Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung Ausgabe 06/2002 PERI GmbH Postfach 12 64 89259 Weißenhorn Tel.: 0 73 09 / 9 50 - 0 Fax: 0 73 09 / 9 51 - 1 [email protected] www.peri.de Alle Angaben dieses Buches wurden mit großer Sorgfalt erarbeitet und zusammengestellt. Trotzdem sind Fehler nicht ganz auszuschließen, deshalb möchten wir die Benutzer darauf hinweisen, dass weder eine Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte Angaben zurückgehen, übernommen werden können. Für die Mitteilung eventueller Fehler sowie Hinweise auf Verbesserungen und Ergänzungen sind wir jederzeit dankbar. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung Inhalt Seite 0 Vorwort 2 1 Einleitung 3 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.5.1 2.5.2 Das Sichtbeton-Team Prüfung der Leistungsbeschreibung Sichtbeton durch Schalung + Schalhaut gestaltet Sonstige Oberflächengestaltung Vorschriften zum Sichtbeton Übersicht Auszüge aus den Vorschriften mit Hinweisen zum Sichtbeton 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 Ausschreibungstexte Checkliste Ausschreibungstext für Betonoberflächen mit Anforderungen an das Aussehen Sichtbeton – rechtliche Ausschreibungs- und Vertragsaspekte Schalungsplanung Toleranzen Beispiele aus Ausschreibungstexten 4 Schalungssysteme und Schalungshaut 4.1 4.1.1 4.1.2 4.2 4.2.1 4.2.2 4.3 4.4 4.4.1 4.4.2 4.4.2.1 4.4.2.2 4.4.2.3 Wandschalung Rahmenschalung Trägerschalung Deckenschalung Deckenschalung – Flexsysteme Deckenschalung – Paneelsysteme – PERI-Skydeck Säulenschalung Schalhaut Mit Schalhaut gestaltete Betonoberflächen Schalhautgruppen Holztextur – Betonflächen Planebene Betonflächen Sichtbeton profiliert 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation 5.1 5.2 5.3 5.4 Wandschalung – Rahmenschalung Wandschalung – Trägerschalung Vario-zugfest Runde Wände Deckenschalung 52-61 62-68 69 70 6 Konstruktive Details 71-76 7 Auswahl und Einflüsse aus ... 7.1 7.2 7.3 7.3.1 7.3.2 7.4 DBV-Merkblatt Sichtbeton Auswahl und Einflüsse aus dem Trennmittel Bewehrung und Betonierbarkeit von Betonbauteilen Grundsätze Bewehrungsanordnung zum Betoneinbau Frischbeton – Projektierung, Herstellung, Transport und Verarbeitung Betonverdichtung 7.5 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 4-5 6 7 8 8 9-12 13-14 15-18 19-21 22 22-23 24-25 26 26-33 34-38 39 39 39-41 42-46 47 47 48 48-50 50-51 51 77-78 79 80 80 80 80-82 82-83 1 0 Vorwort Beton für mehr Lebensqualität Nur Trinkwasser ist weltweit noch mehr gefragt als Beton. Jedes Jahr werden mehr als fünf Millionen Kubikmeter verbraucht. Der Wunsch der Menschen, ihren Lebensraum täglich zu vergrößern und zu verbessern, wird auch in Zukunft die Nachfrage steigern. Dieser meistgenutzte Baustoff ist keine Erfindung des 20. Jahrhunderts, wohl aber bestimmt er das Bild unserer Zeit, ein künstlicher Stein, der aus dem Bindemittel Zement, Zuschlagstoffen wie Kies und Sand sowie Wasser durch Aushärten entsteht. Beton ist zu einer zentralen Methapher des vergangenen Jahrhunderts avanciert, für viele ist er das „Fünfte Element“ des beginnenden 21. Jahrhunderts. Die Welt ist grau. Beton ist grau. Grau ist aber nicht gleich grau. Grau hat Zwischentöne. Eine Wand aus Beton sieht auf dem ersten Blick unscheinbar aus: nackt und kalt. Kommt der Betrachter näher, erkennt er Strukturen, Muster, Formen. Keine Fläche gleicht der anderen. Das Aussehen des Sichtbeton erfasst ihn. Sehen wir uns nur genau um, überall Beton. Fast jedes Gebäude, jede Brücke, ja fast alle neueren Bauwerke kommen ohne Beton nicht aus. Und was wir sehen, ist nur ein Bruchteil dessen, was wirklich mit diesem Baustoff verwirklicht wird. Das meiste davon ist nicht zu sehen, weil vergraben, verputzt oder verkleidet nicht unmittelbar wahrzunehmen ist. Beton ist natürlich, weil er aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wird. Beton ist ein ökologischer Baustoff, dessen Hauptbestandteile aus der jeweiligen Region gewonnen werden. Lange Transportwege mit hohem Energieaufwand sind damit ausgeschlossen. Beton lässt sich in einem Verfahren herstellen, das keine hohen Energieaufwendungen erfordert. Und Beton ist recycelfähig. Für die Architekten und Planer ist Beton ein Werkstoff, der keine bestimmte Form besitzt und mit seinen preiswerten Rohstoffen außerordentlich wirtschaftlich ist. Er ist im frischen Zustand formbar und seine mechanischen (Festigkeit), chemischen (Beständigkeit) und physikalischen (Wärmedämmung) Eigenschaften den Anforderungen anpassbar. 2 Die unbegrenzte Formbarkeit des Betons ist für Architekten und Planer, für Künstler und Statiker die Herausforderung. Jede Form der Schalung ist möglich und damit jede Form des Betonkörpers erreichbar. „Anrühren, hineinschütten, rütteln bis Feierabend – und am nächsten Morgen ist nichts mehr zu machen“ sagt eine Polierweisheit. Das ist ein unschätzbarer Vorteil, aber auch eine große Gefahr. Wir können unseren Lebensraum zubetonieren. Das Ergebnis ist oft Formlosigkeit, wenn nicht sogar Geschmacklosigkeit. Leblose Schlafsilos in den Vororten verschiedener Großstädte zeugen von den negativen Möglichkeiten. „Das Ideal in der Baukunst“, so der Baumeister Karl Friedrich Schinkel 1834, „ist nur dann völlig erreicht, wenn ein Gebäude seinen Zweck in allen Teilen und im Ganzen in geistiger und physikalischer Hinsicht vollkommen entspricht.“ Mit Beton unsere Lebensqualität zu steigern, ist die Pflicht und die Verantwortung eines jeden am Baugeschehen Beteiligten. Überall auf der Welt finden wir Beispiele für gelungene Architektur, für interessante Konstruktionsdetails und für harmonische Betonflächen, die sich in unsere Umwelt einfügen. Sichtbar bleibende Betonflächen werden uns in Zukunft auf unserem Lebensweg begleiten. Planen, formen und verarbeiten wir den Werkstoff Beton so, dass er unserem ästhetischen Empfinden entspricht, Natur und Umwelt nicht zerstört und die Nutzungsdauer unserer Bauwerke übersteht. Sichtbeton ist als Stilmittel und Gestaltungsform moderner Architektur sehr gefragt und kommt an vielen Bauobjekten zur Anwendung. Leider kommt es bei der Ausführung von Sichtbetonbauteilen sehr häufig zu Missverständnissen und unbefriedigenden Ergebnissen. Das Arbeitsheft „Sichtbeton-Schalung“ wurde aus den Erfahrungen, die wir als Schalungsanbieter an vielen ausgeführten Bauobjekten mit Sichtbeton gesammelt haben, erarbeitet. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 1. Einleitung Mit diesem Arbeitsheft wollen wir: Sichtbeton – lange Zeit ein Reizwort nicht nur für Architekten – gewinnt stark an Bedeutung. Heute sind sichtbar bleibende Betonoberflächen als Stilmittel und Gestaltungsform moderner Architektur wieder sehr gefragt. Architekten haben den Beton wieder entdeckt und planen gern mit diesem beliebig formbaren Baustoff. Dabei sind u.a. folgende Fragen zu klären: ■ Welche Qualitätsmerkmale soll der Sichtbeton aufweisen? ■ Welche Anforderungen sind in der Ausschreibung vorzugeben? ■ Welche Anforderungen werden an die Schalung zur Gestaltung der Betonoberfläche gestellt? ■ Welche Erfordernisse verlangt die Herstellung und Verarbeitung des Betons? Unter dem Sammelbegriff „Sichtbeton“ werden gestaltete Betonflächen“ verstanden. An diese Betonoberflächen werden bestimmte architektonische Forderungen bezüglich des Aussehens der Ansichtsflächen gestellt. Dabei stehen folgende Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung: ■ durch Schalungsabdruck strukturierte Oberflächen; ■ Anstriche und Farbzusätze im Beton; ■ Nachträgliche Oberflächenbearbeitungen. Gestaltete Betonoberflächen finden sich nahezu in der gesamten Palette des Bauens, wie z.B. bei Überbauten, Pfeilern und Widerlagern im Brückenbau, Lärmschutzwänden im Verkehrsbau, sichtbar bleibenden Stützen, Wänden, Decken oder Treppenbauteilen bzw. Fassadenelementen im Hochbau wieder. Trotz vieler baulicher Unterschiede haben diese Anwendungsbereiche etwas gemeinsam: das Fehlen von verbindlichen deutschen Vorschriften, in denen besondere Anforderungen an die Qualität des Sichtbetons festgelegt sind. Der eindeutigen, machbaren Beschreibung der Leistung für die Sichtbetonfläche kommt damit besondere Bedeutung zu, um Missverständnisse und Streitigkeiten nach Fertigstellung von Sichtbetonflächen zu vermeiden. den Architekten und ausschreibenden Stellen Möglichkeiten und Grenzen bei der Gestaltung von Sichtbetonflächen aufzeigen. Dabei steht das Leistungsvermögen der Schalung (Schalungssysteme und Schalhautmaterialien) hinsichtlich des Einflusses auf die Sichtbetonoberfläche im Vordergrund. Ziel ist es, eine eindeutige und praktisch ausführbare Beschreibung der Sichtbetonvorstellungen zu unterstützen. Überzogene, unerfüllbare und ausgefallene Forderungen an Betonkonstruktionen und Flächen bedeuten und verlangen: ■ teuere, auf Maß sondergefertigte Schalungselemente, ■ geringe Einsatzzahlen, d.h., hohe Abschreibungen, ■ höherer Stundenaufwand und längere Bauzeiten vor Ort, ■ qualifiziertes Personal zur Ausführung ■ höhere Kosten insgesamt. dem Bauausführenden eine Unterstützung bei der Auswertung der Ausschreibungsunterlagen, der Erarbeitung der Ausführungskalkulation, der Auswahl der notwendigen Schalung (Schalungssystem und Schalungshaut) sowie weiterer Bedingungen und Voraussetzungen geben. Gleichzeitig soll er in die Lage versetzt werden, Notwendigkeiten und Probleme bei der Ausführung zu erkennen und gegen überhöhte, nicht garantierbare oder falsche Forderungen in der Ausschreibung fachlich Bedenken anzumelden. Damit kann er sein Kalkulationsrisiko in Grenzen halten. Wir hoffen, mit diesem Heft den oftmals vorhandenen Streit um Sichtbeton erheblich zu mindern, und das notwendige Verständnis für das Machbare zu wecken. Sichtbeton kann so vielgestaltig sein, dass das Heft nur eine Auswahl von Themen und Inhalten darstellt. Die angegebenen Vorschriften und Unterlagen sind nur im Original und mit vollständigem Inhalt verbindlich und entsprechend zu beachten. Ziel des Arbeitsheftes Sichtbeton-Schalung: Eine fachlich fundierte Ausschreibung, die berücksichtigt, was unter den gegebenen Bedingungen sicher erreicht werden kann, ist die Voraussetzung für die Realisierung der gewünschten Betonoberfläche. Sie bietet den Ausführenden eine Sicherheit in der Kalkulation, Arbeitsvorbereitung und Ausführung. Übertriebene und nicht machbare Forderungen sollen damit bereits in der Ausschreibung vermieden werden. Sie erhöhen den Aufwand an Material und Arbeitszeit, das Risiko bei der Ausführung und damit auch die Kosten. Der Kostenanstieg kann erheblich sein und oftmals ist das Ergebnis nicht mit Sicherheit zu garantieren. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 3 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken 2.1 Das Sichtbeton-Team ■ Der Schalungsplaner hat nach den Vorstellungen des Architekten, und möglichst mit ihm gemeinsam, das Schalungssystem hinsichtlich Fugenanordnung und -ausbildung, Ankerraster, Genauigkeit (Durchbiegung, Absätze) und die Schalhaut bezüglich Oberflächenstruktur auszuwählen. ■ Der Betoningenieur hat aufgrund seiner Ausbildung erweiterte, vertiefte Kenntnisse über das Entwerfen, Herstellen, Verarbeiten und Prüfen des Betons. Hinzu kommen seine Praxiserfahrungen, die er in die Runde des Sichtbeton-Teams einbringen muss. Somit fällt ihm die Aufgabe der Koordination im Sichtbeton-Team zu. Der Betoningenieur hat für einen materialgerechten und technisch machbaren Einsatz des Baustoffes Beton zu sorgen. Seine Aufgabe ist es, alle Planungs- und Ausführungsphasen zu kontrollieren und zu begleiten. Dies beinhaltet: Die Problematik bei der Erstellung von Bauwerken mit gestalteten Betonoberflächen ist häufig eine mangelnde Koordination und Abstimmung der verschiedenen Teilaufgaben der am Herstellungsprozess Beteiligten. Die Baupraxis zeigt, dass die Abgrenzung von Bauteilaufgaben auch bei der Errichtung von Sichtbetonbauwerken üblich ist. Besonders für das Gelingen einer Sichtbetonbaumaßnahme ist jedoch eine koordinierende Teamarbeit erforderlich, wie sie in Bild 1 dargestellt ist. Sichtbeton-Team Planung/ Bauausführung Überwachung Bauherr Architekt Ingenieurbüro Bauunternehmer Lieferanten: Betoningenieur - Schalung - Bewehrung - Transportbeton - Fertigteil Ausführung: - Einschaler - Bewehrer - Betonierer - Monteur – Fehlende Angaben der Leistungsbeschreibung zu erkennen; – Mängel in der Planung aufzudecken; – Einen für die Sichtbetonbauteile geeigneten Beton auszuwählen; – Die Bewehrung auf Betonierbarkeit des Bauteiles zu prüfen; – Eine sorgfältige Betonverarbeitung sicherzustellen; – Für einen ausreichenden und geeigneten Schutz des Betons bis zum genügenden Erhärten zu sorgen. Bild 1: Das Sichtbeton-Team als Voraussetzung für das Gelingen der Bauaufgabe ■ Der Bauherr äußert seine Wünsche und gibt den finanziellen Rahmen vor. ■ Der Architekt erstellt, entsprechend den Wünschen, den Entwurf für das Bauwerk und bestimmt damit die Qualität der Architektur. ■ Der Tragwerksplaner liefert die passende, ausführbare, tragende Konstruktion. ■ Das Bauunternehmen hat die Aufgabe, das vom Bauherrn gewünschte Bauwerk nach den Vorgaben des Entwurfes, der Konstruktion und mit dem angelieferten Beton zu erstellen. ■ Der Schalungslieferant hat die Schalung entsprechend den gewünschten Betonoberflächen auszusuchen und zu liefern. ■ Das Transportbetonwerk liefert den Beton mit den angegebenen Baustoffeigenschaften. Für die Bauausführung kommt dem Schalungsplaner und dem Betoningenieur im Sichtbeton-Team zum Gelingen des Bauwerkes eine Schlüsselstellung zu. Dabei ist es gleichgültig, wo ihr Arbeitsbereich liegt (Transportbetonwerk, Schalungshersteller, Bauunternehmen oder freischaffend). 2.2 Prüfung der Leistungsbeschreibung Die Leistungsbeschreibung bildet die Grundlage für die Beurteilung der Sichtbetonflächen bei der Abnahme. Das bedeutet, dass alle wesentlichen Einflüsse, die das Aussehen einer Sichtbetonfläche prägen, im Leistungsverzeichnis genau beschrieben sein müssen. Im Bild 2 sind alle Anforderungen zusammengestellt, die eine Leistungsbeschreibung für Sichtbetonflächen aufweisen muss. Der Betoningenieur hat zu prüfen, ob die Leistungsbeschreibung aussagekräftig genug ist und ob sich alle im Bild 2 genannten Punkte wiederfinden, um sicherzustellen, dass das gewählte Erscheinungsbild erzielt wird. Die Leistungsbeschreibung sollte u.a. die Schalhautart vorgeben und eine detaillierte Darstellung aller gestalterischen Vorstellungen des Auftraggebers in einem Schalungsmusterplan enthalten. Dafür ist die Herstellung von Musterflächen mit einer der Maßstäblichkeit entsprechenden Mindestgröße und einem festgelegten Betrachtungsabstand sinnvoller, als jede textliche Beschreibung. 4 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken Sichtbeton – Ausschreibung Angaben im LV + ZTV Oberflächenstruktur ■ Art der Schalhaut ■ Oberfläche der Schalhaut ■ nicht geschalte Oberflächen ■ nachträgliche Bearbeitung Flächengliederung Schalungsmusterplan mit: ■ Schalelementen: Größe, Struktur ■ Fugen: Art, Anordnung ■ Stößen: Ausbildung, Dichtung ■ Kanten: Profil, Breite, Verlauf ■ Ankerlöchern: Art, Lage, Verschlussart Bild 4: Porenbildung bei einer Sichtbetonoberfläche Farbgebung ■ besonderer Zement ■ besonderer Zuschlag ■ Pigmente ■ Anstriche ■ Reparaturmörtel Beurteilbarkeit ■ Musterflächen (maßstäbliche Mindestgröße) ■ ggf. Vergleichsbauwerke ■ üblicher Betrachtungsabstand ■ Farbgleichheit ■ Porigkeit ■ Grate, Fugenstreifen Bild 2: Erforderliche Angaben im Leistungsverzeichnis zum Aussehen einer Sichtbetonfläche Wenn die Leistungsbeschreibung keinerlei Angaben hinsichtlich einer ausreichenden Beurteilbarkeit für die Abnahme ausgeführter Sichtbetonbauteile enthält, sind vor der Ausführung entsprechende Vereinbarungen zu treffen. Da es hierfür in Deutschland noch keine Normung gibt, ist es empfehlenswert, die Klasseneinteilung nach ÖNORM B 2211 zu vereinbaren. Die Problematik der Beurteilbarkeit wird in den Bildern 3 und 4 an zwei Oberflächen unterschiedlicher Porigkeit sehr deutlich. Aus der Betrachtung der beiden Abbildungen ergeben sich Fragen, wie z.B.: handelt es sich bei diesen Detailaufnahmen aufgrund der vorhandenen Poren um gelungene oder misslungene Ausführungen? Aus welcher Entfernung sollen/müssen Oberflächen betrachtet werden? Ohne entsprechende vorherige Festlegung in der Leistungsbeschreibung wird auf der Baustelle unweigerlich eine Diskussion um diese Punkte beginnen, die nicht selten vor Gericht endet. Durch die Vereinbarung von Farb- und Strukturklassen sowie Angaben zur Porigkeit nach der ÖNORM B 2211, kombiniert mit Musterflächen, können die Vorstellungen des Bauherren/Architekten besser verdeutlicht werden. Das ausführende Bauunternehmen hat klare Angaben, welcher Aufwand für die ordnungsgemäße Herstellung der Sichtbetonaufgabe erforderlich ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Betoningenieur vorab innerhalb des Sichtbeton-Team klärt, welche Entfernung als üblicher Betrachtungsabstand des späteren Nutzers für die Beurteilbarkeit einer Sichtbetonfläche zugrunde zu legen ist. Am günstigsten ist es, wenn der Betoningenieur dem Planer bereits beim Aufstellen der Leistungsbeschreibung beratend zur Seite steht. In der heute gängigen Praxis ist die Vergabe einer Baumaßnahme allerdings meist bereits erfolgt, bevor der Betoningenieur hinzugezogen wird. In diesem Fall sollte er die unklaren Punkte der Leistungsbeschreibung früh genug ansprechen, um noch vor Baubeginn gemeinsam Lösungen erarbeiten zu können. Herstellungstechnisch nicht erfüllbare Forderungen der Leistungsbeschreibung muss er rechtzeitig erkennen und als unerfüllbar ablehnen. Dies können z.B. sein: ■ völlig einheitliche Farbtönung aller Ansichtflächen ■ völlig gleichmäßige Porenstruktur ■ ausblühungsfreie oder porenfreie Flächen. Bild 3: Porenbildung bei einer Sichtbetonoberfläche Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken 2.3 Sichtbeton durch die Schalung + Schalhaut gestaltet Sichtbetonflächen, die durch die Schalung + Schalhaut gestaltet werden, verlangen vom Planenden entsprechende Kenntnisse über die Eigenschaften der Schalung und der Schalhautmaterialien. Grundsätzlich wird die Schalhaut in saugende und nicht saugende unterschieden. Dabei ergeben saugende Schalhäute dunklere und nichtsaugende Schalhäute hellere Betonflächen. Saugend sind alle naturbelassenen Hölzer wie sägeraue oder gehobelte Bretter und Bohlen. Als schwach saugend können unbeschichtete Holzwerkstoffplatten, Dreischichtplatten, unbeschichtetes Sperrholz und Schalrohre aus Pappe eingestuft werden. Nicht saugend verhalten sich alle Schalhäute mit dichter Oberfläche, wie filmbeschichtetes bzw. oberflächenvergütete Schalhautplatten, beschichtete Bretter, Stahl und Kunststoffschalungen. Neuere Anwendungsbeispiele von Sichtbetonflächen zeigen im verstärkten Maße die Forderung nach glatten Betonoberflächen, die durch die Verwendung nicht saugender bis schwach saugender Schalhaut erzielt werden kann. Die Gefahr von Farbtonunterschieden, vermehrter Porenbildung, Marmorierungen, Wolkenbildung und Schleppwassereffekten ist bei nicht saugender glatter Schalung wesentlich größer als bei saugender und/oder strukturierter Oberfläche. Details zur Schalhaut sind in Pkt. 4 enthalten. Schalungs- und Ankerraster, Fugen und Kanten Neben der Festlegung des Schalhautmaterials müssen in der Leistungsbeschreibung Aussagen zur Gliederung der Ansichtsfläche getroffen werden, wenn dies für die Gestaltung der Flächen wichtig ist. Der Architekt sollte in gesonderten Plänen (Schalungsmusterplänen) seine Wünsche präzisieren. Im Schalungsmusterplan sind folgende gestalterisch bedingte Anforderungen darzustellen: ■ alle für die optische Wirkung maßgebenden Ausführungsdetails; ■ Anordnung und Ausbildung der Schalungsanker; ■ Fugenraster und -verlauf ■ Gezielte Anordnung von Schalungsstößen. 