Krankheitsbewältigung führt zu mehr Lebensqualität

Nr. 20 – April 2015
Krankheitsbewältigung
News & Lifestyle für Menschen mit Multipler Sklerose
I N H A LT
MS-Patient
und Cartoonist
Phil Hubbe
Liebe Leserin, lieber Leser,
immer wieder höre ich: „Über eine
Krankheit wie Multiple Sklerose
darf man nicht lachen.“ Da bin ich
anderer Meinung: doch, man darf
und sogar ausgiebig. Denn Humor
hilft, die Erkrankung zu akzeptieren,
lockerer mir ihr umzugehen und sie
nicht in den Mittelpunkt des Lebens
zu rücken. Außerdem kann eine humorvolle Auseinandersetzung Be-
troffene und Nicht-Betroffene zusammenbringen und die Sicht der
Gesellschaft auf die Erkrankung verändern. Deshalb gehe ich bei meiner
Arbeit als Cartoonist einen Weg, der
Betroffenen und der Gesellschaft
die Möglichkeit gibt, auch mal über
MS zu lachen – wie über andere
Schwächen auch.
4 Recht & Soziales
Was man bei der Kostenerstattung durch die
Krankenkassen wissen sollte
6 Menschen
Im Interview: MS-Patient und Cartoonist
Phil Hubbe
8 Kultur & Leben
„Heel wat besünners!“ –
Urlaub in Ostfriesland
11 Essen & Leben
Gemüse selbst anbauen:
Kartoffeln im Blumentopf
Ihr Phil Hubbe
Krankheitsbewältigung führt zu mehr Lebensqualität
ach der Diagnose einer chronischen Erkrankung ist die Krankheitsbewältigung oft ein zentrales Thema. Auch wenn die MS bis heute nicht
heilbar ist, kann man lernen mit der Erkrankung bestmöglich zu leben: Indem
man die Krankheit richtig versteht und
für sein Leben akzeptiert. Frei nach
dem Motto von Horaz „Genieße froh
die Gaben der gegenwärtigen Stunden
und lass das Unangenehme beiseite.“,
kann man dann vielleicht, trotz der
möglichen Einschränkungen, bewusst
den Moment und das Schöne in seinem Leben erleben und genießen.
3 Leben mit MS
Wieder Lebensfreude gewinnen:
Wege zur Krankheitsbewältigung
Daher lassen Sie uns das Leben nicht
allzu ernst nehmen. Lassen Sie uns
lachen, über ein Thema, das zwar
ernst ist, aber auch komische Seiten
an sich haben kann. Lassen Sie uns
gemeinsam lachen für mehr Akzeptanz und einen unbefangenen Umgang mit kranken und behinderten
Menschen.
MS und Akzeptanz:
N
2 Ne ws & Trends
Erholsam schlafen:
Licht von E-Readern stört Schlafrhythmus
Wir haben in dieser Ausgabe der EXTRALIFE die
Krankheitsbewältigung
als ersten Schritt in ein
besseres Leben mit MS
unter die Lupe genommen. Was heißt Krankheitsbewältigung? Wie
erfolgt sie? Was kann
ich selbst tun? Wo finde
ich Rat und Unterstützung?
Besonders freuen wir
uns, dass der Cartoonist
Phil Hubbe im Interview
von seinem Weg nach
der Diagnose MS erzählt: wie er sein Hobby
zum Beruf machte und
was ihn heute inspiriert. Wir wünschen
Ihnen eine unterhaltsame und anregende Lektüre.
Weiterführende Informationen
und Tipps für das Leben mit MS
finden Sie auf unserer Homepage:
www.msundich.de
Einfach zum Ziel:
Scannen Sie den QRCode mit einer dafür
geeigneten App.
Outdoor-Fitness:
Stadt und Natur als Trainingsraum nutzen
S
tein statt Hantel, Treppe statt Stepper und dazu frische Luft und ein
schöner Ausblick: Die Natur bietet für
Sportler ein optimales Work-Out-Gelände. Man muss die „Trainingsgeräte“
nur als solche erkennen: Laufen auf unebenem Untergrund, Balancierübungen auf wackligen Baumstämmen,
Überspringen von Hindernissen wie
z. B. kleine Bäche oder eine Mauer und
zwischendurch eine Dehnübung an
Kleine Helfer im Alltag:
einer Bank oder eine
Kraftübung mit einem
dicken Stein.
Keine
Trainingseinheit gleicht der
anderen, denn jeder
Stein hat ein anderes
Gewicht, jede Treppe
unterschiedlich hohe
Stufen, jeder Untergrund ist anders beschaffen. So wird die Fitnesseinheit
in der Natur zu einem erfüllten Ganzkörpertraining von Körper und Geist.
Und ganz nebenbei wird auch noch die
Vitamin-D Produktion im Sonnenlicht
angekurbelt.
Lange Anfahrtswege sind nicht nötig, das Training beginnt direkt vor der
Haustür und der Eintritt für das Outdoor-Fitnessstudio ist frei. Also: Worauf warten Sie noch?
Displayreinigung für Smartphones
M
it dem Displayreiniger „Denk
an mich“ können Wischer und
Fingerabdrücke nun leicht vom Display beseitigt werden. Dazu wird die
Seite mit dem Schriftzug „Denk an
mich“ auf das Display gelegt und vorsichtig geputzt. Bis zum nächsten Gebrauch kann der Displayreiniger dann
„selbstklebend“ auf der Rückseite
Denk
an
mich
des Smartphones
aufbewahrt werden. Der Schriftzug
„Denk an mich“ hilft Ihnen dabei, an
die regelmäßige Einnahme oder Injektion der Medikamente zu denken.
Der Displayreiniger kann kostenlos im EXTRACARE-Servicecenter bestellt werden.
Nr. 20 – April 2015
News & Trends
Für neu diagnostizierte Menschen mit MS:
Alles Wichtige in einer App dokumentieren: App „MS und ich“ unterstützt
Arzt und Patient
Multiple Sklerose – Von Patient zu Patient
Multiple Sklerose –
Von Patient zu Patient
J
edes Jahr bekommen mehr als 2500
Menschen die Diagnose Multiple
Sklerose. Viele Betroffene fühlen sich
allein gelassen. Sie wissen nicht, welche Auswirkungen die Erkrankung auf
ihr gesamtes Leben haben wird.
Acht MS-Patienten erzählen von den
Möglichkeiten der Krankheitsbewälti-
gung und ihrem Umgang
mit der Erkrankung im
täglichen Leben. Sie berichten über Erfahrungen
mit der Behandlung, über
Partnerschaft und über ihr
Berufsleben.
Die Broschüre gibt Hilfestellung und Anregungen
und soll vor allem eins –
Mut machen, die Erkrankung anzunehmen und sie
in den Alltag zu integrieren.
Information
Die Broschüre „Multiple Sklerose –
Von Patient zu Patient“ können Sie
über das EXTRACARE-Servicecenter
kostenlos bestellen (siehe S. 12).
K
ennen Sie das auch?
Sie sollten dem Arzt
berichten, wie es Ihnen
in den letzten Wochen
mit der MS ergangen ist, konnten sich
aber nicht mehr so genau erinnern?
Oder: Sie haben Ihre Medikamente vergessen einzunehmen, weil Sie unterwegs oder sehr beschäftigt waren?
Mit der App „MS und ich“ können
Sie nun per Smartphone zu jeder Zeit
und an jedem Ort aktiv am Erfolg Ihrer
Behandlung mitwirken: Die App erinnert Sie an die Einnahme von Medikamenten und dokumentiert über einen
längeren Zeitraum Ihr Befinden in verschiedenen Situationen.
„Wie fühle ich mich eigentlich heute?“ „Wie gut habe ich geschlafen?“
„Wie beweglich bin ich heute?“ Wer
regelmäßig sein Befinden beobachtet
und dokumentiert, lernt schnell seinen Körper einzuschätzen und mit den
Symptomen der MS umzugehen. Um
die Therapie optimal anpassen zu können, sind diese Informationen auch für
Ihren Arzt wichtig.
Information
Die benutzerfreundliche App kann
im Apple- und Google Play-Store
kostenlos heruntergeladen werden.
Einfach zum Ziel:
Scannen Sie den
QR-Code mit einer
dafür geeigneten
App.
Insekten ein Zuhause geben:
Erholsam schlafen:
Licht von E-Readern stört Schlafrhythmus Insektenhotels selber bauen
N
E
-Reader werden immer beliebter,
so manch eine Leseratte zieht das
elektronische Buch mittlerweile dem
Buch aus Papier vor. Insbesondere der
gut in der Hand liegende, leserfreundliche Bildschirm, der die Augen weniger
ermüden soll, gilt dabei vielen als Argument für die Anschaffung eines Geräts.
Studien haben jetzt allerdings ergeben,
dass die Lektüre elektronischer Bücher,
insbesondere vor dem Schlafengehen,
einen unerwünschten Nebeneffekt haben kann. Denn das kurzwellige Licht
der Geräte, auch „blaues Licht“ genannt, stört unter Umständen die innere Uhr des Körpers und damit unser
Schlafbedürfnis.
So brauchten viele Teilnehmer einer aktuellen Studie, die vier Stunden
vor dem Schlafengehen noch ein Buch
auf dem E-Reader lasen, mehr Zeit zum
Einschlafen oder schliefen unruhiger
und fühlten sich am nächsten Morgen
2
weniger ausgeruht als die Vergleichsgruppe, die zu einem herkömmlichen
Buch aus Papier gegriffen hatte. Die
Verfasser der Studie führten dies auf
eine geringere Ausschüttung von Melatonin, das sogenannte „Schlafhormon“, zurück, die durch das blaue Licht
der Geräte provoziert wird.
Blaues Licht strahlen im Übrigen
nicht nur E-Reader, sondern auch Laptops, Smartphones oder LED-Bildschirme aus. Dementsprechend könnten die
Ergebnisse der Studie auch für den Nutzen dieser Geräte eine Bedeutung haben. Wer abends nicht gut einschlafen
kann, sollte in Zukunft also vielleicht
zur Abwechslung einmal die Technik
beiseitelassen und auf das gute alte
Papierbuch zurückgreifen.
Quelle: A.-M. Chang et al (2015): Evening use of
light-emitting eReaders negatively affects sleep,
circadian timing, and next-morning alertness.
