Fachbereich Verkehr |2 d e r v e r.d i - R e p o r t 01 AKTUELLES Fusion schafft Arbeitsplätze 5 FOTO: HAPAG LLOYD 01 SCHIFFFAHRT Enttäuschung auf der ganzen Linie! Gut Ding muss Weile haben? Am 19. Februar 2015 erhielt der ver.diVorsitzende Frank Bsirske die Antwort des Bundesverkehrsministers auf einen Brief, den er am 25. November 2014 geschrieben hatte. Bsirske hatte darin die schifffahrtspolitischen Forderungen der Gewerkschaft dargestellt. Angesichts der langen Zeitspanne sollte man meinen, dass sich Alexander Dobrindt (CSU) in seiner Replik intensiv mit den ver.di-Positionen auseinandergesetzt hat. Aber weit gefehlt! Der Brief enthält eine Ansammlung nichtssagender Allgemeinplätze. In der Vorbereitung des Bsirske-Briefes hatten sich die Mitglieder der Bundesfachgruppe Schifffahrt intensiv Gedanken gemacht, welche Forderungen erhoben werden sollen und was politisch für die Seeleute verantwortet werden kann. Herausgekommen ist ein umfangreiches Forderungspaket, dass wir in der letzten SCHIFFFAHRT (3 | 2014) dargestellt haben. Unsere Forderungen sind in Schifffahrtskreisen breit diskutiert worden und haben weitere Diskussionen angestoßen, wie endlich die Förderung der Schifffahrt auch zur Förderung der Seeleute werden kann. Umsteuern statt weitermachen heißt unser Motto! Und die Antwort des Ministers? Er schreibt als erstes davon, dass ihm andere Partner des maritimen Bündnisses auch von ihren Sorgen um den maritimen Standort und den Erhalt des seemännischen Know-hows berichten. Die strukturellen Veränderungen in der Seeverkehrsbranche sind nach Meinung des Bundesministers Dobrindt noch nicht abgeschlossen. Auf vertrauensvoller Basis sei nach seiner Auffassung „eine positive Entwicklung des Schifffahrtsstandorts Deutschland er- reicht“ worden. Kein Wort davon, dass die Anzahl deutscher Seeleute in den letzten vier Jahren um 25 Prozent zurückgegangen ist! Ein Bundesminister, der daraus eine positive Entwicklung des Schifffahrtsstandorts abliest, will offensichtlich die Realität nicht sehen! Auch in schwierigen Zeiten solle im maritimen Bündnis der Dialog fortgeführt werden, um Arbeitsplätze und Ausbildung zu erhalten, heißt es weiter. In der Umbruchphase sollen alle Partner im maritimen Bündnis die Rahmenbedingungen gestalten, um Ausbildung und Beschäftigung zu sichern. „Es gilt, ein Maßnahmepaket zu schnüren, in das jeder seinen Beitrag einbringt“, so der Minister. Hierbei könne ver.di zum Beispiel mit der Fortsetzung des Dialogs über die Schiffsbesetzung mit den Partnern des maritimen Bündnisses einen wichtigen Beitrag zur Wett bewerbsfähigkeit der Schifffahrt unter deutscher Flagge leisten. Der Minister fordert ver.di also auf, mit denjenigen, die nur noch einen oder maximal zwei deutsche Seeleute auf 370 deutschen Schiffen vorschreiben wollen, über diesen Arbeitsplatzabbau zu verhandeln. Ein Ansinnen, das für Ausbildung und Beschäftigung in der Schifffahrt keinen Sinn macht! Schade, dass der Bundes minister zweieinhalb Monate für diese völlig unzureichenden „Erkenntnisse“ gebraucht hat! Wir müssen feststellen, dass es der Verkehrsminister abgelehnt hat, zu den Forderungen der Seeleute nach dauerhafter Beschäftigung und mehr Unterstützung für sichere Arbeitsplätze Stellung zu nehmen – ein Armutszeugnis für den zustän digen Fachminister. Aber wir werden den zuständigen Minister und die Bundeskanzlerin nicht aus der Pflicht nehmen: Spätestens bei der Maritimen Konferenz im O ktober müssen KS sie Farbe bekennen. Viking Cruises on a collision course The rapidly expanding Viking River Cruises called on its personnel in the middle of January to accept future salary payments in Euros – at the December exchange rate of 1:1.21. And now, without the consent of the c. 2,000 employees, the company has gone ahead and transferred the January pay at the rate that it had unilaterally decided on. The current rate is 1:05. This sort of coercion has been accompanied by massive pressure on the nautical crews who are currently on board in the ships’ winter quarters. The majority of the boatmen have rejected the plans of the company, formed their own network and involved Nautilus International. 65 of them are organized by now! Three alleged “ringleader” have already been fired, others have been threat- ened with the same fate. All of this is hard to understand as the company is currently booming and the greater part of its income is in the form of US dollars and pounds sterling. At the same time the company of course wants to profit from Switzerland’s lower company tax and social security contributions – all paid in Swiss francs. We tried to get in touch with the company several times without success. Meanwhile the management tries to put more pressure on the staff to sign new contracts with conditions that are worse than before. The unions provides legal advice to the crewmembers and information to the public. Great media response was gained. Nevertheless the company seems to be willing to continue their policy of confrontation. This means no other choice to increase the pressure on Viking with every means possible in the very near future. RECHT Laschen: Sache der Hafenarbeiter Das Laschen von Containerschiffen ist gefährliche Schwerstarbeit, die laut Dockerklausel den Hafenarbeitern vorbehalten ist. Immer wieder müssen jedoch Seeleute diese Arbeit übernehmen, tragische Unfälle und schwere Verletzungen sind die Folge. ver.di startet eine Aktion, um diesen Regelverstößen entgegenzuwirken. Seite 5 SOZIALES Arbeitszeitregelung Binnenschifffahrt Nach vier zähen Jahren beschlossen die Sozialpartner auf EU-Ebene einen Vertrag über die Regelung der Arbeitszeitgestaltung in der Binnenschifffahrt. Der Weg dahin war steinig, nicht alle Mitgliedsstaaten wollten mitmachen. Bei Nichtratifizierung des Abkommens droht ihnen ein sogenanntes Nicht umsetzungsverfahren. Seite 6 INTERNATIONALES Gelebte Solidarität in Westafrika FOTO: ITF ETF forces an urgent call for solidarity Die Fusion der Linienreederei Hapag-Lloyd mit der chilenischen CSAV (Compañía Sud Americana de Vapores) ließ die Hamburger zur Nummer Vier in der weltweiten Containerschifffahrt aufsteigen. Hapag-Lloyd transportiert nun mit mehr als 200 Schiffen jährlich rund sieben Mio. Standardcontainer (TEU) auf den Weltmeeren. Die durch die Fusion hinzugekommenen chilenischen Frachter sind kleiner, aber zahlreich. Synergien verspricht man sich nicht zuletzt in der Hamburger Zentrale. Dort werden in diesen Wochen 180 zusätzliche Arbeitsplätze besetzt: Die Beschäftigten der zwei CSAV-Gesellschaften mit Sitz in Hamburg werden „integriert“. Wir fragten beim Konzernbetriebsrat nach. Seite 3 FOTO: VIKING CRUISES Campaign against Viking Viking hired the Passenger Terminal (PDA) in Amsterdam to celebrate 7 new longships (each of them cost about 25 Million Euros) on Wednesday 18th March 2015. The idea is to be present in front of the entrance door(s) and to distribute our leaflets to the guests. All affiliates are kindly requested to send a delegation to Amsterdam on Wednesday 18th March 2015 to support the ETF in her struggle with Viking River Cruises. At the beginning of the 2015 river cruise season in April, ETF wants to “escort” a Viking cruise ship on the Rhine and visit them and distribute leaflets to the passengers at each port of call. All ETF affiliates will be contacted in due time to ensure that they can board the vessel when it calls at their ports. More detailed information will follow shortly. Affiliates are kindly requested to indicate their willingness to ETF participate in the Campaign. Further information: www.etf-europe.org Für den gesamten Kontinent Afrika gibt es bisher nur fünf ITF-Inspektoren. Die gewerkschaftlichen Strukturen sind entsprechend schwach, obwohl dort viele wichtige Häfen liegen – etwa in Lagos, Lome, Abidjan, Mombasa oder Port Said. Das soll sich jetzt ändern. Die ITF startete ein Projekt: Sogenannte ITF-Contacts wurden geknüpft, um Schiffe zu kontrollieren und Seefahrern in Not zu helfen. Speziell geschulte Kontaktleute sind heute in Abidjan, Lome, Bissau, Cotonou, Dakar und San Pedro tätig. ver.di unterstützt das Projekt aktiv. Seite 8 2 MEINUNG FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2015 EDITORIAL Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ihr wisst wie ich, es geht im maritimen Sektor nicht um die bloße Existenz tonnenschwerer Stahlkolosse, die die Weltmeere durchkreuzen, es geht um Arbeitsplätze. Arbeit statt Eisen! war deshalb das Motto unserer gewerkschaftlichen Bemühungen der letzten Monate. Und es bleibt auch weiter unser Ziel, Ausbildung, Beschäftigung und dauerhafte Arbeit in der Schifffahrt zu sichern. Die millionenschwere Unterstützung und Subventionierung der deutschen Reeder durch den Staat und damit uns Steuerzahlern muss an Aus bildung und Beschäftigung für deutsche/ inländische Seeleute gebunden werden! Auch wenn ich von den Entlassungen bei NSB bei der letzten Ausgabe