Fahrzeugtest Citroën Jumpy

Test + Technik Citroën Jumpy
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Jan Burgdorf/VerkehrsRundschau
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Der Jumpy ist weitgehend mit
dem Peugeot Expert und dem
Toyota Proace baugleich
Kleiner ist das neue Groß
Die neue Generation des
Citroën Jumpy zeichnet sich
vor allem durch kompakte
Abmessungen aus. Ob sich
diese Bauweise im Transportalltag nachteilig und auf den
Verbrauch positiv auswirkt,
klärt der Profi-Test.
P
latz wird in den urbanen Metropolen zunehmend zur Mangelware.
Vor allem die Städte Südeuropas
versinken mehr und mehr im Verkehrschaos. Kompakte Bauweise und Wendigkeit können hier über durchkommen oder
nicht durchkommen entscheiden.
Traditionell in diesen Metropolen zu
Hause ist der im letzten Jahr neu vorgestellte Citroën Jumpy. Weshalb die Franzosen
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09/2017 VerkehrsRUNDSCHAU
dem gängigen Trend, Transportermodelle
stetig wachsen zu lassen, ein Ende setzten.
4,95 Meter misst der Testwagen in der
Eine Klassenneuheit ist das Head-Up-Display
Länge und ist damit fünf Zentimeter kürzer als beispielsweise der Klassenprimus
VW T6. Und es handelt sich hier bereits
um die mittlere Karosserie-Varinate, „M“
genannt. Noch mal 35 Zentimeter kürzer
wäre die „XS“-Version.
Auch in Breite (mit Spiegeln) und Höhe
verordnete Citroën eine Schrumpfkur und
unterbietet den Volkswagen jeweils um
neun Zentimeter. Möglich macht´s die
neue EMP2-Plattform, die auch einen kürzeren Frontüberhang erlaubt. So konnte
der Fahrerplatz ein paar Zentimeter nach
vorne rücken, der dadurch gewonnene
Platz kommt in vollem Umfang dem Laderaum zugute.
Testwagen mit niedrigem Leergewicht
Auch gewichtsseitig bringt die neue Plattform dank festerer, leichterer Stähle Vorteile: Lediglich 1,9 Tonnen wog der voll
ausgestattete Testwagen. Ergibt 820 Kilo
Nutzlast, für einen 2,7-Tonner ein respektabler Wert.
Beim Frachtabteil offenbart sich aber der
Nachteil des Konzeptes, denn das bietet
weniger Platz als bei den Konkurrenten. In
Zahlen kann der Jumpy 5,3 Kubik einladen, VW, Mercedes, Ford & Co. reichen
dagegen an die Sechs-Kubik-Grenze heran.
Weniger für den KEP-Einsatz taugt das optionale Moduwork-Paket, durch das man
mittels Durchladeklappe in der Trennwand
und hochklappbaren Beifahrersitzes zusätzlichen Platz für Langgut schaffen kann.
Da greifen Transporteure besser gleich zur
6,1 Kubik fassenden XL-Version, die aber
630 Euro teurer kommt und den Jumpy
außen auf 5,30 Meter verlängert.
Auch im Bereich vor der serienmäßigen
Trennwand geht es eher beengt zu, hier
Citroën Jumpy Test + Technik
T E C H N I S C H E D AT E N
Motor
Mehr Ladelänge durch das „Moduwork“-Paket, ergonomischer, aber eng geschnittener Innenraum
rächt sich die geringere Außenbreite des
Jumpy. Was durch die wuchtige Schaltkonsole noch verstärkt wird, mit der das rechte Fahrerknie zwangsläufig kollidiert. Eine
bequeme Sitzposition einzunehmen gelingt dank ausreichendem Sitzverstellbereich und dem in Höhe und Weite einstellbaren Lenkrad dennoch problemlos.
In der Stadt agil und wendig
Auf der Straße und vor allem im großstädtischen Verkehrschaos spielt der Citroën
dann die Vorteile seiner Kompaktbauweise aus. Kein anderer Van gibt sich derzeit
Pkw-artiger als der Jumpy (und seine nahezu baugleichen Brüder Peugeot Expert
und Toyota Proace). Der Franzose ist auffallend wendig und lässt sich in Parklücken oder durch Engstellen zwängen,
vor denen viele andere Vans kapitulieren
müssten. Nur bedingt hilfreich sind dabei
aber die kleinen Außenspiegel, die ohne
Weitwinkelfeld auskommen müssen.
