~ 04 | 15 ¤ 1,60 Das Straßen und das Münsterland magazin für Münster in-draussen.de | www.strassenmagaz e h c ü k n e p p u S . s v e h c Sternekü ing lk a t S | r e t s n ü M ld fe r Trümme 1 Editorial Ihr ~ - Verkäufer hat die Nummer: Liebe Leserinnen und Leser, entlang der Promenade fallen sie mir ins Auge: Büschel von Schneeglöckchen, am Weg und auf Wiesen hinter den Häusern. Dicht stehende, weiße Frühlingsboten. Knospen von Osterglocken lassen an verschiedenen Stellen ahnen, dass auch sie sich in Kürze ins Farbenspiel mischen werden. Frühling löst die winterliche Kargheit entlaubter Bäume ab. Frühling – Ostern – neues Leben: Dieser Dreiklang gehört in unseren Breitengraden zusammen. Ostern: Mehr als ein Feiertag, der Schule und Arbeitsrhythmus unterbricht, mehr als die Farbtupfer bunter Eier und freundlich blickender Osterhasen. Ich ahne, es ist ein Fest, das über diesen Tag hinaus seine „Dennoch-Kraft“ entfaltet, für das Leben einsteht und sich keinem geringeren entgegenstellt als dem Tod. Ich entdecke diese Kraft an Orten, wo sich Menschen täglich, meist unspektakulär und selbstverständlich, für das Leben einsetzen. Für die schwangere Frau zum Beispiel, die im Haus der Wohnungslosen ankommt und begleitet wird. Wo für die Geburt Sorge getragen wird und den Weg danach. Ich sehe diese Kraft an vielen „Osterorten“, auf die ganze Stadt verteilt, wo sich Bürgerinnen und Bürger bereitfinden, ankommenden 2 Flüchtlingen zur Seite zu stehen und sie zu unterstützen bei der Bewältigung ihres Alltags in fremder Umgebung. Sie begegnet mir in der Sprechstunde der Malteser, die Menschen ohne Krankenversicherung behandelt, um des Lebens willen. Eine Karte solcher „Osterorte“ würde von dieser „Dennoch-Kraft“ sprechen, die unsere Stadt „lebenswert“ macht. Jeder Ort, denke ich weiter, kann solch ein „Osterort“ werden: Wenn ein ermunterndes Wort in eine Begegnung fällt oder ein deutendes Wort Fragen des Lebens erhellt. Wenn eine kleine Geste an dem anknüpft, was der, die andere gerade braucht und was sein, ihr Leben stärkt. Ich möchte die Augen für „Osterorte“ offenhalten und selbst zu solchen beitragen. Ganz herzlich, Ihre DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE Wir brauchen ständig! DANKE # Es gibt Dinge, die kann man immer gebrauchen – unabhängig von Jahreszeit und besonderen Festen. So ist das bei uns auch. Unsere Verkäufer freuen sich zu jeder Zeit über einen guten Kaffee mit Milch, benötigen rund ums Jahr Hygieneartikel, ebenso Verpflegung für ihre Hunde. Wenn Sie etwas übrig haben oder uns unterstützen möchten, haben wir ein paar Vorschläge aufgelistet mit Artikeln, die immer gebraucht werden. Kaffee, Zucker, Kaffeeweißer haltbare Konserven oder Gläser: Wurst, Fisch, Marmelade, Honig, Nusscreme, Eintöpfe, Heißwürste, Nudeln, eingemachtes Obst und Gemüse, Tomatensaucen, Gewürze Seife, Duschgel, Schampoo, Zahnpasta, Zahnbürsten, Rasierschaum, Einwegrasierer, After Shave, Hand/Hautcreme Tempotaschentücher, Toilettenpapier, Küchentücher Schokoladentafeln, Plätzchen/Kekse, Bonbons, Weingummi Tabak, Blättchen, Zigaretten, Feuerzeuge Hundefutter, Hundedecken, Näpfe So erreichen Sie uns Direkt und persönlich zur Abgabe von Spenden und zum Kennenlernen: Im Internet zur Information: www.strassenmagazin-draussen.de ~ e.V. Von-Kluck-Straße 15 48151 Münster Per Mail: [email protected] Telefonisch: 0251 / 49 09 11 8 3 Das neue Kochheft ist ab sofort erhältlich! Natürlich bei Ihrem ~-Verkäufer. ¤ 1,60 ~ für Mü Das Straßenmagazin nster und das Münst erland | ww w.strasse nmagazin-draussen.de te Leichte Sommergerich 4 Impressum Herausgeber „~“ e. V. Von-Kluck-Straße 15 48151 Münster Tel.: 0251 / 49 09 11 8 [email protected] Redaktionsteam Horst Gärtner (V.i.S.d.P) Sabrina Kipp Jonas Lichtenstein Rolf Meyer Streetwork Sabrina Kipp [email protected] Internetseite www.strassenmagazin-draussen.de Administrator: Cyrus Tahbasian Texte Bianca Austin, Sr. Klara Maria Breuer smmp, Dietmar Buff, Juliane Büker, Horst Gärtner, Michael Heß, Sascha Benedikt Idziaszek, Sabrina Kipp, Katrin Moser, Yeshwant Naik (Lydia Schulte), Martin Ostermann, Annette Poethke, Dušan Rudolph, Manuel Schumann, Susanne Wasielewski Fotos Dietmar Buff, Juliane Büker, Michael Heß, Sabrina Kipp, Andreas Löchte, Dušan Rudolph, Stadtarchiv Münster, Susanne Wasielewski, Erich Westendarp/pixelio.de, Jörn Wolter Titelfoto Andreas Löchte Foto Rückseite Andreas Löchte Layout und Titelgestaltung Jonas Lichtenstein Rolf Meyer [email protected] Gestaltungskonzept Lisa Schwarz/Christian Büning Druck Gutverlag Druck & Medien Auflage 7000 Unterstützt durch Siverdes-Stiftung Bankverbindung Sparkasse Münsterland Ost Konto-Nr. 34205427 BLZ 400 501 50 Spenden-Konto Sparkasse Münsterland Ost Konto-Nr. 33 878 BLZ 400 501 50 IBAN DE 4540 0501 5000 0003 3878 BIC WELADED1MST Inhalt 2 Editorial Gedanken zu Ostern 6 Sterneküche vs. Suppenküche Von gehobener Gastronomie und reiner Nahrungsaufnahme 8 Stalking Du weißt, dass wir zusammengehören 10 Schwereloser Sommer Mutmacher für leichtigkeitssehnende Hüftgoldinhaber 11 Vergesst nicht die Obdachlosen! Ein Zwischenruf von Michel Heß 12 „Die Arbeitswirklichkeit ist oft unlogisch“ Interview mit Gunter Dueck 15 Das Takka-Tukka-Land des Balkans Die pure Not treibt viele Kosovaren nach Deutschland 16 Rätsel und des Rätsels Lösung Auflösung und neues Rätsel 18 “Es sieht aus wie in Pompeii” Die Stunde Null erlebte Münster als Trümmerfeld 21 Dietmars Welt der Musik Retrospektive Betrachtungen 22Kirchenasyl Ein Stachel im Fleisch der Asylpolitik soll unmöglich gemacht werden 23 Meine Meinung als Immigrant in Eurem Land Jeder hat seine eigene Kultur 24 Columne: „~ auf Cuba“ I was gonna clean my room until I got high 25 Neues aus dem Verkehrsrecht Schadensersatz bei Brückensperrung? Wir danken allen Spendern! Artikel, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bitte beachten Sie unsere Anzeigenkunden. 26Lesen Mick Fleetwood, Anthony Bozza: “Play On – Fleetwood Mac & Ich” 27Rezepte Hunger auf Frühlingsfrische 28Schlussakkord Ein schönes Erlebnis # 29 Zeigt her eure Gärten! Aktion „Münsters schöne Gärten“ geht ins vierte Jahr 5 Bericht | Text: Sascha Benedikt Idziaszek | Fotos: Andreas Löchte Sterneküche vs. Suppenküche Von gehobener Gastronomie und reiner Nahrungsaufnahme Kochsendung, Berichte über gutes Essen und gesunde Ernährung sind heute buchstäblich in aller Munde. Kein Wochentag ohne die beliebten Kochsendungen, keine Zeitschrift und kein Magazin ohne wichtige Ernährungs- und Kochtipps. Die sogenannte normale Küche ist fast schon „out“, und heute redet man lieber über die vegetarische, vegane oder – neuerdings - über die Paleo-Ernährung (essen wie die Steinzeitmenschen – Anm. d. Red.). ~-Autor Sascha Benedikt Idziaszek hat sich dem Thema einmal von einer anderen Seite genähert und gefragt, was denn zu einem guten Essen gehört und ob es hierbei nur um reine Nahrungsaufnahme geht. Dazu hat er eine Sterneküche und eine Suppenküche besucht und festgestellt, dass manches doch sehr ähnlich ist. Die Uhr in der Lobby des renommierten Hotels „Kaiserhof” an der Bahnhofsstraße in Münster zeigt Punkt 11:00 Uhr. Der Mann in legerer Kleidung an der Rezeption hätte locker als Gast durchgehen können. Er scheint sich aber auszukennen, und man scheint ihn zu kennen. Nein, ein Gast ist er auf keinen Fall. Nachdem der Ruf von der Rezeption herüberschallt, „Zwei Kaffee? Kommen sofort, Herr Skupin“, wird dem geneigten münsteraner Gastronomiekenner sehr schnell klar, wer da so locker im Eingangsbereich des „Kaiserhofs” steht: Andrè Skupin ist hier der Chef de Cuisine, der Chefkoch, der Herr der Töpfe; zudem noch ein prämierter Sternekoch: Im November 2014 erhielt der gebürtige Münsteraner, der unter anderem schon im Saarland und in Düsseldorf gekocht hat, einen der beliebten Sterne des Guide Michelin - zum dritten Mal in Folge. Der perfekte Ansprechpartner also, wenn es um das Thema Essen geht, mit allem, was dazugehört. Tatsächlich nimmt sich der Chefkoch heute fast den 6 ganzen Vormittag Zeit für Gespräch und Fotoshooting. Und dies an seinem freien Tag. Auf die Frage, was für ihn gute Lebensmittel seien, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Ganz klar: Frische Lebensmittel, gut - möglichst heimisch produziert“, so der Maître, um noch zu ergänzen, „am sinnvollsten ist für mich auch immer noch die saisonale Küche. Ob ich im Dezember Erdbeeren brauche, die ich zweifelsohne bekomme, ist für mich fragwürdig“. Auch zum Thema Fleischgenuss hat Skupin ein eindeutige Meinung: „Es muss nicht jeden Tag Fleisch auf den Tisch. Wenn aber Fleisch, dann schon hochwertig; und man sollte wissen, wo es herkommt.“ Und was hält der Chef des „Gourmet 1895“ und des „Gabriel`s“ von den Fernsehsendungen mit Sterneköchen, die fast täglich über die Mattscheibe flimmern und manchem Wirt bei der Wiederbelebung seiner gescheiterten Gastronomie helfen möchten: „So etwas schaue ich mir gar nicht an, vor allem, weil sie oft nicht die Realität abbilden, da fehlt meines Erachtens oft die Nachhaltigkeit“, so Skupin, um gleich einzuschränken, „teilweise stimmt die Darstellung aber schon, das habe ich selbst erlebt. Da gibt es Maurer, Schlosser oder Friseure - von Gastronomie null Ahnung, und vom Kochen noch weniger. Die organisieren sich einen ,Frikadellenschein' und machen einen Laden auf.“ Bei dem sogenannten „Frikadellenschein“ handelt es sich um eine eintägige Veranstaltung der IHK, in welcher der richtiger Umgang mit Lebensmitteln und entsprechende Hygienevorschriften vermittelt werden sollen. „Ich finde es bedenklich, wenn es Menschen gibt, die sich nach einem Tag Fortbildung in das Abenteuer Gastronomie stürzen und sich plötzlich wundern, dass es nicht funktioniert“, erklärt der Chefkoch schulterzuckend und wundert sich weiter, „vor allem, wenn man sich überlegt, dass eine fundierte GastroAusbildung drei Jahre dauern kann.“ Ein weiteres Thema bringt Andrè Skupin richtig auf die Palme; und das hat mit der neuen Allergenverordnung zu tun, die seit Dezember 2014 gilt. Laut dieser Verordnung, korrekt Lebensmittel-Informations-Verordnung, müssen die, von der EU definierten, wichtigsten Allergene für sogenannte „lose“ Ware ausgewiesen werden. Das gilt allerdings nicht nur für Metzger und Bäcker, sondern eben auch für alle Arten von Gastronomiebetrieben. Für Skupin heißt das wohl: Eine längere Speisekarte, da natürlich auch bei ihm jedes definierte Allergen ausgewiesen werden muss. „Bei allem Verständnis für den Verbraucherschutz habe ich manchmal den Eindruck, wir verordnen uns zu Tode“, bemerkt der Koch nicht ohne einen Anflug von Ärger. Trotz aller Verordnung und viel Arbeit am Schreibtisch ist und bleibt die Hauptaufgabe des Sternekochs die Tätigkeit in der Küche und die „Arbeit am Gast“, wie er es nennt, das ist eben seine Profession. Diese Sterne-Professionalität versucht Skupin auch immer wieder -zumindest ansatzweise - in den unterschiedlichen Kochkursen zu vermitteln, wobei Regionalität und Frische bei ihm immer ganz groß geschrieben werden. An diesem Mittag, in der doch überschaubaren Küche, ist dies nicht zu übersehen, egal ob beim Fleisch oder beim Gemüse. Dass der Chef der Küche sein Team im Griff hat, ist offensichtlich, denn langsam wird es stressig in der Cuisine des „Kaiserhofs”; und die ersten Gäste stehen schon vor der Tür. Das gepflegte, stilvolle Ambiente des Restaurants ist beeindruckend und scheint auch auf die Gäste zu wirken und sie in den Bann zu ziehen. So überprüft ein Gast noch einmal den Sitz des Jacketts und die Sauberkeit seiner Schuhe: „Ich will ja in diesem schönen Rahmen nichts schmutzig machen“, bemerkt er im Vorbeigehen. Beim Thema Esskultur hat Sternekoch Skupin in den vergangenen Jahren keine großen negativen Veränderungen bemerkt, wie er sagt. Auf die Frage, wie er dazu stehe, dass sich manche Köche im Fernsehen doch eher lässig geben und beim Essen das Basecap aufbehalten oder sich am Tisch herumlümmeln, zuckt Skupin nur mit den Schultern und bemerkt trocken: „Ich habe das noch anders gelernt, und dies versuche ich auch meinen Kindern zu vermitteln. Dazu gehört ganz klar, dass man bei den Mahlzeiten die Mütze abnimmt und sich vernünftig hinsetzt. Keine 800 Meter vom Nobelrestaurant entfernt, in der Nähe der Clemenskirche, bietet sich ein ganz anderes gastronomisches Bild: keine hellen Räume, keine blankpolierten Gläser auf den Tischen und auch keine Sterneküche. Durch einen unscheinbaren Eingang vis a vis des kleinen Parks an der Kirche geht es über eine Treppe in den Keller. Vor dem Raum, in dem geschäftiges Treiben herrscht, sind orangefarbene Wärmebehälter aufgebaut, in der kleinen Küche sind ehrenamtliche Mitarbeiter damit beschäftigt, möglichst gleich große Portionen des Mittagessens auf die Teller zu befördern. Wir befinden uns in einer der letzten Suppenküchen Münsters. „Obwohl“, so bemerkt Patricia Gallagher, Sozialarbeiterin und Leiterin der Einrichtung, „Suppenküche ist eigentlich der falsche Begriff, diese gab es ja früher fast an jedem Kloster. Unser Treffpunkt ist ein wenig anders, und hier geht es nicht nur um satt und sauber.