Workshop zum Unbundling „Organisatorische und gesellschaftsvertragliche Gestaltung der Entflechtung bei Transport- und Verteilernetzen“ Regulatorische Anforderungen und Rahmenbedingungen für den (spartenübergreifenden) Verteilnetzbetreiber der Zukunft Berlin, den 14. 4. 2015 Wolfgang Neldner, Geschäftsleiter des Landesbetriebes Berlin Energie Dipl.-Ing. Wolfgang Neldner 14.4.2015 1 1 Energiewende anschaulich gemacht Wat is´ne Energiewend´? Da stelle ma uns mal janz dumm, und sagen, es iss was janz Jroßes, und es hat mit Energie zu tun……so wie a‘ Dampfmaschin‘. Was ist die Energiewende? Das mit der Wende, das krieje ma späta ... Quelle: http://i.computer-bild.de/imgs/103463322_fb096f9a1a.jpg 2 NeldnerConsult-System-und Elektrizitätsnetzberatung 11.05.2012 Deutschland mit dem Ziel einer balancierten Energiewende Hohe VersorgungsSicherheit Gesicherte Leistung ! Verbraucherfreundlichkeit Erhaltung des ElektrizitätsMarktes; Bezahlbarkeit bei Wirtschaft, Handwerk und Bevölkerung Klima-und Umweltschutz 3 Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 Energien sind wichtig, aber sie benötigen Netze!! Rifkin: „Alle großen wirtschaftlichen Systemveränderungen der Geschichte – vom frühen Agrarwesen über die feudale Gesellschaft bis zum industriellen Kapitalismus – haben drei Dinge gemeinsam: neue Kommunikationswege, um die Wirtschaft zu organisieren, neue Formen von Energie, um die Wirtschaft anzutreiben, und neue Arten von Transport und Logistik Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 4 • Gliederung: 1. Die aktuelle Situation des GesamtSystems unter Berücksichtigung einer zukünftigen Naturstrom-Ära und gleichzeitiger Stützung des Wirtschaftsstandortes Deutschland 2. Die besonderen Chancen von Metropolregionen und die Herausforderungen für die Akteure Das deutsche EVS ist von einer massiven Asymmetrie geprägt: Hohe Erzeugung in NO und starke Last in SüdWest, Quelle 50 Hertz und NeldnerConsult NO=Ausgeprägtes Schwachlastgebiet (ca. 20 % im deutschlandweiten Vergleich) Anhaltende und grenzwertige Belastung der Kuppelleitungen von Ost nach West Lange Zeit kein Ausbau der Kuppelleitungen Ost – West Inbetriebnahme der vierten Kuppelleitung Schwerin-Hamburg am 18.12.12, 17 Jahre nach der „Elektrischen Wiedervereinigung“ 6 Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 Mastgestaltung und Bündelung, hier ICE München Berlin und vorgesehene Südwestkuppelleitung („Thüringer Strombrücke nach Bayern“),Quelle 50 Hertz und FHS Magdeburg 7 Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 BNetzA-Einschätzung zur Situation Unverändertes Haupt-Nadelöhr in Deutschland (und Europa): Die zu dünne und total verstopfte Verbindung zwischen dem Freistaat Thüringen und dem Freistaat Bayern Da die die daraus resultierenden redispatch- Kosten (§13 EnWG) und die Kompensationskosten für Abdrosselung (EEG) nicht (!) bundesweit gewälzt werden, führt das zur zunehmenden Netzkostenspreizung und zur weiteren Asymmetrie von Erzeugung und Last in Deutschland Quelle: Bundesnetzagentur, Bericht zum Zustand der leitungsgebundenen Energieversorgung im Winter 2011/12; aus: Maßnahmenscharfe Datenerhebung der BNetzA bei den deutsch ÜNB, Grafik: BNetzA 8 Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 Ein Zwischenfazit Mit dem Fortschreiten der Energiewende und einer weiteren Verzögerung des bundesweiten Netzausbaues kommt es - unabhängig von einem zunehmenden Stressbetrieb - zu einer weiteren Spreizung der Netzkostenbelastungen und damit einer Asymmetrie von „Nettoempfängern“ und „Nettozahlern“ Anforderung: wirksam beschleunigter Netzausbau und bundesweite Umlage aller „Betriebskosten“ der Transformation zur Naturstromära ……………… 9 Die Produktion der EE-Kraftwerke ist nicht last-, sondern strikt