. Unter Beachtung
der vielfältigen Verknüpfungen von
Industrie und Dienstleistungen – etwa in der Logistik – hängt mehr als
die Hälfte aller Arbeitsplätze in
NRW von der Industrie ab.
Börsen-Zeitung, 9.5.2015
Das wirtschaftliche Rückgrat der
deutschen Wirtschaft ist die starke
Industrie. Fast ein Viertel der volkswirtschaftlichen Leistung wird von
ihr erbracht. Eine Struktur der Wirtschaft wie in Deutschland galt im
Ausland und vor allem in den angelsächsischen Ländern lange Zeit als
„old fashioned“. Diese Einstellung
Auslastung spricht für sich
Die Vorzüge der etablierten industriellen Strukturen zeigen sich in vielfältiger Weise. Ein gutes Beispiel ist
die Stahlbranche, die für die bedeutenden Industriezweige wie Automobil und Maschinenbau hochwertige
Werkstoffe für immer anspruchsvollere Anwendungen liefert. Trotz star-
Der Hochofen 2 von ThyssenKrupp Steel Europe in Duisburg-Schwelgern.
ternehmen und kleinen Betrieben sowie zwischen Grundstoffindustrie,
Weiterverarbeitung und Endprodukten.
1 000 Patente jährlich
Sehr wichtig sind auch die vielfältigen und engen Verbindungen von
Wirtschaft und Wissenschaft, wie
zum Beispiel mit der RWTH Aachen
oder dem Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, um nur
zwei bedeutende Einrichtungen zu
nennen. Die Zusammenarbeit von
Unternehmen mit Universitäten und
sonstigen Forschungseinrichtungen
ermöglicht eine stärkere Orientierung an den Anforderungen der Kunden bei der Entwicklung neuer Produkte. Jährlich werden deutschen
Unternehmen rund 1 000 stahlbezogene Patente erteilt – etwa ein Drittel der Anzahl weltweit. Von den aktuell rund 2 500 Stahlsorten wurde
mehr als ein Viertel in den letzten
fünf Jahren neu- oder weiterentwickelt. Diese praxisbezogene Innovationsstärke verschafft der deutschen
Stahlindustrie international einen
Wettbewerbsvorsprung.
Wie gut die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
funktioniert, zeigt sich am Projekt
„Carbon2Chem“. ThyssenKrupp arbeitet hier mit verschiedenen Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen aus der Chemie- und der
Elektroindustrie und der Energiewirtschaft an einer weitgehend klimaneutralen Stahlproduktion. Hüttengase aus den Stahlwerken in Duisburg, einschließlich des darin enthaltenen CO2, sollen in Zukunft als Ausgangsstoff für die Chemieproduktion genutzt werden. Vorstudien haben gezeigt, dass die Gase ausreichend Stickstoff und Wasserstoff enthalten, um daraus Ammoniak als
Vorprodukt für Kunstdünger herzustellen. Ein Teil der bei der Stahlproduktion frei werdenden Hüttengase
könnte danach umgewandelt werden.
Die Stahlwirtschaft zeigt nicht zuletzt mit solchen Projekten, dass ihr
Innovationsmotor auf hohen Touren
läuft. Auch wenn die Branche von
der Historie her eine Old Economy
ist, spielen Neuentwicklungen bei
Werkstoffen und die gemeinsame
Blick auf den Standort Duisburg-Hamborn: Integriertes Hüttenwerk im Duisburger Norden mit rund 13 000 Mitarbeitern.
Foto: ThyssenKrupp Steel Europe
Entwicklungsarbeit mit dem Kunden
für die Wettbewerbsfähigkeit eine
entscheidende Rolle. Deutschland
und insbesondere NRW profitieren
hier von der Werkstoff-Kompetenz,
wie sie exemplarisch ThyssenKrupp
vorzuweisen hat. Der Konzern treibt
im engen Verbund zwischen seinen
verschiedenen Geschäftseinheiten
die Entwicklung von Hochleistungsmaterialien voran. Durch die Kombination von karbonfaserverstärkten
Kunststoffen und innovativen Stahllösungen lassen sich etwa im Fahrzeug-, Flugzeug- oder Schiffsbau erhebliche Gewichtsvorteile erzielen.
Nötige Energie selbst erzeugt
Die Stärke der deutschen Wirtschaft liegt nicht nur in den häufig zitierten Zukunftsbranchen wie der Informations- oder Biotechnologie.
Schlüsselbranchen sind vielmehr die
Autoindustrie, die Metallwaren oder
der Maschinen- und Anlagenbau. Sie
sind im internationalen Wettbewerb
sehr erfolgreich und stehen für annähernd drei Viertel des deutschen Exportüberschusses. Diese Branchen
benötigen samt und sonders Stahl
und seine innovativen Anwendungen. Der Werkstoff ist aus einer modernen Industriegesellschaft nicht
wegzudenken. Nicht zuletzt hängen
an den stahlintensiven Wirtschafts-
zweigen in Deutschland auch 3,5
Millionen Arbeitsplätze.
Gute Ökobilanz
Bei einer ganzheitlichen Betrachtung muss auch erwähnt werden,
dass zur Herstellung von Stahl viel
Energie benötigt wird. In weiten Teilen erzeugt die Stahlindustrie ihren
Strom aber seit über 100 Jahren ökologisch sinnvoll selbst aus energiehaltigen Gasen, die während der Produktion entstehen. Stahl ist zudem
äußerst langlebig, kann eingeschmolzen und beliebig oft wieder verwendet werden. Auch ist der Werkstoff
zur Herstellung von Windrädern
und für Turbinen zur Stromerzeugung unerlässlich oder hilft im Fahrzeug-Leichtbau, den Kraftstoff-Verbrauch zu reduzieren. Und auch bei
einer Betrachtung der Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes hinweg (Rohstoff, Produktion, Nutzung, Recycling) bietet Stahl gegenüber anderen Werkstoffen klare Vorteile. Damit ist Stahl nicht nur für die Wirtschaft von zentraler Bedeutung, sondern weist auch eine vorteilhafte
Öko- und Klimabilanz auf. Aus diesem Grund werden auch künftig große Teile der industriellen Wertschöpfung in Deutschland auf dem Werkstoff Stahl ruhen.
Sonderbeilage
Sonnabend, 9. Mai 2015
Börsen-Zeitung Nr. 88
B5
Zugpferd Dienstleister kommt langsam ins Laufen
Strukturwandel hat immer noch großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt – Spannbreite der Wirtschaftskraft zwischen den einzelnen Regionen in NRW sehr groß
Die konjunkturelle Belebung setzt
sich 2015 fort. In Deutschland ist
mit einem etwa gleich hohen Wert
wie im Vorjahr (+ 1,6 %) zu rechnen, so dass erneut das deutsche Potenzialwachstum
überschritten
wird. Nordrhein-Westfalen dürfte
ebenfalls an die Dynamik des Vorjahrs anknüpfen. Entlastend wirkt
sich die bessere Lage in vielen Eurozonenländern aus, auch wenn das
dortige Wachstum im Nachgang der
Staatsschuldenkrise zum Teil noch
schwach ist. Die lockere
Geldpolitik sowie die
historisch niedrigen Zinsen sollten zudem den
Von
konjunkturellen Verlauf
Gertrud R. Traud . . .
unterstützen, allein die
realen Effekte dürften
aber überschaubar sein.
So ist die Entwicklung
in Deutschland hauptsächlich vom inländischen Konsum getraChefvolkswirtin/
gen, der insbesondere
Leitung Research bei
aufgrund höherer Lohnder Helaba
steigerungen
dynamisch wächst. Die AusEurozone und einzelne deutsche rüstungsinvestitionen der UnternehBundesländer betrachtet. So zeigen men nehmen ebenfalls zu, doch ist
die gerade veröffentlichten Daten der Anstieg noch weit von früheren
für das regionale Bruttoinlandspro- Höchstständen entfernt. Die Wachsdukt (BIP) 2014, dass das Wachs- tumsaussichten bleiben also insgetum in Nordrhein-Westfalen (NRW) samt begrenzt.
