30.03.15 Univ.-‐Prof. Dr. Henri Julius Universität Rostock Einstellung und Verhalten Wird pädagogisches Handeln durch pädagogische Haltungen beeinflusst? Eine kriCsche Analyse des Forschungsstandes Vortrag anlässlich des Symposiums „Was Haltung ausmacht“ DIAKONIE ZENTRUM SPATTSTRASSE 25.Februar 2015 DefiniCon Eine Einstellung ist eine Bewertung, die auf Personen oder Gruppen, Dinge (z.B. Autos) oder Abstraktes (z.B. Redefreiheit) gerichtet ist. Einstellungen haben einen steuernden Einfluss auf das Verhalten eines Individuums. (Bohner & Wänke, 2002). 1 30.03.15 Beispiel aus den Anfängen der Einstellungsforschung In den Jahren 1930 und 1931 reiste Richard LaPiere mit einem jungen, sympathischen chinesischen Ehepaar zwei Jahre lang durch die USA. In dieser Zeit waren anG-‐asiaGsche Vorurteile verbreitet und LaPiere (1934) prüQe, ob sich diese Vorurteile in der Bedienung des Ehepaars zeigten. In 66 Hotels, Motels und UnterkünQen sowie 184 Restaurants und Cafés fragten sie nach UnterkunQ oder Bedienung. Nur einmal wurde ihnen keine UnterkunQ gewährt. Sechs Monate später schrieb LaPiere einen Brief an die Gasthäuser mit der Frage: „Würden Sie Chinesen als Gäste in ihrer Einrichtung akzepGeren?“ 128 Personen antworteten. Bei 92 % der Restaurants und Cafés und 91 % der Hotels und Motels wurde die Anfrage mit einer Abweisung beantwortet. Einstellungen r = .35 r = .50 bis .60 tatsächlich gezeigtes Verhalten 12% der Varianz im Verhalten lassen sich durch Einstellungen erklären ca. 30% der Varianz im Verhalten lassen sich so audlären Moderatorvariablen • Persönliche Erfahrung mit dem Einstellungsobjekt • Persönlichkeitseigenschafen • Bewertung des geplanten Verhaltens durch nahestehende Personen • Konsequenzen des Verhaltens • Selbstwirksamkeit 2 30.03.15 Fürsorge çè Bindungsverhaltenssystem schreien anklammern nachfolgen Kind Bindung Fürsorgeverhaltenssystem BF Sensitivität Responsivität Explorationsverhaltensverhaltenssystem Kind BF 3 30.03.15 Bindungsverhalten Exploration Balance zwischen Bindungsverhalten und Exploration bei sicher gebundenen Kindern B Bindungsverhalten Exploration Übergewicht des Explorationsverhaltens gegenüber dem Bindungsverhalten bei vermeidend gebundenen Kindern A 4 30.03.15 Exploration Bindungsverhalten Übergewicht des Bindungsverhalten gegenüber dem Explorationsverhaltens bei ambivalent gebundenen Kindern C Bindungsdesorganisation Stress Kind Bindungsfigur Stress Zusammenbruch von organisierten Verhaltensstrategien 5 30.03.15 klinische SCchproben Jugendliche Heimkinder Sicher vermeidend ambivalent desorganisiert 2 31 7 60 Sonderschulen für verhaltens -‐ und emoConal gestörte Kinder Sicher vermeidend ambivalent desorganisiert 3 17 3 77 nicht-‐klinische SCchproben Sicher vermeidend ambivalent desorganisiert 45 35 8 12 Fürsorgemuster Sichere Fürsorge feinfühlig gegenüber Nähe-‐ und ExploraConsbedürfnissen Distanzierte (vermeidende) Fürsorge Schwerpunkt auf ExploraCon, keine emoConale Nähe Vage (ambivalente) Fürsorge starke eigene Bedürfigkeit, kann Bedürfnisse des Kindes nicht wahrnehmen Desorganisierte Fürsorge Zusammenbruch organisierter Fürsorge Nur die sichere Fürsorge führt zu einer sicheren Bindung 6 30.03.15 In der Arbeit mit beziehungstraumaCsierten Kindern reicht ein sicheres Fürsorgemuster nicht aus (sehr gute Voraussetzung) Warum nicht? Transmission von Bindung ê intuiCv, sichere Fürsorge ê . . .führt bei vermeidend, ambivalent und desorganisiert gebundenen Kindern zur ZemenCerung dieser Muster ê Stamdessen: Bindungsmusterbezogene Feinfühligkeit 7 30.03.15 Zusammenfassung Einstellungen (bei Einbeziehung von Moderatorvariablen) können ca. 30 Prozent der Varianz des Verhaltens vorhersagen. Einbeziehung von Einstellungen = notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung Größerer Anteil der Varianz im Beziehungsverhalten geht auf Fürsorgekompetenzen der Bezugspersonen zurück Eine sichere Fürsorgerepräsentanz ist nicht ausreichend – komplementäres Verhalten SubstanCelle Ausbildung Kindliche Entwicklung vollzieht sich primär in Beziehung Wenn diese Beziehungen nicht gelingen . . . ... manifestiert sich dies in Störungen der kindlichen Entwicklung (im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich) manifestiert. Diese Störungen lassen sich (tiefgreifend) nur wieder im Rahmen von Beziehungen beheben. 8
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