GSV_Pressespiegel_16/2015

PRESSESPIEGEL 16/2015
Ein Service der Österreichischen
Redaktion: Bernhard Weiner
Gesellschaft
für
Straßen-
und
Verkehrswesen
für
ihre
Mitglieder
Inhalt
VERKEHRSPOLITIK .................................................................................................................................. 2
Stadt Wien will Busspur für Firmen nicht öffnen ................................................................................. 2
Willi: Bahnlärm muss von Regierung gezielter bekämpft werden ........................................................ 2
Neuer Austrotakt mit Hürden für Privatbahnen .................................................................................. 3
Neues Eisenbahngesetz: Dringender Sanierungsbedarf vor Parlamentsbeschluss................................ 4
VERKEHRSSICHERHEIT ............................................................................................................................ 6
Crash-Test: E-Bikes auf dem Autodach als unterschätzte Gefahr ......................................................... 6
"In Zukunft dürfen Unfälle erst gar nicht passieren.”........................................................................... 7
STRASSE ................................................................................................................................................. 9
Keine Wahl, große Qual ...................................................................................................................... 9
ASFINAG: Erstes Quartal 2015 wieder mit Verkehrszuwachs auf Autobahnen ....................................10
Autohersteller setzten Nokia unter Druck ..........................................................................................11
80 Jahre Großglocknerstraße .............................................................................................................12
Fahrbahnsanierung der Landesstraße B 17 bei Oeynhausen...............................................................12
Faltbares Auto für die Mobilität der Zukunft ......................................................................................13
SCHIENE ................................................................................................................................................14
Pilotprojekt: Zug fährt mit Solarstrom ................................................................................................14
stern: Anhörung zu Stuttgart 21 in Berlin wegen vieler offener Fragen ..............................................14
Bahn: Bei Pleite ist Lizenz zum Fahren weg ........................................................................................15
TRANSPORTWIRTSCHAFT / LOGISTIK ....................................................................................................16
IG-L Fahrverbot für ältere Lkw auf A1 zwischen Enns und Linz............................................................16
10 Jahre GEFCO Österreich: 13 Prozent Umsatzplus am heimischen Markt – Standort Wien ist
Headquarter für 13 Länder ................................................................................................................16
VERNETZUNG / E-CALL ..........................................................................................................................18
Autos werden bei Unfällen selbst die Rettung rufen ..........................................................................18
Notrufsystem treibt KFZ-Telematik voran ..........................................................................................19
"Die Welt vernetzt sich immer mehr" ................................................................................................20
ELEKTROMOBILITÄT ..............................................................................................................................21
Durchbruch bei der E-Mobilität? ........................................................................................................21
BAUWIRTSCHAFT ..................................................................................................................................23
Strabag baut auf mehr Infrastruktur-Aufträge ....................................................................................23
MITGLIEDER ..........................................................................................................................................24
Billiger Taxi fahren mit „Taxi Sharing“ ................................................................................................24
ENERGIE ................................................................................................................................................25
Gute Geschäfte mit neuem Gesetz .....................................................................................................25
Kommission fordert Österreich zur vollständigen Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie auf ....26
1
VERKEHRSPOLITIK
Stadt Wien will Busspur für Firmen nicht öffnen
Nachdem die Stadt kürzlich für Motorräder zahlreiche Busspuren freigegeben hat, will nun
auch die Wirtschaftskammer, dass die Busspuren für Wirtschaftstreibende freigegeben werden - zumindest einmal für ein Pilotprojekt. Die Stadt lehnt das aber ab.
Der neue Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Wien, Davor Sertic, weist darauf hin, dass die Transportbetriebe
täglich 120.000 Tonnen Waren innerhalb Wiens
verteilen. Um die Versorgung der Stadt mit Gütern
des täglichen Bedarfs zu optimieren und im Sinne
der Umwelt sollten die Busspuren auch für den
Wirtschaftsverkehr für ein Pilotprojekt freigegeben werden, fordert Sertic. „Best practice zeigen,
Verkürzung der Transportwege. Minimierung der
Stauzeiten und damit ist die Umwelt ein absoluter
Gewinner“.
Läuft Vorrang des öffentlichen Verkehrs zuwider
Sertic wies darauf hin, dass es in der Stadt Salzburg schon länger Sonderspuren für den Wirtschaftsverkehr gibt. Die Wiener Linien zeigten sich
zum Vorstoß der Wirtschaftskammer vorerst zurückhaltend. Die Stadtverwaltung lehnte den Vorstoß grundsätzlich ab, weil er dem Vorrang des
öffentlichen Verkehrs zuwiderlaufen würde, wie
es heißt.
wien.orf.at, 27.4.2015
Willi: Bahnlärm muss von Regierung gezielter bekämpft werden
Grüne: Zum Tag gegen Lärm am 29. April gegen Verkehrslärm vorgehen
"Zum Internationalen 'Tag gegen Lärm' eine Erinnerung an die Bundesregierung: Verkehrslärm ist
das größte Lärmproblem und das verbreitetste
Umweltproblem Österreichs - mit Abstand. Nicht
weniger als ein Viertel der Bevölkerung ist im
Wohnbereich davon betroffen. Mit der Zurückhaltung bei Gegenmaßnahmen muss Schluss sein,
denn die Rechnung zahlen über Gesundheitsschäden wir alle. Neben Straßen- und Fluglärm muss
auch der nervige Schienenlärm neu angegangen
werden, von dem Hunderttausende ein Lied singen können, die entlang von Bahntrassen wohnen. Hauptverursacher ist der Güterverkehr: Die
meisten Güter-Waggons laufen noch mit gusseisernen Bremsen, deren Betätigung die Lauffläche
der Räder verformt - je unrunder diese werden,
desto mehr rumpelt es auf dem Gleis. Durch Umrüstung auf 'Flüsterbremsen' könnte der Lärmpegel langfristig um zehn Dezibel gesenkt werden,
für AnrainerInnen eine Halbierung des Lärms",
betont der Verkehrssprecher der Grünen, Georg
Willi.
"Die technischen Lösungen, um den Lärm des
Schienengüterverkehrs um die Hälfte zur reduzieren, existieren bereits" sagt Willi. "EU-weit sind
rund 650.000 Bahn-Güterwagen mit den herkömmlichen Bremssystemen im Einsatz. Das wollen wir Grüne ändern und die Umrüstung auf
'Flüsterbremsen' vorantreiben. Die EU stellt dafür
260 Mio. Euro im Rahmen der Haushaltslinie
'Connecting Europe Facility' bis 2020 zur Verfügung - diesen Topf muss auch Österreich rasch
nutzen."
Der zweite Hebel, um die Umrüstung und die Anschaffung neuer lärmarmer Güterwagen zu beschleunigen, sind lärmabhängige Schienenmauten. Der Zug, der mehr Lärm macht, zahlt spürbar
mehr -ein Ansatz, der wirkt und der obendrein EU2
rechtlich vorgegeben ist, wobei Österreich bei der
Umsetzung säumig ist. "Ich beantrage im Parlament, dass Österreich wirksam differenzierte
lärmabhängige Schienenmauten umsetzt und
endlich groß in die Umrüstung der Waggons investiert. Lärmschutzwände sind teure und begrenzt
wirksame, passive Maßnahmen. Flüsterbremsen
und gestaffelte Schienenmauten sind aktive Maßnahmen, die an der Lärmquelle selbst ansetzen
und deshalb in Österreich viel stärker vorangetrieben werden müssen", appelliert Willi.
Presseaussendung Grüner Klub im Parlament,
28.4.2015
Neuer Austrotakt mit Hürden für Privatbahnen
Das Verkehrsministerium will einen integralen Taktfahrplan einführen. Was verheißungsvoll
klingt, könnte den Wettbewerb auf der Schiene gefährden
Der "Integrale Taktfahrplan" (ITF), das erklärte Ziel
der an die Nationalratsspitze gewechselten Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ), rückt näher.
Zumindest auf dem Papier, denn der ITF soll gesetzlich verordnet werden. Zu diesem Zweck sollen das Eisenbahngesetz 1957 novelliert und "österreichweit symmetrisch vertaktete Verkehre
verknüpft" werden.
(EVU) in der Lage ist, einen Österreich-Takt anzubieten: die ÖBB-Personenverkehr AG. Dieser ÖBBTeilkonzern hat für den ITF bereits jede Menge
Vorarbeiten geleistet. Zwecks "Koordination von
Fahrplan, Rollmaterial, Partnern, Bestellern und
Infrastruktur" läuft der ITF "immer bei einem Eisenbahnverkehrsunternehmen zusammen", heißt
es - unter Verweis auf die Schweiz und Niederlande - in der beim Schienengipfel im November vom
ÖBB-Personenverkehr vorgetragenen Präsentation, die dem STANDARD vorliegt.
Der von Bures' Nachfolger Alois Stöger (SPÖ) in
Begutachtung geschickte Gesetzentwurf sieht vor,
dass Personenzüge "auf Haupt- und Nebenbahnen
in festen Zeitintervallen" fahren, um Fahrgästen
"nach Ankunft auf einem Bahnhof das Umsteigen
am selben Bahnhof" in Anschlusszüge "in angemessener Zeit" zu ermöglichen.
Das Problem: Führte die ÖBB-Personenverkehr AG
österreichweit einen ITF nach ihren Vorstellungen
ein, sind die entsprechenden Zugtrassen für andere Anbieter automatisch blockiert. Schließlich
können nicht zwei Züge gleichzeitig auf einem
Gleis fahren. Gefahr von Diskriminierung sieht,
Ursula Zechner, für Bahn und Straße zuständige
Sektionschefin im Verkehrsministerium, nicht:
Zuständig für die Trassenvergabe sei ja die für
Betrieb und Erhaltung des Schienennetzes zuständige ÖBB-Infrastruktur, sagte Zechner zum
STANDARD. Ziel des Gesetzes sei die effiziente
Nutzung des Schienennetzes. Die sei mit einem
integralen Taktfahrplan gegeben. Den "Open Access", also den freien Zugang zur Fahrwegkapazität, dürfe und werde die ÖBB-Infrastruktur keinesfalls ausschließen.
Wie kurz diese Intervalle sein sollen, regelt der
Gesetzentwurf nicht. Auch nicht, wer diese Eisenbahnverkehrsdienste erbringen und wann der
integrierte Taktfahrplan Realität werden soll. Ein
Anhaltspunkt findet sich in den Erläuterungen, wo
auf das "Arbeitsprogramm der Bundesregierung
2013 bis 2018" verwiesen wird, in dem die Einführung in Etappen vereinbart wurde.
Maßanzug für ÖBB-Personenverkehr
Details zum Leistungsangebot gibt der Entwurf
nicht vor. Bezüglich des Leistungserbringers dürfte
der Verkehrsminister wohl welche haben. Denn
die Regelungen scheinen maßgeschneidert für
jenes marktbeherrschende Unternehmen, als
dessen Eigentümervertreter Stöger fungiert und
das als einziges Eisenbahnverkehrsunternehmen
Autonome Fahrplanerstellung
Das stimmt. In der Praxis ist es aber so, dass nicht
der Infrastrukturbetreiber den Fahrplan erstellt,
sondern jedes EVU autonom für sich. Die dafür
3
benötigten Trassen, also die Slots, in denen die
Züge die Gleise befahren dürfen, beantragt das
EVU bei der ÖBB-Infra, die kein EVU diskriminieren darf - außer, und das ist neu, den Anbieter
eines integralen Taktfahrplans. ITF-Anbieter haben laut Paragraf 65 des Gesetzesentwurfs bei
Trassenzuweisung und Netzfahrplanerstellung
explizit Vorrang.
zeigt. Dort gibt auch die marktbeherrschende SBB
den Takt vor, nach dem Privatbahnen wie BLS
oder Rhätische Bahn fahren. Ihre Züge knüpfen
nahtlos an den SBB-Takt an, Fahrgäste steigen
ohne Wartezeit um.
Eingriff in Schienen Control
Abgesehen vom Taktverkehr enthält die Gesetznovelle eine Reihe von Bestimmungen, die unionsund verfassungsrechtlich bedenklich sein könnten.
So etwa könnte der Regulator Schienen Control an
die kurze Leine genommen werden. Denn der
Verkehrsminister holt sich die Erlaubnis, in Entscheidungen der per Gesetz unabhängigen Schienen Control Kommission (SCK) einzugreifen, wenn
"bevorstehende Entscheidungen der SCK geeignet
sind, die Sicherheit des Eisenbahnbetriebs zu gefährden" oder den Wettbewerb am Schienenverkehrsmarkt zu beeinträchtigen. "An Einmischung
ist nicht gedacht", betont Sektionsleiterin Zechner. Wie das Gesetz im Endeffekt aussehen wird,
ist offen. Die Begutachtung läuft bis 6. Mai. In
nationales Recht zu implementieren ist der Recast
der EU-Richtlinie 2012/34/EU bis 16. Juni 2015.
