Sterneküche vs. Suppenküche Trümmerfeld Münster

~
04 | 15
¤ 1,60
Das Straßen
und das Münsterland
magazin für Münster
in-draussen.de
| www.strassenmagaz
e
h
c
ü
k
n
e
p
p
u
S
.
s
v
e
h
c
Sternekü
ing
lk
a
t
S
|
r
e
t
s
n
ü
M
ld
fe
r
Trümme
1
Editorial
Ihr ~ - Verkäufer hat die Nummer:
Liebe Leserinnen
und Leser,
entlang der Promenade fallen sie mir ins Auge: Büschel von
Schneeglöckchen, am Weg und auf Wiesen hinter den Häusern.
Dicht stehende, weiße Frühlingsboten. Knospen von Osterglocken lassen an verschiedenen Stellen ahnen, dass auch sie
sich in Kürze ins Farbenspiel mischen werden. Frühling löst die
winterliche Kargheit entlaubter Bäume ab. Frühling – Ostern
– neues Leben: Dieser Dreiklang gehört in unseren Breitengraden zusammen. Ostern: Mehr als ein Feiertag, der Schule und
Arbeitsrhythmus unterbricht, mehr als die Farbtupfer bunter Eier
und freundlich blickender Osterhasen. Ich ahne, es ist ein Fest,
das über diesen Tag hinaus seine „Dennoch-Kraft“ entfaltet, für
das Leben einsteht und sich keinem geringeren entgegenstellt
als dem Tod. Ich entdecke diese Kraft an Orten, wo sich Menschen
täglich, meist unspektakulär und selbstverständlich, für das
Leben einsetzen. Für die schwangere Frau zum Beispiel, die im
Haus der Wohnungslosen ankommt und begleitet wird. Wo für
die Geburt Sorge getragen wird und den Weg danach. Ich sehe
diese Kraft an vielen „Osterorten“, auf die ganze Stadt verteilt,
wo sich Bürgerinnen und Bürger bereitfinden, ankommenden
2
Flüchtlingen zur Seite zu stehen und sie zu unterstützen bei der
Bewältigung ihres Alltags in fremder Umgebung. Sie begegnet
mir in der Sprechstunde der Malteser, die Menschen ohne Krankenversicherung behandelt, um des Lebens willen. Eine Karte
solcher „Osterorte“ würde von dieser „Dennoch-Kraft“ sprechen,
die unsere Stadt „lebenswert“ macht. Jeder Ort, denke ich weiter, kann solch ein „Osterort“ werden: Wenn ein ermunterndes
Wort in eine Begegnung fällt oder ein deutendes Wort Fragen des
Lebens erhellt. Wenn eine kleine Geste an dem anknüpft, was
der, die andere gerade braucht und was sein, ihr Leben stärkt.
Ich möchte die Augen für „Osterorte“ offenhalten und selbst zu
solchen beitragen.
Ganz herzlich, Ihre
DANKE
DANKE
DANKE
DANKE
DANKE
Wir brauchen ständig!
DANKE
#
Es gibt Dinge, die kann man immer gebrauchen – unabhängig von Jahreszeit und
besonderen Festen. So ist das bei uns auch. Unsere Verkäufer freuen sich zu jeder
Zeit über einen guten Kaffee mit Milch, benötigen rund ums Jahr Hygieneartikel,
ebenso Verpflegung für ihre Hunde. Wenn Sie etwas übrig haben oder uns
unterstützen möchten, haben wir ein paar Vorschläge aufgelistet mit Artikeln, die
immer gebraucht werden.
ƒƒ Kaffee, Zucker, Kaffeeweißer
ƒƒ haltbare Konserven oder Gläser: Wurst, Fisch, Marmelade, Honig,
Nusscreme, Eintöpfe, Heißwürste, Nudeln, eingemachtes Obst und Gemüse,
Tomatensaucen, Gewürze
ƒƒ Seife, Duschgel, Schampoo, Zahnpasta, Zahnbürsten, Rasierschaum,
Einwegrasierer, After Shave, Hand/Hautcreme
ƒƒ Tempotaschentücher, Toilettenpapier, Küchentücher
ƒƒ Schokoladentafeln, Plätzchen/Kekse, Bonbons, Weingummi
ƒƒ Tabak, Blättchen, Zigaretten, Feuerzeuge
ƒƒ Hundefutter, Hundedecken, Näpfe
So erreichen Sie uns
Direkt und persönlich zur Abgabe von
Spenden und zum Kennenlernen:
Im Internet zur Information:
www.strassenmagazin-draussen.de
~ e.V.
Von-Kluck-Straße 15
48151 Münster
Per Mail:
[email protected]
Telefonisch: 0251 / 49 09 11 8
3
Das neue Kochheft ist ab sofort erhältlich!
Natürlich bei Ihrem ~-Verkäufer.
¤ 1,60
~
für Mü
Das Straßenmagazin
nster und das Münst
erland | ww w.strasse
nmagazin-draussen.de
te
Leichte Sommergerich
4
Impressum
Herausgeber
„~“ e. V.
Von-Kluck-Straße 15
48151 Münster
Tel.: 0251 / 49 09 11 8
[email protected]
Redaktionsteam
Horst Gärtner (V.i.S.d.P)
Sabrina Kipp
Jonas Lichtenstein
Rolf Meyer
Streetwork
Sabrina Kipp
[email protected]
Internetseite
www.strassenmagazin-draussen.de
Administrator: Cyrus Tahbasian
Texte
Bianca Austin, Sr. Klara Maria Breuer smmp,
Dietmar Buff, Juliane Büker, Horst Gärtner,
Michael Heß, Sascha Benedikt Idziaszek,
Sabrina Kipp, Katrin Moser, Yeshwant
Naik (Lydia Schulte), Martin Ostermann,
Annette Poethke, Dušan Rudolph, Manuel
Schumann, Susanne Wasielewski
Fotos
Dietmar Buff, Juliane Büker,
Michael Heß, Sabrina Kipp, Andreas
Löchte, Dušan Rudolph, Stadtarchiv
Münster, Susanne Wasielewski, Erich
Westendarp/pixelio.de, Jörn Wolter
Titelfoto
Andreas Löchte
Foto Rückseite
Andreas Löchte
Layout und Titelgestaltung
Jonas Lichtenstein
Rolf Meyer
[email protected]
Gestaltungskonzept
Lisa Schwarz/Christian Büning
Druck
Gutverlag Druck & Medien
Auflage 7000
Unterstützt durch
Siverdes-Stiftung
Bankverbindung
Sparkasse Münsterland Ost
Konto-Nr. 34205427
BLZ 400 501 50
Spenden-Konto
Sparkasse Münsterland Ost
Konto-Nr. 33 878
BLZ 400 501 50
IBAN DE 4540 0501 5000 0003 3878
BIC WELADED1MST
Inhalt
2
Editorial
Gedanken zu Ostern
6
Sterneküche vs. Suppenküche
Von gehobener Gastronomie und reiner Nahrungsaufnahme
8
Stalking
Du weißt, dass wir zusammengehören
10
Schwereloser Sommer
Mutmacher für leichtigkeitssehnende Hüftgoldinhaber
11
Vergesst nicht die Obdachlosen!
Ein Zwischenruf von Michel Heß
12
„Die Arbeitswirklichkeit ist oft unlogisch“
Interview mit Gunter Dueck
15
Das Takka-Tukka-Land des Balkans
Die pure Not treibt viele Kosovaren nach Deutschland
16
Rätsel und des Rätsels Lösung
Auflösung und neues Rätsel
18
“Es sieht aus wie in Pompeii”
Die Stunde Null erlebte Münster als Trümmerfeld
21
Dietmars Welt der Musik
Retrospektive Betrachtungen
22Kirchenasyl
Ein Stachel im Fleisch der Asylpolitik soll unmöglich gemacht werden
23
Meine Meinung als Immigrant in Eurem Land
Jeder hat seine eigene Kultur
24
Columne: „~ auf Cuba“
I was gonna clean my room until I got high
25
Neues aus dem Verkehrsrecht
Schadensersatz bei Brückensperrung?
Wir danken allen Spendern!
Artikel, die namentlich gekennzeichnet
sind, geben nicht unbedingt die
Meinung der Redaktion wieder.
Bitte beachten Sie unsere
Anzeigenkunden.
26Lesen
Mick Fleetwood, Anthony Bozza: “Play On – Fleetwood Mac & Ich”
27Rezepte
Hunger auf Frühlingsfrische
28Schlussakkord
Ein schönes Erlebnis
#
29
Zeigt her eure Gärten!
Aktion „Münsters schöne Gärten“ geht ins vierte Jahr
5
Bericht | Text: Sascha Benedikt Idziaszek | Fotos: Andreas Löchte
Sterneküche vs. Suppenküche
Von gehobener Gastronomie und reiner Nahrungsaufnahme
Kochsendung, Berichte über gutes
Essen und gesunde Ernährung sind
heute buchstäblich in aller Munde.
Kein Wochentag ohne die beliebten
Kochsendungen, keine Zeitschrift und
kein Magazin ohne wichtige Ernährungs- und Kochtipps. Die sogenannte
normale Küche ist fast schon „out“,
und heute redet man lieber über die
vegetarische, vegane oder – neuerdings
- über die Paleo-Ernährung (essen wie
die Steinzeitmenschen – Anm. d. Red.).
~-Autor Sascha Benedikt Idziaszek
hat sich dem Thema einmal von einer
anderen Seite genähert und gefragt,
was denn zu einem guten Essen gehört
und ob es hierbei nur um reine Nahrungsaufnahme geht. Dazu hat er eine
Sterneküche und eine Suppenküche
besucht und festgestellt, dass manches
doch sehr ähnlich ist.
Die Uhr in der Lobby des renommierten
Hotels „Kaiserhof” an der Bahnhofsstraße
in Münster zeigt Punkt 11:00 Uhr. Der Mann
in legerer Kleidung an der Rezeption
hätte locker als Gast durchgehen können.
Er scheint sich aber auszukennen, und
man scheint ihn zu kennen. Nein, ein
Gast ist er auf keinen Fall. Nachdem der
Ruf von der Rezeption herüberschallt,
„Zwei Kaffee? Kommen sofort, Herr Skupin“, wird dem geneigten münsteraner
Gastronomiekenner sehr schnell klar,
wer da so locker im Eingangsbereich des
„Kaiserhofs” steht: Andrè Skupin ist hier
der Chef de Cuisine, der Chefkoch, der
Herr der Töpfe; zudem noch ein prämierter Sternekoch: Im November 2014 erhielt
der gebürtige Münsteraner, der unter
anderem schon im Saarland und in Düsseldorf gekocht hat, einen der beliebten
Sterne des Guide Michelin - zum dritten
Mal in Folge.
Der perfekte Ansprechpartner also,
wenn es um das Thema Essen geht,
mit allem, was dazugehört. Tatsächlich
nimmt sich der Chefkoch heute fast den
6
ganzen Vormittag Zeit für Gespräch und
Fotoshooting. Und dies an seinem freien
Tag.
Auf die Frage, was für ihn gute Lebensmittel seien, kommt die Antwort wie aus
der Pistole geschossen: „Ganz klar: Frische
Lebensmittel, gut - möglichst heimisch produziert“, so der Maître, um noch zu
ergänzen, „am sinnvollsten ist für mich
auch immer noch die saisonale Küche. Ob
ich im Dezember Erdbeeren brauche, die
ich zweifelsohne bekomme, ist für mich
fragwürdig“. Auch zum Thema Fleischgenuss hat Skupin ein eindeutige Meinung:
„Es muss nicht jeden Tag Fleisch auf den
Tisch. Wenn aber Fleisch, dann schon
hochwertig; und man sollte wissen, wo
es herkommt.“
Und was hält der Chef des „Gourmet
1895“ und des „Gabriel`s“ von den Fernsehsendungen mit Sterneköchen, die fast
täglich über die Mattscheibe flimmern
und manchem Wirt bei der Wiederbelebung seiner gescheiterten Gastronomie
helfen möchten: „So etwas schaue ich
mir gar nicht an, vor allem, weil sie oft
nicht die Realität abbilden, da fehlt
meines Erachtens oft die Nachhaltigkeit“,
so Skupin, um gleich einzuschränken,
„teilweise stimmt die Darstellung aber
schon, das habe ich selbst erlebt. Da gibt
es Maurer, Schlosser oder Friseure - von
Gastronomie null Ahnung, und vom
Kochen noch weniger. Die organisieren
sich einen ,Frikadellenschein' und
machen einen Laden auf.“ Bei dem sogenannten „Frikadellenschein“ handelt es
sich um eine eintägige Veranstaltung der
IHK, in welcher der richtiger Umgang mit
Lebensmitteln und entsprechende Hygienevorschriften vermittelt werden sollen.
„Ich finde es bedenklich, wenn es
Menschen gibt, die sich nach einem Tag
Fortbildung in das Abenteuer Gastronomie stürzen und sich plötzlich wundern,
dass es nicht funktioniert“, erklärt der
Chefkoch schulterzuckend und wundert
sich weiter, „vor allem, wenn man sich
überlegt, dass eine fundierte GastroAusbildung drei Jahre dauern kann.“
Ein weiteres Thema bringt Andrè Skupin
richtig auf die Palme; und das hat mit
der neuen Allergenverordnung zu tun,
die seit Dezember 2014 gilt. Laut dieser
Verordnung, korrekt Lebensmittel-Informations-Verordnung, müssen die, von
der EU definierten, wichtigsten Allergene
für sogenannte „lose“ Ware ausgewiesen
werden. Das gilt allerdings nicht nur für
Metzger und Bäcker, sondern eben auch
für alle Arten von Gastronomiebetrieben.
Für Skupin heißt das wohl: Eine längere
Speisekarte, da natürlich auch bei ihm
jedes definierte Allergen ausgewiesen
werden muss.
„Bei allem Verständnis für den Verbraucherschutz habe ich manchmal den
Eindruck, wir verordnen uns zu Tode“,
bemerkt der Koch nicht ohne einen Anflug
von Ärger. Trotz aller Verordnung und
viel Arbeit am Schreibtisch ist und bleibt
die Hauptaufgabe des Sternekochs die
Tätigkeit in der Küche und die „Arbeit am
Gast“, wie er es nennt, das ist eben seine
Profession. Diese Sterne-Professionalität
versucht Skupin auch immer wieder
-zumindest ansatzweise - in den unterschiedlichen Kochkursen zu vermitteln,
wobei Regionalität und Frische bei ihm
immer ganz groß geschrieben werden. An
diesem Mittag, in der doch überschaubaren Küche, ist dies nicht zu übersehen,
egal ob beim Fleisch oder beim Gemüse.
Dass der Chef der Küche sein Team im
Griff hat, ist offensichtlich, denn langsam
wird es stressig in der Cuisine des „Kaiserhofs”; und die ersten Gäste stehen
schon vor der Tür. Das gepflegte, stilvolle
Ambiente des Restaurants ist beeindruckend und scheint auch auf die Gäste zu
wirken und sie in den Bann zu ziehen. So
überprüft ein Gast noch einmal den Sitz
des Jacketts und die Sauberkeit seiner
Schuhe: „Ich will ja in diesem schönen
Rahmen nichts schmutzig machen“,
bemerkt er im Vorbeigehen. Beim Thema
Esskultur hat Sternekoch Skupin in
den vergangenen Jahren keine großen
negativen Veränderungen bemerkt, wie
er sagt. Auf die Frage, wie er dazu stehe,
dass sich manche Köche im Fernsehen
doch eher lässig geben und beim Essen
das Basecap aufbehalten oder sich am
Tisch herumlümmeln, zuckt Skupin nur
mit den Schultern und bemerkt trocken:
„Ich habe das noch anders gelernt, und
dies versuche ich auch meinen Kindern
zu vermitteln. Dazu gehört ganz klar,
dass man bei den Mahlzeiten die Mütze
abnimmt und sich vernünftig hinsetzt.
Keine 800 Meter vom Nobelrestaurant
entfernt, in der Nähe der Clemenskirche,
bietet sich ein ganz anderes gastronomisches Bild: keine hellen Räume,
keine blankpolierten Gläser auf den
Tischen und auch keine Sterneküche.
Durch einen unscheinbaren Eingang vis
a vis des kleinen Parks an der Kirche
geht es über eine Treppe in den Keller.
Vor dem Raum, in dem geschäftiges
Treiben herrscht, sind orangefarbene
Wärmebehälter aufgebaut, in der kleinen
Küche sind ehrenamtliche Mitarbeiter
damit beschäftigt, möglichst gleich große
Portionen des Mittagessens auf die Teller
zu befördern. Wir befinden uns in einer
der letzten Suppenküchen Münsters.
