Sonntag, 19. April 2015 1. Ausgabe 2015 Evangelische Kitazeitung FÜR SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG Aufmerksam zuhören, behutsam nachfragen. Foto: Markus Scholz Mit Kindern im Gespräch Ein Erwachsener, der aufmerksam zuhört, behutsam nachfragt und so mit ihm ins Gespräch kommt: für ein Kind ist das eine wichtige Erfahrung. Es erlebt, wichtig zu sein, sich verständlich machen zu können, ernst genommen zu werden. Oft geschieht dies im Alltag ganz selbstverständlich und nebenbei. Aber wer kennt die Situation nicht selbst: Aus irgendwelchen, durchaus Die Pfefferkörner 5 Martha Fries (14) spielt Jessi in der bekannten KinderKrimiserie. Wir haben uns mit ihr unterhalten. Gewinnaktion Wo spielen Ihre Kinder am liebsten? Gewinnen Sie Karten für „Arche Warder“ und „Schwarze Berge“. KO O P E R AT I O N S PA R T N E R 6 nachvollziehbaren Gründen wiegelt man das Anliegen eines Kindes kurz ab. Doch ein Kind braucht etwas anderes. Einige pädagogische Methoden stellen deshalb ganz bewusst den Dialog mit dem Kind in den Mittelpunkt. Sie kommen in vielen Kitas zum Einsatz, zum Beispiel in Neumünster-Gadeland (S. 3) und im Vicelin-Kindergarten in Bornhöved (S. 4). Viel Freude beim Lesen! Zum Thema Rubriken Begegnung 2 Glaube beginnt als Gefühl und Erfahrung. Worte kommen später. Schon bei den ganz Kleinen werden Grundlagen für Glauben und Religion gelegt. Zettels Kolumne Pommes-Glück Reportage 3 In der Evangelischen Kita Gadeland in Neumünster gibt es für jedes Kind einen eigenen „Ich-Ordner“. Für alle ein Gewinn! Im Dialog 4 Antworten, die abwiegeln – und wie es anders geht. 6 Schleswig-Holstein 9 „Mitwirkung bringt alle voran“: Gastbeitrag von Judith Wiederhold, Landeselternvertretung Hamburg 11 „Die Herzen weit geöffnet“: Fachkräfte-Austausch mit Brasilien Eltern-Tipps Haustiere 12 Kinderseite 16 Raten und basteln zum Frühling Herausgegeben vom Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK) und dem Evangelischen Kindertagesstättenverband Hamburg /Diakonisches Werk. Mehr über unsere Evangelischen Kindertagesstätten unter: www.vek-sh.de, www.eva-kita.de, www.diakonie-hamburg.de 2 | Auftakt GELEITWORT Von Landesbischof Gerhard Ulrich Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Glaube ist Begegnung | THEMA | Wie Eltern ihr Kind begleiten und ihm Gottvertrauen vermitteln können Stellt die Kinder in die Mitte! Mit Gott groß werden! – darum geht es in den Evangelischen Kitas! Für mich ist dieses Leitwort entscheidend für alle Fürsorge und für alle pädagogische Arbeit, die in den Evangelischen Kitas geleistet wird: Das Wohl jedes Kindes und seine Entwicklung zu einer selbstbewussten und selbstständigen Persönlichkeit sind das Ziel und das entscheidende Kriterium für die Qualität der Arbeit in unseren Einrichtungen. Das alles geschieht, weil das Recht des Kindes auf Religion angemessen gefördert und lebendig gehalten wird. Gott steht seinen Menschenkindern nicht im Wege – ganz im Gegenteil! Er kommt mit offenen Armen auf sie zu und bietet ihnen Schutz und Geborgenheit. Er hat Freude an allen, die mit ihm zusammen leben und also an ihn glauben und an seine göttlichen Versprechen für eine gute Lebenswelt für alle! Das weiß ich aus den Geschichten, die in der Bibel von Gott und von Jesus Christus erzählt werden. Eine der mir sehr lieben Erzählungen ist die von der Segnung der Kinder durch Jesus, wie sie in Kapitel 10 des Markus-Evangeliums im Neuen Testament erzählt wird: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes!“ Jesus stellt die Kinder in die Mitte! Da gehören sie hin, damit sie mit Gott groß werden können! Wo Kinder sind, ist das Leben bunt und fröhlich, zuweilen laut. Jedenfalls mögen das die Großen so empfinden. Jesus stört das ganz und gar nicht. Er stellt die Kinder in die Mitte, er nimmt sich ihrer an, er segnet sie. Dieses Bild des die Kinder segnenden Jesus von Nazareth ist ein Urbild für die Arbeit der Kirche. In all ihren Vollzügen und Wirkungsweisen, in all ihrer Arbeit haben die Kinder einen wichtigen Platz. Dieses ist uns von Jesus her vorgelebt. Dieses Urbild bleibt für kirchliche Arbeit und kirchliches Leben unverzichtbar. Jedes Kind wahrzunehmen, anzunehmen und zu fördern, darum geht es.Wir Großen werden dann mit den Kindern immer wieder neu staunen lernen, über all die großen Fragen, die die Kleinen uns so stellen: Fragen nach Leben und Tod, nach Gott und Welt. Mein herzlicher Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unseren Kitas, die sich immer wieder neu dieser Herausforderung stellen und mit großer Neugier und Freude ihre Arbeit für und mit den Kindern in den Kitas tun! –––––––––––– Gerhard Ulrich ist Landesbischof der Nordkirche. Von Maike Lauther-Pohl „Wieso ist Gott da und ich kann ihn trotzdem nicht sehen?“ Laura sitzt bei ihrer Mutter auf dem Schoß und wickelt sich eine Haarsträhne ihrer Mutter um die Finger. „Ja, das frage ich mich auch manchmal“, antwortet diese. „Lass uns mal überlegen, wie das gehen kann.“ Dabei schaut sie Laura auffordernd an. Und es entspinnt sich ein fantasievolles Gespräch über Gott und Luft und Sonnenstrahlen. In Beziehung leben Keine außergewöhnliche Szene. Gut, vielleicht ist das Gespräch über Gott nicht alltäglich. Aber eine Situation von vertrautem Miteinander, von Fragen, die überraschen und die besonders gerne in einer Atmosphäre von Nähe und Kuscheln gestellt werden, kennen alle Eltern. Religiöse Erziehung – wie macht man das eigentlich? Da gibt es kein „So geht´s!“, und schon gar kein „Nur so geht´s!“. Kinder wachsen in einen Glauben hinein, indem Eltern vorleben, was ihnen wichtig ist, und mit den Kindern darüber reden. Das Wesentliche: Kinder brauchen Beziehung, um zu entdecken, was ihnen zur Heimat werden kann. „Kontakt ist das Grundwort der Erziehung“, hat der jüdische Theologe und Religionsphilosoph Martin Buber festgehalten. Wenn wir reden und zuhören und in gutem Kontakt miteinander sind, ist schon vieles von dem erfüllt, was Eltern bei der Taufe versprochen haben: ihr Kind zu begleiten auf einem guten Weg durchs Leben und dabei auf Gott zu vertrauen. Das gilt auch schon für ganz Kleine. Glaube beginnt als Gefühl und Erfahrung. Worte und Verstehen kommen erst später. Eltern können religiöse Bedeutung haben Erlebnisse mit den Eltern können dabei zu Vorläufern späterer Gottesbilder von Kindern werden. Erste Erfahrungen von „Da ist jemand, der für mich sorgt und mir Geborgenheit vermittelt“ können später als bleibende Sehnsucht in den Glauben integriert und auf Gott bezogen werden. Erlebt ein Säugling, dass jemand kommt und ihn hochnimmt, wenn er sein Unwohlsein mit Schreien ausdrückt, dass er gewickelt wird, wenn die Nässe quält, kann das Kind die Gewissheit entwickeln: Das Leben ist gut, meine Bedürfnisse werden befriedigt, ich bin es wert, dass andere sich um mich kümmern. Aus diesen ersten existenziellen Erfahrungen können spätere Gottesvorstellungen erwachsen. Es kann ein Gottesbild entstehen, in dem Gott als verlässlich, schützend, stärkend, Geborgenheit gebend erlebt wird. Erfährt ein Kind mitten in einem Trotzanfall, dass ihm zwar deutliche Grenzen gesteckt werden, es aber dennoch anerkannt und geliebt wird und dabei selbstbestimmt sein darf, erspart ihm das zwar keinen Machtkampf; es hilft ihm jedoch dabei, später ein persönliches Gottesverhältnis zu leben, das nicht blockierend wirkt, sondern befreiend, stärkend und beweglich. Fragen und Zweifel können helfen Wichtig ist, dass Kinder ihre Erfahrungen erleben, fühlen, erproben, auch hinterfragen und ablehnen können. Eigene Fragen und Zweifel der Eltern sind dabei kein Störfall, sondern wesentlich dafür, dass Kinder einen stabilen und stärkenden Glauben entwickeln können. Gott ist da Die Bibel ist voll von Geschichten, die davon erzählen, dass Gott immer wieder Kontakt und Beziehung zu den Menschen sucht, dranbleibt, mitgeht, im Gespräch ist, sogar mit sich diskutieren lässt. Jeder Mensch – sagt die Schöpfungsgeschichte (1. Mose 2, 7) – trägt Gottes Atem, Gottes Geist in sich, jedem Menschen ist Gott sozusagen „im Puls“, von Anfang an. Übrigens auch dann, wenn sich Menschen falsch verhalten oder Gott den Rücken kehren. „Ich bin da“ nennt Gott sich selbst (2. Mose 3, 14). Gott bindet sich selbst unauflöslich an die Menschen. So fest, dass selbst der Tod die Bindung nicht trennen kann. Wie Eltern, die ihr Kind auch beim größten Blödsinn lieb haben und es gerade dann die liebevolle Beziehung spüren lassen. –––––––––––– Maike Lauther-Pohl ist Theologische Referentin für Religionspädagogik im Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein (VEK). Wuschelsegen Wussten Sie, dass im schnellen Überden-Kopf-Streicheln, wenn wir uns von Kindern verabschieden, noch ein altes Segensritual versteckt ist? Ein „Wuschelsegen“ zusammen mit einem Tschüs (das Wort kommt von „Geh mit Gott“) kann spüren lassen: Egal, wo du bist, Gott bleibt in Beziehung mit dir, damit es dir gut geht. Auf Gott vertrauen – dafür ist die Taufe ein Zeichen. Foto: Schubert-Suffrian Reportage | 3 Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L „Wir suchen den Dialog“ | THEMA | Fragen, beobachten, aufschreiben: Wie die Kita Gadeland die individuelle Entwicklung von Kindern fördert Von Detlev Brockes Seit fast einer Stunde bauen Jaro, Lukas und vier weitere Jungen an einer Murmelbahn. Sie haben Pappröhren zusammengesteckt, experimentieren mit unterschiedlichem Gefälle. In Sichtweite übt sich Erzieherin Ines Blöcker an einer neuen Aufgabe: Sie hält sich zurück. Sie beobachtet. Sie gibt nichts vor. Fragt höchstens zwischendurch und forschen. Wie sie miteinander umgehen. Später wird sie diese Szene aufschreiben, in einem „Beachtungsbrief“ mit Fotos, den alle sechs Kinder bekommen. Still und unauffällig ist etwas anders geworden in der Evangelischen Kita in Neumünster-Gadeland. „Unser Blick, die Grundhaltung hat sich verändert“, sagt Kita-Leiterin Nina Lohr. „Wir fragen mehr und suchen den Dialog mit dem einzelnen Kind.