Der anspruchsvollste Kunde aller Zeiten | KPMG Klardenker

Der anspruchsvollste Kunde aller Zeiten
Keyfacts über Industrie 4.0
- Industrie 4.0 ermöglicht neue Geschäftsmodelle
- Unternehmen können Produktionsprozesse rasch ändern
- Der Kunde verlangt verstärkt nach individualisierten, schnell lieferbaren Produkten
06. März 2017
Ein Universum an Möglichkeiten: Industrie 4.0 eröffnet Unternehmen große Chancen, bietet
enormes Wachstumspotenzial und neue Formen der Wertschöpfung, vor allem, weil sie jetzt
viel näher am Kunden sind.
Unternehmen können zum Beispiel gezielt Nutzerdaten gewinnen und für
Produktverbesserungen einsetzen. Außerdem kann umgehend auf neue Bedarfe und
Verbraucherwünsche eingegangen werden.
„Doch die Medaille hat wie immer zwei Seiten“, sagt Erich L. Gampenrieder, global
verantwortlich für Operations Consulting bei KPMG. Die häufige Fokussierung auf das
Themenfeld Produktion ist dabei eine unnötige Einschränkung. Denn die Kunden und
insbesondere die Digital Natives wissen, was technisch machbar ist – und fordern das auch
von Unternehmen. Sie erwarten immer neue, genau an der Zielgruppe orientierte Produkte,
1/4
online verfügbar und schnell lieferbar.
Das heißt, Industrie 4.0 ist ein zweischneidiges Schwert. „Die immensen Möglichkeiten gilt es
in besonders prädestinierten Brachen wie der Luftfahrtindustrie und im Maschinen- und
Anlagenbau unbedingt zu nutzen“, so Erich Gampenrieder. Dabei stellen jedoch viele
Unternehmen, getrieben von ihrer eigenen technischen Innovationskraft, technische Aspekte in
den Vordergrund. Die eigentliche Revolution von Industrie 4.0 ist allerdings nicht Technologie
an sich, sondern das, was sie nun ermöglicht: nämlich teils radikal neue Geschäftsmodelle und
Servicekonzepte.
Das Erfolgsrezept: flexibel, vernetzt und schnell
Weil der wirtschaftliche Erfolg der Geschäftsmodelle und Servicekonzepte aber wesentlich von
den Anforderungen des Kunden abhängt, ist es essenziell, dass gerade kleine und
mittelständische Unternehmen, auch außerhalb der Industrien mit großer Fertigungstiefe, ihr
Know-how in digitaler Form mit dem Kunden teilen. Und dass sie seine Wünsche auch genau
kennen, um sie in Produkten und Services zu integrieren. „Sie müssen die ‚Voice of Customer‘
in das Produkt zu integrieren“, sagt Erich L. Gampenrieder. Das gelingt vor allem auch über die
intelligente Analyse und Integration von Social-Media-Informationen, ohne der CyberKriminalität Tür und Tor zu öffnen. 72 Prozent der in einer jüngsten Studie befragten
Fertigungsunternehmen gehen davon aus, dass sich die Kundenbeziehung entlang des
Produktlebenszyklus‘ durch den Einsatz von Data and Analytics wesentlich verbessern wird.
72
Prozent der für die Studie zur digitalen Transformation
befragten Fertigungsunternehmen erwarten bessere
Kundenbeziehungen durch Data and Analytics
Besonders nützlich sind die Produktbewertungen der Kunden auf digitalen Handelsportalen.
Mit diesen Informationen können Unternehmen zeitnah auf individuelle Anforderungen
reagieren und diese in die Produktentwicklung und in der Folge in PLM und ERP-Systeme
einfließen lassen. Dabei sehen zudem die Anforderungen für das gleiche Produktsegment in
unterschiedlichen Ländern und Regionen auch unterschiedlich aus. Pauschalisiert gesagt:
Während der US-Konsument beim Bruch eines Werkzeugs einfach ein neues kauft, erwartet
der deutsche Konsument, dass das Werkzeug ein Herabfallen durchaus überlebt.
Um diese unterschiedlichen Bedürfnisse zielgenau zu erfüllen, braucht es Flexibilität. Mit Hilfe
der neuen Technologien, etwa mittels additiver Fertigungsverfahren wie 3D, wird die Integration
kurzfristiger Produktänderungen auch im Herstellungsprozess ermöglicht.
2/4
Somit beginnt Industrie 4.0 nicht erst in der Produktion sondern bereits im
Produktentstehungsprozess. Wer erfolgreich sein will, muss sein Produkt als erstes auf dem
Markt platzieren, getreu dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ oder anders gesagt: Der
Erste erhält maximale Profitabilität.
„Industrie 4.0 stellt Unternehmen vor mindestens so viele neue Herausforderungen wie neue
Möglichkeiten. Doch wer die Chancen clever nutzt, auch indem er stets auf die gewünschte
Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit in den Dimensionen Umsatz, Kosten und Assets
fokussiert, der kann viel erreichen“, sagt Erich L. Gampenrieder.
Den Nutzen und die Risiken von Industrie 4.0 diskutierte Erich L. Gampenrieder mit
hochrangigen Gästen aus der Praxis bei KPMG – Klardenker live am 21. März in Hamburg. Sie
können hier eine Aufzeichnung des Livestreams verfolgen.
Zusammengefasst
»Unternehmen müssen die ‚Voice of Customer‘ in das Produkt integrieren.«
Industrie 4.0 besteht aus zwei wesentlichen Komponenten, wobei Unternehmen eine davon häufig
unterschätzen. Getrieben von ihrer eigenen technischen Innovationskraft, stellen sie die technischen
Aspekte in den Vordergrund. Die eigentliche Revolution von Industrie 4.0 ist allerdings nicht Technologie
an sich, sondern das, was sie nun ermöglicht: nämlich teils radikal neue Geschäftsmodelle und
Servicekonzepte.
Erich L. Gampenrieder
Global Head of Operations Advisory and Global
Head of Operations Center of Excellence
ÄHNLICHER ARTIKEL
3/4
VIDEOS
Industrie 4.0
In der Geschichte der Industrie hat es viele Revolutionen gegeben. Nun stehen wir am Anfang der
nächsten. Für Unternehmen bedeutet das, dass Kundenwünsche noch stärker...
› MEHR
© KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KMPG International
Cooperative ("KPMG International"), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Recht vorbehalten.
4/4