„Obwohl“, so bemerkt Patricia Gallagher,
Sozialarbeiterin und Leiterin der Einrichtung, „Suppenküche ist eigentlich der
falsche Begriff, diese gab es ja früher fast
an jedem Kloster. Unser Treffpunkt ist ein
wenig anders, und hier geht es nicht nur
um satt und sauber.“ Tatsächlich ist der
„Treffpunkt an der Clemenskirche“ mehr
als nur ein Ort der Nahrungsaufnahme:
1978 wurde die Einrichtung auf Bestreben
von Clemensschwester M. Eveline eröffnet
und sollte immer auch ein Ort sein, der
Obdachlosen Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Dazu gehören bis heute Körperpflege,
Wäsche waschen und vor allem soziale
Kontakte.
Hierzu bieten Mahlzeiten wie das Frühstück und Mittagessen gute Gelegenheiten. „Die Mittagsmahlzeiten kommen aus
der benachbarten Raphaelsklinik, daher
die Wärmeboxen“, erklärt Frau Gallager,
und schon wird eine Gemeinsamkeit zur
Küche von Herrn Skupin deutlich, wie die
Sozialarbeiterin berichtet: „Wir freuen
uns, dass dort, soweit ich das beurteilen
kann, immer frisch gekocht wird“, um
im gleichen Satz auf einen Unterschied
zum Sternekoch aufmerksam zu machen.
„Hier gibt es jeden Tag Fleisch. Das gehört
für viele einfach dazu“, so Gallagher,
und „wenn man sich so manche Gäste
ansieht, die haben richtig Hunger!“ Trotz
der beengten Situation geht es im „Treffpunkt“ gesittet und ruhig zu, und man
könnte - ob der Situation - schon von
einer gewissen gemütlichen familiären
Atmosphäre sprechen: Frische Blumen
stehen auf den Tischen. Bilder an der
Wand. Gespräche über den vergangenen Tag, über das Essen und über die
Zukunft. „Wir haben hier ein sehr gutes
Klima, und ein Neuankömmling wird hier
selten misstrauisch beäugt, sondern ist
meist gleich willkommen“, berichtet die
Einrichtungsleiterin und ergänzt, „wenn
sie sich an die Spielregeln halten, will
heißen, Alkohol, Drogen und Krawall sind
tabu.“
Über Essensspenden gerade für das
Frühstück freuen sich die Mitarbeiter um
Frau Gallagher immer, und die gibt es
hin und wieder aus der Nachbarschaft:
„So dann und wann bekommen wir
schon mal etwas Außergewöhnliches
vom (Feinkost-)PERFETTO im Karstadt,
also ein Hauch Sterneküche“, bemerkt
die Sozialarbeiterin schmunzelnd. „Ein
Serano-Schinken und Tintenfischnudeln
waren auch schon dabei“, die aber nicht
so gut angekommen sind, wie die Leiterin
berichtet, „denn wie heißt es so schön:
Wat der Bur net kennt…!“
Trotzdem freuen sich die Mitarbeiter
des Treffpunkts immer, wenn etwas
Außergewöhnliches dabei ist, was sie
dann auch gern verarbeiten. „Ist doch
besser, wir verarbeiten es, als wenn es
weggeschmissen würde“, da sind sich
alle einig.
Einig sind sich Andrè Skupin mit seiner
Sterneküche und Patricia Gallagher und
Team mit ihrer Suppenküche (oder besser
gesagt ihrem Treffpunkt) in einem: „Gute
Ernährung ist nicht abhängig vom vorhandenen Geld.“ #
Diese Seite wird gesponsert von AKKORDEONSPIELERIN.DE, Anne-Marie Grage, und EQUIVALENT, Daniela Kaminski, Telgte
7
Bericht | Text: Katrin Moser
Stalking
Du weißt, dass wir zusammengehören
Wie viele Opfer es in Deutschland gibt,
lässt sich nicht sagen. Klar ist nur: Die,
die es sind, leben in Angst. Tag und
Nacht ist jemand, den sie nicht in ihrer
Nähe haben wollen, da. Vor der Tür, am
Telefon, im Email-Postfach. Stalking
ist für viele Opfer beruflich und privat
eine enorme Belastung, die bis hin zu
schwerwiegenden psychischen Erkrankungen (bei den Opfern!) führen kann.
~-Autorin Katrin Moser hat eine
Frau getroffen, die nun seit sieben Jahren auf der Flucht ist. Vor einem Mann,
den sie mal liebte.
Marina Schüller (Name geändert)
versteckt sich. Jeden Tag. Die Haustür
öffnet sie nur zögerlich, und auch erst,
nachdem sie sich fast eine Minute am
Türspion vergewissert hat, dass wirklich
nur eine Person vor der Tür ist – und
nicht eine bestimmte Person.
Bis vor sieben Jahren lebte Marina
mit ihrem Freund zusammen, einem
Selbstständigen aus Münster. Eine
gemeinsame Wohnung, gemeinsame
Zukunftsplanung,
aber
irgendwann
brach Marina aus der Beziehung aus.
„Die Gründe seien nicht wichtig“, sagt
sie. Eine Geschichte, wie sie tagtäglich
eben in Deutschland passiere. „Man verliebt sich, lebt zusammen, trennt sich.
Das ist eben so.“ Eigentlich. Bei Marina
nahm die „alltägliche Geschichte“ einen
anderen Verlauf. Ihr Ex-Freund, Jörg,
schien eiskalt erwischt von der Trennung.
„Dabei war so viel vorher absehbar. Das
wollte er aber anscheinend nicht sehen“,
meint Marina. Anfangs rief er nur an.
Jeden Abend. Weinend. Bittend. Bettelnd. Sie möge doch zurückkommen. Es
war doch alles so schön, so perfekt. Zwei
Wochen versuchte Marina, das Spiel mitzumachen – schließlich hatte man sich
ja im Guten getrennt und wollte noch
in Kontakt bleiben. Aber was für Marina
eine endgültige Trennung war, schien
für Jörg nur eine Auszeit zu sein. Dann
wurde es ihr zu bunt. Sie ging nicht mehr
ans Telefon, wenn er anrief. Anfangs
klingelte es dann nur zwei, dreimal am
Abend. „Irgendwann rief er dann auch
morgens an.“ Hatte man sich in den
Jahren zuvor nie zufällig in der Stadt
getroffen, so tauchte Jörg nun immer
häufiger irgendwo auf, wo auch Marina
war. „So ein Zufall, dass du auch hier
bist“, sagte er dann immer. Wollte sie
umarmen, einen Kaffee trinken, fragte,
wann sie „nach Hause“ kommen würde.
Marina ist keine Frau, die sich etwas
vorschreiben lässt. Sie ist groß und
schlank, lange, modern geschnittene
dunkelbraune Haare und selbstbewusst.
Sie spricht klar und deutlich, zwischenzeitlich aber leise, als könnte ein
Lauscher an der Wand stehen. Damals
vor sieben Jahren ist sie irgendwann laut
geworden. Sehr laut. „Ich habe nichts
mehr beschönigt. Ich habe ihm gesagt,
dass ich mein Leben, mein Zuhause habe
und er da nicht mehr hingehöre und
auch nicht mehr hingehören würde.“
Während der ganzen Ansage lächelte
Jörg. Sie sei so schön, wenn sie wütend
werde, sagte er. „Ich glaube, das war
der Moment, wo etwas bei ihm durchgebrannt ist“, mutmaßt Marina heute. Als
sie nach Hause kam, zeigte ihr Telefon 42
Anrufe. Und es klingelte. Und klingelte.
Und klingelte. Bis tief in die Nacht hinein. Bereits in aller Frühe am Morgen.
Werktag, Feiertag, jeden Tag. „Manchmal
reichte nur das erste Klingeln, und ich
wollte schreiend durch die Wohnung
rennen“, erzählt Marina. „Wie verrückt
einen das machen kann, das lässt sich
nur sehr schwer beschreiben.“
Eines Morgens stand er vor der Tür. Mit
Blumenstrauß und einem verstörenden
Grinsen. Marina öffnete nicht. Er setzte
sich auf der anderen Straßenseite ins
Auto und wartete. Winkte fröhlich, als
er sie hinter dem Fenster erblickte. An
diesem Tag stand er sechs Stunden dort.
Am nächsten Tag auch. Wieder einen
Tag später lag eine Karte in ihrem Briefkasten. „Ich kriege dich. Wir gehören
zusammen, und das weißt du auch!“,
stand darauf. In ihrem Email-Postfach
stapelten sich die Mails, seitenlange
Pamphlete wilder Liebesschwüre. Marina
hat sie alle aufgehoben.
Nach der Postkarte reichte es einer
ihrer Freundinnen, und sie bringt Marina
zur Polizei. Die Beamten hören sich
alles an, lesen alles durch, sagen, dass
die Situation bedenklich sei, aber noch
nicht bedenklich genug. Schließlich geht
das ja „erst“ ein halbes Jahr. Immerhin
sind sie zu Jörg gefahren und haben mit
ihm gesprochen. „Gefährderansprache“ nennt sich das im Fachjargon. Ein
Beamter sucht den Nachsteller auf und
weist ihn daraufhin, dass sein Verhalten
strafrechtliche Relevanz habe. Den meisten Stalkern würde das Auftreten der
Beamten schon reichen, und sie würden
von ihrem Opfer ablassen. Jörg nicht.
Die Polizei hat noch nicht ganz das Haus
verlassen, da schreibt er eine Email. Wieder seitenweise, teils wirr. Und diesmal
verlegt er sich aufs Drohen.
In den kommenden Wochen lauert
er Marinas Freundinnen auf dem Weg
zur Arbeit auf, ruft Marinas Eltern an,
schreibt ihrem Bruder, schickt Mails, ruft
an und taucht auch immer wieder bei ihr
vor der Tür auf. Eines Tages steht er in
ihrem Büro. „Ich hatte plötzlich eine so
tierische Angst vor diesem Mann“, sagt
Diese Seite wird gesponsert von TONI´S BAR, Inhaber Toni Mirkou, Telgte, und Werner Kövener, Musiker, Ostbevern
8
Marina. „So, als wären die sieben Jahre
Beziehung nicht existent gewesen. Ich
wusste nicht mehr, wer das ist.“
Zwei Jahre nach Beginn des Stalkings
wechselte Marina Wohnung, Telefonnummern und Arbeitsplatz. Zu massiv
waren die Beobachtungen und Nachstellungen geworden, zu unsicher fühlte sie
sich in ihrer Wohnung. Zwei Monate war
es ruhig. Marina begann, an den Frieden
zu glauben. Irgendwann verließ sie morgens das Haus und wurde an einer Ecke
angesprochen. „Schön wohnst du jetzt“,
sagte Jörg.
Marina meldete sich krank. Erschien
zunehmend nicht auf der Arbeit, weil
sie Angst hatte, dass Jörg irgendwo auf
sie wartete. Selbst wenn er nicht direkt
in Erscheinung trat, so war er doch
immer präsent. Hier ein Kärtchen, da
ein Briefchen, dort ein paar Blumen oder
auch – je nach Stimmung – ein toter
Vogel vor der Tür. Marina strebte eine
einstweilige Verfügung an, mit Erfolg.
Nur Jörg beeindruckte das Näherungsund Kontaktverbot nicht. Nun begann
er jeden Brief mit „ich weiß, dass ich dir
nicht schreiben darf, aber unsere Liebe
ist stärker als jedes Gesetz“. Marina zog
wieder um. Diesmal nachts, so hatte es
Hütte gesucht
„Mein Herrchen sucht schon eine Weile
nach einem Zuhause für uns“, sagt
Ambrosia im Interview. Aber irgendwie
will es nicht so recht klappen, was sie
nicht versteht. „Dabei ist mein Herrchen
ordentlich, stubenrein, nett, hilfsbereit.
Ich könnte mir kein besseres Herrchen
vorstellen.“ Die beiden sind seit Juni 2014
ohne festen Wohnsitz. „Dabei wünsche
ich mir nicht viel mehr, als abends mit
meinem Herrchen nach Hause zu kommen und mich gemütlich auf meinen
Platz zu legen. Später bekomme ich was
Leckeres zu essen. Des Weiteren habe
ich ein paar gesundheitliche Probleme,
deswegen sehne ich mich so sehr nach
einem Zuhause“.
ihr ein Opferschutzbeauftrager geraten.
Beim Einwohnermeldeamt beantragte
sie eine Auskunftssperre. Nach nur vier
Wochen kannte Jörg ihre neue Wohnung
- offenbar war dem Einwohnermeldeamt im Land des Datenschutzes die
Auskunftssperre entgangen. Und wieder
parkte er vor dem Haus. Manchmal ging
er nur mehrfach am Fenster vorbei,
demonstrativ langsam und gelassen, als
sei er auf einem Spaziergang.
Zwischenzeitlich war Marina ihre
Stelle gekündigt worden. Die Angst, das
Haus zu verlassen, war zu groß geworden. Den Kontakt zu ihren Freunden
hatte sie abgebrochen, weil sie nicht
mehr wusste, wer Jörg auf Nachfragen
Auskunft gab und wer nicht. Die Polizei
riet ihr, in ein Frauenhaus zu ziehen,
zumindest zeitweise. Und ein Verfahren
anzustreben. „Aber ich konnte das nicht
mehr. Ich war den ganzen Tag nur mit
Angst beschäftigt.“
Marina zog sechs Jahre nach Beginn
des Stalkings wieder um. Diesmal blieb
sie nicht im Landkreis, diesmal verließ
sie das Münsterland komplett. Obwohl
ihre ganze Familie dort lebt. Erneut
beantragte sie eine Auskunftssperre beim
Einwohnermeldeamt und überprüft diese
in regelmäßigen Abständen. „Manchmal
bekomme ich keine Auskunft, manchmal aber schon“, sagt sie. Im Internet
tauschte sie sich aus, mit anderen
betroffenen Frauen und Männern. Manche, die sogar ins Ausland abgetaucht
sind. Manche, die langwierige Verfahren
erwirkten, die aber letztendlich nichts
brachten. Manche, denen nachts Hund
oder Katze getötet wurden als „Liebesgruß“. Und manche, die endlich Ruhe
haben – aber doch in ständiger Angst vor
einem erneuten Stalking leben. So wie
Marina. Seit sie aus dem Münsterland
weggezogen ist, hat sie nichts mehr von
Jörg gehört. Von ihrer Mutter weiß sie
aber, dass er sich dort noch regelmäßig
meldet und für Aufregung sorgt.
„Die Angst bleibt“, sagt Marina. Sie
verlässt das Haus nicht. Lebensmittel
lässt sie sich liefern. Sozialkontakte hat
sie nur über das Internet, in ihre Wohnung kommt nur, der sich zu einer schon
fast stasimäßigen Überprüfung bereit
erklärt. „Ich weiß, dass das überzogen
ist. Aber ich kann einfach nicht anders.
Ich warte jeden Tag nur darauf, dass er
wieder hier steht. Das alles weitergeht
und nie aufhört.“ Eine neue Beziehung
hat Marina bis heute nicht. #
Ambrosia wirkt erst etwas beängstigend, weil sie ziemlich groß ist. Sie ist
ein Mischling aus Deutscher Dogge und
Bernhardiner. „Ich darf nicht die Treppe
alleine hoch- und runterlaufen, deswegen trägt Herrchen mich immer.“ Leider
wollen die meisten Vermieter keine Mieter mit Hunden, egal, ob groß oder klein.
Angst vor Hundebellen, Probleme mit
den anderen Mietern – all das könnten
die Ängste von Vermietern sein. Wenn
dann noch jemand ohne festen Wohnsitz
eine Wohnung sucht, erleichtert es die
ganze Situation nicht. „Dabei sind wir
doch ganz normal, unkompliziert und
sind mit einer trockenen, warmen Hütte
zufrieden. Und all das, was ich über
mein Herrchen sage, trifft auch auf mich
zu“, sagt Ambrosia, und hofft, das sie
bald eine Hütte finden.
9
Bericht | Text | Foto: Juliane Büker
Schwereloser Sommer
Mutmacher für leichtigkeitssehnende Hüftgoldinhaber
Ein Dauerbrenner-Thema, wie das
Wetter. Eine gesellschaftliche Tugend,
auf den ersten Blick zu sehen, die
Selbstdisziplin oder Zügellosigkeit vor
sich herträgt. Ein Schönheitsideal, das
für Anerkennung sorgt: Schlanksein.
Klar, erstrebenswert, keine Frage!
Aber was macht den Kampf mit den
Pfunden so schwierig? Was ist mit der
eigenen inneren Motivation? Eigenes
Wohlbefinden, Leichtigkeit, Fitfühlen.
~-Redakteurin Juliane Büker
über ihre Erfahrungen mit dem inneren
Schweinehund und einem leichteren
Leben.
