Nr. 20 – April 2015 Krankheitsbewältigung News & Lifestyle für Menschen mit Multipler Sklerose I N H A LT MS-Patient und Cartoonist Phil Hubbe Liebe Leserin, lieber Leser, immer wieder höre ich: „Über eine Krankheit wie Multiple Sklerose darf man nicht lachen.“ Da bin ich anderer Meinung: doch, man darf und sogar ausgiebig. Denn Humor hilft, die Erkrankung zu akzeptieren, lockerer mir ihr umzugehen und sie nicht in den Mittelpunkt des Lebens zu rücken. Außerdem kann eine humorvolle Auseinandersetzung Be- troffene und Nicht-Betroffene zusammenbringen und die Sicht der Gesellschaft auf die Erkrankung verändern. Deshalb gehe ich bei meiner Arbeit als Cartoonist einen Weg, der Betroffenen und der Gesellschaft die Möglichkeit gibt, auch mal über MS zu lachen – wie über andere Schwächen auch. 4 Recht & Soziales Was man bei der Kostenerstattung durch die Krankenkassen wissen sollte 6 Menschen Im Interview: MS-Patient und Cartoonist Phil Hubbe 8 Kultur & Leben „Heel wat besünners!“ – Urlaub in Ostfriesland 11 Essen & Leben Gemüse selbst anbauen: Kartoffeln im Blumentopf Ihr Phil Hubbe Krankheitsbewältigung führt zu mehr Lebensqualität ach der Diagnose einer chronischen Erkrankung ist die Krankheitsbewältigung oft ein zentrales Thema. Auch wenn die MS bis heute nicht heilbar ist, kann man lernen mit der Erkrankung bestmöglich zu leben: Indem man die Krankheit richtig versteht und für sein Leben akzeptiert. Frei nach dem Motto von Horaz „Genieße froh die Gaben der gegenwärtigen Stunden und lass das Unangenehme beiseite.“, kann man dann vielleicht, trotz der möglichen Einschränkungen, bewusst den Moment und das Schöne in seinem Leben erleben und genießen. 3 Leben mit MS Wieder Lebensfreude gewinnen: Wege zur Krankheitsbewältigung Daher lassen Sie uns das Leben nicht allzu ernst nehmen. Lassen Sie uns lachen, über ein Thema, das zwar ernst ist, aber auch komische Seiten an sich haben kann. Lassen Sie uns gemeinsam lachen für mehr Akzeptanz und einen unbefangenen Umgang mit kranken und behinderten Menschen. MS und Akzeptanz: N 2 Ne ws & Trends Erholsam schlafen: Licht von E-Readern stört Schlafrhythmus Wir haben in dieser Ausgabe der EXTRALIFE die Krankheitsbewältigung als ersten Schritt in ein besseres Leben mit MS unter die Lupe genommen. Was heißt Krankheitsbewältigung? Wie erfolgt sie? Was kann ich selbst tun? Wo finde ich Rat und Unterstützung? Besonders freuen wir uns, dass der Cartoonist Phil Hubbe im Interview von seinem Weg nach der Diagnose MS erzählt: wie er sein Hobby zum Beruf machte und was ihn heute inspiriert. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame und anregende Lektüre. Weiterführende Informationen und Tipps für das Leben mit MS finden Sie auf unserer Homepage: www.msundich.de Einfach zum Ziel: Scannen Sie den QRCode mit einer dafür geeigneten App. Outdoor-Fitness: Stadt und Natur als Trainingsraum nutzen S tein statt Hantel, Treppe statt Stepper und dazu frische Luft und ein schöner Ausblick: Die Natur bietet für Sportler ein optimales Work-Out-Gelände. Man muss die „Trainingsgeräte“ nur als solche erkennen: Laufen auf unebenem Untergrund, Balancierübungen auf wackligen Baumstämmen, Überspringen von Hindernissen wie z. B. kleine Bäche oder eine Mauer und zwischendurch eine Dehnübung an Kleine Helfer im Alltag: einer Bank oder eine Kraftübung mit einem dicken Stein. Keine Trainingseinheit gleicht der anderen, denn jeder Stein hat ein anderes Gewicht, jede Treppe unterschiedlich hohe Stufen, jeder Untergrund ist anders beschaffen. So wird die Fitnesseinheit in der Natur zu einem erfüllten Ganzkörpertraining von Körper und Geist. Und ganz nebenbei wird auch noch die Vitamin-D Produktion im Sonnenlicht angekurbelt. Lange Anfahrtswege sind nicht nötig, das Training beginnt direkt vor der Haustür und der Eintritt für das Outdoor-Fitnessstudio ist frei. Also: Worauf warten Sie noch? Displayreinigung für Smartphones M it dem Displayreiniger „Denk an mich“ können Wischer und Fingerabdrücke nun leicht vom Display beseitigt werden. Dazu wird die Seite mit dem Schriftzug „Denk an mich“ auf das Display gelegt und vorsichtig geputzt. Bis zum nächsten Gebrauch kann der Displayreiniger dann „selbstklebend“ auf der Rückseite Denk an mich des Smartphones aufbewahrt werden. Der Schriftzug „Denk an mich“ hilft Ihnen dabei, an die regelmäßige Einnahme oder Injektion der Medikamente zu denken. Der Displayreiniger kann kostenlos im EXTRACARE-Servicecenter bestellt werden. Nr. 20 – April 2015 News & Trends Für neu diagnostizierte Menschen mit MS: Alles Wichtige in einer App dokumentieren: App „MS und ich“ unterstützt Arzt und Patient Multiple Sklerose – Von Patient zu Patient Multiple Sklerose – Von Patient zu Patient J edes Jahr bekommen mehr als 2500 Menschen die Diagnose Multiple Sklerose. Viele Betroffene fühlen sich allein gelassen. Sie wissen nicht, welche Auswirkungen die Erkrankung auf ihr gesamtes Leben haben wird. Acht MS-Patienten erzählen von den Möglichkeiten der Krankheitsbewälti- gung und ihrem Umgang mit der Erkrankung im täglichen Leben. Sie berichten über Erfahrungen mit der Behandlung, über Partnerschaft und über ihr Berufsleben. Die Broschüre gibt Hilfestellung und Anregungen und soll vor allem eins – Mut machen, die Erkrankung anzunehmen und sie in den Alltag zu integrieren. Information Die Broschüre „Multiple Sklerose – Von Patient zu Patient“ können Sie über das EXTRACARE-Servicecenter kostenlos bestellen (siehe S. 12). K ennen Sie das auch? Sie sollten dem Arzt berichten, wie es Ihnen in den letzten Wochen mit der MS ergangen ist, konnten sich aber nicht mehr so genau erinnern? Oder: Sie haben Ihre Medikamente vergessen einzunehmen, weil Sie unterwegs oder sehr beschäftigt waren? Mit der App „MS und ich“ können Sie nun per Smartphone zu jeder Zeit und an jedem Ort aktiv am Erfolg Ihrer Behandlung mitwirken: Die App erinnert Sie an die Einnahme von Medikamenten und dokumentiert über einen längeren Zeitraum Ihr Befinden in verschiedenen Situationen. „Wie fühle ich mich eigentlich heute?“ „Wie gut habe ich geschlafen?“ „Wie beweglich bin ich heute?“ Wer regelmäßig sein Befinden beobachtet und dokumentiert, lernt schnell seinen Körper einzuschätzen und mit den Symptomen der MS umzugehen. Um die Therapie optimal anpassen zu können, sind diese Informationen auch für Ihren Arzt wichtig. Information Die benutzerfreundliche App kann im Apple- und Google Play-Store kostenlos heruntergeladen werden. Einfach zum Ziel: Scannen Sie den QR-Code mit einer dafür geeigneten App. Insekten ein Zuhause geben: Erholsam schlafen: Licht von E-Readern stört Schlafrhythmus Insektenhotels selber bauen N E -Reader werden immer beliebter, so manch eine Leseratte zieht das elektronische Buch mittlerweile dem Buch aus Papier vor. Insbesondere der gut in der Hand liegende, leserfreundliche Bildschirm, der die Augen weniger ermüden soll, gilt dabei vielen als Argument für die Anschaffung eines Geräts. Studien haben jetzt allerdings ergeben, dass die Lektüre elektronischer Bücher, insbesondere vor dem Schlafengehen, einen unerwünschten Nebeneffekt haben kann. Denn das kurzwellige Licht der Geräte, auch „blaues Licht“ genannt, stört unter Umständen die innere Uhr des Körpers und damit unser Schlafbedürfnis. So brauchten viele Teilnehmer einer aktuellen Studie, die vier Stunden vor dem Schlafengehen noch ein Buch auf dem E-Reader lasen, mehr Zeit zum Einschlafen oder schliefen unruhiger und fühlten sich am nächsten Morgen 2 weniger ausgeruht als die Vergleichsgruppe, die zu einem herkömmlichen Buch aus Papier gegriffen hatte. Die Verfasser der Studie führten dies auf eine geringere Ausschüttung von Melatonin, das sogenannte „Schlafhormon“, zurück, die durch das blaue Licht der Geräte provoziert wird. Blaues Licht strahlen im Übrigen nicht nur E-Reader, sondern auch Laptops, Smartphones oder LED-Bildschirme aus. Dementsprechend könnten die Ergebnisse der Studie auch für den Nutzen dieser Geräte eine Bedeutung haben. Wer abends nicht gut einschlafen kann, sollte in Zukunft also vielleicht zur Abwechslung einmal die Technik beiseitelassen und auf das gute alte Papierbuch zurückgreifen. Quelle: A.