KRAICHGAU Nr. 56 / Rhein-Neckar-Zeitung LOKALREDAKTION SINSHEIM So erreichen Sie die Lokalredaktion: Tel. Redaktion: 0 72 61 - 94 40 30 Fax Redaktion: 0 72 61 - 94 40 39 E-Mail: [email protected] Ü B R I G E N S . . . Wer liebt, hat schließlich recht Von Christiane Barth Es ist halt so Usus, dem Objekt seiner Begierde einen Stempel zu verpassen. Von der Ehe kennen wir das ja, wo sich zwei Liebende mit einem Ring für ewig (oder auch nicht) aneinander bin den – den Tag der Vermählung in Gold graviert. Vom Sport kennt man's auch. Mit Verlaub: Was sonst ist das, wenn sich Autofahrer ein Kennzeichen an Front und Heck montieren, das bis vor kurzem allenfalls als ferne Jahreszahl irgendwo in der Vergangenheit auf tauchte und inzwischen zweifelsfrei ei nem Fußballverein zugeordnet wird? Oder wenn gleich mit großen Lettern die Fahrertür vom jenem begehrten Verein zeugt und aller Welt mitteilt: „Ich bin Fan von 1899 Hoffenheim“. Die zarten Liebesbande werden kundgetan: Umschlungen sind die Lie benden unisono mit sattblauen Schals. Rote Rosen tätens zwar auch, wären den pragmatischen Fans wohl aber doch zu gefühltsbetont. Schließlich geht es um Tore, nicht um ein Tete à Te te. Und wenns dann endlich so weit ist, der Ball ins Netz fliegt, schlagen die Herzen höher und die „Hoch“zeit wird mit einem Hupkonzert frenetisch gefei ert. In guten wie in schlechten Tagen will man zusammenhalten. Sollte das Spiel nicht ganz so gut ausgehen, dann streitet man sich vielleicht und ist auch etwas derangiert, manchmal flie gen auch die Fetzen – aber bis zum nächsten Date ist alles wieder verge ben und vergessen. Wer liebt, hat schließlich recht. Förderung für zwei Projekte in Ortsteilen Sinsheim. Über 113.800 Euro Fördermit tel gehen im Rahmen des Entwicklungs programms Ländlicher Raum (ELR) an den Rhein Neckar Kreis. Diese Förder mittel erhalten in diesem Jahr zwei Ge meinden für drei Projekte. Leimen be kommt 57.500 Euro, Sinsheim 56.300 Euro. Nach Sinsheim Rohrbach gehen für ein Projekt 20.000 Euro, für die Mo dernisierung und Erweiterung eines Ge bäudes, nach Waldangelloch 36.300 Euro für die Neuschaffung einer zusätzlichen Wohnung durch Umnutzung von Scheu ne und Keller. In Baden Württemberg er halten insgesamt in 34 Landkreisen 392 Gemeinden Fördermittel von rund 62 Mil lionen Euro. Durch die über 1000 geför derten kommunalen und privaten Projek te sollen Investitionen von circa 435 Mil lionen Euro initiiert, über 1.500 Arbeits plätze geschaffen und viele weitere erhal ten werden. Blutspender gesucht Sinsheim Dühren. Das DRK bittet um Blutspenden am Donnerstag, 12. März, von 14 Uhr bis 19.30 Uhr in der Mehr zweckhalle. Blut spenden kann jeder zwi schen 18 und 68 Jahren, Erstspender dür fen nicht älter als 59 Jahre sein. Das DRK bittet den Personalausweis mitzubrin gen. Info: www.blutspende.de; Hotline 08001194911. 3 Wie am Schnürchen: Sogar Jogi Löw begeistert Endlich ist 1899 Hoffenheim auch außerhalb des Spielfelds in der ersten Bundesliga angekommen – Verkehr lief super, Fans top drauf Von Martin Weis und Christoph Moll Sinsheim. Allen Wettervorhersagen zum Trotz: Für den strahlenden Sonnenschein und den tiefblauen Himmel über der Rhein Neckar Arena vom vergangenen Samstag gibt's nur ein Wort: Bilderbuch wetter. Kein Wunder, dass da die Stim mung im Stadionrund beim Spiel gegen Werder Bremen dieses Mal phänomenal gut war. Es brodelte auf der Südtribüne, die Fans standen wie ein zwölfter Mann hinter ihren Kraichgau Kickern. Und die zahlten es mit einem torlosen Unentschie den der besseren Sorte heim. Umso verständli cher, dass man da über kleinere Pan nen hinwegschauen kann. Dieses Mal hat's Mike Diehl er wischt. Seine obliga