G e m e i n de bri e f Der evangelischen St. Johanniskirchengemeinde Johannisfenster 2-2015 Grußwort 2 | Neues aus St. Johannis 4 | Kirchenvorstandswahl 6 | Flüchtlingshilfe des Dekanats 10 | Festtagsgottesdienste 14 Die neue Stadtkirchenarbeit 20 | Kirchenmusik 15, 23, 27 März | Apri l | Mai 2 | GRUSSwort grusswo rt „Du großer Schmerzensmann, vom Vater so geschlagen, Herr Jesu dir sei Dank für alle deine Plagen: für deine Seelenangst, für deinen Band und Not, für deine Geißelung, für deinen bittern Tod.“ (EG 87) W as wir da sehen, ist auch von Schmerz und Schuld behaftet, auch wenn wir unsere Hände gerne in Un- schuld waschen würden. Was können wir schließlich für Folter, Migrationsprobleme, Armut, Tierversuche? Wir sind dagegen, und zwar entschieden dagegen! Aber reicht das? Macht das uns unschuldig? Es gibt auch Schuld, in die wir nicht direkt verwickelt sind, ohne selbst „Kreuzige“ geschrieen zu haben, stecken wir mit drin. W as machen wir, was lassen wir? Wir sehen wieder den Gekreuzigten an. Beim näheren Hinschauen wird er immer transparenter für alle Schmerzensmänner, Schmerzensfrauen, Schmerzenskinder, Schmerzenstiere. Hier geht es weder um eine Verherrlichung noch um eine Negierung des Leids. Das Leid braucht ein Ende. Das Leid verlangt nach Verwandlung in Hoffnung, in Mut und Zuversicht. Aus Leid soll Leben werden! 3 „Schmerzensmann und vier Engel mit Passionswerkzeugen“, Meister E. S., Kupferstich, ca. 1460, Kupferstichkabinett Dresden. Die Passionswerkzeuge sind hier Kreuz, Dornenkrone, Passionssäule, Nägel, Geißel, Essigschwamm mit Stab und Lanze. (Bildquelle: Wikipedia) Liebe Mitglieder von St. Johannis, der „Schmerzensmann“ ist immer noch eines der meist gesungenen Passionslieder und das Wochenlied für die Karwoche. Wenn ich mir die Strophen durchlese, so höre ich nur von Tod, Marter Geißelung, Kreuz, Blut und Wunden, Leiden und Angst. Für meine Begriffe ein sehr martialisches Lied, das mir in seiner barocken Sprache sehr fremd ist. Ich finde darin wenig Trost und Zuspruch, den ich vielleicht gerade während einer Leidenszeit besonders brauche. Was gibt mir der Schmerzensmann? Schmerz ist nicht nur männlich. Aktiv kann er von Männern, Frauen, Kindern ausgehen, passiv kann er von Männern, Frauen, Kindern und Tieren erlitten werden. Gerhard Schöne hat auf die alte Melodie einen neuen Text geschrieben, der uns wesentlich näher ist, aber uns auch in Frage stellt, weil er in unsere heutige Zeit hineingesprochen oder -gesungen wird. | Du großer Schmerzensmann, von Bütteln krumm geschlagen, schaust uns von Fotos an, so oft in unsern Tagen. Du leidest Seelenqual, Verfolgung, Angst und Hohn, und wir vergessen dich nach paar Minuten schon. Du blasse Schmerzensfrau, entwurzelt und gestrandet, nach langem Leidensweg nun auf dem Strich gelandet. Die Augen blicken leer, zerstochen Arm und Hand. Die Armut trieb dich ab aus deinem Heimatland. Du dürres Schmerzenskind, seh dich am Boden liegen. Dein Mund zu schwach zum Schrein, dein Kopf besetzt von Fliegen. Rettung ist nicht in Sicht. Du lebst am falschen Fleck. Die Rüstung, die uns drückt, frisst dir das Breichen weg. Du armes Schmerzenstier, in den Labors getestet, für unsern Appetit auf engstem Raum gemästet, vergiftet und verstrahlt, gestresst die ganze Zeit, entseelt und ausgelöscht für unsre Sicherheit. N utzen Sie die Fasten- und Passionszeit dazu, über Ihr Leben nachzudenken und es wieder neu zu entdecken! Ach Jesu, immerfort wirst du ans Kreuz geschlagen. Hier und an jedem Ort, heut und an allen Tagen. Und wer bin ich dabei? Der in der Menge steht? Der dich nicht kennen will? Der stumm vorübergeht? Ihr Pfarrer Volker Truschel (Text des Liedes von Gerhard Schöne, Melodie von EG 87) 4 | N e u e s aus St. J o h a n n i s K i r c h e n vo rstan d s wah l l | 5 Inke Ried-Neumann, M.A. Neues aus St. Johannis Seit 1.2. haben wir – Gottlob – wieder unseren „eigenen“ Pfarrer. Nun brauchen wir nur noch unsere eigene Kirche zurück, um uns als „vollgültige“ Gemeinde zu fühlen. Leider wird dieser zweite Wunsch noch eine ganze Weile nicht in Erfüllung gehen. Allerdings gibt es auch hierbei eine gute Nachricht: 2015! Zwar hatte sich der Kirchenvorstand dafür ausgesprochen, die archäologische und bauhistorische Untersuchung bis zum 1.2.2015 abzuschließen, jedoch obliegt die Entscheidung, laut Denkmalschutzgesetz von Rheinland-Pfalz, der Kirchenbehörde. Der Forschungsauftrag wird in einer zeitnahen Gemeindeversammlung vorgestellt. Die „Sommerkirche“ Forschungsauftrag 2015 Dekanat und EKHN haben sich eine ganz besondere Zwischenlösung ausgedacht, um die Wartezeit bis zur Wiederherstellung der Kirche zu erleichtern: den Bau einer provisorischen „Sommerkirche“, so dass wir in der warmen Jahreszeit unsere Gottesdienste in unserer Kirche feiern können. Es wird sich um eine stabile Holzkonstruktion handeln, ähnlich einer Bühne, deren ovale Fläche über dem Hauptschiff errichtet wird. Ruhend auf acht Pfeilern hat sie eine Fläche von 99 qm und befindet sich in der Höhe der ehemaligen Laufebene der Kirche. Da eine solche Konstruktion an eine Reihe von Vorgaben gebunden ist, wird die Baugenehmigung zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen. Trotzdem sind die Architekten zuversichtlich, dass noch diesen Sommer mit Gottesdiensten in St. Johannis gerechnet werden kann. Allerdings bedingt die stabile Errichtung dieser Zwischenlösung eine weitere Aushebung des Hauptschiffes, um die tragenden Pfeiler sicher verankern zu können. Diese Tatsache kommt den Archäologen nicht ganz ungelegen und auch die Neugierigen unter den Gemeindemitgliedern hoffen, die Forschungsarbeiten hautnah mitverfolgen zu können. Und nun die zweite Überraschung, die dieser Artikel zum Thema „Neues