Die Vereinten Nationen als Veranstalter und Geschäftspartner

Die Vereinten Nationen als Veranstalter und Geschäftspartner
Das weltweite Bemühen um Weltfrieden,
soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung – damit verbinden wir die Vereinten Nationen. Doch die UN sind zugleich
auch ein erheblicher Wirtschaftsfaktor: Sie
vergeben weltweit Aufträge für rund 16
Milliarden US-Dollar – von der Wasseraufbereitungsanlage bis zur Büroausstattung.
In Bonn sorgen die 18 UN-Organisationen für eine hohe Zahl von Veranstaltungen und Kongressen. Und nicht zu vergessen die rund 1.000 Beschäftigten, die in der
Region leben, einkaufen und Geld für Kultur und Freizeit ausgeben. „Die Wirtschaft“
wirft einen ökonomischen Blick auf die UN.
Vor 40 Jahren war Richard Dictus erstmals in Bonn.
Die Familie besuchte das Beethovenhaus, auf dem
Drachenfels erklärte sein Vater ihm die Nibelungen­
sage. Von dort sah er auch den Langen Eugen.
2013 kehrte der Niederländer nach Bonn zurück:
als Exekutivkoordinator des Freiwilligenprogramms
der Vereinten Nationen. Dienstsitz: Langer Eugen. „Bis
auf das Siebengebirge und den Langen Eugen erkannte ich nur wenig wieder“, sagt er, „dies zeigt, wie sehr
sich Bonn in den letzten Jahrzehnten verändert hat.“
Das United Nations Volunteers Programme (UNV) ist ein Teil dieser Veränderung: Das UN-Freiwilligenprogramm
agiert von Bonn aus, wie 17 andere UNOrganisationen auch – vom großen UNKlimasekretariat bis zu kleinen Spezialisten wie dem Sekretariat des Abkommens
zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (UNEP/EUROBATS;
siehe Kasten Seite 10).
Die von Richard Dictus beobachtete
Veränderung hat einen Namen: „Maßnahmen des Bundes für die Region Bonn“. So lautet Paragraf 6 des „Gesetzes zur Umsetzung des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 20. Juni
1991 zur Vollendung der Einheit Deutschlands“, kurz:
„Berlin/Bonn-Gesetz“. Der Anlass für die Maßnahmen wird unmissverständlich benannt: „die Folgen
des Verlustes des Parlamentssitzes und des Regierungssitzes für die Region Bonn“. Sie sollen „angemessen ausgeglichen“ werden durch die „Übernahme
und Ansiedlung neuer Funktionen und Institutionen
von nationaler und internationaler Bedeutung im
politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Bereich sowie durch Unterstützung bei notwendigen
Umstrukturierungsmaßnahmen. Einer der Bereiche,
in denen der Ausgleich realisiert werden soll: „Bonn
als Standort für Entwicklungspolitik, nationale, internationale und supranationale Einrichtungen“.
Richard Dictus, Exekutivkoordinator des Freiwilligenprogramms der
Vereinten Nationen (United Nations
Volunteers Programme (UNV)).Auch
das UNV hat seinen Sitz im Langen
Eugen auf dem UN-Campus Bonn.
Zwar hatte sich bereits 1983, also noch zu Hauptstadtzeiten, die erste UN-Einrichtung in Bonn angesiedelt, doch mit Nachdruck verfolgt die Bundesregierung seit 1996 den Ausbau Bonns zur deutschen
UNO-Stadt. Zehn Jahre später eröffneten dann der
damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan und Bundeskanzlerin Angela Merkel den UN-Campus mit dem
„Langen Eugen“ als Hauptgebäude. Seitdem hat sich
Bonn zum Mittelpunkt jener Aktivitäten der Vereinten Nationen entwickelt, die sich mit der nachhaltigen
Entwicklung in aller Welt befassen. 18 Organisationen
mit etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
die inzwischen alle im UN-Campus im ehemaligen
Regierungsviertel zusammengeführt werden konnten,
setzen von Bonn aus Impulse für die Zukunft.
„Bonn hat dank dieser Entwicklung ein inhaltliches Profil gewonnen, das dem Leitbild einer nach-
Die Wirtschaft Mai 2015
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TITELTHEMA
Der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (vorne, M.), seine Gattin sowie die Leiter der 18 Organisationen der Vereinten Nationen in Bonn.
