Deutsche Mittelstands Nachrichten

Ausgabe 10
10. März 2017
Deutsche
MittelstandsNachrichten
powered by
Automobil
Deutsche Autobauer treiben Innovationen
Deutsche Autobauer verschärfen ihre Forschung, um bei autonomen Fahrzeugen an der Spitze zu sein
A
nlässlich des Genfer Autosalons zeigen
deutsche Autobauer, wo sie in den
kommenden zehn Jahren stehen wollen.
Nachdem sie die Entwicklung in der Elektromobilität zunächst verdrängt und sich
fast haben abhängen lassen, soll nun eine
Phase der Vorreiterschaft in Sachen Innovation beginnen.
So investiert die deutsche Automobilindustrie in den nächsten drei bis vier Jahren
16 bis 18 Milliarden Euro in die Digitalisierung der Fahrzeuge. „Unsere Unternehmen
sind bereits heute Patentweltmeister beim
vernetzten und automatisierten Fahren: An
allen seit 2010 weltweit erteilten Patenten
auf diesem Feld haben sie einen Anteil von
58 Prozent. Diese Position wollen wir weiter ausbauen“, sagte Matthias Wissmann,
Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).
Sedric, das erste autonom fahrende Auto des
Volkswagenkonzerns.
Foto: Volkswagen AG
In welche Richtung das gehen soll,
zeigte Volkswagen in dieser Woche mit
Sedric, dem ersten autonom fahrenden
Auto des Konzerns. „Sedric erledigt sämtliche Fahrfunktionen selbständig. Er ist
smart und lässt sich kinderleicht bedienen.
Lenkrad, Pedale und Cockpit braucht er
nicht mehr“, sagt Vorstandsvorsitzender
Matthias Müller zur Vorstellung von Sed-
ric (Self-Driving-Car) am Vorabend der
Automesse.
Das Concept Car erinnert an eine Mischung aus Kleinbus und SUV. Der Wagen
ist geräumig, im Innenraum sitzen sich
die Mitfahrer gegenüber. Die Räder sind
abgedeckt, in die Kabine gelangen die
Passagiere durch Schiebetüren. Die Forschung an solchen Fahrzeugen, mit denen
Experten erst um 2030 herum auf der
Straße rechnen, hatte der Internetkonzern
Google vor drei Jahren mit seinem kleinen
Pilotwagen in Fahrt gebracht. Es folgte das
Forschungsfahrzeug F015 von Daimler 2015.
BMW zeigte im vergangenen Jahr ein „Vision
self driving car“, das allerdings auch manuell
noch gesteuert werden konnte. VW-Rivale
Toyota führte Anfang des Jahres auf der
Konsumelektronikmesse CES in Las Vegas
„concept-i“ vor.
Analyse
Mobilität bestimmt die Weiterbildung 4.0
Softwareanwendungen bedienen, in
virtuellen Teams kommunizieren, sich
fachlich auf dem neuesten Stand halten
– dies sind nur einige der Kompetenzen,
die Mitarbeiter für die digitalisierte Arbeitswelt benötigen. Doch wie können sie
sich diese Skills aneignen? TNS Infratest
befragte im Rahmen der Studie „Weiterbildungstrends in Deutschland 2017“ 300
Personalverantwortliche in deutschen
Unternehmen zum ersten Mal zur Weiterbildung 4.0. Die aktuellen Ergebnisse
der Umfrage zeigen, was HR-Managern bei
einer Weiterbildung 4.0 am wichtigsten
ist: Gelernt wird selbstorganisiert, eigenverantwortlich sowie zeit- und ortsflexibel
– unterstützt von vielfältigen Medien.
Laut der befragten Personalverantwortlichen ist der technologische Wandel
in 66 Prozent der Unternehmen bereits
angekommen. Die Auswirkungen auf das
Arbeiten müssen von den Mitarbeitern
der Unternehmen getragen und bewältigt
werden. Berufsbegleitendes Lernen wird
dadurch immer wichtiger.
