- ExportManager

ExportManager
Ausgabe 2 | 8. März 2017
www.exportmanager-online.de
Ausgewählte Informationen für Exportverantwortliche
Schwerpunktthema dieser Ausgabe: Ostasien
Topmärkte mit Schwächen | Südkorea sucht Wachstumsimpulse | Vietnam und Kambodscha boomen | Internationalisierung des Renminbi | Verzollungsvorteile in Chinas Freihandelszonen | Finanzierung von
Iran-Geschäften | Thesen zur Dual-Use-Verordnung
2 | ExportManager
C
hinas Volkskongress setzt angesichts der protektionistischen
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Themen
­Drohungen aus den USA auf Stabilität.
Das Wirtschaftswachstum dürfte dort
2017 erneut geringer ausfallen als im
Vorjahr, auch die Nachbarstaaten Japan
und Südkorea schwächeln. Interessante
Wachstumsperspektiven bieten derzeit
die noch relativ kleinen Märkte Vietnam
und Kambodscha.
Die vorliegende Ausgabe des Export­
Managers geht darüber hinaus auf
die Nutzung des Renminbi als Handelswährung sowie die Zollvorteile in
­Chinas Freihandelszonen ein. Weitere
Beiträge widmen sich Polen als Partnerland der HANNOVER MESSE, den Her-
Verkaufen
Finanzieren
➤➤ Asiatische Topmärkte mit Schwächen
Andreas Tesch, Chief Market Officer,
Atradius Kreditversicherung
3
➤➤ Südkorea: neue Wachstumsimpulse gesucht
Weijun Yin, International Banking,
BHF-BANK
5
➤➤ Vietnam boomt dank Offenheit
Christoph Witte, Country Manager,
Credendo
8
➤➤ Kleine Tigerwirtschaft sucht deutschen Mittelstand 12
Sylvia Röhrig, Freie Redakteurin,
Phnom Penh
ausforderungen bei der Finanzierung
von Iran-Geschäften sowie Thesen zur
­Neufassung der Dual-Use-Verordnung.
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trierungsmöglichkeit und weitere
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Vernetzen
➤➤ Polen präsentiert sich innovativ und dynamisch
Dr. Jochen Köckler, Vorstandsmitglied,
Deutsche Messe AG
15
➤➤ Renminbi zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Sebastian Rohloff, Senior Expert China/Renminbi,
Deutsche Bank AG
17
Liefern
➤➤ Verzollungsvorteile in Chinas Freihandelszonen
Arne Mielken, Senior Trade Specialist,
Amber Road
19
➤➤ Finanzierung von Iran-Geschäften gut vorbereiten 21
Horst Hartwig, Rechtsanwalt, PwC Pricewaterhouse
Coopers AG Wirtschaftsprüfungs­gesellschaft
Marian Niestedt, Rechtsanwalt und Partner,
Graf von Westphalen
➤➤ Thesen zur Neufassung der Dual-Use-Verordnung 25
PD Dr. Harald Hohmann, Rechtsanwalt,
Hohmann Rechtsanwälte
Strategische Partner und Impressum
28
3 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Asiatische Topmärkte mit Schwächen
Zu den risikoreicheren Exportmärkten
gehört China. Das viertgrößte Abnehmerland der deutschen Exportwirtschaft verliert aktuell weiter an Schwung: Chinas
BIP-Wachstumsraten haben sich in den
vergangenen Jahren stetig abgeschwächt, von fast 8% im Jahr 2013 auf
voraussichtlich 6,4% in diesem Jahr. Damit
einher ging eine deutliche Zunahme der
Verschuldung von Staat, Unternehmen
und Privathaushalten: Von 150% des BIP
im Jahr 2008 stieg diese bis 2016 auf mehr
als 250% des BIP. Das mit diesen Schulden
finanzierte Wirtschaftswachstum konzentriert sich hauptsächlich auf Bau- und Infrastrukturprojekte, so dass dort eine
Überhitzung droht.
Die von der Regierung eingeleiteten
Gegenmaßnahmen könnten den Immobiliensektor unter Druck setzen. Auch in
anderen zyklischen Sektoren wie Stahl,
Metall und Papier sind die Aussichten
negativ. Hier ist ebenso wie in vielen weiteren Industriezweigen mit einer Zunahme der Zahlungsdauer offener Rech-
nungen sowie der Insolvenzen zu rechnen. Zudem gilt es beim Handel mit China
einige Besonderheiten zu beachten.
Wichtige Tipps hierzu gibt die Publikation
„Erfolgreich exportieren nach China“.
Weiterhin gedämpfte Aussichten
in Japan
In Japan, dem nach China zweitgrößten
asiatischen Handelspartner Deutsch-
© mrgao/iStock/Thinkstock/Getty Images
China verliert an Schwung
Ja oder nein? Der Einstieg in den chinesischen
Markt kann trotz steigender Risiken lohnen.
lands, setzt sich das schwache Wirtschaftswachstum auch im laufenden Jahr fort.
Trotz massiver Konjunkturspritzen seitens
der japanischen Regierung sowie der
Notenbank kommt das BIP-Wachstum
2017 voraussichtlich nicht über einen
Wert von 0,7% hinaus. Zunehmende
Belastungen ergeben sich für die japanische Volkswirtschaft aus der massiven
Staatsverschuldung, die mittlerweile
mehr als 230% des BIP beträgt, und durch
den starren Arbeitsmarkt. Für die meisten
Branchen schlagen sich diese Fundamentaldaten in verhaltenen Wachstumsaussichten nieder. Die von der US-Regierung
Ende Januar verkündete Aussetzung des
Transpazifischen Freihandelsabkommens
TPP dürfte der exportorientierten japanischen Automobilindustrie zusätzlich
Wachstumspotentiale nehmen.
Südkoreas Wachstum am Tropf
von China
Südkorea ist der drittgrößte asiatische
Handelspartner Deutschlands. Das Land
ist mit einem Gesamtexportanteil von
26% stark abhängig von China, doch dort
Andreas Tesch
Chief Market Officer,
Atradius Kreditversicherung
[email protected]
ging die Nachfrage nach Autos und elektronischen Bauteilen deutlich zurück, was
sich negativ auf das Wachstum auswirkt.
So wird voraussichtlich im dritten Jahr in
Folge das BIP Südkoreas um weniger als
3% zunehmen, da der Binnenkonsum die
fehlende externe Nachfrage nicht ausgleichen kann. Hinzu kommt die aktuelle
Regierungskrise, die mit der einstweiligen
Absetzung von Präsidentin Park Geunhye ihren Höhepunkt fand und das Land
derzeit politisch lähmt. Für stark konjunkturabhängige Branchen wie den Bausektor, die Stahl- und Metallindustrie, aber
auch die Elektro- und Maschinenbaubranche sind die Wirtschafts- und Insolvenzaussichten negativ bis verhalten.
Der Handel mit diesen Ländern birgt
neben konjunkturellen auch finanzielle
Risiken. Eine Absicherung gegen Forderungsausfall sollte in jedem Fall mit einkalkuliert werden.
Weitere Informationen finden Sie im
­aktuellen Country Report von Atradius zur
Region Asien-Pazifik.
➤
Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten prägen wachsende Unsicherheiten den transatlantischen Handel. Da liegen die
Frage nach Alternativen und ein Blick nach Asien nahe. China, Japan und Südkorea, die drei größten Exportdestinationen Deutschlands in der Region, zeigen jedoch aktuell viele Risiken. Nicht zuletzt, weil sich auch dort die Unsicherheit über den Kurs der USA
nach dem Ausstieg aus dem transpazifischen Abkommen TPP erhöht.
4 | ExportManager
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Ausgabe 2 | 8. März 2017
Südkorea: neue Wachstumsimpulse gesucht
Weijun Yin
International Banking,
BHF-BANK
Südkorea hat eine beeindruckende Wachstumsgeschichte geschrieben. Zeitweilig erreichte es Platz 10 unter den Wirtschafts­
nationen der Welt. Nun zeigen sich verschiedene strukturelle Probleme. Um sich aus der Schwächephase zu befreien, muss Südkorea
noch mehr in Forschung und Entwicklung investieren. Die Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Energiequellen soll stark aus­
gebaut werden.
Chaebols dominieren die Wirtschaft
Samsung steht nicht nur für ein Fünftel
des Bruttosozialprodukts, sondern auch
für 25% des Exports. Die vier größten Konzerne des Landes erwirtschaften rund
© Rawpixel/iStock/Thinkstock/Getty Images
Hat Samsung Probleme, so leidet ganz
Südkorea. Der Umsatz des Konzerns steht
für rund ein Fünftel des südkoreanischen
Bruttosozialprodukts. Entsprechend dramatisch ist es für die gesamte Volkswirtschaft, wenn der Smartphone-Weltmarktführer ein Debakel wie die gescheiterte
Einführung des Galaxy Note 7 erlebt. 5
Mrd EUR hat das Fiasko den Mischkonzern
gekostet. Jüngst kamen weitere Negativschlagzeilen hinzu: Der Sohn des erkrankten Firmenoberhaupts steht unter Korruptionsverdacht und wurde deshalb verhaftet. Er soll Schmiergelder an eine Vertraute
von Präsidentin Park Geun-hye gezahlt
haben. Am Beispiel Samsung zeigen sich
somit gleich zwei Probleme Südkoreas:
die starke Abhängigkeit von einigen wenigen Großkonzernen wie Samsung, Hyundai, LG Group, SK Group, SsangYong und
Hanjin sowie die Vetternwirtschaft.
[email protected]
Quo vadis? Südkorea sucht nach einem Weg in eine saubere Zukunft.
90% aller Unternehmensgewinne. In Südkorea werden sie als Chaebols bezeichnet,
was so viel wie „reiche Sippen“ bedeutet
und sehr große Familienunternehmen mit
vielen verschiedenen Sparten umschreibt.
Sie galten lange als sehr agil und anpassungsfähig und wurden während der
Jahrzehnte der Militärdiktatur als Motoren des südkoreanischen Wirtschaftswun-
ders („das Wunder am Han-Fluss“)
betrachtet. Mit dem Staat, der ihre Investitionen finanzierte, Exporte erleichterte
und sie vor ausländischer Konkurrenz
schützte, waren sie eng verwoben. Schon
damals galt: Was gut ist für Samsung, ist
gut für Südkorea. So entstand eine enge
Verbindung zwischen den Familienkonzernen und der Militärdiktatur – zum
Nachteil von Wirtschaftsakteuren, die
nicht zu diesem Kreis zählten. Auch wenn
die Privilegien der Chaebols offiziell aufgehoben wurden und die Präsidentin –
sie ist die Tochter von Park Chung-hee,
der das Land rund zwei Jahrzehnte als
Militärdiktator regierte – versprochen
hatte, die Wirtschaft zu demokratisieren,
bleiben die lange gewachsenen Strukturen bestehen.
Viele Südkoreaner sind deshalb trotz
eines Wirtschaftswachstums von knapp
3% in den vergangenen Jahren und einer
insgesamt sehr niedrigen Arbeitslosigkeit
(3,6%) unzufrieden. Vor allem junge Südkoreaner haben es schwer, Arbeit zu finden. Die Preise für Wohnraum sind insbesondere im Ballungsraum Seoul extrem
hoch, was mit ein Grund dafür ist, dass die
privaten Haushalte von hohen Schulden
belastet sind. Die Vermögen sind sehr
ungleich verteilt. Der angestaute Unmut
war mit ausschlaggebend für die Massenproteste Ende 2016, die schließlich dazu
führten, dass das Parlament gegen Präsidentin Park Geun-hye ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet hat.
➤
Starke Industrialisierung
und Exportorientierung
Südkorea ist einer der „Tigerstaaten“,
denen in den Jahrzehnten seit 1960 eine
extrem gute Wirtschaftsentwicklung
gelungen ist. Das Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf liegt auf EU-Durchschnitt. Das
Land hat einen positiven Haushaltssaldo,
die Staatsverschuldung beträgt 39% des
BIP, ein im internationalen Vergleich ausgesprochen günstiger Wert. Die Industrie
hat etwa ein Drittel Anteil am Bruttoinlandsprodukt und beschäftigt etwa 20%
aller Arbeitskräfte. Vor allem (Unterhaltungs-)Elektronik, Kraftfahrzeuge, Schiffe,
chemische Erzeugnisse und Stahl werden
produziert. Ein weiteres Drittel des BIP
geht auf den Dienstleistungssektor
zurück. Die südkoreanische Wirtschaft ist
stark exportorientiert. Sie führt ein vielfältiges Spektrum an hochwertigen Gütern
aus und hat hierfür einen weiten Abnehmerkreis auf der ganzen Welt.
Schiffbaukrise und Abwanderung
der Autoindustrie
Die Kennziffern vermitteln den Eindruck
einer guten wirtschaftlichen Situation,
allerdings wird das Bild von verschiedenen Problemen überschattet. Reedereien
und Schiffbauindustrie sind in einer Krise.