Die Vereinten Nationen
in Bonn – eine Übersicht
IPBES – Zwischenstaatliche Plattform für Dienstleistungen zu Biodiversität und Ökosystem
UNCCD – Sekretariat des Übereinkommens der
Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung
UNEP/CMS – Sekretariat des Übereinkommens
zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten
UNEP/AEWA – Sekretariat des Abkommens zur
Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden
Wasservögel
UNEP/ASCOBANS – Sekretariat des Abkom-
UNRIC – Regionales Informationszentrum der
Vereinten Nationen für Westeuropa – Verbindungsbüro in Deutschland
UNU-ViE – Universität der Vereinten Nationen –
Vizerektorat in Europa
UNU-EHS – Institut für Umwelt und menschliche
Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen
UNU-IAS/SCYCLE – Institut für zukunfts­
mens zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und
Ostsee, dem Nordostatlantik und der Irischen See
weisende Nachhaltigkeitsforschung der Universität der Vereinten Nationen (UNU-IAS), Operating
Unit SCYCLE
UNEP/EUROBATS – Sekretariat des Abkom-
UNW-DPC – Programm für Kapazitätsentwick-
mens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen
UNESCO-UNEVOC – Internationales Zentrum
für Berufsbildung der UNESCO
UNFCCC – Sekretariat des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung des
Klimawandels
UN/ISDR – Internationale Strategie zur Katastrophenvorsorge der Vereinten Nationen – Büro Bonn
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UNOOSA/UN-SPIDER – Plattform der Vereinten Nationen für raumfahrtgestützte Informationen für Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen
Die Wirtschaft März 2015
lung im Rahmen der Wasserdekade der Vereinten
Nationen
UNV – Freiwilligenprogramm der Vereinten
­Nationen
UNWTO – Welttourismusorganisation der
­ ereinten Nationen, Beratungsstelle für Tourismus
V
und Biodiversität
WHO-ECEH – Weltgesundheitsorganisation –
Regionalbüro für Europa, Europäisches Zentrum für
Umwelt und Gesundheit
TITELTHEMA
haltigen, menschenwürdigen Entwicklung folgt“, sagt
Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. „Wir sind dankbar, Bühne für den internationalen Dialog über jene
Themen zu sein, die für die Erde und die Menschheit
schicksalhaft sind. Und wir freuen uns, so viele Menschen aus aller Welt in unserer Stadt zu wissen, die
sich dafür engagieren.“
Die Vereinten Nationen treiben von Bonn aus
aber nicht nur den internationalen Dialog an – sondern sind auch ein beträchtlicher Wirtschaftsfaktor. Da sind zum ersten die vielen kleinen und großen
Kongresse und Tagungen der UN-Organisationen mit
ihren manchmal 100, manchmal 5.000 Teilnehmern.
Zum zweiten sind die UN ein mächtiger Auftrag­geber
– 2013 betrug das weltweite Beschaffungsvolumen
18 Milliarden US-Dollar (s. Interview Seite XY). Und
da sind zum dritten die knapp 1.000 Menschen, die
bei den UN in Bonn arbeiten und mit ihren Familien in
Bonn und der Region leben.
Wirtschaftsfaktor I:
Kongressveranstalter UN
Beginnen wir mit den Tagungen und Kongressen. Im
Juni zum Beispiel werden mehrere Tausend Teilnehmer
erwartet, wenn die sogenannten „Subsidiary Bodies“,
also die Nebenorgane des Klimasekretariats, zu ihrer
42. Sitzung zusammenkommen, um den Klimagipfel
in Paris im Dezember 2015 vorzubereiten. Dies ist eine
der großen Konferenzen, die die Vereinten Nationen in
Bonn durchführen (siehe Kasten Seite 12/13).
Wie viele es insgesamt pro Jahr in Bonn sind, lässt
sich nur mit viel Aufwand ermitteln, da die 18 Organisationen unabhängig planen und Veranstaltungen in
kleinerem Rahmen intern auf dem UN-Campus stattfinden. Aber: „Allein das Klimaschutzsekretariat, als größte UN-Organisation am Standort
Bonn, hatte im Jahr 2014 über 80 Veranstaltungen mit etwa 7.000 Teilnehmern in
Bonn“, sagt Alice Fišer von der Informationsstelle der Vereinten Nationen in Bonn.