Über Land und auf der Autobahn gefällt
vor allem das ausgewogene Jumpy-Fahrwerk, das sich beladen wie unbeladen agil,
aber dennoch komfortabel gibt. Gut dazu
passt der franko-typisch kultivierte und
elastische 2,0-l-HDI-Diesel, der auch
niedrigste Drehzahlen von 1000/min nicht
scheut. Wobei seine 150 PS und 370 Newtonmeter Drehmoment fast schon verschwenderisch erscheinen.
Wir empfehlen daher den ähnlich kultivierten, kleineren Selbstzünder mit 115 PS,
der in der Anschaffung mindestens 1950
Euro spart. Und dabei ähnlich knausrig
mit dem Diesel umgehen dürfte: 7,0 l/100
km sind auf der gemischten VR-Normstrecke ein sehr guter Wert. Hinzu kamen 0,34
l/100 km AdBlue für die Euro-6-konforme
Schadstoffreinigung. Auch hier macht sich
der Verzicht auf Länge, Breite, Höhe und
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Gewicht positiv bemerkbar.
Jan Burgdorf
Vierzyl.-Reihen-Dieselmotor, Common-Rail,
Turbo, vier Vent. pro Zyl. Euro 6 (SCR, AGR, DPF),
Hubraum: 1997 cm3, Leistung: 150 PS (110 kW)
bei 4000/min, max. Drehmoment: 370 kW bei
2000/min, Serviceintervall: 40.000 km
Kraftübertragung
Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb
Fahrwerk & Bremsen
vorn: Einzelradaufhängung mit McPhersonFederbeinen, Dreiecks-Querlenker, Stabi,
hinten: Einzelradaufhängung an Schräglenkern, Schraubenfedern, Scheibenbremsen
vorn und hinten, ABS, ESP, ASR, BA und Hillholder Serie, Bereifung Testwagen: 205/65 R 16 C
Maße & Gewichte
LxBxH: 4956x2204x1895 mm, Radstand: 3275
mm, LxBxH (Laderaum): 2512x1628x1397 mm,
Breite z. Radk.: 1258 mm, Ladevolumen: 5,3 m3,
BxH Schiebetür: 935 x 1241 mm, Ladekante: 550
mm, Wendekreis: 12,9 m, zul. GG: 2730 kg, Leergew. (Testwg.): 1910 kg, Nutzlast: 820 kg, Testgew. (700 kg Ballast): 2610 kg, Anhängelast
gebr.: 2500 kg, Tanks (Diesel/AdBlue):70 l/22,5 l
Messwerte
Beschleunigung (0-60/-80/-100 km/h: 5,3/9,4/
13,4 s, Elastizität: 60-80 km/h (5. Gang) u. 80-100
km/h (6. Gang): 10,0 s. Verbrauch Testrunde:
Diesel: 7,0 l/100 km; AdBlue: 0,34 l/100 km
Preise & Ausstattungen (€ netto)
Citroën Jumpy L2-Kawa 110 kW: ab 28.100,Serie: Fahrer- und Beifahrer-Airbag, BeifahrerDoppelsitzbank, elektr. und beheizb. Außenspiegel, elektr. Fensterheber, Tempomat, ZV mit
Funk, Trennwand, Bordcomputer
Service & Garantien
24 Monate Mängelbeseitigung ohne kmBegrenzung, 5 Jahre Durchrostung, 2 J. Lack
Urteil
Dürr anmutende Ösen, kleine Spiegel ohne Weitwinkel, optional öffnet die Schiebetür per Fußsensor
kompakte Abmessungen
niedriges Leergewicht
+ niedriger Verbrauch
+ komfortables Fahrwerk
+ elastischer Motor
– eher kleiner Laderaum
– eng geschnittener Innenraum
– Außenspiegel für Kastenwagen zu klein
+
+
Vorstehende Trennwand: Die vollen 2,51 Meter Ladelänge bietet der Jumpy nur am Boden
Die VR gleicht das bei den Tests anfallende CO2
durch Klimazertifikate von ClimatePartner aus.
VerkehrsRUNDSCHAU 09/2017
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