Der Arbeitsmarkt zeigt sich robust
abermals unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt lag, wenn auch – auch in Nordrhein-Westfalen. Die
diesmal nur geringfügig. Strukturel- Arbeitslosenquote verharrt hier seit
le Anpassungsprozesse bremsen das vier Jahren bei etwas über 8 %. Sie
Bundesland zumeist im Industriesek- ist allerdings die höchste unter den
alten Bundesländern und um 1,5 Protor.
zentpunkte höher als in Deutschland
insgesamt. Dabei ist die ArbeitslosigGedeckeltes Wachstum 2015
keit nicht gleichmäßig verteilt. Die
Doch es gibt auch Verbesserun- Erwerbslosenrate in der Ruhrregion
gen: Bei den Dienstleistern wurden hat mit 10,8 % ein deutlich höheres
viele Arbeitsplätze geschaffen. Und Niveau als im restlichen NRW mit
nicht zuletzt erholte sich die nord- nur 7,1 %. Auch gibt es Regionen mit
rhein-westfälische Wirtschaft 2014 ländlicher Prägung, die nahe der
immerhin mit einem Plus von 1,3 %, Vollbeschäftigung sind.
Aus der in den letzten Jahren stanach einem Rückgang von 0,6 % im
gnierenden Arbeitslosenquote lässt
Jahr zuvor (siehe Grafik).
Börsen-Zeitung, 9.5.2015
„Ja! Jetzt wird wieder in die Hände
gespuckt. Wir steigern das Bruttosozialprodukt.“ Dieses Lied der Bochumer Band Geier Sturzflug aus den beginnenden achtziger Jahren zeigt,
wie angeblich selbstverständlich es
war, Wirtschaftswachstum zu erzeugen: Alle packen an und werden mit
Konsum belohnt.
Dass Wachstum aber gar nicht so
einfach zu generieren ist, wird deutlich, wenn man manche Länder der
sich aber nicht ableiten, dass auch
die Beschäftigung unverändert
blieb. Im Gegenteil: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt, und der Aufbau zieht zuletzt sogar noch an: In NRW werden
zurzeit fast in gleichem Tempo Arbeitsplätze geschaffen wie in
Deutschland insgesamt. Die Beschäftigungsschwelle ist seit längerem
überschritten. Dies erklärt auch, warum sich der Einzelhandel in NRW genauso positiv entwickelt wie im
Durchschnitt aller Bundesländer.
Branchen des verarbeitenden Gewerbes kam es nur im Maschinenbau zu
einem signifikanten Stellenaufbau
(+ 12 000 Beschäftigte auf 220 000).
Der Hauptteil der zusätzlichen Arbeitsplätze wurde von Dienstleistungsunternehmen
bereitgestellt,
die aufgrund der benötigten Qualifikationen häufig auf Zuwanderung
aus anderen Bundesländern oder
Staaten angewiesen sind. Erfreulich
ist, dass auch im Ruhrgebiet im Zeitraum 2008 bis 2014 fast mit der gleichen Zuwachsrate (+ 7,1 %) Beschäftigung geschaffen wurde. Der Strukturwandel führt also in dieser RegiMaschinenbau legt zu
on zu mehr Arbeitsplätzen.
Die Spannbreite der WirtschaftsWie stark der Strukturwandel in
NRW allerdings noch den Arbeits- kraft zwischen den einzelnen nordmarkt beeinflusst, belegt die Verän- rhein-westfälischen Regionen ist
derung der Beschäftigung in einzel- sehr groß. So war das höchste BIP
pro Einwohner mit
215 % des Bundesdurchschnitts in der Landeshauptstadt Düsseldorf
. . . und
anzutreffen, der niedBarbara Bahadori
rigste Wert mit nur 63 %
in der kreisfreien Stadt
Bottrop. Dies ist untypisch, da normalerweise
ein Stadt-Land-Gefälle
herrscht. Hier zeigt sich
der Strukturwandel im
Diplom-Volkswirtin
Ruhrgebiet, der in vieRegionalanalyse
len Städten zu einer
bei der Helaba
niedrigen Wirtschaftskraft geführt hat. Für
nen Wirtschaftszweigen. So nahm die Ruhrregion insgesamt ergibt sich
im Zeitraum 2008 bis 2014 die Zahl ein BIP pro Einwohner von 91 % des
der sozialversicherungspflichtig Be- Bundesdurchschnitts, das deutlich
schäftigten im Steinkohlebergbau unter dem der anderen nordrheinum insgesamt 14 000 auf 9 000 Per- westfälischen Kreise und kreisfreien
sonen ab. In der Chemie gingen fast Städte von 105 % liegt.
9 000 Arbeitsplätze (nun 85 000 Beschäftigte) und bei den Metallern
Fortschritte im Ruhrgebiet
über 22 000 Stellen (nun 327 000
Mitarbeiter) verloren.
Doch es tut sich was im RuhrgeIn anderen Branchen ist dagegen biet. So stellt die Wirtschaftsleistung
eine Vielzahl von Arbeitsplätzen ent- von 91 % eine Erholung dar, war sie
standen, denn die Beschäftigung doch bis zur Jahrtausendwende auf
stieg im Sechsjahreszeitraum um ins- rund 85 % gesunken. Auftriebskräfte
gesamt 8,4 %. Unter den großen hat die Region aus dem Dienstleis-
tungsbereich „Unternehmensdienstleister, Finanzierung, Versicherung,
Vermietung“ erhalten, der seitdem
überdurchschnittlich gewachsen ist.
Damit deutet sich an, dass der Strukturwandel erste Früchte trägt.
Mit den Schwerpunkten Chemie
und Metall bekam NRW die allgemein schwache Branchenentwicklung schon 2013 zu spüren. Dies setzte sich 2014 fort und belastet die Industrie insgesamt – entsprechend
musste sogar entgegen dem Bundestrend von + 2,2 % ein weiterer Rückgang der Bruttowertschöpfung von
0,2 % in NRW verkraftet werden.
2015 werden insbesondere die
Grundstoffindustrien durch den gesunkenen Rohölpreis entlastet. Ob
dies zu einer durchgreifenden Besserung für die NRW-Industrie führt, ist
angesichts der bisher verhaltenen Signale noch offen.
Die Sparkassen in NordrheinWestfalen erwiesen sich in den vergangenen Jahren trotz Strukturwandel und Wirtschaftskrise als verlässlicher Partner bei der Finanzierung
von Privatpersonen und Unternehmen. Ihr Marktanteil bei der Kredit-
vergabe an Privatkunden betrug Ende 2014 fast 40 %. Der Firmenkreditbestand der Sparkassen expandierte
in den letzten zehn Jahren um rund
ein Viertel, so dass sich der Marktanteil auf ebenfalls fast 40 % stark vergrößerte.
Zuverlässiger Partner
Dieses hohe Engagement in der
Region ist unverzichtbar für die weitere Entwicklung Nordrhein-Westfalens. Mit einer Exportquote, die etwa 45 % des Industrieumsatzes beträgt, gibt es aber auch viele international agierende Firmen. Um hierbei
fachgerecht beraten zu können und
die Abwicklung der Geschäfte sicherzustellen, steht die Helaba mit ihrem
jüngst erweiterten Angebot zur Außenhandelsfinanzierung den Sparkassen zur Seite. Denn langfristig
gilt es die internationale Ausrichtung der Unternehmen zu unterstützen, damit in der nordrhein-westfälischen Industrie und bei ihren Zulieferern im Dienstleistungssektor wettbewerbsfähige Arbeitsplätze erhalten und neue aufgebaut werden.
Sprungbrett für ferne Märkte
NRW ist guter Ausgangspunkt für Expansion ins Ausland
Börsen-Zeitung, 9.5.2015
Nordrhein-Westfalen ist gewissermaßen die Herzkammer des deutschen
Mittelstands. Für viele der hier ansässigen Unternehmen ist es zudem das
ideale Sprungbrett über die Grenzen
Deutschlands hinweg – zunehmend
auch in entferntere Kontinente wie
Nord- und Südamerika oder nach
Asien.
Die internationalen Krisen machen allerdings auch vor dem Mittelstand nicht halt. Die Stimmung hatte sich im Herbst letzten Jahres merklich eingetrübt. Insbesondere die Unternehmen in den eher exportlastigen Branchen spürten den Nachfrageeinbruch aus Russland und der
Ukraine. Inzwischen setzt aber auch
hier eine Stabilisierung ein. Zwar
kommt zumindest bei einigen europäischen Nachbarn die Erholung
langsam in Gang, die Dynamik sollte
aber insgesamt noch moderat bleiben. Von diesen belastenden Einflussfaktoren können sich auch die
mittelständischen
Unternehmen
nicht abschotten.
