Von Radeburg durch den Friedewald nach Radebeul

Von Radeburg durch den Friedewald nach Radebeul
Länge: reichlich 20 Kilometer, sechs bis sieben Stunden.
Wegbesonderheiten: Überwiegend Feld- und Waldwege, 5,5 Kilometer Asphalt oder Pflaster. Kaum Anstiege. Treppenartiger
Abstieg nach Wirtshaus Buchholz; Rollstuhlfahrer gelangen vom Wirtshaus nach rechts über Eduard-Bilz-Straße und links über
Karlstraße in den Lößnitzgrund. Mit Kinderwagen möglich.
Anfahrt: Bus 328 von Bahnhof Dresden-Neustadt bis Radeburg Rathaus.
Rückfahrt: Straßenbahn 4 ab Landesbühnen Sachsen oder S-Bahn ab Radebeul-Weintraube. Tarifzone Dresden; Radeburg und
Radebeul beide Tarifzone Radebeul.
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Radeburg. Blick vom Meißner Berg auf die Altstadt. Foto: Klaus Thiere
Um noch einen kleinen Eindruck von Radeburg mitzunehmen, verlassen wir den Bus an der Haltestelle
Radeburg Rathaus, laufen vor zum Markt, überqueren ihn diagonal und gehen die Meißner Straße
hinunter zur Promnitz. Wir kommen dabei unter anderem am Heimatmuseum, einem Wohnhaus der
Familie Heinrich Zilles, dem Marktbrunnen sowie schönen Schlusssteinen und Hausinschriften vorbei.
Hinter der Promnitzbrücke sehen wir etwas oberhalb Am Meißner Berg ein Türmchen. Dorthin gehen
wir zuerst, um einen Blick über die Dächer vom alten Radeburg zu werfen. Zurück an der Ampel, wenden
wir uns nach rechts. Nun geht es immer an der Promnitz entlang. Wir sind diesem Bach übrigens bereits
seit Rähnitz mit dem Bus gefolgt, wo er als Ilschengraben nahe dem Autobahnanschluss DresdenFlughafen beginnt. Nach 13 Kilometern mündet er hier in Radeburg in die Große Röder.
Radeburg. Oben links: Wandbild am Meißner Berg. Rechts: An der Promnitz. Die Rückseite von Scheunen markiert den alten
Rand von Radeburg. Unten links: In der Eichenstraße. Rechts: Am Heroldstein. Fotos: Klaus Thiere.
Die Bachwiese weitet sich zu einem Park, der 1864 mit der Regulierung der Promnitz entstand. Heute
ist es der Heinrich-Zille-Hain; auch ein Denkmal für den berühmten Sohn der Stadt steht hier. Vom Ende
des Parks kommen wir zum Bahnhof, Endstelle der Kleinbahn. Seit 1884 dampft sie von Radebeul bis
hierher, bis 1992 sogar mit großen Güterwagen huckepack auf kleinen Rollbockwagen. Ein Stück weiter
zweigt rechts die Eichenstraße ab; schon von weitem sehen wir einen herrlichen Baum, die Straße trägt
ihren Namen zu Recht. An ihrem Ende geht es nach links auf die Paul-Hoyer-Straße, dann gleich wieder
nach rechts und am Ende der Häuser noch mal nach rechts. Dort steht der Heroldstein. Ein Student aus
Marburg, Ernst Herold, eilte im kalten Januar 1852 herbei, um in Radeberg die Hochzeit seiner
Geliebten mit einem anderen zu verhindern. Des Ostens unkundig aber kam der Mann aus dem Westen
nach Radeburg. Als er seinen Irrtum feststellte, entleibte er sich hier mittels eines Schusses. Auf Tafeln
kann man die Texte lesen, die im Sandstein der Säule kaum noch zu entziffern sind.
Erschüttert gehen wir aus dem Städtchen hinaus über die neugebaute Umgehungsstraße. Das
Brachland zwischen Heroldstein und S177 wird bald mit Wohnhäusern bebaut sein. Der Weg führt uns
in die Senke des Börnsbaches. Nach der Brücke über den Bach kommt von links der Bahndamm des
alten Gleisanschlusses heran, der ab 1901 vom Bahnhof Radeburg über 2,3 Kilometer zu den beiden
Schamottewerken führte, die wir gleich erreichen. Die hatten damit in Radebeul Anschluss an die
Fernbahn. Auf sachsenschiene.net wird berichtet, der letzte Güterzug sei hier 1991 gefahren – kaum
zu glauben angesichts der großen Bäume mitten zwischen den Schienen.