aus St. Johannis“ für Sie bereithält: Es gibt einen Forschungsauftrag Um das Geheimnis von Zweck, Form und Alter des fränkischen Gebäudes, des sog. Bau I, zu lüften, muss der Boden des Georgsaals geöffnet werden. Schon in den Untersuchungen von Esser 1950 fand man Mauerreste im nordöstlichen Bereich neben dem Foyer. Die jetzigen Grabungen legten einen Mauerzug in den beiden südöstlichen Kellern frei, der in Gestalt und Mauertechnik demjenigen Fund im nördlichen Bereich der Kirche gleicht. Nun stellt sich die Frage, stand hier ein Gotteshaus vor der merowingisch-basilikalen Anlage? Oder lässt sich sogar die Keimzelle christlicher Verehrung, die bereits in der Römerzeit begann, hier, in St. Johannis, feststellen? Und wo befand sich der 1767 durch Brand zerstörte Paradiesgang, der Johanniskirche und Martinsdom verband? Um all diese Fragen beantworten zu können, muss nicht nur der Georgsaal in seiner östlichen Begrenzung untergraben werden, sondern auch in dem davor liegenden Höfchen, werden Grabungen erfolgen. Da allen Verantwortlichen bewusst ist, dass das Gemeindeleben zusammenbricht, wenn keine Versammlungsräume zur Verfügung stehen, können diese Forschungsarbeiten erst beginnen, wenn Ersatzräume in der Altstadt gefunden sind. Unser Pfarrer hat bereits Verbindung mit den Nachbargemeinden aufgenommen. Ute Ahrens Der 26. April ist ein wichtiger Termin für unsere Gemeinde. Alle Gemeindemitglieder sind aufgerufen, sich an der Wahl für einen neuen Kirchenvorstand zu beteiligen, der für die nächsten 6 Jahre unser Gemeindeleben zusammen mit dem Pfarrer gestalten wird. Für die Gemeinde ist es wichtig, durch eine hohe Wahlbeteiligung ihrem neuen Kirchenvorstand (KV) einen breiten Rückhalt zu geben. Der KV trägt die Verantwortung für das gesamte Gemeindeleben. Er ist das Leitungsorgan, das über geistliche, finanzielle und personelle Fragen entscheidet. Der KV hat die Aufgabe, das Gemeindeleben zu fördern und Menschen zusammenzuführen. Alle Wahlberechtigten erhalten eine offizielle Wahlbenachrichtigung. Der KV hat beschlossen, eine allgemeine Briefwahl durchzuführen, d.h. jedes Gemeindemitglied erhält per Post die Unterlagen für eine Briefwahl. Dieses Verfahren hat sich bei der letzten KV-Wahl bewährt, denn durch dieses Angebot konnte eine erheblich höhere Wahlbeteiligung erreicht werden. Der neue KV der St. Joahnniskirchengemeinde wird aus 9 gewählten Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern bestehen. Wir freuen uns sehr, dass sich 12 Personen aus unserer Gemeinde bereit erklärt haben, für das verantwortungsvolle Amt im KV zu kandidieren. Alle haben bei der Gemeindeversammlung bzw. in Ge- sprächen mit dem Benennungsausschuss deutlich gemacht, wie sehr sie an dem geistlichen und gemeindlichen Leben von St. Johannis interessiert sind und dass sie bereit sind, sich mit der jeder und jedem eigenen Kompetenz zu engagieren. Sie alle haben Talente, die für die zahlreichen unterschiedlichen Aufgaben in unserer Gemeinde wichtig und hilfreich sind. Hier stellen wir Ihnen die Kandidierenden vor. Wir haben sie gebeten, neben Alter und Beruf kurz spezifische Aspekte zu nennen, die für ihre Tätigkeit im KV wichtig sein können und um die sie sich im KV besonders bemühen wollen. Ihre allgemeinen Vorstellungen haben sie, wie oben gesagt, bereits überzeugend dargelegt. Wir wünschen uns allen eine gute Wahl mit einer hohen Beteiligung unserer Gemeindemitglieder! 6 | K i r c h e n vo rsta n d swa h l K i r c h e n vo rstan d s wah l Inke Ried-Neumann, M.A. Anna Elisa Zernecke Mir ist die Gemeinde wichtig. Ich habe mich getragen gefühlt in für mich schwierigen Zeiten. Da möchte ich in der gegenwärtigen Umbruchzeit der Gemeinde beistehen. Dr. Ortwin Schäfer Pfarrerin Opitz-Chen hat mir ans Herz gelegt, meine ganze Energie darauf zu verwenden, die Gemeinde zusammenzuhalten. Das will ich tun. Zwei Gründe lassen mich als Kirchenvorsteher von St. Johannis kandidieren. Einmal ist es mein Dank unserem Gott gegenüber. Zum anderen möchte ich meine langjährige Erfahrung als Kirchenvorsteher auch weiterhin zum Wohle unserer Gemeinde einsetzen. 7 Christine Krüger Mir liegt besonders die Bewahrung des Geistes von St. Johannis in einem geglückt sanierten Kirchenschiff am Herzen. Ich möchte unsere Konfirmanden und Konfirmandinnen im Blick behalten. Als Lehrerin an der Maria Ward-Schule kann ich mich weiterhin für eine gute Kooperation mit St.Johannis in vielfältiger Weise einsetzen und möchte auch die weitere Zusammenarbeit mit den Innenstadtgemeinden unterstützen. Dr. Karl Rudolphi Ilona Mende-Daum Ich kandidiere für den Kirchenvorstand von St. Johannis, hier habe ich meine geistliche Heimat gefunden. Meine geistliche Heimat ist eng mit dem Ort, der Kirche, und der lebendigen und selbstbewussten Kirchengemeinde verbunden. Damit dies auch in Zukunft so bleiben wird, dafür möchte ich mich mit meinem Engagement im Kirchenvorstand einsetzen. | Wie in den vergangenen fast 20 Jahren möchte ich sehr gerne - gerade in der schwierigen Zeit der Renovierung - der St. Johannisgemeinde im Kirchenvorstand nach besten Kräften dienen. Phong Hardy-Welke Ich kandidiere für die KV-Wahl der St. Johanniskirchengemeinde, weil ich versuchen möchte, auch die Gemeindemitglieder mit Migrationshintergrund zu vertreten. Dina te Kolstee Mein Bestreben ist, die Wünsche und Belange der Gemeinde im Kirchenvorstand einzubringen und in ihrem Sinn darauf hin zu wirken, dass uns die Kirche als Gotteshaus bald wieder zur Verfügung steht. Mein Bestreben ist auch, dass die Gemeinde in schwierigen Zeiten gut zusammenhält und sich bei allem von den richtigen Überlegungen leiten lässt. 