naturgebunden (!), mitunter ergibt die Addition ein Supermaximum, mitunter nur „Null“- diese Nuss ist zu knacken !! hier dargestellt die deutsche PV-und Windstromerzeugung für eine Woche Quelle: Coreso News, Weekly report, 2012 week 32 - 03/08/2012 till 09/08/2012, S. 03; zitiert nach: http://www.transparency.eex.com/de/ Dipl. Ing. W. Neldner 10 14.4.2015 Entwicklung der Addition von Wind- + Solarenergie in Deutschland 2011 bis März 2015 14.4.2015 11 Äquivalent der Addition von Wind- + Solarenergie in Deutschland 2011 bis März 2015 14.4.2015 12 Befriedigung der Nachfrage durch Erzeugung 1. klassisches Schulbeispiel und Realsituation über viele Jahrzehnte, Quelle Neldnerconsult Wel N = Wel E = Pel E x 8760 h Pel N Pel E Wel N = 80 80 60 60 40 40 20 20 1 Jahr 14.4.2015 Z (h) Wel E 1 Jahr Z (h) 13 Befriedigung der Nachfrage durch Erzeugung 2. Zukunft, als energetische Grenzwertbetrachtung, nur mit PV Quelle Neldnerconsult Pel PV Wel N = Wel E = Pel E x 8760 h 200 Pel N Wel N 100 Wel N = Wel E , aber Strom nur tagsüber und nur bei Sonne- also rein rechnerisch, bzw. energetisch und bilanziell!! 80 60 40 ??? 20 Z 1 Jahr (h) 14.4.2015 20 Z 1 Jahr (h) 14 In der neuen Ära steigt die Übertragungskapazität der Netze zwangsläufig – trotz geringer Auslastung – sehr stark, Quelle NeldnerConsult Last EE-Kraftwerke (Vorrang) konvent. Erzeugung PEE Reserveleistung (z.B. PSW, Gas) Übertragungskapazität des Netzes Last PR PE 1 Jahr Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 15 Ein weiteres Zwischenfazit Mit dem Fortschreiten der Energiewende und dem damit verbundenen Einsatz von Naturenergien, die nur ein sehr geringes energetisches Vollzeitdargebot aufweisen können, wird ein erheblich größeres und leistungsstärkeres ÜNB- und VNB - Netz und ein viel umfangreicheres Netz- und Systemmanagement , einschließlich echtzeitbasierter IKT benötigt. Anforderung: Rechtlich-regulatorische Anerkennung von modernen Verstärkungsmaßnahmen(z.B. regelbare Ortsnetztransformatoren, RONT), Netzneubau und anforderungsgerechter IKT auch bei VNB‘s 16 Die Charakteristik von Naturstrom, hier PV, ist a) naturgebunden und b) hoch dynamisch (+/- dP/dt) Quelle: Übertragungsnetzbetreiber, In: Bundesnetzagentur, Bericht zum Zustand der leitungsgebundenen Energieversorgung im Winter 2012/13, S. 18 17 14.4.2015 Besondere Rolle der ÜNB/ VNB Die fünf Herausforderungen für die Systemstabilität bei der Leistungsbilanz Für Gesamtdeutschland Für Regelzone 50Hertz (Nordosten von D) 18 Die Systemdienstleistungen nehmen deutlich zu, auch VNB können und müssen mitwirken: Die neue Rolle der VNB als Koordinatoren, speziell für die Vielzahl der neuen (Multi-)Akteure 19 Elektrisches Verteilungssystem, in einer Metropolregion auf engstem Raum konzentriert KWK Wärme ÜNB-Netz Export/Import; Regelzonen-Verantwortung VNB-Netz Regionalverantwortung EE-Anlagen (110 kV) (110, MS, NS) Virtuelle Anlagen/ KW Industrie Industrie (m. Erzeug.) KMU Haushalte EE-Anlagen (MS + NS) KMU (m. Erz.) Haushalte (m. Erz.) konvention. Erzeugung 20 Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 Die besondere Koordinatorenrolle von VNB, hier Beispiel Flächen- VNB 21 Veränderungen bei den Verbrauchsgruppen Industrie, KMU und Haushalte(kleine Auswahl) „Vernetztes Leben Energieeffizienz und Laststeuerung/ Lastverlagerung und Arbeiten(IT- gestützt), Multimodale (E-)Mobilität“ Global, Smart meter(bis zu 35000 Daten statt einem Zählerwert) vernetzte(IKT) Produktion, Finanzwirtschaft, Verkehr (weniger Reserve-und Pufferzeiten, Echtzeitpräzens) MehrbereichsAkteure(Erzeugung , Speicherung, Lokalnetz und Verbrauch) 22 Dipl. Ing. W. Neldner Quelle NeldnerConsult 14.4.2015 Ein weiteres Zwischenfazit Mit dem Fortschreiten der Energiewende und dem damit verbundenen Einsatz von Naturenergien steigen die dynamischen Anforderungen für rechtzeitige positive und negative Ersatzleistung und Ausgleichsenergie enorm an. 1. Die Strom-Zukunftslösungen sind keinesfalls nur im Erzeugungsbereich (z.B. sogenannte Kapazitätsmärkte oder strategische Reserven) realisierbar, sondern auch beim Verbrauch (!!), dem Export/Import oder Speicherlösungen. 