Insgesamt bleiben die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft und damit für die Mittelständler aber weiter positiv. Die anhaltend stabile Inlandsnachfrage, die
niedrigen Zinsen und die beständig
positive Lage auf dem Arbeitsmarkt
bilden eine gute Grundlage. Ferner
spüren die Betriebe durch die Ölpreisentwicklung und die aktuelle
Euro-Schwäche quasi eine Sonderkonjunktur.
Globale Erfolgsstory
Trotz der nur langsamen Erholung in der Eurozone und der internationalen Krisen hat die Auslandsorientierung der mittelständischen
Unternehmen nicht nachgelassen.
Vielmehr baut der deutsche Mittelstand sein Auslandsengagement seit
Jahren kontinuierlich aus: In Form
von Export und Import, Joint Ventures, Produktionen im Ausland
oder auch durch grenzüberschreitende Kooperationen.
Die aussichtsreichsten Märkte mit
dem kräftigsten Wachstum liegen dabei schon seit mehreren Jahren in
Übersee. So gehören die asiatischen
Märkte bekanntermaßen zu den
wichtigsten Wachstumsregionen in
der Welt. Die Wachstumsraten zum
stellungen geben. Historisch gesehen haben sich diese zunächst primär auf das lokale Geschäft ihrer
Mitglieder konzentriert. Die Welt ist
aber natürlich in dieser Hinsicht in
der Genossenschaftlichen FinanzGruppe nicht stehen geblieben.
So ist die WGZ Bank seit jeher ein
zuverlässiger Partner des Mittelstands bei grenzüberschreitenden
Geschäften und nutzt
dabei ihr weltweites
Netzwerk mit renommierten internationalen
Von
Adressen. Dieses umUwe Berghaus
fasst neben einem dicht
geknüpften Korrespondenzbanknetz von derzeit mehr als 1 700 Instituten in rund 150 Ländern auch eine Kooperation mit der RBI RaiffeiMitglied des Vorstands senbank International,
die besonders in Osteuder WGZ Bank
ropa ein nahezu flächendeckendes Bankennetzmarktkrise gehen deutsche Exporteu- werk hat. Zusätzlich besteht eine inre auch innerhalb von Europa wie- tensive Zusammenarbeit mit der
der deutlich sensibler mit der Absi- Schwesterzentralbank DZ Bank, die
cherung der einschlägigen Risiken über eine Vielzahl internationaler
um. Zu beobachten ist sozusagen ei- Rahmenkreditverträge für langfristine „Renaissance der europäischen ge Exportfinanzierungen in den relevanten Ländern verfügt.
Länderrisiken“.
Beispiel in China sind – selbst wenn
sie nicht mehr durchgängig zweistellig sind – immer noch mit zuletzt
rund 7 % gewaltig. In Europa wagen
wir auch perspektivisch nicht mal
von der Hälfte zu träumen. Aber unabhängig davon wird der Euroraum
seine hohe Bedeutung für den deutschen Export weiter behalten. Allerdings: Seit Ausbruch der Finanz-
Gut vorbereitet starten
Nicht jeder Gang ins Ausland ist
von Erfolg gekrönt. Selbst Großunternehmen haben sich bei der
Erschließung ausländischer Märkte
schon verhoben und sich partiell
wieder zurückgezogen. Manchmal
ist es für Mittelständler durchaus
vorteilhaft, nicht in der ersten Reihe
zu stehen. Die Erschließung neuer
Märkte im Ausland ist entsprechend
gut vorzubereiten. Zum Pflichtprogramm gehört es, sich mit den
dortigen Sitten und Usancen im
Geschäftsverkehr ebenso auseinanderzusetzen wie mit rechtlichen Aspekten.
Zudem kommt es auch im Auslandsgeschäft auf kompetente und
verlässliche Begleitung an. Idealerweise sollten die Unternehmen so
früh wie möglich erfahrene Partner
einbinden, auf jeden Fall aber noch
bevor der erste Liefervertrag unterzeichnet wird. Auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken können ihren Kunden hierbei wertvolle Hilfe-
Wir fördern
das Gute in NRW.
Zentraler „Kümmerer“
Die WGZ Bank berät und begleitet
außenhandelsorientierte Firmenkunden in allen Fragen des Auslandsgeschäfts entlang ihrer Wertschöpfungskette, sowohl im Import als
auch im Export. Die Kunden erhalten dabei Außenhandelsexpertise
aus einer Hand und werden von einem Ansprechpartner umfassend betreut. Dieser Spezialist für Trade
und Export Finance ist neben dem
Kundenbetreuer der zentrale „Kümmerer“ in allen Fragen des Außenhandels.
Dazu zählen alle relevanten Fragestellungen von der Durchführung
des kommerziellen Auslandsgeschäfts über die Forfaitierung bis hin
zu komplexen langfristigen Exportfinanzierungen: den Zahlungsverkehr, das Stellen von Auslandsgarantien, die Abwicklung von Inkassi und
Dokumentenakkreditiven. Auch ist
die WGZ Bank in der Lage, den Abnehmern ihrer Kunden FinanzierunFortsetzung Seite B 7
9.Private Equity-Konferenz NRW
11. Mai 2015
Congress Centrum Düsseldorf, 13 Uhr
www.amiando.com/pekonferenz2015
Nils und Julian Stentenbach, zukunftsorientierte Unternehmer
dank der Fördermittel der NRW.BANK
Weitsicht ist die Basis für eine aussichtsreiche Zukunft unserer Region. Für die NRW.BANK
Grund genug, neue Wege mitzugehen. Zum Beispiel mit attraktiven Fördermitteln für
Elektromobilität und mehr Energieeffizienz in der Produktion. Die Vermittlung eines
maßgeschneiderten Förderangebotes erfolgt über Ihre Hausbank. Sprechen Sie
mit Ihrem Berater, damit die Energiewende Realität wird.
www.nrwbank.de/weitsicht
B 6 Börsen-Zeitung Nr. 88
Sonderbeilage
Sonnabend, 9. Mai 2015
Etablierte Industrien mit neuen Ideen voranbringen
Technologien und Geschäftsmodelle von Start-ups entwickeln lassen – Zielsetzung sorgfältig festschreiben – Teils gegenläufige Interessenlagen
das Forsa-Institut im Auftrag des
Spezialchemiekonzerns Altana 250
Topentscheider sowie 250 Berufseinsteiger in deutschen Industrieunternehmen befragt hat.
Die Investition in Corporate Venture Capital sichert wertvolles Knowhow oder spätere Verkaufserlöse, bisweilen
mit einer exponentielVon
len
Wertsteigerung.
Konstantin Ewald . . .
Doch die neu geschmiedeten Allianzen sind keine einfachen Beziehungen. Unterschiedliche
Zielsetzungen, Kulturen
und Philosophien müssen in der Unternehmenspraxis aufeinander
Partner bei
abgestimmt werden. EiOsborne Clarke
ne sorgfältige Gestaltung des „Ehevertrages“
hilft dabei. Die Dualität
Wirtschaftswelt, ist eine der Kern- der Ziele verursacht jedoch auch
herausforderungen für etablierte Un- erhebliche Schwierigkeiten in der
ternehmen, diese Ideen zu entwi- Praxis.
ckeln und die Produkte oder Services zur Marktreife zu bringen. EtliFinanzierer und Strategen
che Konzerne sind aber mittlerweile
zu groß und komplex, um Trends
Die Ausgestaltung der Aktivitäten
rechtzeitig aufzugreifen und auf den im Bereich Corporate Venture CapiMarkt zu bringen. Immer häufiger tal ist sehr unterschiedlich. Während
werden Technologien und Geschäfts- einige Unternehmen ihr Engagemodelle daher nicht in der etablier- ment für Start-ups als fast reine
ten Industrie, sondern von jungen, Finanzierungstätigkeit
betreiben
flexiblen Unternehmen (Start-ups) (z. B. Tengelmann Ventures oder
entwickelt.
BauerVenturePartners), steht bei anderen eher der strategische Aspekt
im Vordergrund (z. B. Rewe Group,
Corporate sucht Venture
Daimler Mobility Services, Greven
Immer mehr etablierte Unterneh- Verlag).