8 | K i r c h e n vo rsta n d swa h l W e ltg e b e t stag | 9 Zum Weltgebetstag von den Bahamas Katharina Ober Martin-Paul Buchholz Als ich vor circa zwei Jahren nach Mainz gekommen bin, war ich sehr froh eine neue Gemeinde im Herzen der Stadt für mich zu finden. Diese Gemeinde möchte ich nach Kräften unterstützen, dass sie trotz der Herausforderungen der Renovierung selbstbewusst, lebendig und offen für alle bleibt. Erdmann Schott Ich habe mich von Anfang an sehr herzlich in die Gemeinde aufgenommen gefühlt. Das lag am Engagement vieler Menschen. Im Kirchenvorstand kann ich etwas zurückgeben. Seit etwa sieben Jahren gehöre ich der Johanniskantorei an, mit viel Freude am Singen, aber auch an der Gemeinschaft, die dadurch wächst. Karin Zimmermann Gerne möchte ich das Zusammenwirken mit anderen in der Gemeinde intensivieren. Wichtig ist mir auch, dass diese altehrwürdige Kirche nun bald so gestaltet wird, dass sie wieder als besonderer Ort des Gottesdienstes, der Kirchenmusik und der Begegnung dienen kann. Die ganzen Veränderungen, die auf uns als Gemeinde derzeit einströmen, bereichern die Gemeinde, fordern uns aber auch heraus. Ich möchte gerne weiter mitmachen auf dem Weg, den die Gemeinde geht, und wünsche mir, dass sie auch in Zukunft eine so offene Gemeinde bleiben wird. am 6. März 2015 Traumstrände, Korallenriffe, glasklares Wasser: das bieten die 700 Inseln der Bahamas. Sie machen den Inselstaat zwischen den USA, Kuba und Haiti zu einem touristischen Sehnsuchtsziel. Die Bahamas sind das reichste karibische Land und haben eine lebendige Vielfalt christlicher Konfessionen. Aber das Paradies hat mit Problemen zu kämpfen: extreme Abhängigkeit vom Ausland, Arbeitslosigkeit und erschreckend verbreitete häusliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder. Sonnen- und Schattenseiten ihrer Heimat – beides greifen Frauen der Bahamas in ihrem Gottesdienst zum Weltgebetstag 2015 auf. In dessen Zentrum steht die Lesung aus dem Johannesevangelium (13,1-17), in der Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. Hier wird für die Frauen der Bahamas Gottes Liebe erfahrbar, denn gerade in einem Alltag, der von Armut und Gewalt geprägt ist, braucht es tatkräftige Nächstenliebe auf den Spuren Jesu Christi. Rund um den Erdball gestalten Frauen am Freitag, den 6. März 2015, Gottesdienste zum Weltgebetstag. Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche sind dazu herzlich eingeladen. Alle erfahren beim Weltgebetstag von den Bahamas, wie wichtig es ist, Kirche immer wieder neu als lebendige und solidarische Gemeinschaft zu leben. Ein Zeichen dafür setzen die Gottesdienstkollekten, die Projekte für Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt unterstützen. Darunter ist auch eine Medienkampagne des Frauenrechtszentrums „Bahamas Crisis Center“ (BCC), die sexuelle Gewalt gegen Mädchen bekämpft. (Lisa Schürmann, Weltgebetstag der Frauen, Deutsches Komitee e.V.) Das Weltgebetstagsteam der Mainzer Innenstadtgemeinden lädt herzlich ein zum Gottesdienst am 6. März um 17 Uhr in der Paulusgemeinde, Moltkestraße 1 in Mainz. 10 | I n t e r v i e w Interview Dekan Andreas Klodt: „Fremde sind nicht von hier. Aber jetzt sind sie hier – Gott sei Dank!“ Flüchtlingshilfe und | 11 Kirchenpräsident Volker Jung lobt das Bürgerengagement für Flüchtlinge in unserer Kirche. Er betont aber auch, dass die Ehrenamtlichen geschult und ausgebildet werden müssen. Dekan Klodt: Das ist richtig: Die Ehrenamtlichen brauchen eine Anleitung und auch Schulung, sei es für eine Gesprächsführung, sei es bei seelsorgerischen Fragen. Ansprechpartner sind die betreuenden Institutionen für die Flüchtlingsunterkünfte, sie wissen auch am besten was konkret gebraucht wird. Engagement des Evangelischen Dekanats Mainz Interview mit Dekan Andreas Klodt Herr Dekan Klodt, nach einem Beschluss der Mainzer Dekanatssynode haben Sie ganz spontan im vergangenen Jahr einen Flüchtlingsfonds über 20.000 Euro im vergangenen Jahr eingerichtet. Wofür kann das Geld ausgegeben werden? Dekan Klodt: Der Flüchtlingsfonds steht Menschen, die aus ihrem Heimatland geflohen sind, für Deutschkurse und Rechtsberatung zur Verfügung. Wir haben einen Runden Tisch eingerichtet, um unbürokratisch und ohne zeitliche Befristungen helfen zu können. Die Dekanatssynode hat daraufhin entschieden, 10.000 Euro für Sprachkurse auszugeben und 10.000 Euro für Rechtshilfe in Asylfragen sowie für oftmals notwendige medizinische Gutachten. Uns ist es wichtig, den Flüchtlingen nicht nur zu einer Wohnung zu verhelfen, sondern sie auch bei ihren Alltagssorgen zu begleiten und zu unterstützen. Wird es einen solchen Fonds auch in diesem Jahr geben? Dekan Klodt: Die mit Kümmern Sie sich um alle Flüchtlinge oder gilt die „Nächstenliebe“ zuerst Flüchtlingen christlicher Religion? Dekan Klodt: Das Dekanat bemüht sich natürlich um alle, macht aber auch um Christen keinen „Bogen“. dem Fonds zur Verfügung stehenden Mittel werden ausgegeben und dann werden wir Bilanz ziehen und entscheiden, ob wir einen neuen Fonds auflegen. In der Presse war zu lesen, dass Sie auch eine Wohnung in Mainz-Gonsenheim kaufen wollen, um sie Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Dekan Klodt: Ja, nach einem Beschluss der Mainzer Dekanatssynode im Frühjahr hat das Dekanat eine Drei-Zimmer-Wohnung in Mainz-Gonsenheim angekauft. Darin wurde nun eine Flüchtlingsfamilie aus Ägypten, koptische Christen, untergebracht. Was haben Sie seitens des Mainzer Dekanats noch zur Unterstützung der Flüchtlinge unternommen? Dekan Klodt: Wir sind beispielsweise auch Mitgesellschafter in der ökumenischen Flüchtlingshilfe, die ebenfalls Wohnungen, über die ganze Stadt verteilt, an Flüchtlinge vermieten. Dahinter steht die Idee, die Flüchtlinge nicht zu „kasernie- ren“, sondern sie dezentral unterzubringen und so die rasche Integration zu fördern. Zugleich engagieren sich die Mainzer Kirchengemeinden auch quartiersbezogen. So kümmert sich die Evangelische Gemeinde in Gonsenheim um die vierköpfige Familie aus Ägypten. Oder sie kooperieren mit den katholischen Gemeinden wie in Bretzenheim und Marienborn, um Flüchtlingsunterkünfte gemeinsam zu begleiten. Die Gemeinde in Weisenau ermuntert wiederum ihre ehrenamtlichen Helfer, sich direkt im Stadtteil zu engagieren. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch die Flüchtlingspolitik der Stadt Mainz loben, die ebenso „unaufgeregt“, mit allen Partnern und mit Blick auf das Ganze an die Lösung der Probleme herangeht. Eine letzte Frage: Wie stehen Sie zum Thema „Kirchenasyl“? Zwingt die moralische Verpflichtung in besonderen Situationen zum „staatlichen Ungehorsam“? Dekan Klodt: Die Kirche ist ein besonderer Ort. Das macht sie zu einem Schutzraum, vor dem alle Respekt haben und der zu einer „Auszeit“ bei Entscheidungen zwingt. Der Kirchenraum als „heiliger Ort“ ist in der christlichen Tradition verankert und zwingt staatliche Entscheider nachzudenken. Insofern ist das Thema „Kirchenasyl“ keine Frage von Rechtsbruch, denn natürlich kann sie einem Schutzsuchenden letztlich keinen Rechtsschutz bieten, sondern nur eine „Atempause“. Das Interview führte Ilona Mende-Daum 12 | Lu t h e r d e k a d e F lü c h t l i n gs h i lf e N i g e r i a Lutherdekade – Themenjahr 2015 Bild und Bibel Volker Truschel In Wittenberg wird 2015 ein Mann geehrt, der mit der Reformation und den Reformatoren in besonderer Weise verbunden ist. Es handelt sich um den Maler Lucas Cranach den Jüngeren, der endlich einmal aus dem Schatten seines berühmten Vaters heraustreten darf und im kommenden Jahr eine adäquate Würdigung erhalten soll. Hierzu gibt es eine Sonderausstellung in Wittenberg, Wörlitz und Dessau vom 26. Juni bis 1. November 2015. Besonders empfehlen möchte ich Ihnen nach Wittenberg zu fahren und dort die wunderschön restaurierte Malerwerkstatt der Cranachs zu besichtigen. Lucas Cranach war neben seiner künstlerischen Tätigkeit Ratsherr, Stadtkämmerer und Bürgermeister in Wittenberg. Neben den Exponaten der Ausstellung sollte auch der berühmte Reformationsaltar in der Stadtkirche auf dem Programm stehen. Sehenswert, das Tryptichon mit den drei Sakramenten, Tau- fe, Abendmahl und Beichte. Beim Taufbild handelt es sich um ein allegorisches Bild. Die Reformation wird symbolisch aus der Taufe gehoben. Es ist nicht Luther, der das Kind auf seinen Armen hält, wie man meinen könnte, es handelt sich um Philipp Melanchthon. Schließlich hatte er den reformatorischen Durchbruch mit seiner „Confessio“ in Augsburg erreicht. Im Beichtstuhl wird der damalige Pfarrer Johannes Bugenhagen abgebildet. Bild und Bibel ist und bleibt ein spannendes Thema. Angefangen bei den mittelalterlichen Malereien in den Kirchen, der so genannten „biblia pauperum“, der Bibel der Armen, für alle Gläubigen, die nicht lesen und schreiben konnten, bis hin zur „modernen“ und „postmodernen“ Kunst. Wir brauchen gute Künstlerinnen und Künstler, die uns helfen, die Bibel besser verstehen zu lernen und somit eigene Zugänge zu unserem Glauben zu finden. Gerade im digitalen Zeitalter von Computerbibel, Apps und Smartphones konstatiert der Generaldirektor der Deutschen Bibelgesellschaft: „Europäische Kunst ist ohne Bibel nicht zu verstehen!“ Also auch der umgekehrte Weg von der Bibel zum Bild ist ein Weg. Ich wünsche allen viel Freude und gute Erfahrungen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Witwenprojekt | 13 Renate Ellmenreich, Pfarrerin in Nigeria Im Nordosten Nigerias wütet seit Jahren die Terroristentruppe „Boko Haram“. Dieser Name bedeutet soviel wie: Bildung ist Sünde – und entsprechend sieht ihr Programm aus. Alle Schulen in einem Gebiet so groß wie Hessen und Rheinlandpfalz zusammen und fast alle Kirchen sind zerstört, viele Lehrer und Pfarrer ermordet worden. 15 000 Zivilisten sind in den letzten fünf Jahren umgekommen, die meisten von ihnen Männer. Frauen und Kinder werden entführt und missbraucht. Frauen die fliehen konnten sammeln sich in Maiduguri, der Hauptstadt des Nordostens, die noch vom Militär gehalten wird. Dort haben sie einen Verein gegründet, um ihr Überleben und das der vielen Waisen zu organisieren. Als Protest und Widerstand gegen das Programm von „Boko Haram“ haben sie Schulen improvisiert und unterrichten die Kinder, so gut es geht. In Mainz haben acht Pfarrerinnen einen Verein gegründet, „Widows Care e.V,“ um die Witwen in Maiduguri zu unterstützen. Nähere Informationen zur Situation dort gibt es bei der Pfarrerin der Paulusgemeinde, Renate Ellmenreich, die selbst im Nordosten Nigerias fünf Jahre gearbeitet hat. (Konto: Renate Ellmenreich, IBAN DE43 5206 0410 0104 9488 66, Stichwort: Widows Care) Das nächste ökumenische Gebet für verfolgte Christen im Irak und Syrien ist am Samstag, 7. März um 18 Uhr in der Christuskirche Mainz. 