PNAS 112 (4): 1232-1237.
achhaltiger leben, weniger Müll
produzieren, selbst wieder Obst
und Gemüse anbauen, weniger Autofahren und keine Elektrizität verschwenden: Umweltbewusstsein liegt
im Trend! Wer einen kleinen Beitrag
dazu leisten möchte und selbst gerne handwerklich kreativ ist, kann dies
beim Bau eines Insektenhotels miteinander verbinden. Der Name mag
seltsam klingen, erklärt sich aber ganz
einfach: Insektenhotels sind Nist- und
Überwinterungshilfen für Insekten, die
in Hausform gebaut und in freier Natur oder im eigenen Garten platziert
werden. Sie sollen den vielfach eingeschränkten oder zerstörten Lebensraum von Insekten wieder herstellen.
Oft werden dabei z. B. Insekten die als
„Schädlingsbekämpfer“ gelten, durch
die Insektenhotels angelockt und können so zugleich auf natürliche Weise
den Anbau im eigenen Garten unterstützen. Insektenhotels kann man fertig im Baumarkt kaufen – oder aber
man zimmert sich selbst ein ganz persönliches Modell. Dabei werden meist
reine Naturmaterialien, wie Holz,
Stroh, Rinde oder Lehm verwendet.
Ausstattung und Aussehen können dabei variieren und der Kreativität überlassen werden. Verschiedene „Füllungen“ locken unterschiedliche Insekten
an. Die einfachste Variante ist z. B. ein
Tontopf, der mit Stroh oder Holzwolle
gefüllt und kopfüber in einen Strauch
gehängt wird. Auch fertige Bausätze
lassen sich kaufen, die dann nur noch
zusammengesetzt werden müssen. So
kann man z. B. Insekten wie Schmetterlingen, Marienkäfern, Florfliegen oder
Wildbienen ein neues Zuhause geben.
Anleitungen zum Selberbauen
www.insekten-hotels.de
www.selbst.de (Stichwort: Insektenhotel)
www.gartendialog.de
(Stichwort: Insektenhotel)
Nr. 20 – April 2015
Leben mit MS
Krankheitsbewältigung
Wieder Lebensfreude gewinnen:
Wege zur Krankheitsbewältigung
4.
Suche nach sozialen Kontakten
Der Mensch kann viel Kraft und Lebensenergie aus sozialen Kontakten schöpfen. Diese können von ganz unterschiedlicher Natur sein: Ein gutes Gespräch mit
einem Freund oder Arbeitskollegen, die
Unterstützung durch Angehörige oder
der Besuch einer Selbsthilfegruppe. Das
Gefühl zu haben, dazuzugehören, sich
aussprechen zu können, Rat zu erhalten und gebraucht zu werden, sind wesentliche Bedürfnisse, die besonders im
Krankheitsfall sehr wichtig für das eigene Wohlergehen sind.
D
ie Diagnose MS erschüttert die
meisten Menschen tief. Das Gefühl,
die eigene Gesundheit zu verlieren, kann
Angst und Verzweiflung auslösen, zumal Multiple Sklerose häufig in einer
Lebensphase diagnostiziert wird, in der
Familienplanung und/oder Karriere im
Vordergrund stehen. „Coping“ oder
auch „Krankheitsbewältigung“, „Akzeptanz“ – dies sind Schlagworte, die Menschen mit MS erfahren, wenn sie sich
mit der Erkrankung auseinandersetzen.
Doch was genau steckt dahinter und –
wesentlich wichtiger – wie kommt man
dahin?
Bewältigungsstile können sich je
nach Lebensphase ändern
Ein wichtiges Ziel der Krankheitsbewältigung ist, die Krankheit zu akzeptieren und mit ihr bestmöglich zu leben. Sie
verläuft in Phasen, von Schock und Verleugnung über Aggression, Depression,
Verhandeln mit dem Schicksal bis hin
zur Akzeptanz, und ist immer individuell zu betrachten. Je nach Menschentyp
werden unterschiedliche Bewältigungsstile befolgt, die sich auch je nach Lebensphase ändern können. Die Bewältigungsphasen und der Bewältigungsstil
haben einen großen Einfluss auf den Alltag und die Partnerschaft, damit auf die
Lebensqualität insgesamt. Miteinander
reden, dem Partner vermitteln, wie man
sich gerade fühlt und was man denkt,
ist für das gegenseitige Verständnis und
Zusammenleben in einer Partnerschaft
daher sehr wichtig.
Die vier Bewältigungsstile
1.
Verleugnung der Krankheit
Durch Verdrängen und Bagatellisieren
kann eine Krankheit an Bedrohlichkeit
verlieren. Der Betroffene lenkt sich mit
alltäglichen Aktivitäten wie Arbeit, Hobbys oder Partnerschaft ab. Auftretende
Krankheitssymptome blendet er aus.
Diese zunächst positive Einstellung hilft
ihm dabei, den Alltag zu bewältigen und
führt zu einer guten psychischen Verfassung. Allerdings besteht dabei auch die
Gefahr, dass die ersten Symptome eines
Schubes nicht ernst genommen werden
und eine frühzeitige Therapie verpasst
wird.
2.
Die Suche nach dem Sinn
Der Erkrankte macht sich Vorwürfe:
„Was habe ich falsch gemacht?“ oder
„Warum gerade ich?“. Dieser Weg kann
mit einem hohen Ungerechtigkeitsempfinden bezüglich der Erkrankung
einhergehen und zu Resignation und
Depression führen. Andererseits kann
die Erkrankung dabei auch als Lebenskrise gesehen werden, die das bisherige
Selbstverständnis hinterfragt. Neue Lebenswege und Möglichkeiten können
sich eröffnen und der Betroffene lernt,
nicht nur für andere Menschen da zu
sein, sondern wieder auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Diese Veränderungen können erste wichtige Schritte auf
dem Weg der Krankheitsbewältigung
sein.
3.
Aktiv sein und zupacken
Die Erkrankung kann auch als Herausforderung verstanden werden, die es
zu bewältigen gilt. Dabei informieren
sich Erkrankte über ihre Krankheit und
setzen sich problemorientiert mit dieser auseinander. Als mündiger Patient
werden in Arztgesprächen oder in therapieunterstützenden Programmen wie
der Psychoedukation (Patientenschulung) nach individuellen Strategien und
Lösungen gesucht. Eigene Lebensweisen
werden überdacht und geändert. Bei
dieser Form der Krankheitsbewältigung
versucht der Betroffene, durch einen bewussten Umgang und eine gesunde Lebensweise, aktiv Einfluss auf den Krankheitsverlauf zu nehmen.
Kurzinformation zur
Psychoedukation:
Wissen über die Erkrankung,
Symptome und Behandlungsoptionen wird vermittelt
Komplizierte Sachverhalte
werden leicht verständlich und
nachvollziehbar dargestellt
Betroffene lernen den selbstverantwortlichen Umgang mit
der Erkrankung
Sie erfahren Unterstützung
bei der Krankheitsbewältigung
Das Krankheitsverständnis
wird auch bei Angehörigen
gefördert
Wenn die eigenen Kräfte und Hilfen nicht reichen
Wenn aber die eigenen Kräfte und
die Unterstützung durch Angehörige
und Freunde zur Krankheitsbewältigung
nicht ausreichen, kann eine begleitende
professionelle Hilfe durch einen Therapeuten in Anspruch genommen werden.
Die individuelle Krankheitsbewältigung
kann dadurch insoweit unterstützt werden, dass Betroffene wieder an Lebensqualität und -freude gewinnen und am
sozialen und beruflichen Leben teilnehmen können.
die Behandlungsmöglichkeiten sowie einen geeigneten Therapeuten informieren. Eine kurze Zusammenfassung der
wesentlichen Punkte behandeln wir in
unserer Rubrik „Recht & Soziales“ auf
Seite 4.
++ BUCHTIPP ++
Herta Dangl Mit Multipler Sklerose
leben: Werden Sie zum
Experten in eigener Sache – Ein Ratgeber für
Betroffene, Angehörige
und Fachleute
Die Rolle der Psychoedukation in der Krankheitsbewältigung
Wissenschaftler und Ärzte haben mittlerweile für die ganzheitliche Therapie
chronischer Erkrankungen einige therapieunterstützende Programme ins Leben gerufen, die sich auf die seelische
Verarbeitung der Krankheit beziehen. Eines dieser Programme ist die sogenannte Psychoedukation. Hier werden komplizierte medizinisch-wissenschaftliche
Fakten sachgerecht, systematisch, leicht
verständlich und in angemessenem Umfang vermittelt und einfühlsam über
Gefühle, Ängste und die Zukunft gesprochen. So können betroffene Patienten
ein tiefes Verständnis für die Krankheit
entwickeln und lernen, die Krankheit
zu akzeptieren und durch ihr Verhalten
selbst Einfluss auf ihre Lebensqualität
zu nehmen. Auch Angehörige werden
dazu eingeladen, an diesen Schulungen
teilzunehmen und erfahren ein besseres
Verständnis für die Bedürfnisse der Betroffenen. Das wirkt sich wiederum positiv auf das Zusammenleben im Alltag
aus. Fragen Sie Ihren Neurologen oder
behandelnden Arzt nach einer Gruppe
oder einem Therapeuten in Ihrer Nähe.
Auch Selbsthilfeverbände können dabei
unterstützen.
Damit die Krankenkassen notwendige, weiterführende Therapien rechtzeitig zur Verfügung stellen, sollte man
sich vorab über die Kostenerstattung,
I
Verlag: Schulz-Kirchner
72 Seiten, 9,49 e
ISBN: 978-3824808915
n diesem Ratgeber finden Sie einen Überblick über Symptome und
Krankheitsverlauf, mögliche Therapiemethoden und -konzepte, Strategien,
wie Sie Ihren Alltag bewältigen können, hilfreiche Adressen und Literatur.
Werden Sie zum Experten in eigener
Sache.
Andrea Jolander Da gehen doch nur
Bekloppte hin
Aus dem Alltag einer
Psychotherapeutin
Heyne Verlag
224 Seiten, 8,99 e
ISBN: 978-3453630123
V
oller Humor und Selbstironie erzählt Andrea Jolander aus ihrem
Alltag als Therapeutin. Leicht verständlich erläutert sie, wann überhaupt eine
Therapie in Frage kommt und welche
unterschiedlichen Therapieformen für
wen geeignet sind.
3
Nr. 20 – April 2015
Rechts & Soziales
Therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen:
Was man bei der Kostenerstattung durch die Krankenkassen wissen sollte
N
eben der medikamentösen Langzeitbehandlung der Multiplen
Sklerose, ist die Behandlung der begleitenden Symptome von großer Bedeutung für die Lebensqualität von Menschen mit MS.