Ich sitze in einem Café, trinke einen
Latte und habe dazu einen Schokoladenkeks gegessen. Vorher habe ich ein neues
Kleid gekauft, nicht bei den Plus- oder
Happy-Größen, sondern ganz regulär
von der Stange. Die ersten Sonnenstrahlen des Jahres wärmen die Stadt, und
zum ersten Mal freue ich mich auf den
Sommer. Leichte Klamotten tragen ohne
Angst, dass die Speckröllchen dadurch
sichtbar werden, mit Freunden Eis essen
gehen ohne einen Gedanken, ob mein
Po wohl in die Stühle passt und ob die
Umhersitzenden
vielleicht
denken:
„Mensch, die braucht doch wirklich kein
Eis mehr“. Es wird mein erster Sommer in
Leichtigkeit.
Übergewicht gehörte immer zu mir, in
der Kindheit und Jugend hatte ich noch
das Glück, lange viel zu wachsen, als das
Wachstum aufhörte, ging es nur noch
in die Breite. Ich wurde massiv übergewichtig. Freunde und meine Familie
versuchten, mich vorsichtig auf mein Essverhalten anzusprechen und boten mir
an, gemeinsam Sport zu machen. Viele
Jahre wehrte ich mich. „Was geht die
mein Gewicht an? Das ist meine Sache!
Vielleicht will ich den gesellschaftlichen
Konventionen ja gar nicht entsprechen?
Man kann auch dick glücklich sein...“,
und so weiter. Heute kann ich liebevoll
10
lächeln über diesen Trotz, mit dem ich
mich wehrte. Natürlich hatte ich Recht
mit meinen Gedanken, dazu stehe ich
immer noch, aber was war mit meinem
eigenen Wohlbefinden?
Ich war resistent gegenüber Nachfragen von außen, die ich als Forderungen
empfunden habe, weil es mir unmöglich
schien, mein Übergewicht jemals wieder
selbstständig in den Griff zu bekommen.
Es hat lange gedauert, meine innere
eigene Motivation freizulegen und mich
zaghaft zu trauen. Nach einigen positiven privaten und beruflichen Ereignissen
keimte der Glaube an mich und meine
Kraft ganz leise, aber spürbar. Vor eineinhalb Jahren schließlich vereinbarte ich
heimlich mit mir selbst die Abmachung,
einen Versuch zu starten abzunehmen.
Heute hat sich die Zahl auf der Waage
halbiert, und ich trage Größe 40 statt 60.
Abnehmen ist schwer, das möchte
ich nicht verharmlosen, beschönigen
oder herunterspielen, aber es ist nicht
unmöglich. Die Frage nach dem Wie
beantworte ich immer gleich. Es geht
genauso, wie man es denkt. Stark auf
die Ernährung achten und etwas mehr
Sport machen. Das Schwierigste ist es,
Gewohnheiten zu durchbrechen. Die
Tafel Schokolade vor dem Fernseher,
zwei warme Mahlzeiten am Tag, der
Riegel zwischendurch. Bewusste Ernährung ist das Stichwort. Früher ein Begriff,
wie ein rotes Tuch, den ich weiträumig
gemieden habe. Langsam habe ich mich
darauf eingelassen und begriffen, was
dahintersteckt.
Das Ziel sind keine Nulldiäten. Kein
radikales
Kohlsuppe-Fasten
oder
einseitiges Gemüse-Mümmeln. Viele
beschäftigen sich so wenig mit der Nahrungsaufnahme. Es passiert so nebenbei.
Was man da zu sich nimmt? Eigentlich
egal, Hauptsache es schmeckt und stillt
Hunger und Appetit. Wie gehen wir denn
da mit unseren Körpern um? Dieses Ding
auf zwei Beinen mit Kopf drauf, das uns
durch die Weltgeschichte trägt. Hat das
nicht mehr Fürsorge und Aufmerksamkeit
verdient? Unser Motor wird betrieben
von der Nahrung, die wir zu uns nehmen. Unsere Stimmungen sind davon
abhängig, die Konzentrationsfähigkeit,
Kopfschmerzen und so vieles mehr.
Unmöglich, die Seele, den Geist und
den Körper voneinander unabhängig zu
betrachten.
Ein Gefühl für Nahrungsmittel zu
bekommen, damit habe ich begonnen.
Mit einer App auf meinem Smartphone,
die mir Nährwertangaben zu jedem
Lebensmittel ausspuckt, habe ich jeden
Tag notiert, wie gut ich meinen Körper
versorgt habe. Kalorien zählen ist nicht
das Nonplusultra, das ist klar, aber sich
bewusst mit der eigenen Ernährung zu
beschäftigen, das ist der Trick, glaube
ich. Dazu gehört kein Hungern, aber
Geduld, ein bisschen Verzicht und
Bewegung. Nicht für gesellschaftliche
Konventionen, nicht für den Partner oder
die Anerkennung von außen. Der innere
Schweinehund ist mit guten Argumenten
zu besänftigen. Und dazu gehört, gut zu
sich zu sein, für den eigenen Körper und
für einen Sommer in Leichtigkeit. #
Bericht | Text : Michael Heß
Vergesst nicht die Obdachlosen!
Ein Zwischenruf von Michel Heß
Vergesst nicht die Obdachlosen! Die
mitten unter uns sind, aber vor dem
Hintergrund des stetig zunehmenden
Flüchtlingselends thematisch untergehen. Nein, hier wird nicht das Elend
der Einen gegen das Elend der Anderen
ausgespielt. Aber beide Gruppen, die
Flüchtlinge von außerhalb der EU wie
die obdachlosen EU-Bürger (zumeist)
haben eine Lobby verdient.
um Langzeitbetreuung für Männer und
Frauen), sind es schon mehr als 1.000
Personen. Plus des Häufleins Hartgesottener, die auch im Winter Platte machen.
Aus welchen Gründen auch immer. Es ist
eine noch nie da gewesenen Zahl. Kein
Jota nützt die Freizügigkeit innerhalb der
EU, wenn Wohnungen wie in Münster für
die meisten Arbeitssuchenden aus den
neuen EU-Staaten unerschwinglich sind.
Stimmt schon, obdachlos ist nicht gleich
obdachlos. Allein im Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) samt angeschlossenen
HuK-Gebäude suchten über den Winter
rund 830 Menschen Zuflucht. HdW und
Huk sind die Feuerwehr - sozusagen. Für
das Christophorusheim (hier erfolgt eine
Langzeitbetreuung Obdachloser) sind es
90 Menschen. Nimmt man noch HachProjekt und Gertrudenhaus dazu (in
beiden Einrichtungen geht es ebenfalls
In Münster gibt es ein dichtes Netz von
Hilfeeinrichtungen. Deren Mitarbeiter
arbeiten so professionell wie engagiert,
dass die Not nicht noch größer wird als
ohnehin. Trotzdem kam man im Winter
nicht ohne Container und Zelte aus. Es
war eine Lösung, die man im Grunde
nicht will, weil sie Standards an Selbstbestimmung und Würde auf Dauer nicht
ermöglichen. Aber was will man machen
angesichts der vielen Hilfesuchenden?
Dass es nicht noch mehr Menschen in
Not waren, sei letztlich dem milden
Winter zu verdanken. Noch während der
Kältephase im Oktober gab es allergrößte
Befürchtungen. Sagt Patricia Gallagher
vom Clemenstreff. Auch dort gab es sehr
viel zu tun - so an die 1.100 Teller Mittagessen im Monat sind es im Durchschnitt
geworden.
Die warme Jahreszeit hat begonnen,
aber der nächste Winter kommt bestimmt.
Was dann? Prognosen gleichen dem Blick
in die Glaskugel. Aber man könne getrost
davon ausgehen, dass es im nächsten
Winter nicht weniger Betroffene werden, merkt Dirk Frielinghaus vom HdW
realistisch an. Die ~ nutzt die vor
uns liegende warme Jahreszeit unter
anderem dazu, die Hilfeeinrichtungen in
Münster der Reihe nach vorzustellen. #
Fahrradspende
Ein tolles Lastenfahrrad zur Versorgung
unserer Verkäufer haben wir vom
Allwetterzoo Münster bekommen. Da
unser neues Ladenlokal über keinen
eigenen Parkplatz verfügt und Münster
die Fahrradfahrerhauptstadt ist, genau
das Richtige für den täglichen Einkauf,
das Transportieren von Sachspenden
und für viele kleine und große Dinge
des täglichen Lebens. Wir bedanken uns
herzlich!!! #
Anzeige
Stimme & Feldenkrais
Insel Juist
31.10. – 5.11.2015
Feldenkrais-Praxis Vera Lämmerzahl
Ludgeristraße 114
Tel.: 0251-796707
11
Bericht | Text: Manuel Schumann | Foto: Jörn Wolter
„Die Arbeitswirklichkeit ist oft unlogisch“
Interview mit Gunter Dueck
Gunter Dueck war zunächst Mathematikprofessor und bis August 2011
Cheftechnologe bei IBM. Er ist derzeit
freischaffend als Autor, Netzaktivist und
Redner tätig. Im Gespräch mit Manuel
Schumann warnt Dueck vor „Schwarmdummheit“.
~: Sie schreiben in Ihrem kürzlich
erschienenen Buch „Schwarmdumm – So
blöd sind wir nur gemeinsam“ (Campus
Verlag), dass die berufliche Auslastung
nie über 85 Prozent liegen solle, da
andernfalls Chaos und Mehrarbeit die
Folge wären. Weshalb hat sich diese
Grenze in den Chefetagen noch nicht
herumgesprochen?
Dueck: Es gilt als chic, immerfort zu
arbeiten. Der von mir sehr bewunderte
Autor David Maister hat mal gesagt, die
fähigen Mitarbeiter zögen die Arbeit in
den Firmen derart an sich, dass sie im
Alltag automatisch überlastet seien. Ist
die Auftragslage schlecht, sind zunächst
diejenigen nicht ausgelastet, die in der
Hierarchie unten stehen. Sinnvoll wäre
es aber genau umgekehrt.
~: Wie meinen Sie das?
Dueck: Die Oberen sollten sich in solch
einer Phase der Strategie widmen und
zugleich in der Lage sein, wohlüberlegte,
schnelle Entscheidungen zu treffen. Derlei funktioniert allerdings nicht, wenn
eben jene Chefs von Termin zu Termin
hetzen. Plakativ gesagt: Es ist wichtig,
dass ein Chef einfach Zeit hat, nachdenkt und wartet, bis eine Entscheidung
ansteht. Nur dann ist er in der Lage,
schnell und kompetent zu reagieren.
~: Sollten Führungskräfte häufiger
Aufgaben delegieren?
Dueck: Die Probleme der unteren Ebenen
werden oft nicht gelöst, sondern nach
oben eskaliert. Oben haben Manager
12
den Eindruck, sie müssten jetzt jeden
Kleinmist entscheiden. Wenn etwas
normal nicht extrem dringend Wichtiges
kommt, heißt es sehr oft: „Dafür habe
ich jetzt echt keine Zeit!“ Konflikte sollen
dort gelöst werden, wo sie sind, obere
Gehaltsklassen sollten für wichtige Entscheidungen frei sein.
~: Ist Ihr Buch auch ein Appell für
mehr Freiraum im Berufsalltag?
Dueck: Hilfe, nicht dieses Wort! Wenn
man in oberen Etagen sagt: „Hört mal
zu, ihr müsst mehr Freiräume schaffen“,
dann geht das nach hinten los. Das klingt
nämlich zu sehr nach: „Man muss doch
auch mal faul rumhängen können!“
Nein, so würde ich das nie formulieren.
~: Sondern?
Dueck: Die Mitarbeiter spüren, wenn im
Unternehmen etwas nicht in Ordnung ist.
Droht das System zusammenzubrechen,
machen sie leider oft den Fehler, mit
Vokabeln um sich zu werfen, die zwar
richtig sind, bei denen der Manager aber
sofort einen roten Kopf bekommt. Nach
dem Motto: „Arbeit muss doch wieder
Spaß machen!“ oder: „Ich muss doch
auch mal in Ruhe arbeiten können!“
~: Mitarbeiter deutscher Unternehmen verbringen im Schnitt rund sechs
Stunden in 2,4 Meetings pro Woche.
Dueck: Das Meeting ist ein Führungsinstrument geworden, in dessen Fokus mehr
und mehr die Statusberichte rücken.
Wenn man sich als Manager um die
inhaltliche Arbeit kümmert, sind solche
festen Termine nicht wichtig. Ich habe
in meinem Team nur dann Konferenzen
einberufen, wenn die Mitarbeiter sie für
nötig hielten. Die Folge waren deutlich
weniger Sitzungen und stets Diskussionen von Belang. Die zuvor wöchentlichen
Meetings fanden mitunter nur noch alle
fünf, sechs Wochen statt.
~: Was antworten Sie denen, die
sagen, derartige Besprechungen seien
nach wie vor die beste Form, um Mitarbeiter an Bord zu holen, wenn es um
neue Projekte und Themen geht?
Dueck: Für viele Chefs sind MeetingKaskaden das Instrument an sich, sie
sehen den Meetingplan als „Managementsystem“ rund um Zielerreichungen
und Arbeitsverteilung. Das kann man
machen, aber es ist ein Vorgehen von
gestern. Die Zielerreichungen hat ja
jeder sowieso online vorliegen – ohne
Meeting! Ein guter Teil des klassischen
Managements ist doch obsolet. Heute ist
es wichtig, die Mitarbeiter intensiver zu
coachen, sie gut auszubilden, ihnen zu
helfen, sodass sie genau wissen, wie gut
sie etwas zu tun haben. Sie müssen auf
höhere Exzellenzlevel.
~: Larry Page hat bei Google feste
Besprechungsregeln eingeführt, als er
im Frühjahr 2011 wieder die Unternehmensführung übernahm - sinnvoll oder
lediglich Problemkosmetik?
Dueck: Ich habe gehört, dass bei Google
nur so viele Leute im Konferenzraum sitzen, die von zwei Pizzen satt würden. Das
spricht doch für sich. In den meisten Meetings sind nämlich zu viele Interessen im
Raum. In der Politik wird das bisweilen auf
die Spitze getrieben, Stichwort Proporz.
Da sitzen Politiker nahezu aller Parteien
am Tisch, es gibt also immer Widersacher
im Raum. Selbst wenn ausnahmsweise
alle einer Meinung wären, müssten einige
schon aus Prinzip dagegen sein. Das ist
doch verschwendete Lebenszeit! Wer vorankommen will, sollte vor einem Meeting
Einzelgespräche führen.
~: Kann man als Angestellter in
einer Großorganisation heutzutage noch
Mensch sein?
Dueck: Die jüngeren Leute kennen es ja
nicht anders. Früher schimpfte ich gelegentlich: „So kann ich hier nicht arbeiten, immerzu sitze ich in irgendwelchen
Meetings und muss mich mit Leuten
streiten.“ Die jungen Kollegen erwiderten: „Aber wir müssen doch all die Dinge
besprechen“. Die meisten haben gar
nicht das Bedürfnis, zuweilen eine halbe
Stunde aus dem Fenster zu schauen, um
in Ruhe nachzudenken. Leider geht es
oft nur um das schnelle Abarbeiten von
Aufgaben.
~: Wie sähe die Alternative aus?
Dueck: Wenn ich sage, man könne sich
ja mal vorbereiten auf ein Meeting,
schlägt mir prompt die Frage entgegen:
„Ja, wann denn?! Träum weiter!“ Die
Leute haben keine Zeit, fühlen sich
in ihrem Ablauf gestört und rennen
mit schlechter Laune in unproduktive
Besprechungen. Es wäre sinnvoll, wenn
Leute, die gescheite Ideen haben, vor
einem Meeting miteinander telefonierten, sich abstimmten, sodass sie sich
später in der Konferenz nicht gegenseitig
erschießen. Querdenker wie ich müssen
sich gelegentlich den Satz anhören „Halt
doch die Klappe, Alter, früher war nicht
alles besser.“ (lacht)
~: Sie behaupten aber nicht das
Gegenteil, oder?
Dueck: Früher war in der Tat vieles entspannter, teils sogar derart entspannt,
dass man von einer gewissen Verschwendung von Ressourcen sprechen könnte.
Mitunter lief es damals ein bisschen zu
gemächlich, um ökonomische Fragen hat
man sich beispielsweise nicht so gekümmert. Inzwischen sind wir komplett ins
Gegenteil geschwenkt, von zu gemächlich zu extrem hektisch. Beides ist nicht
sinnvoll.
~: Ein weiteres Modewort lautet
„Dezentralisierung“
Grundtenor:
„Kleine Zellen sind die Zukunft“. Wie
passt derlei zu den eben beschriebenen
hektischen Arbeitsabläufen, die, wie Sie
selbst sagen, nicht abgebaut wurden,
sondern weiter auf die Spitze getrieben
werden, Stichwort Überforderung?
Dueck: Die Arbeitswirklichkeit ist oft
unlogisch. Ich vergleiche die Situation
eines Angestellten mit jener eines Schülers, der insgesamt auf der Note 4- steht.
Der Junge spürt den Druck von allen
Seiten, er weiß, dass er jedes Jahr aufs
Neue um seine Versetzung bangen muss;
er hangelt sich von Klausur zu Klausur,
stets mit dem Gedanken: „Bloß nicht
weiter abrutschen!“. Ähnlich fühlen sich
auch die Angestellten, die die Folgen
des beschriebenen Missmanagements
ausbaden.
