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KRAICHGAU
Nr. 56 / Rhein-Neckar-Zeitung
LOKALREDAKTION SINSHEIM
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Ü B R I G E N S . . .
Wer liebt, hat
schließlich recht
Von Christiane Barth
Es ist halt so Usus, dem Objekt seiner
Begierde einen Stempel zu verpassen.
Von der Ehe kennen wir das ja, wo sich
zwei Liebende mit einem Ring für
ewig (oder auch nicht) aneinander bin
den – den Tag der Vermählung in Gold
graviert. Vom Sport kennt man's auch.
Mit Verlaub: Was sonst ist das, wenn
sich Autofahrer ein Kennzeichen an
Front und Heck montieren, das bis vor
kurzem allenfalls als ferne Jahreszahl
irgendwo in der Vergangenheit auf
tauchte und inzwischen zweifelsfrei ei
nem Fußballverein zugeordnet wird?
Oder wenn gleich mit großen Lettern
die Fahrertür vom jenem begehrten
Verein zeugt und aller Welt mitteilt:
„Ich bin Fan von 1899 Hoffenheim“.
Die zarten Liebesbande werden
kundgetan: Umschlungen sind die Lie
benden unisono mit sattblauen Schals.
Rote Rosen tätens zwar auch, wären
den pragmatischen Fans wohl aber
doch zu gefühltsbetont. Schließlich
geht es um Tore, nicht um ein Tete à Te
te. Und wenns dann endlich so weit ist,
der Ball ins Netz fliegt, schlagen die
Herzen höher und die „Hoch“zeit wird
mit einem Hupkonzert frenetisch gefei
ert. In guten wie in schlechten Tagen
will man zusammenhalten. Sollte das
Spiel nicht ganz so gut ausgehen, dann
streitet man sich vielleicht und ist
auch etwas derangiert, manchmal flie
gen auch die Fetzen – aber bis zum
nächsten Date ist alles wieder verge
ben und vergessen. Wer liebt, hat
schließlich recht.
Förderung für zwei
Projekte in Ortsteilen
Sinsheim. Über 113.800 Euro Fördermit
tel gehen im Rahmen des Entwicklungs
programms Ländlicher Raum (ELR) an
den Rhein Neckar Kreis. Diese Förder
mittel erhalten in diesem Jahr zwei Ge
meinden für drei Projekte. Leimen be
kommt 57.500 Euro, Sinsheim 56.300
Euro. Nach Sinsheim Rohrbach gehen
für ein Projekt 20.000 Euro, für die Mo
dernisierung und Erweiterung eines Ge
bäudes, nach Waldangelloch 36.300 Euro
für die Neuschaffung einer zusätzlichen
Wohnung durch Umnutzung von Scheu
ne und Keller. In Baden Württemberg er
halten insgesamt in 34 Landkreisen 392
Gemeinden Fördermittel von rund 62 Mil
lionen Euro. Durch die über 1000 geför
derten kommunalen und privaten Projek
te sollen Investitionen von circa 435 Mil
lionen Euro initiiert, über 1.500 Arbeits
plätze geschaffen und viele weitere erhal
ten werden.
Blutspender gesucht
Sinsheim Dühren. Das DRK bittet um
Blutspenden am Donnerstag, 12. März,
von 14 Uhr bis 19.30 Uhr in der Mehr
zweckhalle. Blut spenden kann jeder zwi
schen 18 und 68 Jahren, Erstspender dür
fen nicht älter als 59 Jahre sein. Das DRK
bittet den Personalausweis mitzubrin
gen. Info: www.blutspende.de; Hotline
08001194911.
3
Wie am Schnürchen: Sogar Jogi Löw begeistert
Endlich ist 1899 Hoffenheim auch außerhalb des Spielfelds in der ersten Bundesliga angekommen – Verkehr lief super, Fans top drauf
Von Martin Weis und Christoph Moll
Sinsheim. Allen Wettervorhersagen zum
Trotz: Für den strahlenden Sonnenschein
und den tiefblauen Himmel über der
Rhein Neckar Arena vom vergangenen
Samstag gibt's nur ein Wort: Bilderbuch
wetter. Kein Wunder, dass da die Stim
mung im Stadionrund beim Spiel gegen
Werder Bremen dieses Mal phänomenal
gut war. Es brodelte auf der Südtribüne,
die Fans standen wie ein zwölfter Mann
hinter ihren Kraichgau Kickern. Und die
zahlten es mit einem torlosen Unentschie
den der besseren Sorte heim.
Umso verständli
cher, dass man da
über kleinere Pan
nen hinwegschauen
kann. Dieses Mal
hat's Mike Diehl er
wischt. Seine obliga
torische „Stadion
Show“ vor dem An
pfiff mutierte am
Samstag eher zu ei
ner „Pannen Show“.
