Nicht oder doch, mehr oder weniger, anders oder wie gehabt

Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker
Nicht oder doch, mehr oder weniger,
anders oder wie gehabt? Argumente zum Stand der Debatte um die Kooperation Jugendarbeit‐ Schule
So if you're too cool for school,
and you're treated like a fool,
you can choose to let it go
we can always, we can always,
party on our own
So if you're too school for cool,
and you're treated like a fool,
you can choose to let it go
we can always, we can always,
party on our own
Nicht oder doch, mehr oder weniger, anders oder wie gehabt?
Gliederung:
1.Kooperation mit Schule: Nicht oder doch? Nicht ohne Weiteres: Zu den Alleinstellungsmerkmalen von Jugendarbeit
2. Kooperation mit Schule: Dann doch noch doch!
Begründung für die Notwendigkeit von Kooperation
3. Kooperation: mehr oder weniger? Präzise definiert und begrenzt
4. Kooperation: Anders oder wie gehabt? Anders : nur auf der Basis differenzierter (Einrichtungs)Konzepte, die partizipativ mit den Kindern und Jugendlichen ausgehandelt wurden
1. Nicht oder doch?
Zunächst einmal „nicht“ so ohne Weiteres! denn Jugendarbeit hat Alleinstellungsmerkmale, also Aufträge und Charakteristika, die sie a) von Schule stark unterscheiden.
und die
b) nur „außerschulisch“ realisiert werden können. Der gesetzliche Auftrag der Offenen Kinder‐ und Jugendarbeit
§ 11 SGB VIII (Kinder‐ und Jugendhilfegesetz):
(1) Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen.
Ziel: Entwicklung zum Subjekt und zur demokratischen Bürgerin/Bürger
Zum Bildungsauftrag der Jugendarbeit: Was ist Bildung?
“Bildung sei die Anregung aller Kräfte eines Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt ... entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität oder Persönlichkeit führen, die in ihrer Idealität und Einzigartigkeit die Menschheit bereichere.”
H. v. Hentig 1996 nach W. v. Humboldt
(1767-1835)
Siehe: Mitverantwortliche Selbstbestimmung bzw. selbstbestimmte Mitverantwortung; § 11SGB VIII
Eine jugendarbeiterische Bestimmung
von Bildung
„Bildung ist demnach weder Selbstzweck
noch die Aneignung vorgegebener
Inhalte, sondern als derjenige Prozess
bestimmt, in dem Individuen ihre
Subjektivität entwickeln.
Subjektivität meint ...im Kern die
Selbstbewusstseins- und
Selbstbestimmungsfähigkeit von
Individuen, ihre eigenständige und
eigensinnige Wahrnehmungs- Sprach-,
Handlungs-, und Urteilsfähigkeit.
Die Möglichkeit zur Entfaltung solcher
Fähigkeiten ist nun nicht einfach
jedem Einzelnen gegeben, sondern sie
hat ökonomische, soziale, politisch,
rechtliche, psychische, und
biografische Voraussetzungen.“
Albert Scherr:
Jugendarbeit als
Subjektbildung, 2003
Selbstbildung ist die selbsttätige Aneignung durch das Subjekt, hat aber Vorrausetzungen: •Soziale Ein‐Bindung und Anerkennung: „Liebe“ und „Wertschätzung für Besonderheit“ (Honneth)
•Anregungen/Angebote
•Aneignungs‐frei‐räume
•Ressourcen
•Reflexionspartner
Liebe:
„Das Kind (lernt,) sich durch die emotionale Beziehung zu anderen Personen als ein eigenständiges Subjekt zu begreifen.“ (Honneth 1992, S. 168)
Liebe bezeichnet den „Vorgang einer gleichzeitigen Freigabe und emotionalen Bindung der anderen Person,… eine durch Zuwendung begleitete, ja unterstützte Bejahung von Selbstständigkeit.“ (S. 173) Dadurch entsteht „Selbstvertrauen“
Zuwendung und Bejahung von Geliebt werden für das, was man wird!!
