Das reiche Musikerbe Rumäniens Prof. Dr. Thede Kahl ediert Band

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM170309_Musik_Rum%C3%A4nien_Kahl.pdf
Das reiche Musikerbe Rumäniens
Prof. Dr. Thede Kahl ediert Band zur rumänischen Musik und
Musikwissenschaft mit bislang unveröffentlichten Hörbeispielen
Mit dem reichen musikalischen Erbe des südosteuropäischen Landes setzt sich die Publikation
"Von Hora, Doina und Lautaren. Einblicke in die rumänische Musik und Musikwissenschaft"
auseinander. Herausgegeben hat den Sammelband Prof. Dr. Dr. h. c. Thede Kahl vom Institut für
Slawistik und Kaukasusstudien der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena. Die Publikation
vereint Beiträge von 32 Autoren aus Deutschland, Österreich und Rumänien, die damit ihre
Annäherung an die rumänische Musik präsentieren, sowie zwei CDs mit bislang unveröffentlichten
Hörbeispielen.
"Das musikalische Erbe Rumäniens ist bis heute - trotz Schwierigkeiten bei der Musikpflege und
der zahlreichen umfassenden politischen und sozialen Umwälzungen in Vergangenheit und
Gegenwart - außerordentlich vielfältig und reich", betont der Experte für Südslawistik.
Entsprechend bunt fallen auch die Annäherungen durch die Musik-, Literatur- und
Sprachwissenschaftler, Musiker, und Tanzwissenschaftler, Historiker, Philosophen, Lehrer,
Volkskundler und Soziologen aus. "Von der Volksmusik geht es zur komponierten Musik, der
Klassik und der Moderne, von der Musik der Rumänen zur Musik der Minderheiten, von der
ländlichen zur städtischen, von der traditionellen zur revitalisierten Musik", macht Kahl das
Spektrum deutlich.
Horen, Doinen und Lautaren verbinden Musikwelten
Die so unterschiedlichen und auf den ersten Blick unvereinbaren Musikwelten seien eng
miteinander verflochten durch Horen, Doinen und Lautaren, sagt er mit Blick auf den Titel der
Publikation. Diese für die rumänische Musik wichtigen Schlüsselbegriffe "entspringen zwar der
Volksmusik, finden sich praktisch jedoch in jeder Musikgattung des Landes wieder". Der
rumänische Nationaltanz Hora - bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts beschrieben - ist heute im
ganzen Land verbreitet und hat mit seinen Rhythmen die Klassik inspiriert, etwa Bartoks
"Ungarische Tänze". Die Doina als wichtigste Vertreterin der Balladen haben nach Worten des
Wissenschaftlers ihren Ursprung in der Hirtenkultur. Sie seien uralte, oft improvisierte Melodien mit
bestimmtem Anfang und Ende, ansonsten jedoch in der Interpretation frei. Ein Großteil beschreibe
das Leben der Heiducken, aber auch Klage-, Sehnsuchts- und Liebeslieder, Elogen auf die Natur
oder Lieder gegen soziale Missstände zählen dazu. Welche Bezüge die rumänische Hirtenmusik
beispielsweise zu antiken griechischen Hirtenmotiven hat, wird in einem der Beträge untersucht.
Die wechselvolle Geschichte der Lautaren - Lautenmusiker - reicht bis ins Mittelalter zurück.
Ursprünglich Hofmusikanten, lösten umherziehende Roma sie Ende des 14. Jahrhunderts ab. "Sie
stellen als Musiker bis heute die prägnante Position in der traditionellen Musik- und Liedkultur
Rumäniens dar", erläutert Thede Kahl. Ein Beispiel, wie die Lautaren von großen klassischen
Komponisten geschätzt wurden, zeige ein Beitrag über Franz Liszt und seine L?utari.
Das reiche Musikerbe Rumäniens
1
Gattungen rumänischer Volksmusik mit Hörbeispielen
Zu den weiteren Themen der Publikation gehört eine Übersicht zu den rumänischen
Volksmusikgattungen mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Hörbeispielen auf einer der
beigelegten CDs. Diese versammelt zudem Musik, die im Text-Kontext veranschaulicht, "dass
Siebenbürgen ein gelungenes Beispiel für die Symbiose mehrerer europäischer Musikkulturen
darstellt". Weitere Beiträge analysieren unter anderem den Übergang der rumänischen Tradition in
die Moderne, politische Aspekte der rumänischen Volksmusiksammlung sowie die Auswirkungen
der politischen Wende von 1989/90 auf musikalische Feierlichkeiten am Beispiel der
Hochzeitsmusik der Roma Südrumäniens.
Umfangreiche Feldforschungen, an denen der Jenaer Wissenschaftler beteiligt war, widmen sich
den traditionellen Colinde-Gesängen (Weihnachtslieder), wobei heidnische Elemente in diesem
heute christlichen Brauch herausgearbeitet werden. Aufgezeigt wird auch die Geschichte der
rumänischen Nationalhymne sowie der Einfluss der Hochschule für Musik und darstellende Kunst
Wien auf die Entwicklung des Musikschaffens in Rumänien. Des Weiteren setzt sich eine Arbeit mit
der rumänischen Musik als Teil des europäischen Musikportfolios auseinander.
Bibliographische Angaben:
Thede Kahl (Hg.): "Von Hora, Doina und Lautaren. Einblicke in die rumänische Musik und
Musikwissenschaft; mit Hörbeispielen",
Forum: Rumänien Bd. 33, Frank & Timme Verlag Berlin 2016, ISBN 978-3-7329-0310-8
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. h. c. Thede Kahl
Institut für Slawistik und Kaukasusstudien der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944725
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 09.03.2017 12:00 Uhr
Prof. Dr. Thede Kahl ediert Band zur rumänischen Musik undMusikwissenschaft mit bislang unveröffentlichten Hörbeispielen
2