Sprachlosigkeit Neue Studie beweist: Intensive Sprachtherapie

Sprachlosigkeit
Neue Studie beweist: Intensive Sprachtherapie verbessert auch
chronische Sprachstörungen nach Schlaganfall
Aachen, 07.03.2017 – Seit über 25 Jahren werden auf der Aphasiestation der
Uniklinik RWTH Aachen Patienten mit akuter, aber auch chronischer
Sprachstörung (Aphasie) mittels hochintensiver neurolinguistischer Therapie
erfolgreich behandelt. Obwohl die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für
Neurologie seit vielen Jahren eine Intensiv-Sprachtherapie als wirksames
Verfahren empfiehlt, übernehmen die deutschen Krankenkassen die Kosten
hierfür nicht ohne Weiteres. Grund dafür war bislang mangelnde,
wissenschaftlich hinreichende Evidenz zur Wirksamkeit der Therapie. Im
Rahmen einer multizentrischen Großstudie, an der die Uniklinik RWTH Aachen
maßgeblich beteiligt war, lieferten Sprachforscher nun die fehlenden
Nachweise zur Wirksamkeit der in der Praxis bereits bewährten
Intensivtherapie bei chronischer Aphasie. Die Forschungsergebnisse wurden
in „The Lancet“, einer der renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften
weltweit, veröffentlicht.
Weltweit ist dies die erste Studie in dieser Patientengruppe mit chronischer Aphasie,
die unter regulären klinischen Bedingungen an verschiedenen Zentren stattfand und
eine nicht behandelte Kontrollgruppe einschloss. Insgesamt nahmen in
deutschlandweit 19 ambulanten oder (teil-)stationären Kliniken, darunter auch die
Uniklinik RWTH Aachen, sowie Rehabilitationszentren 156 Menschen mit
schlaganfallbedingter chronischer Aphasie an der Studie teil – mit Erfolg. Die
Ergebnisse belegen überzeugend, dass eine intensive Sprachtherapie zu einer
deutlichen und lang anhaltenden Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit führt.
Eine ambulante Therapie, wie sie normalerweise verordnet wird, bewirkte hingegen
keine Verbesserung.
Beachtenswert ist die Studie aus mehreren Gründen: Es wurden Patienten fast aller
Schweregrade und Störungsmuster untersucht. Zweitens wurde der Therapieerfolg
mittels einer bewährten Skala erhoben, die alltagsrelevante
Kommunikationsfähigkeiten misst, sodass sich ein direkter Nutzen im Alltag erwarten
lässt. Folglich stieg auch die ebenfalls erfragte Lebensqualität der Patienten
messbar. Drittens wurde durch eine langfristige Verlaufsbeobachtung sichergestellt,
dass die erzielten Erfolge auch lang anhaltend über sechs Monate sind. Und zuletzt
wurde demonstriert, dass diese intensive Form der Versorgung in Deutschland auch
unter existierenden Bedingungen angeboten werden kann.
Es steht zu erwarten, dass die nationalen und internationalen Leitlinien diesen
Erkenntnisgewinn rasch widerspiegeln werden. Damit entsteht für Betroffene die
berechtigte Hoffnung, von diesem wissenschaftlichen Fortschritt der Medizin bald
profitieren zu können.
Referenz:
Breitenstein C, Grewe T, Flöel A, Ziegler W, Springer L, Martus P, Huber W, Willmes
K, Ringelstein EB,Haeusler KG, Abel S, Glindemann R, Domahs F, Regenbrecht F,
Schlenck K-J, Thomas M, Obrig H, de Langen E, Rocker R, Wigbers F, Rühmkorf C,
Hempen I, List J, Baumgaertner A. Intensive speech and language therapy in
patients with chronic aphasia after stroke: a randomised, open-label, blindedendpoint, controlled trial in a health-care setting.The Lancet February 27, 2017.
Das Team der Aphasiesation der Klinik für Neurologie an der Uniklinik RWTH Aachen:
v.l.n.r: Hilmar Weldin, Beate Schumann, Dr. Cornelius Werner, Anna-Lisa Schottorf, Jennifer Kelke,
Irmgard Radermacher & Lea Plum.
Pressekontakt:
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Dr. Mathias Brandstädter
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