-M. Chang et al (2015): Evening use of light-emitting eReaders negatively affects sleep, circadian timing, and next-morning alertness. PNAS 112 (4): 1232-1237. achhaltiger leben, weniger Müll produzieren, selbst wieder Obst und Gemüse anbauen, weniger Autofahren und keine Elektrizität verschwenden: Umweltbewusstsein liegt im Trend! Wer einen kleinen Beitrag dazu leisten möchte und selbst gerne handwerklich kreativ ist, kann dies beim Bau eines Insektenhotels miteinander verbinden. Der Name mag seltsam klingen, erklärt sich aber ganz einfach: Insektenhotels sind Nist- und Überwinterungshilfen für Insekten, die in Hausform gebaut und in freier Natur oder im eigenen Garten platziert werden. Sie sollen den vielfach eingeschränkten oder zerstörten Lebensraum von Insekten wieder herstellen. Oft werden dabei z. B. Insekten die als „Schädlingsbekämpfer“ gelten, durch die Insektenhotels angelockt und können so zugleich auf natürliche Weise den Anbau im eigenen Garten unterstützen. Insektenhotels kann man fertig im Baumarkt kaufen – oder aber man zimmert sich selbst ein ganz persönliches Modell. Dabei werden meist reine Naturmaterialien, wie Holz, Stroh, Rinde oder Lehm verwendet. Ausstattung und Aussehen können dabei variieren und der Kreativität überlassen werden. Verschiedene „Füllungen“ locken unterschiedliche Insekten an. Die einfachste Variante ist z. B. ein Tontopf, der mit Stroh oder Holzwolle gefüllt und kopfüber in einen Strauch gehängt wird. Auch fertige Bausätze lassen sich kaufen, die dann nur noch zusammengesetzt werden müssen. So kann man z. B. Insekten wie Schmetterlingen, Marienkäfern, Florfliegen oder Wildbienen ein neues Zuhause geben. Anleitungen zum Selberbauen www.insekten-hotels.de www.selbst.de (Stichwort: Insektenhotel) www.gartendialog.de (Stichwort: Insektenhotel) Nr. 20 – April 2015 Leben mit MS Krankheitsbewältigung Wieder Lebensfreude gewinnen: Wege zur Krankheitsbewältigung 4. Suche nach sozialen Kontakten Der Mensch kann viel Kraft und Lebensenergie aus sozialen Kontakten schöpfen. Diese können von ganz unterschiedlicher Natur sein: Ein gutes Gespräch mit einem Freund oder Arbeitskollegen, die Unterstützung durch Angehörige oder der Besuch einer Selbsthilfegruppe. Das Gefühl zu haben, dazuzugehören, sich aussprechen zu können, Rat zu erhalten und gebraucht zu werden, sind wesentliche Bedürfnisse, die besonders im Krankheitsfall sehr wichtig für das eigene Wohlergehen sind. D ie Diagnose MS erschüttert die meisten Menschen tief. Das Gefühl, die eigene Gesundheit zu verlieren, kann Angst und Verzweiflung auslösen, zumal Multiple Sklerose häufig in einer Lebensphase diagnostiziert wird, in der Familienplanung und/oder Karriere im Vordergrund stehen. „Coping“ oder auch „Krankheitsbewältigung“, „Akzeptanz“ – dies sind Schlagworte, die Menschen mit MS erfahren, wenn sie sich mit der Erkrankung auseinandersetzen. Doch was genau steckt dahinter und – wesentlich wichtiger – wie kommt man dahin? Bewältigungsstile können sich je nach Lebensphase ändern Ein wichtiges Ziel der Krankheitsbewältigung ist, die Krankheit zu akzeptieren und mit ihr bestmöglich zu leben. Sie verläuft in Phasen, von Schock und Verleugnung über Aggression, Depression, Verhandeln mit dem Schicksal bis hin zur Akzeptanz, und ist immer individuell zu betrachten. Je nach Menschentyp werden unterschiedliche Bewältigungsstile befolgt, die sich auch je nach Lebensphase ändern können. Die Bewältigungsphasen und der Bewältigungsstil haben einen großen Einfluss auf den Alltag und die Partnerschaft, damit auf die Lebensqualität insgesamt. Miteinander reden, dem Partner vermitteln, wie man sich gerade fühlt und was man denkt, ist für das gegenseitige Verständnis und Zusammenleben in einer Partnerschaft daher sehr wichtig. Die vier Bewältigungsstile 1. Verleugnung der Krankheit Durch Verdrängen und Bagatellisieren kann eine Krankheit an Bedrohlichkeit verlieren. Der Betroffene lenkt sich mit alltäglichen Aktivitäten wie Arbeit, Hobbys oder Partnerschaft ab. Auftretende Krankheitssymptome blendet er aus. Diese zunächst positive Einstellung hilft ihm dabei, den Alltag zu bewältigen und führt zu einer guten psychischen Verfassung. Allerdings besteht dabei auch die Gefahr, dass die ersten Symptome eines Schubes nicht ernst genommen werden und eine frühzeitige Therapie verpasst wird. 2. Die Suche nach dem Sinn Der Erkrankte macht sich Vorwürfe: „Was habe ich falsch gemacht?“ oder „Warum gerade ich?“. Dieser Weg kann mit einem hohen Ungerechtigkeitsempfinden bezüglich der Erkrankung einhergehen und zu Resignation und Depression führen. Andererseits kann die Erkrankung dabei auch als Lebenskrise gesehen werden, die das bisherige Selbstverständnis hinterfragt. Neue Lebenswege und Möglichkeiten können sich eröffnen und der Betroffene lernt, nicht nur für andere Menschen da zu sein, sondern wieder auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Diese Veränderungen können erste wichtige Schritte auf dem Weg der Krankheitsbewältigung sein. 3. Aktiv sein und zupacken Die Erkrankung kann auch als Herausforderung verstanden werden, die es zu bewältigen gilt. Dabei informieren sich Erkrankte über ihre Krankheit und setzen sich problemorientiert mit dieser auseinander. Als mündiger Patient werden in Arztgesprächen oder in therapieunterstützenden Programmen wie der Psychoedukation (Patientenschulung) nach individuellen Strategien und Lösungen gesucht. Eigene Lebensweisen werden überdacht und geändert. Bei dieser Form der Krankheitsbewältigung versucht der Betroffene, durch einen bewussten Umgang und eine gesunde Lebensweise, aktiv Einfluss auf den Krankheitsverlauf zu nehmen. Kurzinformation zur Psychoedukation: Wissen über die Erkrankung, Symptome und Behandlungsoptionen wird vermittelt Komplizierte Sachverhalte werden leicht verständlich und nachvollziehbar dargestellt Betroffene lernen den selbstverantwortlichen Umgang mit der Erkrankung Sie erfahren Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung Das Krankheitsverständnis wird auch bei Angehörigen gefördert Wenn die eigenen Kräfte und Hilfen nicht reichen Wenn aber die eigenen Kräfte und die Unterstützung durch Angehörige und Freunde zur Krankheitsbewältigung nicht ausreichen, kann eine begleitende professionelle Hilfe durch einen Therapeuten in Anspruch genommen werden. Die individuelle Krankheitsbewältigung kann dadurch insoweit unterstützt werden, dass Betroffene wieder an Lebensqualität und -freude gewinnen und am sozialen und beruflichen Leben teilnehmen können. die Behandlungsmöglichkeiten sowie einen geeigneten Therapeuten informieren. Eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Punkte behandeln wir in unserer Rubrik „Recht & Soziales“ auf Seite 4. ++ BUCHTIPP ++ Herta Dangl Mit Multipler Sklerose leben: Werden Sie zum Experten in eigener Sache – Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und Fachleute Die Rolle der Psychoedukation in der Krankheitsbewältigung Wissenschaftler und Ärzte haben mittlerweile für die ganzheitliche Therapie chronischer Erkrankungen einige therapieunterstützende Programme ins Leben gerufen, die sich auf die seelische Verarbeitung der Krankheit beziehen. Eines dieser Programme ist die sogenannte Psychoedukation. Hier werden komplizierte medizinisch-wissenschaftliche Fakten sachgerecht, systematisch, leicht verständlich und in angemessenem Umfang vermittelt und einfühlsam über Gefühle, Ängste und die Zukunft gesprochen. So können betroffene Patienten ein tiefes Verständnis für die Krankheit entwickeln und lernen, die Krankheit zu akzeptieren und durch ihr Verhalten selbst Einfluss auf ihre Lebensqualität zu nehmen. Auch Angehörige werden dazu eingeladen, an diesen Schulungen teilzunehmen und erfahren ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse der Betroffenen. Das wirkt sich wiederum positiv auf das Zusammenleben im Alltag aus. Fragen Sie Ihren Neurologen oder behandelnden Arzt nach einer Gruppe oder einem Therapeuten in Ihrer Nähe. Auch Selbsthilfeverbände können dabei unterstützen. Damit die Krankenkassen notwendige, weiterführende Therapien rechtzeitig zur Verfügung stellen, sollte man sich vorab über die Kostenerstattung, I Verlag: Schulz-Kirchner 72 Seiten, 9,49 e ISBN: 978-3824808915 n diesem Ratgeber finden Sie einen Überblick über Symptome und Krankheitsverlauf, mögliche Therapiemethoden und -konzepte, Strategien, wie Sie Ihren Alltag bewältigen können, hilfreiche Adressen und Literatur. Werden Sie zum Experten in eigener Sache. Andrea Jolander Da gehen doch nur Bekloppte hin Aus dem Alltag einer Psychotherapeutin Heyne Verlag 224 Seiten, 8,99 e ISBN: 978-3453630123 V oller Humor und Selbstironie erzählt Andrea Jolander aus ihrem Alltag als Therapeutin. Leicht verständlich erläutert sie, wann überhaupt eine Therapie in Frage kommt und welche unterschiedlichen Therapieformen für wen geeignet sind. 3 Nr. 20 – April 2015 Rechts & Soziales Therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen: Was man bei der Kostenerstattung durch die Krankenkassen wissen sollte N eben der medikamentösen Langzeitbehandlung der Multiplen Sklerose, ist die Behandlung der begleitenden Symptome von großer Bedeutung für die Lebensqualität von Menschen mit MS. Die Behandlung ist bei jedem Patienten individuell anzupassen. Welche Therapie für Sie die richtige ist und welche Therapien von der Krankenkasse übernommen werden, das sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt in einem beratenden Gespräch klären. Die folgende Aufstellung soll einen ersten Überblick verschaffen. Welche Therapie für wen? Die Psychoanalyse wurde von Sigmund Freud (1856–1939) begründet und gehört zu den ältesten psychotherapeutischen Verfahren, die von den Krankenkassen anerkannt werden. Durch Psychoanalyse möchte man grundsätzlich verstehen: Was geht in mir vor, wenn ich Angst habe? ... wenn ich depressiv bin? Analytiker und Patient erforschen gemeinsam – sitzend oder liegend – das Zusammenspiel von bewussten und unbewussten seelischen Vorgängen und inwieweit sich diese auf das Verhalten und das Erleben auswirkten. Man geht davon aus, dass die Strukturen und Störungen der Beziehungen vor allem mit den Eltern in der frühen Kindheit von entscheidender Bedeutung sind. Eng mit der Psychoanalyse verwandt ist die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder auch Tiefenpsychologie. Beide Therapieformen basieren auf denselben Grundlagen. Hier finden sich in der Regel Menschen am besten aufgehoben, welche zwar allgemein in ihrem Leben ganz gut zurechtkommen, sich aber aktuell in einer tiefen Krise befinden. Sie spüren, dass sie momentan in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind und alleine nicht weiterkommen. Im Gegensatz zur Psychoanalyse spielen bei der Behandlung Ereignisse aus der weiteren Vergangenheit keine zentrale Rolle. Allerdings stehen auch hier unbewusste Vorgänge und die Klärung der Ursachen für die Beschwerden im Vordergrund. Auch diese Therapie wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die dritte, kassenärztlich anerkannte Therapieform ist die Verhaltenstherapie. Hier finden sich Leute wieder, die beispielsweise übersteigerte Ängste vor gewissen Tieren, Höhen oder bestimmten Situationen haben. Mit Hilfe des Therapeuten wird der Umgang 4 mit beängstigenden Situationen geübt und der Leidensdruck so gemildert. Nicht kassenärztlich abgerechnet, aber wissenschaftlich anerkannt ist die Systemische Therapie. Sie basiert auf der Annahme, dass Konflikte oder Persönlichkeitsstörungen nicht ausschließlich auf die betroffene Person zurückzuführen sind, sondern Einflüsse aus beispielsweise dem familiären Umfeld dazu beitragen. In einzelnen Sitzungen werden daher auch Familienmitglieder oder Freunde mit eingeladen, an diesen teilzunehmen. Auch die Gesprächstherapie gehört nicht zu den sogenannten Richtlinienverfahren und kann nicht über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden. Menschen mit psychischen Belastungen, die sich von allen missverstanden fühlen, wird mit Hilfe von Gesprächen durch andere Personen das wiedergegeben, was sie empfinden. Sie fühlen sich innerhalb der Therapie verstanden und sind allmählich dann auch für eine Veränderung bereit. Die richtige Wahl getroffen? Betroffene werden bei der Wahl der richtigen Therapie nicht alleine gelassen. Merkt ein Therapeut, dass ein Patient bei einer anderen Therapieform besser aufgehoben wäre, wird er ihn im Zweifelsfall an einen Kollegen vermitteln. Aber nicht nur die Therapie muss die richtige sein, sondern auch die zwischenmenschliche Ebene. Für eine erfolgreiche Therapie ist wichtig, dass die Wellenlänge zwischen Therapeut und Patient stimmt, denn nur so können sich Betroffene dem Therapeuten gegenüber öffnen. Ist dies nicht der Fall, sollte ebenfalls über einen Wechsel nachgedacht werden. Müssen Betroffene eine mehrmonatige Wartezeit akzeptieren? Nein. Psychisch erkrankte Menschen haben einen Anspruch auf eine rechtzeitige Behandlung wie körperlich erkrankte Menschen auch. Zudem fehlt es in Deutschland nicht generell an gut ausgebildeten Psychotherapeuten, nur können nicht alle ohne weiteres kassenärztlich abgerechnet werden. Ist eine Krankenkasse nicht in der Lage, eine notwendige Behandlung rechtzeitig zur Verfügung zu stellen, können Patienten beantragen, die Kosten einer ambulanten Psychotherapie nach § 13 Absatz 3 SGB V erstattet zu bekommen. Wie erfolgt die Kostenerstattung im Antragsverfahren? Für die Inanspruchnahme des sogenannten Kostenerstattungsverfahrens einer selbstbeschafften Leistung wie die psychotherapeutische Behandlung in einer Privatpraxis gelten klare Spielregeln. So muss vom Betroffenen unter anderem der Nachweis erbracht werden, dass dringend eine Psychotherapie benötigt wird und kein Therapieplatz mit einer zumutbaren Wartezeit und in einer angemessenen Entfernung zum Wohnort bei einem Psychotherapeuten mit Kassenzulassung gefunden werden konnte. Die Behandlung selbst darf nur von solchen Psychotherapeuten erbracht werden, welche ebenso qualifiziert sind wie die mit Kassensitz. Auch muss der Antrag der Kostenerstattung vor Beginn der Behandlung und vom Betroffenen selbst gestellt werden. Das Antragsverfahren kann vom behandelnden Psychotherapeuten unterstützend begleitet werden, aber auch im Internet finden sich viele hilfreiche Informationen zum Thema Kostenerstattungsverfahren und Psychotherapie. Für privatversicherte Personen ist zu beachten, dass es keine einheitlich geregelten Leistungen gibt. Oftmals übernehmen die privaten Krankenversicherungen nur die Kosten für Behandlungen nach dem Richtlinienverfahren. Entscheidend ist, welche Leistungen zwischen dem Versicherten und seiner Versicherung vertraglich vereinbart sind. Um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen, ist es ratsam, sich die Kostenübernahme schriftlich bestätigen zu lassen, bevor die Therapie begonnen wird. Weiterführende Links www.psych-info.de Die Webseite der Bundespsychotherapeutenkammer bietet umfassende Informationen wie zum Kostenerstattungsverfahren rund um das Thema Psychotherapie, leitet aber auch Suchanfragen nach Psychologischen Psychotherapeuten gezielt an Psychotherapeutische Kammern der jeweils zuständigen Bundesländer weiter. www.bptk.de www.ptk-nrw.de/fileadmin/ user_upload/pdf/Mitgliederverwaltung/FAQ_Kostenerstattung. pdf Das PDF der Psychotherapeuten Kammer NRW beantwortet alle wesentlichen Fragen rund um das Thema Kostenerstattungsverfahren. Nr. 20 – April 2015 Selbsthilfe Auszeit für Ihre Seele: Sich täglich ein paar Minuten für die eigene Ausgeglichenheit nehmen I m Alltag müssen wir ständig neue Anforderungen bewältigen und dabei immer flexibler auf alles reagieren. Kleine Auszeiten für unsere Seele sind daher enorm wichtig, damit wir in der restlichen Zeit leistungsfähig bleiben und schwierige Situationen lösen können. Die Pflege der Seele sollte daher genauso selbstverständlich sein wie die tägliche Reinigung unseres Körpers. Doch wie pflegt man seine Seele und nimmt sich eine Auszeit? Kleine Veränderungen reichen oft schon aus, um mehr Freude am Leben zu erhalten. Ver- schiedene Rituale und Gewohnheiten, wie beispielweise feste Pausenzeiten, können helfen, der Seele die perfekte Auszeit zu verschaffen. Versuchen Sie, sich selbst nicht so unter Druck zu setzen und entschleunigen Sie Ihren Alltag, denn nicht für jeden ist der schnelle Takt unserer Zeit richtig. Und am Abend fragen Sie sich, ob es schöne Momente an diesem Tag gab, die Sie richtig genossen haben. Können Sie diese Frage mit „ja“ beantworten, sind Sie auf dem richtigen Weg, Ihre innere Ausgeglichenheit zu finden und die Seele zu stärken. Mit einfachen Mitteln und wenig Zeitaufwand können Sie im Alltag selbst viel für Ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden tun: Gönnen Sie sich täglich zehn Minuten Ruhe und meditieren oder tagträumen Sie dabei. Dadurch tanken Sie wieder Energie und der Alltag lässt sich leichter bewältigen. Lachen löst Verkrampfungen und schüttet Glückshormone aus. Lachen Sie daher so oft wie möglich – das kommt Ihrer seelischen Gesundheit zugute. Stellen Sie sich Situationen vor, an die Sie sich gerne erinnern. Sprechen Sie sich Sätze mit positiven Inhalten laut vor: „Ich fühle mich wohl“, „Ich bin den täglichen Anforderungen gewachsen“, „Ich werde jeden Tag gesünder“. U Schärfen Sie den Blick für das Schöne. Schreiben Sie jeden Tag, was Ihnen gut gelungen oder an Positivem wiederfahren ist, auf. Dann gehen Sie bald mit anderen