Vor wenigen Jahren waren Südkoreas
Werften noch Weltmarktführer beim Bau
riesiger Containerfrachter, Öl- und Gastanker. Inzwischen bestehen Überkapazitäten, China hat sich als starker Konkur-
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rent etabliert. Viele Schiffbauunternehmen sind überschuldet, die Ausrüstung
ist zum Teil veraltet. Im Schiffbau werden
wohl Zehntausende Arbeitsplätze verlorengehen. Hanjin Shipping, eine der größten Reedereien der Welt, musste Insolvenz anmelden. Die Krise der Schiffbauer
belastet ihrerseits Stahlindustrie und
Finanzsektor. Staatsbanken haben den
angeschlagenen Werften Milliardenhilfen
gewährt.
In der Autoindustrie zeichnet sich ein
Trend zur Abwanderung ins Ausland ab.
Im Jahr 2016 haben Hyundai und Kia
zwei große Werke in China und Mexiko
eröffnet. Das neue Hyundai-Werk in
Changzhou soll künftig als „Smart Factory“ mit der höchsten Produktivitätsrate
innerhalb der Hyundai-Gruppe glänzen.
Für 2017 plant der Konzern sogar, noch
ein weiteres Werk, in Chongqing, zu eröffnen. Gründe für diese Auslagerungswelle
sind neben der schwachen Binnenkonjunktur überwiegend die hohen Lohnkosten und die im internationalen Vergleich niedrige Produktivität. Nach Aussagen von Branchenverbänden liegen
die Löhne der Arbeiter der südkoreanischen Automobil­industrie mindestens
auf dem gleichen Niveau wie in Deutschland oder den USA.
Die zunehmende Abwanderung von Fabriken schlägt sich selbstverständlich auf
die Produktionszahlen der gesamten
Volkswirtschaft nieder. Laut Statistik der
Zentralbank (Bank of Korea) lag der Anteil
der Auslandsfertigung der verarbeitenden Industrie 2005 noch bei 6,7% und
erhöhte sich im Jahr 2014 bereits auf
18,9%. Bald dürfte der Anteil demzufolge
bereits 20% erreichen, mit weiter steigendender Tendenz. Interessanterweise ist
China dabei gar nicht mehr die Primärdestination, weil auch dort die Lohnkosten
deutlich angezogen haben. Die Industrie
hat vor allem Vietnam als neuen Standort
entdeckt. Schätzungen zufolge produziert Samsung dort bereits 40% bis 50%
seiner Smartphones. Auch andere Firmen
wie LG planen eine Konzentration ihrer
Aktivitäten in Vietnam.
Chancen für deutsche
Unternehmen
Trotz dieser kritischen Aspekte bleibt
­Südkorea für Unternehmen aus Deutschland ein interessanter Exportmarkt. Südkorea ist einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Deutschlands in Ostasien
und nach China der wichtigste deutsche
Exportmarkt in der Region. Für Südkorea
ist ­wiederum Deutschland der bedeutendste Handelspartner in Europa. Das
Handelsvolumen betrug 2015 rund 27
Mrd USD. Zudem zählen Unternehmen
aus Deutschland zu den führenden europäischen Investoren im Land. Rund 500
deutsche Unternehmen sind in Südkorea
engagiert.
Nach einer im Januar 2017 veröffentlichten Umfrage der Deutsch-Koreanischen
Industrie- und Handelskammer steht die
Wirtschaft Südkoreas vor einem umfassenden Modernisierungsprozess. Die
Unternehmen des Landes werden demnach verstärkt in Forschung und Entwicklung investieren müssen, um wieder
einen deutlichen Qualitätsvorsprung vor
Konkurrenten etwa aus China zu gewinnen. Hieran anknüpfend, bieten sich für
deutsche Hersteller von Investitionsgütern im Hightechsegment hinreichende
Chancen.
Besondere Aufmerksamkeit sollten Hersteller und Betreiber aus dem Bereich der
erneuerbaren Energien dem südkoreanischen Markt widmen. Südkorea will seine
Kapazitäten bei Solar-, Bio- und Windenergie, Geothermie und Wasserkraft so
ausbauen, dass sie bis 2035 etwa ein Fünftel des Energiebedarfs decken können.
Bei der Biogaserzeugung sind Unternehmen aus Deutschland bereits ins Geschäft
gekommen.
Südkorea ist wegen seiner langen Küsten
ein sehr interessanter Standort für Windkraftanlagen. Die Investition in Windkraftanlagen wird staatlich gefördert, die Technik fast durchweg im Ausland eingekauft,
so dass die Türen für Unternehmen aus
Deutschland offenstehen. Die BHF-BANK
kann als erfahrener Partner in der Außenhandelsfinanzierung bei der Verwirklichung von Geschäftsplänen zum Beispiel
mit Hermes-gedeckten Finanzierungen
oder Akkreditivbestätigungen zur Seite
stehen.
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Ausgabe 2 | 8. März 2017
Vietnam boomt dank Offenheit
Die diversifizierte Wirtschaft Vietnams weist eine starke Dynamik auf, die von Exporten und Direktinvestitionen in den Produktionssektor, speziell in den IT-Bereich, angetrieben wird. Das Land profitiert von asiatischen Großkonzernen, die sich auf der Suche
nach niedrigeren Lohnkosten aus China zurückziehen und sich dank der handelsfreundlichen Politik sowie diversen Freihandels­
abkommen in Vietnam ansiedeln.
vor der globalen Krise 2008/2009 auf.
Obwohl die Ernten 2016 von einer beispiellosen Dürre getroffen wurden, hat
sich das Wirtschaftswachstum erholt.
Zwischen 2014 und 2016 lag es
im Durchschnitt bei 6,3%. Mittel- bis langfristig wird eine Wachstumsrate von 6,2%
erwartet. Die erfolgreiche Rückkehr zur
makroökonomischen Stabilität beruht auf
dem Export von Industrieerzeugnissen –
drei Viertel aller Güter sind für den Export
bestimmt – sowie auf Direktinvestitionen.
© alexis84/iStock/Thinkstock/Getty Images
Die Wirtschaft Vietnams gehört zu den
leistungsstärksten und diversifiziertesten
im gesamten südostasiatischen Raum
und weist heute dieselbe starke Dynamik
und aussichtsreiche Position wie
Reiseziel Vietnam – die offene, handelsfreundliche Politik zieht ausländische Unternehmen an.
Die aktuelle Expansion ist einem Wandel
der Exportstruktur hin zur Fertigung von
Hightechprodukten zu verdanken. So
werden die größten Exporterlöse heute in
der Elektronik-, Computer- und Handybranche erzielt. Innerhalb weniger Jahre
hat sich die ITK-Industrie zur wichtigsten
Exportbranche entwickelt und erwirtschaftet über 25% aller Waren- und
Dienstleistungsexporte. Allein 16% der
Exporte entfallen auf die Handybranche,
die mit der Ansiedlung von SamsungFabriken starke Impulse erhalten hat. Dies
ist einer der Gründe für die solide Exportleistung in Zeiten nachlassender globaler
Nachfrage.
Die positive Entwicklung der Direktinvestitionen geht überwiegend auf asiatische
Großkonzerne zurück, die sich aus China
Christoph Witte
Country Manager,
Credendo
[email protected]
zurückziehen und von den, relativ gesehen, niedrigeren und regional wettbewerbsfähigen Lohnkosten profitieren.
Auch die akzeptable Infrastruktur, die
dynamische Erwerbsbevölkerung sowie
das wirtschaftsfreundliche Klima erklären, warum Hersteller Vietnam als Standort für neue Investitionen bevorzugen.
Die derzeitige Attraktivität unter Investoren beruht ebenfalls auf der leichten
Beschleunigung des Liberalisierungsprozesses unter der neuen Regierung sowie
auf der offenen, handelsfreundlichen
Politik, die sich in diversen Freihandelsabkommen äußert.
Stärkung der makroökonomischen
Bedingungen
Die Verbesserung der makroökonomischen Bedingungen hat eine robuste Zahlungsbilanz zur Folge. Einerseits ist die
Leistungsbilanz dank dem raschen Anstieg der vietnamesischen Exporte in
etwa ausgeglichen. Da Vietnam ein Nettoimporteur von Brennstoffen ist, dürften
die anhaltend niedrigen Ölpreise dieses
positive Ergebnis dauerhaft stärken.
➤
9 | ExportManager | Verkaufen
Andererseits profitiert die Zahlungsbilanz
von einem permanenten Aufwärtstrend
der Direktinvestitionen: Die Nettozuflüsse
sind zwischen 2014 und 2016 um eindrucksvolle 60% gestiegen. Die mittel- bis
langfristigen Aussichten sind sowohl für
Exporte als auch für Direktinvestitionen
positiv.
In der Folge ist der Vietnamesische Dong
(VND) 2016 trotz des Umstiegs auf ein
flexibleres Wechselkurssystem weitgehend stabil geblieben. Der Wechselkurs
wird dabei täglich an einen Korb auslän­
discher Währungen angepasst und
schwankt um maximal 3% in einem Handelsband gegenüber dem US-Dollar. Auch
die finanziellen Rahmenbedingungen
sind für Verbraucher und Binnenkonjunktur günstig, da die niedrigen Ölpreise eine
moderate Inflation ermöglichen und
niedrigere Zinsen die Binnennachfrage
fördern. Dies ist für künftiges BIP-Wachstum von großer Bedeutung, da die Binnennachfrage parallel zu einem dominanten Exportsektor unaufhörlich steigt
(Waren- und Dienstleistungsexporte entsprechen nahezu 95% des BIP).
Trumps Protektionismus könnte
die Aussichten verdüstern
Trumps protektionistische Handelspolitik
stellt für die positiven Aussichten Vietnams ein Abwärtsrisiko dar, da die USA
der wichtigste Exportmarkt des Landes
sind. Der angekündigte Ausstieg der USA
aus dem TPP-Abkommen ist für Vietnam
Ausgabe 2 | 8. März 2017
eine schlechte Nachricht, da Asien in
hohem Maße von dieser Partnerschaft
profitieren würde. Der mögliche Ersatz
der TPP durch das weniger ehrgeizige und
eher klassische Freihandelsabkommen
Chinas (RCEP) würde Vietnam immer noch
gewisse Fortschritte ermöglichen. Ein
größeres Risiko, das allerdings durch gute
bilaterale Beziehungen eingedämmt werden könnte, würde von höheren US-Einfuhrzöllen ausgehen. Diese könnten die
zweitwichtigste Exportbranche des Landes, den Textil- und Bekleidungssektor, in
Schieflage bringen, da die USA als größter
Exportpartner 50% aller Waren abnehmen.
Bislang wurde Vietnam von Kapitalrückführungen und Abwertungsdruck infolge
der Wahl Donald Trumps im November
2016 kaum getroffen. Ein von größerer
Volatilität und Unsicherheit geprägtes
internationales Umfeld, das zu Kapitalabflüssen aus Schwellenländern führt,
würde für Vietnam sicherlich nicht folgenlos bleiben, besonders wenn der Renminbi weiter an Wert verlöre. Die solide
Zahlungsbilanz, günstige Wirtschaftsaussichten und politische Stabilität könnten
dem Land jedoch helfen, dem externen
Druck standzuhalten. In diesem Kontext
wird eine adäquate makroökonomische
Politik seitens der Regierung von ausschlaggebender Bedeutung sein. Darüber
hinaus dürften die große Zahl bilateraler
Freihandelsabkommen, die Exporte und
die Direktinvestitionen in den Produktionssektor dem Land wichtige Impulse
verleihen und das erhebliche Wachstumspotential Vietnams damit weiter stärken.
ten von Staatsunternehmen und staatlichen Geschäftsbanken.
Anhaltende Risiken durch
­Bankensektor und schwache
­Haushaltslage
Der Bankensektor konnte sich dank der
starken Wirtschaftsleistung ein Stück weit
erholen, und die Situation hinsichtlich
notleidender Kredite hat sich verbessert.
Die Liquidität ist gestiegen, und mit dem
2013 begonnenen Verkauf eines kleinen
Anteils dieser notleidenden Kredite an die
vietnamesische „Bad Bank“ (VAMC) wurde
eine Bereinigung der Bankbilanzen eingeleitet. Darüber hinaus wurden Regulierung und Aufsicht gestärkt, mehrere
inländische Banken haben sich zusammengeschlossen, und ausländischen Banken wurde erlaubt, einige schwache vietnamesische Banken zu übernehmen.
Trotz der wirtschaftlichen Erholung werden die mittel- bis langfristigen Aussichten Vietnams nach wie vor von zwei
anhaltenden Schwächen getrübt: der stetigen Verschlechterung der Haushaltslage
sowie dem anfälligen Bankensektor. Die
Staatsverschuldung (einschließlich Garantien, die sich auf 12% des BIP belaufen) ist
auf einem hohen Niveau und dürfte 2016
bei 62% des BIP liegen, nachdem sie seit
2011 um 35% gestiegen ist. Die Ursachen
für diese Entwicklung sind Steuersenkungen, niedrigere Öleinnahmen und gestiegene Zinsaufwendungen (von 4,1% auf
9,3% der Einnahmen zwischen 2011 und
2016), die zu einem Haushaltsdefizit von
durchschnittlich 6,6% geführt haben.
