Die gute Tat - Traum

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Bremen
SONNTAG
29. MÄRZ 2015
Kreationen
vom Fass
Kürzere
Erste-Hilfe-Kurse
Bremen (xkw). Das Bierfachgeschäft Brolters im Steintor stellt mit einer neuen Veranstaltungsreihe kleine Brauereien aus ganz
Deutschland vor. Der erste „One Brewer
Day“ im Brolters ist für Sonnabend, 25.
April, geplant. Für die Reihe hat das Bierfachgeschäft Vertreter der jungen deutschen Brauergeneration zu sich ins eingeladen. Diese nehmen sich jeweils einen ganzen Tag lang Zeit, einige ihrer Kreationen
vom Fass auszuschenken und allen Bierliebhabern und Hobbybrauern Rede und
Antwort zu stehen. Dazu gibt es die ein
oder andere Anekdote aus dem Bierbrauerleben. Los geht es um 12 Uhr. Gezapft wird
bis 20 Uhr.
Bremen (jse). Weil immer weniger Menschen wissen, was im Notfall zu tun ist, werden Erste-Hilfe-Kurse von April an kürzer
und praxisnäher. Darauf verweisen der
Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) wie auch
das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Künftig
werden die Lehrgänge nur noch neun statt
bislang 16 Unterrichtseinheiten zu je 45 Minuten haben, erklärt Christian Kamp, Referent für Notfallausbildung beim ASB.
Wie berichtet, hatte die Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe gemeinsam mit den
Berufsgenossenschaften die Entschlackung der Erste-Hilfe-Ausbildung im September beschlossen. Viele Erste-Hilfe-Maßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung seien im Laufe der Jahre vereinfacht
worden und daher schneller zu vermitteln,
sagt Kamp. Wissenschaftliche Studien hätten außerdem gezeigt, dass weniger mehr
sei: Demnach erinnern sich Kursteilnehmer
besser an elementare Erste-Hilfe-Maßnahmen, wenn in den Kursen vor allem die
wichtigsten Inhalte vermittelt werden.
Verkürzt wird die Ausbildung bei der
Theorie. Der Praxisunterricht soll dafür ausgedehnt werden. Erhalten bleiben etwa
die Wiederbelebung, die Wundversorgung
und das Einsetzen des Automatischen Externen Defibrillators. Von der Änderung
ausgeschlossen ist bislang noch der achtstündige Kurs für Führerscheinanwärter,
die sogenannten Lebensrettenden Sofortmaßnahmen. „Wir gehen aber davon aus,
dass er zum Juni an die Erste-Hilfe-Grundausbildung angepasst wird“, erklärt Kamp.
In Bremen absolvieren nach Angaben
des DRK jährlich rund 5000 Menschen
einen Erste-Hilfe-Kurs. Das ist nur etwa jeder Hundertste Einwohner.
Bierbrauer stellen Produkte vor
Ziel: Mehr Menschen schulen
Exklusiv von stern-Karikaturist Til Mette
Mehr als ein Geheimtipp
Den Anfang macht Simon Siemsglüß von
der Buddelship Brauerei. Der Enddreißiger
ist nach seiner Braumeisterausbildung
lange in Sachen Bier um die Welt gereist,
bevor er vergangenes Jahr wieder in seine
Heimat Hamburg zurückkehrte, eine ehemalige Fischfabrik mietete und sich dort
seinen Traum von der eigenen Bierbrauerei erfüllte.
Seitdem ist er als Ein-Mann-Unternehmen quasi rund um die Uhr im Einsatz, um
seine Rot- und Schwarzbiere, Porter und
Pale Ales zu brauen, abzufüllen und in den
Handel zu bringen. In Hamburg sollen
seine Bier-Kreationen längst mehr sein als
ein bloßer Geheimtipp, in Bremen hat es
sein „Mitschnagger Pils“ immerhin schon
auf die Karte der Viertel-Kneipe „Eisen“
geschafft.
Der nächste im Bunde ist Biersommelierweltmeister und „3nach9“-Talkgast Oliver
Wesseloh, der sich am 4. Juli hinter den mobilen Tresen des Brolters schwingen und
die Biere seiner Kehrwieder Kreativbrauerei präsentieren wird.
Auch Andreas Seufert, Inhaber und
Brauer der fränkischen Biermanufaktur
Pax Bräu, und Lokalmatador Tobias Grebhan von Grebhan‘s Bier im Schnoor haben
bereits zugesagt.
