AZ Aarau, vom: Dienstag, 9. Juni 2015

14 SPORT
NORDWESTSCHWEIZ
DIENSTAG, 9. JUNI 2015
Fussball
FC Aarau mit
guter Finanzlage
Säbelrasseln
gegen die
Krim-Krise
Fechten Mit ihrer Waffe ist die Ukrainerin
Olga Kharlan eine Macht, ihre politischen
Ambitionen hat die 24-Jährige begraben
Olga Kharlan, die Blondine mit dem entwaffnenden Lächeln, schwingt ihren Säbel nur noch auf der Fechtpiste.
VON ANDREAS FRETZ
Säbelfechten bei den Frauen geht so: Im
Halbfinal stehen drei Russinen und Olga
Kharlan. Am Schluss gewinnt die Ukrainerin. An der EM in Montreux wich der Turnierverlauf vom Protokoll ab. Da erdreistete sich im Viertelfinal eine Italienerin, die
Königin vom Thron zu stossen.
Am Tag nach der Niederlage treffen wir
die Gefallene. Zuvor hatte sie noch ihre
florettfechtenden Landsfrauen lautstark
von der Tribüne aus angefeuert. So laut,
dass ein Mitglied des offiziellen Medienteams uns den ganzen Tag mit diesem Erlebnis in den Ohren liegt.
Olga Kharlan trägt ein rosa Blüschen,
sehr kurze Shorts aus Jeans und auf dem
Kopf ein Käppi von Red Bull, verkehrt herum, versteht sich. Den Vergleich, dass ihre
Niederlage so aussergewöhnlich wie
Schneefall im Sommer sei, will sie nicht
gelten lassen. «So etwas passiert im Sport»,
sagt sie, «ich bin auch nur ein Mensch.»
Ihr Palmarès sagt etwas anderes: Olga
Kharlan ist 24 Jahre alt, fünffache Europameisterin, zweifache Weltmeisterin und
Olympia-Bronze-Gewinnerin. Das sind nur
die wichtigsten Titel und nur jene im
Einzel.
Nach unserer zweiten Frage, der nach
ihrer politischen Laufbahn, verfinstert sich
ihre Miene und eine Gegenfrage wird uns
ins Gesicht geschleudert: «Wird das ein Interview über Sport oder über Politik?», will
die Ukrainerin wissen. Dann stellt sie klar:
Ihre politische Karriere sei beendet und sie
beantworte keine Fragen zu diesem
Thema.
Würde sie mit Putin fechten?
Schade eigentlich, denn das wäre durchaus spannend gewesen. Wieso zum Beispiel engagieren sich immer wieder ukrainische Sportler in der Politik, wie zum Beispiel der Boxer Vitali Klitschko oder der
Fussballer Andrej Schewtschenko? Was
hält sie von Wladimir Putin? Würde sie ihm
Fechtunterricht erteilen und was würde
dabei passieren? Aber es ist wohl nur klug,
dass Olga Kharlan auf solche Fragen nicht
antworten will.
2010 zog die junge Frau ins Parlament
ihrer Heimatstadt Mykolajiw ein. Mykolajiw liegt im Süden des Landes, nicht unweit der Halbinsel Krim. Seit 2014 ist Kharlan nicht mehr Teil dieses Parlaments. Es
wird berichtet, dass sie notorisch abwesend war. 2012 nahm Kharlan an den Wahlen ins ukrainische Parlament teil. Ihre
Partei der Regionen erreichte 72 Sitze, ihr
Platz 194 auf der Wahlliste reichte nicht für
einen Einzug. 2014 wechselte Kharlan zu
den Grünen und nahm an den regionalen
Wahlen in Kiew teil, doch die Partei blieb
an der 3-Prozent-Hürde hängen.