14 | F e stg ot t e s d i e n st e F e stg ot t e s d i e n st e Gottesdienste Ostern, Pfingsten und die Karwoche St. Johannis Gründonnerstag, 2.4.2015 18 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl im Georgsaal Pfarrer Volker Truschel Karfreitag, 3.4.2015 11 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl in der Maria-Ward-Kapelle Pfarrer Volker Truschel 15 Uhr Andacht zur Todesstunde Jesu im Georgsaal Pfarrer Volker Truschel Ostersonntag, 5.4.2015 6 Uhr Ostermorgenfeier in der Josefskapelle, anschließend Osterfrühstück im Georgsaal Pfarrer Volker Truschel 11 Uhr Festgottesdienst mit Abendmahl in der Maria-Ward-Kapelle Dekan Andreas Klodt Josefskapelle Karfreitag, 3.4.2015 10 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl Pfarrerin Brettschneider-Müller Ostersonntag, 5.4.2015 10 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl Pfarrerin Brettschneider-Müller Pfingstmontag, 25.5.2015 10 Uhr Festgottesdienst mit Abendmahl zur Jubiläumskonfirmation Pfarrerin Brettschneider-Müller Mundus-Seniorenresidenz Ostermontag, 6.4.2015 Karfreitag, 3.4.2015 11 Uhr 10.30 Uhr Gottesdienst Pfarrerin i.R. Annemarie Schäfer Festgottesdienst im Georgsaal Pfarrer Volker Truschel Pfingstsonntag, 24.5.2015 11 Uhr Festgottesdienst mit Abendmahl in der Maria-Ward-Kapelle Pfarrer Volker Truschel Pfingstmontag, 25.5.2015 11 Uhr Festgottesdienst mit Abendmahl zur Jubiläumskonfirmation in der Maria-Ward-Kapelle Pfarrer Volker Truschel | 15 16 | K i r c h e n m us i k Ansprechende Worte Orgelkonzerte und Kammermusik | 17 Diese Worte sprechen mich an. Einsenderin: Annemarie Schäfer, Pfarrerin i.R. zur Passionszeit Kirchenmusik am Sonntagabend in der Christuskirche Mainz. An fünf Sonntagen in der Passionszeit lädt die Christuskirchengemeinde zu Kirchenkonzerten am Sonntagabend ein. Das Programm dauert jeweils eine gute Stunde, der Eintritt ist frei. Sonntag, 1. März 2015, 18 Uhr Orgelkonzert mit Hans-Joachim Bartsch, Mainz Werke von Buxtehude, Böhm, Bach, Mendelssohn Bartholdy, Boëly und Gade. Sonntag, 8. März 2015, 18 Uhr Orgelkonzert mit Johannes Lang, Freiburg 1. Preisträger des XVIII. Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbes Leipzig 2012 Werke von Buxtehude, Bach, Brahms und Improvisationen. Sonntag, 15. März 2015, 19 (!) Uhr Amonta-Quartett, Mainz Martin Eutebach (Violine), Wolfgang Hertel (Violine), Leonie Hartmann (Viola), Traudl Herrmann (Violoncello) Streichquartette von Mozart, Puccini und Verdi. Sonntag, 22. März 2015, 18 Uhr Orgelkonzert mit Joachim Dorfmüller, Wuppertal Werke von Johann Sebastian und C.P. Emanuel Bach, Lindeman und Grieg. Sonntag, 29. März 2015, 18 Uhr Orgelkonzert mit Volker Ellenberger, Mainz Benefizkonzert für die neue Orgel in St. Johannis. Marcel Dupré, Kreuzweg „Ihr suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist es, die von mir zeuget; (V40: aber doch wollt ihr nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.)„ Joh 5,39 Vor 60 Jahren wurde mir von meinem Konfirmator dieses Wort Jesu als Lebensbegleitung auf den Weg gegeben. Damals wussten weder mein Konfirmator noch ich, dass ich einmal Theologie studieren würde. Aber dieses Wort hat mich ein Leben lang begleitet, oft als Mahnung, aber auch als Trost und dazu ermutigt, immer wieder die Bibel zu lesen und zu fragen, was sie mir „heute“ zu antworten hat auf meine Fragen und Probleme. Bei dem „ewigen Leben“ geht es ja nicht um eine unbestimmte Zukunft, sondern um das Heute unter Gottes Augen, dort, wo wir versuchen, bei unserem Handeln nach seinem Willen zu fragen, wie es Martin Niemöller, unser 1. Kirchenpräsident von Hessen und Nassau, unter dem ich noch mein 1. theologisches Examen abgelegt habe, formulierte: „Was würde Jesus dazu sagen?“ Dass Gottes Wille unserem Denken und Wollen oft quer läuft, aber andererseits auch auf unseren krummen Wegen gerade schreiben und uns zu seinem Ziel führen kann, habe ich oft erfahren dürfen genau so wie die Verheissung, dass Gott sich von den Suchenden finden lassen will. Wenn Ihnen auch Worte oder Sätze begegnen, die Sie ansprechen: Schreiben Sie uns! An dieser Stelle im Gemeindebrief veröffentlichen wir solche »ansprechenden« Sätze. 18 | Ko n f i r m a n d e n J u b i l äu m sko n f i r mat i o n | 19 Unsere Konfirmanden Die Konfirmanden unserer Gemeinde wurden gemeinsam mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden der Christuskirche unterrichtet. Zum Vorstellungsgottesdienst und zur Konfirmation sind alle Gemeindemitglieder herzlich eingeladen. 2015 Konfirmation am Sonntag, 17. Mai 2015 um 10 Uhr in der Christuskirche Vorstellungsgottesdienst am Sonntag, 3. Mai 2015 um 10 Uhr in der Christuskirche. Von links nach rechts: Leon Faedrich, Max Ringhoffer, Jakob Nanke, Philipp Basten. Wir laden herzlich ein zu den Jubiläumskonfirmationen am Pfingstmontag, 25.5.2015 in der Maria-Ward-Kapelle Wie in jedem Jahr feiern wir an Pfingstmontag wieder einen festlichen Abendmahlsgottesdienst zusammen mit allen, die ein Konfirmationsjubiläum begehen möchten. Wir bitten daher alle, die es betrifft, mit der Pfarramtssekretärin Frau Silvia Faber Kontakt aufzunehmen zu den üblichen Öffnungszeiten. Goldene Konfirmation Jahrgang 1951/1952 Diamantene Konfirmation Jahrgang 1941/1942 Eiserne Konfirmation Jahrgang 1936/1937 Gnadenkonfirmation Jahrgang 1931/1932 Kronjuwelen Konfirmation Jahrgang 1926/1927 Eichene Konfirmation Jahrgang 1921/1922 Engelskonfirmation Jahrgang 1916/1917 20 | C i t y k i r c h e C i t yk i r c h e Die neue Stadtkirchenarbeit Gregor Ziorkewicz Liebe Leserinnen und Leser, seit Januar 2015 bin ich Pfarrer für Stadtkirchenarbeit an der St. Johanniskirche. Dies ist eine neu geschaffene Stelle des Evangelischen Dekanats hier in Mainz, hier an der St. Johanniskirche, dem „Aldedum“, dem Alten Dom. Ich freue mich sehr, dass das Dekanat mich mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe betraut hat. Es ist eine große Herausforderung inmitten der Landeshauptstadt Mainz evangelische Kirche in der Stadt mitzugestalten. Dank der Entdeckungen und Ausgrabungen besteht hier doch eine einzigartige Chance aber auch die große Verantwortung, St. Johannis in Zukunft eine Form zu geben, die zeitgemäß aber dennoch zeitlos sein soll. Eine Aufgabe, die in St. Johannis im wahrsten Sinne des Wortes Tradition hat. Immer wieder wurde die Kirche um- und ausgebaut. Immer wieder neu haben die Menschen, die für diese Kirche Verantwortung getragen haben und tragen, darum gerungen, welche Funktion Kirche mitten in der