“ Also weniger Projekte, die die ganze Gruppe gleichzeitig erreichen sollen. Dafür mehr individuelle Beob- „ Erzieherin Ines Blöcker mal: „Was könntet ihr tun, damit die Murmeln nicht durch den ganzen Gruppenraum rollen?“ Die Jungen erfinden daraufhin einen Fangzaun: aus gebogenen Holzleisten, die sonst einen dekorativen Regenbogen bilden. „Eine geniale Idee“, denkt Ines Blöcker. Aber auch das behält sie in diesem Moment für sich. Vor allem sagt die Erzieherin nicht: „Nun habt ihr schon so lange mit den Murmeln gespielt, nun räumt ihr mal auf, und überhaupt, die Kugeln im ganzen Raum, da fällt bestimmt gleich jemand hin.“ Das sagt Ines Blöcker ganz bewusst nicht. Sondern sie nimmt wahr, wie die Kinder ausprobieren Lieber Joshi! Du hast mir erzählt, dass du deine Jacke jetzt ganz alleine anziehen kannst. Ich habe dich gefragt, wie du es machst: 'Erst ziehe ich einen Arm rein und dann den anderen und dann ziehe ich es hoch.' …Prima Joshi! Deine Dörte “ achtung: Welches Kind hat welches Thema, welcher Lernschritt passiert gerade? Und das gilt es dann zu würdigen und zu unterstützen. Da ist zum Beispiel der fünfjährige Joshi. Erzieherin Dörte Meck erzählt: „Joshi hat die ganze Zeit gar nicht gemalt. Dann ergab sich eines Tages eine Si- Dieses Foto will sich Joshi aufheben: Bisher brauchte er zum Anziehen nach dem Sport immer Hilfe, besonders das Sockenanziehen gelang noch nicht. Heute hat es aber geklappt – zum ersten Mal! Fotos: Wurth tuation, da konnte ich ihm zeigen, wie man den Stift halten kann. Das war vor etwa drei Monaten. Seitdem ist er immer häufiger am Maltisch, hat Spaß und fängt an, auch figürlich zu malen.“ Joshi zeige seine Bilder stolz seiner Mutter und der Erzieherin und strahle dabei übers ganze Gesicht. Wenn andere Kinder etwas an den Werken kritisieren, könne Joshi selbstbewusst sagen: „Das mache ich aber so!“ „In solchen Situationen verständigen wir uns mit Blicken“, erklärt Dörte Meck. „Joshi schaut zu mir herüber, sucht Be- stätigung, und die gebe ich ihm per Blickkontakt – auch mal quer durch den Gruppenraum. Bei solchen Erlebnissen strahlt er und man merkt es an seiner ganzen Körperhaltung.“ Die Aufmerksamkeit für ein Kind wirke auch auf die Gruppe, berichtet die Erzieherin. „Die Kinder nehmen sich untereinander mehr wahr.“ Den Anstoß für die „neue“ Pädagogik in der Kita Gadeland gab eine Fortbildung, an der Ines Blöcker und Dörte Meck 2013/2014 teilnahmen: „Bildungssammler – Beobachten und Dokumentieren im Dia- log“, veranstaltet vom Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein und gefördert vom Land. Im „Ich-Ordner“ werden die Bildungsschritte jedes Kindes dokumentiert – mit eigenen Werken und Aufzeichnungen der Kinder, aber eben auch mit den Beobachtungen der pädagogischen Fachkräfte. Beobachten und Dokumentieren gehören nun zur Gruppenarbeit. Denn, betont Ines Blöcker: „Wir machen das nicht für das Kind, sondern mit dem Kind.“ „ Lieber Joshi! An einem Nachmittag haben wir zusammen am Maltisch gesessen und du hast angefangen, ein Bild mit Filzstiften zu malen. Die Stifte haben nicht richtig gemalt. Ich habe dir gezeigt, wie du den Filzstift anders halten kannst, damit er besser malt. Du hast es ausprobiert. Prima! … Nun sehe ich dich öfter am Maltisch.Du schaffst es jetzt ganz alleine, den Stift mit dem Daumen und dem Zeigefinger zu halten. Ich freue mich sehr darüber und bin stolz auf dich. Deine Dörte Joshi erklärt Dörte Meck sein Bild: Er hat es in vier Flächen eingeteilt - was er bis dahin noch nie ausprobiert hatte. “ 4 | Thema S TA N D P U N K T Von Kirsten Lang Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Zuhören und verstehen Warum schnelle Antworten nicht hilfreich sind - Tipps für das Gespräch mit Ihrem Kind Dialog bereichert Kleine und Große Mit Kindern im Dialog, sind wir das nicht alle? – Vor einigen Jahren hätten wir bestimmt mit „natürlich“ geantwortet. Heute sehen wir das in unserem Team anders. Aber was hat sich geändert? Schon immer stand in unserer Arbeit das Kind mit seinen Bedürfnissen und Wünschen im Mittelpunkt. Aber unsere Haltung im Umgang miteinander hat sich verändert. Das begann mit der Auseinandersetzung mit dem Thema Partizipation und setzte sich in der täglichen Arbeit fort. Kinder wirklich einzubeziehen gelingt, wenn sie ihre Sicht darstellen können. Das ist nur im direkten Austausch auf Augenhöhe möglich, also im Dialog.„Klar, das machen wir sowieso!“, dachten wir.Weit gefehlt. Immer wieder ertappen wir uns dabei, wie wir durch geschlossene Fragen (die vor allem Ja/Nein-Antworten zulassen) die Möglichkeiten des Kindes einschränken. Also üben wir, Fragen grundsätzlich anders zu stellen, uns Zeit zu nehmen für Gespräche, deren Ausgang für beide Seiten offen ist. Das ist nicht einfach.Wir lernen, uns und unsere Ideen zurückzunehmen und den Kindern Raum für eigene Ideen und Lösungen zu geben. Das braucht Zeit. Dadurch haben sich das Miteinander und der Tageslauf geändert. Die Kinder haben mehr Zeit für individuelle Projekte und Spielideen. Unsere Rolle ist mehr die der Begleiterin und Ermöglicherin geworden, die Hilfestellung gibt, wenn sie eingefordert wird, und zugewandt beobachtet und ermutigend dokumentiert. Selbstverständlich im Dialog mit dem Kind. Das gelingt nicht immer, aber inzwischen überwiegend. Uns freut zu sehen, wie die Kinder mit sich selbst und anderen umgehen.„Ich habe einen Plan“ oder „Welche Idee hast du?“, das ist häufig von den Kindern zu hören. Und die Eltern? Zunächst war da die besorgte Frage, ob die Kinder gut genug auf die Schule vorbereitet werden. Inzwischen ist meistens ein klares Ja zu hören. Die Kinder lernen, Handlungen zu planen, Lösungen zu entwickeln und bei Herausforderungen standzuhalten. Fast „nebenbei“ werden Bildungsinhalte und lebenspraktische Kompetenzen erworben. Aber auch die „großen“ Menschen lernen: Die Eltern und wir Pädagoginnen lernen, darauf zu vertrauen, dass ein Kind weiß, was es für seine Entwicklung braucht. Und wir staunen über das, was die „kleinen“ Menschen alles können. Bleiben wir im Dialog! Es ist bereichernd und überraschend. –––––––––––– Kirsten Lang arbeitet als Heilpädagogin und Erzieherin im Evangelischen Vicelin-Kindergarten in Bornhöved. Von Franziska Schubert-Suffrian „Mir ist so langweilig ...“ – „Du könntest doch was malen.“ „Die Lisa ist gar nicht mehr meine Freundin.“ – „Die Anna ist doch auch ganz nett.“ „Die lassen mich nicht mitspielen.“ – „Na, dann spielst du halt allein.“ Solche Dialoge zwischen Kindern und Erwachsenen kennt wohl jeder, der mit Kindern zu tun hat. So wie oben oder ähnlich lauten dann häufig die Antworten von uns Erwachsenen. Wir wollen damit meist eine schnelle „schmerzlose“ Lösung erreichen. Dabei wäre es viel wichtiger, zunächst die Situation und das Anliegen des Kindes zu verstehen. Vermeintlich schnelle Lösungen entpuppen sich nur selten als hilfreich. Oft geht es in solchen Situationen nicht um Antworten, die von außen kommen, sondern darum, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die für das Kind passen und die es umsetzen kann. Dafür muss zunächst klar sein: Worum geht es dem Kind? „Was ist denn passiert?“ „Was möchtest du, dass die anderen tun?“ „Brauchst du dabei meine Hilfe?