Augen durch das Leben und sind besser gegen Belastungen gewappnet. Machen Sie einen Spaziergang an der frischen Luft. Das hellt die Stimmung auf und sorgt für seelische Stabilität, da Licht und Bewegung auf den Körper wie ein Lebenselixier wirken. Verwirklichen Sie sich selbst und gehen Sie einem Hobby nach – am besten in Gesellschaft. Sprechen Sie mit Freunden oder in Selbsthilfegruppen über Ihre Probleme, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. ++ BUCHTIPP ++ nser Alltag beschleunigt sich immer mehr. Überforderung, Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten sind die Folge. Der Ratgeber hilft dem Leser sich Schritt für Schritt wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nach der persönlichen Bestandsaufnahme und der Fastenpraxis befasst sich ein ganzes Kapitel mit möglichen Strate- gien für die Zukunft, damit die Seele dauerhaft frei und entspannt und damit offen für Glück bleibt. Rita Pohle Lass los, was deine Seele belastet Gräfe und Unzer Verlag 128 Seiten, 12,99 e ISBN: 978-3-8338-1921-6 Resilienz – mit psychischer Widerstandskraft gegen Stress, Depressionen und Burn-out W arum schaffen es manche Menschen in Krisensituationen stark und positiv denkend zu bleiben, während andere mit Stress, Depressionen und Burn-out reagieren? Resilienz nennen Psychologen dieses Phänomen. Damit ist die eigene psychische Widerstandskraft gemeint, die Menschen stark gegen Stress und Belastungen macht. Die Fundamente dazu werden manchen Menschen von Natur aus mitgegeben und in frühester Kindheit gelegt. Mit den richtigen Strategien kann man die psychische Widerstandskraft jedoch auch noch im Erwachsenenalter trainieren. Neben der positiven Grundeinstellung ist die Akzeptanz ein wesentlicher Aspekt. Dadurch kann schließlich der Blick vom Unabänderlichen auf das, was änderbar ist, gelenkt werden. Auch das Setzen und Erreichen realistischer Ziele, sorgt für positive Erfahrungen, die das Selbstbewusstsein stärken. Man kann sich den Anforderungen des Lebens, auch mit einer chronischen Erkrankung, nicht so einfach entziehen. Nur mit einer positiven Lebenseinstellung kann man es schaffen, freudig nach vorn zu schauen, statt in Trauer um Verlorenes zurück. Dabei können sich immer wieder neue Perspektiven eröffnen und Krisen möglicherweise in Chancen verwandeln. ++ BUCHTIPP ++ In dem Buch Resilienz gibt Christina Berndt Information und praktischen Rat, wie man sich künftig besser durch die großen und kleinen Krisen des Lebens manövrieren kann. Christina Berndt Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft dtv 288 Seiten, 9,90 e 2. Auflage, April 2015 ISBN: 978-3-423-34845-4 Erste Hilfe nach der Diagnose: Neue Broschüre „Multiple Sklerose. Ein Leitfaden“ weist den Weg D ie Diagnose MS ruft tiefe Verunsicherung hervor. Gerade NeuErkrankte fühlen sich oft allein gelassen mit den vielen Fragen, die sich vor ihnen auftun. Mit der Broschüre Multiple Sklerose – Ein Leitfaden, gibt der Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft eine erste Hilfestellung bei der aktuellen Konfrontation mit der lebenslangen Erkrankung. So beantwortet diese neue Broschüre Fragen zu Diagnose, Therapien, Verläufen und Symptomen, greift Alltagsthemen wie Familie, Beruf und Freizeit auf und gibt Anregungen für ein erfülltes Leben mit MS. Multiple Sklerose – Ein Leitfaden leistet im besten Sinne Hilfe zur Selbsthilfe. MS-Erkrankte und ihre Angehörigen erhalten Erstlingsinformationen, um die Krankheit und ihre möglichen Auswirkungen besser einordnen zu können, finden eine erste Orientierung und können Vorurteile abbauen. Der Leitfaden bietet einen sachlich fundierten Überblick, der durch die vielen weiteren von der DMSG entwickelten Informations- und Aufklärungsmaterialien, also Broschüren, CDs, Internetpor- tale oder Apps, vertieft werden kann. Entsprechende Hinweise auf weiterführende Lektüre, gedruckt oder online, finden sich in den einzelnen Kapiteln. Der Ratgeber, der in Zusammenarbeit mit der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg, entwickelt und erarbeitet wurde, gibt in vier Kapiteln einen guten Einstieg in die Thematik und erleichtert die notwendige Auseinandersetzung mit der Erkrankung. In „MS, Diagnose und Therapie“ geht es um die Krankheit selbst und ihre Behandlung. In „Psyche“ steht die Krankheitsbewältigung“ im Mittelpunkt. In „Soziales und Rechte“ werden unter anderem Fragen, die sich mit der finanziellen Seite beschäftigen, beantwortet. „Die Krankheit, Ausbildung und Job“ widmet sich den Auswirkungen auf das berufliche Leben und thematisiert unterstützende Maßnahmen für Ausbildung und Job. Die Broschüre kann im Online-Shop unter www.dmsg.de oder in den Geschäftsstellen der DMSG-Landesverbände bestellt werden. 5 Nr. 20 – April 2015 Menschen ++ Im Interview: MS-Patient und Cartoonist Phil Hubbe ++ „Aus dem Zeichnen ziehe ich meine Energie und Kraft.“ Phil Hubbe wollte bereits als Kind Cartoonist werden. Als er die Diagnose Multiple Sklerose erhielt, sah er seinen Traum in Gefahr. Doch der 49-Jährige ließ sich von seiner Krankheit nicht unterkriegen und machte sein Hobby zum Beruf. Heute erstellt er Karikaturen für diverse Medien und möchte mit Cartoons das Bild von Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen in der Gesellschaft verändern. EXTRALIFE sprach mit ihm über das Zeichnen, den Umgang mit kranken und behinderten Menschen und darüber, warum Humor für Akzeptanz so wichtig ist. Herr Hubbe, wann und wie hat sich die Multiple Sklerose zum ersten Mal bei Ihnen bemerkbar gemacht? sichten waren leider auch nicht gut. Dieser Gedanke belastete mich zusätzlich. Das war 1985. Damals war ich während meines Grundwehrdienstes bei der Nationalen Volksarmee und hatte eine Sehnervenentzündung bekommen. Diese wurde mit Kortison behandelt. Das war das erste Anzeichen der MS. Die Diagnose habe ich allerdings erst später erhalten. 1988 konnte ich nach einem schweren Schub fast gar nichts mehr, weder laufen noch etwas heben. Ich hatte keine Kraft und lag mehr oder weniger flach. Im Krankenhaus wurde bei mir eine Lumbalpunktion gemacht und danach die MS festgestellt. Wie hat Ihr Umfeld auf die Diagnose reagiert? Ich habe zunächst nur meiner Familie und Freundin von meiner Diagnose erzählt. Mein Vater wollte vom Arzt gleich in einem extra vereinbarten Gespräch wissen, was genau MS bedeutet. Meine Freundin wusste als Kinderkrankenschwester ungefähr, was hinter der Erkrankung steckt. Es hat dann eine Weile gedauert, bis ich meinen Freunden und anderen Menschen von meiner Krankheit erzählt habe. Heute gehe ich offen mit der MS um. Haben Sie, wie von Ihrem Arzt geraten, mit dem Zeichnen aufgehört? Wie haben Sie auf die Diagnose reagiert? Zum Zeitpunkt der Diagnose wusste ich nicht, was hinter der Erkrankung steckt und welche Folgen sie haben kann. Mein Arzt setzte mich auch nur bedingt ins Bild. Er riet mir stattdessen, gleich mit dem Zeichnen aufzuhören. Er sagte, ich müsse damit rechnen, eine Behinderung zu bekommen, die meine Hände so stark zittern ließe, dass ich nicht mehr arbeiten könne. Er empfahl mir, lieber so etwas wie Mathe zu studieren. Das wollte ich aber nicht und habe mich schließlich selbst informiert, was nicht gerade angenehm war. Denn in den Ratgebern waren meist nur die schlimmen Fälle aufgelistet. 6 Nein, denn ich akzeptierte meine Erkrankung recht schnell und hatte zudem damals keine Beeinträchtigungen – ich habe es nicht eingesehen, meinen Traum aufzugeben. Als andere Ärzte mich später darin bestärkten, solange es geht, mit dem Zeichnen weiter zu machen, wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Wie haben Sie sich zu dieser Zeit gefühlt? Meine gesundheitlichen Beschwerden besserten sich durch die Behandlung schnell. Ich konnte wieder gehen und habe sogar noch ein bis zwei Jahre Fußball gespielt. Da ich allerdings wusste, was die MS noch bei mir hervorrufen könnte, habe ich mich selten wirklich wohlgefühlt. Meine beruflichen Aus- „Das Zeichnen ist für mich eine Art Krankheitsbewältigung“ Nr. 20 – April 2015 Menschen Was bedeutet das Zeichnen für Sie? Betroffene zum Beispiel nur dann über meine Bilder, wenn sie das Gefühl haben, nicht beobachtet zu werden oder sie sagen, so etwas darf man nicht machen. Das ist ein bisschen Heuchelei, finde ich. Als Betroffener ist das allerdings auch einfach gesagt. Wenn ich nicht an MS erkrankt wäre, würde ich vielleicht auch ein bisschen vorsichtiger mit dem Thema umgehen. Aus dem Zeichnen ziehe ich meine Energie und Kraft. Ich habe das Glück gehabt, mein Hobby zum Beruf machen zu können. Und jetzt ist es mir sogar noch möglich, damit meine Krankheit zu verarbeiten. Eine bessere Konstellation gibt es nicht. Wie sehen die Rahmenbedingungen für Ihre Arbeit aus? Braucht die Gesellschaft also Tabubrüche? Ich arbeite von zu Hause aus. Das ist gut und schlecht zugleich. Denn auf der einen Seite kann ich mir meine Arbeit selbst einteilen und genug Pausen machen. Auf der anderen Seite arbeite ich sehr viel, da ich keinen separaten Bereich wie ein externes Büro habe. So richtig abschalten kann ich daher nie. Ja, auf jeden Fall. Ich möchte, dass auch Nicht-Betroffene über meine Zeichnungen lachen. Denn ich will nicht bloß Karikaturen für Betroffene machen und sagen: „Das ist für euch und für die anderen mache ich etwas anderes.