Stadt haben soll. Immer wieder stellten sie sich die Frage neu, wie ist eine Kirche zu bauen, die der Ehre Gottes und dem Seelenfrieden der Menschen dient. Wie muss unsere Kirche gestaltet sein, dass sie für Gottesdienste und Andachten „funktioniert“. Und die Liste der Antworten an St. Johannis ist lang. Immer wieder neu, das zeigen die Auf- und Umbauten der St. Johanniskirche nun sehr deutlich, haben die Bauherren ihre Vision und Symbol des Himmlischen Jerusalems gebaut und gestaltet. Als erdverbundene schützende romanische Burg, in der Könige gekrönt wurden, als lichtdurchflutete, himmelswärtsweisende leuchtender Gottes- tempel der Gotik, als lebensfrohes barockes Bilderbuch, als strenger Gottestempel der Reformation, in dem nur allein das Wort Gottes und dessen Geist wirken soll, als Jugendstilkirche mit einem alles überragenden Himmelszelt, und schließlich aufgrund der Zerstörungen des II. Weltkrieges als einfacher bewusst schlicht gehaltener weißer Gottesdienstsaal. Die aktuelle Situation an St. Johannis und die erfreulichen überragenden Erkenntnisse, die die Fachleute ans Tageslicht gebracht haben, ist eine große Chance, sich in diese seit Jahrhunderten stattfindende Debatte einzuklinken und gemeinsam an einem Konzept für die St. Johanniskirche zu arbeiten. Gemeinsam Kirche zu gestalten, die den unterschiedlichen Formen des Gemeindelebens Rechnung trägt, aber auch der Tatsache, dass die St. Johanniskirche „evangelische Botschafterin“ mitten in der Stadt ist, in Nachbarschaft zum Dom, an den Hauptlinien der Stadt und ihrer Menschen. Keine einfache Aufgabe. Aber eine lohnende. Der hohe Zuspruch und das große Interesse bei der Nacht der offenen Kirche und dem Tag des Denkmals im vergangenen Jahr zeigen, wie gespannt die Mainzerinnen und Mainzer und die Menschen der Region sind, etwas über die Geschichte und Geschichten dieser Kirche zu erfahren. In den ersten Wochen und Monaten habe ich und werde ich eine Vielzahl von Gesprächen mit Vertretern des Dekanats, der Gemeinde, der Stadt und der Landeskirche führen. Natürlich bin ich auch bei den Besprechungen der Forscherinnen und Forscher rund um die St. Johanniskirche beteiligt. Nun soll es für mich daran gehen, die Menschen in der Stadt und der Region auf diesen Schatz aufmerksam zu machen, ihnen die Möglichkeit geben, sich über den aktuellen Stand der Dinge an St. Johannis zu informieren, die herausragende Bedeutung als die wohl die älteste erhaltene Kirche in Mainz ihnen nahe zu bringen. Hier arbeite ich zur Zeit an einem Internetauftritt. Darüber hinaus erarbeite ich eine Konzeption für Führungen und Begehungen der Kirche, die neben der Darstellung ausgewählter Funde auch die jeweils theologisch-geistliche Dimension der Bauepoche(n) zur Geltung und ins Gespräch bringt. Die Baustellensituation ist hierin eine Chance. Die aktuelle Situation | 21 von St. Johannis zeigt uns: als Kirche sind wir ständig in Veränderung, im Wandel, in einer ReFORMation. Es ist gut reformatorisch, diesem Wandel Raum, Zeit und Geist zu geben. Ein theologischer Studientag zu St. Johannis, an dessen Vorbereitung ich mitwirke, ist ein weiterer Baustein in dieser Diskussion. Ich bin darauf sehr gespannt. Mit einer umfassenden und abgestimmten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit möchte ich dazu beitragen, dass sich viele Menschen für die neue St. Johanniskirche begeistern, damit sie sich geistlich zu Hause fühlen, dass sie gerne einkehren und gestärkt „ fröhlich ihrer Straße ziehen“, wie es in der Apostelgeschichte 8,39. heißt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen in Mainz, auf die vielen Begegnungen mit Menschen, die die St. Johanniskirche (neu) entdecken, denn: „ wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. Apg, 4. 20. Pfarrer Gregor Ziorkewicz ist Jahrgang 1961, geboren in Frankfurt am Main. Lebt seit 1997 in Oppenheim in Rheinhessen. Verheiratet. Studium der Evangelischen Theologie in Frankfurt am Main, Montpellier, Frankreich und Hamburg. Vikariat an der Lutherkirche in Wiesbaden. Pfarrer in Nierstein und Mainz-Laubenheim. In den letzten 15 Jahren war er Beauftragter für evangelische Öffentlichkeitsarbeit im Propsteibereich Rheinhessen mit Schwerpunkt für die Dekanate Mainz und Oppenheim. Referent für Externe Kommunikation und Veranstaltungen in der Landesgeschäftsstelle der Diakonie Hessen in Frankfurt am Main. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer ist Ziorkewicz Mitglied im Beirat für Stadtkirchenarbeit des Dekanats Oppenheim, Mitglied im Arbeitskreis „Offene Kirche der EKHN“, ist Reiseleiter bei Biblische Reisen, Stuttgart, mit Reiseschwerpunkt Frankreich. Foto: Teresa Klingelhöfer 22 | Na c h ruf u n d F i l m B e n e f i z ko n z e rt | 23 Vorschau auf wunderbare Musikereignisse Volker Ellenberger, Dekanatsmusiker Nachruf Stephan Müller-Kracht, langjähriger Pfarrer in Mainz-Mombach und stellvertretender Dekan, starb nach schwerer Krankheit am vergangenen Samstag im Alter von 56 Jahren. Pfarrer Stephan Müller-Kracht wurde 1958 in Bad Marienburg/Westerwald geboren und absolvierte sein Theologiestudium in Frankfurt/M. und Freiburg. Nach dem Vikariat in Kriftel trat er seine erste Pfarrstelle in der Paulusgemeinde Mainz an. 1992 wechselte er zur Evangelischen Kirchengemeinde Mainz-Mombach, wo er 22 Jahre lang als engagierter Pfarrer und Seelsorger wirkte. Seit 2005 hatte Müller-Kracht auch das Amt des stellvertretenden Dekans im Evangelischen Dekanat Mainz inne. 2009/2010 übernahm er kommissarisch das Amt des Dekans. Als Mitglied im Dekanatssynodalvorstand lagen seine Arbeitsschwerpunkte in der Altenseelsorge, Erwachsenen- und Familienbildung sowie bei den Evangelischen Kindertagesstätten. Pfarrer Müller-Kracht ist