Ein Ort für die Künstler einer Stadt Ausstellung

Feuilleton regional
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NUMMER 273
DONNERSTAG, 27. NOVEMBER 2014
Liebe in
E-Mails
Feuilleton kompakt
MOZARTCHOR
Adventsmotetten und
Weihnachtskantaten
Premiere im
Sensemble-Theater
Der Mozartchor Augsburg veranstaltet am Sonntag, 30. November., 16 Uhr in Evang. St. Jakob unter dem Motto „Machet die Tore
weit“ ein adventliches Chor- und
Solokonzert. Neben Adventsmotetten von Telemann und Hammerschmitt sowie Gesangs- und Orgelstücken von Johann Sebastian
Bach erklingen als Hauptwerk vier
Weihnachtskantaten von Marc-Antoine Charpentier (1643–1704),
dem Schöpfer der Eurovisions-Fanfare. Mitwirkende sind außerdem
die Capella St. Salvator, Wilhelm
Schneider (Orgel), Sandra Tucker
(Sopran) und Daniel Böhm (Bariton), der auch die Gesamtleitung
innehat. (AZ)
VON BIRGIT MÜLLER-BARDORFF
JAZZCLUB
Schlagzeuger Yoron Israel
spielt Stevie Wonder
Der Schlagzeuger Yoron Israel und
sein Quartett High Standards treten am morgigen Freitag, 28. November, beim Jazzclub im Augustanasaal mit Musik der Soul- und
Popikone Stevie Wonder auf. Israel ist einer der gefragtesten Schlagzeuger der internationalen Jazzszene: Er spielte u.a. mit Sonny Rollins, Horace Silver, Ahmad Jamal,
Kenny Burrell, Abbey Lincoln oder
Roy Hargrove. Neben Yoron sind
Maurizio Giammarco (Saxophones),
Teo Ciavarella (Piano) und Joris
Teepe (Bass) zu hören. Konzertbeginn ist um 20.30 Uhr. (AZ)
THEATER AUGSBURG
Ein dramatischer Salon
mit „Linke Finger“
Sie sind neu in der Stadt und wollen
sich auf Entdeckungstour begeben: die Schauspielchefin Maria
Viktoria Linke und der Autor und
Jurist Reto Finger. In der neuen
Veranstaltungsreihe „Linke Finger“ wollen sie mit Gästen aus
Kunst, Wissenschaft, Politik und
Wirtschaft an wechselnden Orten
ergründen, welche Themen Augsburg bewegen und was es über die
Stadt und ihre Menschen zu erzählen gibt. Der erste dramatische Salon dieser Art findet am heutigen
Donnerstag in der Galerie Süsskind
an der Dominikangasse 9 statt.
Gast ist der Künstler Markus Peter.
Beginn ist um 20.30 Uhr. (AZ)
AUGSBURGER THEOLOGENGESPRÄCHE
Worauf warten wir
im Advent?
„Advent heißt Ankunft“ lautet das
Thema, zu dem der evangelische
Theologe Klaus-Peter Jörns am
kommenden Samstag, 29. November, um 15.30 Uhr im Hotel am alten Park im Diako spricht. Er geht
dabei der Frage nach, wer heutzutage noch auf die Wiederkehr des
Auferstandenen wartet bzw. worauf
und auf wen wir im Advent warten. Beginn des Vortrags ist um
15.30 Uhr. Anmeldung ist nicht
erforderlich. (AZ)
Das Gebäude der Staats- und Stadtbibliothek steht unter Denkmalschutz. Es reicht schon heute nicht mehr für den kompletten Bestand der Bibliothek aus. Mit einem Neubau
soll die 477 Jahre alte Bibliothek ertüchtigt werden.
Foto: Anne Wall
Der Umbau läuft auf Hochtouren
Staats- und Stadtbibliothek Vor zwei Jahren hat Augsburg die Sammlung dem Freistaat
übergeben. Mit Hochdruck wird seitdem daran gearbeitet, das Haus in die Zukunft zu führen
VON RICHARD MAYR
Die Generalsanierung der Staatsund Stadtbibliothek Augsburg
nimmt konkretere Formen an. Planungskosten von 1,2 sowie 3 Millionen Euro sind im Doppelhaushalt
2015/16 des Freistaats Bayern vorgesehen – dazu wird mit einem Bauvolumen von rund 25 Millionen
Euro gerechnet, sagte Rolf Griebel,
Generaldirektor der Bayerischen
Staatsbibliothek München gestern.