Die Behandlung ist bei jedem Patienten individuell anzupassen. Welche
Therapie für Sie die richtige ist und welche Therapien von der Krankenkasse
übernommen werden, das sollten Sie
mit Ihrem behandelnden Arzt in einem beratenden Gespräch klären. Die
folgende Aufstellung soll einen ersten
Überblick verschaffen.
Welche Therapie für wen?
Die Psychoanalyse wurde von Sigmund Freud (1856–1939) begründet
und gehört zu den ältesten psychotherapeutischen Verfahren, die von
den Krankenkassen anerkannt werden.
Durch Psychoanalyse möchte man
grundsätzlich verstehen: Was geht in
mir vor, wenn ich Angst habe? ... wenn
ich depressiv bin? Analytiker und Patient erforschen gemeinsam – sitzend
oder liegend – das Zusammenspiel von
bewussten und unbewussten seelischen Vorgängen und inwieweit sich
diese auf das Verhalten und das Erleben auswirkten. Man geht davon aus,
dass die Strukturen und Störungen der
Beziehungen vor allem mit den Eltern
in der frühen Kindheit von entscheidender Bedeutung sind.
Eng mit der Psychoanalyse verwandt ist die tiefenpsychologisch
fundierte Psychotherapie oder auch
Tiefenpsychologie. Beide Therapieformen basieren auf denselben Grundlagen. Hier finden sich in der Regel
Menschen am besten aufgehoben,
welche zwar allgemein in ihrem Leben
ganz gut zurechtkommen, sich aber
aktuell in einer tiefen Krise befinden.
Sie spüren, dass sie momentan in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind
und alleine nicht weiterkommen. Im
Gegensatz zur Psychoanalyse spielen
bei der Behandlung Ereignisse aus der
weiteren Vergangenheit keine zentrale Rolle. Allerdings stehen auch hier
unbewusste Vorgänge und die Klärung
der Ursachen für die Beschwerden im
Vordergrund. Auch diese Therapie wird
von den gesetzlichen Krankenkassen
übernommen.
Die dritte, kassenärztlich anerkannte Therapieform ist die Verhaltenstherapie. Hier finden sich Leute wieder,
die beispielsweise übersteigerte Ängste vor gewissen Tieren, Höhen oder bestimmten Situationen haben. Mit Hilfe des Therapeuten wird der Umgang
4
mit beängstigenden Situationen geübt
und der Leidensdruck so gemildert.
Nicht kassenärztlich abgerechnet,
aber wissenschaftlich anerkannt ist
die Systemische Therapie. Sie basiert
auf der Annahme, dass Konflikte oder
Persönlichkeitsstörungen nicht ausschließlich auf die betroffene Person
zurückzuführen sind, sondern Einflüsse aus beispielsweise dem familiären
Umfeld dazu beitragen. In einzelnen
Sitzungen werden daher auch Familienmitglieder oder Freunde mit eingeladen, an diesen teilzunehmen.
Auch die Gesprächstherapie gehört
nicht zu den sogenannten Richtlinienverfahren und kann nicht über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet
werden. Menschen mit psychischen
Belastungen, die sich von allen missverstanden fühlen, wird mit Hilfe von
Gesprächen durch andere Personen das
wiedergegeben, was sie empfinden. Sie
fühlen sich innerhalb der Therapie verstanden und sind allmählich dann auch
für eine Veränderung bereit.
Die richtige Wahl getroffen?
Betroffene werden bei der Wahl der
richtigen Therapie nicht alleine gelassen. Merkt ein Therapeut, dass ein Patient bei einer anderen Therapieform
besser aufgehoben wäre, wird er ihn
im Zweifelsfall an einen Kollegen vermitteln.
Aber nicht nur die Therapie muss
die richtige sein, sondern auch die zwischenmenschliche Ebene. Für eine erfolgreiche Therapie ist wichtig, dass die
Wellenlänge zwischen Therapeut und
Patient stimmt, denn nur so können
sich Betroffene dem Therapeuten gegenüber öffnen. Ist dies nicht der Fall,
sollte ebenfalls über einen Wechsel
nachgedacht werden.
Müssen Betroffene eine mehrmonatige Wartezeit akzeptieren?
Nein. Psychisch erkrankte Menschen
haben einen Anspruch auf eine rechtzeitige Behandlung wie körperlich erkrankte Menschen auch. Zudem fehlt
es in Deutschland nicht generell an gut
ausgebildeten Psychotherapeuten, nur
können nicht alle ohne weiteres kassenärztlich abgerechnet werden. Ist
eine Krankenkasse nicht in der Lage,
eine notwendige Behandlung rechtzeitig zur Verfügung zu stellen, können
Patienten beantragen, die Kosten einer
ambulanten Psychotherapie nach § 13
Absatz 3 SGB V erstattet zu bekommen.
Wie erfolgt die Kostenerstattung
im Antragsverfahren?
Für die Inanspruchnahme des sogenannten Kostenerstattungsverfahrens
einer selbstbeschafften Leistung wie
die psychotherapeutische Behandlung
in einer Privatpraxis gelten klare Spielregeln. So muss vom Betroffenen unter
anderem der Nachweis erbracht werden, dass dringend eine Psychotherapie
benötigt wird und kein Therapieplatz
mit einer zumutbaren Wartezeit und
in einer angemessenen Entfernung
zum Wohnort bei einem Psychotherapeuten mit Kassenzulassung gefunden
werden konnte. Die Behandlung selbst
darf nur von solchen Psychotherapeuten erbracht werden, welche ebenso
qualifiziert sind wie die mit Kassensitz.
Auch muss der Antrag der Kostenerstattung vor Beginn der Behandlung
und vom Betroffenen selbst gestellt
werden. Das Antragsverfahren kann
vom behandelnden Psychotherapeuten unterstützend begleitet werden,
aber auch im Internet finden sich viele
hilfreiche Informationen zum Thema
Kostenerstattungsverfahren und Psychotherapie.
Für privatversicherte Personen ist
zu beachten, dass es keine einheitlich
geregelten Leistungen gibt. Oftmals
übernehmen die privaten Krankenversicherungen nur die Kosten für Behandlungen nach dem Richtlinienverfahren.
Entscheidend ist, welche Leistungen
zwischen dem Versicherten und seiner
Versicherung vertraglich vereinbart
sind. Um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen, ist es ratsam,
sich die Kostenübernahme schriftlich
bestätigen zu lassen, bevor die Therapie begonnen wird.
Weiterführende Links
www.psych-info.de
Die Webseite der Bundespsychotherapeutenkammer bietet
umfassende Informationen wie
zum Kostenerstattungsverfahren rund um das Thema Psychotherapie, leitet aber auch Suchanfragen nach Psychologischen
Psychotherapeuten gezielt an
Psycho­therapeutische
Kammern der jeweils zuständigen
Bundesländer weiter.
www.bptk.de
www.ptk-nrw.de/fileadmin/
user_upload/pdf/Mitgliederverwaltung/FAQ_Kostenerstattung.
pdf
Das PDF der Psychotherapeuten
Kammer NRW beantwortet alle
wesentlichen Fragen rund um
das Thema Kostenerstattungsverfahren.
Nr. 20 – April 2015
Selbsthilfe
Auszeit für Ihre Seele:
Sich täglich ein paar Minuten für die
eigene Ausgeglichenheit nehmen
I
m Alltag müssen wir ständig neue
Anforderungen bewältigen und dabei immer flexibler auf alles reagieren.
Kleine Auszeiten für unsere Seele sind
daher enorm wichtig, damit wir in der
restlichen Zeit leistungsfähig bleiben
und schwierige Situationen lösen können.
Die Pflege der Seele sollte daher genauso selbstverständlich sein wie die
tägliche Reinigung unseres Körpers.
Doch wie pflegt man seine Seele und
nimmt sich eine Auszeit? Kleine Veränderungen reichen oft schon aus, um
mehr Freude am Leben zu erhalten. Ver-
schiedene Rituale und Gewohnheiten,
wie beispielweise feste Pausenzeiten,
können helfen, der Seele die perfekte
Auszeit zu verschaffen. Versuchen Sie,
sich selbst nicht so unter Druck zu setzen und entschleunigen Sie Ihren Alltag, denn nicht für jeden ist der schnelle Takt unserer Zeit richtig.
Und am Abend fragen Sie sich, ob es
schöne Momente an diesem Tag gab,
die Sie richtig genossen haben. Können
Sie diese Frage mit „ja“ beantworten,
sind Sie auf dem richtigen Weg, Ihre
innere Ausgeglichenheit zu finden und
die Seele zu stärken.
Mit einfachen Mitteln und wenig Zeitaufwand können Sie im Alltag
selbst viel für Ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden tun:
Gönnen Sie sich täglich zehn
Minuten Ruhe und meditieren oder tagträumen Sie dabei. Dadurch tanken Sie wieder Energie und der Alltag
lässt sich leichter bewältigen.
Lachen löst Verkrampfungen
und schüttet Glückshormone
aus. Lachen Sie daher so oft
wie möglich – das kommt Ihrer seelischen Gesundheit zugute.
Stellen Sie sich Situationen
vor, an die Sie sich gerne erinnern.
Sprechen Sie sich Sätze mit
positiven Inhalten laut vor:
„Ich fühle mich wohl“, „Ich bin
den täglichen Anforderungen
gewachsen“, „Ich werde jeden
Tag gesünder“.
U
Schärfen Sie den Blick für das
Schöne. Schreiben Sie jeden Tag,
was Ihnen gut gelungen oder an
Positivem wiederfahren ist, auf.
Dann gehen Sie bald mit anderen Augen durch das Leben und
sind besser gegen Belastungen
gewappnet.
Machen Sie einen Spaziergang
an der frischen Luft. Das hellt die
Stimmung auf und sorgt für seelische Stabilität, da Licht und Bewegung auf den Körper wie ein
Lebenselixier wirken.
Verwirklichen Sie sich selbst und
gehen Sie einem Hobby nach –
am besten in Gesellschaft.
Sprechen Sie mit Freunden oder
in Selbsthilfegruppen über Ihre
Probleme, denn geteiltes Leid ist
halbes Leid.
