WOCHENENDE S A M ST A G, 2 9 . OKT OB E R 2 0 1 1 WO CH E NE ND E @S AL Z BU RG .C OM Im Netz Wie Facebook & Co. unser Leben verändern JOSEF SCHORN Soziale Netzwerke im Internet schaffen eine neue Welt. Sie verändern unsere Identität, unsere Kommunikation, unsere Art, Beziehungen zu knüpfen. Sie verwandeln uns in Datensätze, mit denen sich Geschäfte machen lassen. Sie verwandeln Kunden in Produkte. Gastautor Jochen Jung zählt auf, was gerade noch gefehlt hat. Seite VII D er Tag beginnt mit einer Tasse Kaffee und heißen Informationen aus dem virtuellen Freundeskreis. Wenn Birgit, 51, in ihrem Haus bei Salzburg in den Morgenstunden den Computer hochfährt, freut sie sich auf den Kontakt mit ihrer Facebook-Gemeinde. Kaum etwas bleibt verborgen, wer mit wem und wer nicht, wer sich vom Liebsten trennt oder wer auf neue Liebe hofft. Wer in einem guten Restaurant war, empfiehlt es weiter, wer einen guten Film gesehen hat, liefert den Link zur Videoplattform, wer auf Reisen ist, schickt seine Bilder um die halbe Welt. Nützliches vermischt sich mit Unnützem, Brauchwert mit Entertainment. Facebook – die Fortsetzung des traditionellen Kaffeeklatsches mit den Mitteln des Internetzeitalters? Gäbe es Facebook nicht, sagt Lesen Wo die Gemütlichkeit endet: Neue österreichische Krimis porträtieren ein Land, in dem Korruption gut gedeiht. Seite VIII Birgit vor ihrem Computer, müsste sie halt wieder öfter zum Telefon greifen, um mit Freunden zu kommunizieren. Seit sieben Jahren existiert Facebook, von der Plattform für Harvard-Studenten zum größten Sozialnetzwerk im Internet herangewachsen. Gründer und Vorstandsvorsitzender Mark Zuckerberg ist noch keine 28 Jahre alt und schon 17 Milliarden Dollar schwer, der Wert seines Unternehmens wird auf sagenhafte 50 Milliarden Dollar geschätzt. Seit 2008 existiert die Version in deutscher Sprache, und heuer im September waren es weltweit 800 Millionen Menschen, die Facebook nutzten. Alles nur für Klatsch und Tratsch? Der Internetpionier Guy Almes hat einmal drei Todesarten ausgemacht, Hirntod, Herztod und „Abgeschnittensein vom Netzwerk“. Nimmt man Almes beim Wort, hat Reisen Australiens Südwesten: ein grünes Eck für Genießer. Seiten IX, X Facebook zumindest das Gewicht von Tratsch verändert. Wer schweigt, zählt nicht. Schon vor Facebook waren Psychologen überzeugt, dass Tratsch für den Zusammenhalt von sozialen Gruppen eine enorme Bedeutung hat. Erst Tratsch, so formuliert es Robin Dunbar, der an der Universität in Liverpool lehrt, ermöglicht die Gesellschaft, wie wir sie kennen. 60 Prozent aller Unterhaltungen zwischen Menschen drehen sich um Leute, die nicht anwesend sind, mehr als die Hälfte aller Gespräche sind Tratsch. Tratsch ist seit jeher der Kitt der menschlichen Gesellschaft. Nichts wirklich Neues also. Aber warum wird dann die Kritik an Facebook immer lauter, was bewegt die Hacker, die drohen, das Unternehmen am kommenden Samstag zu zerstören? Fortsetzung Seite II Kulinarium Snacks sind heimliche Wahrzeichen Pekings. Seite XIII
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