Das Anliegen, vor allem den kulturhistorisch wertvollen Bestand von
120 000 Bänden so schnell wie möglich in klimatisch vertretbare Räume überführen zu können, wird von
der Bayerischen Staatsbibliothek
nicht auf die lange Bank geschoben –
im Gegenteil.
Rund zwei Jahre nach der Verstaatlichung der Staats- und Stadtbibliothek laufen die Vorarbeiten für
die große Generalsanierung des
denkmalgeschützten Gebäudes an
der Schaezlerstraße in Augsburg auf
Hochtouren. Parallel dazu wird es
auch einen Neubau geben, in dem
dann die besonders sensiblen Teile
des Bestandes unter konservatorisch
besten Bedingungen aufbewahrt
werden sollen. Eine Erweiterung
der Bibliothek ist sowieso geboten,
da der komplette Bestand mittlerweile gar nicht in Augsburg aufbewahrt werden kann. „Rund 80 000
Bände mussten ausgelagert wer-
den“, sagt Reinhard Laube, der seit
einem Jahr die Staats- und Stadtbibliothek leitet.
Kleinere Bauarbeiten gehören im
Augenblick zum Bibliotheksalltag.
Die schwer in die Jahre gekommenen Toiletten werden erneuert,
neue Fluchtwege sind geschaffen
worden, eine Hebebühne installiert,
um die Anlieferung von Büchern
und anderen Materialien zu erleichtern. Dazu hat der Freistaat Bayern
bei der Übernahme Sofortmittel in
Höhe von 750 000 Euro bereitgestellt.
Laubes Vorgesetzter Griebel sagt,
dass man schon heute noch vor der
Generalsanierung sehe, dass sich die
Verstaatlichung gelohnt habe. Er
verweist auf die Ausleihezahlen. In
der Fernleihe haben sie sich binnen
eines Jahres vervierfacht. In Augsburg selbst sind es immerhin rund
20 Prozent mehr. „Bezogen auf den
Bestand war die Nutzungsrate der
Bibliothek früher sehr niedrig“, sagt
Griebel.
Die Idee ist es, die Staats- und
Stadtbibliothek zu einer regional
orientierten Forschungsbibliothek
auszubauen, thematisch in die drei
großen Blöcke Reichsstadt Augsburg, Bayerisch-Schwaben und die
Frühe Neuzeit gegliedert. „Das beruht schon allein auf dem historischen Altbestand“, sagt Griebel.
Und Laube führt aus, was für eine
Forschungsbibliothek unabdingbar
ist – erstens „ein gerüttelt Maß an
bedeutenden Beständen“, zweitens
„eine Infrastruktur, diese der Wissenschaft zugänglich zu machen“
sowie drittens „Schauräume, in denen die Originale ihre Aura entfalten
können“. Die außerordentlichen
Bestände seien vorhanden, führt
Laube weiter aus, nun gehe es darum, sie der Wissenschaft auf vielfältige Weise zugänglich zu machen,
etwa auch durch Digitalisate, die
über das Internet ohne lange Anreise
Staats- und Stadtbibliothek
● Gründung Im Zuge der Reformation gründete die Stadt Augsburg
1537 die Bibliothek.
● Bestand Die Bibliothek verfügt
über 120 000 Bände mit einem
Erscheinungsjahr vor 1800, daneben
über 4000 Handschriften, und
knapp 3000 frühe Drucke, die vor
1501 entstanden sind. Dazu
18 000 graphische Blätter und
14 900 Dissertationen sowie einen
umfangreichen Bestand an Flugschriften, Personalschriften und
Musikalien. Bei diesem Teil handelt
es sich um den besonders schützenswerten Bestand der Bibliothek.
Insgesamt besteht die Sammlung
aus 550 000 Bänden, wobei 80 000
davon aus statischen Gründen
ausgelagert sind. (rim)
in Augenschein genommen werden
können. Nach der Generalsanierung
und mit einem Neubau werde es
auch räumlich völlig neue Ausstellungs-Möglichkeiten geben.