++ BUCHTIPP ++
nser Alltag beschleunigt sich immer mehr. Überforderung, Unruhe,
Konzentrationsschwierigkeiten
sind
die Folge. Der Ratgeber hilft dem Leser
sich Schritt für Schritt wieder auf das
Wesentliche zu konzentrieren. Nach
der persönlichen Bestandsaufnahme
und der Fastenpraxis befasst sich ein
ganzes Kapitel mit möglichen Strate-
gien für die Zukunft, damit die Seele
dauerhaft frei und entspannt und damit offen für Glück bleibt.
Rita Pohle
Lass los, was deine Seele
belastet
Gräfe und Unzer Verlag
128 Seiten, 12,99 e
ISBN: 978-3-8338-1921-6
Resilienz – mit psychischer Widerstandskraft gegen Stress, Depressionen und Burn-out
W
arum schaffen es manche Menschen in Krisensituationen stark
und positiv denkend zu bleiben, während andere mit Stress, Depressionen
und Burn-out reagieren? Resilienz nennen Psychologen dieses Phänomen.
Damit ist die eigene psychische Widerstandskraft gemeint, die Menschen
stark gegen Stress und Belastungen
macht.
Die Fundamente dazu werden manchen Menschen von Natur aus mitgegeben und in frühester Kindheit gelegt.
Mit den richtigen Strategien kann man
die psychische Widerstandskraft jedoch auch noch im Erwachsenenalter
trainieren.
Neben der positiven Grundeinstellung ist die Akzeptanz ein wesentlicher
Aspekt. Dadurch kann schließlich der
Blick vom Unabänderlichen auf das,
was änderbar ist, gelenkt werden. Auch
das Setzen und Erreichen realistischer
Ziele, sorgt für positive Erfahrungen,
die das Selbstbewusstsein stärken.
Man kann sich den Anforderungen des
Lebens, auch mit einer chronischen Erkrankung, nicht so einfach entziehen.
Nur mit einer positiven Lebenseinstellung kann man es schaffen, freudig
nach vorn zu schauen, statt in Trauer
um Verlorenes zurück. Dabei können
sich immer wieder neue Perspektiven
eröffnen und Krisen möglicherweise in
Chancen verwandeln.
++ BUCHTIPP ++
In dem Buch Resilienz gibt Christina
Berndt Information und praktischen
Rat, wie man sich künftig besser durch
die großen und kleinen Krisen des Lebens manövrieren kann.
Christina Berndt
Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft
dtv
288 Seiten, 9,90 e
2. Auflage, April 2015
ISBN: 978-3-423-34845-4
Erste Hilfe nach der Diagnose:
Neue Broschüre „Multiple Sklerose. Ein Leitfaden“ weist den Weg
D
ie Diagnose MS ruft tiefe Verunsicherung hervor. Gerade NeuErkrankte fühlen sich oft allein gelassen mit den vielen Fragen, die sich vor
ihnen auftun.
Mit der Broschüre Multiple Sklerose – Ein Leitfaden,
gibt der Bundesverband der
Deutschen Multiple Sklerose
Gesellschaft eine erste Hilfestellung bei der aktuellen
Konfrontation mit der lebenslangen Erkrankung.
So beantwortet diese neue
Broschüre Fragen zu Diagnose, Therapien, Verläufen
und Symptomen, greift Alltagsthemen wie Familie, Beruf und Freizeit auf und gibt Anregungen für ein erfülltes Leben mit MS. Multiple Sklerose
– Ein Leitfaden leistet im besten Sinne
Hilfe zur Selbsthilfe. MS-Erkrankte und
ihre Angehörigen erhalten Erstlingsinformationen, um die Krankheit und ihre
möglichen Auswirkungen besser einordnen zu können, finden eine erste Orientierung und können Vorurteile abbauen.
Der Leitfaden bietet einen sachlich fundierten Überblick, der durch die vielen
weiteren von der DMSG entwickelten
Informations- und Aufklärungsmaterialien, also Broschüren, CDs, Internetpor-
tale oder Apps, vertieft werden kann.
Entsprechende Hinweise auf weiterführende Lektüre, gedruckt oder online, finden sich in den einzelnen Kapiteln.
Der Ratgeber, der in
Zusammenarbeit mit der
AMSEL, Aktion Multiple
Sklerose Erkrankter Landesverband der DMSG
in Baden-Württemberg,
entwickelt und erarbeitet
wurde, gibt in vier Kapiteln
einen guten Einstieg in die
Thematik und erleichtert
die notwendige Auseinandersetzung mit der Erkrankung. In „MS, Diagnose
und Therapie“ geht es um die Krankheit
selbst und ihre Behandlung. In „Psyche“
steht die Krankheitsbewältigung“ im
Mittelpunkt. In „Soziales und Rechte“
werden unter anderem Fragen, die sich
mit der finanziellen Seite beschäftigen,
beantwortet. „Die Krankheit, Ausbildung und Job“ widmet sich den Auswirkungen auf das berufliche Leben und
thematisiert unterstützende Maßnahmen für Ausbildung und Job.
Die Broschüre kann im Online-Shop
unter www.dmsg.de oder in den Geschäftsstellen der DMSG-Landesverbände bestellt werden.
5
Nr. 20 – April 2015
Menschen
++ Im Interview: MS-Patient und Cartoonist Phil Hubbe ++
„Aus dem Zeichnen ziehe ich meine Energie und Kraft.“
Phil Hubbe wollte bereits als Kind Cartoonist werden. Als er die Diagnose
Multiple Sklerose erhielt, sah er seinen
Traum in Gefahr. Doch der 49-Jährige ließ sich von seiner Krankheit nicht
unterkriegen und machte sein Hobby
zum Beruf. Heute erstellt er Karikaturen für diverse Medien und möchte mit
Cartoons das Bild von Menschen mit
chronischen Erkrankungen und Behinderungen in der Gesellschaft verändern. EXTRALIFE sprach mit ihm über
das Zeichnen, den Umgang mit kranken und behinderten Menschen und
darüber, warum Humor für Akzeptanz
so wichtig ist.
Herr Hubbe, wann und wie hat sich
die Multiple Sklerose zum ersten Mal
bei Ihnen bemerkbar gemacht?
sichten waren leider auch nicht gut.
Dieser Gedanke belastete mich zusätzlich.
Das war 1985. Damals war ich während
meines Grundwehrdienstes bei der
Nationalen Volksarmee und hatte
eine Sehnervenentzündung bekommen. Diese wurde mit Kortison behandelt. Das war das erste Anzeichen der
MS. Die Diagnose habe ich allerdings
erst später erhalten. 1988 konnte ich
nach einem schweren Schub fast gar
nichts mehr, weder laufen noch etwas
heben. Ich hatte keine Kraft und lag
mehr oder weniger flach. Im Krankenhaus wurde bei mir eine Lumbalpunktion gemacht und danach die MS festgestellt.
Wie hat Ihr Umfeld auf die Diagnose
reagiert?
Ich habe zunächst nur meiner Familie
und Freundin von meiner Diagnose
erzählt. Mein Vater wollte vom Arzt
gleich in einem extra vereinbarten
Gespräch wissen, was genau MS bedeutet. Meine Freundin wusste als Kinderkrankenschwester ungefähr, was
hinter der Erkrankung steckt. Es hat
dann eine Weile gedauert, bis ich meinen Freunden und anderen Menschen
von meiner Krankheit erzählt habe.
Heute gehe ich offen mit der MS um.
Haben Sie, wie von Ihrem Arzt geraten, mit dem Zeichnen aufgehört?
Wie haben Sie auf die Diagnose reagiert?
Zum Zeitpunkt der Diagnose wusste
ich nicht, was hinter der Erkrankung
steckt und welche Folgen sie haben
kann. Mein Arzt setzte mich auch nur
bedingt ins Bild. Er riet mir stattdessen,
gleich mit dem Zeichnen aufzuhören.
Er sagte, ich müsse damit rechnen, eine
Behinderung zu bekommen, die meine
Hände so stark zittern ließe, dass ich
nicht mehr arbeiten könne. Er empfahl
mir, lieber so etwas wie Mathe zu studieren. Das wollte ich aber nicht und
habe mich schließlich selbst informiert,
was nicht gerade angenehm war. Denn
in den Ratgebern waren meist nur die
schlimmen Fälle aufgelistet.
6
Nein, denn ich akzeptierte meine Erkrankung recht schnell und hatte zudem damals keine Beeinträchtigungen
– ich habe es nicht eingesehen, meinen
Traum aufzugeben. Als andere Ärzte
mich später darin bestärkten, solange
es geht, mit dem Zeichnen weiter zu
machen, wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Wie haben Sie sich zu dieser Zeit
gefühlt?
Meine gesundheitlichen Beschwerden
besserten sich durch die Behandlung
schnell. Ich konnte wieder gehen und
habe sogar noch ein bis zwei Jahre Fußball gespielt. Da ich allerdings wusste,
was die MS noch bei mir hervorrufen
könnte, habe ich mich selten wirklich
wohlgefühlt. Meine beruflichen Aus-
„Das Zeichnen ist für
mich eine Art Krankheitsbewältigung“
Nr. 20 – April 2015
Menschen
Was bedeutet das Zeichnen für Sie?
Betroffene zum Beispiel nur dann über
meine Bilder, wenn sie das Gefühl haben, nicht beobachtet zu werden oder
sie sagen, so etwas darf man nicht machen. Das ist ein bisschen Heuchelei,
finde ich. Als Betroffener ist das allerdings auch einfach gesagt. Wenn ich
nicht an MS erkrankt wäre, würde ich
vielleicht auch ein bisschen vorsichtiger mit dem Thema umgehen.
Aus dem Zeichnen ziehe ich meine
Energie und Kraft. Ich habe das Glück
gehabt, mein Hobby zum Beruf machen zu können. Und jetzt ist es mir
sogar noch möglich, damit meine
Krankheit zu verarbeiten. Eine bessere
Konstellation gibt es nicht.
Wie sehen die Rahmenbedingungen
für Ihre Arbeit aus?
Braucht die Gesellschaft also Tabubrüche?
Ich arbeite von zu Hause aus. Das ist
gut und schlecht zugleich. Denn auf
der einen Seite kann ich mir meine Arbeit selbst einteilen und genug Pausen
machen. Auf der anderen Seite arbeite
ich sehr viel, da ich keinen separaten
Bereich wie ein externes Büro habe. So
richtig abschalten kann ich daher nie.
