Samstag, 2. Mai 2015 | Rhein Main Presse 13 WIESBADEN KOMMENTAR Heinz-Jürgen Hauzel zur Mai-kundgebung a [email protected] Unter Beobachtung D as ist das Problem der Sozialdemokraten. Auch in Wiesbaden werden sie jetzt an Ergebnissen gemessen. Selbst von Freunden. Um wirklich soziale Politik zu machen, brauchen sie mehr Geld. Und der stete Verweis auf das Land, das die Kommunen finanziell im Stich lasse, zieht nicht bei allen. Das zeigte sich schon am Dienstag in Igstadt, als Gerich einem Anwohner mit Blick auf die verschobene Sanierung der Susannastraße erklärte, es seien eben noch keine Landesmittel geflossen. „Das ist mir egal“, antwortete der Igstadter schlicht. Der Wähler erwartet Lösungen. „Nicht nur schee schwätze, es muss auch was ins Portmonee“, sagte die Gewerkschafterin Margarete Unkhoff bei der Mai-Kundgebung auf dem Kranzplatz. Sie sprach auch von dem Glück, dass wir „diesen Oberbürgermeister“ haben. Aber so gern Sven Gerich jedem Wiesbadener alle Wünsche erfüllen würde, von der Tariferhöhung für Erzieher, über Straßensanierungen und Schulneubauten bis hin zu einer Eishalle – er braucht dazu die Finanzmittel. Und ob sich in der Großen Koalition eine Gewerbesteuererhöhung durchsetzen lässt, um die Einnahmesituation der Stadt zu verbessern, müssen wir abwarten. Die SPD steht unter Beobachtung – gerade auch der Gewerkschaften. ZITAT DES TAGES » Nicht nur schee schwätze, es muss auch was ins Portmonee. « MARGARETE UNKHOFF, Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung US-Armee wird umstrukturiert MILITÄR Stellen bei Kampfhubschrauberbrigade werden reduziert / Wiesbaden so gut wie nicht betroffen WIESBADEN (pak). Wegen Umstrukturierungen der 12. Kampfhubschrauberbrigade werden deutschlandweit rund 1900 USMilitärposten abgebaut. Schätzungsweise sind auch 2850 Familienangehörige davon betroffen. Das teilt das Hauptquartier der US-Armee in Europa in Wiesbaden mit. Auf den Standort Wiesbaden werde das aber keine spürbaren Auswirkungen haben, sagt Sprecherin Hilde Patton. Beim 1. Bataillon des 214. Heeresfliegerregiments in Wiesbaden werde es keine wesentlichen Veränderungen geben. Die derzeit zehn Black-Hawk-Hubschrauber bleiben genauso am Airfield in Erbenheim stationiert wie die ins- gesamt neun Kampfjets. Das Regiment in Wiesbaden sei bereits von 600 auf 400 Soldaten reduziert worden. „Das ist aber schon abgeschlossen“, sagt Patton. Zur Ergänzung ihrer Kampfhubschrauberbrigade stellt die US-Armee Rotationseinheiten bestehend aus einem Transporthubschrauberbataillon für luftbewegliche Angriffskräfte, zwei Sanitätsteams und einer Flugsicherungsstaffel zur Verfügung. Die Einheiten, die im Rotationsprinzip jeweils nur für einige Monate nach Europa kommen, seien auf höchstem Niveau ausgebildet und werden die Operation Atlantic Resolve sowie größere Übungen in Mittel- und Osteuropa und in Deutschland unterstützen. Steuer treibt Saunapreise MATTIAQUA Eintritte werden zum 1. Juli teurer WIESBADEN (be). Keine gute Nachricht für Wiesbadener Saunagänger: Die Eintrittspreise in den öffentlichen Schwitzbädern der Landeshauptstadt werden sich zum 1. Juli erhöhen. Grund: Der höhere Mehrwertsteuersatz von jetzt 19 Prozent wird an die Kundschaft weitergegeben. Zuvor hatten Saunen als Gesundheitseinrichtungen lediglich einen Satz von sieben Prozent abführen müssen. In Umsetzung einer EU-Richtlinie, die Saunen nunmehr als Wellness-Einrichtungen einstuft, hat das Finanzministerium ursprünglich zum 1. Januar 2015 die Einführung des höheren Steuersatzes gefordert. Dagegen, berichtet MattiaquaChef Karsten Schütze, seien Saunaverbände und auch der Städtetag Sturm gelaufen, hätten mit ihren Protesten aber lediglich er- reicht, dass die Einführung auf 1. Juli verschoben wurde. „Wir erhöhen die Preise nicht, geben nur die Steuererhöhung weiter“, drückt es also Schütze aus. Für die Wiesbadener Saunen bedeutet das künftig folgende Preise: Der Einzeleintritt im Thermalbad steigt von 18 auf 20 Euro, der Stundensatz in