torische „Stadion Show“ vor dem An pfiff mutierte am Samstag eher zu ei ner „Pannen Show“. Bei der Verlesung der Verletztenliste ließ er Timo Hildebrand unter den Tisch fal len, was Spekulationen Tür und Tor öffne te, ob denn Daniel Haas jetzt wieder die alleinige Nummer eins sei. Doch der 1899 Fanbeauftragte setzte noch einen drauf. „Und jetzt begrüßen Sie unsere Gäste aus Leverkusen“ hieß er die Bre mer Elf willkommen. Leverkusen war aber schon vor drei Wochen. Sei's drum. Auch Trainer Ralf Rangnick hatte für die sen Lapsus nur ein Lächeln übrig: „Der Mike ist auch nicht mehr der allerjüngs te. Da vergisst man schon mal was“, zwin kerte Rangnick nach dem Spiel. Gut gefallen muss es auch der geball Fußgänger wurde schwer verletzt Sinsheim. Ein 26 jähriger Pkw Fahrer be fuhr am Samstag gegen 00.45 Uhr den Zu fahrtsweg vom Parkplatz einer Disko thek in Richtung Neulandstraße. Kurz vor der Einmündung stieß er aus Unacht samkeit mit einem die Fahrbahn überque renden 17 jährigen Fußgänger zusam men, der dabei schwer verletzt wurde. Am Pkw des 26 Jährigen entstand Sach schaden in Höhe von 200 Euro. Bei der Unfallaufnahme stellten die Beamten in der Atemluft des 26 Jährigen Alkoholge ruch fest. Eine Alkoholüberprüfung er gab einen Alkoholwert von 1,04 Promille. Ihm wurde daraufhin eine Blutprobe ent nommen. Sein Führerschein wurde einbe halten und wird nun mit einer Anzeige wegen Straßenverkehrsgefährdung der Staatsanwaltschaft zugeleitet. Montag, 9. März 2009 Fans aller Art schauten zu – auch Bundestrainer Jogi Löw (2.v.li.) war da. Foto: Moll Sie machten klar, wer in Sinsheim das Sagen hat: die 1899-Fans vom „Zwingerclub“ formierten sich am Bahnhof und marschierten geschlossen und diszipliniert zur Arena. Foto: Weis ten Fußball Prominenz auf den Busi ness Seats der Westtribüne haben. Ne ben Bundestrainer Joachim Löw kamen auch Fußball Legende Günter Netzer und DFB Direktor Wolfgang Niersbach zum ersten Mal in die Rhein Neckar Are na. Zusammen mit 1899 Präsident Peter Hofmann und Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus verfolgten sie das Spiel und standen sogar stramm, als es hieß „Steht auf, wenn ihr für Hoffe seid.“ Na ja, wohl eher weil sie sonst nichts mehr gesehen hätten. Mit der Sonne um die Wette strahlten die Einsatzkräfte von VRN und DB. Alle verstärkten Regelzüge und Sonderzüge aus Ludwigshafen/Mannheim/Heidel berg waren viel besser besetzt als bei den vorangegangenen Heimspielen. Bereits um 13 Uhr entstiegen der in Dreier Trak tion anrollenden Regionalbahn 400 Fuß ballfans, zehn Mal mehr als vor drei Wo chen. Gleiches Bild bei den nachfolgen den Zug Ankünften aus dem Neckartal. Der erste Sonderzug spuckte aus den sechs Waggons 800 Fußballfans aus. Da schlägt der vor dem Sinsheimer Bahnhof wartende zweite Sonderzug aus Mann heim nicht so zu Buche. Grund für die fünf Minuten Steherei auf der Strecke: Die Entladeprozedur der zuvor angekom mene Regelbahn am Bahnsteig 1 zog sich, bis der letzte von 450 Fußballfans die en gen Türen der Triebwagengespannes pas siert hatte. Recht zügig klappte es mit der Weiter beförderung per Shuttle Bus. Dank bes tem Wetter zogen es viele vor, das letzte Wegstück zu Fuß zu bewältigen. Bewährt hat sich laut Pressestelle der Polizeidirek tion Heidelberg, dass der Shuttledienst vom Stadion zum Bahnhof auch über die A6 oder über Steinsfurt Rohrbach lief. Die Busse kamen so rechtzeitig zurück. „Um 18.45 Uhr waren die Parkplätze leer. Das ist sehr gut gelaufen“, bilanziert Dieter Klumpp für die PD Heidelberg die Verkehrslage. Sehr hilfreich war die um gekehrte Einbahnregelung für die „Bau straße“ zwischen Raststätte Kraichgau Süd und Stadion. Hier wurde der Ver