Links: Reste des Anschlussgleises zum Schamottewerk Radeburg. Rechts: Hier wird noch produziert. Fotos: Klaus Thiere
Vor uns taucht das ehemalige Mitscherling-Werk auf, das ab 1872 aus einer kleineren Ziegelei entstand.
Es verarbeitete in der Nähe gewonnenes Kaolin zu hochwertigen Backofenplatten, die in die ganze Welt
gingen. Ein zweites Werk entstand 1884 aus kleineren Vorgängern. Beide arbeiteten in der DDR unter
dem Namen VEB Baustoffwerke Radeburg im Baustoffkombinat Dresden. Das Mitscherling-Werk wurde
1992 geschlossen; heute sitzt darin eine Pferdehaltungs-GmbH. Der Bahndamm, der geradewegs zu
ihm führt, ist jetzt gesperrt. Wir folgen dem abzweigenden Damm und kommen zum anderen Werk. Das
produziert bis heute Schamottesteine für Backöfen, Kamine und Kachelöfen – als einziges derartiges
Werk in Ostdeutschland. Seine Produkte werden in ganz Europa verkauft.
Vor dem Werk halten wir uns links auf der Straße nach Bärwalde. Das Gelände rechts ist eingezäunt;
ein Schild erklärt, dass hier der Kaolin-Tagebau renaturiert wird. An der nächsten Kreuzung biegen wir
rechts in die Straße nach Bärwalde ein und verlassen sie nach 230 Metern nach links auf einem
Feldweg. Kurze Zeit taucht links der Dresdner Fernsehturm auf. Davor leuchtet der Frauenteich.
Links: Das alte Schamottewerk (ehemals Mitscherling). Rechts: Rastplatz am Rande Bärwaldes. Fotos: Klaus Thiere
Bärwalde empfängt uns mit einem idyllischen Rastplatz. Es hat noch einen sehr ursprünglichen
Charakter mit malerischen Höfen, großen Torbögen und bunten Vorgärten. Im 19. Jahrhundert wurde
das Dorfkirchlein mit seinem Dachreiter zu klein, abgerissen und 1867 durch den jetzigen Bau ersetzt,
der wie eine verirrte Stadtkirche das Dorf überragt. Vor der Kirche sehen wir eine Lkw-Waage, die nach
Auskunft von Dorfbewohnern noch genutzt wird. Von der Kirche aus wählen wir die Weinböhlaer Straße
und wandern an der 1991 gegründeten Fensterbaufirma vorbei immer geradeaus über die Kalkreuther
Straße hinweg in den Friedewald. An einer Kreuzung folgen wir geradeaus dem Wegweiser Neuer
Anbau. An der zweiten Kreuzung biegen wir links in den HC-Weg Richtung Unterer Altenteich ein. Vor
Kurzem wurde hier eine Gasleitung von Lauchhammer in den Raum Dresden erneuert.
Links: Am Unteren Altenteich. Rechts: Holzgewinnung am HC-Weg. Fotos: Klaus Thiere
Die einst rund 40 Teiche bei Moritzburg wurden um 1500 unter Herzog Georg dem Bärtigen angelegt.
Es handelt sich um sogenannte Himmelsteiche, sie werden also im Wesentlichen nicht durch Zuflüsse
gespeist, sondern vom Himmel, durch Regen. Am Altenteich müssen wir links abbiegen Richtung
Moritzburg/Volkersdorf, aber sofort wieder nach rechts Richtung Dippelsdorf/Radebeul-Lößnitzgrund.
Hier stoßen wir auch wieder auf die Gasleitung. Wir kreuzen den Steinernen Weg mit seiner BlauerStrich-Markierung. Wenig später steht links am Weg ein Holzkreuz. Vor einiger Zeit ist hier ein junger
Mann beim Joggen tot umgefallen, erzählt uns ein Forstmitarbeiter, der zufällig vorbeikommt. Er
berichtet auch, dass inzwischen zwei bis drei Wölfe regelmäßig den Friedewald aufsuchen.
Wir kommen zur Straße Moritzburg – Auer. 50 Meter rechts gegenüber führt unser Wanderweg weiter.