Ja, auf jeden Fall. Ich möchte, dass auch
Nicht-Betroffene über meine Zeichnungen lachen. Denn ich will nicht
bloß Karikaturen für Betroffene machen und sagen: „Das ist für euch und
für die anderen mache ich etwas anderes.“ Nein, es sollen alle lachen und ich
will dazu beitragen, dass Betroffene
und Nicht-Betroffene mehr in Kontakt
miteinander kommen. Deshalb mache
ich Ausstellungen.
Haben Sie Angst, irgendwann nicht
mehr zeichnen zu können?
Angst nicht direkt, aber im Hinterkopf
ist das immer präsent. Ich versuche positiv zu denken und mir nicht zu viele
Gedanken zu machen. Daher habe ich
auch keinen Plan B, falls es einmal doch
so weit kommen sollte.
Wie haben sich Ihre Zeichnungen im
Laufe der Zeit mit der Erkrankung
verändert?
Mein Humor ist noch ein bisschen
schwärzer geworden. Ich hatte schon
immer eine Vorliebe für kritische Themen und für diese Art des Humors.
Jetzt lebe ich das aber noch stärker in
meinen Karikaturen aus. Außerdem
traue ich mich nun, auch Themen zu
bearbeiten, an die ich mich vor ein paar
Jahren nicht herangetraut hätte.
Ist Ihr Umgang mit der Krankheit
noch Humor oder schon Galgenhumor?
Galgenhumor würde ich nicht sagen.
Es ist eine schwarze Form des Humors,
die für einige vielleicht ein bisschen zu
extrem ist und für andere nicht.
Braucht es Ihrer Meinung nach Mut,
eine Krankheit wie MS überspitzt und
satirisch darzustellen?
Für wen sind Ihre Cartoons Ihrer Meinung nach wichtiger: Betroffene oder
Nicht-Betroffene?
ne unterteilen. So bekomme ich von
Menschen mit Erkrankungen oder Behinderungen größtenteils Zuspruch.
Auf meiner Homepage www.hubbecartoons.de/ hinterlassen viele Besucher Einträge, in denen steht, dass ihnen gefällt, was ich mache. Das ist für
mich immer wieder eine Bestätigung.
Kritik erhalte ich eher von gesunden
Menschen, die eine andere Sicht auf
Behinderungen und Erkrankungen
nicht akzeptieren, selbst nicht in Kontakt mit Betroffenen stehen und denken, sie müssten sich schützend vor die
Kranken und Behinderten stellen. Sie
sagen, dass man keine Witze über solche ernsten Themen macht.
Wie gehen Sie mit dieser Kritik um?
nehmen und eine andere Haltung gegenüber Erkrankungen sowie Behinderungen zu gewinnen. Am Anfang war
das aber gar nicht so von mir angedacht. Ich wollte mit meinen Cartoons
unterhalten.
Die Leute sollten über meine Zeichnungen lachen. Deshalb war ich sehr
überrascht, dass meine Cartoons zum
Beispiel von Selbsthilfegruppen oder
auch größeren Verbänden eingesetzt
werden, um auf die Erkrankungen und
Behinderungen aufmerksam zu machen und mit Nicht-Betroffenen ins
Gespräch zu kommen.
Ich hätte nicht gedacht, dass meine
Zeichnungen so eine Wirkung haben
können. Es zeigt sich, dass man mit Humor ab und zu doch ein bisschen mehr
erreichen kann, als mit einer trockenen
Abhandlung.
Bei mir funktioniert das einfach so aus
mir heraus. Wie das bei anderen ist,
weiß ich nicht. Ich denke aber, dass
nicht Mut das Ausschlaggebende ist,
sondern Humor. Und da ich ein sehr
humorvoller Mensch bin und genau
das mein Weg ist, mit der MS umzugehen, ist das eine ganz normale Sache
für mich.
Ich habe nichts gegen Kritik einzuwenden. Wenn ich keine Kritik bekommen
würde, hätte ich auch eher ein schlechtes Gefühl. Was mich allerdings ärgert,
ist, dass Nicht-Betroffene meinen zu
wissen, was gut und schlecht für die
Betroffenen ist. Auch dass sie mir vorschreiben wollen, was ich zu tun oder
zu lassen habe, finde ich nicht gut.
Wenn ihnen meine Arbeit nicht gefällt,
müssen sie sich meine Zeichnungen ja
nicht anschauen.
Welche Reaktionen bekommen Sie
auf Ihre Zeichnungen?
Wird durch Ihre Art der Kunst etwas
bei gesunden Menschen bewegt?
Erkrankungen und Behinderungen
sind Themen, über die in der Gesellschaft ungern gesprochen wird. Gibt
es typische Situationen, was den
befangenen Umgang mit behinderten
oder kranken Menschen angeht?
Das ist sehr unterschiedlich. Man muss
hier in Betroffene und Nicht-Betroffe-
Ich denke, dass meine Zeichnungen
dabei helfen, eine Erkrankung anzu-
Ja und auf diese stoße ich immer wieder bei Ausstellungen. So lachen Nicht-
„Unsere
Gesellschaft braucht
Tabubrüche“
Da würde ich keine Abstufung machen
und sagen: für beide gleich. Die Betroffenen freuen sich über meine Zeichnungen und werden durch sie auch
einmal von ihren Beschwerden abgelenkt. Für die Akzeptanz der Nicht-Betroffen ist es wichtig, dass diese sehen,
dass Humor zu Themen wie Krankheit
und Behinderung dazu gehört.
Was muss sich ändern, damit Menschen mit Behinderungen oder
Erkrankungen in der Gesellschaft
anders behandelt werden?
Es müsste mehr Möglichkeiten geben,
dass Betroffene und Nicht-Betroffene
in Kontakt treten und sich austauschen
können. Das Stichwort Inklusion ist
hier sehr wichtig.
Viele Menschen, bei denen eine
Krankheit diagnostiziert wird oder
eine Behinderung auftritt, fallen in
ein tiefes Loch. Was raten Sie ihnen?
Man sollte die MS annehmen und auf
keinen Fall seine Träume aufgeben und
sagen, jetzt bin ich krank und lasse
mich gehen. Die Krankheit oder Behinderung sollte nie das Leben bestimmen.
Man sollte so lange es geht das machen, was man liebt und sich nicht
einschränken lassen, wo es nicht sein
muss – weder durch die Gesellschaft,
noch durch die Krankheit.

7
Nr. 20 – April 2015
Kultur & Leben
Abschalten auf den ostfriesischen Inseln
„Heel wat besünners!“ –
Urlaub in Ostfriesland
„H
eel wat besünners.“ – „Etwas
ganz besonderes“ ist Ostfriesland nicht nur für die Menschen, die
dort leben und zu Recht stolz darauf
sind. Die Region zählt mit der Nordseeküste und den Inseln Borkum,
Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog,
Spiekeroog und Wangerooge zu den
schönsten Urlaubsgebieten Deutschlands.
Faszinierendes Wattenmeer
Ostfriesland besticht vor allem durch
seine vielfältige Landschaft. Besonders
ist die Nordseeküste mit seinen Dünen,
Stränden und dem einzigartigen Wattenmeer, das von der UNESCO 2009
zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Als
geschützter Lebensraum bietet es Zuflucht für Würmer, Muscheln und andere Weichtiere, seltene Vogelarten,
Säugetiere und Pflanzen. Der stetige
Wechsel der Gezeiten fasziniert zahlreiche Besucher seit jeher, weil er die
Möglichkeit bietet, den Boden des
Meeres bei Ebbe zu Fuß zu erkunden.
Auf fachkundig geführten Wattwanderungen kann man auf Wunsch heute
über die Geheimnisse der Gezeitenbewegungen durch die Anziehungskraft
von Mond und Erde sowie die Vielfalt
der tierischen und pflanzlichen Wattbewohner belehrt werden.
Mit dem Rad unterwegs
Wer gerne lange Strecken mit dem
Fahrrad zurücklegt, wird Ostfriesland
U
rlaub auf den ostfriesischen Inseln
– das bedeutet Abschalten vom
Alltagsleben. Mental hilft die Distanz
zum Festland – das Wissen, dass zwischen Alltag und Urlaub erst noch das
Meer überwunden werden muss.
als „platte“ Region zu schätzen wissen. Auf zahlreichen Themenradwegen kann die Küste, aber auch das Inland per Zweirad erkundet werden. Die
„Tour de Fries“ z. B. zeigt Ostfriesland
mit all seinen Facetten, denn sie führt
über die Nordseedeiche hin zum Nationalpark Wattenmeer, von dort in das
grüne Hinterland und endet in den einzigartigen Moorgebieten.
Ausflugstipps
Kletterparks:
Klettern lässt sich auch im
platten Ostfriesland, beispielsweise im Hochseilgarten Norderney oder im
Kletterwald Kraxelmaxel in
Aurich. Informationen unter:
www.norderney-hochseilgarten.de
www.kraxelmaxel.de
Nordseeheilbad Neuharlingersiel:
Direkt an der Nordsee liegt
das 300 Jahre alte Fischerdorf
Neuharlingersiel. Im Nordseeheilbad des Dorfes kann man
bei schlechtem Wetter in dem
30 °C warmen MeerwasserHallenbad schwimmen gehen
oder in der großen Saunalandschaft relaxen.
www.neuharlingersiel.de
Was ist los in Deutschland? April 2015 bis August 2015
10.05. – 17. 05.2015
45. Dixieland Festival in
Dresden
Internationales DixielandJazz-Festival. Von Jazz im
Club bis Open-Air und an
Deck auf dem Riverboat.
Veranstaltungsorte teilweise barrierefrei.
www.dixielandfestival-
dresden.com
8
27.05.2015
Welt-MS-Tag. Veranstaltungen
rund um die MS deutschlandweit.
www.dmsg.de
30.05.2015
Japan-Tag in Düsseldorf
Mit großem Rhein-Feuerwerk,
Köstlichkeiten und Interessantem
aus der japanischen Kultur. Zwischen Burgplatz und Landtag.
www.japantag-duesseldorf-nrw.de
Sieben Inseln
Jede der Inseln hat ihren eigenen
Charakter. So ist von Borkum, Juist,
Norderney, über Baltrum, Langeoog,
bis hin zu Spiekeroog und Wange­
rooge für jeden Urlaubssuchenden das
Passende dabei. Alle Inseln gehören
zum Nationalpark Niedersächsisches
Wattenmeer und besitzen lange Sandstrände und malerische Dünen.