Die zusätzliche Staatsverschuldung,
deren Aufwärtstrend zudem von Umstrukturierungskosten für Banken verschärft
wird, erfolgt vorwiegend in lokaler Währung, da der externe Anteil im betreffenden Zeitraum von 51% auf 36% zurückgegangen ist. Für die Zukunft wird eine Verlangsamung des Schuldenanstiegs
prognostiziert, doch dazu müssten der
Haushalt konsolidiert und das Defizit
schrittweise reduziert werden. Einen weiteren Unsicherheitsfaktor bilden schwer
einzuschätzende Eventualverbindlichkei-
„Die große Zahl bilateraler Freihandelsabkommen, die Exporte
und die Direktinvestitionen in den
Produktionssektor dürften dem
Land wichtige Impulse verleihen.“
Allerdings ist der Bestand an notleidenden Krediten nach wie vor hoch und wird
sogar deutlich höher als der offizielle Wert
von 2,6% eingeschätzt. Die unzureichend
ausgestattete VAMC ist nicht in der Lage,
eine schnelle Abwicklung zu gewährleisten, und trübt damit die wirtschaftlichen
Perspektiven. Hinzu kommt, dass für die
notwendige erhebliche Rekapitalisierung
nur begrenzte Mittel zur Verfügung stehen. Folglich muss Hanoi im Bankensek-
➤
tor mehr ausländisches Kapital anziehen
und hat mit dem jüngsten Beschluss, die
bei 30% liegende Obergrenze für ausländische Beteiligungen zu erhöhen, hierfür
bereits die Weichen gestellt. Auch hat der
etwas robustere Zustand der Banken seit
2015 eine schnellere Kreditexpansion
ermöglicht (insbesondere in der Finanzund Immobilienbranche). Dies wirft Fragen nach einer neuerlichen Gefahr finanzieller Instabilität auf: Das Verhältnis von
Kreditvolumen zu BIP wurde für 2016 auf
121% geschätzt und näherte sich damit
dem Niveau vor der Kreditklemme 2010
an. Folglich muss die Regierung bei der
Restrukturierung des Bankensektors die
folgenden Schwerpunkte setzen: Lösung
des Problems notleidender Kredite, Stärkung des Risikomanagements, adäquate
Eigenkapitalpuffer sowie Steigerung der
Transparenz.
Wirtschaftliche Umstrukturierung
verläuft schleppend
Unterdessen befindet sich der wirtschaftliche Transformationsprozess auf einem
guten Weg. Auch wenn der Staat unverändert dominanten Einfluss auf die Wirtschaft ausübt, wurde die Privatisierung
von Staatsunternehmen unter der neuen
Regierung leicht beschleunigt, nachdem
ausländische Investoren nunmehr größere Anteile an wichtigen Staatsunternehmen halten dürfen, die in vielfältigen
Bereichen wie z.B. Bankensektor, Telekommunikation, Lebensmittelbranche
oder Versicherungswesen tätig sind. Diese
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Entwicklung hat nicht nur positive Auswirkungen auf ausländische Direktinvestitionen und öffentliche Infrastrukturprogramme (die mit Privatisierungserlösen
finanziert werden), sondern auch auf
Staatsunternehmen. Letztere dürften
vom verbesserten Finanzmanagement
und der gesteigerten Rentabilität profitieren, zumal sie sich vor dem Hintergrund
der Freihandelsabkommen und der
ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft auf
wachsende ausländische Konkurrenz einstellen müssen.
Moderate Auslandsverschuldung,
unzulänglicher Liquiditätspuffer
Die Auslandsverschuldung ist in den vergangenen zwei Jahren in hohem Tempo
gestiegen: absolut gesehen um 26% und
um 17 Prozentpunkte im Verhältnis zum
BIP. Damit lag das Verhältnis Verschuldung zu BIP im Jahr 2016 bei 45%, was in
diesem Jahrhundert den Spitzenwert
markiert, aber im Vergleich zu anderen
Schwellenländern immer noch moderat
ist. Dieser Anstieg beruht hauptsächlich
auf Entwicklungen im Privatsektor vor
dem Hintergrund starken Kreditwachstums bei staatlichen Geschäftsbanken.
Gemäß aktuellen IWF-Prognosen sollte
sich die Auslandsverschuldung mittel- bis
langfristig auf diesem vertretbaren
Niveau stabilisieren. Die Schuldendienstverpflichtungen gegenüber dem Ausland
weisen mit 5% der Exporteinnahmen
einen niedrigen Stand auf und spiegeln
damit die moderate Auslandsverschul-
dung und die vergleichsweise längeren
Laufzeiten wider, die die mit dem starken
US-Dollar einhergehenden Rückzahlungsrisiken ausgleichen. Während Vorzugsfinanzierung internationaler Gläubiger vor einigen Jahren noch dominierte,
ist der Anteil der privaten Verschuldung
inzwischen angestiegen. Dies könnte
künftig zu höheren Refinanzierungskosten führen.
„Staatsunternehmen müssen
sich vor dem Hintergrund der
­Freihandelsabkommen und der
ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft
auf wachsende ausländische
­Konkurrenz einstellen.“
Die Währungsreserven befinden sich
nach einem starken Jahr 2016 auf einem
Rekordstand. Obwohl sie mehr als das
Doppelte der kurzfristigen Verschuldung
abdecken, liegt die Deckung der Importe
jedoch überwiegend (2007/2008 ausgenommen) unter der adäquaten Dreimonatsmarke (2,3 im vergangenen September). Dies ist unter anderem auf starke
Importe zurückzuführen (Warenimporte
mit Kapital aus Direktinvestitionen) sowie
auf die Aufwendung von Währungsreserven zur Verteidigung des Vietnamesischen Dong gegen Abwertungsdruck.
Es besteht die Möglichkeit, dass dieses
Risiko, das von einem Umfeld potentieller
Kapitalabflüsse und regionalen Wäh-
rungsverfalls weiter verschärft werden
könnte, mit einem etwas flexibleren Vietnamesischen Dong abnimmt. Gleichzeitig
macht der praktisch nicht vorhandene
Puffer an Devisenreserven das Land anfällig für Schwankungen der Anlegerstimmung. Daher wird Hanoi der Aufrechterhaltung des Anlegervertrauens künftig
hohe Priorität einräumen müssen.
Das mittel- bis langfristige politische
Risiko Vietnams (4/7) stuft Credendo
höher ein als das kurzfristige (3/7). Die
Aufrechterhaltung der makroökonomischen Stabilität wird künftig nicht nur
Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung erfordern, sondern auch von einer
Beschleunigung der laufenden Reform
des Bankensektors und der Staatsunternehmen abhängen. Die Anstrengungen
müssen über die 2016 beobachteten
leichten Verbesserungen hinausgehen.
Die Notwendigkeit dieser Reformen in
Verbindung mit Problemen wie Korruption und politischer Beeinflussung der
Justiz unterstreichen den unvollendeten
Transformationsprozess Vietnams und
erklären die Bewertung des wirtschaftlichen Risikos mit Kategorie C (bei möglicher Bewertung von A bis C).
Weitere Länderberichte und aktuelle Risikobewertungen finden Sie auf der neuen
Internetseite von Credendo, ehemals
­Credimundi, unter www.credendo.com.
➤
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11 | ExportManager
Ausgabe 2 | 8. März 2017
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für die Finanzabteilung.
Ausgabe
Inhalt
4 | 23. Feb
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12 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Kleine Tigerwirtschaft sucht deutschen Mittelstand
Sylvia Röhrig
Freie Journalistin,
Phnom Penh
Kambodscha ist zurzeit der dynamischste Wachstumsmarkt in Südostasien. Das kleine Königreich in der Mekong-Region mit
­Grenzen zu Thailand, Laos und Vietnam zählt allerdings lediglich 16 Millionen Einwohner. Doch angesichts einer sehr jungen
­Bevölkerung, der fortschreitenden Integration in die ASEAN Economic Community (AEC), der liberalen Wirtschaftspolitik und
des großen Nachholbedarfs hinsichtlich Investitionen und Konsum bietet das Land zunehmend Geschäftschancen.
redaktion@
exportmanager-online.de
Kambodscha boomt seit 25 Jahren – mit
nur kurzer Unterbrechung 2009. Das Bruttoinlandsprodukt wächst seit 1994 um
7,6% im Jahresdurchschnitt. Ökonomen
der Weltbank prognostizieren, dass sich
die hohe Wachstumsdynamik 2017 und
2018 aufgrund der kräftigen Inlandsnachfrage (+10%) mit einem BIP-Zuwachs von
rund 7% fortsetzen wird. Hiermit übertrifft Kambodscha das Durchschnittswachstum aller ASEAN-Länder, das im
gleichen Zeitraum bei knapp 5% liegt.
Hauptwachstumstreiber sind die Textilindustrie, der Tourismussektor und die Bauwirtschaft. Stetig wachsende Ausfuhren
von Bekleidung und Schuhen sowie steil
steigende Touristenzahlen sorgen dafür,
dass die Exporte von Gütern und Dienstleistungen seit vielen Jahren zweistellig
zunehmen. Es sind vor allem asiatische,
insbesondere chinesische Firmen, die ihre
Produktion nach Kambodscha verlagern,
Löwenanteil der Auslandsinvestitionen
kommt aus China, Südkorea, Vietnam,
Thailand sowie Malaysia und Japan. Investiert wird vor allem im Bausektor, aber
auch in die Infrastruktur, in den Finanzsektor, in die Landwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe.
© Harald Hüttenrauch
Für die deutsche Wirtschaft, die bislang
nur schwach vor Ort vertreten ist, wird es
Zeit, sich stärker mit dem Land zu beschäftigen.
Sonderwirtschaftszone Poipet: Herstellung von Schachteln für die Schmuckindustrie.
um von der billigen Lohnarbeit zu profitieren. Die Investoren nutzen die Handelspräferenzen, die die Europäische Union
Kambodscha zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung gewährt. Über
40% der gesamten Textilexporte gehen in
die EU, 31% in die USA (2015). Deutschland ist ein wichtiger Absatzmarkt für
kambodschanische Textilien. Bekannte
Abnehmer sind die Firmen Adidas, Puma,
Deichmann, C&A, Aldi, Lidl und Tchibo.
Investoren kommen aus Asien
Dass der Standort Kambodscha zunehmend für private Investoren interessant
geworden ist, zeigt die Entwicklung der
ausländischen Direktinvestitionen. Diese
haben bereits vor zehn Jahren deutlich an
Fahrt aufgenommen und sind inzwischen
mit jährlich 1,7 Mrd USD (ca. 8,5% des BIP)
deutlich höher als die Entwicklungshilfegelder (derzeit rund 1,3 Mrd USD). Der
Deutsche Unternehmen sind bislang relativ schwach vertreten in Kambodscha.
Das spiegelt sich in den deutschen Ausfuhren wider, die 2016 lediglich 150 Mio
EUR erreichten, ein sehr niedriger Wert,
auch im Vergleich zu den deutschen
Exporten in das Nachbarland Vietnam
(2016: 2,6 Mrd EUR). Allerdings legten die
deutschen Exporte nach Kambodscha
2015 (+66%) und 2016 (+24%) kräftig zu,
mit zwei- bis dreistelligen Wachstumsraten bei Maschinen, Elektrotechnik sowie
Fahrzeugen.
Deutsches Interesse steigt
„Wir spüren, dass das Interesse der deutschen Wirtschaft an Kambodscha steigt,
und konnten in jüngerer Zeit viele Neuzugänge an Mitgliedern verzeichnen“, sagt
➤
13 | ExportManager | Verkaufen
Tassilo Brinzer, deutscher Geschäftsmann
der Medienbranche und Vorsitzender des
Arbeitskreises der Deutschen Wirtschaft
(ADW). Der Unternehmerverband, Anfang
der 2000er Jahre gegründet, zählt heute
29 Mitgliedsunternehmen. Unter ihnen
sind renommierte deutsche Marken der
Automobilindustrie (Audi, BMW, Mercedes, Porsche), bekannte Logistiker (DB
Schenker, DHL) sowie mittelständische
Technologieunternehmen (Riekermann,
Bosch, Siemens, Würth).
Um Synergieeffekte zu schaffen, gründeten der ADW, die Chambre de Commerce
Franco-Cambodgienne (CCFC) und die
British Business Association in Cambodia
(BBAC) 2011 die European Chamber of
Commerce – kurz: EuroCham Cambodia –
eine gemeinsame Interessenvertretung
mit inzwischen über 250 Mitgliedern.
Deutsche bzw. europäische Unternehmen, die einen Markteintritt erwägen,
können sich somit auf ein gutes Netzwerk
und ein gewichtiges Sprachrohr für die
Kommunikation mit der kambodschanischen Regierung vor Ort stützen.
Bislang sind deutsche Unternehmen
meist lediglich mit Handelsvertretungen
oder Vertriebsgesellschaften vor Ort tätig.
„Kambodscha ist noch nicht reif für die
industrielle Hightechproduktion des
deutschen Mittelstands. Das ist der
Hauptgrund dafür, dass deutsche Unternehmen – bis auf eine Ausnahme – noch
nicht vor Ort produzieren“, erläutert
­Brinzer.
