„Versöhnung ist nur möglich, sofern wir uns erinnern“

Pressemitteilung
Sperrfrist: Freitag, 8. Mai 2015, 16.00 Uhr
„Versöhnung ist nur möglich, sofern wir uns erinnern“
Landesbischof Bedford-Strohm predigt in der Dachauer Versöhnungskirche anlässlich des
70. Jahrestags des Kriegsendes
Der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, hat den
heutigen 8. Mai als einen „Tag der Dankbarkeit“ bezeichnet. In einem Gottesdienst in der
Dachauer Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte erinnerte er an das Ende der
NS-Diktatur mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht vor 70 Jahren am 8. Mai
1945. Vor 50 Jahren, am 8. Mai 1965 sei der Grundstein für die Versöhnungskirche auf dem
Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau gelegt worden.
Bedford-Strohm erinnerte in seiner Predigt in der Versöhnungskirche an die sechs Millionen
Jüdinnen und Juden, die ermordet wurden, an die Sinti und Roma, die Homosexuellen, die
geistig und körperlich Behinderten und die Menschen, die um ihrer politischen oder religiösen
Überzeugungen willen in den Konzentrationslagern getötet wurden. „Während Einzelne sich zu
Göttern aufspielten und entschieden über Leben und Tod, schwiegen viele andere, schauten weg,
versuchten zu verdrängen und zu vergessen.“
Versöhnung sei nur möglich, so der bayerische Landesbischof, „wo wir in die Tiefe gehen und
eben nicht vergessen oder verdrängen, sondern uns erinnern.“ Es dürfe niemals vergessen
werden, „dass allein Gott unser Gott ist, dass Leben und Tod in seiner Hand liegen, dass kein
Mensch sich an Gottes statt stellen darf, und wir alle zum Widerstand gerufen sind, wo dies
geschieht, auch heute.“ Mit Gott an der Seite sei es möglich „immer wieder von dem zu reden,
was jedes Mal von Neuem fassungslos macht und auch bei uns, die wir später geboren sind,
Scham auslöst.“
In den 50 Jahren des Bestehens der Versöhnungskirche sei das Versprechen „tatsächlich
eingelöst“ worden, das in ihrem Namen liegt, so Bedford-Strohm. „Viele Menschen – mich
eingeschlossen - haben hier bewegende Gottesdienste erlebt“. Alle, die hier die Grundmelodie
der Versöhnung im Herzen gespürt haben, so fügte er hinzu, „gehen mit dieser Grundmelodie im
Herzen wieder heraus – und werden Botschafter der Versöhnung.“
Neben Landesbischof Bedford-Strohm kamen mit Ernst Grube (82) und Max Mannheimer (95)
auch Überlebende der Konzentrationslager Theresienstadt und Dachau zu Wort.
Geschichte der Versöhnungskirche:
Die Initiative für den Bau der Versöhnungskirche war von Dirk de Loos ausgegangen, der als
niederländischer Widerstandskämpfer 1944 nach Dachau verschleppt worden war und sich
später im Comité International de Dachau (CID) engagierte, dem Zusammenschluss der
überlebenden Häftlinge. Dem Juristen gelang es über die Konferenz Europäischer Kirchen auch
die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) für dieses Projekt zu gewinnen.
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Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern – Pressemitteilung vom Mai 8, 15, 9:27 –
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Am 9. November 1963 kündigte die Leitung der EKD im Gedenkgottesdienst zum 25. Jahrestag
der Pogromnacht in Dachau das Vorhaben öffentlich an. Der Ratsvorsitzende Präses Kurt Scharf,
in der NS-Zeit selbst zeitweise in Gestapo-Haft und amtsenthoben, erklärte, man wolle mit dem
Bau „Verbundenheit mit allen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bezeugen“,
zur Umkehr mahnen, zur Solidarität mit Verfolgten auffordern und Wege zur Versöhnung und
zum Frieden unter den Völkern zeigen. Im Juli 1964 entschied man sich für den Entwurf des
Mannheimer Architekten Helmut Striffler.
München, 8. Mai 2015
Johannes Minkus, Pressesprecher
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