Borkum ist die westlichste und größte Insel. Da sie am weitesten vom
Festland entfernt und daher immer
vollständig von Seewasser umgeben
ist, liegt sie ganzjährig unter dem Einfluss von Hochseeklima: Die Luft ist
hier besonders arm an Pollen und sehr
salzhaltig. Juist dagegen ist zwar rund
17 Kilometer lang und damit die längste
der ostfriesischen Inseln, teilweise aber
nur etwa 500 Meter breit. Hier bewegt
sieben Inseln. Nicht einmal Straßen­
namen gibt es hier, bloß Hausnummern. Hektik sucht man vergeblich.
Wer dagegen Urlaub auf Langeoog
macht, sollte das Fahrrad einpacken –
oder am besten gleich eines für den gesamten Aufenthalt mieten. Damit lässt
sich die Landschaft gut erkunden und
zu den Dünen radeln, für welche die Insel berühmt ist. Spiekeroog wiederum
hat das Radfahren tagsüber verboten.
Man erkundet die Insel dann gemächlich zu Fuß. Vor allem die jahrhundertealten Friesenhäuser der Insel faszinieren die Besucher. Auf Wangerooge, der
zweitkleinsten der sieben Inseln, kann
man Schiffe bestaunen, die Richtung
Hamburg oder Wilhelmshaven fahren
und gemächlich an der Insel vorbeiziehen. So hat jede der Inseln ihren ganz
persönlichen Zauber. Eines aber haben
sie alle gemeinsam: Angenehme Erholung bieten sie alle!
Infos zur Barrierefreiheit
www.ostfriesland.de („Service“, Stichwort „Ostfriesland – natürlich barrierefrei“)
www.barrierefreie-nordsee.de
man sich überwiegend mit dem Fahrrad oder auch per Pferdedroschke fort.
Norderney ist wohl die bekannteste
unter den ostfriesischen Inseln und gilt
oft auch als die „Partyinsel“. Es geht
städtischer zu, das Freizeitangebot ist
groß und von Jung bis Alt ist hier an
Besuchern alles vertreten. Baltrum
wiederum ist beschaulich und bietet
erholsame Ruhe. Sie ist die kleinste der
02.07.– 07.07.2015
Classic Open Air in Berlin
Konzerte mit klassischer Musik
und populären Melodien auf
dem Gendarmenmarkt vor der
Kulisse des Konzerthauses, mit
abschließendem Höhenfeuerwerk.
www.classicopenair.de
www.nationalpark-wattenmeer.de
Das Wattenmeer lässt sich
auch barrierefrei erkunden!
Für Menschen, die auf einen
Rollstuhl angewiesen sind,
stellen viele Besucherzentren extra Wattrollstühle zur
Verfügung. Auch gibt es die
Möglichkeit, das Watt fahrend
im so genannten „Wattmobil“
zu besichtigen.
Interessante
InteressanteLinks
Links
www.nordseeinsel.net
www.reiseland-niedersachsen.de
Sommer erleben... auf der Bundesgartenschau 2015
Alle zwei Jahre öffnet sie wieder ihre Türen:
die Bundesgartenschau (kurz: BUGA), die
größte Gartenschauausstellung Deutsch­
lands. Dieses Jahr findet sie in der Havelregion statt und verbindet gleich fünf verschiedene Standorte: Brandenburg an
der Havel, Premnitz, Rathenow, Amt Rhinow/Stölln und die
Hansestadt Havelberg laden ein zu Landschafts- und Blütenzauber. Dort kann die BUGA 2015 vom 18. April bis zum
11. Oktober besichtigt werden.
www.bundesgartenschau.de
www.buga-2015-havelregion.de
Nr. 20 – April 2015
Kultur & Leben
Was ist eigentlich „Cloud Computing“?
A
lle reden von Cloud Computing,
viele nutzen es. Trotzdem wissen
zahlreiche Menschen eigentlich gar
nicht, was genau sich hinter diesem
Begriff verbirgt.
Die Cloud, zu Deutsch „Wolke“, ist
ein Ausdruck, der metaphorisch zu verstehen ist: Er liefert ein anschauliches
Bild für einen komplexen Vorgang. Die
meisten Menschen nutzen die Cloud
tatsächlich schon täglich, ohne dass
sie sich dessen bewusst sind. Denn
Cloud Computing steht für die Zusammenfassung aller möglichen Dienstleistungen rund um Computer und
Internet. Der Datenaustausch findet
beim Nutzen der Cloud nicht mehr
ausschließlich mit dem heimischen
Computer statt, sondern Daten werden auf verschiedenen, vom Dienstleister bereitgestellten Servern und
Computern verarbeitet. Dadurch,
dass die Daten nicht mehr „greifbar sind“, ist die Bezeichnung Cloud
entstanden.
Genutzt werden kann die Cloud zum
Speichern von Daten in einem virtuellen Rechenzentrum, aber zur Ausführung von Programmen, die nicht auf
dem lokalen Rechner installiert sind.
Bekannter Anbieter von Datenspeicher
ist z.B. die Dropbox (s.u.). Kostenlose
Bürosoftware über die Cloud bieten u.a.
Google (www.docs.google.com) und
Microsoft (www.office-live.de).
Ein großer Vorteil von Cloud Computing ist, dass der Anwender die zentralen Dienste jederzeit von jedem Ort
aus nutzen kann. Dies kommt insbesondere solchen Nutzern zugute, die
zwischen Notebook, Tablet und Smartphone hin und her wechseln. Zukünf-
tig wird die Bedeutung der Cloud vermutlich noch weiter wachsen. Schon
jetzt lassen sich Filme und Musik z. B.
aus Onlinedatenbanken überall abrufen und „streamen“, das heißt, online
abspielen. Der Trend geht somit teilweise weg vom „Besitz“ der Dateien
hin zum temporären Nutzen und „Ausleihen“ aus der Cloud. Das Abspeichern
in der „Wolke“ ermöglicht zudem auch
das Teilen von Daten mit anderen. So
kann Freunden beispielsweise der Zugang zum Fotoordner oder Arbeitskollegen der Zugriff auf bestimmte
Daten erlaubt werden. Damit aber nun
nicht jeder auf private Fotos bzw. auf
Dienstgeheimnisse zugreifen kann,
gibt es die Möglichkeit, private Clouds
einzurichten, die nur für bestimmte
Personen zugänglich sind. Andere, öffentliche Clouds hingegen stehen der
Allgemeinheit oder einer größeren
Gruppe zur Verfügung. In welcher Wolke man sich gerade mit seinen eigenen
Daten bewegt, sollte einem daher unbedingt bewusst sein.
Bei Datenschützern gerät die Cloud
zunehmend in die Kritik: Nachteilig ist,
dass die Daten in der Regel auf viele
Server und Speichereinheiten verteilt
sind und der Anwender oft nicht
weiß, wo sich seine Daten befinden.
Denn je nach Land gelten andere
Datenschutzregeln. Zudem können
die Dienstanbieter meist selbst in die
Daten schauen und auch im Hinblick
auf Datenschutz vor Fremdzugriff hat
man wenig Einfluss.
Wer trotzdem nicht auf den Komfort der Cloud verzichten möchte,
sollte sensible Daten mit Hilfe von Zusatzprogrammen zunächst selbst verschlüsseln und erst dann in die „Wolken“ schicken.
Kostenlose Clouddienste zum Einstieg
I
n letzter Zeit hört man den Begriff
„Cloud“ zunehmend im Zusammenhang mit den beiden marktführenden
Unternehmen Microsoft und Apple.
Dabei kann man aber auch mit kleineren Clouddiensten anfangen, die
ihre Dienste bis zu einer bestimmten
GByte-Größe umsonst anbieten.
Einer dieser Cloudanbieter ist
„Dropbox“: Bis zu 2 GB Speicherplatz
sind kostenlos – für den Privatnutzer,
der einige Fotos und Textdateien hinterlegen möchte, vollkommen ausreichend. Dropbox ist vor allem für An-
Impressum
Herausgeber:
Novartis
Pharma GmbH
Roonstraße 25
90429 Nürnberg
www.novartis.de
fänger geeignet, denn das Prinzip ist
einfach und leicht verständlich: Wer
sich registriert, erhält ein Konto, in
dem Ordner angelegt und dann Dateien hochgeladen werden können. Per
Login in das Konto erreicht man die
Ordner von überall. Eine erhöhte Zugriffsicherheit bietet eine ZweifachAuthentifizierung: Zu dem normalen
Passwort wird zusätzlich noch ein
Code benötigt. Um die Daten in der
Cloud zu verschlüsseln, kann das kostenlose Zusatzprogramm Boxcryptor
genutzt werden.
Redaktion/Gestaltung:
promedici
Postfach 1133
48302 Senden
Druck:
Pinsker Druck und
Medien GmbH
84048 Mainburg
ISSN 1869-4020
Abonnement:
Extracare-Servicecenter
c/o Ashfield Medical
Dialogue Centre GmbH
Goldbeckstraße 5
69493 Hirschberg
Telefon: 0800-987 00 08
(gebührenfrei: Mo. bis Fr.
von 8.30 bis 18.30 Uhr)
[email protected]
Neben Dropbox gibt es unzählige
weitere Anbieter wie SugarSync, Amazon Cloud Drive oder Google Drive.
Fast alle bieten kostenlos 2, 5 oder
mehr GB an.
Weitere Informationen unter:
www.bsi.bunde.de
www.dropbox.de
www.test.de
www.pcwelt.de
www.heise.de
Bildnachweis:
Fotolia, iStockphoto, 123rf
EXTRALIFE erscheint dreimal jährlich und
kann kostenlos über das EXTRACAREServicecenter abonniert werden. Alle Rechte
sind vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für unverlangt
eingesendete Manuskripte oder Bilder kann
keine Haftung übernommen werden.
Alle Informationen wurden nach bestem
Wissen zusammengestellt. Die Redaktion
++ BUCHTIPP ++
Vanessa da Mata
Blumentochter
List Hardcover
304 Seiten, 18,00 e
ISBN: 978-3-4713-5113-0
I
n einer kleinen Stadt in den brasilianischen Tropen lebt die junge Giza mit
ihren Tanten Florinda und Margarida.
Hinter ihrem Haus bestellen sie einen
prächtigen Garten. Die Blumen verkauft Giza überall in der Stadt. Doch
die junge Frau sehnt sich danach, so
frei davonfliegen zu können wie die
buntschillernden Papageien über ihrem Kopf. Als Florinda ihre erste große
Liebe verhindert, flieht Giza in die große Stadt. Erst zwölf Jahre später kehrt
sie zurück, mit ihrem Sohn, bereit sich
ihrer Liebe und ihrer Vergangenheit zu
stellen. Vanessa da Matas Debütroman
überzeugt dank der Kraft ihrer Phantasie und der Musikalität ihrer Sprache.
