Vom Konflikt zur Koexistenz

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Wochenende
FreiTAG, 10. märz 2017
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Vom Konflikt zur Koexistenz
Auf der Suche nach Maßnahmen für ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Tier
Von Annika Brohm, Windhoek
Während die Bevölkerung Namibias wächst, nehmen
auch die Bestände der Wildtiere stetig zu. Die Folge:
Der Wettbewerb zwischen Mensch und Tier steigt,
Lebensräume und Ressourcen werden immer härter
umkämpft. Um dem entgegenzuwirken, hat das
Umweltministerium vergangene Woche zu einer
Konferenz eingeladen. Doch wie löst man einen
Konflikt, der schon seit Urzeiten besteht?
S
tille liegt über dem Farmgebiet nahe Khorixas im Damaraland. Hier und da sind ein paar Hütten zu sehen, die
aus Mopane-Ästen, Lehm und Dung gebaut wurden; einige Meter entfernt windet sich eine hohe Schutzmauer um
einen Brunnen. Nicht immer ist es so ruhig und friedlich hier:
Auf der Suche nach Futter dringen Elefanten teilweise mehrmals wöchentlich in die kleine Siedlung ein, oft hinterlassen
sie große Schäden. „Wir haben die Elefanten gerne, aber sie zerstören unsere Sachen“, erzählt eine Farmerin, die gemeinsam
mit ihren kleinen Kindern in einer der Hütten lebt. „Die Tiere
haben einfach keine Angst vor uns.“ Sie bangt dagegen umso
mehr um das Wohl ihrer Kinder. Ihr Mann sei seit einiger Zeit
auf der Suche nach Arbeit, sagt sie. Momentan kümmert sie
sich allein um den Nachwuchs. Es sind Familien wie diese, die
unter den Auswirkungen des Konflikts zwischen Mensch und
Tier am meisten leiden.
Umweltminister Pohamba Shifeta ist sich dessen be-
wusst. „Oft treten die Probleme mit Wildtieren genau dort auf,
wo die Betroffenen die Kosten für Schäden und Verluste am wenigsten ausgleichen können“, erzählt er während des Auftakts
der Konferenz zum Mensch-Tier-Konflikt in der vergangenen
Woche. Der größte Besitz der Farmerin: Ein paar magere Ziegen,
die vor der Hütte umherstreifen. Während der Dürre musste sie
ihnen Futter geben, der Geruch wirkte auf die Elefanten wie ein
Lockmittel. Für diese Farmerin und viele andere ist das Leben mit
Nutztieren ein stetiger Balanceakt zwischen Profit und Gefahr.
„Den Konflikt zwischen Mensch und Tier hat es schon immer
gegeben. Das wird auch immer so bleiben“, betont Shifeta. Farmer, Tierschützer, Berufsjäger und Politiker aus sämtlichen Regionen des Landes sind zu der Versammlung nach Windhoek
gereist, alle eint dasselbe Ziel: Wenn eine endgültige Lösung
nicht möglich ist, dann müssen zumindest Schritte zur Entschärfung des Konflikts gefunden werden.
Ein wachsames Auge
Bei N/a’an ku sê - übersetzt „Gott wacht über uns“ - in der Nähe
von Windhoek beschäftigt man sich schon lange mit solchen
Lösungsansätzen. Die Organisation hat sich hauptsächlich der
Arbeit mit Raubtieren wie Leoparden, Geparden und Hyänen
verschrieben. Unterstützt von Seiten des Umweltministeriums
hat das N/a’an ku sê-Team rund um Dr. Rudie van Vuuren eine
Einheit gebildet, die bei Problemen mit Raubtieren innerhalb
von 24 Stunden eingreifen kann. „Wenn uns Farmer um Hilfe
rufen, versuchen wir, schnell zu reagieren und gemeinsam mit
ihnen eine Lösung zu finden“, erzählt van Vuuren. Er ist einer von
vielen Vorreitern, die im Rahmen der Konferenz zeigen wollen,
dass es durchaus Hoffnung auf eine Besserung der Situation
gibt. Die Umsiedlung der Tiere bezeichnet van
Vuuren als „letzten Ausweg“, zuvor sucht er mit
den Farmern stets nach Wegen für ein friedliches
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Toleranz statt
Zusammenleben.