Selbstständigkeit = Soziale Wertschätzung/Solidarität:
Gegenseitige Wertschätzung der besonderen Fähigkeiten, in denen sich einzelne Menschen unterscheiden, aber die jeweils von konstituivem Wert für konkrete Gemeinschaften sind. “…ein gefühlsmäßiges Vertrauen(…), Leistungen zu erbringen oder Fähigkeiten zu besitzen, die von den übrigen Gesellschaftsmitgliedern als wertvoll anerkannt werden;…” (Honneth 1992, S. 210)
Ermöglicht “Selbstwertgefühl/Selbstschätzung”
Anerkannt für Besonderheit?
Bildungsförderliche strukturelle Potenziale der Offenen Kinder‐ und Jugendarbeit
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Strukturelle Potentiale von OKJA
Offenheit für Inhalte und Aneignungsweisen der Subjekte und ihrer Sozialitäten
Anerkennung gewähren:
„Liebe“ und „Wertschätzung für Besonderheit“ (Honneth)
Asymmetrische Beziehung im Horizont symmetrischer Wertschätzung (Bolay 2010)
„Andere unter Gleichen“ (Cloos u.a 2007)
Anregungen geben/Angebote machen
Freiheit der Themenwahl und „Zwang“ zur Aushandlung
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen
Offene, nicht vordefinierte Sozial‐
Räume, Aneignungsunterstützung Raum‐, Beziehungs‐, Unterstützungsressourcen Ressourcen bereitstellen
Reflexionspartner anbieten
Erwachsene Gegenüber
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Strukturelle Potentiale von OKJA
Offenheit für Inhalte und Aneignungsweisen der Subjekte und ihrer Sozialitäten
Anerkennung gewähren:
„Liebe“ und „Wertschätzung für Besonderheit“ (Honneth)
Asymmetrische Beziehung im Horizont symmetrischer Wertschätzung (Bolay 2010)
„Andere unter Gleichen“ (Cloos u.a 2007)
Anregungen geben/Angebote machen
Freiheit der Themenwahl und „Zwang“ zur Aushandlung
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen
Offene, nicht vordefinierte Sozial‐
Räume, Aneignungsunterstützung Raum‐, Beziehungs‐, Unterstützungsressourcen Ressourcen bereitstellen
Reflexionspartner anbieten
Erwachsene Gegenüber
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Strukturelle Potentiale von OKJA
Offenheit für Inhalte und Aneignungsweisen der Subjekte und ihrer Sozialitäten
Anerkennung gewähren:
„Liebe“ und „Wertschätzung für Besonderheit“ (Honneth)
Asymmetrische Beziehung im Horizont symmetrischer Wertschätzung (Bolay 2010)
„Andere unter Gleichen“ (Cloos u.a 2007)
Anregungen geben/Angebote machen
Freiheit der Themenwahl und „Zwang“ zur Aushandlung
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen
Offene, nicht vordefinierte Sozial‐
Räume, Aneignungsunterstützung Raum‐, Beziehungs‐, Unterstützungsressourcen Ressourcen bereitstellen
Reflexionspartner anbieten
Erwachsene Gegenüber
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Strukturelle Potentiale von OKJA
Offenheit für Inhalte und Aneignungsweisen der Subjekte und ihrer Sozialitäten
Anerkennung gewähren:
„Liebe“ und „Wertschätzung für Besonderheit“ (Honneth)
Asymmetrische Beziehung im Horizont symmetrischer Wertschätzung (Bolay 2010)
„Andere unter Gleichen“ (Cloos u.a 2007)
Anregungen geben/Angebote machen
Freiheit der Themenwahl und „Zwang“ zur Aushandlung
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen
Offene, nicht vordefinierte Sozial‐
Räume, Aneignungsunterstützung Raum‐, Beziehungs‐, Unterstützungsressourcen Ressourcen bereitstellen
Reflexionspartner anbieten
Erwachsene Gegenüber
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Strukturelle Potentiale von OKJA
Offenheit für Inhalte und Aneignungsweisen der Subjekte und ihrer Sozialitäten
Anerkennung gewähren:
„Liebe“ und „Wertschätzung für Besonderheit“ (Honneth)
Asymmetrische Beziehung im Horizont symmetrischer Wertschätzung (Bolay 2010)