“ Tatsächlich ist der „Treffpunkt an der Clemenskirche“ mehr als nur ein Ort der Nahrungsaufnahme: 1978 wurde die Einrichtung auf Bestreben von Clemensschwester M. Eveline eröffnet und sollte immer auch ein Ort sein, der Obdachlosen Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Dazu gehören bis heute Körperpflege, Wäsche waschen und vor allem soziale Kontakte. Hierzu bieten Mahlzeiten wie das Frühstück und Mittagessen gute Gelegenheiten. „Die Mittagsmahlzeiten kommen aus der benachbarten Raphaelsklinik, daher die Wärmeboxen“, erklärt Frau Gallager, und schon wird eine Gemeinsamkeit zur Küche von Herrn Skupin deutlich, wie die Sozialarbeiterin berichtet: „Wir freuen uns, dass dort, soweit ich das beurteilen kann, immer frisch gekocht wird“, um im gleichen Satz auf einen Unterschied zum Sternekoch aufmerksam zu machen. „Hier gibt es jeden Tag Fleisch. Das gehört für viele einfach dazu“, so Gallagher, und „wenn man sich so manche Gäste ansieht, die haben richtig Hunger!“ Trotz der beengten Situation geht es im „Treffpunkt“ gesittet und ruhig zu, und man könnte - ob der Situation - schon von einer gewissen gemütlichen familiären Atmosphäre sprechen: Frische Blumen stehen auf den Tischen. Bilder an der Wand. Gespräche über den vergangenen Tag, über das Essen und über die Zukunft. „Wir haben hier ein sehr gutes Klima, und ein Neuankömmling wird hier selten misstrauisch beäugt, sondern ist meist gleich willkommen“, berichtet die Einrichtungsleiterin und ergänzt, „wenn sie sich an die Spielregeln halten, will heißen, Alkohol, Drogen und Krawall sind tabu.“ Über Essensspenden gerade für das Frühstück freuen sich die Mitarbeiter um Frau Gallagher immer, und die gibt es hin und wieder aus der Nachbarschaft: „So dann und wann bekommen wir schon mal etwas Außergewöhnliches vom (Feinkost-)PERFETTO im Karstadt, also ein Hauch Sterneküche“, bemerkt die Sozialarbeiterin schmunzelnd. „Ein Serano-Schinken und Tintenfischnudeln waren auch schon dabei“, die aber nicht so gut angekommen sind, wie die Leiterin berichtet, „denn wie heißt es so schön: Wat der Bur net kennt…!“ Trotzdem freuen sich die Mitarbeiter des Treffpunkts immer, wenn etwas Außergewöhnliches dabei ist, was sie dann auch gern verarbeiten. „Ist doch besser, wir verarbeiten es, als wenn es weggeschmissen würde“, da sind sich alle einig. Einig sind sich Andrè Skupin mit seiner Sterneküche und Patricia Gallagher und Team mit ihrer Suppenküche (oder besser gesagt ihrem Treffpunkt) in einem: „Gute Ernährung ist nicht abhängig vom vorhandenen Geld.“ # Diese Seite wird gesponsert von AKKORDEONSPIELERIN.DE, Anne-Marie Grage, und EQUIVALENT, Daniela Kaminski, Telgte 7 Bericht | Text: Katrin Moser Stalking Du weißt, dass wir zusammengehören Wie viele Opfer es in Deutschland gibt, lässt sich nicht sagen. Klar ist nur: Die, die es sind, leben in Angst. Tag und Nacht ist jemand, den sie nicht in ihrer Nähe haben wollen, da. Vor der Tür, am Telefon, im Email-Postfach. Stalking ist für viele Opfer beruflich und privat eine enorme Belastung, die bis hin zu schwerwiegenden psychischen Erkrankungen (bei den Opfern!) führen kann. ~-Autorin Katrin Moser hat eine Frau getroffen, die nun seit sieben Jahren auf der Flucht ist. Vor einem Mann, den sie mal liebte. Marina Schüller (Name geändert) versteckt sich. Jeden Tag. Die Haustür öffnet sie nur zögerlich, und auch erst, nachdem sie sich fast eine Minute am Türspion vergewissert hat, dass wirklich nur eine Person vor der Tür ist – und nicht eine bestimmte Person. Bis vor sieben Jahren lebte Marina mit ihrem Freund zusammen, einem Selbstständigen aus Münster. Eine gemeinsame Wohnung, gemeinsame Zukunftsplanung, aber irgendwann brach Marina aus der Beziehung aus. „Die Gründe seien nicht wichtig“, sagt sie. Eine Geschichte, wie sie tagtäglich eben in Deutschland passiere. „Man verliebt sich, lebt zusammen, trennt sich. Das ist eben so.“ Eigentlich. Bei Marina nahm die „alltägliche Geschichte“ einen anderen Verlauf. Ihr Ex-Freund, Jörg, schien eiskalt erwischt von der Trennung. „Dabei war so viel vorher absehbar. Das wollte er aber anscheinend nicht sehen“, meint Marina. Anfangs rief er nur an. Jeden Abend. Weinend. Bittend. Bettelnd. Sie möge doch zurückkommen. Es war doch alles so schön, so perfekt. Zwei Wochen versuchte Marina, das Spiel mitzumachen – schließlich hatte man sich ja im Guten getrennt und wollte noch in Kontakt bleiben. Aber was für Marina eine endgültige Trennung war, schien für Jörg nur eine Auszeit zu sein. Dann wurde es ihr zu bunt. Sie ging nicht mehr ans Telefon, wenn er anrief. Anfangs klingelte es dann nur zwei, dreimal am Abend. „Irgendwann rief er dann auch morgens an.“ Hatte man sich in den Jahren zuvor nie zufällig in der Stadt getroffen, so tauchte Jörg nun immer häufiger irgendwo auf, wo auch Marina war. „So ein Zufall, dass du auch hier bist“, sagte er dann immer. Wollte sie umarmen, einen Kaffee trinken, fragte, wann sie „nach Hause“ kommen würde. Marina ist keine Frau, die sich etwas vorschreiben lässt. Sie ist groß und schlank, lange, modern geschnittene dunkelbraune Haare und selbstbewusst. Sie spricht klar und deutlich, zwischenzeitlich aber leise, als könnte ein Lauscher an der Wand stehen. Damals vor sieben Jahren ist sie irgendwann laut geworden. Sehr laut. „Ich habe nichts mehr beschönigt. Ich habe ihm gesagt, dass ich mein Leben, mein Zuhause habe und er da nicht mehr hingehöre und auch nicht mehr hingehören würde.“ Während der ganzen Ansage lächelte Jörg. Sie sei so schön, wenn sie wütend werde, sagte er. „Ich glaube, das war der Moment, wo etwas bei ihm durchgebrannt ist“, mutmaßt Marina heute. Als sie nach Hause kam, zeigte ihr Telefon 42 Anrufe. Und es klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Bis tief in die Nacht hinein. Bereits in aller Frühe am Morgen. Werktag, Feiertag, jeden Tag. „Manchmal reichte nur das erste Klingeln, und ich wollte schreiend durch die Wohnung rennen“, erzählt Marina. „Wie verrückt einen das machen kann, das lässt sich nur sehr schwer beschreiben.“ Eines Morgens stand er vor der Tür. Mit Blumenstrauß und einem verstörenden Grinsen. Marina öffnete nicht. Er setzte sich auf der anderen Straßenseite ins Auto und wartete. Winkte fröhlich, als er sie hinter dem Fenster erblickte. An diesem Tag stand er sechs Stunden dort. Am nächsten Tag auch. Wieder einen Tag später lag eine Karte in ihrem Briefkasten. „Ich kriege dich. Wir gehören zusammen, und das weißt du auch!“, stand darauf. In ihrem Email-Postfach stapelten sich die Mails, seitenlange Pamphlete wilder Liebesschwüre. Marina hat sie alle aufgehoben. Nach der Postkarte reichte es einer ihrer Freundinnen, und sie bringt Marina zur Polizei. Die Beamten hören sich alles an, lesen alles durch, sagen, dass die Situation bedenklich sei, aber noch nicht bedenklich genug. Schließlich geht das ja „erst“ ein halbes Jahr. Immerhin sind sie zu Jörg gefahren und haben mit ihm gesprochen. „Gefährderansprache“ nennt sich das im Fachjargon. Ein Beamter sucht den Nachsteller auf und weist ihn daraufhin, dass sein Verhalten strafrechtliche Relevanz habe. Den meisten Stalkern würde das Auftreten der Beamten schon reichen, und sie würden von ihrem Opfer ablassen. Jörg nicht. Die Polizei hat noch nicht ganz das Haus verlassen, da schreibt er eine Email. Wieder seitenweise, teils wirr. Und diesmal verlegt er sich aufs Drohen. In den kommenden Wochen lauert er Marinas Freundinnen auf dem Weg zur Arbeit auf, ruft Marinas Eltern an, schreibt ihrem Bruder, schickt Mails, ruft an und taucht auch immer wieder bei ihr vor der Tür auf. Eines Tages steht er in ihrem Büro. „Ich hatte plötzlich eine so tierische Angst vor diesem Mann“, sagt Diese Seite wird gesponsert von TONI´S BAR, Inhaber Toni Mirkou, Telgte, und Werner Kövener, Musiker, Ostbevern 8 Marina. „So, als wären die sieben Jahre Beziehung nicht existent gewesen. Ich wusste nicht mehr, wer das ist.“ Zwei Jahre nach Beginn des Stalkings wechselte Marina Wohnung, Telefonnummern und Arbeitsplatz. Zu massiv waren die Beobachtungen und Nachstellungen geworden, zu unsicher fühlte sie sich in ihrer Wohnung. Zwei Monate war es ruhig. Marina begann, an den Frieden zu glauben. Irgendwann verließ sie morgens das Haus und wurde an einer Ecke angesprochen. „Schön wohnst du jetzt“, sagte Jörg. Marina meldete sich krank. Erschien zunehmend nicht auf der Arbeit, weil sie Angst hatte, dass Jörg irgendwo auf sie wartete. Selbst wenn er nicht direkt in Erscheinung trat, so war er doch immer präsent. Hier ein Kärtchen, da ein Briefchen, dort ein paar Blumen oder auch – je nach Stimmung – ein toter Vogel vor der Tür. Marina strebte eine einstweilige Verfügung an, mit Erfolg. Nur Jörg beeindruckte das Näherungsund Kontaktverbot nicht. Nun begann er jeden Brief mit „ich weiß, dass ich dir nicht schreiben darf, aber unsere Liebe ist stärker als jedes Gesetz“. Marina zog wieder um. Diesmal nachts, so hatte es Hütte gesucht „Mein Herrchen sucht schon eine Weile nach einem Zuhause für uns“, sagt Ambrosia im Interview. Aber irgendwie will es nicht so recht klappen, was sie nicht versteht. „Dabei ist mein Herrchen ordentlich, stubenrein, nett, hilfsbereit. Ich könnte mir kein besseres Herrchen vorstellen.“ Die beiden sind seit Juni 2014 ohne festen Wohnsitz. „Dabei wünsche ich mir nicht viel mehr, als abends mit meinem Herrchen nach Hause zu kommen und mich gemütlich auf meinen Platz zu legen. Später bekomme ich was Leckeres zu essen. Des Weiteren habe ich ein paar gesundheitliche Probleme, deswegen sehne ich mich so sehr nach einem Zuhause“. ihr ein Opferschutzbeauftrager geraten. Beim Einwohnermeldeamt beantragte sie eine Auskunftssperre. Nach nur vier Wochen kannte Jörg ihre neue Wohnung - offenbar war dem Einwohnermeldeamt im Land des Datenschutzes die Auskunftssperre entgangen. Und wieder parkte er vor dem Haus. Manchmal ging er nur mehrfach am Fenster vorbei, demonstrativ langsam und gelassen, als sei er auf einem Spaziergang. Zwischenzeitlich war Marina ihre Stelle gekündigt worden. Die Angst, das Haus zu verlassen, war zu groß geworden. Den Kontakt zu ihren Freunden hatte sie abgebrochen, weil sie nicht mehr wusste, wer Jörg auf Nachfragen Auskunft gab und wer nicht. Die Polizei riet ihr, in ein Frauenhaus zu ziehen, zumindest zeitweise. Und ein Verfahren anzustreben. „Aber ich konnte das nicht mehr. Ich war den ganzen Tag nur mit Angst beschäftigt.“ Marina zog sechs Jahre nach Beginn des Stalkings wieder um. Diesmal blieb sie nicht im Landkreis, diesmal verließ sie das Münsterland komplett. Obwohl ihre ganze Familie dort lebt. Erneut beantragte sie eine Auskunftssperre beim Einwohnermeldeamt und überprüft diese in regelmäßigen Abständen. „Manchmal bekomme ich keine Auskunft, manchmal aber schon“, sagt sie. Im Internet tauschte sie sich aus, mit anderen betroffenen Frauen und Männern. Manche, die sogar ins Ausland abgetaucht sind. Manche, die langwierige Verfahren erwirkten, die aber letztendlich nichts brachten. Manche, denen nachts Hund oder Katze getötet wurden als „Liebesgruß“. Und manche, die endlich Ruhe haben – aber doch in ständiger Angst vor einem erneuten Stalking leben. So wie Marina. Seit sie aus dem Münsterland weggezogen ist, hat sie nichts mehr von Jörg gehört. Von ihrer Mutter weiß sie aber, dass er sich dort noch regelmäßig meldet und für Aufregung sorgt. „Die Angst bleibt“, sagt Marina. Sie verlässt das Haus nicht. Lebensmittel lässt sie sich liefern. Sozialkontakte hat sie nur über das Internet, in ihre Wohnung kommt nur, der sich zu einer schon fast stasimäßigen Überprüfung bereit erklärt. „Ich weiß, dass das überzogen ist. Aber ich kann einfach nicht anders. Ich warte jeden Tag nur darauf, dass er wieder hier steht. Das alles weitergeht und nie aufhört.“ Eine neue Beziehung hat Marina bis heute nicht. # Ambrosia wirkt erst etwas beängstigend, weil sie ziemlich groß ist. Sie ist ein Mischling aus Deutscher Dogge und Bernhardiner. „Ich darf nicht die Treppe alleine hoch- und runterlaufen, deswegen trägt Herrchen mich immer.“ Leider wollen die meisten Vermieter keine Mieter mit Hunden, egal, ob groß oder klein. Angst vor Hundebellen, Probleme mit den anderen Mietern – all das könnten die Ängste von Vermietern sein. Wenn dann noch jemand ohne festen Wohnsitz eine Wohnung sucht, erleichtert es die ganze Situation nicht. „Dabei sind wir doch ganz normal, unkompliziert und sind mit einer trockenen, warmen Hütte zufrieden. Und all das, was ich über mein Herrchen sage, trifft auch auf mich zu“, sagt Ambrosia, und hofft, das sie bald eine Hütte finden. 9 Bericht | Text | Foto: Juliane Büker Schwereloser Sommer Mutmacher für leichtigkeitssehnende Hüftgoldinhaber Ein Dauerbrenner-Thema, wie das Wetter. Eine gesellschaftliche Tugend, auf den ersten Blick zu sehen, die Selbstdisziplin oder Zügellosigkeit vor sich herträgt. Ein Schönheitsideal, das für Anerkennung sorgt: Schlanksein. Klar, erstrebenswert, keine Frage! Aber was macht den Kampf mit den Pfunden so schwierig? Was ist mit der eigenen inneren Motivation? Eigenes Wohlbefinden, Leichtigkeit, Fitfühlen. ~-Redakteurin Juliane Büker über ihre Erfahrungen mit dem inneren Schweinehund und einem leichteren Leben. Ich sitze in einem Café, trinke einen Latte und habe dazu einen Schokoladenkeks gegessen. Vorher habe ich ein neues Kleid gekauft, nicht bei den Plus- oder Happy-Größen, sondern ganz regulär von der Stange. Die ersten Sonnenstrahlen des Jahres wärmen die Stadt, und zum ersten Mal freue ich mich auf den Sommer. Leichte Klamotten tragen ohne Angst, dass die Speckröllchen dadurch sichtbar werden, mit Freunden Eis essen gehen ohne einen Gedanken, ob mein Po wohl in die Stühle passt und ob die Umhersitzenden vielleicht denken: „Mensch, die braucht doch wirklich kein Eis mehr“. Es wird mein erster Sommer in Leichtigkeit. Übergewicht gehörte immer zu mir, in der Kindheit und Jugend hatte ich noch das Glück, lange viel zu wachsen, als das Wachstum aufhörte, ging es nur noch in die Breite. Ich wurde massiv übergewichtig. Freunde und meine Familie versuchten, mich vorsichtig auf mein Essverhalten anzusprechen und boten mir an, gemeinsam Sport zu machen. Viele Jahre wehrte ich mich. „Was geht die mein Gewicht an? Das ist meine Sache! Vielleicht will ich den gesellschaftlichen Konventionen ja gar nicht entsprechen? Man kann auch dick glücklich sein...