Artikel aus der Salzgitter Zeitung vom 12. Mai 2015

SALZGITTER
Dienstag, 12. Mai 2015
Berufstipps
in offener
Atmosphäre
Ein Heizkessel
sorgt für die
Katastrophe
Lebenstedt In
Fredenberg eröffnet die
Jugendberufsagentur.
Von Stefan Lienert
Salzgitter-Bad Zwei THW-Jugendgruppen
retten bei einer Übung eine Schülergruppe.
Von Holger Neddermeier
Die Stille in der Straße Am Nordholz wird am Samstagmittag jäh
unterbrochen. Hilfe- und Schmerzensschreie sind aus einem leerstehenden Gebäude zu hören. Bei
näherem Hinsehen erkennt man,
dass Rauch aus dem Haus quillt.
Mehrere Menschen scheinen sich
in einer Notlage zu befinden und
auf Hilfe angewiesen zu sein.
Davon müssen die 19 jungen
Einsatzkräfte des Technischen
Hilfswerks (THW) jedenfalls ausgehen. Das alles klingt sehr dramatisch, ist es aber nicht. Die
THW-Jugendgruppen aus Salzgitter und Wolfenbüttel proben
auf einem Abrissgelände nur den
Ernstfall. „Diese Übungen sollen
so realitätsnah wie möglich sein“,
sagt Jugendbetreuer Nils Loest
von der Wolfenbütteler THW-Jugendgruppe. Die jungen Leute im
Alter von 10 bis 16 Jahren sollen
behutsam auf Einsätze vorbereitet werden.
Und so bewahren die jungen
Retter auch an diesem Übungstag
die Ruhe und gehen planmäßig
vor. Eilig, aber nicht hektisch,
durchkämmen sie in Gruppen das
unübersichtliche Gelände mit
mehreren einstöckigen Blöcken.
Nach 20 Minuten ist das erste,
völlig desorientiert wirkende Opfer entdeckt. Es wird aus der Gefahrenzone geholt und versorgt.
Immer wieder will die verletzte
junge Frau zurück. Sie sucht ihre
Freundin. Schwerstarbeit für die,
die sich unmittelbar kümmern und
sie beruhigen wollen.
Nach gut einer Viertelstunde
wird die zweite Person in einem
Keller entdeckt. Bleich und mit
blau unterlaufenen Augen. Verdacht auf Schädelbasisbruch.
Und noch weitere Personen sind in
einem Raum eingeschlossen. Die
Explosion eines Heizkessels hat
sie in die missliche Lage gebracht.
Nach einer Übung wird alles auf
Video angeschaut. „Manöverkritik ist sehr wichtig“, sagt Jugendbetreuer Ludwig Hackl vom Ortsverband Salzgitter.
Einen Film gedreht haben an
diesem Tag auch sechs Schüler,
Sozialarbeiter und Pädagogen der
Wolfenbütteler Moreno-Schule.
Um die verletzte Laura Teske kümmern sich Timo Förster, Lisa-Christin Kühn, Jan Brackmannn.
Auf der Förderschule, Träger ist
die Mansfeld-Löbbecke-Stiftung,
werden Schüler mit Defiziten in
der emotionalen und sozialen
Entwicklung unterrichtet. Für ein
Projekt haben die Schüler den
Kurzfilm mit dem Arbeitstitel
„Hashtag“ aufgenommen.
„Das ist eine coole Sache“, sagt
Schülerin Franziska und wird dabei von Nils Loest mit „Theaterfarbe“ und Knetmasse „verunstaltet“. Mit viel Blut und einer üblen
Wunde am Finger. „Ich ekele mich
überhaupt nicht“, sagt sie.
„Schmeckt sogar ganz gut das
Blut“, lacht Maximilian: „Und tut
überhaupt nicht weh“, ergänzt
Mitschüler Pascal.
Auch Mitschüler und Lehrer se-
hen nicht gerade wie das blühende
Leben aus. Von einfachen Platzwunden über deformierte Nasen
bis hin zu einem Oberschenkelhalsbruch reicht die gruselige Palette der „Verletzungen“.
Die Story in Kurzform: Eine
recht „durchgeknallte“ Schülergruppe fährt auf Klassenfahrt.