++ Hörtipp ++
Jan Weiler
Kühn hat zu tun
M
artin Kühn ist 44, verheiratet,
hat zwei Kinder und wohnt in
einer Neubausiedlung nahe München.
Er hat sich damit abgefunden, dass er,
obwohl ihn alle für brillant halten, bei
der Polizei wohl keinen weiteren Karriereschritt mehr machen wird. Dass
sein pubertierender Sohn ihm langsam
entgleitet. Dass seine rothaarige Nachbarin seine sexuelle Fantasie entfacht,
er sich aber niemals trauen würde,
fremdzugehen. Eines Tages wird Kühn
von einem Kollegen zu einem Tatort
gerufen: Es gibt eine Leiche, Kühn soll
sich sofort auf den Weg machen. Er
kann zu Fuß gehen. Das Opfer liegt
gleich hinter seinem Garten in der
Böschung. Keine 30 Meter von Kühns
Gartentor entfernt ...
der Hörverlag
7 Audio-CDs, Laufzeit: 508 Minuten
19,99 e
ISBN: 978-3-8445-1822-1
kann jedoch keinerlei Gewähr für Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der
Informationen übernehmen. Haftungsansprüche gegen Redaktion, Herausgeber oder Verlag, welche durch die Nutzung der angebotenen Informationen
verursacht wurden, sind grundsätzlich
ausgeschlossen, sofern kein nachweislich
vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt. Alle auf diesen Seiten
gemachten Angebote sind freibleibend
und unverbindlich.
9
Nr. 20 – April 2015
Sport & Wellness
Workout mit Spaßfaktor:
Fitness trifft auf lateinamerikanisches Temperament:
Der Zumba-Trend bei MS
Rhythmisch fit halten
E
gal ob klassisch oder modern, ob
Hip Hop oder flotte Salsaklänge, ob
allein oder mit dem Partner: Beim Tanzen ist für jeden das Passende dabei.
Und Spaß macht es obendrein. Man
vergisst dabei schnell, dass der Körper
beim flotten Gleiten über das Parkett
auch sportlich aktiv ist. Das Angenehme wird so mit dem Nützlichen verbunden.
Tanzen ist in vielerlei Hinsicht gut
für den Körper. Es stärkt nicht nur die
Beinmuskulatur, sondern sorgt auch
für eine aufrechte Haltung und fördert
den Gleichgewichtssinn. Insbesondere
schnelle Tänze wie Salsa, Cha Cha Cha,
Foxtrott oder aber auch das Tanzen
ohne Partner zu schnellerer Musik fördern die Ausdauer.
Ein großer Pluspunkt beim Tanzen
ist insbesondere auch das Training der
Konzentration. Durch die koordinierten
rhythmischen Bewegungsabläufe, das
Erlernen und Abspeichern komplizierter Schrittfolgen und der gleichzeitigen
A
Koordination von Füßen, Armen und
Beinen wird das Gehirn aktiviert und in
Schwung gebracht. Das hält geistig fit
bis ins hohe Alter.
Tanzen macht im Übrigen auch
glücklich: Denn durch die Bewegung
werden Serotonin und Endorphin, im
Volksmund auch als Glückshormone
bekannt, ausgeschüttet.
Neben den altbekannten Tanzstilen
geht der Trend neuerdings immer mehr
in Richtung Tanz und Fitness. Wer beim
Tanzen richtig ins Schwitzen kommen
möchte, kann dies beispielsweise mit
Zumba versuchen: Hierbei bewegt
man sich sportlich zu lateinamerikanischen Rhythmen – und verbrennt dabei auch noch eine Menge Energie.
Weitere Informationen unter:
www.hobby-tanzen.de
www.tanzen.de
www.zumba.com
lle Jahre wieder gibt es einen neuen Fitnesstrend. Viele geraten
schnell wieder in Vergessenheit. Aber
eine Sportart steht nun schon eine
ganze Weile auf der Favoritenliste von
Sportbegeisterten: Zumba! Es ist nicht
nur schweißtreibend und fordert Körper und Geist heraus,
sondern macht vor allem jede
Menge Spaß. Schuld daran sind
nicht zuletzt die gute Laune
machenden Klänge, zu denen
man sich beim Zumba bewegt.
Denn unter Zumba versteht
man eine Sportart, die Fitness
mit Tanz zu lateinamerikanischer Musik verbindet. Im Zentrum soll die Freude an Musik
und Bewegung stehen. Unter
Anleitung bewegt man sich
dabei direkt nach Choreografie oder manchmal auch ein
wenig freier. Das macht Zumba zum gesunden Ganzkörpertraining.
Auch für MS-Betroffene eignet sich Zumba hervorragend,
um in Bewegung zu kommen.
Die Sportart lässt sich nämlich
ganz den eigenen Bedürfnissen und
dem Fitnessgrad anpassen. So gibt es
inzwischen auch Varianten, die sich
speziell an ein Publikum mit gemäßigter Trainingsintensität richten. Formen
wie „Zumba Gold“ z. B. stellen sich auf
Teilnehmer mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit ein. „Zumba Sentao“
findet vor allem im Sitzen mit Stuhl
statt und soll Gleichgewicht, Ausdauer
und Rumpfmuskulatur stärken. Mittlerweile gibt es selbst im Wasser Angebote für Zumba-Fans. „Aqua Zumba“
Do it yourself Fußbad für müde Tanzfüße
W
er gerne das Tanzbein schwingt und beim Tanzen die Zeit vergisst,
hat oft am nächsten Morgen das böse Erwachen: Die Füße schmerzen. Ein entspannendes Fußbad ist leicht vorbereitet, schafft Abhilfe und
macht müde Tanzfüße wieder fit.
So geht’s:
1.
2.
Eine Schüssel mit etwa 35 Grad
warmem Wasser füllen.
3.
Wenige Tropfen der jeweiligen ätherischen Öle hinzugeben und miteinander
vermengen.
Die Füße etwa fünf Minuten
hineintauchen.
10
Tipp:
Wer die Durchblutung der Füße zusätzlich anregen möchte, kann einige Glasmurmeln in das Wasserbad
geben und die Füße darauf hin- und
her rollen lassen. Auch das Einmassieren einer wärmenden Creme oder
eine Fußreflexzonenmassage nach
dem Bad hilft, die Durchblutung
anzuregen und müde Füße wieder
munter zu machen.
Lavendel-Entspannungs-Bad
Das wird benötigt:
Lavendelöl
Eine große Schüssel
Eukalyptus-Bad für müde Füße
Das wird benötigt:
Eukalyptusöl,
Pfefferminzöl und Rosmarinöl
Eine große Schüssel
heißt der neueste Trend. Da man sich
im Wasser nur bedingt schnell bewegen kann, ist auch dies eine Option für
Zumbabegeisterte, die es langsamer
angehen möchten. Vereinzelt gibt es
auch entsprechende Zumbagruppen,
die sich direkt an Menschen mit MS
wenden. Die Auswahl ist groß. Und keine Sorge: Es ist noch kein Meister vom
Himmel gefallen. Nicht jeder muss
beim Zumba sofort zum Experten des
perfekten Hüftschwungs werden!
Weitere Informationen unter:
www.zumba.com/de-DE
www.klaus-brenner.com (Zumbakurse für MS-Betroffene)
Nr. 20 – April 2015
Essen & Leben
Wildkräuter-Blüten-Salat
Erleben Sie Ihre Sinne:
Zutaten für 4 Portionen
200 g Wildkräuter nach
Verfügbarkeit
(z. B. Blutampfer,
junge Brunnenkresse, Spitzwegerich,
Löwenzahn,
Kapuzinerblätter)
150 g Himbeeren
6–8 EL Olivenöl
2 EL Himbeeressig
Salz, Pfeffer
1 Prise Zucker
125 g Ziegenfrischkäse
ca. 40 g gemischte Blüten
(z. B. Sonnenblumenblüten,
Kapuzinerblüten,
Blüten vom
Schnittknoblauch)
1.
Die Wildkräuter verlesen,
waschen, trocken schleudern und in kleine Stücke zupfen. Die Himbeeren vorsichtig
waschen und abtropfen lassen.
2.
Den Salat auf Tellern verteilen. Olivenöl und Essig
in einer kleinen Schüssel verrühren, mit Salz, Pfeffer und
Zucker abschmecken.
3.
Den Ziegenkäse in kleinen
Flocken auf den Wildkräutern verteilen, die Himbeeren
darüberstreuen. Jeden Salatteller mit etwas Vinaigrette
beträufeln. Die Blütenblätter
von den Knospen zupfen bzw.
kleine Blütensorten wie den
Schnittknoblauch oder die Kapuzinerblüten im Ganzen auf
dem Salat verteilen.
Rezept aus:
Mein Kräuter- und Blumenkochbuch
Rezepte und Tipps zu Anbau und Ernte
Rezepte von Torsten Hülsmann, Fotos von Oliver
Brachat
Hölker Verlag, 128 Seiten, 16,95 e
ISBN 978-3-88117-925-6
Dinner in the Dark
W
ie heißt
es sonst
so schön: „Das
Auge isst mit.“
Beim „Dinner in
the Dark“ wird diese Regel allerdings
vollkommen außer Kraft gesetzt. Denn
dieses macht seinem Namen alle Ehre:
Hier wird ein leckeres Menü komplett
im Dunkeln aufgetischt. Nicht der prüfende Blick begutachtet das Essen,
sondern Nase und Gaumen erraten,
was aufgetischt wird. Alle Lichter sind
aus, Restaurantbesucher können nur
geschmacklich wahrnehmen, was da
eigentlich auf dem Teller ist. Auch Gabel oder Weinglas können nur durch
Tasten auf dem Tisch gefunden werden. Stattdessen aktivieren Düfte, Formen, Konsistenz und Geschmack alle
Sinne. Wer Lust auf eine ganz neue Herausforderung hat und erfahren möchte, wie Speisen ganz ohne Licht funktioniert, kann sich bei entsprechenden
Restaurants für das „Dinner im Dunkeln“ anmelden.