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Eine der möglichen Maßnahmen: Dem Raubtier
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wird ein GPS-Halsband umgelegt, so dass wert.
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Elefanten ger
volle Daten über seine Bewegungsmuster und Ver-• Fotos: DaviD Wünschel
haltensschemata gesammelt werden können. Das
N/a’an ku sê-Team wertet die Befunde täglich aus
und bespricht sie anschließend mit dem Farmer.
„Es hilft den Farmern sehr, die Bewegungen des
Tiers im Grunde auf Schritt und Tritt verfolgen zu
können“, erklärt van Vuuren. Mit anderen Wildtieren konnte man dank ähnlicher Ortungssysteme ebenfalls große Erfolge erzielen. So auch
Forscher Dr. Philip „Flip“ Stander, der seine Arbeit den Wüstenlöwen in der Kunene-Region
widmet. „Es ist wichtig, dass wir die Tiere über
einen langen Zeitraum beobachten, kurzfristige
Maßnahmen sind vollkommen nutzlos“, erzählt
der Löwenforscher bei seinem Vortrag auf der
Konferenz. Mithilfe der jahrelang angehäuften
Daten können zuverlässige Voraussagen über
das Verhalten der Raubtiere getroffen werden. So ist der Mensch
dem Tier immer einen Schritt voraus und kann reagieren, noch
bevor es zu Schäden oder zum Verlust von Nutztieren kommt.
Auch im Umgang mit Elefanten setzt man nun verstärkt auf
Beobachtungsmaßnahmen. Etwa 200 Dickhäuter rund um Kamanjab werden derzeit verfolgt – in der Hoffnung, dass man
Gefahren auf diese Weise frühzeitig abwenden und Existenzen
wie die der Farmerin aus Khorixas sichern kann. Die Voraussetzung für ein Gelingen: Bei allen Teilen der Bevölkerung muss
eine Wissensgrundlage dafür geschaffen werden, wie man die
Daten effektiv nutzen kann.
Allzweckwaffe Wissen
Überhaupt ist Wissen im Kampf gegen den Mensch-Tier-Konflikt
eine der wichtigsten Waffen, wie Umweltminister Shifeta betont. „Wir müssen die Menschen besser aufklären, so könnten
vor allem im Norden des Landes Zwischenfälle verhindert werden“, erklärt Shifeta. Immer wieder kam es in den Flussgebieten
in den vergangenen Jahren zu Todesfällen – vor allem Kinder
unterschätzen die Gefahr von Wildtieren wie Krokodile und
gehen häufig im Sambesi oder Okavango schwimmen. Mit Hilfe
von Informationsmaterialien möchte das Umweltministerium
dem Problem zu Leibe rücken, Naturschützer van Vuuren setzt
seine Hoffnung dagegen in moderne Technologien. „Durch das
Internet und Fernsehen können heutzutage viel mehr Menschen
auf Informationen zugreifen“, erklärt er. So könnte es seiner
Einschätzung nach zu einem Umdenken kommen – von dem
Wunsch, die Macht über die Tiere zu haben, hin zu dem Streben
nach einem friedlichen Zusammenleben.
Van Vuurens Hoffnung zeigt, wie widersprüchlich die momentane Entwicklung in mancher Hinsicht ist: Einerseits hat
der Lauf der Zeit durch Entwicklungen wie den Klimawandel,
die zunehmende Dürre und das Bevölkerungswachstum zur
Verschärfung des Konflikts beigetragen; andererseits könnten
technische Innovationen dessen Lösung darstellen. Darüber
hinaus sollen aber auch „klassische“ Maßnahmen zur Besserung der Situation beitragen. So wird auf der Konferenz unter
anderem die Regulierung der Wildtierbestände durch Jagd besprochen; die Entschädigung von Betroffenen ist ebenfalls ein
wichtiges Thema.