6 In den Schalungsmusterplan gehören alle Detailangaben über Abmessung (Breite/Länge) und Richtung der Schalbretter oder Schaltafeln. Dabei sind die verfügbaren Abmessungen und Formate zu berücksichtigen. Sonderformate können zu erheblichen Schnittverlusten und Kosten führen. Wenn an die Befestigungsart der Schalhaut Anforderungen zum verbleibenden Betonabdruck gestellt werden, sind diese genau zu beschreiben, wie Schalhaut von vorn geschraubt, genagelt, geklammert im regelmäßigen Raster oder wenn nicht sichtbar, dann von hinten geschraubt. Angaben zur Fugenanordnung und -ausbildung der Schalhaut und der Schalelemente. Schalungsstöße sind nicht völlig wasserdicht, wodurch Dunkelfärbungen im Stoßbereich und bei den angrenzenden Flächen entstehen können. Werden höhere Anforderungen an die Gestaltung im Stoßbereich verlangt, erfordert dieses eine zusätzliche Abdichtung der Schalungsstöße. Diese Anforderungen sind in die Leistungsbeschreibung besonders aufzunehmen. Es kann ein regelmäßiges Raster für die Schalungsanker vorgegeben werden. Hierbei sind jedoch die Möglichkeiten des Schalungssystems zu berücksichtigen. Es ist festzulegen, ob und wie die verbleibenden konusförmigen Vertiefungen der Schalungsanker zu schließen sind, z.B. mit Feinbeton im passenden Farbton oder mit vertieft eingeklebten Stopfen. Flächenbündiges Zuspachteln der Konusvertiefung kann zu Farbunterschieden und unsauberen Rändern der Spachtelflächen führen. Bei Schein- und Betonierfugen ist zusätzlich anzugeben bzw. darzustellen, ob und wie beispielsweise Trapezoder Dreikantleisten eingesetzt werden können. Kanten werden im Allgemeinen durch Dreikantleisten ≥10 x 10 mm gebrochen. Alle anderen Ausführungen sind in der Leistungsbeschreibung anzugeben. Scharfkantig ausgebildete Kanten und Ecken sind schwierig herzustellen. Sie können trotz sorgfältiger Ausführung abbrechen. Bei scharfen Kanten neben begehbaren Bereichen ist die Verletzungsgefahr der Passanten und die Beschädigungsgefahr des Sichtbetons zu bedenken. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken 2.4 Sonstige Oberflächengestaltung Gestaltung nicht geschalter Oberflächen Anforderungen an den Beton Eine beim Betonieren obenliegende Fläche (Betonierseite) hat stets ein anderes Aussehen als eine geschalte Fläche. Bei sichtbar bleibenden, nicht geschalten Oberflächen ist das Aussehen und die Lage dieser Flächen in der Leistungsbeschreibung anzugeben (z.B. bei Oberseiten von Brüstungen oder Betonierseiten von Fertigteilen). Im Allgemeinen ist es besser, die Oberseite nur abzureiben und nicht zu glätten. Der Übergang von geschalten zu nicht geschalten Flächen sollte stets durch Dreikantleisten abgefast werden. Qualitativ gute und zugleich ästhetisch ansprechende Sichtbetonoberflächen lassen sich nur erzielen, wenn an die Zusammensetzung, Herstellung und Verarbeitung des Betons entsprechend hohe Anforderungen gestellt und diese auch erfüllt werden. Die Praxis zeigt, dass häufig Betone eingesetzt werden, deren wichtigste Abforderung, ja Voraussetzung, unabhängig von ihrer Eignung für Sichtbetonoberflächen, es ist, einen möglichst geringen Preis zu haben. Im Kreis des SichtbetonTeams ist es deshalb die Aufgabe des Betoningenieurs, Vorschläge für geeignete Betonzusammensetzungen zu unterbreiten und diese gegen „Billigbetone“ durchzusetzen. Gestaltung durch nachträglich bearbeitete Oberflächen Möglichkeiten zur Gestaltung von Oberflächen durch nachträgliche Bearbeitung sind in der Norm für Betonwerkstein DIN 18500 enthalten. Hierbei wird zwischen handwerklicher Bearbeitung durch Scharrieren, Bossieren, Stocken und Spitzen oder technischer Bearbeitung durch Strahlen, Flammstrahlen, Feinwaschen und Auswaschen unterschieden. Bei diesen Bearbeitungsvorgängen wird die oberste Zementsteinschicht des Betons entfernt und eine raue, im wesentlichen durch die Farbigkeit des Zuschlages geprägte Oberfläche freigelegt. Gestaltung durch farbige Oberflächen Lasierende bzw. deckende Versiegelungen oder farbige Beschichtungen können aus gestalterischen Gründen und zum Schutz gegen das Eindringen von Feuchtigkeit, Schmutz oder Schadstoffen aufgebracht werden. Bestimmte Farbwirkungen können durch Verwendung hellerer oder dunklerer Zemente erreicht werden, insbesondere bei sehr hellem Beton durch Einsatz von Weißzement oder bei gewünschten Brauntönen durch Portlandölschieferzement. Besondere Effekte sind durch Einfärben des Frischbetons zu erzielen. Zum Einsatz kommen Eisenoxidpigmente. Farbunterschiede (Flecken) sind bei Ortbetonarbeiten noch schwieriger zu vermeiden als bei der Fertigteilherstellung, insbesondere bei eingefärbtem Beton. Flächen mit blauen oder grünen Einfärbungen sind schwierig herzustellen. Bei nachträglicher Bearbeitung der Oberflächen können farbige Zuschläge zur Anwendung kommen, z.B. roter Granit oder schwarzer Basalt. Entsprechende Angaben gemäß den Vorstellungen des Architekten sind in der Leistungsbeschreibung erforderlich. Das Leistungsverzeichnis sollte eine gesonderte Position für einen Reparaturmörtel enthalten, der bei Herstellungsmängeln des Ortbetons oder bei Transportschäden an Fertigteilen zur Angleichung der eingefärbten Ansichtsflächen eingesetzt werden kann. Vorversuche für den Reparaturmörtel sind gesondert zu vergüten. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung Literaturhinweise K. Ebeling: „Sichtbeton – Planungs- und Ausführungshinweise – Der Aufgabenbereich des Betoningenieurs“ (Zeitschrift beton 04/98) K. Ebeling + G. Lohmeyer: „Sichtbeton – Planung, Ausschreibung, Beurteilung“ (Zeitschrift Baukultur, Sonderausgabe 02/97) 7 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken 2.5 Vorschriften zum Sichtbeton 2.5.1 Übersicht Sonstige Vorschriften DIN-Vorschriften – Auswahl ZTV-K = Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen für Kunstbauten DIN 1045 Tragwerke aus Beton-,Stahlbeton und Spannbeton Teil 3 Bauausführung, Ausgabe Juli 2001 DIN 18331 VOB Teil C – Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen; Beton und Stahlbetonarbeiten DIN 18217 Betonflächen und Schalungshaut – Anforderungen zzgl. Schmidt-Morsbach „Betonflächen und Schalungshaut“ – Kommentar zur DIN 18217 DIN 18218 Frischbetondruck auf lotrechte Schalungen DIN 18202 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke DIN 18215 Schalungsplatten aus Holz für Betonund Stahlbetonbauten Standardmaße 0,50 m x 1,50 m, Dicke 21mm DIN 68762 Spanplatten für Sonderzwecke im Bauwesen DIN 68791 Großflächen-Schalungsplatten aus Stab- oder Stäbchensperrholz für Beton- und Stahlbeton DIN 68792 Großflächen-Schalungsplatten aus Furniersperrholz für Beton- und Stahlbeton DIN 18216 Schalungsanker für Betonschalungen – Begriffe, Anforderungen, Prüfung DIN 4235 Verdichten von Beton durch Rütteln Teil 2 Verdichten mit Innenrüttlern Teil 4 Verdichten von Ortbeton mit Schalungsrüttlern DIN 4421 Traggerüste – Berechnung, Konstruktion und Ausführung Deutscher Beton-Verein e.V. – DBV-Merkblätter ■ Sichtbeton Fassung März 1997 ■ Trennmittel für Beton Fassung März 1997 ■ Betonierbarkeit von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton Fassung Nov. 1996 ■ Bauberatung Zement – Merkblatt BetontechnikRisse im Beton ÖNORM B 2211 Beton- und Stahlbetonar beiten – Werkvertragsnorm 8 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken 2.5.2 Auszüge aus den Vorschriften mit Hinweisen zum Sichtbeton DIN 1045 In der DIN 1045 werden nur allgemeine Hinweise zur Ausführung der Schalungsarbeiten gegeben. Festlegungen zu gestalteten Betonoberflächen (Sichtbeton) gibt es nicht. DIN 18331 In der DIN 18331 sind zur Schalung folgende Festlegungen enthalten: „Die Wahl der Schalung nach Art und Stoffen bleibt dem Auftragnehmer überlassen. Geschalte Flächen des Betons sind schalungsrau, d. h., unbearbeitet nach dem Ausschalen, nicht geschalte Flächen roh abgezogen herzustellen. Einzelangaben bei Abweichungen von der ATV - wenn für die Schalung eine bestimmte Art oder ein bestimmter Stoff vereinbart werden soll, oder wenn an die Betonflächen besondere Anforderungen gestellt werden sollen, z. B. glatte Oberfläche, Waschbeton, werksteinmäßige Bearbeitung, gebrochene Kanten, entgraten, besondere Maßnahmen für Putzhaftung und Werksteinverkleidung.“ DIN 18217 Betonflächen und Schalungshaut Text der DIN-Vorschrift (Auszug): 1 Anwendungsbereich Diese Norm gilt für Ortbeton- und Betonfertigteilflächen. Ästhetische Hinweise werden durch diese Norm nicht gegeben. 2 Betonflächen 2.1 Allgemeines Betonflächen sind das Spiegelbild der Schalungshaut oder das Ergebnis nachträglicher Bearbeitung (siehe Abschnitt 2.3.3) und/oder Behandlung (siehe Abschnitt 2.3.4). Die Schalungshaut ist entsprechend den Anforderungen an die Betonfläche zu wählen. 2.2 Betonflächen ohne besondere Anforderungen Die Art der Herstellung und der Schalung für diese Flächen bleibt dem Auftragnehmer überlassen. Eine Oberflächenbearbeitung und -behandlung wird nicht verlangt, Ausbesserungen sind zulässig. 2.3 Betonflächen mit Anforderungen an das Aussehen 2.3.1 Allgemeines Dies sind sichtbar bleibende Betonflächen, für die eine eindeutige und praktisch ausführbare Beschreibung vorliegen muss. Der Vergleich mit ausgeführten Bauten kann dabei eine wirkungsvolle Hilfe sein. Musterstücke können vereinbart und der Ausführung zugrunde gelegt werden. Bei einem Vergleich mit Musterstücken oder bestehenden Bauwerken ist zu berücksichtigen, dass die geforderte Ansichtsfläche dem gewählten Muster nur bei gleichen Ausgangsbedingungen (Abmessungen, Ausgangsstoffe, Betonzusammensetzung, Schalung, Verarbeitung, Nachbehandlung, Witterung, Betonalter usw.) entsprechen wird. Soweit Fugenanordnung, -ausbildung und Ankerstellen Einfluss auf die Betonfläche haben, sind entsprechende Angaben erforderlich. Material- und fachgerechte Ausbesserungen sind zulässig. 2.3.2 Mit Schalungshaut gestaltete Betonflächen Unter Beachtung des Abschnittes 2.3.1 ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten durch den Einsatz entsprechender Schalungshaut. In der Ausschreibung sind die Betonflächenstrukturen zu nennen. 2.3.3 Bearbeitete Betonflächen Dies sind Betonflächen nach Abschnitt 2.3.2 und ungeschalte Flächen, die zusätzlich bearbeitet werden. Bearbeitungsarten sind z.B. Waschen, Spalten, Spitzen, Stocken, Scharrieren, Sandstrahlen, Absäuern, Schleifen, Flammstrahlen, Walzen, Glätten, Besenstrich. 2.3.4 Nachträglich behandelte Betonflächen Dies sind Betonflächen nach Abschnitt 2.3.2 und Abschnitt 2.3.3, die bei besonderen Anforderungen zusätzlich behandelt werden, z.B. durch Fluatieren, Polieren, Versiegeln, Beschichten. 2.4 Betonflächen mit technischen Anforderungen Die Flächen haben bestimmte technische Funktionen zu erfüllen und/oder dienen Nachfolgegewerken. Die jeweils zu berücksichtigenden Anforderungen sind in der Leistungsbeschreibung zweifelsfrei zu formulieren. Material- und fachgerechte Ausbesserungen sind zulässig. Für die Anwendung der DIN 18217 ist das Buch „Betonflächen und Schalungshaut – Kommentar zur DIN 18217“ von Jürgen Schmidt-Morsbach, Verlag Ernst & Sohn 1985 zu beachten. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 9 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken DIN 18202 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke 4 Ebenheitstoleranzen In Tabelle 3 sind Stichmaße als Grenzwerte für Ebenheitstoleranzen festgelegt; diese gelten für Flächen von Decken (Ober- und Unterseite), Estrich, Bodenbelägen und Wänden. Tab. 3 und Bild 2 geben Ebenheiten von Flächen der Wände und Decken an. Der geringste Messpunktabstand beträgt 0,1 m. Grundsätzlich sind Versprünge bzw. Absätze innerhalb der Schalungshaut-Stoßbereiche nicht auszuschließen, da diese gem. der einschlägigen Platten-Normen materialbedingterweise infolge Feuchtigkeitsaufnahme bzw. -abgabe unvermeidlich sind. Dies wird mit dem Messpunktabstand von 0,1 m berücksichtigt. „Die bei Baustoffen für die Ebenheit zulässigen Abweichungen sind in den Ebenheitstoleranzen nicht enthalten und daher zusätzlich zu berücksichtigen.“ D. h., Maßtoleranzen aus der Schalhaut sind zusätzlich zu berücksichtigen bzw. anzugeben. Tabelle 3. Ebenheitstoleranzen (Auszug) Spalte 1 2 3 4 5 6 Stichmaße als Grenzwerte in mm bei Meßpunktabständen in m bis Zeile 0,1 11) 41 ) 101) 151) 5 Nichtflächenfertige Wände und Unterseiten von Rohdecken 5 10 15 25 30 6 Flächenfertige Wände und Unterseiten von Decken, z.B. geputzte Wände, Wandbekleidungen, untergehängte Decken 3 5 10 20 25 Wie Zeile 6, jedoch mit erhöhten Anforderungen 2 3 8 15 20 7 1 Bezug ) Zwischenwerte sind den Bildern 1 und 2 zu entnehmen und auf ganze mm zu runden. [mm] 30 25 20 Toleranzen Zeile 5 15 Zeile 6 10 5 Zeile 7 0 0,1 [m] 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Abstand der Meßpunkte Bild 2: Ebenheitstoleranzen von Wandflächen und Unterseiten von Decken (Angabe der Zeilen nach Tabelle 3) Bei Ebenheit wird durch Einzelmessungen, z. B. durch Stichprobenüberprüfung, nach dem Bild oder durch ein Flächennivellement eines Rasters geprüft; das Raster ist einzumessen. Fluchtgeraden der Richtlatte I1 Richtlatte Ist-Fläche I1;l2 = Meßpunktabstand f2 f1 f1; f2 = Stichmaß I2 10 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken DIN 4235 2.3.4 Technische Anforderungen; Güteanforderungen; Prüfbestimmungen siehe Abschnitt 7 - Auswahl und Einflüsse aus .... 2.3.4.2 Sichtbeton und/oder geschalt Betonoberflächen, an die besondere Anforderungen gestellt werden ÖNORM B 2211, Ausg. 01.04.98 Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonarbeiten Für die Anforderungen an die Oberfläche gelten die Abschn. 2.3.4.3 bis 2.3.4.5, wenn keine höheren Klassen vereinbart sind, sind Strukturklasse S 1 und Farbgleichheitsklasse F 1 einzuhalten. Abschn. 1.2.3 ➞ Ergänzung zur ÖNORM B 2110, Abschn. 1.3.3 – 1.3.9 sind insbesondere Angaben zu unterbreiten bei Sichtbeton über: 2.3.4.3 Porigkeit a) Porigkeit; b) Struktur; zusätzlich bei S 3: Erfordernis der Herstellung von Probeflächen c) besondere Anordnung der Schaltafeln oder der Brettergruppen d) besondere Ausbildung notwendiger Arbeitsfugen e) Farbgleichheit nach Klassen f) Farbzusätze bei der Betonherstellung Klasse P: Der Anteil an offenen Poren an der Betonoberfläche, gemessen innerhalb einer Prüffläche von mindestens 50 x 50 cm, darf höchstens 0,3 % dieser Fläche betragen; Poren unter 1 mm Durchmesser werden hierbei nicht berücksichtigt. Der größte Porendurchmesser darf 15 mm betragen. Die Porigkeit ist an zwei Prüfflächen je Prüflos zu bestimmen. Als Prüffläche ist ein für den optischen Gesamteindruck repräsentativer Teil der Gesamtfläche auszuwählen. Abschn. 1.3.4 ➞ In Ergänzung zur ÖNORM B 2110, Abschn. 1.3.10 sind in den Leistungsverzeichnissen erforderlichenfalls eigene Positionen für folgende Leistungen vorzusehen: 2.3.4.4 Struktur (1) Oberflächenbearbeitung (z. B. gespitzt, gestockt, scharriert, sandgestrahlt, gewaschen) unter genauer Festlegung der Anforderungen (2) Oberflächenbehandlung (z. B. Imprägnieren, Versiegeln, Beschichten, Vorspritzen, Anstreichen) unter Festlegung der Anforderungen (z. B. Abriebfestigkeit) und der Werkstoffe (1) Aufbau der Leistungsverzeichnisse Klasse S 1: glatte, geschlossene Betonoberfläche Die Fugen zwischen benachbarten Schalungselementen müssen dicht sein, dass an der Oberfläche des Betons durch austretenden Zementleim und/oder Feinmörtel höchstens 1 cm breite Streifen in der sonst glatten Oberfläche entstehen können. Dadurch hervorgerufene Grate sind zulässig. 1.3.5.1 Grundsätzliche Aufgliederungen (1) (2) (3) In der Regel ist getrennt nach Beton (Raummaß, Flächenmaß), Schalung (Flächenmaß) und Bewehrung (Masse) auszuschreiben bzw. anzubieten. Wird Beton einschließlich Schalung und nur die Bewehrung getrennt ausgeschrieben, müssen in der Ausschreibung genaue Angaben über die Abmessungen der Bauteile enthalten sein, damit die Schalungsanteile auf einfache Art ermittelt werden können. Wird Beton einschließlich Schalung und Bewehrung ausgeschrieben, müssen der Ausschreibung Schalungs- und Bewehrungspläne beiliegen. Dies sollte nur bei Fertigteilen und bei einfach gestalteten, in größerer Anzahl vorkommenden Bauelementen geschehen. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung Klasse S 2: Wie Klasse S 1, jedoch müssen die Fugen zwischen benachbarten Schalungselementen so dicht sein, dass praktisch kein Zementleim und/ oder Feinmörtel austreten kann. Grate sind unzulässig. (2) Klasse S 1 A: Wie Klasse S 1, jedoch unter Verwendung einer bestimmten Schalung lt. Angabe im Leistungsverzeichnis (z.B. oberflächenvergütete, mehrschichtige Platten aus Holz, gehobelte, dicht schließende Holzschalung, Stahlschalung). (3) Klasse S 2 A: Wie S 2, jedoch unter Verwendung einer bestimmten Schalung lt. Angabe im Leistungsverzeichnis (z.B. oberflächenvergütete, mehrschichtige Platten aus Holz, gehobelte, dicht schließende Holzschalung, Stahlschalung). 