Lernvideos und virtuelle Seminare
bzw. Webinare sind für jeweils 73 Prozent
der Befragten die Top-Formate. Vorteil dieser Medien: Mit Videos lassen sich Prozesse
und Anleitungen visuell darstellen – von
ScreenCam Movies, die die Bedienung
von Software-Funktionen zeigen, bis hin
zum Tutorial zur Montage eines Bauteils.
Virtuelle Seminare mit Chat-Funktionen
wiederum bieten die Möglichkeit, Teilnehmer an unterschiedlichsten Standorten
gleichzeitig und interaktiv zu unterrichten. Zudem können diese auch später noch
zeit- und ortsunabhängig online auf das
Seminar zugreifen.
Webbased Trainings sind für 68 Prozent der Personaler wichtig bis äußerst
wichtig und können über das Internet
von vielen Nutzern abgerufen werden.
67 Prozent setzen darüber hinaus auf
E-Books. „E-Books bringen schriftliche
Lernunterlagen auf den PC-Bildschirm,
auf Tablets, Notebooks und Smartphones.
Damit sind sie überall und jederzeit zur
Hand – auch wenn es mehrere sind. Ein
großer Vorteil ist, dass sie multimedial
angereichert werden können – mit integrierten Audio- oder Video-Dateien,
Animationen, interaktiven Funktionen,
Links oder QR-Codes“, so Harald Stürmer,
Fachbereichsleiter Informatik und Leiter
Innovationsmanagement bei der SGD.
Für zwei Drittel der Befragten (66
Prozent) spielt bei Weiterbildung 4.0 die
vernetzte Lern-Community eine große
Rolle. Sie ist für den Austausch mit Kollegen hilfreich – zu Fragen oder auch, wenn
es darum geht, wie zum Beispiel neues
Wissen, neue Tools oder neue Methoden
in den Berufsalltag integriert werden
können.
1
Deutsche
MittelstandsNachrichten
powered by
Ausgabe |10/17
Der Innenraum bietet erstaunlich viel Platz. Aber auch in Sachen Elektromobilität
will die deutsche Autoindustrie weitere
Investitionen tätigen. Dem VDA zufolge
wird die deutsche Automobilindustrie bis
2020 mehr als 40 Milliarden Euro in alternative Antriebe investieren. „Die Elektromobilität bietet dem Standort Deutschland
enorme Chancen“, so Wissmann. So gehe
McKinsey in seinem Electric Vehicle Index
davon aus, dass Deutschland in fünf Jahren
größter Produzent von Elektroautos sein
Foto: Volkswagen AG
werde – mit 1,3 Millionen E-Autos klar vor
USA und China mit jeweils rund 850.000
Fahrzeugen. „Bis 2020 wird die deutsche
Automobilindustrie das Angebot von Elektromodellen mehr als verdreifachen, von
derzeit 30 auf rund 100.“
Der Verband geht von einem Wachstum
des weltweiten PKW-Marktes in Höhe von
drei Prozent in diesem Jahr aus. Im vergangenen Jahr waren es knapp fünf Prozent.
Der NAFTA-Raum wurde von der Krise
10. März 2017
2008/2009 zwar hart getroffen, doch hat
er sich davon sehr rasch und nachhaltig
erholt, so Wissmann. In Südamerika hält
die Krise seit drei Jahre an. Europa hatte,
verglichen mit dem NAFTA-Raum, eine
wesentlich längere Phase des Rückgangs.
Erst ab 2014 gingen die Verkäufe wieder
nach oben, dann aber recht steil. Asien hat
– im Gegensatz zu NAFTA und Europa – in
den vergangenen zwölf Jahren eine kontinuierliche Wachstumsstory geschrieben,
seinen Absatz mehr als verdoppelt und
auch in 2016 deutlich zugelegt. Der afrikanische Automobilmarkt weist noch ein
recht geringes Volumen auf und unterliegt
entsprechend höheren Schwankungen.
