EinsiedlerAnzeiger_bt_100614 - brain

EINSIEDELN/REGION
23. Mai 2014 • Nummer 40 • Seite 8
Leben kann sich auf einen Schlag ändern
Leben und arbeiten mit Menschen, die eine Hirnverletzung haben
Das Basler «Sicherheitsteam» in Einsiedeln. Foto: zvg
Tipps und Trends
Start der Balkon-Saison, aber sicher
Endlich lockt das Wetter
wieder nach draussen, und
wenn Sie jetzt nicht Ihre
Zeit im Garten verbringen,
dann vielleicht auf dem
eigenen Balkon oder der
Terrasse.
(Mitg.) So oder so, auch hier sollte
Ihnen Ihre und die Sicherheit Ihrer
Familie ein Anliegen sein. Alles
kein Problem, wenn Sie sich ein
paar Tipps zu Herzen nehmen.
Wussten Sie, dass sich 50 Prozent der tödlichen Sturzunfälle im
Kleinkindalter durch Stürze von Gebäuden – über den Balkon oder aus
dem Fenster – ereignen? Zu einem
Sturz vom Balkon kann es bei Ihnen
nicht kommen – sagen Sie. Haben
Sie dabei auch an Ihre Kleinen oder
an die schmückenden Blumenkästen gedacht? Auch die Gefahr, auf
dem Balkon schlicht und einfach
auszurutschen, sollten Sie nicht unterschätzen. Und dann natürlich der
Einbruchschutz, den Sie auf keinen
Fall vergessen sollten. Sicherheit
geht vor, darum ab auf den Balkon
und alle Risiken beseitigen.
• Der Bodenbelag Ihres Balkons
sollte nicht nur Ihrem Auge gefallen. Achten Sie auf Rutschfestigkeit und idealen Wasserabfluss.
Und Sie selbst sollten natürlich
rutschfeste Schuhe tragen, sonst
könnte es leicht zu einem Sturz
kommen. Mit Socken auf Fliesen
unterwegs, das klingt sicher auch
für Sie nicht sicher.
• Als Pflanzenfreund möchten Sie
Ihren Balkon natürlich mit Blumenkästen begrünen. Dabei sollten Sie
besonders auf Sicherheit achten,
denn ein herunterstürzender Blumenkasten kann grossen Schaden
anrichten. Die Halterung der Blumenkästen sollte auf jeden Fall verschraubt sein. Auch ein nach innen
gerichteter Blumenkasten bietet
bei Weitem mehr Sicherheit, nicht
auf der Erde, sondern lediglich auf
dem Balkonboden zu landen.
• Achtung bei Sturm und Unwetter!
Schon beim Aufstellen eines Sonnenschirms sollten Sie auf Stand-
festigkeit achten. Bei der Wahl des
Schirmständers sollte Ihnen dies
ein besonderes Anliegen sein. Und
wenn Sie nicht anwesend sind, sollten Sie den Sonnenschirm immer
geschlossen halten. Bei nahendem
Unwetter sollten Sie auch sämtliche anderen Gegenstände verräumen oder sturmsicher machen.
Vergessen Sie nicht, alles von der
Wäscheleine zu nehmen. Nach einem Unwetter nach der Wäsche zu
suchen, macht sicherlich keinen
Spass.
• Machen Sie Ihren Balkon kindersicher. Das fängt beim richtigen
Geländer an und setzt sich beim
richtigen Bodenbelag fort. Ihr Kind
sollte sich auf keinen Fall unbeaufsichtigt auf dem Balkon aufhalten.
Entfernen Sie Gegenstände wie
Stühle, die es dem Kind ermöglichen, leicht über das Geländer zu
fallen.
• Auf Ihrem Balkon sollten Sie
auch an Einbruchsicherheit denken. Kippen Sie Balkontüren bei
Abwesenheit nicht. Prüfen Sie von
Zeit zu Zeit die Schliessbleche und
ziehen diese nach, wenn sie locker
sind. Zusätzliche Sicherheit und
Vorbeugung vor Aushebeln der Tür
bieten Pilzkopfzapfen. Einen weiteren Schutz stellen zusätzliche
Bandsicherungen dar, die auch
nachträglich angebracht werden
können.
