bauwände aus Lehmplatten baut Seite 20 - Baumit

BAUSTELLE DES MONATS Vom Viehmarkt zum Restaurant Seite 12
TROCKENBAU
Wie man Leichtbauwände aus
Lehmplatten baut
Seite 20
PUTZ + STUCK
Alte Handwerks­techniken wie
Kellenwurfputz
Seite 24
WDVS + FARBE
Was beim WDVS
nach neuer EnEV
zu beachten ist
Seite 42
BAUTENSCHUTZ
Wie man ganze
Gebäude durchsägen kann
Seite 52
PUTZ + STUCK Ausführung + Montage
Ausführung + Montage PUTZ + STUCK
Ein Beispiel für Stuckfassaden in heutiger Zeit
Heute sind Stuckfassaden eher selten geworden. Die
moderne Formensprache setzt andere Stilmittel ein.
Es gibt aber auch andere Beispiel. So führten die Mitarbeiter von Sebastian Rost aus Berlin, einem Meister
und Restaurator im Stuckateurhandwerk, beim Bau
eines freistehenden Villengebäudes in Berlin Fassadenstuck und Bossenputz an einem modernen, aus
hoch dämmendem Ziegelmauerwerk erstellten Neubau aus. Die Stuckelemente wurden hier handwerklich
auf der Putzfassade mit Mörtel gezogen und nicht etwa
aus vorgefertigten Elementen auf Polystyrolkernbasis
einfach nur aufgeklebt.
Für den Bau verwendeten die Maurer größtenteils
hoch wärmedämmende Hochlochziegel (Poroton T 12).
Die notwendigen Stützen wurden in Betonbauweise
errichtet und später bei der Gestaltung der Außenfassade ebenfalls mit Stuckmörtel bekleidet.
mauerwerk“ beziehungsweise dem Nachfolgemerkblatt „Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk
und Beton“ erfüllt sein. Dies bedeutet im Einzelnen:  Die Ziegel müssen im Verband vermauert werden.
Das Überbindemaß beträgt 0,4 mal die Steinhöhe.
 Lagerfugen müssen vollflächig verklebt oder vermörtelt sein.
 Die Stoßfuge muss vom Maurer in der Regel knirsch
gesetzt und unvermörtelte Fugen, die breiter als
5 mm sind, vermörtelt werden.
 Das Mauerwerk darf nicht durchnässt sein.
 Mörteltaschen und Verzahnung an Wandenden und
Mauerecken, Fehlstellen in der Wand und offene
Fugen > 5 mm müssen gleich beim Mauern mit
einem geeigneten Mörtel verschlossen werden. Aufgrund der ungünstigen Witterung beim Bau der
Villa war das vorhandene Mauerwerk jedoch teilweise stark durchnässt. Dies hätte gemäß des oben zitierten Merkblatts zur Folge gehabt, dass die Standzeit
des Unterputzes auf mindestens zwei je Millimeter
Putzdicke verlängert und nach Standzeit eine separate, vollflächige Gewebespachtelung aufgeführt hätte werden müssen. Für das Erdgeschoss war als architektonisches Gestaltungselement ein Bossenputz
mit entsprechend starker Hinterschneidung vorgesehen, so dass daraus eine durchschnittliche Putzdicke
von im Mittel 40 mm resultierte.
Aus diesen Gründen kam als Unterputz ein Wärmedämmputz (Baumit Dämmputz DP 85) gemäß DIN
EN 998-1 „T 1“ zur Anwendung. Die notwendige
Schichtdicke konnten die Handwerker dabei in einem
Arbeitsgang aufbringen. Zur Untergrundvorbereitung
wurde der Auftrag eines Spritzbewurfes mit Vorspritzmörtel (Baumit VS 60) gewählt. Die Bossierung schnitten die Handwerker in gewünschter Dicke in die
Dämmputzschicht ein. Nach einer Standzeit von sieben Tagen erfolgte eine vollflächige Gewebespachtelung mit einem kunststoffvergüteten Fassadenspachtel
(Baumit multiContact MC 55 W) und der vollflächigen
Einbettung eines alkalibeständigen Armierungsgewebes. Im Bereich der Bossierung wurde ein Bossenprofil-Gewebe eingesetzt. Die Diagonalbewehrung an
allen Gebäudeöffnungen wurde vor der Flächenarmierung ebenfalls mit MC 55 W eingebettet.