“, und so weiter. Heute kann ich liebevoll 10 lächeln über diesen Trotz, mit dem ich mich wehrte. Natürlich hatte ich Recht mit meinen Gedanken, dazu stehe ich immer noch, aber was war mit meinem eigenen Wohlbefinden? Ich war resistent gegenüber Nachfragen von außen, die ich als Forderungen empfunden habe, weil es mir unmöglich schien, mein Übergewicht jemals wieder selbstständig in den Griff zu bekommen. Es hat lange gedauert, meine innere eigene Motivation freizulegen und mich zaghaft zu trauen. Nach einigen positiven privaten und beruflichen Ereignissen keimte der Glaube an mich und meine Kraft ganz leise, aber spürbar. Vor eineinhalb Jahren schließlich vereinbarte ich heimlich mit mir selbst die Abmachung, einen Versuch zu starten abzunehmen. Heute hat sich die Zahl auf der Waage halbiert, und ich trage Größe 40 statt 60. Abnehmen ist schwer, das möchte ich nicht verharmlosen, beschönigen oder herunterspielen, aber es ist nicht unmöglich. Die Frage nach dem Wie beantworte ich immer gleich. Es geht genauso, wie man es denkt. Stark auf die Ernährung achten und etwas mehr Sport machen. Das Schwierigste ist es, Gewohnheiten zu durchbrechen. Die Tafel Schokolade vor dem Fernseher, zwei warme Mahlzeiten am Tag, der Riegel zwischendurch. Bewusste Ernährung ist das Stichwort. Früher ein Begriff, wie ein rotes Tuch, den ich weiträumig gemieden habe. Langsam habe ich mich darauf eingelassen und begriffen, was dahintersteckt. Das Ziel sind keine Nulldiäten. Kein radikales Kohlsuppe-Fasten oder einseitiges Gemüse-Mümmeln. Viele beschäftigen sich so wenig mit der Nahrungsaufnahme. Es passiert so nebenbei. Was man da zu sich nimmt? Eigentlich egal, Hauptsache es schmeckt und stillt Hunger und Appetit. Wie gehen wir denn da mit unseren Körpern um? Dieses Ding auf zwei Beinen mit Kopf drauf, das uns durch die Weltgeschichte trägt. Hat das nicht mehr Fürsorge und Aufmerksamkeit verdient? Unser Motor wird betrieben von der Nahrung, die wir zu uns nehmen. Unsere Stimmungen sind davon abhängig, die Konzentrationsfähigkeit, Kopfschmerzen und so vieles mehr. Unmöglich, die Seele, den Geist und den Körper voneinander unabhängig zu betrachten. Ein Gefühl für Nahrungsmittel zu bekommen, damit habe ich begonnen. Mit einer App auf meinem Smartphone, die mir Nährwertangaben zu jedem Lebensmittel ausspuckt, habe ich jeden Tag notiert, wie gut ich meinen Körper versorgt habe. Kalorien zählen ist nicht das Nonplusultra, das ist klar, aber sich bewusst mit der eigenen Ernährung zu beschäftigen, das ist der Trick, glaube ich. Dazu gehört kein Hungern, aber Geduld, ein bisschen Verzicht und Bewegung. Nicht für gesellschaftliche Konventionen, nicht für den Partner oder die Anerkennung von außen. Der innere Schweinehund ist mit guten Argumenten zu besänftigen. Und dazu gehört, gut zu sich zu sein, für den eigenen Körper und für einen Sommer in Leichtigkeit. # Bericht | Text : Michael Heß Vergesst nicht die Obdachlosen! Ein Zwischenruf von Michel Heß Vergesst nicht die Obdachlosen! Die mitten unter uns sind, aber vor dem Hintergrund des stetig zunehmenden Flüchtlingselends thematisch untergehen. Nein, hier wird nicht das Elend der Einen gegen das Elend der Anderen ausgespielt. Aber beide Gruppen, die Flüchtlinge von außerhalb der EU wie die obdachlosen EU-Bürger (zumeist) haben eine Lobby verdient. um Langzeitbetreuung für Männer und Frauen), sind es schon mehr als 1.000 Personen. Plus des Häufleins Hartgesottener, die auch im Winter Platte machen. Aus welchen Gründen auch immer. Es ist eine noch nie da gewesenen Zahl. Kein Jota nützt die Freizügigkeit innerhalb der EU, wenn Wohnungen wie in Münster für die meisten Arbeitssuchenden aus den neuen EU-Staaten unerschwinglich sind. Stimmt schon, obdachlos ist nicht gleich obdachlos. Allein im Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) samt angeschlossenen HuK-Gebäude suchten über den Winter rund 830 Menschen Zuflucht. HdW und Huk sind die Feuerwehr - sozusagen. Für das Christophorusheim (hier erfolgt eine Langzeitbetreuung Obdachloser) sind es 90 Menschen. Nimmt man noch HachProjekt und Gertrudenhaus dazu (in beiden Einrichtungen geht es ebenfalls In Münster gibt es ein dichtes Netz von Hilfeeinrichtungen. Deren Mitarbeiter arbeiten so professionell wie engagiert, dass die Not nicht noch größer wird als ohnehin. Trotzdem kam man im Winter nicht ohne Container und Zelte aus. Es war eine Lösung, die man im Grunde nicht will, weil sie Standards an Selbstbestimmung und Würde auf Dauer nicht ermöglichen. Aber was will man machen angesichts der vielen Hilfesuchenden? Dass es nicht noch mehr Menschen in Not waren, sei letztlich dem milden Winter zu verdanken. Noch während der Kältephase im Oktober gab es allergrößte Befürchtungen. Sagt Patricia Gallagher vom Clemenstreff. Auch dort gab es sehr viel zu tun - so an die 1.100 Teller Mittagessen im Monat sind es im Durchschnitt geworden. Die warme Jahreszeit hat begonnen, aber der nächste Winter kommt bestimmt. Was dann? Prognosen gleichen dem Blick in die Glaskugel. Aber man könne getrost davon ausgehen, dass es im nächsten Winter nicht weniger Betroffene werden, merkt Dirk Frielinghaus vom HdW realistisch an. Die ~ nutzt die vor uns liegende warme Jahreszeit unter anderem dazu, die Hilfeeinrichtungen in Münster der Reihe nach vorzustellen. # Fahrradspende Ein tolles Lastenfahrrad zur Versorgung unserer Verkäufer haben wir vom Allwetterzoo Münster bekommen. Da unser neues Ladenlokal über keinen eigenen Parkplatz verfügt und Münster die Fahrradfahrerhauptstadt ist, genau das Richtige für den täglichen Einkauf, das Transportieren von Sachspenden und für viele kleine und große Dinge des täglichen Lebens. Wir bedanken uns herzlich!!! # Anzeige Stimme & Feldenkrais Insel Juist 31.10. – 5.11.2015 Feldenkrais-Praxis Vera Lämmerzahl Ludgeristraße 114 Tel.: 0251-796707 11 Bericht | Text: Manuel Schumann | Foto: Jörn Wolter „Die Arbeitswirklichkeit ist oft unlogisch“ Interview mit Gunter Dueck Gunter Dueck war zunächst Mathematikprofessor und bis August 2011 Cheftechnologe bei IBM. Er ist derzeit freischaffend als Autor, Netzaktivist und Redner tätig. Im Gespräch mit Manuel Schumann warnt Dueck vor „Schwarmdummheit“. ~: Sie schreiben in Ihrem kürzlich erschienenen Buch „Schwarmdumm – So blöd sind wir nur gemeinsam“ (Campus Verlag), dass die berufliche Auslastung nie über 85 Prozent liegen solle, da andernfalls Chaos und Mehrarbeit die Folge wären. Weshalb hat sich diese Grenze in den Chefetagen noch nicht herumgesprochen? Dueck: Es gilt als chic, immerfort zu arbeiten. Der von mir sehr bewunderte Autor David Maister hat mal gesagt, die fähigen Mitarbeiter zögen die Arbeit in den Firmen derart an sich, dass sie im Alltag automatisch überlastet seien. Ist die Auftragslage schlecht, sind zunächst diejenigen nicht ausgelastet, die in der Hierarchie unten stehen. Sinnvoll wäre es aber genau umgekehrt. ~: Wie meinen Sie das? Dueck: Die Oberen sollten sich in solch einer Phase der Strategie widmen und zugleich in der Lage sein, wohlüberlegte, schnelle Entscheidungen zu treffen. Derlei funktioniert allerdings nicht, wenn eben jene Chefs von Termin zu Termin hetzen. Plakativ gesagt: Es ist wichtig, dass ein Chef einfach Zeit hat, nachdenkt und wartet, bis eine Entscheidung ansteht. Nur dann ist er in der Lage, schnell und kompetent zu reagieren. ~: Sollten Führungskräfte häufiger Aufgaben delegieren? Dueck: Die Probleme der unteren Ebenen werden oft nicht gelöst, sondern nach oben eskaliert. Oben haben Manager 12 den Eindruck, sie müssten jetzt jeden Kleinmist entscheiden. Wenn etwas normal nicht extrem dringend Wichtiges kommt, heißt es sehr oft: „Dafür habe ich jetzt echt keine Zeit!“ Konflikte sollen dort gelöst werden, wo sie sind, obere Gehaltsklassen sollten für wichtige Entscheidungen frei sein. ~: Ist Ihr Buch auch ein Appell für mehr Freiraum im Berufsalltag? Dueck: Hilfe, nicht dieses Wort! Wenn man in oberen Etagen sagt: „Hört mal zu, ihr müsst mehr Freiräume schaffen“, dann geht das nach hinten los. Das klingt nämlich zu sehr nach: „Man muss doch auch mal faul rumhängen können!“ Nein, so würde ich das nie formulieren. ~: Sondern? Dueck: Die Mitarbeiter spüren, wenn im Unternehmen etwas nicht in Ordnung ist. Droht das System zusammenzubrechen, machen sie leider oft den Fehler, mit Vokabeln um sich zu werfen, die zwar richtig sind, bei denen der Manager aber sofort einen roten Kopf bekommt. Nach dem Motto: „Arbeit muss doch wieder Spaß machen!“ oder: „Ich muss doch auch mal in Ruhe arbeiten können!“ ~: Mitarbeiter deutscher Unternehmen verbringen im Schnitt rund sechs Stunden in 2,4 Meetings pro Woche. Dueck: Das Meeting ist ein Führungsinstrument geworden, in dessen Fokus mehr und mehr die Statusberichte rücken. Wenn man sich als Manager um die inhaltliche Arbeit kümmert, sind solche festen Termine nicht wichtig. Ich habe in meinem Team nur dann Konferenzen einberufen, wenn die Mitarbeiter sie für nötig hielten. Die Folge waren deutlich weniger Sitzungen und stets Diskussionen von Belang. Die zuvor wöchentlichen Meetings fanden mitunter nur noch alle fünf, sechs Wochen statt. ~: Was antworten Sie denen, die sagen, derartige Besprechungen seien nach wie vor die beste Form, um Mitarbeiter an Bord zu holen, wenn es um neue Projekte und Themen geht? Dueck: Für viele Chefs sind MeetingKaskaden das Instrument an sich, sie sehen den Meetingplan als „Managementsystem“ rund um Zielerreichungen und Arbeitsverteilung. Das kann man machen, aber es ist ein Vorgehen von gestern. Die Zielerreichungen hat ja jeder sowieso online vorliegen – ohne Meeting! Ein guter Teil des klassischen Managements ist doch obsolet. Heute ist es wichtig, die Mitarbeiter intensiver zu coachen, sie gut auszubilden, ihnen zu helfen, sodass sie genau wissen, wie gut sie etwas zu tun haben. Sie müssen auf höhere Exzellenzlevel. ~: Larry Page hat bei Google feste Besprechungsregeln eingeführt, als er im Frühjahr 2011 wieder die Unternehmensführung übernahm - sinnvoll oder lediglich Problemkosmetik? Dueck: Ich habe gehört, dass bei Google nur so viele Leute im Konferenzraum sitzen, die von zwei Pizzen satt würden. Das spricht doch für sich. In den meisten Meetings sind nämlich zu viele Interessen im Raum. In der Politik wird das bisweilen auf die Spitze getrieben, Stichwort Proporz. Da sitzen Politiker nahezu aller Parteien am Tisch, es gibt also immer Widersacher im Raum. Selbst wenn ausnahmsweise alle einer Meinung wären, müssten einige schon aus Prinzip dagegen sein. Das ist doch verschwendete Lebenszeit! Wer vorankommen will, sollte vor einem Meeting Einzelgespräche führen. ~: Kann man als Angestellter in einer Großorganisation heutzutage noch Mensch sein? Dueck: Die jüngeren Leute kennen es ja nicht anders. Früher schimpfte ich gelegentlich: „So kann ich hier nicht arbeiten, immerzu sitze ich in irgendwelchen Meetings und muss mich mit Leuten streiten.“ Die jungen Kollegen erwiderten: „Aber wir müssen doch all die Dinge besprechen“. Die meisten haben gar nicht das Bedürfnis, zuweilen eine halbe Stunde aus dem Fenster zu schauen, um in Ruhe nachzudenken. Leider geht es oft nur um das schnelle Abarbeiten von Aufgaben. ~: Wie sähe die Alternative aus? Dueck: Wenn ich sage, man könne sich ja mal vorbereiten auf ein Meeting, schlägt mir prompt die Frage entgegen: „Ja, wann denn?! Träum weiter!“ Die Leute haben keine Zeit, fühlen sich in ihrem Ablauf gestört und rennen mit schlechter Laune in unproduktive Besprechungen. Es wäre sinnvoll, wenn Leute, die gescheite Ideen haben, vor einem Meeting miteinander telefonierten, sich abstimmten, sodass sie sich später in der Konferenz nicht gegenseitig erschießen. Querdenker wie ich müssen sich gelegentlich den Satz anhören „Halt doch die Klappe, Alter, früher war nicht alles besser.“ (lacht) ~: Sie behaupten aber nicht das Gegenteil, oder? Dueck: Früher war in der Tat vieles entspannter, teils sogar derart entspannt, dass man von einer gewissen Verschwendung von Ressourcen sprechen könnte. Mitunter lief es damals ein bisschen zu gemächlich, um ökonomische Fragen hat man sich beispielsweise nicht so gekümmert. Inzwischen sind wir komplett ins Gegenteil geschwenkt, von zu gemächlich zu extrem hektisch. Beides ist nicht sinnvoll. ~: Ein weiteres Modewort lautet „Dezentralisierung“ Grundtenor: „Kleine Zellen sind die Zukunft“. Wie passt derlei zu den eben beschriebenen hektischen Arbeitsabläufen, die, wie Sie selbst sagen, nicht abgebaut wurden, sondern weiter auf die Spitze getrieben werden, Stichwort Überforderung? Dueck: Die Arbeitswirklichkeit ist oft unlogisch. Ich vergleiche die Situation eines Angestellten mit jener eines Schülers, der insgesamt auf der Note 4- steht. Der Junge spürt den Druck von allen Seiten, er weiß, dass er jedes Jahr aufs Neue um seine Versetzung bangen muss; er hangelt sich von Klausur zu Klausur, stets mit dem Gedanken: „Bloß nicht weiter abrutschen!