der „Schifffahrt“ bereits gewusst habe, solche bitteren Erfahrungen gehen nicht spurlos an einem Gewerkschafter vorbei. Bei Treffen mit Betriebsräten aus der Branche oder mit unseren aktiven Funktionären wird immer wieder über NSB gesprochen, und über die Entlassungen, die Folge der Unternehmenspolitik sind. Und jeder Seemann von NSB muss selbst entscheiden, ob er gegen die wahrscheinlich unzulässige (Austausch-) Kündigung vorgeht oder die Regelungen des Sozialplans in Anspruch nimmt. Und nach zweieinhalb Monaten hat der Bundesverkehrsminister Dobrindt unserem Vorsitzenden Frank Bsirske einen Brief geschrieben. Unser Bundesvorstandsmitglied Christine Behle war dem CSU-Minister keine Nennung wert, eine besondere Form der Ignoranz. Der Brief wiederholt verschiedene, längst bekannte Allgemeinplätze und fordert zum Dialog auf. Gleichzeitig soll ein Maßnahmepaket geschnürt werden, in das jeder (also auch die Seeleute) einen Beitrag einbringen möge. ver.di soll den Dialog zur Schiffsbesetzung weiterführen. Dies haben wir ausdrücklich im Januar abgelehnt. Wir hätten es damals auch nicht für möglich Arbeit statt Eisen! gehalten, dass uns knapp zwei Monate später der Bundesverkehrsminister einen weiteren Dialog zur Verminderung der Beschäftigungsverpflichtung deutscher Seeleute nach der Schiffsbesetzungsverordnung empfiehlt. Gleichzeitig werden wir mit Vorschlägen der Arbeitgeberseite konfrontiert, überhaupt nur noch ca. 300 bis 400 deutsche Seeleute auf den verbliebenen Schiffen unter deutscher Flagge vorzuschreiben. Nach dem Szenario, das die Reeder in den l etzten Jahren bereits erprobt haben, sind dann weitere Entlassungen zu erwarten; es wären Tausende Seeleute betroffen. Wir als Gewerkschaft haben uns dazu klar posi tioniert: Nicht mit uns! Die schifffahrtspolitischen Forderungen von ver.di sind an den Verkehrsminister, die Ministerpräsidenten und Ersten Bürgermeister der Küstenländer gegangen, und haben zumindest für Diskussionen gesorgt. Damit ist ein Gegengewicht zu Auffassung und Handeln der Arbeitgeberseite geschaffen. Wir haben eine gute Diskussionsgrundlage geliefert und Perspektiven gezeigt. Die Arbeit unserer Bundesfachgruppe hat sich gelohnt. An unseren Forderungen kommt in Diskussionen niemand vorbei. Auch wichtig: Der Manteltarif See wurde erneuert, zumindest was die SFN- Stunden betrifft. Die weitere Anpassung an das Seearbeitsgesetz ist geplant und wird hoffentlich im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden können. In den nächsten Monaten wird uns ein weiteres großes Thema beschäftigen, das wir gemeinsam mit den Hafenarbeitern bewältigen müssen: die Durchsetzung der „Dockerklausel“. Die bestehenden Verträge dazu werden von den Unternehmen bewusst nicht eingehalten, um die Kosten für das „Entlaschen“ der Schiffe in den Häfen zu sparen – Ihr seht, viel zu tun. KLAUS SCHROETER | FOTO: PRIVAT Wir bleiben dran. Gemeinsam müssen wir in Politik, Öffentlichkeit und Unternehmen deutlich machen, wie ernst es um die Ausbildung und noch mehr um die Beschäftigung deutscher Seeleute steht. Wir sollten aber auch zeigen, welche guten Chancen durch ein Umsteuern der Politik für unsere Kolleginnen und Kollegen entstehen können! Klaus Schroeter INTERVIEW Wir wollen den deutschen maritimen Bereich pushen Fragen an Sonja Steffen, MdB, „Lotsin“ der SPD-Küstengang umhin, das anzuerkennen. In diesem Jahr ist die Aufmerksamkeit größer, weil ja die Nationale Maritime Konferenz vor der Tür steht. „KÜSTENKIND“ MIT DER WOHL GRÖSSTEN WASSERFLÄCHE IN IHREM WAHLKREIS IN VORPOMMERN ZWISCHEN DARSS, RÜGEN UND GREIFSWALD: SONJA STEFFEN LOTST SEIT 2013 DIE SPD-KÜSTENGANG | FOTO: PRIVAT Frau Steffen, was ist die „Küstengang“ und wie wird man deren „Lotsin“? Sonja Steffen | Die „Gang“ ist ein freiwilliger Zusammenschluss der SPD-Bundestagsabgeordneten aus den Ländern, die im Norden unserer Republik liegen und Küste zu Nord- und Ostsee haben: also Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Wir treffen uns mindestens einmal im Monat und sprechen über unterschied liche maritime Themen. Die Küstengang wird sehr gut angenommen und hat eine lange Tradition. Die beteiligten Parlamentarier kümmern sich auch in ihren Wahlkreisen um die maritime Wirtschaft und ihre Verflechtungen. Als ich 2009 in den Bundestag gewählt wurde, war Uwe Beckmeyer Lotse der Küstengang. Ich habe mich sofort mit engagiert und Uwe Beckmeyer hat mich sehr bald gefragt, ob ich „Fest macherin“, also seine Stellvertreterin, werden möchte. Das war eine Ehre für mich als Neuling. Ich habe dann vier Jahre eng mit dem Lotsen zusammengearbeitet. Als Uwe Beckmeyer in dieser Legislaturperiode Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft wurde, bin ich für ihn nachgerückt. Mit mir als Lotsin und zwei Festmachern bilden wir den Vorstand und halten die „Gang“ zusammen. Nicht nur von Ihren Abgeordneten büros aus? Sonja Steffen | Die Arbeit findet natürlich in erster Linie in unseren Büros statt, aber Höhepunkt ist jedes Jahr eine Sommer bereisung, bei der wir uns vor Ort mit Problemen und Entwicklungen im maritimen Bereich beschäftigen. Letztes Jahr waren wir in Bremerhaven und Cuxhaven. Davor haben wir Stralsund besucht und uns den Offshore-Windpark Baltic I angesehen. Im Juli dieses Jahres führt uns die Sommer bereisung nach Hamburg. Dort wollen wir uns unter anderem den Container Terminal Altenwerder der HHLA, der Hamburger Hafen und Logistik AG, und das AirbusGelände in Finkenwerder ansehen. Wie würden Sie die Ziele der „Küstengang“ beschreiben? Sonja Steffen | Unser Ziel ist es, die maritime Wirtschaft in Deutschland weiter nach vorne zu bringen. Wir wollen Knowhow bewahren und Perspektiven eröffnen. Das deckt eine große Bandbreite ab – angefangen bei der Beschäftigung für deutsche Seeleute über die Entwicklung maritimer Technologien bis hin zur ökologischen Energiegewinnung durch OffshoreAnlagen, aber auch zur Reform der Wasserund Schifffahrtsverwaltung. Angesichts vieler großer außen- und finanzpolitischer Baustellen oder der allgegenwärtigen Mautproblematik ist alles nicht so einfach ins Bewusstsein des gesamten Parlaments zu tragen, oder? Sonja Steffen | Das stimmt. Das Maritime findet neben Straße und Schiene leider viel zu wenig Beachtung. Wir müssen immer wieder Interesse wecken, immer wieder erklären, dass die maritime Wirtschaft auch für Bayern und Baden-Württemberg von Bedeutung ist. Wer weiß, wie viel unseres Im- und Exports über den Seeweg abgewickelt wird, wie wichtig eine gute Hafen hinterlandanbindung ist, der kommt nicht Kommen wir zu einigen Sachfragen: Ganz wichtiges Thema für die Erhaltung des maritimen Know-hows und zur Standortsicherung ist eine bedarfsgerechte Ausbildung von Fachpersonal. Sonja Steffen | Ausbildungsfragen ordnen sich in den Komplex ein, wie die Politik die deutschen Seeleute insgesamt unterstützen kann. Wir müssen es hinbekommen, dass die Unternehmen, die Reedereien wieder mehr deutsche Seeleute und Schiffsmechaniker ausbilden. Das werden sie aber nur tun, wenn sie davon ausgehen, die Absolventen später auch weiterbeschäftigen zu können. Nur Ausbildungsplätze zu fördern, nützt wenig. Es geht insgesamt um Beschäftigung. Und da kann man der Wirtschaft – wie sich in den letzten Jahren gezeigt hat – bei all den Schwierigkeiten, die die Krise für sie mit sich bringt, das Feld nicht alleine überlassen. Sind 12,87 Euro Stundenlohn für die Arbeit eines fertig ausgebildeten Schiffsmechanikers auf See zu teuer? Sonja Steffen | Der Verband Deutscher Reeder spricht von 6.900 Euro für 1,8 Stellen monatlich. Das hört sich schon anders an. Aber natürlich ist das auch angesichts von Zuschlägen nicht zu teuer für qualifizierte Arbeit im Schichtbetrieb. Im Gegenteil. Wir wissen insgesamt von 470 deutschen Schiffsmechanikern, so viele sind das also gar nicht. Deren Beschäftigung und Bezahlung wird von den Reedern eher zum Problem gemacht. Ich wehre mich dagegen, solch eine spezialisierte Berufsrichtung womöglich aussterben zu lassen, weil die Reeder sagen: Eigentlich brauchen wir die nicht, die Arbeit können notfalls auch andere an Bord erledigen; gegebenenfalls auch keine deutschen Fachkräfte. Das ist alles sehr kurz gesprungen. Wie beurteilen Sie das Gesetz zur Änderung des Flaggenrechtsgesetzes und der Schiffsregisterordnung vom 20. Dezember 2012? ver.di sieht in dieser Änderung einen „Turbo“ für die beschleunigte Ausflaggung deutscher Schiffe. Sonja Steffen | Es ist unstrittig, dass die deutschen Reeder aktuell ihre Zusagen zur Anzahl der Schiffe unter deutscher Flagge nicht mehr erfüllen. Ich habe zuletzt wie- derholt das Argument gehört, dass es zur Erfüllung der deutschen Exportverpflichtungen auch gar nicht darauf ankomme, ob ein Schiff unter deutscher Flagge fahre oder nicht. Das mache keinen Unterschied. Folgt man dieser Argumentation, kann man gleich sämtliche Besatzungen mit Seeleuten aus Asien besetzen. Macht das dann auch keinen Unterschied? Würden künftig nur noch Schiffe unter ausländischer Flagge fahren, wirkt sich das natürlich auf unsere maritime Wirtschaft aus. Deshalb wünsche ich mir, dass es mit dem Flaggenrecht wieder bergauf geht. Schauen wir, ob im Zusammenhang mit der diesjährigen Maritimen Konferenz Änderungen durchsetzbar sind. Das hängt natürlich auch von unserem Koalitionspartner CDU/ CSU ab. Es kann auf Dauer jedenfalls nicht sein, dass Förderungen für die Wirtschaft nicht auch an bestimmte Bedingungen geknüpft werden. Was sagt die Küstengang zum Vorschlag der Reeder, die Schiffsbesetzungsverordnung so zu ändern, dass nur noch ein deutschsprechender Kapitän und über 8.000 BRZ ein weiterer Offizier vorgeschrieben sein sollen? Sonja Steffen | Dafür habe ich sehr w enig Verständnis. Die Unternehmen sind in Schwierigkeiten, das wissen wir. Unterstützung ist nötig. Aber ein immer weiteres Herunterschrauben von Standards ist nicht sinnvoll. Wir verfolgen vielmehr das Ziel, das Niveau zu halten oder weiter auszubauen. ver.di fordert die Bindung der finanziellen Unterstützung für die Reeder an nachhaltige Beschäftigung deutscher bzw. inländischer Seeleute. Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag? Sonja Steffen | Ich unterstütze ihn unbedingt. Ich glaube auch, dass Bereitschaft bei den Reedern dazu da ist. Man weiß dort auch, dass weitere Erleichterungen an eine verbindliche Zusage von deutschen Arbeitsplätzen gebunden werden müssen. Selbstverpflichtungen werden nicht reichen. Wahrscheinlich muss man Evaluierungen in kurzen Abständen vereinbaren, auch gesetzgeberisch. Allerdings muss man die Reeder auf diesem Weg auch mitnehmen. Die Wirtschafts- und Verkehrsminister der Küstenländer fordern eine Prüfung des hundertprozentigen Lohnsteuereinbehalts bis zur Maritimen Konferenz. Will die Küstengang dies mit der CDU/CSU-Fraktion bis dahin im Bundestag durchsetzen? Sonja Steffen | Vorstellbar wäre das. Allerdings weckt eine solch herausragende Förderung natürlich auch Begehrlichkeiten und Wünsche bei anderen Branchen. Wenn der Staat 100 Prozent der Lohnneben kosten übernimmt, hat das schon einen extremen Ausnahmecharakter. Ich sympathisiere damit, weil mir die deutsche Schifffahrt sehr am Herzen liegt. Aber letztlich ist nicht jedes Mittel recht. Es müsste auch hier gesichert sein, dass es Gegenleistungen gibt. Und was meint der Koalitionspartner? Sonja Steffen | Ich glaube nicht, dass das aussichtslos ist. Das Problem ist auch bei der Union erkannt. Kommen wir nochmals direkt zur Maritimen Konferenz im Herbst. Die Vorbereitungen laufen? Sonja Steffen | Ja. Es wird sieben Branchenforen geben, die sämtlich wichtige Themen behandeln. Dabei sind auch die Cluster zu Maritimen Technologien und zu Klima und Umwelt bedeutsam, weil es um neue Perspektiven geht. Und die Förderung der deutschen Seeschifffahrt wird ein ganz zentraler Punkt sein. Sie bereiten einen Koalitionsantrag vor? Sonja Steffen | Ja, wir sind dabei, SPD und CDU/CSU gemeinsam. Solche Anträge haben ja bereits lange Tradition. Der Antrag wird sich an den sieben Themenbereichen der Branchenforen orientieren und soll natürlich möglichst konkrete Maßnahmen vorschlagen. Und was würden sie sich persönlich von der Konferenz wünschen? Sonja Steffen | Ich wünsche mir zuallererst eine Regelung für die deutsche Seeschifffahrt. Vielen Dank! Wir wünschen Ihnen und Ihren Kollegen alles Gute für die Vorhaben, die den Auszubildenden und Seeleuten nutzen. IMPRESSUM Der ver.di-Report Schifffahrt Nr. 1, März 2015 Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Bundesvorstand: V.i.S.d.P.: Frank Bsirske, Christine Behle Koordination: Klaus Schroeter Redaktionelle Bearbeitung: Ute Christina Bauer, Helma Nehrlich (transit berlin.pro media) www.pressebuero-transit.de Redaktionsanschrift: ver.di-Bundesverwaltung Fachbereich Verkehr Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Layout, Satzerstellung: VH-7 Medienküche GmbH Kreuznacher Straße 62, 70372 Stuttgart, www.vh7-m.de Titelfoto Seite 1: Karikatur: Rainer Hofmann-Battiston Druck: apm AG Darmstadt, Kleyerstraße 3, 65295 Darmstadt www.alpha-print-medien.de Der ver.di-Fachbereich Verkehr ist auch im Internet zu finden: www.verdi.de/verkehr FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2015 SCHIFFFAHRT 3 Eine Fusion, die Arbeitsplätze sichert, nicht Stellen kostet Hapag-Lloyd integriert die chilenische CSAV | Interessenausgleich und Sozialplan ausgehandelt | Fragen an Betriebsrat Oliver Bringe Es war nicht gerade eine Elefantenhochzeit. Aber die Fusion der Linienreederei Hapag-Lloyd mit der chilenischen CSAV (Compañía Sud Americana de Vapores) im vergangenen Jahr ließ die Hamburger mit einem Schlag zur Nummer Vier in der weltweiten Containerschifffahrt aufsteigen. Nach dem Wachstumsschub transportiert Hapag-Lloyd mit mehr als 200 Schiffen jährlich rund sieben Millionen Standardcontainer (TEU) voller Waren auf den Weltmeeren. Die modernsten Schiffe der Hamburg-Express-Klasse können über 13.000 Container laden und bringen es auf beachtliche 23,6 Knoten. Die durch die Fusion hinzugekommenen chilenischen Frachter sind kleiner, aber zahlreich. Eine Menge Synergien verspricht man sich nicht zuletzt in der Hamburger Zentrale. Dort werden in diesen Wochen auch 180 zusätzliche Arbeitsplätze besetzt: Die Beschäftigten zweier CSAV- Gesellschaften mit Sitz in Hamburg werden „integriert“. Der Gesamtbetriebsrat der Hapag-Lloyd AG und der Betriebsrat des chilenischen Gemeinschaftsbetriebes haben mit den Unternehmen gleich mehrere Ver einbarungen ausgehandelt. Arbeitsplatzzuwachs ist für sie nicht neu. Wir sprachen mit Seebetriebsratsund Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Oliver Bringe. lungsmandat. Hinzu kamen die Interessenvertreter des chilenischen Gemeinschaftsbetriebes – ein siebenköpfiger Betriebsrat – und je ein Sachverständiger. Dann natürlich die beiden Geschäftsführungen. Es saßen jedenfalls regelmäßig bis zu 25 Personen am Tisch. Und verhandelt wurde an zwei Tagen die Woche, von Ende Oktober bis zum Abschluss von Interessenausgleich und Sozialplan am 16. Januar. Die Mühe hat sich gelohnt? Oliver Bringe | Das finden wir schon. Wir sind sogar sehr zufrieden. Es wurden ins gesamt vier wichtige Vereinbarungen ausgehandelt. In vernünftiger Atmosphäre, die Schlichtungsstelle musste nicht angerufen werden. Und welche Vereinbarungen sind das? Oliver Bringe | Zunächst ging es um einen „Teilinteressenausgleich zur Implementierung eines Jobportals“. Der wurde am 3. Dezember 2014 verabschiedet und regelt, dass bei der Hapag-Lloyd AG 180 neue Stellen geschaffen werden, um die Beschäftigten der CSAV über individuelle Bewerbungsverfahren zu integrieren. Ziel ist eine einheitliche Organisationsstruktur. Wir Betriebsräte haben in den Verhand lungen gesichert, dass es bis Ende 2016 keine betriebsbedingten Kündigungen geben darf. Dass gilt für die neu Hinzukommenden von CSAV, aber auch für 1.350 Hapag-Lloyd-Beschäftigte an Land und für etwa 600 im Seebetrieb. FOTOS (2): PRESSESTELLE HAPAG-LLYOYD In welchem Zeitraum läuft diese „Implementierung“? Oliver Bringe | Bereits zum 1. März soll ein Gemeinschaftsbetrieb von Hapag-Lloyd und CSAV in Hamburg gebildet werden. Zum 1. Juli ist dann der komplette Betriebsübergang geplant. OLIVER BRINGE | FOTO: PRIVAT Fusionen sind oft gefürchtet, meist bedeuten sie Arbeitsplatzabbau. In Eurem Fall stand das nicht zu befürchten. Aber von einer Liebesheirat mit dem chilenischen Partner kann dennoch keine Rede sein? Oliver Bringe | Nein. Vernunftehe trifft es eher, wenn man Unternehmenswachstum als Grund gelten lassen will. Fusionieren gehört in der Containerschifffahrt und speziell bei Hapag-Lloyd zur Überlebensstrategie. Den letzten großen Zusammenschluss gab es 2006 mit der kanadischen CP Ships. Deshalb konnten wir auch als Interessenvertretung auf Erfahrungen mit der Übernahme von Beschäftigten zurückgreifen. Zuletzt wurde von einer Fusion mit der Hamburg-Süd Gruppe gemunkelt. Nun hat es mit CSAV geklappt. Von Synergien und einer Gewinnmaximierung auf 300 Mio. US-Dollar ist in einer Unternehmensmitteilung die Rede. Wir hatten jedenfalls auf Arbeitnehmerseite ausreichend Zeit und Know-how, die Fusion im Interesse der Beschäftigten zu begleiten. Man hört, es gab einen regelrechten Verhandlungsmarathon mit vielen Beteiligten? Oliver Bringe | Von unserer Seite hatte der Gesamtbetriebsrat Inland das Verhand- Das heißt, sämtlichen deutschen Beschäftigten von CSAV wird eine Stelle bei Hapag-Lloyd angeboten? Oliver Bringe | Exakt. Wir Betriebsräte gehen im übrigen davon aus, dass das hinzukommende Personal perspektivisch nicht einmal ausreichen wird, den wachsenden Bedarf zu decken. Unternehmensüberzeugung ist, dass in der Containerbranche nur noch mit Größe Geld zu verdienen ist. – Aktuell ist es die freie Entscheidung jedes Einzelnen, ob er den Übergang von CSAV zu Hapag-Lloyd mitmachen will. Ich höre bisher ganz mehrheitlich von Zustimmung. Die Bedingungen sind im Interessenausgleich