Auf Grund seines sehr niedrigen Elastizitätsmoduls
von weniger als 1000 N/mm² konnte die Standzeit des
Dämmputzes auf sieben Tage verringert werden, anstatt der sonst üblichen Putzregel von etwa ein Tag je
1 mm Putzdicke, was im vorliegenden Fall bei der Ausführung mit einem klassischen Kalk-Zementputz 40
Tagen entsprochen hätte.
Ausführung von Bossenputz auf Ziegelmauerwerk
Bei ordnungsgemäßer Ausführung des Mauerwerks
wird das Außenputzsystem bestehend aus Unter- und
Oberputz in der Regel in einer Gesamtdicke von 20
mm aufgetragen. Für den Wärmedämmziegel Poroton
T 12 ist ein Leichtputz gemäß DIN EN 998-1 beziehungs­
weise gemäß DIN V 18 550 erforderlich. Die Anforderungen für die Außenputzbeschichtungen müssen
gemäß dem Merkblatt „Außenputz auf Leichtziegel-
Herstellung der Stuckprofile aus Dämmputz
Die Ausführung des Fassadenstucks sollte ursprünglich mit einem klassischen Kalk-Zementmörtel beziehungsweise mit einem zementgebundenen Stuckmörtel (Bayosan Stuccoco Grobzug FG 88 und Stuccoco
Feinzug FF 89) erfolgen. Speziell die beiden mit einem
Spezialzement rezeptierten Stuccocoprodukte zeichnen sich durch die rasche Erhärtung und Verfestigung
des verwendeten Schnellzementes in Form eines ho-
Links: Den Putz für das
Bossenmauerwerk
führten die Handwerker
mit Wärmedämmputz in
einem Arbeitsgang aus
Fotos: Baumit
Rechts: Die Profilierung
der Fenstergewände
zogen die Handwerker
mit entsprechend zugeschnitten Lehren
Altes Stuckateurhandwerk am Neubau
Vor allem in der Gründerzeit kamen sie in großer Zahl zur Ausführung: Hausfassaden mit Stuckelementen,
die gleichzeitig Schmuck- und Schutzfunktionen für das Mauerwerk hatten. Von geübten Handwerkern wird
solcher Zierrat auch heute noch an Neubauten kunstfertig ausgeführt.
Von Jens Brühl und Dr. Günter Glock
Durch die Variantenvielfalt in der Ausführung bekamen die einzelnen Hausfassaden in der Gründerzeit,
dem Jugendstil und Art Deco ihr individuelles, unverwechselbares und Stil prägendes Gesicht. Eine Schutzfunktion zur Vermeidung von Wärmebrücken übernahmen Stuckelemente, in dem sie architektonisch
bedingte Querschnittsverjüngungen im Mauerwerk
(Deckeneinbindung, Heizkörpernischen, usw.) durch
einen außenseitig angebrachten Mörtelauftrag wieder
ausgeglichen haben. Natürlich war eine besonders
reich verzierte Stuckornamentik immer auch ein äußeres Bild für die Prosperität des Bauherrn oder Bewohner der Gebäude. Stuckarbeiten beim
Neubau einer Villa in
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Auch die Betonstützen wurden bei der
Gestaltung der Außenfassade mit Stuckmörtel bekleidet
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PUTZ + STUCK Ausführung + Montage
hen Arbeitsfortschritts und einer hohen Auftragsdicke
in einem Arbeitsgang aus.