~: Erklären Sie das bitte genauer.
Dueck: Ein Schüler arbeitet am wirksamsten, wenn er in jedem Fach auf 2+ steht.
Dann versteht er den Unterrichtsstoff
schnell, macht zügig seine Hausaufgaben,
lernt anschließend vielleicht noch eine
halbe Stunde und kann sich dann seinen
Hobbys widmen. Derjenige Schüler aber,
der auf 4- steht, wird zunehmend hektischer, unsicherer, macht Fehler, arbeitet
irgendwann rund um die Uhr, bekommt
Nachhilfestunden und wird beinahe
täglich kontrolliert und angemeckert.
Obwohl alle Beteiligten wissen, dass
dieser Zustand weder gut ausgeht noch
irgendjemandem etwas bringt, wird
von den Methoden nicht abgerückt. Es
gibt also eine Diskrepanz zwischen dem
Tagesgeschäft und dem Idealzustand.
Also wieder einmal: Schwarmdummheit.
~: Wie reagieren die Manager auf
Ihre Kritik?
Dueck: „Du hast keine Ahnung, in welcher Misere wir uns befinden“. Dann
antworte ich: „Klar, und weshalb ist die
Misere entstanden? Weil ihr immerzu bei
4- steht.“ Die antworten dann: „Und wie
sollen wir mit dieser schwachen Mannschaft bitte schön auf 2+ kommen?“
Genau das ist der Denkfehler.
~: Was sollte ein solches Unternehmen als erstes ändern?
Dueck: Sie haben eben das Wort Dezentralisierung genannt, das ist zur Zeit in der
Tat ein Trend. Ich denke da an die große
Agilitätsbewegung: 2002 haben ein paar
ITler gesagt, sie haben die industriell
organisierte Softwareentwicklung der
Wasserfallmodelle satt. Also jene Abläufe,
in denen jeder Mitarbeiter täglich einen
starren Arbeitsplan bekommt, um dann
Tausende Seiten Feinspezifikationen
aufzuschreiben. Nein, erfolgreich ist man
mit kleinen, agilen Teams, die den Sinn
ihrer Arbeit ständig überprüfen, indem
sie stets in Kontakt zum Kunden stehen,
ihn einbeziehen in die Entwicklung der
Software, ja, ihm zeigen, was möglich ist
und somit das Produkt exakt auf Basis
seiner Wünsche erstellen. Der Kunde
wird begeistert, bekommt leuchtende
Augen, verlangt bestimmte Korrekturen,
Ergänzungen, Anpassungen. Die ganze
Sache nimmt Fahrt auf.
~: All das erinnert an Leopold
Kohrs Slogan „Small ist beautiful“...
Dueck: ...Im Kleinen geht es erst einmal
um die Bestimmung sinnvoller Ziele und
um Ausprobieren. Im Idealfall schmeißt
man nach diesen Erkenntnissen alles
bisher Implementierte weg und baut alles
im Lichte der gewonnenen Erfahrung neu
auf. Allerdings fehlt den meisten Firmen
dazu der Mut. Sie klammern sich an das
früher Erarbeitete („man muss das doch
verwerten können“) und verzetteln sich.
Am Ende ist die Software ein Flop, weil
der Kunde damit nichts anfangen kann.
Kurz: Mit Agilität können Unternehmen
auf 2+ kommen. Leider wollen die
meisten Entscheider doch wieder einen
klaren Tagesplan „nach ISO 9000“, den
sie abarbeiten können; erst dann fühlen
sie sich wohl. Daher ist es unheimlich
wichtig, die Eigeninitiative der Mitarbeiter zu fördern, denn die ist nicht nur in
kleinen Teams der Schlüssel zum Erfolg.
~: Sie meinen, der Planung werde
zu wenig Zeit gewidmet?
Dueck: Ja. Ich habe zu Beginn meiner
Projekte immer gesagt: „Ich denke
zunächst vier bis sechs Wochen darüber
nach, was ich eigentlich will.“ Denn was
brächte es, wenn ich als erstes sagte:
„So, ich habe eine Idee und brauche
13
macht daraus sofort Pegida. Plötzlich
heißt es, alle Muslime neigten zum Terror. Ich leide beinahe körperlich darunter, dass über die Zusammenhänge nicht
nachgedacht wird. Emotionalisieren a la
BILD-Zeitung funktioniert offensichtlich
besser, wenn man eine Korrelation einfach als Kausalbeziehung interpretiert.
Anstatt aber nachzudenken, setzt man
einfach No Pediga dagegen.
jetzt sofort 100 Leute.“ So würde ich
die Kosten in die Höhe treiben, bevor
ich überhaupt richtig angefangen habe.
Unter Umständen benötige ich von den
100 Leuten in den ersten vier Wochen
lediglich zwei – und dann alle 14 Tage
oder monatlich zehn weitere. Es braucht
daher einen vernünftigen Plan. Schließlich soll jeder zuerst genau wissen,
woran er arbeitet – und eben nicht blöd
dastehen und auf einzelne Anweisungen
warten. Am Anfang muss man alle auf
eine gemeinsame „Vision“ oder „Project Identity“ bringen. Alles andere ist
schlicht irre. Aber leider üblich.
wenn sie nicht ständig das heiß diskutierte Thema des Tages kommentiert.
Merkel hält sich oft zurück. Diese naturwissenschaftliche Klugheit, sich eine
absurde Überlastung zu ersparen, indem
man nicht auf alles reagiert, macht sie
zudem mächtig. Sie produziert kein
negatives Karma, finde ich. Sparsam mit
der Energie umgehen, sie bündeln, sich
nicht im Kleinklein verzetteln. Dagegen
zum Beispiel spontan mit Hollande nach
Minsk fliegen…
~: Herr Dueck, wenn man Ihre
Analyse auf den Arbeitsalltag eines Spitzenpolitikers übertrüge, mitsamt seinen
Meetings, Terminen und dem damit
verbundenen Zeitverlust: Müsste einem
da nicht angst und bange werden?
Dueck: Richtig. Diese 5-Minuten-Auftritte
im Wahlkampf führen bei den Zuhörern
doch meist eh nur zu Enttäuschungen.
Wortblasen, die noch nicht einmal etwas
bewirken. Rätselhafte Rituale. Dummheit
ist ohnehin die Angewohnheit, anderen
zu schaden, ohne sich selbst zu nutzen.
Das Publikum enttäuschen und selbst
einen Burnout davon tragen – na toll!
Wissen Sie, was die größte Dummheit ist?
Dueck: No Pediga bedeutet scheinbar:
Ich liebe alle Ausländer und möchte
unbedingt ganz, ganz viele von ihnen
um mich haben. Das ist ja nicht der
Konsens und eine wieder zu extreme
Formulierung, die eher kontraproduktiv
wirkt. Die logische Dummheit wird nicht
aufgeklärt, es wird nicht nachgedacht,
man setzt einer Dummheit nicht Klugheit
entgegen, sondern man gibt der Dummheit Kontra! Hilft das bei Dummheit?
Kontra geben?
~: Sie werden es uns verraten.
~: Was wollen Sie damit sagen?
Dueck: Dass mich in diesem Zusammenhang bislang kein Journalist auf das
Kapitel zu Korrelationen und Kausalitäten
angesprochen hat (lächelt). Das kommt
prominent und ausführlich im Buch vor!
Dueck: Man müsste nachdenken und
sich auseinandersetzen, einen Diskurs
führen und Konsens erzielen. Wenn
man aber einer Dummheit Kontra gibt,
gibt es nur noch Pro und Kontra. Nichts
dazwischen. Wer einen Diskurs will,
wird sofort unter Frontzwang gesetzt:
„Auf welcher Seite stehst du?“ Man kann
nicht mehr wirklich miteinander reden,
weil es nur noch Extrem und Gegenextrem gibt. Das Schlimme ist: Niemand
erkennt diesen unseligen Mechanismus.
Es ist Schwarmdummheit. Brecht sagte:
„Unsichtbar wird Dummheit, wenn sie
genügend große Ausmaße angenommen
hat.“ So entsteht aus einem logischen
Irrtum unter Umständen eine Staatskrise
oder ein Krieg. Zum Weinen. #
Dueck: (lacht) Politiker versinken ja in
derlei Abläufen. Wären sie ein bisschen
pragmatischer, würden sie sich häufiger
die Frage stellen: Muss ich zu jedem
kleinen Verein und dort ein rotes Band
durchschneiden? Wer hat etwas davon,
wenn ein Minister ein kurzes Grußwort
hält und nach einer Viertelstunde wieder
hastig verschwindet. Die Teilnehmer solcher Termine haben oft die Illusion, der
Politiker würde sich ihre Nöte und Ideen
in Ruhe anhören. Dieser aber schüttelt
lediglich ein paar Hände, verkündet
seine inhaltsleeren Botschaften und hält
eine Rede, die er nicht einmal selbst
geschrieben hat.
~: Eine
Situation.
typische
Lose-Lose-
Dueck: So ist es. Zum Glück gibt es auch
Ausnahmen wie zum Beispiel Peter Altmaier (Chef des Bundeskanzleramtes und
Minister für besondere Aufgaben, vorher
Bundesumweltminister, d. Red.). Der
nimmt sich seit jeher Zeit für ausgiebige
Sachtermine. Apropos: Frau Merkel ist
wahrscheinlich deshalb so wirkungsvoll, weil sie sich nicht sonderlich um
allerlei Ablenkungen kümmert. Ein
Erfolgsrezept? Wenn man als Politiker
viel Zündendes redet, macht immer ein
Gegner ein Feuer daraus, was wieder
gelöscht werden muss. Seehofer zündet
und löscht, Merkel regiert…
~: Wie meinen Sie das?
Dueck: Viele sagen, sie sitze alles aus,
dabei handelt sie nur energieeffizient,
14
~: …und den Wahlkampfauftritt in
Hamburg absagen.
~: Sie wollen darauf hinaus, dass
in den Medien bisweilen aus einzelnen
Quellen falsche Schlüsse gezogen werden, richtig?
Dueck: Jeder lernt in der Statistik bis zum
Erbrechen und mehr: Wenn zwei Größen
A und B zusammenhängen, ist es logisch
falsch, eine Kausalbeziehung anzunehmen. Fast nie ist „Aus A folgt B“ oder „Aus
B folgt A“ richtig. Zum Beispiel verzehren
die Leute immer viel Eis und haben dann
gleichzeitig viele Mückenstiche. Da sagt
die Presse oft: „Eis zieht Mücken an!“
Das ist Quatsch, es liegt am guten Wetter,
da kommen eben Eis und Mückenstiche
zusammen. Das ist eine bekannte echte
Dummheit! Okay, nun stellen die Leute
einen Zusammenhang fest zwischen zum
Beispiel Terror und Islam. Schwupps,
die Dummen wollen sofort eine Kausalbeziehung und finden: „Aus Islam folgt
Terror.“ Stimmt doch nicht, es gibt wie
bei Eis/Mückenstichen tiefere Gründe Armut, Unterdrückung, Flüchtlingslager.
Aber normale statistische Unbildung
~: Weshalb soll ein klarer Standpunkt grundsätzlich dumm sein?
Bericht | Text : Michael Heß
Das Takka-Tukka-Land des Balkans
Die pure Not treibt viele Kosovaren nach Deutschland
Seit einigen Jahren bestimmt der Strom
an Flüchtlingen wesentlich die Sozialpolitik deutscher Kommunen. Die existenzielle Not der ankommenden Afghanen
und Syrer liegt auf der Hand. Neuerdings
steigen auch die Flüchtlingszahlen
aus dem Kosovo. Warum die dortigen
Verhältnisse trotz politischer Stabilität
dennoch Flüchtlingsströme produzieren,
erläutert ~-Redakteur Michael
Heß.
Der oder das Kosovo (beide Varianten
sind möglich) misst mit knappen elftausend Quadratkilometern etwa ein
Drittel der Fläche von NRW. Er ist nicht
nur der jüngste europäische Staat. Neben
Albanien selbst gilt er auch als der zweite
albanische Staat auf dem Balkan; etwa
90 Prozent der Einwohner sind Albaner,
der Rest verteilt sich auf eine serbische
und auf eine türkische Minderheit sowie
einige Roma. Er entstand in der Folge
des NATO-Krieges gegen Jugoslawien
zwischen März und Juni 1999.
Wie so oft standen an dessen Wiege
zwei Lügen: die angeblich von serbischen
Truppen aus den Brutkästen gerissenen
albanischen Babies im Einzelnen und
der angebliche Völkermord der Serben
an den Albanern im Allgemeinen. Dabei
war der terroristische Charakter der albanischen Kampfgruppe UCK schon damals
bekannt, gegen die die jugoslawischen
Sicherheitskräfte mit großer Härte vorgingen.
Aber es waren die Schurken des Westens. So fielen in der Folge zuerst Bomben auf Jugoslawien (erstmals seit 1945
auch wieder deutsche Bomben),und es
kam noch im selben Jahr zur faktischen
Abspaltung des Kosovos auf UNO-Mandat; 2008 rief die albanische Regierung
das Gebiet einseitig zum unabhängigen
Staat aus, worauf sich der serbische
Norden als Kosovo im Kosovo abspaltete.
Der Reststaat ist bis heute von rund 90
Staaten nicht anerkannt, darunter sind
auch vier EU-Staaten. Dafür gilt er heute
als größter Standort des US-Militärs
außerhalb der Staaten. Ein unsinkbarer
Flugzeugträger also, und auch dafür
dienten die Bomben auf Serbien.
Mit den Bomben kam für die etwa 1,8
Mio Einwohner das Lieblingswort vieler
westlicher Politiker: die Freiheit. Die
vormalige Terrorgruppe UCK mutierte
zur Staatspartei, aber für die Masse
der Menschen lief es noch schlechter.
Aus geopolitischen Gründen wurde ein
ökonomisch nicht lebensfähiges Staatsgebilde geschaffen, das seinen Bürgern
keine Zukunft bietet. Das Gebiet war
schon immer das jugoslawische Armenhaus, doch investierte der jugoslawische
Staat noch in Bergwerke und Raffinerien.
Selbst davon ist heute nichts geblieben.
Exportiert werden aktuell vor allem Pilze,
Bauholz und Altmetall - die Wirtschaft
von Takka-Tukka-Land dürfte ähnlich
morbid ausgesehen haben.
Da kaum etwas exportiert wird, aber
fast alles importiert werden muss, häuft
der Kleinstaat ein jährliches Leistungsbilanzdefizit von 1 Mrd. Dollar an. Immer
wieder wird die Regierung der Nähe zur
organisierten Kriminalität bezichtigt. Ein
geschätztes Fünftel des Inlandproduktes
wird dem Drogen- und Organhandel
zugerechnet,
dessen
europäische
Drehscheibe der Kosovo ist. Hilfsorganisationen bescheinigen der Regierung
wörtlich eine „Gangsterbandenhaltung”.
Korruption grassiert auf allen Ebenen.
Die Infrastruktur ist praktisch zerfallen;
für die etwa eine Mio Arbeitssuchenden
gibt es etwas mehr als 300.000 Arbeitsplätze. Pro Kopf und Jahr beträgt das
Inlandsprodukt gerade 1.500 Euro (die
Bundesrepublik liegt zum Vergleich bei
45.000 Euro, und Bulgarien bringt es als
ärmster EU-Staat noch auf 7.330 Euro). Ein
Drittel der Kosovaren lebt von weniger als
1,37 Euro pro Tag. Die Perspektiven sind
gleich Null. Das Lied von der Freiheit, die
nicht wärmt und die nicht satt macht,
können sie im Kosovo besonders laut
singen. Dass besonders junge Kosovaren
ihr Glück andernorts suchen, ist menschlich nur zu verständlich.
Hier liegt der Hase im Pfeffer. Anders
als zum Beispiel Bosnien-Herzegowina
und Serbien gilt der Kosovo immer noch
nicht als „gesicherter Herkunftsstaat”.
Andererseits sind die politischen Verhältnisse unter Aufsicht der internationalen
KFOR-Schutztruppe stabil. Auch ethnische
Säuberungen gehören der Vergangenheit
an. Weil jemand Albaner oder Serbe ist,
taugt folglich nicht als Asylbegründung
hierzulande.
Dennoch steigen die Fallzahlen aus dem
Kosovo seit Jahresanfang auch in Münster rasant an. Seit Anfang Januar kamen
etwa 100 kosovarische Asylsuchende
in der Domstadt an. Sie sind nach den
Buchstaben des Asylgesetzes keine politischen Flüchtlinge und dürfen nicht auf
Asyl hoffen. Wäre es so, hätte die Hälfte
der Weltbevölkerung einen Anspruch. Die
Flüchtlinge aus dem Kosovo sind somit
die wahren Leidtragenden der Geopolitik
auf dem Balkan nach 1990. Eine Lösung
des Problems ist nirgends ersichtlich. #
Mit diesem Beitrag eröffnet
die ~ eine Serie zu
den Herkunftsstaaten der
Flüchtlinge in Münster.