„Andere unter Gleichen“ (Cloos u.a 2007)
Anregungen geben/Angebote machen
Freiheit der Themenwahl und „Zwang“ zur Aushandlung
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen
Offene, nicht vordefinierte Sozial‐
Räume, Aneignungsunterstützung Raum‐, Beziehungs‐, Unterstützungsressourcen Ressourcen bereitstellen
Reflexionspartner anbieten
Erwachsene Gegenüber
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Strukturelle Potentiale von OKJA
Offenheit für Inhalte und Aneignungsweisen der Subjekte und ihrer Sozialitäten
Anerkennung gewähren:
„Liebe“ und „Wertschätzung für Besonderheit“ (Honneth)
Asymmetrische Beziehung im Horizont symmetrischer Wertschätzung (Bolay 2010)
„Andere unter Gleichen“ (Cloos u.a 2007)
Anregungen geben/Angebote machen
Freiheit der Themenwahl und „Zwang“ zur Aushandlung
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen
Offene, nicht vordefinierte Sozial‐
Räume, Aneignungsunterstützung Raum‐, Beziehungs‐, Unterstützungsressourcen Ressourcen bereitstellen
Reflexionspartner anbieten
Erwachsene Gegenüber
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Grenzen von Schule
Ausbildung, Lernen vorgegebener Inhalte ermöglichen
Anerkennung gewähren:
Wertschätzung für „Liebe“ und „Wertschätzung für (fremddefinierte) Leistung
Besonderheit“ (Honneth)
Anregungen geben/Angebote machen
„Angebot, dass Sie nicht ablehnen können“
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen Vordefinierte Sozial‐Räume, Themen, Aneignungsweisen
Ressourcen bereitstellen
Ressourcen nur bei „Anpassung“
Reflexionspartner anbieten
Bewerten müssen, Reflexion als Leistungsfeedback
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Grenzen von Schule
Ausbildung, Lernen vorgegebener Inhalte ermöglichen
Anerkennung gewähren:
Wertschätzung für „Liebe“ und „Wertschätzung für (fremddefinierte) Leistung
Besonderheit“ (Honneth)
Anregungen geben/Angebote machen
„Angebot, dass Sie nicht ablehnen können“
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen Vordefinierte Sozial‐Räume, Themen, Aneignungsweisen
Ressourcen bereitstellen
Ressourcen nur bei „Anpassung“
Reflexionspartner anbieten
Bewerten müssen, Reflexion als Leistungsfeedback
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Grenzen von Schule
Ausbildung, Lernen vorgegebener Inhalte ermöglichen
Anerkennung gewähren:
Wertschätzung für „Liebe“ und „Wertschätzung für (fremddefinierte) Leistung
Besonderheit“ (Honneth)
Anregungen geben/Angebote machen
„Angebot, dass Sie nicht ablehnen können“
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen Vordefinierte Sozial‐Räume, Themen, Aneignungsweisen
Ressourcen bereitstellen
Ressourcen nur bei „Anpassung“
Reflexionspartner anbieten
Bewerten müssen, Reflexion als Leistungsfeedback
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Grenzen von Schule
Ausbildung, Lernen vorgegebener Inhalte ermöglichen
Anerkennung gewähren:
Wertschätzung für „Liebe“ und „Wertschätzung für (fremddefinierte) Leistung
Besonderheit“ (Honneth)
Anregungen geben/Angebote machen
„Angebot, dass Sie nicht ablehnen können“
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen Vordefinierte Sozial‐Räume, Themen, Aneignungsweisen
Ressourcen bereitstellen
Ressourcen nur bei „Anpassung“
Reflexionspartner anbieten
Bewerten müssen, Reflexion als Leistungsfeedback
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Grenzen von Schule
Ausbildung, Lernen vorgegebener Inhalte ermöglichen
Anerkennung gewähren:
Wertschätzung für „Liebe“ und „Wertschätzung für (fremddefinierte) Leistung
Besonderheit“ (Honneth)
Anregungen geben/Angebote machen
„Angebot, dass Sie nicht ablehnen können“