Der eingesetzte Leichthochlochziegel konnte jedoch
die daraus zwangsläufig resultierenden hohen Flächengewichte nicht zielsicher aufnehmen, so dass man
sich nach intensiver Fachberatung zwischen dem Architekten, der ausführenden Firma Sebastian Rost
GmbH Fachbetrieb und dem Putzhersteller Baumit
kurzfristig auf die Variante einigte, auch die Stuckzugarbeiten mit dem Dämmputz auszuführen. Die etwas
langsamere Abbindereaktion des Dämmputzes im
Vergleich zu den schnellzement-gebundenen Stuccocoprodukten wurde entsprechend im Bauzeitenplan
berücksichtigt.
Auch der Fassadenstuck wurde mit
Dämmputz gezogen
Zur Ausführung der Stuckzugarbeiten direkt an der
Fassade musste die Stuckschablone entsprechend den
Grob- und Feinzugarbeiten in ihrer Profilierung nachgearbeitet werden. Für die Feinzugarbeiten wurde
zum gleichzeitigen Verschließen der Mörteloberfläche
mit dem naturweißen Kalk-Feinputz Baumit Kalkin
RK 70 N gearbeitet. Die Schichtdicke durfte dabei
5 mm nicht überschreiten, um Spannungsrissen vorzubeugen.
Durch die hochhydraulischen Bindemittelanteile ist
dieser Kalkspezialputz auch für die Außenfassade
geeignet. Er hat eine Wasserabweisung (W 2 gemäß
DIN EN 998-1) und besitzt wunschgemäß eine feine
Kornstruktur mit etwa 0,6 mm Größtkorn.
Die Stuckprofilierungen wurden somit mit dem Unterputz und der Armierungsschicht an den Übergängen ordentlich eingeputzt. Um einem eventuellen
leichten Abriss zwischen Oberputz und Profilen vor-
zubeugen, arbeiteten die Handwerker mit einem sehr
feinen, geraden Messerschnitt im Oberputz. Dabei
mussten sie auf eine sehr saubere Ausführung des
Messerschnittes achten, damit hier später kein Wasser
eindringen kann.
Die Flächenarmierung wurde nach einer Woche Standzeit mit dem gewünschten Deckputz Edelfilzputz EFP
(Putzdicke etwa 3 mm) überzogen und nach weiteren
drei Tagen Standzeit mit einem zweifachen Fassadenanstrich (Silikonfarbe) geschützt.
Ausführung der Putzarbeiten am Sockelanschluss
Das besondere Augenmerk der Handwerker galt der
Ausführung des Sockelputzes. Auf Grund des vorhandenen Leichtziegel-Mauerwerks verwendeten sie daher einen Leichtsockelputz (Baumit LS 62). Diesen
konnte sie auch gleichzeitig auf den Terrassen und
Balkonen im für den Anschlussbereich zu den Bodenbelägen verwenden.
Wegen der relativ geringen Festigkeit des gewünschten feinkörnigen Oberputzes EFP (CS II, W 2) von etwa
2,5 N/mm² mussten die Handwerker darauf achten,
dass der Oberputz nicht bis zur Geländekante (Anschluss Sockel – Erdreich Geländeoberkante) hinab
gezogen wurde, sondern mindestens 50 cm oberhalb
endete. So konnte einer potentiellen Schädigung durch
Spritzwasser oder Schneeanhäufung im Winter vorgebeugt werden.
Der Putzanschluss im Übergangsbereich zwischen
Dämmputz an der Fassade und Leichtsockelputz im
Sockel wurde sinnvollerweise in die erste Bossenlage
gelegt, da hier sowieso mit einem Armierungsgewebe
gearbeitet werden musste.
Autoren
Jens Brühl ist Fachberater und Dr. Günter Glock Leiter der Anwendungstechnik bei der Firma Baumit in Bad Hindelang.
Auch die Stuckprofile direkt an der Fassade wurden auf einer Armierung aus Rippenstreckmetall mit Dämmputz gezogen
Fotos: Baumit
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