Auch Udo Schäfer (r.), Geschäftsführer der Tourismus & Congress GmbH Region
Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler betont:
„Natürlich sind die in
Bonn ansässigen
UN-Sekretariate wichtig für das Kongress­
wesen in Bonn und dem
Rhein-Sieg-Kreis.“
Sie sind zum einen Initiator von eigenen Veranstaltungen, zum anderen bieten die UN-Organisationen
aufgrund ihrer Themenschwerpunkte oftmals Anlässe für weitere Veranstaltungsformate, die sich diesen
Themen widmen. „Diese Formate wiederum treffen
auf weltweites Interesse und bringen internationale
Gäste in die Kongressdestination Region Bonn“, erklärt Schäfer.
Gut ist aus Sicht von Schäfer auch, dass die UNOrganisationen in Bonn vor allem für das Thema
Nachhaltigkeit stehen. „Ein Thema mit Perspektive,
was den Tagungsbedarf in diesem Punkt positiv beeinflussen wird“, prognostiziert der Kongressexperte. Nachhaltigen Themen widmen sich nämlich unter anderem die rund 150 in Bonn ansässigen Nichtregierungsorganisationen sowie andere Institutionen aus
Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, die dadurch ihrerseits Auslöser für Veranstaltungen sind.
Für den Mix aller Veranstaltungen – von
UN-Tagungen bis zu Wirtschaftskongressen – errechnet die Tourismus & Congress
GmbH auf Grundlage des Tagungsbarometers je nach Art der Veranstaltung und Teilnehmer einen Wirtschaftsfaktor von bis
zu 250 Euro pro Tag und Gast inklusive Übernachtung, Gastronomie, Freizeit und Tagungstechnik.
Oberbürgermeister
Jürgen Nimptsch
ist stolz auf den UNStandort Bonn: „Die
UNO und ihre Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sind für
Bonn wichtig und vor
allem willkommen!“
Wichtigster Ort für
UN-Kongresse:
das WorldCCBonn
Wenn die Nebenorgane des Klima­
sekretariats im Juni zusammenkommen, werden
sie das an einem besonderen Ort tun: dem „World­
CCBonn“. Noch nie gehört? Nun, die bisherige Bezeichnung ist in Bonn und weit über die Region hinaus bekannt: „WCCB“. Weil die Geschichte des Bonner
Die Wirtschaft Mai 2015
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TITELTHEMA
Weltkonferenzzentrums in Teilen aber eine unrühmliche ist – worüber an anderer Stelle genügend berichtet wurde –, wünschen sich die Betreiber mit der bevorstehenden Eröffnung des Erweiterungsbaus auch
namentlich einen Neustart.
Wenn alles klappt – was bis Redaktionsschluss
noch unklar war –, wird niemand Geringeres als UNGeneralsekretär Ban Ki-moon auf Einladung des
Oberbürgermeisters den Erweiterungsbau im Rahmen der UN-Konferenz feierlich einweihen. „Wir
sehen der Fertigstellung des WorldCCBonn sehr positiv entgegen“, unterstreicht Alice Fišer von der UNInformationsstelle. „Die Räumlichkeiten, die hier geplant wurden und in naher Zukunft fertiggestellt
werden sollen, sind für den Konferenzbetrieb insbesondere des Klimaschutzsekretariates von größter
Wichtigkeit. Veranstaltungen mit hohen Teilnehmerzahlen stellen auch besondere Ansprüche an die Veranstaltungsorte.“
7.500 Plätze im Erweiterungsbau
des WorldCCBonn möglich
Auch Tourismus-&-Congress-Chef Schäfer betont:
„Das WorldCCBonn ist nach UN-Maßstäben gebaut,
darum spielt es eine wesentliche Rolle als Veranstaltungsort für UN-Veranstaltungen.“ Es werde wegen
der besonderen Gegebenheiten und der unmittel­
baren Nähe zur UN eine besondere Stellung bei der
Planung für die UN einnehmen und somit ein großer
Anreiz für weitere Veranstaltungen sein.