11 2 Grundlagen für die Planung und Ausführung von Sichtbetonbauwerken (4) Klasse S 3: Strukturierte oder plastisch gestaltete Betonoberfläche nach der jeweils geforderten Ausführung (z. B. sägerau, besonders hervorgehobene Holzmaserung, Waschbeton, besondere Musterung durch Matrizen). Die Fugen zwischen den Schalungselementen müssen, soweit nicht anders gefordert, bündig und so dicht sein, dass praktisch kein Zementleim und/oder Feinmörtel austreten kann. 2.3.4.5 Farbgleichheit (1) (2) Klasse F 1: Flächige Verfärbungen, verursacht durch Rost, unterschiedlicher Art und unsachgemäße Vorbehandlung der Schalhaut, unsachgemäße Nachbehandlung des Betons, Zuschläge verschiedener Herkunft, sowie linienförmige Verfärbungen (Abzeichnung der Bewehrung) sind unzulässig. Weitergehende Anforderungen an die Gleichmäßigkeit der Farbe werden nicht gestellt. Klasse F 2: Zusätzlich zu den Anforderungen nach F 1 sind Verfärbungen, die auf Zemente unterschiedlicher Art oder Herkunft oder auf unterschiedliche Betonzusätze zurückzuführen sind, unzulässig. Bei Einhaltung dieser Vorschriften und bei gewissenhafter Verarbeitung unvermeidbar entstehende Unterschiede des Farbtones sind zulässig. Verankerungslöcher sind sorgfältig mit Feinbeton im passenden Farbton sauber begrenzt oder mit vertieft eingeklebten Stopfen zu schließen. Die vorgesehene Ausführung ist mit dem Auftraggeber abzustimmen. In Gesimsen sind Verankerungslöcher nicht zugelassen. Für Gesimsflächen ist Schalung ohne Längsfugen zu verwenden. 6.2.2.1 Brettschalung Es sind scharfkantige, unbeschädigte, mindestens 8 cm und höchstens 12 cm breite Bretter zu verwenden. Ungehobelte Bretter müssen mindestens 24 mm, gehobelte mindestens 22 mm dick sein. Dabei sind Rundungen mit Riemchen zu schalen. Brettstöße sind gegeneinander zu versetzen. 6.2.2.2 Tafelschalung Die Tafelschalung muss in dem Raster ihrer Stöße der Bauwerksform angepasst und ggf. auch in der Neigung nachgeschnitten werden. Ergänzungen der Schalung durch Brettstreifen oder Zwickel sind an Sichtflächen nicht zulässig. Als Schaltafeln dürfen nur gleichartige steife Platten, als Sichtbetonvorsatzschalung nur gleichartige dünne Platten als Auflage auf einer steifen Unterschalung verwendet werden. 6.2.4 Trennmittel ZTV – K = Zusätzliche Technische Vertragsbedingung für Kunstbauten 6.2 Schalung 6.2.2 Schalungen für sichtbar bleibende Betonflächen Die Anordnung und Ausbildung der Schalung an Sichtflächen (z. B. Richtung der Schalbretter, Stöße, Stoßdichtungen, Schalungsklappen und -öffnungen) ist schematisch darzustellen; die Zeichnung ist rechtzeitig dem Auftraggeber zur Zustimmung vorzulegen. Die Schalung ist bis 30 cm unter Gelände herzustellen. An sichtbar bleibenden Betonflächen sind Anker nach einem regelmäßigen Raster anzuordnen. Ihre Anzahl ist durch geeignete Ausbildung der Schalung möglichst zu beschränken. Es dürfen nur bewährte Trennmittel (Schalungsöle usw.) verwendet werden, die keine Flecken am Beton hinterlassen. Sie dürfen sich auch nicht nachteilig auf nachfolgende Oberflächenschutzsysteme auswirken. Die Ausführungsanweisungen der Hersteller sind zu beachten. Damit Bewehrungsstähle und Spannglieder nicht verunreinigt werden, sind Holzschalungen mit Trennmittel so rechtzeitig zu behandeln, dass dieses bis zum Verlegen der Bewehrung in das Holz eingedrungen ist. Nicht mit Kunststoff beschichtete neue Schalung für Sichtbeton ist vor dem ersten Gebrauch mit Zementschlämme zu behandeln, zu reinigen und mindestens zweimal mit Trennmittel zu streichen oder zu spritzen. DBV-Merkblätter siehe Abschnitt 7 - Auswahl und Einflüsse aus ... 12 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte 3.1 Ausschreibungstexte In der Auswertung einer Anzahl von Ausschreibungstexten ausgeführter Bauvorhaben ist zu erkennen, dass vorwiegend Textbausteine oder Ausschreibungen anderer Bauvorhaben als Vorlage verwendet wurden. Eine klare, für den Ausführenden eindeutig kalkulier- und ausführbare Beschreibung der gewünschten Betonoberfläche lassen fast alle Ausschreibungen vermissen. Vielfach wird sehr umständlich und unklar eine Forderung umschrieben, um möglichst viel Entscheidungsfreiraum für den Auftraggeber zu gewinnen. Dem Auftragnehmer wird das Risiko und die Verantwortung für die nicht eindeutige Beschreibung der gewünschten Betonoberfläche übertragen. Leider zwingt die gegenwärtige Marktsituation Bauunternehmen, solche Ausschreibungen ohne oder mit geringem Einspruch anzunehmen. Teilweise fehlen auch bei den Auftragnehmern die notwendigen Kenntnisse, um die Probleme bei der Auftragsvergabe bereits zu erkennen. In der VOB (Verdingungsordnung für Bauleistungen) Teil A wird u.a. festgelegt: „§ 9 (1) Die Leistung ist eindeutig und so erschöpfend zu beschreiben, dass alle Bewerber die Beschreibung im gleichen Sinne verstehen müssen und ihre Preise sicher und ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen können. § 9 (2) Dem Auftragnehmer darf kein ungewöhnliches Wagnis aufgebürdet werden für Umstände und Ereignisse, auf die er keinen Einfluss hat und deren Einwirkung auf die Preise und Fristen er nicht im voraus schätzen kann.“ Neben der rechtlichen Konsequenz (siehe Pkt. 3.3) ist hier das Zusammenwirken aller Beteiligten im „Sichtbeton-Team“ (siehe Pkt. 1.2.1) dringend notwendig. Die Ausschreibungstexte sollten in ihren Anforderungen klar gegliedert sein, in: Anforderungen an: ■ die Planung und Ausführung ■ die Schalung und Schalhaut einschließlich Ankersystem und -raster ■ die Bewehrung + Abstandhalter ■ den Beton und dessen Verarbeitung ■ die Einbauteile ■ sonstige Einflüsse. Die Österreichische Vereinigung für Beton- und Bautechnik hat in einer Richtlinie „Geschalte Betonflächen“ (Gründruck Dezember 2001) Anforderungsklassen GK für sichtbar bleibende geschalte Betonflächen festgelegt (Tabelle 1). Dabei sind die Anforderungen zur Struktur, Porigkeit und Farbgleichheit aus der ÖNORM B 2211 (siehe Pkt. 2.5.2) übernommen. Für die Arbeitsfuge wird folgende Einteilung vorgenommen: A0 Versatz der Flächen zwischen zwei Betonierabschnitten ≤ 10 mm A1 Versatz der Flächen zweier Betonabschnitte ≤ 10 mm Feinmörtelaustritte auf dem vorgehenden Betonierabschnitt müssen rechtzeitig entfernt werden. Dreikantleiste empfohlen A2 Versatz der Flächen zweier Betonabschnitte ≤ 5 mm Feinmörtelaustritte auf dem vorgehenden Betonierabschnitt müssen rechtzeitig entfernt werden. Dreikantleiste empfohlen. Wir als Schalungsanbieter werden in der Regel erst nach Vertragsabschluß in die Aufgabe einbezogen. Leider müssen wir dann unseren Kunden auch häufig erklären, dass die eine oder andere Forderung technisch nicht garantiert oder nur mit einem hohen Arbeits- und Materialaufwand erreicht werden kann. Wenn wir sagen, das wir eine Forderung technisch nicht garantieren können, bedeutet dies, das unter den Ausführungsbedingungen, die zum Zeitpunkt des Angebotes und der Auftragsvergabe nicht vollständig bekannt sind (z.B. Wetter), Einflüsse auftreten können, die ein anderes Ergebnis bringen. Durch unvorhergesehene Feuchteaufnahme der Holzschalhaut kann es zu Quellungen am Schalhautrand kommen usw. Leider werden diese unvorhergesehenen Einflüsse in den Ausschreibungen teilweise ignoriert und man hofft auf den Zufall das nur positive Einflüsse auf das Ergebnis wirken. Mit dem Zufall, das nur positive Einflüsse bei der Ausführung einer Sichtbetonwand wirken und dem Satz in den ZTV „Erbringt der AN die gefordert Sichtbetonqualität nicht, behält sich der AG Abbruch und Erneuerung zu Lasten des AG vor.“ kann die Ausführungsqualität nicht garantiert werden. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung A2 S Versatz der Flächen zweier Betonabschnitte ≤ 3 mm Feinmörtelaustritte auf dem vorgehenden Betonierabschnitt müssen rechtzeitig entfernt werden. Dreikantleiste oder Sonstiges ist zugelassen/ nicht zugelassen. Für die Ebenheit ist folgende Einteilung vorgenommen: E0 DIN 18202, Tab. 3, Zeile 5 E1 DIN 18202, Tab. 3, Zeile 6 E2 DIN 18202, Tab. 3, Zeile 7 13 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte AnfordeAnforderungen rungen an an Beton, Schalung2) Trennmittel Farbgleichheit Arbeitsfuge Ebenheit S0 5P – A0 – GB 1 GB 2 S1 S1 4P 3P – – A0 A1 E0 E1 Schalungsklasse Porigkeit GB 0 Musterflächen Anforderungsklasse Struktur2) Anforderungen an geschalte Betonflächen1) – SK 01 Betonflächen ohne besondere architektonische Gestaltung oder techn. Anforderungen SK 01 Betonflächen mit vorwiegend betontechnologischen Anforderungen, z. B.: Kellerwände, Garagenwände, Stützmauern – empfohlen SK 02 BetonStandard3)4) 3 BS-GB GB 3 S2 3P – A2 E1 empfohlen SK 02 BS-GB GB S Sonderklasse S2 P F2 A2S E1 vorgeschrieben SK 02 BS-GB Anwendungen, Anwendungsbeispiele Betonflächen mit hohen betontechnologischen Anforderungen, z. B.: Verkehrsbauwerke mit Expositionsklassen XF2, XF3 und XF4, Kläranlagen Betonflächen im Hochbau, Betonflächen mit besonderen technischen und betontechnologischen Anforderungen, z. B.: Wände und Decken im Hochbau, Kläranlagen für Industrieabwässer Architektonisch gestaltete Flächen mit besonderer Bedeutung, z. B.: Betonflächen für repräsentative Bauteile Für die Schalungsklassen ist folgende Einteilung vorgenommen: Die Schalungsklassen werden in der Richtlinie detailiert beschrieben. SK 01 Schalungsart frei wählbar z.B. Rahmenschalung mit geringeren Anforderungen als SK 02. Die im Pkt. 3.2 enthaltene Checkliste ist eine Unterstützung bei der Formulierung der Vorstellungen in den Ausschreibungsunterlagen, zur Beurteilung der Machbarkeit mit dem Ausführenden und zur Ermittlung der notwendigen Auswahl und des Aufwandes in der Ausführung. SK 02 Systemschalung wie Rahmenschalungen, Trägerschalungen und Objektschalungen SK 03 Systemschalungen wie Rahmenschalungen, Trägerschalungen und Objektschalungen mit erhöhten Anforderungen gegenüber SK 02. 14 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte 3.2 Checkliste Ausschreibungstext für Betonoberflächen mit Anforderungen an das Aussehen Anforderung an 1. Erläuterung, Variation, Hinweise Objektbezogene Auswahl der Anforderung Betonoberfläche glatte Betonoberfläche glatte Schalhaut, großflächige Schalelemente nicht auffallende Schalelementstöße Fugenbild der Schalung nicht glatte (raue) Betonoberfläche raue Schalhaut, Stukturschalhaut Schalung groß- oder kleinflächig, Fugenbild der Schalung Schalelementstöße strukturierte Betonoberfläche Art und Form der Struktur – durch die Schalhaut – durch Bearbeitung der Betonoberfläche poren- und lunkerarme Betonoberfläche Poren- und Lunkeranteil an der Fläche Poren- und Lunkergröße Poren- und Lunkerverteilung auf der Fläche Farbe der Betonoberfläche möglichst wenige Farbunterschiede – Farbe des Betons durch Zement, Zuschlagstoff – Farbe des Betons saugende/nicht saugende Schalung Farbbeimengung (Pigmente) im Beton Beigabe von Zusatzstoffen 2. Schalung 2.1 Art der Schalung Material Bretter, Schaltafeln oder -platten, Strukturelemente oder -matrizen, Kunststoffbeschichtung Oberfläche saugend/nicht saugend Stahl u. a. m. keine Vorgaben/ Vorgabe: Oberflächenqualität naturbelassen, versiegelt, filmbeschichtet geölt, gewachst, u. a. m. keine Vorgaben/ Vorgabe: Oberflächenstruktur gehobelt, geschliffen, glatt, sägerau, strukturiert durch Bürsten Siebdrucknarbung, sandgestrahlt, etc. keine Vorgaben/ Vorgabe: Schalhautformate Plattenformate (Standardformate, Sonderformate) Bretter: Brettbreite (8 – 12 cm) Brettlänge bis ca. 4,50 m Schalhautdicke ab ca. 20 mm selbsttragend unter ca. 15 mm auf Unterschalung keine Vorgaben/ Vorgabe: Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 15 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte Anforderung an Erläuterung, Variation, Hinweise Objektbezogene Auswahl der Anforderung Schalhautbefestigung Befestigung von vorn (Betonseite) von hinten Befestigungsart: genagelt, geschraubt, getackert Befestigung in der Schalhaut überstehend, bündig, versenkt, gespachtelt (Achtung auch versenkt und gespachtelt bleibt auf der Betonfläche sichtbar) Befestigungsraster frei wählbar, fest vorgegeben keine Vorgaben/ Vorgabe: Schalhautstoß stumpf, dicht (Dichtungsband, Fugenspachtel) gefalzt Querstoß in einer Linie/oder Fingerstoß (Überlappung) keine Vorgaben/ Vorgabe: Einsatzzahl der Schalhaut neu, gebraucht mit Schadenstellen gebraucht und ausgebessert zulässige Einsatzzahl 1 oder n keine Vorgaben/ Vorgabe: Saugverhalten der Schalhaut Schalhaut nicht saugend Schalhaut schwach saugend Schalhaut saugend (Drain-Vlies) keine Vorgaben/ Vorgabe: 2.2 Schalungssystem Trägerschalungssystem Wand/Decke Rahmenschalung vorgegebenes Raster der Elemente (Länge/Breite) Ankerraster Schalsystem vorgegebene Elementgrößen Ankerraster Standardschalhaut, Sonderschalhaut keine Vorgaben/ Vorgabe: Schalungsverankerung Ankerraster aus Standardschalung vorgegeben Sonderankerraster horizontal vertikal Ankerausbildung Ankertyp DW 15, 20, 26 PVC-Rohr mit Konus und Verschlussstopfen PVC w-d-Verankerung wiedergewinnbar, Betonkonus (Farbe, Form) w-d-Verankerung verloren keine Vorgaben/ Vorgabe: Elementstoß Stoßausbildung bei Trägerschalung Stoßausbildung bei Rahmenschalung Standard mit Vorsatzschalhaut Systembedingte Toleranzen am Stoß Besonderheiten: Stoßleiste, Abfasung, etc. keine Vorgaben/ Vorgaben: Passflächen Passflächenschalhaut Passflächenanordnung und Ausbildung Ausschalspiel keine Vorgaben/ Vorgabe: 16 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte Anforderung an Erläuterung, Variation, Hinweise Objektbezogene Auswahl der Anforderung 2.3 Montage der Schalung Vormontageort Werkmontage Elementgrößen durch Transportabmessungen eingeschränkt Baustellenmontage kaum Elementgrößenbeschränkung feldmäßige Herstellung, damit geringere Qualität, besonders Passung Schalhautwechsel werkseitig (Baustelle) keine Vorgaben/ Vorgabe: Maßgenauigkeit DIN 18202 Tabelle 3 Zeile 5 Zeile 6 Zeile 7 Achtung: Eine höhere Genauigkeit kann nicht garantiert werden. Toleranzen aus der Schalhaut zusätzlich berücksichtigen Toleranzen in der Fläche am Schalhautstoß am Elementstoß Vorgabe: Fugenausbildung vertikal und horizontal – Dehnungsfuge: Lage vorgegeben Ausbildung mit Dreikantleiste, Trapezleiste, Fugeneinlagen, Abschalung, Fugenband, etc. keine Vorgaben/ Vorgabe: – Arbeitsfugen: mögliche Anordnung Ausbildung mit Dreikantleiste, Trapezleiste, Fugeneinlagen, Abschalung, Fugenband, etc. keine Vorgaben Vorgabe: – Schalungsansätze bündig, dicht, fugenbetont durch Leisteneinsatz keine Vorgaben/ Vorgabe: 3. Betonoberfläche – Einfluss Verfärbung aus Schalhaut Fugen der Schalhaut Trennmittel Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung Schalhaut (Bretter) künstlich altern schleifen, spachteln, abdichten keine Betonverfärbung, Absanden, Fleckenbildung, etc. keine Auswirkung auf Haftvermögen nachträglicher Beschichtung keine nachweisbaren Rückstände biologisch abbaubar keine Vorgaben/Vorgabe: keine Vorgaben/Vorgabe: keine Vorgaben/Vorgabe: 17 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte Anforderung an Erläuterung, Variation, Hinweise Einbauteile Art der Einbauteile, Qualität (rostend/nicht rostend) Befestigung, Lagesicherung (nageln, schrauben binden, schweißen) Aussparungen Art der Ausführung, Befestigung, Genauigkeit der Lage, sonstige Anforderungen, wie Dreikantleisten etc. 4. keine Vorgaben/ Vorgabe: Beton Betoneinbau 5. Objektbezogene Auswahl der Anforderung Betonierabschnittsgröße Betonierleistung Beton-Steiggeschwindigkeit Betonrezeptur (w/z-Wert, Zementart, Konsistenz, Zusatzmittel, Verflüssiger) Betonverdichtung (Innenrüttler, Außenrüttler) Arbeitsvorbereitung Baudurchführung Schalungsplanung Umfang der Planung, Vorlage der Pläne Arbeitsunterlagen Bereitstellung Bauablaufplan/ Terminplan Erarbeitung/Kontrolle Transport und Zwischenlagerung Be- und Entladearbeiten Stapelung Zubehör 18 Anforderungen : Trennmittel Paßschalhaut (Art und Befestigung) Ankerdurchführung und nachträglicher Verschluß Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte 3.3 Sichtbeton – rechtliche Ausschreibungsund Vertragsaspekte Eine verbindliche Definition im technischen (z. B. in den DIN-Normen) oder rechtlichen Sinne, durch die der Leistungsumfang eines in Sichtbeton zu erstellenden Bauwerks oder Bauteils näher bestimmt wird, gibt es nicht. Ein Grund, warum es zwischen Vertragspartnern zu Differenzen kommt, ob der Auftragnehmer seinen vertraglichen Verpflichtungen bei der Erstellung eines Bauwerkes/Bauteils aus Sichtbeton nachgekommen ist. Die betreffende Ausschreibung ist auch nicht wegen des Verstoßes gegen ein gesetzliches Verbot gemäß § 134 BGB unwirksam. Bei der Vertragsgestaltung, insbesondere den Ausschreibungsunterlagen, sollte, allein schon wegen des möglicherweise drohenden Schadenersatzes, dafür Sorge getragen werden, dass dem Auftragnehmer bzw. dem Bietenden kein ungewöhnliches Wagnis auferlegt wird. Ausschreibung und Vertragsgestaltung Vergleichsbauwerke und Musterflächen Was ein Auftragnehmer zu leisten hat, bestimmt sich nach den Vereinbarungen zwischen den Parteien. Sie sollten schriftlich fixiert sein und aus folgenden bestehen: Mit Musterflächen und Vergleichsbauwerken können die auszuführenden Leistungen über die wörtliche Beschreibung bestimmt werden. Musterflächen und Vergleichsbauwerke sind zu vereinbaren. Bei Vergleichsbauwerken ist zu beachten, dass die Herstellungsbedingungen (Jahreszeit, Zement, Zuschläge u. a. m.) nie reproduzierbar sind und das zu erstellende Bauwerk deshalb nie als 100 %iges Duplikat, sondern nur mit Abweichungen zum Vergleichsbauwerk erstellt werden kann. Musterflächen können vor bzw. während der Ausschreibung noch nicht vorliegen, da sie erst am jeweiligen Bauwerk hergestellt werden. Nach der Herstellung sollte die Musterfläche von beiden Vertragspartnern betrachtet und für gut befunden werden. Zur späteren Beurteilung, ob die restliche Sichtbetonfläche der Musterfläche entspricht, sollte sowohl für die Musterfläche als auch für die anderen Flächen ein Beurteilungsabstand vereinbart werden. Dieser sollte in etwa dem Betrachtungsabstand der Sichtbetonfläche bei der späteren Nutzung entsprechen. Dadurch kann insbesondere die Gefahr bei der Abnahme der Gesamtleistung reduziert werden, dass individuelle Maßstäbe, wie ästhetisches Empfinden des Auftraggebers, ausschlaggebend für die Beurteilung der Mangelhaftigkeit bzw. Abnahmefähigkeit sind. ■ ■ ■ ■ Vertragsbedingungen Leistungsbeschreibung Leistungsverzeichnis Plänen Ausschreibung/Vertragsabschluss Dem Vertragsabschluss geht beim öffentlichen Auftraggeber, aber auch teilweise beim privaten Auftraggeber, eine Ausschreibung der Leistung gem. VOB/A vorweg. Unterliegt die Ausschreibung der VOB/A, so ist der Ausschreibende verpflichtet (VOB/A § 9 (1 + 2)), die Ausschreibung so zu gestalten, dass die Ausschreibungsunterlagen möglichst genau die auszuführenden Leistungen bestimmen. Die Verdingungsunterlagen sollten daher z. B. Aussagen darüber treffen, welche herstellungstechnischen Anforderungen (Schalung, Beton) zur Anwendung kommen und/oder wie das Endprodukt aussehen soll. Nach § 9 (2) VOB/A darf einem Auftragnehmer kein ungewöhnliches Wagnis aufgebürdet werden. Ein solches ungewöhnliches Wagnis liegt u. a. vor, wenn der Auftraggeber erhebliche Umstände verschweigt, die für den Bieter und späteren Auftragnehmer nicht erkennbar sind. Wird dem Auftragnehmer ein ungewöhnliches Wagnis auferlegt, so kann dies einen Schadenersatzanspruch des Auftragnehmers aus Verschulden bei Vertragsverhandlung zur Folge haben. Der Bieter hat eine Prüfpflicht. Bei erkennbaren Fehlern, Unstimmigkeiten, u. ä. muss der Auftraggeber befragt werden. Unterlässt er dies, so fehlt es für einen Schadenersatzanspruch an einem Vertrauen dürfen. Der Vertragsinhalt wird folglich nicht entsprechend angepasst. Denn die VOB/A enthält kein zwingendes Vertragsrecht dahingehend, dass statt der geschlossenen Vereinbarung der nach § 9 VOB/A gebotene Vertragsinhalt angenommen werden darf. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung Musterflächen haben den Vorteil, dass sich die Parteien während der Bauausführung darüber einig sind, wie die zu erstellenden Sichtbetonflächen auszusehen haben. Vereinbarte Musterflächen oder Vergleichsbauwerke vermeiden, dass dem Auftragnehmer ein ungewöhnliches Wagnis auferlegt wird. 19 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte Vertraglich geschuldetes Soll und Mangelhaftigkeit Ist eine Leistung mangelhaft, bedeutet dies zugleich, dass die vertraglich geschuldete Leistung nicht erbracht wurde. Gemäß § 633 Abs. 1 BGB ist das Werk so herzustellen, dass es die zugesicherten Eigenschaften hat und nicht mit Fehlern behaftet ist. Eine fehlerhafte Leistung liegt vor, wenn das erstellte Werk von der normalen Beschaffenheit der geschuldeten Werkleistung, wie sie die Parteien vorausgesetzt haben, abweicht. Das bedeutet auch, dass der Auftragnehmer das Bauteil oder Bauwerk nach den anerkannten Regeln der Technik auszuführen hat. Unter die anerkannten Regeln der Technik fallen u. a. die DIN-Normen. Allerdings helfen diese bei der Leistungsbeschreibung von Sichtbeton nur bedingt. Sie beziehen sich auf Toleranzen, Ausführungsarten, -techniken u. ä. Den DIN-Normen ist auch nicht zu entnehmen, wie die häufig in Leistungsbeschreibungen verwendeten Begriffe, „malerfertig“ oder „tapezierfertig“, zu verstehen sind. Gerade die Verwendung dieser Begriffe in den Leistungsbeschreibungen hat häufig zur Folge, dass die Vertragspartner unterschiedliche Vorstellungen von dem haben, was vertraglich geschuldet ist. Zugesicherte Eigenschaften Auch das Fehlen einer sogenannten zugesicherten Eigenschaft stellt einen Mangel dar. Zugesichert ist eine Eigenschaft, wenn es dem Auftraggeber erkennbar auf diese Eigenschaft ankommt und der Auftragnehmer die Erfüllung dieser zusagt. Sofern eine zugesicherte Eigenschaft vereinbart ist, wird diese vom Auftragnehmer geschuldet, unabhängig davon, ob die Erstellung in der zugesicherten Art technisch möglich ist. Mit der Vereinbarung einer Musterfläche (Probe) gilt diese gem. § 13 (2) VOB/B als zugesicherte Eigenschaft. Es sollte auf keinen Fall etwas vertraglich zugesichert werden, was technisch nicht erfüllbar ist. Denn der Auftragnehmer haftet für die zugesicherte Eigenschaft besonders. Auch wenn die zugesicherte Eigenschaft technisch nicht durchführbar ist, haftet der Auftragnehmer für deren Erfüllung. Er sieht sich folglich Erfüllungs- oder Gewährleistungsansprüchen des Auftraggebers wie Minderung oder Rückabwicklung des Vertrages ausgesetzt. Der BGH hat in einem Fall entschieden, dass zugesicherte Toleranzen vom Auftragnehmer vertraglich geschuldet sind, auch wenn die Einhaltung der Toleranzen aus technischer Sicht nicht möglich ist. Der Beklagte sollte eine Binderschalung für die Klägerin ausführen. Vertraglich wurden Maßtoleranzen vereinbart, die nach Auskunft des Gutachters technisch nicht einzuhalten sind. Bei einer zugesicherten Eigenschaft kann die Klägerin von der Beklagten die Herstellung des vertraglich vereinbarten Werkes verlangen. Das gelte auch, wenn dies technisch 20 nicht, kaum oder nur mit ganz erheblichem Aufwand möglich sei. Ein Rechtsmissbrauch sei auch nicht darin zu sehen, dass die Klägerin auf der zugesicherten Eigenschaft bestehe. Der Auftragnehmer kommt aus seiner besonderen Haftung auch nicht heraus, wenn er nach Vertragsschluss Bedenken gem. § 4 (3) VOB/B anmeldet. Er wusste bereits bei Vertragsabschluss, dass es dem Auftraggeber auf die Erfüllung dieser Eigenschaft besonders ankommt. Vor Vertragsschluss sollte daher der Auftragnehmer überprüfen, ob eine zugesicherte Eigenschaft auch technisch durchführbar ist. Sind Musterflächen oder Vergleichsbauwerke vereinbart, so stellt sich dieses Problem in der Regel nicht. Denn mit der Ausführung dieser ist die technische Durchführbarkeit belegt. Die Betrachtung der Gewährleistungs- und Haftungsfragen zeigt, wie wichtig es ist, den Vertragsinhalt dem Willen der Vertragspartner entsprechend genau zu bestimmen. Es sollte insbesondere die Verwendung von auslegungsbedürftigen Begriffen, wie „tapezierfähig“, „anstrichfähig“ bzw. „anstrichtauglich“ oder „anstrichfertig“ vermieden werden, denn jede Partei kann diese Begriffe unterschiedlich verstehen. Eine rechtlich verbindliche Definition, auf die sich die Vertragsparteien berufen können, gibt es nicht. Da es zu der Frage, wie die vorgenannten Begriffe auszulegen sind, auch keine höchst richterliche Rechtssprechung gibt, bleibt der Auslegungsspielraum. Die Parteien sollten daher das, was sie darunter verstehen, wörtlich möglichst genau fassen, indem sie beispielsweise Toleranzen vereinbaren und festlegen, wer die Kosten für ggf. notwendige Spachtelarbeiten übernimmt. Des weiteren sollte während der Ausführung eine Qualitäts- und Beweissicherung zur Vermeidung von Streitigkeiten durchgeführt werden. Vertragliche Einbindung von Merkblättern Sowohl der Deutsche Beton Verein (DBV), der Bundesverband der Deutschen Zementindustrie (BDZ) als auch der Bundesverband Deutscher Beton- und Fertigteilindustrie (BDB) haben Merkblätter zur Ausschreibung und Vertragsgestaltung bei Verwendung von Sichtbeton herausgegeben. Diese Merkblätter sollen den Parteien die vertragliche Gestaltung erleichtern und Streitigkeiten vorbeugen. Da diese Merkblätter nicht zu den anerkannten Regeln der Technik zählen, muss bei Vertragsschluss zwischen den Parteien vereinbart werden, welche der in diesen Merkblättern gegebenen Empfehlungen Anwendung finden sollen und damit Vertragsbestandteil werden. Ein allgemeiner Bezug auf die Merkblätter ist nicht aussagekräftig. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte DBV-Merkblatt „Sichtbeton“ Qualitäts- und Beweissicherung Der DBV hat ein Merkblatt „Sichtbeton“ herausgegeben. Unter Ziffer 2.4. des Merkblattes wird aufgeführt, was insbesondere bei der Ausschreibung zu beachten ist, d. h., welche Leistungsmerkmale unbedingt genau bestimmt sein sollten. Das betrifft zum einen die Oberflächenstruktur, Farbgebung, Flächengliederung, konstruktive Details, Aussehen und Lage nicht gestalteter Teilflächen sowie zum anderen ggf. wasserdichte Ausbildung von Schalungsstößen, usw. Auch in diesem Merkblatt wird das Erstellen von Musterflächen empfohlen. Um die Umsetzung der vertraglichen Vereinbarungen überprüfen zu können, sollte bei einer Leistung wie Sichtbeton, die sehr unterschiedlich ausgeführt werden kann, zwischen den Parteien eine Qualitäts- und Beweissicherung vereinbart werden. Durch Musterflächen oder Vergleichsbauwerke wird der zu erbringende Qualitätsstandard festgelegt. Die Vertragspartner können anhand dieser Referenzobjekte immer wieder prüfen, ob die ausgeführte der vertraglich geschuldeten Leistung entspricht. Das Merkblatt kann als Checkliste für die Ausarbeitung von Ausschreibungsunterlagen dienen, jedoch ist es keine für jedes Bauwerk allgemein gültige Anleitung für die Ausschreibung. Bei der Ausschreibung jedes Objektes sollten daher die für das Bauvorhaben spezifischen Kriterien, getrennt nach Anforderungen an Schalung, Bewehrung und Beton, berücksichtigt werden und in die Erstellung der Leistungsbeschreibung, des Leistungsverzeichnisses, etc. einfließen. Das Merkblatt enthält ferner Anhaltspunkte, was bei der Abnahme von Sichtbeton berücksichtigt werden sollte. Danach sollte nur der optische Gesamteindruck und nicht eine einzelne kleine Teilfläche Ausschlag für die Abnahmefähigkeit der Leistung geben. Hinsichtlich der Frage der Mangelhaftigkeit wird nach vermeidbaren Abweichungen im Erscheinungsbild der Ansichtsfläche und nach bedingt vermeidbaren sowie nicht vermeidbaren bzw. herstellungstechnisch nicht zielsicher erfüllbaren Forderungen an die Ansichtsflächen unterschieden. Die Musterfläche oder das Vergleichsbauwerk sollten örtlich genau festgelegt und ggf. in Fotos festgehalten werden. Dadurch wird vermieden, dass sich die Vertragspartner darüber streiten, welche Fläche als Probefläche festgelegt worden ist. Eine Beweissicherung kann z. B. durch Fotos und/oder Gutachter erfolgen. Die Einschaltung eines Gutachters ist für die Beurteilung, ob der ausgeführte Sichtbeton dem vertraglich geschuldeten entspricht, ratsam. Um eine möglichst objektive gutachterliche Stellungnahme zu erhalten, sollte ein gerichtliches Beweisverfahren (selbständiges Beweisverfahren) oder schiedsgutachterliches Verfahren eingeleitet werden. Denn ein nur von einem Vertragspartner (außergerichtlich) beauftragter Gutachter wird bei späteren gerichtlichen Auseinandersetzungen als Parteigutachter betrachtet, wohingegen ein Gutachter im Rahmen eines selbständigen Beweisverfahrens oder ein Schiedsgutachter unparteiisch ist. Da gerade die Frage der Abnahmefähigkeit von Sichtbeton von individuellen ästhetischen Empfindungen abhängt, sollten Regelungen über die Abnahme zwischen den Parteien getroffen werden. Das gilt insbesondere für die Festlegung von Kriterien, wann die betreffende Leistung abnahmefähig ist. Dies könnte z. B. dadurch erfolgen, dass die Vertragspartner die entsprechenden Regelungen des Merkblattes vereinbaren. Das Merkblatt kann aber auch hinsichtlich der Abnahmeregelungen nur eine Orientierung sein und nicht unbedingt für jedes Bauwerk Gültigkeit haben. Literaturhinweise Prof. H. Franke und B. Schaarschmidt: „Sichtbeton – eine zugesicherte Eigenschaft? Ausschreibungs- und Vertragsaspekte (beton 4/2000). Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 21 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte 3.4 Schalungsplanung Schalplanvorlage zur Abstimmung bezüglich Schalhautfugen, Ankerraster usw. Dem Ausschreibenden sollte klar sein, dass fast ausschließlich mit Systemschalungen und entsprechenden Schalhautmaterialien geschalt wird. Damit sind Standard- bzw. Systemformate der Schalhaut und Schalelemente sowie ein Ankerraster vorgegeben. Eine Abweichung von diesen Vorgaben bedeutet z.B.: ■ Einsatz einer Sonderschalhaut (Format) mit entsprechenden Zuschnitten ■ Anfertigung von Sonderschalungen, um das gewünschte Elementraster zu erreichen ■ Anfertigung von Sonderschalelementen oder Anordnung von zusätzlichen Riegeln und Ankerträgern, um das geforderte Ankerraster zu realisieren ■ u. a. m. Diese Zusatzforderungen erfordern einen erhöhten Material- und Arbeitsaufwand und damit auch wesentlich höhere Kosten. 3.5 Toleranzen Grundlage für die Genauigkeit im Schalungsbau ist die DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau – Bauwerke“ (siehe Abschnitt 2). Die in der DIN festgelegten Toleranzen gelten baustoffunabhängig für die Ausführung von Bauwerken auf der Grundlage von DIN 18201. Die festgelegten Grenzabmaße und Winkeltoleranzen sind bei der Schalungsmontage auf der Baustelle einzuhalten und werden durch die Montage beeinflusst. Die verwendete Schalung muss in den Fertigungstoleranzen so konstruiert und gebaut sein, dass die Grenzabmaße und Winkeltoleranzen eingehalten werden können. Dazu können z. B. bauseitige Passungen genutzt werden. Für den Sichtbeton wesentlich wichtiger und von der Schalung unmittelbar beeinflusst, sind die Ebenheitstoleranzen. Diese sind in der DIN 18202 Tabelle 3 und Bild 2 vorgegeben. Die Forderungen darin, besonders der Zeile 7, sind sehr hoch und bedürfen bei der Ausführung besonderer Sorgfalt und Maßnahmen. Die von den Schalungsanbietern angegebenen Toleranzen beziehen sich auf die Schalungselemente (z. B. Rahmenschaltafeln) und deren Verbindungsmittel im unbeschädigten Zustand und bei sachgemäßer Montage. 22 Auf der Baustelle kommen zusätzliche Toleranzen dazu, wie z. B.: Montageungenauigkeiten, Messtoleranzen ■ leichte Verschmutzungen im Bereich der Elementfugen ■ Holzquellungen durch Feuchteeinfluss auch bei Schalhauttafeln ■ Ungenauigkeit der Aufstandsfläche ■ Stützenstauchungen ■ Montagespiel der Richtstützen ■ Ankerdehnungen ■ u. a. m. Forderungen, die über der DIN 18202 Zeile 7 liegen, können mit dem z. Zt. auf dem Markt befindlichen Schalungsgerät nicht garantiert werden. Hier ist vom Auftragnehmer besonders zu beachten: Wenn in einer Ausschreibung andere Toleranzen gefordert und im Vertrag diesen nicht widersprochen wird, gelten die Toleranzen der Ausschreibung. Ein besonderes Problem und auch einen häufigen Streitpunkt stellen die Schalhaut- und Schalelementfugen dar. Da es sich in der Regel um Absätze benachbarter Tafeln handelt, gibt es in der DIN 18202 keine Regelung. In der DIN 18202 werden Toleranzen erst ab einer Basismessstrecke von 100 mm festgelegt. Grundsätzlich sind Versprünge bzw. Absätze innerhalb der SchalhautStoßbereiche nicht auszuschließen, da diese gemäß den einschlägigen Platten-Normen (DIN 68762, 68791 und 68792) u. a. materialbedingterweise infolge Feuchtigkeitsaufnahme bzw. -abgabe unvermeidlich sind. In der DIN 68792 wird für die Dicke einer 21mm Schalplatte eine zulässige Abweichung von + 0,2 mm bis – 0,9 mm angegeben. Dieser Wert gilt beim Verlassen des Herstellerwerkes und einer Holzfeuchte von ca. 7 %. Trotz Oberflächenvergütung und Randversiegelung nehmen die Platten vom Rand her schnell Feuchtigkeit auf und quellen damit auf. Bei Sichtbetonschalungen wird bei hohen Anforderungen vielfach auf eine Trägerplatte oder eine Sparschalung die Sichtschalhaut aufgebracht. Damit sind 2 Schalplatten am Quellen und Schwinden beteiligt und verdoppeln die Toleranzen. Ein unterschiedlicher Feuchtegrad der einzelnen Elemente ist nicht zu vermeiden und damit sind allein aus der Schalhaut Absätze von mehreren Millimetern nicht auszuschließen. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte Analoge Toleranzen gibt die DIN 68792 für die Länge und Breite der Platten zum Zeitpunkt der Lieferung ab Herstellerwerk vor: Toleranz Länge ± 3,0 mm Breite ± 3,0 mm Diese Toleranzen sind bei der Beurteilung des Fugenspaltes bzw. -versatzes der Schalhaut unbedingt zu beachten. Eine höhere Genauigkeit zu erreichen, als das Ausgangsmaterial werkseitig hat, ist nicht zu garantieren. In der DIN 18202 steht vor der Tabelle 3 „Die bei Baustoffen für die Ebenheit zulässigen Abweichungen sind in den Ebenheitstoleranzen nicht enthalten und daher zusätzlich zu berücksichtigen“. D. h., dass z. B. die zulässigen Maßtoleranzen von Schalhautplatten nach DIN 68791 und 68792 in ihren Dimensionsauswirkungen zusätzlich anzuerkennen sind. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 23 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte 3.6 Beispiele aus Ausschreibungstexten In der nachfolgenden Tabelle sind aus einer umfangreichen Sammlung von Ausschreibungstexten einige Auszüge übernommen. Mit diesen Auszügen soll gezeigt werden, wie Ausschreibungstexte nicht formuliert werden sollten. In einer 2. Spalte sind zu den Texten Kommentare gegeben, die diese erläutern und die notwendigen Hinweise geben. Ausschreibungstexte (Zitate) Kommentar Die Anordnung und Ausbildung der Schalung an Sichtflächen (z. B. Richtung der Schalbretter, Stöße, Stoßdichtungen, Schalungsklappen und -öffnungen) ist schematisch darzustellen; die Zeichnung ist rechtzeitig dem Auftraggeber vorzulegen. Dem Auftragnehmer wird voll Freiheit bei der Gestaltung des Schalungsentwurfes gelassen. Er bekommt die Vorstellungen des Auftraggebers erst nach dem 1. Entwurf übermittelt. Die Kosten für Schalungsplanung und Ausführung sind nicht kalkulierbar. Betonflächen, welche als „Sichtbeton SB“ gekennzeichnet sind, sind möglichst absatzfrei und möglichst porenlos herzustellen, einschließlich besonderer Maßnahmen beim Betonieren. Wie ist möglichst absatzfrei und möglichst porenlos messbar definiert? Absatzfrei und porenlos ist nicht herstellbar. Bei Sichtbeton ist die Bewehrung – insbesondere von Decken- und Unterzügen – vor dem Betonieren vor Rost zu schützen. Die Schalung ist vor dem Einsatz von Trennmittel zu reinigen, um Rostflecken im Sichtbeton zu vermeiden. Wie soll die Bewehrung vor Rost geschützt werden? Warum Trennmittel vor dem Einsatz der Schalung entfernen? Wie ist dann die Trennwirkung gesichert? Besser ein schnell antrocknendes Trennmittel aufsprühen und überschüssiges Trennmittel mit dem Gummischaber entfernen. Sowohl für Decken- als auch für Wandflächen in hochwertiger Sichtqualität wird eine neue bisher nicht eingesetzte Großflächenschalhaut nach DIN 68792 gefordert. Es steht dem Bieter frei, diesbezüglich Multiplex-Platten oder sogen. Stäbchenplatten zu verwenden. Die Plattendicke darf 21,5 mm nicht unterschreiten. Der Biege-E-Modul soll in Quer- und Längsrichtung annähernd gleich groß sein. Desweiteren wird gefordert, dass die Schalplatten beschichtet sind und die Beschichtung je Seite ca. 500 g/m2 beträgt. Alle Kanten sind zu versiegeln und zu schützen. Beim 1. Einsatz einer neuen Schalhaut können Farbschwankungen auf der Betonoberfläche nicht vermieden werden. Die Schalplatten haben eine Standarddicke von 21 mm. Eine Dicke über 21,5 mm bedeutet in der Regel eine Sonderanfertigung. Die Dicke der Schalhaut ist vom Unterstützungsabstand abhängig. Die Beschichtungsstärke von 500 g/m2 ist nicht gerrechtfertigt, da dies vom Plattenholz abhängig ist und in der Regel keinen Einfluss auf die Betonoberfläche hat. Eine Beschichtung bis ca. 240 g/m2 ist optimal. Dickere Beschichtungen reißen leicht, z. B. beim Nageln. Feuchtigkeit kann dann eindringen, lassen die Platten aufquellen und die dicke spröde Beschichtung platzt ab. An alle im Leistungstext geforderten Sichtbetonarbeiten werden höchste Anforderungen gestellt. Der Auftragnehmer muss für einen einwandfreien Sichtbeton entsprechend DIN 18331 garantieren. Die fertigen Betonflächen sollen ein vollkommen dichtes Gefüge aufweisen; Versandungen, Nester-, Wolken- und Schlierenbildung dürfen nicht in Erscheinung treten. Wie sollen die Flächen aussehen? Was sind höchste Anforderungen? DIN 18331 regelt keine Sichtbetonausführung. Diese Forderungen können in der Ausführung nicht garantiert werden und es sind fachliche Bedenken anzumelden. Der Sichtbeton wird nicht mehr nachbehandelt, der Rohbau ist in diesem Falle bereits das absolute Endprodukt. Auf VOB A§ 4.7 wird ausdrücklich hingewiesen. Die Bauleitung behält sich vor, nicht einwandfrei ausgeführte Arbeiten zur Neuanfertigung abreißen zu lassen. Die Möglichkeit des Abbruches stellt eine willkürliche Maßnahme dar, da die Anforderungen und der Betrachtungsabstand nicht genau definiert wurden. Es fehlen genaue Abnahmekriterien. 