(un-)gleiches Brüderpaar

Kleine Zeitung, 9.4.2015, Michael Schuen
Nemecz-Brüder ab heute auf Tour
Lukas und Tobias Nemecz spielen ab heute gemeinsam auf der GolfChallenge-Tour. Martin Wiegele komplettiert das steirische Trio.
Lukas und Tobias Nemecz schlagen mit Martin Wiegele auf der Challenge Tour ab
Foto © Privat, KK
Die Challenge-Tour, die zweite Leistungsstufe im internationalen Profi-Golf,
spricht Steirisch. Ein weiß-grünes Trio ist ab heute beim Saisonauftakt in Kenia
im Einsatz. Allein das ist schon bemerkenswert. Wäre da nicht noch das Faktum,
dass zwei der drei Steirer Brüder sind. Lukas (25) und Tobias (22) Nemecz
wollen in diesem Jahr brüderlich dem Traum von der European Tour
näherkommen. Im Golf kein Novum, die beiden Molinari-Brüder Francesco und
Eduardo schafften es schon im Gleichschritt in die Weltspitze.
"Es ist eine Ehre, wenn man uns mit ihnen vergleicht", schmunzelt da der jüngere
Nemecz, Tobias, merkt aber an: "Es zeigt, dass es möglich ist." Tobias hat mit
einer fulminanten vergangenen Saison – wie ein Jahr zuvor auch Lukas – im
ersten Profi-Jahr den Aufstieg von der Alps Tour auf die nächste Stufe geschafft.
"Aber es wäre vermessen zu glauben, dass es so weitergeht. Auf der Alps Tour
gibt es vielleicht 50 Spieler, die ein Turnier gewinnen können. Hier ist kein
Einziger dabei, der es nicht draufhätte." Aber Tobias hat noch einen Vorteil:
Seinen Bruder Lukas, der die Challenge Tour und ihre Härten im Vorjahr
kennengelernt hat – nicht nur positiv: "Gegen Ende der Saison war die Form
schlecht, der Schwung hat gebröckelt. Deshalb war die lange Pause – fünf
Monate – für mich nicht schlecht. Ich habe viel trainiert, an der Fitness gearbeitet
– in Italien, Spanien und auch Australien."
Brüderpaar mit "Verstärkung"
Als Stütze haben beide nun einander – und Routinier Wiegele. Das gemeinsame
Reisen ist aber für die Brüder überraschenderweise Neuland: "Das letzte Mal
waren wir vor sechs Jahren gemeinsam unterwegs. Da war aber immer die
Mama dabei – nur in Österreich", erzählt Tobias. Erst heuer spielen sie wieder
auf derselben Tour und reisen gemeinsam – international und ohne Begleitung
diesmal. Kein Problem für die (un-)gleichen Brüder. Denn abseits des Golfplatzes
sind die beiden, wie Tobias meint, "schon sehr verschieden". Tobias ist der
kommunikativere, der zwischen den Turnieren viel unternimmt. "An mir ist wohl
auch ein Entertainer verloren gegangen, Luki ist da zurückhaltender", sagt
Tobias. Auf dem Golfplatz überwiegen die Ähnlichkeiten: "Unserer beider Stärke
ist das lange Spiel, wir schlagen den Ball beide weit. Die gemeinsame Schwäche
ist das Putten."
Bei aller Bruderliebe: Auf dem Platz sind die beiden Konkurrenten. Auch im
Training pusht man einander – "da braucht es keine Motivation, da will niemand
gegen den anderen verlieren", sagt Tobias. Und doch: "Wenn ich nicht gewinne
oder vorne bin, dann soll es Lukas sein!“ Das Ziel ist für beide dasselbe. "Gut
wäre es, wenn ich zu Saisonende unter die besten 30 komme", sagte Lukas,
"aber auch wenn ich unter den ersten 70 lande, ist es o. k."
Ersteres hieße, 2016 schon auf der European Tour spielen zu dürfen. Zweiteres,
die Spielerlaubnis auf der Challenge Tour ein weiteres Jahr zu lösen.