Um der Forschungsbibliothek
auch eine eigene Präambel zu geben,
sie nicht nur baulich, sondern auch
gedanklich in das 21. Jahrhundert zu
führen, hat die Staats- und Stadtbibliothek gestern ein Kolloquium
veranstaltet. Unter anderem führte
dort Professor Otto Gerhard Oexle,
ehemalige Direktor des MaxPlanck-Instituts für Geschichte in
Göttingen, aus, welche verschiedenen Formen von Erinnerung, von
Memoria, sich im Bestand der
Staats- und Stadtbibliothek zu finden sind. Dort gebe es zum einen die
Tradition der bi-konfessionellen
freien Reichsstadt, die bis um 1800
lebendig war und die Sicht der Menschen und deren Publikationen beeinflusst hat. Mit der Mediatisierung der Stadt wird diese Traditionslinie gekappt. Im Anschluss beginnt der Historismus einzusetzen,
der sich wiederum im Bestand der
Bibliothek
niederschlägt.
Die
Staats- und Stadtbibliothek zeige,
wie die Erinnerung alten Stils erloschen und an seine Stelle etwas Neues getreten sei, sagt Oexle. In Sätzen
wie diesen wird deutlich, was für
Schätze die 477 Jahre Bibliothek für
Wissenschaftler von heute beherbergt.
»Kommentar Seite 44
Die Sehnsucht des Publikums nach
einem Happy End war einfach zu
groß: Jedes mal nach einer Vorstellung von „Gut gegen Nordwind“ im
Sensemble-Theater häuften sich die
Anfragen und Bitten, doch auch die
Fortsetzung des Bestsellers von Daniel Glattauer zu inszenieren. Nun
ist es soweit: „Alle sieben Wellen“
hat am morgigen Freitag Premiere
und die Zuschauer können erleben,
wie die Liebesgeschichte in E-Mails
zwischen Emmi und Leo weitergeht.
Denn bisher fand die Beziehung
der beiden nur im virtuellen Raum
statt. E-Mails gingen hin und her,
doch im richtigen Leben konnten
die beiden nicht zueinanderfinden.
Leo ist nach einem neunmonatigen
Aufenthalt in den USA wieder zurück – mit einer anderen Frau, die
jetzt bei ihm einzieht. Emmi hat sich
von ihrem Mann Bernhard getrennt. Die Ausgangssituation ist
nun also genau andersherum als in
„Gut gegen Nordwind“: Er ist vergeben, sie ist frei. Wieder nehmen
sie eine Beziehung über Emails auf,
und diesmal schaffen es die beiden
„Digital Lovers“ auch, sich leibhaftig zu treffen.
Für Regisseur Jörg Schur liegt in
dieser persönlichen Begegnung ein
besonderer Reiz. „Erstmals wird
der virtuelle Raum durchbrochen,
aber wir wollen es so auf die Bühne
bringen, dass sich trotzdem noch
sehr viel in den Köpfen der Zuschauer abspielen kann“, erklärt er.
Wie schon im ersten Teil sollen
Emmi und Leo gemeinsam in einem
Raum spielen, in dem sie nebeneinander, aber nicht miteinander agieren. „Für mich war das die besondere Qualität dieser Aufführung“, sagt
Sensemble-Leiter Sebastian Seidel,
„dass die beiden gleichzeitig auf der
Bühne sind, sich aber nie ansehen
oder berühren und trotzdem diese
Nähe und Wärme haben.“
Interessant findet Schur, wie Autor Glattauer die unterschiedliche
Kommunikationsweise von Mann
und Frau herausstellt. Dieses „verschiedene Verstehen, obwohl sie
beide das gleiche sagen“, hat Schur
deshalb in seiner Inszenierung, in
der wieder Kerstin Becke und Ralph
Jung die Rollen von Emmi und Leo
übernommen haben, besonders herausgearbeitet. Angst, dass die Inszenierung ins Klischeehafte oder
Platte abgleiten könnte, hat er nicht.