24 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 3 Ausschreibungstexte und vertragliche Aspekte Ausschreibungstexte (Zitate) Kommentar Sämtlich Baumaße sind auf ± 3,0 mm genau herzustellen. Maßungenauigkeiten werden auf Kosten des Auftragnehmers beseitigt. Es wird kein Bezug auf die Toleranzenfestlegung der DIN 18202 genommen. Geringere Toleranzen, als in der DIN 18202 angegeben, können nicht garantiert werden. ± 3,0 mm ohne Bezug auf eine Basislänge ist eine nicht erreichbare Forderung. Alle Beton-Sichtflächen des Bauwerkes sind in Sichtflächen-Qualität herzustellen. Die Sichtflächen sollen in gehobelter Schalung hergestellt werden. Unterschiedlich „saugende“ Bretter sind auszuschließen. Sichtflächen-Qualität ist keine exakte Beschreibung der Betonoberfläche. Brettschalung ist unterschiedlich saugend, da Naturprodukt, z. B. Äste saugen stärker. Es darf nur Schalungsöl verwendet werden, welches die Betonoberfläche nicht verfärbt, keine Absandungen hervorruft und nachträgliche Anstriche, Spachtelungen, Putze zulässt. Schalungsöl muss biologisch abbaubar sein (CE-Text) Wassergefährdungsklasse 0. Qualitätsmaßstab: Deitermann Relax Bio 1 oder gleichwertig. Statt Schalungsöl besser Trennmittel verwenden. Biologisch abbaubare Trennmittel führen leicht zum Abmehlen der Betonoberfläche. Damit ergibt sich ein Widerspruch zu den Anforderungen an die Oberfläche. Eine WGK O gibt es nicht. Ein Trennmittel kann günstigenfalls in die WGK 1 schwach wassergefährdend eingestuft werden. Fugen/Stöße/Stopfenbild sind mit dem Architekt und Statiker – auch in formaler Hinsicht – abzustimmen. Erschwernisse bei Schalungs- und Betonierarbeiten sind nicht gesondert erfasst. Sie sind in die Positionen mit einzukalkulieren. Es ist keine klare und machbare Forderung. Damit können die evtl. entstehenden Kosten nicht eindeutig kalkuliert werden. Für die Herstellung eines einwandfreien Sichtbetons sind gegenüber einem Beton ohne besondere Anforderungen an dessen Oberfläche Mehraufwendungen erforderlich. Dieser Mehraufwand ist bei der Kalkulation zu berücksichtigen und in die entsprechenden Schalungspositionen einzukalkulieren. Die spätere Einrede über erschwerte Bedingungen ist damit grundsätzlich ausgeschlossen. Bemerkungen wie vor. Der Auftraggeber sichert sich bezüglich Mehrkosten grundsätzlich gegenüber dem Auftragnehmer ab. Der AN hat dem AG rechtzeitig Schalungspläne für Sichtbetonflächen zur Prüfung vorzulegen, um das Ankerund Fugenbild abzustimmen. Diese Pläne sind vom AN ggf. zu überarbeiten und dem AG zur Freigabe in dreifacher Ausfertigung vorzulegen. Die Schalungspläne sind mit dem Pauschalpreis abgegolten. Diese Forderungen stellen keine klare Kalkulationsgrundlage dar. Wie soll kalkuliert werden, wenn die Musterpläne erst nach der Beauftragung erarbeitet und übergeben werden? Schalungsmusterplan: Für die Gestaltung von Sichtbetonflächen wird durch den vom AG beauftragten Architekten ein Schalungsmusterplan skizzenartig erarbeitet, welcher der Formulierung rein architektonischer Belange dient. Der Plan wird nach Beauftragung in Koordination mit dem AN erstellt. Die Schalung ist in Tischlerqualität, z. B. mit Gehrungsschnitten, etc. herzustellen. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung Was ist Tischlerqualität? Bereits die unterschiedliche Holzfeuchte beim gesamten Prozess und damit Quellen und Schwinden widerspricht diesem. Durch Gehrungsschnitte werden die Toleranzen vergrößert. 25 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Schalungssysteme werden nach ihren Hauptkonstruktionselementen in 2 Hauptgruppen eingeteilt ■ Rahmenschalungen (bei Decken Paneelschalungen) ■ Trägerschalungen (bei Decken Flexschalung) Nachfolgend werden diese Systeme in ihren Auswirkungen auf die Betonoberfläche beschrieben. 4.1 Wandschalungen 4.1.1 Rahmenschalung Das Prinzip der Rahmenschalung wird am Beispiel der PERI-TRIO-Rahmenschalung dargestellt. Andere Rahmenschalungen sind in ihrem Betonbild ähnlich. Das Rastersystem der Rahmentafeln und Anker ist unterschiedlich. Schalelemente = Rahmenschaltafeln = Rahmen aus Metallprofilen mit eingelegter Schalhaut. Die Rahmen werden untereinander mit Schalschlössern verbunden. Die Rahmenschaltafeln sind in einem Maßsystem nach Größen geordnet. Die Ankerlöcher in den Rahmenschaltafeln sind fest vorgegeben, d. h., es ergibt sich ein starres Ankerraster. Die Schalhaut ist kantengeschützt in den Metallrahmen eingelegt. Die überstehende Rahmenkante drückt sich in der Betonoberfläche ein. Die Schalhaut ist auf den Rahmen genietet, die Fuge Schalhaut/Rahmen ist elastisch abgedichtet. Als Schalhaut kommen glatte, filmbeschichtete, nicht saugende Schaltafeln zur Anwendung. Beispiel Rahmenschalung PERI – TRIO Auf den beiden nachfolgenden Bildtafeln wurden die Standardtafeln der TRIO zusammengefasst und das Ankerraster je Tafel vermaßt. Aus diesen Elementen setzt sich die Schalung zusammen. Die Elemente können stehend oder liegend angeordnet werden. In der Grundrissdarstellung ist die Eckausbildung und ein Wandabgang dargestellt. Dazwischen werden die Rahmentafeln aufgeteilt und eine Passung für den Restmaßausgleich und als Ausschalhilfe angeordnet. Zu beachten ist, dass bedingt durch die Ankerung, die Tafeln gegenüberliegend angeordnet werden müssen. Beim Tafelstoß kommen jeweils 2 Ankerlöcher zusammen, wovon nur 1 Ankerloch für den Anker genutzt wird. Die Ausbildung der Innenecke mit dem Abdruck des Rahmentafelstoßes, den Ankerlöchern mit und ohne Anker, Aufstockung der Tafeln ist im Foto zu erkennen. Bei größeren Schalungshöhen werden die Tafeln übereinander angeordnet. Sonderlösung TRIO-Struktur TRIO wie vor, nur wurde die Schalhaut durch eine Trägerplatte ersetzt. Auf diese Platte muss eine individuelle Schalhaut aufgebracht werden. D. h., die Schalhaut kann entsprechend den Oberflächenanforderungen frei gewählt werden. Unter Beachtung der evtl. vormontierten Schalungssektionen können auch die Schalhautformate frei bestimmt werden. Die Elementfugenausbildung wird durch die Schalhaut bestimmt. Die Befestigung der Schalhaut erfolgt in der Regel von vorn (Betonseite), bei Schalhautdicken ≥ 21 mm kann auch eine Befestigung von der Rückseite erfolgen. Da zwei Schalhäute aufeinander angeordnet sind, können Versätze im Stoßbereich auftreten (Quellen und Schwinden), die nicht ausgeglichen werden können. Das Ankerraster der TRIO bleibt bestehen. 26 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Rahmenschalung TRIO – Elementübersicht 575 1650 3300 1175 575 (Maße in mm) 540 25 540 2400 25 1200 25 25 900 25 25 720 25 25 720 25 25 600 25 25 300 25 600 25 325 1200 25 575 2700 575 Mehrzweckelement Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 27 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Grundriß Wand – Schalprinzip Wandabgang Längenausgleich/ Ausschalspiel WDA 5/6 WDA 5/6 18 20 20 18 BFD verbindet stufenlos und überbrückt bis 10 cm Zwischenraum BFD hält Paßplattenprofil TPP WDA 5/6 25 24 WDA 5/6 24 25 30 WDA 5/6 30 WDA 5/6 35 36 WDA 5 36 35 WDA 5/6 WDA 5/6 WDA 5 40 WDA 5 WDA 5 Betonbild einer Wandinnenecke mit Rahmenschalung TRIO geschalt, Elemente aufgestockt. 28 40 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Sichtbetonflächen mit Trapezleisten Schalungsart: VARIO Schalung Schalhaut: PERI Spruce, 21 mm Befestigungsart: mit Torx, von hinten verschraubt Art der Schalung: Schalhaut PERI Spruce von hinten verschraubt vorgegebenes Ankerraster mit zusätzlichen Blindkonen Betonbild: Ankerraster mit zusätzlichen Betonkonen Schnitt durch Fuge Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 29 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Beispiel einer Hallenaußenwand mit Rahmenschalung PERI-TRIO geschalt Front mit Tür- und Toröffnungen gleichmäßige Rahmentafelaufteilung Großtafel 2,40 m/2,70 m liegend mit zwischenliegenden Passstreifen Außenwand durchgehend geschalt mit symmetrischer Fugenanordnung Ankerstellen mit PVC-Stopfen verschlossen 30 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Beispiel einer Hallenaußenwand mit Rahmenschalung PERI-TRIO geschalt Details der Fassade: RahmentafelFugenausbildung mit Passflächenbereich Ankerausbildung mit PVC-Stopfen Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 31 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Beispiel einer Hallenaußenwand mit Rahmenschalung PERI-TRIO geschalt Details der Fassade: Fugenabdruck der Rahmenschalung einschließlich Passflächen Abdruck der Schalungsankerstellen 32 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Sichtbetonfläche mit Struktur Schalungsart: TRIO Struktur Schalhaut: 3-S-Platten 21 mm Befestigungsart:mit Torx, von hinten verschraubt und an den Stößen von vorne getackert Schalhautbild: Betonbild: TRIO Struktur Elemente belegt mit 3-S-Platten Ausbildung einer Türaussparung mit Dreikantleisten Betonbild Element- und Schalhautstoß Ausbildung der Schalhautstöße Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 33 4 Schalungssysteme und Schalungshaut 4.1.2 Trägerschalung Das Prinzip der Trägerschalung wird am Beispiel der PERI-VARIO-zugfest dargestellt. Andere Trägerschalungen sind in ihrem Betonbild ähnlich. Das Rastersystem der Schalsektionen und Anker ist unterschiedlich. Schalsektionen gibt es als vorgehaltene Standardsektionen in festgelegten Größen oder werden entsprechend den Objektbedingungen speziell angefertigt. Sie bestehen aus: ■ Schalhaut (frei wählbar) – bei nicht tragfähiger Schalhaut oder Befestigung der Schalhaut von hinten, ist eine Sparschalung oder Trägerschalhaut erforderlich. ■ Trägerlage (in der Regel vertikal angeordnet) Trägerabstand frei wählbar in Abhängigkeit von der Belastung und Durchbiegung, bestehend aus Holzschalungsträgern GT 24. ■ Riegellage als Verbindungs- und Ankerträger Schalsektionsgrößen ■ Höhe = Trägerlänge = 0,90 m ..... (n x 0,30 m) ..... 6,00 m (größere Höhen durch Aufstocken von Sektionen möglich) ■ Standardbreiten: b = 1,00 m; 1,25 m; 1,50 m; 1,875 m; 2,00 m; 2,50 m; 3,00 m; (andere Elementbreiten durch objektbezogene Anfertigung von Riegeln mit Sonderlängen möglich) ■ Ankerraster vertikal: 0,46 m + n x 0,89 m 1,18 m 1,48 m 1,78 m 2,07 m 2,37 m Der Riegelabstand ist entsprechend den statischen Erfordernissen auszuwählen (Rastersprung 0,296 m) VARIO GT 24 Standardelemente Die Standardelemente werden in festgelegten Größen (siehe Bild) im Mietpark vorgehalten. Die Elemente sind mit einer Trägerschalhaut versehen. Bei besonderen Anforderungen an die Betonoberfläche kann eine objektbezogene Schalhaut auf die Trägerschalhaut aufgebracht und befestigt werden. Das Ankerraster ist bei den VARIO-Standardelementen fest vorgegeben. ■ Das Ankerraster horizontal ist innerhalb der Riegellage relativ frei wählbar. Sind die VARIO-Standardelemente nicht anwendbar, können objektbezogene Elemente nach dem gleichen Konstruktionsprinzip angefertigt werden. Dabei ergeben sich nachfolgende Rasterungsmöglichkeiten der Elemente und Anker: 34 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Passungen/Ausschalspiel Maximale Ausgleichsbreiten mit VARIO-Kupplungen VKZ: 1184 1184 480 1184 5952 1184 480 1184 5360 Breitenraster VARIO-Standardelemente gibt es in 3 Breiten: 1250 625 max. 0,36 m 625 1184 1184 4768 480 1184 480 1184 1184 480 480 3584 1776 2992 480 1184 2400 4176 1184 Unterstockelement ohne obere Abdeckung 1184 1184 1184 1184 Höhenraster In 60 cm Höhenraster sind VARIO Standardelemente verfügbar. Bei größeren Höhen werden diese einfach aufgestockt. 1184 VARIO GT 24 Standardelemente 625 750 625 750 SE 125 VKZ 99 1875 625 max. 0,84 m 625 625 625 625 SE 187,5 VKZ 147 2500 625 max. 1,48 m 625 625 1250 625 SE 250 VKZ 211 d1 Wandabgang d1 Eckausbildung x1 d2 d2 SE 125 x1 SE 187,5 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 35 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Sichtbetonfläche mit 3-S-Platten Schalungsart: VARIO zugfest projektbezogen Schalhaut: 3-S-Platten 21 mm Befestigungsart:mit Torx, von vorne verschraubt Art der Schalung: VARIO Standard Betonbild: Standard Ankerraster Abdruck: Schalhautstoß am Beton Schalhautstoß 36 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Sichtbetonfläche mit VKS-Kupplung Schalungsart: TRIO Schalung Schalhaut: Fin-Ply 21 mm Befestigungsart:mit Torx, von vorne verschraubt Ansicht von hinten: Betonbild: mit eingebauter VARIO Kupplung Sichtbeton Betonbild Element- und Schalhautstoß Elementstoß am Betonbild Elementstoß mit der VKS Kupplung ausgerichteter Elementstoß mit der VKS Kupplung Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 37 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Sichtbetonfläche mit Rispen Schalungsart: TRIO Schalung Schalhaut: PERI Beto, 21 mm Befestigungsart:mit Torx, von hinten auf Sparschalung verschraubt Betonbild: vorgegebendes Ankerraster Art der Schalung: Schalhaut von hinten verschraubt Betonbild Element- und Schalhautstoß Ausbildung der Rispe und Schalhautstoß Detail Schalhautstoß (Schnitt) Beton Schalhaut 38 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut 4.2 Deckenschalung Analog der Wandschalung wird bei den Deckenschalungen in ■ Trägerschalungen = die Flexsysteme z. B. PERI MULTIFLEX ■ Rahmensysteme = die Paneelsysteme z. B. PERI SKYDECK 4.2.2 Deckenschalung – Paneelsysteme – PERI SKYDECK Die Paneelsysteme bilden analog der Rahmenschalung ein festes Raster auf der Betonoberfläche. Das Raster wird von der Paneelgröße bestimmt und ist bei den auf dem Markt befindlichen Systemen unterschiedlich. Für das System PERI SKYDECK haben die Paneele die Grundgröße 75 x 150 cm. Diese werden durch Passelemente unterschieden. 4.2.1 Deckenschalung – Flexsysteme Bei den Flexsystemen wird die Schalhaut durch einen Trägerrost + Stützen oder Türmen unterstützt. Der Trägerund Stützenabstand wird entsprechend den jeweiligen statischen Erfordernissen berechnet und ausgewählt. Für das Bild der geschalten Betonoberfläche ist ausschließlich die Schalhaut bestimmend. Diese kann im Wesentlichen vom Unterstützungssystem unabhängig gewählt werden. Die ausgewählten Schaltafeln sollten jedoch nicht zu groß sein, da diese beim Ausschalen per Hand problematisch sind und leicht beschädigt werden können. 75 x 75 cm 75 x 50 cm 75 x 37,5 cm 150 x 50 cm 150 x 37,5 cm ergänzt. Mit diesen Passelementen werden am Rand sowie zum Bauwerksraster und an Störstellen (z. B. Stützen) Passungen hergestellt. Die Anordnung und Ausbildung der Passungen ist objektkonkret zu planen. Das Grundraster der SKYDECK beträgt, bedingt durch die Träger, ■ bei Fallkopfsystem 150 x 230 cm ■ ohne Fallkopf 150 x 225 cm Eine Sonderstellung hinsichtlich Schalhautraster haben Schalungstische. Bei den Schalungstischen handelt es sich um vorgefertigte Schalungseinheiten in einem festgelegten Raster oder um objektbezogene Maßtische. Die Tischgrößen haben Einfluss auf das Rasterbild der geschalten Deckenuntersicht. Hier ist eine genaue Planung des Schalhaut- und Tischrasters bei Sichtbetonanforderungen unerlässlich. Die Schalhaut ist auf den Unterstützungsträgern von vorn geschraubt bzw. genagelt. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 39 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Grundraster SKYDECK 78 75 225 75 75 230 736 75 736 78 Abdeckleiste 150 150 Grundraster SKYDECK Fallkopf 1,50 m x 2,30 m Grundraster SKYDECK Stützkopf 1,50 m x 2,25 m Schalhautbefestigung durch Niete zeichnet sich zusätzlich im Beton ab. 40 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut SKYDECK mit Fallkopf 1,50 x 2,30 m SKYDECK mit Stützkopf 1,50 x 2,25 m Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 41 4 Schalungssysteme und Schalungshaut 4.3 Säulenschalung Eckausbildung Analog der Wandschalung wird die Säulenschalung in 2 Grundsysteme eingeteilt. Alle Säulenschalungen sind für die Anordnung von Dreikantleisten ausgebildet. Säulen ohne Dreikantleisten, d. h., scharfkantig ausgebildet, sind problematisch. Trägerschalung PERI VARIO GT 24 VARIO GT 24 = durch eine geringe Durchbiegung und Verschiebung der Elemente untereinander, kann es zu geringen Ausblutungen im Kantenbereich kommen. Bei den Trägerschalungen wird das Betonbild ausschließlich durch die gewählte Schalhaut und deren Befestigung auf der Trägerlage bestimmt. Bei großen Säulenquerschnitten können Schalungsanker erforderlich werden. Rahmenschalungen PERI – QUATTRO Es können Säulenquerschnitte bis 60 x 60 cm im 5 cm Raster hergestellt werden. Die Rahmenschaltafeln werden im Windflügelverband gestellt. Die Schalungshöhe wird durch die Kombination der Elementhöhen 2,75 m; 1,25 m und 0,50 m erreicht. Bei der Aufstockung bildet sich horizontal die Schalhaut ab. Die QUATTRO-Tafeln sind standardmäßig mit einer filmbeschichteten Mehrschichtplatte belegt. QUATTRO und TRIO = durch die Rahmentafelausbildung ist ohne Dreikantleisten keine saubere Kantenausbildung möglich. RAPID = Beim Einsatz von Schalhaut d ≥ 27 mm ist beim System RAPID eine scharfkantige Ausbildung möglich. PERI-TRIO-Säulenschalung Es können Säulenquerschnitte bis 75 x 75 cm im 5 cm Raster hergestellt werden. Die Rahmenschaltafeln werden im Windmühlenverband gestellt. Durch die spezielle Verbindung der Rahmentafeln untereinander zeichnen sich die dafür erforderlichen Lochreihen auf der Betonoberfläche ab. Die Schalungshöhe wird durch die Kombination der Elementhöhen 2,70 m; 1,20 m; und 0,60 m erreicht. Bei der Aufstockung bildet sich horizontal eine Fuge, wie die Elementfuge bei der Rahmenschalung, aus. Die TRIO-Tafeln sind standardmäßig mit einer filmbeschichteten Mehrschichtenplatte belegt. Eckausbildung durch spezielle aufgesteckte Plastik-Dreikantleisten. PERI RAPID Die Schalhaut bei dieser Säulenschalung ist frei wählbar (21 mm). Der Säulenquerschnitt bis 60 x 60 cm ist frei wählbar. Die Schalhaut wird über Dreikantleisten in den Kanten aufgespannt. Die Betonoberfläche wird ausschließlich durch die Schalhaut beeinflusst. 