CDU erklärt Terror zum Wahlkampfthema
Parlamentarischer Staatssekretär Günter Krings spricht über Islamismus und die Ereignisse in Bremen
V ON JÖRN S E I D E L
DIE GUTE TAT
In der Weihnachtszeit hatte der SV Werder
gemeinsam mit dem Bremer Unternehmen
Traum-Ferienwohnungen die Kampagne
„Ferien mit Herz“ gestartet: Zehn Familien, die lange nicht in den Urlaub fahren
konnten, weil sie kein Geld dafür haben,
wurden mit der Nachricht überrascht, dass
sie die Osterferien in einem Ferienhaus an
der Nordsee verbringen. Die Vorbereitungen dafür laufen mittlerweile auf Hochtouren, teilen Sportverein und Ferienanbieter
mit. Insgesamt 42 Familienmitglieder steigen demnächst in den Mannschaftsbus
vom SV Werder. Es geht nach St. Peter-Ording. Vor allem die Kinder freuen sich darauf, auf den Plätzen ihrer Fußball-Stars zu
sitzen, heißt es in einer Mitteilung der Veranstalter. Werders Geschäftsführer und
Vereinspräsident Hubertus Hess-Grunewald ist überzeugt von der Aktion: „Kinder
und Familien in schwierigen Situationen
liegen uns besonders am Herzen. Der bisherige Kontakt mit den Gewinnern hat uns gezeigt, dass es Familien sind, die es verdient
haben, schöne Ferien erleben zu dürfen.“
Auch Sebastian Mastalka, Geschäftsführender Gesellschafter von Traum-Ferienwohnungen, ist sich sicher, dass der Urlaub
eine wertvolle Erfahrung für die Eltern und
Kinder sein wird: „Alle zehn Familien haben keine leichte Zeit hinter sich und brauchen Abstand vom Alltag.“
Bremen. Nun ist es offiziell: Die CDU erklärt den umstrittenen Bremer Anti-Terroreinsatz zum Wahlkampfthema. Jörg Kastendiek, Landeschef der Christdemokraten, macht an diesem Sonnabendvormittag
im Hotel Strandlust in Vegesack keinen
Hehl daraus, warum er zu einer Diskussion
über die islamistische Terrorgefahr in
Deutschland eingeladen hat: „Natürlich befinden wir uns im Wahlkampf, einem Zeitraum, in dem es darum geht, politische Inhalte und Unterschiede zu diskutieren.“
Die Frau, um die es bei der Veranstaltung mit rund den 40 Gästen also hauptsächlich geht, hält daher auch eine kurze
Rede: Elisabeth Motschmann, Bundestagsabgeordnete und CDU-Spitzenkandidatin
für die Bürgerschaftswahl am 10. Mai. Der
Stargast aber ist Günter Krings, christdemokratischer Bundestagsabgeordneter und
Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium. Motschmann bezeichnet ihn als rechte Hand von Minister
Thomas de Maizière (CDU) und ausgewiesenen Experten in Terror-Fragen.
Um die Frage aller Fragen, die Bremens
Politik in diesen Tagen zum Thema Terror
beschäftigt, kommt daher auch Günter
Krings nicht herum: War der groß angelegte Anti-Terroreinsatz Ende Februar, für
den der sozialdemokratische Innensenator
Ulrich Mäurer die politische Verantwortung trägt, tatsächlich gerechtfertigt?
Krings verzichtet hierbei auf Wahlkampfgetöse: „Wir haben aus Bundessicht bisher
nicht den Eindruck, dass man gar nichts
dere ja auch niemand die Abschaffung der
Als zweites müsse alles getan werden,
hätte machen sollen. Ob man aber alles
Feuerwehr, wenn es dieser einmal nicht ge- damit sich Menschen in Deutschland nicht
richtig gemacht hat, muss man in Bremen
linge, einen Großbrand zu löschen. Statt- radikalisieren, sagt Krings. Dafür benötige
bewerten.“ Das allerdings solle mit Sorg- dessen seien die Sicherheitsbehörden
man „Gegenerzählungen“, sprich positive
falt getan werden, rät der Staatssekretär
mehr denn je gefordert, wenn es wie jetzt
Gegenbeispiele auf die archaischen Weltund erzählt eine Parabel aus der Wissens- darum gehe, den Terrorismus mithilfe
bilder und Märtyrermythen, die Islamisten
theorie: Einem Jungen, der ständig ruft,
dreier Strategien zu bekämpfen.
im Internet verbreiteten. Auch fordert er
der Wolf komme, wird man nicht mehr glauAls erstes, so Krings, sollten die Behör- mehr staatlich ausgebildete Islamlehrer
ben, wenn der Wolf eines Tages wirklich
den noch besser über islamistische Tätig- und mehr Religionsunterricht an Schulen.
auftaucht.
keiten in Deutschland informiert sein.