“ Das wären Fragen, die diesem Ziel näherkommen. So hat das Kind selbst die Chance, die Fragen zu klären, und kann sich in anderen Situationen schneller selbst helfen. Dieser vielleicht langsamere Weg wirkt damit über den Augenblick hinaus. Äußerungen des Kindes mit einer fragenden Haltung zu begegnen, bedeutet ganz konkret: – sie zu bemerken und mit Interesse zu reagieren – sie als grundsätzlich berechtigt stehen zu lassen – sich auf das, worum es dem Kind geht, einzulassen und versuchen, sein Anliegen zu verstehen – dem Kind zu ermöglichen, eigene Lösungen zu finden – wenn das Kind es wünscht, die Umsetzung zu unterstützen. Aktives Zuhören Um Dialoge zwischen Kindern und Erwachsenen zu ermöglichen, brauchen Erwachsene die Überzeugung, dass jedes Kind etwas Wichtiges zu sagen hat und gemeinsame Lösungen entwickeln kann. Gespräche mit Kindern er- Erzieherin Kirsten Lang (siehe „Standpunkt“ li.) in der Kita Bornhöved. Foto: Scholz fordern aktives Zuhören, bei dem sich Erwachsene zuwenden, Blickkontakt halten und ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Sollte dies gerade nicht möglich sein, ist es wichtig, die Kinder darüber zu informieren: „Im Moment kann ich dir nicht richtig zuhören, ich spreche erst noch mit Lukas zu Ende und habe dann Zeit für dich.“ Aktives Zuhören heißt auch: Kinder ausreden lassen und sie nicht unterbrechen. Die Grundlage für aktives Zuhören: Erwachsene sind ehrlich interessiert und versuchen, sich in das Kind und seine Situation hineinzuversetzen. Die Grenze zwischen Nähe und zu nahe kommen, zwischen Interesse zeigen und aushorchen muss dabei stets gewahrt bleiben. Das sollte sich auch in den Antworten und Reaktionen der Erwachsenen widerspiegeln. Fragen sollten offen formuliert sein und keine Wertung beinhalten: „Möchtest du erzählen ...?“, „Wenn ich dich richtig verstehe ...“ Manchmal ist es dabei auch notwendig, die Gefühle oder Gedanken eines Kindes zu interpretieren und als Frage in den Raum zu stellen. Das Kind erweitert so seine Möglichkeiten, sprachlich Gefühle auszudrücken und Ideen auszugestalten. Dialoge mit Kindern brauchen Zeit und Geduld. Sie benötigen Erwachsene, die bereit sind, sich offen auf den Prozess mit dem Kind einzulassen und nicht die eigenen Lösungen „durchzudrücken“. Jeder Dialog – ob sprachlich oder nichtsprachlich geführt – wird durch diese Haltung der Erwachsenen aufgewertet. Die Kinder spüren, dass ihre Äußerungen auf Interesse stoßen, und finden so eher den Mut, sich auszudrücken – obwohl sie sprachlich manchmal noch gar nicht genau fassen können, was sie mitteilen wollen. –––––––––––– Franziska Schubert-Suffrian ist Koordinatorin für Fachberatung und stellvertretende Geschäftsführerin beim Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein (VEK). So stärken Kitas Ihre Kinder Wie Eltern und Erzieher einem Kind antworten, beeinflusst das Bild, das sich das Kind von sich selbst macht. Dieser Einfluss ist umso stärker, je jünger das Kind ist. Kinder „bauen“ ihr Bild von sich selbst vor allem aus dem, was ihnen von den Menschen in ihrer Umgebung entgegengebracht wird. Wenn also ein Kind erlebt, dass ihm etwas zugetraut wird, dann wird es selbst seine Handlung auch positiv einschätzen. Es wird sich selbst eher etwas zutrauen und neue Herausforderungen wagen. Die Antwort eines Erwachsenen wirkt daher weit über den eigentlichen Augenblick hinaus. In den Kindertageseinrichtungen begegnen Ihnen verschiedene Methoden, die genau dies zum Ziel haben. Ob behutsame Eingewöhnungsprozesse oder der pädagogische Ansatz nach Emmi Pikler, Partizipation, die „Babyzeichensprache“, der „Bil- dungssammler“ (S. 3), Beschwerdeverfahren (S. 9) oder „Marte Meo“, Ziel ist immer, sich als Erwachsener sensibel mit dem Kind zu verständigen und dessen Persönlichkeitsentwicklung zu stärken. Wir haben Infos zu diesen Methoden für Sie zusammengestellt. Sie finden die Kurzbeschreibungen auf den Internetseiten zur Evangelischen Kitazeitung unter www.vek-sh.de und www.eva-kita.de Interview | 5 Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Detektive im Einsatz: die „Pfefferkörner“ mit Martha Fries als Jessi (Mitte). Gedreht wird die Serie in Hamburg, vor allem in der Speicherstadt. Foto: NDR / Romano Krimi-Dreh statt Ferien Die Hamburger Schülerin Martha Fries über ihre Rolle in der Fernsehserie „Die Pfefferkörner“ Die 14-jährige Martha Fries aus Hamburg geht in die 9. Klasse – und ist außerdem Filmschauspielerin. Sie spielte in den jüngsten Folgen der KinderKrimiserie „Die Pfefferkörner“ mit, die der NDR vor allem in der Hamburger Speicherstadt dreht. Martha Fries hat fünf ältere Geschwister, zu ihren Hobbys zählen Theaterspielen, Saxofon, Ballett und Jazztanz. Martha, wie bist du zum „Pfefferkorn“ geworden? Martha Fries: Ich habe in einer Zeitung einen Casting-Aufruf gesehen und mich für die Rolle beworben. In drei Runden musste ich den Regisseuren und einer Casterin meine schauspielerischen Fähigkeiten zeigen. Schließlich habe ich das Casting gewonnen und hatte die Rolle der Jessi. Wie haben deine Geschwister darauf reagiert, wie deine Klassenkameraden, dass du im Fernsehen zu sehen bist? Eigentlich haben sich alle für mich gefreut. Besonders meine Familie. Niemand hätte je damit gerechnet, denn es gibt so viele Bewerber! Auch meine Klassenkameraden finden es toll, mich im Fernsehen zu sehen. Ich mache aber nicht so einen Tumult darum. Musstest du Schauspiel-Unterricht nehmen? Ich spiele, seit ich sechs bin, in einem Theater. Ich weiß also, wie es ist, vor vielen Leuten nicht man selbst zu sein. Extra Unterricht musste ich nicht nehmen. Drehen alle meine Ferien beansprucht, bis auf die Weihnachtsferien. Auch in der Schulzeit drehe ich manchmal noch, was zusätzlichen Stress bedeutet: Ich muss schließlich alles nachholen! Wie laufen die Dreharbeiten ab? Das ist komplett anders als Theater. Oft ist es anstrengender vor der Kamera, aber auch spannender und abwechslungsreicher. Im Theater spielt man über Wochen dasselbe Stück. Ich war sehr aufgeregt an meinem ersten Drehtag – und das bin ich auch immer wieder. Langweilig wird einem eigentlich nie. Es bringt total Spaß, mit Gleichaltrigen zu spielen, die auch im echten Leben meine Freunde sind. Oder auch mit coolen Erwachsenen. Der Drehtag beginnt zu unterschiedlichen Zeiten. Mal muss ich schon um 7 Uhr morgens aus dem Haus, manchmal erst um 14 Uhr. Oft gehe ich vor Drehbeginn mit dem Kindercoach den Text noch einmal durch, der für die Szene ansteht. Und dann fangen wir an zu drehen. Manchmal dauert es zwei Stunden, bis eine Szene fertig ist. Das ist oft so, wenn viele Leute mitmachen oder wir Kinder herumalbern (lacht). Hast du einen Tipp, wie man Text auswendig lernt? Ich lerne abends meinen Text für den nächsten Tag. Dafür gucke ich die Szenen an und markiere, was ich sagen muss. Mit unterschiedlichen Farben markiere ich auch ganze Szenen: Dunkle Farben stehen für viel Text, helle Farben für ein paar kleine Sätze. Ich lerne am Abend alle dunklen Farben so gut es geht auswendig. Je mehr ich gedreht habe, desto schneller geht es. Die hell markierten Szenen lerne ich meist erst im Auto auf dem Weg zum Set, oder ich quetsche mir die Sätze bei Drehbeginn ins Gehirn (lacht). Wie viel Zeit nimmt deine Rolle in Anspruch? In den vergangenen zwei Jahren hat das Was hast du für dich gelernt? Bist du durch die Dreharbeiten selbstbewusster geworden? Selbstbewusst war ich auch vorher schon. Vor allem habe ich eine komplett neue Welt kennengelernt, eine schöne, aber oft auch sehr anstrengende. Ich habe gelernt, Schule und Film unter einen Hut zu bringen und mit viel Stress klarzukommen. Ich glaube, das wird mir auch weiterhin sehr helfen. Welchen Berufswunsch hast du? Möchtest du Schauspielerin bleiben? Ich glaube, ich möchte nicht Schauspielerin werden. Ganz aufhören möchte ich aber auch nicht. Jetzt gehe ich erst einmal zur Schule. Ich könnte mir auch gut vorstellen, Ärztin zu werden. Deine Tipps für Gleichaltrige, die gerne Schauspieler werden möchten? Man kann sich Schauspielschulen suchen oder in den Ferien einen Workshop machen. Ich bin auch erst durch das Drehen sicherer geworden. Am besten man sucht sich eine Agentur. Alle Schauspieler, die ich kenne, sind in einer. Ich zwar nicht, aber man sollte nicht auf weitere Zeitungsanzeigen für Castings warten und selbst die Initiative ergreifen. Agenturen bieten auch Schauspielunterricht. Sicherheit und Selbstbewusstsein sind immer gut, genauso wie Souveränität und eine hohe Frustrationstoleranz. –––––––––––– Martha Fries spielt Jessi Amsinck in der 10. und 11. Staffel der NDR-Serie „Die Pfefferkörner“. Die Folgen können auf www.ndr.de angesehen werden. Dort stehen auch die aktuellen Sendetermine im Ersten und auf KiKa. –––––––––––– Fragen: Sven Kriszio, Evangelische Zeitung 6 | Leseraktion Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Treffpunkt Spielplatz KO L U M N E Kolumne von Florian Zettel Expertin Claudia Neumann über gute