MEIN WEDINA LIEBESERKLÄRUNGEN AN EIN HOTEL Illustrierte Literatur 2 Liebe Leserin, lieber Leser, die zweite Ausgabe unserer illustrierten Literatur bebt geradezu voll frischen Engagements. Ein weiteres Mal haben wir Studierende der Bildkunst Akademie Hamburg gebeten, ausgewählte Liebeserklärungen unserer Gäste in Bilder zu fassen. Die Antwort kam blitzschnell. Soeben noch wurde wild fotografiert, collagiert und gemalt – und schon halten wir sanft verspielte, detailverliebte und höchst spitzfindige Ergebnisse in Händen. Unter der Regie von Elke Ehninger, die das Projekt als Dozentin für Editorial Illustration erneut mit großer Hingabe und viel Fingerspitzengefühl geleitet hat, ist in wenigen Wochen ein herrlich bunter Strauß entstanden: eine Fortsetzung unseres Herzensprojekt, ein keckes Potpourri à la Wedina. Schreiben auch Sie uns ein paar Zeilen – und kommen Sie bald wieder! Ihr Wedina Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes schreiben. Über diesen Raum hier wollte ich schreiben. Über die Fenster aus denen man schauen kann und was es dahinter zu sehen gibt. Doch wo ich jetzt hier sitze, vor dieser Schreibmaschine, da muss ich daran denken, wie meine Mutter früher vor einer sochen Schreibmaschine saß und ihre Arbeit tat und wie ich daneben saß und lauschte, dem Rattern und Knallen folgte, dem Schaben und dem Ratschen, dem Rhytmus ihres Schreibens. Daran muss ich jetzt denken und ich denke, dass ich schon damals gewusst haben muss, dass es im Schreiben etwas gibt, das über das Schreiben hinausgeht, etwas Hörbares und auch etwas Sichtbares. Etwas, an das man Hand anlegen muss. Und das wäre mir nicht eingefallen, hätte hier bloß ein aufgeschlagenes Buch gelegen, mit einem Kuli darauf. Und an die Manuskripte von Thomas Bernhard muss ich denken und daran, dass es vielleicht gut ist, dass es immer so einsam war beim Schreiben, denn ein solches Lärmen und Getöse, das hält ja keiner aus, den ganzen Tag. Veronika Schwanin Alexa Henning von Lange Li m e r i c k u t o r aus Irland, Da war dieser A rr der sein Hamburger Hotel ganz i fand. Er wohnte auf v ie r Etagen, es fehlten nur noch die Pa g en und dass sein N a me auf dem Ge Lillit Mroz Rolf Lappert schirr stand. Artur Wiener Michael Krüger „Und genauso hatte sich Lisette, als sie selbst gerade kein Kind mehr war, das Leben mit einem Kind vorgestellt, wollte sie Linn später einmal erzählen: Als ein endloses Marschieren, Hand in Hand, zwei Wanderer beide, berstend vor Kraft, verschwitzt und hungrig, unerschrocken und mutig, mit der freien Hand Zäune, Mauern und Hecken entlangstreifend. Ein Dach oder gar ein Haus hatte sich nie in ihre Vorstellung geschoben. Schutz bot ziehen bei jedem Wetter. Mit wilden Liedern von stürmischen Winden, geschnitzten Weidenpfeifchen, Stichen und Hieben, von schönsten Abendsternen und betrogenen Lieben auf den Lippen. Hinaus, hinauf, weiter, weiter, ohne einen Blick zurück von einem Ort zum anderen, sie und das Kind, ein winziges, friedliches Heer, leichtgemut und immer gleichbleibend leise heiter, allen Widrigkeiten zum Trotz.“ So reist meine Heldin Lisette durchs Leben. Stephanie Stöckner Katharina Tanner Und ich? ins Wedina. Von Basel nach Ich fuhr mit dem Nachtzug Hamburg liess ich mich im oberen Stockbett dem Rhein entlang durch Deutschland schütteln. Hab kaum ein Aug zugetan. Ob der Lokomotivführer nicht auch langsam immer schwerer und schläfriger werden musste? War er allein in seinem Kabäuschen?Was, wenn er einschlief? Erst im Wedina, noch immer am frühen Morgen, hinter den wunderbar schweren Vorhängen, zur Seite gebunden wie im Kasperltheater, mit einem milden Durchzugslüftlein (ist das schon eine kleine