15
Rätsel: www.raetselschmiede.de
Rätsel und des Rätsels Lösung
Nebenstehend das neue Rätsel. Dieses Mal gibt´s ein Abo der ~
Schickt Euren Lösungsvorschlag bis zum 30.04.2015 an die ~ Viel Glück!
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!
D
A N WE
F O R K
V
A
E I N
MME
I
E S T I
P A R
B I T
N
L
D O O
R
D A S E
H E T
I N G O
D E
ME L O
N N
S
S T E T
R O Y A
I
B
L E I
H E L L
T L
S T A M
E
R
I
I
S E N
D
E
L E
S A M
G
A E R
A
N
K A
H
A
U D E
R
F
A B
I N
E R O
E
E D L
N E
A
E
Z E N
S O
D
L
G E
T E N
W
U E F
MB A
A E
AUSSENSEITER
16
F
E
E R
N
G E
A
B T
L
E L
R
A
N E
A M
T
R E
E R
V
U R
E R
S
N
G E
R
T O
A
U M
B U
H
A S S
I S E
L
E
A B
L A S
A R T
G
G A M
A U
B
N
D E R
H ME
M
I
G E
D E N
R
S A A
B
A
I E
M
S
O T A
S
N
ME
L E R
U H U
A N
E R G
N
U N G
O
N
MA
B A
S E N
H
E N D
B E
F
E
R A U
S E
N
R
WE
B E N
G
B A L
P
L
A D
K
Z
E R A
L
R
D I
MO
A N T
N
G E B
E R S
E
S L
E
N G
WI
K
F E
U R
R
I T
E R
N
K
I S
A
F R
L
O T
R
I M
N
A
E S
R T
A
P I
O R
T E
S
E
N
K
E
L L
O
K O
P
E I
L U
I M
S
R
A U
U M
T
O S
ME
O L
B I
I G
L
H
S A
E N
I G
O
R
A
N
Den HSV-Kalender
hat gewonnen:
Herr
Volbracht
Senden
Herzlichen Glückwunsch!
Hier die Auflösung des
Rätsels der Märzausgabe.
Der/Die Gewinner/n wird im
Maiheft bekanntgegeben.
südamerikanischer
Kuckuck
Fakten
nicht erwähnen
GymnaWasserbiwaGibbonsialkieren, tiefenaffe
klasse
campen messer
8
Insel
bei
Neapel
niederl. ein
Sänger
(Herman Orientale
van ...)
Gartenblume
1
französisches
Kartenspiel
Observatorium
germanischer
Volksstamm
verdorben
Rufname
d. Schauspielers
Connery
unfein,
vulgär
ein Verkehrszeichen
Pressearbeit
(engl.
Abk.)
abgestorbene
Baumrinde
13
ComedyStar
(Wigald)
französisches
Weißbrot
Figur bei
Verne †
Stadt im
Süden
von
Libanon
4
Zahnersatzteil
nordamerikanischer
Staat
Landschaft in TeerKleinfarbstoff
asien
afghanisches
Zentralgebirge
Vorname feste
des Sän- TVgers Ramazotti Frequenz
9
Taufzeuge
Förderkübel in
Bergwerken
3
4
5
persönliches
Fürwort
(3. Fall)
persönliche
Anrede
Palästinenserorganisation
6
7
8
Vereinigte
Staaten
(Abk.)
Apfelwein
(franz.)
Pflanzenteil
Gespenstertreiben
Reisewesen
2
Naturwissenschaft
ausgezeichnet
10
scherzhaft: USSoldat
Unternehmensversorgung
Grasebene
in Nordamerika
2
Ausdruck
des
Ekels
unüberlegt
leichte
Beule
höfliche
Anrede
in
England
hochwertiger
7
Erdzeitalter
Spottschrift
1
berufliche
Laufbahn
schmaler
Gebirgsweg
afrikanische
Wildkatze
Mutterschwein
englisch:
Ei
Stichprobe
Autor
von
‚08/15‘
3
gepflegt,
ordentlich
berühmter
Diamant
dringlich
Initialen
des
Autors
Ambler
niederl.
Prinzenname
gutgläubig
Symbolfigur
Schwedens
englisch:
Staat
ideenreich
12
ein
Orientale
hebräisch:
Sohn
niederträchtig
Vornehmtuer
arabische
Langflöte
polnischer
Name
der Oder
Tintenfischart
histor.
Gefängnis von
Paris
russischer
Männername
ehem.
Hafenstadt am
Tiber
absolute
Temperaturskala
Ruf
beim
Stierkampf
spanische
Anrede
(Frau)
französische
Käseart
griech.
Vorsilbe:
Erd ...
Fremdwortteil:
zwischen
großer
See in
Sibirien
(...see)
von
gleicher
Qualität
Motorsportwettbewerb
keimfrei
nicht
kurz
engl.
Frauenkurzname
Roman
von
Feuchtwanger
englischer
Sagenkönig
Staat in
Südamerika
englisch,
spanisch:
Idee
6
Aktienmarkt
eigenes
Tun bedauern
ehemalige Gelehrtensprache
Athlet
Vorname
von
Delon
Trinkgefäß
hin
und ...
stehendes Gewässer
kanarische
Insel
Fluss in
Bayern
Hauptstadt in
Osteuropa
Initialen
von
Ungerer
abgeschrägte
Kante
Stromspeicher
(Kw.)
DonauSüdZufluss
europäer
in Bayern
das
Unsterbliche
(Mz.)
feiner
Unterschied
Vorname
der
Berger
Endspiel
11
Entscheidungsrecht
bulgarische
Währung
(Mz.)
sächsisches
Fürstenhaus
5
vereinigen
Teil des
Kopfes
harzloser
Gemahl,
NadelGatte
baum
enthaltsamer
Mensch
Göttertrank
kleines
Küstensegelschiff
Schornstein
Quadrillefigur
griechischer
Buchstabe
Stadt in
Mexiko
14
Ort bei
Gent
www.raetselschmiede.de
9
10
11
12
13
14
17
Bericht | Text: Michael Heß | Fotos: Stadtarchiv Münster
“Es sieht aus wie in Pompeii”
Die Stunde Null erlebte Münster als Trümmerfeld
Dieser Monate wird überall an das Ende
des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren
gedacht. Symbolträchtig brach für das
katholische Münster die Nachkriegszeit
zu Ostern 1945 an. Viel gab es allerdings
nicht mehr zu befreien. Den Verlauf
dieser Tage um die Stunde Null recherchierte ~-Redakteur Michael Heß.
Stunden später einmal als die glücklichsten seines Lebens, im Wissen, einem
der Schlussakkorde des Dritten Reiches
beizuwohnen. Den Fallschirmjägern
folgten bodengebundene Kampftruppen
in Massen. Insgesamt handelte es sich
um den Nordflügel einer gewaltigen
Zangenbewegung, die bis Mitte April
die Masse der deutschen Truppen an
Als sich im Verlauf des 2. April 1945
(es war der Ostermontag) amerikanische
Panzer nach Münster hineintasteten,
war die Metropolis Westfaliae und NochHauptstadt des NS-Gaus Westfalen-Nord
nur noch ein Trümmerfeld. Sieben Tage
zuvor legte der letzte Bombenangriff
die letzten Reste der Altstadt so wie das
Schloss in Trümmern. Allein bei diesem
Angriff fielen 642.000 Stabbrandbomben, 32.000 Sprengbomben so wie 8.000
Phosphorbomben. Es galt, die Stadt für
die Bodentruppen sturmreif zu bomben.
„Wir rissen die Schächte los, wie auf dem
Exerzierplatz, in 16 Minuten rasselten
441 Tonnen Bomben herunter. Münster
könnt ihr von der Karte ausradieren”
meinte ein Bomberpilot danach.
Die letzten Tage der Naziherrschaft
begannen für den Trümmerhaufen
namens Münster neun Tage vorher mit
dem Übergang der Amerikaner und
Briten über den Niederrhein zwischen
Emmerich und Wesel. Die Operationen
„Plunder” und „Variety” waren mit
21.000 Fallschirmjägern “das gewaltigste
Luftlandeunternehmen in der Geschichte
des Zweiten Weltkrieges”. So der britische Feldmarschall und Oberbefehlshaber Bernhard Montgomery, der am
Karfreitag in Coesfeld eine für Münster im
Nachhinein bedeutsame Entscheidung
fällen sollte. Selbst der britische Premier
Winston Churchill verfolgte den Flussübergang vor Ort mit und nannte diese
der Westfront im Ruhrgebiet einkesselte
und wenig später zur Kapitulation zwang
(der Südflügel bestand aus durch Hessen
vorrückende amerikanischen Truppen).
Die deutsche Wehrmacht war kein
Gegner mehr. Am Niederrhein war sie
den Alliierten im Verhältnis Eins zu Zehn
unterlegen. Der von der Nazipropaganda
genannte “Westfalenwall” erwies sich
als Hirngespinst. Sehr schnell verlagerten
sich die Kämpfe ins das westliche Münsterland hinein. Am Gründonnerstag (29.
April) wurde in Bocholt gekämpft, am
Karfreitag (30. April) schon in Coesfeld.
Die Stoßrichtung zeigte auf Münster,
von dessen Verteidigungskraft man im
alliierten Oberkommando keine rechte
Vorstellung hatte. In den Instruktionen für
die Kampftruppen galt das Münsterland
als schöner, aber auch gefährlicher Park.
Dies sicher in Erinnerung an die sehr verlustreichen Kämpfe in der heckenreichen
Normandie im Sommer 1944. Galt schon
die Umgebung als gefährlich, musste es
die namensgebende Stadt erst recht sein.
Zur Unsicherheit der Einschätzung mochten die falschen Helden der allerletzten
Stunde beigetragen haben, die wie in
Dülmen und Haltern mit Flinten und
Panzerfäusten „Widerstand” leisteten.
Was regelmäßig zum Halt der alliierten
Panzertruppe führte. Diese wartete das
nachfolgende Bombardement ab und
zog erst dann ein, nun ohne Widerstand.
Man sieht es nicht nur diesen beiden
Städten noch heute im Stadtbild an: Bis
auf die Kirchen blieb kaum historische
Bausubstanz erhalten.
Zurück nach Münster. Am Karfreitag
erkennt Feldmarschall Montgomery eine
Lücke in der deutschen Front. Sofort
befiehlt er den Vorstoß seiner Truppen
westlich von Münster vorbei auf den Teutoburger Wald zu. Dort gab es nochmals
schwere Kämpfe, wie bspw. in Ibbenbüren, mit dem Ergebnis gleich Dülmen
und Haltern. Münster war folglich aus
der direkten Stoßrichtung herausgenommen. Die Einnahme der Stadt war quasi
nebenher Teilen der 17. US-AirborneDivision übertragen. Bereits am Ostersonntag fielen Albachten, Mecklenbeck,
Roxel und Nienberge den Amerikanern
zu. Eine Münsteranerin erinnerte sich:
„Kurz vor Ostern - da waren die Truppen
schon zwischen Altenberge und Nienberge. (...) Zu Ostern war es dann soweit.
Da kamen die Panzer direkt auf die Stadt
zu. Sie fuhren hinter dem Haus her und
haben alles, was draußen war, sofort
Diese Seite wird gesponsert von Diana und Mark Lütke Schürmann. www.provinzial-online.de/luetke-schuermann-kluemper
18
beschossen. Mein Vater hat schnell die
Fahnenstange genommen, Betttuch
dran, weiße Fahne raus, damit das
Haus nicht beschossen wurde.” Wie die
Vorgänge im nahen Altenberge am Vortag zeigten, war das Hissen der weißen
Flagge bis zur letzten Minute vor dem
Eintreffen der Befreier besonders dann
lebensgefährlich, wenn fanatisierte SSTruppen in der Nähe waren.
In der Stadt selbst hatten noch
Gauleiter Dr. Alfred Meyer, OB Albert
Hillebrand (seit September 1933) so wie
der Generalmajor Alfred Engelhardt als
Kampfkommandant das Sagen. Eine
telefonische Kapitulationsaufforderung
lehnte Hillebrand noch am 31. März ab, da
er dafür nicht zuständig sei. Folgte man
den Parolen der Nazipresse, war die Lage
unter Kontrolle. Am 31. März erschien die
letzte Ausgabe des Naziblattes Westfälische Tageszeitung mit Überschriften wie
„Die Deutschen sind fanatische Kämpfer”
und „Mit Fanatismus in den Kampf”.
Die Redakteure „glauben an den Führer,
der die Wende dieses Krieges zu unseren
Gunsten in diesem Jahr angesagt hat”.
Wie zur Bekräftigung dessen berichtete
ein Kriegsberichterstatter Dr. SchulteStrathaus von einem Oberfeldwebel
Scholz, der mit seiner Panzerjagdgruppe
39 Panzer vernichtet haben soll. Daneben
gebe es erfolgreiche Abwehrschlachten
gegen die Bolschewisten in Ungarn,
und überhaupt brächten die Alliierten
das Chaos. Entsprechend fielen auch
die Wehrmachtsberichte aus. „Zwischen
Dülmen und Münster wurde der Feind
aufgehalten”, heißt es am 1. April. Am
Folgetag klang es pro Wehrmacht so:
„Auch bei Münster behaupteten sie sich
gegen starke Angriffe.”
Der 2. April lief dann anders ab, als es
Nazifanatiker erträumten und alliierte
Befreier befürchteten. Zwar ließ Kampfkommandant Engelhardt zwischen Haus
Spittal und Schloss Wilkinghege noch drei
Schützengräben graben. Da es aber keine
geschlossenen Kampfverbände mehr gab,
besetzten neben einigen Soldaten und
Flakhelfern 16- und 17-jährige Abiturienten die Kampflinie. Sie waren ohne jede
Kampferfahrung. Es war die letzte Aktion
des Heldenklaus in Münster, und es kam
so blutig, wie es kommen musste. Die
langsam vorrückenden US-Panzer kamen
unter Feuer, das sie aus ihren schweren
Rohren erwiderten. Die Abiturienten
gerieten in Panik, wollten kapitulieren,
doch ein Hauptmann Philipsburg verhinderte das mit Waffengewalt. Im Feuer der
Amerikaner starben die meisten Abiturienten; Philipsburg beging Selbstmord,
als die Panzer Wilkinghege erreichen.
Mit 33 Jahren fiel er einen sinnlosen Tod,
während Kampfkommandant Engelhardt
friedlich 1974 in Würzburg verstarb.
Auch der Nazi-OB Hillebrand lebte bis
zum März 1960 unbehelligt in Münster.
Nur Gauleiter Meyer vergiftete sich am
11. April 1945 bei Hessisch Oldendorf.
Seine einstige Gauhauptstadt war längst
gefallen. Später hieß es, Philipsburg
habe Order gehabt, noch einige Stunden
Zeit zu schinden, damit die Verwaltung
belastende Akten vernichten könne.
Danach tasteten sich die Panzer ohne
weiteren Widerstand in die Stadtmitte
vor. Mit einer Ausnahme. Gegen 16 Uhr
feuerten einige Volkssturmleute am
Aasee (dort stand das Gauforum) Panzerfäuste ab. Die Amerikaner fackelten nicht
lange; nach 40 Schüssen lebte keiner der
Volksstürmer mehr. Es waren die letzten
Schüsse und Gefallenen in Münster.
Gegen 18.15 Uhr erreichen die amerikanischen Spitzen den völlig zerstörten
Prinzipalmarkt (das berühmte Foto
dort wurde erst zwei Tage später am 4.
April aufgenommen). Eine Stunde zuvor
betraten amerikanische Soldaten den
Führungsbunker hinter dem Franziskushospital, das als Notrathaus diente. Später erinnerte sich ein General erstaunt,
Hillebrand sei der „in diesem Lande erste
Oberbürgermeister, den ich mit seinem
Verwaltungsstab im Dienst antreffe”. Als
habe er in den letzten Tagen seiner Amtszeit noch Gutes tun wollen, verhinderte
Hillebrand die von Fanatikern schon
eingeleitete Sprengung der Stadtwerke
und sorgte für die reichliche Verteilung
von Lebensmitteln an Zivilisten in den
noch vorhandenen Bunkern. Helfen tat
es ihm nicht mehr, denn am 5. April
kam er von einer Besprechung mit dem
am Vortag eingesetzten ersten britischen
Stadtkommandanten Major H. S. Jackson
vom 317. Military Government Detachement (siehe Bild) nicht mehr zurück. „In
19
die Stadt Münster sind die Amerikaner
eingedrungen”, vermerkt der Wehrmachtsbericht für diesen Tag. Es war die
letzte Nennung Münsters im Bericht. Die
Nachkriegszeit angebrochen, auch wenn
sich auf der Ostseite des Dortmund-EmsKanals versprengte deutsche Soldaten bis
zum 8. April hielten.