Spielplätze, „bespielbare“ Städte und besorgte Eltern Mit Pommes und Piñata glücklich Meine Frau und ich haben zwei Töchter, 4 und 5. Eine dritte ist auf dem Weg. Dreieinhalb Frauen also und ein Mann. Da gibt es viel Gesprächsbedarf – vor allem bei den weiblichen Familienmitgliedern. Deshalb haben wir einen Familienrat konstituiert, um dort über unsere Bedürfnisse zu sprechen und Beschwerden loszuwerden.Wir erzählen, was uns gerade aneinander stört, aber auch, was wir gut finden. Ich gebe zu: Wir stecken dabei gerade in einer Sackgasse. Meine Frau und ich stören uns an apokalyptischer Unordnung und den ständigen Zankereien der Töchter. Unsere Töchter stören sich daran, dass wir uns wegen der apokalyptischen Unordnung ständig zanken. Es ist vertrackt.Wir haben schon viele Ansätze versucht. Intrinsische Motivation, extrinsische Motivation oder die neapolitanische Motivation – also Erpressung.Wenn nicht, dann nicht. Oder auch positiv formuliert: wenn, dann. Am Anfang war Erpressung toll. Alle haben das System akzeptiert. Mittlerweile zeigen sich immer häufiger Abnutzungserscheinungen, die dann beidseitig in „mir doch egal“ münden. Dabei wäre es doch so einfach.Wir müssten unseren Töchtern einfach nur als stumme Diener rund um die Uhr zur Verfügung stehen und Laissez-faire walten lassen. Essen zubereiten, kuscheln nach Bedarf, stundenlang vorlesen oder sonstiges Entertainment-Programm veranstalten. Neulich, in Vorbereitung dieser Kolumne, habe ich unsere kleine Tochter danach gefragt, was sie für Bedürfnisse hat, die nicht erfüllt werden. „Papa“, fragte sie daraufhin, „was sind Bedürfnisse?“ „Etwas, das man dringend braucht, um glücklich zu sein“, sagte ich. Für einen Moment war sie ganz weit weg. Ihre Augen verträumt aufgerissen, kurz den Kopf schüttelnd, um sich zu sammeln, antwortet sie: „Papa, ich will Pommes mit Ketchup zum Geburtstag und eine Einhorn-Pinana, die am Baum hängt.“ Ihr Geburtstag ist erst in sechs Monaten, und mit „Pinana“ meinte sie eine Piñata, also eine mit Süßigkeiten gefüllte Pappmaché-Figur. Aber wenn es das ist, was sie am dringendsten braucht, um glücklich zu sein, dann bin ich wiederum glücklich, dass es nur das ist – und sie sonst offenbar alles hat. –––––––––––– Florian Zettel, 34, ist Medienjournalist. Er lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern (vier und fünf Jahre) in Hamburg. Wie viele Spielplätze gibt es in Deutschland? Claudia Neumann: Rund 120.000, Tendenz sinkend. Davon ist ungefähr die Hälfte öffentlich zugänglich. Generell gilt: je größer die Städte, desto geringer die Zahl der Spielplätze. Obwohl durch die Verdichtung der Städte ohnehin oft nur geringe Möglichkeiten zum Spielen und Bewegen im Freien bestehen. Es gibt aber auch kleinere Kommunen, die über keinen einzigen öffentlichen Spielplatz verfügen. Und wie viele Spielplätze sind wirklich für Kinder geeignet? Das ist schwer zu sagen, das hängt natürlich von den Kriterien ab, die man ansetzt. Insgesamt sind aber noch immer viele Spielplätze nach dem 08/15-Prinzip gestaltet: Sie bieten Kindern zu wenige Anregungen und Möglichkeiten. Ihr Verband, das Deutsche Kinderhilfswerk, startete Anfang der 1970er-Jahre genau mit dem Ziel, bessere Spielplätze zu schaffen. Wie haben sich die Anlagen seitdem verändert? Stimmt, wir haben damals der „heiligen Dreifaltigkeit“ aus Rutsche, Klettergerüst und Buddelkasten den Kampf angesagt. Seither hat sich die Situation durchaus verbessert. Es gibt eine Menge Spielplätze in Deutschland, die sehr kreativ gestaltet oder gar einem bestimmten Motto gewidmet und nicht nur einheitlich möbliert sind. Neben dem früher üblichen Metall kommen Materialien wie Holz, Seil oder Gummi zum Einsatz, natürliche Elemente wie Pflanzen und Wasser werden bewusst integriert. Auch die Abenteuerspielplätze sind hier positiv herauszuheben. Jedoch beobachten wir in den letzten Jahren eine Verschlechterung: durch Sanierungsstau und Verwertungsdruck der Flächen werden immer mehr Spielplätze rückgebaut, die Sicherheitsbedenken der Eltern nehmen zu und verhindern kreative Gestaltungen. Gewi Was ist heute ein guter Spielplatz? Ein guter Spielplatz zeichnet sich durch Anregungsvielfalt, Interaktion und Gestaltbarkeit aus. Naturnahes Erleben, auf Entdeckungsreise gehen, experimentieren – das ist so wichtig für kreatives selbstbestimmtes Spielen und für die kindliche Entwicklung. Wichtig ist zudem, die Kinder an der Gestaltung des Spielplatzes zu beteiligen. Das fördert die Qualität des Spielplatzes und die spätere Akzeptanz. Denn was nützt der schönste Spielplatz, wenn kein Kind auf ihm spielt. Der Spielplatz als Bewegungsort, als Treffpunkt oder zur Anregung der Fantasie – was steht obenan? Heutzutage dienen Spielplätze wohl am ehesten als Treffpunkt. Wir haben ja nicht mehr die Situation, dass Kinder einfach „runter zum Spielen“ gehen und garantiert ein paar Kinder aus der Nachbar- schaft antreffen. Je nach Gestaltung können diese Plätze dann auch Bewegungsort sein, auf dem man sich so richtig austobt – wenn die begleitenden Eltern die Kinder dann auch lassen. Wird es auch künftig abgegrenzte Spielplätze geben – oder sollte das Wohnumfeld insgesamt so gestaltet werden, dass es Spielraum für Kinder sein kann? Im Idealfall muss es gar keine Spielplätze mehr geben, weil jede Kommune bespielbar ist und aus einem Netz von Spiellandschaften besteht, Stichwort: bespielbare Stadt. Dies ist jedoch Zukunftsmusik und derzeit geht die Tendenz eher in die andere Richtung. Daher ist es wohl noch lange nötig, solche geschützten und der Nutzung durch Kinder vorbehaltene Räume zu sichern, und zwar auch in ihrer Qualität. –––––––––––– Claudia Neumann ist SpielraumExpertin des Deutschen Kinderhilfswerks in Berlin. Mehr Infos: www.dkhw.de nnen Sie! Arche Warder Zeigen Sie uns Ihren Lieblingsspielplatz! TEILNEHMEN Auf welchem Spielplatz spielt Ihr Kind am liebsten? Schreiben Sie uns, wo der Spielplatz liegt, und was Ihrem Kind dort gefällt. Und schicken Sie am besten ein Foto mit! Eine Auswahl der Tipps werden wir in der nächsten Ausgabe veröffentlichen. GEWINNEN Unter allen Einsendern verlosen wir Tierpark-Karten für die ganze Familie. Wildpark Schwarze Berge Eine Familienkarte (2 Erwachsene, 2 Kinder) für den Wildpark Schwarze Berge im Süden Hamburgs: Rund 1000 Tiere in 100 Arten erwarten Sie in einer wunderschönen Parklandschaft. www.wildpark-schwarzeberge.de Zwei Familienkarten für die Arche Warder in Holstein (im Naturpark Westensee): Die Arche Warder ist ein Zentrum für seltene und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen. Mit Streichelgehegen, überdachter Strohburg zum Toben und großem Naturspielplatz. www.arche-warder.de EINSENDESCHLUSS Mail oder Postkarte bis 15. Mai 2015 an: Evangelische Kitazeitung VEK, Angelika Wurth Lise-Meitner-Str. 6-8 24768 Rendsburg [email protected] Die Gewinner der Leseraktion in der vergangenen Ausgabe: Ausstechformen: Ursel Clement, Altenholz; Backbücher: Elisabeth Almila Gnass, Hamburg; Marieke Thiesen, Behrendorf; Kalender: Anja Dreier, Hamburg; Jenny Morr, Lensahn; Familie Rücker, Langenhorn 8 | Schleswig-Holstein Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Nordfriesland: Vielfalt leben! „Vielfalt in evangelischen Kitas zu gestalten“: Darum ging es im Februar beim zweiten Fachtag der evangelischen Kindertagesstätten in Nordfriesland. Rund 330 pädagogische Fachkräfte aus 46 Einrichtungen kamen im Husumer Kongresszentrum zusammen. „Lasst uns offen aufeinander zugehen und fragen, was der oder die andere wirklich braucht“, appellierte Bischof Gothart Magaard in seiner Andacht. Auf Vorurteile und Diskriminierung im Kita-Alltag ging die Pädagogin Petra Wagner aus Berlin ein. Sie plädierte für eine „vorurteilsbewusste Auseinandersetzung” mit Verschiedenheit und Teilhabebarrieren. Anschließend wurde das Thema in 17 Workshops entfaltet, etwa zum musikpädagogischen Zugang zur Inklusion (im Bild), zu Partizipation oder auch zur Kultur des Erzählens. Foto: Angelika Wurth Jetzt investieren – für die Kinder! Kita-Aktionsbündnis legt neues Positionspapier vor und fordert einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel „Wer heute in Erziehung, Bildung und Betreuung investiert, der investiert in das Kostbarste, was wir haben – in unsere Kinder!