Weitere Informationen unter:
www.jochen-schweizer.de
www.mydays.de
Gemüse selbst anbauen:
Kartoffeln im Blumentopf
E
in Balkon lädt zum Entspannen
ein, und man kann die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr genießen. Er
kann aber auch zum Anbau von Nahrungsmitteln in Bio-Qualität genutzt
werden. Mit ein wenig Know-how können sie einen vollwertigen kleinen Gemüsegarten erstellen. Neben einfach
zu züchtenden Kräutern und Salaten
in Balkonkästen gibt es viele Gemüsesorten, die in Kübeln angebaut werden
können. Im Frühling können Tomate,
Stangen- und Buschbohne, Gurke, Zucchini und Paprika als kleine Setzlinge
gepflanzt werden. Die Pflanzgefäße
sollten mindestens ein
Volumen von 10 Litern
haben und wahlweise
aus Ton, Kunststoff oder
Holz sein. Alternativ
können Sie auch einen
Bausatz für ein Minibeet
besorgen. Ein Viertel der
Füllmenge der Pflanzgefäße sollte mit Kies oder
Blähton zur Drainage
aufgefüllt werden. Als
Substrat eignet sich am
besten torffreie Bioerde. Da in einem Kübel
der Nährstoffvorrat begrenzt ist, sollte man regelmäßig düngen, entweder mit organischem Bio-Dünger oder
selbst angesetzter Brennnesseljauche.
Auf größeren Balkonen kann auch
Säulenobst gezogen werden. Das Besondere ist, dass diese speziell gezüchteten Bäumchen sehr klein bleiben und
schmal wachsen, trotzdem aber hervorragende Früchte tragen. Mag man
es gerne etwas privater, eignen sich
diese Bäumchen auch gut als grüner
Sichtschutz.
Selbst Kartoffeln lassen sich gut im
Kübel anbauen. Am besten eignen sich
dafür hochwandige Kunststoffbehälter mit einem Volumen von mindestens 20 Litern. Sie sollten zudem dunkel
sein, damit sich die Erde bei Sonneneinstrahlung gut erwärmt. Die unteren
zehn Zentimeter werden zunächst mit
Blähton befüllt, dann folgt eine etwa
15 cm dicke Schicht mit Pflanzerde.
Darauf legt man drei bis vier Kartoffeln. Kartoffeln, die schon Keime angesetzt haben sind ideal. Aber auch neue
Bio-Kartoffeln aus dem Supermarkt
können verwendet werden. Auf den
Kartoffeln verteilt man wieder zehn
Zentimeter Erde. Diese muss gleichmäßig feucht gehalten werden. Sobald die Keime etwa zehn Zentimeter
lang sind, füllt man so viel Erde nach,
dass nur noch die Blattspitzen zu sehen sind. Dies wiederholt man so oft,
bis der Kübel bis oben mit Erde gefüllt
ist. Die Kartoffelpflanzen sollten dann
regelmäßig gegossen werden. Wenn
nach einigen Wochen die Blätter der
Kartoffelpflanzen gelb werden und
absterben, können die Kartoffeln geerntet werden. Guten Appetit!
TIPP
Viele Gemüsesorten können
bereits ab März aus Samen auf
der Fensterbank vorgezogen
werden. Das sieht nicht nur
schön aus, sondern spart auch
noch Geld.
Kombinieren Sie Nutz- und
Zierpflanzen im Balkonkasten.
Lücken der Ernte werden dann
schnell von den Zierblumen
geschlossen.
11
Nr. 20 – April 2015
Rat & Tat
Karin Kuhl
MS-Schwester
Das schönste Dankeschön ist,
wenn jemand sagt: „Sie haben mir
sehr geholfen.“
Wie erleben Sie Ihre Patienten kurz
nach der Diagnose?
Anfangs sind meine Patienten vor allem verunsichert und ängstlich, weil
sie nicht ausreichend über die Erkrankung informiert sind. Sie haben Angst
vor der Zukunft, vor Einschränkungen,
vor Behinderungen, vor dem Verlust
des Partners u.s.w.
total unglücklich. Das ist individuell
von der Persönlichkeit abhängig. Wer
gut in die Familie und in ein soziales
Umfeld eingebettet ist, eigentlich
glücklich und zufrieden, dem fällt es
leichter mit der Erkrankung umzugehen, als jemandem, der alleine ist,
isoliert lebt und keine Familie oder
keinen Partner hat.
Was heißt Krankheitsbewältigung für
Menschen mit MS?
Das Akzeptieren der Multiplen Sklerose ist der erste Schritt. Im weiteren
Verlauf muss der Patient lernen, wie
er sich trotz der MS positiv in sein Leben einbringt, wie er den Krankheitsverlauf günstig beeinflusst oder wen
er mit ins Boot nehmen kann. Es gibt
viele Möglichkeiten, eine Krankheit zu
bewältigen.
Welche Rolle spielen Sie dabei?
Ich gehe individuell auf die Fragen
und Bedürfnisse des Patienten ein
und zeige ihm, wie er eigene Ressourcen freisetzen und sich selbst positiv einbringen kann. Der Patient hat
oft Angst davor, wie der Partner auf
die Erkrankung reagiert. Daher ist es
wichtig, dass ich den Partner von Anfang an mit einbeziehe.
Wie erleben Sie Krankheitsbewältigung bei Ihrer Arbeit?
Die Krankheitsbewältigung verläuft in
mehreren Schritten: als Verdrängung,
Aggression, Wut und Angst, Depression, verhandeln mit dem Schicksal bis
hin zur Akzeptanz. Viele Patienten erlebt man in allen Phasen. Einige fallen
auch gleich in ein tiefes Loch und sind
Welche Rolle spielt Psychoedukation?
Die Patienten informieren sich zunächst einmal über das Internet und
erhalten verschiedene Informationen
von allen Seiten. In MS-Chats lesen
sie oft ganz viele negative Dinge und
erhalten Informationen, die nicht immer richtig und gut für sie sind. Leider schreiben Patienten, denen es gut
geht, selten etwas in solchen Chats,
sondern eher solche mit Problemen.
Aufklärung ist daher einerseits wichtig, um aus der Informationsflut das
Richtige herausfiltern zu können, andererseits, um die Angst vor der Zukunft zu nehmen und einen Weg zu
finden, bestmöglich mit der MS zu
leben.
Wann empfehlen Sie, professionelle
Hilfe in Anspruch zu nehmen?
Ich rate jedem Patienten dazu, gerade anfangs professionelle Hilfe in
Anspruch zu nehmen. MS wird immer
noch gleichgestellt mit Behinderungen und Rollstuhl. Das stimmt heutzutage gar nicht mehr. Durch die vielen
medikamentösen Behandlungsoptionen, Physiotherapie, Ergotherapie
aber auch Psychotherapie sind die Verläufe anders geworden, besser. Es gibt
Patienten, die leben bereits 20 Jahre
mit der MS und keiner hat etwas gemerkt.
Durch eine Psychotherapie lernt der
Patient, seine Möglichkeiten zu erkennen, in sein Leben einzubringen und
so gut und normal wie möglich weiterzuleben.
Wenn jemand lange Zeit in einem tiefen Loch steckt, empfehle ich ihm al-
lerdings auch, unbedingt eine Psychotherapie zu machen.
Erleben Sie Menschen, die ihre Krankheit wirklich bewältigt haben?
Ja, das erlebe ich häufig. Gerade bei Patienten, die schon über mehrere Jahre
mit der Diagnose leben. Das sind oft
Menschen, die gut informiert sind, denen es gesundheitlich vielleicht auch
ganz gut geht, die ein Ziel vor Augen
haben und vorankommen. Wenn jemand in der Behinderungsprogredienz
schnell voranschreitet, dem fällt dies
allerdings häufig schwerer.
Was inspiriert Sie bei Ihrer Arbeit?
Ich finde, es ist eine tolle Arbeit: Mit
dem Patienten auf einer Ebene zu sein,
ihm zuzuhören und ihn zu begleiten.
Das schönste Dankeschön ist für mich,
wenn der Patient nicht mehr traurig ist,
wenn ich ihn verlasse, sondern lächelt
und sagt „Sie haben mir sehr geholfen.“
Haben Sie einen Rat, den Sie Menschen mit MS gerne mit auf den Weg
geben möchten?
Ich möchte Ihnen raten, von Anfang an
ganz viel zu reden, vor allem mit Ihrem
Partner. Äußern Sie offen Ihre Ängste
und Sorgen und nehmen Sie Hilfsangebote an. Versuchen Sie, eigene Ressourcen zu erkennen und zu aktivieren, um
persönlich ein Plus an Lebensqualität
zu gewinnen. Und wenn Sie merken,
dass Sie zusätzliche Unterstützung benötigen, scheuen Sie sich nicht, Hilfe
einzufordern. MS-Schwestern stehen
gerne mit Rat und Tat zu Seite.
Vorschau:
Extracare-SERVICE
Themenspecial
MS und Achtsamkeit:
Entspannung und
Stressbewältigung
Meine Unterstützung mit Herz
… für Menschen mit MS
Mit EXTRACARE bieten wir ein umfassendes Therapiebegleitprogramm, das Sie mit Herz unterstützt.
Meine MS-Schwester
Recht & Soziales
Stressseminare,
Arbeitszeitverkürzung,
Hilfsmittel: Wann
zahlt die Krankenkasse?
Individuell – Kultur & Leben
Urlaub in der Eifel:
Auf den Spuren der
Vulkane
Persönlich – Die EXTRACARE MS-Schwester ist persönliche und professionelle
Ansprechpartnerin für alle praktischen Fragen rund um die MSErkrankung und -Therapie.
Meine Interessen im Mittelpunkt
Im EXTRACARE-Servicecenter finden geschulte Mitarbeiter für
Ihre Anliegen individuelle Lösungen. Ihren Interessen entsprechend können Sie dort verständliche Broschüren, das Magazin
Extralife und weitere Serviceartikel bestellen.
Langfristig – Gemeinsam in die Zukunft
Wir möchten mit Ihnen eine langfristige Partnerschaft eingehen, die Sie unterstützt Ihren persönlichen Weg zu gehen.
12
Interesse an EXTRACARE?
So erreichen Sie uns
im EXTRACARE-Servicecenter:
Telefon: 0800-987
000 8
(gebührenfrei
Mo. bis Fr. von 8.30 bis 18.30 Uhr)
E-Mail: [email protected]
Internet:www.ms-und-ich.de
Novartis Pharma GmbH 04/2015
Roonstraße 25 · 90429 Nürnberg
318945