“. Ähnlich fühlen sich auch die Angestellten, die die Folgen des beschriebenen Missmanagements ausbaden. ~: Erklären Sie das bitte genauer. Dueck: Ein Schüler arbeitet am wirksamsten, wenn er in jedem Fach auf 2+ steht. Dann versteht er den Unterrichtsstoff schnell, macht zügig seine Hausaufgaben, lernt anschließend vielleicht noch eine halbe Stunde und kann sich dann seinen Hobbys widmen. Derjenige Schüler aber, der auf 4- steht, wird zunehmend hektischer, unsicherer, macht Fehler, arbeitet irgendwann rund um die Uhr, bekommt Nachhilfestunden und wird beinahe täglich kontrolliert und angemeckert. Obwohl alle Beteiligten wissen, dass dieser Zustand weder gut ausgeht noch irgendjemandem etwas bringt, wird von den Methoden nicht abgerückt. Es gibt also eine Diskrepanz zwischen dem Tagesgeschäft und dem Idealzustand. Also wieder einmal: Schwarmdummheit. ~: Wie reagieren die Manager auf Ihre Kritik? Dueck: „Du hast keine Ahnung, in welcher Misere wir uns befinden“. Dann antworte ich: „Klar, und weshalb ist die Misere entstanden? Weil ihr immerzu bei 4- steht.“ Die antworten dann: „Und wie sollen wir mit dieser schwachen Mannschaft bitte schön auf 2+ kommen?“ Genau das ist der Denkfehler. ~: Was sollte ein solches Unternehmen als erstes ändern? Dueck: Sie haben eben das Wort Dezentralisierung genannt, das ist zur Zeit in der Tat ein Trend. Ich denke da an die große Agilitätsbewegung: 2002 haben ein paar ITler gesagt, sie haben die industriell organisierte Softwareentwicklung der Wasserfallmodelle satt. Also jene Abläufe, in denen jeder Mitarbeiter täglich einen starren Arbeitsplan bekommt, um dann Tausende Seiten Feinspezifikationen aufzuschreiben. Nein, erfolgreich ist man mit kleinen, agilen Teams, die den Sinn ihrer Arbeit ständig überprüfen, indem sie stets in Kontakt zum Kunden stehen, ihn einbeziehen in die Entwicklung der Software, ja, ihm zeigen, was möglich ist und somit das Produkt exakt auf Basis seiner Wünsche erstellen. Der Kunde wird begeistert, bekommt leuchtende Augen, verlangt bestimmte Korrekturen, Ergänzungen, Anpassungen. Die ganze Sache nimmt Fahrt auf. ~: All das erinnert an Leopold Kohrs Slogan „Small ist beautiful“... Dueck: ...Im Kleinen geht es erst einmal um die Bestimmung sinnvoller Ziele und um Ausprobieren. Im Idealfall schmeißt man nach diesen Erkenntnissen alles bisher Implementierte weg und baut alles im Lichte der gewonnenen Erfahrung neu auf. Allerdings fehlt den meisten Firmen dazu der Mut. Sie klammern sich an das früher Erarbeitete („man muss das doch verwerten können“) und verzetteln sich. Am Ende ist die Software ein Flop, weil der Kunde damit nichts anfangen kann. Kurz: Mit Agilität können Unternehmen auf 2+ kommen. Leider wollen die meisten Entscheider doch wieder einen klaren Tagesplan „nach ISO 9000“, den sie abarbeiten können; erst dann fühlen sie sich wohl. Daher ist es unheimlich wichtig, die Eigeninitiative der Mitarbeiter zu fördern, denn die ist nicht nur in kleinen Teams der Schlüssel zum Erfolg. ~: Sie meinen, der Planung werde zu wenig Zeit gewidmet? Dueck: Ja. Ich habe zu Beginn meiner Projekte immer gesagt: „Ich denke zunächst vier bis sechs Wochen darüber nach, was ich eigentlich will.“ Denn was brächte es, wenn ich als erstes sagte: „So, ich habe eine Idee und brauche 13 macht daraus sofort Pegida. Plötzlich heißt es, alle Muslime neigten zum Terror. Ich leide beinahe körperlich darunter, dass über die Zusammenhänge nicht nachgedacht wird. Emotionalisieren a la BILD-Zeitung funktioniert offensichtlich besser, wenn man eine Korrelation einfach als Kausalbeziehung interpretiert. Anstatt aber nachzudenken, setzt man einfach No Pediga dagegen. jetzt sofort 100 Leute.“ So würde ich die Kosten in die Höhe treiben, bevor ich überhaupt richtig angefangen habe. Unter Umständen benötige ich von den 100 Leuten in den ersten vier Wochen lediglich zwei – und dann alle 14 Tage oder monatlich zehn weitere. Es braucht daher einen vernünftigen Plan. Schließlich soll jeder zuerst genau wissen, woran er arbeitet – und eben nicht blöd dastehen und auf einzelne Anweisungen warten. Am Anfang muss man alle auf eine gemeinsame „Vision“ oder „Project Identity“ bringen. Alles andere ist schlicht irre. Aber leider üblich. wenn sie nicht ständig das heiß diskutierte Thema des Tages kommentiert. Merkel hält sich oft zurück. Diese naturwissenschaftliche Klugheit, sich eine absurde Überlastung zu ersparen, indem man nicht auf alles reagiert, macht sie zudem mächtig. Sie produziert kein negatives Karma, finde ich. Sparsam mit der Energie umgehen, sie bündeln, sich nicht im Kleinklein verzetteln. Dagegen zum Beispiel spontan mit Hollande nach Minsk fliegen… ~: Herr Dueck, wenn man Ihre Analyse auf den Arbeitsalltag eines Spitzenpolitikers übertrüge, mitsamt seinen Meetings, Terminen und dem damit verbundenen Zeitverlust: Müsste einem da nicht angst und bange werden? Dueck: Richtig. Diese 5-Minuten-Auftritte im Wahlkampf führen bei den Zuhörern doch meist eh nur zu Enttäuschungen. Wortblasen, die noch nicht einmal etwas bewirken. Rätselhafte Rituale. Dummheit ist ohnehin die Angewohnheit, anderen zu schaden, ohne sich selbst zu nutzen. Das Publikum enttäuschen und selbst einen Burnout davon tragen – na toll! Wissen Sie, was die größte Dummheit ist? Dueck: No Pediga bedeutet scheinbar: Ich liebe alle Ausländer und möchte unbedingt ganz, ganz viele von ihnen um mich haben. Das ist ja nicht der Konsens und eine wieder zu extreme Formulierung, die eher kontraproduktiv wirkt. Die logische Dummheit wird nicht aufgeklärt, es wird nicht nachgedacht, man setzt einer Dummheit nicht Klugheit entgegen, sondern man gibt der Dummheit Kontra! Hilft das bei Dummheit? Kontra geben? ~: Sie werden es uns verraten. ~: Was wollen Sie damit sagen? Dueck: Dass mich in diesem Zusammenhang bislang kein Journalist auf das Kapitel zu Korrelationen und Kausalitäten angesprochen hat (lächelt). Das kommt prominent und ausführlich im Buch vor! Dueck: Man müsste nachdenken und sich auseinandersetzen, einen Diskurs führen und Konsens erzielen. Wenn man aber einer Dummheit Kontra gibt, gibt es nur noch Pro und Kontra. Nichts dazwischen. Wer einen Diskurs will, wird sofort unter Frontzwang gesetzt: „Auf welcher Seite stehst du?“ Man kann nicht mehr wirklich miteinander reden, weil es nur noch Extrem und Gegenextrem gibt. Das Schlimme ist: Niemand erkennt diesen unseligen Mechanismus. Es ist Schwarmdummheit. Brecht sagte: „Unsichtbar wird Dummheit, wenn sie genügend große Ausmaße angenommen hat.“ So entsteht aus einem logischen Irrtum unter Umständen eine Staatskrise oder ein Krieg. Zum Weinen. # Dueck: (lacht) Politiker versinken ja in derlei Abläufen. Wären sie ein bisschen pragmatischer, würden sie sich häufiger die Frage stellen: Muss ich zu jedem kleinen Verein und dort ein rotes Band durchschneiden? Wer hat etwas davon, wenn ein Minister ein kurzes Grußwort hält und nach einer Viertelstunde wieder hastig verschwindet. Die Teilnehmer solcher Termine haben oft die Illusion, der Politiker würde sich ihre Nöte und Ideen in Ruhe anhören. Dieser aber schüttelt lediglich ein paar Hände, verkündet seine inhaltsleeren Botschaften und hält eine Rede, die er nicht einmal selbst geschrieben hat. ~: Eine Situation. typische Lose-Lose- Dueck: So ist es. Zum Glück gibt es auch Ausnahmen wie zum Beispiel Peter Altmaier (Chef des Bundeskanzleramtes und Minister für besondere Aufgaben, vorher Bundesumweltminister, d. Red.). Der nimmt sich seit jeher Zeit für ausgiebige Sachtermine. Apropos: Frau Merkel ist wahrscheinlich deshalb so wirkungsvoll, weil sie sich nicht sonderlich um allerlei Ablenkungen kümmert. Ein Erfolgsrezept? Wenn man als Politiker viel Zündendes redet, macht immer ein Gegner ein Feuer daraus, was wieder gelöscht werden muss. Seehofer zündet und löscht, Merkel regiert… ~: Wie meinen Sie das? Dueck: Viele sagen, sie sitze alles aus, dabei handelt sie nur energieeffizient, 14 ~: …und den Wahlkampfauftritt in Hamburg absagen. ~: Sie wollen darauf hinaus, dass in den Medien bisweilen aus einzelnen Quellen falsche Schlüsse gezogen werden, richtig? Dueck: Jeder lernt in der Statistik bis zum Erbrechen und mehr: Wenn zwei Größen A und B zusammenhängen, ist es logisch falsch, eine Kausalbeziehung anzunehmen. Fast nie ist „Aus A folgt B“ oder „Aus B folgt A“ richtig. Zum Beispiel verzehren die Leute immer viel Eis und haben dann gleichzeitig viele Mückenstiche. Da sagt die Presse oft: „Eis zieht Mücken an!“ Das ist Quatsch, es liegt am guten Wetter, da kommen eben Eis und Mückenstiche zusammen. Das ist eine bekannte echte Dummheit! Okay, nun stellen die Leute einen Zusammenhang fest zwischen zum Beispiel Terror und Islam. Schwupps, die Dummen wollen sofort eine Kausalbeziehung und finden: „Aus Islam folgt Terror.“ Stimmt doch nicht, es gibt wie bei Eis/Mückenstichen tiefere Gründe Armut, Unterdrückung, Flüchtlingslager. Aber normale statistische Unbildung ~: Weshalb soll ein klarer Standpunkt grundsätzlich dumm sein? Bericht | Text : Michael Heß Das Takka-Tukka-Land des Balkans Die pure Not treibt viele Kosovaren nach Deutschland Seit einigen Jahren bestimmt der Strom an Flüchtlingen wesentlich die Sozialpolitik deutscher Kommunen. Die existenzielle Not der ankommenden Afghanen und Syrer liegt auf der Hand. Neuerdings steigen auch die Flüchtlingszahlen aus dem Kosovo. Warum die dortigen Verhältnisse trotz politischer Stabilität dennoch Flüchtlingsströme produzieren, erläutert ~-Redakteur Michael Heß. Der oder das Kosovo (beide Varianten sind möglich) misst mit knappen elftausend Quadratkilometern etwa ein Drittel der Fläche von NRW. Er ist nicht nur der jüngste europäische Staat. Neben Albanien selbst gilt er auch als der zweite albanische Staat auf dem Balkan; etwa 90 Prozent der Einwohner sind Albaner, der Rest verteilt sich auf eine serbische und auf eine türkische Minderheit sowie einige Roma. Er entstand in der Folge des NATO-Krieges gegen Jugoslawien zwischen März und Juni 1999. Wie so oft standen an dessen Wiege zwei Lügen: die angeblich von serbischen Truppen aus den Brutkästen gerissenen albanischen Babies im Einzelnen und der angebliche Völkermord der Serben an den Albanern im Allgemeinen. Dabei war der terroristische Charakter der albanischen Kampfgruppe UCK schon damals bekannt, gegen die die jugoslawischen Sicherheitskräfte mit großer Härte vorgingen. Aber es waren die Schurken des Westens. So fielen in der Folge zuerst Bomben auf Jugoslawien (erstmals seit 1945 auch wieder deutsche Bomben),und es kam noch im selben Jahr zur faktischen Abspaltung des Kosovos auf UNO-Mandat; 2008 rief die albanische Regierung das Gebiet einseitig zum unabhängigen Staat aus, worauf sich der serbische Norden als Kosovo im Kosovo abspaltete. Der Reststaat ist bis heute von rund 90 Staaten nicht anerkannt, darunter sind auch vier EU-Staaten. Dafür gilt er heute als größter Standort des US-Militärs außerhalb der Staaten. Ein unsinkbarer Flugzeugträger also, und auch dafür dienten die Bomben auf Serbien. Mit den Bomben kam für die etwa 1,8 Mio Einwohner das Lieblingswort vieler westlicher Politiker: die Freiheit. Die vormalige Terrorgruppe UCK mutierte zur Staatspartei, aber für die Masse der Menschen lief es noch schlechter. Aus geopolitischen Gründen wurde ein ökonomisch nicht lebensfähiges Staatsgebilde geschaffen, das seinen Bürgern keine Zukunft bietet. Das Gebiet war schon immer das jugoslawische Armenhaus, doch investierte der jugoslawische Staat noch in Bergwerke und Raffinerien. Selbst davon ist heute nichts geblieben. Exportiert werden aktuell vor allem Pilze, Bauholz und Altmetall - die Wirtschaft von Takka-Tukka-Land dürfte ähnlich morbid ausgesehen haben. Da kaum etwas exportiert wird, aber fast alles importiert werden muss, häuft der Kleinstaat ein jährliches Leistungsbilanzdefizit von 1 Mrd. Dollar an. Immer wieder wird die Regierung der Nähe zur organisierten Kriminalität bezichtigt. Ein geschätztes Fünftel des Inlandproduktes wird dem Drogen- und Organhandel zugerechnet, dessen europäische Drehscheibe der Kosovo ist. Hilfsorganisationen bescheinigen der Regierung wörtlich eine „Gangsterbandenhaltung”. Korruption grassiert auf allen Ebenen. Die Infrastruktur ist praktisch zerfallen; für die etwa eine Mio Arbeitssuchenden gibt es etwas mehr als 300.000 Arbeitsplätze. Pro Kopf und Jahr beträgt das Inlandsprodukt gerade 1.500 Euro (die Bundesrepublik liegt zum Vergleich bei 45.000 Euro, und Bulgarien bringt es als ärmster EU-Staat noch auf 7.330 Euro). Ein Drittel der Kosovaren lebt von weniger als 1,37 Euro pro Tag. Die Perspektiven sind gleich Null. Das Lied von der Freiheit, die nicht wärmt und die nicht satt macht, können sie im Kosovo besonders laut singen. Dass besonders junge Kosovaren ihr Glück andernorts suchen, ist menschlich nur zu verständlich. Hier liegt der Hase im Pfeffer. Anders als zum Beispiel Bosnien-Herzegowina und Serbien gilt der Kosovo immer noch nicht als „gesicherter Herkunftsstaat”. Andererseits sind die politischen Verhältnisse unter Aufsicht der internationalen KFOR-Schutztruppe stabil. Auch ethnische Säuberungen gehören der Vergangenheit an. Weil jemand Albaner oder Serbe ist, taugt folglich nicht als Asylbegründung hierzulande. Dennoch steigen die Fallzahlen aus dem Kosovo seit Jahresanfang auch in Münster rasant an. Seit Anfang Januar kamen etwa 100 kosovarische Asylsuchende in der Domstadt an. Sie sind nach den Buchstaben des Asylgesetzes keine politischen Flüchtlinge und dürfen nicht auf Asyl hoffen. Wäre es so, hätte die Hälfte der Weltbevölkerung einen Anspruch. Die Flüchtlinge aus dem Kosovo sind somit die wahren Leidtragenden der Geopolitik auf dem Balkan nach 1990. Eine Lösung des Problems ist nirgends ersichtlich. # Mit diesem Beitrag eröffnet die ~ eine Serie zu den Herkunftsstaaten der Flüchtlinge in Münster. 