SPORTSERVICE
FECHTEN
Montreux. EM. Männer. Säbel-Einzel. Schlussrangliste: 1. Szilagyi (Un). 2. Hartung (De). 3. Kowalew (Russ) und Jakimenko (Russ). – Ferner: 52. Winiger (Sz). – Frauen. Florett-Einzel. Schlussrangliste:
1. Di Francisca (It). 2. Korobejnikowa (Russ). 3. Mohamed (Un) und Errigo (It).
FUSSBALL
Klose bleibt bei Lazio
Miroslav Klose bleibt bei Lazio Rom. «Eine weitere
Saison für Lazio zu spielen ist ein Entscheid, den ich
mit dem Herzen getroffen habe», erklärte der deutsche Weltmeister in einem veröffentlichten Brief an
den Klub und an die Fans. Der 37-jährige WM-Rekordtorschütze spielt seit 2011 für Lazio, das in der
abgelaufenen Saison Platz 3 in der Serie A erreichte.
5
Mal wurde Olga Kharlan in
den letzten sechs Jahren Europameisterin im Einzelwettbewerb der Säbelfechterinnen. In der Weltrangliste hat
sie mit 324 Punkten fast 100
Zähler mehr auf dem Konto
als die Zweitplatzierte.
JESPER GRONNEMARK/RED BULL CONTENT POOL
Dennoch hat Olga Kharlan so etwas wie
politische Spuren hinterlassen. Während
der Krim-Krise sprach sie sich für eine vereinte Ukraine aus und im März 2014 boykottierten sie und ihre Kolleginnen den
Fecht-Weltcup in Moskau. An den Weltmeisterschaften im Juli im russischen Kasan nahmen sie dann allerdings wieder
teil.
Vom Tanzen zum Fechten
Doch zurück zum Sport, den Olga Kharlan mehr mag und den sie beherrscht wie
keine andere. Ihre erste Liebe galt dem
Tanzen, die Privatstunden waren für die
Eltern aber zu teuer. Im Alter von neun
Jahren begann sie mit dem Fechttraining,
da ihr Patenonkel als Trainer in einem
Klub arbeitete und dieser Sport für die Familie somit kostenfrei war. Mit 13 Jahren
wurde sie zum ersten Mal ukrainische
Meisterin. Ihre Schnelligkeit und Agilität
zählen zu ihren Stärken. Mit knapp 18 Jahren führte sie ihr Land zu Team-Gold an
den Olympischen Spielen in Peking, indem
sie im Final gegen das Gastgeberland mehr
als die Hälfte aller Treffer beisteuerte.
Morgen steht in Montreux der Teamwettkampf der Säbelfechterinnen auf dem Programm. Dann will Kharlan wieder die Russinnen ärgern. Auch wenn sie – politisch
korrekt – sagt, dass diese Gefechte für sie
«nichts Spezielles» seien.
Ein Gewinn von 129 933 Franken in der
Jahresrechnung 2014: Und das trotz Sicherheitskosten von sage und schreibe
800 000 Franken! Finanziell steht der
FC Aarau also auf gesunden Beinen.
Auch sportlich erreichte die Mannschaft
zumindest in der ersten Hälfte des abgelaufenen Jahres ihre Ziele. Der Ligaerhalt in der Saison 2013/14 wurde problemlos erreicht. Gegen Ende der Vorrunde der Saison 2014/15 fiel das Team
allerdings in ein Leistungsloch. Ende
Mai dieses Jahres stand der Absturz des
FC Aarau in die Challenge League nach
der 1:5-Pleite in St. Gallen fest.
Der zweite Abstieg des FC Aarau innert fünf Jahren war an der zwölften
Generalversammlung der Aktiengesellschaft von gestern Abend allerdings nur
eine Randnotiz. Vielmehr ging es um Bilanzen, Erfolgsrechnungen, Gewinne
und Verluste. Die 187 anwesenden Aktionäre genehmigten sowohl den Jahresbericht von Präsident Alfred Schmid als
auch die Jahresrechnung mit dem erwähnten Gewinn in sechsstelliger Höhe.