Die Jugendherberge entpuppt
sich als Bruchbude. Am Ende ist
es ein Heizkessel, der für die muntere Schülergruppe die Katastrophe herbeiführt. Die Gasexplosion führt dazu, dass die Opfer vom
THW gerettet werden müssen.
„Ein tolles Erlebnis“, sagt Projektleiterin Anja Zigelski: „Die
Schüler können schauspielern –
und das fast ohne Drehbuch.“
Fotos (2): Holger Neddermeier
Schülerin Franziska bekam eine blutende Nase und eine Fingerverletzung verpasst. Schminke und Farbe
wurden reichlich verteilt.
Karsten Krüger fordert viel von seinem Publikum
Ringelheim Der Organist schlägt mit seinem Programm bei den Orgeltagen einen Kreis von Bach zu Bach.
Von Martin Winrich Becker
Karsten Krüger aus Bad Harzburg
spielte bei den Ringelheimer Orgeltagen in der Kirche St. Abdon und
Foto: Becker
Sennen.
Beim zweiten Konzert der Ringelheimer Orgeltage in der mit
70 Zuhörern gut besetzten Kirche
St. Abdon und Sennen erlebten
die Zuhörer einen ganz anderen
musikalischen Stil als im Eröffnungskonzert mit Johannes Lang.
Dem authentischen Stil Langs
setzte der Bad Harzburger Organist Karsten Krüger einen sehr
opulenten und undifferenzierteren
Klang romantischer Spielart entgegen. Das Programm schlug einen Kreis von Bach zu Bach, mit
einem Ausflug in die Romantik zu
Mendelssohn Bartholdy.
Und so begann es mit Johann
Sebastian Bachs Choralbearbeitungen, der Fantasia super BWV
651 und „Komm, Heiliger Geist“
BWV 652.
Mit viel Geklingel und großen
Kinder erleben Abenteuer
Salzgitter-Bad Der Treff bietet ein volles Programm.
Natur pur, spannende Aktionen
rund um die Themen Wald, Wildnis, Umwelt: Das verspricht der
Familientag im Wald am Kinderund Jugendtreff (KJT) Hamberg
in Salzgitter-Bad am Sonntag,
17. Mai, von 11 bis 16 Uhr. Kinder
und Erwachsene sind zu diesem
Tag der offenen Tür eingeladen.
Das Programm wird unter anderem unterstützt vom Waldforum Riddagshausen, dem Bogenbauer Heinz Scharun, Nicole Holz
vom Zentrum für tiergestützte
Therapie Steinlah, dem BUND
aus Altenhagen mit dem Wildkat-
zenprojekt und dem Nationalpark-Besucherzentrum Torfhaus.
Auf einem Markt der Möglichkeiten stellen sich, so heißt es in
einer Pressemitteilung der Stadt,
die Anbieter vor. Die Besucher
können unter anderem Bogenschießen, Entdecken, Forschen
und Spielen. Wer möchte, kann in
die Rolle eines Waldbewohners
schlüpfen. Von 16.30 Uhr an spielt
die Band „After the Rain“.
Der
Familien-Waldsonntag
wird von den Kinder- und Jugendtreffs (KJT) Hamberg und Bambula aus Salzgitter-Bad gestaltet.
17
Tonkaskaden wurde die Anrufung
des Heiligen Geistes in der Fantasia heraufbeschworen. Virtuos die
auflodernden Sechzehntel-Figuren über dem „canto fermo nel pedale“. Sehr präsent die Spitzentöne des Flammenzungen gleichenden Motivs. Sehr gemächlich
daherkommend das BWV 652 mit
dumpfem, wuchtigem Ton. Gut
herauszuhören die ökumenische
Verbindung von Erleuchtung und
Rechtgläubigkeit, die Bach durch
den Schritt der Sarabande und
eben nicht des geraden Choraltakts intoniert.
Daran schloss sich Dietrich
Buxtehudes „Magnificat im
1. Ton“ an. Nachvollziehbar und
transparenter spielte Krüger die
fugierten Verse und die imitationsähnlichen, sphärisch entrückten Phrasen.