15 Rätsel: www.raetselschmiede.de Rätsel und des Rätsels Lösung Nebenstehend das neue Rätsel. Dieses Mal gibt´s ein Abo der ~ Schickt Euren Lösungsvorschlag bis zum 30.04.2015 an die ~ Viel Glück! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen! D A N WE F O R K V A E I N MME I E S T I P A R B I T N L D O O R D A S E H E T I N G O D E ME L O N N S S T E T R O Y A I B L E I H E L L T L S T A M E R I I S E N D E L E S A M G A E R A N K A H A U D E R F A B I N E R O E E D L N E A E Z E N S O D L G E T E N W U E F MB A A E AUSSENSEITER 16 F E E R N G E A B T L E L R A N E A M T R E E R V U R E R S N G E R T O A U M B U H A S S I S E L E A B L A S A R T G G A M A U B N D E R H ME M I G E D E N R S A A B A I E M S O T A S N ME L E R U H U A N E R G N U N G O N MA B A S E N H E N D B E F E R A U S E N R WE B E N G B A L P L A D K Z E R A L R D I MO A N T N G E B E R S E S L E N G WI K F E U R R I T E R N K I S A F R L O T R I M N A E S R T A P I O R T E S E N K E L L O K O P E I L U I M S R A U U M T O S ME O L B I I G L H S A E N I G O R A N Den HSV-Kalender hat gewonnen: Herr Volbracht Senden Herzlichen Glückwunsch! Hier die Auflösung des Rätsels der Märzausgabe. Der/Die Gewinner/n wird im Maiheft bekanntgegeben. südamerikanischer Kuckuck Fakten nicht erwähnen GymnaWasserbiwaGibbonsialkieren, tiefenaffe klasse campen messer 8 Insel bei Neapel niederl. ein Sänger (Herman Orientale van ...) Gartenblume 1 französisches Kartenspiel Observatorium germanischer Volksstamm verdorben Rufname d. Schauspielers Connery unfein, vulgär ein Verkehrszeichen Pressearbeit (engl. Abk.) abgestorbene Baumrinde 13 ComedyStar (Wigald) französisches Weißbrot Figur bei Verne † Stadt im Süden von Libanon 4 Zahnersatzteil nordamerikanischer Staat Landschaft in TeerKleinfarbstoff asien afghanisches Zentralgebirge Vorname feste des Sän- TVgers Ramazotti Frequenz 9 Taufzeuge Förderkübel in Bergwerken 3 4 5 persönliches Fürwort (3. Fall) persönliche Anrede Palästinenserorganisation 6 7 8 Vereinigte Staaten (Abk.) Apfelwein (franz.) Pflanzenteil Gespenstertreiben Reisewesen 2 Naturwissenschaft ausgezeichnet 10 scherzhaft: USSoldat Unternehmensversorgung Grasebene in Nordamerika 2 Ausdruck des Ekels unüberlegt leichte Beule höfliche Anrede in England hochwertiger 7 Erdzeitalter Spottschrift 1 berufliche Laufbahn schmaler Gebirgsweg afrikanische Wildkatze Mutterschwein englisch: Ei Stichprobe Autor von ‚08/15‘ 3 gepflegt, ordentlich berühmter Diamant dringlich Initialen des Autors Ambler niederl. Prinzenname gutgläubig Symbolfigur Schwedens englisch: Staat ideenreich 12 ein Orientale hebräisch: Sohn niederträchtig Vornehmtuer arabische Langflöte polnischer Name der Oder Tintenfischart histor. Gefängnis von Paris russischer Männername ehem. Hafenstadt am Tiber absolute Temperaturskala Ruf beim Stierkampf spanische Anrede (Frau) französische Käseart griech. Vorsilbe: Erd ... Fremdwortteil: zwischen großer See in Sibirien (...see) von gleicher Qualität Motorsportwettbewerb keimfrei nicht kurz engl. Frauenkurzname Roman von Feuchtwanger englischer Sagenkönig Staat in Südamerika englisch, spanisch: Idee 6 Aktienmarkt eigenes Tun bedauern ehemalige Gelehrtensprache Athlet Vorname von Delon Trinkgefäß hin und ... stehendes Gewässer kanarische Insel Fluss in Bayern Hauptstadt in Osteuropa Initialen von Ungerer abgeschrägte Kante Stromspeicher (Kw.) DonauSüdZufluss europäer in Bayern das Unsterbliche (Mz.) feiner Unterschied Vorname der Berger Endspiel 11 Entscheidungsrecht bulgarische Währung (Mz.) sächsisches Fürstenhaus 5 vereinigen Teil des Kopfes harzloser Gemahl, NadelGatte baum enthaltsamer Mensch Göttertrank kleines Küstensegelschiff Schornstein Quadrillefigur griechischer Buchstabe Stadt in Mexiko 14 Ort bei Gent www.raetselschmiede.de 9 10 11 12 13 14 17 Bericht | Text: Michael Heß | Fotos: Stadtarchiv Münster “Es sieht aus wie in Pompeii” Die Stunde Null erlebte Münster als Trümmerfeld Dieser Monate wird überall an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren gedacht. Symbolträchtig brach für das katholische Münster die Nachkriegszeit zu Ostern 1945 an. Viel gab es allerdings nicht mehr zu befreien. Den Verlauf dieser Tage um die Stunde Null recherchierte ~-Redakteur Michael Heß. Stunden später einmal als die glücklichsten seines Lebens, im Wissen, einem der Schlussakkorde des Dritten Reiches beizuwohnen. Den Fallschirmjägern folgten bodengebundene Kampftruppen in Massen. Insgesamt handelte es sich um den Nordflügel einer gewaltigen Zangenbewegung, die bis Mitte April die Masse der deutschen Truppen an Als sich im Verlauf des 2. April 1945 (es war der Ostermontag) amerikanische Panzer nach Münster hineintasteten, war die Metropolis Westfaliae und NochHauptstadt des NS-Gaus Westfalen-Nord nur noch ein Trümmerfeld. Sieben Tage zuvor legte der letzte Bombenangriff die letzten Reste der Altstadt so wie das Schloss in Trümmern. Allein bei diesem Angriff fielen 642.000 Stabbrandbomben, 32.000 Sprengbomben so wie 8.000 Phosphorbomben. Es galt, die Stadt für die Bodentruppen sturmreif zu bomben. „Wir rissen die Schächte los, wie auf dem Exerzierplatz, in 16 Minuten rasselten 441 Tonnen Bomben herunter. Münster könnt ihr von der Karte ausradieren” meinte ein Bomberpilot danach. Die letzten Tage der Naziherrschaft begannen für den Trümmerhaufen namens Münster neun Tage vorher mit dem Übergang der Amerikaner und Briten über den Niederrhein zwischen Emmerich und Wesel. Die Operationen „Plunder” und „Variety” waren mit 21.000 Fallschirmjägern “das gewaltigste Luftlandeunternehmen in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges”. So der britische Feldmarschall und Oberbefehlshaber Bernhard Montgomery, der am Karfreitag in Coesfeld eine für Münster im Nachhinein bedeutsame Entscheidung fällen sollte. Selbst der britische Premier Winston Churchill verfolgte den Flussübergang vor Ort mit und nannte diese der Westfront im Ruhrgebiet einkesselte und wenig später zur Kapitulation zwang (der Südflügel bestand aus durch Hessen vorrückende amerikanischen Truppen). Die deutsche Wehrmacht war kein Gegner mehr. Am Niederrhein war sie den Alliierten im Verhältnis Eins zu Zehn unterlegen. Der von der Nazipropaganda genannte “Westfalenwall” erwies sich als Hirngespinst. Sehr schnell verlagerten sich die Kämpfe ins das westliche Münsterland hinein. Am Gründonnerstag (29. April) wurde in Bocholt gekämpft, am Karfreitag (30. April) schon in Coesfeld. Die Stoßrichtung zeigte auf Münster, von dessen Verteidigungskraft man im alliierten Oberkommando keine rechte Vorstellung hatte. In den Instruktionen für die Kampftruppen galt das Münsterland als schöner, aber auch gefährlicher Park. Dies sicher in Erinnerung an die sehr verlustreichen Kämpfe in der heckenreichen Normandie im Sommer 1944. Galt schon die Umgebung als gefährlich, musste es die namensgebende Stadt erst recht sein. Zur Unsicherheit der Einschätzung mochten die falschen Helden der allerletzten Stunde beigetragen haben, die wie in Dülmen und Haltern mit Flinten und Panzerfäusten „Widerstand” leisteten. Was regelmäßig zum Halt der alliierten Panzertruppe führte. Diese wartete das nachfolgende Bombardement ab und zog erst dann ein, nun ohne Widerstand. Man sieht es nicht nur diesen beiden Städten noch heute im Stadtbild an: Bis auf die Kirchen blieb kaum historische Bausubstanz erhalten. Zurück nach Münster. Am Karfreitag erkennt Feldmarschall Montgomery eine Lücke in der deutschen Front. Sofort befiehlt er den Vorstoß seiner Truppen westlich von Münster vorbei auf den Teutoburger Wald zu. Dort gab es nochmals schwere Kämpfe, wie bspw. in Ibbenbüren, mit dem Ergebnis gleich Dülmen und Haltern. Münster war folglich aus der direkten Stoßrichtung herausgenommen. Die Einnahme der Stadt war quasi nebenher Teilen der 17. US-AirborneDivision übertragen. Bereits am Ostersonntag fielen Albachten, Mecklenbeck, Roxel und Nienberge den Amerikanern zu. Eine Münsteranerin erinnerte sich: „Kurz vor Ostern - da waren die Truppen schon zwischen Altenberge und Nienberge. (...) Zu Ostern war es dann soweit. Da kamen die Panzer direkt auf die Stadt zu. Sie fuhren hinter dem Haus her und haben alles, was draußen war, sofort Diese Seite wird gesponsert von Diana und Mark Lütke Schürmann. www.provinzial-online.de/luetke-schuermann-kluemper 18 beschossen. Mein Vater hat schnell die Fahnenstange genommen, Betttuch dran, weiße Fahne raus, damit das Haus nicht beschossen wurde.” Wie die Vorgänge im nahen Altenberge am Vortag zeigten, war das Hissen der weißen Flagge bis zur letzten Minute vor dem Eintreffen der Befreier besonders dann lebensgefährlich, wenn fanatisierte SSTruppen in der Nähe waren. In der Stadt selbst hatten noch Gauleiter Dr. Alfred Meyer, OB Albert Hillebrand (seit September 1933) so wie der Generalmajor Alfred Engelhardt als Kampfkommandant das Sagen. Eine telefonische Kapitulationsaufforderung lehnte Hillebrand noch am 31. März ab, da er dafür nicht zuständig sei. Folgte man den Parolen der Nazipresse, war die Lage unter Kontrolle. Am 31. März erschien die letzte Ausgabe des Naziblattes Westfälische Tageszeitung mit Überschriften wie „Die Deutschen sind fanatische Kämpfer” und „Mit Fanatismus in den Kampf”. Die Redakteure „glauben an den Führer, der die Wende dieses Krieges zu unseren Gunsten in diesem Jahr angesagt hat”. Wie zur Bekräftigung dessen berichtete ein Kriegsberichterstatter Dr. SchulteStrathaus von einem Oberfeldwebel Scholz, der mit seiner Panzerjagdgruppe 39 Panzer vernichtet haben soll. Daneben gebe es erfolgreiche Abwehrschlachten gegen die Bolschewisten in Ungarn, und überhaupt brächten die Alliierten das Chaos. Entsprechend fielen auch die Wehrmachtsberichte aus. „Zwischen Dülmen und Münster wurde der Feind aufgehalten”, heißt es am 1. April. Am Folgetag klang es pro Wehrmacht so: „Auch bei Münster behaupteten sie sich gegen starke Angriffe.” Der 2. April lief dann anders ab, als es Nazifanatiker erträumten und alliierte Befreier befürchteten. Zwar ließ Kampfkommandant Engelhardt zwischen Haus Spittal und Schloss Wilkinghege noch drei Schützengräben graben. Da es aber keine geschlossenen Kampfverbände mehr gab, besetzten neben einigen Soldaten und Flakhelfern 16- und 17-jährige Abiturienten die Kampflinie. Sie waren ohne jede Kampferfahrung. Es war die letzte Aktion des Heldenklaus in Münster, und es kam so blutig, wie es kommen musste. Die langsam vorrückenden US-Panzer kamen unter Feuer, das sie aus ihren schweren Rohren erwiderten. Die Abiturienten gerieten in Panik, wollten kapitulieren, doch ein Hauptmann Philipsburg verhinderte das mit Waffengewalt. Im Feuer der Amerikaner starben die meisten Abiturienten; Philipsburg beging Selbstmord, als die Panzer Wilkinghege erreichen. Mit 33 Jahren fiel er einen sinnlosen Tod, während Kampfkommandant Engelhardt friedlich 1974 in Würzburg verstarb. Auch der Nazi-OB Hillebrand lebte bis zum März 1960 unbehelligt in Münster. Nur Gauleiter Meyer vergiftete sich am 11. April 1945 bei Hessisch Oldendorf. Seine einstige Gauhauptstadt war längst gefallen. Später hieß es, Philipsburg habe Order gehabt, noch einige Stunden Zeit zu schinden, damit die Verwaltung belastende Akten vernichten könne. Danach tasteten sich die Panzer ohne weiteren Widerstand in die Stadtmitte vor. Mit einer Ausnahme. Gegen 16 Uhr feuerten einige Volkssturmleute am Aasee (dort stand das Gauforum) Panzerfäuste ab. Die Amerikaner fackelten nicht lange; nach 40 Schüssen lebte keiner der Volksstürmer mehr. Es waren die letzten Schüsse und Gefallenen in Münster. Gegen 18.15 Uhr erreichen die amerikanischen Spitzen den völlig zerstörten Prinzipalmarkt (das berühmte Foto dort wurde erst zwei Tage später am 4. April aufgenommen). Eine Stunde zuvor betraten amerikanische Soldaten den Führungsbunker hinter dem Franziskushospital, das als Notrathaus diente. Später erinnerte sich ein General erstaunt, Hillebrand sei der „in diesem Lande erste Oberbürgermeister, den ich mit seinem Verwaltungsstab im Dienst antreffe”. Als habe er in den letzten Tagen seiner Amtszeit noch Gutes tun wollen, verhinderte Hillebrand die von Fanatikern schon eingeleitete Sprengung der Stadtwerke und sorgte für die reichliche Verteilung von Lebensmitteln an Zivilisten in den noch vorhandenen Bunkern. Helfen tat es ihm nicht mehr, denn am 5. April kam er