Folder "Garteln ohne Gift"

Garteln
ohne Gif t
T ipps fü r e i n e n
g esu n de n G a r t e n!
2
3
Inhalt
Bio im Beet.
Vorworte
3
Bitte bleibenlassen:
Das gehört in keinen Garten!
7
Gesundes Gedeihen:
Was ein Garten braucht.
11
Frische Freude:
Gartentrends in Oberösterreich.
Als leidenschaftlicher Hobbygärtner kenne ich die Freuden und die
Herausforderungen, die ein Garten mit sich bringt. Eines ist mir dabei
besonders wichtig: den eigenen Garten ökologisch zu bewirtschaften
und so einen Beitrag zur Erhaltung natürlicher Kreisläufe und einer
­intakten Natur zu leisten!
14
Gut geschützt:
Biologischer Pflanzenschutz.
Auf den folgenden Seiten finden Sie viele nützliche Tipps dazu, ­wie
man ohne Pestizide gartelt und die Artenvielfalt im eigenen Garten
unterstützt.
17
Gelungenes Garteln:
10 Hausmittel für den Garten.
Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei, diese Tipps auszuprobieren –
unsere Umwelt und unsere Enkelkinder werden es Ihnen danken!
21
Wildes Wachstum:
Unkraut oder Wildkraut?
27
Rudi Anschober
Umwelt-Landesrat OÖ
4
Jeder Garten kann durch einfache Maßnahmen zur wertvollen
Naturoase werden. Es liegt im wahrsten Sinne des Wortes in unseren
Händen, wie wir diese Naturräume gestalten wollen.
5
Im Sinne des ökologischen Gärtnerns sollten wir auf den Einsatz umweltschädlicher Mittel, wie Pestizide und Kunstdünger, verzichten, denn
in Österreich sind bereits viele Tier- und Pflanzenarten in ihrer Existenz
bedroht. Gärten können einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. GLOBAL 2000 setzt sich deshalb für ein naturnahes Gärtnern ohne künstliche Chemie ein.
Bodenschutz und Klimaschutz bedingen einander. Dies gilt in großen
globalen Dimensionen genauso wie im Garten. Auf globaler Ebene sind
wir direkt und indirekt, beispielsweise durch Soja- und Palmölimporte, ­
an der Regenwaldabholzung und damit an zusätzlichen Treibhaus­
gasemissionen beteiligt. Regional wirkt sich unser Umgang mit Boden
negativ auf Klimaschutz und Natur aus. Getreu dem Klimabündnismotto
„Global denken – Lokal handeln“ wollen wir die eigenen Handlungs­
möglichkeiten vor Ort in Gemeinschaftsgärten und im eigenen Garten
aufzeigen und unterstützen. Diese Broschüre und unsere praktischen Angebote über das Bodenbündnis stehen Ihnen dabei gerne zur Ver­fügung.
Mag. Dominik Linhard
GLOBAL 2000-Pestizidexperte
Mag. Norbert Rainer
Klimabündnis OÖ
7
Bitte bleibenlassen:
Das gehört
in keinen Garten!
Viele HobbygärtnerInnen greifen in der Hoffnung auf rasche und
effektive Wirkung zu chemischen Pflanzenschutzmitteln oder Kunstdünger.
Was sie dabei nicht bedenken ist, dass so Gifte in unser Öko­system
ge­langen, die langfristig viel Schaden anrichten.
Pe s t i z i d e m a c h e n k r a n k:
• Pestizide wirken nicht nur auf Schädlinge,
sondern ungewollt auch auf Nützlinge
und andere Lebewesen.
• Bei häufiger Anwendung reichern sich
Pestizidschadstoffe im Gartenboden an
und werden in angrenzende Gewässer
ausgewaschen.
• Gesundheitliche Risiken von Pestiziden
für AnwenderInnen sind Hautirritationen,
Reizung der Atemwege, Übelkeit, Schwindel,
hormonelle Störungen, Fruchtbarkeits­
störungen, ADHS, psychische Beschwerden
und sogar Krebs.
Tipp!
Blühende Pflanzen
niemals mit Insekten­
bekämpfungsmitteln
behandeln!
8
9
N e o n i ko t i n o i d e s i n d B i e n e n k i l l e r.
K u n s t d ü n g e r b e l a s te t d i e U mwe l t.
Besonders schädliche Pestizide sind die Neonikotinoide. Diese wirken
in geringsten Mengen toxisch für Insekten, insbesondere für Bienen.