42 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Säulen mit VARIO GT 24 Säulenschalung Säulen mit TRIO Säulenschalung 43 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Säulen mit QUATTRO Säulenschalung Schalhaut: filmbeschichtete Sperrholzplatte von hinten verschraubt 44 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Säulen mit RAPID Säulenschalung Ecken mit Dreikantleiste gebrochen Schalhaut frei wählbar ohne sichtbare Befestigungsmittel, da mit Dreikantleiste festgeklemmt Eckausbildung durch Sonderschalhaut (30 mm dick) scharfkantig ausgebildet Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 45 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Rundsäule mit SRS Stahlrundsäulenschalung geschalt 46 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut 4.4 Schalhaut 4.4.1 Mit Schalhaut gestaltete Betonoberflächen Durch den Einsatz entsprechender Schalungshaut ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten für die Betonflächenstruktur. Weitere Möglichkeiten ergeben sich durch Einfärben (Pigmente) oder Verwendung farbiger Ausgangsstoffe. Hier bestimmt – unabhängig von einer späteren Bearbeitung oder Behandlung – die Schalungshaut den Oberflächencharakter des Betons. Der Ausschreibende muss die Schalungshaut selbst, ihren Einfluss auf den Beton, vom Material - ggf. im Zusammenhang mit Trennmittel – und der Verarbeitung her, genau kennen und planungstechnisch berücksichtigen. Demzufolge muss die Leistungsbeschreibung – allein der Betonfläche – so eindeutig sein, dass der Auftragnehmer bei der Wahl der Schalungshaut alle materialbezogenen und anwendungstechnischen Gesichtspunkte risikofrei berücksichtigen kann. Evtl. Unklarheiten verpflichten den Auftragnehmer und ggf. den Schalungslieferer zur Anmeldung fachlicher Bedenken; wie z. B. bei “porenfrei” und “farbgleich”, die im Widerspruch sowohl zur Schalhaut als auch zum Beton stehen. In solchen Fällen ist es zweckdienlich, die Ermittlung anwendungstechnischer Grenzen und gestalterischer Möglichkeiten einer objektentsprechenden Musterfläche zu überlassen. D. h., die Musterfläche muss nach Material, Dimension, Verarbeitung, Witterung u. a. mit dem anstehenden Bauwerk bzw. der Betonfläche übereinstimmen. Geschalte Betonflächen sind das Spiegelbild der Schalungshaut. Die eindeutige, vom Auftragnehmer geforderte, Wahl der “zweckmäßigen” Schalungshaut muss sich demzufolge aus der Leistungsbeschreibung ableiten lassen und zwar sowohl nach Typ als auch in speziellen Fällen nach Fabrikat. Die konstruktiven (Spundung) bzw. verarbeitungstechnischen (Trennmittel) Belange bleiben grundsätzlich dem Auftragnehmer überlassen, sind aber funktionell der Leistungsbeschreibung zu entnehmen. Beton besteht strukturmäßig aus Bindemittel und Zuschlag verschiedener Größe, wobei seine Oberfläche vom Zementstein, d. h., Mehlkorn bestimmt wird. Struktur – weitgehend von der Schalhaut bestimmt – Dichte und Gleichmäßigkeit des Zementsteins bestimmen den Grauton der Betonfläche. Da eine völlig übereinstimmende Zementsteindichte sowohl schalungsals auch betonbezogen aus der verarbeitungstechnologischen Sicht beider Materialien nicht möglich ist – von den Stoffen selbst ganz abgesehen – ist auch eine Grautongleichheit partiell nicht zu erzielen. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung Das gleiche gilt für die Porenbildung. In diesem Sinne kann im Zusammenhang mit Betonflächen gestalterisch nur von “Einheitlichkeit” gesprochen werden, die weitgehend vom Betrachtungsabstand abhängt. Ein einheitlicher Grauton bei Betonkörpern, deren Oberflächen in unterschiedlichen Ebenen zueinander verlaufen, in einem Arbeitsgang geschüttet und im Sinne betontechnologischer Forderungen, intensiv verdichtet werden, ist seitens des Ausführenden nicht zu gewährleisten. Die anwendungstechnischen Ursachen liegen, besonders bei oberflächenglatten Schalungen, in folgenden Tatbeständen: 1. Sind die Bewehrungsanteile bei dreidimensional geschalten Betonkörpern so hoch, d.h., die Abstände der einzelnen Bewehrungsstäbe, vor allen Dingen untereinander, so eng, dass der für eine homogene Betonstruktur im Zuge der Verdichtung erforderliche Spielraum – besonders die Bewegungsfreiheit des maximalen Kornes – nicht oder nur bedingt gegeben ist. Es entsteht somit ein Siebeffekt. 2. Aufgabe des Auftragnehmers ist es, mit Sicherheit die geforderte Betonfestigkeit bzw. das geschlossene, nestfreie Gefüge zu gewährleisten. Damit ist der Zwang einer intensiven Verdichtung gegeben. 3. Mit dieser Verdichtungsintensität einerseits und der bewehrungsbedingten Sedimentationstendenz zum anderen kommt es unvermeidbar zu Konzentrationen, besonders des Fein- und Feinstkornes – sprich Mehlkorn (0 - 0,25) – was u. U. eine erhebliche Minderung des w/z-Faktors, Hydrationsbeeinträchtigungen und damit starke, partielle Grautonschattierungen zur Folge haben kann. Hinzu kommt, dass der Mehlkorngehalt, bezogen auf das Größtkorn, seitens DIN 1045 empfohlen ist und im Zusammenhang mit feingliedrigen Querschnitten und demzufolge einem max. Korn 16 mm, ca. 450 kg/m3 beträgt. Dabei kann man davon ausgehen, daß ca. 2/3 des optisch belasteten Mehlkornes aus Zement besteht. 4. Dieser Vibrationseffekt, der seine Begründung u. U. in der Glätte der saugenden oder nicht saugenden Schalungsoberfläche unterschiedlich erfährt, wirkt sich zusätzlich entsprechend der Schalungsebenen aus, d. h., erfährt bei einer horizonalen Fläche eine gleichmäßigere Verteilung des Feinkornes, als es z. B. bei einer vertikalen oder gar schräg verlaufenden Fläche der Fall sein kann. Im letzten Fall kann es, je nach Wasserrückhaltevermögen des Zementes, Grad des w/z-Faktors und Beschaffenheit des Betonzuschlaggerüstes – besonders bei Leichtbeton – zu Schleppwassereffekten, Schlierenbildungen, schlechthin zu Grautonschattierungen führen, deren Umfang und Gegensätzlichkeit erst nach dem Ausschalen in Erscheinung treten. 47 4 Schalungssysteme und Schalungshaut 4.4.2 Schalhautgruppen 4.4.2.1 Holztextur - Betonflächen Sichtbeton – Brettschalung Auswahl: Oberfläche: roh/kunstharzvergütet rau (Schnittart)/glatt (gehobelt) profiliert Anordnung: Brettanordnung – vertikal, horizontal, gem. Vorgabe Brettbreite beliebig/ ... cm Stoßanordnung beliebig/geordnet/ versetzt/nach Angabe Bei den vorstehenden holzstrukturierten bzw. profilierten Ausführungen sind die Planebenheitstoleranzen materialabhängig durch Quellen und Schwinden Schwankungen unterworfen und in den Bereich DIN 18202 Tab.3 Zeilen 5 - 6 einzustufen. Abweichungen sind bei starken Feuchteschwankungen nicht auszuschließen. Unvergütete Holzoberflächen haben eine saugende Wirkung und erzeugen einen dunkleren Grauton der Betonoberfläche. Sägeraue Schalungsbretter sind saugend, die raue, stark strukturierte Oberfläche bietet gegenüber dem Frischbeton einen erhöhten Rauigkeitseffekt. Diese Eigenschaft trägt u. a. dazu bei, dass überschüssige Zugabewassermengen im Oberflächenbereich in die poröse Schalung abwandern können, d. h., sie verhindert bei Sichtbeton Absandungen, Schleppwassereffekte u. a. m. Das Betonbild einer material- und fachgerecht erstellten Sichtbetonschalung aus sägerauen Brettern gibt die Gewähr ansprechender Struktur und einheitlichem, im Vergleich zu nicht saugender Schalung, dunkleren Grauton. Bretter sind gewachsenes Holz und weisen strukturelle Unterschiede auf, die sich auch in der Feuchtigkeitsaufnahme und damit schalungstechnisch sowohl in geringen Dimensionsveränderungen als auch in partiellen Grautondifferenzen bemerkbar machen. Oberfläche gehobelt – ergibt optisch eine ausdruckslose flache Struktur als Sichtbeton. Die geringe Rauigkeit bürgt die Gefahr der Schleppwasserbildung, der Sedimentation und damit partieller Grautondifferenzen. Sonst gilt das für sägeraue Bretter Gesagte. Bretter als Schalhaut sollten eine Eigenfeuchte von ca. 18 % aufweisen, damit kann noch Wasser aus dem Beton aufgenommen und entsprechend dem Hydratationsbedarf auch wieder abgegeben werden. In diesem Feuchtebereich sind Feuchteänderungen mit Volumenänderungen verbunden. Neue Brettschalung mit unvergüteter (z. B. Kunstharz) Oberfläche sind vor dem ersten Einsatz zu neutralisieren/altern. Grundsätzlich bedarf frische Brettschalung, ob sägerau oder gehobelt, einer Neutralisierung durch ein- oder zweifache Oberflächenbehandlung mit Zementoder Kalkmilch, die nach dem Antrocknen wieder abzubürsten ist. Dadurch wird der Holzzucker im Holz alkalineutralisiert, die Brettporen durch den Zement-/ Kalkleim verstopft und der Feuchtigkeitsbedarf des Brettes vermindert. Vermehlungen bzw. Versandungen der Betonoberfläche werden wesentlich verringert. Die Betonoberfläche erhält einen dunkleren Grauton. Oberfläche sägerau – bei dem Begriff sägerau ist die Schnittart unbedingt anzugeben z.B. 48 sägerau – Gatterschnitt (quer zur Faser einen Streifenrapport) sägerau – Kreissägeschnitt (Kreissegmente sichtbar) sägerau – Bandsägeschnitt (sehr glatte, gleichmäßige Oberfläche) Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Fugenausbildung Stumpfer Stoß = ungespundete Bretter = einfachste Ausführung ➞ Gratbildung, Absandungen, Nestbildung u. a. m. sind ausführungstechnisch bedingt. Bei gespundeten Brettern werden die Stöße gegen auslaufenden Zementleim abgedichtet. Die Wahl der Spundungsart sollte dem Ausführenden freigestellt werden, da sie kaum Auswirkung auf die Sichtbetonoberfläche haben. Die wesentlichen Spundungsarten und deren Bewertung Wechselfalz-Spundung Bei ordnungsgemäßer Eigenfeuchte sind weder geringe Absätze, noch Gratbildungen ganz zu vermeiden. Die Bretter können sich geringfügig unterschiedlich durchbiegen. Mit Absandungen, Nestbildungen u. ä. ist dagegen nicht zu rechnen, da die Horizontalfuge der Falzung eine ordnungsgemäße Abdichtung ist. Die Wechselfalz-Spundung lässt sich problemlos montieren und demontieren, auch auf gewölbten Flächen. Nut-Feder-Spundung Diese bekannteste und häufigste Spundungsart entspricht im Erscheinungsbild der Wechselfalzspundung, d. h., Grate und Versprünge sind kaum vermeidbar, jedoch etwas geringer. Unterschiedliche Brettdurchbiegungen werden vermieden. Nachteile zur Wechselfalz-Spundung: ■ aufwändiger in der Montage und Demontage ■ Bei der Demontage bricht meist die Feder ab und ein erneuter Einsatz ist nicht gegeben. ■ Einsatz auf gewölbten Flächen ist nur bedingt möglich. Dreieck-, Keil- oder Schweinsrücken-Spundung Leistungsmäßig ist diese Spundung kaum besser als der stumpfe Stoß. Diese Spundung kann fachlich nicht empfohlen werden. Untergefügte Keil- oder Spezial-Spundung Anwendungstechnisch ist diese Spundungsart die geeigneteste. Hier werden die Vorteile der vorgenannten Spundungen zusammengefasst. Um eine saubere, einheitlich ausfallende Brett-Sichtbetonfläche zu erreichen, sollte diese Spundung angewandt werden. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 49 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Einsatzhäufigkeit bei Brettern säugeraue Bretter 3 – 5 Einsätze mit Kunstharzbeschichtung bis 10 Einsätze gehobelte Bretter 6 – 10 Einsätze mit Kunstharzbeschichtung bis 20 Einsätze mechanisch vorbehandelte Bretter 3 – 5 Einsätze mit Kunstharzbeschichtung bis 30 Einsätze Brettplatten Bei Brettplatten handelt es sich um aus Einzelbrettern zusammengefügte Platten. In der Regel haben die Brettplatten stirnseitig einen Fingerstoß, um beim Aneinanderfügen der Platten einen versetzten Brettstoß zu erhalten. Brettbreiten, Fingerstoßlängen, Plattenbreiten und -längen sind bei den Anbietern unterschiedlich. Die Spundungsart kann teilweise gewählt werden. Die Brettoberfläche ist von sägerau bis gehobelt wählbar, wobei die Platten überwiegend beschichtet (Kunstharz) geliefert werden. Die Platten haben damit eine nicht saugende Oberfläche und das Einschlämmen der Bretter zur Neutralisation des Holzzuckers kann entfallen. Die Einsatzzahl wird wesentlich erhöht. Durch die Herstellung in speziellen Betrieben mit ausreichender Erfahrung ist in der Regel mit einer guten betongerechten Qualität und Brettfeuchte zu rechnen. Ein gleichmäßiges Betonbild ist mit diesen Brettplatten erreichbar. Bei einigen Brettplattentypen kann durch das Verbindungssystem die Plattenfuge durch Quellen und Schwinden eine größere Breite als die Brettfuge in der Platte erreichen. Daraus folgt, dass die Platten sich durch diese Fugen auf der Betonoberfläche abzeichnen und erkennbar sind. Ansonsten gilt das für Einzelbretter Gesagte. Dreischichtenplatten (3–S–Platten) Dreischichten-Brettschalungsplatten sind mit der DIN 18215 “Schalungsplatten aus Holz für Beton- und Stahlbetonbauten” genormt. Sie bestehen aus 3 Lagen kreuzweise verleimter Bretter. Plattendicke 21 und 27 mm. Formate unterschiedlich, je nach Hersteller bis 2,50 m Breite und 6,60 m Länge. Oberflächen: Beschichtung: natur oder beschichtet/beharzt/gewachst Struktur: glatt gehobelt/geschliffen strukturiert/gebürstet 50 Zur Simulierung einer Einzelbrettstruktur können zusätzlich V- oder U-Nuten in wählbaren Abständen (10 - 12 cm) eingefräst werden. U-Nut ist zu bevorzugen, da die entstehenden Betonrispen stabiler sind und beim Ausschalen nicht so leicht abbrechen. Konstruktiv sind die 3-S-Platten zwischen der Vollholzbrettplatte und der Sperrholzschalung einzuordnen. Je nach Beschichtung kann die Platte als schwach bis mäßig saugend eingestuft werden. Für die Oberflächenqualität gilt das für Bretter gleicher Qualität Gesagte. Durch die kreuzweise Verleimung schwindet und quillt die Platte insgesamt. Die Tafelfugen zeichnen sich auf der Betonoberfläche ab. Die Oberfläche des Betons ist durch eine leichte Brettstruktur gekennzeichnet. Einsatzhäufigkeit: 8 – 15 Einsätze bei unbehandelter Oberfläche und Sichtbetonanforderung 20 – 40 Einsätze mit beschichteter Oberfläche und Sichtbetonanforderung Nadelsperrholzplatten unbeschichtet Nadelsperrholzplatten sind 5- oder 9lagig, wasserund hochfest verleimt (z. B. BFU 100). Eine Seite ist geschlossen und leicht angeschliffen. Sie sind für Betonflächen mit geringen Sichtbetonanforderungen geeignet. Eine Holzstruktur zeichnet sich auf der Betonoberfläche ab. Einsatzhäufigkeit unbeschichtet bis ca. 5 Einsätze als Sichtbeton 4.4.2.2 Planebene Betonflächen Sichtbeton, planeben-glatt, porengeschlossen/porenoffen Bei “porengeschlossenen” Betonflächen haben wir es mit vergüteten, also nicht saugenden Schalungen zu tun, bei denen kein Wasseranspruch gegeben ist und das Zugabewasser voll der Hydratation zugute kommt. Für den Sichtbeton bedeutet das einen helleren Grauton aber u.U. im Zusammenhang mit Sedimentationen intensivere Grautonschattierungen, also eine Beeinträchtigung der Einheitlichkeit. Porenoffene Flächen setzen unvergütete, also rohe Holzwerkstoffschalungen voraus – dazu gehören neben Sperrholz – auch Spanplatten, die zwar im Sinne einer sägerauen Brettschalung nicht als saugendes Material anzusprechen sind, trotzdem aber einen minimalen Eigenwasserbedarf besitzen, damit die Betonflächenstruktur “rastern” und ihr einen gebrochenen, dunkleren Grauton vermitteln. Die Fläche wirkt einheitlicher. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 4 Schalungssysteme und Schalungshaut Planebenflächigkeit gem. DIN 18202, Tab. 3, Zeile 6, ggf. Zeile 7 auch in Abhängigkeit der Toleranzen des Schalungssystems als Trägerelement. Grundsätzlich sind in diesem Toleranzbereich Versprünge bzw. Absätze innerhalb der Schalungshaut-Stoßbereiche nicht auszuschließen, da diese materialbedingterweise infolge Feuchtigkeitsaufnahme bzw. -abgabe unvermeidlich sind. Verzugfreies Holz und Plattenwerkstoffe gibt es nicht. Sichtbeton planeben-rau Gerasterte Holzwerkstoffplatten bieten sogenannte Siebdruckschalung. Dadurch wird die Oberfläche vergrößert, was bei Anstrichen zweckdienlich sein kann (Verminderung der Schlierenbildung, Schüttansätze sind weniger auffallend). Es besteht die Gefahr, dass zuviel Trennmittel auf der Oberfläche bleibt. Die Betonflächen zeigen eine porengeschlossene, dem Raster entsprechend raue und im Lichteffekt dunkle Wirkung. Zur genauen Rasterfestlegung ist hier das Schalungsfabrikat oder zumindest die Rastereinheit zu benennen. Planebenflächigkeit wie vor. Sperrholz-Schalhaut Stab- oder Stäbchen-Sperrholz (nach DIN 68791) und Furniersperrholz (nach DIN 68792) Durch die große Zahl der Anbieter, den unterschiedlichen konstruktiven Aufbau, die verschiedenen Formate, die eingesetzten Hölzer, die Verarbeitungs- und Verleimungsqualität sowie die Beschichtungsqualität ist eine Aussage nur bedingt möglich. In der Regel handelt es sich um nach entsprechenden Gütevorschriften gefertigtes Sperrholz, das mit einer Harzbeschichtung unterschiedlicher Dicke versehen wird. Die Beschichtung von 120 - 240 g/m2 je Seite ist für den monolithischen Betonbau und Einsatzzahlen bis etwa 50 Einsätze ausreichend. Im Baustelleneinsatz kann eine höhere Beschichtungsdicke sich ungünstig auswirken, da durch Nagellöcher und ähnliche Beschädigungen Feuchtigkeit in die Platten eindringt und die dickere und damit sprödere Beschichtung leichter aufplatzen lässt. Filmbeschichtete Tafeln gehören überwiegend in den Bereich der nicht saugenden Schalhäute. Daraus folgt, dass sich beim Verdichten des Betons Feinstteile auf der Schalhautoberfläche sammeln und einen erhöhten w/z-Wert in diesem Bereich bewirken. Luft- und Wasserporen werden nicht “aufgesaugt” und verbleiben an der Betonoberfläche. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung Die glatte, nicht saugende Schalungsoberfläche bedingt leichte Absandungen, Schleppwassereffekte, Sedimentationen u. a m., die sichtbar auf der Oberfläche sind. Diese Schalhautoberflächen ergeben einen helleren Grauton des Betons, wobei Grautonschattierungen und damit eine Beeinträchtigung der Einheitlichkeit auftreten können. Filmbeschichtete Platten sind werkseitig immer kantenversiegelt. Schnittkanten im Zuschnitt sollten ebenfalls kantenversiegelt werden, um die Kantenquellungen gering zu halten und eine erhöhte Wassersaugwirkung im Fugenbereich (dunklere Betonstreifen) zu vermeiden. Einige Schalplattenhersteller bieten inzwischen Platten mit einer saugenden Filmbeschichtung an. Die Saugleistung beim Erst- und Wiederholungseinsatz ist gering. Exakte Aussagen dazu gibt es nicht. Die Betonflächen erscheinen matt. Grautonschattierungen treten auf. Furniersperrholz besteht aus mindestens 3 Furnierlagen, die so miteinander verleimt sind, dass der Zusammenhalt bei jeder Witterung während der Gebrauchsdauer gesichert ist. Sie ergeben durchweg eine glatte strukturlose Betonoberfläche. Man unterscheidet: Vorsatzschalung 4 - 12 mm dick Selbsttragende Schalung 15 - 30 mm dick Die Formate sind je nach Hersteller sehr unterschiedlich, Standardformat 2,50 x 1,25 m. Das 1. Maß des Formates gibt immer die Laufrichtung des Deckfurniers an. Entsprechend dem Schalungstyp und dem geforderten Fugenbild sind die Plattenformate auszuwählen. Größtmögliche Abmessung in geschäfteter Ausführung ohne Fugen 12,10 x 2,70 m. 4.4.2.3 Sichtbeton profiliert Hier sind sowohl die Typen- als auch die Fabrikatangaben in Abhängigkeit der Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller unumgänglich. Sonderschalungen sind bezüglich der Oberfläche genau zu beschreiben. Bezüglich der Betonoberflächenqualität ist es ratsam, in jedem Fall eine objektentsprechende Probefläche zu betonieren. 