Der Traum vom friedlichen Zusammenleben
Fernab von Windhoek, auf dem Farmgebiet bei Khorixas, weiß
man unterdessen nichts von der Zusammenkunft zum MenschTier-Konflikt. Und doch könnten die Schritte, die im Laufe der
drei Tage auf der Konferenz besprochen wurden, das Leben
der Farmerin und ihrer Kinder maßgeblich erleichtern. Bei van
Vuuren überwiegt nach der Konferenz zumindest der Optimismus. „Das Umweltministerium zeigt sich wirklich sehr bemüht,
den Konflikt zu mildern“, erzählt er. Mit der Unterstützung des
Staates im Rücken möchte er nun weiter sein erklärtes Ziel anstreben: „Unsere Vision ist ein Namibia, in dem Menschen und
Tiere gut und friedlich zusammenleben können.“
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WOCHENENDE
wazonaktuell
FrEitag, 10. märz 2017
Lasst die Spiele beginnen
Johannes Loytty und Julia von Wietersheim eröffnen Windhoeks erstes spiel-café
Den Spieltrieb wecken
Im überdachten Außenbereich des Cafés kann auch gespielt werden – auf jedem Tisch befindet sich ein anderes
Spielzeug, wie etwa ein Zauberwürfel oder Murmeln.
D
as Leben macht mehr Spaß, wenn man spielt”, schrieb
Roald Dahl einst in seinem Roman Onkel Oswald und der
Sudan-Käfer. Johannes Loytty und Julia von Wietersheim
aus Windhoek folgen dem Motto des Buchautors seit Kindertagen – schon damals spielten sie gerne Brettspiele mit ihren
Freunden und der Familie; später entflammte zudem Loyttys
Leidenschaft für Computerspiele. „Wir wollten das, was uns so
große Freude bereitet, mit unserer täglichen Arbeit verbinden”,
erzählt Loytty. Nun hat er gemeinsam mit Julia von Wietersheim
seinen Traum verwirklicht. Das erste Spiel-Café Windhoeks öffnete am vergangenen Montag die Pforten, „Imagine Games
Café“ haben die beiden Betreiber es getauft. Es befindet sich
im The Village-Zentrum, an der Ecke zwischen Liliencron- und
Lutherstraße.
Erinnerungen an alte Zeiten
Der Innenbereich des Cafés gleicht einem gemütlichen Wohnzimmer – hier ein Sessel, da ein Bücherregal und überall natürlich: Spiele. „Wir wollen unseren Besuchern die Möglichkeit
bieten, etwas anderes zu unternehmen als ins Kino zu gehen
oder fernzusehen“, erklärt von Wietersheim. Ein Hauch Nostalgie ist im Imagine Games Café überall spürbar. Auf den Tischen im Außenbereich finden sich Klassiker wie Zauberwürfel
oder Murmeln und erinnern an eine Zeit, in der das Leben noch
nicht so stark von dem ständigen Blick auf das Smartphone
geprägt war. „Mit unseren vollgestopften Terminkalendern,
der täglichen Hektik und technologie-bestimmten Zeit vergisst man leicht, einfach einmal abzuschalten und die Seele
baumeln zu lassen“, erklären die beiden Betreiber. Im Imagine Games Café soll genau das wieder möglich sein – nicht nur
mit Hilfe der Spiele, sondern auch mit frisch gekochtem Kaffee
und Snacks wie Burritos, Salaten und Eiscreme. Als besonderes
Highlight bieten Loytty und von Wietersheim Schoko-Fondue an.
Wenn Café-Besucher zu Detektiven werden
Im gesamten letzten Jahr tüftelte das Paar an der Gestaltung
des Imagine Games Cafés, mit der Eröffnung in der vergangenen Woche sind sie noch lange nicht an ihrem Ziel angelangt.
Ihre Vision: Neben den klassischen Spielen soll voraussichtlich
ab Anfang April ein sogenannter „Escape Room” für die Gäste
bereitstehen. Die Idee dazu stammt aus Ungarn, dort entstand
2011 der erste solcher Rätselräume. Innerhalb einer vorgegebenen Zeit müssen Gruppen verschiedene Aufgaben lösen, um
aus dem Raum zu entkommen.
In anderen Ländern erfreuen
sich solche „Escape rooms“
schon großer Beliebtheit, allein in Deutschland gibt es
mittlerweile beinahe hundert
Anbieter. Loytty und von Wietersheim holen das Konzept
nun auch nach Namibia. „Für
sogenannte ‚Teambuilding‘Veranstaltungen eignet sich
der Escape-Room wunderbar, außerdem auch für Partys
und Junggesellenabschiede“,
erzählt Loytty. Das Konzept
für den namibischen Ableger
des Erfolgsmodells aus Ungarn
hat er selbst entwickelt, vor der
Eröffnung im April sollen die
Rätsel zunächst intern getestet
werden.