"Hier soll elegant der Wettbewerb ausgeschaltet
werden", warnt Westbahn-Chef Erich Forster auf
STANDARD-Anfrage. Er schlägt einen Ausweg vor:
Mit der Umsetzung eines österreichweiten Taktfahrplans sollte der ÖBB-Teilkonzern ÖBBInfrastruktur AG betraut werden. Sie stellt bereits
jetzt den diskriminierungsfreien Netzzugang und
die dazugehörigen Fahrtrassen für alle EVU zur
Verfügung und hebt auch das Infrastrukturbenützungsentgelt (IBE, vulgo "Schienenmaut") ein. Sie
könnte die gewünschte Verknüpfung von Zubringerverkehren mit dem Hauptnetz sicherstellen
und so eine Ausschaltung des erst 2007 eingeführten Wettbewerbs im Schienenpersonenverkehr
verhindern.
Einem österreichweiten Taktverkehr wäre dies
keinesfalls abträglich, wie das Beispiel Schweiz
Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 29.4.2015
Neues Eisenbahngesetz: Dringender Sanierungsbedarf vor Parlamentsbeschluss
Aktueller Gesetzesentwurf enthält viele offene Baustellen, die einen fairen Wettbewerb erschweren
Im Juni 2015 muss die Umsetzung der RL
2012/34/EU, des Recast zum 1. Eisenbahnpakt in
das Eisenbahngesetz erfolgen. Der Beschluss zur
Novelle des Eisenbahngesetzes steht plötzlich
unter Zeitdruck, obwohl seit 2012 dafür Zeit gewesen wäre. Jetzt soll der Zeitdruck offensichtlich
dazu führen, Wunschänderungen gegen den
Wettbewerb widerspruchslos durchzubringen.
fahrplan auszustatten, die den Wettbewerb behindern statt fördern. Der Integrale Taktfahrplan
an sich ist aus Sicht der WESTbahn sinnvoll, wenn
er kundengerecht und zugleich fair und diskriminierungsfrei gestaltet und gelebt wird. Dafür sollte
es aber eigentlich kein Gesetz brauchen, sondern
nur kundengerechte Ansätze. Ein Takt wäre bereits heute umsetzbar. Aber wenn schon ein Gesetz herhalten soll, dann fundiert und gesichert
diskriminierungsfrei. Die WESTbahn fordert klare
Regelungen im neuen Eisenbahngesetz:
Dabei sollte der Recast eigentlich mehr Rechte für
Neueinsteiger im Wettbewerb bringen anstatt sie
zu blockieren. Der aktuelle Stand der GesetzesGestaltung: Das Verkehrsministerium nutzt den
Recast, um die Novelle zum Eisenbahngesetz mit
vielen Bestimmungen zu einem Integrierten Takt-
- es sollen alle Systemtrassen und Trassenvergaben für einen integrierten Taktfahrplan (ITF) von
einer neutralen Stelle zu organisieren sein
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- es soll nicht ein Unternehmen einen österreichweiten ITF erstellen und damit Vorrang erhalten,
sondern die am Markt befindlichen und neuen
Unternehmen sollen sich mit Trassen in ein System des ITF einfügen; dies gilt insbesonders auch
für
den
Abschluss
von
InfrastrukturRahmenverträgen
- die Zuteilung von Trassen muss diskriminierungsfrei, ohne Altrechte unter Förderung des Wettbewerbs und von Klein- und Mittelunternehmen,
erfolgen
- es sollen die Länder und Bestellorganisationen
und nicht eine einzige Bahn in die Gestaltung des
ITF eingebunden werden
- es ist ein klarer Zeitplan mit Übergangsregeln zu
definieren
unter anderem auch wegen Verstößen gegen den
Recast. Hier nun einzelne Beispiele:
1) Es wird ermöglicht, dass das BMVIT, Entscheidungen der Schienencontrol-Kommission im Wege von Empfehlungen beeinflusst (§ 13 der Novelle). Damit wird die Unabhängigkeit der SCK aufgehoben und es stellt sich die Frage, inwieweit die
Vorgaben der europarechtlichen Vorschriften
hinsichtlich der Unabhängigkeit der Regulierungsstelle eingehalten werden.
2) Die getrennte Rechnungsführung zwischen
Eisenbahnverkehr- und Infrastrukturunternehmen
in integrierten Unternehmen soll künftig nur noch
für die Verwendung öffentlicher Mittel gelten (§
55 Abs 2 und 4 der Novelle). Damit wird ein Rückschritt gegenüber der aktuell gültigen Bestimmung des EisbG gemacht. Diese sieht nämlich vor,
dass diese getrennte Rechnungsführung für sämtliche Mittel gilt. Somit soll künftig eine Möglichkeit geschaffen werden, Mittel zwischen Absatz
und Infrastrukturbereich verschieben zu können.
Und diese Vorgaben der nichtdiskriminierenden
Umsetzung sind explizit im Gesetz festzuhalten.
Das Modell in Bayern ist neben dem Schweizer
Taktmodell eine ideale Kopiervorlage für das Verkehrsministerium. So beweist die BEG (Bayrische
Eisenbahngesellschaft) Planungskompetenz, indem Ausschreibungen mit der Vorgabe der Taktintegration und ganz exakt definierter Fahrplantrassen erfolgen.
3) Der Ausschluss des Zuganges von grenzüberschreitenden Personenverkehren wird in der Novelle in § 57 Abs 2 weiter gefasst als in der RL
2012/34/EU vorgesehen. Laut Richtlinie dürfen
nur solche grenzüberschreitenden Verkehre eingeschränkt werden, die das wirtschaftliche
Gleichgewicht von gemeinwirtschaftlichen Verkehren beeinträchtigen. Die Novelle sieht jedoch
vor, dass auch jene Verkehre, deren Trassen mit
jenen von gemeinwirtschaftlichen Verkehren kollidieren, ausgeschlossen werden können. Damit
wird der Zugang für grenzüberschreitende Verkehre weiter beschränkt als erlaubt.
In Österreich wäre unter spezieller Kontrolle des
Regulators die ÖBB Infrastruktur AG zur Sicherung
der diskriminierungsfreien Umsetzung bei der
Trassenzuteilung denkbar. Noch besser wäre mittelfristig eine völlig unabhängige Stelle.
"Das Eisenbahngesetz muss spätestens im Verkehrsausschuss revidiert werden, um nicht zur
Wettbewerbsbarriere zu werden, sondern Kundennutzen stiften zu können. Erfolgt das nicht,
wird das Gesetz später zwangsläufig aufgehoben
werden. Eigentlich müssen die massiven Verstöße
gegen europa- und verfassungsrechtliche Grundsätze bereits bei der verfassungsrechtlichen Prüfung durch das Bundeskanzleramt zu einem Stop
desselben führen", erklärt Erich Forster, CEO der
WESTbahn Management GmbH. Aufgrund der
Verstöße gegen Unionsrecht und der Diskriminierungswirkung in der aktuellen Fassung des Gesetzesentwurfes hat die WESTbahn bereits im April
2015 eine Beschwerde durch die Rechtsanwaltskanzlei GIDE bei der EU Kommission eingebracht,
Die WESTbahn hofft, dass im Parlament und Verkehrsausschuss noch wesentliche Gesetzesanpassungen erfolgen. Die WESTbahn hat Stellungnahmen zur Sanierung des Gesetzesentwurfes mit
Detail-Neuformulierungen an die Wirtschaftskammer Österreich und an das Parlament gerichtet und hofft nun auf eine Lösung im Sinne der
Kunden, der Wirtschaft und des Öffentlichen Verkehrs mit Wettbewerbsmöglichkeit.
Presseaussendung Westbahn, 29.4.2015
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VERKEHRSSICHERHEIT
Crash-Test: E-Bikes auf dem Autodach als unterschätzte Gefahr
200.000 Elektro-Fahrräder in Österreich – Tendenz steigend Mehr Sicherheit: Fahrradträger
auf der Anhängerkupplung Allianz empfiehlt Überprüfung der Befestigungselemente
Das Allianz Zentrum für Technik (AZT) hat umfangreiche Crash-Tests mit Pedelecs durchgeführt: Wie
die Ergebnisse zeigen, treten beim E-BikeTransport mit dem Auto zusätzliche Gefahren auf,
da diese im Vergleich zu herkömmlichen Fahrrädern ein deutlich höheres Eigengewicht aufweisen. "Wer Elektro-Fahrräder falsch befestigt, riskiert nicht nur Schäden am eigenen Pkw, sondern
gefährdet dabei auch andere Verkehrsteilnehmer", erklärt Kurt Benesch, Leiter des Allianz Kundenservices.
geeignet, da Elektro-Fahrräder aufgrund des
elektrischen Antriebs, des Akkus und des verstärkten Rahmens meist mehr als 20 Kilogramm wiegen. Die Allianz empfiehlt daher, sich vor dem
Transport von Elektro-Fahrrädern zu vergewissern, dass die Halter für das Gewicht des Pedelecs
ausgelegt sind. Außerdem sollte man während der
Fahrt immer wieder Pausen machen und kontrollieren, ob noch alle Befestigungselemente intakt
sind.
Test 1: Pedelecs auf der Anhängerkupplung
Pedelec Transport: Fahrradträger auf der Anhängerkupplung
Für die Untersuchungen wurden drei Pedelecs zu
je 26,8 kg (inkl. Akkus) mit einem Fahrradträger
auf der Anhängerkupplung befestigt, der für maximal drei Fahrräder mit je 15 kg, also einem maximalen Gesamtgewicht von 45 kg zugelassen war.
Insgesamt war die Halterung damit um 35,4 kg
überladen. Bei einem simulierten Ausweichmanöver mit 50 km/h wurde das Auto durch das Verdrehen des Fahrradhalters auf dem Kugelkopf
vom innersten Pedelec eingedellt und die Rückleuchte beschädigt. Beim Überfahren von Bodenwellen, Schlaglöchern und auf Feldwegen brach
am Fahrradträger der Befestigungsarm für das
äußerste Pedelec und die Räder wurden nur noch
durch Befestigungsbänder auf dem Träger gehalten. Nach den Tests konnte die Fahrt jeweils aus
Sicherheitsgründen nicht fortgesetzt werden. Es
bestand die Gefahr, dass sich entweder ein Pedelec oder der gesamte Träger vom Auto löst.
Im Straßenverkehr spielen Pedelecs - Fahrräder
mit einem Elektromotor als Unterstützung - auch
hierzulande eine immer bedeutendere Rolle. Aktuell sind laut Zahlen des VCÖ in Österreich mehr
als 200.000 Pedelecs unterwegs, das sind in etwa
doppelt so viele wie 2012. Bereits jedes achte
neugekaufte Fahrrad war im vergangenen Jahr ein
Elektro-Fahrrad. Im Rahmen einer aktuellen Untersuchung legten die Experten der Allianz Sicherheitsforschung einen Schwerpunkt auf die Frage,
welche Risiken beim Transport von Pedelecs auftreten: "Die Versuche haben gezeigt, dass Fahrradträger, die auf der Anhängerkupplung montiert
werden, deutlich besser für den Transport von
Pedelecs geeignet sind als Dachträger. Bei Unfällen besteht das Risiko, dass die Räder vom Dachträger katapultiert werden und unkontrolliert
umher fliegen", sagt Melanie Kreutner, Versuchsingenieurin im Allianz Zentrum für Technik.
"Entscheidend ist in jedem Fall nicht nur die Gesamtlast des Trägers, sondern auch die der jeweiligen Schiene. Wird der einzelne Halter überlastet,
bricht er und kann das Pedelec nicht mehr in der
Position halten." Viele marktübliche Fahrradträger
sind für den Transport von Pedelecs nur bedingt
Test 2: Pedelecs auf dem Dachträger
Für den Transport von Elektro-Fahrrädern auf
dem Dachträger wurden zwei Räder ohne Akkus
mit je 24,5 kg auf zwei Haltern von unterschiedlicher Stabilität befestigt. Der robustere Fahrradhalter ist auf ein Fahrrad mit maximal 20 kg aus6
gelegt, während der andere eine maximale Traglast von 15 kg aufweist. Ein Frontalcrash mit circa
50 km/h zeigte, dass der schwächer ausgelegte
Fahrradhalter das Pedelec nicht halten konnte.
Die Befestigungselemente brachen, und das Rad
wurde nach vorne vom Dach geschleudert. Zwar
konnte der robustere Halter das Pedelec festhal-
ten, jedoch löste er sich unter der Last des Grundträgers mit dem Rad vom Dach. Im Straßenverkehr wären die Folgen höchstwahrscheinlich verheerend gewesen und beträchtliche Schäden am
eigenen aber auch an Drittfahrzeugen die Folge.