Zwei Tage nach den Kampftruppen
erreichten britische Besatzungstruppen
die Stadt. Unter Leitung von Major Jackson wurde sofort mit der Wiederherstellung der Infrastruktur begonnen. Noch
im April war die Stromversorgung dank
der unzerstörten Stadtwerke im Großen
und Ganzen wieder hergestellt. Der Rest
der Stadt war dennoch ein Trümmerfeld.
“Es sieht aus wie in Pompeii” - treffender als der amerikanische Offizier Reg
Davis konnte man es nicht sagen. Der
beginnende Wiederaufbau war eine Herkulesaufgabe, die ohne Hilfe einer deutschen Verwaltung nicht gelingen konnte.
Keine zwei Wochen nach der Befreiung
setzte die britische Besatzungsmacht
den letzten demokratischen Stadtverordneten Fritz-Carl Peus als ersten
geschäftsführenden Oberbürgermeister
ein. Ihm zur Seite stand ein Rechtsanwalt
Petermann. Beiden Demokraten der
Stunde Null folgte bereits am 15. Juni
Münsters letzter demokratisch gewählter
Oberbürgermeister Karl Zuhorn. Peus
und Zuhorn waren vor 1933 Mitglieder
der in Münster politisch dominierenden
Zentrumspartei, wurden am 19. Mai 1933
von den Nazis aus ihren Ämtern entfernt,
knüpften 1945 an ihre früheren Ämter
an und engagierten sich politisch in
der neu gegründeten CDU, die die Zentrumspartei rasch als führende politische
Kraft in Münster ablöste. Am 1. Juni 1945
erschien die erste Nummer der Neuen
Westfälischen Zeitung, am 5. November
wurde die Universität wieder eröffnet,
und am 30. Januar 1946 (das Datum war
kein Zufall!) setzte die Besatzungsmacht
den ersten Stadtrat ein. Ihm folgte am 21.
Oktober 1946 der erste frei gewählte Rat
der Nachkriegszeit, an dessen Spitze der
erste frei gewählte Oberbürgermeister
Franz Rediger (CDU). Aber das ist schon
Teil einer anderen Geschichte, die nicht
ohne dunkle Flecken - Stichwort Entnazifizierung - auskam.
Die Bilanz nach sechs Kriegsjahren
war grauenhaft. Münster erlebte zwischen dem 16. Mai 1940 und 25. März
1945 insgesamt 102 Bombenangriffe. Die
Kosten für Schäden und deren Beseitigung entsprachen umgerechnet auf
heutige Kaufkraft 15 Mrd Euro. Es gab
weder Gas noch Strom (85 Prozent des
Stromnetzes waren zerstört) und Wasser
(Münsters Wasserleitungen wiesen 2.400
Rohrbrüche auf). Von 33.737 Wohnungen
1939 blieben bis April 1945 nur 1.050
unzerstört; von den 132.000 Einwohnern
zu Kriegsbeginn waren zu dessen Ende
23.500 übrig geblieben. Innerhalb des
Promenadenrings lebten nur noch 17
Familien. Mehr als 90 Prozent der Innenstadt und fast zwei Drittel der ganzen
Stadt waren zerstört. Im Sommer 1945
zeigt ein Foto freie Sicht vom Hauptbahnhof aus vorbei an den Stümpfen der
Domtürme auf das ausgebrannte Schloss.
Diese Umstände schufen den bis heute
lebendigen Mythos, man habe Münster
deshalb andernorts wieder aufbauen
wollen. Schließlich: 6.200 Münsteraner,
fast jeder zehnte Mann, bezahlten den
Krieg der Nazis mit ihrem Leben. An
der „Heimatfront” starben im alliierten
Bombenhagel weitere 1.500 Männer,
Frauen und Kinder. #
Diese Seite wird gesponsert von Siegfried Kurz | www.wigbold-wolbeck.de
20
Bericht | Text | Fotos: Dietmar Buff
Dietmars Welt der Musik
Retrospektive Betrachtungen
Vom Standpunkt der Gegenwart muß
man wohl ausgehen, will man sich
erinnern. Erinnerungen mögen ab und
zu sehr wichtig sein, denn Erfahrungen
mit konstruktivem Lernzuwachs sind ja
die Bausteine, auf denen unsere Kenntnis aller Angelegenheiten im Hier und
Jetzt fußt, mittels derer wir heute mehr
wissen als damals. Eine gewisse Vagheit
wohnt dem Erinnern dennoch inne.
Gerade das, was weiter zurückliegt,
kommt uns dann seltsam diffus vor,
viel unschärfer als der heutige Tag, und
wir merken, dass das Gedächtnis einige
Details hervorhebt, während anderes
verschwunden bleibt.
in die neuen Gefilde möglich wurde. Auch
von da gibt es genug Hörbeispiele, die
wir noch heute manchmal als Evergreens
im Radio wahrnehmen. Zum Beispiel
“Mr. Sandman” von den Chordettes oder
“Such A Night” von Johnny Ray aus der
Zeit bis 1954. Es folgten “(We're Gonna)
Rock Around The Clock” von Bill Haley
and His Comets, “Yellow Rose Of Texas”
von Mitch Miller, “Autumn Leaves” von
Roger Williams, “Mambo Italiano” von
Rosemary Clooney, “The Great Pretender”
von den Platters und dergleichen mehr,
eine Flut von Musik, deren Umschlag in
ein neues Genre mit dem Ende der fünfziger Jahre erfolgte.
Ganz aufregende, spannende und
interessante Zeiten nun kann man deutlicher in sich wahrnehmen als Phasen
in grauem Arbeitstrott. Aber Zeiten, in
denen durch kulturelle Neuerungen, und
hier speziell auf dem Gebiet moderner
Popularmusik, gerade die Jugend in den
Bannkreis einer sich steigernden Faszination durch aktuelle Tonkunst mitsamt
allen medialen und gesellschaftlichen
Tendenzen ihrer Verbreitung gezogen
wurde, bergen noch die Sonne und die
Freude in sich, die sie vermittelten.
Natürlich läßt sich erraten, um welches
historische Phänomen es geht, von dem
man weiß, dass seine Faszination in vielen von denen, die damals jung waren,
bis heute fortlebt. Die Kennmarke eines
Höhepunktes: 1968. Stichworte hierzu
sind eine Protesthaltung, ein neues
Lebensgefühl in einem neuen Zeitgeist,
eng verknüpft mit neuen Formen der
Musik bei den jungen Menschen. In
medias res, mitten hinein ins Geschehen,
mag hier das Anliegen sein.
Beatmusik lautete die Bezeichnung ab
ca. 1960. Einige Songtitel aus diesem Jahr
sind sicher im Allgemeinwissen konserviert. “Stuck On You” von Elvis Presley
and the Jordanaires, “Alley-Oop” von
den Hollywood Argyles, “Itsy Bitsy Teeny
Weenie Yellow Polka Dot Bikini” von Brian
Hyland, “The Twist” von Chubby Checker,
“Georgia On My Mind” von Ray Charles,
“Shakin' All Over” von Johnny Kidd and
the Pirates, “Apache” von den Shadows
oder “Only The Lonely” von Roy Orbison.
Dieses sind nur wenige Beispiele, die
Menge vorhandener Titel ist sehr umfangreich und daher schwer überschaubar. Es
läßt sich feststellen, daß nach 1960 eine
kontinuierliche Steigerung über die Jahre
hinweg zu einem Höhepunkt in 1968
stattfand. Geht man einmal die Jahre
einzeln durch im Hinblick auf Welthits,
so ist auch heute noch vieles bekannt.
Einzelne Beispiele mögen genügen.
“Runaway” von Del Shannon, “Take Good
Care Of My Baby” von Bobby Vee, “Hit The
Road, Jack” mit Ray Charles, “Please Mr.
Postman” der Marvelletes, und “Poetry In
Motion” mit Johnny Tillotson. Dieses sind
einige Highlights aus 1961.
Die Flower Power Ära, das Aufkommen
der Hippies, begann mit studentischen
Protesten 1960. Zuvor, vom Kriegsende
an, gab es den Rock'n'Roll der fünfziger
Jahre, der ein solides Fundament bildete,
einen Sockel, von dem aus die Umwälzung
wieder das Bestehen von Melodien und
Inhalten über die Zeitläufte ermöglichte.
Und so ging es 1962 weiter: “The LocoMotion” mit Little Eva, “Sheila” von
Tommy Roe, “Monster Mash” mit Bobby
(Boris) Pickett and the Crypt Kickers, “Telstar” der Tornadoes, “She's Not You” und
“Return To Sender” von Elvis Presley and
the Jordanaires. 1963 brachte dann folgende Spitzenleistungen: “It's My Party”
mit Lesley Gore, “Dominique”, the Singing Nun, “Sweets For My Sweet” von The
Searchers, und von den Beatles “From Me
To You”, “She Loves You” und “I Wanna
Hold Your Hand”. Auch Cliff Richard and
the Shadows erschienen mit “Summer
Holiday”. Alle genannten Titel waren auf
Platz 1 in den USA oder Großbritannien.
Für jetzt genug, ein andermal mehr. #
Der Bekanntheitsgrad war so hoch,
und die Beliebtheit, dass später andere
kamen und Songs nachspielten, was
21
Bericht | Text: Martin Ostermann | Foto: Erich Westendarp/pixelio.de
Kirchenasyl
Ein Stachel im Fleisch der Asylpolitik soll unmöglich gemacht werden
Unser Innenminister, Herr de Maizière,
hat am 31.01.2015 erklärt, er lehne „als
Verfassungsminister das Kirchenasyl
prinzipiell und fundamental ab“. Das
Eintreten für eine an den Menschenrechten orientierte Flüchtlingspolitik
(GG Art. 1 (1) u. (2)) hat er am 8.2.2015
mit der Scharia verglichen. Diesen
Vergleich hat er am 25. Februar zurückgenommen. Nach deutlichen Protesten
von Vertretern der Kirchenasylbewegung und der Kirchen soll ferner – so
der Sachstand am 3.3.2015 – die Reglung, dass Flüchtlinge im Kirchenasyl
durch das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge als „untergetaucht“ oder
„flüchtig“ eingestuft werden, zunächst
für ein halbes Jahr ausgesetzt werden.
sind. Bis Anfang dieses Jahres konnten
Flüchtlinge, wenn sie ein halbes Jahr
im Kirchenasyl waren, in der Bundesrepublik einen Asylantrag stellen. Seit
sie als „untergetaucht“ oder „flüchtig“
eingestuft wurden, war das erst nach 1 ½
Jahren möglich.
Damit wurde jedes Kirchenasyl torpediert, weil Kirchengemeinden dann für
1 ½ Jahre für Flüchtlinge, die sie aufgenommen haben, verantwortlich sind.
Herr de Maizière hat zu dieser Maßnahme gegriffen, obwohl hinlänglich
bekannt ist, dass menschenrechtliche
Standards nicht überall in Europa eingehalten werden. Flüchtlinge müssen
in vielen Ländern der EU damit rechnen,
obdachlos, inhaftiert oder misshandelt
zu werden. Der europäische Gerichtshof
für Menschenrechte hat etwa in einem
C
eigenen Urteil erklärt, dass Flüchtlinge
wegen der dortigen Verhältnisse nicht
M
nach Griechenland abgeschoben werden
dürfen. Damit hat er dem VerfassungsY
minister bescheinigt, dass seine Politik
menschenrechtswidrig ist. Die DublinCM
III-Verordnung, auf die er sich beruft, ist
MY
gescheitert.
CY
Das Institut für Theologie und Politik
hat in einem offenen Brief an HerrnCMYde
Maiziére dazu aufgerufen, dass die Kirchen und ihre Gemeinden ihrem Auftrag
K
gegenüber den Marginalisierten gerecht
werden und nicht zulassen, dass das
Kirchenasyl in Frage gestellt wird.
Die Regelung betraf Flüchtlinge, die
nach der sog. Dublin-III-Verordnung
Europa zunächst in einem anderen Land
als Deutschland betreten haben und
dann in die Bundesrepublik gekommen
22
Die Behauptung, Flüchtlinge im Kirchenasyl seien „untergetaucht“ oder
„flüchtig“, ist falsch, da die zuständigen
Behörden schon nach ein oder zwei
Tagen über ihren Aufenthalt informiert
werden. Diese skandalöse Einstufung
von
Kirchenasyl-Flüchtlingen
muss
nicht nur ein halbes Jahr ausgesetzt,
sondern grundsätzlich zurückgenommen
werden. Darauf muss die kirchliche und
nicht-kirchliche Öffentlichkeit dringen.
Bei 200.000 Flüchtlingen im Jahr 2014
und rund 200 Kirchenasylen ist die Relation ohnehin fast irrelevant. Die wenigen
Kirchenasyle machen aber öffentlich, wie
MS_Anz_draußen_42,7x126_sw_RZ.
menschenrechtswidrig
die deutsche und
europäische Flüchtlingspolitik ist. #
Bericht | Text: Yeshwant Naik | Übersetzung: Lydia Schulte
Meine Meinung als Immigrant in Eurem Land
Jeder hat seine eigene Kultur
Die Anti-Islam-Bewegung Pegida ist auf dem Vormarsch und
bereitet dem Volk nicht nur große Probleme, sondern stört
auch den Frieden und die Harmonie in Deutschland. Natürlich
ist nur ein geringer Anteil der deutschen Bevölkerung gegen
den Islam und gegen Muslime, während die Mehrheit der
Deutschen offenbar Verständnis für den islamischen Glauben
und die hier lebenden Muslime hat. Diese Mehrheit ist der
Meinung, dass sich die Deutschen tolerant bei der Akzeptanz
von Menschen aus aller Welt zeigen sollten, ohne sie zu
diskriminieren und dass die Aus- und Weiterbildung von Ausländern, insbesondere von Muslimen, dazu beitragen kann,
die Integration in die deutsche Kultur zu vereinfachen. Einige
Deutsche jedoch meinen, dass Muslime rückständig leben
und sie sich stattdessen bilden und von ihrem konservativem
Gedankengut befreien sollten. Nur indem wir Menschen darin
akzeptieren, wer sie sind und wie sie sind, können viele Kontroversen gelöst werden.
Vor einigen Jahren startete Deutschland ein Integrationsprogramm für Ausländer und Flüchtlinge. Diese Integrationsmaßnahmen wurden eingeführt, um den Immigranten durch das
Lehren der deutschen Sprache das Alltagsleben und die Kultur
in diesem Land näher zu bringen. Ich habe mehrere Immigranten aus verschiedenen Ländern kennengelernt, die die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben. Ich habe das Gefühl,
dass sie sich trotz der fließenden deutschen Sprachkenntnisse
in Wort und Schrift nicht im eigentlichen Sinne in Deutschland
integrieren. Sie kritisieren vieles an den Deutschen und an
Deutschland. Deshalb denke ich, dass Menschen, die die Kultur
eines Landes wirklich kennenlernen wollen, dies mit ihrem
Herzen und ihrer Seele tun sollten und nicht nur allein durch
den Besuch eines Integrationskurses. Wie schnell und wie sehr
sich Menschen integrieren und sich wirklich an die Kultur eines
Landes anpassen können, hängt von der ganz individuellen
Fähigkeit und Bereitschaft zur Integration ab. Sich zu integrieren hat vor allem mit den Gefühlen zu tun, die vom Grunde des
Herzens kommen. Ein Einwanderungsland kann nicht als eine
Institution betrachtet werden, die Einbürgerungszertifikate auf
der Basis einer Notenvergabe ausstellt. Obwohl man rein rechtlich nach einem siebenjährigen Aufenthalt in diesem Land die
deutsche Staatsbürgerschaft annehmen darf, kann es trotzdem
noch viele Jahre länger dauern, bis man vom Herzen und von
der Seele her ein Deutscher wird.
Die Kultur eines Landes spiegelt die Gesinnung, Gefühle,
Einstellungen und das Verhalten jedes Einzelnen in der
jeweiligen Gesellschaft wider. Sie umfasst Wissen, Glauben,
Volkstümlichkeit, Kunst, Architektur, Überlieferungen, Medien,
Sport, Freizeit, Musik, Schauspiel, Moral, Kleidung, Ernährung,
Religion, Sprache, Literatur, Bräuche, Lebensstil, Fähigkeiten
und Gewohnheiten, die sich die Menschen als Teil einer gewissen Gesellschaft angeeignet haben. Meistens sehen Menschen
ihre eigene Kultur als die ideale Norm bei der Interpretation,
Beurteilung und dem Verhalten innerhalb der neuen Kultur.
Diejenigen, die eine starke kulturelle Identität aus ihrem Heimatland mit herübernehmen, können sich weniger gut an die
Kultur des Gastlandes anpassen. Sie bringen die andersartigen
Lebensweisen oder Gewohnheiten ihrer Heimat mit. Wenn
ihnen das entsprechende Wissen über die Kultur im Gastland
fehlt, können sie sich schnell einsam und deprimiert fühlen.