Neonikotinoide breiten sich in allen Pflanzenteilen aus. Bienen, die Pollen
und Nektar sammeln, nehmen das Gift mit auf. Sie verlieren die Orientierung und sterben sofort oder bringen das Gift in den Bienenstock.
Die Herstellung mineralischer Kunstdünger braucht sehr viel Energie.
Einige der benötigten Nährstoffe werden in Bergwerken abgebaut und
in komplizierten chemischen Verfahren gereinigt. Da die meisten Kunstdünger wasserlöslich sind, werden ihre Nährstoffe schnell ins Grundwasser ausgewaschen und belasten es z. B. mit Nitrat. Zu allem Übel
sind in mineralischen Düngern oft
Schadstoffe wie Uran, Blei, Cadmium
und andere Schwermetalle enthalten.
Übrigens: Eine Überversorgung mit
Bevorzugen Sie
Nährstoffen macht manche Pflanzen
organischen Dünger
anfälliger für Pilzkrankheiten und
wie z. B. Kompost!
Schädlingsbefall statt sie im Wachstum
zu unterstützen.
Die für Bienen gefährlichen Neonikotinoide können auch in Pflanzen­­
schutzmitteln für den Garten enthalten sein. Achten Sie auf folgende
Wirkstoffe: Imidacloprid *, Thiamethoxam *, Thiacloprid und
Acetamiprid.
*
Teilverbote bei der Anwendung (Stand März 2015)
S c h n e c ke n ko r n
ist nicht gleich
S c h n e c ke n ko r n.
Die in manchen Sorten Schneckenkorn enthaltenen Wirkstoffe Methiocarb und Methaldehyd sind auch für
Vögel, Igel, nützliche Laufkäfer und
sogar Katzen und Hunde tödlich.
Eine relativ harmlose Alternative
dazu ist Schneckenkorn mit dem
Wirkstoff Eisen-III-Phosphat. Noch
umweltfreundlicher: der Einsatz
von Schneckenzäunen!
Tipp!
To r f ze r s t ö r t
M o o r l a n d s c h a f te n.
Torf ist in vielen Blumen- und Gartenerden
enthalten. Er besteht aus Torfmoospflanzen, die unter speziellen Bedingungen
in Mooren wachsen. Für ihr Wachstum
benötigen Torfmoose von einem Meter ca.
1.000 Jahre! Bei der Gewinnung des Torfs
werden die einzigartigen Moorlandschaften zerstört und mit ihnen verschwinden
gefährdete Tier- und Pflanzenarten.
Tipp!
Achten Sie auf 100 %
torffreie Erde! Auch Produkte mit der Aufschrift
„torfreduziert“ beinhalten
häufig mehr als 50 % Torf.
11
Gesundes Gedeihen:
Was ein Garten braucht.
In einem Garten gibt es unzählige kleine Helfer, die einem ganz
schön viel Arbeit abnehmen. Wenn man sie nur lässt! Käfer und ihre
Larven vertilgen Unmengen an Blattläusen. Bienen und Hummeln
bestäuben unsere Obstbäume und sorgen dafür, dass ausreichend
Früchte produziert werden. Vögel und Igel kümmern sich um lästige
Nacktschnecken. Wichtige Nützlinge im Garten sind beispielsweise:
Bienen, Hummeln, Laufkäfer, Marienkäfer, Schwebfliegen,
Florfliegen, Spinnen, Vögel und Igel.
Duldet man eine gewisse Anzahl an Schädlingen, werden sich in kurzer
Zeit auch viele Nützlinge im Garten ansiedeln, weil diese aus­reichend
Nahrung in Form der Schädlinge vorfinden.
N a h r u n g s p f l a n ze n
f ü r B i e n e n.
Tipp!
Apfel, Birne, Brombeere, Distel,
Efeu, Flockenblume, Gurke,
Glockenblume, Johannisbeere,
Klee, Königskerze, Kornblume,
Kürbis, Löwenzahn, Natternkopf,
Ochsenzunge, Ringelblume,
Salbei, Sonnenhut, Sonnenblume,
Topinambur, Ziest, Zwetschke
Natürliche Feinde von Blattläusen
sind z. B. Marienkäfer und ihre
Larven, Florfliegenlarven, Ohrenschlüpfer, Schwebfliegen­larven.