Sicherheitspaket der Basler
Für noch mehr Sicherheit können
bei der Kombihaushaltversicherung der Basler Versicherung die
innovativen Sicherheitsbausteine
eingeschlossen werden. Mit dem
Sicherheitspaket sind Sie bei vielen unvorhergesehenen Ereignissen versichert. Beispielsweise wird
auf die Grobfahrlässigkeit verzichtet. Dies wäre der Fall, wenn ein
Brand durch eine unbeaufsichtigte
Kerze ausgelöst wurde. Die Basler
Versicherung beteiligt sich auch an
Sicherheitseinrichtungen nach einem Einbruchdiebstahl. Weitere Informationen erhalten Sie durch die
Basler-Berater in Einsiedeln (siehe
Inserat).
SOB-Doppelspurausbau
per 2030 geplant
In vier Jahren entscheidet
das Bundesparlament über
den Doppelspurausbau
Biberbrugg–Schindellegi.
Ohne diesen ist eine neue
Haltestelle oberhalb Wädenswil nicht umsetzbar.
ZVV. Eine Bahnhaltestelle Reidbach
an der Linie S13 Wädenswil–Einsiedeln bedingt einen Doppelspurausbau zwischen Biberbrugg und
Schindellegi. Sie kann daher erst
mit dem per 2030 geplanten Doppelspurausbau vertieft geprüft werden. Dies ergab eine Zweckmässigkeitsstudie. Vorläufig wird der
Hochschul-Campus Reidbach durch
Busse erschlossen, ab nächstem
Monat mit einer zusätzlichen direkten Buslinie.
Steigende Nachfrage
Auf der Buslinie zum Reidbach-Areal
mit dem Hochschul-Campus und den
benachbarten Unternehmensstandorten zeichnet sich für die nächsten
Jahre eine steigende Nachfrage ab.
Der Zürcher Verkehrsverbund ZVV
gab deshalb gemeinsam mit der
Stadt Wädenswil eine Studie in Auftrag, um die Zweckmässigkeit eines
zusätzlichen S-Bahn-Haltes im Reidbach abzuklären. An der Studie wirk-
ten auch die Südostbahn (SOB), die
Sihltal Zürich Uetlibergbahn (SZU)
und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)
mit.
Reiseverlängerung droht
Die Studie kommt zum Ergebnis,
dass für den zusätzlichen Halt der
S13 im Reidbach die geplante Doppelspur zwischen Biberbrugg und
Schindellegi nötig ist. Diese wird im
Rahmen des Ausbaus der nationalen Bahninfrastruktur (FABI) frühestens ab 2030 realisiert. Über die
Finanzierung dieses Projekts befindet das Bundesparlament im Jahr
2018. Ein vorzeitiger Bau der Doppelspur allein wegen des Halts
Reidbach ist betriebswirtschaftlich
unrealistisch. In jedem Fall würden
sich die Reisezeiten für die vorbeifahrenden Fahrgäste verlängern.
Pendelbahn ist keine Alternative
Als weitere Option untersuchte die
Studie eine Variante, die ohne die
erwähnte Doppelspur zwischen Biberbrugg und Schindellegi auskommt. Eine reine Pendel-S-Bahn
vom Bahnhof Wädenswil zum Reidbach-Areal wäre zwar früher umsetzbar, hätte aber aufwendige Infrastrukturbauten im Reidbach und
hohe Betriebskosten zur Folge.
Aktuell ist der brain-truck
von pro integral in Rothenthurm im Einsatz. Der Truck
klärt auf und ermöglicht mit
simulierten Situationen, den
Alltag aus Sicht eines
Hirnverletzten zu erleben.
FG. Am vergangenen Dienstag um
8.15 Uhr versammelte sich eine
Schulklasse aus Rothenthurm auf
dem Parkplatz, gegenüber der Mittelpunktschule. 25 Jugendliche
warteten gespannt vor dem Zelt,
das in den Lastwagen führte. Cornelia Rothacher und Bettina Denoth, Instruktorinnen des braintrucks, führten sie in das Zelt. Die
Gruppe tauchte für zwei Stunden in
eine andere Welt ein: in den Alltag
eines Hirnverletzten.
Kluge Köpfe schützen sich. Cornelia Rothacher zeigt einem Schüler, wie er den Helm richtig anzuziehen hat.
Das Gehirn und seine Funktionen
Die beiden Instruktorinnen stellten
sich vor und gaben allgemeine Informationen zum Gehirn. Die
Frauen zeigten die Konsequenzen
bei einer Verletzung verschiedener
Bereiche auf. «Das Leben ändert
sich auf einen Schlag.» Das bisherige Leben verändere sich stark
und die Direktbetroffenen müssten
sich neu organisieren, das Arbeitspensum ändern oder gar den Beruf
wechseln.