Meeresbrise?) über das Bett hinweg, konnte ich ruhen. Und könnte hier lange weilen ... allein das ununterbrochene Weiter- WEDINA IST OHNE VERGLEICH ES IST WIE IMMER WIEDER DAS BESTE IN HAMBURG, AN HAMBURG ... WEDINA IST OHNE VERGLEICH. Thilo Konstantin Kobs Michael Lentz Es war mir ein Vergnügen an diesem schönen Or t nun muss ich zu den Zügen und eilen wieder fort. Das Zimmer war ganz prima mit Treppen ohne Zahl, drum bleibt‘s Hotel Wedina für immer meine Wahl! Ich grüße Sie von Herzen, ja, Scheiden, das tut weh und bleibt trotz aller Schmerzen Ihr Anatol Regnier Sandra Behrend Anatol Regnier Antonia Pahl Nora Gomringer Das Fichte-Zimmer P Hu g m M iL p si f a h gl i J o Reto Füglistaler, der Nachtportier des Wedina, frei sei, auf der anderen Straßenseite, im blauen spricht gerade vom Fichte-Zimmer im blauen Haus, unten links in der Ecke. Es verfüge über Haus des Wedina, vom „Einzelzimmer klein“. ein besonders schmales Einzelbett. Das ZimIm blauen Haus sind die Dichterzimmer, und es mer sei, wie gesagt, sehr klein, tatsächlich sei es entspräche, so Füglistaler, den eher frugalen und fast winzig zu nennen, sagt der freundliche Reauf das zentrale Bedürfnis konzentrierten Le- zeptionist. Aber das Frühstück sei gleich üppig bensvorstellungen Hubert Fichtes, dass die nach für alle, auch für Fichte-Zimmer-Übernachter. „Gut, gut, ja, ja!“, sagt ihm benannte und mit der Herr, „ich nehme seinen Werken und Glaub mir, das Zimmer 202 das Zimmer.“Offenbar Zeugnissen ausgestathat schon alles gesehen. ist er in einer bedrängten tete Übernachtungsstätte sich aufs WeLage. Draußen, vor der sentliche beschränkt. Eingangstür zum roten Das habe zur Folge, das die Vermietung des Haus, in dem sich die Rezeption des Wedina Fichte-Zimmer- man ja den Gästen zunächst befindet, scheint derweil irgendetwas in der die größeren Räume anbieten – häufig spät- Nacht zu lauern. Jednfalls blickt der Gast beim nachts stattfinde, dann, wenn sowieso alles egal Ausfüllen der Anmeldung zwei, drei mal zur ist und sozusagen ins Unreine geschieht. Meist Tür hin, mit ängstlicher Miene. Der erfahrenen betrete irgendein seriös und gebildet, wenn Hotelfachmann bemerkt diese Verhaltensaufauch leicht erhitzt aussehender männlicher Gast fälligkeit, und er weiß, was sie bedeutet. Aber die Rezeption. Er werde darüber informiert, der Gast bemerkt nicht, dass er etwas merkt. So dass leider nur noch das kleine Fichte-Zimmer hat das zu sein, in einem guten Hotel. i m M ü Li S o p iL a h gl g Rrr lou Hu J Pm b f H si facher Hinsicht anzüglich klänge, bleibt jedoch ohne die erhofften Zwischenfälle. Man kann dort nur stehen oder liegen, nicht jedoch nennenswert gehen oder sitzen. Das Bett ist kaum breiter als eine gut proportionierte Frau. Es erlaubt in der Tat etwaig anwesenden zwei oder drei Personen, die, wie gesagt, auch keineswegs ins Stehen oder Sitzen ausweichen können, nicht anderes, als mehr oder weniger zerrüt- r „Zwei Mal haben wir das Bett reparieren müssen“, sagt Reto Füglistaler, „unter Alkoholeinfluss zum Einsturz gebrach! Dann hauen sie ab in der Früh! Stell dir vor: Ungefrühstückt!“ Letzteres ist offenbar das Schlimmste an der Sache. Füglistaler ist Schweizer, wie wir bereits vermutet haben, er ist jetzt in Form, er liebt das Fichte-Zimmer. Einmal seien drei rausgekommen morgens, habe das Zimmermädchen er- „Eine Geigerin! Und zwei männliche Orchestranten! Schlagwerker vermutlich! Die hat morgens tatsächlich gefiedelt da drinnen, sag ich dir!“ zählt. Zwei Kerle im Smoking und eine Frau mit einem Geigenkasten. „Eine Geigerin! Und zwei männliche Orchestranten! Schlagwerker vermutlich! Die hat morgens tatsächlich gefiedelt da drinnen, sag ich dir!