Kehraus - Fachhochschule Potsdam

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Kehraus
Hochschule im Aufbruch
Potsdam, im April 2017
Szenario: 21. Oktober 2017. Das Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße ist leer. Die Fachhochschule
Potsdam, nun auf den Campus gezogen, öffnet ein letztes Mal die Pforte. Der Aufbruch (und geplante
Abriss) am Alten Markt soll nicht sang- und klanglos erfolgen, das Gebäude kurz vor Toresschluss noch
einmal ein „Ort der Versammlung“ sein.
Im Eingangsfoyer werden (anstelle einer Gästeliste) Selbstporträts angefertigt, blind gezeichnet und signiert,
auf einer alten Schreibmaschine Marke „Erika“ Grußbotschaften getippt. Bauingenieurwesen, Design,
Architektur, Informations- und Sozial- und Bildungswissenschaften – Fachbereiche, die hier vor 25 Jahren
angefangen haben, sind in Seminarräumen, Gängen, auch im Keller zu Werke gegangen.
Das Ganze ist derzeit noch in Bewegung, wird aber ungefähr so sein: Hochschulangehörige, Ehemalige
(auch vom Institut für Lehrerbildung), Gäste von nah und fern, auch Potsdamer Bürger begeben sich auf
einen Parcours durch das Haus. Aus dem Keller ertönt der Chor. Im ehemaligen Fotolabor wird analoge
Kunst, an der Wand Graffiti gemacht. In der Mensa verdaut man derweil Poesie. Der Hörsaal, eine
Baustelle, lädt noch einmal zu letzten Vorlesungen ein. Es gibt viel zu erleben, zu hören und zu sehen in
dieser laborartigen und experimentellen Versuchsanordnung – buchstäblich ein Happening.
Am Abend wird die Fassade des Gebäudes zu einem Urban-Screen, der auf die Bewegungen von
Passanten reagiert. Im Schaufenster erklingen Musetten. Mit einem „100-Büroschlüssel-Geklimper“ wird der
Zugang zum oberen Geschoss abgeschlossen. Inmitten einer großräumigen Installation wird märkische
Kartoffelsuppe gelöffelt, dazu getrunken und erzählt. Später legen Lehrende als DJs Rock 'n' Roll und
Schlager auf – zuletzt ein Walzer (zum Schwelgen). Um 24 Uhr dann Schwergewichtiges gefegt: Anstelle
der Zugabe ein geflügeltes Wort aus der Popkultur: „The artists have left the building!“
Eingereichte Projektskizzen:
GEGENWÄRTIGEN
Eingangsfoyer/Begrüßung: Anstelle einer Gästeliste werden Selbstporträts gezeichnet, Grußbotschaften auf
einer Schreibmaschine getippt und Wortassoziationen zum Kürzel FHP_FES hinterlassen. (Hanne Seitz, FB1)
25 Jahre – Tag für Tag (Kreide-Performance): Siebenstündige Aktion auf Tafel (Hanne Seitz, FB1)
Fotostrecke FES (Ausstellung): Fotoporträt des Gebäudes „FES“. (Stefanie Neumann, Design)
Innerer Raum / Äußerer Raum (Foto/Poster): Materialzusammenstellung (Hermann Staats. BABEK)
Wissensschätze (Face-to-Face-Gespräche): Hochschulangehörige erzählen nach Art der Living Library aus
ihrem Wissensschatz. Gäste buchen das Gespräch an einem Check-in-Counter (Hanne Seitz, FB1))
Graffiti (Außenwandgestaltung). Gebäudefläche wird mit Graffiti gestaltet (Britta Klose, WiMi FB1)
Bildung – gegengelesen (Installation, Performance): Auf „präparieren“ Stühlen werden Bildungsideale zitiert
(Antike, Humanismus, Schwarze Pädagogik, Sozialismus, Neoliberalismus etc.) (Hanne Seitz, FB1)
Inklusion (Ausstellung): Plakatraum - Studieren mit Beeinträchtigung (Wally Geisler, FB1)
FamilyGroupConference (Installation): Eine Familie in einer dramatischen Situation (Frank Früchtel, FB1)
Schwarzhören (Endlosschleife): Ein Raum, ein Schreibtisch, der Telefonhörer liegt daneben. Es klingelt, "FH
Potsdam, FB Sozialwesen, Häusler am Apparat. Was kann ich für Sie tun?" – "Julia Riedel, ich habe eine
Frage…", es klingelt etc. (Sekretariate)
Readers Corner (Lesung): Lieblingslektüre (Roman, Gedicht, Fachtext) von Hochschulangehörige (Katharina
Violet, Bibliothek)
3D-Fahrt (Film): Virtuelle Reise durch das Gebäude. (Markus König/Christoph Trojok, Bauingenneurwesen)
ERINNERN
Archiv der Erinnerung I und II (Video): Erinnerungen an Augenblicke aus dem Hochschulalltag am Ort der FES.