Keine Veränderungen gibt es innerhalb des Verwaltungsrats. Für eine
zweijährige Amtsperiode wurden die
folgenden sechs Mitglieder bestätigt:
Präsident Alfred Schmid, Vizepräsident
Roger Geissberger, Sportchef Urs Bachmann, der Stadionverantwortliche René Herzog, Finanzchef Ruedi Vogt und
Marketing-Mitverantwortlicher Karl Oldani. Schmid seinerseits wurde für weitere zwei Jahre als Präsident gewählt.
Zu einer Mutation kommt es hingegen
im Sportausschuss: Der frühere FCASportchef Fredy Strasser muss gehen
und wird durch den ehemaligen FCAProfi Sascha Stauch ersetzt. Stauch ist
Chef und Technischer Leiter vom Team
Aargau. Zum Sportausschuss zählt auch
Neutrainer Livio Bordoli. Der FC Aarau
Ausgabe 2015/16 soll aus langjährigen
FCA-Spielern, Talenten und vier, fünf Zuzügen bestehen. Verstärkt werden soll vor
allem die Mittelachse. Trainingsbeginn
der ersten Mannschaft ist am Montag,
15. Juni, Saisonstart am 18./19. Juli. (RUKU)
Fussball
Cristiano Ronaldo
ist erneut der Beste
Real Madrids Star-Stürmer Cristiano
Ronaldo sicherte sich erneut den «Goldenen Schuh», die Auszeichnung für
den besten Torjäger Europas. Der Portugiese gewann die Trophäe zum bereits vierten Mal nach 2008, 2011 und
2014. Ronaldo traf in der abgelaufenen
Saison der Primera Division 48-mal,
Zweiter ist Lionel Messi (43 Tore). Der
Super-League-Torschützenkönig Shkelzen Gashi vom FC Basel wird mit
22 Treffern an 27. Stelle geführt. (SI)
NACHRICHTEN
TENNIS
s’Hertogenbosch (Ho). ATP-Turnier (537 050 Euro/Rasen). Qualifikation. 3. Runde: Chiudinelli (Sz)
s. Herbert (Fr) 1:6, 6:4, 6:1. – Chiudinelli damit in der
1. Runde des Haupttableaus gegen Paire (Fr).
Nottingham (Gb). WTA-Turnier (250 000 Dollar/Rasen). Einzel. 1. Runde: Lucic-Baroni (Kro) s.
Vögele (Sz) 6:0, 4:6, 6:3.
s’Hertogenbosch. WTA-Turnier (250 000 Dollar/Rasen). Doppel. 1. Runde: Bonaventure/ Schuurs (Be/Ho) s. Bencic/Siniakova (Sz/Tsch) 4:6, 7:6
(8:6), 10:8.
Test-Länderspiel: Malta - Litauen 2:0 (0:0). – Tore:
62. Fenech 1:0. 80. Effiong 2:0. – Bemerkung: Litauen spielt am Sonntag in Vilnius in der EM-Qualifikation gegen die Schweiz.
SPORT AM TV
SRF 2
21.40
RAD STRASSE
67. Critérium du Dauphiné (World Tour). 2. Etappe,
Le Bourget-du-Lac–illars-les-Dombes (173 km): 1.
Bouhanni (Fr) 4:23:46. 2. Dumoulin (Fr). 3. Modolo (It).
– Ferner: 26. Kennaugh (Gb). 43. Nibali (It). 47. Froome
(Gb). 49. Hollenstein (Sz). 50. Frank (Sz). 56. Wyss
(Sz). 84. Schär (Sz). 96. Valverde (Sp), alle gleiche Zeit.
– Gesamtklassement: 1. Kennaugh 7:30:27. 2. Modolo
0:02. 3. Bouhanni, gleiche Zeit. 4. Dumoulin 0:06. 5.