“ Nein, es sollen alle lachen und ich will dazu beitragen, dass Betroffene und Nicht-Betroffene mehr in Kontakt miteinander kommen. Deshalb mache ich Ausstellungen. Haben Sie Angst, irgendwann nicht mehr zeichnen zu können? Angst nicht direkt, aber im Hinterkopf ist das immer präsent. Ich versuche positiv zu denken und mir nicht zu viele Gedanken zu machen. Daher habe ich auch keinen Plan B, falls es einmal doch so weit kommen sollte. Wie haben sich Ihre Zeichnungen im Laufe der Zeit mit der Erkrankung verändert? Mein Humor ist noch ein bisschen schwärzer geworden. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für kritische Themen und für diese Art des Humors. Jetzt lebe ich das aber noch stärker in meinen Karikaturen aus. Außerdem traue ich mich nun, auch Themen zu bearbeiten, an die ich mich vor ein paar Jahren nicht herangetraut hätte. Ist Ihr Umgang mit der Krankheit noch Humor oder schon Galgenhumor? Galgenhumor würde ich nicht sagen. Es ist eine schwarze Form des Humors, die für einige vielleicht ein bisschen zu extrem ist und für andere nicht. Braucht es Ihrer Meinung nach Mut, eine Krankheit wie MS überspitzt und satirisch darzustellen? Für wen sind Ihre Cartoons Ihrer Meinung nach wichtiger: Betroffene oder Nicht-Betroffene? ne unterteilen. So bekomme ich von Menschen mit Erkrankungen oder Behinderungen größtenteils Zuspruch. Auf meiner Homepage www.hubbecartoons.de/ hinterlassen viele Besucher Einträge, in denen steht, dass ihnen gefällt, was ich mache. Das ist für mich immer wieder eine Bestätigung. Kritik erhalte ich eher von gesunden Menschen, die eine andere Sicht auf Behinderungen und Erkrankungen nicht akzeptieren, selbst nicht in Kontakt mit Betroffenen stehen und denken, sie müssten sich schützend vor die Kranken und Behinderten stellen. Sie sagen, dass man keine Witze über solche ernsten Themen macht. Wie gehen Sie mit dieser Kritik um? nehmen und eine andere Haltung gegenüber Erkrankungen sowie Behinderungen zu gewinnen. Am Anfang war das aber gar nicht so von mir angedacht. Ich wollte mit meinen Cartoons unterhalten. Die Leute sollten über meine Zeichnungen lachen. Deshalb war ich sehr überrascht, dass meine Cartoons zum Beispiel von Selbsthilfegruppen oder auch größeren Verbänden eingesetzt werden, um auf die Erkrankungen und Behinderungen aufmerksam zu machen und mit Nicht-Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Zeichnungen so eine Wirkung haben können. Es zeigt sich, dass man mit Humor ab und zu doch ein bisschen mehr erreichen kann, als mit einer trockenen Abhandlung. Bei mir funktioniert das einfach so aus mir heraus. Wie das bei anderen ist, weiß ich nicht. Ich denke aber, dass nicht Mut das Ausschlaggebende ist, sondern Humor. Und da ich ein sehr humorvoller Mensch bin und genau das mein Weg ist, mit der MS umzugehen, ist das eine ganz normale Sache für mich. Ich habe nichts gegen Kritik einzuwenden. Wenn ich keine Kritik bekommen würde, hätte ich auch eher ein schlechtes Gefühl. Was mich allerdings ärgert, ist, dass Nicht-Betroffene meinen zu wissen, was gut und schlecht für die Betroffenen ist. Auch dass sie mir vorschreiben wollen, was ich zu tun oder zu lassen habe, finde ich nicht gut. Wenn ihnen meine Arbeit nicht gefällt, müssen sie sich meine Zeichnungen ja nicht anschauen. Welche Reaktionen bekommen Sie auf Ihre Zeichnungen? Wird durch Ihre Art der Kunst etwas bei gesunden Menschen bewegt? Erkrankungen und Behinderungen sind Themen, über die in der Gesellschaft ungern gesprochen wird. Gibt es typische Situationen, was den befangenen Umgang mit behinderten oder kranken Menschen angeht? Das ist sehr unterschiedlich. Man muss hier in Betroffene und Nicht-Betroffe- Ich denke, dass meine Zeichnungen dabei helfen, eine Erkrankung anzu- Ja und auf diese stoße ich immer wieder bei Ausstellungen. So lachen Nicht- „Unsere Gesellschaft braucht Tabubrüche“ Da würde ich keine Abstufung machen und sagen: für beide gleich. Die Betroffenen freuen sich über meine Zeichnungen und werden durch sie auch einmal von ihren Beschwerden abgelenkt. Für die Akzeptanz der Nicht-Betroffen ist es wichtig, dass diese sehen, dass Humor zu Themen wie Krankheit und Behinderung dazu gehört. Was muss sich ändern, damit Menschen mit Behinderungen oder Erkrankungen in der Gesellschaft anders behandelt werden? Es müsste mehr Möglichkeiten geben, dass Betroffene und Nicht-Betroffene in Kontakt treten und sich austauschen können. Das Stichwort Inklusion ist hier sehr wichtig. Viele Menschen, bei denen eine Krankheit diagnostiziert wird oder eine Behinderung auftritt, fallen in ein tiefes Loch. Was raten Sie ihnen? Man sollte die MS annehmen und auf keinen Fall seine Träume aufgeben und sagen, jetzt bin ich krank und lasse mich gehen. Die Krankheit oder Behinderung sollte nie das Leben bestimmen. Man sollte so lange es geht das machen, was man liebt und sich nicht einschränken lassen, wo es nicht sein muss – weder durch die Gesellschaft, noch durch die Krankheit. 7 Nr. 20 – April 2015 Kultur & Leben Abschalten auf den ostfriesischen Inseln „Heel wat besünners!“ – Urlaub in Ostfriesland „H eel wat besünners.“ – „Etwas ganz besonderes“ ist Ostfriesland nicht nur für die Menschen, die dort leben und zu Recht stolz darauf sind. Die Region zählt mit der Nordseeküste und den Inseln Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge zu den schönsten Urlaubsgebieten Deutschlands. Faszinierendes Wattenmeer Ostfriesland besticht vor allem durch seine vielfältige Landschaft. Besonders ist die Nordseeküste mit seinen Dünen, Stränden und dem einzigartigen Wattenmeer, das von der UNESCO 2009 zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Als geschützter Lebensraum bietet es Zuflucht für Würmer, Muscheln und andere Weichtiere, seltene Vogelarten, Säugetiere und Pflanzen. Der stetige Wechsel der Gezeiten fasziniert zahlreiche Besucher seit jeher, weil er die Möglichkeit bietet, den Boden des Meeres bei Ebbe zu Fuß zu erkunden. Auf fachkundig geführten Wattwanderungen kann man auf Wunsch heute über die Geheimnisse der Gezeitenbewegungen durch die Anziehungskraft von Mond und Erde sowie die Vielfalt der tierischen und pflanzlichen Wattbewohner belehrt werden. Mit dem Rad unterwegs Wer gerne lange Strecken mit dem Fahrrad zurücklegt, wird Ostfriesland U rlaub auf den ostfriesischen Inseln – das bedeutet Abschalten vom Alltagsleben. Mental hilft die Distanz zum Festland – das Wissen, dass zwischen Alltag und Urlaub erst noch das Meer überwunden werden muss. als „platte“ Region zu schätzen wissen. Auf zahlreichen Themenradwegen kann die Küste, aber auch das Inland per Zweirad erkundet werden. Die „Tour de Fries“ z. B. zeigt Ostfriesland mit all seinen Facetten, denn sie führt über die Nordseedeiche hin zum Nationalpark Wattenmeer, von dort in das grüne Hinterland und endet in den einzigartigen Moorgebieten. Ausflugstipps Kletterparks: Klettern lässt sich auch im platten Ostfriesland, beispielsweise im Hochseilgarten Norderney oder im Kletterwald Kraxelmaxel in Aurich. Informationen unter: www.norderney-hochseilgarten.de www.kraxelmaxel.de Nordseeheilbad Neuharlingersiel: Direkt an der Nordsee liegt das 300 Jahre alte Fischerdorf Neuharlingersiel. Im Nordseeheilbad des Dorfes kann man bei schlechtem Wetter in dem 30 °C warmen MeerwasserHallenbad schwimmen gehen oder in der großen Saunalandschaft relaxen. www.neuharlingersiel.de Was ist los in Deutschland? April 2015 bis August 2015 10.05. – 17. 