Presseaussendung Allianz, 28.4.2015
"In Zukunft dürfen Unfälle erst gar nicht passieren.”
Durch den breitflächigen Einsatz von intelligenten
Sicherheitssystemen, die im Gefahrenfall die Kontrolle übernehmen, und die Vernetzung von Fahrzeugen, Fahrern und Infrastruktur sollen Unfälle in
Zukunft gänzlich verhindert werden. Doch der
Plan gelingt nur, wenn Automobilhersteller, Infrastrukturbetreiber und Politiker an einem Strang
ziehen.
AG, auf den Punkt. Um dies zu erreichen, müssten
zuerst allerdings die "kritischen Fahrsituationen
vermieden werden" - und dafür müsse man vor allem die Fahrer unterstützen. "Auch wenn es die
Lenker nicht gern hören, in 93,5 Prozent ist der
Unfall auf ein Fehlverhalten des Fahrers zurückzuführen."
Fahrfehler ausmerzen
Die schlechte Nachricht: Weltweit verlieren pro
Jahr rund 1,23 Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben. Die noch schlechtere Nachricht: Aufgrund der rasant steigenden Weltbevölkerung wird sich die Zahl bis zum Jahr 2030 verdoppeln.
Ein Schlüsselelement zur Entlastung der Autofahrer und damit zur Reduktion der Verkehrsunfälle
sieht Seibert deshalb in so genannten integrierten
Fahrzeugsicherheitssystemen, die eine Kombination von passiven und aktiven Sicherheitssystemen darstellen. Diese intelligenten Systeme überwachen permanent das Fahrzeug, den
Fahrer und die Fahrbahn, analysieren ständig das
Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer und
greifen im Gefahrenfall präventiv ein. Wenn ein
Fahrzeug in einem kritischen Moment die Kontrolle übernimmt, geschieht dies laut Seibert sehr
häufig durch gezieltes Abbremsen: "Die Reduktion
der Geschwindigkeit ist die wirksamste Art, die
Schwere der Unfälle zu reduzieren." Kritiker, die
den Fahrer dadurch in die Rolle eines willenlosen
Passagiers gedrängt sehen, nimmt Seibert etwas
Wind aus den Segeln: "Wir wollen den Fahrer
nicht überflüssig machen, sondern ihm die Systeme als Hilfe zur Seite stellen." Die Entscheidung,
wann und in welchem Ausmaß in das Verkehrsgeschehen eingegriffen werden soll, sei allerdings
ein Balanceakt. Generell sei es wichtig, dass "die
Systeme so einfach wie möglich zu bedienen sind"
und den "Fahrer nicht durch permanente Warnungen zu nerven beginnen".
Europa steht in puncto Verkehrssicherheit mit
etwas mehr als 30.000 Verkehrstoten im Vergleich
mit Asien oder Afrika sehr gut da. Auch, weil die
Anzahl der Verkehrsunfälle mit Todesfolge zwischen 2001 und 2010 um mehr als die Hälfte reduziert werden konnte. Hinter diesem positiven
Trend verbergen sich allerdings Zahlen mit Schrecken - denn die schweren Unfälle konnten nicht
im gleichen Maße reduziert werden: So verunfallten im Jahr 2011 etwa 120.000 Personen so
schwerwiegend, dass sie seither mit körperlichen
Behinderungen leben müssen. Darüber hinaus
hatten mehr als 240.000 Personen Glück im Unglück: Sie verletzten sich schwer, trugen aber keine bleibenden Schäden davon.
Verkehrsunfälle gänzlich vermeiden
Diese Zahlen geben die Marschrichtung vor: "In
Zukunft dürfen Unfälle erst gar nicht passieren",
bringt es Dr. Dominic Seibert, Head of Development Vulnerable Road User Safety bei der Audi
Zusammenarbeit mit allen Beteiligten
7
Auch Volvo glaubt an die "Null Unfälle"-Vision und
forscht deshalb wie Audi an sensorgesteuerten
Sicherheitssystemen, die Unfalle gänzlich verhindern sollen. Während sich Audi derzeit insbesondere auf die Entwicklung von FahrzeugSicherheitssystemen konzentriert und an der Serienreife von autonom fahrenden Autos feilt, sieht
Dr. Mats Deleryd, Senior Vice President für Qualität, Sicherheit und Umwelt bei der Volvo Group,
vor allem in der Vernetzung von Fahrzeugen untereinander und mit der Straßeninfrastruktur großes Potenzial zur Unfallvermeidung. "Mit Car2Carund Car2Infrastructure-Kommunikation haben wir
eine große Chance, die Häufigkeit und Schwere
der Unfälle zu reduzieren, doch ohne Zusammenarbeit mit den Infrastrukturbetreibern und
der Politik werden wir sie nicht nützen können",
sagt Deleryd und verweist im gleichen Atemzug
auf erste Erfolge: "Dass ab November 2015 alle
Lkw zwingend mit modernen Sicherheitssystemen
wie einem Spurhalteassistent, einer automatischen Notbremsfunktion oder einer elektronischen Stabilitätskontrolle ausgerüstet sein müssen, ist bereits ein großer Schritt in die richtige
Richtung."
Oliver Schmerold, Verbandsdirektor des österreichischen Mobilitätsclubs ÖAMTC, warnt jedoch
davor, dass im Zuge der fortschreitenden „Vernetzung von Fahrzeugen und Infrastruktur auf die
Menschen hinterm Steuer vergessen wird". Wie
eine breitangelegte Umfrage des Clubs ergeben
habe, "wissen die Autofahrer nämlich gar nicht
genau, was in Zukunft konkret auf sie zukommen
wird". Man müsse sie deshalb auf diesen technologischen Wandel vorbereiten, auch wenn die
Fahrzeuglenker prinzipiell bereit seien, sich auf
diese Systeme einzulassen. Schmerold: "Schon
heute wünschen sich acht von zehn Autofahrern,
dass ihr Auto mit einem automatischen LichtAssistenten beziehungsweise einer Notbremsfunktion ausgerüstet ist." Darüber hinaus habe die
Umfrage ergeben, dass sich "knapp 60 Prozent der
Autolenker vorstellen können, ein autonom fahrendes Auto zu benutzen" und dass ,,62 Prozent
ihre persönlichen Fahrzeugdaten zur Verfügung
stellen würden, wenn damit der Verkehrsfluss
erhöht werden könnte". All die anstehenden Veränderungen werden laut Schmerold aber nicht die
Grundbedürfnisse der Verkehrsteilnehmer verändern, da die "individuelle Mobilität auch in Zukunft schnell, sicher, leistbar und komfortabel sein
muss, um für die Menschen attraktiv zu sein".
Vision "Null-Unfälle"
Volvo arbeitet aber schon heute an der nächsten
Generation von sensorgestützten Sicherheitssystemen für Lkw, die insbesondere kritische Situationen im städtischen Zustellverkehr auflösen
sollen. Deleryd: "Weil immer mehr Menschen in
die Städte ziehen, steigert sich auch das Bedürfnis
nach Transport und Mobilität. Und dies führt
zwangsläufig zu einem höheren Verkehrsaufkommen und zu mehr gefährlichen Situationen."
Wie Audi will Volvo deshalb die Fahrer mit Sicherheitssystemen unterstützen, die sprichwörtlich ein
wachsames Auge auf die anderen Verkehrsteilnehmer werfen: Übersieht der Lenker beim Abbiegen etwa einen Fahrradfahrer, dann würde der
Lkw selbstständig eine Notbremsung durchführen
und so eine Kollision verhindern.
Proaktiver Ansatz
Auf den Wandel vorbereiten
ASECAP Tagungsband, April 2015
Einig sind sich Seibert, Deleryd und Schmerold
übrigens in noch einem Punkt: Um die Unfallzahlen tatsächlich zu verringern, braucht es einen
proaktiven Ansatz, bei dem Politiker, Automobilhersteller, Mobilitätsclubs und Straßenbetreiber
gemeinsam an einem Strang ziehen. Nur so könne
erreicht werden, dass die von der Fahrzeugindustrie entwickelten Sicherheitssysteme "so funktional
wie möglich arbeiten können". Dafür seien harmonisierte Gesetzgebungen und einheitliche
technische Regulative von "größter Wichtigkeit".
Nur so könne die notwendige Basis geschaffen
werden, um "wertvolles Leben auf den Straßen zu
schützen".
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STRASSE
Keine Wahl, große Qual
Die geplante Anhebung des Sachbezugs für Autos mit einem CO 2-Ausstoß von über
120 g/km sorgt für Aufregung. Besonders hart trifft es jene, die sich ihr Firmenauto nicht aussuchen können und Fahrzeuge über dem Grenzwert fahren müssen. Womit sich die angekündigte Steuererleichterung für diese Gruppe freilich in Schall und Rauch auflöst.
Lang zitterten vor allem die Firmenautofahrer vor
der geplanten Steuerreform: Nun liegt der Vorschlag auf dem Tisch und es ist davon auszugehen,
dass dieser auch umgesetzt wird. Was im Verhandlungspapier steht, dürfte mittlerweile jedem
bekannt sein. Der Vollständigkeit halber noch
einmal die Details: Ab 1. Jänner 2016 sollen all
jene rund 300.000 Arbeitnehmer, die ihren Firmenwagen auch privat nutzen können, verstärkt
zur Kasse gebeten werden. Allerdings nur, wenn
das Fahrzeug mehr als 120 g/km ausstößt. Der
monatliche Sachbezug wird dann von 1,5 auf 2,0
Prozent angehoben, was einer Erhöhung von satten 33 Prozent entspricht. Für jene, deren Firmenauto unter diesem Grenzwert bleibt, ändert
sich aktuell nichts. Elektroautos werden indes
attraktiver, für sie fällt gar kein Sachbezug an.
Das Angebot an Fahrzeugen bis 120 g/km ist groß
Die grundsätzliche Idee zur Ökologisierung des
Fuhrparks mag ja keine schlechte sein, allerdings
sind es wie so oft verschiedene Details, die manchen Mitarbeiter auf die Barrikaden bringen. So ist
nach aktuellem Stand keine Übergangsfrist geplant, sprich, die Vorgaben gelten für alle im Bestand befindlichen Fahrzeuge. Wurde kurz vor
Bekanntgabe der neuen Regelung ein neues Fahrzeug angeschafft, so zahlt man die nächsten Jahre
dafür brav ein. Jene Arbeitnehmer, die ein Mitspracherecht beim Firmenauto haben, wissen
künftig vor dem Kauf, worauf sie sich einlassen.
Zur Beruhigung: Viele Modelle schaffen die 120
g/km spielend. Wir haben für Sie in der Tabelle
rechts die Modelle mit der höchsten Leistung herausgesucht, die weiter in die 1,5-ProzentRegelung fallen. Dass selbst Autos für die Chefund Vorstandsetage wie etwa der Audi A6 Avant
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oder die Mercedes S-Klasse mit Plug-in-Hybrid
profitieren, wird den Zorn des zwangsbeglückten
Außendienstlers freilich noch weiter anfachen.
Keine Chance
Segmenten
in
beliebten
Neues Ungemach droht
Und selbst wenn an den Grenzwerten nicht gerüttelt wird, droht Ungemach. Ein neuer, praxisnäherer Verbrauchszyklus ist im Anmarsch und könnte
dafür sorgen, dass die derzeit unter Laborbedingungen ermittelten Verbrauchswerte und somit
auch der CO2-Ausstoß ansteigen. Was mehr
Transparenz für die Autokäufer bringt, dürfte auch
den Finanzminister freuen. Denn dass dann die
CO2-Grenzen mit dem Verbrauch nach oben korrigiert werden, ist mehr als unwahrscheinlich ...
Firmenauto-
Denn besonders hart trifft es jene, die das Auto
von der Firma vorgeschrieben bekommen. Im
beliebten Segment der vorsteuerabzugsfähigen
Vans (VW Sharan, Ford Galaxy und Co) gibt es
aktuell kein Fahrzeug, das die 120-Gramm-Hürde
schafft. Wobei die Vorsteuerabzugsfahigkeit generell ohnedies nur mehr auf wackeligen Beinen
steht und durchaus ganz fallen könnte. Auch stellt
sich die Frage, wie lang die 120-Gramm Regelung
Gültigkeit hat. Wer sagt, dass die Regierung nicht
auf die Idee kommt, diese sukzessive weiter zu
senken? Denn auch wenn man sich aktuell mit
einem Fahrzeug von zum Beispiel 115 Gramm in
Sicherheit wiegt, was wenn diese Grenze in zwei
Jahren bei 110 Gramm angesetzt wird? Bei einer
durchschnittlichen Behaltedauer von vier Jahren
gäbe es abermals keine Chance, hier gegenzusteuern.