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Deutsche lokale Produktion
noch Ausnahme
Die Ausnahme ist die Firma ECO PARTS
CO., LTD., eine Tochter der BOS-Gruppe,
eines weltweit tätigen Automobilzulieferers aus dem Stuttgarter Raum. Sie nutzt
Kambodscha als kostengünstigen LowTech-Produktionsstandort, um Kunden
des eigenen Netzwerks in der ASEANRegion zu beliefern. ECO PARTS produziert u.a. Sicherheitsnetze, Laderaumabdeckungen, manuelle Sonnenschutzsysteme und Verstautaschen für die
Automobilindustrie.
„Wir stellen in unserem Werk in Phnom
Penh Halbwaren mit einem hohen Nähund Montageanteil her“, erläutert Johann
E. Barensteiner, Managing Director von
ECO PARTS. „Auf der Suche nach einem
geeigneten Produktionsstandort in der
Region haben wir uns für Kambodscha
bzw. gegen Vietnam und Myanmar entschieden. Kambodscha schnitt aus unserer Sicht hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit, politischer Stabilität, Arbeitskosten,
Qualität der Infrastruktur und der gesetzlichen Rahmenbedingungen am besten
ab“, so Barensteiner.
Lokaler Markt mit
­Herausforderungen
„Wir profitieren bei Bosch vom Boom in
der Bauwirtschaft und im Automobilmarkt und bedienen die steigende
Nachfrage nach Elektrowerkzeugen und
Bausicherheitssystemen sowie Ersatzteilen für Pkw und Nutzfahrzeuge“, sagt
André de Jong, Managing Director für
Bosch in Kambodscha, Myanmar und
Laos. „Seit 2004 am Markt, haben wir 2013
mit der Gründung einer Tochtergesellschaft unsere Aktivitäten in Kambodscha
weiter ausgebaut. Mittelfristig erwarten
wir, dass die wachsende Mittelschicht für
eine steigende Nachfrage nach Haushaltsgeräten sorgen wird“, so de Jong.
„Unternehmen sollten vor dem
Markteintritt in Kambodscha die
spezifischen Marktmerkmale ihrer
Branche sehr genau analysieren.“
Antoine Jeanson, Managing Director von
Audi Cambodia, weist allerdings auf drei
zentrale Schwachstellen der kambodschanischen Wirtschaft hin: Der lokale
Markt sei klein, die kaufkräftige Nachfrage
aufgrund der sich nur langsam entwickelnden Mittelschicht begrenzt, und das
Geschäftsumfeld habe seine Tücken.
Weil Kambodscha nach der Schreckensherrschaft des Khmer-Rouge-Regimes bei
null anfangen musste, ist das Pro-KopfEinkommen trotz hoher Wachstumsraten
immer noch niedrig. Immerhin überschritt
das Königreich 2015 mit 1.070 USD pro
Kopf eine bedeutende Schwelle und stieg
im Klassifizierungssystem der Weltbank in
die Kategorie der „Lower Middle Income
Countries“ auf. Doch trotz großer Erfolge
bei der Armutsbekämpfung nimmt der
Anteil der kaufkräftigen Mittelklasse
(Weltbankschätzung 2012: ca. 2%) nur
sehr langsam zu.
„Die Gründung unserer Vertriebsgesellschaft im Jahr 2014 war aufgrund der liberalen gesetzlichen Vorschriften einfach
und schnell zu bewerkstelligen. Die Herausforderungen kamen erst mit dem
zweiten Schritt wegen der spezifischen
Merkmale des kambodschanischen Automarktes“ erläutert Jeanson. Hauptproblem sei der in Kambodscha kaum regulierte Gebrauchtwagenmarkt. 90% der
Autos, die in Kambodscha zugelassen
seien, seien Gebrauchtwagen. „Unsere
größten Konkurrenten sind Gebrauchtfahrzeuge der eigenen Marke, oft Havarieware oder Unfallwagen, die importiert
werden. Ein bedeutender Teil unserer
Arbeit besteht darin, darauf hinzuwirken,
dass die Regierung ein besseres Regulierungsumfeld für die Automobilfirmen
schafft. Unternehmen sollten vor dem
Markteintritt in Kambodscha die spezifischen Marktmerkmale ihrer Branche sehr
genau analysieren“, empfiehlt Jeanson.
Geschäftsumfeld
­verbesserungsbedürftig
Viele Unternehmen bemängeln das
schwierige Geschäftsumfeld. Zu den
wichtigsten Problemfeldern zählen die
unzureichende Transportinfrastruktur, die
im regionalen Vergleich hohen Stromkosten, die mangelhaften gesetzlichen Rah-
➤
menbedingungen, bürokratische Hürden,
die verbreitete Korruption sowie eine zu
geringe Qualifizierung der Arbeitskräfte.
Im Doing Business Report 2017 der Weltbank rangiert Kambodscha auf Platz 131
von 190 Ländern gleich hinter Indien und
vor Tansania, allerdings mit einem stetigen Trend zur Verbesserung.
„Steigende Zinsen in den USA
und ein starker US-Dollar könnten
die internationale Wettbewerbs­
fähigkeit der Unternehmen in
­Kambodscha zunehmend belasten.“
Die Regierung hat Interesse daran, die
Diversifizierung der Produktionsbasis und
die Wertschöpfungstiefe voranzutreiben.
Sie lockt mit finanziellen Anreizen in mehr
als 20 über das ganze Land verteilten Sonderwirtschaftszonen. „Die Regierung
unternimmt große Anstrengungen, um
die Mängel im Geschäftsumfeld zu beseitigen. Wir sehen erste Erfolge im Bereich
der Korruptionsbekämpfung und des
Bürokratieabbaus, was auch durch die
Einführung elektronischer Registrierungssysteme erreicht wird. Angesichts bedeutender Investitionsvorhaben erwarten wir
in den nächsten Jahren eine spürbare Verbesserung in der Transportinfrastruktur
und Stromversorgung“, lautet die Einschätzung von de Jong.
„Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit
sein, bis einzelne deutsche Firmen im
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Rahmen der Reorganisation ihrer regionalen Wertschöpfungsketten ihre Produktion nach Kambodscha auslagern
werden“, glaubt Brinzer. In der Tat werden
japanische Firmen demnächst vorführen,
wie das gehen kann. In der Sonderwirtschaftszone Poipet an der Grenze zu Thailand wird sich ein Cluster von japanischen
Automobilzulieferern bilden, die Fahrzeughersteller in Thailand beliefern werden.„Poipet wird Teil einer Wertschöpfungskette, die sich über 700 km von
Bangkok bis Ho-Chi-Minh-Stadt erstrecken wird“, sagt Masahi Kono, Leiter von
Jetro, der japanischen Handels- und
Investitionsagentur in Phnom Penh.
Das ist auch die Vision von André de Jong:
„Kambodscha hat ein großes Potential,
den Wandel von einer arbeitsintensiven
Low-Tech-Industrie in eine Industrie, die
auf qualifizierte Arbeitskräfte und eine
höhere Wertschöpfung baut, zu schaffen.
Dieser Wandel dürfte sich in weniger als
zehn Jahren durch die strategisch günstige Lage im Herzen Südostasiens, die
fortschreitende Integration in die AEC, die
Verbesserung der Transportwege zwischen den ASEAN-Ländern sowie die Entwicklung der Infrastruktur und Sonderwirtschaftszonen vollziehen.“
Sonderwirtschaftszone
mit InSite Bavaria
„Wenn wir deutsche Technologieunternehmen in Kambodscha ansiedeln wollen, müssen wir ein industrielles Umfeld
schaffen, das den Bedürfnissen und dem
hohen Standard des deutschen Mittelstands angepasst ist“, sagt Charles Esterhoy, COO der Sonderwirtschaftszone
Kerry Worldbridge Logistics. Das singapurisch-kambodschanische Joint Venture hat auf einem 63 ha großen Gelände
17 km südlich von Phnom Penh einen
Industriepark errichtet. Dort soll in Partnerschaft mit InSite Bavaria, einem
­deutschen Beratungsunternehmen, das
auf die Entwicklung von ökologischen
Hightechindustrieparks spezialisiert ist,
und mit der Unterstützung von Bayern
International ein Industrie- und Technologiecluster entwickelt werden. Die
­Partner erarbeiten gemeinsam ein Ansiedlungs‐ und Wertschöpfungskonzept,
das auch für den deutschen Mittelstand
attraktiv ist. Investoren sollen dann ein
ganzes Paket an Technologieberatung,
Berufsausbildung, Handels- und Logistikdienstleistungen sowie eine günstige
ökologische Stromversorgung in Anspruch nehmen können. Dieses Projekt
könnte ein Meilenstein für die Ansiedlung deutscher Unternehmen in Kambodscha werden.
Gewisse Risiken in Sicht
Derweil weisen Experten vor Ort auch auf
gewisse konjunkturelle und politische
Risiken hin. Dreistellige Wachstumsraten
jährlich insbesondere im Wohnungsbau
in Phnom Penh signalisieren Überhitzungstendenzen und die Gefahr einer Blasenbildung.
Die Wirtschaft ist in einem hohen Ausmaß
„dollarisiert“. Das hat in den vergangenen
Jahren zwar die wirtschaftliche Stabilität
gefördert. Die kambodschanische Zentralbank hat jedoch nur wenige Möglichkeiten, den Geldmarkt zu beeinflussen.
Steigende Zinsen in den USA und ein starker US-Dollar könnten die internationale
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen
in Kambodscha zunehmend belasten.
Auch die bevorstehenden Wahlen –
­Kommunalwahlen 2017 und Parlamentswahlen 2018 – sind mit einer gewissen
Unsicherheit behaftet. Bei den Parlamentswahlen im Jahr 2013 hatte die
Oppositionspartei (Cambodia National
Rescue Party – CNRP), damals noch unter
der Führung von Sam Rainsy, starke Zugewinne verzeichnet. Dies und verbreitete
Proteste auf der Straße zeugten von der
zunehmenden Unzufriedenheit der
Bevölkerung mit der Regierung von Ministerpräsident Samdech Hun Sen und seiner Kambodschanischen Volkspartei
(Cambodian People Party – CPP). Hun Sen
regiert das Land seit 1985 mit eiserner
Hand. Aus heutiger Perspektive dürfte er
weiterhin fest im Sattel sitzen. Die Regierung ist erfolgreich dabei, die Opposition
systematisch mit zum Teil fragwürdigen
rechtlichen Mitteln schwach zu halten.
Weitere Informationen zu deutschen bzw.
europäischen Unternehmen in Kambodscha sind unter folgenden Links abzurufen:
http://www.adw-cambodia.org/ und
http://www.eurocham-cambodia.org/.
➤
14 | ExportManager | Verkaufen
15 | ExportManager | Vernetzen
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Polen präsentiert sich innovativ und dynamisch
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Zentrale Anliegen der polnischen Regierung sind neben der Reindustrialisierung Polens vor allem die Förderung innovativer Unternehmen sowie die Erschließung ausländischer Märkte. Rund 150 polnische Unternehmen werden auf der HANNOVER MESSE 2017
erwartet. Die thematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Energie und IT. Deutschland spielt als bedeutender Handelspartner eine zentrale Rolle.
Virtual Reality hält Einzug in die Industrie, wird aber auch privat gerne einmal ausprobiert.
Als Nachbarn sind Polen und Deutschland
starke Partner. Auf der HANNOVER MESSE
2017 wird die polnische Industrie unter
Beweis stellen, dass sie mit ihrem Innovationsgeist und ihrem dynamischen Weg
zur digitalisierten Wirtschaft auch auf der
globalen Bühne eine ausgezeichnete
Figur macht. Tadeusz Kościński, Polens
stellvertretender Minister für wirtschaftli-
che Entwicklung, kann das bestätigen:
„Als Partnerland der diesjährigen HANNOVER MESSE will Polen zeigen, dass ihm
nicht allein an einer schnellen Wirtschaftsentwicklung gelegen ist, sondern vor
allem an einer Entwicklung, die sich auf
innovative Industrien stützt. Darunter fallen Industrieautomatik und -software,
Energie und alternative Antriebe sowie
Druckluft- und Vakuumtechnologien.
Bereits heute entwickeln polnische Unternehmer die Industrie 4.0 und sind attraktive Partner für ausländische Unternehmen. Polen ist auch ein hervorragender
Investitionsstandort. Durch unsere Messeteilnahme wollen wir gleichfalls ein klares Signal Richtung Europäische Union
senden, dass die Reindustrialisierung der
richtige Weg ist, den wir alle gehen sollten. Die polnische Regierung setzt auf die
Reindustrialisierung als eines ihrer vorrangigen Ziele.“
Digitalisierung der polnischen
­Industrie nimmt Fahrt auf
Die polnische Regierung hat ihre wirtschaftspolitischen Ziele im sogenannten
Morawiecki-Plan klar definiert. Darin spielen die Förderung innovativer Unternehmen, eine weitere Digitalisierung des Landes sowie die vermehrte Erschließung
ausländischer Märkte eine wichtige Rolle.