auch vielen Mitgliedern der St.Johannisgemeinde bekannt. So war er immer Besucher der Johanniskirche in der Nacht der offenen Kirchen,er war auch zeitweise mit den Planungen zum Anbau der kirchlichen Kommunikationsstelle betraut. Die St. Johanniskirchengemeinde wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Wer denkt bei dem Namen Johann Sebastian Bach nicht an dessen unvergleichliche Passionsvertonungen nach Matthäus oder Johannes oder an das Weihnachtsoratorium, das alle Jahre wieder aufgeführt werden muss. Sie alle gehören mittlerweile zum Standardrepertoire größerer Chöre. Leviathan Regie: Andrej Zvjagincev Drehbuch: Oleg Negin, Andrej Zvagincev Musik: Philip Glass Russland 2014 Film des Monats März 2015 Der Automechaniker Kolja lebt mit seiner Frau und seinem Sohn aus erster Ehe im Norden Russlands, an der Küste der Barentssee. Schon seit Jahren liegt er mit dem Lokalpolitiker Vadim im Rechtsstreit: Vadim möchte mit allen Mitteln das Grundstück in die Hände bekommen, auf dem Koljas Holzhaus steht. Kolja hält mit seinem Freund, dem Moskauer Anwalt Dimitrij, dagegen. Aus diesem Konflikt entfaltet Andrej Zvjagincevs Film ein detailreiches und düsteres Porträt der russischen Gesellschaft. Er zeichnet das schonunglose Bild eines Landes, das in einem Zirkel von Aggression und Depression gefangen ist. In dieser Welt sucht die Jugend Zuflucht in einer Kirchenruine, während sich zugleich Politik und orthodoxe Kirche zum gegenseitigen Vorteil verbündet haben. Nur wenige kennen aber sein Osteroratorium, das erstmals 1725 in Leipzig aufgeführt wurde. Dieses selten gespielte und gesungene Werk steht in nichts den sechs Kantaten zum Weihnachtsfest (Weihnachtsoratorium) nach: Barocke Festlichkeit durch ein opulent besetztes Orchester, Inszenierung des österlichen Geschehens durch madrigaleske Dichtung, klangschöne Chöre sowie ausdrucksstarke Arien sind nur einige Kennzeichen dieses Werkes. Dietrich Buxtehude, einer der „Organistenmacher Deutschlands“ sowie überaus fruchtbarer Komponist an St. Marien Lübeck, zu dem auch Bach reiste, um „da- selbst einiges in seiner Kunst zu begreifen“, war das Schicksal wenig gnädig. Als letzter und bedeutendster Repräsentant des norddeutschen Barock geriet Buxtehude nach seinem Tod schnell in Vergessenheit. Erst im Zuge der Bach-Renaissance im 19. Jahrhundert widmete man sich auch diesem Komponisten. Die Attitüde des „NochNicht Vollkommenen“ (Buxtehude als „Vorläufer“ des großen Bach)ist in Unkenntnis seines umfangreichen Werkes zu einem Markenzeichen geworden. Erst durch eine gegen Ende des 20. Jahrhunderts eingeleitete musikwissenschaftlich ernsthafte und vorurteilsfreie Beschäftigung wurde Buxtehude als eine eigenständige Musik- 24 | B e n e f i z ko n z e r t größe erkannt. Unter seinem Kantatenwerk sticht die Osterkantate „Heut triumphieret Gottes Sohn“ durch ihre große Besetzung und durch ihren Umfang hervor. Ein viel zu selten aufgeführtes Werk, das verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden. Beide Werke werden am Sonntag, 26. April um 20 Uhr in der Quintinskirche aufgeführt. Herzliche Einladung! Das 20. Jahrhundert galt als das Zeitalter der Entdeckung von Heinrich Schütz. Sein Werk wurde zum Maßstab junger Komponisten der „erneuerten Kirchenmusik“ (Pepping, Distler etc.)propagiert. Mit der Zeit wurde es still um den Komponisten, der einstmals zum Bannerträger der evangelischen Kirchenmusik deklariert wurde. Nur selten finden sich bedeutende Kompositionen des Dresdner Hofkomponisten auf den Konzertprogrammen, aus dem gottesdienstlichen Repertoire scheint er gänzlich verbannt worden zu sein (bis auf kleinere Werke). Bu c h Dabei gibt es noch heute viel zu entdecken: Z. B. sein „Der Schwanengesang“, eine Psalmenvertonung von Psalm 119, Psalm 100 und das deutschen Magnificat. Kurz vor seinem Tod entstanden, erweist sich Schütz in seinem „Schwanengesang“ noch einmal als ein unvergleichlicher Meister der Chorkomposition. Schütz, der selbst italienische musikalische Neuerungen importierte und stets wie sein großes Vorbild Claudio Monteverdi neue Stile mit dem bewährten Alten zu verbinden wusste, entschied sich bewusst für einen schon damals als veraltet empfundenen Stil für seinen „Schwanengesang“. Noch einmal erweist sich Schütz als unübertroffener Meister klangopulenter Chormusik, die im Dienst der Wortausdeutung steht. Bearbeitet für ein Orchester mit Renaissance-Instrumenten sowie für Solisten und Chöre erklingt dieses in Mainz noch nicht aufgeführte Werk am Sonntag, 8. November um 20 Uhr in der Quintinskirche. Herzliche Einladung! | 25 Wegbereiter der Gewissensfreiheit: Jan Hus (1369-1415) Ute Ahrens Die Bibel sei „ganz wahr und hinreichend zur Seligkeit des Menschengeschlechts“, sie stehe über der Autorität der Kirche. Und jeder solle in der Lage sein, die Heilige Schrift in seiner Muttersprache zu lesen. Wir meinen, Luther zu hören; aber diese reformatorischen Gedanken wurden schon 100 Jahre vor ihm von Jan Hus vertreten. Mit Vehemenz berief er sich auf die Aussagen der Schrift und forderte die Geistlichkeit auf, Prunk und Käuflichkeit aufzugeben. Diese Ideen hatte er in den Schriften des englischen Reformators John Wyclif gefunden und verbreitete sie nun in seiner Heimat Böhmen. Hier fand er eine große Anhängerschaft, auch wegen seiner leidenschaftlichen Predigten und Schriften in der Muttersprache. Aber auch die Gegnerschaft war groß, besonders im Klerus, der um seine Privilegien fürchtete. Vor 600 Jahren geschah dann das Schreckliche. Jan Hus wurde zum Konzil nach Konstanz geladen, wo sich die Geistlichkeit von ganz Europa versammelt hatte, um Wege zur Einheit der Kirche zu finden. Hus war voller Zuversicht, dort nach allen Regeln der theologischen