Zusätzliche Nützlinge kann man
anlocken, indem man gezielt
ihre Lieblingsblumen anpflanzt
oder Lebensraum (z. B. Brut­
plätze) für sie schafft.
12
Tipp!
Im Hochsommer sind
viele Blumen bereits
verblüht, dann finden
Bienen und Hummeln
nicht genug Nahrung
und verhungern. Gärten
können überlebens­
wichtige Nahrung liefern.
Im Sommer blühen z. B.
Sommerflieder, Braunelle,
Bartblume, Kugeldistel,
Taubnesseln, Löwenzahn, Rotklee, Weißklee,
Hornklee.
13
N a h r u n g s p f l a n ze n
f ü r S c hwe b f l i e g e n.
Den eigenen
Ge m ü s e­g a r te n ve r s te h e n.
Dille, Disteln, Fenchel, Löwenzahn,
Ringelblume, Wilde Möhre und andere
Doldenblütler
Über Duftstoffe, die in die Luft abgegeben
werden, oder über Wurzel­aus­scheidungen
kommunizieren Pflanzen miteinander.
WissenschaftlerInnen nennen das
Alle­lopathie. Diese Wechsel­wirkungen
können sowohl förderlich als auch
hemmend für das Wachstum sein.
Diesen Effekt kann man nutzen, indem
man Pflanzen, die sich gegenseitig
gesund erhalten und den Ertrag fördern,
nebeneinander setzt.
Pl a t z s c h a f f e n f ü r Vö g e l , I g e l & C o.
Bäume, Hecken und Sträucher sind für viele Vogelarten ideale Nistund Brutplätze. Deshalb sollte man sie nicht zu sehr zurückschneiden!
Ein starker Rückschnitt oder das Roden von Gehölzen sollte nur im Herbst
und Winter (bis Februar) stattfinden. Hecken sollte man, um die Vögel zu
schützen, erst ab September schneiden. Bevorzugen Sie einheimische
Gehölze – die Vögel sind an sie angepasst und können sich von ihren
Früchten ernähren. Dichte Hecken und Stauden sowie Holzstöße, Stein­
haufen und Natursteinmauern e
­ ignen sich ideal als Verstecke für Igel,
Eidechsen und andere schüchterne Zeitgenossen.
Gute Nachbarn
im Gemüsebeet:
Schlechte Nachbarn
im Gemüsebeet:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Karotte – Zwiebel/Lauch
Fisole – Rote Rübe
Sellerie – Lauch
Tomaten – Petersilie
Gurke – Dille
Karotte – Salat – Schnittlauch
Salat – Radieschen/Kohlrabi
Salat – Petersilie
Tomaten – Fenchel
Kohl – Zwiebel
Erbsen – Bohnen
Erdäpfel – Tomaten
14
15
Frische Freude:
Gartentrends
in Oberösterreich.
Tre n d
1
Ö f fe n t l i c h e F l ä c h e n
g e m e i n s c h a f t l i c h n u t ze n
An der Oberen Donaustraße/Schiffgasse wurde 2014
mit dem Donaugarten Alt-Urfahr ein „Garten für
Alle“ geschaffen. Das 1200 Quadratmeter große
Grundstück ist seit Oktober frei zugänglich, mit dem
Ziel, die Menschen im Viertel durch die Begeisterung
zum Gärtnern miteinander zu verbinden.
Im interkulturellen Gemeinschaftsgarten Wachstumsphase Tabakfabrik in Linz säen und ernten
Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Das Bewusstsein für Natur und gesundes Essen wird dabei
genauso gefördert wie der interkulturelle Austausch.
Immer mehr Menschen haben
Lust, ein Stück Boden zu
be­wirtschaften – auch wenn sie
keinen eigenen Garten besitzen.
Verschiedene Garteninitiativen
und Gartenformen, wie etwa
das Urban Gardening, Selbst­
ernte­gärten, interkulturelle
Gärten oder Gemeinschafts­gärten
sind entstanden. In Oberösterreich
gibt es bereits über 20 solcher
Gemeinschafts­g arten-Projekte
und weitere Projekte sind in
Planung!
Tre n d
2
E i g e n e s Ge m ü s e
a u f d e n Te l l e r
Im BIO-Gemeinschaftsgarten
„Mühlland“ in Schlägl wird
das Anbauen biologischer
Lebensmittel erlernt und von
der Saat bis zur Ernte selbst
ausgeführt.