Boasson Hagen 0:08. 4. Benoot (Be) 0:12. – Ferner:
20. Froome. 29. Frank. 32. Nibali. 36. Hollenstein. 38.
Wyss. 43. Valverde. 55. Schär, alle gleiche Zeit.
RTS deux
18.55
ARD
0.35
Eurosport
11.00
13.30
Eurosport 2 21.45
1.00
EISHOCKEY
SKI NORDISCH
Kanadischer Center für
Ambri-Piotta
Drei Tour-de-Ski-Etappen
in Lenzerheide
Der HC Ambri-Piotta verpflichtete mit
einem Zweijahresvertrag den kanadischen Center Cory Emmerton. Der
27-Jährige verbuchte in der abgelaufenen KHL-Saison für Sotschi in 64 Partien
17 Tore und 12 Assists. Früher hatte Emmerton in der NHL 157 Spiele für die Detroit Red Wings absolviert (13 Tore/10
Assists). (SI)
Der Weltcup-Tross der Langläufer absolviert an der kommenden Tour de Ski
gleich während dreier Tage Rennen auf
der Lenzerheide. Der Start zur zehnten
Ausgabe erfolgt am Neujahrstag 2016
mit einem Skating-Sprint in der Biathlon-Arena in Lantsch/Lenz. Tags darauf
finden auf der Lenzerheide Massenstart-Rennen in der klassischen Technik
über 30 km (Männer) und 15 km (Frauen) statt. Am 3. Januar stehen in der
Bündner Ferienregion schliesslich Verfolgungsrennen über 10 respektive 5 km
Skating auf dem Programm. (SI)
LEICHTATHLETIK
Fussball: Frauen, WM in Kanada, Kolumbien – Mexiko
Fussball: Frauen, WM in Kanada, Frankreich – England
Sportschau live, Fussball,
Frauen, WM in Kanada
Tennis: ATP-Turnier, in Stuttgart
Rad: Critérium du Dauphiné,
3. Etappe
Fussball: Frauen, WM in Kanada, Spanien – Costa Rica
Fussball: Frauen, WM in Kanada, Brasilien – Südkorea
Gatlin gegen Gay und
Powell
Der 100-m-Lauf an der Lausanner Athletissima am Donnerstag, 9. Juli, vereinigt
die drei Hauptrivalen von Usain Bolt.
Justin Gatlin (USA), ungeschlagen seit
Saisonbeginn, trifft auf seinen Landsmann Tyson Gay und auf den Jamaikaner Asafa Powell. Das Trio hat seine Teilnahme bestätigt. Bolt, der über 200 m
läuft, hatte bereits im März zugesagt. (SI)
FUSSBALL
Juventus und Dortmund
testen in St. Gallen
Zwei Schwergewichte des internationalen Fussballs werden sich im Rahmen
ihrer Vorbereitung auf die nächste Saison zu einem Testspiel in St. Gallen tref-
fen. Am 25. Juli stehen sich in der AFGArena Champions-League-Finalist Juventus Turin und Borussia Dortmund
gegenüber. Anpfiff ist um 19.05 Uhr.
Dortmund wird im Juli erneut ein Trainingslager in Bad Ragaz abhalten. (SI)
FUSSBALL
Rettung für Servette
in Sicht
Der Challenge-League-Zwangsabsteiger Servette kann den finanziellen Kollaps abwenden. Gemäss einem Communiqué des Klubs wird eine Gruppe
von Genfer Unternehmern fünf Millionen
Franken einschiessen. Der bisherige
Geldgeber und Präsident Hugh Quennec, der sein Amt niederlegen wird,
sprach von einer «dauerhaften und seriösen Lösung». Servette ist wegen seiner
finanziellen Misere die ChallengeLeague-Lizenz für die kommende Spielzeit verweigert worden. Sofern der Konkurs nun tatsächlich abgewendet wird,
spielt der Klub 2015/16 in der Promotion
League. (SI)