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen Vordefinierte Sozial‐Räume, Themen, Aneignungsweisen
Ressourcen bereitstellen
Ressourcen nur bei „Anpassung“
Reflexionspartner anbieten
Bewerten müssen, Reflexion als Leistungsfeedback
Aufgaben von Jugendarbeit
Selbstbildung als selbsttätige Aneignung durch das Subjekt assistieren
Grenzen von Schule
Ausbildung, Lernen vorgegebener Inhalte ermöglichen
Anerkennung gewähren:
Wertschätzung für „Liebe“ und „Wertschätzung für (fremddefinierte) Leistung
Besonderheit“ (Honneth)
Anregungen geben/Angebote machen
„Angebot, dass Sie nicht ablehnen können“
Aneignungs‐frei‐räume eröffnen Vordefinierte Sozial‐Räume, Themen, Aneignungsweisen
Ressourcen bereitstellen
Ressourcen nur bei „Anpassung“
Reflexionspartner anbieten
Bewerten müssen, Reflexion als Leistungsfeedback
Zur Differenz aktueller Bildungsbegriffe:
Ausbildung, Qualifikation (Schlüsselkompetenzen), Selbststeuerung, für gesellschaftliche, ökonomische Zwecke
Ziel: Employability, flexible SelbstunternehmerIn, Integration durch ökonomische Teilhabe am Spätkapitalismus
= Aus‐Bildung
selbstbestimmte und mitverantwortliche Entwicklung des Eigenen in mündiger Teilnahme an demokratischer Gesellschaft Ziel: Mündige, eigensinnige Persönlichkeit und BürgerIn, Integration durch berechtigte Teilnahme an demokratischer Gesellschaft
= Selbst‐Bildung Auftrag der JA: Bildung und Partizipation
§ 11 SGB VIII (Kinder‐ und Jugendhilfegesetz):
(1) Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen.
Ziel: Entwicklung zum Subjekt und zur demokratischen Bürgerin/Bürger
Offene Jugendarbeit hat strukturelle Partizipationspotentiale: ihre inhaltliche Offenheit, ihre flexiblen Arbeitsweisen, ihr „Zwang“ zur Aushandlung und Koproduktion bieten Freiräume für demokratische Mitentscheidung und Mitverantwortung.
Schule hingegen hat einen gesellschaftlich‐ allgemeinen Lehrplan zu erfüllen. Er kann nicht von zufälligen Gruppen (etwa Schulklassen) geändert werden. Auch der Selektionsauftrag (s. Notengebung) kann nicht einfach demokratisiert werden. Schule kann nur sehr begrenzt demokratisiert werden. Aber in den nicht‐unterrichtlichen Spielräumen des Ganztages könnte Jugendarbeit die Förderung von Partizipation als ihre vornehmste Aufgabe ansehen.
Warum brauchen gerade benachteiligte Kinder und Jugendliche eine Assistenz von Bildung und Partizipation durch Offene Kinder‐ und Jugendarbeit?
Die Benachteiligten mangelt es an Voraussetzungen für gelingende Selbstbildung und an Erfahrungsfeldern von demokratischer Partizipation: Mangel an Sozialer Ein‐Bindung und Anerkennung, Anregungen, Aneignungs‐frei‐räumen, Ressourcen, Reflexionspartnern, Freiräumen der Mitentscheidung und Mitverantwortung.
Schule ist für sie tendenziell ein Risikoraum der Misserfolge, der Missachtung, der Fremdbestimmung, der Disziplinierung und Sanktionierung, der Marginalisierung und Exklusion,…
aber auch ein Bildungs‐Raum jugendlicher Peer‐ und Subkultur….und eine Chance auf Ausbildung. Aber auch Peer Groups, Familie und Konsumbereich bieten kaum Ressourcen und Assistenz für Selbstbildung und Partizipation.
•Peer Groups zeichnen sich durch hohe innere Normierung aus, die freie Selbstentwicklung und Entscheidungsoffenheit begrenzen und mit Ausgrenzung drohen.
•Den Eltern fehlen häufig (mindestens) kulturelle und materielle Ressourcen, Bildungsthemen anzuregen und zu realisieren und Engagement, um Partizipation zu eröffnen und als Reflexionspartner zur Verfügung zu stehen.
•Der Konsumbereich kann nur mit (ja nicht vorhandenem) Geld genutzt werden, ist häufig sehr normierend, kaum reflexiv und nicht offen für Mitentscheiden und Mithandeln.