2. Die energieartenübergreifenden Zukunftslösungen betreffen z.B. die P2x- Technologien oder die leistungsstarke Elektromobilität (z.B. Busse, Schiffe, ÖPNV) Anforderung: Rechtlich-regulatorische Förderung und Anerkennung von energieartenübergreifender Kopplung (§1 und §11 EnWG), breitgefächerten Lastmanagement und –verlagerung, FuE mindestens für spezielle Cluster und Piloten 23 • Gliederung: 1. Die aktuelle Situation des GesamtSystems unter Berücksichtigung einer zukünftigen Naturstrom-Ära und gleichzeitiger Stützung des Wirtschaftsstandortes Deutschland 2. Die besonderen Chancen von Metropolregionen und die Herausforderungen für die Akteure Die Energiewende ist weit mehr als ein Philosophien Streit um Energieerzeugungen und um Elektrizität, Quelle Uni Leipzig Sozioökonomische Ebene „Soziale Kosten“oder Metropolrendite Wirtschaftliche Ebene (Finanzierungen) Informations- und kommunikationstechnische Ebene, IKT in Echtzeit !! Physikalische Ebene Strom, Gas, Wasser, Abwasser, Datennetze usw. Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 25 Anforderungen an Infrastrukturen, Kooperation und Koordinierung in Berlin Kreative und netzwerkartige Mitwirkung bei : Energiewende gestalten, Klimaschutz, Beitrag zur Schonung der Umwelt Stadtentwicklung, Lebensqualität, multimodale Mobilität Sicherheit kritischer Infrastrukturen, Hauptstadtfunktion Umweltfreundliche und regionale Beschaffung von Energie Wirtschaftlichkeit, nachhaltige Investitionen, Innovation, „Gründermetropole“ Erfüllung der Anforderungen durch den künftigen Netzbetreiber, jeweils im Rahmen der rechtlich-regulatorischen Konditionen 26 Berlin auf dem Weg in die Zukunft Klima & Energie • • • • • • Energiewendegesetz Machbarkeitsstudie Strategisches Klimaschutz- und Energiekonzept Rekommunalisierung der Netze Gründung ÖkoStadtwerk Klimaschutzvereinbarung Stadtentwicklung 2030 Stadtleben • • • • • Bezahlbarer Wohnraum Günstige Nebenkosten Zuverlässige Mobilität Gesunde Umwelt Hohe Lebensqualität Infrastruktur • • • • • • • Energie Verkehr Daseinsvorsorge Intelligente Infrastruktur Superschnelles Internet Smart City Infrastrukturgesellschaft Partizipation und Transparenz 27 Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 Die multimodalen Kombinations(netz-)systeme der Zukunft für Metropolregionen, Quelle NeldnerConsult Genehmigungs-und Bündelungsaspekte die Nutzer der Infrastrukturen Andere Infrastrukturen (Wasser, Abwasser), einschließlich PremiumInternet und Versorgung für EMobilität(ÖNPV, Nutzfahrzeuge, Bahn Gas (reguliert)- und Wärme – Verteilungssysteme Elektrische (regulierte) Verteilungssysteme 28 Dipl. Ing. W. Neldner Dipl.-Ing. Wolfgang Neldner 14.4.2015 28 . Quelle TU Berlin, Prof. Kai Strunz 2014 29 14.4.2015 Studie der TU Berlin, Prof. Kai Strunz, zum Kombinationsnetzbetrieb, hier zu den Potenzialen bei den Infrastrukturen selbst „Chancen durch Kombination Baumaßnahmen an Infrastrukturen sind besonders dann unbeliebt, wenn diese Lärmimmissionen und Verkehrsstörungen mit sich bringen. Diese lassen sich durch ein über die Sparten Strom, Gas, Wärme und Verkehr abgestimmtes Vorgehen reduzieren. So könnten Projekte für Erneuerungen und Erweiterungen aufeinander abgestimmt werden. Nach Abbildung (siehe dort) wurden fast dreiviertel der Kabel im Stromnetz Berlin bis 1990 in Betrieb genommen. Bei einer betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer von ca. 40 Jahren ist bis 2030 von einem erheblichen Investitionsbedarf zur Erneuerung von Kabelstrecken auszugehen. Die hierbei fälligen Bauarbeiten können gegebenenfalls kombiniert werden. Denkbar sind z. B. das Verlegen schneller Datenleitungen oder die Installation von induktiven Ladepunkten für den öffentlichen Nahverkehr.