Neu ist übrigens nur der speziell auf UN-­
Bedürfnisse zugeschnittene Erweiterungsbau. Das
künftige Hauptgebäude bietet insgesamt rund
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Die Wirtschaft Mai 2015
REPORTAGE
Das WorldCCBonn ist nach UN-Maßstäben gebaut und soll eine wesentliche Rolle als Veranstaltungsort für
UN-Veranstaltungen spielen. Vom
3. bis 14. Juni werden rund 5.000 Teilnehmer zur Sitzung der Nebenorgane
des UN-Klimasekretariats erwartet.
Die Sitzung wird erstmals im Erweiterungsbau des WorldCCBonn (Foto links
oben und Mitte) stattfinden.Wenn
­alles klappt wird UN-Generalsekretär
Ban Ki-moon (l.) den Erweiterungsbau im Rahmen der UN-Konferenz
­feierlich einweihen.
7.500 Plätze, wobei die meisten Säle
geteilt werden können. Im Saal „New
York“, dem mit bis zu 4.250 Plätzen
größten Saal, gibt es 17 fest instal­
lierte Dolmetscherkabinen, im Saal
„Genf“ zwei. Der Plenarsaal und das
Alte Wasserwerk werden hingegen
bereits seit 1999 als Kongresszentrum
genutzt. Künftig bilden der Plenarsaal und das neue Hauptgebäude
­gemeinsam das WorldCCBonn. Das
Alte Wasserwerk soll voraussichtlich
Ende 2015 direkt an die UN übergeben
werden.
Hauptzielgruppe des Konferenzzentrums sind die Bonner UN-Organisationen. „Wir stehen aber auf mehreren Säulen“, erläutert Christina Esser,
Leiterin Veranstaltungsmanagement,
Sales und Marketing der Bonn Conference Center Management GmbH.
„Auch Unternehmen aller Branchen,
Verbände und die Wissenschaft nutzen
Christina Esser (l.),
Leiterin Veranstaltungsmanagement, Sales und
Marketing der Bonn Conference
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TITELTHEMA
nach der Eröffnung des WorldCCBonn alsbald eine
Umwegrendite von rund 115 Millionen Euro im Jahr
ergeben“, lässt er wissen, „Geld, das in Bonn ausge­
geben wird und vielfältige positive wirtschaftliche
­Effekte auslöst.“
Alice Fišer
von der Informations­
stelle der Vereinten
Nationen in Bonn:
„Summa summarum
kann man ohne falsche Bescheidenheit
sagen, dass Bonn ein
Geheimtipp unter den
UN-Standorten ist.“
Wirtschaftsfaktor II:
Die UN als Geschäftspartner
unsere Räume und Konferenzdienstleistungen ausgiebig.“ Wenn das neue Gebäude erst in Betrieb ist, rechnet das Management zum Beispiel auch mit Hauptversammlungen großer (Dax-)Konzerne. „Gegenüber
Messehallen haben die Firmen bei uns den Vorteil,
dass die komplette Konferenz-Infrastruktur vorhanden ist“, wirbt sie für das WorldCCBonn.
Auch OB Nimptsch sieht der Vervollkommnung
des Konferenzzentrums froh entgegen. „Nach einem
Gutachten von PricewaterhouseCoopers wird sich
Nicht nur Veranstaltungsteilnehmer lassen in der Region die Kassen klingeln. Auch die UN selbst geben in
Bonn jede Menge Geld aus. Die hiesigen UN-Organisationen haben 2013 Produkte und Dienstleistungen für insgesamt über 40 Millionen US-Dollar eingekauft, davon etwa 80 bis 90 Prozent in Deutschland.
Es besteht Bedarf insbesondere in den Be­reichen Reiseverkehr, IT und Telekommunikation, Medien, Events,
Beratung und Schulung, Büroausstattung und -bedarf,
Gebäude- und Liegenschaftsverwaltung, Sicherheit
und Übersetzungen. „Viele Produkte und Dienstleistungen beziehen wir, auch aus Nachhaltigkeitserwägungen, vor Ort“, erklärt Alice Fišer.
Davon profitiert zum Beispiel seit 15 Jahren die
H&G Hansen & Gieraths EDV Vertriebsgesellschaft
mbH. Das Bonner Unternehmen ist Partner mehrerer
Internationale Konferenzen 2015 in Bonn
Plenarsitzung des Weltbiodiversitätsrates IPBES
Von 12. bis 17. Januar fand die dritte Plenarsitzung des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) im WorldCCBonn statt. Teilnehmerzahl:
rund 800.