und Sozialplan geregelt. Wie genau? Oliver Bringe | Zum Beispiel ist fest geschrieben, dass alle neu Hinzukommenden Anspruch auf Einarbeitung und Qualifizierung haben, dass sie dafür üblicherweise sechs Monate Zeit bekommen und dass die Kosten dafür der Arbeitgeber trägt. Geregelt ist auch, dass niemandes Arbeitsverhältnis durch den Betriebsübergang verschlechtert werden darf. Weder hinsichtlich der Bezahlung noch der Arbeitszeit. Bei der Arbeitszeit konnten wir sogar sichern, dass für alle, die bei CSAV bisher eine 40-Stunden-Woche hatten, jetzt die Hapag-Lloyd-Regelung einer 38-Stunden-Woche gilt – ohne Entgelt verluste. Hinsichtlich der betrieblichen Altersversorgung gibt es eine Sonderregelung, aber im Prinzip werden auch die Betriebszugehörig keiten bei der Fusion anerkannt. Schließlich gibt es natürlich eine Abfindungsregelung, falls jemand den Betriebsübergang persönlich nicht mitmachen will. Das klingt alles gut … Oliver Bringe | Klingt nicht nur gut, ist es auch. Basis ist das Betriebsverfassungsgesetz. Das für die Seebeschäftigten allerdings nicht bindend ist. Oliver Bringe | Genau das hat der See betriebsrat auch gesehen. Wir wollten der Gefahr einen Riegel vorschieben, dass etwa im Zuge der Fusion weitere Schiffe ausgeflaggt werden könnten. Auch in der Hinsicht wurde mit einer extra Verein barung zwischen Hapag-Lloyd und dem Seebetriebsrat eine Art Bestandsschutz gesichert. Also tatsächlich an alles gedacht? Oliver Bringe | Für den Moment wohl schon. Ich gehe allerdings davon aus, dass die praktische Umsetzung noch einiger maßen spannend wird. Es stellen sich Fragen wie: Was passiert mit dem Seebetrieb der CSAV? Kommen die etwa 20 CSAV- eigenen Schiffe unter deutsches Management? Unter deutscher Flagge wäre uns natürlich am liebsten. Unklar ist auch, wie es mit dem Neubauprogramm weitergeht, das die chilenische Gesellschaft geplant hat. Genügt es deutschen Standards? Oder fährt Hapag-Lloyd mit einem finanzstarken Investor ein separates Neubauprogramm? Außerdem: Bisher hat Hapag-Lloyd 41 Schiffe unter deutscher Flagge. Drei davon sollen allerdings 2015 abgegeben werden. Von Ersatz ist bisher keine Rede. Den fordern wir als Beschäftigtenvertreter aber unbedingt, sonst müsste es früher oder später den nächsten Interessenausgleich und Sozialplan geben. Alles das muss sich in den nächsten Monaten entscheiden. Wir wünschen weiter gute Nerven und viel Erfolg! INTERVIEW: HELMA NEHRLICH Internationale Zusammenarbeit der Gewerkschaften gestärkt! Der hier beschriebene Zusammenschluss macht eine veränderte Zusammenarbeit der ITF-Gewerkschaften nötig. Deshalb haben ver.di und die drei chilenischen Brudergewerkschaften am 23. Januar 2015 eine Vereinbarung getroffen. Damit wird klargestellt, dass ver.di zwar grundsätzlich nach den ITF-Regeln Heuerverträge für die CSAV-Schiffe machen müsste, aber zu Gunsten der chilenischen Kollegen darauf verzichtet. Die chilenischen Gewerkschaften können dadurch weiterhin die Arbeitsbedingungen für Ihre Mitglieder auf den CSAV-Schiffen gestalten. In Chile wird über diese Verträge auch die Sozialversicherung der Seeleute ge- regelt. ver.di und die chilenischen Kollegen haben außerdem im Agreement einen regelmäßigen Austausch und gemeinsame Konsultationen zur Situation im zusammengeschlossenen Unternehmen verabredet. „Auf den ersten Blick hat ver.di auf Verhandlungsrechte verzichtet. Auf den zweiten Blick lassen wir unseren chilenischen ITF-Kollegen die Möglichkeit, weiter für ihre Mitglieder tätig zu sein“, erklärte ver.di-Bundesfachgruppenleiter Klaus Schroeter. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass wir im Geiste internationaler Solidarität eine beispielhafte Vereinbarung abgeschlossen haben. So werden wir weiter zusammenarbeiten!“ 4 KÜSTENLÄNDER FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2015 Ein Lichtblick? ver.di: Erleichterungen für deutsche Reeder nur bei Beschäftigungssicherung Das Hoffnungspflänzchen ist zart: Im Februar haben sich die Wirtschaftsund Verkehrsminister der deutschen Küstenländer zu einer Erklärung durchgerungen, in der sie die Partner des Maritimen Bündnisses auffordern, sich zum Schifffahrtsstandort Deutschland zu bekennen. Im Gegenzug haben die Politiker die Erhöhung des Lohnsteuereinbehalts in Aussicht gestellt. Damit sollen die deutschen Reedereien, die unter starkem internationalen Wettbewerbsdruck stehen, kurzfristig eine Kostenentlastung erfahren. ver.di begrüßt den ministeriellen Schritt, drängt jedoch darauf, dass die Erleichterungen nur zugunsten unbefristeter Beschäftigung deutscher bzw. inländischer Seeleute gewährt werden. In einem an die Ministerpräsidenten der Bundesländer und die Ersten Bürgermeister der Stadtstaaten gerichteten Brief hat die Gewerkschaft Stellung zur Politikererklärung bezogen und ihre bekannten Forderungen bekräftigt. Erklärung inister der der Wirtschafts- und Verkehrsm Bremen, , rg bu m Ha , en hs ac rs de ie N er Länd orpommern -V rg bu en kl ec M d un n ei st ol -H Schleswig hland zum Schifffahrtsstandort Deutsc he, tragende Säule der utschland ist eine wesentlic Der Schifffahrtsstandort De ft in Deutschland. gesamten maritimen Wirtscha s trägt zur Stabilität gge ist hierfür unverzichtbar. Die Fla er tsch deu er unt n iffe Sch en Industrie Der Betrieb von it zur Wertschöpfung der maritim dam und en hm rne nte eiu der Ree nso wie für der hier ansässigen dung des für die Wirtschaft ebe tbil For und Aus die h auc ört insgesamt bei. Hierzu geh en Nachwuchses. hen und schiffsbetriebstechnisch tisc nau gen ndi we not der Län Bund und eren EU-Staaten, ist, gemessen am Niveau in and gge Fla er tsch deu er unt n iffe Der Betrieb von Sch Folge. s hat Wettbewerbsnachteile zur mit höheren Kosten belastet. Die europäischen und iffen unter deutscher Flagge im Sch von es rieb Bet des ile hte in der VergangenUm Kostennac Bestand zu stabilisieren, wurde den und en ang zuf auf ich gle internationalen Ver erbsdruck auf die deutsche hmen geschaffen. Der Wettbew ßna ma der För von del Bün ein t hei zur Folge hat. Ausflaggung deutscher Schiffe die end ehm zun s wa zu, mt nim Flagge ng zu stellen. ordert, sich dieser Herausforderu gef auf d sin s sse dni Bün en ritim Prüfung Die Partner des Ma struktive und aktive Rolle bei der kon ihre ern sich ter inis rsm keh Die Wirtschafts- und Ver glichkeiten zu. Die Minister en im Seeverkehr gegebenen Mö hilf Bei für ien tlin Lei EUdie ch , um relativ kurz der dur öhung des Lohnsteuereinbehalts Erh zur ve iati Init e sam ein gem erwägen eine zu schaffen. Schiffe unter deutscher Flagge fristig eine Kostenentlastung für Maßnahmen zur wettbewerbs nz soll eine Neuausrichtung der fere Kon en ritim Ma en hst näc icht werden. Bis zur iffen unter deutscher Flagge erre Sch auf ung ftig chä Bes der ung fähigen Gestalt r 2015 Wilhelmshaven, den 9. Februa Ein erster Schritt, aber noch kein Durchbruch! von Christine Behle, zuständiges Mitglied des ver.di-Bundes vorstandes Auf einer Konferenz in Wilhelms haven am 9. Februar haben sich die Wirtschafts- und Verkehrsmi nister der norddeutschen Küstenländer darauf geeinigt, eine gemeinsame Initiative zur Erhöhung des Lohnsteuereinbehalts zu „erwägen“. Wir begrüßen diese Erklärung der Minister ausdrücklich! Allerdings reicht ein schlichtes „Erwägen“ natürlich nicht aus. Den deutschen Seeleuten steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Absolventen der Schifffahrtsschulen erhalten keine Plät ze, mit denen sie ihre Erfahrungsseezeit ausfahren können! Wir fordern daher mit Nachdruck, dass die Politik schnelle Lösungen findet, die den Seeleuten unbefristete und sichere Arbeitsplätze garantieren. Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske und ich haben gleichlautende Briefe an Stephan Weil, Torsten Albig, Erwin Sellering, Olaf Scholz und Jens Böhrnsen – Ministerpräsidenten und Erste Bürgermeister der Küstenländer – geschrieben. Darin wollten wir einerseits deutlich machen, wie sehr wir die Überlegungen zum Lohnsteuer einbehalt begrüßen. Zum anderen haben wir aber auch herausgestellt, dass es aus ver.di-Sicht nur dann richtig ist, die Unterstützungen für die Reeder zu erhöhen, wenn Ausbildung und Beschäftigung durch die Reeder zuverlässig gesichert werden. Mit den schifffahrtspolitischen ver.di-Forderungen, die wir im November 2014 an die Minister richteten, haben wir der einseitigen Darstellung des Verbands der Reeder (VDR) unsere gewerkschaftlichen Positionen entgegengestellt. Vor allem haben wir darin unsere alternativen Vorstellungen für Beschäftigung und Ausbildung deutlich gemacht. ver.di wird in dieser Sache nicht lockerlassen! Die Maritime Konferenz im Herbst bietet der Politik Gelegenheit, endlich praktische Lösungen vorzulegen. Das Ziel muss immer lauten: Ausbildung und Beschäftigung sichern. Sonst darf es zusätz liche Zahlungen und Erleichterungen für die Reeder nicht geben. FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2015 RECHTLICHES 5 Hände weg von der Schiffsbesetzungsverordnung Erneuter unheilvoller VDR-Vorstoß FOTO: U.C. BAUER FOTO: ISTOCKPHOTO.COM Laschen ist Hafenarbeit! Und dabei bleibt es! Internationale Kampagne gegen Laschen durch Seeleute „Laschen“ – im allgemeinen Sprachgebrauch ist damit das Festmachen mit Gummibändern und Einwickeln mit Seilen gemeint. Auf Schiffen ist Laschen jedoch gefährliche Schwerstarbeit. Wer Bilder von Containerschiffen sieht, auf denen die Container sechs oder mehr Reihen hoch gestapelt sind, weiß, worum es geht. Wenn die obersten Container zum Entladen vor dem nächsten Hafen gelöst – entlascht – werden sollen, müssen Seeleute als Akrobaten mit schwerem Werkzeug zig Meter über dem Deck die Befestigungsstangen lösen. Dies hat nichts mit einfacher Arbeit oder leichter Tätigkeit zu tun, diese Arbeit ist auf See viel gefährlicher, als wenn dies im Hafen entsprechende Fachleuten bei festgemachtem Schiff tun. Immer wieder wird von tragischen Unfällen beim Laschen von Containern berichtet, immer wieder treffen unsere ITF-Inspektoren Seeleute, die sich beim Laschen Ver letzungen zugezogen haben oder gar Gliedmaßen, meist Finger, verloren haben. Der MTV See wie auch unsere internationalen Tarifverträge der ITF regeln eindeutig: „Ladungsarbeiten/Ladungssicherungsarbeiten im Hafen sind grundsätzlich den Hafen arbeitern oder sonstigem qualifiziertem Landpersonal vorbehalten. Ladungsarbeiten/Ladungssicherungsarbeiten auf See sind nur dann zulässig, wenn die Schiffs- und/ oder Ladungssicherheit nicht mehr gewährleistet ist“ (MTV See, § 10.4). Der Verband der Reeder und seine Mitgliedsunternehmen und ver.di haben also die Sicherheit der Seeleute und die Qualifi- kation der Hafenarbeiter in den Vordergrund gestellt. Davon darf nur abgewichen werden, wenn die Hafenarbeitergewerkschaft ver.di nicht widerspricht und entsprechende Sicherheitsausrüstung eingesetzt wird. Diese sogenannte „Docker-Klausel“ gilt auch sinngemäß auf den Schiffen, die ver.di/ITF-Verträge haben und in Billigflaggenländern (FOC) registriert sind. Vereinfacht gesagt: Auf nahezu allen Schiffen, die deutsche Häfen anlaufen, gilt das LaschVerbot für Seeleute. ver.di hat in keinem einzigen Fall einer Abweichung von diesem Verbot zugestimmt. In einer ersten Untersuchung hat ver.di jedoch festgestellt, dass insbesondere auf Feeder-Schiffen das Laschen und weitere Hafenumschlagsarbeiten von Seeleuten gemacht werden. Ein klarer Bruch bestehender Verträge! Mit den Betriebsräten der Hafenarbeiter startete ver.di jetzt Aktivitäten, um dieser illegalen Praxis ein Ende zu bereiten! Ein erstes Gespräch mit dem VDR als Tarif partei hat im Dezember stattgefunden, erste Verabredungen wurden getroffen. ver.di hatte dafür Unterlagen vorbereitet, um „Ross und Reiter“ nennen zu können – aus den Häfen lagen der Gewerkschaft Meldungen über Schiffe vor, die auf See entlascht worden waren, ohne dass ihre Zustimmung eingeholt w orden wäre. Der Arbeitgeberverband hat zugesichert, die Einhaltung der Tarifverträge bei seinen Mitgliedern anzumahnen. Die ver.di-Vertreter ließen keinen Zweifel daran, dass sie für ein Ende dieses Rechtsbruchs und für die Sicherheit der Seeleute, aber auch für die Arbeitsplätze der Hafenarbeiter in den deutschen Häfen sorgen werden. Klaus Schroeter, Bundesfachgruppen leiter Schifffahrt, erläutert: „Die DockerKlausel ist das einigende Band zwischen Seeleuten und Hafenarbeitern. Es sollte von niemandem angetastet werden! Wir werden alles dafür tun, dass die Klausel konsequent umgesetzt wird und endlich Schluss gemacht wird mit der Gefährdung der Seeleute durch das Entlaschen auf See. Wer nun glaubt, diese Gefährdung durch vermeintlich großzügige Bezahlung der Seeleute zu rechtfertigen, irrt sich. Unsere finnischen Kollegen haben bereits begonnen, Schiffe, die entlascht ankommen, anders als üblich zu behandeln. Wir werden entsprechende Antworten ebenfalls finden, falls sich die Arbeitgeber nicht an ihre unterschriebenen Verträge RED halten!“ Am 17. November war die Katze aus dem Sack: Bei einem Gespräch zur Schiffsbesetzungsverordnung legte der Verband der Reeder (VDR) einen Veränderungsvorschlag vor, der den Vorstellungen der Gewerkschaft entgegensteht. Im Kern zielt er darauf ab, auf deutsch geflaggten Schiffen mit einer Bruttoraumzahl (BRZ) bis 8.000 lediglich einen Kapitän mit deutlich verbesserten Deutschkenntnissen vorzuschreiben! Auf Schiffen über 8.000 BRZ soll nach Vorstellung des VDR ein weiterer Schiffsoffizier mit gleicher Sprachqualität gesetzlich vorgeschrieben werden. Die Absätze 2 und 3, die auf Schiffen mit einer Bruttoraumzahl von über 1.600 einen Schiffsmechaniker nach der See-Berufsausbildungsverordnung und ein wachbefähigtes Besatzungsmitglied aus der EU vorschreiben, möchte der VDR ersatzlos streichen. Begründet hat der VDR seinen Vorschlag mit zu hohen Kosten. Die ver.di-Bundesfachgruppe hat den Vorstoß des VDR intensiv diskutiert und sieht darin einen weiteren Versuch, die Schiffsbesetzungsvorschriften zu deregulieren. Definitiv dient er nicht dem Bestreben, die Ausbildungs- und Beschäftigungs situation deutscher Seeleute zu verbessern und das maritime Know-how zu sichern. Dabei hat das Bundes verfassungsgericht höchstrichterlich festgestellt, dass die SchBesV Seeleuten mit Ausbildung nach deutschen Standards qualifizierte Arbeitsplätze sichert. Es sah dies als Voraussetzung dafür an, dass die deutsche Ausbildung in seemännischen Berufen nicht weiter zurückgeht. Nach der heutigen Schiffsbesetzungsordnung eröffnet die Schiffsmechanikerausbildung den Zugang zu einem qualifizierten seemännischen Beruf. Die Ausübung des Berufes ist zwingende Voraussetzung für die Anerkennung als Facharbeiter; nur darüber ist der Zugang zu weiterführenden Ausbildungsstätten möglich. Ein Wegfall dieser Ausbildung würde die Grundlage seemännischer Ausbildung zerstören. Das Absurde: Selbst die Reeder sehen die Aus bildung zum Schiffsmechaniker als Grundlage für die Weiterqualifikation zum Schiffsoffizier an. Die ver.di Fachgruppe Schifffahrt hat im Januar ihre Ablehnung in einem Brief an Hilde Kammerer, Leiterin des Referates Seeschiff fahrtspolitik, Seewirtschaft, Seehäfen im Bundesverkehrsministerium, übermittelt. ver.di erinnerte darin auch an die Grundidee des Maritimen Bündnisses für Ausbildung und Beschäftigung: Demnach sollen die gern in Anspruch genommenen Vergünstigungen für die Arbeitgeber – etwa Tonnagesteuern oder Lohnsteuereinbehalt – gewährt werden, um Arbeits- und Ausbildungsplätze deutscher Seeleute zu sichern. Auch das Kostenargument des VDR sei nicht nachzuvollziehen, da voll subventionierte Auszubildende zum Schiffs mechaniker auf den vorgeschriebenen Positionen häufig mittels einer Ausnahmeregelung fahren. Wenn kein Schiffsmechaniker auf deutschgeflaggten Schiffen mehr vorgeschrieben sein sollte, wenn also mit der Qualifikation keine Berufs tätigkeit mehr vorgeschrieben ist, macht die Ausbildung keinen Sinn mehr. Eine Antwort aus dem Ministerium UCB steht noch aus. Maritimes Bündnis am Scheideweg Wird eine deutsche Handelsflotte mit deutschen Seeleuten weiter existieren? Angesichts der aktuellen Situation muss diese Frage gestellt werden. In Diskussionsrunden zum Thema „Zukunft einer deutschen Seeschifffahrt“ haben einige Politiker schon zu erkennen gegeben, dass man durchaus auch mit einer deutschen Flotte ohne deutsche Seeleute klarkommen könnte. Eine katastrophale Fehleinschätzung, so würde Deutschland in diesem Fall in einem innovativen Hochtechnologiebereich nicht mehr mit am Ruder stehen und den Kurs mitbestimmen. Einige Reeder stehen noch zum gut qualifizierten deutschen Seemann. Es stellt sich jedoch die Frage, wie lange sie das bei den derzeitigen Wettbewerbsbedingungen noch umsetzen können. Aus diesem Grund hat die EU Leitlinien für die europäische Schifffahrt erlassen. Demnach können die europäischen Staaten den Schifffahrtsbereich fördern, wenn sie es wollen. Zum Teil hat die Bundesregierung auch schon etwas getan, was jedoch nicht ausreicht. Über Nachbesserungen wird nachgedacht, beispielsweise soll der Lohnsteuereinbehalt, bei dem die Lohnsteuer beim Reeder verbleibt, von derzeit 40 auf 100 Prozent erweitert werden. Nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung (vgl. S. 4)! Eine weitere Fördermöglichkeit wurde mit der Stiftung „Schifffahrtsstandort Deutschland“ geschaffen. Die Stiftung wurde im Rahmen des geänderten Flaggenrechtsgesetzes gegründet. Reedereien zahlen dahinein Ablösebeträge für Schiffe, die ausgeflaggt werden und nicht ausbilden. Im Durchschnitt kommen pro Jahr ca. 22 Millionen Euro in diesen Topf. Die Mittel werden dann zur Förderung deutscher Seeleute eingesetzt und gehen an Reedereien, die ausbilden und mit Nachwuchsoffizieren fah- ren. Das hilft ein wenig, reicht aber auch noch nicht aus. ver.di hatte vorgeschlagen, die Ablösebeträge zu erhöhen, um so mehr Mittel für den Erhalt von Seeleutearbeitsplätzen zur Verfügung zu haben. Einer Erhöhung der