“ Jetzt spätestens bin ich überzeugt. Das Zimmer scheint einen besonderen Zauber zu habe, an dem ich teilhaben will. Meine Nacht im Fichte-Zimmer, das in der Tat derart schmal ist, dass es besser Fichte-Schlauch heißen würde, wenn dies nicht gleich in zwei- tende multiinitiative Tätigkeiten. Und der wunderschöne Duschraum hinten in der Tiefe des Raumes ist groß genug für drei und garantiert einen gründlich desodorierenden Abschluss des Geschehens. Und dort, morgens unter der Dusche, kam die Freude darüber auf im originellsten Hotelzimmer Hamburgs übernachtet zu habe. Übrigens habe ich selbstverständlich gefrühstückt. Wolfgang Schömel Julia Fohne Ö p L n t F ß I är h c Y o V s A Dd h f Q u K Z E g B e T a g R l ö k O W Ü ß b v C Liebes „Wedina“-Team, a meine ersten pubertären Geschichten und Gedichte ich habe auf genau so einer Princess 300 geschrieben und bin total beglückt darüber, daß hier jetzt so eine Maschine steht und funktioniert; schöne Idee mit einem Gästebuch dieser Art. Ein wunderbares Hotel mit heute lauten ZZimmernachbarn, aber das mag sich ja noch geben. R Z Danke;; Sehr herzlich Ihr O X Tim Dittrich Harald Welzer Sehr s ends in Hamburg ein. chön, sehr sehr schön. Ich schlafe ab en Galapagos Inseln auf. rgens auf d o m e h c a Und w n jeder Ecke. ch nicht a o Das gibt’s d s ’ t b i g s a doch nicht. D n Zimmer. iese grüne Was für ein Hotel! D Dieses Zimmer 302. uf den Strand. d schaue a n Ich schie u e t i e S r en es sich be die Gardinen zu childkröten hab rühmten S e b r e s e i d f Fün em gemacht. nster bequ direkt vor meinem Fe auf ihrer Wanderung. wohl noch Als ich mich schlafen legte, waren sie ine machen. der auf me e i w h c i m Jetzt muß ich Bochum wartet. chaften im Poetry Slam statt. n Meisters Dort fn e g i h c a r p s den grade die deutsch fwache. orgen früh au nsel ich m I r e h c l e enster gekrochen. w F f n u i Mal sehen, a me chtesten an Die größte der Schildkröten ist am di alt wie ich. r genauso Sie ist siche ch einmal wiedersehen. wir uns no n e d r e w t h Ich hoffe es. Vielleic Ziqian Huang Micha Ebeling Liebes Hermes Baby tel Wedina im Ho und sie ist300 300Princess ncess ist Ich betrügeh ge Dich gerade. Name und sie istrün, ich ist Pri NameIhr Ihr e. rad Dic mintg ge un trü n be be Ichim Hotel Wedina im sündigen cremefar Ihre dHaut ut schimmertzuhause. schimmert ause. Ihre HaHamburg zuh urg mb Ha on lange en sch dig ten sün Tas imcremefarben und mintgrün,n.ich ine e Deeinfach ich hab iß, we musste mich in sie verIch cke gu ver sie t Dir nie. Du bist sste mich einfach in mu nden mi igen Stulange die innschon ich gucken. Ich weiß, ich habe Deine Tasten nicht mehr rde we n sse ge ver r rührt, abe erika, auf die ht mehr beaber nicberührt, h, nach Ammit h FrankreicStunden nacinnigen ko, rok vergessen werde ich die Dir Ma h nac n, ge gan r überall hinge t miDu t. minie. n bereis ammenach zus wir bist mit mir überall hingegangen, Marokko, nach en hab lt We be hal halbe rarbeitungs-Diva ilippinen, die nach tvehalbe Ph se italienische Tex diePhilippinen, Frankreich, Amerika, aufichdie die halbe rde ich, als wu u tre un l Ma ten ihres Diskettenlaufers en Zum mm untreu che SuMal ländis süd das Welt habentiwir zusammen bereist. Zum ersten wurde an ng eru nn Eri eine längere ens Olivet traf. Die nam en. Danach hatte ichnamens lag sch ich, als ich ch diese italienische Textverarbeitungs-Diva her hö rz He in me manchmal so heiß rks lässt no heute we te nannte und die Olivetti traf. Die Erinnerung dastelisüdländische Summen ihres sich Toshibana Sat die , atin Asi er ein dazu, darunter t mi äre and Aff en ere r kamhöher te. Späte nn bra Diskettenlaufwerks lässt noch heute mein Herz schlagen. ver