“ Das betont Markus Potten, Geschäftsführer des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein und Sprecher des Kita-Aktionsbündnisses „Unsere Kinder - Unsere Zukunft“. Tatsächlich aber nehme die Qualität in den Kitas schleichend ab, warnt Potten. Es gehe zwar viel Geld in den Kita-Bereich, aber hauptsächlich für zusätzliche Plätze und nicht, um die Qualität zu verbessern. „In der Kindertagesstätte stehen zu viele Kinder zu wenig Personal gegenüber“, erklärt Michael Selck, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände. Entscheidend für mehr Qualität sei die Verbesserung des FachkraftKind-Schlüssels. Und Judith Wiederhold, Vorsitzende der Landeselternvertretung der Kitas, bekräftigt: „Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann nur funktionieren, wenn die Qualität der Kinderbetreuung stimmt“ (siehe auch Gastbeitrag auf dieser Seite). Im Kita-Aktionsbündnis haben sich Wohlfahrtsverbände, Landeselternvertretung und Gewerkschaften zusammengeschlossen. Anfang des Jahres legte das Bündnis bei einer Veranstaltung in Kiel sein neues Positionspapier vor: „Zukunft für Kinder gestalten: Kita-Qualität heute schaffen“. Mit ihren Forderungen stehen die Verbände nicht allein: Ende 2014 legten die zuständigen Ministerinnen und Minister von Bund und Ländern fest, wie sie für bessere Qualität im Kita-Bereich sorgen wollen. Diese Forderungen aus der Bund-Länder-Konferenz sind im Positionspapier auszugsweise zitiert. Spannende Podiumsdiskussion: Judith Wiederhold, LEV, Jochen von Allwörden, Städteverband, und Markus Potten, VEK (re.). Fotos: Wurth „Mitwirkung bringt alle voran“ Gastbeitrag von Judith Wiederhold, Vorsitzende der Landeselternvertretung der Kitas Download des Positionspapiers: www.vek-sh.de Alles fing damit an, dass ich in unserer kleinen feinen evangelischen Dorf-Kita in Stormarn zur Elternvertreterin gewählt wurde. Zunächst dachte ich mir nicht viel dabei: zweimal im Jahr ein Geschenk besorgen, einen Flohmarkt organisieren oder ein paar nette Gespräche mit den Erzieherinnen führen. Doch schnell stellte ich fest: Hinter dem kleinen Wort Kita verbirgt sich viel mehr, zum Beispiel frühkindliche Bildung, bedarfsgerechte Plätze, Ausfallzeiten durch Krankheit (davon war unsere Kita damals schwer getroffen), Inklusion ... Ich begann, über den Tellerrand hinauszuschauen und mich mit Qualitätsstandards und rechtlichen Rahmenbedingungen zu beschäftigen. Kurzentschlossen ließ ich mich für die Kreiselternvertretung (KEV) aufstellen, für die alle Erziehungsberechtigten mit einem Kind in Krippe, Kindergarten oder Hort kandidieren können. Lösung auf Augenhöhe Mitwirkungsrechte von Eltern sind zwar gesetzlich vorgeschrieben, doch die wenigsten von uns wissen etwas darüber, auch mir ging es so. Wir können uns im Jugendhilfeausschuss auf Kreis- und Landesebene einbringen, Kommunal- und Landespolitiker sind am Infor- mationsaustausch mit uns interessiert, und auch die Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände wollen mit uns zusammenarbeiten. Mittlerweile bin ich Vorsitzende der Landeselternvertretung (LEV ) der Kitas in SchleswigHolstein (seit Ende 2014 gibt es sogar eine Bundeselternvertretung). Wir versuchen, den schleswig-holsteinischen Eltern beratend beizustehen und sie über ihre Rechte gegenüber Kita-Trägern, Kommunalpolitik oder Ämtern aufzuklären. Als Eltern scheinen wir Problemen häufig hilflos ausgesetzt zu sein – aber es gibt fast immer eine Lösung auf Augenhöhe. Darüber hinaus setzen wir uns für eine „echte Zukunft“ unserer Kinder ein, erarbeiten etwa im Aktionsbündnis Kita (siehe Bericht auf dieser Seite) Forderungen zu Qualitätsstandards und Rahmenbedingungen und vertreten diese gegenüber Politik und Gesellschaft. Mitwirkung ist nicht nur politisch wichtig, sondern weitet den eigenen Horizont, macht gemeinsam mit engagierten Eltern Spaß – und sie bringt unsere Kinder voran! –––––––––––– Mehr zu LEV und KEV unter: www.kita-eltern-sh.de Kontakt zum Vorstand der LEV: [email protected] Schleswig-Holstein | 9 Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Kitas offen für Flüchtlinge Mit „Achtsamkeit und Empathie“ – VEK schult Fachkräfte Von Hartmut Schulz (epd) Der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen (VEK) will die Fachkräfte in den rund 600 evangelischen Kitas in Schleswig-Holstein fitmachen für die Betreuung von Flüchtlingskindern. Das Fortbildungsprogramm „Achtsamkeit und Empathie“ soll Mitarbeitende im Umgang insbesondere mit traumatisierten Kindern schulen. Die erste Fortbildung ist Anfang Juni in Rendsburg geplant. Bis Ende des Jahres sollen weitere zweitägige Seminare in Norderstedt, Ostholstein, Dithmarschen und Flensburg folgen. Damit reagiert der VEK auf die steigende Zahl von Flüchtlingen, die in Schleswig-Holstein eintreffen. Im vergangenen Jahr nahm das nördlichste Bundesland rund 7.000 Menschen auf, 2015 Foto: Wolfgang Huppertz werden rund 20.000 Flüchtlinge aus Krisengebieten erwartet. Sie haben bereits dann einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, wenn ihr Aufenthalt dauerhaft genehmigt wird. Allein in der Landeshauptstadt Kiel müssen jetzt 300 zusätzliche Kitaplätze geschaffen werden, um Kinder von Flüchtlingen aufzunehmen. Landespastor und Diakoniechef Heiko Naß hob die Bereitschaft der Kitas hervor: Die Mitarbeitenden würden nicht nur eine große Verantwortung übernehmen, sondern entlasteten auch die oft verunsicherten und erschöpften Eltern. Für die Seminare entwarfen der Psychotherapeut Ulrich Kruse und die Heilpädagogin Britta Henningsen das Konzept. Themen sind unter anderem das Erkennen eines Traumas bei einem Kind, Reflexions-Strate- gien für die Mitarbeiterinnen und Anregungen für die Bildung von Hilfsnetzwerken in den Regionen. Wie notwendig die Fortbildung ist, macht die Kieler Psychologin Naomi Inbar deutlich, die seit 2007 traumatisierte Flüchtlinge betreut. Viele Kinder litten unter posttraumatischen Belastungsstörungen – vor allem Mädchen und Jungen, die Opfer von Grausamkeiten oder Zeuge von Vergewaltigungen der Eltern wurden. Symptome seien Unruhe, Angstzustände oder aggressives Verhalten. Die Kinder seien zeitweise nicht in der Lage, neue Lernerfahrungen zu machen. Es gebe auch Fälle, in denen Kinder die Verantwortung für die traumatisierten Eltern übernehmen wollten und sich für sie verantwortlich fühlten. Damit seien sie dann völlig überlastet. Lübeck: Vorreiter im Kinderschutz Modellprojekt zu Beschwerdeverfahren für Kita-Kinder – Lob von der Ministerin Von Inga Waldeck und Oda RoseOertel, Gemeindediakonie Lübeck e.V. „Dieses Modellprojekt hat bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt“, lobte SchleswigHolsteins Sozialministerin Kristin Alheit. Sie sprach im Februar beim Fachtag „Beschwerdeverfahren für KitaKinder entwickeln“ in Lübeck. Dazu trafen sich mehr als 300 Fachkräfte aus ganz Norddeutschland. Eingeladen hatte das Evangelisch-Lutherische Kitawerk Lübeck. Das seit 2012 geltende Bundeskinderschutzgesetz sieht Beschwerdeverfahren in Kitas vor. Fünf evangelische Einrichtungen in Lübeck hatten nun ein Jahr lang Verfahren erprobt, um das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken und sie damit besser vor Gefährdungen zu schützen. Das Projekt wurde vom Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Hol- stein e.V. (VEK) und dem Verein „Bildungslotsen“ geleitet. Das Sozialministerium unterstützte das Modellprojekt finanziell. Fotos und Videosequenzen vermittelten beim Fachtag einen Eindruck von der Vielfalt der Beschwerdemöglichkeiten. In der Kita St. Gertrud schlägt die dreijährige Loni lautstark die Trommel, um sich Gehör zu verschaffen: Sie möchte, dass die Kinder weniger Toilettenpapier verbrauchen. Dieses wird aus „Wir stehen zu einer achtsamen Pädagogik“: Dörte Eitel vom Kitawerk Lübeck. Foto: Inga Waldeck „Ich will mich beschweren!“ – Loni an der Trommel. Bäumen gemacht – und die möchte Loni gerne schützen. Die Kita installierte einen Beschwerdekasten, in dem Kinder ihre Anliegen mithilfe von Bildern verdeutlichen können. „Die Kinder sprechen Anliegen und Beschwerden nun öfter an“, berichtet Erzieherin Lisa Garske. Auch die Fachkräfte hatten einen Wunsch an die Kinder: Es werde zu viel gekämpft im Gruppenraum, fanden sie. Die Kinder entwickelten daraufhin spezielle Toberegeln. Am Projekt nahmen sowohl Elementar- als auch Krippenkinder teil. Mittels Babyzeichensprache wurden auch sprachlich behinderte Kinder einbezogen. Hauptthemen waren in allen Kitas Essen und Kleidung: In der Kita Luther dürfen die Kinder jetzt bei mehr als 15 Grad Foto: privat Außentemperatur selbst entscheiden, was sie anziehen. In der Kita Haus in der Sonne bestimmen die Krippenkinder den Speiseplan für das Frühstück neuerdings selbst. „Die Kinder lernen, sich für etwas einzusetzen, und erleben, dass sie wichtig für die Gemeinschaft sind“, erklärten die Projektleiter Franziska SchubertSuffrian (VEK) und Michael Regner (Bildungslotsen). Ministerin Alheit freute sich über die große Resonanz auf den Fachtag auch in den Medien: „Das hilft auch anderen Kitas, sich auf den Weg zu machen und nicht nur das Gesetz abzuhaken. Der Fachtag war ein Startschuss für Kitas in ganz Deutschland.