Geschichte eines Hirnverletzten
Nach der Instruktion zeigten die
Frauen ein eindrückliches Fallbeispiel auf. Es handelte von Philipp
Rammerstorfer, der einen tragischen Unfall erleben musste. Mit
sieben Jahren hatten ihm Knaben
aus der Schule die Velobremsen
durchgekappt, und er fuhr unwissend nach Hause. Auf einem steilen Hang konnte er nicht bremsen
und erlitt einen schweren Velounfall. Er erlitt ein Schädel-HirnTrauma mit Hirnblutung. Heute ist
er 24 Jahre alt und hat eine Halbseitenlähmung. «Philipp ist zu uns
nach Sursee gekommen und hat
seine Geschichte erzählt», sagt die
Instruktorin. Diese Geschichte hätten sie auf Band aufgenommen,
und sie würden nun einen Teil abspielen.
Reaktionen auf das Fallbeispiel
Auf die Geschichte gab es sehr verschiedene Reaktionen. Es war den
Schülern anzumerken, dass sie Betroffenheit hinterlässt. Auf der Aufnahme war Philipp Rammerstorfer
zu hören, der sehr monoton und
extrem langsam, Satz für Satz seiner tragischen Lebensgeschichte
erzählte. Man hörte heraus, wie
viel Konzentration er für dies benötigte. Er musste jahrelange Sprachtherapie machen, um so sprechen
zu können. «Philipp ist alles andere
«Ich will, aber es geht nicht.» Mit einer speziellen Brille und der Hand, mit der man normalerweise nicht schreibt,
ist es eine grosse Herausforderung, eine Postkarte zu schreiben.
Fotos: Felicitas Gassner
als dumm», sagt Rothacher. Er sei
ein sehr intelligenter junger Mann
und könne ganz normal denken,
wirke einfach beeinträchtigt, weil
sein
Sprachbereich
verletzt
wurde. Heute fotografiere er lei-
Kluge Köpfe
schützen sich
Zum Abschluss versammelten
sich alle Schülerinnen in einem
Halbkreis, und es wurde gezeigt,
wie man einen Helm richtig anzieht. Bettina Denoth präsentierte
ein eindrückliches Beispiel, was
passieren kann, wenn man keinen
Helm anhat. Sie zog einem Ei einen Helm an, und ein Schüler durfte es fallen lassen. Dem Ei passierte nichts, da es geschützt war.
Anschliessend durfte eine Schülerin ein Ei ohne einen Helm fallen
lassen. Es wurde zu Mus. Die
beiden Frauen legten den Kindern
damit nahe, einen Helm zu tragen
und somit ihrem Gehirn Schutz zu
bieten, da es das wichtigste Organ
des Menschen ist.
denschaftlich und arbeite viel am
Computer. Ausserdem kenne er
den ganzen SBB-Fahrplan samt
den dazugehörigen Gleisen auswendig.
Sandsäcke zum Vergleich
Nach dem Fallbeispiel des 24-Jährigen wurden Sandsäcke in verschiedenen Grössen verteilt. Sie stellten
die Gehirngrössen unterschiedlicher Lebewesen dar. Aufgabe der
Schüler war es, die Sandsäcke zu
den passenden Bildern zu legen.
Mit dieser Aufgabe kam zum Beispiel heraus, dass das Gehirn eines neugeborenen Menschen 375
Gramm wiegt, und ein ausgewachsener Bär ein Gehirn besitzt, das
nur 234 Gramm wiegt. Die Bewegungsabläufe eines Menschen
seien viel umfangreicher als die eines Bären, erklärten die beiden
Frauen.
Posten um mitzufühlen
Anschliessend hatten die Kinder
die Möglichkeit, einen Postenlauf
zu absolvieren. Es ging darum,
Handlungen auszuführen, um zu
bemerken, wie schwer es ein Hirn-
verletzter hat. Eine Aufgabe war
zum Beispiel, einem Stern auf einem Blatt Papier nachzufahren, indem man nur in den Spiegel
schaut. Die Schülerinnen und
Schüler reagierten von verdutzt bis
schockiert, als sie bemerkten,
dass es nicht möglich ist, dem
Stern korrekt nachzufahren. «Dieser Posten soll zeigen wie man sich
fühlt, wenn man eine Handlung vollbringen möchte, aber es einem
schwer fällt, dies zu tun», sagt Bettina Denoth. Weiter gab es einen
Posten, an dem man die Schnürsenkel mit einer Hand binden
musste oder einen weiteren, an
dem man mit einer speziellen Brille
eine Postkarte schreiben musste.