Bonn Conference for Global Transformation
Das Land NRW und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) veranstalteten am 12. und 13. Mai die
erste „Bonn Conference for Global Transformation“. Die neue
Konferenzreihe im WorldCCBonn zog mehrere hundert Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft aus der ganzen Welt an.
Sitzung der Nebenorgane
des UN-Klimasekretariats
Die Bundesstadt Bonn ist als deutsche Stadt der Vereinten Nationen auch 2015 wieder Schauplatz wichtiger internationaler Konferenzen. Themenschwerpunkte sind einmal mehr Klimawandel, Nachhaltigkeit und internationale Zusammenarbeit.
Außerdem tagt das UNESCO-Welterbekomitee in Bonn. Ein
Überblick:
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Die Wirtschaft Mai
März2015
2015
Beim Klimagipfel in Paris im Dezember 2015 soll ein neues Klimaabkommen verabschiedet werden. Zur Vorbereitung darauf dienen die 42. Sitzung der Nebenorgane (Subsidiary Bodies) des Klimasekretariats der Vereinten Nationen und eine weitere Sitzung
der „Ad Hoc Working Group on the Durban Platform for Enhanced Action (ADP)“. Zu beiden Konferenzen, die vom 3. bis 14. Juni
erstmals im Erweiterungsbau des WorldCCBonn stattfinden wer-
TITELTHEMA
UN-Organisationen, allen voran des
Klima- und des Wüstensekretariats,
wenn es um die Ad-hoc-IT-Infrastruktur bei Konferenzen geht. Mit
PCs und W-Lan, Firewalls und weiterer Soft- und Hardware samt Personal ist H&G auch bei der großen
Konferenz der „Subsidiary Bodies“
im Juni dabei.
„Die UN sind ein
guter, verlässlicher
Auftraggeber“,
lobt Holger Hansen (r.), der zusammen mit seinem Vater die Geschäfte
des Bonner IT-Systemhauses führt.
Auch wenn die Wege bis zur letzten, entscheidenden Unterschrift manchmal etwas
länger dauern würden: „Das wechselseitige Vertrauen ist groß, wir legen auch schon mal los, wenn der
schriftliche Auftrag noch auf sich warten lässt“, sagt
der Unternehmer.
Auch weltweit ist H&G für die Vereinten Nationen unterwegs. Der Mittelständler hat unter anderem die Weltklimagipfel in Nairobi und Marrakesch
mit IT unterstützt. Damit sind die
Bonner fast schon Exoten: Von dem
weltweiten UN-Beschaffungskuchen von 16 Milliarden US-Dollar
schneiden sich deutsche Unternehmen ein besonders bescheidenes
Stückchen ab, nämlich gerade einmal 1,6 Prozent. „Bislang haben
leider zu wenige Unternehmen die
Chance erkannt, Auftragspartner der UN zu werden“, sagt André
Neu, Geschäftsführer der Interna­
tional Procurements GmbH, im Interview (siehe Seite 19). Sie kennen
die Möglichkeit einfach nicht.
Das wollen Beschaffungsexperten und Institutionen wie die
IHKs und Auslandshandelskammern ändern. Die Deutsch-Italienische Handelskammer Mailand – die norditalienische Stadt ist ebenfalls
UN-Standort – organisiert deshalb in Kooperation mit
der IHK Bonn/Rhein-Sieg regelmäßig Beschaffungsseminare auf dem Bonner UN-Campus, um den teilnehmenden Firmen zu zeigen, was und wie die UN-Organisationen beschaffen und wie die Vergabeverfahren
der UN generell funktionieren. Zuletzt kamen rund
Internationale Konferenzen 2015 in Bonn
den, werden rund 5.000 Teilnehmer erwartet – wegen ihrer Bedeutung deutlich mehr als bei früheren Konferenzen dieser Art.