der Kaiser-Friedrich-Therme von sechs auf 6,50 Euro (Wintertarif) beziehungsweise von 4,50 auf fünf Euro im Sommer. Die Sauna im Freizeitbad Mainzer Straße kostet statt neun künftig zehn Euro. Auch die Kombikarten werden entsprechend teurer. Würde die Stadt die Steuererhöhung nicht weitergeben, würde ein Fehlbetrag von rund 300000 Euro entstehen, der zu decken wäre. Die Eintrittspreise für die Schwimmbäder sind davon unberührt. Verdi-Geschäftsführerin Andrea Baum (Mitte) moderierte die Mai-Kundgebung auf dem Kranzplatz. Foto: RMB/Joachim Sobek Die zwei Herzen des Kämmerers 1. MAI Der Kampf um höhere Löhne für Erzieher und Sozialarbeiter steht auf dem Kranzplatz im Mittelpunkt Von Heinz-Jürgen Hauzel WIESBADEN. „Wir wissen, dass die Kommunen finanziell besser ausgestattet werden müssen.“ Margarete Unkhoff hatte fast ein bisschen Mitleid mit dem Genossen. Stadtkämmerer Axel Imholz ist Verdi-Mitglied wie sie, und man hörte bei der MaiKundgebung des DGB-Kreisverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus förmlich die zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Einerseits weiß er natürlich, wie eng es bei den Planungen für den kommenden Doppelhaushalt zugeht, aber er möchte andererseits auch nicht widersprechen, wenn die Gesamtpersonalratsvorsitzende der Stadt den rund 400 Teilnehmern auf dem Kranzplatz zuruft, die Arbeit von Erziehern und Sozialarbeitern müsse endlich aufgewertet und besser bezahlt werden. Erhöhung der Gewerbesteuer Nachdem die Erzieherin Carmen Schmitz berichtet hatte, was die Beschäftigten in den Kitas zu leisten, welche Verantwortung sie auch zu tragen haben, verriet Margarete Unkhoff, was es nach der abgeschlossenen Ausbildung zum Berufseinstieg zu verdienen gibt: Erzieherinnen erhalten einen Stundenlohn von 13,63 Euro (wobei der Satz in städtischen Kitas in Wiesbaden um 1,50 höher liegt), Sozialarbeiter 16,27. „Da kann es doch nicht zu viel verlangt sein, wenn wir eine Verbesserung fordern“, wirbt sie auch bei den Eltern um Verständnis für den bevorstehenden Erzwingungsstreik. Der Ausweg aus dem Dilemma liegt für die Gewerkschafterin klar auf der Hand: „Die Erhöhung der Gewerbesteuer darf kein Tabuthema sein“, fordert Unkhoff eine Verbesserung auf der Einnahmenseite des städtischen Haushalts und erntet dafür viel Beifall. Die sozialdemokratische Führungsriege der hessischen Landeshauptstadt kann es nicht überhört haben. Sie ist bei der Kundgebung komplett vertreten. Oberbürgermeister Gerich, Bürgermeister Goßmann, Imholz, die Entwicklungsdezernentin Sigrid Möricke, der Unterbe- zirksvorsitzende Volk-Borowski, Fraktionsvorsitzender Manjura, der Landtagsabgeordnete ErnstEwald Roth, Ex-Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, die sich als einstige Lehrerin die Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zu eigen macht und an ihrer Jacke sichtbar den Slogan trägt: „A13 für alle.“ Die Wiesbadener Organisatoren, die mit ihrem Schwerpunkt Kita-Erzieherinnen das allgemeine DGB-Motto für den 125. MaiFeiertag („Die Zukunft der Arbeit gestalten wir“) sehr konkret fassten, wissen freilich sehr wohl, dass sie ihre Kampfkraft erhöhen müssen, wenn sie etwas erreichen wollen: „Unsere Stärke ist Voraussetzung für erfolg- reiches politisches Handeln“, forderte die zweite Bezirksbevollmächtigte der IG Metall, Doris Wege, die Werbung um neue Mitglieder zu verstärken. Auch sie erhielt viel Beifall, als sie über den Tellerrand von Stadt und Region hinausblickte. Es dürfe nicht sein, dass „alle Macht von den Märkten ausgeht“. Mitunter müsse man das Rad auch wieder zurückdrehen, etwa beim Renteneintrittsalter: „Die Rente mit 67 ist die größte sozialpolitische Fehlentscheidung in diesem Land.“ Am Kranzplatz waren sich da die allermeisten einig und bestätigten sich das zu den Klängen des Absinto Orkestras an Ständen und Tischen bei Kaffee und Kuchen, Bier und Bratwurst. Vier Hunde beweisen schon in Nepal ihr Können WETTBEWERB Deutsche Meisterschaft im Rettungshundewesen / Übungsplätze in Wiesbaden, Kastel und Bad Schwalbach / 92 Teams dabei Von Angelika Eder WIESBADEN. 