Der eher strategische Corporate
men beteiligen sich darum in frühen
Phasen der Unternehmensentwick- Venture Capital Investor verfolgt das
lung – und nicht erst später, wenn Ziel, durch die Unterstützung bei
aus dem Start-up ein sehr teures Un- der Entwicklung von neuen Technoternehmen geworden ist. Jedes fünf- logien und Geschäftsideen später
te Unternehmen mit mehr als 1 000 Synergien mit dem eigenen KerngeMitarbeitern kauft sich in Gründerfir- schäft zu erzielen bzw. neue Gemen ein, um Innovationen zu för- schäftsbereiche für das Hauptunterdern. Das ist ein Ergebnis des „Indus- nehmen aufzubauen. Beispiele sind
trie-Innovationsindex 2015“, für die unter anderem Corporate-VentureBörsen-Zeitung, 9.5.2015
Strukturwandel erfordert Innovation, und wenn Geschäftsmodelle
nicht mehr funktionieren, dann brauchen die Marktteilnehmer frische
Ideen. Gerade in Nordrhein-Westfalen, mit vielen Branchen der alten
Capital-Aktivitäten in der Automobilindustrie (BMW iVentures, Daimler
Mobility Services). Hier wird nur finanziert und unterstützt, was sich
später in den eigenen Fahrzeugen
als Technologie wiederfindet oder
dem Verkauf der eigenen Produkte
und Acceleratoren mit großen Unternehmen im Rücken (z. B. Hubraum
der Telekom, plug and play von Axel
Springer, Microsoft Ventures). Die
Sinnhaftigkeit dieser Initiativen
wird viel diskutiert, aber richtig
durchdacht und umgesetzt sind sie
eine große Hilfe für junge Unternehmen und
deutlich mehr als Marke. . . und
ting für den Corporate.
Nicolas Gabrysch
Für Start-ups mit ihren sehr beschränkten
Ressourcen
bedeutet
Corporate Venture Capital Zugang zu dringend
benötigtem Risikokapital, das gerade in
Deutschland nur sehr bePartner bei
grenzt zur Verfügung
Osborne Clarke
steht. Neben den reinen
Finanzierungsaspekten
hat das strategisch ausoder der strategischen Ausrichtung gerichtete Corporate Venture Capides Unternehmens dient. Entspre- tal aber weitere Vorteile.
chend werden z. B. Investments in
Die Verbindung von strategiCarsharing-Angebote (car2go, Drive- schem Investor und Start-up bietet
Now) und neue Mobilitätskonzepte die Möglichkeit von Synergien bei
(carpooling, Blacklane, mytaxi, moo- Produktion, Vertrieb, Nutzung von
vel) getätigt.
Infrastruktur, Bereitstellung des eigeAndere Bereiche, in denen Corpo- nen Netzwerkes oder der Organisatirate Venture Capital bereits heute on des Unternehmensaufbaus. Eine
ausgeprägt ist, sind die Medienin- besonders intensive Zusammenardustrie mit ihren Investments in digi- beit und Unterstützung kann für den
tale Geschäftsfelder sowie der Phar- Erfolg des Start-ups wichtiger sein
masektor. Gerade die Pharmaindus- als die bloße Hingabe von Kapital.
trie ist seit Jahren bemüht, die drinCorporate Venture Capital hat
gend benötigte Entwicklung neuer aber auch hohe Hürden: Sie haben
Wirkstoffe und Medikamente außer- dazu geführt, dass manche Unterhalb der eigenen Forschungsabtei- nehmen ihre Aktivitäten nach hohen
lungen über frühe Engagements bei Anfangsinvestitionen wieder eingejungen Technologieunternehmen, stellt haben bzw. einstellen mussten.
insbesondere im Bereich Biotech, Kernproblem ist, dass die Interessenvoranzutreiben.
lagen von Start-up und Corporate
Venture Capital nur teilweise deckungsgleich, oftmals sogar gegenZusätzliche Unterstützung
läufig sind.
Die Aufnahme eines strategischen
Um neben Kapital weitere Unterstützungsleistungen frühzeitig zur Investors kann junge Unternehmen
Verfügung zu stellen, entstehen zu- in der weiteren Entwicklung bedem eine Vielzahl von Inkubatoren schränken, weil nicht mehr (allein)
das Unternehmensinteresse des
Start-ups im Vordergrund steht, sondern (auch) die Strategie des Investors. Dieser hat vielleicht gar kein Interesse, dass das Start-up mit neuen
Ideen etablierte Kunden des strategischen Investors anspricht und etablierte Geschäftsfelder gefährdet
oder gar Wettbewerber beliefert.
Zudem finden sich innerhalb der
Organisation des Corporate Venture
Capital Investor oft noch sehr starre
und konzernartige Strukturen, die
schwer in die dynamische Welt der
Start-ups passen. Dann erfordert
z. B. die Prüfung, ob ein Investment
getätigt werden soll, zu viel Zeit. In
solchen Fällen ist extrem hilfreich,
wenn die Investmentmanager des
Corporate unternehmerische oder sogar Start-up-Erfahrung haben, da
die Kommunikation dann auf Augenhöhe stattfindet.
Risiko trifft auf Kontrolle
Bei einem Verkauf des Start-ups
oder von dessen Technologie ist die
Frage, welcher Preis damit zu erzielen ist, wenn ein potenzieller Wettbewerber bereits investiert und damit
Zugang zu sämtlichen vertraulichen
Informationen und Technologien
hat. Das schreckt viele potenzielle
Käufer ab. Der strategische Investor,
der das Start-up selber erwerben
will, hat zudem kein Interesse, den
Kaufpreis über ein Bieterverfahren
und konkurrierende Angebote nach
oben zu treiben – anders natürlich
als die Gründer und reinen Finanzinvestoren.
Auch bei der operativen Zusammenarbeit tritt oft schnell Ernüchterung ein, wenn die informelle und risikobereite Start-up-Kultur auf etablierte bürokratische Unternehmensabläufe, Controlling und Compliance trifft. Die Vorteile der schlanken
und andersartigen Organisation von
Start-ups und die besondere Motiva-
tion und Herangehensweise von
Gründern gehen dann bisweilen
schneller als erwartet verloren. Gelingt es hier nicht, ein flexibles Miteinander zu gestalten, können Startup und Investment kurzfristig scheitern.
Der Corporate muss schließlich
bei Planung der Akquisition des
Start-ups immer daran denken, dass
die Gründer nach erfolgreichem Verkauf regelmäßig nicht als Angestellte beim Corporate selbst bleiben wollen. Ohne Schaffung zusätzlicher Managementstrukturen kann die Integration in den Corporate unter Umständen Schwierigkeiten aufwerfen.
Immer ans Ende denken
Bei allen Hürden: Ein Miteinander
kann gelingen, wenn die Erfahrungen aus der Praxis berücksichtigt
werden. Zunächst sollten die wechselseitigen Ziele und Bedürfnisse
offen kommuniziert und eine gemeinsame Strategie festgelegt werden. Es sollte zudem sichergestellt
sein, dass auch bei schwierigen unternehmerischen
Entscheidungen
das Start-up immer entscheidungsund handlungsfähig bleibt und keine Blockadesituationen entstehen
können.
Verfolgt der strategische Investor
klare Ziele im Hinblick auf den möglichen Erwerb oder die Nutzung der
Technologie des Start-ups, sind Fragen eines möglichen Exits der Gründer und anderen Investoren schon
beim erstmaligen Investment zu klären. Dies kann über die Einräumung
entsprechender Optionen zum Anoder Verkauf oder auch die Regelung künftiger Lizenz- und Kooperationsverträge geschehen.
Die entsprechenden Absprachen
sowie Rechte und Pflichten der Parteien bis hin zu einem möglichen
Exit sollten schließlich vertraglich
sauber vereinbart werden.
