Tweets gegen Homöopathie Es gibt immer noch Leute, die glauben, dass Homöopathie mehr als nur Placebo-Wirkung entfaltet. Ausbeutungstechnisch wird bestens für die gesorgt, mit Wässerlein und Pülverchen, die wie Medizin daherkommen (Bild: Lebemaja, pixabay). Gerade kam auf, dass die homöopathische Abzocke schon bis in die Krankenkassen vorgedrungen ist. Bei einer Studie, die von Julia Katharina Ostermann als Dissertation zum "Doctor rerum medicarum" eingereicht wurde, ging es um Kostenanalysen mit Sekundärdaten gesetzlicher Krankenkassen im Gesundheitswesen. Untersucht wurde die Frage, kann die zusätzliche Nutzung von Homöopathie Kosten einsparen? Die Aussagen dazu: Homöopathie wird im deutschen Gesundheitssystem von vielen Patienten angewendet und von einigen gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen eines integrierten Versorgungsvertrags vergütet. Für die Analyse standen die anonymisierten Daten von 44.550 Patienten (67,3% Frauen) zur Verfügung. Die direkten und indirekten Gesamtkosten nach 18 Monaten waren in der Homöopathiegruppe höher, im Schnitt 7.207 Euros gegenüber der Kontrollgruppe mit 5.858 Euros im Schnitt. Bei allen spezifischen Diagnosen waren die jeweiligen Kosten in der Homöopathiegruppe höher als in der Kontrollgruppe, am meisten bei Arbeitsunfähigkeit und im ambulanten Sektor. Sonst waren diese Unterschiede nicht immer statistisch signifikant. Verglichen mit der üblichen Versorgung war eine zusätzliche homöopathische Behandlung im Rahmen eines integrierten Versorgungsvertrags mit deutlich höheren Kosten signifikant assoziiert. Die vorliegenden Analysen können somit bisher publizierte Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen durch die Nutzung von Homöopathie nicht bestätigen. Hier ist wohlgemerkt nicht von Wirkungen die Rede, sondern nur von Kosten. Würde die Kosten/Nutzen-Ratio ermittelt, könnten die homöopathischen Mittelchen noch viel schlechter abschneiden. Was an einer homöopathischen Behandlung so kostenintensiv sei? fragt da ein Kommentator. Ein anderer weiß Rat: Die Therapie sei so teuer, weil sie bei den meisten keinen Erfolg bringt. Die müssten dann immer und immer wieder zum Homöopathen rennen, der dann 1-2 Stunden à 60 Euro abrechnen kann, und die Homöopathika seien meist auch kein Schnäppchen. Da werde dann mal dieses, mal jenes Zauberpräparat ausprobiert. Die magischen Zuckerkügelchen würden irgendwann doch echt teuer. Diese klarsichtigen Kommentare wurden abgeliefert zu dem Artikel TK twittert sich bei Homöopathie um Kopf und Kragen (Welt 8.3.). Da wird Deutschlands größte Krankenkasse angegriffen, die Technische Krankenkasse (TK), weil sie homöopathische Behandlungen bezahlt. Für die Kosten kommen natürlich alle Mitglieder auf, auch solche, die nicht an Holuspokus glauben. Das interessante ist Austausch, der sich mit der TK entspann. ein Twitter- Laut Welt gab es einen "Sturm der Entrüstung", den der Tweet eines HNO-Arztes und "Globulisierungsgegners" auslöste, dem die Daten aus der erwähnten Dissertation durch die Publikation im Wissenschaftsmagazin „PLoS One“ bekannt waren: D ie Verteidigung der TK-Twitterer war nicht die geschickteste, wie man an den Tweets sieht (wiedergegeben von der Welt). "Die Techniker" reitet sich im Verlauf der Diskussion immer weiter rein. Z.B. mit der Antwort auf die Frage eines Twitterers, warum werden meine Mitgliedsbeiträge für Hokuspokus verschwendet? D arauf twitterte eine Ärztin, die Kasse unterscheide doch sonst auch haarklein nach Evidenz oder nicht: "Wenn ich nicht Evidenzbasiertes verschreibe wird‘s nicht bezahlt. Für Homöopathie gibt es genau NULL Evidenz." Die Antwort: E in Affront für viele, schreibt die Welt. Die Beweislast liegt bei demjenigen, der die Wirksamkeit behauptet, war die Antwort eines Twitterers. Noch eine weitere Entgegnung zieht es ins Lächerliche: A m Ende dann Einlenken: Der Welt-Artikel von Cornelia Karin Hendrich resümiert, es entspann sich eine Diskussion, in die sich immer mehr Menschen einmischten und bei der die Emotionen hochkochten. An dem Streit beteiligten sich auch andere Ärzte, Wissenschaftler und Journalisten. Immerhin hatte der Gesetzgeber die Möglichkeit für die Übernahme der Kosten eröffnet, und daher bezahlt die TK ihren Versicherten seit über 5 Jahren homöopathische Behandlungen. Es seien nur Behandlungen von Ärzten, die sich weitergebildet haben, keine Heilpraktiker, so eine Verlautbarung der TK. Und die Kosten seien im Vergleich zu den Gesamtausgaben quasi homöopathisch. Die Erstattung der homöopathischen Behandlung aufzugeben, sei aber kein Thema. Ein Kommentator arbeitet nochmal das Lächerliche heraus: Die Fahrt nach Lourdes habe auch schon Lahme wieder gehend gemacht. Also Fahrkarten usw. dorthin bei allen Kassen einreichen. Ein anderer kann die Sache aus eigener Erfahrung nicht lustig finden: Als TK-Mitglied wisse er noch sehr genau, was das für ein Trara war, als er vor etwa 5 Jahren mal einen Antrag zur Erstattung von Medikamentenkosten gestellt hatte. Da musste seine Ärztin noch peinlichst begründen, warum nur jenes Medikament geeignet sei, seine Erkrankung zu behandeln, ob es wirtschaftlich sei, und natürlich, ob es dem aktuellen Stand der Wissenschaft entspreche – sprich, es mussten anerkannte Studien an Land gezogen werden. Ja, das war eine Heidenarbeit, aber ein durchaus verständliches Prozedere. Und am Ende habe er tatsächlich eine Teilerstattung erstreiten können. Nach drei Monaten! Und natürlich nicht, bevor man ihn noch zum MDK (medizinischer Dienst der Krankenkassen) zitiert hatte, zwecks Begutachtung. Beim Homöopathen hätte er wohl weniger Probleme gehabt. Das sei doch peinlich. Für die Entscheidungsträger und jedes einzelne Mitglied. So wird Unwissenschaft salonfähig gemacht und sogar noch quersubventioniert. Da müsse der Gesetzgeber dringend einen Riegel vorschieben. Weitere Links: Essenzialisten ohne Essenz Menschenverachtender Homöopathieversuch abgewehrt Schule für Zauberei gesucht – Suchen Sie nicht weiter; gehen Sie nach Traunstein! Bauernfänger oder Gesundmacher? Hochpotente Mittel
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