05.2015 45. Dixieland Festival in Dresden Internationales DixielandJazz-Festival. Von Jazz im Club bis Open-Air und an Deck auf dem Riverboat. Veranstaltungsorte teilweise barrierefrei. www.dixielandfestival- dresden.com 8 27.05.2015 Welt-MS-Tag. Veranstaltungen rund um die MS deutschlandweit. www.dmsg.de 30.05.2015 Japan-Tag in Düsseldorf Mit großem Rhein-Feuerwerk, Köstlichkeiten und Interessantem aus der japanischen Kultur. Zwischen Burgplatz und Landtag. www.japantag-duesseldorf-nrw.de Sieben Inseln Jede der Inseln hat ihren eigenen Charakter. So ist von Borkum, Juist, Norderney, über Baltrum, Langeoog, bis hin zu Spiekeroog und Wange rooge für jeden Urlaubssuchenden das Passende dabei. Alle Inseln gehören zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und besitzen lange Sandstrände und malerische Dünen. Borkum ist die westlichste und größte Insel. Da sie am weitesten vom Festland entfernt und daher immer vollständig von Seewasser umgeben ist, liegt sie ganzjährig unter dem Einfluss von Hochseeklima: Die Luft ist hier besonders arm an Pollen und sehr salzhaltig. Juist dagegen ist zwar rund 17 Kilometer lang und damit die längste der ostfriesischen Inseln, teilweise aber nur etwa 500 Meter breit. Hier bewegt sieben Inseln. Nicht einmal Straßen namen gibt es hier, bloß Hausnummern. Hektik sucht man vergeblich. Wer dagegen Urlaub auf Langeoog macht, sollte das Fahrrad einpacken – oder am besten gleich eines für den gesamten Aufenthalt mieten. Damit lässt sich die Landschaft gut erkunden und zu den Dünen radeln, für welche die Insel berühmt ist. Spiekeroog wiederum hat das Radfahren tagsüber verboten. Man erkundet die Insel dann gemächlich zu Fuß. Vor allem die jahrhundertealten Friesenhäuser der Insel faszinieren die Besucher. Auf Wangerooge, der zweitkleinsten der sieben Inseln, kann man Schiffe bestaunen, die Richtung Hamburg oder Wilhelmshaven fahren und gemächlich an der Insel vorbeiziehen. So hat jede der Inseln ihren ganz persönlichen Zauber. Eines aber haben sie alle gemeinsam: Angenehme Erholung bieten sie alle! Infos zur Barrierefreiheit www.ostfriesland.de („Service“, Stichwort „Ostfriesland – natürlich barrierefrei“) www.barrierefreie-nordsee.de man sich überwiegend mit dem Fahrrad oder auch per Pferdedroschke fort. Norderney ist wohl die bekannteste unter den ostfriesischen Inseln und gilt oft auch als die „Partyinsel“. Es geht städtischer zu, das Freizeitangebot ist groß und von Jung bis Alt ist hier an Besuchern alles vertreten. Baltrum wiederum ist beschaulich und bietet erholsame Ruhe. Sie ist die kleinste der 02.07.– 07.07.2015 Classic Open Air in Berlin Konzerte mit klassischer Musik und populären Melodien auf dem Gendarmenmarkt vor der Kulisse des Konzerthauses, mit abschließendem Höhenfeuerwerk. www.classicopenair.de www.nationalpark-wattenmeer.de Das Wattenmeer lässt sich auch barrierefrei erkunden! Für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, stellen viele Besucherzentren extra Wattrollstühle zur Verfügung. Auch gibt es die Möglichkeit, das Watt fahrend im so genannten „Wattmobil“ zu besichtigen. Interessante InteressanteLinks Links www.nordseeinsel.net www.reiseland-niedersachsen.de Sommer erleben... auf der Bundesgartenschau 2015 Alle zwei Jahre öffnet sie wieder ihre Türen: die Bundesgartenschau (kurz: BUGA), die größte Gartenschauausstellung Deutsch lands. Dieses Jahr findet sie in der Havelregion statt und verbindet gleich fünf verschiedene Standorte: Brandenburg an der Havel, Premnitz, Rathenow, Amt Rhinow/Stölln und die Hansestadt Havelberg laden ein zu Landschafts- und Blütenzauber. Dort kann die BUGA 2015 vom 18. April bis zum 11. Oktober besichtigt werden. www.bundesgartenschau.de www.buga-2015-havelregion.de Nr. 20 – April 2015 Kultur & Leben Was ist eigentlich „Cloud Computing“? A lle reden von Cloud Computing, viele nutzen es. Trotzdem wissen zahlreiche Menschen eigentlich gar nicht, was genau sich hinter diesem Begriff verbirgt. Die Cloud, zu Deutsch „Wolke“, ist ein Ausdruck, der metaphorisch zu verstehen ist: Er liefert ein anschauliches Bild für einen komplexen Vorgang. Die meisten Menschen nutzen die Cloud tatsächlich schon täglich, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Denn Cloud Computing steht für die Zusammenfassung aller möglichen Dienstleistungen rund um Computer und Internet. Der Datenaustausch findet beim Nutzen der Cloud nicht mehr ausschließlich mit dem heimischen Computer statt, sondern Daten werden auf verschiedenen, vom Dienstleister bereitgestellten Servern und Computern verarbeitet. Dadurch, dass die Daten nicht mehr „greifbar sind“, ist die Bezeichnung Cloud entstanden. Genutzt werden kann die Cloud zum Speichern von Daten in einem virtuellen Rechenzentrum, aber zur Ausführung von Programmen, die nicht auf dem lokalen Rechner installiert sind. Bekannter Anbieter von Datenspeicher ist z.B. die Dropbox (s.u.). Kostenlose Bürosoftware über die Cloud bieten u.a. Google (www.docs.google.com) und Microsoft (www.office-live.de). Ein großer Vorteil von Cloud Computing ist, dass der Anwender die zentralen Dienste jederzeit von jedem Ort aus nutzen kann. Dies kommt insbesondere solchen Nutzern zugute, die zwischen Notebook, Tablet und Smartphone hin und her wechseln. Zukünf- tig wird die Bedeutung der Cloud vermutlich noch weiter wachsen. Schon jetzt lassen sich Filme und Musik z. B. aus Onlinedatenbanken überall abrufen und „streamen“, das heißt, online abspielen. Der Trend geht somit teilweise weg vom „Besitz“ der Dateien hin zum temporären Nutzen und „Ausleihen“ aus der Cloud. Das Abspeichern in der „Wolke“ ermöglicht zudem auch das Teilen von Daten mit anderen. So kann Freunden beispielsweise der Zugang zum Fotoordner oder Arbeitskollegen der Zugriff auf bestimmte Daten erlaubt werden. Damit aber nun nicht jeder auf private Fotos bzw. auf Dienstgeheimnisse zugreifen kann, gibt es die Möglichkeit, private Clouds einzurichten, die nur für bestimmte Personen zugänglich sind. Andere, öffentliche Clouds hingegen stehen der Allgemeinheit oder einer größeren Gruppe zur Verfügung. In welcher Wolke man sich gerade mit seinen eigenen Daten bewegt, sollte einem daher unbedingt bewusst sein. Bei Datenschützern gerät die Cloud zunehmend in die Kritik: Nachteilig ist, dass die Daten in der Regel auf viele Server und Speichereinheiten verteilt sind und der Anwender oft nicht weiß, wo sich seine Daten befinden. Denn je nach Land gelten andere Datenschutzregeln. Zudem können die Dienstanbieter meist selbst in die Daten schauen und auch im Hinblick auf Datenschutz vor Fremdzugriff hat man wenig Einfluss. Wer trotzdem nicht auf den Komfort der Cloud verzichten möchte, sollte sensible Daten mit Hilfe von Zusatzprogrammen zunächst selbst verschlüsseln und erst dann in die „Wolken“ schicken. Kostenlose Clouddienste zum Einstieg I n letzter Zeit hört man den Begriff „Cloud“ zunehmend im Zusammenhang mit den beiden marktführenden Unternehmen Microsoft und Apple. Dabei kann man aber auch mit kleineren Clouddiensten anfangen, die ihre Dienste bis zu einer bestimmten GByte-Größe umsonst anbieten. Einer dieser Cloudanbieter ist „Dropbox“: Bis zu 2 GB Speicherplatz sind kostenlos – für den Privatnutzer, der einige Fotos und Textdateien hinterlegen möchte, vollkommen ausreichend. Dropbox ist vor allem für An- Impressum Herausgeber: Novartis Pharma GmbH Roonstraße 25 90429 Nürnberg www.novartis.de fänger geeignet, denn das Prinzip ist einfach und leicht verständlich: Wer sich registriert, erhält ein Konto, in dem Ordner angelegt und dann Dateien hochgeladen werden können. Per Login in das Konto erreicht man die Ordner von überall. Eine erhöhte Zugriffsicherheit bietet eine ZweifachAuthentifizierung: Zu dem normalen Passwort wird zusätzlich noch ein Code benötigt. Um die Daten in der Cloud zu verschlüsseln, kann das kostenlose Zusatzprogramm Boxcryptor genutzt werden. Redaktion/Gestaltung: promedici Postfach 1133 48302 Senden Druck: Pinsker Druck und Medien GmbH 84048 Mainburg ISSN 1869-4020 Abonnement: Extracare-Servicecenter c/o Ashfield Medical Dialogue Centre GmbH Goldbeckstraße 5 69493 Hirschberg Telefon: 0800-987 00 08 (gebührenfrei: Mo. bis Fr. von 8.30 bis 18.30 Uhr) [email protected] Neben Dropbox gibt es unzählige weitere Anbieter wie SugarSync, Amazon Cloud Drive oder Google Drive. Fast alle bieten kostenlos 2, 5 oder mehr GB an. Weitere Informationen unter: www.bsi.bunde.de www.dropbox.de www.test.de www.pcwelt.de www.heise.de Bildnachweis: Fotolia, iStockphoto, 123rf EXTRALIFE erscheint dreimal jährlich und kann kostenlos über das EXTRACAREServicecenter abonniert werden. Alle Rechte sind vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für unverlangt eingesendete Manuskripte oder Bilder kann keine Haftung übernommen werden. Alle Informationen wurden nach bestem Wissen zusammengestellt. Die Redaktion ++ BUCHTIPP ++ Vanessa da