Städte im Klimawandel: Resilient Cities
Bereits zum sechsten Mal findet vom 8. bis 10. Juni im GustavStresemann-Institut in Bonn das globale Forum für urbane ­Resilienz
und Klimaanpassung (Resilient Cities) statt. Resilient Cities wird
vom Städtenetzwerk ICLEI – Städte für Nachhaltigkeit, von der
Bundesstadt Bonn und dem Weltbürgermeisterrat zum Klima­
wandel organisiert. Sie rechnen mit rund 500 Teilnehmern.
Global Media Forum der Deutschen Welle
„Medien und Außenpolitik im digitalen Zeitalter“ lautet der Titel
des achten „Global Media Forum“ der Deutschen Welle, das vom
22. bis 24. Juni in Bonn stattfindet. Das Forum bringt Medienvertreter aus aller Welt mit Akteuren aus Politik, Kultur, Wirtschaft,
Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft zusammen.
Konferenzort ist das WorldCCBonn, die Veranstalter rechnen mit
über 2.000 Teilnehmern.
39. Sitzung des Welterbekomitees der UNESCO
Auf Einladung der Bundesrepublik Deutschland ist Bonn Tagungs-
ort der 39. Sitzung des Welterbekomitees der UNESCO, die vom
26. Juni bis zum 8. Juli im WorldCCBonn tagen wird. Vorsitzende der Welterbekomitee-Sitzung ist die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer. Zur Sitzung in Bonn werden etwa
1.500 Teilnehmer und mehr als 200 Journalisten erwartet. Höhepunkt einer jeden Sitzung des Welterbekomitees ist die Entscheidung über neue Welterbestätten.
AEWA: Vertragsparteien des
UNEP-Wasservögel-Abkommens
Vom 9. bis 16. November findet die sechste Sitzung der Vertragsparteien (MOP 6) des Sekretariats des Abkommens zur Erhaltung der afrikanisch-eurasisch wandernden Wasservögel (UNEP/
AEWA) in Bonn statt.
Bonn-Symposium der Stiftung
Entwicklung und Frieden
Ebenfalls im November ist ein weiteres „Bonn Symposium“ der
Stiftung Entwicklung und Frieden geplant. In den vergangenen
Jahren kamen jeweils rund 150 Teilnehmer zu der zweitägigen
Konferenz.
Die Wirtschaft Mai 2015
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TITELTHEMA
Mit PCs und W-Lan, Firewalls und weiterer Soft- und Hardware samt Personal ist Hansen & Gieraths (H&G) auch
bei der großen Konferenz der „Subsidiary Bodies“ im Juni in Bonn dabei. Aber auch weltweit unterstützt H&G die
Vereinten Nationen - so auch bei der UN-Klimaverhandlungsrunde in Panama 2011.
120 Teilnehmer aus den Branchen Medien, IT, Events,
Büro­bedarf und Übersetzungen im Januar zu einem
„UN Procurement Seminar“ nach Bonn.
„Wir müssen die Verbindungen zwischen UN,
NGOs und regionaler Wirtschaft enger knüpfen“, findet Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK
Bonn/Rhein-Sieg, „so dass auch unsere Unternehmen
von dieser Zusammenarbeit profitieren.“ Die IHK selbst
hat ihr Geschäftsfeld Internationales deshalb vor
zwei Jahren ausgebaut. Mit Gerhard Weber (s. Kasten „Kontakte“ Seite 18) steht den Mitgliedsunternehmen ein sogenannter „EZ-Scout“ zur Verfügung, vom
Bundes­ministerium für wirtschaftliche Zusammen­
arbeit und Entwicklung (BMZ) in Wirtschaftsverbände und IHKs entsandte Experten. Weber initiiert für
die Firmen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis direkte
Verbindungen in Richtung Entwicklungshilfe und Entwicklungszusammenarbeit.
Wirtschaftsfaktor III:
1.000 UNBeschäftigte in Bonn
Ein dritter erheblicher Wirtschaftsfaktor sind die Vereinten
Nationen als Arbeitgeber. Rund
1.000 Menschen arbeiten in den
18 UN-Organisationen in Bonn,
sehr viele von ihnen leben mit
ihren Partnern und Familien in
der Region, kaufen hier ein, zah-
Dr. Hermann Tengler,
Leiter Wirtschaftsförderung
des Rhein-Sieg-Kreises
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Die Wirtschaft Mai 2015
len hier Steuern, schicken ihre Kinder hier zur Schule.
„Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis sind so eng verflochten wie kaum eine andere Region in Deutschland“,
sagt Dr. Hermann Tengler, Leiter Wirtschaftsförderung
des Rhein-Sieg-Kreises, „viele der in Bonn Beschäftigten wohnen im Kreisgebiet; das gilt auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vereinten Nationen.“
Für Bonns Oberbürgermeister ist klar: „Die UNO
und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für
Bonn wichtig und vor allem willkommen!“ Dies gelte
aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
den anderen, weltweit agierenden Institutionen und
Unternehmen. Ihre Bedeutung für Bonn und die Re­
gion ist kaum zu überschätzen: „Sie alle – sie kommen
aus 180 Staaten der Welt – tragen dazu bei, dass Bonn
bunt, vielfältig und international ist“, unterstreicht
Nimptsch, „das ist ein ganz besonderes Stück Lebensqualität, auf das wir stolz sein können. Und es ist ein
Stück Wirtschaftskraft, der wir viele tausend Arbeitsplätze verdanken.“
Internationale Stadt Bonn:
Wohlfühl- und Imagefaktor
Außer den wirtschaftlichen Effekten, die sie auslösen,
sind die UN-Organisationen, ihre Beschäftigten und
die vielen 1.000 Kongressteilnehmer also ein wichtiger Imagefaktor für Stadt und Region. Umgekehrt gilt:
Offenbar hat Bonn den Menschen aus aller Welt viel
zu bieten. Zum Beispiel den „Mix von Internationalität
und Familienfreundlichkeit“, wie es Alice Fišer formuliert. Bonn verbinde das Angebot einer internationalen Großstadt mit den Vorzügen einer Kleinstadt: „internationale Schulen, Museen, Restaurants, Konzerte
– gleichzeitig ist alles sehr grün und bietet viele Möglichkeiten der Erholung“, zählt Fišer auf.
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zufriedene Mitarbeiter.
Es lohnt sich, in die Gesundheit
der Belegschaft zu investieren!“
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Rückenprävention: Nur was für die „Großen“?
Viele Unternehmerinnen und Unternehmer von
kleinen und mittleren Betrieben sind der Meinung: Nur große Unternehmen können sich Maßnahmen zur Rückenprävention leisten. Doch sie
irren sich. Rückenprävention muss weder teuer
noch aufwendig sein. Nachhaltige Erfolge lassen
sich schon mit Bordmitteln erzielen. Wie das geht,
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Dein Rücken“. Hier erhalten insbesondere kleine
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wahrgenommen haben. So wie Dr. Dorina Böhm.
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Erste-Hilfe-Kurs für ihre 20 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter mit einem Gesundheitstag zum
Thema Rücken. Dazu lieh sie sich kostenfrei Veranstaltungsmodule der Präventionskampagne,
darunter ein Koordinations-Parcours mit fünf
verschiedenen Übungsstationen. Zudem konnte
sie eine Trainerin aus ihrem Fitness-Studio dazu
gewinnen, eine kostenlose Gymnastikstunde
durchzuführen. „Die Resonanz war durchweg
positiv“, berichtet Dorina Böhm. „Wir haben im
Anschluss sogar eines der Module aus dem
Koordinations-Parcours selbst angeschafft. Es
steht nun im Pausenraum und wird sehr häufig
genutzt.“ Für sie steht fest: „Die Aktion werden
wir künftig regelmäßig wiederholen.“
Gute Argumente für die Rückenprävention!
Studien belegen: Nicht (nur) das Gehalt entscheidet heute über die Zufriedenheit von Beschäftigten. Sicherheit und Gesundheit wissen
Beschäftigte ebenfalls zu schätzen! Mit passenden Präventionsangeboten, zum Beispiel zur
Rückengesundheit, können sich gerade kleine
und mittlere Unternehmen von Wettbewerbern
abheben. Zudem sorgen sie für mehr Gesundheit
im Betrieb. Dies wirkt sich für alle positiv aus:
Denn gesunde Beschäftigte sind zufriedene Beschäftigte. Und zufriedene Beschäftigte arbeiten
mit mehr Engagement und sind seltener krank.
Gute Argumente also für die Rückenprävention!
Denk an mich. Dein Rücken
In der Präventionskampagne „Denk an mich.