Wissmann betonte darüber hinaus,
wie schädlich die derzeit protektionistischen Tendenzen einiger Länder für die
Automobilindustrie sei. „Alle Hersteller
haben heute eine länderübergreifende
Wertschöpfungskette. Rund 75 Prozent
der Wertschöpfung eines Autos kommt
von Zulieferern – aus vielen Ländern.“ Wie
notwendig dieses Plädoyer für Freihandel
sei, zeige die Tatsache, dass heute die WTO
mehr als 2.200 Verstöße gegen Prinzipien
des freien Handels auflistet.
Umfrage
Firmen ohne Digital-Know-how schrecken potenzielle Kunden ab
Unternehmen suchen nach neuen Wegen, um die digitale Wissenslücke zu schließen
D
igitalisierung ist aktuell das Thema
Nummer 1 – doch das dazugehörige
Wissen fehlt in vielen deutschen Betrieben.
So haben 41 Prozent der Führungskräfte
und mindestens jeder zweite Mitarbeiter
nur ein geringes Digital-Know-how. Dieses Wissensniveau hält digital versierte
potenzielle Kollegen davon ab, bei diesen
Unternehmen anzuheuern: 59 Prozent
der Firmen fällt es schwer, entsprechendes Fachpersonal für sich zu begeistern.
Das sind Ergebnisse der Studie „Interim
Management 2017“. Für diese wurden von
der auf die zeitlich befristete Vermittlung
von Führungskräften und Experten spezialisierten Beratung Aurum Interim Management 384 Führungskräfte deutscher
Unternehmen befragt.
Digitales Know-how in deutschen Unternehmen? Mangelware. 56 Prozent der
Mitarbeiter kennen sich mit dem Thema
kaum oder gar nicht aus. In der Industrie
und im Verarbeitenden Gewerbe gilt dies
sogar für fünf von zehn Managern und für
70 Prozent der Beschäftigten. Das wiederum
beeinflusst den wirtschaftlichen Erfolg der
Betriebe erheblich. Fällt es doch branchenübergreifend 59 Prozent der Firmen schwer,
Personal mit einem ausgeprägten digitalen
Wissen zu gewinnen. Zudem bleibt nahezu
jeder zweite Betrieb beim Wachstum unter
seinen Möglichkeiten (46 Prozent) und bei
45 Prozent leidet die Entwicklung neuer
Produkte oder Geschäftsmodelle. Acht
Prozent der Firmen müssen mitunter sogar
Aufträge ablehnen.
„Unsere Studienergebnisse zeigen, dass
im deutschen Mittelstand nach wie vor
große Lücken in puncto Digitalisierung
und Industrie 4.0 bestehen, obwohl die
Themen in aller Munde sind“, sagt Axel
Oesterling, Geschäftsführer von Aurum
Interim Management. „Das schreckt die
dringend benötigten neuen Kollegen ab,
die Wissen in diesem Bereich mitbringen
würden. Besonders betroffen sind Unternehmen aus der Industrie und dem Verarbeitenden Gewerbe – hier haben zwei von