Von links grüßt die Moritzburger Kirche. Wenn der Weg rechts abbiegt, gehen wir geradeaus den
Wiesenpfad am Waldrand entlang und dann den Weg nach links zum baumbestandenen Rand des
Dippelsdorfer Teiches. Es lohnt sich hier, nicht gleich nach rechts zu gehen, sondern einen Abstecher
nach links zu machen. Dabei sehen wir gleich zu Anfang links die Dächer von Schloss Moritzburg. Am
Ende der Hecke haben wir nicht nur einen schönen Blick über den Dippelsdorfer Teich, sondern auch
die Station 12 des Moritzburger Brücke-Weges, der an die Mitglieder der Künstlervereinigung Brücke
erinnert – expressionistische Maler, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts oft in Moritzburg weilten. An
dieser Stelle sehen wir das Bild „Badende“ von Ernst Ludwig Kirchner.
Frühling am Rande des Friedewalds: Blick zur Kirche Moritzburg. Foto: Klaus Thiere
Wir gehen zurück und immer am Ufer des Teiches weiter. Biegt der Gehölzrand links ab, tun wir das
Gleiche und laufen am Schilfrand entlang. Sollte es sehr nass sein, empfiehlt sich das Linksabbiegen
erst an der bald auftauchenden blauen Bank 200 Meter weiter. Vorm Teichdamm biegt der Weg rechts
nach Dippelsdorf ab. Vorn am Damm sehen wir das Rote Haus auf dem Gelände des einstigen
Freibades. 1900 errichtet, war es Treffpunkt der Brücke-Künstler. Dann verfiel es; 2005 entstand es
neu. Vom Damm ab heißt das abfließende Wasser Lößnitzbach.
Links: Am Dippelsdorfer Teich. Rechts: Bahnhof Friedewald-Bad. Fotos: Klaus Thiere
In Dippelsdorf geht es über die Kreuzung und am Trafohaus nach links. Nach einem Blick auf den
Bahnhof Friedewald-Bad unterqueren wir die neue Straße von Reichenberg zum Auer und kommen
drüben zum Wirtshaus Buchholz. Buchholz und Dippelsdorf wurden 1940 zur Gemeinde Friedewald
zusammengeschlossen. Bis Radebeul begleitet uns nun das Wanderzeichen gelber Punkt. Vom
Wirtshaus geht es geradeaus weiter und dann steil in den Lößnitzgrund hinab. Das erste, was wir links
hinter dem Kleinbahngleis erblicken, ist ein neueres Wohnhaus der bereits 1547 erwähnten
Kaisermühle. Sieben Mühlen hat der Lößnitzbach von hier bis Serkowitz einst angetrieben, wo er nach
6,7 Kilometern und 79 Meter tiefer in die Elbe mündet.
Links: Ehemaliges Kurhaus Friedewald. Rechts: Da kommt doch noch was: Zug an der Schefflermühle. Fotos: Klaus Thiere
Hinter dem Haltepunkt Friedewald erhebt sich rechts das ehemalige Kurhaus Friedewald, erbaut Ende
des 19. Jahrhunderts. Nach mehreren Zwischennutzungen war es bis 1990 Studentenwohnheim. Nun
sind darin hochwertige Wohnungen. Auf Höhe der Schefflermühle, die noch in Betrieb ist, nennt ein
Schild alle Mühlen, bis auf die Serkowitzer. Dann führt der Weg direkt am Gleis entlang, teilweise geht
es über vom Damm abgerutschten Schotter. Wir überqueren die Straße zum Bilzbad und gehen durch
das Gelände der Meierei. Hervorgegangen ist sie aus Peter Meisters Mühle, ebenfalls 1547 erstmals
erwähnt. Als Mahl- und Schneidemühle wurde sie bis etwa 1900 betrieben. 1882 eröffnet eine
Landgaststätte, Maierei genannt. Ab 1897 vergrößerte Sodawasserfabrikant Franz Ernst den Betrieb
zur Tanz- und Ausflugsgaststätte, die sich auch dank der Schmalspurbahn zum beliebten Ziel der
Dresdner entwickelte. 1960 wurde der Komplex saniert, 1976 aber wegen hygienischer Mängel
geschlossen. Zurzeit öffnet an ausgewählten Wochenenden ein Biergarten.