OKJA ist deshalb für die Zielgruppe der benachteiligten Kinder und Jugendliche eine der wenigen Ressourcen für die Erfahrung von Selbstbildung und Partizipation.
Deshalb ist (Offene) Kinder‐ und Jugendarbeit eine unverzichtbare Institution des „Aufwachsens in öffentlicher Verantwortung“, die aufgrund ihrer spezifischen Aufgaben und organisationellen Charakteristika eine Assistenz für Selbstbildung und Partizipation bereitstellen kann, wie keine andere pädagogische Organisation. Sie kann nicht durch Ganztagsschule ersetzt werden. Kooperation also „nicht oder doch“?
Antwort 1:
Kooperation zunächst nicht ohne Weiteres: d.h. Kinder‐ und Jugendarbeit muss zunächst ihre besonderen Aufgaben erfüllen und dafür ihre spezifischen Potenziale nutzen. Wenn Sie mit Schule kooperiert, kann dieses nur geschehen, wenn dabei die eigenen Aufgaben erfüllt und die Charakteristika gewahrt bleiben. (unten mehr dazu)
Also…
????
Doch noch ein DOCH, oder warum im Weiteren eine Kooperation von Jugendarbeit und Schule
•Wenn JA beim Subjekt und ihren lebensweltlichen Themen ansetzt, kann sie das Thema Schule nicht ignorieren.
•Wenn JA den Auftrag hat, „Benachteiligung abzubauen“
(§1 (3) SGBVIII) kann sie die Benachteiligung ihre Adressaten in und durch Schule nicht ignorieren.
•Wenn JA Partizipation fördern will, kann sie den Demokratiemangel an Schule nicht ignorieren. •Wenn JA gesellschaftliche Integration fördern will, kann sie die Bedeutung von gelingender Ausbildung nicht ignorieren. Denn Ausbildung ist nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts.
3. Kooperation: nicht mehr oder weniger, sondern präzise definiert und begrenzt
JA „darf“ nur mit Schule kooperieren, wenn sie dabei Jugendarbeit bleibt, also ihren Auftrag wahrnimmt. Operationalisiert folgen daraus einige (Prüf)Standards:
1. JA muss ihren Schwerpunkt außerschulisch haben d.h. höchstens 30% der Arbeitszeit der HPM dürfen in der Koop mit Schule liegen.
2. Im Sinne ihres Auftrages, darf JA nur die von den Kindern und Jugendlichen bezeichneten Selbstbildungsthemen aufgreifen. Das „Programm“ von JA an Schule muss durch die K/J bestimmt werden(=>Bedarfserhebung), d.h. aber auch in Aushandlung mit allen Beteiligten.
3. JA darf keine schulischen Aufgaben übernehmen, wie Unterricht, Notengebung, Hausaufgaben, Vermittlung von Kompetenzen, Sanktionierung, Herstellung von Unterrichtsfähigkeit,…
(Wenn Organisationen der JA schulische Aufgaben übernehmen, etwa als Träger von OGS, verlieren sie ihren JA‐Charakter und werden zu einem neuen „jugendnahen Schuldienstleister“.)
3. JA muss die Förderung von Partizipation im nicht‐unterrichtlichen Teil des Ganztages als ihre wichtigste Aufgabe ansehen. Das geht nicht, ohne schulische Themen/Strukturen aufzugreifen: Regeln, Gerechtigkeit, außerunterrichtliche Inhalte,…
=> Aushandlung mit allen Beteiligten
5. JA muss sich stets als Jugendarbeit zu erkennen geben und muss für die Kinder/Jugendlichen so erkennbar sein.
6. JA muss Übergänge in eigene Räume und in den Sozialraum/Stadtteil eröffnen, d.h. auch in demokratische Teilnahme dort.