“ –––––––––––– Download der Broschüre unter: www.vek-sh.de 10 | Hamburg Kultur der Verständigung Silvana Jacobsen ist Erzieherin in der Melanchthon-Kita in Groß Flottbek. Sie berichtet von einem Anti-Rassismus-Training, an dem sie mit Kolleginnen teilnahm. „Eine vor allen Augen geschlagene Wunde muss auch vor allen Augen genäht werden.“ Was hat dieser Ausspruch mit mir zu tun, die ich als Erzieherin im Elementarbereich arbeite!? Und was hat es mit mir zu tun, wenn unsere Leitung vorschlägt, an unseren Studientagen in der Kita ein Anti-Rassismus-Training durchzuführen? Ich bin weder rassistisch noch unreflektiert! Aber ich war offen und neugierig. Also habe ich mich eingelassen auf zwei Tage mit Phoenix e. V. aus Duisburg. Der Verein, 2010 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet, formuliert sein Ziel so: „Menschen für den Rassismus in seiner alltäglichen und strukturellen Erscheinungsform feinfühlig zu machen. In dem Maße, in dem sie sich ihre Prägung bewusst machen, erhalten sie Möglichkeiten, der Negativität des Rassismus positive Strategien entgegenzustellen.“ Gründer Pastor Austen Brandt sensibilisierte uns für die Formen von Rassismus, denen jeder von uns begegnet. Die Manipulation, der ich als weißer Mensch von Kindheit an durch Literatur, Medien oder Politik ausgesetzt bin, will ich schwer wahrhaben. Vieles ist auf den ersten Blick unscheinbar: Warum muss eine dunkelhäutige Mutter, die in Hamburg mit drei Kindern in den Bus einsteigt, ihre Fahrkarte vorzeigen – eine hellhäutige Mutter aber nicht? Warum wird ein Tim-und-Struppi-Comic („Tim im Kongo“), der Afrikaner nur als unzivilisierte Buschleute mit Baströcken zeigt, immer noch selbstverständlich verkauft? Gerade die Beispiele in Kinderbüchern, wie versteckter Rassismus sich in unseren Alltag mit Kindern drängt, sind für mich der klare Beweis, wie viel es doch mit mir zu tun hat: Ich, die Erzieherin, das Vorbild, darf nicht durch Unwissenheit die neue Generation rassistisch prägen! Ich bin weiß! Das Wissen gibt mir keine Macht, sondern die Chance, in Begegnung mit Menschen zu kommen. Dieses Thema ist da, wie aktuelle Medienberichte und unsere Gesellschaft zeigen. Manchmal muss eine Wunde vor allen Augen genäht werden, damit sie heilt! –––––––––––– Bücher zum Thema: „Anleitung zum Schwarz sein“ von Anne Chebu und „Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus“ von Naah Sow. Beide Autorinnen leben in Deutschland. Infos zu Phoenix: www.phoenix-ev.org Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L „Die Herzen weit geöffnet“ Austausch für Kita-Leitungen begann mit Brasilien - Portugal und Griechenland folgen Mit einem Gottesdienst wurden sie feierlich verabschiedet: Renate Weiland, Rubia Lohmann und Isabel Cardoso Colhante. Die drei Brasilianerinnen hatten am Kita-Austausch des Kirchenkreises HamburgWest/Südholstein teilgenommen und für vier Wochen in den evangelischen Kitas Sülldorf, Melanchthon und Blankenese / Führungsakademie mitgearbeitet. Wir sprachen mit Projektleiterin Christina Surén: Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Austausch? Christina Surén: 2014 arbeitete das „Projeto Dorcas“, das Kinder einer Favela im brasilianischen Curitiba betreut, mit dem Chor der Friedenskirche und dem Kammerorchester St. Pauli zusammen. Daraus entstand die Idee eines Austausches speziell für Leitungen. Was ist das Ziel des Projektes? Ein intensiver Austausch über die pädagogischen Ansätze, die religionspädagogische Praxis und die Prävention im Kinderschutz. Dieser Blick über den Tellerrand fördert ja die Reflexion der eigenen Arbeit. Wir haben in einigen unserer Kitas Die Fröhlichkeit von Isabel Cardoso Colhante, Renate Weiland und Rubia Lohmann (v.l.) wirkt ansteckend. viele Kinder mit Migrationshintergrund. Aber wissen wir, vor allem die Mitarbeitenden, wie es den Familien hier geht? Wie ist es, in einem Land fremd zu sein? Diese Erfahrung sollen unsere Mitarbeitenden selbst machen und sich auch über andere pädagogische Konzepte informieren. Nach der Rückkehr sollen sie als Multiplikatoren ihre Erfahrungen in Kitas und Kirchengemeinden einbringen. Brasilien ist mit hohem Reiseaufwand verbunden. Welche Pläne gibt es für Europa? Wir haben Zusagen aus Lissabon und Athen. Träger der Kitas sind hier die deutschen Schulen, daher ist die Verständigung unkompliziert. Mit Polen sind wir im Gespräch. Wichtig ist uns die Einbindung in die Kirchengemeinden vor Ort. Welchen Eindruck hatten Sie von dem Besuch aus Brasilien? Rubia, Renate und Isabel haben uns sehr bereichert und unsere Herzen weit geöffnet. Wir durften teilhaben an der brasilianischen Kultur und konnten die Mentalität und Herzlichkeit des Landes erfahren. In sehr persönlichen Gesprächen konnten wir uns über die kulturellen Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten beider Länder austauschen. Wie haben die Kinder reagiert? In den Kitas haben die drei Brasilianerinnen zum Beispiel Geschichten aus ihrem Land erzählt, mit Kindern und Teams portugiesisch gesprochen, musiziert und gekocht. Die Kinder haben einen Eindruck von der brasilianischen Kultur gewonnen und die Herzlichkeit erlebt. Durch den Schwerpunkt Musik wurde das Miteinander vertieft. Wenn unsere Leitungskräfte nach Brasilien fahren, werden sie die inhaltliche Arbeit weiterführen. Über Skype wird der direkte Kontakt zwischen Hamburg und Curitiba hergestellt. Das wollen wir mit den Kindern gemeinsam umsetzen. Wann ist der Gegenbesuch geplant? Ende Juli werden unsere Leitungen nach Curitiba reisen. Der Austausch mit Lissabon und Athen für die pädagogischen Fachkräfte startet Ende September. Wie wird eine Mitarbeiterin, die vier Wochen weg ist, ersetzt? Das Projekt wurde über spezielle Kita-Mittel des Kirchenkreises vorfinanziert und soll über unterschiedliche Förderprogramme weitere Mittel erhalten. Dabei wurden Vertretungskräfte für die Teilnehmenden einkalkuliert. –––––––––––– Mehr Infos: [email protected] Kinder gehen zur Wahl Beispiel Vertrauenserzieherin: Wie die Kita Tabita auf Beteiligung setzt In der Kita Tabita an der Kreuzkirche in HamburgOttensen gibt es bewährte Verfahren, um Kinder zu beteiligen – zum Beispiel die Wahl der Vertrauenserzieherin. Ein Bericht von Kita-Leiterin Anna Moritz. Es ist eingeübt im Kindergartenalltag: Unsere Kinder entscheiden und verantworten bei uns mit. In den Frühbesprechungen bringen sie ihre Wünsche, Bedürfnisse und Beschwerden ein. Sie diskutieren, entscheiden und entwickeln Regeln. Die Schilder „Rote Hand“ und „Grüne Hand“ sind so entstanden, hier heißt es dann „stopp“ oder „freie Bahn“ in Der Kletterturm im Kita-Garten. vielen Bereichen der Kita. Diese Regel wird von allen Kleinen und Großen verstanden und akzeptiert. Um Kinder ernst zu nehmen, ist auch die jährliche Wahl der Vertrauenserzieherin bzw. des Vertrauenserziehers wichtig. Sie geht so vonstatten: Alle Elementarkinder werden in den Frühbesprechungen auf das Thema eingestimmt. Je zwei Vorschulkinder (aus dem Brückenjahr) werden zu Wahlbeauftragten ernannt: Sie organisieren zusammen mit einer Erzieherin die Wahl, informieren über die Aufgaben des Amtes, fotografieren die Kandidatinnen und fertigen eine „Wahlwand“ an. An jedes Kind geben die Wahlbeauftragten einen Klebepunkt aus, den die Kinder in geheimer Wahl verteilen. Die Wahlbeauftragten zäh- len die Punkte aus, geben das Ergebnis bekannt und beglückwünschen die Gewählte bzw. den Gewählten. Einmal in der Woche findet nun eine „Vertrauensstunde“ statt. Die Vertrauenserzieherin nimmt die Belange der Kinder auf und trägt die Themen – je nach Auftrag – ins Team oder auch zu den Elternvertretertreffen. So kam in den „Vertrauensstunden“ immer wieder der Wunsch nach einem großen Kletterturm auf – bis wir alle zusammen dem Wunsch der Kinder nachgingen. Und inzwischen steht ein großer Kletterturm im Garten unserer Kita! Hamburg | 11 Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Kinderrechte mit Leben erfüllt Das Karla Adickes Haus in Poppenbüttel setzt ein anspruchsvolles Jahresthema um – auch in der Krippe „Kinder haben eine Stimme, Kinder haben Rechte“: So lautet das Jahresthema im Karla Adickes Haus, der Kita der Marktkirche in Hamburg-Poppenbüttel. Alle Gruppen, auch die Kleinsten, befassen sich auf vielfältige Weise mit Kinderrechten. Im vorherigen Kita-Jahr war das verbindende Motto: „Starke Kinder können Brücken bauen“. Da konnte konstruiert und gestaltet werden. Diesmal ist das Hausthema abstrakter. „Es geht um eine Grundhaltung, die Erwachsene und Kinder gleichermaßen lernen müssen“, erläutert Kita-Leiterin Marion Helm und nennt wichtige Aspekte: andere teilhaben lassen, Inklusion anstreben, fürsorglich und achtsam sein, den