Auch die Verhaltensregeln in Bezug auf Höflichkeit sind von
Kultur zu Kultur unterschiedlich.
Akzeptanz und die Annahme einer Kultur führt zu einem
gesellschaftlichen Wandel. Das Ergebnis dieses Wandels ist die
Entstehung neuer Lebensumstände und Sichtweisen, was wiederum die existierende Kultur vorantreiben kann. Ein Land von
Menschen mit verschiedenen Nationalitäten und Kulturen kann
dazu beitragen, eine Multikultur entstehen zu lassen. Kultur
ist nie statisch und starr. Sie verändert sich im Laufe der Zeit.
So, wie die Menschen vor tausenden von Jahren gelebt haben,
leben sie heutzutage nicht mehr. Und so, wie wir heute leben,
werden die zukünftigen Generationen es morgen nicht mehr
tun. Unsere Kleidung, Essgewohnheiten, unser Denken, die
Gesetze und die Gesellschaft haben sich gewandelt und werden
sich auch weiterhin in der Zukunft verändern. Als Reaktion auf
verschiedene Faktoren wie Technologie, Gebietseroberungen,
Kriege, Naturkatastrophen, Handel, Niederlassung von Siedlern,
Immigration und Globalisierung ist die Kultur einer Gesellschaft
geneigt sich zu wandeln. Keine Kultur ist je vom Wandel verschont geblieben. Deshalb können durch die Entwicklung einer
kreativen Balance zwischen Kontinuität und Wandel in der
Kulturpolitik positive und bessere Erfolge für den Multikulturalismus erzielt werden.
Verschiedenartige Kulturen können sich gegenseitig ergänzen
und den Gedankenhorizont erweitern. Die gleichzeitige Existenz
von traditioneller einheimischer und weltoffener Kultur bietet
ein starkes Fundament für das Phänomen des Multikulturalismus. Im Großen und Ganzen kann sich Multikulturalismus in
den Bereichen Kulturrechte, Identität, Erhaltung des Kulturgutes, Gerechtigkeit und Freiheit im Laufe einer Reformierung der
Gesellschaft durch Bildung entfalten. Bildung kann dabei helfen, sowohl die Interessen von einheimischen Gemeinschaften
zu vertreten als auch die Herausforderung anzunehmen, in der
Gegenüberstellung von Globalisierung und Kultur eine freie,
liberale und offene Gesellschaft aufzubauen. #
23
Bericht | Text | Foto : Dušan Rudolph
Columne: „~ auf Cuba“
I was gonna clean my room until I got high
Jeder weiß, dass man nach dem Rauchen eines Joints high wird. Aber was
genau bedeutet high sein? Allgemein
kann man das nicht zusammenfassen,
da es bei jedem anders wirkt. Jedoch
gibt es Dinge, die häufig bei vielen
Menschen auftreten.
Zum einen gibt es den allseits bekannten Fresskick, wenn es wieder heißt ,,Ey
Mann, haben wir nicht noch Chips?´´.
Doch fangen wir von vorne an. Nach dem
Rauchen kann es bis zu 15 Minuten dauern, bis die Wirkung eintritt. Man fühlt
sich erst entspannt, als ob man 8 Stunden im Fitnessstudio Kraftsport betrieben
hätte und sich dann abends auf wohlverdiente Couch setzt. Erschöpft fühlt
man sich jedoch nicht. Und das einzig
Anstrengende, dass man vorher geleistet
hat, war wahrscheinlich, sich die Plautze
zu kratzen. Man ist nicht nur entspannt,
THC senkt auch die Gewaltbereitschaft.
Eventuell pöbelt man jemanden an und
vergisst, einfach warum man pöbeln
wollte, wer weiß. Aber, das ist auch ein
Teil der Wirkung.
Das Kurzzeitgedächtnis ist während
des Highseins ziemlich passiv. Sprich,
man vergisst schnell Dinge. Sich an
vergessene Dinge zu erinnern, ist wie
einen Rubikube zu lösen, nur dass man
sich erstmal erinnern muss, wie der
Rubikube überhaupt aussah. Ich weiß,
„draußen auf cuba“ ist die die
Columne der offenen Kabarettbühne „Cubarett“ in der ~
Die Columne ist der Ort für
die Künstler des Cubarett, ihr
gesprochenes Wort auch lesenden
Augen zu Gehör zu bringen.
24
die Denkweise ist ziemlich kreativ.
,,Also ist man sozusagen dumm?“ Nein,
dumm ist man schon vorher. Es ist sogar
wissenschaftlich bewiesen, dass das
Gehirn viel bereiter ist, Informationen
aufzunehmen, wenn man high ist.
Das führt zum nächsten Punkt. Leute,
die high sind, sind interessierter an Dokumentationen. Dies tritt aber eher seltener
auf, aber wenn es auftritt, beginnt die
Philosophenphase. Und wenn man high
ist, ist man auch meistens kreativer und
nimmt Dinge anders wahr. Kombiniert
man dies mit der Philosophenphase,
kommen Aussagen wie ,,theoretisch stehen wir doch auf Erdplatten, aber Platte
klingt so dünn. Stell dir vor, du springst,
und der ganze Boden bricht zusammen.
Alter, jetzt hab ich Angst, lass lieber vorsichtig laufen, bevor noch aus Versehen
die Erde zusammenbricht!“ zustande.
Nach kurzer Zeit vergisst man die Aussage und erinnert sich später erst wieder
daran und lacht drüber. Dies ist mit eines
der bekanntesten Dinge am Highsein, der
Lachkick. Jemand sagt etwas Lustiges,
oder man sieht irgendwas Komisches,
und das Lachen beginnt. Danach passiert
meistens etwas noch Lustigeres, und man
kommt aus dem Lachen nicht mehr raus.
Am Ende weiß jedoch niemand mehr,
worüber man eigentlich gelacht hat.
Das war jedoch schon längst nicht alles,
man müsste ein ganzes Buch schreiben,
um zusammenfassen zu können, was
man alles so erleben kann. Cannabis ist
also nicht so schlimm, wie uns immer
erzählt wird. Es wird hier in Deutschland
viel zu stark kriminalisiert und zu Unrecht
mit Heroin auf ein Level gestellt.
Ich bin Dušan Rudolph, und ich bin für
eine Legalisierung. #
Dušan Rudolph ist ein
18-jähriger Abiturient aus
Nordwalde. Er wurde in der
Kleinstadt Gelnica geboren.
Mit 4 Jahren kam er nach
Deutschland und hat jeden
im Kindergarten gebissen, da
er kein Deutsch konnte und
dachte, die Kinder würden
ihn ignorieren, da er nicht
wirklich verstand, dass sie
kein Slowakisch konnten.
Mit 13/14 Jahren begann er,
sich das Gitarrespielen selbst
beizubringen und war in
der Schülerband der KvGGesamtschule in Nordwalde.
Nach der Schülerband machte
er weiterhin Musik auf YouTube
unter dem Namen Sarcrossed.
Ab dem Jahr 2014 begann er,
sich in der Richtung StandUp-Comedy zu versuchen.
Sein erster Auftritt war im
Cubarett (Cuba Nova Münster).
Bericht | Text: Annette Poethke
§
Neues aus dem Verkehrsrecht
Schadensersatz bei Brückensperrung?
Aufgrund der vielen maroden Autobahnbrücken ist ein Fall,
den der BGH (Bundesgerichtshof) am 09.12.2014 zu entscheiden
hatte, von besonderem Interesse.
Der Fahrer eines Sattelzuges hatte beim Transport den Arm
eines Baggers nicht genügend abgesenkt, sodass er mit einer
Höhe von 4,83m beim Befahren der B5 eine Autobahnbrücke
dermaßen beschädigte, sodass Einsturzgefahr drohte. Die Autobahn musste in diesem Bereich mehrere Tage gesperrt werden.
Im Rundfunk wurde empfohlen, den gesperrten Bereich großräumig zu umfahren. Die Klägerin begehrt Schadensersatz von
der Haftpflichtversicherung des Sattelschleppers. Sie möchte
Schadensersatz für entgangenen Gewinn, denn sie betreibt im
weiteren Verlauf der Autobahn hinter der gesperrten Brücke
- allerdings außerhalb des gesperrten Bereichs - eine Autobahnraststätte. Für die Dauer der Sperre der Autobahn hielt sie
ihre Raststätte geschlossen und begehrt Schadensersatz wegen
entgangenen Gewinns in Höhe von 38.000 Euro.
Die Klägerin hatte in beiden Vorinstanzen, nämlich LG (Landgericht) und OLG (Oberlandgericht) keinen Erfolg, und auch der
BGH wies ihre Revision zurück.
Milo hat sich als ein kastrierter, freilebender Kater sein ganzes Leben lang
durchgekämpft. Zum Schluss stieß er auf
drei tierliebe Studentinnen, die ihm,
zunächst draußen, ihre ganze Zuneigung gewidmet haben, bis er nicht mehr
von dort wegging und täglich sein Futter
erhielt. Inzwischen lebt er dort im Haus.
Auch tierärztlich ist er intensiv versorgt
worden: Wir haben festgestellt, dass er
seine Vorderpfote stark entlastet, da sie
am Ballen wund und leicht verdickt ist.
Die Nieren- und Leberwerte liegen im
oberen Grenzbereich, so dass er für die
erste Zeit zunächst Diätfutter bekommt.
Die Werte werden in Abständen kontrolliert. Bei der letzten Blutuntersuchung
hat man eine Schilddrüsenüberfunktion
Schadensersatzansprüche nach dem Straßenverkehrsgesetz
(§§ 7/18 StVG) scheiterten daran, weil keine Sache der Klägerin
beschädigt worden ist und auch die Funktionsfähigkeit nicht
beeinträchtigt sei. Sie sei jederzeit zu erreichen gewesen.
Nur die Tatsache, dass eventuell weniger Gäste aufgrund der
Sperrung die Raststätte anfahren, reiche für einen Schadensersatzanspruch wegen entgangen Gewinns nicht aus.
Ansprüche aus unerlaubter Handlung (§ 823 I BGB) scheitern
daran, weil nicht die Schutzgüter, wie Körper, Gesundheit
Freiheit und Eigentum verletzt seien, sondern ein reiner Vermögensschaden der Klägerin vorliege. Auch Ansprüche aus
unerlaubter Handlung in Verbindung mit einem Schutzgesetz (§
823 II BGB) würden nicht greifen, da kein Schutzgesetz verletzt
wurde; insbesondere sei die Straßenverkehrsordnung nicht ein
solches Schutzgesetz, da sie die Abwehr typischer Gefahren, die
vom Straßenverkehr ausgehe, bzw. die dem Straßenverkehr
erwachsen, beinhalte. Die Klägerin geht also im vorliegenden
Fall leer aus
BGH Urteil vom 09.12.2014-VI ZR 155/14
festgestellt. Mit der Gabe von entsprechenden Schilddrüsentabletten wird
sich dieser Wert wieder gut stabilisieren,
sodass ihn diese Erkrankung nicht
einschränken wird. Sein Fell ist schon
wieder prima glänzend geworden,
auch nimmt er stetig zu, sodass die
Rippen Gott sei Dank nicht mehr
einzeln gefühlt werden können. Er ist
seinen Lebensrettern sichtbar dankbar.
Gerne unternimmt er kurze Stippvisiten durch den Garten, wo er
dann
auf
seinen
Katzenfreund
stößt und ihn freudig begrüßt.
So suchen wir für unseren Milo
Katzenliebhaber, die ihm neben
Zuneigung und täglichen Streicheleinheiten auch einen kleinen Garten
bieten können, wo er sich, wenn die
Sonne bald wieder wohlig wärmend
scheint, auf dem Rasen räkeln kann.
Tel. 02 51 8 46 97 57 - [email protected] – www.katzenhilfe-muenster.de
25
Bericht | Text | Foto: Michael Heß
Lesen
Mick Fleetwood, Anthony Bozza: “Play On – Fleetwood Mac & Ich”
Credo, man müsse gerade dann in neue
Gefilde weitergehen, wenn die Dinge
scheinbar alle feststecken.
Wozu brauche man schon Goldene
Schallplatten, wenn man sie nicht verpfänden könne? Solch subtiler Humor
ist very british, und der Spruch stammt
von Mick Fleetwood, Mastermind der
1967 gegründeten Band Fleetwood
Mac. Dass die Combo schon 1969 mehr
Platten verkaufte als die Beatles und
Stones zusammen, ließ Großes erahnen.
Fleetwood und Co. enttäuschten die
Erwartungen nicht und formten über
Jahrzehnte eine der Spitzenbands des
Musikbusiness. Songs wie Don't Stop,
Dreams, Gold Dust Woman, Go Your Own
Way und Rhiannon sind längst Evergreens. Unzählige Male gecovert über
alle Stilrichtungen hinweg, und darüber
wurde der Kern der Band zu Millionären.
Nun geht Mick Fleetwood (längst lebt
er auf Hawaii) auf die Siebzig zu. Zeit,
sein Leben auf der Überholspur Revue
passieren zu lassen. Also diktierte Fleetwood dem New Yorker Musikjournalisten
Anthony Bozza die Feder. Streng genommen ist Play On eine Autobiografie. Weil
aber die Person Mick Fleetwood und
die Band Fleetwood Mac siamesische
Zwillinge sind, kam gewollt zugleich eine
Biografie der Band heraus. Sie ist ein
flüssiges Opus, diese Story von Erfolgen
und Desastern, von Drogen und Exzessen,
von Liebe und Liebesleid, von Spleens
und vor allem von begeisternder Musik.
Siehe oben. Der Leser kommt auf seine
Kosten mit diesem oppulenten Innenbild
des Musicbizz. Angefangen im innovativen London der frühen 60er Jahre (die
Bluesbreakers, die Stones, die Yardbirds
(später Led Zeppelin) - sie kannten sich
in der Szene alle irgendwie) und endend
bei der 2013er Tour. Mick Fleetwood
reflektiert mit kritischer Altersmilde
diesen Werdegang. Seine frühe Liebe
zum Schlagzeug, wie in einer Garage
(!) alles ganz unscheinbar begann, die
vielen Ehen und die Kinder daraus (wie
oft er sich bei ihnen entschuldigt!), die
vielen Personalrochaden in der Band, die
26
Heyne Verlag München 2014
398 Seiten; 22,99 Euro
ISBN 978-3-453-20065-4
endlosen juristischen Auseinandersetzungen mit dem Bizz (zeitweise gab es
zwei parallel auftretende Bands namens
Fleetwood Mac), das große Geld und die
vielen Insolvenzen, der Drogenkonsum,
die falschen und die wahren Freunde in
der Not und viel angelsächsischer Spleen.
Nein, lacht Fleetwood heute, es sei ein
Gerücht, dass die von der Band konsumierten Linien Koks zweimal um den
Central Park reichten. Aber einmal Hyde
Park, das käme schon hin. Nochmals very
british und sehr pragmatisch. Weil es, sagt
er heute selbst, sein größtes Verdienst in
den Jahrzehnten gewesen sei, diese wilde
Band mit ihren berüchtigten Personalrochaden und internen Beziehungskisten
zusammengehalten zu haben. Dem kann
man ebenso zustimmen wie Fleetwoods
Oja, Fleetwood Mac füllen bis heute die
Konzertarenen. Und sie konnten diese
hochkochen auf ein unglaubliches Level.
Eindrucksvoll erlebten das im Dezember
1987 im San Franciscoer Cow Palace
rund 15.000 Fans während der Tango In
The Night-Tour. Ein Auftritt, der heute
streckenweise als sexistisch verschrien
sein dürfte. Und ein Indiz für den
zunehmenden Purismus im Bizz, um den
sich Fleetwood und Co. wenig scherten.
Aber vielleicht waren die ausflippenden
Boyz and Girlz damals einfach noch
nicht verdorben durch politisch korrekte
Sexismusdebatten. Dabei bezogen die
Bandmitglieder politisch klare Kante: Sie
spielten auf den Parties zur Amtseinführung und zum Abschied der Präsidentschaft Bill Clintons. Denn Fleetwood Mac
war spätestens Mitte der 70er Jahre eine
amerikanische Band mit britischen Wurzeln. Der Eintritt der beiden Amerikaner
Stevie Nicks (so müssen antike Göttinnen
ausgesehen haben!) und Lindsey Buckingham (ihm erweist Fleetwood größten
künstlerischen Respekt) bescherte der
Band eine Menge an Erfolgshits und
formte den prägnanten Stil zwischen
treibenden Rhythmen und leiser Melancholie. Wie auch seine Hommage an den
Bassisten John McVie, der als einziger seit
1967 dabei ist. Es sei die längste „Ehe“,
die er je hatte, schreibt Fleetwood (nicht
nur) über diese musikalisch so produktive
Freundschaft so warmherzig wie dankbar.