drei Betrieben Schwierigkeiten, Mitarbeiter
mit echtem Digital-Know-how für sich zu
begeistern.“
Eine mögliche Antwort sehen sieben
von zehn in der Aurum-Studie befragte
Führungskräfte darin, die digitale Transformation ihres Unternehmens mit einem
Interim Manager und seinem Wissen von
außen zu beschleunigen. Noch größer ist
die Zustimmung in der Industrie und dem
Verarbeitenden Gewerbe mit insgesamt
75 Prozent.
2
Deutsche
MittelstandsNachrichten
powered by
Ausgabe |10/17
41 Prozent der Führungskräfte und mindestens jeder zweite Mitarbeiter haben nur ein geringes
Digital-Know-how. Foto: Flickr/Mayra Marcelino/CC b y 2.0
10. März 2017
„Gerade der Mittelstand muss aufpassen, beim Thema Digitalisierung und
Industrie 4.0 nicht aufgrund mangelnder
Attraktivität für Kompetenzträger den Anschluss zu verlieren“, warnt Personalexperte
Oesterling. „Wer mit dem externen Knowhow eines Interim Managers, insbesondere
mit dessen langjähriger Linien- und Projekterfahrung, die digitale Transformation
in seinem Unternehmen vorantreibt, der
wird auch ein attraktiver Arbeitgeber für
Fach- und Führungskräfte mit einem ausgeprägten digitalen Wissen werden. Und die
sind unabdingbar für den wirtschaftlichen
Erfolg in der Zukunft.“
Innovation
Forschern gelingt speichern von Strom in Betonkugeln
Mithilfe einer riesigen Betonkugel im Bodensee haben Wissenschaftler unter Wasser Strom gespeichert
B
islang war das eine theoretische Überlegung, jetzt konnten wir es auch in
der Praxis zeigen“, sagte Projektleiter Matthias Puchta vom Fraunhofer-Institut für
Windenergie und Energiesystemtechnik
in Kassel. Am Freitag wurde die 20 Tonnen schwere Betonkugel vor Überlingen
mit einem Bergungsschiff wieder an die
Wasseroberfläche geholt – sie war dort
Anfang November versenkt worden.
Die hohle Kugel funktioniert nach
Angaben der Wissenschaftler so: Einströmendes Wasser treibt eine Turbine an, die
Strom erzeugt. Ist überschüssiger Strom
vorhanden, wird das Wasser wieder teils
oder ganz aus der Hohlkugel gepumpt,
sodass sie wieder für die Stromerzeugung
einsatzfähig ist. Eine leere Kugel entspricht
dabei einer vollen Batterie.
„Es gibt ein großes Potential für die
Anwendung von Meerespumpspeichersystemen in küstennahen Standorten,
insbesondere auch vor den Küsten bevölkerungsdichter Regionen“, sagte Jochen
Bard vom Fraunhofer Institut Ende des
vergangenen Jahres zum Forschungs- und
Entwicklungsprojekt StEnSEA (Stored
Energy in the SEA). Beispielsweise vor
Norwegen (Norwegische Rinne). „Aber
auch Spanien, USA und Japan weisen große
Potentiale auf. Mit heutiger standardisierter und verfügbarer Technik sehen wir
bei der Speicherkapazität von 20 MWh
pro Kugel eine weltweite elektrische Gesamtspeicherkapazität von 893.000 MWh.
Damit ließen sich kostengünstig wichtige
Ausgleichsbeiträge für die schwankende
Erzeugung aus Wind und Sonne leisten“,
stellt Bard fest.
So könnte etwa auch die Energie aus
Offshore-Windparks vor Ort am Meeresgrund gespeichert werden. Bei mehreren
hundert Metern unter dem Meeresspiegel
wären die Kugel unsichtbar und so zumindest weniger invasiv für die Landschaft.
Die kommerziellen Zielgrößen pro Energiekugel liegen derzeit bei etwa 20 MWh
(Entladezeit von vier bis acht Stunden je
nach Bedarf) pro Speichereinheit.
„Große Speicherkapazitäten können
errichtet werden, wenn mehrere Hohlkugeln zu einem sogenannten Energiepark
zusammengefasst werden“, so die Wissenschaftler. Bei diesen Zielgrößen lägen die
Speicherkosten pro Speichereinheit im
Bereich von wenigen Eurocent pro Kilowattstunde und bei leistungsbezogenen
Das Modell für den Test eines Meeres-Pumpspeichers im Maßstab 1:10 hat einen Durchmesser von
drei Metern.
Foto: Fraunhofer IWES / Energiesystemtechnik
3
Deutsche
MittelstandsNachrichten
powered by
Ausgabe |10/17
Bau- und Gerätekosten im Bereich vom
State of the Art Pumpspeicherkraftwerken. In einem Interview sagte Matthias
Puchta dazu:
„Wir haben eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung gemacht.
Dabei haben wir die Wartung, die Installationskosten und auch die Kosten für die
Schiffe und die Vorkosten eingerechnet.