eigenen Blickwinkel verändern ... Umso spannender, wie die Fachkräfte das Jahresthema in den jeweiligen Gruppen umsetzen. Zunächst verständigte sich das Team über Grundsätzliches: Kinder haben eine Stimme – sie möchten gehört und wahrgenommen werden. Sie haben ei- ne eigene Sicht auf die Welt. Und sie haben Bedürfnisse, die sie ausdrücken – verbal, körperlich, emotional. Auch mit den rechtlichen Grundlagen befasste sich das Team, vor allem mit der UNKinderrechtskonvention. „Kinder haben das Recht, zu bekommen, was sie brauchen“, wählten dann drei Gruppen als Thema. Eine weitere Gruppe entschied sich für „Kinder brauchen Freundschaften“ bzw. „Anders sein und dazugehören“. „Hier haben die Kinder zum Beispiel selbst ein Freunde-Buch gestaltet, in das sich alle aus der Gruppe eintragen durften“, berichten die Erzieherinnen Inga Szyza und Berit Günther. Auch mithilfe von Freundschaftsbändern, einem Freunde-Memory oder einem Freundschaftsgebet wurden Werte wie Zusammengehörigkeit und Akzeptanz anschaulich. Eng damit verknüpft war das Thema „Anders sein“. Hier war der „Knüller“ eine Motto-Woche, in der die Kinder verkleidet, geschminkt, mit grünen Haaren oder im Schlafanzug in die Kita kamen. Auch die Eltern wurden eingebunden: Bei einem Elternabend mit der Methode des „World Café“ entstanden Plakate zum Thema „Anders sein“. Eltern tauschten sich zu Respekt, Toleranz oder Verzeihen aus – und stiegen so selbst ins Thema Kinderrechte ein. Für die Krippenkinder gelang die Umsetzung ebenfalls: Hier kamen zum Beispiel die „Querks“ in die Gruppe, etwa 40 Zentimeter große Puppen, ähnlich einem Teddy. Sie „schlüpfen“ aus einem Ei und können dann zum Beispiel als Elefant oder Löwe ausgerüstet werden – für Kinder eine spielerische Auseinandersetzung mit Selbstfindung und Identität. Bis Sommer sind viele weitere Projekte geplant, bei denen Partizipation im Mittelpunkt stehen wird. Kita-Leiterin Marion Helm jedenfalls verfolgt gespannt, was sich in den einzelnen Gruppen alles entwickelt: „Das Thema Kinderrechte bringt beeindruckende Ideen hervor.“ Zum Thema Freundschaft ließen sich Kinder in einem Bilderrahmen fotografieren. Foto: Karla Adickes Haus Wenn die Großen die Kleinen trainieren Neues Angebot von Kindern für Kinder bereichert die Kooperation von Kita und Schule in Hasselbrook „So, jetzt nicht mehr prellen, alle Basketbälle sind in der Hand und zuhören!“ So startet Max, 8 Jahre, nach dem Aufwärmen seine Technikeinheit. Gwendly, 7 Jahre, ist gerade noch dabei, den Hütchen-Parcours aufzubauen. Acht Vorschüler schauen und lauschen gebannt, was „die Großen“ ihnen heute zeigen. Seit Anfang des Schuljahres 2014/2015 gibt es ein neues Projekt für den Nachmittag an der Grundschule Hasselbrook. Für die Zeiten nach dem Unterricht ist dort der evangelische Tilemann-Hort zuständig – im Rahmen der Ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen (GBS). „Groß für Klein“ heißt das neue Projekt: Ältere Kinder können für die Jüngeren Angebote planen und durchführen. Dabei steht es den Großen frei, ob es ein einmaliges Projekt sein soll oder eine regelmäßig stattfindende AG. Unterstützt werden sie dabei im Hintergrund von einem Erwachsenen, der die Zeiten koordiniert und bei der Durchführung als Aufsichtsperson im Hintergrund ist. Inhalte und Ablauf bestimmen die älteren Kinder ganz allein. Beim Basketball-Training von Max und Gwendly übernimmt diese Rolle Kati Rückert, Mitarbeiterin des Tilemann-Hortes und verantwortlich für den Nachmittagsbereich der GBS Hasselbrook. „Besonders schön finde ich, dass durch dieses Pro- In der Trainerrolle machen die Schulkinder ganz neue Erfahrungen. jekt unsere Vorschulkinder, die seit diesem Schuljahr erstmals in einer eigenen, altershomogenen Gruppe betreut werden, wieder intensiver in den Kontakt mit unseren Großen kommen Foto: Tilemann-Hort und ganz nebenbei eine Menge lernen, weit über den inhaltlichen Schwerpunkt des Angebotes hinaus. Und auch für die Großen ist das eine tolle Erfahrung, die so manchen über sich hinauswachsen lässt.“ Schmunzelnd fügt die Mitarbeiterin hinzu: „Schön war auch einer der Kommentare der Jungs, die Fußballtraining anbieten: 'Oh Mann, das ist echt nervig, wenn die immer nicht zuhören!'“ Neben den Sportangeboten Basketball und Fußball, die als regelmäßige AGs stattfinden, gab es in diesem Schuljahr auch schon Vorlesestunden und eine Back-Aktion. „Und wer weiß, was sich die Kinder noch so alles ausdenken“, ist Kati Rückert gespannt. „Wir freuen uns schon darauf, denn für alle Beteiligten war und ist es immer wieder toll, zusammenzukommen und vonund miteinander zu lernen.“ –––––––––––– Mehr Infos: www.stiftung-eilbekergemeindehaus.de (Tilemann-Hort); www.schule-hasselbrook.hamburg.de. 12 | Impulse T I P P S F Ü R E LT E R N Von Britta Henningsen Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Der Osterhasen-Segen Mein wunderbarer Eltern-Alltag: Wie es gelang, dem Kind die Tierliebe nahezubringen So ist ein Tier willkommen Wir wünschen uns, dass sich unsere Kinder angenommen fühlen, Zuwendung und Trost erfahren. Damit sie stark bleiben und auch in schwierigen Situationen ihr Leben meistern. Mit einem Tier können Kinder all das erleben. Eine Katze, ein Hund oder ein Kaninchen kann ein Tröster sein. Alles kann ich dem Tier anvertrauen: Es wird nichts weitersagen, es ist immer da, es kann nicht schimpfen – wunderbar! Bevor Sie ein Haustier anschaffen (Ihre Kinder wollen das wahrscheinlich schon lange!), sollten Sie drei Aspekte bedenken: Passt ein Haustier in unsere Familie – jetzt? Verantwortung Ein Kind im Kindergartenalter denkt im Hier und Jetzt. Regelmäßig einen Käfig zu säubern, täglich Futter zu geben, über Monate und Jahre – das ist eine Verantwortung, die es nicht absehen kann. Dem Kind später vorzuhalten: „Du hast es ja so gewollt“, vermittelt nur Schuld- und Schamgefühle – und das fördert die Entwicklung Ihres Kindes nicht. Wenn Sie aber Freude haben, die Verantwortung für ein Tier gemeinsam mit Ihrem Kind zu tragen, ist das eine lohnenswerte Sache. Dann können Sie zusammen Regeln entwickeln, was ein Tier braucht, um sich wohlzufühlen, und Sie können kindgerechte Aufgaben auswählen. Familiensituation Das ist die wichtigste Frage: Passt ein Haustier in unsere Familie – jetzt? Wenn Sie selbst Tiere mögen und einspringen, wenn Ihr Kind die Verantwortung nicht mehr übernehmen mag, dann ist ein Tier willkommen.Vertrauen Sie hier Ihrer Intuition! Wenn sie Ihnen sagt: „Wir können uns das Futter, die Tierarztkosten und die Zeit leisten, das Tier wird eine Bereicherung für unser Leben sein“ – wunderbar. Wenn Sie ein Tier eher als Belastung und Stressfaktor für sich sehen, dann nehmen Sie bitte auch das ernst. Artgerechte Haltung Ist ein Hamster, der vor allem nachts aktiv ist, das richtige Haustier für Ihr Kind? Wie lang ist ein Hund am Tag allein, wenn die Kinder im Kindergarten und die Erwachsenen bei der Arbeit sind? Kann man Meerschweinchen in der Wohnung halten? Viele Fragen zur artgerechten Haltung beantwortet zum Beispiel der Deutsche Tierschutzbund (www.tierschutzbund.de _ Information _ Hintergrund _ Heimtiere). Und auch das örtliche Tierheim wird Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zeichnung: Sophia Schrupp (12 Jahre) Von Christine Senkbeil „Niemals fand ich Menschenliebe, wo keine Tierliebe war.“ Das hat schon Konrad Lorenz erkannt, der alte Tierpsychologe und „Einstein der Tierseele“. Nur mein Vater, also der Großvater meiner Tochter, will es einfach nicht einsehen. Dass nämlich erstens die Tierliebe im Kinde auch angelegt werden muss. Dass sie sich zweitens nur durch den Besitz eines eigenen Kaninchens entfaltet. Und dass dazu, drittens, seine seit Jahren unbenutzten Kaninchenbuchten draußen auf dem Hof wieder in Gebrauch kommen müssten. Besonders über den dritten Punkt besteht Uneinigkeit. „Es werden keine Hasen mehr angeschafft“, ist sein letztes Wort – und da kann die kleine Marie noch so niedlich ihre blauen Augen aufschlagen. „Ach, bütte!?“ Keine Chance. Der Kompromiss: ein ganz kleines Kaninchen Bei ihrer Mutter kommt sie mit der Nummer schon eher durch. „Aber nur ein ganz kleines Kaninchen“, lautet der große Kompromiss. Eins für die Stube. Da gibt es ja diese praktischen Käfige, geruchsarm und reich an Erziehungswert. Konrad Lorenz hätte sicher auch zu dieser Lösung geraten. Erwartungsvoll besuchen meine Tochter und ich also eine Züchterin. Der Wurf wirkt schon recht ausgesucht. Nur zwei Mini-Hasen sind noch da. „Das sind Schwestern“, sagt die strenge Frau. „Und eigentlich möchte ich sie nur zusammen abgeben, weil sie sehr aneinander hängen und sich eine ohne die andere langweilen würde!“ „Mama, wir nehmen beide, ja?