Er vertraut seinen Schauspielern,
Nuancen und Zwischentöne zum
Klingen zu bringen. „Man kann einen Satz klischeehaft oder authentisch bedienen. Das ist die Chance
einer Theateraufführung, dass echte
Personen auf der Bühne stehen und
dafür den richtigen Ton finden.“
O
Premiere am morgigen Freitag, 28.
November, 20.30 Uhr im SensembleTheater
Ein Ort für die Künstler einer Stadt
Ausstellung Die Reihe „Contemporallye“ startet nach zwei Jahren Pause im Martini-Park wieder
VON RICHARD MAYR
In dieser Halle im Martini-Park gibt es am Samstag die erste neue ContemporallyeAusstellung zu sehen.
Foto: Lübeck
Unter dem Markennamen „Contemporallye hat der Augsburger
Künstler Sebastian Lübeck in seinem Atelier 2011 und 2012 eine Reihe von kurzen, bemerkenswerten
Ausstellungen organisiert. Ursprünglich wollte Lübeck mit dem
Konzept auch in anderen Städten
Präsenz zeigen. Das ließ sich nicht
verwirklichen. Nun kommt es zu einer Wiederauflage von „Contemporallye“ – in Augsburg, aber in einem
neuen Gewand.
Wenn Sebastian Lübeck am
Samstag, 29. November, um 18 Uhr
im Martini-Park in Augsburg seine
erste neue „Contemporallye“ eröffnet, präsentiert er auf 1600 Quadratmetern 15 Künstlern, die alle
Augsburg-Bezug haben: Günther
Baumann, Heiko Blankenstein,
Gerhard Fauser, Florian Fiener, Sebastian Giussani, Philipp Gufler,
Andy Heller, Ilona Herreiner, Max
Kaminski, Christofer Kochs, Lab
Binaer, Sebastian Lübeck, Roland
Rauschmeier, Monika Schultes und
Achim Stiermann.
In seinem neuen Format möchte
Lübeck jeweils Künstler einer Stadt
präsentieren. Über die InternetSuchmaschinen sei so etwas nur mit
größerem Aufwand möglich, da die
Suchmaschinen nicht die Künstler
mit der größten Bedeutung für die
Stadt aufliste, sondern diejenigen,
die ihre Internet-Seiten für die
Suchmaschine optimiert haben.
Zum Auftakt der Reihe startet
Lübeck mit Künstlern aus Augsburg. Wieder legt Lübeck wert auf
eine kurze Laufzeit der Ausstellung.
„Die Vernissage ist das wichtigste“,
sagt er. Dann sind die Künstler anwesend, dann kommt das Publikum
in größerer Zahl, dann sind Gespräche und Begegnungen möglich.
Deshalb hat „Contemporallye –
Subjekte“ im Anschluss nur noch
am 30. November sowie am 5. bis 7.
Dezember jeweils von 11 bis 18 Uhr
geöffnet.
Ermöglicht werden die neuen
Ausstellungen durch drei Hauptsponsoren: zum einen der MartiniPark, der Lübeck leerstehende Hallen zur Zwischennutzung kostenlos
anbietet. Zum anderen die Stadtsparkasse Augsburg und die Bäckerei Wolf, die Lübeck den Ausstellungsetat finanzieren, um später
auch Künstler aus anderen Städten
nach Augsburg zu holen.
In den einzelnen Ausstellungen
möchte Lübeck einen Querschnitt
präsentieren, also nicht nur junge
Kunst, sondern verschiedene Generationen. In Augsburg reicht die
Spanne von Philipp Gufler (1989 geboren) bis zu Max Kaminski (1938
geboren). Ähnlich soll es sich auch
in der nächsten Ausstellung verhalten.
Die allerdings steht erst in zwei
bis drei Monaten an. „Das wird ungefähr der neue Rhythmus“, sagt
Lübeck. Gruppenausstellungen in
dieser Größenordnung brauchen einen längeren Vorlauf.
O Vernissage von „Contemporallye –
Subjekte“ am 29. November um 18
Uhr im Martini-Park, Provinostraße 52, im
Gebäude A1/A2. Zur Einführung
spricht Christian Thöner, Vorsitzender des
Augsburger Kunstvereins.