Unbelebte Überlebenskünstler Europäisches Netzwerk zur

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM170308_EVBC.pdf
Unbelebte Überlebenskünstler
Europäisches Netzwerk zur bioinformatischen Erforschung von Viren
gegründet
Sie können sich rasend schnell verbreiten und dabei Menschen und Tiere töten, Ernten vernichten
oder als "blinde Passagiere" zeitlebens in anderen Organismen überdauern. Obwohl selbst gar
keine Lebewesen, sind Viren wahre Überlebenskünstler: Sie vermehren sich, indem sie Zellen
anderer Organismen kapern und ihnen die Arbeit überlassen. Sie besitzen keinen eigenen
Stoffwechsel, sondern verfügen lediglich über Erbsubstanz, die es zu vermehren gilt. "Und das
beherrschen sie seit Millionen von Jahren hocheffizient", sagt Dr. Franziska Hufsky von der
Friedrich-Schiller-Universität Jena. Einige der gefährlichsten menschlichen Krankheiten werden
von Viren verursacht: AIDS, Pocken, Ebola. Gerade weil sie so klein und simpel sind, mache sie so
gefährlich. "Da Viren nicht leben, können sie nicht im wörtlichen Sinne getötet werden. Daher gilt
es, andere Wege zu finden, um Viren zu zerstören", sagt die Bioinformatikerin. In der heutigen
globalisierten Welt ist es zudem schwierig, ihre Verbreitung zu unterbinden. "Viren reisen mit
Menschen und Waren rund um den Globus und können so binnen weniger Tage zu einer
weltweiten Bedrohung werden."
Neue Ansatzpunkte für effiziente Therapien gegen Viruserkrankungen sowie ein umfassenderes
Verständnis für die Vielfalt der Viren und ihre Diagnostik, das sind einige der Ziele, die Virologen
und Bioinformatiker in einem neuen Netzwerk erreichen wollen. Dazu haben sich heute (8. März)
an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) rund 100 Experten aus ganz Europa versammelt
und das "European Virus Bioinformatics Center" (EVBC) gegründet. "Uns geht es um die
Vernetzung führender Virologen und Bioinformatiker", unterstreicht Dr. Hufsky, die das
Forschungsnetzwerk koordiniert. "Wir führen die Expertise aus beiden Wissenschaften zusammen,
um Menschen besser gegen das erhöhte Risiko viraler Pandemien zu schützen." Denn nicht nur
die bislang bekannten Viren seien potenziell gefährlich. "Wie die jüngste Welle von
ZIKA-Infektionen zeigt, können jederzeit neue Viren zu einer ernsthaften Gefahr werden."
Virus-Bioinformatik soll international sichtbarer werden
Zu den Gründungsmitgliedern des EVBC gehören neben Forschern des Lehrstuhls für
Bioinformatik und Hochdurchsatzanalyse der FSU, Mediziner des Uniklinikums Jena,
Wissenschaftler des InfectoGnostics Forschungscampus Jena, des Michael Stifel Zentrums der
FSU, des "Jena Centre for Bioinformatics" sowie der Alere Technologies GmbH. Auch Vertreter
des Robert-Koch- und des Paul-Ehrlich-Instituts, des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin,
des Friedrich-Loeffler-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) sowie Partner aus den
Niederlanden, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz sind dem Verbund bereits beigetreten.
Neben wissenschaftlichen Kooperationen zwischen Bioinformatikern und Virologen wollen die
Mitglieder des EVBC neue Konferenzen und Fachzeitschriften auf dem Gebiet der
Virus-Bioinformatik anregen und dem Fachgebiet so zu mehr internationaler Sichtbarkeit verhelfen.
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"Wichtig ist uns auch eine Brücke zur pharmazeutischen Industrie zu schlagen und so die Zeit von
wissenschaftlichen Erkenntnissen bis zu deren medizinischer Anwendung zu reduzieren", kündigt
Prof. Dr. Manja Marz an. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Bioinformatik und Hochdurchsatzanalyse
der FSU leitet das EVBC.
Konkret erhoffe man sich so neue Viren zu identifizieren und eine umfassende und einheitliche
Virendatenbank zu erstellen. Außerdem wollen die Forscher den Virenpopulationen und den
Interaktionen zwischen Viren und ihren Wirtsorganismen intensiv nachgehen. Langfristig sollen
diese Erkenntnisse in neue diagnostische Methoden, Impfstoffe und antivirale Medikamente
münden, die für ein breites Spektrum an Virenerkrankungen eingesetzt werden können, ähnlich
wie Breitbandantibiotika bei Bakterieninfektionen.
Weitere Informationen unter: http://evbc.uni-jena.de/
Kontakt:
Dr. Franziska Hufsky
Institut für Informatik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Leutragraben 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 946482
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 08.03.2017 13:00 Uhr
Europäisches Netzwerk zur bioinformatischen Erforschung von Virengegründet
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