51 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation 5.1 Wandschalungen – Rahmenschalungen Beispiele von Betonflächen, die mit Rahmenschalungen aus dem Mietpark geschalt werden. Dabei handelt es sich um gebrauchte Schalung, deren Schalhaut sach- und fachgerechte Reparaturstellen aufweisen darf. Nagelstellen, kleinere Kratzer im Deckfurnier, etc. werden dabei nicht repariert und stellen keinen Mangel dar. Die Fugen sind nicht absolut dicht, Wasser und Feinstteile können geringfügig austreten. (siehe GSV-Richtlinie “Qualitätskriterien von Mietschalung”) TRIO aus dem Mietpark Großtafel 240 /270 aufgestockt mit 90/120 TRIO aus dem Mietpark Schalhaut sachgemäß mit Dübel repariert Kratzer in der Decklage zugelassen Deckfurnier nicht durchbrochen Ankerlöcher genutzt und teilweise ungenutzt verschlossen Schaltafelstöße sauber geschalt 52 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalungen – Rahmenschalungen TRIO aus dem Mietpark TRIO aus dem Mietpark Detail aus oberer Wandansicht Reparaturstelle der Schalhaut durch Dübel Lunkeranteil im Beton durch schlechten und unsachgemäßen Betoneinbau sowie Verdichtung zu hoch, Ankerlöcher genutzt und teilweise ungenutzt verschlossen Schaltafelstöße sauber geschalt Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 53 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalungen – Rahmenschalungen TRIO aus dem Mietpark Schalhautdübel Ankerstellen in der Rahmentafeln nicht genutzt, mit Stopfen verschlossen Rahmenprofilabzeichnung normal Reparatur Dübel Ankerstellen nach dem Ausschalen PVC-Konus entfernt TRIO aus dem Mietpark Ankerlochanordnung 54 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalungen – Rahmenschalungen TRIO aus dem Mietpark Innenecke mit Inneneckelement geschalt Schalhaut normal, gebraucht und repariert Farbe durch in der Lagerung aufliegenden TRIO-Rahmen o. ä. verursacht Farbunterschiede im Beton durch ungleiches Saugverhalten der Schaltafel, d. h. der Phenolharzfilm ist unterschiedlich abgenutzt TRIO aus dem Mietpark Außenecke Kantenbildung bei Rahmentafeln Rahmen zeichnet sich ab Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 55 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalungen – Rahmenschalungen TRIO aus dem Mietpark TRIO aus dem Mietpark Tafeln mit unterschiedlichem Abnutzungsgrad 56 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalungen – Rahmenschalungen TRIO aus dem Mietpark Schalhautstoß bei Großtafel TRIO aus dem Mietpark Starke Lunkerbildung durch nicht ausreichende Verdichtung Ankerloch der w-d-Anker 35 mm Konus entfernt Ankerloch nicht genutzt Bolzenkopfabdruck vom Befestigungsbolzen am Stützbock Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 57 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalungen – Rahmenschalungen TRIO aus dem Mietpark mit neu eingeplatteter Schalhaut Pfeilervorlage ca. 5 cm vorstehend mit Inneneckelementen und Stirnschalung hergestellt Aufstockung Ankerlochreihe unbenutzt mit Stopfen in Schalhaut verschlossen Ankerlochreihe benutzt Grundtafeln 2,70 m hoch 5 Schnitt 30 Ankerlochreihe benutzt 58 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalungen – Rahmenschalungen TRIO aus dem Mietpark mit neu eingeplatteter Schalhaut Ankerloch mit w-d-Konus ausgebildet noch nicht verschlossen Beton unsachgemäß eingebaut und verdichtet Elementfuge mit Rahmenabdruck Schalhautfuge im Großelement Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 59 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalungen – Rahmenschalungen 7 3 4 1 2 TRIO aus dem Mietpark mit neu eingeplatteter Schalhaut TRIO 3,30 m 3 4 2 4 3 4 Detail 1 Elementfuge 4 2 Schalhautfuge im Großelement 1 6 3 Ankerloch genutzt 6 4 Ankerloch verschlossen 5 6 6 4 5 Elementfugen normal ohne zusätzliche Dichtung geringfügiger Wasserund Feinstteilaustritt möglich 6 Nietabdruck der Schalhautbefestigung 7 Rostfahnen aus Anschlussbewehrung 60 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalungen – Rahmenschalungen TRIO 330 aus dem Mietpark mit neu eingeplatteter Schalhaut Industriesichtbeton einer Kläranlage Anker PERI w-d-Anker Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 61 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation 5.2 Wandschalung – Trägerschalung VARIO GT 24 Schalhaut – Holzwerkstoffplatte Größe 2,00 x 4,00 m Schalhaut an den Fugen abgefast und nicht zusätzlich abgedichtet, deshalb geringfügiger Wasser- und Feinstteileaustritt, vorgegebenes Ankerraster. 62 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalung – Trägerschalung VARIO GT 24 Schalhaut – filmbeschichtete Sperrholztafel (PERI-Beto) Schalhaut an der Fuge abgefast, dadurch Rispenbildung im Beton, Ankerraster vorgegeben Wandansicht mit Fugen und Ankerraster Schalhautfugenausbildung Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 63 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalung – Trägerschalung VARIO GT 24 auf Klettergerüst Schalhaut - filmbeschichtete Sperrholztafel mit aufgeprägter Brettstruktur horizontale Betonierfugen durch Trapezleiste betont 64 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalung – Trägerschalung VARIO GT 24 Industriesichtbeton Schalhaut - filmbeschichtete Sperrholztafel Oberflächenstruktur durch Kunststoffmatrize in Schalung eingelegt Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 65 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalung – Trägerschalung VARIO GT 24 Schalhaut - filmbeschichtete Sperrholztafel Stoßausbildung mit Vario-Sichtbetonkupplung, damit kein Stoßversatz in der Schalhaut Fugenbild und Ankerraster sowie Fensteraussparungen aufeinander abgestimmt 66 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalung – Trägerschalung VARIO GT 24 Turm – Kletterschalung Schalhaut - Bretter sägerau (Gatterschnitt) von vorn getackert, horizontal angeordnet Horizontale Arbeitsfugen mit Fugenprofil betont Vertikale Ecken der Wände durch Dreikantleisten gebrochen Geringfügiger Wasser- und Feinstteileaustritt durch die Elastizität der Schalung unvermeidbar Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 67 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation Wandschalung – Trägerschalung VARIO GT 24 Schalhaut - filmbeschichtete Sperrholztafel Betoplan top auf Sondermaß gefertigt, von hinten verschraubt Elementbreite 3,84 m Fugenraster Höhe 82 – 105 cm sowie Ankerraster vom Architekten streng vorgegeben, dadurch aufwändige Anordnung von Zusatzriegeln und Sonderankern DW 20 notwendig Anker w-d-Ankerkonen mit Schattenfuge Schalhautfugen teilweise angefast zur Bildung einer Betonrispe Ankerausbildung und Betonrispe 68 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation 5.3 Runde Wände Schalung für eine Parkspindel Trägerschalung PERI RUNDFLEX aus dem Mietpark Schalhöhe 3,90 m, Schalung in horizontale Wandtakte aufgeteilt und auf Konsolgerüste aufgesetzt Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 69 5 Betonoberflächen – Fotodokumentation 5.4 Deckenschalung Paneel-Deckenschalung SKYDECK mit Fallkopf Deckenansicht mit absolut geordnetem Fugenbild Deckenuntersicht geschalt mit Tisch-Modulen aus dem Mietpark. Schalhaut filmbeschichtete Sperrholzplatte, Schalhaut von vorn geschraubt. Passplattenstreifen zwischen den Stützen angeordnet. 70 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 6 Konstruktive Details Arbeitsfugen Wandschalung vertikal, Fugenausbildung Wandschalungen können für beliebige Grundrissbereiche erstellt werden. Die Schalungssysteme haben Standardlösungen für Wandecken rechtwinklig und schiefwinklig, Wandanschlüsse und Wandversätze (siehe Abschnitt 4.1). Bedingt durch die speziellen Schalelemente für Innen- und teilweise Außenecken wird das Fugenbild und das Ankerraster, welches durch die Schalung auf der Betonoberfläche erscheint, beeinflusst. Nachfolgend das Prinzip an einer Wandschalung mit dem Rahmenschalungssystem TRIO geschalt: Wandabschnitt mit Wandecken und Wandabgängen komplett geschalt. In der Wandansicht der glatt durchgehenden Wandaußenseite sieht man den Einfluss der Schalung auf der anderen Wandseite durch die Anordnung der Schalelementfugen, der Passungen und des Ankerrasters. Ein geordnetes, evtl. symmetrisches Fugen- und Ankerbild kann erreicht werden, wenn im 1.Takt die Sichtbetonwand glatt durchgeschalt wird. Nach dem Betonieren und Ausschalen werden im 2. Takt die abgehenden Wände an die 1. Wand angeschalt. Hier ist allerdings das konstruktive Problem der Bewehrungsanschlüsse sowie der Fugenanordnung mit dem Statiker zu klären. Des weiteren ist der Schalungsanschluss an eine bestehende Wand dicht herzustellen, schwierig und es kann zu undichten Anschlüssen kommen. Das Beispiel zeigt, dass eine effektive und ästhetisch befriedigende Lösung nur gemeinsam zwischen Architekt, Schalungsplaner und Tragwerksplaner erarbeitet werden kann. Ansicht A 60 240 5 90 90 240 90 50 20 240 60 1200 Ansicht A 20 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 5 5 71 6 Konstruktive Details 240 240 240 240 240 1200 Ansicht A Takt 1: durchgehende Sichtbetonwand (Beispiel TRIO-Rahmenschalung Großtafeln) Takt 2: abgehende Wände (Problem des dichten Schalungsanschlusses an bestehende Wände) 72 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 6 Konstruktive Details Wandschalung – Fugenausbildung vertikal Arbeitsfuge durch Dreikant-Trapezleiste betont Draufsicht 1. Betonierabschnitt Schalung Abschalung aus Streckmetall Dreikant- oder Trapezleiste Bewehrungsüberdeckung Frischbeton Bewehrung 2. Betonierabschnitt Dichtungsstreifen Schaumstoff Frischbeton 10 – 15 Dreikant- oder Trapezleiste Bewehrungsüberdeckung Bewehrung Festbeton 1. Abschnitt Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 73 6 Konstruktive Details Wandschalung – Fugenausbildung vertikal Fuge durch Fugenleiste geschalt – Fuge im Beton als gerade Kante sichtbar Draufsicht 1. Betonierabschnitt Schalung Abschalung aus Streckmetall Fugenleiste Frischbeton Bewehrung 2. Betonierabschnitt Frischbeton saubere, gerade Betonkante durch Fugenleiste 10 – 15 Dichtungsband (möglich ohne Klebstreifen) Festbeton 74 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 6 Konstruktive Details Wandschalung - Fugenausbildung horizontal Fugenausbildung wie bei der vertikalen Fuge. Es sollte ein Gefälle in der Fuge angeordnet werden, welches von der Sichtseite abfällt. Durch dieses Gefälle wird Rostwasser der Bewehrung abgeleitet. Damit wird eine Verfärbung der Sichtbetonseite durch das ablaufende Rostwasser verhindert. Schnitt Fugenausbildung beim Anschluss Wand/Decke Verdichtung des Beton’s erschwert! Streckmetall Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 1 cm Wandschalung Wandschalung Wandschalung Riegel an Wandschalung Wandschalung OK Rohdecke UK Decke Wandbeton bis ca. 1 cm über UK Decke betonieren Deckenschalung Dichtungsstreifen zum Ausgleich von Ungenauigkeiten in der Wandflucht Wandschalung über Anker in vorhandenes Ankerloch anspannen 75 6 Konstruktive Details Anschluss Wand/Decke über Bewehrungsanschluss 1. Betonierabschnitt Fugenleiste horizontale Arbeitsfuge Wandbeton Bewehrungsanschlusskasten für Decke geplante Decke Frischbeton Schalung 2. Betonierabschnitt Frischbeton Decke über Bewehrungsanschlusskasten angeschlossen Schalung, unterer Anker vorspannen OK fertiger Fußboden 76 Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 7 Auswahl und Einflüsse aus ... Die nachfolgenden Abschnitte „Auswahl und Einflüsse aus ...“ stellen nur eine kurze Ergänzung zum Gesamtkomplex Sichtbeton dar, da diese Themen nicht unmittelbar die Schalung betreffen. Sie sind eine Einführung in den jeweiligen Themenkomplex und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ein vertiefendes Studium weiterführender Literatur ist notwendig. 7.1 Bei Einschnürungen und Vertiefungen sowie bei nachträglicher Bearbeitung ist eine ausreichende Betondeckung zum Schutz der Bewehrung vor Korrosion zu berücksichtigen. Bei bewitterten Ansichtsflächen muss eine kontrollierte Ableitung des Regenwassers geplant werden, um Schmutzfahnen auf der Betonoberfläche zu verhindern. DBV-Merkblatt Sichtbeton Beurteilung und Abnahme Nachfolgend werden aus dem DBV-Merkblatt Sichtbeton einige Hinweise zusammengefasst, sofern diese nicht in den vorangegangenen und nachfolgenden Abschnitten erfasst und den mit Schalung gestalteten Sichtbeton betreffen. Schalungsmusterplan In diesem Plan sollen ergänzend zur textlichen Beschreibung und zum Schalplan besondere Merkmale der Schalung (und der Ansichtsfläche), wie Brettbreite, Brettrichtung sowie Stöße, Anordnung von Leisten, Ankerkonen u. ä., vom Planer festgelegt werden. Konstruktive Grundsätze Werden Ansichtsflächen hergestellt, lassen sich die hohen Anforderungen an deren Qualität nur dann erfüllen, wenn die Voraussetzungen für das technisch richtige Einbringen und Verdichten des Betons vorhanden sind. Bei der Anordnung der Bewehrung sind folgende Kriterien mit zu berücksichtigen: ■ Mindestabmessung der Bauteile einhalten ■ gegebenenfalls ausreichende Betonieröffnungen vorsehen ■ notwendige Rüttelgassen sicherstellen und ■ geeignete Abstandhalter wählen Unterschnittene Schalungen und Deckelschalungen, aber auch horizontale Kanten von Leisten und Einbauteilen behindern das Entlüften des Betons unter Umständen erheblich, was zwangsläufig zu Ansammlungen von größeren Luftporen führt. Die materialgerechte Form des herzustellenden Betonbauteiles (Höhe, Dicke, Einbauteile) muss eine sachgemäße Ausbildung von Kanten und Fugen ermöglichen. Bei der Planung und Ausschreibung von spitzwinklig zulaufenden Wänden, scharfen Ecken, Kanten u. ä. ist zu bedenken, dass beim Ausschalen trotz großer Sorgfalt Kanten abbrechen können. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung An Ansichtsflächen werden architektonisch-gestalterische Ansprüche gestellt, die dem individuellen ästhetischen Empfinden des Planers oder Betrachters entsprechen. Daher müssen Anforderungen an das Aussehen in der Leistungsbeschreibung so erschöpfend beschrieben worden sein, dass eine nachträgliche Beurteilung möglich ist. Vergleichsbauwerke oder Musterflächen sind dann in die Beurteilung mit einzubeziehen, wenn sie vertraglich vereinbart wurden. Die objektive Beurteilung setzt gleichermaßen Kenntnisse auf den Gebieten Betontechnologie, Schalungstechnik und Bauausführung voraus. Aufgrund der nach DIN 1045 zulässigen Toleranzen der Betonzusammensetzung, der Auswirkungen von Schalhaut, Trennmittel und Witterungsbedingungen auf das Aussehen ist jede Ansichtsfläche ein Unikat. Die einzelnen Bauteile eines Bauwerkes können daher nur im Rahmen baustoffgemäßer zulässiger Bandbreiten bestimmte Einzelkriterien erfüllen. Die Beurteilung einer Ansichtsfläche wird erst dann sinnvoll, wenn sich der Beton nach dem Ausschalen in Abhängigkeit von der Betonzusammensetzung und den Umweltbedingungen in seinem Aussehen vergleichmäßigt hat. Der Beton „altert“ und verschmutzt wie jeder andere Baustoff, d. h., Struktur und Farbe können sich im Laufe der Zeit ändern. Der optische Gesamteindruck eines Bauwerkes oder Bauteils sollte aus angemessener Entfernung beurteilt werden. Folgende Betrachtungsabstände haben sich in der Praxis bewährt: Bauwerk: Die angemessene Entfernung entspricht dem Abstand, der erlaubt, das Bauwerk in seinen wesentlichen Teilen zu erfassen. Dabei müssen maßgebende Gestaltungsmerkmale erkennbar sein. Bauteile: Die angemessene Entfernung entspricht dem üblichen Betrachtungsabstand des Nutzers. 77 7 Auswahl und Einflüsse aus ... Es sollte sich ein harmonisches Gesamtbild einstellen. Zufällige Unregelmäßigkeiten der Struktur oder der Farbe sind für die Technologie des Sichtbetons charakteristisch und bei der Beurteilung des Gesamteindruckes zu berücksichtigen. Abweichungen, wie beispielsweise Farbtonunterschiede nebeneinanderliegender Schalungsoder Betonierabschnitte, oder ungleichmäßige Porenverteilung innerhalb einer Fläche dürfen nicht so groß sein, dass sie bei objektiver Betrachtung als störend empfunden werden. Einzelkriterien Bei einer konkreten Bauaufgabe ist es unter Umständen notwendig, Einzelkriterien für die Beurteilung von Betonflächen mit Anforderungen an das Aussehen heranzuziehen. Es wird aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass für die Beurteilung dieser Flächen der Gesamteindruck maßgebend ist. Bei der Beurteilung ist zu prüfen, ob das Ergebnis der Ausführung auf der Grundlage der vertraglich zugesicherten Eigenschaften bauart- und baustofftypisch ist. Negativ ist zu bewerten, wenn bestimmte, mit zumutbarem Aufwand vermeidbare Abweichungen systematisch aufgetreten sind und keine diesbezüglichen Korrekturen während der Bauzeit erfolgten. Vermeidbare Abweichungen im Erscheinungsbild der Ansichtsfläche sind: – Verdichtungsfehler (z. B. Kiesnester, unverdichtete Stellen) – Häufung von Rostspuren – Mörtelreste („Nasen“) bei vertikalen Bauteilen an Arbeitsfugen – willkürliche Anordnung von Schalungsankern – handwerklich unsaubere Kantenausbildung – sich stark abzeichnende Schüttlagen – starke Versätze an Stößen von Schalelementen und Bauteilanschlüssen – starke Ausblutungen (freiliegende Kornstruktur durch Austreten von Zementleim) an Schalbrett- und Schalelementstößen sowie an Ankerlöchern (Verwendung von PERI-Ankerkonus mit Lippendichtung) – starke Schleppwassereffekte – starke Wolkenbildung und starke Marmorierungen – Farbunterschiede infolge verschmutzter oder unsachgemäß gelagerter Schalung, nicht „gealterter“ Schalhaut oder bei mit neuen Brettern ausgebesserter Schalhaut – unsauberer oder nicht einheitlicher Verschluss der Ankerlöcher, falls verlangt 78 Bedingt vermeidbare Abweichungen im Erscheinungsbild der Ansichtsfläche sind solche, denen zwar durch bestimmte Maßnahmen tendenziell entgegengewirkt werden kann, jedoch ein Erfolg der Maßnahmen nicht immer eintritt, wie: – Wolkenbildung und Marmorierungen – Farbunterschiede zwischen aufeinanderfolgenden Schüttlagen – Porenanhäufung im oberen Teil von vertikalen Bauteilen durch fehlende Betonauflast zum Entlüften – sich abzeichnende Bewehrung oder sich abzeichnendes Grobkorn infolge Berührung der Bewehrung beim Verdichten (unterschiedliche Wasserzementwerte). Einzelstabbewehrung sind Mattenbewehrungen vorzuziehen, da die Schwingungsübertragung geringer ist. – geringe Ausblutungen an Schalbrett- und Schalelementstößen sowie an Ankerlöchern (Ankerkonen) – Schleppwassereffekte in geringer Anzahl und Ausdehnung – einzelne Kalk- und Rostfahnen an vertikalen Bauteilen – Verfärbungen an Untersichten von horizontalen Bauteilen durch Rostablagerungen auf der Schalhaut aus der Bewehrung – kleine Kantenabbrüche bei der Ausführung scharfer Kanten Herstellungstechnisch nicht zielsicher erfüllbare Forderungen an die Ansichtsfläche sind: – völlig gleichmäßige Farbtönung aller Ansichtsflächen – völlig gleichmäßige Porenstruktur (Porengröße und -verteilung), porenfreie Ansichtsflächen – ausblühungsfreie Ortbetonbauteile Ausbesserungen Es kann bei der Ausführung von Betonflächen mit Anforderungen an das Aussehen trotz größter Sorgfalt zu Fehlstellen kommen. DIN 18217, Abschn. 