Mata Blumentochter List Hardcover 304 Seiten, 18,00 e ISBN: 978-3-4713-5113-0 I n einer kleinen Stadt in den brasilianischen Tropen lebt die junge Giza mit ihren Tanten Florinda und Margarida. Hinter ihrem Haus bestellen sie einen prächtigen Garten. Die Blumen verkauft Giza überall in der Stadt. Doch die junge Frau sehnt sich danach, so frei davonfliegen zu können wie die buntschillernden Papageien über ihrem Kopf. Als Florinda ihre erste große Liebe verhindert, flieht Giza in die große Stadt. Erst zwölf Jahre später kehrt sie zurück, mit ihrem Sohn, bereit sich ihrer Liebe und ihrer Vergangenheit zu stellen. Vanessa da Matas Debütroman überzeugt dank der Kraft ihrer Phantasie und der Musikalität ihrer Sprache. ++ Hörtipp ++ Jan Weiler Kühn hat zu tun M artin Kühn ist 44, verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in einer Neubausiedlung nahe München. Er hat sich damit abgefunden, dass er, obwohl ihn alle für brillant halten, bei der Polizei wohl keinen weiteren Karriereschritt mehr machen wird. Dass sein pubertierender Sohn ihm langsam entgleitet. Dass seine rothaarige Nachbarin seine sexuelle Fantasie entfacht, er sich aber niemals trauen würde, fremdzugehen. Eines Tages wird Kühn von einem Kollegen zu einem Tatort gerufen: Es gibt eine Leiche, Kühn soll sich sofort auf den Weg machen. Er kann zu Fuß gehen. Das Opfer liegt gleich hinter seinem Garten in der Böschung. Keine 30 Meter von Kühns Gartentor entfernt ... der Hörverlag 7 Audio-CDs, Laufzeit: 508 Minuten 19,99 e ISBN: 978-3-8445-1822-1 kann jedoch keinerlei Gewähr für Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Haftungsansprüche gegen Redaktion, Herausgeber oder Verlag, welche durch die Nutzung der angebotenen Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt. Alle auf diesen Seiten gemachten Angebote sind freibleibend und unverbindlich. 9 Nr. 20 – April 2015 Sport & Wellness Workout mit Spaßfaktor: Fitness trifft auf lateinamerikanisches Temperament: Der Zumba-Trend bei MS Rhythmisch fit halten E gal ob klassisch oder modern, ob Hip Hop oder flotte Salsaklänge, ob allein oder mit dem Partner: Beim Tanzen ist für jeden das Passende dabei. Und Spaß macht es obendrein. Man vergisst dabei schnell, dass der Körper beim flotten Gleiten über das Parkett auch sportlich aktiv ist. Das Angenehme wird so mit dem Nützlichen verbunden. Tanzen ist in vielerlei Hinsicht gut für den Körper. Es stärkt nicht nur die Beinmuskulatur, sondern sorgt auch für eine aufrechte Haltung und fördert den Gleichgewichtssinn. Insbesondere schnelle Tänze wie Salsa, Cha Cha Cha, Foxtrott oder aber auch das Tanzen ohne Partner zu schnellerer Musik fördern die Ausdauer. Ein großer Pluspunkt beim Tanzen ist insbesondere auch das Training der Konzentration. Durch die koordinierten rhythmischen Bewegungsabläufe, das Erlernen und Abspeichern komplizierter Schrittfolgen und der gleichzeitigen A Koordination von Füßen, Armen und Beinen wird das Gehirn aktiviert und in Schwung gebracht. Das hält geistig fit bis ins hohe Alter. Tanzen macht im Übrigen auch glücklich: Denn durch die Bewegung werden Serotonin und Endorphin, im Volksmund auch als Glückshormone bekannt, ausgeschüttet. Neben den altbekannten Tanzstilen geht der Trend neuerdings immer mehr in Richtung Tanz und Fitness. Wer beim Tanzen richtig ins Schwitzen kommen möchte, kann dies beispielsweise mit Zumba versuchen: Hierbei bewegt man sich sportlich zu lateinamerikanischen Rhythmen – und verbrennt dabei auch noch eine Menge Energie. Weitere Informationen unter: www.hobby-tanzen.de www.tanzen.de www.zumba.com lle Jahre wieder gibt es einen neuen Fitnesstrend. Viele geraten schnell wieder in Vergessenheit. Aber eine Sportart steht nun schon eine ganze Weile auf der Favoritenliste von Sportbegeisterten: Zumba! Es ist nicht nur schweißtreibend und fordert Körper und Geist heraus, sondern macht vor allem jede Menge Spaß. Schuld daran sind nicht zuletzt die gute Laune machenden Klänge, zu denen man sich beim Zumba bewegt. Denn unter Zumba versteht man eine Sportart, die Fitness mit Tanz zu lateinamerikanischer Musik verbindet. Im Zentrum soll die Freude an Musik und Bewegung stehen. Unter Anleitung bewegt man sich dabei direkt nach Choreografie oder manchmal auch ein wenig freier. Das macht Zumba zum gesunden Ganzkörpertraining. Auch für MS-Betroffene eignet sich Zumba hervorragend, um in Bewegung zu kommen. Die Sportart lässt sich nämlich ganz den eigenen Bedürfnissen und dem Fitnessgrad anpassen. So gibt es inzwischen auch Varianten, die sich speziell an ein Publikum mit gemäßigter Trainingsintensität richten. Formen wie „Zumba Gold“ z. B. stellen sich auf Teilnehmer mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit ein. „Zumba Sentao“ findet vor allem im Sitzen mit Stuhl statt und soll Gleichgewicht, Ausdauer und Rumpfmuskulatur stärken. Mittlerweile gibt es selbst im Wasser Angebote für Zumba-Fans. „Aqua Zumba“ Do it yourself Fußbad für müde Tanzfüße W er gerne das Tanzbein schwingt und beim Tanzen die Zeit vergisst, hat oft am nächsten Morgen das böse Erwachen: Die Füße schmerzen. Ein entspannendes Fußbad ist leicht vorbereitet, schafft Abhilfe und macht müde Tanzfüße wieder fit. So geht’s: 1. 2. Eine Schüssel mit etwa 35 Grad warmem Wasser füllen. 3. Wenige Tropfen der jeweiligen ätherischen Öle hinzugeben und miteinander vermengen. Die Füße etwa fünf Minuten hineintauchen. 10 Tipp: Wer die Durchblutung der Füße zusätzlich anregen möchte, kann einige Glasmurmeln in das Wasserbad geben und die Füße darauf hin- und her rollen lassen. Auch das Einmassieren einer wärmenden Creme oder eine Fußreflexzonenmassage nach dem Bad hilft, die Durchblutung anzuregen und müde Füße wieder munter zu machen. Lavendel-Entspannungs-Bad Das wird benötigt: Lavendelöl Eine große Schüssel Eukalyptus-Bad für müde Füße Das wird benötigt: Eukalyptusöl, Pfefferminzöl und Rosmarinöl Eine große Schüssel heißt der neueste Trend. Da man sich im Wasser nur bedingt schnell bewegen kann, ist auch dies eine Option für Zumbabegeisterte, die es langsamer angehen möchten. Vereinzelt gibt es auch entsprechende Zumbagruppen, die sich direkt an Menschen mit MS wenden. Die Auswahl ist groß. Und keine Sorge: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Nicht jeder muss beim Zumba sofort zum Experten des perfekten Hüftschwungs werden! Weitere Informationen unter: www.zumba.com/de-DE www.klaus-brenner.com (Zumbakurse für MS-Betroffene) Nr. 20 – April 2015 Essen & Leben Wildkräuter-Blüten-Salat Erleben Sie Ihre Sinne: Zutaten für 4 Portionen 200 g Wildkräuter nach Verfügbarkeit (z. B. Blutampfer, junge Brunnenkresse, Spitzwegerich, Löwenzahn, Kapuzinerblätter) 150 g Himbeeren 6–8 EL Olivenöl 2 EL Himbeeressig Salz, Pfeffer 1 Prise Zucker 125 g Ziegenfrischkäse ca. 40 g gemischte Blüten (z. B. Sonnenblumenblüten, Kapuzinerblüten, Blüten vom Schnittknoblauch) 1. Die Wildkräuter verlesen, waschen, trocken schleudern und in kleine Stücke zupfen. Die Himbeeren vorsichtig waschen und abtropfen lassen. 2. Den Salat auf Tellern verteilen. Olivenöl und Essig in einer kleinen Schüssel verrühren, mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken. 3. Den Ziegenkäse in kleinen Flocken auf den Wildkräutern verteilen, die Himbeeren darüberstreuen. Jeden Salatteller mit etwas Vinaigrette beträufeln. Die Blütenblätter von den Knospen zupfen bzw. kleine Blütensorten wie den Schnittknoblauch oder die Kapuzinerblüten im Ganzen auf dem Salat verteilen. Rezept aus: Mein Kräuter- und Blumenkochbuch Rezepte und Tipps zu Anbau und Ernte Rezepte von Torsten Hülsmann, Fotos von Oliver Brachat Hölker Verlag, 128 Seiten, 16,95 e ISBN 978-3-88117-925-6 Dinner in the Dark W ie heißt es sonst so schön: „Das Auge isst mit.