Für ausländische Investoren will Polen
weiterhin attraktiv sein, gleichzeitig aber
auch private Investitionen aus dem Inland
fördern.
Dr. Jochen Köckler
Vorstandsmitglied,
Deutsche Messe AG
[email protected]
Die Digitalisierung der Produktionsprozesse erfolgt in Polen in einem hohen
Tempo. 2015 erwirtschafteten die mit
dem Thema Digitale Fabrik verbundenen
Aktivitäten 4,1% des Bruttoinlandsprodukts. Mit umfangreichen Finanzierungsmöglichkeiten im Bereich Forschung &
Entwicklung unterstützt die Regierung
den Prozess der Digitalisierung der Wirtschaft. Ebenfalls von Bedeutung ist das
Thema Energie. Der Anteil erneuerbarer
Energien liegt in Polen aktuell bei 7%, soll
aber künftig ausgebaut werden. Besonders im Fokus der polnischen Regierung
steht auch das Thema Start-ups. Im Juni
vergangenen Jahres ist das Programm
„Startup Poland“ gestartet, das in den
kommenden Jahren mit einem Gesamtbudget von 3 Mrd PLN rund 1.000 Startups in ihrer Weiterentwicklung unterstützen soll.
Energietechnik im Fokus
All diese Themen werden sich auch in der
Präsentation Polens auf der HANNOVER
MESSE widerspiegeln. Etwa 150 polnische
Unternehmen werden im April auf rund
➤
16 | ExportManager | Vernetzen
Ausgabe 2 | 8. März 2017
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Die Organisation des Partnerlandauftritts
liegt bei PARP, der polnischen Agentur für
Unternehmensentwicklung. Themengemeinschaftsstände wird es in zahlreichen
Hallen geben. Im Bereich Research &
Technology (Halle 2) präsentiert sich das
NCBR – das Nationale Zentrum für Forschung und Entwicklung. Der Zentralstand von Regierungsseite wird in Halle 3
stehen, wo sich unter anderem zehn polnische Regionen darstellen werden. Das
polnische Ministerium für Wissenschaft
und Hochschulbildung nutzt den Stand
außerdem, um mehreren herausragenden Innovationen aus der polnischen
Industrie eine Bühne zu bieten. Weitere
polnische Gemeinschaftsstände befassen
sich mit Zulieferung (Halle 4), Gießereiindustrie (Halle 5/6), Elektrotechnik (Halle
13), Wärme- und Kälteversorgung (Halle
27) sowie Elektromobilität (Freigelände).
Paweł Chorąży, Staatssekretär im Polnischen Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung, betonte anlässlich der Unterzeichnung der Partnerlandvereinbarung
die Chancen, die sich aus der Partnerlandbeteiligung ergeben: „Für die polnische
„Die internationale Industriemesse
in Hannover bietet den polnischen
Unternehmen eine ausgezeichnete
Gelegenheit, ihre technologisch
­fortgeschrittenen Produkte zu
­präsentieren sowie neue wertvolle
Kontakte zu knüpfen.“
Der deutsche Botschafter in Polen, Rolf
Nikel, sagte: „Die Wirtschaft ist, neben der
Zivilgesellschaft, das Rückgrat der ausgezeichneten deutsch-polnischen Beziehungen. Die Wirtschaftsbeziehungen sind
eng und von beiderseitigem Nutzen. Der
Warenaustausch erreichte im vergangenen Jahr ein Volumen von knapp 100 Mrd
EUR. Für Polen ist Deutschland der größte
Handelspartner weltweit. Umgekehrt ist
Polen für Deutschland der größte Handelspartner in Mittel- und Osteuropa und
liegt unter den weltweiten Handelspartnern auf Platz 7. Die enge Verflechtung
beider Länder spiegelt sich aber auch in
den hohen Direktinvestitionen wider, die
in beide Richtungen erfolgen.“
11. COFACE
KONGRESS
LÄNDERRISIKEN
2017
AKTUELLE
ENTWICKLUNGEN
IN DER WELTWIRTSCHAFT
11. Mai 2017
Opel Arena, Mainz
Ein Kongress von Coface
© SWP (Stiftung Wissenschaft und Politik)
Partnerland mit guten Kontakten
Regierung ist die Unterstützung der Entwicklung der innovativen Unternehmen
und deren internationaler Expansion eine
ihrer wichtigsten Aufgaben. Die internationale Industriemesse in Hannover bietet
den polnischen Unternehmen eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihre technologisch fortgeschrittenen Produkte zu präsentieren sowie neue wertvolle Kontakte
zu knüpfen.“
➤
4.000 qm Fläche ausstellen – und zwar für
alle Leitmessen der HANNOVER MESSE.
2016 hatten rund 80 Unternehmen in
Hannover ausgestellt. Besonders groß
wird die Beteiligung der polnischen
Unternehmen in den Bereichen Energietechnik und Zulieferung ausfallen.
Keynote-Speaker
Dr. Daniela Schwarzer
Forschungsdirektorin,
Deutsche Gesellschaft
für Auswärtige Politik
/ Keynotes und Panels zu wichtigen Themen
im internationalen Geschäft:
„Das Ende der Globalisierung?“
/ Vorstellung aktueller Länderbewertungen
von Coface
/ Workshops zu den Themen Russland,
Afrika, USA, Europa und Exportfinanzierung
unter Beteiligung kompetenter Medien- und
Programmpartner
/ Forum für den Austausch mit Fachkollegen, Referenten
und Beratern
/ Ausstellung führender Dienstleister für die Außenwirtschaft
im sportlichen und außergewöhnlichen Ambiente des
VIP-Lounge-Bereichs der Opel Arena in Mainz
Programm, Infos & Anmeldung unter:
www.laenderrisiken.de
#CofaceKongress
17 | ExportManager | Finanzieren
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Renminbi zwischen Wunsch und Wirklichkeit
2016 wurde einmal mehr deutlich, welche enorm wichtige Rolle China für deutsche Unternehmen spielt. China ist auf die erste
­Position unter den Handelspartnern Deutschlands aufgerückt. Die chinesische Währung, der Renminbi, muss allerdings noch einen
langen Weg zurücklegen, bis er sich im internationalen Währungsmix etablieren kann. Besonders deutlich kommen die Heraus­
forderungen im traditionellen, also dokumentären Handelsgeschäft zum Vorschein.
Im vergangenen Jahr des Feuer-Affen
konnte die leichte Schwäche des Handelsvolumens zwischen China und
Deutschland aus dem Jahr 2015 wieder
ausgeglichen werden. Nach Zahlen des
Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum Januar bis November 2016 haben
die deutschen Einfuhren aus China um
mehr als 1% zugelegt, bei den Ausfuhren
nach China ging es um über 5% nach
oben.
Der deutsche Export von IT-Produkten,
elektrischer Ausrüstung sowie von
Gummi- und Kunststoffwaren nach China
konnte 2016 nochmals zulegen und
wuchs jeweils um 4% bis 5%. Das Wachstum bei den Metallerzeugnissen wurde
etwas gedämpft und lag 2016 bei knapp
4%, nach 6% im Vorjahr. Diese Entwicklungen unterstreichen das zunehmende
Interesse Chinas an der Hightechindustrie
und an Konsumgütern.
RMB-Nutzung bei Handel und
Renminbi-Nutzung
bei Handel und
Investitionen
2016 rückläufig
Investitionen
rückläufig
(Mrd RMB)
Mrd. RMB
35
10000
30
Der wichtigste Treiber bei den deutschen
Ausfuhren, mit einem Anteil von ca. 25%,
bleibt die Automobilindustrie, die im vergangen Jahr unter anderem von den
­Initiativen des chinesischen Staates zur
Förderung des Pkw-Absatzes profitiert
hat und im Durchschnitt um mehr als
11% gewachsen ist.1)
1) Bloomberg, 8 September 2016; https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-09-08/china-auto-salesrise-24-5-on-rush-to-beat-expiring-tax-cut.
Da das gesamte Wachstum des deutschen Handelsvolumens stagniert, zeigt
diese Entwicklung einmal mehr die
anhaltend hohe Relevanz Chinas für
deutsche Unternehmen. Auf Basis der
vorliegenden Zahlen ist China 2016 der
größte Handelspartner Deutschlands,
knapp vor Frankreich, und hat damit die
Vereinigten Staaten sowie die Niederlande überholt.
Dass die Importe aus China nur um 1%
zugelegt haben, verwundert etwas, ist
doch der Kurs des chinesischen Renminbi
auf Jahressicht gegenüber dem Euro im
Jahr 2016 um 3,6% gefallen, in der Spitze
20
15
4000
10
2000
0
China wichtigster Handelspartner
für Deutschland
25
6000
5
2011
2012
2013
2014
2015
2016
[email protected]
Relevanz des Renminbi
im Handelsgeschäft stagniert
12000
8000
Sebastian Rohloff
Senior Expert China/
Renminbi,
Deutsche Bank AG
0
Investitionen in China
Investitionen im Ausland
Dienstleistungen
Die höhere Unsicherheit bzgl. der Entwicklung des Renminbi hinterließ 2016
auch deutliche Spuren bei seiner internationalen Bedeutung als Handelswährung.
Während 2015 noch knapp 30% des
­chinesischen Außenhandels in Renminbi
abgewickelt wurden, waren es per
November 2016 lediglich noch 22%.
Damit hat das seit 2009 steigende Wachstum des Renminbi-Anteils am chinesischen Außenhandel erstmals einen deutlichen Dämpfer erhalten.
Waren
RMB-Abwicklung, % des chin. Gesamtwarenhandels (rechts)
Quellen: Peoples Bank of China, Deutsche Bank Risk Research
Quellen: Peoples Bank of China, Deutsche Bank Risk
Research.
noch deutlicher um fast 7%. Dies verbilligt
Importe in der Landeswährung aus China.
Insbesondere in der Zeit nach der Aufnahme des Renminbi in die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds kam es zumindest zeitweise
zu einer deutlichen Abwertung der chinesischen Währung.
Im Dezember 2016 hatte der Renminbi
laut SWIFT-Statistik einen Anteil von
knapp 1,7% an den internationalen Zahlungen, das entspricht Platz 6 der globalen Währungen, ist aber ein ähnliches
Level wie schon im Oktober 2014. Noch
deutlicher sind die Auswirkungen im traditionellen Handelsgeschäft zu erkennen,
also dem Geschäft, welches über Akkreditiv oder Inkasso abgewickelt wird. Hier
hatte der Renminbi im Rahmen seiner
Internationalisierung bereits global die
➤
18 | ExportManager | Finanzieren
Ausgabe 2 | 8. März 2017
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Es gibt gute Gründe, die für den Einsatz
des Renminbi als Handelswährung zwischen China und Deutschland sprechen.
Durch die Umstellung der Rechnungswährung auf Renminbi, gegebenenfalls
verbunden mit der Absicherung des Währungsrisikos, können deutsche Unternehmen Vorteile erzielen. Konkret erhalten
beispielsweise importierende Unternehmen neue Möglichkeiten für die Preisgestaltung im Einkauf bei chinesischen Lieferanten, umgekehrt können Exporteure
die Basis ihrer Geschäftspartner verbreitern und erhalten einen größeren Verhandlungsspielraum, vor allem wenn der
Verkauf der Endprodukte auch in Renminbi erfolgt. Dies trifft für Deutschland,
dank der in China nachgefragten Qualität
„made in Germany“, besonders zu.
Größte Herausforderungen im
­dokumentären Handelsgeschäft
Jedoch werden im traditionellen Handelsgeschäft die oft mittelfristigen Zahlungsziele für Finanzierungen der zugrundeliegenden Geschäfte genutzt, beispielsweise durch den Verkauf einer Forderung
aus einem Exportakkreditiv (Forfaitierung). Auch wenn dies dank der Liberalisierungsfortschritte der chinesischen
Währung schon seit langem für Exporteure aus Deutschland möglich ist, ist die
Nachfrage nach solchen oder ähnlichen
Renminbi-Handelsfinanzierungen in
Deutschland bisher begrenzt.
„Ohne eine nachhaltige und glaubhafte Öffnung des Renminbi-Marktes wird die chinesische Währung
bei den Handelsfinanzierungen nicht
über das bisherige Nischendasein
in Deutschland hinauskommen.“
Dies dürfte vor allem daran liegen, dass
die Zinssätze für Renminbi im Offshoremarkt deutlich über denen von Euro oder
US-Dollar liegen und gleichzeitig enorm
volatil sind. So schwankte beispielsweise
der dreimonatige Offshorereferenzzins
„HIBOR CNH“ 2016 zwischen 2,5% und
10,4%; für kurzfristigere Laufzeiten waren
die Schwankungen sogar noch größer.
Solch eine Volatilität macht Verträge mit
Finanzierungsbestandteil – insbesondere
wegen der teilweise langwierigen Vertragsverhandlungen – für Unternehmen
so gut wie unkalkulierbar.
