Wirtschaftsausblick Winter 2016/17 - Mosambik 02.03.2017 Inhalt Wirtschaftsentwicklung: Liquiditätskrise bremst die Wachstumsaussichten Investitionen: Finanzierung der geplanten Gasvorhaben unsicher Konsum: Hohe Teuerungsrate belastet die Kaufkraft Außenhandel: Importbedarf für Investitionsgüter mittelfristig gering Abgeschwächtes Wirtschaftswachstum / Regierung kämpft gegen drohende Staatspleite / Von Heiko Stumpf Johannesburg (GTAI) - Mosambik verzeichnet eine deutliche Wachstumsdelle. Aufgrund nicht offengelegter Kre dite zogen die internationalen Geber ihre Budgethilfe für das Land zurück. Die Regierung sieht sich einem erdrü ckenden Schuldenberg gegenüber. Allein 2017 wären Rückzahlungen von rund 700 Mio. US$ fällig - Mittel, die im Staatshaushalt nicht zur Verfügung stehen. Alles hängt von einem Rettungspaket der Geber ab. Die unge klärte Schuldenfrage droht geplante Großprojekte zur Gasförderung zu verzögern. Wirtschaftsentwicklung: Liquiditätskrise bremst die Wachstumsaussichten In Mosambik sind die Zeiten hoher Wachstumsraten vorerst vorbei. Mit 3,6% fiel die Steigerung des Bruttoin landsprodukts (BIP) 2016 auf ein 15-Jahres-Tief. Auch 2017 dürfte die wirtschaftliche Expansion mit einem Plus von 4,2% vergleichsweise schwach ausfallen. In den Jahren 2005 bis 2015 hatte Mosambik dank einer durch schnittlichen Wachstumsrate von 7,3% noch zu den dynamischsten Volkswirtschaften Afrikas gezählt. Das wirtschaftliche Umfeld wird durch eine schwere Liquiditäts- und Vertrauenskrise belastet, die sich in Devi senmangel, Währungsverfall und galoppierender Inflation niederschlägt. Ursache ist ein Skandal um die kontro verse Kreditaufnahme der drei staatseigenen Firmen EMATUM, Proindicus und Mozambique Asset Management (MAM), die vom Geheimdienst SISE kontrolliert werden. In den Jahren 2012 und 2013 hatten sich die fraglichen Gesellschaften mit Staatsgarantien gesicherte Kredite von privaten Geldgebern, wie der Credit Suisse und der russischen VTB Bank, besorgt. Zusammen erreichen die se ein Volumen von rund 2 Mrd. US$, jedoch verfügt keines der Unternehmen über ein tragfähiges Geschäfts modell. EMATUM sollte eine neue Thunfischflotte für Mosambik aufbauen. Tatsächlich wurde mit den geliehe nen Geldern aber in erster Linie militärische Ausrüstung wie Patrouillenboote beschafft. Die Fischereiboote der EMATUM lagen bislang weitgehend ungenutzt im Hafen von Maputo. Die Kredite für Proindicus und MAM wurden der mosambikanischen Öffentlichkeit sowie den internationalen Partnern, wie Internationaler Währungsfonds (IWF), Weltbank etc., zunächst verheimlicht und kamen erst im April 2016 durch eine Enthüllung des "Wall Street Journal" ans Tageslicht. Man kann davon ausgehen, dass auch mit Teilen dieser heimlich aufgenommenen Gelder Militär- und Sicherheitsausrüstung angeschafft wurde. 