7. JA‐Konzepte/Arbeitsweisen an, mit Schule müssen ihre Wandlungsfähigkeit beweisen: sie müssen in der Lage sein auf jugendspezifischen Veränderungen einzugehen. Wenn sie erstarren, und Inhalte/Arbeitsweisen tradieren und standardisieren, läuft etwas schief! 4. Kooperation: Anders oder wie gehabt? Anders: nämlich auf der Basis einer einrichtungsspezifischen, partizipativen Konzeptentwicklung der Kooperation mit Schule
Konzept: eigenes fachliches Profil der Offenen Kinder- und
Jugendarbeit klären (Zielgruppen, Bedarfe, Ziele,
Aufgaben, Arbeitsprinzipien der einzelnen Einrichtung)
incl. Bestimmung der Rolle der Kooperation mit Schule:
Koop ja oder nein? Wenn ja, dann wie genau…
lokale Bedarfsermittlung für OKJA an Schule(n) unter
Beteiligung der Kinder/Jugendlichen
Aushandlung von Schwerpunktsetzungen mit Beteiligten (K/J,
Schule, Politik, ...) unter Berücksichtigung der
Potentialen/Ressourcen der Jugendarbeit,
Entwicklung/Vermittlung von evaluierbaren Qualitätskonzepten
der Kooperation, Entwicklung prüfbarer Indikatoren a)
für Charakter als JA , b) für „Erfolg“ der Kooperation
Überprüfung der Folgen, des Erfolgs und der
Fehlentwicklungen der Kooperation, Revision des
Konzepts
Achtung:
Bedarfsermittlung mit Kindern/Jugendlichen geht nicht über Fragen: („Was wollt ihr denn mal von Jugendarbeit an Schule?“) oder durch Fragebögen,
sondern nur durch Beobachtung der Handlungs‐ bzw. Lebensweisen der Adressaten, durch Rückmeldung und gemeinsames Aus‐Handeln des Bedarfes und des Machbaren. Bedarfe von Kindern/Jugendlichen an Jugendarbeit in Koop mit
Schule (aus Bedarfsanalysen verschiedener Koop-Projekte)
• Schule dem Sozialraum öffnen (Themen, Menschen,
Ressourcen,,...)
• Anwälte gegen (empfundene) (Noten-)Ungerechtigkeit
• Räume in Schule für eigene Interessen erschließen, eigensinnig
nutzen
• subjektive Potentiale und Fähigkeiten (jenseits der schulischen
Leistungsanforderungen) erschließen, verteidigen, entfalten
• Körper ins Spiel bringen
• anerkennenden Beziehungen von Erwachsenen (ohne
Machtrollen) haben
• Partizipation ausweiten, selbst handelnd den Lebensort Schule
gestalten (mitentscheiden und mitverantworten), selbst lehren
und leiten (Regeln mitbestimmen, Räume gestalten,
Bedürfnisse erfüllen, …)
• Lebensplanung entwickeln, Lebenserfahrungen erweitern und
reflektieren
Also: Koop immer wieder anders ‐
auf Basis partizipativ erzeugter Einrichtungs‐ und Kooperationskonzepte
Konzept: eigenes fachliches Profil der Offenen Kinder- und
Jugendarbeit klären (Zielgruppen, Bedarfe, Ziele, Aufgaben,
Arbeitsprinzipien der einzelnen Einrichtung) incl. Bestimmung der
Rolle der Kooperation mit Schule
Koop ja oder nein? Wenn ja, dann wie genau…
lokale Bedarfsermittlung für OKJA an Schule(n) unter
Beteiligung der Kinder/Jugendlichen
Aushandlung von Schwerpunktsetzungen mit Beteiligten (K/J, Schule,
Politik, ...) unter Berücksichtigung der Potentialen/Ressourcen der
Jugendarbeit,
Entwicklung/Vermittlung von evaluierbaren Qualitätskonzepten der
Kooperation, entwicklung prüfbarer Indikatoren a) für Charakter als
JA , b) für „Erfolg“
Überprüfung der Folgen, des Erfolgs und der Fehlentwicklungen der
Kooperation Revision des Konzepts
Zusammenfassung
1.Kooperation mit Schule: nicht ohne Weiteres ‐
Jugendarbeit muss es eigenständig geben.
2. Kooperation dann doch noch!
Eine gewisse Kooperation ist unvermeidbar.