Ein Grund für die Volatilität liegt u.a. in
der geringen Liquidität der Offshore-
märkte. Dort werden Renminbi, die
außerhalb von Festlandchina bei Banken
– insbesondere in Hongkong – gehalten
werden, gehandelt. Seit 2014 ist diese
Liquidität rückläufig und allein 2016 um
über 12% gefallen. Zum einen wurde
durch die Einführung zahlreicher Renminbi-Hubs die Offshoreliquidität deutlich frag­mentiert. Zum anderen macht
die anhaltende Abwertung des Renminbi
ein Halten der Währung unattraktiv.3)
Gerade in Zeiten von Unsicherheiten
oder längeren Feiertagsperioden, beispielsweise anlässlich des chinesischen
Neujahrsfests, kann das mangelnde
Angebot leicht zu den oben beschriebenen Marktverwerfungen führen.
Es wird sich also zunächst zeigen müssen,
wie China im Umfeld des globalen politischen und ökonomischen Wandels sowie
im gleichzeitigen Bestreben nach der Öffnung des eigenen Marktes voranschreiten
und wie insbesondere der Offshoremarkt
vor solch massiven Volatilitäten geschützt
wird. Erst dann kann der Renminbi langfristig eine führende Rolle im traditionellen Handelsgeschäft spielen und eine
Relevanz bei Handelsfinanzierungen
bekommen. Ohne eine nachhaltige und
glaubhafte Öffnung des Renminbi-Marktes wird die chinesische Währung bei den
Handelsfinanzierungen nicht über das
bisherige Nischendasein in Deutschland
hinauskommen.
2) SWIFT, 23. November 2016; https://www.swift.com/news-events/press-releases/euro-surpasses-rmb-in-traditional-trade-finance.
3) Larry Hu, 28 November 2016; https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-11-28/pboc-s-yi-says-china-s-reserves-are-very-adequate-yuan-stable.
➤
Position 2 erreicht, mit einem Anteil von
über 9% (Januar 2015), hinter dem USDollar. Dieser Anteil hat sich jedoch ohne
merkliche Erholungseffekte seither halbiert und liegt derzeit bei nur noch 4,61%,
auf Position 3, hinter dem Euro.2)
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19 | ExportManager | Liefern
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Verzollungsvorteile in Chinas Freihandelszonen
Industrie- und Handelsunternehmen können im Warenverkehr mit Freihandelszonen bei der Verzollung Geld sparen. Es gibt jedoch
zahlreiche Stolperfallen: tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse, eine schwerfällige Bürokratie, mangelnde Rechtssicherheit,
geographische, kulturelle und regionale gesetzliche Unterschiede sowie die regional unterschiedlichen Interpretationen und Ausführungen von Zollvorschriften und Vorgaben.
Ebenso ist die Zollabwicklung von den
Verwaltungen der einzelnen FHZ unterschiedlich und individuell geregelt. Angesichts dieser Vielfalt ist der Im- und Export
von Vormaterialien und Fertigwaren unter
Einbeziehung von FHZ hürdenreich und
anspruchsvoll.
© tcly/iStock/Thinkstock/Getty Images
Regionale und lokale
­Besonderheiten
Containerabfertigung in Qingdao – freier Handel hat in der „deutschesten“ Stadt Chinas Tradition.
Um Investoren ins Land zu locken, hat die
Volksrepublik China zahlreiche Sonderwirtschaftszonen bzw. Freihandelszonen
(FHZ) eingerichtet. Für deutsche Firmen
sind vor allem die FHZ Schanghai, Guangdong und Tianjin wegen ihrer Hafennähe
interessant. Die 2016 neu genehmigten
FHZ im Hinterland werden in den nächsten Jahren jedoch wohl an Bedeutung
gewinnen. Darüber hinaus versuchen
auch andere Städte, FHZ zu gründen, um
für Auslandsinvestitionen attraktiver zu
werden.
Die heute bestehenden FHZ weisen zum
Teil große Unterschiede in ihren wirtschaftlichen, steuerlichen und finanz­
technischen Rahmenbedingungen auf.
Insgesamt ist Verzollung in China ein komplexes Thema. Dazu tragen tarifäre und
nichttarifäre Handelshemmnisse, eine
schwerfällige Bürokratie, mangelnde
Rechtssicherheit, geographische, kulturelle und regionale gesetzliche Unterschiede genauso bei wie die regional
unterschiedlichen Interpretationen und
Ausführungen von Zollvorschriften und
Vorgaben. Für den Import von Lebensmitteln müssen dazu neben den allgemeinen
Zollbestimmungen auch die Vorschriften
der „China Inspection & Quarantine“Behörde (CIQ) und weitere lokale Vorschriften beachtet werden. Diese ändern sich
häufig und oft ohne Vorwarnung, so dass
größte Sorgfalt geboten ist. Das Gleiche
Arne Mielken
Senior Trade Specialist,
Amber Road
ArneMielken@
AmberRoad.com
gilt für Gefahrgutvorschriften, die durchaus unterschiedlich interpretiert werden.
Zu den lokalen Besonderheiten gehört,
dass die Zollbehörde von Schanghai seit
2016 den Import in die FHZ auf Basis von
Seefrachtmanifesten genehmigt. Die Zollanmeldung muss erst nach der Einfuhr
innerhalb von 14 Tagen erfolgen. Die
Waren können so ohne lange Wartezeiten
direkt zu einem Lager in der FHZ transportiert werden. Dies ist für temperaturgeführte Güter wichtig, um eine nahtlose
Kühlkette zu garantieren. Auf alle Waren,
die in die FHZ geliefert werden, müssen
Zollgebühren und andere Abgaben
(Mehrwertsteuer, Verbrauchsteuern) erst
bezahlt werden, wenn sie ins Inland geliefert werden. Gehen sie ins Ausland, sind
keine Abgaben (Zoll oder Steuern) fällig.
Diese Regelung gilt auch für den Onlinehandel.
Innerhalb der Schanghai-FHZ kann die
Grenzabfertigung aller Frachtbriefe seit
2016 monatlich oder sogar vierteljährlich
erfolgen. Außerdem können importierte
und exportierte Waren auf einem Kollek-
➤
20 | ExportManager | Liefern
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Anzeige
IT, Rechts- und Sprachkenntnisse
Um erfolgreich die Vorteile von FHZ in
China zu nutzen, braucht es angesichts
der komplexen und vielfältigen Bestimmungen profunde Kenntnisse der chinesischen Zollverfahren, gepaart mit Rechtskompetenz und Sprachkompetenz in Chinesisch. Eine richtige, vollständige und
schlüssige Dokumentation ist grundlegend für den Zugang zum chinesischen
Interessante Links
Weitere wertvolle Informationen über
­Chinas Freihandelszonen finden Sie unter:
http://en.china-shftz.gov.cn/
http://www.ftz-shanghai.com/
http://en.shftz.gov.cn
http://www.gzns.gov.cn
http://www.china-tjftz.gov.cn
http://en.china-tjftz.gov.cn/
http://www.ccfta.com/eng/
http://www.china-fjftz.gov.cn/
http://en.hubei.gov.cn/news/newslist/
201609/t20160907_894646.shtml
http://www.gochengdu.cn/news/
Highlights/sichuan-to-set-up-freetrade-zone-a3551.html
http://english.dlftz.gov.cn/
Markt, aber auch für Exporte und Veredlungsverkehre.
Um Fehler zu vermeiden, empfiehlt sich
eine IT-gestützte, automatisierte Ein-,
Aus- und Durchfuhrabwicklung. Die Siemens AG entschied sich beispielsweise für
das China-Trade-Management-Tool von
Amber Road zur Automatisierung und
Zentralisierung von Ein- und Ausfuhrprozessen. Im Rahmen des China-TradeManagements werden tagesaktuelle Zollund Handelsdaten über ein von Amber
Road gepflegtes On-Demand-Portal zentral bereitgestellt. Komplexe behördliche
Auflagen für General und Processing
Trade können so problemlos erfüllt werden. Die Bereitstellung tagesaktueller
Handelsdaten verhindert Unterbrechungen der Supply-Chain – ein entscheidender Vorteil bei der wachsenden Regulierungswut, mit der China versucht, sein
Wirtschaftswachstum zu steuern. Siemens kann mit Hilfe der Amber-RoadApplikationen konsequent Zollpräferenzen ausnutzen. Gleichzeitig verfügt das
Unternehmen über vollständig dokumentierte, auditierbare Ein- und Ausfuhrkontrollen. Diese sind zudem konzernweit
einheitlich. Mit Hilfe der Software konnte
Siemens Kosten und Zeitaufwand für die
Zollabwicklung in China senken.
mentenerstellung, Lieferantenerklärungen, Ursprungsbestimmung oder Zollcompliance nichts dem Zufall überlassen
werden – denn jeder dieser Aspekte kann
die Supply-Chain-Performance beeinflussen. Durch die Automatisierung von Produktqualifizierung, Ursprungsmanagement, Dokumentenmanagement und
Zollprozessen können die Vorteile von
Freihandelszonen in China kosteneffizient
gehoben werden. Cloudbasierte OnDemand-Lösungen sind nicht nur für
Großkonzerne, sondern auch für Mittelständler erschwinglich. Sie lassen sich
schnell und kostengünstig implementieren und generieren sofort einen Mehrwert in Form von Prozessbeschleunigung
und Zolleinsparungen. Ferner lassen sie
sich in CRM-, ERP- und Logistiksysteme
integrieren.
Fazit
Lösungen für den Mittelstand
Für den Erfolg im China-Handel braucht
es ein proaktives Vorgehen. Die Digitalisierung und Automatisierung der Im- und
Exportprozesse gewährleistet eine rechtskonforme Lieferfähigkeit. Handels- und
Industrieunternehmen können ihre Wettbewerbsposition durch das systematische
Ausschöpfen der Handelsvorteile in Freihandelszonen weiter verbessern. Hierfür
braucht es Know-how, IT-Unterstützung
und Erfahrung.
Gerade weil China so ein attraktiver
Beschaffungs-, Produktions- und Exportmarkt ist, sollte bei Themen wie Doku-
Weitere Informationen über
Amber Roads China-Trade-Management
finden Sie HIER.
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tivformblatt zusammengefasst werden,
um Abfertigungskosten zu sparen. Güter,
die die FHZ Schanghai verlassen, müssen
jeweils von der Zollbehörde „freigegeben“
werden. Dafür sollte der Ausführer zwei
bis drei Tage einkalkulieren.
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21 | ExportManager | Liefern
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Finanzierung von Iran-Geschäften gut vorbereiten
Geschäfte mit Iran-Bezug sind und werden auf absehbare Zeit eine Herausforderung bleiben. Eine sorgfältige (rechtliche) Prüfung ist
bei allen diesen Geschäften unumgänglich. Im Folgenden sollen aber zwei Einzelaspekte beleuchtet werden, die bei der Entscheidung für die Durchführung eines Exports in den Iran helfen können. Zum einen ist das eine genaue Analyse des Snap-back-Risikos,
zum anderen die Absicherungsmöglichkeit politischer und wirtschaftlicher Risiken durch Exportkreditgarantien des Bundes.
Handels mit dem Iran. Später wurden
diese Prognosen relativiert, und regelmäßig wird auf das Snap-back-Risiko verwiesen, das eine zügige Geschäftsaufnahme
verhindere und das häufig mit einem Hinweis auf die massiven Strafzahlungen von
(europäischen) Banken an die US(Strafverfolgungs-)Behörden illustriert
wird. Die Erwartungen, dass das Iran-
Geschäft schnell boomen würde, haben
sich bislang nicht erfüllt. Zwar stiegen laut
Statistischem Bundesamt die Exporte
2016 im Schnitt um über ein Viertel im
Vergleich zum Vorjahr. Das Potential ist
allerdings um ein Vielfaches höher. Das
zeigen die Handelsvolumina mit dem Iran
vor Inkrafttreten der Sanktionen.
Snap-back-Risiko
© tostphoto/iStock/Thinkstock/Getty Images
Seit dem Implementation Day (16. Januar
2016), mit dem die Lockerung von Sanktionen gegenüber dem Iran eingeleitet
wurde, sind zahlreiche Publikationen veröffentlicht worden, die die Änderungen
des (US-)Sanktionsrechts im Hinblick auf
den Iran beschreiben. Anfangs waren
diese oft noch euphorisch und vermuteten eine schnelle Wiederaufnahme des
Das Iran-Geschäft ist wieder angelaufen – die Details müssen aber weiterhin umfassend geprüft werden
Unter dem Snap-back-Risiko versteht
man das Risiko, dass – nach dem erfolglosen Durchführen des im Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) im Fall von
etwaigen Vertragsverletzungen vorgesehenen Streitbeilegungsmechanismus –
die seit dem Implementation Day aufgehobenen Sanktionen wieder eingeführt
werden. Diese könnten dann Auswirkungen auf bis dahin abgeschlossene
Geschäfte und Finanzierungen haben.