Unterm Strich bleibt nur, zum Kauf ausgewiesener
Spritspar-Modelle zu raten, auch wenn diese in
der Anschaffung mitunter etwas teurer sind. Zum
einen tut man damit seinen Mitarbeitern etwas
Gutes und zum anderen geht die Rechnung spätestens dann auf, wenn der Wiederverkaufswert
nach vier Jahren höher liegt als beim normalen
Modell.
FLOTTE & Wirtschaft, 5/2015
ASFINAG: Erstes Quartal 2015 wieder mit Verkehrszuwachs auf Autobahnen
1,1 Prozent plus im Österreich-Durchschnitt; höchste Zunahme Arlberg- und Pyhrn-Korridor
Ein zum Teil deutliches Plus weist die Verkehrsbilanz der ASFINAG für das erste Quartal 2015 im
Vergleich zu 2014 auf allen wichtigen Korridoren
in Österreich auf. Nach Auswertung aller Zählstellen gab es im Durchschnitt in den ersten drei Monaten österreichweit eine Zunahme des Verkehrs
um 1,1 Prozent. Pkw und Leichtverkehr (Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen) sorgten dabei für ein Plus von
einem Prozent. Beim Schwerverkehr, also bei
Fahrzeugen über 3,5 Tonnen, betrug die Zunahme
1,3 Prozent.
stimmten Region, zugenommen hat. Schon die
Verkehrsbilanz 2014 wies einen entsprechenden
Anstieg in Österreich generell aus. Die Fahrleistung von Bussen und Lkw stieg 2014 um 2,8 Prozent auf 3,27 Milliarden Kilometer, jene von Pkw
um 4,7 Prozent auf 25,7 Milliarden. Gesamt ergab
das ein Plus von 4,5 Prozent auf fast 29 Milliarden
Kilometer im Vergleich zu 2013.
Das erste Quartal 2015 unterstreicht damit diesen
Trend, der als starkes Signal der sich erholenden
Wirtschaft in Europa interpretiert werden kann.
Vor allem die Korridore im Westen und Norden
sowie die Pyhrn Autobahn zeigen deutliche Zunahmen bei Individual- und Schwerverkehr. Ein
geringeres Plus als im Österreich-Schnitt war auf
der Süd Autobahn (+0,9 Prozent), im Raum Wien
Plus auf allen wesentlichen Korridoren
Die Detailauswertung nach Korridoren zeigt dabei
deutlich, dass der Verkehr überall in Österreich,
und nicht nur etwa überproportional in einer be10

(+ 0,6) und auf der A 10 Tauern Autobahn (+ 0.5)
zu verzeichnen.

"Diese Zahlen zeigen eindeutig, dass sehr gut ausgebaute Autobahnen und Schnellstraßen unverzichtbar sind - sowohl für das individuelle Mobilitätsbedürfnis als auch für den Waren- und Güterverkehr.", sagen die ASFINAG-Vorstände Alois
Schedl und Klaus Schierhackl.

Die Pyhrn Autobahn ist damit neuerlich der Autobahnabschnitt mit dem stärksten Verkehrszuwachs in Österreich. Auffallend ist aber auch das
Plus beim Schwerverkehr in Tirol und Vorarlberg
mit 2,4 beziehungsweise 2,2 Prozent mehr LkwVerkehr.
Die Verkehrszuwächse in Prozent nach Korridoren/Großräumen (Verkehr an Werktagen):


Großraum Wien: gesamt + 0,6 Prozent, Lkw +
1,4
Korridor Süd mit A 2, S 6, S 35 und S 36: gesamt + 0,9; Lkw + 1,3
Korridor 4 mit A 9 Pyhrn Autobahn: gesamt +
2,9; Lkw + 1,4
Korridor Arlberg mit A 14, S 16 und A 12: gesamt + 2,1, Lkw + 2,2
Korridor Donau mit A 1, A 7, A 8, A 25 und S
33: gesamt + 1,5; Lkw + 1,2
Presseaussendung ASFINAG, 28.4.2015
Autohersteller setzten Nokia unter Druck
Das Bietertrio für den Kartendienst Here von Nokia – BMW, Daimler und Audi – haben laut
Informationen der FAZ vereinbart, keine Geschäfte mehr mit Nokia zu machen, sollte der Kartendienst nicht an das Trio gehen.
Die eigentlich konkurrierenden OberklasseAutobauer BMW, Audi und Daimler haben gemeinsam für den Karten- und Navigationsdienst
"Here" von Nokia geboten. Nokia bevorzugt allerdings andere Käufer, da der Konzern weit mehr
für „Here“ haben möchte, als die Autobauer bieten. Mehr als drei Milliarden Euro sollten mit dem
Verkauf erzielt werden, wie Bloomberg berichtete, das Trio hat zwei Miliarden geboten. Deshalb
versucht Nokia, das Interesse an seiner Kartensparte bei Apple, Amazon und dem chinesischen
Internet-Riesen Alibaba zu wecken.
jemand anderes den Kartendienst kaufen dürfen.
„Wenn wir den Zuschlag nicht erhalten, beenden
wir die Geschäftsbeziehung. Es ergibt für uns keinen Sinn, einen Konkurrenten zu stärken“, heißt
es von den deutschen Herstellern.
Autonomes Fahren ist der Schlüsseltrend der Zukunft, und um Autos ganz oder teilweise allein
fahren zu lassen, sind genaue Daten des Umfelds
und der Topographie unerlässlich – deshalb will
das Bietertrio auch „Here“ kaufen. Top-Manager
von Daimler und BMW hatten zuletzt dafür geworben, dass die gesamte Fahrzeugbranche beim
automatisierten Fahren enger zusammenarbeiten
solle - allerdings nur bei nicht sichtbaren Komponenten oder Techniken.
Doch das will das Bietertrio BMW, Daimler und
Audi, nicht hinnehmen, wie die Frankfurter Allgemeinde Zeitung online berichtet. Die Bietergemeinschaft habe deshalb vereinbart, mit NokiaHere keinerlei Geschäfte mehr zu machen, sollte
Industriemagazin online, 27.4.2015
11
80 Jahre Großglocknerstraße
Am 1. Mai wird die Großglockner-Hochalpenstraße in diesem Jahr wieder für den Verkehr
freigegeben. Die Schneeräumung dauerte heuer zwei Wochen lang. In diesem Jahr feiert die
Straße ihr 80-Jahr-Jubliäum mit Ausstellungen und Veranstaltungen.
Die Einsatzkräfte hatten heuer weniger Schnee
wegzuräumen als im Vorjahr. Denn in diesem
Winter fiel etwa die Hälfte weniger Schnee als im
vergangenen Jahr. „Der starke Wind führte aber
zu vielen Verwehungen, und noch am Osterwochenende kam eine große Menge Neuschnee dazu“, sagte Peter Embacher von der Großglockner
Hochalpenstraßen AG. Deshalb wurde auch eine
Woche später mit den Räumarbeiten begonnen.
Die Arbeiten seien aber planmäßig fertiggestellt
worden. Insgesamt wurden in den letzten 16 Tagen 600.000 Kubikmeter Schnee mit alten Rotationspflügen weggeräumt. Wie jedes Jahr müssen
besondere Vorarbeiten geleistet werden. So müssen etwa Lawinen gesprengt werden, damit die
Arbeiter sicher die Straße räumen können. Die
Schneewände entlang der Straße zwischen Fuscher Törl und Hochtor sind zu Beginn der Saison
fünf bis acht Meter hoch, wurde versprochen.
80 Jahre Glocknerstraße
Die Saison ist geprägt vom 80-Jahr-Jubiläum der
Straße. Aus diesem Anlass findet Anfang August
eine Oldtimersternfahrt mit Segnung auf der Kaiser-Franz-Josef-Höhe statt. Ende September findet
der „7. Internationale Großglockner Grand Prix“
statt. Das Besondere daran: Im Ort Fusch soll es
ein Fahrerlager wie vor 80 Jahren geben.
Anziehungspunkt bleibt die Kunstausstellung „Alpenliebe“ mit dem begehbaren Biwak auf der
Kaiser-Franz-Josef-Höhe, die schon seit 2014 gezeigt wird. Das Biwak wird erst nach der Expo in
Mailand im Juli wieder auf dem Glockner stehen.
Auch die höchste Automobilausstellung der Welt
soll wieder interessierte Besucher anlocken.
tirol.orf.at, 29.4.2015
Fahrbahnsanierung der Landesstraße B 17 bei Oeynhausen
Land Niederösterreich investiert rund 700.000 Euro
Von der Anschlussstelle A 2 Südautobahn Traiskirchen bis rund 50 Meter vor der Kreuzung der B 17
mit der L 157 wird die Fahrbahn der Landesstraße
B 17 auf einer Gesamtlänge von rund 900 Metern
abgefräst, die bituminöse Tragschicht erneuert
und ein neuer Straßenbelag aufgebracht. Die Landesstraße B 17 ist in diesem Bereich mit einem
durchschnittlichen Verkehrsaufkommen von rund
15.000 Fahrzeugen am Tag frequentiert. Die Sanierung der Landesstraße B 17 ist erforderlich, da
die Fahrbahn auf Grund der aufgetretenen Unebenheiten und Spurrinnen nicht mehr dem heutigen Verkehrsstandard entspricht.
bzw. in den Nachtstunden durchgeführt. Vom 8.
bis 10. Mai erfolgt die Sanierung der Richtungsfahrbahn Wiener Neustadt. Das Abfräsen der
Fahrbahn wird in der Nacht von Freitag, 8., auf
Samstag, 9. Mai, ausgeführt. Die Tragschicht und
die Fahrbahndecke werden am 9. und 10. Mai
eingebaut. Die Abfahrtsrampe der A 2 Südautobahn von Graz kommend sowie die Auffahrtsrampe Richtung Wien von Norden der B 17 kommend
müssen für die Dauer der Arbeiten gesperrt werden. Der Verkehr wird über die restlichen zwei
Fahrspuren geführt.
Vom 18. bis 21. Mai erfolgt dann die Sanierung
der B 17 in der Richtungsfahrbahn Wien. Wie in
der ersten Phase umfassen die Arbeiten das Abfräsen der Fahrbahn sowie den Einbau der Trag-
Um die Verkehrsbehinderungen möglichst gering
zu halten werden die Arbeiten von der Firma ABO
aus Oeynhausen in zwei Phasen am Wochenende
12
und Deckschicht. Für die Dauer dieser Arbeiten
wird die Auffahrtsrampe Richtung Wien von Süden der B 17 kommend gesperrt. Der Verkehr
wird über die restlichen zwei Fahrspuren geführt.
Die Gesamtbaukosten von rund 700.000 Euro
werden zur Gänze vom Land Niederösterreich
getragen.
Presseaussendung Amt der NÖ LR, 29.4.2015
Faltbares Auto für die Mobilität der Zukunft
Der neu gegründete Forschungsbereich an der TU Graz beschäftigt sich mit innovativen Fahrzeugentwicklungen.
Leiser, umweltfreundlicher und faltbar: Am Institut für Fahrzeugtechnik der TU Graz wird am Auto
der Zukunft geforscht. Wie, erzählt Mario Hirz,
Leiter des Forschungsbereichs für Automotive
Mechatronik am Institut für Fahrzeugtechnik: „Als
übergreifender Fachbereich vereinigt die Mechatronik die thematischen Schwerpunkte Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. In der
Fahrzeugtechnik stellen mechatronische Komponenten Schlüsselfunktionen in verschiedenen
Anwendungsbereichen dar – z. B. in konventionellen, hybriden und elektrischen Antriebssträngen,
bei Fahrdynamikregelungen und bei Anwendungen in der aktiven Fahrzeugsicherheit sowie in
Komfortfunktionen.“
wurf und die prototypische Umsetzung neuer
Fahrzeugkonzepte und die Integration innovativer
Technologien und Antriebskonfigurationen im
Mittelpunkt. „Eine durchgehende Gesamtfahrzeugentwicklung ermöglicht die umfassende Bewertung konventioneller und neuer Fahrzeugarchitekturen unter Berücksichtigung verschiedener technologischer, juristischer und gesellschaftsrelevanter Aspekte“, erzählt Hirz. Neben der Implementierung neuer Technologien für Antriebssysteme
und Energiespeicher sowie neuartiger Werkstoffe,
werden die Fahrzeugkonzepte ganzheitlich nach
ihren Auswirkungen auf die Life-Cycle-Bilanzen
analysiert und bewertet.