Börsen-Zeitung
1./2. Juli 2015
Maritim Hotel Frankfurt am Main
13. Internationaler Retail-Bankentag
der Börsen-Zeitung
Leitung und Moderation:
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Bernd Wittkowski
Mitglied der Chefredaktion, Börsen-Zeitung
Herausforderungen für Retailbanken | Filiale vs. Online | Erfolgversprechende Strategien
1. Tag | 1. Juli 2015 | 10.15 bis 22.00 Uhr
2. Tag | 2. Juli 2015 | 9.30 bis 13.00 Uhr
BEGRÜSSUNG UND EINFÜHRUNG
10.15 Uhr
DIE RETAILBANKEN UND DIE DIGITALISIERUNG
Begrüßung und Einführung
Ernst Padberg, Verleger und Herausgeber, Börsen-Zeitung
PROGRAMM
Grußwort
Eckard Heidloff, Vorsitzender des Vorstandes, Wincor Nixdorf AG
14.30 Uhr
Wie neue Technologien das Kundenverhalten verändern –
Auswirkungen auf den Bankensektor
Reinhard Rabenstein, Senior Vice President, CTO, Wincor Nixdorf
15.00 Uhr
Die digitale Herausforderung – Privatkundengeschäft im Wandel oder
vor der Neuordnung?
Dr. Thorsten Eistert, Partner, A.T. Kearney GmbH
15.30 Uhr
Gemeinsame Diskussion
16.00 Uhr
Kaffeepause
DIE STRATEGIEN DER PRIVATEN BANKEN
10.35 Uhr
11.05 Uhr
Chancen und Herausforderungen im europäischen Retail Banking
Rainer Neske, Vorstandsmitglied und Head of Private & Business Clients (PBC),
Deutsche Bank AG
Der Kunde im Mittelpunkt – Die Wachstums und Digitalisierungsstrategie
der TARGOBANK
Franz Josef Nick, Vorstandsvorsitzender, Targobank AG & Co. KGaA
11.35 Uhr
Gemeinsame Diskussion
12.00 Uhr
Kaffeepause
12.30 Uhr
Deutschlands modernste Bank ist startklar
Peter Buschbeck, Vorstandsmitglied, HypoVereinsbank – UniCredit Bank AG
13.15 Uhr
Mittagessen
SPARKASSEN UND KREDITGENOSSEN
9.30 Uhr
Vom Kunden her gedacht – agiles Banking 4.0
Christian Polenz, Vorstandsmitglied,TeamBank AG (easyCredit)
10.00 Uhr
Retail Banking bei den französischen Sparkassen
Marion-Jacques Bergthold, Vorstandsmitglied, Caisse d´Epargne d´Alsace
(Sparkasse Elsass)
10.30 Uhr
Gemeinsame Diskussion
11.00 Uhr
Kaffeepause
DIE STRATEGIEN DER PLATZHIRSCHE
DIE JUNGEN HERAUSFORDERER
16.30 Uhr
Sparschwein war gestern – ein Blick in die Zukunft der Geldanlage
Dr. Oliver Vins, Vorstand und Gründer, vaamo Finanz AG
17.00 Uhr
Kreditmarktplatz auxmoney – Konkurrent oder Partner von Banken?
Raffel Johnen, Mitbegründer und CEO, auxmoney GmbH
17.30 Uhr
Gemeinsame Diskussion
EMPFANG UND DINNER AUF EINLADUNG DER BÖRSEN-ZEITUNG UND VON WINCOR
NIXDORF (18.30 bis ca. 22.00 Uhr) im Restaurant Siesmayer (Palmengarten)
11.30 Uhr
Erfolgsmodell Lebenspartnerschaft
Eva Wunsch-Weber, Vorsitzende des Vorstandes, Frankfurter
Volksbank eG
12.00 Uhr
Anhaltende Niedrigzinsphase:
Geschäftsmodelle der Retail-Institute auf dem Prüfstand!?
Herbert Hans Grüntker, Vorsitzender des Vorstandes, Frankfurter Sparkasse
12.30 Uhr
Gemeinsame Diskussion
13.00 Uhr
Imbiss
ANMELDUNG
Anmeldung zum Seminar S15-887L
(unter Anerkennung der Teilnahmebedingungen)
Am 13. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung in
Frankfurt am Main am 1./2. Juli 2015 nehme ich teil. Der Seminarpreis
pro Person in Höhe von EUR 1.425,- zzgl. MwSt. wird nach Erhalt der
Rechnung überwiesen. Die Rechnung bitte ich auszustellen auf
mich ‰ bzw. Firma/Institut ‰.
‰ Ja, ich möchte als Dankeschön für meine Teilnahme die BörsenZeitung vier Wochen lang kostenlos und unverbindlich erhalten.
‰ Ja, ich möchte am Dinner am 1. Juli 2015 im Restaurant Siesmayer
(Palmengarten) teilnehmen.
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Titel, Name, Vorname
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PLZ, Ort
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Funktion/Abteilung
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Telefon
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Firma/Institut
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E-Mail
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Straße/Postfach
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Ort, Datum, Unterschrift
Organisation & Rückfragen:
WM Seminare
Postfach 110932
60044 Frankfurt am Main
Ihr Ansprechpartner:
Ralf Becker
Tel. +49 69 2732 553
E-Mail [email protected]
Fax +49 69 2732 200
IN ZUSAMMENARBEIT MIT:
Sonderbeilage
Sonnabend, 9. Mai 2015
Börsen-Zeitung Nr. 88
B7
Über die Kooperation zur Modellregion
Wie 53 Städte mit handlungsorientiertem Pragmatismus den Strukturwandel meistern – Vielfalt, Weltoffenheit und Toleranz als Schlüssel
Studierende aus über 100 Nationen,
die in der Metropole Ruhr leben und
sich qualifizieren, stehen zudem für
eine kulturelle Vielfältigkeit, die ihresgleichen sucht. Hochschulen bieten kreative Lösungen aus der Wissenschaft und garantieren attraktive
Arbeitsplätze, hier ist man bestens
aufgestellt für den internationalen
Wettbewerb. Darüber hinaus gibt es
den berühmten „Klebe-Effekt“: Wer
hier studiert, schlägt
Wurzeln, bleibt meist
gerne weiterhin in der
Region.
Von
Auch bei den wichtiEva-Maria Kießler
gen Messen für Gewerbeimmobilien kooperieren die Ruhrstädte – auf
der Expo Real in MünBereichsleiterin Strategische Kommunikation chen ebenso wie auf der
Mipim in Cannes. Dies
und Pressesprecherin
gilt auch für die komder Wirtschaftsfördemende
Düsseldorfer
rung metropoleruhr
StadtentwicklungsmesGmbH (wmr)
se Polis Convention, auf
der erstmals ebenfalls
Ruhrgebiets gegenüber allen, die Schulterschluss gezeigt wird. Hier
von außen hierher kommen. Die ge- leistet die regionale Wirtschaftsförgenwärtige wirtschaftliche Entwick- derung metropoleruhr GmbH (wmr)
lung gibt allen Anlass zum Optimis- als federführende Organisatorin eimus, überall sehen wir bemerkens- nen entscheidenden Beitrag.
werte Ansätze zu einer Revitalisierung.
Nummer 1 bei der Logistik
Börsen-Zeitung, 9.5.2015
Im Vergleich zu anderen europäischen und außereuropäischen Regionen mit ähnlicher Vergangenheit
steht das Ruhrgebiet glänzend da für
seine Bemühungen, den Struktur-,
Image- und Wertewandel umfassend zu bewältigen. Bemerkenswert
sind vor allem der handlungsorientierte Pragmatismus der regionalen
Akteure und die große Offenheit des
Etablierte Kulturmetropole
Spätestens seit dem großen internationalen Medienecho rund um die
Europäische Kulturhauptstadt 2010
hat sich die Region nicht nur als Kulturmetropole etabliert, sondern sich
als spannende Gemeinschaft von 53
„Wirtschaft, Kultur,
Infrastruktur oder
Wissenschaft – das
Zauberwort für Veränderung heißt Kooperation, und kooperiert wird in vielen Bereichen: Hauptsache
es nützt der wirtschaftlichen Entwicklung der Region.“
Kommunen mit einer beispielhaften
Kooperationsfähigkeit Respekt verschafft. Diese Kooperation in vielen
Bereichen ermöglicht inzwischen Erfolge, die konkurrierende Regionen
aufhorchen lassen: So gibt es mit
den Städten Dortmund, Bochum
und Duisburg-Essen Deutschlands
erste Universitätsallianz. Mit ihr ist
aus dem montanindustriellen Ruhrgebiet eine achtbare junge Wissensregion geworden. Heute sind die
Hochschulen die Treiber des Strukturwandels und befördern ihren jungen wissenschaftlichen Nachwuchs:
Wirtschaft, Kultur, Infrastruktur
oder Wissenschaft – das Zauberwort
für Veränderung heißt Kooperation,
und kooperiert wird in vielen Bereichen: Hauptsache es nützt der wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Und diese Region präsentiert
sich heute ökonomisch vielfältiger
denn je: Überproportional viele Arbeitnehmer sind in Zukunftsbranchen beschäftigt. Das gilt besonders
für die Logistikbranche, die hier wesentlich schneller wächst als im EUDurchschnitt. Was kaum einer weiß:
Das Ruhrgebiet hat gemessen am
Umschlag sogar Hamburg von Platz
1 der deutschen Logistik-Standorte
verdrängt.