von einer Besprechung mit dem am Vortag eingesetzten ersten britischen Stadtkommandanten Major H. S. Jackson vom 317. Military Government Detachement (siehe Bild) nicht mehr zurück. „In 19 die Stadt Münster sind die Amerikaner eingedrungen”, vermerkt der Wehrmachtsbericht für diesen Tag. Es war die letzte Nennung Münsters im Bericht. Die Nachkriegszeit angebrochen, auch wenn sich auf der Ostseite des Dortmund-EmsKanals versprengte deutsche Soldaten bis zum 8. April hielten. Zwei Tage nach den Kampftruppen erreichten britische Besatzungstruppen die Stadt. Unter Leitung von Major Jackson wurde sofort mit der Wiederherstellung der Infrastruktur begonnen. Noch im April war die Stromversorgung dank der unzerstörten Stadtwerke im Großen und Ganzen wieder hergestellt. Der Rest der Stadt war dennoch ein Trümmerfeld. “Es sieht aus wie in Pompeii” - treffender als der amerikanische Offizier Reg Davis konnte man es nicht sagen. Der beginnende Wiederaufbau war eine Herkulesaufgabe, die ohne Hilfe einer deutschen Verwaltung nicht gelingen konnte. Keine zwei Wochen nach der Befreiung setzte die britische Besatzungsmacht den letzten demokratischen Stadtverordneten Fritz-Carl Peus als ersten geschäftsführenden Oberbürgermeister ein. Ihm zur Seite stand ein Rechtsanwalt Petermann. Beiden Demokraten der Stunde Null folgte bereits am 15. Juni Münsters letzter demokratisch gewählter Oberbürgermeister Karl Zuhorn. Peus und Zuhorn waren vor 1933 Mitglieder der in Münster politisch dominierenden Zentrumspartei, wurden am 19. Mai 1933 von den Nazis aus ihren Ämtern entfernt, knüpften 1945 an ihre früheren Ämter an und engagierten sich politisch in der neu gegründeten CDU, die die Zentrumspartei rasch als führende politische Kraft in Münster ablöste. Am 1. Juni 1945 erschien die erste Nummer der Neuen Westfälischen Zeitung, am 5. November wurde die Universität wieder eröffnet, und am 30. Januar 1946 (das Datum war kein Zufall!) setzte die Besatzungsmacht den ersten Stadtrat ein. Ihm folgte am 21. Oktober 1946 der erste frei gewählte Rat der Nachkriegszeit, an dessen Spitze der erste frei gewählte Oberbürgermeister Franz Rediger (CDU). Aber das ist schon Teil einer anderen Geschichte, die nicht ohne dunkle Flecken - Stichwort Entnazifizierung - auskam. Die Bilanz nach sechs Kriegsjahren war grauenhaft. Münster erlebte zwischen dem 16. Mai 1940 und 25. März 1945 insgesamt 102 Bombenangriffe. Die Kosten für Schäden und deren Beseitigung entsprachen umgerechnet auf heutige Kaufkraft 15 Mrd Euro. Es gab weder Gas noch Strom (85 Prozent des Stromnetzes waren zerstört) und Wasser (Münsters Wasserleitungen wiesen 2.400 Rohrbrüche auf). Von 33.737 Wohnungen 1939 blieben bis April 1945 nur 1.050 unzerstört; von den 132.000 Einwohnern zu Kriegsbeginn waren zu dessen Ende 23.500 übrig geblieben. Innerhalb des Promenadenrings lebten nur noch 17 Familien. Mehr als 90 Prozent der Innenstadt und fast zwei Drittel der ganzen Stadt waren zerstört. Im Sommer 1945 zeigt ein Foto freie Sicht vom Hauptbahnhof aus vorbei an den Stümpfen der Domtürme auf das ausgebrannte Schloss. Diese Umstände schufen den bis heute lebendigen Mythos, man habe Münster deshalb andernorts wieder aufbauen wollen. Schließlich: 6.200 Münsteraner, fast jeder zehnte Mann, bezahlten den Krieg der Nazis mit ihrem Leben. An der „Heimatfront” starben im alliierten Bombenhagel weitere 1.500 Männer, Frauen und Kinder. # Diese Seite wird gesponsert von Siegfried Kurz | www.wigbold-wolbeck.de 20 Bericht | Text | Fotos: Dietmar Buff Dietmars Welt der Musik Retrospektive Betrachtungen Vom Standpunkt der Gegenwart muß man wohl ausgehen, will man sich erinnern. Erinnerungen mögen ab und zu sehr wichtig sein, denn Erfahrungen mit konstruktivem Lernzuwachs sind ja die Bausteine, auf denen unsere Kenntnis aller Angelegenheiten im Hier und Jetzt fußt, mittels derer wir heute mehr wissen als damals. Eine gewisse Vagheit wohnt dem Erinnern dennoch inne. Gerade das, was weiter zurückliegt, kommt uns dann seltsam diffus vor, viel unschärfer als der heutige Tag, und wir merken, dass das Gedächtnis einige Details hervorhebt, während anderes verschwunden bleibt. in die neuen Gefilde möglich wurde. Auch von da gibt es genug Hörbeispiele, die wir noch heute manchmal als Evergreens im Radio wahrnehmen. Zum Beispiel “Mr. Sandman” von den Chordettes oder “Such A Night” von Johnny Ray aus der Zeit bis 1954. Es folgten “(We're Gonna) Rock Around The Clock” von Bill Haley and His Comets, “Yellow Rose Of Texas” von Mitch Miller, “Autumn Leaves” von Roger Williams, “Mambo Italiano” von Rosemary Clooney, “The Great Pretender” von den Platters und dergleichen mehr, eine Flut von Musik, deren Umschlag in ein neues Genre mit dem Ende der fünfziger Jahre erfolgte. Ganz aufregende, spannende und interessante Zeiten nun kann man deutlicher in sich wahrnehmen als Phasen in grauem Arbeitstrott. Aber Zeiten, in denen durch kulturelle Neuerungen, und hier speziell auf dem Gebiet moderner Popularmusik, gerade die Jugend in den Bannkreis einer sich steigernden Faszination durch aktuelle Tonkunst mitsamt allen medialen und gesellschaftlichen Tendenzen ihrer Verbreitung gezogen wurde, bergen noch die Sonne und die Freude in sich, die sie vermittelten. Natürlich läßt sich erraten, um welches historische Phänomen es geht, von dem man weiß, dass seine Faszination in vielen von denen, die damals jung waren, bis heute fortlebt. Die Kennmarke eines Höhepunktes: 1968. Stichworte hierzu sind eine Protesthaltung, ein neues Lebensgefühl in einem neuen Zeitgeist, eng verknüpft mit neuen Formen der Musik bei den jungen Menschen. In medias res, mitten hinein ins Geschehen, mag hier das Anliegen sein. Beatmusik lautete die Bezeichnung ab ca. 1960. Einige Songtitel aus diesem Jahr sind sicher im Allgemeinwissen konserviert. “Stuck On You” von Elvis Presley and the Jordanaires, “Alley-Oop” von den Hollywood Argyles, “Itsy Bitsy Teeny Weenie Yellow Polka Dot Bikini” von Brian Hyland, “The Twist” von Chubby Checker, “Georgia On My Mind” von Ray Charles, “Shakin' All Over” von Johnny Kidd and the Pirates, “Apache” von den Shadows oder “Only The Lonely” von Roy Orbison. Dieses sind nur wenige Beispiele, die Menge vorhandener Titel ist sehr umfangreich und daher schwer überschaubar. Es läßt sich feststellen, daß nach 1960 eine kontinuierliche Steigerung über die Jahre hinweg zu einem Höhepunkt in 1968 stattfand. Geht man einmal die Jahre einzeln durch im Hinblick auf Welthits, so ist auch heute noch vieles bekannt. Einzelne Beispiele mögen genügen. “Runaway” von Del Shannon, “Take Good Care Of My Baby” von Bobby Vee, “Hit The Road, Jack” mit Ray Charles, “Please Mr. Postman” der Marvelletes, und “Poetry In Motion” mit Johnny Tillotson. Dieses sind einige Highlights aus 1961. Die Flower Power Ära, das Aufkommen der Hippies, begann mit studentischen Protesten 1960. Zuvor, vom Kriegsende an, gab es den Rock'n'Roll der fünfziger Jahre, der ein solides Fundament bildete, einen Sockel, von dem aus die Umwälzung wieder das Bestehen von Melodien und Inhalten über die Zeitläufte ermöglichte. Und so ging es 1962 weiter: “The LocoMotion” mit Little Eva, “Sheila” von Tommy Roe, “Monster Mash” mit Bobby (Boris) Pickett and the Crypt Kickers, “Telstar” der Tornadoes, “She's Not You” und “Return To Sender” von Elvis Presley and the Jordanaires. 1963 brachte dann folgende Spitzenleistungen: “It's My Party” mit Lesley Gore, “Dominique”, the Singing Nun, “Sweets For My Sweet” von The Searchers, und von den Beatles “From Me To You”, “She Loves You” und “I Wanna Hold Your Hand”. Auch Cliff Richard and the Shadows erschienen mit “Summer Holiday”. Alle genannten Titel waren auf Platz 1 in den USA oder Großbritannien. Für jetzt genug, ein andermal mehr. # Der Bekanntheitsgrad war so hoch, und die Beliebtheit, dass später andere kamen und Songs nachspielten, was 21 Bericht | Text: Martin Ostermann | Foto: Erich Westendarp/pixelio.de Kirchenasyl Ein Stachel im Fleisch der Asylpolitik soll unmöglich gemacht werden Unser Innenminister, Herr de Maizière, hat am 31.01.2015 erklärt, er lehne „als Verfassungsminister das Kirchenasyl prinzipiell und fundamental ab“. Das Eintreten für eine an den Menschenrechten orientierte Flüchtlingspolitik (GG Art. 1 (1) u. (2)) hat er am 8.2.2015 mit der Scharia verglichen. Diesen Vergleich hat er am 25. Februar zurückgenommen. Nach deutlichen Protesten von Vertretern der Kirchenasylbewegung und der Kirchen soll ferner – so der Sachstand am 3.3.2015 – die Reglung, dass Flüchtlinge im Kirchenasyl durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge als „untergetaucht“ oder „flüchtig“ eingestuft werden, zunächst für ein halbes Jahr ausgesetzt werden. sind. Bis Anfang dieses Jahres konnten Flüchtlinge, wenn sie ein halbes Jahr im Kirchenasyl waren, in der Bundesrepublik einen Asylantrag stellen. Seit sie als „untergetaucht“ oder „flüchtig“ eingestuft wurden, war das erst nach 1 ½ Jahren möglich. Damit wurde jedes Kirchenasyl torpediert, weil Kirchengemeinden dann für 1 ½ Jahre für Flüchtlinge, die sie aufgenommen haben, verantwortlich sind. Herr de Maizière hat zu dieser Maßnahme gegriffen, obwohl hinlänglich bekannt ist, dass menschenrechtliche Standards nicht überall in Europa eingehalten werden. Flüchtlinge müssen in vielen Ländern der EU damit rechnen, obdachlos, inhaftiert oder misshandelt zu werden. Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat etwa in einem C eigenen Urteil erklärt, dass Flüchtlinge wegen der dortigen Verhältnisse nicht M nach Griechenland abgeschoben werden dürfen. Damit hat er dem VerfassungsY minister bescheinigt, dass seine Politik menschenrechtswidrig ist. Die DublinCM III-Verordnung, auf die er sich beruft, ist MY gescheitert. CY Das Institut für Theologie und Politik hat in einem offenen Brief an HerrnCMYde Maiziére dazu aufgerufen, dass die Kirchen und ihre Gemeinden ihrem Auftrag K gegenüber den Marginalisierten gerecht werden und nicht zulassen, dass das Kirchenasyl in Frage gestellt wird. Die Regelung betraf Flüchtlinge, die nach der sog. Dublin-III-Verordnung Europa zunächst in einem anderen Land als Deutschland betreten haben und dann in die Bundesrepublik gekommen 22 Die Behauptung, Flüchtlinge im Kirchenasyl seien „untergetaucht“ oder „flüchtig“, ist falsch, da die zuständigen Behörden schon nach ein oder zwei Tagen über ihren Aufenthalt informiert werden. Diese skandalöse Einstufung von Kirchenasyl-Flüchtlingen muss nicht nur ein halbes Jahr ausgesetzt, sondern grundsätzlich zurückgenommen werden. Darauf muss die kirchliche und nicht-kirchliche Öffentlichkeit dringen. Bei 200.000 Flüchtlingen im Jahr 2014 und rund 200 Kirchenasylen ist die Relation ohnehin fast irrelevant. Die wenigen Kirchenasyle machen aber öffentlich, wie MS_Anz_draußen_42,7x126_sw_RZ. menschenrechtswidrig die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik ist. # Bericht | Text: Yeshwant Naik | Übersetzung: Lydia Schulte Meine Meinung als Immigrant in Eurem Land Jeder hat seine eigene Kultur Die Anti-Islam-Bewegung Pegida ist auf dem Vormarsch und bereitet dem Volk nicht nur große Probleme, sondern stört auch den Frieden und die Harmonie in Deutschland. Natürlich ist nur ein geringer Anteil der deutschen Bevölkerung gegen den Islam und gegen Muslime, während die Mehrheit der Deutschen offenbar Verständnis für den islamischen Glauben und die hier lebenden Muslime hat. Diese Mehrheit ist der Meinung, dass sich die Deutschen tolerant bei der Akzeptanz von Menschen aus aller Welt zeigen sollten, ohne sie zu diskriminieren und dass die Aus- und Weiterbildung von Ausländern, insbesondere von Muslimen, dazu beitragen kann, die Integration in die deutsche Kultur zu vereinfachen. Einige Deutsche jedoch meinen, dass Muslime rückständig leben und sie sich stattdessen bilden und von ihrem konservativem Gedankengut befreien sollten. Nur indem wir Menschen darin akzeptieren, wer sie sind und wie sie sind, können viele Kontroversen gelöst werden. Vor einigen Jahren startete Deutschland ein Integrationsprogramm für Ausländer und Flüchtlinge. Diese Integrationsmaßnahmen wurden eingeführt, um den Immigranten durch das Lehren der deutschen Sprache das Alltagsleben und die Kultur in diesem Land näher zu bringen. Ich habe mehrere Immigranten aus verschiedenen Ländern kennengelernt, die die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben. Ich habe das Gefühl, dass sie sich trotz der fließenden deutschen Sprachkenntnisse in Wort und Schrift nicht im eigentlichen Sinne in Deutschland integrieren. Sie kritisieren vieles an den Deutschen und an Deutschland. Deshalb denke ich, dass Menschen, die die Kultur eines Landes wirklich kennenlernen wollen, dies mit ihrem Herzen und ihrer Seele tun sollten und nicht nur allein durch den Besuch eines Integrationskurses. Wie schnell und wie sehr sich Menschen integrieren und sich wirklich an die Kultur eines Landes anpassen können, hängt von der ganz individuellen Fähigkeit und Bereitschaft zur Integration ab. Sich zu integrieren hat vor allem mit den Gefühlen zu tun, die vom Grunde des Herzens kommen. Ein Einwanderungsland kann nicht als eine Institution betrachtet werden, die Einbürgerungszertifikate auf der Basis einer Notenvergabe ausstellt. Obwohl man rein rechtlich nach einem siebenjährigen