Sollte festgestellt werden, dass der Iran
seine Verpflichtungen aus dem JCPOA
nicht eingehalten hat und können die
Zweifel an der Vertragsverletzung nicht
innerhalb von 30 Tagen ausgeräumt wer-
Horst Hartwig
Rechtsanwalt, PwC
­PricewaterhouseCoopers AG
Wirtschaftsprüfungs­
gesellschaft
[email protected]
Marian Niestedt
Rechtsanwalt und Partner,
Graf von Westphalen
[email protected]
den, können die Sanktionen wieder eingesetzt werden, ohne dass der Sicherheitsrat einen neuen Beschluss darüber
fassen muss. Vielmehr treten die UN-Sanktionen automatisch wieder in Kraft, ohne
dass eines der ständigen Mitglieder des
UN-Sicherheitsrates (insbesondere Russland oder China) dies durch die Einlegung
eines Vetos verhindern könnte.
Die UN-Sanktionen treten dann nicht
automatisch wieder in Kraft, wenn der
UN-Sicherheitsrat ihre weitere Aussetzung beschließt. Dies jedoch kann seitens
eines ständigen Mitglieds des UN-Sicherheitsrats (z.B. der USA) durch die Einlegung eines Vetos verhindert werden. Bislang hält sich der Iran an seine Verpflichtungen aus dem JCPOA.
➤
22 | ExportManager | Liefern
Notwendige Verlängerung
von Waivern
Es können nicht nur Verstöße des Iran
gegen den JCPOA den Streitschlichtungsmechanismus und letztlich den Snapback auslösen. Es gibt darüber hinaus
auch unter dem JCPOA weitere Szenarien,
wie US-Sanktionen wieder Anwendung
finden. Die Exekutive in den USA hat
gemäß den Verpflichtungen im JCPOA zu
verschiedenen Sanktionsrechtsakten, den
Iran betreffend, sogenannte „Waiver“
erlassen (unter dem Iran Freedom and
Counterproliferation Act, dem National
Defense of Nation Act for Fiscal Year 2012,
dem Iran Threat Reduction and Syria
Human Rights Act of 2012 und dem Iran
Sanctions Act). Diese müssen in unterschiedlichen Abständen (zwischen 120
Tagen und sechs Monaten) erneuert werden. Wenn die Waiver nicht verlängert
werden, sind die obengenannten Rechtsakte gegebenenfalls wieder voll anwendbar, was der Iran wiederum als Verletzung
des JCPOA ansehen könnte, weshalb er
sich selbst möglicherweise nicht mehr an
die Übereinkunft gebunden fühlen würde
(vgl. Abs. 26 des JCPOA a.E.). Die nächsten
Waiver stehen im Mai 2017 zur Verlängerung an.
Was passiert im Fall
eines Snap-backs?
Im Falle des Snap-backs würden die UNund US-Sanktionen weitestgehend automatisch wiederaufleben, die Sanktionen
Ausgabe 2 | 8. März 2017
der EU müssten durch einen Rechtsakt
der EU wieder in Kraft gesetzt werden.
Abs. 37 des JCPOA regelt allgemein, dass
die wiedereingeführten Sanktionen für
alle Verträge, die in der Zwischenzeit
geschlossen wurden, nicht rückwirkend
gelten. Der Erwägungsgrund 7 der EUVerordnung 2015/1862 führt dazu aus,
dass im Fall der Wiedereinführung von
restriktiven Maßnahmen der EU für einen
angemessenen Schutz der Ausführung
der (nach dem Implementation Day)
geschlossenen Verträge gesorgt werde.
Das erfolge im Einklang mit früheren,
zum Zeitpunkt der ursprünglichen Verhängung der Sanktionen geltenden
Bestimmungen.
Ähnlich beschreibt auch die „Information
Note zum JCPOA“ des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS) vom 16. Januar
2016 die Haltung der EU. Dabei handelt
es sich um keine rechtlich verbindlichen
Normen, sondern nur um eine Absichtserklärung. Unklar ist beispielsweise auch,
ob von einem etwaigen Vertrauensschutz auch die Ausführung von Rahmenverträgen umfasst wäre. Es spricht
jedoch viel dafür, dass die EU im Fall einer
etwaigen Wiedereinführung von Sanktionen im Rahmen des Snap-back-Mechanismus Altvertragsklauseln vorsehen
würde.
Die Haltung der USA
Anders als das EU-Recht sieht das USRecht regelmäßig keinen Bestandsschutz
für vor (Wieder-)Einführung von Sanktionen geschlossene Verträge vor. Allerdings
wird in den vom Office of Foreign Assets
Control (OFAC) zum JCPOA herausgegebenen und zuletzt am 15. Dezember 2016
ergänzten FAQs ausgeführt, dass im Fall
eines Snap-backs die Auswirkungen für
Unternehmen aus Drittstaaten möglichst
gering gehalten werden sollen.
Im Snap-back-Fall würden ausweislich der
FAQs zumindest Abwicklungsfristen von
180 Tagen für Verträge zur Verfügung stehen bis hin zur Möglichkeit, die nach dem
Vertrag erbrachte Leistung vollständig zu
bezahlen. Somit würde de facto ein
Bestandsschutz für die Rückzahlung noch
laufender Kredite für bereits vor dem
Snap-back abgewickelte Exportgeschäfte
bestehen. Auch die FAQs haben keinen
Gesetzescharakter, allerdings ist nicht
ersichtlich, warum im Snap-back-Fall von
den darin beschriebenen Grundsätzen
abgewichen werden sollte. Hierfür spricht
zumindest die bisherige Praxis.
Strafzahlungsfälle
in der Vergangenheit
Die in der Vergangenheit in den USA verhängten Strafzahlungen wurden nicht
aufgrund fahrlässiger Verstöße gegen
sog. US-Secondary Sanctions (Sanktionen, die sich in erster Linie gegen Entitäten aus Drittstaaten, also z.B. gegen EUTochterunternehmen einer US-Mutter
richten) verhängt. In der Regel lagen
absichtliche Verstöße gegen sog US-Pri-
mary Sanctions (Sanktionen, die sich in
erster Linie an US-Amerikaner richten)
zugrunde, oder der Verstoß gegen USRecht wurde bewusst in Kauf genommen.
Die Verstöße lagen beispielsweise häufig
in manipulierten Überweisungsträgern
oder gezielten Falschangaben, um nichtUS-sanktionskonforme Zahlungen über
das US-Finanzsystem abzuwickeln. In
einem anderen Fall wurde die hausinterne
Geldwäschecompliance so manipuliert,
dass Finanztransaktionen, mit denen
mexikanisches Drogengeld gewaschen
wurde, nicht auffielen. Die angeführten
Beispiele sollen lediglich aufzeigen, dass
den massiven Strafzahlungen in der Regel
auch massive und vorsätzliche Sanktionsverstöße zugrunde lagen, die mit der
­Situation im Fall eines Snap-backs nicht
unbedingt vergleichbar sind und dementsprechend eine andere Behandlung
nahelegen.
Mögliche Risikobegrenzung
Zur Vorbeugung etwaiger Verstöße kann
auch auf Vorabgenehmigungs- und Klärungsmöglichkeiten zurückgegriffen werden. Auf US-Seite sei hier beispielsweise
die General Licence H für europäische
Tochterunternehmen US-amerikanischer
Unternehmen genannt. Daneben sind
aber – was weniger bekannt ist – auch
Einzelfallklärungen mit der OFAC möglich. Das Risiko der Wiedereinführung von
Sanktionen gegen den Iran lässt sich für
Exporteure und Banken zudem teilweise
➤
23 | ExportManager | Liefern
Ausgabe 2 | 8. März 2017
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Absicherung von Risiken durch
Exportkreditgarantien des Bundes
Mit den verschiedenen Produkten, die im
Rahmen der Exportkreditgarantien angeboten werden (sog. „Hermesdeckungen“),
sichert der Bund wirtschaftliche und politische Risiken im Zusammenhang mit
einem Exportgeschäft ab. Nachdem der
Iran seine Altschulden aus früheren hermesgedeckten Geschäften am 20. Juni
2016 getilgt hat, werden grundsätzlich
wieder Garantien für Geschäfte mit IranBezug übernommen. Die ersten Anträge
für 22 Exportgeschäfte mit einem Gesamtvolumen in Höhe von ca. 427 Mio EUR
wurden bereits positiv entschieden. Über
20 weitere Anträge mit einem Deckungs-
volumen von ca. 2,3 Mrd EUR sind gestellt
und werden derzeit geprüft. Bislang wurden vor allem Geschäfte mit kurzfristigen
Zahlungsbedingungen gedeckt. Unter
den zu prüfenden Anträgen finden sich
allerdings auch Geschäfte zu Kreditbedingungen.
2. Deutscher Exporttag
Themenplattform für die Exportpraxis
Das Snap-back-Risiko wird seitens des
Bundes im Schadensfall wie das Risiko der
Neueinführung von Sanktionen behandelt.
20. S E P T E M B E R 2017, CO N G R E SS C E N T E R R O S E N G A R T E N , M A N N H E I M
Ausblick
Gerade im Hinblick auf die regulatorischen Bedingungen (z.B. Standards zur
Geldwäsche und zur Terrorismusfinanzierung, Bilanzen, Ratings) haben die iranischen Banken bereits erhebliche Fortschritte erzielt. Neben der Europäisch-Iranischen Handelsbank gibt es auch weitere
Banken, die bereits Iran-Geschäfte finanzieren. Auch verschiedene – bislang eher
kleine – deutsche Banken sind im IranGeschäft tätig. Trotz gewisser Unsicherheiten hinsichtlich der Politik der neuen
US-Administration lohnt die genaue Prüfung der Risiken, aber auch der Möglichkeiten in Bezug auf zukünftige IranGeschäfte. Selbst das US-Recht verhindert
bei sorgfältiger Ausgestaltung der Transaktion keineswegs das Iran-Geschäft von
EU-Tochterunternehmen von US-Gesellschaften, und auch die Finanzierung ist –
entgegen häufig geäußerter Befürchtungen – sowohl rechtlich als auch praktisch
möglich.
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Mitveranstalter
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durch Vertragsklauseln z.B. in einem Kreditvertrag absichern. Allerdings müssen
solche Klauseln nicht zuletzt wegen der
Antiboykottvorschriften (Stichwort § 7
AWV) gesetzeskonform formuliert werden. Aufgrund des in den US-FAQs de
facto formulierten Gleichlaufs mit der
Rückzahlung von Krediten nach EU-Sanktionsrecht dürften sich spezifische Regelungen für diesen Fall ggf. ohnehin erübrigen. Bei Geschäften mit Iran-Bezug
müssen also Chancen und Risiken noch
umfassender analysiert werden als bei
Transaktionen in andere Länder. Allerdings lohnt es sich, auch in diesem Zusammenhang die Analyse auf der Basis der
gegebenen (rechtlichen) Fakten durch­
zuführen und die Risiken präzise zu bestimmen.
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24 | ExportManager
Ausgabe 2 | 8. März 2017
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weil ich mich für die Geschichten
hinter den Zahlen interessiere.“
Dr. Matthias Zieschang ist Vorstand
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25 | ExportManager | Liefern
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Thesen zur Neufassung der Dual-Use-Verordnung
Am 28. September 2016 wurde der Entwurf für die Neufassung der Dual-Use-Verordnung (DUV) von der EU-Kommission
­veröffentlicht und am 12. Dezember 2016 im „Export Control Forum“ vorgestellt. Zu welchen Änderungen kommt es hierdurch?
Ist es eine Reform, die zu „mehr rechtlichen Unsicherheiten für die deutsche Wirtschaft“ führt? Dies wurde in der vorigen Ausgabe
mittels Fällen a
­ nalysiert; hieran schließt sich nun ein Resümee in Form von Thesen an.
Erstes Resümee
© klenger/iStock/Thinkstock/Getty Images
Bei der Neufassung der DUV geht es der
EU-Kommission erstens darum, die Effektivität der Exportkontrollen dadurch zu
stärken, dass sie an neue Herausforderungen (Sicherheit, Menschenrechte, technischer Wandel) angepasst werden (Ziel 1).
Zweitens geht es ihr darum, die Effekti­
vität der Exportkontrollen dadurch zu
stärken, dass sie vereinfacht werden, um
die Kontrollanforderungen zu senken und
die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft zu stärken (Ziel 2). Die Neufassung
wird uneingeschränkt dem zweiten Ziel
gerecht, während beim ersten Ziel z.T.
­Fragezeichen bleiben.
Wenn die Begriffe im Ungefähren bleiben, kann die Kontrolle über das Ziel hinausschießen.
Thesen zum Ziel 1 (Anpassungen
an neue Herausforderungen)
➤➤ Der Kreis der erfassten Über­
wachungstechnologien ist etwas
zu weit geraten.
In der neuen Listenposition 10A001 (im
Anhang I B n.F.) werden mehrere vage
Begriffe verwendet, für welche praktisch
PD Dr. Harald Hohmann
Rechtsanwalt,
Hohmann Rechtsanwälte
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keine Definitionen vorliegen, so dass eine
zu weite Anwendung zu befürchten ist.
Denn es geht um „Überwachungssysteme, Überwachungsausrüstung und
Überwachungsbestandteile für IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) für öffentliche Netzwerke (…) wie
folgt: a) Überwachungszentren für legale
Überwachungssysteme (…), b) Speichersysteme oder Speichervorrichtungen für
Ereignisdaten (…)“. Für keinen dieser
Begriffe findet sich eine exakte Definition.