Ablösebeträge hat sich der VDR verweigert, weil er befürchtet, dass Reedereien dann den Standort Deutschland aufgeben könnten. Angesichts der Höhe der Ablösebeträge (siehe Tabelle) eine nicht nachvollziehbare Argumentation. Was da gefordert wird, ist nicht viel, wenn man etwa betrachtet, dass für Schiffe mit einer Bruttoraumzahl zwischen 20.000 bis 80.000 derzeit „nur“ 10.363 Euro jährlich als Ablösesumme gezahlt werden. Damit kauft sich die Reederei von jeglicher Verpflichtung frei, auszubilden und deutsche Seeleute zu beschäftigen. Ein moderner Ablasshandel! Auf diese Weise kann sie die Heuerkosten um ca. 400.000 Euro verringern. Das Flaggenrechtsgesetz muss – so wie es ver.di in ihrem schifffahrtspoliti- schem Programm fordert – vorzeitig auf seine Wirksamkeit überprüft werden. Alle Partner müssen wieder an den Zielen des Maritimen Bündnisses arbeiten: Sicherung des maritimen Know-hows durch Erhalt und Steigerung von Ausbildung und Beschäftigung. Wir fordern alle Auszubildenden und Seeleute auf, an die Bundesregierung zu schreiben, um uns bei unseren Zielen zu unterstützen. PETER GEITMANN Ablösebeträge pro Jahr der Ausflaggungsgenehmigung für folgende acht Schiffsgrößenklassen Bruttoraumzahl bis zu 500 2.000 Euro Bruttoraumzahl von über 500 bis 1.600 2.888 Euro Bruttoraumzahl von über 1.600 bis 3.000 3.438 Euro Bruttoraumzahl von über 3.000 bis 8.000 5.512 Euro Bruttoraumzahl von über 8.000 bis 14.000 6.758 Euro Bruttoraumzahl von über 14.000 bis 20.000 8.609 Euro Bruttoraumzahl von über 20.000 bis 80.000 10.363 Euro Bruttoraumzahl von über 80.000 16.169 Euro 6 SOZIALES FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2015 Endlich beschlossen: EU-Arbeitszeitrichtlinie für die Binnenschifffahrt Geschafft nach vier zähen Jahren: Am 5. Februar beschlossen die Sozialpartner des Sektors Binnenschifffahrt auf EU-Ebene – die europäische Binnenschifffahrtsunion, die europäische Shipper Organisation und die Europäische Transportarbeiterföderation (ETF) – einen Vertrag über die Regelung bestimmter Aspekte der Arbeitszeitgestaltung in der Binnenschifffahrt. Die Einigung erfolgte im Binnenschifffahrts-Ausschuss des sektoralen Dialoges, der in insgesamt 43 Ausschüsse unter gliedert ist. Der Vertrag war erforderlich geworden, weil nach Auffassung der Sozialpartner die Arbeitszeitrichtlinie 2003/88/ EG nicht den Anforderungen des Sektors Binnenschifffahrt entspricht. Die Vereinbarung macht nun den Weg frei, die Arbeitszeit der Binnenschifffahrt einheitlich für ganz Europa in einer Richtlinie rechtlich zu verankern. Die Vereinbarung enthielt einen an die Kommission gerichteten gemeinsamen Antrag, die Vereinbarung durch einen Beschluss des Europäischen Rates auf Vorschlag der EU-Kommission durchzuführen. Letztlich stimmte der Rat am 19. Dezember 2014 diesem Vorschlag zu, woraufhin er am 23. Dezember im Amtsblatt der EU veröffentlicht wurde. Nun müssen die Mitgliedsländer bis Ende 2016 diese Richtlinie in nationales Recht umwandeln. So eben und gleichmäßig, wie sich das Zustandekommen dieser Richtlinie liest, war der Weg bis dahin aber bei Weitem nicht. Insbesondere bei der letzten Bera- tung des Europäischen Rates formierte sich erheblicher Widerstand von ca. zehn EU-Mitgliedsstaaten. So monierte die Vertreterin Zyperns, so eine Richtlinie sei nicht notwendig, da ihr Land keine Binnenwasserstraßen habe. Sie ließ wohl bewusst außer Acht, dass viele Beschäftigte in der Binnenschifffahrt zypriotische Arbeitsverträge haben. Einige nationale Vertreter behaupteten sogar, ihnen wäre das Abkommen gar nicht bekannt. Neben der irischen Vertretung, in deren Land quasi keine Binnenschifffahrt stattfindet, leistete auch der Vertreter der konservativen un garischen Regierung erheblichen Widerstand. Wegen dieses Gegenwinds diskutierten die Sozialpartner auf ihrer Sitzung am 30. Januar 2015 über die Probleme bei der Umsetzung. Sie formulierten den klaren Willen, am Ball zu bleiben. Aber was passiert, wenn einzelne EU-Staaten die Richtlinie nicht ratifizieren? Laut der zuständigen Vertreterin der EU-Kommission wird dann ein sogenanntes Nichtumsetzungsverfahren eingeleitet. An die Regierung des betreffenden Landes ergeht in diesem Fall ein Brief, der es auffordert, die Richtlinie umzusetzen. Falls auch das nichts bewirkt, kann in letzter Konsequenz ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof angestrengt werden, welches mit erheblichen Geldbußen verbunden sein kann. So bleibt es spannend, welche Staaten die Arbeit der Sozialpartner im sektoralen sozialen Dialog mit der Ratifizierung der Richtlinie anerkennen und welche nicht! WERNER KIEPE Hängepartie zu Ende: SFN-Zuschläge gesichert! Der MTV See enthielt seit 2002 eine Regelung, die damals mit den Steuerbehörden im Einzelnen detailliert abgesprochen worden war. Sie betraf die Zahlung von Zuschlägen für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit (SFN), die steuerfrei waren, s oweit in steuerbegünstigten Zeiten gearbeitet wurde. Aufgrund von Vorgaben der Finanzbehörde Hamburg musste diese Regelung grundlegend überarbeitet werden. Verschiedene Unternehmen haben diese Diskus sionen daraufhin genutzt, um in einzelnen Betrieben Stimmung gegen ver.di zu machen. FOTO: JÜRGEN HEINRICH Im Dezember 2014 fanden nach einer K lärung mit der Finanzbehörde Verhandlungen zwischen ver.di und dem Verband Deutscher Reeder statt. Nach einer Einigung der Tarifparteien hat die Finanz behörde Hamburg den gefundenen Kompromiss akzeptiert. Neu eingeführt wurde in den Tarifvertrag ein neuer Paragraf (§ 16). Darin wird jetzt geregelt, dass die Differenz zwischen den SFN-Zahlungen, die steuerfrei begünstigt gezahlt werden und dem tarifvertraglich gesicherten Gesamtbetrag mit einem soge- nannten „Grundlohnergänzungsanspruch“ ausgezahlt wird. Dieser Ergänzungsanspruch entspricht der Summe, die nicht steuerfrei begünstigt gezahlt werden kann: Je nach Lage der gearbeiteten Arbeitszeit wirkt dieser Betrag wie eine Art „ Luftpolster“ zwischen Steuerfreiheit und Gesamt betrag. Diese Regelung musste natürlich durch den gesamten Tarifvertrag formuliert werden. So konnten wir absichern, dass keine Abstriche an den monatlichen Heuern stattgefunden haben. Für die ver.di-Tarif- kommission war dies das A und O, sie hat der gefundenen Regelung einstimmig zugestimmt. Die neue Regelung ist kompliziert, aber zulässig nach Meinung der Hamburger Finanzbehörde. Wir haben damit für die Beschäftigten eine Sicherung der Einkommen erreicht. Entsprechende Anpassungen sind auch in den zugehörigen Tarifverträgen für diejenigen einzelnen Unternehmen festgeschrieben, für die in Anhängen zum MTV gesonderte Regelungen vereinbart wurden. KLAUS SCHROETER Aktuelles von Berufsgenossenschaft Verkehr, Knappschaft-Bahn-See und Seemannskasse Arbeitsmedizinische Vorsorge für Träger von schwerem Atemschutz an Bord von Seeschiffen Mit der Umsetzung des MLC (Seearbeitsübereinkommen) in Deutschland kommt für die deutsche Seeschifffahrt auch die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) zur Anwendung. Damit müssten Seeleute unter deutscher Flagge auch bestimmte arbeitsmedizinische Untersuchungen durchführen lassen. Nach umfassenden Beratungen zu diesem Thema im Präventionsfachausschuss See der BG Verkehr und Verständigung mit dem zuständigen Ministerium, wurde einvernehmlich vereinbart, dass das Tragen von schwerem Atemschutz keine Tätigkeit im Sinne der ArbMedVV ist und keine arbeitsmedizinische Pflichtvorsorge erfordert, wenn der Atemschutz ausschließlich zur Gefahren abwehr an Bord getragen wird, der Atemschutz ausschließlich zu Ausbildungszwecken nach dem STCW-Code an zugelassenen Ausbildungsstätten getragen wird und wenn die betroffenen Seeleute mindestens an einer schriftlichen oder Online-Beratung teilgenommen haben, die ihnen die Möglichkeit eröffnet, bei Bedarf von einem Betriebsarzt untersucht zu werden. Für Seeleute sind die erforderlichen Vorsorge untersuchungen mit dem Erwerb einer Seediensttauglichkeit entsprechend STCW-Vorgabe erfüllt. Das gilt auch für die Seeleute, die Atemschutz geräte bei Notfällen und Übungen tragen müssen. Neben der Seediensttauglichkeit muss noch ein Zertifikat über eine erfolgreiche Teilnahme an einem Sicherheitsgrundlehrgang (Basic Safety) nach STCW vorliegen; außerdem muss der Seemann über die Möglichkeit einer Beratung bzw. Untersuchung informiert worden sein, sofern er eine solche wünscht. Die Information des Beschäftigten erfolgt durch den Arbeitgeber und muss beinhalten, dass der Versicherte a) Anspruch auf eine arbeitsmedizinische Untersuchung hat, sofern er das möchte, b) der Arbeitgeber die Kosten dafür trägt und c) der Versicherte über das Ergebnis den Arbeitgeber nicht informieren muss. Da Auszubildende einem besonderen gesundheitlichen Schutz unterliegen, gibt es eine wichtige zusätzliche Anforderung: Auszubildende müssen sich zu Beginn ihrer Seefahrtlaufbahn einmal durch den Betriebsarzt oder Arbeitsmediziner beraten bzw. untersuchen lassen. PETER GEITMANN JUGEND 7 FOTO: ISTOCKPHOTO.COM FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2015 SIEGFFRIED LÜDKTE | FOTO: PRIVAT FOTO: © FLORIAN KORTHAU S/PIXELIO.DE Siegfried Lüdtke Zur Person: Siegfried suchte mit Ende Zwanzig nach neuen Herausforderungen und beruflichen Aufstiegsmög lichkeiten. Die Arbeit an Bord hat ihn schnell begeistert und so ist er bis 2014 über 20 Jahre lang aktiv zur See gefahren. Ein besonderes Highlight in dieser Zeit waren für ihn die Fahrten nach Südamerika. „Das, was wir heute Globalisierung nennen, haben wir praktisch schon vor 20 Jahren gelebt.