Als drittes, so der Gastredner, sollten die
„Die Terrorgefahr in Deutschland ist
Auch die Vorratsdatenspeicherung, die
Reisetätigkeiten von potenziellen Terrorisnach wie vor groß“, sagt der Bundestagsab- seit Langem von der CDU gefordert wird,
ten erkannt und eingeschränkt werden. In
geordnete aus dem Wahlkreis Mönchen- hält er daher für sinnvoll.
Zukunft soll daher kampfesbereiten Salafisgladbach. Niemand könne vorten der Personalausweis entzohersagen, wo was konkret pasgen werden können, damit sie
sieren wird. Umso nötiger sei es,
nicht in Krisengebiete ausreisen
auf die Gefahr klug und besonund von dort zurückkehren.
nen zu reagieren. In vielerlei
Damit auch Bremen künftig
Hinsicht sei die Bundesrepublik
gegen den Terror gerüstet ist,
bereits gut gerüstet, erklärt
wird derzeit der Großeinsatz von
Krings. Als Beispiel nennt er das
Ende Februar analysiert. Wie
Gemeinsame
TerrorismusabWilhelm Hinners, innenpolitiwehrzentrum als Koordiniescher Sprecher der CDU-Bürgerrungsstelle der Sicherheitsbehörschaftsfraktion, am Rande der
den der Länder und des Bundes.
Veranstaltung bekannt gibt, hat
Trotzdem: „Wenn es um die Kodie Parlamentarische Kontrollordinierung geht, muss es noch
kommission über die Akteneinbesser werden.“ Ein Appell vor
sicht hinaus nun auch die Anhöallem an die großen Bundeslänrung wichtiger Beteiligter des
der, da besonders diese mit
Einsatzes beantragt. In den Woihren „föderalen Eitelkeiten“
chen nach Ostern wollen die Abum die Eigenständigkeit ihrer
geordneten nicht nur den InnenNachrichtendienste fürchteten,
senator zum Ablauf der Ereigso Krings. Kritik an den Nachnisse befragen, sondern auch
richtendiensten dürfe aber nicht
den Chef des Landesverfaszu einer generellen Kritik an ih- Der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings erklärt in Vegesack
sungsschutzes, den PolizeipräsiFOTO: CHRISTIAN KOSAK denten und seine Einsatzleiter.
nen ausarten. Schließlich for- Strategien zur Terrorabwehr.
Lesermeinung
Zu den Artikeln „Im Viertel rumort es“
und „Ruhe, bitte!“ vom 24. März:
Erst cool, dann nervig
Jetzt kommt offenbar die nächste Welle
der „Viertelverbesserer“ in die Bereiche
Ostertor/Steintor/Peterswerder gezogen.
Die Leute, die das unheimlich cool fanden, dort zu feiern, einzukaufen, Konzerte zu besuchen, und die die Bewohner
dort für ihre Offenheit bewunderten. Da
muss Wohnen doch toll sein – ab ins
Viertel.
Wenn man dann dort wohnt, ändert
sich offenbar die Empfindung ganz gehörig, und das, was vorher cool war, ist dann
nur noch nervig. Da muss ich diesen Leuten sagen: Das weiß man vorher.
Wir hatten in Peterswerder in den 80erJahren eine ähnliche Situation, als die
Neubewohner plötzlich merkten, dass im
Stadion am Wochenende Fußball gespielt
wird und abends Konzerte stattfinden
(gab‘s damals noch).
Plötzlich wurden die Seitenstraßen mit
Ketten dichtgemacht und sogar das ganze
Stadion infrage gestellt, man könne ja in
Arsten ein neues bauen.
Ähnliche Situation auch bei uns in den
Kleingärtnervereinen auf dem Stadtwerder. Seit der Zuzug im Viertel brummt, haben wir Interessenten ohne Ende an Gärten. Ja, es gibt sogar wieder Wartelisten,
weil es mehr Bewerber als freie Gärten
gibt.