In Zukunft sollen außerdem Veranstaltungen wie Skatoder Monopoly-Abende stattfinden. „Gegen Gegner zu
spielen, die man noch nicht kennt, ist natürlich eine tolle
Herausforderung“, sagt Loytty. „Hier können sich Leute treffen,
die Freude an denselben Spielen haben. Langfristig kann sich
so eine neue Gemeinschaft bilden.“ An Wochentagen hat das
Imagine Games Café von 9 bis 18 Uhr geöffnet, am Sonnabend
von 9 bis 15 Uhr. An diesem Freitag, 10.3.2017, machen Loytty
und von Wietersheim jedoch eine kleine Ausnahme - parallel
zum Markt im The Village-Zentrum, der sich in dieser Woche
ganz dem Motto „Italienisches Fest“ widmet, wird auch das
Imagine Games Café länger geöffnet haben. Wer vor oder nach
dem Markt in das erste Spielcafé Namibias hineinschnuppern
möchte, ist herzlich dazu eingeladen - um Fingerfood, Schokofondue oder einen Kaffee zu genießen und natürlich auch, um
dem inneren Kind beim Spielen freien Lauf zu lassen.
Schach matt: Julia von Wietersheim und Johannes Loytty haben
schon immer gern gespielt. Mit der
Eröffnung des Imagine Games Cafés
haben sie sich einen Traum verwirklicht. • Fotos: ImagIne games caFé
Auf Zeitreise mit
namibischer
Kunst
Woodstock-Atmosphäre
im Scheunenmarkt
Windhoek (ab) • Ihr Ziel, die Kunst-
Windhoek (ab) • „Flower Power“ ist das Motto des Marktes, zu
dem die Farm Neuweiler bei Windhoek an diesem Wochenende
einlädt. „Wir haben in diesem Jahr viele neue Stände in unserer
Scheune“, verspricht Veranstalterin Alexandra Werner. Besucher haben unter anderem die Möglichkeit, sich die Haut mit
einem Henna-Tattoo verzieren zu lassen; für die kleinen Gäste
wird ein Schminkstand eingerichtet. Auf den letzten Märkten
wurden besonders die angebotenen Fußmassagen gerne wahrgenommen. „Natürlich bieten wir die Massagen auch an diesem
Wochenende an, die Erlöse werden wieder an Snakes of Namibia
gespendet“, erzählt Werner. Getreu dem Motto der Veranstaltung wird zudem sowohl für Musik aus der Hippie-Ära als auch
für Kaffee, Kuchen und Herzhaftem zum gemütlichen Beisammensein gesorgt. Wer Lust hat, sich dem Thema entsprechend
zu kleiden, kann das gerne tun – Pflicht ist die Kostümierung
allerdings nicht. Der Markt im Geiste von Woodstock wird an
diesem Samstag von 9 bis 18 Uhr sowie am Sonntag von 10 bis
15 Uhr stattfinden, der Eintritt ist frei.
Annika Brohm
Zur Förderung namibischer Künstler: Noch bis zum
31.3. können Interessierte die Ausstellung besichtigen.
• Foto: JessIca Bürger
szene in Windhoek wieder aufleben zu
lassen, scheint Andrea Behnsen von der
Kunstvereinigung Namibias (NAA) in
den letzten Wochen ein Stück weit erreicht zu haben: Die Ausstellung „Back
to the future“ sollte ursprünglich bereits
vor zwei Wochen schließen, aufgrund
der hohen Nachfrage nimmt die NAA Interessierte nun aber noch bis zum 31.3.
mit auf eine Reise in die Geschichte namibischer Kunst. Mit der Ausstellung
möchte die NAA namibische Künstler
fördern und ihnen eine Plattform bieten; insgesamt 100 verschiedene Bilder
und Objekte können Besucher im Anwesen der Behnsens in der Metjestraße
38, Klein Windhoek, betrachten. Für Terminvereinbarungen stehen Andrea (081
866 4129) und Elize (081 2750 678) gerne
auch spontan zur Verfügung.
Zahl des Tages
200 000
Krokusblüten müssen für 1 kg
Safran geerntet werden.
präsentiert von: Wissenschaftliche
Gesellschaft Swakopmund
Für Ihre Vorschläge: François Hartz,
Wissenschaftliche Gesellschaft Swakopmund,
[email protected]