Neue Fahrzeugkonzepte
Aus Theorie wird Praxis
Aus diesen Überlegungen heraus wurde beispielsweise ein neues Fahrzeugkonzept entwickelt, welches sich speziell für den Betrieb in städtischen Bereichen eignet. Mario Hirz: „Es handelt
sich hierbei um ein dreirädriges, elektrisch angetriebenes Automobil mit Platz für drei Personen
und Gepäck. Als eine Besonderheit kann sich das
Fahrzeug selbstständig zusammenklappen, um
den Parkplatzbedarf zu reduzieren. Der gesamte
elektrische Antrieb inkl. Batterie ist in einer Art
Hinterradschwinge positioniert, was einerseits die
Raumökonomie des Fahrzeugs erhöht und sich
gleichzeitig vorteilhaft auf einen niedrigen Fahrzeugschwerpunkt auswirkt“. Im Gegensatz zu
bisherigen faltbaren Fahrzeugen kommt das neue
Konzept ohne zusätzlichen Antrieb für den Faltmechanismus aus – den Antrieb dafür übernimmt
der an der Hinterachse platzierte Hauptmotor. Auf
diese Weise können das Gewicht und die Kosten
Auch die Eingliederung des Forschungsbereichs in
die Lehre spiegelt das multidisziplinäre Aufgabengebiet der Mechatronik wider. Das Lehrangebot
ist für Studien in den Bereichen des Maschinenbaus, der Elektrotechnik und Elektronik sowie der
Informationsverarbeitung konzipiert und beinhaltet eine Einführung in die Automotive Mechatronik, Fahrzeugtechnik-Grundlagen für Elektrotechnik und Telematik, innovative Fahrzeugantriebe
sowie Vorlesungen und Übungen zur computergestützten Entwicklung von mechatronischen Komponenten und Systemen.
Prototypen entwickeln
Ein weiterer Schwerpunkt des Forschungsbereichs
beschäftigt sich mit Technologien für die individuelle Mobilität der Zukunft. Dabei stehen der Ent13
niedrig gehalten werden. Nach mehrjähriger Konstruktions- und Simulationsarbeit am Computer
wird zurzeit ein fahrfertiges, verkleinertes Fahrzeugmodell hergestellt, um die Eigenschaften des
Fahrzeugs weiter untersuchen und optimieren zu
können.
KURIER, 29.4.2015
SCHIENE
Pilotprojekt: Zug fährt mit Solarstrom
Die ÖBB haben in Wilfleinsdorf (Bezirk Bruck an der Leitha) das weltweit erste Bahnsolarkraftwerk in Betrieb genommen. Eine Photovoltaikanlage wandelt Sonnenenergie direkt in
Zugkraft um und speist diese in die Oberleitung der Ostbahn ein.
Für das Pilotprojekt wurden 7.000 Quadratmeter
Solarpanele errichtet, mit denen jährlich etwa
1.100 Megawattstunden Strom erzeugt werden
sollen. Diese Menge entspricht wiederum dem
Bedarf von 200 Zügen für eine Strecke von Wien
nach Salzburg.
lage direkt neben der Ostbahn befindet. „Wir
können den Strom direkt vor Ort herstellen, wo er
benötigt wird. Es gibt keine Verluste, um den
Strom beispielsweise von den Alpen hierher in
den Osten zu transportieren.“
Projekt noch in Testphase
Neues Verbindungselement entwickelt
Die Entwicklung des Solarkraftwerks in Wilfleinsdorf hat 1,5 Millionen Euro gekostet. Die ÖBB sind
nach eigenen Angaben das erste Bahnunternehmen weltweit, das Sonnenenergie direkt in
Bahnstrom umwandeln und in die Oberleitung
einspeisen kann. Derzeit befindet sich das Projekt
in der Testphase. Wenn die Anlage effizient ist,
sollen bis zu 20 weitere in ganz Österreich entstehen. Zudem könnte sie als Vorbild für Bahngesellschaften in Deutschland oder der Schweiz dienen.
Die ÖBB hat es nach eigenen Angaben als erste
Bahngesellschaft geschafft, eine derartige Anlage
herzustellen. „Neu entwickelt wurde der Wechselrichter, ein Verbindungselement zwischen dem
Solarpanel und der Oberleitung“, sagt Johann
Pluy, Leiter des Geschäftsbereichs Bahnsysteme
bei den ÖBB. „In diesem Wechselrichter wird der
spezielle Bahnstrom hergestellt, den wir als Treibstoff für die Züge brauchen und den es bisher
nicht gab.“ Die Energiegewinnung ist laut Pluy
besonders effizient, weil sich die Photovoltaikan-
noe.orf.at, 27.4.2015
stern: Anhörung zu Stuttgart 21 in Berlin wegen vieler offener Fragen
Der ehemalige Bahndirektor und Spezialist für
Hochgeschwindigkeitsverkehr Sven Andersen
bewertet das Bahnprojekt Stuttgart 21 (S21) als
ein "ewiges Sicherheitsrisiko". In der aktuellen
Ausgabe des stern sagt er: "Man konstruiert eine
Katastrophe sehenden Auges, das ist verbreche-
risch, was hier passiert." Fünf Jahre nach dem
offiziellen Baubeginn ist Deutschlands teuerste
Baustelle - S21 soll nach derzeitigem Stand 6,8
Milliarden Euro kosten - politisch umstritten. Zum
ersten Mal in der Berliner Parlamentsgeschichte
haben Linke und Grüne einen gemeinsamen An14
trag eingebracht: Am 6. Mai gibt es eine öffentliche Anhörung des Verkehrsausschusses, um "offene Fragen zum Bahnhofsprojekt aufzuklären".
Dabei geht es unter anderem um die Baukosten,
die starke Neigung der Bahnsteige sowie die umstrittene Kapazität des Tiefbahnhofs.
heitsnorm ab - und zwar um das Sechsfache. Die
Bahn weist Zweifel an der Sicherheit von S21 zurück.
Seit 14 Monaten werden in Stuttgarts Untergrund
Tunnel gebohrt. Für S21 ist ein Tunnelsystem von
62 Kilometern nötig. Mitte April waren exakt 3875
Meter ausgehoben, so der Sprecher des S21-Büros
der Deutschen Bahn zum stern. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dürfte der Tiefbau zu
Stuttgart frühestens 2035 fertiggestellt sein. Der
S21-Sprecher weist eine solche Hochrechnung
zurück. Man liege "im Plan" und werde "alle Tunnel im Rohbau" bis 2019 fertiggestellt haben.
Hintergrund: Der geplante Bahnhof in Stuttgart
wird zwölf Meter tief unter der Erde auf einem
riesigen Trog liegen. Weil unter ihm S- und UBahnen verlaufen, hat dieser Trog eine starke
Neigung: Auf die Länge eines ICE-Zugs wird er um
6,20 Meter ansteigen. Das entspricht der Höhe
eines zweigeschossigen Hauses. In der Geschichte
des weltweiten Eisenbahnbaus ist das einmalig.
Kein Bahnhof dieser Größe, schon gar kein Neubau, weicht so sehr von der empfohlenen Sicher-
Presseaussendung stern, 29.4.2015
Bahn: Bei Pleite ist Lizenz zum Fahren weg
Gerät ein Bahnunternehmen in wirtschaftliche Nöte, will das Verkehrsministerium künftig
rigoros vorgehen. Im Insolvenzfall soll die Fahrlizenz weg sein
Die vom Verkehrsministerium geplante Novelle
zum Eisenbahngesetz enthält neben dem neuen
Taktfahrplan für Schienenbahnen noch einige
Bestimmungen, die in der Branche mit Skepsis
beäugt werden. Eisenbahnverkehrsunternehmen
(EVU) sollen künftig den Nachweis erbringen müssen, dass sie Steuern und Sozialversicherungsbeiträge abführen. Unternehmen, die diesen Nachweis nicht erbringen, sollen keine Verkehrsgenehmigung erhalten.
will das Verkehrsministerium gleich die Verkehrsgenehmigung kassieren. Ein solches Vorgehen
mag aus Sicherheitsgründen geboten erscheinen,
würde aber dem Insolvenzrecht widersprechen.
Selbiges sieht ausdrücklich ein "Insolvenzverfahren mit Sanierungsplan" vor. Gerät ein EVU seiner
Lizenz zum Fahren verlustig, ist eine Sanierung
unmöglich und die Gläubiger fallen um ihr Geld
um, geben Insolvenzexperte zu bedenken.
Im Verkehrsministerium räumt man ein, dass allfällige Kollisionen mit nationalen Rechtsmaterien
noch repariert würden. Man habe sich primär am
EU-Eisenbahnpaket orientiert. Jetzt warte man
das Ende der Begutachtungsfrist am 6. Mai ab.
Wiewohl dieser Passus fair und vor allem gut für
die Einnahmen von Sozial- und Pensionsversicherung klingt, halten ihn Rechtsexperten für gleichheits- und somit für verfassungswidrig. Die Bestimmung käme einem Geschäftsverbot gleich,
wenn ein Unternehmen mit den Sozialversicherungsbeiträgen in Rückstand gerate.
Unrund macht manche der in Kommunal- oder
Landesbesitz stehenden "Privatbahnen", dass sie
bald der getrennten Rechnungsführung unterliegen. Öffentliche Gelder für Infrastruktur dürfen
dann nachweislich nicht mehr in den Absatzbereich verschoben werden, um Wettbewerbsverzerrung hintanzuhalten. Vorsorgen will der Verkehrsminister auch bei der Haftpflichtdeckung: Sie
soll mittels einer "zu marktüblichen Konditionen
Gegen Insolvenzrecht
Innovativ will der Bundesminister für Verkehr,
Innovation und Technologie vorgehen, wenn ein
EVU in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät. Wird
über einem EVU ein Insolvenzverfahren eröffnet,
15
ausgestellten Bürgschaft" erbracht werden, was
die Kosten naturgemäß erheblich in die Höhe
treibt, wenn ein EVU nicht im Staatseigentum
steht, sondern eine Versicherung kaufen muss.
Geht es nach dem Verkehrsministerium, heißt es
bei Insolvenzverfahren von Eisenbahnverkehrsunternehmen künftig: keine Weiterfahrt mehr möglich.
Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 30.4.2015
TRANSPORTWIRTSCHAFT / LOGISTIK
IG-L Fahrverbot für ältere Lkw auf A1 zwischen Enns und Linz
Das Land Oberösterreich hat ein Fahrverbot gem.
IG-Luft auf der A1 Westautobahn zwischen Enns
(Anschlussstelle Steyr) und Linz (Knoten Haid) für
leichte und schwere Lkw erlassen. Ab 1. Juli 2015
dürfen auf der etwa 20 km langen Autobahnstrecke keine Lkw mehr fahren, die älter als etwa 20
Jahre sind (EURO 1, EURO 0 und älter). Ab 1. Juli
2016 gilt das Fahrverbot für Fahrzeuge, die dann
älter als etwa 15 Jahre sind, dh. vor 2000 zugelassen wurden (EURO 2, EURO 1 und älter). Kleintransporter dürfen auf Bundesstraßen auswei-
chen. Durchzugs- und Ausweichverkehre mit
schweren LKW sind ebenfalls verboten. Lkw, die
fahren dürfen, müssen eine färbige AbgasklassenKennzeichnungsplakette besitzen. Es gelten Ausnahmen (Werkverkehr, Spezialaufbauten, öffentliches Interesse, Einsatzfahrzeuge). Die Wirtschaftskammer Oberösterreich hat ein Merkblatt
erstellt.
Verkehrstelegramm 16/2015
10 Jahre GEFCO Österreich: 13 Prozent Umsatzplus am heimischen
Markt – Standort Wien ist Headquarter für 13 Länder
Region mit 746 Mio. Euro Umsatz wichtiger Wachstumsmotor für den internationalen Logistik-Konzern
GEFCO Österreich blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück: Die österreichische Tochter
des internationalen Logistikkonzerns erzielte 2014
einen Umsatz von 33 Mio. Euro (+ 13 %). Etwa ein
Drittel davon erwirtschaftete das Unternehmen
mit Kunden aus dem Automotive-Bereich, zwei
Drittel mit Industriekunden. „Wir freuen uns über
das zweistellige Umsatzplus 2014. Für heuer gehen wir branchenbedingt von einem etwas
schwächeren Wachstum aus. Der Fokus wird heuer auf dem Ausbau des GUS-Geschäftes, der Festigung unserer lokalen Kundenbeziehungen und
auf New Business in Non-Automotive-Branchen
liegen. Ziel ist es, unsere Position am österreichischen Markt 2015 weiter zu stärken“, gibt Peter
Vanek, Geschäftsführer GEFCO Österreich, die
Strategie vor.
In Wien ist neben dem GEFCO Österreich-Office
auch das Headquarter für die Region CEBAME
(Central Europe, Balkans, Middle East) angesiedelt. Die 13 Länder umfassende Region erzielte
2014 einen Umsatz von 746 Mio. Euro. Dies entspricht etwa 20 Prozent des weltweiten Umsatzes
der GEFCO-Gruppe. „Wir freuen uns, die Headquarter-Funktion für eine im Konzern so wichtige
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Region in Wien zu haben. Sie ist ein internationaler Wachstumsmotor für die gesamte GEFCOGruppe. Für heuer ist es unser ambitioniertes Ziel,
ein Plus von 15 Prozent zu erzielen“, erklärt Pierre-Jean Lorrain, Leiter der Region CEBAME bei
GEFCO.