Bald taucht links ein großer Gebäudekomplex auf. Etwa an der Stelle des villenähnlichen Hauses stand
mindestens seit 1538 die Carlowitzmühle, später Pönitzschmühle. 1895 wurde auf dem Gelände das
Elektrizitätswerk Niederlößnitz gebaut. 1928 endete der Kraftwerksbetrieb. Nach 1945 wurde noch
einmal Strom erzeugt. 1962 wurde das Kraftwerk aus Rentabilitätsgründen abgeschaltet und der
Gleisanschluss an die Lößnitzgrundbahn abgebaut. Wir kommen noch am Denkmal für Moritz Ziller
vorbei, 1898 errichtet aus Dankbarkeit für den Bürgermeister – und Baumeister. Er und sein Bruder
Gustav schufen Ende des 19. Jahrhunderts viele der bemerkenswerten Radebeuler Wohnhäuser.
Links: Villa Lößnitzgrundstraße 101 von Moritz und Gustav Ziller. Mitte: Verbuchte Liebeserklärungen.
Rechts: Denkmal für Moritz Ziller. Fotos: Klaus Thiere
Der gelb markierte Weg verlässt nun den Grund. Drüben geht es oberhalb der Grundmühle weiter. W ir
bleiben auf der Lößnitzgrundstraße und erreichen eine Stelle, von der aus wir einen der berühmtesten
Blicke auf die Weinberge der Lößnitz haben – mit Schloss Hoflößnitz, Bismarckturm und Spitzhaus.
Nach der Weinbergstraße biegen wir rechts in den Mühlweg ein. An der Lößnitztalschänke vorbei
gelangen wir zum Weißen Roß. Das Haus gibt es seit 1788. Da war der Ausbau der Chaussee nach
Meißen beendet, wodurch der Gasthof Serkowitz als Ausspanne ins Abseits geriet. So entstand hier
der Gasthof mit Ställen für 50 Pferde. Um 1800 hieß der Gasthof Rößchen, erhielt jedoch bald seinen
heutigen Namen. An der Einmündung der Paradiesstraße steht der Mühlenbrunnen, gestiftet 2008 von
den Dresdner Freimaurern. Aus dem 2009 geschaffenen Skulpturenpark leuchten bunt ein Windspiel,
ein türkischer Halbmond, ein witziger Totempfahl, ein gelbes Segel und eine schiefe Windmühle. Aber
jetzt geht’s heim. Vor den Landesbühnen Sachsen hält die 4, Roseggerstraße oder Weintraubenstraße
führen zum S-Bahn-Haltepunkt Radebeul-Weintraube.
Die Lößnitz von ihrer schönsten Seite: Schloss Hoflößnitz, Bismarckturm und Spitzhaus. Foto: Klaus Thiere
Zum Informieren und Stöbern
Wanderkarte: Topografische Wanderkarte 1:25.000 des GeoSN, Blatt 34, Friedewald/Radeburg,
Moritzburg
Einkehr: Wirtshaus Buchholz, mittwochs bis sonntags 11-20 Uhr; Meierei, ab 25. April bis Anfang
Oktober sonnabends und sonntags 11-17 Uhr; Grundmühle mittwochs bis freitags 17-23 Uhr,
sonnabends 11.30-24 Uhr, sonntags 11.30-20 Uhr; Lößnitztalschänke, montags ab 17 Uhr, donnerstags
bis sonntags ab 11 Uhr.
Lößnitztalbahn/Anschlussgleis Schamottewerk: http://sachsenschiene.net/bahn/str/str052.htm
http://www.bahnmotive.de/europa/deutschland/radebeul_radeburg/seite_radbl_radebg.htm
http://www.quadriga-pferdehaltung.de/
http://www.schamotte-radeburg.de/
www.kulturlandschaft-moritzburg.de
http://www.wirtshaus-buchholz.de/
Lößnitzbach: http://www.locbook.com/blp#!pid=l262216
http://radebeul.wix.com/meierei-radebeul#!
http://www.grundmuehle-radebeul.de/
http://www.loessnitztalschaenke.de/
Strecke gewandert: April 2015
Links: Am Börnsbach in Radeburg. Von links kommt der Bahndamm des Anschlussgleises zum Schamottewerk. Rechts ein
Güterzug mit einem Normalspurwagen auf einem Kleinbahn-Rollbockwagen.
Foto links: Klaus Thiere, Foto rechts: http://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?17,3181597