Aufenthalt in diesem Land die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen darf, kann es trotzdem noch viele Jahre länger dauern, bis man vom Herzen und von der Seele her ein Deutscher wird. Die Kultur eines Landes spiegelt die Gesinnung, Gefühle, Einstellungen und das Verhalten jedes Einzelnen in der jeweiligen Gesellschaft wider. Sie umfasst Wissen, Glauben, Volkstümlichkeit, Kunst, Architektur, Überlieferungen, Medien, Sport, Freizeit, Musik, Schauspiel, Moral, Kleidung, Ernährung, Religion, Sprache, Literatur, Bräuche, Lebensstil, Fähigkeiten und Gewohnheiten, die sich die Menschen als Teil einer gewissen Gesellschaft angeeignet haben. Meistens sehen Menschen ihre eigene Kultur als die ideale Norm bei der Interpretation, Beurteilung und dem Verhalten innerhalb der neuen Kultur. Diejenigen, die eine starke kulturelle Identität aus ihrem Heimatland mit herübernehmen, können sich weniger gut an die Kultur des Gastlandes anpassen. Sie bringen die andersartigen Lebensweisen oder Gewohnheiten ihrer Heimat mit. Wenn ihnen das entsprechende Wissen über die Kultur im Gastland fehlt, können sie sich schnell einsam und deprimiert fühlen. Auch die Verhaltensregeln in Bezug auf Höflichkeit sind von Kultur zu Kultur unterschiedlich. Akzeptanz und die Annahme einer Kultur führt zu einem gesellschaftlichen Wandel. Das Ergebnis dieses Wandels ist die Entstehung neuer Lebensumstände und Sichtweisen, was wiederum die existierende Kultur vorantreiben kann. Ein Land von Menschen mit verschiedenen Nationalitäten und Kulturen kann dazu beitragen, eine Multikultur entstehen zu lassen. Kultur ist nie statisch und starr. Sie verändert sich im Laufe der Zeit. So, wie die Menschen vor tausenden von Jahren gelebt haben, leben sie heutzutage nicht mehr. Und so, wie wir heute leben, werden die zukünftigen Generationen es morgen nicht mehr tun. Unsere Kleidung, Essgewohnheiten, unser Denken, die Gesetze und die Gesellschaft haben sich gewandelt und werden sich auch weiterhin in der Zukunft verändern. Als Reaktion auf verschiedene Faktoren wie Technologie, Gebietseroberungen, Kriege, Naturkatastrophen, Handel, Niederlassung von Siedlern, Immigration und Globalisierung ist die Kultur einer Gesellschaft geneigt sich zu wandeln. Keine Kultur ist je vom Wandel verschont geblieben. Deshalb können durch die Entwicklung einer kreativen Balance zwischen Kontinuität und Wandel in der Kulturpolitik positive und bessere Erfolge für den Multikulturalismus erzielt werden. Verschiedenartige Kulturen können sich gegenseitig ergänzen und den Gedankenhorizont erweitern. Die gleichzeitige Existenz von traditioneller einheimischer und weltoffener Kultur bietet ein starkes Fundament für das Phänomen des Multikulturalismus. Im Großen und Ganzen kann sich Multikulturalismus in den Bereichen Kulturrechte, Identität, Erhaltung des Kulturgutes, Gerechtigkeit und Freiheit im Laufe einer Reformierung der Gesellschaft durch Bildung entfalten. Bildung kann dabei helfen, sowohl die Interessen von einheimischen Gemeinschaften zu vertreten als auch die Herausforderung anzunehmen, in der Gegenüberstellung von Globalisierung und Kultur eine freie, liberale und offene Gesellschaft aufzubauen. # 23 Bericht | Text | Foto : Dušan Rudolph Columne: „~ auf Cuba“ I was gonna clean my room until I got high Jeder weiß, dass man nach dem Rauchen eines Joints high wird. Aber was genau bedeutet high sein? Allgemein kann man das nicht zusammenfassen, da es bei jedem anders wirkt. Jedoch gibt es Dinge, die häufig bei vielen Menschen auftreten. Zum einen gibt es den allseits bekannten Fresskick, wenn es wieder heißt ,,Ey Mann, haben wir nicht noch Chips?´´. Doch fangen wir von vorne an. Nach dem Rauchen kann es bis zu 15 Minuten dauern, bis die Wirkung eintritt. Man fühlt sich erst entspannt, als ob man 8 Stunden im Fitnessstudio Kraftsport betrieben hätte und sich dann abends auf wohlverdiente Couch setzt. Erschöpft fühlt man sich jedoch nicht. Und das einzig Anstrengende, dass man vorher geleistet hat, war wahrscheinlich, sich die Plautze zu kratzen. Man ist nicht nur entspannt, THC senkt auch die Gewaltbereitschaft. Eventuell pöbelt man jemanden an und vergisst, einfach warum man pöbeln wollte, wer weiß. Aber, das ist auch ein Teil der Wirkung. Das Kurzzeitgedächtnis ist während des Highseins ziemlich passiv. Sprich, man vergisst schnell Dinge. Sich an vergessene Dinge zu erinnern, ist wie einen Rubikube zu lösen, nur dass man sich erstmal erinnern muss, wie der Rubikube überhaupt aussah. Ich weiß, „draußen auf cuba“ ist die die Columne der offenen Kabarettbühne „Cubarett“ in der ~ Die Columne ist der Ort für die Künstler des Cubarett, ihr gesprochenes Wort auch lesenden Augen zu Gehör zu bringen. 24 die Denkweise ist ziemlich kreativ. ,,Also ist man sozusagen dumm?“ Nein, dumm ist man schon vorher. Es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass das Gehirn viel bereiter ist, Informationen aufzunehmen, wenn man high ist. Das führt zum nächsten Punkt. Leute, die high sind, sind interessierter an Dokumentationen. Dies tritt aber eher seltener auf, aber wenn es auftritt, beginnt die Philosophenphase. Und wenn man high ist, ist man auch meistens kreativer und nimmt Dinge anders wahr. Kombiniert man dies mit der Philosophenphase, kommen Aussagen wie ,,theoretisch stehen wir doch auf Erdplatten, aber Platte klingt so dünn. Stell dir vor, du springst, und der ganze Boden bricht zusammen. Alter, jetzt hab ich Angst, lass lieber vorsichtig laufen, bevor noch aus Versehen die Erde zusammenbricht!“ zustande. Nach kurzer Zeit vergisst man die Aussage und erinnert sich später erst wieder daran und lacht drüber. Dies ist mit eines der bekanntesten Dinge am Highsein, der Lachkick. Jemand sagt etwas Lustiges, oder man sieht irgendwas Komisches, und das Lachen beginnt. Danach passiert meistens etwas noch Lustigeres, und man kommt aus dem Lachen nicht mehr raus. Am Ende weiß jedoch niemand mehr, worüber man eigentlich gelacht hat. Das war jedoch schon längst nicht alles, man müsste ein ganzes Buch schreiben, um zusammenfassen zu können, was man alles so erleben kann. Cannabis ist also nicht so schlimm, wie uns immer erzählt wird. Es wird hier in Deutschland viel zu stark kriminalisiert und zu Unrecht mit Heroin auf ein Level gestellt. Ich bin Dušan Rudolph, und ich bin für eine Legalisierung. # Dušan Rudolph ist ein 18-jähriger Abiturient aus Nordwalde. Er wurde in der Kleinstadt Gelnica geboren. Mit 4 Jahren kam er nach Deutschland und hat jeden im Kindergarten gebissen, da er kein Deutsch konnte und dachte, die Kinder würden ihn ignorieren, da er nicht wirklich verstand, dass sie kein Slowakisch konnten. Mit 13/14 Jahren begann er, sich das Gitarrespielen selbst beizubringen und war in der Schülerband der KvGGesamtschule in Nordwalde. Nach der Schülerband machte er weiterhin Musik auf YouTube unter dem Namen Sarcrossed. Ab dem Jahr 2014 begann er, sich in der Richtung StandUp-Comedy zu versuchen. Sein erster Auftritt war im Cubarett (Cuba Nova Münster). Bericht | Text: Annette Poethke § Neues aus dem Verkehrsrecht Schadensersatz bei Brückensperrung? Aufgrund der vielen maroden Autobahnbrücken ist ein Fall, den der BGH (Bundesgerichtshof) am 09.12.2014 zu entscheiden hatte, von besonderem Interesse. Der Fahrer eines Sattelzuges hatte beim Transport den Arm eines Baggers nicht genügend abgesenkt, sodass er mit einer Höhe von 4,83m beim Befahren der B5 eine Autobahnbrücke dermaßen beschädigte, sodass Einsturzgefahr drohte. Die Autobahn musste in diesem Bereich mehrere Tage gesperrt werden. Im Rundfunk wurde empfohlen, den gesperrten Bereich großräumig zu umfahren. Die Klägerin begehrt Schadensersatz von der Haftpflichtversicherung des Sattelschleppers. Sie möchte Schadensersatz für entgangenen Gewinn, denn sie betreibt im weiteren Verlauf der Autobahn hinter der gesperrten Brücke - allerdings außerhalb des gesperrten Bereichs - eine Autobahnraststätte. Für die Dauer der Sperre der Autobahn hielt sie ihre Raststätte geschlossen und begehrt Schadensersatz wegen entgangenen Gewinns in Höhe von 38.000 Euro. Die Klägerin hatte in beiden Vorinstanzen, nämlich LG (Landgericht) und OLG (Oberlandgericht) keinen Erfolg, und auch der BGH wies ihre Revision zurück. Milo hat sich als ein kastrierter, freilebender Kater sein ganzes Leben lang durchgekämpft. Zum Schluss stieß er auf drei tierliebe Studentinnen, die ihm, zunächst draußen, ihre ganze Zuneigung gewidmet haben, bis er nicht mehr von dort wegging und täglich sein Futter erhielt. Inzwischen lebt er dort im Haus. Auch tierärztlich ist er intensiv versorgt worden: Wir haben festgestellt, dass er seine Vorderpfote stark entlastet, da sie am Ballen wund und leicht verdickt ist. Die Nieren- und Leberwerte liegen im oberen Grenzbereich, so dass er für die erste Zeit zunächst Diätfutter bekommt. Die Werte werden in Abständen kontrolliert. Bei der letzten Blutuntersuchung hat man eine Schilddrüsenüberfunktion Schadensersatzansprüche nach dem Straßenverkehrsgesetz (§§ 7/18 StVG) scheiterten daran, weil keine Sache der Klägerin beschädigt worden ist und auch die Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigt sei. Sie sei jederzeit zu erreichen gewesen. Nur die Tatsache, dass eventuell weniger Gäste aufgrund der Sperrung die Raststätte anfahren, reiche für einen Schadensersatzanspruch wegen entgangen Gewinns nicht aus. Ansprüche aus unerlaubter Handlung (§ 823 I BGB) scheitern daran, weil nicht die Schutzgüter, wie Körper, Gesundheit Freiheit und Eigentum verletzt seien, sondern ein reiner Vermögensschaden der Klägerin vorliege. Auch Ansprüche aus unerlaubter Handlung in Verbindung mit einem Schutzgesetz (§ 823 II BGB) würden nicht greifen, da kein Schutzgesetz verletzt wurde; insbesondere sei die Straßenverkehrsordnung nicht ein solches Schutzgesetz, da sie die Abwehr typischer Gefahren, die vom Straßenverkehr ausgehe, bzw. die dem Straßenverkehr erwachsen, beinhalte. Die Klägerin geht also im vorliegenden Fall leer aus BGH Urteil vom 09.12.2014-VI ZR 155/14 festgestellt. Mit der Gabe von entsprechenden Schilddrüsentabletten wird sich dieser Wert wieder gut stabilisieren, sodass ihn diese Erkrankung nicht einschränken wird. Sein Fell ist schon wieder prima glänzend geworden, auch nimmt er stetig zu, sodass die Rippen Gott sei Dank nicht mehr einzeln gefühlt werden können. Er ist seinen Lebensrettern sichtbar dankbar. Gerne unternimmt er kurze Stippvisiten durch den Garten, wo er dann auf seinen Katzenfreund stößt und ihn freudig begrüßt. So suchen wir für unseren Milo Katzenliebhaber, die ihm neben Zuneigung und täglichen Streicheleinheiten auch einen kleinen Garten bieten können, wo er sich, wenn die Sonne bald wieder wohlig wärmend scheint, auf dem Rasen räkeln kann. Tel. 02 51 8 46 97 57 - [email protected] – www.katzenhilfe-muenster.de 25 Bericht | Text | Foto: Michael Heß Lesen Mick Fleetwood, Anthony Bozza: “Play On – Fleetwood Mac & Ich” Credo, man müsse gerade dann in neue Gefilde weitergehen, wenn die Dinge scheinbar alle feststecken. Wozu brauche man schon Goldene Schallplatten, wenn man sie nicht verpfänden könne? Solch subtiler Humor ist very british, und der Spruch stammt von Mick Fleetwood, Mastermind der 1967 gegründeten Band Fleetwood Mac. Dass die Combo schon 1969 mehr Platten verkaufte als die Beatles und Stones zusammen, ließ Großes erahnen. Fleetwood und Co. enttäuschten die Erwartungen nicht und formten über Jahrzehnte eine der Spitzenbands des Musikbusiness. Songs wie Don't Stop, Dreams, Gold Dust Woman, Go Your Own Way und Rhiannon sind längst Evergreens. Unzählige Male gecovert über alle Stilrichtungen hinweg, und darüber wurde der Kern der Band zu Millionären. Nun geht Mick Fleetwood (längst lebt er auf Hawaii) auf die Siebzig zu. Zeit, sein Leben auf der Überholspur Revue passieren zu lassen. Also diktierte Fleetwood dem New Yorker Musikjournalisten Anthony Bozza die Feder. Streng genommen ist Play On eine Autobiografie. Weil aber die Person Mick Fleetwood und die Band Fleetwood Mac siamesische Zwillinge sind, kam gewollt zugleich eine Biografie der Band heraus. Sie ist ein flüssiges Opus, diese Story von Erfolgen und Desastern, von Drogen und Exzessen, von Liebe und Liebesleid, von Spleens und vor allem von begeisternder Musik. Siehe oben. Der Leser kommt auf seine Kosten mit diesem oppulenten Innenbild des Musicbizz. Angefangen im innovativen London der frühen 60er Jahre (die Bluesbreakers, die Stones, die Yardbirds (später Led Zeppelin) - sie kannten sich in der Szene alle irgendwie) und endend bei der 2013er Tour. Mick Fleetwood reflektiert mit kritischer Altersmilde diesen Werdegang. Seine frühe Liebe zum Schlagzeug, wie in einer Garage (!) alles ganz unscheinbar begann, die vielen Ehen und die Kinder daraus (wie oft er sich bei ihnen entschuldigt!), die vielen Personalrochaden in der Band, die 26 Heyne Verlag München 2014 398 Seiten; 22,99 Euro ISBN 978-3-453-20065-4 endlosen juristischen Auseinandersetzungen mit dem Bizz (zeitweise gab es zwei parallel auftretende Bands namens Fleetwood Mac), das große Geld und die vielen Insolvenzen, der Drogenkonsum, die falschen und die wahren Freunde in der Not und viel angelsächsischer Spleen. Nein, lacht Fleetwood heute, es sei ein Gerücht, dass die von der Band konsumierten