Bei der Verlesung der Verletztenliste ließ
er Timo Hildebrand unter den Tisch fal
len, was Spekulationen Tür und Tor öffne
te, ob denn Daniel Haas jetzt wieder die
alleinige Nummer eins sei. Doch der
1899 Fanbeauftragte setzte noch einen
drauf. „Und jetzt begrüßen Sie unsere
Gäste aus Leverkusen“ hieß er die Bre
mer Elf willkommen. Leverkusen war
aber schon vor drei Wochen. Sei's drum.
Auch Trainer Ralf Rangnick hatte für die
sen Lapsus nur ein Lächeln übrig: „Der
Mike ist auch nicht mehr der allerjüngs
te. Da vergisst man schon mal was“, zwin
kerte Rangnick nach dem Spiel.
Gut gefallen muss es auch der geball
Fußgänger wurde
schwer verletzt
Sinsheim. Ein 26 jähriger Pkw Fahrer be
fuhr am Samstag gegen 00.45 Uhr den Zu
fahrtsweg vom Parkplatz einer Disko
thek in Richtung Neulandstraße. Kurz
vor der Einmündung stieß er aus Unacht
samkeit mit einem die Fahrbahn überque
renden 17 jährigen Fußgänger zusam
men, der dabei schwer verletzt wurde.
Am Pkw des 26 Jährigen entstand Sach
schaden in Höhe von 200 Euro. Bei der
Unfallaufnahme stellten die Beamten in
der Atemluft des 26 Jährigen Alkoholge
ruch fest. Eine Alkoholüberprüfung er
gab einen Alkoholwert von 1,04 Promille.
Ihm wurde daraufhin eine Blutprobe ent
nommen. Sein Führerschein wurde einbe
halten und wird nun mit einer Anzeige
wegen Straßenverkehrsgefährdung der
Staatsanwaltschaft zugeleitet.
Montag, 9. März 2009
Fans aller Art schauten zu – auch Bundestrainer Jogi Löw (2.v.li.) war da. Foto: Moll
Sie machten klar, wer in Sinsheim das Sagen hat: die 1899-Fans vom „Zwingerclub“ formierten sich am Bahnhof und marschierten geschlossen und diszipliniert zur Arena. Foto: Weis
ten Fußball Prominenz auf den Busi
ness Seats der Westtribüne haben. Ne
ben Bundestrainer Joachim Löw kamen
auch Fußball Legende Günter Netzer
und DFB Direktor Wolfgang Niersbach
zum ersten Mal in die Rhein Neckar Are
na. Zusammen mit 1899 Präsident Peter
Hofmann und Geschäftsführer Jochen A.
Rotthaus verfolgten sie das Spiel und
standen sogar stramm, als es hieß „Steht
auf, wenn ihr für Hoffe seid.“ Na ja, wohl
eher weil sie sonst nichts mehr gesehen
hätten.
Mit der Sonne um die Wette strahlten
die Einsatzkräfte von VRN und DB. Alle
verstärkten Regelzüge und Sonderzüge
aus
Ludwigshafen/Mannheim/Heidel
berg waren viel besser besetzt als bei den
vorangegangenen Heimspielen. Bereits
um 13 Uhr entstiegen der in Dreier Trak
tion anrollenden Regionalbahn 400 Fuß
ballfans, zehn Mal mehr als vor drei Wo
chen. Gleiches Bild bei den nachfolgen
den Zug Ankünften aus dem Neckartal.
Der erste Sonderzug spuckte aus den
sechs Waggons 800 Fußballfans aus. Da
schlägt der vor dem Sinsheimer Bahnhof
wartende zweite Sonderzug aus Mann
heim nicht so zu Buche. Grund für die
fünf Minuten Steherei auf der Strecke:
Die Entladeprozedur der zuvor angekom
mene Regelbahn am Bahnsteig 1 zog sich,
bis der letzte von 450 Fußballfans die en
gen Türen der Triebwagengespannes pas
siert hatte.
Recht zügig klappte es mit der Weiter
beförderung per Shuttle Bus. Dank bes
tem Wetter zogen es viele vor, das letzte
Wegstück zu Fuß zu bewältigen. Bewährt
hat sich laut Pressestelle der Polizeidirek
tion Heidelberg, dass der Shuttledienst
vom Stadion zum Bahnhof auch über die
A6 oder über Steinsfurt Rohrbach lief.
Die Busse kamen so rechtzeitig zurück.
„Um 18.45 Uhr waren die Parkplätze
leer. Das ist sehr gut gelaufen“, bilanziert
Dieter Klumpp für die PD Heidelberg die
Verkehrslage. Sehr hilfreich war die um
gekehrte Einbahnregelung für die „Bau
straße“ zwischen Raststätte Kraichgau
Süd und Stadion. Hier wurde der Ver
kehr Richtung L 550 abgeleitet.