Tabakfabrik
Tre n d
3
Ö ko l o g i s c h we r t vo l l e
Re s t f l ä c h e n e r h a l te n
Tre n d
4
Ga r te l n ve r b i n d e t
In den interkulturellen Gemeinschaftsgärten BFI-Linz
Muldenstraße und Ried im Innkreis garteln alt- und
neueinheimische OberösterreicherInnen gemeinsam.
Bewirtschaftet werden Streuobstwiesen und Beete mit
Gemüse, Kräutern und Blumen.
Der „Hafengarten“ (gegr. 2012), mitten im Linzer
Industrie- und Gewerbegebiet, befindet sich auf dem
landwirtschaftlich genutzten Anwesen der letzten
Linzer Berufsdonaufischerfamilie, einem Relikt der
früheren Aulandschaft. Neben der gemeinsamen
Gartenarbeit ist hier auch Platz für Experimentelles
wie beispielsweise Kompostworkshops, Hühnerstallbau, Hügelbeetbau etc.
Tre n d
5
Be t r i e b e e r ö f f n e n Ge m e i n s c h a f t s g ä r te n
In den Werkstätten von Filino werden Textilien hergestellt und man hat Lust auf gemeinsames Garteln.
Mangels Grünflächen wurden aus Europaletten mittels
Aufsatzrahmen 8 Hochbeete gebaut. Zusätzlich werden
auf Grünstreifen des Parkplatzes Erdäpfel im Reifenturm
angebaut. Die Ernte wird gemeinsam zu schmackhaften
Speisen verarbeitet und in der Mittagspause genossen.
E s s b a re Ge m e i n d e
Im Rahmen des Projektes „Kostbare Landschaft“ werden
für Brachen und Überschwemmungsflächen in Ottensheim Konzepte zur ganzheitlichen Freiraumgestaltung
entwickelt und realisiert. Der partizipative Gestaltungsprozess wird insgesamt 3 Jahre dauern und bezieht die
Bevölkerung sowie diverse Organisationen vor Ort mit
ein. Es werden offene Gärten wie Naschgärten, Nachbarschaftsgärten und Naturerlebnisräume für alle zur Selbsternte entstehen.
In der Allgemeinen Sonderschule 6 „Neue Heimat“
in Linz gibt es einen Naschgarten und Klassenbeete.
2014 wurde der Garten gemeinsam mit den Kindern,
den BewohnerInnen des benachbarten Seniorenheimes
und freiwilligen HelferInnen erweitert.
Seit Frühling 2011 bestellen 15 Familien aus sieben
verschiedenen Herkunftsländern im Welser „Nachbarschaftsgarten Otto-Loewi-Siedlung“ ihre eigenen
12m² großen Beete.
Gemeinschaftsgarten Muldenstraße
Tre n d
6
Tre n d
7
S c h u l e n e n t d e c ke n d e n Ga r te n –
S c h u l g a r te nwe t t b ewe r b
Auch in Schulen wird wieder mehr gegartelt. Das zeigt
das große Interesse am Schulgartenwettbewerb, der bereits drei Mal vom Oö. Umweltressort gemeinsam mit dem
Bodenbündnis OÖ zu verschiedenen Gartenthemen ausgerufen wurde. Über 80 Schulen
nahmen bisher teil, die Vielfalt
der eingereichten Projekte war
beeindruckend.
Kindergarten
Marchtrenk
Förderung zur Anlage und nachhaltigen
E n t w i c k l u n g vo n Ge m e i n s c h a f t s g ä r te n
i n O b e r ö s te r re i c h.
Das Land OÖ fördert seit 2013 Gemeinschaftsgarten-Projekte.
Das Klimabündnis OÖ koordiniert die Gemeinschaftsgärten in
seinem Bodenbündnis-Programm.
Gefördert werden:
• die Anlage, die Erweiterung und der Ausbau von
nachhaltigen Gemeinschaftsgärten.
• Veranstaltungen, Workshops, Vorträge, Exkursionen,
die Gestaltung von Websites und allgemeine Fortbildungen rund um das Thema nachhaltige Gemeinschaftsgärten.
Weitere Infos zu den oö. Gemeinschaftsgärten
sowie zur Förderung:
• www.bodenbuendnis.or.at – Urban Gardening
Mehr Infos und Details:
•www.bodenbuendnis.or.at
• www.land-oberoesterreich.gv.at unter Themen / Umwelt / Boden
Gemeinschaftsgarten
Seniorenzentrum Kleinmünchen
17
Gut geschützt:
Biologischer
Pflanzenschutz.
