Kein Geld mehr für den Frieden?

Katholische Kirche
Kein Geld mehr für den Frieden?
Mit der „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“ ist in den vergangenen Jahren ein breites gesellschaftliches Bündnis entstanden, das sehr
unterschiedliche Organisationen aus der Friedensarbeit, Entwicklungszusammenarbeit, den Kirchen und Gewerkschaften und dem Kultursektor
zusammengeführt und weit in die Mitte der Gesellschaft hinein gewirkt hat.
Dazu gehört auch die internationale katholische Friedensbewegung Pax
Christi. Sie ist in über 50 Nationen aktiv und hat in Deutschland rund 5000
Mitglieder. Sie entstand aus einem Versöhnungsimpuls französischer und
deutscher Katholiken am Ende des Zweiten Weltkriegs.
Pax Christi finanziert seine Arbeit zu 80 Prozent aus Mitgliedsbeiträgen und
Spenden. Etwa 20 Prozent erhielt die Organisation bisher vom Verband der
Diözesen Deutschlands (VDD), dem Rechtsträger der Deutschen Bischofskonferenz. Vom nächsten Jahr an soll der Zuschuss in Höhe von jährlich
60.000 Euro wegfallen. Dadurch würde die Friedensorganisation erstmals
als nicht förderungswürdig eingruppiert. Nach Auffassung der katholischen
Bischöfe wäre ihr vorbildliches Engagement für den Frieden offensichtlich
nicht mehr wichtig.
Die Kirchensteuereinnahmen sind in den Jahren 2008 bis 2015 um rund 20
Prozent gestiegen. Derzeit sind es 6,3 Milliarden Euro im Jahr. Und dann
kein Geld zur Förderung notwendiger Friedensarbeit? Diese Entscheidung
wäre nicht nachvollziehbar. Sind die katholischen Bischöfe etwa der Auffassung, dass steigende Rüstungsexporte und Waffenlieferungen in Krisengebiete weiterhin vertretbar sind? Fast täglich sterben unschuldige
Menschen durch militärische Aktionen, beispielsweise in Nahost, und auch
Deutschland hat Waffen geliefert.
Auf unserem Planeten ist ein Wettrüsten entfaltet worden, das alles Bisherige weit in den Schatten stellt. Niemals zuvor in der Geschichte der
Menschheit hat es eine so große Menge irrsinniger Waffen und Vernichtungspotentiale gegeben. Die dadurch entstandenen Gefahren sind unerträglich! Deshalb ist das entschlossene Eintreten für eine umfassende Sicherung des Friedens notwendiger denn je. Dazu gehören Aktivitäten zur
Aufklärung und zum Widerstand gegen die Aufwendungen für militärische
Rüstung.
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die Streichung des Zuschusses für den deutschen Zweig der katholischen Friedensbewegung
„pax Christi“ als ein fatales Zeichen, besonders angesichts der zunehmenden internationalen Spannungen und fordert eine grundlegende Debatte
über Transparenz und Partizipation bei der Verteilung der Kirchensteuer in
Deutschland. Die Kirchensteuerzahler hätten nicht nur das Recht, über die
Vergabe der Mittel informiert zu werden, sondern müssten auch darüber
mitentscheiden können.
Die geplante Entscheidung der deutschen Bischöfe würde bestätigen, wie
unchristlich die Herrschaft der katholischen Kirche sein kann.
Franz Kersjes