Die Speichergröße haben wir zwischen 5
und 120 Kugeln variiert. Die Kosten variieren dabei zwischen 1.500 und 2.000
10. März 2017
Euro pro Kilowatt installierter Leistung.
Das ist vergleichbar mit heutigen Pumpspeichern. Wenn man jetzt annimmt, dass
man 1.000 Zyklen pro Jahr fährt, dann
liegt man bei 1,6 bis 2 Cent pro umgesetzte
Kilowattstunde.“
Innovation
EU: Deutschland bleibt Spitzenreiter bei Patenten
Im vergangenen Jahr wurden fast 160.000 Patente beim Europäischen Patentamt eingereicht
Z
weitausendundsechzehn war ein sehr
spannendes Jahr in Sachen Patentanmeldungen. Während Deutschland seine
Position in Europa verteidigen konnte,
zeigte sich Asien als besonders aktiv. Beim
Europäischen Patentamt (EPA) wurden 2016
nahezu 160.000 europäische Patentanmeldungen eingereicht, wie aus dem heute
veröffentlichten EPA-Jahresbericht 2016
hervorgeht. Damit erreichte das Anmeldeaufkommen das Niveau des Rekordjahrs
2015. Dies bestätigte auch den positiven
Anmeldetrend der vergangenen fünf Jahre.
Das Anmeldeaufkommen deutscher
Unternehmen zeigte sich 2016 wieder leicht
verbessert (+1,1 Prozent), nachdem in den
drei Vorjahren jeweils noch ein Rückgang
zu verzeichnen war: Und so konnte die
Bundesrepublik mit 25.086 europäischen
Patentanmeldungen ihre Spitzenposition
in Europa vor Frankreich (-2,5 Prozent), der
Schweiz (+2,5 Prozent) sowie den Niederlanden (-3,6 Prozent) festigen und lag im weltweiten Vergleich nur hinter den USA (-5,9
Prozent). Bei den erteilten europäischen
Patenten verzeichnete Deutschland gegenüber 2015 einen Anstieg von 32,7 Prozent auf
rund 18.700. Die meisten Patente erteilte
das EPA 2016 an die Robert Bosch GmbH.
Insgesamt stammte im vergangenen
Jahr rund die Hälfte aller Anmeldungen
beim EPA aus den 38 EPO-Mitgliedsstaaten,
wobei in der Riege der größeren europäischen Volkswirtschaften Belgien (+7 Prozent) und Italien (+4,5 Prozent) die stärksten
Anmeldezuwächse verzeichneten. „Die
Ergebnisse von 2016 unterstreichen die
Rolle Europas als attraktiver und weltweit
führender Innovationsstandort“, sagte EPAPräsident Benoît Battistelli. „Auch in Zeiten
rapider politischer und wirtschaftlicher
Veränderungen halten Unternehmen aus
Deutsche Unternehmen beantragten im vergangenen Jahr 16 Prozent der Patente.
Foto: Flickr/ Kay Kim/Cc by 2.0
der ganzen Welt ihre große Nachfrage nach
Patentschutz in Europa aufrecht.“
China reichte 7150 Patente ein. Das waren 24,8 Prozent mehr als 2015. Während das
Anmeldewachstum aus Asien sich beschleunigt hat, können sich jedoch auch europäische Unternehmen als Innovations- und
Wachstumstreiber auf ihrem Heimatmarkt
behaupten und haben sich im vergangenen
Jahr angesichts unsicherer wirtschaftlicher
Entwicklungen Robustheit bewiesen. In der
Gruppe der außereuropäischen Länder
nahm das Anmeldeaufkommen aus China
(+24,8 Prozent) und Südkorea (+6,5 Prozent)
stark zu. Im Länderranking platzierte sich
China damit erstmals vor Südkorea.
Bayern belegte 2016 nicht nur erneut
den Spitzenplatz unter den patentaktivsten Bundesländern, sondern lag auch im
Vergleich der europäischen Top-Regionen
führend vor der Île-de-France. Im innerdeutschen Ranking belegte Nordrhein-Westfalen
den zweiten Platz vor Baden-Württemberg.