Ein weiterer großer Arbeitgeber
ist die Gesundheitswirtschaft, in der
es nahezu 270 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gibt. Die
Metropole Ruhr gehört zu den führenden Regionen und verfügt über
eine ausgezeichnete Verflechtung
von universitärer, klinischer und angewandter Forschung und Entwicklung. Aber auch in der Immobilienwirtschaft kann die Region punkten:
Wir sind ein Zusammenschluss der
großen Städte, aber nicht der MegaCitys. Städtebauliche Projekte wie
Duisburger Innenhafen, Ruhrbania
in Mülheim, Graf Bismarck in Gelsenkirchen oder Phönix in Dortmund sowie das Jahrhundertprojekt Umbau
der Emscher-Region sind wichtige
Bestandteile der Initiative Zukunft
Ruhr.
Aufgrund seiner montanindustriellen Vergangenheit hat das Ruhrgebiet eine einzigartige kulturelle und
soziale Identität entwickelt. Aus
Bergbau und Stahlindustrie ist ein
dichtes Netz sozialer Verantwortung
entstanden: Gerade diese Shared Values einer Region sind eine wichtige
Voraussetzung für künftige wirtschaftliche Entwicklung.
Imageproblem bleibt
In der Vermarktung bleibt eine
Menge zu tun. Denn zweifelsohne
tut sich die Region nach wie vor
schwer, sich überregional mit ihren
beeindruckenden wirtschaftlichen
und sozialen Stärken zu vermarkten.
Sie hat trotz ihrer glänzenden Standortbedingungen nach wie vor ein
Imageproblem: Öffentlichkeitsarbeit
und Standortmarketing haben daher
für uns als regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft hohe Priorität.
Um zukunftsfähig zu bleiben und
zeitnah auf die Bedürfnisse von Wirtschaft und Gesellschaft zu reagieren,
bedarf es Effizienz und Professionalität in der Zusammenarbeit zwischen
Kommunen und privaten Wirtschaftsunternehmen. Hier kommt
der wmr eine tragende Rolle und
Brückenfunktion zu, insbesondere in
der Kooperation mit den kommunalen Wirtschaftsförderern, den Industrie- und Handelskammern, aber
auch mit den Verwaltungen und den
Unternehmen selbst. Wir verstehen
unsere Rolle als Auftrag, Menschen
zusammenzubringen, die sich für
die Qualifizierung und die Zukunft
des Wirtschaftsstandortes Ruhr engagieren. Wir verstehen uns als Impulsgeber und Dienstleister auf vielen
Feldern, sei es bei der federführenden Organisation der bereits erwähnten Gemeinschaftsauftritte auf internationalen Immobilienmessen oder
bei der ruhrgebietsweiten Flächenerhebung und dem -monitoring bis hin
zur aktiven Beratung und Moderati-
on der Flächenvermarktung. So haben wir mit dem vom Initiativkreis
Ruhr ausgezeichneten Kooperationsprojekt Gewerbliches Flächenmanagement Ruhr (GFM) erstmalig eine verlässliche Diskussionsgrundlage geschaffen, auf der sich Planer
und Wirtschaftsförderer über die
dringend notwendige Entwicklung
neuer Gewerbe- und Industrieflächen verständigen können. Bei diesem beispielhaften Projekt ziehen
Städte und Kreise der Metropole
„Bemerkenswert sind
vor allem der handlungsorientierte Pragmatismus der regionalen Akteure und
die große Offenheit
des Ruhrgebiets gegenüber allen, die
von außen hierher
kommen.“
Ruhr an einem Strang und schauen
gemeinsam, wo Flächenentwicklungspotenziale liegen, um diese
rasch zu mobilisieren.
Wir engagieren uns für die Stärkung der zukunftsorientierten Mobilität – und zwar mit sehr konkreten
Ergebnissen: Viele Vorhaben, die auf
der jährlich durchgeführten Verkehrsfachtagung vorgeschlagen wurden, werden konkretisiert. Besonders stolz sind wir über ein gelungenes Kooperationsprojekt mit 40 Kom-
munen des Ruhrgebiets, bei dem ein
wegweisendes Navigationsgerät für
Lkw gemeinsam mit den Industrieund Handelskammern und dem Regionalverband Ruhr soeben zur Marktreife mit dem Kartenhersteller Nokia/Here gebracht werden konnte.
Mit anderen Worten: Wir kooperieren und moderieren in allen Bereichen, in denen es gilt, jene Akteure
und Multiplikatoren an einen Tisch
zu bringen, die die ökonomischen
Stärken des Ruhrgebiets ausbauen
und verfestigen wollen.
Ein weiterer Meilenstein in Richtung Kooperation wurde 2014 mit
der Förderung des Fortschrittskollegs „Energieeffizienz im Quartier“
gesetzt, das zu den Gewinnern im
neuen
Förderprogramm
„Fortschrittskollegs NRW“ zählt. Zudem
fördert das Land NRW mit 2,6 Mill.
Euro 14 Promovenden bzw. Nachwuchswissenschaftler an fünf Hochschulen im Rahmen dieses Programms, die sich mit der energetischen Sanierung in Wohnquartieren
im Ruhrgebiet beschäftigen.
Theorie und Praxis vereint
Für dieses beispielhafte Projekt
hat die wmr erstmals Wissenschaftler mit Unternehmen wie Energieversorgern, Wohnungswirtschaft, Gebäudeausrüstern, Handwerk und
Verbänden (z. B. Mieter- und Vermieterorganisationen, Verbraucherzentrale) und natürlich mit den Kommunen zusammengebracht, um praxisbezogene Kooperation zu erforschen. Darin sehen wir enorme Chancen für die Wirtschaft im Ruhrgebiet. Dieser intelligente energetische
Stadtumbau könnte das Ruhrgebiet
zur innovativsten Metropolregion in
Deutschland machen. Das heißt aber
auch: Mit zukunftsorientierten Produkten wären wir hier zugleich ein
großer Markt wie auch ein Exporteur von Know-how.
Von der demografischen Entwicklung im gesamten Bundesgebiet ist
natürlich auch das Ruhrgebiet betroffen. Wegen Überalterung und zu geringer Geburtenquote fehlen der
Wirtschaft auf absehbare Zeit Arbeitnehmer und Selbständige, das wissen wir längst. Aber – gerade im
Ruhrgebiet liegt die Chance zur Anwerbung und Integration von Menschen aus anderen Kulturen in seinem schon nahezu sprichwörtlichen
Charme: Es gilt als eine Region der
kulturellen Vielfalt und der Toleranz, hier arbeiten seit den ersten
Stunden des industriellen Bergbaus
Generationen von Menschen aus vielen Nationen. Sie sind Sinnbild für
den wirtschaftlichen Aufbau unseres
Landes. Interessanterweise hören
wir immer wieder aus Unternehmen, dass gerade eine nationale Vielfalt unter den Beschäftigten Zusammenhalt und Teamgeist stärkt und
das Interesse weckt, auch mal über
den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Was wir uns zwingend erhalten müssen ist eine offene Willkommenskultur, um weltweit qualifizierte Menschen für ein Leben bei
uns zu begeistern und sie zum Bleiben und Arbeiten einzuladen. Integration ist der Schlüssel schlechthin
für ein friedvolles Miteinander aller
mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften und Qualitäten – im Unternehmen als auch im privaten Bereich. Längst wissen wir: Wissen und
intakte Gesellschaften kreieren sich
aus der Vielfalt, Weltoffenheit und
Toleranz. Daran arbeiten wir.
Sprungbrett für ferne Märkte
Fortsetzung von Seite B 5
gen auf Basis ECA(Export Credit
Agencies)-gedeckter Bestellerkredite direkt anzubieten. Produktionszeitfinanzierungen und Fremdwährungsabsicherungen runden das
Spektrum ab. Im Jahr 2014 zählte
die WGZ Bank erneut zu den Top-10Banken bei den von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und
Entwicklung (EBRD) gedeckten
Außenhandelsfinanzierungen in Osteuropa.