kehr Richtung L 550 abgeleitet. Deutlich mehr Fußballfans der Region nutzten das Angebot von DB und VRN. Foto: Weis Eine Inszenierung voll von Geheimnissen Das Vokalensemble Sinsheim zeigte sich bei der Premiere seiner „Mondmusik“ in Hochform Die Sprachkraft Goethes mit der musi kalischen Größe Beethovens, Chopins oder Debussys, aber auch Cat Stevens Sinsheim. „Wir fühlten längst schon, oder Neil Youngs, in stiller Nacht, fast wie's spiegelnder wird im Dunkeln“: Un vollmondbeschienen, mitsamt dem ker weigerlich fühlt man sich an Rilke erin zenflackernden Lichtflirren im Musik nert. Lyrik, Musik und vor allem Mystik schien den Musiksaal des Wilhelmi Gym saal, machten das Konzert zu etwas Ein nasiums zu durchdringen. „Mondmusik“ zigartigem – umgesetzt von virtuosen Mu mit dem Vokalensemble war etwas Ge sikern der Sinsheimer Szene. heimnisvolles – nicht nur, weil das Pro Der Mondschatten breitete sich aus jekt neu war, sondern auch, weil das Ge mit „Moon Shadow“, Traurigkeit hüllte heimnisvolle per se die gesamte Inszenie ein, denn „Honeymoon has said good rung durchdrang. bye“, mit „Moonriver“ aus „Frühstück „Nun aber lass uns ganz hinüber tre bei Tiffanys“ gings bis ans Ende des Re genbogens: Zu schön das Spiel mit den verborge nen Stimmungen, die erst, wenn der Nachthimmel rauscht, ans Licht gelangen. Ergän zend und „kontem plativ“ dazu stim mungsvolle Bilder auf der Leinwand. Christiane Kreis als Mezzoso pran Solistin, Det lef Krispien beim Trompetensolo: Musikalische Über raschungen vor dem Hintergrund eines voluminösen Chores – das Vokal ensemble in Hoch form bei tiefen Stimmungen aus dem Grund des Verborgenen. Blütenweiß ho ben sich die Bal lett Tänzerinnen vom schattenhaf „An den Mond“ und vor allem an die Zuhörer richtete sich das Konzert mit dem Vokalensemble, das allerlei Überraschun- ten Ensemble ab: Romina Horn, gen barg. Die engagierte und bewegte Leitung hatte wieder Erwin Schaffer. Foto: Barth Von Christiane Barth ten in die Welt, die monden ist“: Rilkes Verse beschreiben wohl treffender das Mystische, dem man sich nun in kunstvol ler Bearbeitung annäherte. „An den Mond“ richtete sich ein Kon zert, das die Stimmung der hell beschiene nen Nacht aufgriff. „Selig, wer sich vor der Welt ohne Hass verschließt“ sinnierte einer der Sprecher vom Dunkel der Büh ne, wo sich das Ensemble formiert hatte und synchron mit Erwin Schaffers Direk tion mal tief melancholisch, mal unbe schwert und heiter das Himmelsgestirn besang. Anmutige Tänzerinnen setzten die lyrische Stimmung mit viel Grazie in der Bewegung um. Foto: Barth Franziska Pauley und Vanessa Ruth zeig ten viel Grazie (Choreographie von der Tanzschule Stegmaier). Am Klavier be gleiteten Eric Grunwald und Wolfram Theis das Konzert, am Schlagzeug Jonas Völker, Karl Schramm am Bass. In tiefe Gefilde wurden die Zuhörer geschickt, in Wolfschluchten oder in die Traurigkeit: „Wandle zwischen Freud und Schmerzen in der Einsamkeit.“ Die Imagination war es, die die Scheinwerfer auf das Dunkle warf. Dann wieder: „Oh süßer Mond, ein Fest der Liebe bescheinst du“. Schließlich die Mondscheinsonate und natürlich „Der Mond ist aufgegan gen“. Dies übrigens war er längst in jener Nacht, wenn auch die volle Größe des Erd trabanten sich erst drei Nächte später zei gen würde. Das Nicht Fassbare lag je doch auch in der Ahnung davon, von der Größe – und wieder schleicht sich Rilke ein: „Vergiss – und lass uns jetzt nur dies erleben“. Mondisch und wunderbar! Weitere Aufführungen zeigt das Vokal ensemble Sinsheim am Freitag, 13. März, und am Sonntag, 15. März, jeweils um 20 Uhr wieder im Musiksaal des Wilhelmi Gymnasiums.
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