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Nummer 8/2017, 3. März 2017
Sehr geehrte User unserer Website,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
„Ende Februar waren beim AMS insgesamt 24.500 Akademiker
als arbeitslos gemeldet, um 1139 bzw. 4,9 Prozent mehr als
vor einem Jahr. Inklusive Schulungsteilnehmern waren es knapp
30.000.“ 1 Noch nie hat es in Österreich so viele arbeitslose AkademikerInnen gegeben. Zu „verdanken“ ist diese Tatsache
nicht zuletzt einer Politik, die sich vom Vorwurf der OECD,
Österreich habe eine zu geringe Akademikerquote, ins Bockshorn jagen ließ, statt sich dessen bewusst zu sein, dass Österreichs Schulwesen zu bieten hat, worum uns andere Staaten inzwischen beneiden.
In unserem Land hatten und haben junge Menschen mit einem erfolgreichen Abschluss jeder Art von Sekundarstufe II – ob Lehre, mittlere oder höhere Schule –
bessere Chancen auf einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben als „AkademikerInnen“ in anderen Staaten. In Österreich sind nach den aktuellsten Daten der
Eurostat nur sechs Prozent der 25- bis 29-jährigen AbsolventInnen einer Sekundarstufe II arbeitslos, im EU-Mittel aber über neun Prozent der JungakademikerInnen.
Entscheidend ist - nicht nur in Österreich -, die Sekundarstufe II erfolgreich abzuschließen, statt die Schullaufbahn als Dropout zu beenden. Es kommt also darauf
an, dass junge Menschen den für sie richtigen Weg finden und ihn konsequent zu
Ende gehen.
Während Österreichs Jugendarbeitslosenquote, noch vor wenigen Jahren die niedrigste aller EU-Staaten, langsam, aber sicher steigt, hat die Arbeitslosenquote
Deutschlands den niedrigsten Wert seit einem Vierteljahrhundert erreicht. Finnlands hohe Akademikerquote, die Österreichs Politik vor die Nase gehalten wurde,
und Finnlands Massen junger Menschen, die keine Arbeit finden, haben eine gemeinsame Wurzel, deren man sich bei unserem deutschen Nachbarn bewusst ist: „In Finnland gibt es kein vergleichbares System der beruflichen Bildung wie in Deutschland.
Die extrem hohe Studienanfängerquote ist auch Ausdruck eines Defizits, es gibt
keine nicht-akademische Berufsausbildung.“ 2
Aber längst ist man sich nicht nur in Deutschland des Vorteils eines vielfältigen Bildungsangebots bewusst, sondern auch in immer mehr Staaten, denen die Vielfalt
fehlt: „Viele Länder, u. a. das Vereinigte Königreich (modern apprenticeships), Spanien (nuevo contrato de la formación y aprendizaje) und Frankreich (apprentissage
nouveau), setzen auf neue/modifizierte duale Ausbildungssysteme, um den hohen
Jugendarbeitslosigkeits- und Schulabbruchquoten entgegenzuwirken.“ 3
Bis nach Südostasien hat sich die duale Bildung als Erfolgsmodell durchgesprochen.
Südkoreas Politik scheut auch nicht davor zurück, mit dem Namen „Meister Schools“
zu demonstrieren, wo man sich dieses Erfolgsmodell abgeschaut hat. „The employment rate of university graduates in 2013 was 56 %. […] For vocational institutions,
the employment rate of Meister high-schools in 2013 was over 90 %.“ 4
In Österreich aber feiert man es als Erfolg der NMS, dass mehr
AbsolventInnen eine höhere Schule beginnen und weniger eine
duale Bildung, als dies für die Hauptschule gegolten hat. Ob
diese jungen Menschen den Weg zur Matura erfolgreich beenden
oder als Dropout enden, ist für Österreichs Schulpolitik – vor
wenigen Tagen einmal mehr im Unterrichtsministerium hautnah
erlebt – kein Thema. Unglaublich, aber leider wahr.
Mit herzlichen Grüßen
Mag. Gerhard Riegler
Vorsitzender der ÖPU
Anita Staudacher, Arbeitslosigkeit: Höchster Anstieg bei Akademikern. In: Kurier online vom 1. März 2017.
Julian Nida-Rümelin in Hanns Seidel Stifung (Hrsg.), Akademikerschwemme versus Fachkräftemangel (2016), S. 81.
3 ibw (Hrsg.), Befragung österreichischer LehrabsolventInnen zwei Jahre nach Lehrabschluss (2016), S. 11.
4 OECD (Hrsg.), OECD Skills Strategy Diagnostic Report Korea 2015 (2015), S. 50.
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Die Woche im Medienspiegel der