Begegnungsnachmittag im Stift Tilbeck einer Behinderteneinrichtung Wie alle 2 Jahre fand auch in diesem Jahr am 10. Juli der Begegnungsnachmittag statt. Es ist ein Angebot für die Schwesternkonvente im Kreisdekanat Coesfeld. Vorbereitet wird das Fest von der SchwesternAG, deren Vorsitz Sr.M.Georgi Wieborg hat. Es ist erfreulich, dass trotz des Älter Werdens immerhin ca. 60 Schwestern daran teilnehmen. In diesem Jahr kamen die Schwestern aus folgenden Konventen: Franziskanerinnen Antonius- und Elisabethkonvent, Lüdinghausen – Clemensschwestern Maria Ludwig Stift, Dülmen – Katharinenschwester, Eggerode – Franziskanerinnen v. Mauritz, Seppenrade und Stift Tilbeck – Heiligenstädter Schulschwestern, Nordkirchen – Schwestern .U.L.Frau Kloster Annenthal, Coesfeld und Liebfrauenhaus, Nottuln. Das Motto dieses Nachmittages lautete: „Gottes Liebe ist wie die Sonne“ Das Wetter tat sein Bestes. Es war nicht zu heiß, nicht zu kalt – einfach passend. Das Treffen begann mit einer Wortgottesfeier in der Kapelle des Hauses, die einer Kirche gleich kommt. Das Symbol Sonne führte uns durch diese Stunde – in Bild, Wort und Gesang. Die Gedanken dazu waren: 1. Gott schenkt uns mit der Sonne einen Rhythmus von Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit, Tätigkeit und Ruhe. 2. Gott schenkt uns mit der Sonne Licht und Wärme: Ihre Strahlen wärmen die Haut; durch ihr Licht können wir sehen; durch ihr Licht wächst alles, was lebt. 3. Gott schenkt sich uns wie die Sonne: „Denn Sonne und Schild ist Jahwe, er verleiht Huld und Ehre.“ Ps 84,12 ~1~ Nach diesem gemeinsamen Gebet führte uns der Weg zur Werkstatt, wo uns die Sonne mit ihren warmen Strahlen begleitete. Wir machten Halt am Friedhof, um dort der Toten zu gedenken. Seit 2001 erinnert auf dem Friedhof von Stift Tilbeck ein Gedenkstein, der „Engel der Geschichte“, an die Opfer des Nationalsozialismus. Insgesamt 228 Frauen und Kinder mit geistiger Behinderung wurden in Provinzialheilanstalten gebracht. Viele davon kamen im Rahmen der „Euthanasie“Maßnahmen in Tötungslagern um. Eine Bewohnerin – 95 Jahre alt – lebt noch. Sie hat diese schreckliche Zeit miterleben müssen. Seit 2001 findet in jedem Jahr am 27. Januar der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus im Stift Tilbeck statt. In diesem Jahr war der Gedenktag ein besonderes Ereignis. 228 schlichte Holzkreuze wurden auf dem Tilbecker Friedhof am Mahnmal – dem gebrochenen Engel – in einer feierlichen Zeremonie aufgestellt, eines für jedes Opfer. Jedes Kreuz trägt den Namen eines getöteten Menschen, jedes Kreuz für ein individuelles Schicksal. Handwerker hatten die Kreuze in ehrenamtlicher Arbeit gefertigt. Anschließend wurden sie in die Wohnbereiche verteilt und beschriftet. Wir – die Schwestern – wurden schweigsam und still, als wir vor den vielen Kreuzen am „gebrochenen Engel“ standen. In der Tilbecker Zeitschrift „Der Buntstift“ steht dazu: „Sie (die Opfer) haben nach Jahren des Schweigens ihre Namen zurückerhalten. Sie sind nun endlich nach Hause zurückgekehrt. Zurückgekehrt in die Mitte einer Gesellschaft, deren Geschichte von Frieden und Freiheit ohne Katastrophen des letzten Jahrhunderts nicht zu verstehen ist. Zurück gekehrt in die Mitte einer Gesellschaft, die nicht mehr verstehen kann, wie so etwas möglich war“. ~2~ Nach diesem Zwischenstopp begaben wir uns zum Speisesaal der Werkstatt, wo es Kaffee und Kuchen gab. Auf jedem Platz lachte uns als Tischschmuck eine Sonne entgegen. Besonders erfreut hat uns eine Musikgruppe, die aus Bewohnern mit Behinderungen bestand. Es war eine kleine Band; sie spielten und sangen uns zur Freude. Da die Lieder z.T. bekannt waren, konnten wir mitsingen. Das Singen und die Art und Weise, wie das Musikalische dargeboten wurde, hat sehr zum Gelingen des Festes beigetragen. Zum Schluss wurden wir mit dem Tilbecker Lied verabschiedet: Refrain: 1. Tilbeck ist: Komm hier kannst du leben! Tilbeck ist: Komm hier kannst du sein! Tilbeck ist: Komm mit deinen Sorgen! Tilbeck ist: Du bist nicht allein! Tilbeck ist mehr, mehr, mehr immer mehr Leben als vorher. Tilbeck ist: Komm sei dabei! Denn Du bist uns nicht einerlei. Tilbeck ist: mehr, mehr, mehr immer mehr Leben als vorher. Tilbeck ist: Komm sei dabei! Denn Du bist uns nicht einerlei. 2. Tilbeck ist vielen ein Zuhause! Tilbeck ist für uns Sicherheit! Tilbeck ist: Komm mach mal`ne Pause. Tilbeck hat: Für jeden Zeit! 3. Tilbecker Chor! Komm lass uns singen! Tilbecker Chor! Komm hör uns zu! Tilbecker Chor! Es soll gelingen. Tilbecker Chor, dass bist auch Du! An diesem Tag haben wir wirklich erleben dürfen, dass Tilbeck "mehr Leben" ist. Der Nachmittag war gelungen, und dazu beigetragen hat der Tilbecker Chor. Danke! Sr. M. Georgi Wieborg ~3~
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