Beide Bundesländer gehörten ebenfalls zu
den Top 5 der anmeldestärksten Regionen
Europas. Weiter geht aus den Jahreszahlen
des Europäischen Patentamts hervor, dass
aus keiner anderen deutschen Stadt im
vergangenen Jahr mehr europäische Patentanmeldungen beim EPA eingereicht
wurden als aus München. Stuttgart konnte
sich deutschlandweit an zweiter Stelle der
anmeldestärksten Städte platzieren.
Europäische Unternehmen waren 2016
in neun der zehn stärksten Technologiefelder führend. Gegenüber 2015 schoben
sie sich in der Medizintechnik an den USUnternehmen vorbei. Mit knapp 60 Prozent
verzeichneten Unternehmen aus Europa
2016 bei Transporttechnologien (Fahrzeuge)
den größten Anteil an Patentanmeldungen.
Dabei war die Bundesrepublik im Transportsektor mit einem Anteil von 24 Prozent
führend. In dem Segment verzeichneten
vor allem Reifenhersteller und Automobilzulieferer – mit einem deutlichen Anstieg
bei Hybrid- und Fahrassistenzsystemen
– ein Wachstum der Patentanmeldungen.
Zudem waren deutsche Unternehmen
im internationalen Vergleich bei „Elektrischen Maschinen, Geräten und Energie“,
in der Messtechnik, der Organischen Feinchemie und, trotz eines Rückgangs der
Patentanmeldungen, in der Medizintechnik
besonders anmeldestark. Mit einem Plus
von 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
verzeichneten deutsche Unternehmen
2016 das stärkste Wachstum in der Digitalen
Kommunikation.
Im zweiten Jahr in Folge verzeichnete
das EPA 2016 die meisten Patentanmeldungen von Philips. Auf die zweite Position rückte Huawei vor. Das Unternehmen
lag vor drei Jahren noch auf dem elften
Rang. Den dritten Platz belegte Samsung,
gefolgt von LG und United Technologies.
Als anmeldestärkstes Unternehmen aus
Deutschland lag Siemens auf dem sechsten
Rang. In den Top 10 befanden sich 2016
vier europäische Unternehmen (davon mit
4
Deutsche
MittelstandsNachrichten
powered by
Ausgabe |10/17
Siemens, BASF und Robert Bosch drei aus
Deutschland), drei Firmen aus den USA,
zwei aus Südkorea und ein Unternehmen
aus China.
Im innerdeutschen Ranking der anmeldestärksten Unternehmen belegte
Siemens wie im Vorjahr den ersten Platz,
gefolgt von BASF, Robert Bosch, Bayer und
Continental. Insgesamt haben sich deut-
sche Unternehmen in acht der führenden
zehn Technologiefelder unter den zehn
aktivsten Patentanmeldern platziert, wobei
sich die Patentstärke der Bundesrepublik
auch bei Transporttechnologien in Top
10-Platzierungen deutscher Unternehmen
widerspiegelt: In der Messtechnik belegte
beispielsweise Siemens den zweiten Platz,
gefolgt von Robert Bosch auf dem dritten
10. März 2017
Rang. Im Bereich „Organische Feinchemie“
konnten mit Bayer an erster Stelle, BASF
auf dem zweiten Platz und Evonik (Rang 6)
drei deutsche Unternehmen eine führende
Stellung einnehmen. Auch bei Transporttechnologien kamen mit Siemens (Platz
5) und Continental (Platz 6) sowie Audi
(Platz 8) drei deutsche Unternehmen in
die Top 10.