“ Beim „Dinner in the Dark“ wird diese Regel allerdings vollkommen außer Kraft gesetzt. Denn dieses macht seinem Namen alle Ehre: Hier wird ein leckeres Menü komplett im Dunkeln aufgetischt. Nicht der prüfende Blick begutachtet das Essen, sondern Nase und Gaumen erraten, was aufgetischt wird. Alle Lichter sind aus, Restaurantbesucher können nur geschmacklich wahrnehmen, was da eigentlich auf dem Teller ist. Auch Gabel oder Weinglas können nur durch Tasten auf dem Tisch gefunden werden. Stattdessen aktivieren Düfte, Formen, Konsistenz und Geschmack alle Sinne. Wer Lust auf eine ganz neue Herausforderung hat und erfahren möchte, wie Speisen ganz ohne Licht funktioniert, kann sich bei entsprechenden Restaurants für das „Dinner im Dunkeln“ anmelden. Weitere Informationen unter: www.jochen-schweizer.de www.mydays.de Gemüse selbst anbauen: Kartoffeln im Blumentopf E in Balkon lädt zum Entspannen ein, und man kann die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr genießen. Er kann aber auch zum Anbau von Nahrungsmitteln in Bio-Qualität genutzt werden. Mit ein wenig Know-how können sie einen vollwertigen kleinen Gemüsegarten erstellen. Neben einfach zu züchtenden Kräutern und Salaten in Balkonkästen gibt es viele Gemüsesorten, die in Kübeln angebaut werden können. Im Frühling können Tomate, Stangen- und Buschbohne, Gurke, Zucchini und Paprika als kleine Setzlinge gepflanzt werden. Die Pflanzgefäße sollten mindestens ein Volumen von 10 Litern haben und wahlweise aus Ton, Kunststoff oder Holz sein. Alternativ können Sie auch einen Bausatz für ein Minibeet besorgen. Ein Viertel der Füllmenge der Pflanzgefäße sollte mit Kies oder Blähton zur Drainage aufgefüllt werden. Als Substrat eignet sich am besten torffreie Bioerde. Da in einem Kübel der Nährstoffvorrat begrenzt ist, sollte man regelmäßig düngen, entweder mit organischem Bio-Dünger oder selbst angesetzter Brennnesseljauche. Auf größeren Balkonen kann auch Säulenobst gezogen werden. Das Besondere ist, dass diese speziell gezüchteten Bäumchen sehr klein bleiben und schmal wachsen, trotzdem aber hervorragende Früchte tragen. Mag man es gerne etwas privater, eignen sich diese Bäumchen auch gut als grüner Sichtschutz. Selbst Kartoffeln lassen sich gut im Kübel anbauen. Am besten eignen sich dafür hochwandige Kunststoffbehälter mit einem Volumen von mindestens 20 Litern. Sie sollten zudem dunkel sein, damit sich die Erde bei Sonneneinstrahlung gut erwärmt. Die unteren zehn Zentimeter werden zunächst mit Blähton befüllt, dann folgt eine etwa 15 cm dicke Schicht mit Pflanzerde. Darauf legt man drei bis vier Kartoffeln. Kartoffeln, die schon Keime angesetzt haben sind ideal. Aber auch neue Bio-Kartoffeln aus dem Supermarkt können verwendet werden. Auf den Kartoffeln verteilt man wieder zehn Zentimeter Erde. Diese muss gleichmäßig feucht gehalten werden. Sobald die Keime etwa zehn Zentimeter lang sind, füllt man so viel Erde nach, dass nur noch die Blattspitzen zu sehen sind. Dies wiederholt man so oft, bis der Kübel bis oben mit Erde gefüllt ist. Die Kartoffelpflanzen sollten dann regelmäßig gegossen werden. Wenn nach einigen Wochen die Blätter der Kartoffelpflanzen gelb werden und absterben, können die Kartoffeln geerntet werden. Guten Appetit! TIPP Viele Gemüsesorten können bereits ab März aus Samen auf der Fensterbank vorgezogen werden. Das sieht nicht nur schön aus, sondern spart auch noch Geld. Kombinieren Sie Nutz- und Zierpflanzen im Balkonkasten. Lücken der Ernte werden dann schnell von den Zierblumen geschlossen. 11 Nr. 20 – April 2015 Rat & Tat Karin Kuhl MS-Schwester Das schönste Dankeschön ist, wenn jemand sagt: „Sie haben mir sehr geholfen.“ Wie erleben Sie Ihre Patienten kurz nach der Diagnose? Anfangs sind meine Patienten vor allem verunsichert und ängstlich, weil sie nicht ausreichend über die Erkrankung informiert sind. Sie haben Angst vor der Zukunft, vor Einschränkungen, vor Behinderungen, vor dem Verlust des Partners u.s.w. total unglücklich. Das ist individuell von der Persönlichkeit abhängig. Wer gut in die Familie und in ein soziales Umfeld eingebettet ist, eigentlich glücklich und zufrieden, dem fällt es leichter mit der Erkrankung umzugehen, als jemandem, der alleine ist, isoliert lebt und keine Familie oder keinen Partner hat. Was heißt Krankheitsbewältigung für Menschen mit MS? Das Akzeptieren der Multiplen Sklerose ist der erste Schritt. Im weiteren Verlauf muss der Patient lernen, wie er sich trotz der MS positiv in sein Leben einbringt, wie er den Krankheitsverlauf günstig beeinflusst oder wen er mit ins Boot nehmen kann. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Krankheit zu bewältigen. Welche Rolle spielen Sie dabei? Ich gehe individuell auf die Fragen und Bedürfnisse des Patienten ein und zeige ihm, wie er eigene Ressourcen freisetzen und sich selbst positiv einbringen kann. Der Patient hat oft Angst davor, wie der Partner auf die Erkrankung reagiert. Daher ist es wichtig, dass ich den Partner von Anfang an mit einbeziehe. Wie erleben Sie Krankheitsbewältigung bei Ihrer Arbeit? Die Krankheitsbewältigung verläuft in mehreren Schritten: als Verdrängung, Aggression, Wut und Angst, Depression, verhandeln mit dem Schicksal bis hin zur Akzeptanz. Viele Patienten erlebt man in allen Phasen. Einige fallen auch gleich in ein tiefes Loch und sind Welche Rolle spielt Psychoedukation? Die Patienten informieren sich zunächst einmal über das Internet und erhalten verschiedene Informationen von allen Seiten. In MS-Chats lesen sie oft ganz viele negative Dinge und erhalten Informationen, die nicht immer richtig und gut für sie sind. Leider schreiben Patienten, denen es gut geht, selten etwas in solchen Chats, sondern eher solche mit Problemen. Aufklärung ist daher einerseits wichtig, um aus der Informationsflut das Richtige herausfiltern zu können, andererseits, um die Angst vor der Zukunft zu nehmen und einen Weg zu finden, bestmöglich mit der MS zu leben. Wann empfehlen Sie, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Ich rate jedem Patienten dazu, gerade anfangs professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. MS wird immer noch gleichgestellt mit Behinderungen und Rollstuhl. Das stimmt heutzutage gar nicht mehr. Durch die vielen medikamentösen Behandlungsoptionen, Physiotherapie, Ergotherapie aber auch Psychotherapie sind die Verläufe anders geworden, besser. Es gibt Patienten, die leben bereits 20 Jahre mit der MS und keiner hat etwas gemerkt. Durch eine Psychotherapie lernt der Patient, seine Möglichkeiten zu erkennen, in sein Leben einzubringen und so gut und normal wie möglich weiterzuleben. Wenn jemand lange Zeit in einem tiefen Loch steckt, empfehle ich ihm al- lerdings auch, unbedingt eine Psychotherapie zu machen. Erleben Sie Menschen, die ihre Krankheit wirklich bewältigt haben? Ja, das erlebe ich häufig. Gerade bei Patienten, die schon über mehrere Jahre mit der Diagnose leben. Das sind oft Menschen, die gut informiert sind, denen es gesundheitlich vielleicht auch ganz gut geht, die ein Ziel vor Augen haben und vorankommen. Wenn jemand in der Behinderungsprogredienz schnell voranschreitet, dem fällt dies allerdings häufig schwerer. Was inspiriert Sie bei Ihrer Arbeit? Ich finde, es ist eine tolle Arbeit: Mit dem Patienten auf einer Ebene zu sein, ihm zuzuhören und ihn zu begleiten. Das schönste Dankeschön ist für mich, wenn der Patient nicht mehr traurig ist, wenn ich ihn verlasse, sondern lächelt und sagt „Sie haben mir sehr geholfen.“ Haben Sie einen Rat, den Sie Menschen mit MS gerne mit auf den Weg geben möchten? Ich möchte Ihnen raten, von Anfang an ganz viel zu reden, vor allem mit Ihrem Partner. Äußern Sie offen Ihre Ängste und Sorgen und nehmen Sie Hilfsangebote an. Versuchen Sie, eigene Ressourcen zu erkennen und zu aktivieren, um persönlich ein Plus an Lebensqualität zu gewinnen. Und wenn Sie merken, dass Sie zusätzliche Unterstützung benötigen, scheuen Sie sich nicht, Hilfe einzufordern. MS-Schwestern stehen gerne mit Rat und Tat zu Seite. Vorschau: Extracare-SERVICE Themenspecial MS und Achtsamkeit: Entspannung und Stressbewältigung Meine Unterstützung mit Herz … für Menschen mit MS Mit EXTRACARE bieten wir ein umfassendes Therapiebegleitprogramm, das Sie mit Herz unterstützt. Meine MS-Schwester Recht & Soziales Stressseminare, Arbeitszeitverkürzung, Hilfsmittel: Wann zahlt die Krankenkasse? Individuell – Kultur & Leben Urlaub in der Eifel: Auf den Spuren der Vulkane Persönlich – Die EXTRACARE MS-Schwester ist persönliche und professionelle Ansprechpartnerin für alle praktischen Fragen rund um die MSErkrankung und -Therapie. Meine Interessen im Mittelpunkt Im EXTRACARE-Servicecenter finden geschulte Mitarbeiter für Ihre Anliegen individuelle Lösungen. Ihren Interessen entsprechend können Sie dort verständliche Broschüren, das Magazin Extralife und weitere Serviceartikel bestellen. Langfristig – Gemeinsam in die Zukunft Wir möchten mit Ihnen eine langfristige Partnerschaft eingehen, die Sie unterstützt Ihren persönlichen Weg zu gehen. 12 Interesse an EXTRACARE? So erreichen Sie uns im EXTRACARE-Servicecenter: Telefon: 0800-987 000 8 (gebührenfrei Mo. bis Fr. von 8.30 bis 18.30 Uhr) E-Mail: [email protected] Internet:www.ms-und-ich.de Novartis Pharma GmbH 04/2015 Roonstraße 25 · 90429 Nürnberg 318945
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