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TITELTHEMA
Menschen aus aller Welt scheinen sich in Bonn wohl zu fühlen - so wie (Bild oben)
beim jährlichen Fest für alle, dem UNO-Tag auf dem Bonner Markt. Aber die Service­
angebote der Stadt Bonn für internationale Beschäftigte sind auch vielfältig.
Der Wunsch von UNV-Exekutivkoordinator Richard
Dictus – „Wir brauchen eine organisierte Willkommenskultur!“ – geht in Bonn in Erfüllung. Die Service­
angebote der Stadt für internationale Beschäftigte
aus UN, anderen Institutionen, Wirtschaft und Wissenschaft richten, sind vielfältig:
„„direkte Ansprechpartner in der
Stadtverwaltung,
„„ehrenamtlich tätige „Staff Advisors“,
„„Website www.bonn-international.org,
„„internationaler Veranstaltungskalender
„„internationales Programm der Volkshochschule
„„Veranstaltungen (Internationales Begegnungsfest, Tag der Vereinten Nationen u.a.)
„„„Bonn Expat-Evening“
„„Internationale Clubs und Vereine
„„Städtepartnerschaftsvereine und
Ländergesellschaften
„„Speziell für die Wirtschaft hat die Stadt
ebenfalls einiges zu bieten:
„„englischsprachige Workshops für
Existenzgründer,
„„Businessplan-Infos in Englisch und Türkisch,
„„Willkommensbegleitung für (ausländische)
Unternehmensansiedlungen,
„„Begleitung für Unternehmen und ihre
internationalen Fachkräfte
„Außerdem haben wir
im Ausländeramt eine
neue Ansprechstelle
in ausländerrechtlichen Fragen für internationale Einrichtungen in Bonn geschaffen“, ergänzt Victoria Appelbe
(o.), Wirtschaftsförderin der Stadt Bonn.
Verstärken will sie das Bemühen um die ausländischen Studierenden in Bonn; allein an der Universität
Bonn sind es rund 4.000. Viele von ihnen haben das
Interesse, nach ihrem Abschluss auf dem hiesigen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Und auf der anderen Seite
klagen viele Mittelständler über Fachkräftemangel –
das können wir zusammenbringen“, findet die Wirtschaftsförderin. Die Stadt arbeitet derzeit an einem
neuen Webangebot in deutscher und englischer Sprache, das den Studierenden die Stadt, den Arbeitsmarkt und vieles mehr erklären soll.
Das Schlusswort gebührt den Vereinten Na­
tionen: „Summa summarum“,
gibt Alice Fišer zu Protokoll,
„kann man ohne falsche
Bescheidenheit sagen, dass
Bonn ein Geheimtipp unter
den UN-Standorten ist.“
Lothar Schmitz,
freier Journalist, Bonn
Gerhard Weber,
Armin Heider,
Berater Entwicklungszusammenarbeit
Referent International
Telefon 0228 2284-171,
Telefon 0228 2284-144,
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
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Die Wirtschaft Mai 2015
TITELTHEMA
Ein größeres Stück vom Kuchen sichern
UN vergibt Aufträge im Wert
von 16 Milliarden US-Dollar
Fast alle kennen die Vereinten Nationen (UN). Doch selbst in der
Wirtschaft kennen nur Wenige die UN in ihrer Eigenschaft als Auftraggeber.
Dabei haben die UN-Organisationen 2013 Waren und
Dienstleistungen im Wert
von über 16 Milliarden USDollar erworben. Von diesem
Kuchen könnten sich deutsche
Unternehmen ein deutlich größeres Stück abschneiden, als sie es
bisher tun: Exportweltmeister Deutschland liegt als Lieferant für die UN lediglich auf Platz
zwölf, hinter dem Libanon und vor dem Sudan. Da
geht noch mehr, findet André
Neu, der sich mit seiner International Procurements GmbH
Procurement:
Be(engl.
schaffung) darauf spezialisiert hat, Unternehmen in
Deutschland im Listungsprozess bei den Vereinten Nationen zu unterstützen.
Herr Neu, Weltfrieden, internationale Sicherheit, soziale Fortschritte, Menschenrechte – mit diesen Begriffen verbinden viele Menschen
die Vereinten Nationen. Auftraggeber oder Geschäftspartner – diese Begriffe tauchen selten auf.
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.
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