3. Kooperation präziser: Nur unter Wahrung des Charakters von Jugendarbeit (Prüfkriterien).
4. Kooperation: immer wieder anders anders : nur auf der Basis partizipativer (Einrichtungs‐) und Koopeartionskonzepte.
Pink: “So raise your glass if you are wrong
in all the right ways,
all my underdogs,
we will never be never be anything but loud
and nitty gritty, dirty little freaks
won't you come on and come on and raise your glass,…”
Danke für die Aufmerksamkeit! benedikt.sturzenhecker@uni‐hamburg.de
Exkurs zur heiligen Kuh Freiwilligkeit
1.Man kann Selbstbildung nicht erzwingen und man kann niemandem Erziehungsinhalte aufzwingen. Selbstbildung/Aneignung leistet das Subjekt frei‐willig.
2.Nur räumliche Anwesenheit kann erzwungen werden, in Schule oder im Gefängnis.
3.Anwesenheitszwang verhindert aber nicht automatisch Selbstbildung und Lernen.
4.Der Unterschied liegt darin, wer welche Inhalte und Aneignungsweisen auswählt und wie unterstützt.
5.Also auch unter dem Anwesenheitszwang von Schule kann Jugendarbeit ihre Angebote machen, aber nur wenn diese von den Kindern/Jugendlichen (inhaltlich) selbstbestimmt oder abgelehnt werden können.
• Freiwilligkeit ist auch ein strukturelles Problem Offener Jugendarbeit, weil das Risiko der Unverbindlichkeit besteht.
• Bildungsassistenz und Partizipation sind aber auf Ver‐
Bindung und Verbindlichkeit angewiesen. • Nur wenn Adressaten und PädagogInnen in eine verbindend‐verbindliche Arbeitsbeziehung eintreten, kann Bildungsassistenz und Reflexivität zustande kommen.
• Nur wenn Mitglieder einer Entscheidungsgemeinschaft ihre Entscheidungen als gegenseitig verbindlich respektieren und Mitverantwortung übernehmen, kann demokratische Partizipation gelingen.
Schule ist überdeterminiert und Jugendarbeit unterdeterminiert: Schule erstickt die für Selbstbildung nötige Freiheit und Offenheit mit Zwang, Jugendarbeit unterläuft die für Pädagogik notwendige Verbindlichkeit durch allzu diffuse Offenheit. Das bedeutet, dass die Spaltung von Freiwilligkeit und Pflicht/Zwang und deren vereinseitigende Zuweisung an Jugendarbeit einerseits und Schule andererseits beide pädagogische Institutionen vor schwere pädagogische Probleme stellt. Die nicht‐unterrichtlichen Phasen des Ganztages verlangen von beiden Seiten, sich auf ein gemeinsames
pädagogisches Neuland zu bewegen:
in einem gemäßigten Pflichtrahmen wäre zu versuchen, die Selbstbildungsprojekte der Kinder und Jugendlichen aufzugreifen und zu unterstützen. Dabei muss Schule ihre gewohnten Zwangsstrukturen überschreiten und Jugendarbeit ihr absolutes Freiwilligkeitsdogma. So könnte eine neues Feld kooperativer Sozial‐Pädagogik entstehen jenseits der alten Grenzziehungen.