Linien Koks zweimal um den Central Park reichten. Aber einmal Hyde Park, das käme schon hin. Nochmals very british und sehr pragmatisch. Weil es, sagt er heute selbst, sein größtes Verdienst in den Jahrzehnten gewesen sei, diese wilde Band mit ihren berüchtigten Personalrochaden und internen Beziehungskisten zusammengehalten zu haben. Dem kann man ebenso zustimmen wie Fleetwoods Oja, Fleetwood Mac füllen bis heute die Konzertarenen. Und sie konnten diese hochkochen auf ein unglaubliches Level. Eindrucksvoll erlebten das im Dezember 1987 im San Franciscoer Cow Palace rund 15.000 Fans während der Tango In The Night-Tour. Ein Auftritt, der heute streckenweise als sexistisch verschrien sein dürfte. Und ein Indiz für den zunehmenden Purismus im Bizz, um den sich Fleetwood und Co. wenig scherten. Aber vielleicht waren die ausflippenden Boyz and Girlz damals einfach noch nicht verdorben durch politisch korrekte Sexismusdebatten. Dabei bezogen die Bandmitglieder politisch klare Kante: Sie spielten auf den Parties zur Amtseinführung und zum Abschied der Präsidentschaft Bill Clintons. Denn Fleetwood Mac war spätestens Mitte der 70er Jahre eine amerikanische Band mit britischen Wurzeln. Der Eintritt der beiden Amerikaner Stevie Nicks (so müssen antike Göttinnen ausgesehen haben!) und Lindsey Buckingham (ihm erweist Fleetwood größten künstlerischen Respekt) bescherte der Band eine Menge an Erfolgshits und formte den prägnanten Stil zwischen treibenden Rhythmen und leiser Melancholie. Wie auch seine Hommage an den Bassisten John McVie, der als einziger seit 1967 dabei ist. Es sei die längste „Ehe“, die er je hatte, schreibt Fleetwood (nicht nur) über diese musikalisch so produktive Freundschaft so warmherzig wie dankbar. Ein Wermutstropfen ist dennoch im Kelch. Auch wenn es eine Autobiografie ist, regiert in den Bildunterschriften zu oft die erste Person Singular. Hier wäre bei Übersetzung und Lektorat weniger mehr gewesen. Aber welches Buch ist schon perfekt? Play on please! # Rezepte | Text | Foto: Juliane Büker Hunger auf Frühlingsfrische Feine, leichte, fruchtige, anregende, vitalisierende und praktische Kost für erste Sonntagsessen auf der Terrasse mit Vogelkonzert. Vielleicht noch mit Decke oder Heizpilz, aber von Sonnenstrahlen verzaubert und angesteckt von der Makronentorte Zutaten 4 Eiweiß (Größe M) 2,5 EL Zitronensaft 160g Zucker 150g Schmand 130g Kokosraspel 150g Physalis 1 Kaki oder Orange 5 EL Aprikosenkonfitüre 500ml Schlagsahne 1 TL Vanillezucker Zubereitung Als Vorbereitung werden auf Backpapier drei Kreise gezeichnet mit etwa 20 cm Durchmesser und ausgeschnitten. Mit der Bleistiftlinie nach unten das Backpapier auf zwei Backbleche verteilen. Nun die Eiweiße mit einem halben Esslöffel Zitronensaft sehr steif schlagen. Den Zucker unter Rühren langsam hinzugeben und weiterschlagen, bis die Masse cremig und fest ist. Einen Esslöffel Schmand kurz(!) unterrühren, im Anschluss vorsichtig die Kokosraspeln unterheben. Die Kokosmasse stellt den Teig für die Böden dar und wird nun gleichmäßig auf die vorbereiteten Backpapierkreise mit etwas Rand verteilt. Bei 160 °C Umluft 15 Minuten backen und auf den Blechen abkühlen lassen. Währenddessen den Fruchtkompott bereiten. Dazu einige Physalis zum späteren Garnieren beiseitelegen, restliche Früchte halbieren. Die Aprikosenmarmelade mit dem restlichen Zitronensaft im Topf aufkochen lassen, die Früchte hinzugeben und für 2 Minuten mitkochen lassen – im Anschluss in einer Schüssel vollständig auskühlen lassen. Als letzten Schritt die Sahne mit dem restlichen Schmand und Vanillezucker steif schlagen. Nun alle Komponenten zusammenfügen, beginnend mit einem Kokosboden, darauf eine Schicht Sahne-Mischung, dann der Kraft sprießender Pflanzen, wird der Hunger auf Leben neu geweckt. Schöne Ideen finden Sie hier, passend zu Ostern oder sonstigen Sonntagen. Lassen Sie sich den Frühling schmecken! Früchtekompott usw. Mit Sahne-Mischung und Früchtekompott abschließen und mit den übrigen Physalis garnieren. # Eier-Mousse Zutaten für 6 Portionen 200g Naturjoghurt 200g Schmand 100g Mayonnaise 1/2 TL Salz 1 TL Fondor 1 EL Zitronensaft 50g fein geschnittene Petersilie Schnittlauch 6 Blätter weiße Gelatine 5 hartgekochte Eier frisch gemahlener Pfeffer Kresse zum Verzieren Zubereitung Die weißen Gelantineblätter in Wasser einweichen. Währenddessen die übrig gebliebenen hartgekochten Ostereier pellen und in kleine Würfel schneiden. Den Naturjoghurt mit Schmand, Mayonnaise, Gewürzen und Kräutern vermengen und beiseite stellen. Nun die zuvor eingeweichte Gelantine in einem Topf unter Zugabe von ein wenig Joghurtmasse schmelzen – gut darauf achten, dass sie nicht zu heiß wird, sonst verliert sie ihren Geliereffekt. Ist die Gelantine flüssig, wird sie vorsichtig unter die Joghurtmischung gerührt und kalt stellen. Nach ein bis zwei Stunden die fein gewürfelten Eier unterheben und bis zum Servieren erneut kalt stellen. Mit einem Esslöffel Nocken abtrennen und auf einem Teller anrichten. Zum Abschluss mit Kresse garnieren. Eine tolle Vorspeise und Möglichkeit, übrig gebliebene Ostereier kreativ zu verwerten. # Fruchtiger Lammtopf Zutaten 1kg Lammfleisch 500g Kartoffeln 4 EL Öl Salz und Pfeffer 30g Butter 1-2 Knoblauchzehen 200g Scharlotten 4 EL Tomatenmark 3 EL Mehl ½ L Aprikosensaft ½ L Brühe 100g Crème fraîche Zucker frischer Koriander Zubereitung Das Lammfleisch und die Kartoffeln in gleichmäßige Würfel schneiden. Das Lamm salzen und pfeffern. Dann im Schmortopf in heißem Öl bei starker Hitze gleichmäßig scharf anbraten. Die Hitze reduzieren, wenn das Lamm Farbe bekommen hat und Butter, gepressten Knoblauch, gewürfelte Scharlotten und Kartoffeln im Schmortopf mit anschwitzen. Das Tomatenmark und das Mehl hinzugeben. Mit Aprikosensaft und Brühe ablöschen und alles einmal aufkochen lassen. Im vorgeheizten Ofen bei 225 °C etwa 60 bis 70 Minuten garen lassen. Abschließend die Crème fraîche unterrühren und den Lammtopf mit Salz, Pfeffer, Zucker und Koriander abschmecken. Mit frischem Koriander garniert servieren. # 27 Bericht | Text: Horst Gärtner Schlussakkord Liebe Leserinnen und Leser, mitten in der Woche hatte ich ein schönes Erlebnis, von dem ich Ihnen unbedingt erzählen will. Nur wenige Plätze frei bei der Veranstaltung der Seniorengemeinschaft im Pfarrzentrum St.Josef-Kinderhaus; erstaunlich, denn es ging bei der turnusmäßigen Mittwochsveranstaltung um „Obdachlose in Münster und ihre Straßenzeitung ~; ein Zeichen für die guten Kontakte untereinander und für die Aufgeschlossenheit, sich mit nicht alltäglichen Themen zu beschäftigen; immerhin trifft man sich mit Ausnahme der Ferienzeiten regelmäßig mittwochs. Werner Grandjean hatte die Moderation, und er stimmte mit dem Akkordeon stimmungsvoll ein: „Im Märzen der Bauer“, er brauchte zum Mitsingen nicht aufzufordern! Den Einstieg in das Thema übernahm der ~-Vorsitzende, der die schwierige und ausweglose Situation Obdachloser, von denen es zur Zeit in Münster fast 800 gibt, von den Klischees frei machte und ihre Probleme auf den Punkt brachte: Wer obdachlos ist, hat mit vielen Problemen und Sorgen zu kämpfen und meistens niemanden, der ihm zuhört oder hilft. Krankheit, Einsamkeit, Suchtprobleme, Schulden, Behördengänge gehören zum Alltag der von den fast immer auch körperlich geschwächten Menschen nicht mehr bewältigt werden kann. Hoffnungslosigkeit, mangelndes Selbstwertgefühl und der Verlust aller sozialen Bindungen, verbunden mit der Unfähigkeit, neue zu knüpfen, stellen in den meisten Fällen eine unüberwindbare Schranke für jeden dar, der einmal in der Obdachlosigkeit gelandet ist. Die Sozialarbeiter nennen es das Ende eines Elendskreislaufs. Augenhöhe begegnen können“. Besonders interessant war die Vorstellung der beiden mitanwesenden Straßenverkäufer. Sie machten durch ihre freimütig vorgetragenen Lebensläufe und Entwicklungen deutlich, dass Obdachlosigkeit praktisch jeden treffen kann, und es wurde mit der Wirtshausparole aufgeräumt, dass Obdachlose vorrangig oder ausschließlich ungelernte Arbeiter seien. Nein, Akademiker und Unternehmer sind ebenso gefährdet wie jeder andere, wenn sie im Leben an Schwierigkeiten geraten, die sie aus eigener Kraft nicht lösen können. Der Vortragende machte deutlich, dass genau an dieser Stelle das Selbsthilfekonzept der ~ ansetzt; ein niedrigstschwelliges Angebot, durch den Verkauf der Zeitung wieder einen Einstieg in eine selbstverantwortete Lebensführung zu finden. Die Philosophie von ~ ist: Straßenverkäuferinnen und Straßenverkäufer sollen den Münsteranerinnen und Münsteranern und den Menschen aus dem Münsterland wieder „auf Freundliche Grüße Rohdiamant mit Flausen im Kopf. Erina liebt die menschliche Gesellschaft. Diese junge Lady ist ein Rohdiamant, wie man so schön sagt. Erina ist eine super liebe, sanfte und durchaus zarte Hündin, die nichts mehr liebt, als bei ihren Menschen zu sein. Manche Situationen machen ihr noch etwas Angst, hierbei schaut sie jedoch auch immer wieder zu den ihr bekannten Personen und vertraut auf Ein Straßenverkäufer kam aus Holland und einer aus Norddeutschland; beide schilderten ihre Lebenseinbrüche, ihre erfolglosen Versuche, das „normale Leben“ festzuhalten und ihren Weg, der sie nach Münster führte, hier zu einer ganzen Reihe von Ansprechmöglichkeiten der Obdachlosenhilfe und schließlich zu der ~, wo sie ein ergänzendes Einkommen, persönliche Kontakte und ein Stück Sicherheit gefunden haben, wo sie eine Mahlzeit einnehmen, ihre Wäsche waschen und Kontakte aufnehmen können. An diese offenherzigen Schilderungen schloss sich eine rege Diskussion an mit Fragestellungen aus der Runde. Gefreut haben sich die Straßenverkäufer, dass ihnen der Seniorenkreis noch einige der neuesten ~ abgekauft hat. Alle sangen das Schlusslied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ mit, reichten sich die Hand; ein schönes Zeichen von Gemeinsamkeit. Horst Gärtner 1. Vorsitzender ~ e. V. deren Urteil. Erina ist ein aufgeschlossenes Hundemädchen, das altersbedingt noch ein paar Flausen im Kopf hat. Sie lernt mit Freude und zeigt sich als treue und ausgesprochen verschmuste Seele. Neue Situationen können sie manchmal noch etwas überfordern. Daher suchen die Tierfreunde Münster für Erina Menschen, die ihr die nötige Sicherheit vermitteln können. Tel: 02 51 32 50 58 – [email protected] – www.tierfreunde-ms.de 28 Bericht | Text | Foto: Susanne Wasielewski Zeigt her eure Gärten! Aktion „Münsters schöne Gärten“ geht ins vierte Jahr In diesem Jahr bin ich wieder mit Fotoapparat und Notizblock zu Gartenbesitzern unterwegs. Lieben Sie ihren Garten? Haben Sie Lust, mir Ihren Garten für ein paar Fotos zu öffnen und mir ein bisschen über ihn zu erzählen? Ich bin mir sicher: Auch Ihr Garten ist etwas Besonderes! Ich suche nicht den perfekten Garten, in dem jeder Grashalm an der richtigen Stelle steht. Ich suche: Gärten, in denen Menschen sich wohl fühlen Gärten, die mit Leidenschaft beackert werden Gärten, die etwas ausdrücken, die eine Geschichte haben und eine Geschichte erzählen Gärten, in denen geträumt und experimentiert werden darf Gärten, die sich im Laufe eines Jahres, aber auch im Laufe der Jahre verwandeln Jeden schönen Garten stelle ich mit einer Fotoreportage in einem der diesjährigen Sommerhefte der ~ vor. Sobald ich genug prächtige Gärten zusammen habe, erstelle ich aus den besten Bildern einen wunderschönen Kalender. Haben Sie und Ihr Garten Lust mitzumachen? Dann rufen Sie mich an unter 02 51 2 30 22 15 oder schicken mir eine Mail an [email protected]. Ich freue mich auf Sie und Ihren Garten! Anzeigen Solar Konzept • photovoltaik • thermische Solaranlagen • pelletheizungen • prüfung von Solaranlagen • Ve r ka u f • B e ra t u n g • P l a n u n g • M o n t a g e • W. 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Hand-Möbel · Porzellan · Bücher Glas-Accessoires · Trödel · u.v.m. Möbel-Trödel Friedrich-Ebert-Str. 7/15, Tel.: 62088 -10 Mo. - Fr.: 9.30 - 19.00 Uhr, Sa.: 9.30 - 16.00 Uhr 30 Anzeigen § § §Rechtsanwalt § § § § §§ Paul Demel § § §Auch§Fachanwalt § §für § § § § Miet§ und§ Wohnungseigentumsrecht § § §§ § § weitere Schwerpunkte: § § §• Baurecht § §§ § § § • Sozialrech § § §• Nachbarschaftsrecht § § § § §§ § § § § § § §§ § § § § § § §§ § § § § § § §§ § § § Die nächste ~ erscheint am 30. April 2015 t Bahnhofsstr. 7 48143 Münster Tel.: (02 51) 414 05 05 Fax: (02 51) 414 05 06 Mail: [email protected] § Rechtsanwältin Redaktionsschluss ist der 10. April 2015 Alles, was sauber macht Annette Poethke Fachanwältin für Familienrecht Tätigkeitsschwerpunkte: Eherecht Miet - und Pachtrecht Verkehrsrecht Interessenschwerpunkte: Arbeitsrecht Erbrecht Hüfferstraße 8 | 48149 Münster Tel.: 0251-511023 und 511024 | Fax: 0251-57606 l Gebäudereinigungsbedarf l Hygienepapiere l Reinigungsmittel l Herstellung und Vertrieb Unser großer Hygienefachmarkt ist für Gewerbe und Privat Mo.-Fr. von 8 - 16:45 Uhr geöffnet. Gustav-Stresemann-Weg 48 · 48155 Münster Tel. 0251 / 686 13-0 · Fax 0251 / 686 13-29 www.nettesheim.de · email: [email protected] 31 Löffelabgabe im Team macht auch Spaß! s en nd pe e warme Mah ein lze r fü it o an 81190 un d Sie damit 2 , 5 0 Eu r 32 L“ FFE LÖ t„ en Sie eine SM Sm end S i .- www.strassenmagazin-draussen.de/aktionen
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