Es dürfen nicht alle Cyberüberwachungstechnologien unter einen Genehmigungsvorbehalt gestellt werden, weil
diese auch bei der Energie-, Wasser- und
Gasversorgung, bei Verkehrskonzepten
und Anlagenbau eine wichtige Rolle spielen. Erfasst werden darf mit dieser Listenposition nur die Cybertechnologie, die
eindeutig der Repression dient. Hierfür ist
aber der Wortlaut der Position nicht klar
genug. Zusätzlich können die Genehmigungspflichten durch die neue Catch-allRegelung für Menschenrechte noch weiter – über die Listenposition hinaus – ausgedehnt werden.
➤
26 | ExportManager | Liefern
➤➤ Die Erweiterung der Catch-all-­
Regelungen um Menschenrechte/
Terrorismus geht zu weit und ist
unbestimmt, wenn diese nicht
­präzisiert werden.
Die Erweiterung der Catch-all-Regelungen um diese zwei weiteren Genehmigungspflichten ist nur dann gerechtfertigt, wenn auf vage Begriffe verzichtet
und die Regelungen hinreichend präzisiert werden. Es ist aber nicht ohne
­weiteres klar, welche Exporthandlungen
zu einer Genehmigungspflicht wegen
„schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen“ oder wegen Verwendung „im
Zusammenhang mit terroristischen Handlungen“ führen. Bei der Menschenrechtsklausel hätte es nahe gelegen, auf Prinzip
2 des GASP-Standpunktes 2008/944
(interne Repression) zu verweisen. Bei der
Terrorklausel hilft die Definition „terroristische Handlung ist Handlung im Sinne von
Art. 1 Abs. 3 Gemeinsamer Standpunkt
2001/931/GASP“ nur begrenzt weiter.
Denn gerade unser Fall 3 (Terrorfall) zeigt,
wie gefährlich weit diese Terrorklausel
ausgelegt werden kann: Es kann nicht
sein, dass künftig z.B. bei jedem Export
von anorganischen Mineraldüngern oder
ähnlichen für terroristische Verwendung
geeigneten (sog. terrormöglichen) Stoffen Kontroversen darüber entstehen, ob
diese einer Genehmigungspflicht wegen
Terrorgefahr unterfallen. Anders wäre
dies, wenn es um eindeutige terrormög­
liche Stoffe (z.B. Giftgas) und/oder nur um
eindeutige Terrorbeteiligte ginge. Die
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Menschenrechtsklausel – wie unser Fall 2
(Menschenrechtsfall) gezeigt hat – ist
etwas leichter handhabbar als die Terrorklausel, bedarf aber ebenfalls der Präzisierung. Wie soll die deutsche Wirtschaft
diese zwei neuen Catch-all-Klauseln
umsetzen, wenn sie nicht präzisiert wer-
„ Der Wortlaut der beiden neuen
Catch-all-Regelungen (Menschenrechts- und Terrorklausel) sollten
präzisiert werden, weil sie sonst
wegen mangelnder Bestimmtheit in
der Praxis kaum umsetzbar sind.“
den? Mit dem Kollegen Niestedt (ExportManager 8/2016) stimmen wir darin überein, dass diese beiden Klauseln zwingend
auf bestimmte Länder begrenzt werden
müssen; gut wäre, zumindest bei der Terrorklausel eine produktbezogene Eingrenzung vorzunehmen. Ohne eine solche dringend erforderliche Präzisierung
besteht die Gefahr, dass die novellierte
DUV „zu rechtlichen Unsicherheiten für
die deutsche Industrie führt“ (so der BDI).
➤➤ Wenn es dem EU-Gesetzgeber
darum geht, Menschenrechte in den
Vordergrund zu stellen, sollte er dies
auch durch die Begrenzung von
­Eingriffen zum Ausdruck bringen.
Der EU-Gesetzgeber hat bisher Menschenrechte zum Anlass dafür genommen, neue Eingriffsbefugnisse zu schaf-
fen. Er müsste aber auch daran denken,
die Begrenzung diverser Ermächtigungen
als Ausdruck weiterer Menschenrechte
anzusehen, und dies entsprechend im
Wortlaut zum Ausdruck bringen. Wenn es
etwa in Art. 15 Abs. 1 (n.F. = a.F.) heißt, die
Mitgliedstaaten dürften „eine bereits
erteilte Genehmigung für ungültig erklären“, sollte der Wortlaut dahingehend
ergänzt werden, dass dies wegen Beachtung von Verhältnismäßigkeit und Vertrauensschutz zu entsprechenden Entschädigungen führen kann. Auch der
Wortlaut in Art. 8 Abs. 1 (n.F. = a.F.) sollte
etwa dahingehend eingegrenzt werden,
dass ein Einzeleingriff nur dann erfolgen
darf, wenn wegen Verhältnismäßigkeit
und Vertrauensschutz nur bei erheblichen
und konkreten Gefahren für die exportrelevanten Gemeinwohlgüter in die Außenwirtschaftsfreiheit eingegriffen wird und
rückwärtige Eingriffe vermieden werden.
Es sollte auch eingefügt werden, dass das
Parlament nach sechs Monaten über die
Fortdauer der Maßnahme entscheiden
muss.
➤➤ Auch für Vermittlungen, Durchfuh­
ren und technische Unterstützung
stehen die umfassenden Catch-allRegelungen zur Verfügung.
Dies ist konsequent, aber siehe unsere Kritik an den Menschenrechts- und Terrorklauseln. Außerdem hätte es sich angeboten, die Durchfuhren eher zu liberalisieren. Es ist übrigens das erste Mal, dass der
EU-Gesetzgeber die technische Unter-
stützung dem EU-Recht unterstellt. Inhaltlich wird sich nicht viel gegenüber den
nationalen Regelungen in den §§ 49 ff.
AWV ändern.
➤➤ Extraterritoriale Kontrollen sollte es
nicht geben.
Vgl. hierzu die Kritik des Kollegen Niestedt
am extraterritorialen Brokerbegriff
(ExportManager 8/2016).
Thesen zum Ziel 2 (Vereinfachung
und Effizienz der Exportkontrollen)
➤➤ Sehr zu begrüßen sind die vier
neuen EU-Allgemeingenehmigun­
gen, die EU-Verbringungsgenehmi­
gung und die Globalgenehmigung
für Großprojekte.
Uneingeschränkt zu begrüßen sind diese
neuen Allgemeingenehmigungen. Vor
allem für Verbringungen, für Güter mit
geringem Wert (EU007) und für den konzerninternen Versand (EU008) ist dies von
der Wirtschaft immer wieder verlangt
worden. Endlich hat die EU das umgesetzt! Unsere Fälle 1 (Verbringungsfall)
und 4 (konzerninterne Softwareweiterleitung) haben gezeigt, zu welch deutlichen
Verfahrenserleichterungen das führt.
Einziger Kritikpunkt ist, dass für alle
Genehmigungen (inkl. Allgemeingenehmigungen) nur noch eine Gültigkeitsdauer von einem Jahr gelten soll; nur bei
der Globalgenehmigung für Großprojekte
➤
soll sie der Projektdauer angepasst werden. Es sollte besser bei der üblichen Geltungsdauer von ca. zwei Jahren bleiben.
➤➤ Vor allem die EU008 ist unverzicht­
bar für den Technologietransfer;
bei der digitalen Exportkontrolle
gibt es aber z.T. Klärungsbedarf.
Die Einführung der EU008 für den konzerninternen Versand von Software/Technologie ist unverzichtbar, um den Technologietransfer nicht bürokratisch ersticken
zu lassen (vgl. unseren Fall 4). Es gibt aber
z.T. begrifflichen Klärungsbedarf bei der
digitalen Exportkontrolle: So ist für uns
noch nicht ersichtlich, dass die Neuregelung gerade auch für Clouddienstleistungen zu befriedigenden Antworten führt.
U.E. leistet die Neufassung der Definitionen von „Ausfuhr“ und „Ausführer“ hierzu
keinen nennenswerten Beitrag. Unklar ist
hingegen, warum der Passus gestrichen
wurde, dass das Bereithalten von Technologie bereits „Ausfuhr“ darstellt.
➤➤ Die Instrumente zur effektiven
Implementierung der Exportkontrolle sind zu begrüßen, die zwin­
gende Konsultation bei Einführung
von nationalen Catch-all-Kontrollen
geht in einem Punkt zu weit.
Besonders hervorzuheben ist die zwingende Konsultation bei der nationalen
Einführung von Catch-all-Kontrollen nach
Art. 4 Abs. 4 n.F.: Wenn binnen zehn Tagen
von den anderen Mitgliedstaaten keine
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Einwände eingehen, bleibt die nationale
Maßnahme bestehen. Ansonsten muss
sie vom betroffenen Mitgliedstaat widerrufen werden, es sei denn, seine „wesentlichen Sicherheitsinteressen“ stehen dem
entgegen. Dies dürfte ein effektives Mittel
gegen den „Wildwuchs“ an nationalen
Maßnahmen sein. Weiter sind hervorzuheben der intensive Informationsaustausch und das Erzielen von Transparenz
durch Guidance-Dokumente. Allerdings
geht die Regelung des Art. 4 Abs. 4 n.F. in
einem Punkt zu weit: Sofern keine Einwände binnen zehn Tagen eingehen, sollen die anderen Mitgliedstaaten Genehmigungspflichten für „im Wesentlichen
ähnliche Vorgänge“ einführen; dies
schießt u.E. weit über das Ziel hinaus.
➤➤ Völlig unnötig ist, dass es ein
­Vorpreschen gegenüber den
­Nonproliferationsregimen gibt;
dies erschwert die globale
­Chancengleichheit.
Es ist völlig unverhältnismäßig, dass die
EU auch Genehmigungspflichten für
Güter einführen will, wenn für diese noch
keine Einigung in den Nonproliferationsregimen erfolgt ist. Diese Kritik besteht
erstens bei der Listung der Cybertechnologie in Pos. 10A001 (Anhang I B n.F.).
Hierzu fehlen bisher Regelungen des WA
(Wassenaar Arrangement). Dort war als
Letztes eine Position beschlossen worden,
welche v.a. Intrusion-Software betrifft.
Diese Kritik besteht zweitens bezüglich
der Regelung, welche es der EU erlaubt,
Güterlistungen automatisch anzupassen,
selbst dann, wenn dies ein Vorpreschen
gegenüber den Nonproliferationsregimen wäre.
Resümee
Es handelt sich um einen gelungenen Entwurf, der noch einiger Detailkorrekturen
bedarf. Bezüglich Ziel 1 (Anpassen an
neue Anforderungen wie Sicherheit/Menschenrechte) sind die Kritikpunkte umfassender: Hier geht es vor allem darum, den
Wortlaut der beiden neuen Catch-allRegelungen (Menschenrechts- und Terrorklausel) erheblich zu präzisieren, weil
sie sonst wegen mangelnder Bestimmtheit in der Praxis kaum umsetzbar sind; sie
sollten nur auf bestimmte Staaten und
möglichst auch auf einzelne Produktgruppen begrenzt werden. Auch der genaue
Anwendungsbereich der neuen Listenpositionen im neuen Anhang I B sollte präzisiert werden, so dass es nur um eindeutige Repressionssoftware geht. Einige Eingriffsnormen sollten daraufhin überprüft
werden, ob der Wortlaut wegen Grundund Menschenrechten begrenzt werden
muss. Auf extraterritoriale Kontrollen
sollte verzichtet werden.
Ziel 2 (vereinfachte und effektive Exportkontrollen) kann vor allem dank der
neuen Allgemeingenehmigungen (EU007
bis EU010, Verbringungsgenehmigung
und Globalgenehmigung für Großprojekte) sehr gut umgesetzt werden. Hinzu
kommen die Instrumente für eine effek-
tive Implementierung der Exportkontrolle
(umfassender Informationsaustausch und
zwingende Konsultationen, Jahresberichte und Guidance-Dokumente), die zu
begrüßen sind; der o.g. Punkt beim neuen
Art. 4 Abs. 4 n.F. (zwingende Konsultationen) sollte geändert werden. Es sollte
geprüft werden, ob die digitale Exportkontrolle (v.a. Cloudservices) weitere
Anpassungen verlangt. Ein Vorpreschen
von Güterlistungen vor einer Einigung bei
den Nonproliferationsregimen sollte vermieden werden.
„Der genaue Anwendungsbereich
der neuen Listenpositionen im
neuen Anhang I B sollte präzisiert
werden, so dass es nur um eindeutige Repressionssoftware geht.“
Wenn diese Korrekturen durchgeführt
würden, wäre dies ein rundum gelungener Entwurf, der statt zu „rechtlichen Unsicherheiten“ zu erheblichen Erleichterungen und gleichzeitig zu Anpassungen an
Anforderungen von Sicherheit und Menschenrechten führen würde. Die novellierte DUV soll ca. 2018 in Kraft treten.
Vgl. hierzu unseren Artikel in der
AW-Prax 3/2017.
Wegen aktueller Hinweise zum
EU-Exportrecht vgl. auch HIER.
➤
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