Um das Geschäft vor allem mit großen Industriekunden in Ober- und Niederösterreich weiter zu
stärken, baut GEFCO derzeit seine Standorte im
niederösterreichischen St. Valentin und in Wien
aus. Hier werden neue Mitarbeiter eingestellt und
massiv in die IT-Infrastruktur investiert. „Gute und
motivierte Mitarbeiter sind für unser Geschäftsfeld der wesentlichste Faktor. Es ist für uns wichtig, als attraktiver Arbeitgeber in Österreich wahrgenommen zu werden“, so Peter Vanek.
10 Jahre in Österreich: Eine rot-weiß-rote Erfolgsgeschichte
GEFCO Österreich wurde 2004 gegründet und hat
sich seither zu einem der größten AutomotiveLogistikexperten am heimischen Markt entwickelt. Seit der Gründung konnte der Umsatz in
Österreich um 21 Mio. Euro gesteigert werden.
GEFCO verfügt in Österreich über fünf Niederlassungen (Wien, Spillern, St. Valentin, Schwertberg
und Zettling) und beschäftigt insgesamt 70 Mitarbeiter. Die nationalen und internationalen Kunden
werden unter anderem durch mehr als 70 von
GEFCO gemanagte Fahrzeuge serviciert. Seit 2012
ist GEFCO zu 75 Prozent im Besitz der JSC Russian
Railways (RZD), 25 Prozent hält PSA Peugeot Citroen, die international bereits seit 60 Jahren intensiv mit GEFCO zusammenarbeiten. Zu den
wichtigsten Kunden von GEFCO zählen Agrana,
Case New Holland, Dynacast, Fiat, General Motors
(GM), Georg Fischer Automotive, KNAUF Insulation, KTM, MAGNA, PSA Peugeot Citroen, REHAU,
voestalpine und VW.
Produktionsstandorte wichtig für heimische
Wertschöpfung
Sich als Zulieferer direkt an Produktionsstandorten anzusiedeln, sieht GEFCO als kommenden
Trend. Diese Strategie eröffnet für Logistikunternehmen die Möglichkeit, Know-how-intensive
Zusatzleistungen anzubieten. „Wir erwarten 2015
große Herausforderungen am Logistikmarkt in
Österreich und setzen daher auf eine Vertiefung
unserer Leistungen bei den Kunden. Um eine weitere Wertschöpfung im Land zu sichern, ist es
wichtig, dass Österreich seine Produktionsstandorte halten kann“, so Peter Vanek.
Highlight: Just-in-Sequence Belieferung für Case
New Holland – 9.362 Traktoren gebaut
Zu den Highlights der GEFCO Österreich Aktivitäten in diesem Bereich zählt die Zusammenarbeit
mit Case New Holland (CNH), dem weltweit
zweitgrößten Produzenten von Landmaschinen.
Seit 2011 versorgt GEFCO den CNHProduktionsstandort in St. Valentin just-insequence mit Bauteilen für die Produktion. Das
Volumen beträgt ca. 4.500 Sendungen – Teil- und
Komplettladungen ebenso wie Stückgut und Pakete. Mit diesen Teilen wurden insgesamt 9.362
Traktoren gebaut. Initiativen zur IT-mäßigen Vernetzung mit CNH werden künftig die Just-inSequence-Dienstleistungen weiter perfektionieren.
Fokus 2015: Entwicklung in den GUS-Ländern,
Ausbau des Multimodalbereichs, Stärkung der
Marke GEFCO
Ein Fokus für GEFCO Österreich 2015 liegt beim
Ausbau des Geschäftes mit den GUS-Ländern, die
trotz schwieriger Marktsituation weiterhin großes
Potenzial bieten. Auch der Multimodal-Bereich
soll weiter gestärkt werden, etwa durch eine ZugContainer-Verbindung Richtung Osten. „Hier können wir Vorteile durch unseren Mehrheitseigentümer RZD nutzen“, erläutert Vanek. Weiters soll
auch die Marke GEFCO in Österreich weiter gestärkt werden, um das Unternehmen – ganz nach
seinem Motto ‚Logistics for Manufacturers‘ – als
Allround-Logistikanbieter für Industriekunden
noch bekannter zu machen.
Synergien durch internationale Kompetenzzentren stärken
Eine Strategie zum weiteren internationalen
Marktausbau von GEFCO ist es, lokale Kompetenzzentren zu schaffen, um Know-how konzern-
Investitionen in österreichische Standorte und
Mitarbeiter
17
weit besser teilen zu können. Eine österreichische
Kernkompetenz ist beispielsweise die internationale Distribution von Ersatzteilen, wie GEFCO sie
von seinem niederösterreichischen Standort Spillern aus abwickelt. „Diese Schaffung und Vernetzung lokaler Kompetenzen entspricht dem GEFCOGedanken und hilft, die lokalen Standorte zu sichern“, so Vanek.
Die Region CEBAME erzielte 2014 einen Umsatz
von 746 Mio. Euro, das entspricht einem Zuwachs
von +7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und
etwa 20 Prozent des gesamten Umsatzes der
weltweiten GEFCO-Gruppe. Davon entfallen etwa
60 Prozent auf das Automotive-Geschäft, 40 Prozent auf den Non-Automotive-Bereich, der künftig
noch weiter verstärkt werden soll. Für 2015 strebt
GEFCO in der Region ein Umsatzwachstum von 15
Prozent an, vor allem das Overseas-Geschäft wird
mit Kompetenzzentren für Seefracht und Multimodal-Lösungen weiter ausgebaut. Hier besteht
für das Unternehmen ein großes Wachstumspotenzial: „2015 ist für GEFCO das ‚Jahr des Overseas-Geschäfts“, so Pierre-Jean Lorrain.
Region CEBAME: Headquarter in Wien steuert
Osteuropa-Geschäft
2007 übernahm GEFCO in Wien die HeadquarterFunktion für 13 Länder in der Region CEBAME
(Central Europe, Balkans, Middle East). Dazu zählen neben Österreich die Länder Deutschland,
Tschechien, Ungarn, Polen, die Slowakei, Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Slowenien, der Irak, die
Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Neue Niederlassungen in Griechenland und Serbien geplant
Als strategisch wichtiger GEFCO-Standort koordiniert das Team in Wien die Entwicklung und das
Wachstum des Osteuropa-Geschäfts und profitiert dabei auch von einer ausgezeichneten Vernetzung mit der GEFCO-Kernregion Westeuropa.
„Wien ist sowohl organisatorisch als auch geografisch ein idealer Headquarter-Standort für die
Region. CEBAME hat sich als wichtiger Wachstumsmotor für die gesamte GEFCO-Gruppe bewiesen“, erläutert Pierre-Jean Lorrain, Leiter der
Region CEBAME bei GEFCO.
Die Region CEBAME wird zukünftig auch um weitere Niederlassungen in Griechenland und Serbien
erweitert. „Als Logistikpartner und ServiceDienstleister können wir mit unserer Erfahrung
aus der gesamten Region unsere Kunden beim
Geschäftsaufbau in neuen Märkten optimal unterstützen“, erklärt Pierre-Jean Lorrain. Ziel für
2015 und 2016 ist auch eine weitere Forcierung
des Geschäfts in den Balkanstaaten und im Nahen
Osten. So ist GEFCO beispielsweise in der Fertigfahrzeuglogistik die Nummer eins in den NahostStaaten.
746 Mio. Euro Umsatz in der Region CEBAME
Presseaussendung GEFCO, 29.4.2015
VERNETZUNG / E-CALL
Autos werden bei Unfällen selbst die Rettung rufen
Automatischer Notruf. Schnellere Verständigung der Rettungskräfte soll ab 2018 die Zahl der
Verkehrstoten in der EU deutlich senken. Bedenken gibt es wegen des Datenschutzes.
Ein Autounfall: Die Insassen sind verletzt, womöglich bewusstlos; bis sie oder jemand, der an der
Unfallstelle vorbeikommt, Hilfe holen, vergehen
Minuten oder gar Stunden, die über Leben oder
Tod entscheiden können. Das wird sich ändern: Ab
April 2018 müssen alle neu gebauten Pkw in Eu18
ropa in der Lage sein, nach einem Unfall eigenständig über Handy-Netze die Rettung zu informieren.
jemand mit dem Pkw verunglückt und erst Stunden später oder sogar erst am nächsten Tag gefunden wird. Mit dem eCall-System kann das nicht
mehr passieren.“ Auch ÖVP-Delegationsleiter
Othmar Karas sagt: „Zeit rettet Leben. Auch der
Schweregrad der Verletzungen wird durch schnellere Hilfeleistung gesenkt.“
Und so funktioniert das Notrufsystem „eCall“, das
am Dienstag vom EU-Parlament in Straßburg mit
breiter Mehrheit verabschiedet wurde: Öffnet sich
der Airbag, wird automatisch ein Notruf abgesetzt
– das System nutzt dabei die Notrufnummer 112,
die in ganz Europa einheitlich ist. Die Insassen
werden so direkt mit der zuständigen Notrufzentrale verbunden. Ist im Auto aufgrund von Verletzungen niemand in der Lage zu sprechen, schickt
das System automatisch die notwendigen Daten,
um die Rettungskräfte an die Unfallstelle zu lotsen
– neben der genauen Position sind das auch Informationen zum Fahrzeugtyp, zum Treibstoff,
zum Unfallzeitpunkt, zur Fahrzeugposition und zur
Anzahl der Insassen.
Bedenken gibt es jedoch in Bezug auf den Datenschutz: Ein Antrag der Liberalen im EU-Parlament,
wonach Autofahrer die Möglichkeit haben sollten,
das System auch auszuschalten, fand keine Mehrheit. Die Grüne EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek
warnt, das eCall-System bringe „eine anlasslose
Überwachung des gesamten Autoverkehrs mit
sich, die mit den Grundrechten nicht ansatzweise
zu vereinbaren ist“. Sie kritisiert auch, dass das
neue System beim Autokauf verpflichtend sein
wird: „Das Projekt nutzt somit in erster Linie den
Herstellern.“
Die EU-Kommission rechnet vor, dass mit dem
neuen System die Zeit, bis die Rettung vor Ort ist,
am Land um 50 und in Städten gar um 60 Prozent
verringert werden kann. Die Zahl der Verkehrstoten – 2014 starben in der EU 25.700 Menschen
bei Unfällen – soll so um zehn Prozent verringert
werden.
Zwar sollen die Daten ausschließlich an die Einsatzkräfte gehen und diese verpflichtet werden,
sie nicht ohne Zustimmung weiterzugeben. Doch
Datenschützer warnen, dass eCall ein Türöffner
dafür sein könnte, Autos und ihre Fahrer permanent zu kontrollieren. So könnten beispielsweise
Versicherungen auch unabhängig von Unfällen
daran interessiert sein, ob sich ihre Kunden eigentlich an Geschwindigkeitslimits halten oder
nicht.
„Minuten entscheiden über Leben“
„Wenn Autounfälle passieren und Menschen verletzt werden, entscheiden oft wenige Minuten
über Leben oder Tod“, sagt SPÖ-Mandatar Josef
Weidenholzer. „Leider kommt es oft vor, dass
KURIER, 29.4.2015
Notrufsystem treibt KFZ-Telematik voran
Neuwagen müssen ab 2018 ein automatisches Notrufsystem besitzen. Die Versicherer haben
das Geschäftsfeld bereits für sich entdeckt. Der Trend zur Kfz-Telematik gewinnt an Fahrt.
Alle neuen Pkw-Modelle und leichten Nutzfahrzeuge in Europa müssen ab März 2018 mit einem
automatischen Notrufsystem ausgestattet sein.
Das beschloss das EU-Parlament am Dienstagnachmittag. Die Verordnung soll die Erstversorgung verbessern, die Anzahl der Toten im Straßenverkehr reduzieren – und wird zudem das
Geschäftsfeld der Kfz-Telematik vorantreiben. Die
Technik des sogenannten E-Calls ist mit jener eines Airbag-Systems vergleichbar: Sensoren messen bei einem Autounfall die Stärke des Aufpralls.
Überschreiten die Messwerte eine bestimmte
Schwelle, verständigt das im Fahrzeug eingebaute
Gerät automatisch den nächstgelegenen Rettungsdienst. Der Notruf erfolgt über die europäische Notrufnummer 112 und enthält darüber
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hinaus für Rettungskräfte relevante Informationen. „Jede Minute zählt, um das Leben Verletzter
zu retten und die Folgen schwerer Verletzungen
zu mindern“, sagt Othmar Karas, Delegationsleiter
im EU-Parlament. Die EU will dank E-Call die Anzahl der Unfalltoten jährlich um 2500 verringern.