Den eigenen Garten umweltschonend gesund zu erhalten, fängt mit
der Wahl des richtigen Standortes für die einzelnen Pflanzen an. Rosen
z. B. brauchen unbedingt Sonne, Stauden meistens Schatten. Für Tomaten
wiederum lohnt sich ein Schutz gegen Regen, um so Pilzkrankheiten zu
vermeiden. Ein gesunder Boden, der regelmäßig Kompost erhält, hilft,
die Pflanzen gesund zu erhalten.
Bei Obst (v. a. Äpfel, Birnen, Sauerkirschen,
Stachelbeeren) spielt die Wahl einer
robusten und im heimischen Klima herangewachsenen Sorte eine entscheidende
Rolle, um häufige Krankheiten zu ver-­
meiden und köstliche Früchte zu ernten –
lassen Sie sich beim Kauf beraten!
Auch Pflanzenstärkungsmittel
können helfen, denn gesunde und
robuste Pflanzen sind wesentlich weniger
krankheits- und schädlingsanfällig als
schwache. Pflanzenstärkungsmittel sind
in Gärtnereien und im Gartencenter
erhältlich oder können selbst her­gestellt werden.
Tipp!
Geeignete Kräuter zur
Herstellung von pflanzen­
stärkenden Kräuterauszügen sind z. B. Brennnessel, Beinwell, Kamille,
Rainfarn oder Ackerschachtelhalm.
18
19
Eine umweltschonende Möglichkeit, tierische Schädlinge in den Griff zu
bekommen, bietet der mechanische Pflanzenschutz. Schützen Sie Ihre
Obstbäume vor Frostspannerlarven und anderen Raupen mit Hilfe von
Raupenleim oder speziellen Leimringen. Gegen den Apfelwickler können
sie Fangringe aus Wellpappe verwenden. Eine weitere Möglichkeit, um
Obstschädlinge abzufangen, sind Gelbtafeln und Pheromonfallen. Durch
die Farbe oder bestimmte Duftstoffe werden die Schädlinge angelockt,
und bleiben auf einer Leimschicht kleben. Leider werden dadurch aber
auch andere Insekten aus dem Verkehr gezogen.
Treten Krankheiten oder Schädlinge massiv auf, sollten Sie auf
Nützlinge wie Florfliegenlarven
und Marienkäfer setzen. Diese
können Sie kaufen oder mit
Nützlingsverstecken anlocken.
Biologische Pflanzenschutzmittel wie Neem werden aus
Naturstoffen hergestellt. Aber
auch Naturstoffe sind hoch
wirksam – deshalb Gebrauchsanweisung unbedingt genau
einhalten!
Im Kampf gegen unerwünschte Beikräuter
sollten Sie, anstatt zur Chemiekeule zu
greifen, lieber Muskelkraft einsetzen und
die unerwünschten Pflanzen mechanisch
mit dem Rechen oder einer Garten­hacke
entfernen.
Tipp!
Eine weitere boden­
schonende Maßnahme zur Unterdrückung
von unerwünschtem
Pflanzenwuchs ist das
Mulchen mit Naturmaterialien wie Rasenschnitt,
Laub, Stroh oder Holz­
faser.
Gegen Nacktschnecken kann man Schneckenzäune aufstellen.
Schneckenkorn mit Eisen-III-Phosphat ist deutlich weniger giftig für
Säugetiere, Vögel und Insekten als die Wirkstoffe Methiocarb und
Metaldehyd.
21
Gelungenes Garteln:
10 Hausmittel
für den Garten.
1
M i t K r ä u te r a u f g ü s s e n t u n S i e
I h re n Ga r te n p f l a n ze n G u te s !
Ackerschachtelhalmbrühe stärkt die Pflanzen gegen
Krankheiten und Schädlinge. Zur Herstellung werden 15 g
getrocknetes (100 g frisches) Kraut in 1 l Wasser für 24 Stunden
eingeweicht und anschließend 30 Minuten auf kleiner Flamme
gekocht. Nach dem Abkühlen und Abseihen wird die Brühe 1 : 5
mit Wasser verdünnt und über die Pflanzen gegossen.