Energie
Kosten für Energiewende steigen
Ohne Subventionen ist in Deutschland die Energiewende weiterhin nicht denkbar. Die Kosten tragen alle
D
jetzt einige Ziele als unrealistisch eingestuft
werden, so die dem Index zugrundeliegende
Analyse. „Neben dem CO2-Ausstoß betrifft dies
den Primärenergie- und den Stromverbrauch,
die Kosten für Netzeingriffe, den Ausbau der
Transportnetze, die Haushalts- und Industriestrompreise sowie die Höhe der EEG-Umlage.“
Bei einer Verteilung der Gesamtkosten auf
alle deutschen Haushalte wäre der deutsche
Durchschnittshaushalt dann 2025 mit 335
Euro mehr belastet als heute. Darüber hinaus führen die regionalen Unterschiede im
Netzausbau zu einem spürbaren Preisgefälle
für die Endkunden: „Ist z. B. in Regionen mit
hohem Erneuerbaren-Anteil wie Nord- oder
Ostdeutschland mehr Ausbau erforderlich,
steigen dort die Strompreise gegenüber Kunden in anderen Teilen Deutschlands. Dies
schürt zugleich politische Widerstände
gegen die Energiewende insgesamt.“
Im Gegensatz
zum europäischen
Durchschnittpreis
sind schon jetzt die
Haushaltsstrompreise erneut von 29,35
Cent auf 30,38 Cent
gestiegen. „Mittlerweile liegt das Preisniveau für deutschen
Haushaltsstrom 47,3
Die jährlichen Kosten für die deutsche Stromversorgung werden bis 2025
Prozent über dem
um weitere 14 Milliarden Euro steigen.
Grafik: McKinsey
ie Energiebranche in Deutschland lebt
seit Jahren von Subventionen in verschiedensten Ausführungen. Die Erneuerbaren
Energien verdeutlichen die starke staatliche
Hilfe im Energiesektor besonders. Entsprechend werden sich die Stromkosten weiter
erhöhen, wie der aktuelle Energiewende-Index
des Beratungsunternehmens McKinsey verdeutlicht. So sollen die Stromkosten bis 2025
um weitere 14 Milliarden auf 77 Milliarden
Euro steigen. Vor allem steigende Brennstoffkosten und Netzentgelte tragen dazu bei.
2010 lagen diese noch bei 55 Milliarden Euro.
So haben sich von den 15 Kennwerten des
Energie-Index zehn Werte verschlechtert. Für
vier gab es noch nicht einmal aktualisierte
Daten. Dies hat zur Folge, dass sich nicht nur
die Stromkosten erhöhen, sondern schon
europäischen Durchschnitt.“ Die Industriestrompreise hingegen sind leicht gesunken:
auf 10,21 Cent. Diese liegen damit jedoch
weiterhin 17,1 Prozent über dem europäischen
Schnitt.
Die beschriebenen Mehrkosten sind auch
auf den zunehmenden Netzausbau, der durch
Zubau von Erneuerbaren und Abschaltung
konventioneller Kraftwerke erforderlich
wird, zurückzuführen. So sei der Analyse
zufolge bei den Übertragungsnetzen mit
einem zusätzlichen Investitionsbedarf bis
2025 von ca. 40 Milliarden Euro zu rechnen:
Offshore-Anbindung (15 Milliarden Euro)
und die Erdverkabelung (8 Milliarden Euro).
„Bei den Verteilernetzen stehen Mehrausgaben in Höhe von 29 Milliarden Euro an. Die
regulatorisch festgelegte Verzinsung auf
diese Investitionen treibt dann die jährlichen
Kosten.“
Wie schwierig die Situation der Erneuerbaren trotz Subventionierung weiterhin ist, zeigt
ein Blick auf die Beschäftigungsverhältnisse
der Branche. Seit vier Jahren sinkt die Zahl
der Beschäftigten. Zuletzt von 355.400 auf
330.000. So gingen beispielsweise in der
Onshore-Wind-Branche 8.000 Arbeitsplätze
verloren. In der Photovoltaik waren es 7.000
Arbeitsplätze. Aber auch in der stromintensiven Industrie kam es erstmalig zu einem
Verlust von Arbeitsplätzen. Zwischen Herbst
2015 und Frühjahr 2016 ging die Zahl der
Arbeitsplätze in der stromintensiven Industrie
um 15.000 zurück.
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika
Schwalbe, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt, Nicolas Dvorak. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz.
Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033.
Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected].
Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de
5