Zudem werden Gäste um Erinnerungen gebeten. Filmvorführung am Abend im Schaufenster (Hanne Seitz, FB1)
Ghosting (Media Walk): Die Vergangenheit flackert nochmal auf: Ghosting-Effekte, die auf akustischer Ebene
(Geräusche, Gespräche) verstärkt und mit Video kontrastiert werden (Anne Quirynen / Fritz Schlüter, EMW)
Foto-Audiocollage (Audio/Video): Hinterlassenschaft FES (Anne Quyrinen, EMW)
Das letzte Abendmahl (Performance): Erzählungen und Erinnerungen an das Gebäude (Institut für Lehrerbildung, ab 1991 FHP) werden an einem gedeckten Tisch szenisch aufgeführt (Hannes Langer, Alumni FB 1)
Phantomschmerzen FES (Stationen-Walk): Unbekanntes, verlorenes Wissen via QR Code/Beacon an Orten
durch Video-/Audiosequenzen vergegenwärtigen (Hans Christoph Hobohm, Informationswissenschaften)
Audio-Walk-in (Installation): Ein leerer Raum mit Geräuschen zur Geschichte des Standortes: Krieg, Kahlschlag,
sozialistischer Aufbau, Wende, Einzug, Auszug, Abriss, Leere (Manuel Hornauer, Kulturarbeit)
Analog/Digital (Fotografie): Zum Überdauern und Verschwinden (Kathrin Katzek/Karin Tietze, Fotolabor)
Dialog der Generationen (Kommunikation): Inszeniertes Gespräch mit Ehemaligen/Studierenden (Jutta Bott, FB1)
PROGRAMME (Film): Das Potsdamer Institut für Lehrerbildung im Fernsehen der DDR. (Kai S. Knörr, ZeM)
„richtig liegen“ - 10 Minuten psychoanalytische Kur auf der Couch. (Gespräch): (Hermann Staats, BABEK)
ZeitzeugInnen (Video/Kommunikation): Vorstellung des Onlineportals mit Gesprächsrunde (Susanne Freund, FB5)
AUFBRECHEN
Weissagungen (Performance): Mobiler Vorhersagedienst: Blicke in die Zukunft (Leonard Buddensieg, FB 1)
Wechsel des Ortes / Wechsel am Ort (Videoclips): Kurzfilme à 90 sec. zu den ‘wasms and isms‘ thematisieren
Abschied, Übergang, Wandel, Neuanfang (Ludger Brands / Silvia Malcovati, Potsdam School of Architecture)
Studien zum Alten Markt (Ausstellung): Was alles hätte sein können (Marina Abri, Architektur/Denkmalpflege)
Netzwerk (Installation): Relationale Strukturen im Schwarzlicht-Raum (Marian Dörk, Urban Complexity Lab)
Powerpoint-Karaoke (Vorlesung): Vorlesungen zu einer unbekannten Powerpoint (Seitz / Voesgen)
Studierende von morgen (Spiel): Flur-Rallye, interaktive Spiele für Jung und Alt (Mary Schlegel, BABEK)
Thaumazein (Staunraum): Philosophische Erinnerungen an die Zukunft (Alexander Scheidt, BABEK)
Schreiambulanz (Video): Interaktive Sequenzen zum Thema Schreien (Anke Mühe, Familienzentrum)
Wall of Shame / Wall of Fame (Performance/Sound): Studienalltag (Oliver Kanthak/ Tobias Ebert, FB1)
Chorgemenge (Lesung): Metaphernschleuder: Geschichte & Gegenwart am Alten Markt (Christoph Reinhardt, FB5)
Café Größenwahn (Kommunikation): Palaver im ehemaligen Studierenden-Treffpunkt (Stefanie Pigorsch, FB 1)
Rhizom (Skulptur): Endlos sich verzweigende Skulptur aus recyceltem Papier (Hanne Seitz, FB1)
Fettes Halleluja (Chor): Flashmobartige Liedsafari an verschiedenen Orten (Ulrike Jahn, Chor FHP)
John Dowland (Gambe, Gesang): Aus einer Gebäudenische ertönen melancholische Klänge (Jutta Bott, FB1)
KEHRAUS
Altes Haus in neuem Licht (Video-Mapping): Ein Urban-Screen reagiert auf Bewegungen des Publikums, Farbund Formspiele, bildhafte Szenen als neue Form des Erzählens (Sebastian Meier, Interaction Design Lab)
100-Büroschlüssel-Geklimper (Performance): Musik leitet am Abend in das Schaufenster. Das obere Haus wird
durch Herrn Naß (Hausmeister in der FES) symbolisch abgeschlossen (Hanne Seitz, FB 1)
Resonanz (Performance) Das Innen im Außen und umgekehrt. (Roland Brus, FB 1)
Schaufenster reloaded (Installation): Skulptur aus Hinterlassenschaften (Jörg Hundertpfund, Produktdesign)
Besenperformance (Rauschendes Fest): Inmitten der Skulptur wird gegessen, getrunken und erzählt, dazu LiveMusik; später legen KollegInnen als DJs Rock 'n' Roll und Schlager auf. Um 24 Uhr wird ‚gefegt‘ (Hanne Seitz)
Gezeichnetes als Dokumentation (Zeichnungen): Begleitung durch eine Zeichnerin (Lina Tegtmeyer, Design)
Memoriam (Live-Stream): Filmische Begleitung des FH-Auszugs und Dokumentation des KEHRAUS auf Facebook; fotografische Rückverortung digitaler Artefakte in den physischen Raum (Judith Ackermann, FB1)
Projektleitung: Prof. Dr. Hanne Seitz; Team: Doreen Löwe, Prof. Dr. Judith Ackermann, Prof. Dr. Hermann Voesgen