“ Der Beruf auf hoher See ist auch heute noch für viele junge Menschen verlockend. Allerdings erschwert der drastische Abbau der Ausbildungsplätze den Einstieg in dieses Berufsfeld. Und auch nach der Ausbildung bzw. dem Studium ist es (wie wir in der letzten Ausgabe berichtet haben) für viele Berufsanfänger nahezu unmöglich, die erforderliche Erfahrungsseefahrtszeit zu erbringen. Wir fordern Politik und Reedereien auf, endlich die notwendigen Schritte zu ergreifen, um die Zukunft der deutschen Schifffahrt zu sichern! Vom Leben und Arbeiten auf hoher See FOTO: © ROLF HANDKE/PIXE LIO.DE Fragen nach Mythen und Wahrheiten rund um die Arbeit auf Hochseeschiffen Was passiert eigentlich, wenn man mal die gängigen Vorurteile über Seeleute auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft? Ist das Arbeiten auf hoher See eher Traum- oder Albtraumjob? Für die Schifffahrt gab Vera Visser, Gewerkschaftssekretärin im Bundesfachbereich, diese und andere Fragen an einen Experten weiter. Siegfried Lüdtke ist heute Seebetriebsrat bei der Niederelbe Schifffahrtsgesellschaft (NSB). Gleich zu Beginn macht Siegfried Lüdtke deutlich, dass er wegen der Kündigungen bei NSB anders über seinen Traumjob reden muss, als dies z. B. vor zwei Jahren der Fall gewesen wäre. Vera Visser | Seeschifffahrt … Da denkt man doch direkt daran, die Welt zu entdecken, Land und Leute kennenlernen und sich dort aufzuhalten, wo andere Menschen Urlaub machen. Ist das so? Siegfried Lüdtke | Ja, in diesem Beruf kann man tatsächlich ständig den eigenen Horizont erweitern. Du erlebst, wie Menschen in den Ländern dieser Welt in völlig verschiedenen Verhältnissen leben. Ich komme ursprünglich aus NordrheinWestfalen und meine Zeit auf See hat meinen Blick auf die eigenen Lebens bedingungen und die Lebensbe dingungen in anderen Nationen stark verändert. Ich habe gesehen, mit wie wenig Geld oder Luxus Menschen leben und trotz dem glücklich sein können. Oft sind gerade die aus unserer Sicht „armen“ FOTO: CANSTOCKPH OTO.COM Völker besonders gastfreundlich gewesen. Trotzdem ist es aber weiterhin wichtig für mich, genau zu sehen, was wir in unseren eigenen Bereichen verbessern können. Auch wenn es uns in vieler Hinsicht gut geht, muss sich mit Blick auf die Zukunft noch einiges verändern. Das gilt auch und gerade in der Schifffahrt. Wie viel Zeit bleibt denn bei großen Fahrten, wirklich intensive Eindrücke vor Ort zu gewinnen? Was war für Dich besonders interessant? Siegfried Lüdtke | In den Häfen hat man immer nur mal stundenweise Zeit zum Erkunden gehabt, wenn die Arbeit an Bord getan und noch Zeit bis zur Weiterfahrt war. Da sieht man weniger von der Welt als die meisten denken. Wenn Du vor allem etwas von der Welt sehen möchtest, bist du bei Reiseveranstaltern besser aufgehoben. Glücklicherweise musste ich die sehr gefährlichen Gebiete nicht bereisen. Besonders bewegend war für mich, dass ich in Südamerika meine heutige Frau kennengelernt habe. Das ist natürlich kaum zu überbieten. Wenn man immer unterwegs ist, wie verändert das den Blick auf die Welt und auf das Zuhause? Siegfried Lüdtke | Ich habe wirklich einen Großteil der Welt bereist. Nach über zwanzig Jahren auf See wirkt die Welt klein. Das, was wir heute Globalisierung nennen, haben wir praktisch schon vor zwanzig Jahren gelebt. Im Durchschnitt war ich vier bis fünf Monate unterwegs, dann zwei Monate zu Hause und dann ging es wieder aufs Schiff. Mir hat der Beruf und die damit verbundenen Erlebnisse Spaß gemacht und meine Erwartungen an diesen Job haben sich voll erfüllt. Wie wichtig sind die politischen Entwicklungen im eigenen Land und weltweit für das Leben an Bord? Siegfried Lüdtke | Die politischen Entwicklungen sind von großer Bedeutung für die Seefahrer. Sowohl an Bord als auch in den Hafenstädten habe ich da viel gesehen und viele politische Veränderungen hautnah erlebt. Schon bei stunden- oder tageweisen Hafenaufenthalten bekommst du einen direkten Eindruck davon, was bestimmte Nachrichten aus der Politik für das „echte Leben“ und für die Bevölkerung bedeuten. Aufgrund meiner privaten Situation habe beispielsweise die Geschichte Südamerikas nochmal besonders intensiv erlebt. Insgesamt waren in den zwanzig Jahren viele bewegende Eindrücke in aller Welt dabei. Da bist du natürlich froh, wenn du nach Hause kommst und dort alles in Ordnung ist. Ich war schon immer politisch interessiert und das hat sich durch diesen Beruf nur noch verstärkt. Lass uns mal über die Crew reden. Dem Klischee nach sind ja nur Männer an Bord und ganz überwiegend Singles. Stimmt das? Siegfried Lüdtke | Genau das Gegenteil ist der Fall! Zwar sind immer noch die meisten Crewmitglieder männlich, aber die Mehrheit der Leute an Bord ist ver heiratet. Nach meiner Erfahrung ist man in der Zeit auf See mit dem Kopf mehr zu Hause als andere Männer, die täglich von acht bis 16 Uhr im Büro und anschließend bei ihrer Familie sind. Da muss man(n) aber auch eine Frau finden, die so ein Leben mitmacht … Siegfried Lüdtke | Ja, das ist zweifellos die besondere Herausforderung an einen Seemann, eine Frau zu finden, die das durchsteht. Denn selbst wenn am Anfang alles gut läuft, muss beiden bewusst sein, dass Frauen den großen Teil der Erziehungs- und Familienarbeit leisten. Sie können nicht mal eben ihren Mann anrufen, wenn sie Unterstützung brauchen und sind faktisch auf sich allein gestellt. Das ist harte Arbeit – vielleicht insgesamt schwerer als die Arbeit des Mannes. Zudem hat ein Seemann es gut an Bord: der Tisch ist gedeckt, alles Notwendige ist da und es muss noch nicht mal ein Arbeitsweg zurückgelegt werden. Eine ganze Reihe von „normalen“ Alltagsthemen ist oft ausgeblendet. Dafür ist man an Bord aber auch immer verfügbar und hat stark eingeschränkte Freiheiten im Vergleich zum Leben an Land. Dafür ist schon viel Selbstdisziplin notwendig. Wie sieht es denn mit dem Altersdurchschnitt aus? Sind nur junge Menschen an Bord? Siegfried Lüdtke | Nein, keineswegs. Meist habe ich eine gute Durchmischung der Altersstruktur – von etwa 20 bis Ende 50 – erlebt. In der hierarchisch geprägten Struktur waren die Jungen in der Regel deutlich weiter unten als die Älteren angesiedelt. Trotzdem gibt es aber dieses Bild, dass an Bord alle an einem Strang ziehen ... Siegfried Lüdtke | Ja, das ist so. Es geht nur mit Zusammenarbeit. Die ist auf See noch viel wichtiger als in anderen Berufen. Man muss dabei immer das große Ganze sehen und kann sich nicht mit irgendwelchem Kleinkram aufhalten. Ist die Crew während der Zeit an Bord so etwas wie Deine zweite Familie? Siegfried Lüdtke | Nein, das wäre übertrieben. Ich nenne es eher Zwangs gemeinschaft auf Zeit. In dieser Gemeinschaft musst du dich unterordnen. Die unterschiedlichen Kulturen bestehen an Bord weiter und sind eine wesentliche Herausforderung. Ähnlich ist es mit den Sprachunterschieden. Offiziell ist die Bordsprache meist Englisch, aber wenn Crewmitglieder gleicher Nationalität zusammenarbeiten und leben, halten sich viele nicht dran. Praktisch ist eine Trennung durch verschiedene Sprachen, Kulturen und Hierarchien die Folge. Würdest Du Deinem Kind empfehlen, den Seefahrer-Beruf zu wählen? Siegfried Lüdtke | Nein. Zum einen würde ich meiner Tochter von diesem männerdominierten Umfeld abraten. Zum anderen kann ich heute aufgrund der fehlenden Zukunftsperspektiven für Europäer in der Kauffahrteischifffahrt generell nicht dazu raten. Das ist schade Jungs, aber realistisch. Vielen Dank! FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2015 Gelebte Solidarität PORT SAID LOMÉ LAGOS PA N O R A M A ABIDJAN 8 MOMBASA FOTOS (3): ITF HAFEN LOME | FOTO: ISTOCKPHOTO.COM Gemeinsames Projekt von ITF und ver.di in westafrikanischen Häfen Afrika ist weit, aber wichtig. Zumindest aus Sicht der Billigflaggenkampagne der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF), die sich zum Ziel gesetzt hat, Seefahrern überall auf der Welt zu helfen und sie sozial und bei der Einhaltung von Arbeitsrechten zu unterstützen. Dafür verfügt die ITF weltweit über ein Netz von mehr als 130 ITF-Inspek toren. Für den gesamten Kontinent Afrika gibt es bisher leider nur fünf solche ITF-Inspektoren – zwei arbeiten in Südafrika und jeweils einer in Ostafrika, in Ägypten und Westafrika. Die gewerkschaftlichen Strukturen sind entsprechend schwach, obwohl dort viele wichtige Häfen liegen – etwa in Lagos, Lome, Abidjan, Mombasa oder Port Said. ITF-Kontaktleute speziell ausgebildet Die Lage soll sich jetzt ändern. 