Umfassend absichern
Zur Zahlungsabsicherung bei Auslandsgeschäften eignen sich in erster
Linie die bewährten Instrumente
rund um Dokumentenakkreditive
mit und ohne Zahlungsziel, die
Deferred Payment Letters of Credit.
Handelswechsel, unter Umständen
mit einem Aval einer Auslandsbank
unterlegt, sind ebenfalls im internationalen Geschäft ein häufig eingesetztes
Absicherungsinstrument,
ebenso wie Garantien der Bank des
Importeurs. Des Weiteren sollten
Unternehmer die staatlichen wie
auch privat versicherten Ausfuhrdeckungen nutzen: Euler Hermes als
Mandatar des Bundes unterstützt
deutsche Exporteure und begünstigt
auch Lieferungen und Leistungen in
Länder mit hohen wirtschaftlichen
und politischen Risiken. Euler
Hermes stellt dabei ein auf die Bedürfnisse des Exporteurs zugeschnittenes Instrumentarium zur Verfügung.
Sichere Landung
Angesichts der weiter steigenden
Bedeutung des Auslandsgeschäfts
will die WGZ Bank und mit ihr die
Genossenschaftliche FinanzGruppe
die mittelständischen Unternehmen
künftig mit noch dichterem Netzwerk, weiterem Personal und neuen
Finanzierungsprodukten beim Gang
ins Ausland begleiten. So treibt die
WGZ Bank den Ausbau ihres Auslandsgeschäfts derzeit mit Tempo
voran und nimmt – entsprechend
ihrer Bedeutung für den deutschen
Außenhandel – Schritt für Schritt
weitere Auslandsmärkte ins Visier,
beispielsweise Indien, China, Taiwan und Hongkong. NordrheinWestfalen als Sprungbrett für ferne
Märkte – die Genossenschaftliche FinanzGruppe trägt dafür Sorge, dass
den mittelständischen Unternehmen
neben einem weiten Sprung auch eine sichere Landung gelingt.
Partnerschaft verbindet.
Die Helaba ist Sparkassenzentralbank in Hessen, Thüringen,
Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Als Partner von 40 %
aller deutschen Sparkassen sind wir die Verbundbank der
deutschen Sparkassenorganisation. Mit unserem bundesweiten
Dienstleistungsangebot stehen wir nicht nur für Kompetenz und
Professionalität, sondern auch für individuelle Lösungen und
nachhaltige Strategien.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.helaba.de
Banking auf dem Boden der Tatsachen.
B 8 Börsen-Zeitung Nr. 88
Sonderbeilage
Sonnabend, 9. Mai 2015
NRW bietet Start-ups gute Chancen
Vorteilhafte Nähe zu Industrie, Hochschulen und Fachkräften – Digitale Wirtschaft trägt wesentlich zur Innovationskraft Deutschlands bei
haben E-Commerce im Fokus. Zu
Letzteren zählt das Düsseldorfer Onlineportal Fashionette, bei dem Kunden erstmalig in Europa per Internet
Handtaschen, Schmuck und Sonnenbrillen von großen Designer-Labels
in Raten kaufen können. Die
NRW.Bank finanzierte die Startphase mit einem einstelligen Millionenbetrag, nun wächst das
E-Commerce-Unternehmen jährlich in einem
hohen zweistelligen ProVon
zentbereich.
Klaus Neuhaus
Digitale Start-ups tragen wesentlich zur Innovationskraft Deutschlands bei. Sie sind Impulsgeber und leisten einen großen Beitrag zur
Zukunftsfähigkeit ganVorsitzender des
zer Regionen. Die digitaVorstands der
le Wirtschaft hat dabei
NRW.Bank
eine große Bedeutung
für Wachstum und Beder frühen Gründungsphase man- schäftigung in NRW. Sie bietet grogelt es vielen Unternehmen an Kapi- ße Chancen für den Mittelstand, die
tal. In dieser Situation benötigen sie jetzt genutzt werden müssen, denn
eine passgenaue Finanzierung, da- sie durchdringt mittlerweile viele Bemit die Idee nicht scheitert, bevor reiche: Social-Media-Marketing zur
das Geschäft durchgestartet ist. Die Kundengewinnung, Online-MarktNRW.Bank begleitet nordrhein-west- plätze für B2B-Angebote und E-Comfälische Start-ups in allen Phasen – merce haben sich für beinahe alle
von der Idee über die Gründung bis Produkte am Markt etabliert.
zum Wachstum.
Die junge Internet- und TechnoloInternational vorne dabei
gie-Branche ist eine zentrale Zukunftsbranche für Deutschland mit
Auch im internationalen Gründergroßem Potenzial für Start-ups. Das Umfeld spielen digitale Start-ups aus
zeigt auch das aktuelle EY-Start-up- NRW vorne mit. Das zeigte sich
Barometer der Prüfungs- und Bera- beim jährlichen European Venture
tungsgesellschaft EY: Rund die Hälf- Contest 2014, den die NRW.Bank unte aller deutschen Start-ups werden terstützt. Bei diesem europaweiten
in der digitalen Wirtschaft gegrün- Wettbewerb präsentieren sich Highdet. Etwa jedes vierte davon ist im tech-Start-ups internationalen KapiBereich Software aktiv, ebenso viele talgebern. Unter den Gewinnern waBörsen-Zeitung, 9.5.2015
Hochkarätige Universitäten, die Nähe zur Industrie und ein großes Angebot an Fachkräften: NordrheinWestfalen (NRW) bietet Start-ups einen unschlagbaren Standortvorteil.
Doch nur eine gute Geschäftsidee
macht noch keine erfolgreiche Geschäftsgründung. Insbesondere in
ren drei Unternehmen aus NRW,
zwei davon aus der digitalen Wirtschaft. Die Firma readfy aus Düsseldorf stellte ihre Lese-App vor. Mit ihr
stehen 30 000 eigentlich kostenpflichtige E-Books kostenfrei zur Verfügung, dafür wird Werbung eingeblendet. Beim Konzept des „social
reading“ sollen die User diskutieren,
rezensieren und empfehlen. Das Kölner Start-up PlagScan hat eine Plagiatserkennungs-Software entwickelt,
die Dokumente mit Milliarden von
Texten abgleicht und die relevanten
Übereinstimmungen direkt im Dokument anzeigt. Damit lassen sich Plagiate zuverlässig identifizieren.
NRW ist das neue Berlin
Wenn in der internationalen Startup-Szene von deutschen Gründungen
die Rede ist, dann geht es meist um
Berlin. Doch NRW holt auf und steht
im Ansehen als bester deutscher Startup-Standort inzwischen auf Rang
vier. Vor allem wenn es um die Verknüpfung von digitaler Wirtschaft
mit der klassischen Industrie geht,
trumpft NRW in der Start-up-Szene
auf. Das hat gute Gründe: Zum einen
bilden starke Hochschulen für Maschinenbau, Wirtschaftsinformatik und
Informatik in Duisburg-Essen, Dortmund und Münster hoch qualifizierten Nachwuchs an Ingenieuren und
Programmierern aus. Zum anderen
ist hier die Anzahl etablierter Industrieunternehmen hoch. Sie treiben
als Kunde oder Investor gemeinsam
mit Start-ups Innovationen voran.
Einige kleinere Start-ups sind bereits aufgrund niedrigerer Kosten für
Personal und Miete von Berlin an
Rhein oder Ruhr umgesiedelt. Sie folgen damit dem Online-Versandhan-
del Zalando, der zwar seine Zentrale
in Berlin hat, dessen IT-Abteilung inzwischen aber in Dortmund sitzt.
Rund 60 Entwickler, Datenbankadministratoren, Qualitäts- und Produktmanager entwickeln dort die
E-Commerce-Plattform weiter.