Von der EU-Kommission beauftragte Studien beziffern die Folgekosten von Verkehrsunfällen mit
110 bis 180 Milliarden €. Das neue Notrufsystem
könnte die Summe um bis zu 40 Milliarden € reduzieren.
sagt Robert Wasner, Sachversicherungsvorstand
der Uniqa. Der börsenotierte Versicherer stellt
nun ein Update samt Handy-App des Produktes
Safeline vor, das Unfälle an die Notrufzentrale und
den Autofahrerklub ÖAMTC meldet. Bei einer
dreijährigen Bindung beträgt die monatliche Gebühr 10,90 €. Rund 50.000 Kunden nutzen das
Service bereits.
Das Angebot wurde schon 2007 mit dem österreichischen Telematikanbieter Dolphin Technologies
entwickelt. Die Wiener IT-Firma befindet sich seit
dem Management-Buy-out Ende 2014 wieder
mehrheitlich im österreichischen Besitz. „Wir sind
seit 14 Jahren in diesem Geschäft. Es freut uns,
dass die Kfz-Telematik durch die EU-Verordnung
eine derartige Tragweite bekommt“, hofft Harald
Trautsch, Geschäftsführer und Ko-Gründer von
Dolphin Technologies, nun auf neue Geschäfte.
Versicherer bereits an Bord
Doch das wirtschaftliche Potenzial der längst ausgereiften Technologie, die dem Bereich der KfzTelematik zuzuordnen ist, geht weit über die
Vermeidung von Kosten hinaus. Die Versicherungsbranche hat das neue Geschäftsfeld bereits
für sich entdeckt. „Wie schon in einigen Nachbarländern werden auch hierzulande Kfz-TelematikTarife die logische Folge dieser Entwicklung sein“,
Wirtschaftsblatt, 29.4.2015
"Die Welt vernetzt sich immer mehr"
Vernetzung wird die Wirtschaft umkrempeln, hört man aus der Bosch-Chefetage. Das Unternehmen will sich als Dienstleister etablieren und setzt auf Techniker aus Österreich.
WirtschaftsBlatt: Industrie 4.0, Internet der Dinge,
Vernetzung und mobile Geräte sind in aller Munde. Eine Schlüsseltechnologie sind Sensoren, die
Bosch herstellt. Wie schätzen Sie das Wachstum in
diesem Geschäftsfeld ein?
Wir forcieren Vernetzung in all unseren Geschäftsfeldern und gestalten sie mit. Wir bringen gute
Voraussetzungen mit, um aus der Vernetzung
Dienstleistungen abzuleiten. Darin liegt das geschäftliche Potenzial des Internets der Dinge. Ein
Beispiel: Ab 2018 wird in der EU der Notruf E-Call
verpflichtend, ein System, das bemerkt, wenn ein
Fahrzeug in einen Unfall verwickelt ist. Automatisch wird ein Servicecenter alarmiert, das einen
Notruf absetzt und die Rettungskräfte verständigt.
Bosch bietet den Sensor, die Übertragungselektronik und die Dienstleistungen des Servicecenters
an. 500.000 Autos sind bereits an das BoschCallcenter "angehängt". Oder: Wir werden bis
Ende 2015 100.000 vernetzte Fahrzeuge im Flottenmanagement betreiben. Die Fahrzeuge melden
Fahr-und Servicedaten. Der Flottenbetreiber kann
so Inspektionen oder Reparaturen besser planen.
Uwe Raschke: Das Wachstumspotenzial sieht man
an unseren eigenen Zahlen: Wir sind weltweit
führender Hersteller von MEMS-Sensoren (Mikroelektromechanisches System, Anm).2012 haben
wir 600 Millionen MEMS-Sensoren hergestellt,
heuer werden es 1,6 Milliarden sein. Die Welt
vernetzt sich immer mehr. In Zukunft wird es wenig geben, das nicht vernetzt ist auch neue Produkte und Dienstleistungen.
Welche Geschäftsfelder tun sich hier für Bosch als Dienstleister - durch das Abschöpfen und Bereitstellen von Daten auf?
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Welche Auswirkungen hat die vernetzte Datenwelt
etwa auf Unternehmen, die selbst technische Produkte entwickeln?
natürliche Begrenzung erfährt. Hinzu kommt, dass
Europa aufgrund seiner finanziellen Situation noch
einen erheblichen Zeitraum benötigen wird, bevor
hier wieder ausreichend finanzielle Mittel für Investitionen zur Verfügung stehen beispielsweise
in Infrastruktur, in Bildung usw. Dinge, die für
unsere Wettbewerbsfähigkeit von großer Bedeutung sind. Für uns heißt das, dass wir nur durch
innovative Lösungen überdurchschnittlich wachsen können.
Durch die Vernetzung ergeben sich neue Möglichkeiten in allen unseren Geschäftsfeldern von Industrie 4.0 bis zum Smart Home. Künftig werden
wir beispielsweise in Haushalten immer mehr
vernetzte Produkte finden. Dafür liefert Bosch
sowohl die Hardware als auch die Software und
bietet entsprechende Dienstleistungen an. Im
Bereich Industrie 4.0, also der vernetzten Fertigung, sind wir sowohl Leitanwender als auch führender Anbieter von intelligenten Lösungen.
Was wäre Ihr Wunsch an den EU-Gesetzgeber, um
einer Industriestrategie mehr Konturen zu verleihen?
Welche Bedeutung hat Österreich für Bosch?
Die Regierungen Europas müssen gemeinsam
einen Austausch mit der Wirtschaft und Wissenschaft organisieren, sich gegenseitig zuhören und
gemeinsame Erkenntnisse schaffen. Darauf müssen Entscheidungen folgen, die schnell und konsequent umgesetzt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu steigern. Chinas Regierung
etwa führt einmal im Jahr ein Entwicklungsforum
mit hochrangigen Teilnehmern aus verschiedenen
Bereichen durch. Das ist genau das, was wir in der
EU brauchen.
Österreich ist für Bosch ein wichtiger Arbeitsmarkt. Wir machen sehr gute Erfahrungen mit der
Qualifikation der Techniker und Ingenieure in
Österreich, die zum Beispiel eine hervorragende
Ausbildung durch die HTL haben. Da muss Österreich dranbleiben. Das Absatzpotenzial ist aufgrund der Größe des Landes begrenzt. Das Arbeitsmarktpotenzial ist aber hochinteressant.
Bosch ist in einem konjunktursensiblen Bereich
tätig. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung
ein?
Bosch-Bilanz
49 Milliarden € hat der Umsatz von Bosch laut der
gestern, Mittwoch, in Stuttgart präsentierten Bilanz 2014 betragen (2013: 46,1 Milliarden €).Der
deutsche Konzern, der einer Stiftung und der Familie des 1942 verstorbenen Gründers Robert
Bosch gehört, beschäftigt 290.200 Mitarbeiter.
Wir müssen uns von alten Begriffen wie "Krise",
"Nichtkrise" und "Aufschwung" verabschieden.
Die Welt ist komplexer geworden, wir sollten daher eher auf langfristige Änderungen achten.
Wichtig ist, Trends zu erkennen wie etwa den
demografischen Wandel: Europas Bevölkerung
stagniert. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass
hierdurch das künftige Wachstum in Europa eine
WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2015-04-30
ELEKTROMOBILITÄT
Durchbruch bei der E-Mobilität?
Die weltweiten Anstrengungen zu einem Paradigmenwechsel bei "den Fahrzeugantrieben sind
allgegenwärtig: Politik, Gesellschaft und öffentliche Meinung machen mächtig Druck, um besser
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Heute als Morgen den Umstieg vorzunehmen.
Emissionen und Treibhausgase sind der Treiber
dafür. Doch wo stehen wir aktuell und wie schnell
kann ein solcher Wechsel von Verbrennungsmotoren auf Elektroantriebe gehen? Aus technischer
Sicht ist der Wechsel von einem Verbrennungsmotor auf einen Elektromotor als Fahrzeugantrieb
überhaupt kein Problem. Moderne Steuerungsund Regelungstechniken ermöglichen darüber
hinaus heute Qualitäten bei der Laststeuerung,
die es für die Fahrzeugnutzer extrem einfach machen, solche Fahrzeuge zu bedienen und zu fahren. Die Besonderheit von Elektromotoren Drehmoment aus dem Drehzahlkeller, also direkt
beim Anfahren - machen ein schaltfaules und extrem durchzugsstarkes Beschleunigen möglich.
Doppelte Kapazität bei halbem Preis
Die Li-Ion-Speichertechnologie wird weiterentwickelt und die Speicherleistung erhöht sich auch
stetig, genauso wie sich der Preis verringert: Bis
2020 wird eine Verdoppelung der Kapazität bei
Halbierung der Kosten solcher verbesserter Zellen
erwartet. Damit werden sicherlich gewisse Fahrzeugnutzer auskommen können, gerade solche im
stadtnahen Bereich. Für die Vielfahrer mit langen
Strecken bleibt aber nur das beste aus zwei Welten, wie dies häufig gesehen wird: der Plug-inHybrid. Ein E-Fahrzeug mit lediglich 30 bis 50 Kilometer elektrischer Reichweite und zusätzlich
einem Verbrennungsmotor, der dann für die weiten Strecken "einspringen" kann. Problemlos,
abgas- und geräuschfrei kann man damit in der
Stadt fahren, sobald die Batterie leer wird, kommt
automatisch der Verbrennungsmotor hinzu. Sobald wieder die Batterie geladen werden kann,
geht es von vorn los. Auch kann für Überlandstrecken, vom Fahrer vorgegeben, der Verbrennungsmotor genutzt und der Batteriestrom dann für die
Stadt aufgespart werden. Ein solcher Antrieb hat
alle Vorteile des E-Fahrzeuges und gleichzeitig
nimmt er die Reichweitenangst.
Stromspeicher als Hemmschuh
Das Problem des elektrischen Fahrzeugantriebes
liegt also nicht beim E-Motor selbst, es liegt eindeutig beim Stromspeicher an Bord: der notwendigen Batterie. Die energetische Speicherfähigkeit,
bezogen auf das Gewicht beziehungsweise das
Volumen, liegt, auch bei neuester Lithium-Ionen
Technologie, um Größenordnungen unter jener
von flüssigen oder auch gasförmigen Kraftstoffen.
Elektrofahrzeuge müssen deshalb sehr große und
vor allem schwere Batterien mitführen, um nur
halbwegs Reichweite aufzuweisen. Trotzdem erreichen moderne E-Fahrzeuge nur Reichweiten
von etwa 150 Kilometern. Heizen oder Kühlen des
Innenraums verringern diese Entfernung nochmals markant. Auch sind die Kosten der Batterien
sehr hoch: Die Hälfte eines E-Fahrzeuges kostet
heute allein die Batterie. Nun gibt es aber mit
dem Tesla Model S ein E-Fahrzeug im HighEndbereich, das bis zu 500 Kilometer Reichweite
erreichen soll und dabei überragende Fahrleistungen sowie ein neuartiges Bedienkonzept aufweist.
Die europäische Gesetzgebung hat solchen Antrieben eine spezielle CO2-Berechnung zuerkannt,
dies bedingt in Österreich etwa den Entfall der
NoVA und soll die Verbreitung dieser umweltschonenden Antriebe unterstützen. Zwar sind
diese Plug-in-Antriebe momentan noch merkbar
teuer als ein Standardantrieb, die Kostenreduktion bei Batterien und der aktuelle Modellhochlauf
(Skaleneffekte) werden aber helfen, diese Antriebstechnologie salonfähig zu machen.
Plug-in-Hybride als Brückentechnologie
Batterieelektrische Antriebe haben heute noch
das große Problem, zu teuer zu sein und keine
ausreichende Reichweite für viele Nutzer zu haben. Auch heutige Top-Elektrofahrzeuge müssen
auf die Standardbatterietechnik zurückgreifen. E
Ist da etwa schon eine bessere Speichertechnologie verbaut? Leider nein: Auch dieses Fahrzeug
hat die bekannten Li-Ion-Batterien - sogar standardmäßige, wie sie auch in Notebooks verbaut
werden. Die Besonderheit ist lediglich die Anzahl
an Speicherzellen und die damit erreichbare Speicherkapazität. Das Fahrzeug hat deshalb aber
auch einen sehr hohen Preis und benötigt mit
normaler Haushaltsversorgung extrem lang zum
vollen Aufladen.
s gibt zwar bei den Li-Ion-Batterien Fortschritte in
der Kapazität und im Verfall der Preise, diese reichen aber bei Weitem nicht für den erhofften
breiten Durchbruch dieser Antriebstechnik. Hoffnung gibt es bei neuen Lösungsansätzen (wie Li22
thium-Luft), aber hier ist noch reine Forschung
zugange. Eine Brückentechnologie wird aber die
Plug-in-Antriebstechnik sein. Die aktuellen Fahrzeugzuläufe mit dieser intelligenten Antriebstechnik lassen fahraktive und gleichzeitig extrem
sparsame sowie im Stadtverkehr rein elektrische
Fahrzeuge damit verfügbar machen.