2010 hat die ITF ein Projekt gestartet, um mehr Präsenz in einigen westafrikanischen Häfen zu zeigen. So wurden sogenannte ITF-Kontakte (ITF-Contacts) geknüpft, um Schiffe zu kontrollieren und Seefahrern in Not zu helfen. Speziell geschulte Kontaktleute sind heute in Abidjan, Lome, Bissau, Cotonou, Dakar und San Pedro tätig. Wegen der großen Anzahl von Häfen in Nigeria und deren Bedeutung sind dort fünf ITF-Contacts ausgebildet worden, den einzigen ITF-Inspektor zu unterstützen. ver.di hat die große Bedeutung dieses Projektes erkannt und unterstützt es aktiv: Zahlreiche deutsche Schiffe laufen afrikanischen Häfen an. Viele dieser Schiffe fahren ohne ITF-Vertrag. Einige Reeder kündigen sogar bestehende ITF-Verträge, sobald sie einen Routenwechsel nach Afrika vornehmen. Daher ist es im ureigenen gewerkschaftlichen Interesse, die afrikanischen Kollegen zu unterstützen. ver.di und die ITF schickten im April 2014 einen ITFInspektor nach Lagos, um die dortigen ITF-Kontaktleute auszubilden. Im Oktober 2014 hat ver.di den ITF-Contact aus San Pedro zum Training nach Rostock eingeladen. Ende November 2014 war ver.di Teil einer ITF-Delegation, die zwei Wochen die Cóte d‘ ivoire, die Elfenbeinküste, besucht hat. Aufgabe der Delegierten war es, sich über die Situation in den Häfen Abidjan und San Pedro ein Bild zu machen. Bei Besuchen und Gesprächen in der SchifffahrtAkademie und der Seemannsmission in Abidjan hat sich gezeigt, dass die dortigen Seefahrer und Kadetten große Probleme haben, Arbeit oder auch nur Praktikumsplätze auf Schiffen zu finden. Deshalb sind Ideenreichtum und solidarische Partnerschaften gefragt. Entlade-Boykott mit Erfolg In den Häfen Abidjan und San Pedro arbeiten insgesamt etwa 9.000 Hafenarbeiter – 7.500 in Abidjan und 1.500 in San Pedro. Die Arbeitgeber haben sich im Verband der Abfertigungsdienstleister SEMPA (Societé des Employeurs de Manutention du Port d’Abidjan) zusammengeschlossen. Docker werden von ihnen auf Tagesbasis angeheuert und jeden 15. des Monats bezahlt. Um ein Frachtschiff oder Bulker abzufertigen, werden zwischen 186 und 246 Hafenarbeiter gebraucht. Für ein Containerschiff arbeiten 50 bis 70 Kollegen. In den Häfen sind mehrere Gewerkschaften vertreten. Die wichtigste Organisation ist die CNDD (Collectif national des dockers et dockers transit). Deren Kraft erwies sich etwa im Fall des Frachters „MS Confidence I“. Dieses Schiff gehört einem deutschen Reeder und fährt unter liberianischer Flagge. Die CNDD rief ihre Mitglieder Anfang Dezember 2014 auf, die Entladungsarbeiten zu boykottieren, denn die Seeleute der „Confidence I“ hatten seit vier, fünf Monaten keine Heuer erhalten. Die Hafenarbeiter folgten der gewerkschaftlichen Aufforderung und haben das Schiff, das Reis geladen hatte, fünf Tage lang nicht abgefertigt. Das Ergebnis: Vollständige Heuerzahlungen, Heimschaffung der Seeleute und Abschluss eines ITF-Vertrages für die „MS Confidence I“. Das war gelebte Solidarität und ist ein Beispiel für die Stärke der CNDD in Abidjan. (Fotos) Das Gewerkschaftsprojekt und seine guten Ergebnisse führten dazu, dass ein weiterer ITF-Inspektor für Afrika, konkret für den Hafen Abidjan, gewonnen werden konnte. Er befindet sich zurzeit in der Ausbildung und wird in nächster Zeit seine Arbeit am Golf von Guinea aufnehmen. The ITF flags of convenience campaign is increasingly focusing on Africa: Of the 130 International Transport Workers’ Federation inspectors who deal with the social and working conditions of seafarers on the world's oceans, currently only five are in Africa: two in South Africa and one respectively in East Africa, Egypt and in West Africa. Important ports such as Lagos, Lomé, Abidjan, Mombasa and Port Said have received far too little trade union representation. Now, that is all about to change. Since 2010, there has been an ITF project for West Africa that includes training for local contacts who support the ITF inspectors in the individual ports. Furthermore, in November of last year ver.di trade union representatives accompanied an international delegation and visited the Ivory Coast for two weeks, where they learned about the situation of seafarers and dockers. Shortly thereafter, the CNDD trade union made a remarkable achievement in the port of Abidjan. The union had called on dock workers to boycott the ship “Confidence I”. This German ship under the Liberian flag was subsequently not loaded for five days until outstanding wages were paid to the seafarers and an ITF contract was concluded for the ship. Meanwhile, an additional ITF inspector is receiving training and will soon assume his duties in the port of Abidjan. HAMADI AMADOU What has been achieved by the ITF inspectorate in the year 2014 During roughly 530 inspections, the five inspectors and their coordinator have been able to recover $22,885,608 in back wages for the crew on all these vessels. The economic crisis in shipping is like a wave at sea. At the beginning of this crisis, many vessels were still sailing and the banks were still investing money in new vessels, however, at the end of the economic crisis, more and more shipowners went bankrupt and ships were laid up. The year 2014 hit all kinds of vessels – cargo, container and passenger ships. Nevertheless, thanks to the enormous input by the inspectors, the crews on the majority of these vessels were financially protected by applicable collective agreements. In the ports of Bremen, Bremerhaven and Hamburg, various shipowners have been confronted with campaigns designed to force them to sign collective agreements. Some shipowners gave in rather rapidly to make sure that they would not lose their time charters, while other shipowners were of the opinion that they could win the battle with the ITF, who are supported by the ver.di trade union. Fortunately, the ITF has been highly successful in winning court cases against shipowners. Charter parties that are concluded between the owner/operator and the charterers do mention in nearly all cases that the vessels should be ITF covered. However, some owners take the risk and sail without such an ITF-approved collective agreement, which covers the entire crew and prevents them from being exploited by their employer. In cases of noncompliance, the owner is given a notice of warning. When owners refuse to cooperate, they face industrial action, which causes the vessel to be delayed and eventually results in the vessel being taken off hire. This forces the charterer to find another vessel to take over the charter and the resulting financial loss is fully borne by the owner/ operator. Some passenger vessels, like the ms "Delphin", the ms "Astor" and the ms "Deutschland", went bankrupt during the sailing season and the crew members of these vessels received their full wages, including the entitlement to severance pay, as compensation for the unexpected termination of their contracts. The need for these ITF inspectors in various ports – including in Bremen, Bremerhaven, Hamburg and the Rostock area – is reflected by the extreme amount of pay that has been recovered by this group of people who are highly dedicated to their mission. It is not always easy. Sometimes they need to board vessels in the middle of the night or on the open sea. One of our inspectors also took part at the River Cruise project, which is an area that needs some education, because the crews on board these vessels have no idea what the union can do to protect their rights. During two years that the inspector was present, he has built up trust among the workers on board these vessels and trust has been placed in the unions' ability to protect their rights, proving that the owners are not the only ones who are able to dictate the rules of conduct in this booming indusRuud Towen, ITF-Koordinator Europa, gibt einen Überblick über Aktionen der IFT- Inspektoren im Jahr 2014. Er berichtet, was für Auswirkungen die Finanzkrise auf den Bereich hatte. Die Inspektoren haben dennoch dafür gesorgt, dass die Rechte von Seeleu- try. Many people on board have received assistance to obtain their wages and to make sure that they are not subjected to slave-like living and working conditions. In the future, the inspectorate will likely be confronted with more cases of abandonment, unpaid crews, discrimination against workers on board and, most important of all, the bullying and harassment of workers on board. The inspectors are working hard and effectively to protect workers against RUUD TOUWEN such practices. ten und Hafenarbeitern erfolgreich verteidigt werden konnten. Bei 530 Inspektionen konnten die fünf gewerkschaftlichen Inspektoren im vergangenen Jahr für Schiffsbesatzungen ausstehende Heuern von über 22 Mio. US-Dollar eintreiben.
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