2.3.1 lässt deshalb für derartige Flächen eine material- und fachgerechte Ausbesserung zu. Ausbesserungsstellen bleiben in der Regel auch bei größtem handwerklichen Geschick als solche erkennbar. Man sollte deshalb sorgfältig prüfen und abwägen, ob auf eine Ausbesserung geringer optischer Fehlstellen verzichtet werden kann. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 7 Auswahl und Einflüsse aus ... 7.2 Auswahl und Einflüsse aus dem Trennmittel In der DIN 1045 Teil 3 wird zum Trennmitteleinsatz gefordert: „(1) Es dürfen nur Trennmittel eingesetzt werden, die weder den Beton, die Bewehrung noch die Schalung schädigen. (2) Trennmittel dürfen die Oberflächenqualität des Betons nicht nachteilig beeinflussen. (3) Für das Auftragen der Trennmittel sind die Herstelleranweisungen zu berücksichtigen.“ Für die Auswahl und Bewertung des Trennmittels sollte als Arbeitsgrundlage das DBV-Merkblatt (DBV = Deutscher Beton- und Bautechnik Verein e.V.) „Trennmittel für Beton – Teil A - Hinweise zur Auswahl und Anwendung“, Fassung März 1997 und „Teil B Prüfung“, Fassung August 1999 verwendet werden. Die Trennmittelauswahl richtet sich vor allem nach der Art der verwendeten Schalung, nach den Herstellungsbedingungen für den Beton (z. B. wärmebehandelter Beton) und nach den besonderen Anforderungen an das herzustellende Bauteil (z. B. Trinkwasserbehälter, Sichtbeton u.a.m.). Die Auswahl des geeigneten Trennmittels sollte unbedingt dem Ausführenden überlassen werden. Es sollten nur Trennmittel zur Anwendung kommen, die den allgemeinen Anforderungen des o. g. Merkblattes entsprechen: „Trennmittel sollen möglichst ohne unerwünschte Nebenerscheinungen das Ausschalen von Betonbauteilen durch Verringerung der Haftung zwischen Schalhaut und erhärtetem Beton erleichtern.“ Weitergehende spezielle Anforderungen an das Trennmittel sind in den Ausschreibungen zu benennen, wie: ■ erhöhte Abreißfestigkeit gem. ZTV-BEL-B (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für das Herstellen von Brückenbelägen auf Beton) ■ Eignung für Trinkwasserbehälter Der Ausführende sollte sich die Eignung des Trennmittels durch den Hersteller bestätigen lassen. Grundsätzlich sind vor jedem Einsatz eines Trennmittels Probebetonflächen herzustellen, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Trennmittels mit der Schalhaut, der Schalung und dem Beton nachzuweisen. Bei Sichtbeton ist diese Erprobung zwingend notwendig. Bei Sichtbeton ist ein möglichst dünner, gleichmäßiger Auftrag des Trennmittels bei noch ausreichender Trennwirkung besonders wichtig. Nach dem Trennmittelauftrag ist überschüssiges Trennmittel mit einem Gummilippenschaber o. ä. zu entfernen. Dies ist besonders bei nicht saugender Schalhaut (filmbeschichtete Platten) durchzuführen, um einen gleichmäßigen Auftrag an Trennmittel zu erhalten. Der Einsatz von biologisch gut abbaubaren Trennmitteln auf Pflanzenöl- bzw. Esterbasis kann einen guten Nährboden für Mikroorganismen bilden. Dies kann zu einem vermehrten Mikrobewuchs auf der Betonoberfläche und damit zur Beeinträchtigung des Aussehens führen. Die beiden Trennmitteltypen von PERI PERI – Clean PERI – Bioclean Unerwünschte Nebenerscheinungen sind z. B.: ■ Beeinträchtigungen der Betonoberfläche – erhöhte Flecken- und Porenbildung – Absanden, starkes Abmehlen, Erhärtungsstörungen ■ Beeinträchtigung des Haftvermögens nachträglich aufzubringender Baustoffe (z. B. Putze, Kleber, Anstriche) durch Trennmittelrückstände – langsame Abwitterung – chemische Restwirkungen ■ Beeinträchtigung der Schalung – Rostförderung bei Stahlschalungen – Quellen oder Aufwölben bei Holzschalungen oder beschichteten Holzwerkstoffen – Anlösen von Kunststoffschalungen“ Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung sind Produkte auf Mineralölbasis und erfüllen die o. g. allgemeinen Anforderungen an ein Trennmittel gem. DBV-Merkblatt. Sie sind für alle gängigen Schalhäute und Schalungen geeignet. PERI – Bioclean erfüllt zusätzlich die erhöhten Anforderungen wie: ■ biologisch schnell abbaubar (RAL-ZU 64 = blauer Engel-Umweltzeichen) ■ KTW-Empfehlung (Kunststoff-Trinkwasser) ■ Vermehrung von Mikroorganismen auf Materialien für den Trinkwasserbereich gem. Arbeitsblatt W 270 des Regelwerkes DVGW (Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V.) Weitere Hinweise und Produktmerkmale sind den jeweiligen Produktinformationen der Trennmittel zu entnehmen. 79 7 Auswahl und Einflüsse aus ... 7.3 Bewehrung und Betonierbarkeit von Betonbauteilen Maßgebend ist das DBV-Merkblatt „Betonierbarkeit von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton – Planungs- und Ausführungsempfehlungen für den Betoneinbau“ (Ausgabe 11/96). Die Verwendung von Einzelstabbewehrung ist der Mattenbewehrung vorzuziehen, da Rüttelschwingungen schlechter übertragen werden. Mindeststababstände 7.3.1 Grundsätze Bauteilquerschnitte sind so zu bemessen und die Bewehrung so anzuordnen, dass der Einbau des Betons ohne Entmischung mit einer möglichst vollständigen Verdichtung möglich ist. Schalung, Bewehrung und Einbauteile dürfen nicht das Austreten der durch das Verdichten an die Frischbetonoberfläche gelangenden Luft verhindern. In den Ausführungsplänen sind Angaben über Betonieröffnungen, Rüttellücken und Betondeckung erforderlich. In engen Querschnitten und bei Bewehrungskonzentrationen kann eine Herabsetzung des Zuschlaggrößtkornes und/oder der Einbau von Fließbeton notwendig werden. Diese Angaben sind in den Plänen festzulegen. 7.3.2 Bewehrungsanordnung zum Betoneinbau Betonieröffnungen Bei der Planung sind die Betonieröffnungen in der Bewehrung mindestens 4 cm größer als der Durchmesser der Einbaurohre oder -schläuche vorzusehen. Demnach ergibt sich die Mindestwanddicke des Bauteils neben den statischen Anforderungen aus Durchmesser des Einbaurohres oder -schlauches + ∑ der übereinanderliegenden Durchmesser der Bewehrung + Betondeckung. Der Mindestabstand der Bewehrungsstäbe untereinander ist einzuhalten. Unabhängig von Betonieröffnungen und Rüttellücken beträgt nach DIN 1045 Teil 1 Abschn. 9.2 der Mindestabstand ø max ds oder 20 mm, bei Größtkorn > 16 mm = max ds + 5 mm. Bei kreuzweiser Anordnung der Bewehrungsstäbe sollten die Mindestabstände in der oberen Lage auf das Maß s = dk + 1 cm vergrößert werden, wobei dk den Größtkorndurchmesser bezeichnet. In der Regel ist der Größtkorndurchmesser dk = 32 mm. Wird ein anderes Größtkorn verwendet, muss dies auf dem Bewehrungsplan deutlich vermerkt werden (z. B. dk = 8 mm bzw. dk = 16 mm). Betondeckung Das Nennmaß cnom der Betondeckung setzt sich aus dem Mindestmaß cmin und einem Vorhaltemaß ∆c zusammen cnom = cmin + ∆c Die Art und die Anzahl der Abstandhalter und der Unterstützungskörbe für die obere Bewehrung sind auf der Bewehrungszeichnung anzugeben. 7.4 Der Abstand der Betonieröffnungen, der von den Bauteilabmessungen und der Bewehrungsdichte abhängig ist, sollte i. d. R. zwischen 2,0 bis 2,5 m liegen. Bei enger Bewehrung, z. B. im Kreuzungsbereich hoher Unterzüge und Querträger, wird ein kleinerer Abstand zwischen 1,0 bis 1,5 m empfohlen. Für plattenartige Bauteile bis ca. 0,5 m Dicke mit engem Raster der oberen Bewehrung sind in der Regel Rüttellücken als Betonieröffnungen ausreichend. Rüttellücken Nach DIN 1045 Teil 3, Abschn. 6.4 ist die Bewehrung so anzuordnen, dass die Innenrüttler an allen erforderlichen Stellen eingeführt werden können. Zur Abschätzung des Abstandes der Eintauchstellen gilt folgende Faustregel. Abstand der Rüttellücken in cm = Durchmesser des Innenrüttlers in mm. Bei Leichtbeton ist dieser Abstand um die Hälfte zu verringern. Für feingliedrige und stark bewehrte Bauteile wird ein Abstand der Rüttellücken von rd. 25 cm. empfohlen. Die Breite der Rüttellücke beträgt 6 bis 10 cm, vorzugsweise 10 cm. 80 Frischbeton – Projektierung, Herstellung, Transport und Verarbeitung Qualitativ gute und zugleich ästhetisch ansprechende Sichtbetonoberflächen lassen sich nur erzielen, wenn an die Zusammensetzung, Herstellung und Verarbeitung des Betons entsprechend hohe Anforderungen gestellt und diese auch erfüllt werden. Die Gesamtproblematik Beton kann hier nicht erschöpfend behandelt werden, deshalb nachfolgend nur einige wenige Hinweise als Anregung zu weiterführenden Untersuchungen und Festlegungen. Hauptverantwortlich für die Projektierung, Herstellung, Transport und Verarbeitung von Sichtbeton sollte der in Abschnitt 1.2.1 im Sichtbeton-Team geforderte Betoningenieur sein. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 7 Auswahl und Einflüsse aus ... Beton-Projektierung Transportbetonwerk Der Betoningenieur hat entsprechend den Anforderungen aus dem Betonsortenverzeichnis des Transportbetonwerkes den geeigneten Beton auszuwählen oder eine entsprechende Betonrezeptur zu entwerfen. Dabei gelten folgende Hinweise: Das Transportbetonwerk muss nicht nur über die Betonrezeptur und den Anlieferort Kenntnis haben, sondern auch über alle im Leistungsverzeichnis genannten Anforderungen und Besonderheiten der Sichtbetonflächen informiert sein. – Beton sollte nicht zum Bluten neigen, noch eine zu starke Klebewirkung aufweisen – Beton schwindarm mit geringem Wasseranspruch, günstiger Sieblinie und ausreichend hohem Mörtelgehalt – für Mehlkorn und Feinstsand Höchstwerte der DIN 1045 ausnutzen – Zement beeinflusst die Farbe des Beton, dies wird jedoch überlagert von – Unterschied im w/z-Wert – Wartezeiten zwischen den einzelnen Lagen beim Einbringen – ungleichmäßige und unzureichende Verdichtung Typischer Grauton durch Portlandzement – mit steigendem Eisenoxidgehalt dunkler, bei Hochofenzementen mit steigendem Hüttensandgehalt heller, – Betonverflüssiger oder Fließmittel verringern den Wasseranspruch. Beim Einsatz von Fließmitteln Vorversuche durchführen, um unerwünschte Farbunterschiede zu vermeiden. – Steinkohlenflugasche (f) kann den Wasseranspruch des Betons verringern, ihr Einsatz bei Sichtbeton ist jedoch nicht unproblematisch. Im nachfolgenden Bild sind die Forderungen an das Transportbetonwerk zusammengefasst: Hinweise zur Betonzusammensetzung siehe Bild: Normzement geeignet Konsistenz KP/KR; ggf. KR mit BV, FM hoher Anteil MK + Feinstsand w/k ≈ 0,40 SichtbetonGünstige Betonzusammensetzung Restbeton/ Restwasser Zusatzmittel – BV, FM günstig (Wasseranspruch gering) – LP (vermindert Bluten; erhöht Porenbildung) – VZ (erhöht Bluten) w/z ≤ 0,55 gleichbleibend Leimgehalt Vz + Vw + V0,4f ≤ 290 l/m3 Zuschlag – fest, sauber, nicht eisenhaltig – eQ ≤ 0,02 Gew.-% eF für Bauteile im Freien eFT bei Frost-Tausalzangriff – Sieblinie A/B, nahe B, auch für 0/2 – Größtkorn dGK ≤ 0,2 · min dBauteil dGK ≤ SBew.-stäbe, untereinander dGK ≤ nom cV Kenntnis aller LV-Anforderungen einwandfreie Mischfahrzeuge Be-/Entladen t ≤ 60 min SichtbetonAnforderungen an TB-Werke kurze Anfahrtswege gleichbleibend geringere Toleranzen – Ausgangsstoffe – Mischzeiten – w/z-Wert – Transportzeiten – Lieferabstände – Dosiergenauigkeit ± 1 M.-% – Ausbreitmaß: ∆a = ± 2 cm – Schwankung w/z-Wert ≤ 0,01 Mischzeiten t ≥ 2 min Zusatzkontrollen – Farbe der Ausgangsstoffe – Oberfl.-feuchte des Zuschlags – Schwankungen im Feinstsand Sichtbetonanforderungen für Transportbetonwerke Zu beachten sind: – Besonderheiten von Transportzeiten, Lieferabständen, Dosiergenauigkeiten und Mischzeiten – zusätzliche Kontrollen der Ausgangsstoffe – Gleichmäßigkeit in der Betonkonsistenz – ständige Überwachung des Betons auf der Baustelle – Transportbetonwerke mit kurzen Anfahrtswegen zur Baustelle bevorzugen – während der Betonherstellung Art und Lieferanten der Betonausgangsstoffe nicht wechseln und Gleichfarbigkeit von Zement und Zuschlag überwachen – ständige Berücksichtigung der Oberflächenfeuchte des Zuschlags – regelmäßige Kontrolle der Schwankungen im Feinstsandbereich – Transportbetonfahrzeuge vor der Betonübernahme vollständig entleeren (auch Restwasser) Günstige Betonzusammensetzungen für Sichtbeton Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 81 7 Auswahl und Einflüsse aus ... Betonverarbeitung 7.5 – Für Sichtbeton ist eine erfahrene Betoniermannschaft einzusetzen, die entsprechend eingewiesen ist. Es sollte an einem untergeordneten Bauteil die Sichtbetonqualität mit der Einbaumannschaft erprobt werden. – Zeitunterschiede beim Einbau sind zu vermeiden. – Zu große Fallhöhen sowie Schüttkegel beim Einbringen des Betons führen zu Entmischungen und hinterlassen viele Luftblasen. – Lagenweises Betonieren mit Schichthöhen ≤ 50 cm (bei dichter Bewehrung Schichthöhen ≤ 30 cm) ist empfehlenswert. – Die Begrenzung der freien Fallhöhe des Betons bei hohen Bauteilen auf höchstens 1,50 m ist durch den Einsatz von Fallrohren zu sichern. – Der Beton ist mittig, nicht gegen die Schalung, einzufüllen. – Hohe Bauteile sind mit Anschlussmischung als Fallpolster herzustellen. – fachgerechtes Verdichten nach DIN 4235 – Nachbehandlung des Betons zum Schutz vor Austrocknung und Abkühlung durch Abhängen im geringen Abstand mit wasserhaltenden Planen, dabei „Kaminwirkung“ in Zwischenraum vermeiden – Nicht bei Regenwetter ausschalen. Es besteht die Gefahr der Bildung von Ausblühungen durch herablaufendes Regenwasser. – Bei hohen und tiefen Außentemperaturen ist der Betoneinbau zu vermeiden. Bei Sichtbetonausschreibungen wird oftmals eine porenfreie bzw. mit einem geringen Porenanteil versehene Betonoberfläche gefordert. Es handelt sich um Luft- und Wasserporen, die im Frischbeton vorhanden sind, und deren Anteil durch das Verdichten reduziert werden kann. Dafür werden Rüttler (Innenrüttler oder Schalungsrüttler) eingesetzt. Maßgebend für den Einsatz dieser Geräte ist die Einbauteile und Aussparungen Einbauteile müssen zur Vermeidung von Luftblasen auf der Deckseite mit Entlüftungsöffnungen versehen sein oder diese sind zur Entlüftung schräg auszubilden. Bei größeren Aussparungen (Aussparungsbreite größer als Eintauchabstand des Rüttlers) ist die Vorgabe von Fließbeton sinnvoll. Arbeitsfugen Die Ausbildung von Arbeitsfugen sowie deren Abdichtung mit Hilfe von Fugenblechen, Fugenbändern, Injektionsschläuchen, Quellbändern, etc. wird vom Planer bestimmt, während die Lage der Arbeitsfugen i. d. R. zusammen mit dem Ausführenden festgelegt wird. 82 Betonverdichtung DIN 4235 „Verdichten von Beton durch Rüttler“. Nachfolgend aus dem Teil 2 - Verdichten mit Innenrüttlern und Teil 4 - Verdichten von Ortbeton mit Schalungsrüttlern einige Auszüge zum sachgemäßen Einsatz der Rüttelgeräte zur Erreichung eines optimal verdichteten Betons. Teil 2 - Innenrüttler ... Der Rüttler ist rasch in den Beton einzutauchen und nach kurzem Verharren im Tiefstpunkt so langsam herauszuziehen, dass hinter dem Rüttler kein Loch verbleibt. Durch diese Handhabung wird das Entweichen eingeschlossener Luft erleichtert. Im praktisch vollständig durch Rütteln verdichteten Frischbeton bleiben noch Luftporen. Solche Poren befinden sich vereinzelt auch an der Schalungsfläche. Praktisch vollständig verdichteter Frischbeton enthält im Allgemeinen einen natürlichen Luftporengehalt von etwa 1,5 Vol.%. Da die verbleibenden Poren nicht zusammenhängen und ihr Volumen gering ist, haben sie keine wesentliche Bedeutung für die Festigkeit des Betons und seine Durchlässigkeit. Der Beton ist, soweit es die Verhältnisse des Bauteils erlauben, möglichst dicht und mit waagerechter Oberfläche zu schütten. Die Höhe der einzelnen Schichten soll möglichst nicht größer als 0,50 m sein. Auch bei hoher Betoniergeschwindigkeit sollten aufeinanderfolgende, einzelne Schüttungen verdichtet werden, die nicht höher als etwa 0,50 m sind. Die Innenrüttler dürfen nicht zu nahe an Schalungsflächen eingetaucht werden, besonders wenn die Schalung bei weicher Ausbildung stark mitschwingen kann. Der zweckmäßige Abstand des Rüttlers von der Schalung ist abhängig von seinem Wirkungsbereich. Er soll etwas kleiner sein als der Radius des Wirkungsbereichs. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 7 Auswahl und Einflüsse aus ... Durch ungleiches Schwingen von Beton und Schalung, z. B. bei zu nahem Heranführen von kräftigen Rüttlern an die Schalung, kann an undichten Fugen Luft eingesaugt werden. Die Folgen sind ein löchriges Gefüge und sandige Stellen im Bereich undichter Schalungsfugen. Die Bewehrung ist so anzuordnen, dass Innenrüttler im erforderlichen Abstand eingeführt werden können. Das längere Berühren der Bewehrung mit dem Rüttler ist in der Regel zu vermeiden, da sich dann wasserreiche Schlämme um die Bewehrungsstäbe anreichern können. Rütteln an sichtbar bleibenden Betonflächen Um möglichst geschlossene und gleichartig beschaffene Flächen zu erhalten, ist Beton zweckmäßiger Zusammensetzung besonders gleichmäßig zu schütten und zu verdichten. Die Höhe der einzelnen Schüttungen soll 0,30 m nicht übersteigen. Der Rüttler ist immer gleich tief in die untere, bereits verdichtete Schicht einzuführen. Die Rütteldauer ist auf das Mindestmaß zu beschränken. Die Eintauchstellen der Rüttler sind gleichmäßig zu verteilen. Es kann zweckmäßig sein, entlang der Schalung Rüttler der Gruppe 1 ø < 40 mm einzusetzen. Das Berühren der nahe der Schalung liegenden Bewehrung kann deren Abzeichnung an der Betonfläche zur Folge haben. Teil 4 - Schalungsrüttler Der Rüttler wird an Versteifungen befestigt, damit er einen größeren Bereich der Schalung in Schwingung versetzt. Das Anbringen unmittelbar an der Schalhaut ist zu vermeiden. Bei Rüttlern der Gruppe 1 ist häufig ein Abstand der Ansetzstellen von 1,5 bis 2,5 m zweckmäßig. Es empfiehlt sich, lotrechte Schalungswände auf Gummistreifen zu setzen, damit die Schwingungen weniger gemindert werden. Außerdem dient diese Maßnahme zur besseren Abdichtung. Die Rüttler sollen möglichst erst dann in Betrieb genommen werden, wenn die Schalung bis etwas über der Ansetzstelle des Rüttlers mit Beton gefüllt ist. Die Höhe der weiteren Schichten soll 0,25 bis 0,30 m betragen. Rasch betonierte hohe Bauteile, besonders mit sichtbar bleibenden Betonflächen, sollten mit Schalungsrüttlern oder Schalungsklopfern nachverdichtet werden, um Wasserinseln, die an der Schalungsfläche sandige Adern hinterlassen, und Luftporen an der Schalungsfläche weitgehend zu beseitigen. Arbeitsheft Sichtbeton-Schalung 83 84 pr. d 06/2002 2ma Art.Nr.: 791430 D PERI GmbH Postfach 12 64 89259 Weißenhorn Tel.: 0 73 09 / 9 50-0 Fax: 0 73 09 / 9 51-0 [email protected] www.peri.de
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