Kommentar von Prof. Dipl-Ing. Dr. Bernhard Geringer, in FLOTTE & Wirtschaft, 5/2015
BAUWIRTSCHAFT
Strabag baut auf mehr Infrastruktur-Aufträge
Der Baukonzern Strabag konnte den Gewinn steigern und will eine höhere Dividende auszahlen.
Der heimische Baukonzern Strabag schaffte im
Vorjahr eine stabile Bauleistung von rund 13,6
Milliarden Euro (siehe Grafik). Ob Gebäude, Straßen oder Tunnel – hinter diesen Milliarden stecken fast 15.000 Einzelbaustellen. Und eine keineswegs einheitliche Entwicklung. In Österreich
und Deutschland wurde mehr gebaut, in Russland,
dessen Nachbarstaaten und Rumänien dagegen
weniger.
und 15 Jahre lang, um die kaputten Straßen auf
Vordermann zu bringen. Auch hier will die Strabag
kräftig mitmischen.
Vor allem in Österreich und hier vor allem in den
Bundesländern „ist der Preiswettbewerb sehr
intensiv“, so Birtel. Die Alpine-Pleite habe zu keiner Marktbereinigung geführt, da die meisten
Alpine-Mitarbeiter in der Branche geblieben seien
und daher die Firmen um jeden Preis Aufträge an
Land ziehen müssten.
An Aufträgen hat die Strabag ein Volumen von
14,4 Milliarden Euro im Haus – ein Rekordwert.
„Das ist die solide Untermauerung dafür, dass wir
die Bauleistung heuer um fünf Prozent steigern
werden“, sagt Strabag-Chef Thomas Birtel. Der
Vorsteuergewinn, der im Vorjahr von 262 auf 282
Millionen Euro gestiegen ist, soll heuer auf mindestens 300 Millionen ausgebaut werden. Die
Aktionäre sollen von der Ergebnisverbesserung
profitieren und für das Vorjahr eine Dividende von
50 Cent je Aktie (nach 45 Cent) erhalten.
Relativ gesunde Staatshaushalte gepaart mit einem Bedarf an Infrastruktur – dieser Mix in den
Ländern Mittel- und Osteuropas lässt Birtel hoffen, dort künftig mehr Aufträge an Land ziehen zu
können. Zweiter Eckpfeiler in der mittelfristigen
Strategie ist Deutschland, vor allem die marode
Infrastruktur dort. Eine deutsche Kommission
habe errechnet, dass das Land zusätzlich 2,5 Mrd.
Euro in die Hand nehmen müsse - und das jährlich
KURIER, 30.4.2015
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MITGLIEDER
Billiger Taxi fahren mit „Taxi Sharing“
Beim Taxifahren soll man in Wien bald Kosten sparen können - wenn man nichts gegen unbekannte Mitpassagiere hat. Der Taxivermittler 40100 arbeitet derzeit an einem Taxi-SharingService, im Juli soll der Probebetrieb starten.
Derzeit arbeitet man bei Taxi 40100 noch an der
Software, im Juli will man mit dem Probebetrieb
starten, für Frühherbst ist der reguläre Betrieb
geplant. Funktionieren soll das Taxiteilen über die
bestehende Handy-Bestellapp von Taxi 40100.
„Man gibt auf der App ganz einfach bekannt, dass
man sharingwillig ist und das System matcht einen
automatisch zeit- und ortsnah mit anderen Sharingwilligen, mit denen man dann gemeinsam die
Fahrt absolviert“, so Martin Hartmann, Geschäftsführer von Taxi 40100 gegenüber „Radio Wien“.
Der Fahrpreis wird wie gewohnt über den Taxameter berechnet, die Handy-App teilt diesen dann
nach einem vorgeschriebenen Schlüssel auf die
Fahrgäste auf - abhängig davon, wie weit diese
fahren. Wer das Taxi teilen will, muss jedoch längere Wartezeiten in Kauf nehmen - bis eine Fahrgemeinschaft gefunden wurde -, und auch die
Fahrstrecke kann sich verlängern, weil jeder an
sein Ziel gebracht werden muss.
Antwort auf Uber-Preiskampf?
Eine Reaktion auf den Preiskampf des Fahrdienstes Uber sei das Taxi-Sharing-Service allerdings
nicht, betonte Hartmann. Man habe die Idee bereits gehabt, als Uber noch gar nicht auf dem
Wiener Markt gewesen sei. Uber hatte mit seiner
Preispolitik für Proteste der Wiener Taxifahrer
gesorgt, kürzlich senkte Uber seine Tarife erneut.
Laut Hartmann geht es beim Taxi-Sharing-Angebot
nicht in erster Linie darum, das Taxifahren billiger
zu machen. Der Taxilenker bekomme ja weiterhin
den vollen Fahrpreis, so Hartmann. Man wolle
damit neue Kundenschichten ansprechen, die
sonst nicht mit dem Taxi fahren würden. Dass die
Taxifahrer durch das neue Service weniger Geschäft machen würden, befürchte er nicht, so
Hartmann.
Studie: Bei über 90 Prozent Fahrgemeinschaft
möglich
Hartmann: Vor allem bei längeren Strecken sinnvoll
Taxi 40100 ist der größte Taxi-Vermittler Österreichs, in Wien besteht die Flotte aus 1.900 Autos,
daneben werden beispielsweise Taxis in Linz,
Salzburg, Eisenstadt und Villach vermittelt. Das
Sharing-Angebot biete man vorerst nur in Wien
an, wenn es sich bewähre, sei eine Ausweitung
auf andere Landeshauptstädte möglich, so Hartmann. Einen Markt für Taxi-Sharing dürfte es jedenfalls geben. In einer Presseinformation zitierte
Taxi 40100 eine Studie des Massachusetts Institute of Technology: In dieser wurden 150 Millionen
Taxifahrten in New York analysiert - bei 94,5 Prozent der Fahrten hätten demnach Fahrgemeinschaften gebildet werden können.
Sinnvoll sei das Taxi-Sharing daher vor allem auf
längeren Strecken, erklärte Hartmann im Interview mit „Radio Wien“, etwa für eine Fahrt vom
22. in den 23. Bezirk. Dabei falle es nicht so ins
Gewicht, wenn man statt 20 Minuten 25 Minuten
brauche. „Wir werden lernen, welches Zeit- und
Streckenfenster die Kunden bereit sind zu akzeptieren, das können wir dann im System einstellen“, so Hartmann. Für dieses „Lernen“ sei der
Probebetrieb im Sommer gedacht. Was die Ersparnis durch das Taxiteilen betrifft, so schätzte
der Taxi-40100-Geschäftsführer, dass sich der
Fahrpreis bei längeren Strecken um bis zu zwei
Drittel verringern könnte, in weniger günstigen
Fällen um 20 und 25 Prozent.
wien.orf.at, 28.4.2015
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ENERGIE
Gute Geschäfte mit neuem Gesetz
Um dem neuen Energieeffizienzgesetz Genüge zu tun, buchen Unternehmer vermehrt Beratungsleistungen. Die Monitoringstelle dürfte indes „demnächst“ ihre Arbeit aufnehmen.
Die Energieeffizienz beschäftigt seit geraumer Zeit
nicht nur Gesetzgeber und Energieversorger. Auch
Wirtschaftsprüfer, Juristen, Berater und Zertifizierer haben längst die Unsicherheit der österreichischen Wirtschaft im Umgang mit dem neuen
Energieeffizienzgesetz erkannt – und bieten entgeltlich ihre Unterstützung an.
Doch damit endet der Betreuungsauftrag der Berater nicht. „Sobald wir die Maßnahmen kennen,
können wir die entsprechenden Strategien entwickeln“, sagt Gerhard Marterbauer, Partner und
Energieverantwortlicher bei Deloitte Österreich.
Für die Unternehmer liegen die Kosten für die
Beratungsleistungen deutlich unter jenen, die sie
für Verstöße gegen das neue Gesetz tragen müssten. Sollten die Energieversorger ihr Ziel verfehlen, bei ihren Kunden Einsparungen von 0,6 Prozent beim Energieverbrauch zu erreichen, werden
Kosten in der Höhe von 200 Euro pro Megawattstunde fällig.
Dazu gehört der Wirtschaftsprüfer Deloitte. In
einer Studie zur Energieeffizienz in Österreich
befragte die Beratungsfirma 254 Vertreter von
Energieversorgern, Dienstleistungs- und Industrieunternehmen. Für 73 Prozent der Befragten
stellt die „Klarheit über die Anrechenbarkeit der
Energieeffizienzmaßnahmen“ die größte Hürde
dar.
Der Landesversorger Wien Energie müsste zum
Beispiel pro Jahr mehr als 20 Millionen € an Strafen zahlen, sollten die im Energieeffizienz festgeschriebenen Ziele nicht erreicht werden. Die österreichischen Versorger gehen davon aus, die
vorgegebenen Ziele heuer nur zu 65 Prozent zu
erreichen, geht aus der Deloitte-Studie hervor.
Das ist kaum verwunderlich: Obwohl das Gesetz
bereits im Jänner dieses Jahres in Kraft getreten
ist, steht die Monitoringstelle noch immer nicht
fest. Sie soll die zentrale Anlaufstelle in Sachen
Energieeffizienz werden und die Bemühungen der
Unternehmen, Energie einzusparen, bewerten.
Nach einer misslungenen ersten Ausschreibung
für die Monitoringstelle müsste der zweite Versuch in den kommenden Wochen erfolgreich abgeschlossen und an die Austrian Energy Agency
(AEA) vergeben werden.
Dennoch wird alles getan, um ein solches Szenario
zu verhindern. Die Seminare der Zertifizierungsgesellschaft Quality Austria zum internen Energieauditor sind ausgebucht. „Wir mussten einen zusätzlichen Trainingstermin anbieten, weil die Nachfrage so groß war“, sagt Axel Dick, Prokurist und
Experte für Umweltmanagement bei Quality Austria.
Laut Wirtschaftsministerium soll dies „demnächst“ passieren – ohne zu bestätigen, wer den
Zuschlag für die Stelle erhalten hat. Parallel dazu
geht auch die Richtlinienverordnung in Begutachtung – sie wird der Monitoringstelle als Grundlage
dienen und die betreffenden anrechenbaren
Energieeffizienzmaßnahmen definieren.
Österreichische Unternehmen, unter anderen
Siemens, ÖBB, Linz AG, Voestalpine und Agrana,
buchen bei Quality Austria Schulungen, um ihre
Mitarbeiter auf den neuesten Stand der Energieeffizienz zu bringen.
Beratung besser als Strafe
Wirtschaftsblatt, 28.4.2015
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Kommission fordert Österreich zur vollständigen Umsetzung der EUEnergieeffizienzrichtlinie auf
Die Europäische Kommission hat Österreich, Kroatien, Irland, Lettland und Rumänien aufgefordert,
für die vollständige Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie zu sorgen. Diese verpflichtet die
Mitgliedstaaten, von 1. Januar 2014 bis 31. Dezember 2020 Energieeinsparungen zu erzielen.
Dies entweder durch Energieeffizienzverpflichtungssysteme und/oder durch andere zielgerichtete politische Maßnahmen im Haushalts-, Industrie- und Verkehrssektor. Unternehmen müssen
Energiesparmaßnahmen auf Ebene der Endkunden einführen, beispielsweise Beratung über bessere Isolierung oder Darlehen für den Austausch
alter, schlecht isolierender Fenster. Die Richtlinie
war bis zum 5. Juni 2014 in nationales Recht umzusetzen. Heute hat die Kommission den genann-
ten fünf Mitgliedstaaten mit Gründen versehene
Stellungnahmen übermittelt, in denen sie aufgefordert werden, die Richtlinie vollständig umzusetzen. Falls die Mitgliedstaaten dem nicht binnen
zwei Monaten nachkommen, kann die Kommission sie vor dem Gerichtshof verklagen und die
Verhängung eines Zwangsgelds beantragen. Diese
mit Gründen versehene Stellungnahme kommt
insofern überraschend, da Österreich zur Umsetzung der Energieeffizienz-Richtlinie ein umfangreiches Gesetzespaket mit Verfassungsmehrheit
verabschiedet hat, das seit 1. Jänner 2015 in Kraft
und gerade in Umsetzung ist.
WKO EU-Today, 29.4.2015
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