“ Quelle, TU Berlin, Prof Kai Strunz 14.4.2015 30 Infrastruktursysteme – Die Vernetzung nutzt für Effizienz im Normalbetrieb und für Gefahrenabwehr im Stress- und Störbetrieb Telefon(Festnetz) und Funk(Handy) IT-Technik(Internet) Öffentl. Verkehr Trinkwasser Vernetzung/ Koordinierung/ Datenaustausch/ Dokumentation Abwasser Wärme Gasnetz Stromversorgung Quelle: 50Hertz 31 Dipl. Ing. W. Neldner 14.4.2015 Studie der TU Berlin, Prof. Kai Strunz, zum Kombinationsnetzbetrieb, hier zu den Potenzialen bei der Bündelung bei der Entstörung u.a. „Im Nachgang des Erdbebens in Kobe 1995 konnten die Verluste folgender Systeme direkt der beschädigten Stromversorgung zugeschrieben werden [9]: Haustelefonleitungen, Satellitenkommunikation für Notverbindungen, öffentliche Nottelefone, Wasserversorgung wegen nicht laufender Pumpen, Feuer in Gasleitungen durch Funkenschlag, Ampelanlagen…….. In der Analyse der Katastrophen wurde neben der Wichtigkeit von mit der Gefahrenabwehr abgestimmten Notfallplänen auch die interdisziplinärere Zusammenarbeit von Mitarbeitern zur Erkennung von Störungen und deren Beseitigung deutlich. Ein tiefgehendes Verständnis der Zusammenhänge über verschiedene Infrastrukturen hinweg ist dabei essentiell. So wurden zur Schadensaufnahme und Wiederherstellung der Wasserversorgung nach dem Erdbeben 1994 in Los Angeles Einsatzgruppen aus zehn Personen gebildet: zwei Elektroingenieure, zwei Maschinenbauingenieure, zwei Bauingenieure, zwei Pipelinespezialisten, zwei Feldinspektoren.“ Quelle TU Berlin, Prof. Kai Strunz 14.4.2015 32 Ein weiteres Zwischenfazit Mit dem Fortschreiten der Energiewende, aber auch den großen Anforderungen zum Klimaschutz, zur Daseinsvorsorge und zum rasanten Wachstum der Metropolen sind althergebrachte Dreisatzlösungen von separierten Eigentümern und Betreibern für die Infrastrukturen viel zu langsam und viel zu teuer. Für die Anforderungen von Industrie 4.0 und moderner, gesundheitsfördernder Lebensqualität bedarf es intelligenter Bündelungen der Infrastrukturen von der Planung über den Bau bis zur Störungsbeseitigung, der Dokumentation und zugehöriger Verträge und Abrechnungen. Ein wesentlicher Weg ist ein beschleunigter und konditionierter Wettbewerb um die Konzessionen. Anforderung: Rechtliche Klarstellungen beim §46 hinsichtlich umfassender Datenbereitstellung, Übernahme des Betriebspersonales, Präklusion und Befristungen sowie Anerkenntnis der Selbstverwaltungserfordernisse nach GG, z.B. zum Klimaschutz, zur Lebensqualität oder zur Nachhaltigkeit. 33 Credo: Nachhaltiger Erfolg – bei jedem Netzbetreiber - nur durch funktionierende Technik und trainiertes Personal Das Wunder vom Hudson: Glück allein reicht nicht! Vor einem Jahr notwasserte der mutige Pilot Chesley „Sully“ Sullenberger mit einem Airbus mitten im Hudson River in New York. Alle Passagiere überlebten – fast unverletzt! Air-France-Absturz: Nur ein Pilotenfehler? Die Instrumente des Airbus zeigten falsche Daten an, die hilflosen Piloten waren schlecht ausgebildet […]. Quelle: www.bild.de NeldnerConsult-System-und Elektrizitätsnetzberatung 34 Quelle: www.merkur-online.de 11.05.2012 VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! QUELLEN: TU BERLIN, PROF. STRUNZ 50 HERTZ TRANSMISSION BNETZA BONN CORESO BRÜSSEL FRAUNHOFER MAGDEBURG ROLF SCHUSTER LANDESBETRIEB BERLIN ENERGIE UNIVERSITÄT LEIPZIG NELDNERCONSULT BERLIN
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