Brennnesseljauche düngt und stärkt die Pflanzen und lockt
außerdem Regenwürmer an: In einem Fass (kein Metall!)
werden­100 – 200 g getrocknete (2 kg frische) Brennnesseln mit
10 l Wasser angesetzt und für 1,5 – 2 Wochen an einem sonnigen
Platz stehen gelassen. Einmal am Tag sollte zwecks Sauerstoffzufuhr umgerührt werden. Die Jauche ist fertig, wenn kein Gärschaum mehr entsteht und eine dunkle Färbung erkennbar­ist.
Im Verhältnis 1 : 10 bis 1 : 20 wird die Jauche mit Wasser verdünnt
und in den Wurzelraum der Pflanzen gegossen (nicht auf die
Blätter!). Außer Bohnen, Erbsen, Zwiebel und Knoblauch können
Sie alle Pflanzen, auch Zierpflanzen, mit Brennnesseljauche
behandeln.
22
2
Be kä m p fe n S i e S c h n e c ke n u mwe l t s c h o n e n d !
Verwenden Sie zur Bekämpfung von Nacktschnecken
ausschließlich Produkte mit dem natürlichen Wirkstoff EisenIII-Phosphat. Diese Mittel wirken sehr zuverlässig, be­­lasten
aber nicht die Umwelt und schützen unsere Nützlinge und
Haustiere! Um sich rechtzeitig vor einer großen Schnecken­
invasion zu schützen, ist ein gezielter Einsatz beim ersten
Auftreten von Schnecken (meist März!) wichtig. Ist der Köder
aufgenommen, stellen Schnecken die Fraßtätigkeit ein und
verkriechen sich. Es sind keine verendeten Schnecken sichtbar.
Noch umweltschonender sind Schneckenzäune, über die
Schnecken nicht kriechen können. Nach dem Erklimmen des ca.
10 cm hohen Zaunes, der bis zu 15 cm tief im Erdreich vergraben
werden sollte, stürzen die Schecken an einem abgewinkelten
Stück ab. Sie werden dabei nicht verletzt. Überhängende
Pflanzentriebe und -blätter, durch die die Schnecken den
Zaun überwinden können, müssen allerdings entfernt werden.
Metallzäune gelten als besonders effektiv, sind jedoch teurer
als Plastikzäune.
3
Ve r we n d e n S i e ü b r i g g e b l i e b e n e n
K a f f e e s a t z a l s D ü n g e r.
Kaffeesatz nie wegwerfen, sondern in die Biotonne oder noch
besser auf den Kompost geben. Er enthält Phosphor, Kalium
und andere Mineralstoffe.
23
4
M i t K n o b l a u c h h a l te n S i e Lä u s e fe r n.
Bauen Sie im Garten zwischen anderen Gemüsesorten
Knoblauch an, und stecken Sie Knoblauchzehen in die Erde
Ihrer Zimmer- und Balkonpflanzen. Blattläuse meiden Pflanzen,
die regelmäßig mit Knoblauchsud besprüht werden.
5
N u t ze n S i e F l i e g e n g i t te r.
Spannen Sie alte, engmaschige Fliegengitter über das Gemüsebeet, um Schädlinge fern zu halten. Im Fachhandel gibt es auch
spezielles, feinmaschiges Schutzvlies, das Gemüse­beete vor
Schädlingsbefall schützt (v. a. bei Kohlgemüse).
6
U n k r a u t n a t ü r l i c h ve r m e i d e n.
Streuen Sie Rasenschnitt, Laub, Stroh oder Holzfaser zwischen
die Reihen in Ihrem Gemüsebeet. Das hemmt das Wachstum
von Unkraut. Verwenden Sie niemals Rindenmulch! Dieser
schädigt zarte und empfindliche Pflanzen durch Auswaschung
von Gerbsäure in den Boden!
7
Ba s te l n S i e e i n N e s t f ü r O h re n s c h l ü p fe r.
Ohrenschlüpfer helfen im Kampf gegen Blattläuse. Dazu nehmen
Sie einen alten Blumentopf, befestigen eine Schnur daran, befüllen
ihn mit Stroh oder Holzwolle und schließen die große Öffnung
24
mit Maschendrahtzaun. Stellen Sie den Topf im Frühjahr in die
Nähe eines Laub- oder Holzhaufens. Die Ohrenschlüpfer finden
so sicher ihren Weg aus dem Winterquartier in den Topf. Im Juni
hängen Sie den Topf an einen Obstbaum mit Blattlausbefall.