Disputation seine Lehren verteidigen und durchsetzen zu können, zumal ihm vom König freies Geleit versprochen war. Aber schon bald wurde deutlich, dass die Kardinäle und Bischöfe in Konstanz ihn als verdammungswürdigen Ketzer ansahen.Da Hus unbeirrt und unbeugsam seine Lehren vertrat, sich nur auf sein Gewissen berufend, wurde er verurteilt und 1415 grausam mit dem Feuertod bestraft. Bis heute ist das Urteil nicht von der katholischen Kirche aufgehoben worden. Ob das unter Papst Franziskus gelingen wird? Wie sahen das Leben, die Werke, die Lehre und das religiöse Umfeld des großen Reformators Jan Hus genauer aus? Was geschah nach seinem Feuertod? Umfassend und kenntnisreich wird das Leben von Jan Hus, eingebettet in den gesamten historischen Kontext, von Richard Friedenthal in Jan Hus – Der Ketzer und das Jahrhundert der Religionskriege dargestellt ebenso wie die Nachwirkungen insbesondere in Böhmen. Näheres über das Konstanzer Konzil mit wunderbaren Bildern aus der zeitgenössischen Richental-Chronik enthält das Heft Damals (2/2014). Die reformatorischen Aspekte und die Geschichte der Hussiten in Böhmen stehen im Vordergrund des Heftes Jan Hus – Die Wahrheit siegt von Uwe Hauser. Es ist ursprünglich als Materialienheft für den Unterricht konzipiert, eignet sich aber für jeden Interessierten. Richard Friedenthal: Der Ketzer und das Jahrhundert der Revolutionskriege, Serie Piper Damals – Das Magazin für Geschichte, Ausgabe 2/2014 Uwe Hauser: Jan Hus – Die Wahrheit siegt, Verlag 89, 2013 26 | u n t e r u n s k i r c h e n m us i k Trauer Gottesdienste und Gebete Anna Elisabeth Sengutta Ilse Gerdrut Zimmermann Ursula Johanna Göbel Emmy Elisabeth Berthes Karl Naumann Margareta Kühnert (während der Innenrenovierung im Georgsaal) Zum Titelbild: Die Passionsblume Die meisten der über 530 PassionsblumenArten stammen aus Süd-, Mittel- und Nordamerika. Ungefähr 25 Arten kommen in Australien, Asien, Madagaskar und eine auf den Galapagos-Inseln vor. Christliche Einwanderer erkannten in den Blüten Symbole der Passion Christi. Dabei symbolisieren die zehn Blütenblätter die Apostel ohne Judas und Petrus, die Nebenkrone (violett-weiß) die Dornenkrone, die fünf Staubblätter (gelb, pentagon-ähnlich) die Wunden und die drei Griffel (rotbräunlich, oben) die Kreuznägel. Die Sprossranken sollen auch die Geißeln symbolisieren. Entsprechend der Name Passiflora incarnata, lat. die Fleischgewordene (wie Christus incarnatus). Im Laufe der Zeit deuteten die Christen auch andere Pflanzenteile als religiöse Symbole. (Quelle: Wikipedia) Hauptgottesdienst in St. Johannis Sonntag, 11 Uhr, Hl. Abendmahl an jedem 3. Sonntag im Monat Gebet für den Einzelnen, die Gemeinde und die Welt, Dienstag 19.00 Uhr Ökumenisches Gebet (Taizé) Mittwoch, 19.30 Uhr (im OG Gemeindehaus) Wochenschluss-Andacht mit Abendmahl, Freitag, 19 Uhr Bibelkreis, jeden 2. Montag im Monat, 18 Uhr im Georgsaal (Kontakt: Gerdi von Bauer, Telefon 473783) Besuchsdienstkreis, Termine werden angekündigt, bei Interesse an Teilnahme bitte melden bei Pfarrerin BretschneiderMüller (Seelsorgerin im Mainzer Altenheim), Telefon 06132-716918 Gottesdienste in der Josefskapelle im Mainzer Altenheim Evangelischer Gottesdienst an jedem 1. und 3. Sonntag des Monats und an Kirchlichen Feiertagen. Samstagsgottesdienste nur noch in Ausnahmefällen Gottesdienst im Bruder-Konrad-Stift jeden 2. Dienstag im Monat um 15 Uhr 27 Musik in der Josefskapelle im Mainzer Altenheim Regelmäßig jeden 1. Samstag im Monat, 11.30 bis 12 Uhr Cembalo- und Orgelmusik mit Volker Ellenberger (außer in den Schulferien) Frühjahrskonzert in St. Quintin Sonntag, 26. April 2015 um 20 Uhr Johann Sebastian Bach: Osteroratorium Dietrich Buxtehude: Kantate „Heut triumphiert Gottes Sohn“ Eintritt frei Musik zur Passionszeit in der Christuskirche Mainz Sonntag, 1. März, 8. März, 15. März, 22. März und 29. März An fünf Sonntagen in der Passionszeit lädt die Christuskirchengemeinde zu Kirchenkonzerten am Sonntagabend ein. Das Programm dauert jeweils eine gute Stunde. Der Eintritt ist frei. Gottesdienste in der Mundus-Seniorenresidenz jeweils am letzten Freitag im Monat um 10.30 Uhr | Orgelkonzert mit Volker Ellenberger Sonntag, 29. März 2015 um 18 Uhr Marcel Dupré: Le Chemin de la Croix (Der Kreuzweg) Orgelkonzert mit Volker Ellenberger, Mainz. Benefizkonzert für die neue Orgel in St. Johannis. Weitere Erläuterungen und Informationen zur Kirchenmusik lesen Sie bitte auch auf den Seiten 15 und 23. G e m e i n de bri e f Der evangelischen St. Johanniskirchengemeinde Evangelische St. Johanniskirchengemeinde Bischofsplatz 10 55116 Mainz www.johannis-mainz.de Pfarrer Volker Truschel Telefon 01523-4173223 [email protected] Mainzer Altenheim Pfarrerin Silke Bretschneider-Müller Telefon 0 61 32 / 71 69 18 [email protected] Kantor und Organist Volker Ellenberger Telefon 0 61 31 / 96 00 428 [email protected] Hausmeister Wolfgang Schramm Mobil 01523-4173235 Dienstzeit: Mo-Sa von 8 bis 11 Uhr Gemeindebüro Silvia Faber Telefon 0 61 31 / 23 42 27 Fax 0 61 31 / 9 72 74 52 [email protected] Öffnungszeiten: Mittwoch von 11 bis 14 Uhr, Freitag von 9 bis 12 Uhr Kirchenvorstand Vorsitzender: Volker Truschel, Pfarrer Stellvertretende Vorsitzende: Inke Ried-Neumann, M.A. Spendenkonto Mainzer Volksbank e. G. IBAN DE20 5519 0000 0500 235 056 Impressum Redaktion: Pfarrer Volker Truschel, Pfarrerin Bettina Klünemann (bis 31.1.2015), Dr. Helga Mosler, Ute Ahrens, Ilona Mende-Daum Gestaltung: Angela Sabo, www.herzwerk-gestaltung.de Titelbild: Die Passionsblume, Quelle: Wikipedia, Wissenswertes zur Passionsblume auf Seite 26 Druck: Kirchendruckerei Reintjes Graphischer Betrieb Kleve Auflage: 2.200 Stück
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