Ganz dem romantischem Klang
verpflichtet interpretierte Krüger
die Orgelsonate c-Moll op. 65/2.
Dumpf grollend spielte er das
Grave, das in ein beseeltes Adagio
übergeht, was hier allzu heftig erklang. Stürmisch, geradezu martialisch erklang das Allegro maestoso, das in die kurze Fuge übergeht.
In der zwölfteiligen Partita
„Freu dich sehr, o meine Seele“ des Bachschen Orgellehrers
Georg Böhm fügte Krüger die
Registerwechsel hart aneinan-
der. In den einzelnen Teilen fehlte
auch dynamische Flexibilität.
Den Meister des galanten Stils,
Carl Philipp Emanuel Bach, präsentierte Krüger mit seiner Sonate B-Dur Wq 70/2. Sehr kompakt
registriert er hier die formgewandten Sätze und die Dynamik
lässt keinen Raum für differenziertes Spiel der drei Sätze.
Am Schluss spielte Krüger das
Präludium BWV 552 als strahlende Festmusik, die hier die heilige
Dreifaltigkeit widerspiegelt. Und
mit musikalischer Aussagekraft
spielte er die dazugehörige Fuge
Es-Dur. Das fachkundige Publikum spendete viel Applaus für ein
forderndes Konzert.
Weiter geht es in Ringelheim am
Sonntag, 17. Mai, 18 Uhr, mit Rüdiger
Wilhelm aus Braunschweig.
Auf dem Gelände des Fredenberger Einkaufszentrums am KurtSchumacher-Ring 4 hat jetzt eine
der ersten Jugendberufsagenturen
in Niedersachsen eröffnet. Mit der
Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und dem Pro-Aktiv-Center
(Pace) als Träger der Jugendhilfe
befinden sich drei Sozialleistungsträger unter einem Dach.
Die Verantwortlichen wollen sich
für die Belange der Salzgitteraner
Jugendlichen ohne Schul- oder
Bildungsabschluss einsetzen. Vor
allem die offene Atmosphäre in
den Räumen, etwa beim großen
Empfangsbereich, solle helfen, die
Berührungsängste der Zielgruppe
zu schmälern.
Pace ist bei Fragen in der Jugendsozialarbeit ein Ansprechpartner, die Agentur für Arbeit
vermittelt Ausbildungsstellen und
fungiert in der Berufsberatung.
Die Mitarbeiter des Jobcenters
geben den Jugendlichen Tipps für
die berufliche Integration.
„In der Vergangenheit kam es
oft vor, dass Mitarbeiter der Institutionen ihre Kunden an einen anderen Träger verwiesen haben.
Die Jugendlichen haben sich dort
allerdings nicht mehr gemeldet,
was für einen Erfolg bei der Vermittlung zwingend notwendig gewesen wäre“, schildert die Erste
Stadträtin Christa Frenzel.
Harald Eitge, Geschäftsführer
der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar, gibt an, möglichst viele Jugendliche in den Arbeitsmarkt bringen zu wollen. Die
Einrichtung solle als gut funktionierendes Übergangssystem von
der Schule in die Arbeitswelt dienen. Roswitha Krum, Fachdienstleiterin Kinder, Jugend und Familie, ergänzt: „Die Lage der Agentur
ist
dafür
natürlich
prädestiniert. In der Nähe befinden sich das Schulzentrum und
das Awista Fredenberg.“
Hermann Gwiasda, Geschäftsführer des Jobcenters Salzgitters,
nennt die Agentur ein „lernendes
Unternehmen“. Nach einer Pilotphase werde die Arbeit der Agentur evaluiert, sagt Frenzel. Derzeit hat die Agentur montags bis
freitags von 8 bis 12 Uhr geöffnet,
donnerstags zudem von 14 bis 18
Uhr. Je nach Resonanz könnten
die Zeiten ausgeweitet werden.
Nicht zuletzt sollen durch die Zusammenlegung auch die drei Sozialleistungsträger in ihrer Arbeit
voneinander profitieren.
Typisch norddeutsch:
schlagfertig und standfest.
Die frische Hansano Konditorsahne wird schneller steif und
bleibt schön lange fest. Und das macht den Unterschied.