Da erzählst du als Vorstandsmitglied immer wieder das ganze Sammelsurium an
Regeln, Gesetzen und der Art und Weise
des Zusammenlebens, lässt das auch alles
unterschreiben (mit „ausgehändigt und
verstanden“) und hast bei bestimmten Berufsgruppen garantiert nach einem halben Jahr den ersten Ärger, weil „das ja
wohl
nicht
so
ernst
gemeint
sein kann in der Gartenordnung“, und
dann macht so eine Parzelle auch noch
BERND SCHEBESTA, BREMEN
Arbeit.
Erst kaufen, dann beschweren
Scheinbar handelt es sich um einen
neuen Trend. Sich eine Immobilie in der
Stadt oder auf dem Land zu kaufen und
sich dann jeweils über Lärm oder Güllegeruch zu beschweren. Vor dem Kauf einer
Immobilie sehe ich mir doch das Umfeld
an.
Was über das Viertel zu sagen wäre: Es
wäre sehr schade, wenn es im Viertel
keine Kneipen, keine Kultur und kein
Multikulti mehr gäbe. Die Atmosphäre
wäre damit zerstört und Bremen um ein
Teil ärmer. Schlafortsteile gibt es doch
schon genug in Bremen.
GERD LIEBERUM, BREMEN
Paradoxe Vorgehensweise
Wer ins Viertel zieht, wisse doch, was ihn erFOTO: EUTENEIER
wartet, schreiben die Leser.
Im Viertel gehen Anwohner mit Anwälten gegen Klubs Cafés und Kneipen vor.
Das ist ja wohl mehr als paradox! Weshalb
ziehen Leute, die Ruhe und Gemütlichkeit suchen, ins Viertel? Für solche Ambitionen ist doch der Stadtrand oder sind
grüne, bürgerliche Stadtviertel wie Oberneuland passend.
Allerdings besteht dort natürlich die Gefahr, durch Lärm von krähenden Hähnen
oder bäuerliche Anwesen mit Misthaufen
belästigt zu werden.
Das Viertel ist seit Jahrzehnten so gewachsen, wie es heute ist. Die Eule mit
Livekonzerten gab es schon in den 60erJahren. Wohngemeinschaften mit Studenten ebenfalls seit ewigen Zeiten, ebenso
Kneipen, in denen das Leben pulsiert. Es
ist traurig, dass die Konzerte im Litfass bereits eingeschränkt wurden.
GÜNTHER HEYDEBRECK
UND SIGRID EHRHARDT, BREMEN
Vielschichtiger Lebensraum
Ich wohne seit fast 35 Jahren im Viertel inmitten dieser Vielfalt, und ich wohne immer noch gerne hier. Meinen Lebensraum, den ich mit ungefähr 30 000 anderen Bewohnern teile, sehe ich jedoch etwas vielschichtiger und nicht nur als
einen „Ort zum Einkaufen, Spaß haben
und Kultur erleben“.
Es mag sein, dass hier eine neue, wohlhabende Bewohnerschicht zugezogen ist,
die bunt wohnen will, aber häufig und
nicht immer höflich über Belästigungen
klagt. Als Alteingesessene ist es für mich
normal, dass alle 14 Tage der Ausnahmezustand ausbricht, wenn Werder spielt.
Das ist okay.
Ich finde es aber nicht mehr lustig,
wenn eine Kneipe nach der anderen aufmacht, und diese mit rausgestellten Bän-
ken viele „Auswärtige“ zum Glotzen, Feiern und Grölen anlocken. Auch nerven
mich herumziehende Junggesellenabschiede, deren Teilnehmer kostümiert
ihren Bollerwagen hinter sich herziehend
den Alkohol nur so in sich hineinschütten.
Ich lebe hier meinen Alltag und möchte
nicht Teil einer Dauerparty sein.
Als in den 70er-Jahren die alternative
Szene ins Sanierungsgebiet zog, wurde
weniger Kultur konsumiert, sondern vor
allem Kultur gemacht. Immer noch leben
viele kreative Menschen hier, und das ist
gut so.
Die Frage, wie wichtig eine lebendige
Kultur- und Klubszene für den Wirtschaftsstandort Bremen sei, spiegelt jedoch wohl eher die persönlichen Interessen der Kneipiers wider als ein wirkliches
Interesse an einem lebendigen Stadtteil,
in dem sich vor allem seine Bewohner
UTE ABENDROTH, BREMEN
wohlfühlen.
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