ihr an r ge Fin s ich mir die rn, die ich in wurde, dashatte gen Dingedie mit junAsiatin, enteu Danach ich eine längere AffAb äre miter einer digende h, one year stands, unbefrie auc sich Toshiba Sattelite nannte und die manchmal so heiß wurde, er Speicherka-Bars abgeschleppt hatte. Laptopich unersättlich rin mit kamen dass mirSam diesun Finger an ihr verbrannte. Später andere ine Südkoreane kle e süß e ein g, ispiel ig abstürzte. Zum Bedarunter waren, dass sie ständAbenteuer so labilunbefriedigende dazu, auch one year stands, Werte zenten und zuverde ität. Oder Acer, deren innere em paz n, ein o zusamme Vai ny mit junden iDingern, die ich in Laptop-Bars abgeschleppt hatte. So t mi t fes ich bin Szenen macht, a dre Jahren Seit etw letzter Zeit dauerndmit inSüdkoreanerin och jed r Zum Beispiel Samsung, eine süße kleine unmi das t, erä tsg nit sabsch e. lässigen Leben aut habWerte kt gesch Prospe n de in ersättlicher Speicherkapazität. Oder Acer, deren innere tief zu ple Ap n ge il ich einem knacki lich, dass ich auf Deine chwing unersetwa d soSeit bal om sowelabil waren, dass sie ständig abstürzte. drei Str r de d wir cht llei iß, Baby – vie das gar nicht. Wer webin finde ich ss. So schlimmeinem Jahren ich fest mit Sony zusammen, dezenten und ifen mu greVaio n Deines Wagens rre chanischen Dienste zurück nu me fte Sch in letzter sanjedoch n, das lze Wa zuverlässigen Lebensabschnittsgerät, das mir en ich we ine De ich mal vermisse bbands. Manch rfeuchten Far ines imme Zeit dauernd Szenen macht, weil ichDeeinem knackigen Apple be zu hwarz Tiefsc n tau ngrauen bile im Zeilenwechsel oder das be sta Dunkelheit Deines r de tief in den Prospekt geschaut habe. in ch mi an zu d un t Du auch ab Denks Wer weiß, Baby – vielleicht wird der Strom bald so unerschwingisekoffers? Re lich, dass ich Ba auf Deine mechanischen Dienste zurückgreifen ffe es, by. Ich ho muss. So schlimm finde ich das gar nicht. Manchmal vermisse ich Deine weichen Walzen, das sanfte Schnurren Deines Wagens beim Zeilenwechsel oder das Tiefschwarz Deines immerfeuchten Farbbands. Denkst Du auch ab und zu an mich in der Dunkelheit Deines stabilen taubengrauen Reisekoffers? Ich hoffe es, Baby. Julia Riemer Rolf Lappert Rolf Lappert M a l i n a C h i n a Karolina M a r i n a Vojvodina Karenina A n g i n a C o r i n a M e d i n a K a t r i n a O f f i c i n a C a n t i n a W e d i n a S a b i n a B u r k i n a I r i n a Ballerina L u z i n a G a l i n a Pronomina D o m i n a V a g i n a O m n i a P a g i n a F i n a Max Graf von Schwerin Arno Geiger Herzlichen Dank an: TEXTE: Micha Ebeling, Arno Geiger, Nora Gomringer, Alexa Henning von Lange, Michael Krüger, Rolf Lappert, Michael Lentz, Anatol Regnier, Wolfgang Schömel, Katharina Tanner, Harald Welzer ILLUSTRATION: Sandra Behrend, Tim Dittrich, Julia Fohne, Ziqian Huang, Thilo Konstantin Kobs, Lillit Mroz, Antonia Pahl, Julia Riemer, Veronika Schwanin, Max Graf von Schwerin, Stephanie Stöckner, Artur Wiener PROJEKTLEITUNG BILDKUNST AKADEMIE Hamburg: Elke Ehninger, Dozentin für Editorial Illustration Studierende des Lehrganges Editorial Illustration To be continued ... Ein Hamburger Hotel, das ein Autor aus Irland so wunderbar irr fand, in dem ein Dichter als sein eigener Richter im Schein einen Reim sucht, und das hilft, Südmenschen nordisch und wetterfest zu machen – Autoren wie Rolf Lappert, Michael Krüger und Nora Gomringer haben unser Hotel in den letzten Jahren immer wieder mit kleinen Liebeserklärungen bedacht. Studierende der Hamburger Bildkunst Akademie haben zwölf davon in Bilder gefasst. HOT E L W E D I N A Zeit zu sein www.hotelwedina.de
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