Eine Hassliebe: Soyen und das Internet

Eine Hassliebe: Soyen und das Internet
Die Drähte glühen! Allerdings nicht unter der Erde in schnellen Datenleitungen, sondern
in der Gemeindeverwaltung Soyen. „Es vergeht kaum ein Tag, an dem sich bei uns niemand in dieser Angelegenheit beschwert“, sagt Georg Machl, geschäftsführender
Beamter der Gemeinde. Gemeint ist das schnelle Internet, das für Soyen vor Monaten
angekündigt wurde, längst aber nicht in ganz Soyen und schon gar nicht in der ganzen
Gemeinde zur Verfügung steht.
„Es ist wirklich zum Verzweifeln: Wir warten und warten und es passiert einfach nichts“, sagt Petra Jahn, Redakteurin bei einem großen TV-Sender und wohnhaft in Soyen. Sie könne ihrem Beruf
von zuhause aus kaum noch nachgehen. „Ich muss öfter Filmbeiträge per Internet versenden. Das
sind natürlich große Datenmengen. Da warte ich schon mal acht Stunden und länger, bis die Daten bei mir raus sind.“
Ähnlich ergeht es Handwerksbetrieben, Studenten, die im Internet recherchieren und Arbeiten
versenden müssen oder privaten Nutzern, die mit dem Ofenrohr ins Gebirge, aber nicht übers Internet TV schauen können. Dabei hatte noch im November vergangenen Jahres alles so gut ausgesehen. Bürgermeister Karl Fischberger drückte zusammen mit den Projektleitern der NGN Fiber
nNetwork GmbH und den Mitarbeiter des Providers, der pepcom GmbH, symbolisch einen roten
Knopf. Der Start ins schnellere Internet-Zeitalter – glaubten Gemeindevertreter und Bürger. Doch
seither ist irgendwie der Wurm drin.
„Wir haben den Eindruck, dass die Partner, die sich die Gemeinde da ins Boot geholt hat, nicht besonders kompetent sind“, so Petra Jahn. Alles gehe sehr schleppend. Wenn man bei der Hotline jemanden erreiche, bekomme man zwar freundliche Zusagen, „dann passiert aber ewig wieder gar
nichts“. Diese Aussage wird übrigens auch von weiteren betroffenen Bürgern der Gemeinde Soyen
gegenüber der Redaktion bestätigt.
Das Problem liegt nicht etwa im Untergrund – dort sind mittlerweile alle Glasfaser- und Kupferkabel sauber verlegt -, sondern an der Schnittstelle zwischen den alten Internet-Anbietern wie der
Telekom und dem neuen Provider, der pepcom GmbH. „Wir haben zum Beispiel Betroffene, die
ihren Vertrag vorausschauend mit der Telekom gekündigt haben, bei denen es jetzt aber Probleme
mit dem neuen Anschluss gibt. Wegen der selbst vorgenommenen Kündigung greift die gesetzlich
festgelegte Notversorgung nicht „, so Machl.
Und offenbar scheint die Zusammenarbeit zwischen dem neuen und dem alten Provider alles andere als reibungslos zu funktionieren. Der Bürgermeister: „Bei jedem Haushalt liegen die
Probleme woanders. Mal ist’s die Suche nach dem Hausanschluss, mal ein falsches Kabel von
draußen rein ins Haus. Bis bei der Fehlersuche die richtigen Stellen zusammenarbeiten, vergeht
eine furchtbar lange Zeit.“
Trotz des gewaltigen Arbeitsaufwands werde die Gemeinde die Bürger in dieser Sache jetzt nicht
im Regen stehen lassen. „Natürlich könnten wir uns zurücklehnen und sagen, dass die Kabel alle
wie versprochen verlegt bekommen haben, das löst aber das Problem nicht.“ Man werde sich deshalb nach wie vor in die Sache einschalten. „Wir lassen unsere Bürger nicht im Stich und versuchen, zu helfen, wo wir können“, verspricht der Bürgermeister. HC
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