Ein Wermutstropfen ist dennoch im Kelch.
Auch wenn es eine Autobiografie ist,
regiert in den Bildunterschriften zu oft
die erste Person Singular. Hier wäre bei
Übersetzung und Lektorat weniger mehr
gewesen. Aber welches Buch ist schon
perfekt? Play on please! #
Rezepte | Text | Foto: Juliane Büker
Hunger auf Frühlingsfrische
Feine, leichte, fruchtige, anregende, vitalisierende und
praktische Kost für erste Sonntagsessen auf der Terrasse
mit Vogelkonzert. Vielleicht noch mit Decke oder Heizpilz,
aber von Sonnenstrahlen verzaubert und angesteckt von der
Makronentorte
Zutaten
ƒƒ 4 Eiweiß (Größe M)
ƒƒ 2,5 EL Zitronensaft
ƒƒ 160g Zucker
ƒƒ 150g Schmand
ƒƒ 130g Kokosraspel
ƒƒ 150g Physalis
ƒƒ 1 Kaki oder Orange
ƒƒ 5 EL Aprikosenkonfitüre
ƒƒ 500ml Schlagsahne
ƒƒ 1 TL Vanillezucker
Zubereitung
Als Vorbereitung werden auf Backpapier
drei Kreise gezeichnet mit etwa 20 cm
Durchmesser und ausgeschnitten. Mit der
Bleistiftlinie nach unten das Backpapier
auf zwei Backbleche verteilen. Nun die
Eiweiße mit einem halben Esslöffel Zitronensaft sehr steif schlagen. Den Zucker
unter Rühren langsam hinzugeben und
weiterschlagen, bis die Masse cremig und
fest ist. Einen Esslöffel Schmand kurz(!)
unterrühren, im Anschluss vorsichtig die
Kokosraspeln unterheben. Die Kokosmasse
stellt den Teig für die Böden dar und wird
nun gleichmäßig auf die vorbereiteten
Backpapierkreise mit etwas Rand verteilt.
Bei 160 °C Umluft 15 Minuten backen und
auf den Blechen abkühlen lassen. Währenddessen den Fruchtkompott bereiten.
Dazu einige Physalis zum späteren Garnieren beiseitelegen, restliche Früchte
halbieren. Die Aprikosenmarmelade mit
dem restlichen Zitronensaft im Topf aufkochen lassen, die Früchte hinzugeben
und für 2 Minuten mitkochen lassen – im
Anschluss in einer Schüssel vollständig
auskühlen lassen. Als letzten Schritt die
Sahne mit dem restlichen Schmand und
Vanillezucker steif schlagen. Nun alle
Komponenten zusammenfügen, beginnend mit einem Kokosboden, darauf
eine Schicht Sahne-Mischung, dann der
Kraft sprießender Pflanzen, wird der Hunger auf Leben neu
geweckt. Schöne Ideen finden Sie hier, passend zu Ostern
oder sonstigen Sonntagen. Lassen Sie sich den Frühling
schmecken!
Früchtekompott usw. Mit Sahne-Mischung
und Früchtekompott abschließen und mit
den übrigen Physalis garnieren. #
Eier-Mousse
Zutaten für 6 Portionen
ƒƒ 200g Naturjoghurt
ƒƒ 200g Schmand
ƒƒ 100g Mayonnaise
ƒƒ 1/2 TL Salz
ƒƒ 1 TL Fondor
ƒƒ 1 EL Zitronensaft
ƒƒ 50g fein geschnittene Petersilie
ƒƒ Schnittlauch
ƒƒ 6 Blätter weiße Gelatine
ƒƒ 5 hartgekochte Eier
ƒƒ frisch gemahlener Pfeffer
ƒƒ Kresse zum Verzieren
Zubereitung
Die weißen Gelantineblätter in Wasser
einweichen. Währenddessen die übrig
gebliebenen hartgekochten Ostereier pellen und in kleine Würfel schneiden. Den
Naturjoghurt mit Schmand, Mayonnaise,
Gewürzen und Kräutern vermengen und
beiseite stellen. Nun die zuvor eingeweichte
Gelantine in einem Topf unter Zugabe von
ein wenig Joghurtmasse schmelzen – gut
darauf achten, dass sie nicht zu heiß wird,
sonst verliert sie ihren Geliereffekt. Ist die
Gelantine flüssig, wird sie vorsichtig unter
die Joghurtmischung gerührt und kalt
stellen. Nach ein bis zwei Stunden die fein
gewürfelten Eier unterheben und bis zum
Servieren erneut kalt stellen. Mit einem
Esslöffel Nocken abtrennen und auf einem
Teller anrichten. Zum Abschluss mit Kresse
garnieren. Eine tolle Vorspeise und Möglichkeit, übrig gebliebene Ostereier kreativ
zu verwerten. #
Fruchtiger Lammtopf
Zutaten
ƒƒ 1kg Lammfleisch
ƒƒ 500g Kartoffeln
ƒƒ 4 EL Öl
ƒƒ Salz und Pfeffer
ƒƒ 30g Butter
ƒƒ 1-2 Knoblauchzehen
ƒƒ 200g Scharlotten
ƒƒ 4 EL Tomatenmark
ƒƒ 3 EL Mehl
ƒƒ ½ L Aprikosensaft
ƒƒ ½ L Brühe
ƒƒ 100g Crème fraîche
ƒƒ Zucker
ƒƒ frischer Koriander
Zubereitung
Das Lammfleisch und die Kartoffeln in
gleichmäßige Würfel schneiden. Das Lamm
salzen und pfeffern. Dann im Schmortopf
in heißem Öl bei starker Hitze gleichmäßig
scharf anbraten. Die Hitze reduzieren,
wenn das Lamm Farbe bekommen hat und
Butter, gepressten Knoblauch, gewürfelte
Scharlotten und Kartoffeln im Schmortopf
mit anschwitzen. Das Tomatenmark und
das Mehl hinzugeben. Mit Aprikosensaft
und Brühe ablöschen und alles einmal
aufkochen lassen. Im vorgeheizten Ofen bei
225 °C etwa 60 bis 70 Minuten garen lassen.
Abschließend die Crème fraîche unterrühren
und den Lammtopf mit Salz, Pfeffer, Zucker
und Koriander abschmecken. Mit frischem
Koriander garniert servieren. #
27
Bericht | Text: Horst Gärtner
Schlussakkord
Liebe Leserinnen und Leser,
mitten in der Woche hatte ich ein schönes Erlebnis, von dem ich
Ihnen unbedingt erzählen will. Nur wenige Plätze frei bei der
Veranstaltung der Seniorengemeinschaft im Pfarrzentrum St.Josef-Kinderhaus; erstaunlich, denn es ging bei der turnusmäßigen Mittwochsveranstaltung um „Obdachlose in Münster und
ihre Straßenzeitung ~; ein Zeichen für die guten Kontakte
untereinander und für die Aufgeschlossenheit, sich mit nicht
alltäglichen Themen zu beschäftigen; immerhin trifft man sich
mit Ausnahme der Ferienzeiten regelmäßig mittwochs.
Werner Grandjean hatte die Moderation, und er stimmte mit
dem Akkordeon stimmungsvoll ein: „Im Märzen der Bauer“, er
brauchte zum Mitsingen nicht aufzufordern! Den Einstieg in das
Thema übernahm der ~-Vorsitzende, der die schwierige
und ausweglose Situation Obdachloser, von denen es zur Zeit
in Münster fast 800 gibt, von den Klischees frei machte und
ihre Probleme auf den Punkt brachte: Wer obdachlos ist, hat
mit vielen Problemen und Sorgen zu kämpfen und meistens
niemanden, der ihm zuhört oder hilft. Krankheit, Einsamkeit,
Suchtprobleme, Schulden, Behördengänge gehören zum Alltag
der von den fast immer auch körperlich geschwächten Menschen nicht mehr bewältigt werden kann. Hoffnungslosigkeit,
mangelndes Selbstwertgefühl und der Verlust aller sozialen
Bindungen, verbunden mit der Unfähigkeit, neue zu knüpfen,
stellen in den meisten Fällen eine unüberwindbare Schranke
für jeden dar, der einmal in der Obdachlosigkeit gelandet ist.
Die Sozialarbeiter nennen es das Ende eines Elendskreislaufs.
Augenhöhe begegnen können“. Besonders interessant war
die Vorstellung der beiden mitanwesenden Straßenverkäufer.
Sie machten durch ihre freimütig vorgetragenen Lebensläufe
und Entwicklungen deutlich, dass Obdachlosigkeit praktisch
jeden treffen kann, und es wurde mit der Wirtshausparole
aufgeräumt, dass Obdachlose vorrangig oder ausschließlich
ungelernte Arbeiter seien. Nein, Akademiker und Unternehmer
sind ebenso gefährdet wie jeder andere, wenn sie im Leben an
Schwierigkeiten geraten, die sie aus eigener Kraft nicht lösen
können.
Der Vortragende machte deutlich, dass genau an dieser Stelle
das Selbsthilfekonzept der ~ ansetzt; ein niedrigstschwelliges Angebot, durch den Verkauf der Zeitung wieder
einen Einstieg in eine selbstverantwortete Lebensführung zu
finden. Die Philosophie von ~ ist: Straßenverkäuferinnen
und Straßenverkäufer sollen den Münsteranerinnen und Münsteranern und den Menschen aus dem Münsterland wieder „auf
Freundliche Grüße
Rohdiamant mit Flausen im Kopf. Erina
liebt die menschliche Gesellschaft. Diese
junge Lady ist ein Rohdiamant, wie man
so schön sagt. Erina ist eine super liebe,
sanfte und durchaus zarte Hündin, die
nichts mehr liebt, als bei ihren Menschen
zu sein. Manche Situationen machen
ihr noch etwas Angst, hierbei schaut sie
jedoch auch immer wieder zu den ihr
bekannten Personen und vertraut auf
Ein Straßenverkäufer kam aus Holland und einer aus Norddeutschland; beide schilderten ihre Lebenseinbrüche, ihre
erfolglosen Versuche, das „normale Leben“ festzuhalten und
ihren Weg, der sie nach Münster führte, hier zu einer ganzen
Reihe von Ansprechmöglichkeiten der Obdachlosenhilfe und
schließlich zu der ~, wo sie ein ergänzendes Einkommen,
persönliche Kontakte und ein Stück Sicherheit gefunden haben,
wo sie eine Mahlzeit einnehmen, ihre Wäsche waschen und
Kontakte aufnehmen können. An diese offenherzigen Schilderungen schloss sich eine rege Diskussion an mit Fragestellungen
aus der Runde. Gefreut haben sich die Straßenverkäufer, dass
ihnen der Seniorenkreis noch einige der neuesten ~
abgekauft hat. Alle sangen das Schlusslied „Kein schöner Land
in dieser Zeit“ mit, reichten sich die Hand; ein schönes Zeichen
von Gemeinsamkeit.
Horst Gärtner
1. Vorsitzender ~ e. V.
deren Urteil. Erina ist ein aufgeschlossenes Hundemädchen, das altersbedingt
noch ein paar Flausen im Kopf hat. Sie
lernt mit Freude und zeigt sich als treue
und ausgesprochen verschmuste Seele.
Neue Situationen können sie manchmal
noch etwas überfordern. Daher suchen
die Tierfreunde Münster für Erina
Menschen, die ihr die nötige Sicherheit
vermitteln können.
Tel: 02 51 32 50 58 – [email protected] – www.tierfreunde-ms.de
28
Bericht | Text | Foto: Susanne Wasielewski
Zeigt her eure Gärten!
Aktion „Münsters schöne Gärten“ geht ins vierte Jahr
In diesem Jahr bin ich wieder mit Fotoapparat und Notizblock
zu Gartenbesitzern unterwegs. Lieben Sie ihren Garten? Haben
Sie Lust, mir Ihren Garten für ein paar Fotos zu öffnen und mir
ein bisschen über ihn zu erzählen?
Ich bin mir sicher: Auch Ihr Garten ist etwas Besonderes! Ich
suche nicht den perfekten Garten, in dem jeder Grashalm an
der richtigen Stelle steht. Ich suche:
ƒƒ Gärten, in denen Menschen sich wohl fühlen
ƒƒ Gärten, die mit Leidenschaft beackert werden
ƒƒ Gärten, die etwas ausdrücken, die eine Geschichte haben und eine Geschichte erzählen
ƒƒ Gärten, in denen geträumt und
experimentiert werden darf
ƒƒ Gärten, die sich im Laufe eines Jahres,
aber auch im Laufe der Jahre verwandeln
Jeden schönen Garten stelle ich mit einer Fotoreportage in
einem der diesjährigen Sommerhefte der ~ vor. Sobald
ich genug prächtige Gärten zusammen habe, erstelle ich aus
den besten Bildern einen wunderschönen Kalender.
Haben Sie und Ihr Garten Lust mitzumachen? Dann rufen Sie
mich an unter 02 51 2 30 22 15 oder schicken mir eine Mail an
[email protected].
Ich freue mich auf Sie und Ihren Garten!
Anzeigen
Solar
Konzept
• photovoltaik
• thermische
Solaranlagen
• pelletheizungen
• prüfung von
Solaranlagen
• Ve r ka u f • B e ra t u n g • P l a n u n g • M o n t a g e •
W. Schneider-reif
Kleikamp 2
48351 everswinkel
Tel.: (02582) 902216
Fax: (02582) 902165
[email protected]
www.solar-konzept.net
Frauenstiftung Münster
Fraueninteressen vertreten
Eigenständigkeit fördern
Frauenstärken stärken
Stiften für Frauen
www.fair-fuer-frauen.de
29
Anzeigen
Denk dran! Vor dem Einwerfen Batterien und Akkus
entnehmen und getrennt abgeben.
S ALT
AU
W
HMESTE
LLEN
U
CKNA
DEINE RÜ
IR D NE
ELEKTROSCHROTT: LEERE BATTERIEN UND AKKUS GETRENNT ABGEBEN!
www.chance-muenster.de
Bitte beachten Sie: Batterien und Akkus dürfen ausschließlich an den AWM-Recyclinghöfen
oder durch Rückgabe an den Hersteller/Handel entsorgt werden. Bitte kleben Sie die Pole
vorher ab! Neben Wertstoffen enthalten die Batterien und Akkus gefährliche Schadstoffe.
Diese Schadstoffe können gesundheits- und umweltschädigende Wirkung haben. Bei unsachgemäßer Entsorgung drohen außerdem Kurzschlüsse, Hitzeentwicklung und Brände.
WEITERE INFOS UNTER AUS-ALT-WIRD-NEU.ORG
Möbel und Trödel
2. Hand-Möbel · Porzellan · Bücher
Glas-Accessoires · Trödel · u.v.m.
Möbel-Trödel Friedrich-Ebert-Str. 7/15, Tel.: 62088 -10
Mo. - Fr.: 9.30 - 19.00 Uhr, Sa.: 9.30 - 16.00 Uhr
30
Anzeigen
§ § §Rechtsanwalt
§ § § § §§
Paul Demel
§ § §Auch§Fachanwalt
§ §für § § §
§ Miet§ und§ Wohnungseigentumsrecht
§ § §§ § §
weitere Schwerpunkte:
§ § §• Baurecht
§ §§ § § §
• Sozialrech
§ § §• Nachbarschaftsrecht
§ § § § §§
§ § § § § § §§ §
§ § § § § §§ § §
§ § § § §§ § § §
Die nächste
~
erscheint am
30. April 2015
t
Bahnhofsstr. 7
48143 Münster
Tel.: (02 51) 414 05 05
Fax: (02 51) 414 05 06
Mail: [email protected]
§
Rechtsanwältin
Redaktionsschluss
ist der
10. April 2015
Alles, was sauber macht
Annette Poethke
Fachanwältin
für Familienrecht
Tätigkeitsschwerpunkte:
Eherecht
Miet - und Pachtrecht
Verkehrsrecht
Interessenschwerpunkte:
Arbeitsrecht
Erbrecht
Hüfferstraße 8 | 48149 Münster
Tel.: 0251-511023 und 511024 | Fax: 0251-57606
l Gebäudereinigungsbedarf
l Hygienepapiere
l Reinigungsmittel
l Herstellung und Vertrieb
Unser großer Hygienefachmarkt ist
für Gewerbe und Privat
Mo.-Fr. von 8 - 16:45 Uhr geöffnet.
Gustav-Stresemann-Weg 48 · 48155 Münster
Tel. 0251 / 686 13-0 · Fax 0251 / 686 13-29
www.nettesheim.de · email: [email protected]
31
Löffelabgabe im Team macht auch Spaß!
s
en
nd
pe
e warme Mah
ein
lze
r
fü
it
o
an 81190
un
d
Sie damit 2
,
5
0
Eu
r
32
L“
FFE
LÖ
t„
en Sie eine SM
Sm
end
S
i
.-
www.strassenmagazin-draussen.de/aktionen