Deutlich mehr Fußballfans der Region nutzten das Angebot von DB und VRN. Foto: Weis
Eine Inszenierung voll von Geheimnissen
Das Vokalensemble Sinsheim zeigte sich bei der Premiere seiner „Mondmusik“ in Hochform
Die Sprachkraft Goethes mit der musi
kalischen Größe Beethovens, Chopins
oder Debussys, aber auch Cat Stevens
Sinsheim. „Wir fühlten längst schon,
oder Neil Youngs, in stiller Nacht, fast
wie's spiegelnder wird im Dunkeln“: Un
vollmondbeschienen, mitsamt dem ker
weigerlich fühlt man sich an Rilke erin
zenflackernden Lichtflirren im Musik
nert. Lyrik, Musik und vor allem Mystik
schien den Musiksaal des Wilhelmi Gym
saal, machten das Konzert zu etwas Ein
nasiums zu durchdringen. „Mondmusik“
zigartigem – umgesetzt von virtuosen Mu
mit dem Vokalensemble war etwas Ge
sikern der Sinsheimer Szene.
heimnisvolles – nicht nur, weil das Pro
Der Mondschatten breitete sich aus
jekt neu war, sondern auch, weil das Ge
mit „Moon Shadow“, Traurigkeit hüllte
heimnisvolle per se die gesamte Inszenie
ein, denn „Honeymoon has said good
rung durchdrang.
bye“, mit „Moonriver“ aus „Frühstück
„Nun aber lass uns ganz hinüber tre
bei Tiffanys“ gings bis ans Ende des Re
genbogens:
Zu
schön das Spiel
mit den verborge
nen Stimmungen,
die erst, wenn der
Nachthimmel
rauscht, ans Licht
gelangen. Ergän
zend und „kontem
plativ“ dazu stim
mungsvolle Bilder
auf der Leinwand.
Christiane
Kreis als Mezzoso
pran Solistin, Det
lef Krispien beim
Trompetensolo:
Musikalische Über
raschungen
vor
dem Hintergrund
eines voluminösen
Chores – das Vokal
ensemble in Hoch
form bei tiefen
Stimmungen aus
dem Grund des
Verborgenen.
Blütenweiß ho
ben sich die Bal
lett Tänzerinnen
vom schattenhaf
„An den Mond“ und vor allem an die Zuhörer richtete sich das Konzert mit dem Vokalensemble, das allerlei Überraschun- ten Ensemble ab:
Romina
Horn,
gen barg. Die engagierte und bewegte Leitung hatte wieder Erwin Schaffer. Foto: Barth
Von Christiane Barth
ten in die Welt, die monden ist“: Rilkes
Verse beschreiben wohl treffender das
Mystische, dem man sich nun in kunstvol
ler Bearbeitung annäherte.
„An den Mond“ richtete sich ein Kon
zert, das die Stimmung der hell beschiene
nen Nacht aufgriff. „Selig, wer sich vor
der Welt ohne Hass verschließt“ sinnierte
einer der Sprecher vom Dunkel der Büh
ne, wo sich das Ensemble formiert hatte
und synchron mit Erwin Schaffers Direk
tion mal tief melancholisch, mal unbe
schwert und heiter das Himmelsgestirn
besang.
Anmutige Tänzerinnen setzten die lyrische
Stimmung mit viel Grazie in der Bewegung
um. Foto: Barth
Franziska Pauley und Vanessa Ruth zeig
ten viel Grazie (Choreographie von der
Tanzschule Stegmaier). Am Klavier be
gleiteten Eric Grunwald und Wolfram
Theis das Konzert, am Schlagzeug Jonas
Völker, Karl Schramm am Bass.
In tiefe Gefilde wurden die Zuhörer
geschickt, in Wolfschluchten oder in die
Traurigkeit: „Wandle zwischen Freud
und Schmerzen in der Einsamkeit.“ Die
Imagination war es, die die Scheinwerfer
auf das Dunkle warf. Dann wieder: „Oh
süßer Mond, ein Fest der Liebe bescheinst
du“. Schließlich die Mondscheinsonate
und natürlich „Der Mond ist aufgegan
gen“.
Dies übrigens war er längst in jener
Nacht, wenn auch die volle Größe des Erd
trabanten sich erst drei Nächte später zei
gen würde. Das Nicht Fassbare lag je
doch auch in der Ahnung davon, von der
Größe – und wieder schleicht sich Rilke
ein: „Vergiss – und lass uns jetzt nur dies
erleben“. Mondisch und wunderbar!
Weitere Aufführungen zeigt das Vokal
ensemble Sinsheim am Freitag, 13. März,
und am Sonntag, 15. März, jeweils um 20
Uhr wieder im Musiksaal des Wilhelmi
Gymnasiums.