“ Meine Tochter hat für diese Argumentation vollstes Verständnis. Ich brauche einen Augenblick länger. „Ja, Mama, wir nehmen beide, ja? Weißmarie und Schlappi, ja?“, plappert sie aufgeregt und springt vorm Käfig auf und nieder. Ihre Augen leuchten – und da die Tiere nun schon Namen haben: Was soll ich sagen? Ein Hase mehr oder weniger in der Wohnung macht den Kohl jetzt auch nicht fett. Klar war mir zu dieser Zeit nicht, auf welch respektable Größe Zwergkaninchen heranwachsen können. Besonders das eine. Schwesterchen Schlappi. Die gute Pflege macht das Tier immer runder. Der Käfig reicht längst nicht mehr als Auslauf. Die beiden Weichpfötchen haben die komplette Wohnung in Beschlag genommen, und ich danke dem lieben Gott jeden Tag, dass er für die kleinen braunen Hasenköttel eine feste Konsistenz vorgesehen hat. Der Opa kommt ab und zu zum Hasenstreicheln vorbei. Auch wenn er anfangs nur ein Kopfschütteln für die Neuanschaffung übrig hatte und Sätze sagte wie „Das sind niemals Zwergkaninchen“ und „Das sind niemals zwei Zippen“. Als Schlappi allerdings beginnt, sich büschelweise Haare aus ihrem Fell zu ziehen, und immer die gleiche Käfigecke damit auspolstert, werde auch ich langsam stutzig. Die kleine unschuldige Weißmarie sollte doch nicht …? Sie sollte. Kurz vor Ostern wird klar: Weißmarie ist keine Schwester. Sondern ein Bruder, ein ausgewachsener Kaninchenbock. Meine Tochter weigert sich dennoch, ihn umzubenennen. Sieben Fellknäuel erkunden die Welt Und so wird Weißmarie Vater. Ein reicher Segen von sieben kleinen nackten Geschöpfen wabert unter den weichen Fellflausen. Direkt am Ostermorgen strecken sich sieben kleine Schnäuzchen neugierig aus dem Nest und bald ertasten 28 kleine Tätzchen ihre Welt aus Stroh. Und Plüschteppich. Aufmerksamkeit für Tiere lässt sich in unserer Wohnung jetzt also an neun lebendigen Beispielen praktisch üben. Wer bei diesem Hürdenlauf über große und kleine Fellknäuel keine Tierliebe entfaltet – mit dem muss tatsächlich etwas nicht stimmen. Der Großvater beispielsweise hat es nun endlich gelernt. Er macht sich jetzt daran, die Buchten draußen wieder bezugsfertig zu machen. –––––––––––– Christine Senkbeil ist Redakteurin bei der Mecklenburgischen & Pommerschen Kirchenzeitung in Greifswald. Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Anzeigen | 13 14 | Impulse / Kontakt Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Das Feuer Gottes IMPRESSUM Ein Fest mit vielen Symbolen: Wie der Geist von Pfingsten für Kinder anschaulich wird Von Annette Reimers-Avenarius Dies ist die gemeinsame Marke der Evangelischen Kitas in Hamburg und Schleswig-Holstein. EVANGELISCHE KITAZEITUNG Erscheinungsweise: dreimal jährlich in Hamburg und Schleswig-Holstein in einer Auflage von 50 000 Stück. Nächste Ausgabe: Die Ausgabe 2/2015 der Evangelischen Kitazeitung erscheint am 6. September 2015. Herausgeber: Evangelische Zeitung, Gartenstraße 20, 24103 Kiel, Tel. 0431/55779-240, www.evangelische-zeitung.de, im Auftrag des VEK und des Ev. Kindertagesstättenverbandes Hamburg / DW Hamburg. Verantwortlich: Markus Potten, Geschäftsführer des VEK; Gerlinde Gehl, Fachbereichsleiterin im DW Hamburg. Redaktion: Angelika Wurth (Leitung), Ulrike Kotthaus, Detlev Brockes, Sven Kriszio Postanschrift der Redaktion: Evangelische Kitazeitung, c/o VEK, Lise-Meitner-Str. 6-8, 24768 Rendsburg, [email protected]. Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK) Lise-Meitner-Str. 6-8, 24768 Rendsburg, Tel. 04331/593-171, Fax 04331/593-296, E-Mail: [email protected], www.vek-sh.de Der VEK vertritt rund 600 Kindertageseinrichtungen in evangelischer Trägerschaft. Diese sind mit etwa 32 000 Kita-Plätzen marktführend in Schleswig-Holstein. Evangelischer Kindertagesstättenverband Hamburg / Diakonisches Werk Hamburg Königstraße 54, 22767 Hamburg, Tel. 040 / 306 20-217, Fax 040 / 306 20-315; E-Mail: [email protected], www.eva-kita.de und www.diakonie-hamburg.de Der Evangelische Kindertagesstättenverband in Hamburg bündelt die Interessen von über 160 evangelischen Kitas mit rund 11 000 betreuten Kindern und vertritt sie in der Öffentlichkeit. KINDERSEITE Auflösung von Seite 16 Frühlingsausflug des Königspaars: Auf dem Bild sind insgesamt 13 Marienkäfer zu finden. Pfingsten ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes, das 50 Tage nach Ostern gefeiert wird. Das Wort stammt vom griechischen Pentekoste, 50, ab. Ursprünglich wurde im jüdischen Festkalender das Wochenfest „Schawuot“ als Erntedankfest 50 Tage nach Pessach gefeiert. In der Apostelgeschichte (Apg. 2, 1– 14) im Neuen Testament wird davon berichtet, dass sich die Jünger 50 Tage, nachdem Jesus auferstanden war, in einem Haus versammeln. Sie sind ängstlich, traurig und wissen nicht, wie es weitergehen soll. Jesus ist nicht mehr unter ihnen, sondern ist zu seinem Vater Gott gegangen (Himmelfahrt). Sie empfangen die Gabe des Heiligen Geistes und erleben diese Kraft im Brausen des Windes und in Feuerzungen. Sie werden durch diese Geistkraft Gottes getröstet, ermutigt und begeistert. Sie trauen sich, anderen von Gott und Jesu Auferstehung zu erzählen. Und andere Menschen verstehen, was sie erzählen, auch diejenigen, die andere Sprachen reden. Viele lassen sich von der Begeisterung anstecken und lassen sich auf den Namen Jesu taufen. Pfingsten gilt deshalb auch als Gründungstag der christlichen Gemeinde und als Beginn der Kirche, als ihr Geburtstag. Lebenskraft und Tröster-Geist Besonders für Kinder ist es nicht leicht, mit dem abstrakten Begriff „Heiliger Geist“ etwas anzufangen. Zumal „Geist“ keinesfalls mit „Gespenst“ zu verwechseln ist. Im Alten Testament ist es das hebräische Wort „ruach“ und im Neuen Testament das griechische Wort „pneuma“, das wir im Deutschen mit dem Wort „Geist“ wiedergeben. Beide bedeuten „Wind“ und „Hauch“ und mei- GOTTESDIENSTE Pfingstgottesdienste in Ihrer Nähe Schauen Sie nach auf der Internetseite Ihrer Kirchengemeinde, Ihres Kirchenkreises, in Ihrem Gemeindebrief oder unter www.nordkirche.de! In Hamburg und Umgebung zum Beispiel: • Open-Air-Gottesdienst am 24.5. um 10 Uhr am Elbdeich/Nähe Bisthorst, 25489 Haselau/Hohenhorst • Ökumenischer Gottesdienst im Freien mit Chören und Band am 25.5. um 11 Uhr im Hasloher Pfingstwald (Pinneberger Straße – Hasloh Ortsausgang) Weitere Gottesdienste unter: www.kirche-hamburg.de Für Kinder wird Pfingsten verständlich, wenn Sie eine Bedeutung herausgreifen und spielerisch zum Beispiel den Geburtstag der Kirche feiern. Foto: Ulrike Kotthaus nen je nach Kontext Lebenskraft, Tröster-Geist, Gottes-Feuer ... Wichtig zu vermitteln ist, dass es der Geist ist, der von Gott ist. Die Bibel erzählt vom Wirken des Geistes Gottes in Bildern: Er ist wie ein brausender Wind, wie ein Säuseln, wie Feuer oder wie eine Taube, die vom Himmel kommt. Im Miteinander der Menschen ist der Geist die Kraft, damit sie einander verstehen. Er gibt Mut und Kraft, das Leben zu gestalten. Und: Dieser Geist weht, wo er will. Wir können über ihn nicht verfügen. Mit der Familie zum Open-Air-Gottesdienst Lesen Sie gern die Pfingstgeschichte in der Bibel nach: Apostelgeschichte 2, 1– 14. Eine kindgerechte Übertragung ist zu finden in der Neukirchener KinderBibel von Irmgard Weth. Diese kann man vorlesen oder nacherzählen. Beim Erzählen der Geschichte vor Kindern ist es sinnvoll, einen inhaltlichen Schwerpunkt zu setzen und eine Bedeutung, ein Symbol des Heiligen Geistes herauszugreifen. Zum Beispiel: den Geburtstag der Kirche feiern. Fragen Sie die Kinder, was zu einer Geburtstagsfeier gehört, und bereiten Sie die Feier zusammen mit den Kindern vor. In einem Kirchengebäude in Ihrer Nähe oder mit der Playmobil-Kirche direkt in der Kita oder zu Hause. Die Kinder können auch ein Kirchgebäude malen. Zu einer Geburtstagsfeier gehören Gäste. Sie können ein Geburtstagslied singen oder ein anderes Lied (z. B. Das wünsch ich sehr/Die Sache Jesu braucht Begeisterte/Gib uns Ohren, die hören). Oder Blumen als Geschenk für die Kirche mitbringen. Oder Luftballons steigen lassen. Es ist üblich, dass zum Pfingstfest viele Gottesdienste im Freien stattfinden. Auf Plätzen mit Brunnen, im Wald, auf Lichtungen. Es ist Mai und die Verbindung zum Naturjahr bietet sich an. Die Pfingstrosen blühen. Manchmal tun sich mehrere Gemeinden zusammen. Und es wird draußen getauft und anschließend gepicknickt. Das kann man wunderbar mit einem Familienausflug verbinden. –––––––––––– Pastorin Annette Reimers-Avenarius ist im Diakonischen Werk Hamburg für Religionspädagogik in Kitas zuständig. Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L Anzeigen | 15 16 | Kinderseite Evangelische Kitazeitung, 19. April 2015 Evangelische Zeitung – D A S J O U R N A L
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