Der Topf sollte einen der Äste direkt berühren, damit die Ohrenschlüpfer ungehindert aus- und einkrabbeln können.
8
M a c h e n S i e I h re P f l a n ze n w i d e r s t a n d s f ä h i g .
Mischen Sie bei der Pflanzarbeit immer ein paar Hände voll
gut abgelagerten Kompost unter die Pflanzende. Dank der
wichtigen Nährstoffe wachsen die Pflanzen schneller an und
werden widerstandsfähiger.
9
Ge s u n d e To m a te n.
Damit Tomatenpflanzen lange gesund bleiben, brauchen sie
unbedingt Schutz vor Regen (Überdachung). Sobald die Pflanzen
groß genug sind, entfernen Sie die untersten Blätter, damit der
in der Erde lebende Krautfäule-Pilz nicht auf die Blätter „überspringt“. Zusätzlich schützt auch das Mulchen rund um die Pflanzen (auch im Topf!) mit Rasenschnitt, Stroh oder Kartonscheiben.
10
R i c h t i g e i n ka u fe n.
Achten Sie beim Kauf von Pflanzen (v. a. Rosen) auf widerstands­
fähige Sorten und fragen Sie nach dem richtigen Standort.
27
Wildes Wachstum:
Unkraut oder Wildkraut?
Auch sogenanntes Unkraut kann im Garten wichtige Aufgaben übernehmen. Viele Wildkräuter haben sogar gesundheitsfördernde oder
heilende Wirkung und eignen sich deshalb hervorragend, um sie in den
täglichen Speiseplan zu integrieren.
Einige essbare Wildkräuter und Heilkräuter:
Ackersenf, Ackerdistel, Beinwell, Borretsch, Brennnessel, Brunnen­
kresse, Gänseblümchen, Giersch, Gundelrebe, Hirtentäschel, Kamille,
Löwenzahn, Melde, Salbei, Sauerampfer, Schafgarbe, Spitzwegerich.
Wildblumen dienen vielen Tierarten
als Nahrungsgrundlage und tragen so
entscheidend zur Förderung der Artenvielfalt bei. Aus ökologischer Sicht ist es
deshalb sinnvoll, wildwachsende Kräuter
und Blumen, zumindest in einem kleinen
Eck oder Randstreifen des eigenen Gartens
zu tolerieren. So nutzen beispielsweise
rund 50 Schmetterlingsarten die Brennnessel als Nahrungsquelle. Manche
Schmetterlinge können ohne Brenn­
nesseln nicht überleben (z. B. Kleiner
Fuchs, Tag­pfauenauge, Landkärtchen).
Tipp!
Nutzen Sie die Wildkräuter in Ihrem Garten!
Daraus lassen sich herrlich schmackhafte Salate,
gesunde Tees und Gewürze oder sogar heilende Salben herstellen.
Mehr Infos zu Urban Gardening in OÖ:
www.bodenbuendnis.or.at – Urban Gardening
Südtirolerstraße 28, 4020 Linz
[email protected]
Mehr Infos zum Thema Pestizide im Garten:
www.global2000.at/themen/pestizide
Neustiftgasse 36, 1070 Wien
[email protected]
Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen
Umweltzeichens. gugler*print, Melk, UWZ-Nr. 609, www.gugler.at
Höchster Standard für Ökoeffektivität.
Weltweit einzigartig: Cradle-to-Cradle®
Druckprodukte innovated by gugler*.
IMPRESSUM
Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Prinz-Eugen-Straße 72/Top 1.5,
1040 Wien, Zweigstelle Klimabündnis OÖ, Südtirolerstr. 28/5, 4020 Linz
Redaktion: Mag. Gerlinde Larndorfer, Klaus Stumvoll, Mag. Sandra Urban, DI Christoph Wiesmayr;
Grundstruktur und Inhalte mit freundlicher Genehmigung von GLOBAL 2000
AutorInnnen: Mag. Dominik Linhard, GLOBAL 2000, S. 7-13, 17-23, 27; DI Christoph Wiesmayr,
Klimabündnis OÖ & Mag. Sandra Urban, S. 14, 15 & Ausklapper; Klaus Stumvoll, LK OÖ, S. 24
Fotos: Klaus Stumvoll, Klimabündnis OÖ, GLOBAL 2000 (Mag. Dominik Linhard), iStock, bfi,
Magistrat Linz, Stadtteilzentrum Auwiesen
Gestaltung: Sandra Berchtold
Druck: gugler