Partizipationspotentiale der OKJA Partizipationsgrenzen von Schule
Gesellungsweisen bestimmen die Gesellungsweisen vordefiniert: BesucherInnen (in Grenzen)
Schulklasse und Unterricht
Inhalte und Aneignungsweisen bestimmen die BesucherInnen in Aushandlung mit anderen und HPM
Curricula geben die Themen und Lernweisen vor; spezifischer Aushandlungsspielraum gering
Relativ hohe Gestaltbarkeit der Settings
Tendenzielle Geschlossenheit des Settings
„Zwang“ zur Aushandlung und Koproduktion
„Zwang“ zur Vorgabe („solistische Produktion“)
Möglichkeit zum eigenen Handeln Begrenzte und Verantworten Handlungsmöglichkeiten
„Bewertung“ des Handelns an Kriterien der Beteiligten
Bewertung an Fremdkriterien
Partizipationspotentiale der OKJA Partizipationsgrenzen von Schule
Gesellungsweisen bestimmen die Gesellungsweisen vordefiniert: BesucherInnen (in Grenzen)
Schulklasse und Unterricht
Inhalte und Aneignungsweisen bestimmen die BesucherInnen in Aushandlung mit anderen und HPM
Curricula geben die Themen und Lernweisen vor; spezifischer Aushandlungsspielraum gering
Relativ hohe Gestaltbarkeit der Settings
Tendenzielle Geschlossenheit des Settings
„Zwang“ zur Aushandlung und Koproduktion
„Zwang“ zur Vorgabe („solistische Produktion“)
Möglichkeit zum eigenen Handeln Begrenzte und Verantworten Handlungsmöglichkeiten
„Bewertung“ des Handelns an Kriterien der Beteiligten
Bewertung an Fremdkriterien
Partizipationspotentiale der OKJA Partizipationsgrenzen von Schule
Gesellungsweisen bestimmen die Gesellungsweisen vordefiniert: BesucherInnen (in Grenzen)
Schulklasse und Unterricht
Inhalte und Aneignungsweisen bestimmen die BesucherInnen in Aushandlung mit anderen und HPM
Curricula geben die Themen und Lernweisen vor; spezifischer Aushandlungsspielraum gering
Relativ hohe Gestaltbarkeit der Settings
Tendenzielle Geschlossenheit des Settings
„Zwang“ zur Aushandlung und Koproduktion
„Zwang“ zur Vorgabe („solistische Produktion“)
Möglichkeit zum eigenen Handeln Begrenzte und Verantworten Handlungsmöglichkeiten
„Bewertung“ des Handelns an Kriterien der Beteiligten
Bewertung an Fremdkriterien
Partizipationspotentiale der OKJA Partizipationsgrenzen von Schule
Gesellungsweisen bestimmen die Gesellungsweisen vordefiniert: BesucherInnen (in Grenzen)
Schulklasse und Unterricht
Inhalte und Aneignungsweisen bestimmen die BesucherInnen in Aushandlung mit anderen und HPM
Curricula geben die Themen und Lernweisen vor; spezifischer Aushandlungsspielraum gering
Relativ hohe Gestaltbarkeit der Settings
Tendenzielle Geschlossenheit des Settings
„Zwang“ zur Aushandlung und Koproduktion
„Zwang“ zur Vorgabe („solistische Produktion“)
Möglichkeit zum eigenen Handeln Begrenzte und Verantworten Handlungsmöglichkeiten
„Bewertung“ des Handelns an Kriterien der Beteiligten
Bewertung an Fremdkriterien
Partizipationspotentiale der OKJA Partizipationsgrenzen von Schule
Gesellungsweisen bestimmen die Gesellungsweisen vordefiniert: BesucherInnen (in Grenzen)
Schulklasse und Unterricht
Inhalte und Aneignungsweisen bestimmen die BesucherInnen in Aushandlung mit anderen und HPM
Curricula geben die Themen und Lernweisen vor; spezifischer Aushandlungsspielraum gering
Relativ hohe Gestaltbarkeit der Settings
Tendenzielle Geschlossenheit des Settings
„Zwang“ zur Aushandlung und Koproduktion
„Zwang“ zur Vorgabe („solistische Produktion“)
Möglichkeit zum eigenen Handeln Begrenzte und Verantworten Handlungsmöglichkeiten
„Bewertung“ des Handelns an Kriterien der Beteiligten
Bewertung an Fremdkriterien
Partizipationspotentiale der OKJA Partizipationsgrenzen von Schule
Gesellungsweisen bestimmen die Gesellungsweisen vordefiniert: BesucherInnen (in Grenzen)
Schulklasse und Unterricht
Inhalte und Aneignungsweisen bestimmen die BesucherInnen in Aushandlung mit anderen und HPM
Curricula geben die Themen und Lernweisen vor; spezifischer Aushandlungsspielraum gering
Relativ hohe Gestaltbarkeit der Settings
Tendenzielle Geschlossenheit des Settings
„Zwang“ zur Aushandlung und Koproduktion
„Zwang“ zur Vorgabe („solistische Produktion“)
Möglichkeit zum eigenen Handeln Begrenzte und Verantworten Handlungsmöglichkeiten
„Bewertung“ des Handelns an Kriterien der Beteiligten
Bewertung an Fremdkriterien