«Ich bin sehr froh, dass ich nicht
hirnverletzt bin», sagte eine Schülerin der Klasse aus Rothenthurm.
Vor allem das Schuhbinden mit einer Hand habe sie sehr beeindruckt. «Man muss fast noch die
Zähne zur Hilfe nehmen», meint
sie.
Der brain-truck ist seit 2013 im
Einsatz. Noch bis zum 28. Mai ist
er in Rothenthurm, Anfang Juni
dann in Siebnen.
«Die Musik ist mein Leben»
Doris Grossenbacher obliegt die Direktion für eine besondere Messe
Vor zwei Jahren wurde die
Messe «Juchzed und
Singed» vom Kirchenchor
Trachslau zusammen mit
dem Cäcilienverein aufgeführt. Nun wird dies zum
zweiten Mal geschehen.
FG. Die gehörfällige Messe begeistert und berührt Sänger wie Zuhörer gleichermassen. Der Kirchenchor und der Cäcilienverein werden
von zwei Geigen, zwei Klarinetten,
einem Hackbrett und einem Kontrabass begleitet.
«Juchzed und Singed» hat musikalische Elemente aus der toggenburgischen Volksmusik und ist
dank des Hackbrettklanges sehr
speziell. «Die Messe besteht aus
zwölf Teilen, wobei einer schöner
als der andere ist», so Doris Grossenbacher, Dirigentin des Kirchenchors Trachslau. «Mein absoluter
Favorit ist, ‹Du Gott bisch min Hirt›».
Der Text dieses Liedes sei der
Psalm 23 auf Schweizerdeutsch,
und werde a cappella gesungen.
Gelungene Messe mit Applaus
«Pater Basil hat uns angefragt, ob
wir noch einmal dieselbe Messe
aufführen wollen, die damit verbunden ist, die Ehejubilare zu ehren»,
sagt Doris Grossenbacher. Vor gut
zwei Monaten begannen die Proben
für die Messe, die am Sonntag stattfinden wird. «Diese verliefen sehr
gut», sagt die Dirigentin.
Dem Pater habe die Messe dazumal sehr gut gefallen und auch die
Leute, die damals in der Kirche waren, hat sie zu begeistern gewusst.
«Beim Ausgangsspiel, «Juchzed
und Singed», haben die Zuhörer sogar spontan geklatscht», sagt die
47-Jährige. Dies sei ungewöhnlich
und berührend gewesen, weil während einer Messe normalerweise
nicht applaudiert wird. Auch Doris
Grossenbacher findet es sehr
schön, «Juchzed und Singed» ein
wiederholtes Mal aufzuführen. «Die
Doris Grossenbacher leitet der
Messe «Juchzed und Singed», die
am kommenden Sonntag und am
15. Juni aufgeführt wird. Foto: zvg
Musik ist toll. Es macht Spass, zu
proben und aufzuführen.»
Leidenschaftliche Musikerin
Seit zwanzig Jahren dirigiert Doris
Grossenbacher den Kirchenchor
Trachslau. «Der Chor besteht aus
rund 20 Sängerinnen und Sänger»,
sagt sie. Jede einzelne Stimme sei
sehr wertvoll und ohne die Sänger
und die Musikanten wäre es nicht
möglich, so eine Messe auf die
Beine zu stellen und aufzuführen.
«Ich bin sehr dankbar und geniesse
die Zusammenarbeit», sagt sie. Es
seien alles tolle Leute und es sei
schön, zusammen Musik zu machen.
Mit vier Jahren hat die Dirigentin das erste Mal in der Kirche
vorgesungen, und singt seither
viel, gut und gerne. Ausserdem
spielt die 47-Jährige leidenschaftlich Geige und ist Rhythmik- und
Musiklehrerin. Sie liebt die Musik
und findet: «Musik ist mein Leben.»
Die Messe «Juchzed und Singed» wird am
kommenden Sonntag um 9 Uhr im Frauenkloster Au in Trachslau, und am 15. Juni
um 10 Uhr in der Jugendkirche in Einsiedeln.