92 Teams aus Deutschland, Finnland, Dänemark, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz traten am Freitag in Wiesbaden zur offenen Deutschen Meisterschaft im Rettungshundewesen an. Vier der ursprünglich gemeldeten Tiere, deren Aufgabe es ist, Menschen in Not zu finden, mussten derweil mit ihrem Hundeführer im Katastrophengebiet in Nepal arbeiten. Die größte jährliche Prüfung dieser speziell ausgebildeten Hunde findet bis einschließlich Sonntag an drei verschiedenen Orten in der Landeshauptstadt, in Bad Schwalbach und in Mainz-Kastel statt. Denn der Wettkampf, für den der Verein für Deutsche Schäferhunde mit Unterstützung der Feuerwehr Wiesbaden verantwortlich zeichnet, wird in unterschiedlichen Disziplinen ausgetragen: Suche nach Personen in der Fläche, nach unter Trümmern eingeschlossenen Menschen, Verfolgen einer Personenspur im freien Gelände sowie Unterwerfungsund Gewandtheitsarbeiten. Letztere werden seit Freitag in der Sportanlage im Wiesbadener Europaviertel überprüft. Dabei müssen die Vierbeiner Gehorsamsübungen durchführen und beispielsweise eine waagerechte Leiter und eine instabile Fassbrü- cke überqueren, durch einen Sacktunnel laufen oder sich von einem Fremden tragen lassen. Von den 100 möglichen Punkten bekam der sieben Jahre alte Parson Russel Terrier Lasse aus Hamm stolze 92 Punkte. Lasses Frauchen berichtete anschließend, dass er aufgrund seiner Rasse beschäftigt werden müsse, und da sie selbst sich nicht für die Jagd begeistern könne, betreibe sie mit ihm zum Ausgleich eben diesen Sport. mann erhielt, weil es beispielsweise lieber ein bisschen mit der Plastikflasche spielte, bevor es den Gegenstand apportierte, sah sie sportlich. Sie nehme an, dass der Vorstehhund früher von einem Jäger mit einer Reizangel „verrückt nach Spielzeug“ gemacht worden sei. Weitere Fehler habe sie selbst durch ihre eigene Nervosität verursacht. „Mein Hund ist weich, der weiß morgens, bevor ich aufstehe, wie ich drauf bin, der spürt jede meiner Regungen und lässt sich von kei- nem aufgesetzten Lächeln täuschen.“ Anschließend fuhr Sabine Schilling nach Bad Schwalbach, wo ihr Lebensgefährte gerade mit seinem Schäferhund auf der „Suche nach Personen in der Fläche“ war. Andere Teams wiederum widmeten sich der Fährtensuche, bei der es die Spur eines Menschen zu verfolgen galt, der mit jedem Tritt eine Bodenmarkierung hinterlässt. Ein weiterer Veranstaltungsort der Deutschen Meisterschaft im Rettungshundewesen war Fort Biehler, wo Personen unter Trümmern gefunden werden mussten, wie Volker Becker berichtete, der Erste Vorsitzende des Fördervereins Rettungshunde Wiesbaden. Dieser wiederum richtete die Meisterschaft aus, die Andreas Quint leitet. Quint ist Vorsitzender des Arbeitskreises „Rettungshunde – Ortungstechnik“ im Deutschen Feuerwehrverband und Landesgruppenbeauftragter sowie Leistungsrichter im Rettungshundewesen. Unwegsames Gelände Für den Einsatz hingegen trainiert Sabine Schilling, Technisches Hilfswerk Neumünster, mit ihrem Drahthaar-Vizsla, einem ungarischen Vorstehhund. Sieben Monate alt, war er aus dem Tierschutz erst einmal auf Probe in eine Pflegestelle zu ihr gekommen, sodass sie testen konnte, „ob er gern spielt und arbeitet, seine Artgenossen und Menschen mag und unerschrocken bei Geräuschen und in unwegsamem Gelände ist“. Da er alle diese Voraussetzungen erfüllte, blieb er bei ihr. „Und wir erlebten gemeinsam eine Zeit voller Höhen und Tiefen“ auf dem zweieinhalb Jahre dauernden Weg zum Abschluss der Rettungshundeausbildung. Dass ihr vierjähriges Tier bei der ersten Prüfung dieser Meisterschaft nur 71 Punkte von Leistungsrichter Walter Hoff- Der Schäferhund Pikamoz von Sonja Sprang aus der Nähe von München erreichte bei der Prüfung in Wiesbaden 93 von möglichen 100 Punkten. Sehr zufrieden war seine Trainerin. Foto: RMB/Joachim Sobek
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