Innovative Technologien sorgen
für wirtschaftliche Dynamik. Doch
junge, technologieorientierte Unternehmen sind auf Unterstützung angewiesen, um ihre Produkte auf den
Markt bringen zu können und sie
dort zu etablieren. Gerade in der
„Vor allem wenn es
um die Verknüpfung
von digitaler Wirtschaft mit der klassischen Industrie geht,
trumpft NRW in der
Start-up-Szene auf.“
Frühphase einer Gründung bereiten
Unternehmen bürokratische Prozesse und die Finanzierung die größte
Sorge. In der Regel übersteigt der
Startkapitalbedarf eines Gründungsvorhabens die verfügbaren eigenen
Mittel des Gründers. Aufgrund des
hohen Geschäftsrisikos und fehlender besicherungsfähiger Aktiva können diese Unternehmen nicht in ausreichendem Umfang Fremdkapital
akquirieren, da ihr wesentliches Kapital vor allem in einer neuen Marktidee besteht, deren Erfolgschancen
nur schwer abzuschätzen sind. Förderprogramme, die NRW.Bank.Seed
Fonds-Initiative und Venture-Capital-Finanzierungen
aus
dem
NRW.Bank.Kreativwirtschaftsfonds
und dem NRW.Bank.Venture Fonds
können eine Lösung sein.
Von „Engeln“ begleitet
Neben Finanzierung und Beratung ist aber auch die Vernetzung
mit erfahrenen Unternehmern eine
wichtige Unterstützung für Gründer
von digitalen und hochtechnologischen Start-ups. Daher hat die
NRW.Bank die Win-Business-AngelsInitiative gestartet. Sie vermittelt
den Kontakt zwischen Start-ups und
erfolgreichen Managern und Branchenexperten. Als Business Angels investieren Letztere nicht nur ihr Vermögen, sondern stehen den jungen
Firmen auch mit ihrer unternehmerischen Erfahrung zur Seite. Und sie
treffen bei den Unternehmer-Neulingen auf reges Interesse: 55 % der befragten Start-ups haben laut der EYUmfrage bereits mit Business Angels
gearbeitet, fast jedes Zweite sicherte
sich sogar die Expertise von mehreren „Engeln“.
Mehr als nur Kapital
Zwei Drittel der Start-ups erwarten für die kommenden zwei Jahre
weiteren Finanzierungsbedarf, die
meisten davon in einer Größenordnung zwischen 1 und 5 Mill. Euro.
Deshalb müssen Start-ups bereits in
der Gründungsphase eine mögliche
Folgefinanzierung im Auge behalten. Einmal etabliert am Markt, können 70 % der ehemaligen Start-ups
ihr Wachstum aus den eigenen Gewinnen finanzieren und haben
kaum Finanzierungsbedarf. Mit
64 % denken laut EY-Umfrage die
weitaus meisten nicht daran, sich
von ihrem Unternehmen wieder zu
trennen. Sie wollen vielmehr das vorhandene Potenzial selbst weiterentwickeln. Was Start-ups allerdings oft
unterschätzen, ist das Controlling ih-
rer Performance-Kennzahlen. Daher
bietet die NRW.Bank ihren Portfoliounternehmen über das reine Eigenkapital hinaus eine aktive Unterstützung an – beispielsweise beim Aufbau eigener, an das Geschäftsmodell
angepasster Controllingsysteme.
Beratung gehört auch dazu
Die Arbeit von Förderbanken geht
jedoch über das bloße Bereitstellen
von Kapital hinaus. Auch die Beratung von potenziellen Gründern gehört dazu. Gerade im wissenschaftlichen Umfeld denken die meisten Forscher nur an die direkte Vermarktung ihrer Forschungsergebnisse
und nicht daran, aus ihnen ein eigenes Geschäftsmodell zu entwickeln
und selbst die notwendige Marktreife zu erreichen. Hier soll das im Spätsommer
2014
gegründete
NRW.Bank.Venture Center den Wissenschaftlern einen Zugang zur
Gründerszene schaffen. Sie sollen an
die Aufgaben eines Unternehmers
herangeführt werden. Zum anderen
berät das Venture-Center technologieorientierte Gründungswillige und
Start-ups rund um das Thema der Beteiligungsfinanzierung. Diese neue
Beratungsstelle füllt die bislang vorhandene Lücke beim Transfer von
Forschungsergebnissen in die Wirtschaft und in neue Start-ups. Davon
profitiert die ganze Region, denn eine erfolgreiche Ausgründung schafft
qualifizierte Arbeitsplätze.
Der digitalen Wirtschaft gehört
die Zukunft. Diese aktiv mitzugestalten ist eine der großen aktuellen Herausforderungen auch für Förderbanken. Mit ihren Angeboten von der Beratung bis zur Finanzierung arbeitet
die NRW.Bank im Auftrag des Landes daran, dass Nordrhein-Westfalen für Start-ups noch attraktiver
wird. Damit in Nordrhein-Westfalen
keine gute Idee an der Finanzierung
scheitert, zukunftsweisende Innovationen angestoßen und Wachstum
gefördert wird.
Kulturwandel lässt sich
nicht von oben verordnen
Werte müssen gelebt werden
Mitarbeitern: Bezahlung und Erfolg
bei der Deutschen Bank sind nunmehr eng daran gekoppelt, dass unsere Werte gelebt werden. Anerkanntermaßen haben wir unsere internen Kontrollen maßgeblich verstärkt. Und wir sind bei jedem einzelnen Geschäft bestrebt, gemäß dem
„Fair-Share-Gedanken“ eine angemessene Balance zwischen den Bedürfnissen
unserer Kunden und unVon
serer Aktionäre herzuMartin Renker
stellen. Kurzum: Was
wir von unseren Mitarbeitern verlangen, ist,
Vorsitzender der
dass sie das tun, was
Regionalen Geschäftsnicht nur rechtlich erleitung West und Mitlaubt, sondern auch richglied des Management tig ist. So etwa sind die
Committee DeutschBeratungsgespräche mit
land der Deutschen
unseren Kunden im besBank
ten Sinne ergebnisoffen; sie orientieren sich
an den individuellen Lewird der Finanzsektor mit seinem bensphasen und persönlichen ZieImage zu kämpfen haben und mit len. Selbstverständlich beinhaltet eiKräften um neues Vertrauen werben ne gute Beratung auch konkrete
Empfehlungen, aber unsere Berater
müssen.
Bei der Deutschen Bank hat die sind ebenso angehalten, die Kunden
Vertrauenskrise infolge der Wirt- auf potenzielle Risiken aufmerksam
schafts- und Finanzkrise einen weit- zu machen.
reichenden Umdenkprozess ausgelöst. Seit 2012 arbeitet unser Haus
Beharrlich und konsequent
intensiv daran, unsere Unternehmenskultur weiterzuentwickeln. DaDamit und mit vielen weiteren
bei steht unser höchstes Gut im Mit- Maßnahmen möchten wir als Deuttelpunkt: der Kunde. Und Kundenori- sche Bank und als Branche verloren
entierung – neben Integrität, nach- gegangenes Vertrauen neu verdiehaltiger Leistung, Innovation, Diszi- nen und für unsere Kunden konkreplin und Partnerschaft – zählt zu den ten Nutzen stiften. Deshalb richten
sechs Grundwerten der Deutschen wir besonderes Augenmerk auf die
Bank. Das sind keine auf Hochglanz- Kundenzufriedenheit und auf den
folien gedruckten Schlagworte, son- Mehrwert, den unsere Produkte und
dern Eckpfeiler, an denen wir uns im Dienstleistungen für die Kunden lietäglichen Tun orientieren.
fern.
Natürlich lässt sich ein Kulturwandel weder von heute auf morgen beAngemessene Balance
werkstelligen noch von oben nach
Fakt ist: Die Leistungskultur der unten verordnen. Dazu braucht es
Deutschen Bank muss mit einer Kul- Beharrlichkeit, Konsequenz und eitur der Verantwortung gegenüber nen langen Atem. Doch – und das
unseren Kunden, Investoren und der wird uns von vielen Seiten bescheiGesellschaft einhergehen. Vielfach nigt – der Anfang ist gemacht. Wir
sind inzwischen positive Verände- sind in Bewegung, auch wenn wir
rungen sichtbar, etwa bei der Leis- wissen, dass noch ein langer Weg
tungsmessung und -bewertung von vor uns liegt.
Börsen-Zeitung, 9.5.2015
Da gibt es kein Herumreden: Nicht
immer haben sich Banker und Banken in den vergangenen Jahren
getreu den Gesetzen des Ehrbaren
Kaufmanns verhalten. So hat das
Fehlverhalten einiger weniger den
Ruf einer ganzen Branche ramponiert. Noch auf absehbare Zeit
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