1 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - MOSAMBIK Vor diesem Hintergrund stellten IWF, Weltbank sowie die in der G14-Gruppe zusammengeschlossenen Geber ih re direkte Budgethilfe für Mosambik ein. Die Regierung steht nun einer untragbaren Schuldenlast gegenüber, da keine ausreichenden Rückzahlungskapazitäten vorhanden sind. Eine im Januar 2017 fällige Rate wurde bereits nicht geleistet. Der Staatsbankrott kann nur durch eine Umstrukturierung der Kredite und ein neues IWF-Pro gramm überwunden werden. Die Verhandlungen dürften sich aber schwierig gestalten und stark von der Auf klärungs- und Reformbereitschaft der mosambikanischen Regierung abhängen. Mit einer Einigung kann frühes tens in der 2. Jahreshälfte 2017 gerechnet werden. MKT201703018009.14 Wirtschaftliche Eckdaten Mosambik Indikator 2014 2015 Vergleichsdaten Deutschland 2015 BIP (nominal, Mrd. US$) 16,9 14,8 3.357,6 BIP pro Kopf (US$) 620 529 41.147 Bevölkerung (Mio.) 27,2 28,0 81,6 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = x Metical (MT) 30,85 38,94 - Quellen: IWF; Statistisches Bundesamt Investitionen: Finanzierung der geplanten Gasvorhaben unsicher Die Schuldenkrise des Landes belastet das Investitionsklima schwer. Die lokalen Banken vergeben fast keine Kredite mehr an die Unternehmen. Hinzu kommen horrende Zinsen mit einem Leitzinssatz der Zentralbank von 23,25%. Investitionsgüter müssen nahezu ausschließlich im Ausland beschafft werden, wobei der Devisenmangel 2 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - MOSAMBIK die Bezahlung von Lieferungen erschwert. Auch der staatliche Infrastrukturausbau ist von den leeren Staatskas sen betroffen, der geplante Bau eines Schnellbusnetzes in Maputo musste beispielsweise bereits gestrichen werden. Solange die Schuldenkrise nicht gelöst ist, droht sich auch die Finanzierung der Gasvorhaben von Anadarko und Eni im Rovuma-Becken zu verzögern. An den Vorhaben ist die staatliche mosambikanische Gas- und Ölgesell schaft ENH beteiligt, aufgrund der Überschuldung kann die Regierung derzeit aber keine Garantien mehr geben. Eni versucht sich Meldungen zufolge Staatsgarantien aus dem Vereinigten Königreich und der VR China zu si chern. Ohne Verbesserung der fiskalischen Position Mosambiks dürften sich die Milliardenprojekte im Gasbe reich, so Beobachter, jedoch nur mit hohen Risikoaufschlägen stemmen lassen. Verbessern könnten sich die Aussichten durch den Einstieg des Energieriesen ExxonMobil. Bei Eni ist ExxonMo bil Meldungen zufolge wohl schon an Bord und erwägt auch bei Anadarko einzusteigen. Details sind noch nicht veröffentlicht. 3 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - MOSAMBIK Ausgewählte Großprojekte in Mosambik Projektbezeichn Investitionssumm Projektstand Anmerkung/Ansprechpartner ung e (US$) Ncondezi Coal Power Plant in 1. Einheit 554 Mio.; Planung, Reali 1. Einheit 300 MW, fünf weitere Einheiten für maximal weitere Einheiten sierung bis 2018 insgesamt 1.800 MW geplant Tete 2,2 Mrd. vorgesehen Moatize Coal 800 Mio. Planung Zwei Blöcke mit 300 MW, eventuell Ausbau auf 1.600 Power Plant in MW, Bau durch ACWA Power in Zusammenarbeit mit Tete Vale Mphanda Nkuwa Etwa 2,4 Mrd. bis Planung, Reali Hydro Power 2,9 Mrd. (Schät sierung bis 2022 zung) vorgesehen 700 Mio. Planung Cahora Bassa North Bank Hy 1.500 MW, Unterlauf des Sambesi Erweiterung des bestehenden Wasserkraftwerks um 1.245 MW dro Power Cesul (Centre- 2,1 Mrd. für 1. Pha South) National se Planung Überlandleitung über circa 1.300 km von der Tete-Pro vinz nach Maputo Power Grid Tete - Macuse 3,5 Mrd. Planung Bau einer 525 km langen Eisenbahnlinie und eines Ver Railway and Coal schiffungsterminals mit Kapazität von 20 Mio. t pro Terminal Jahr Schienen und Hä 3 Mrd. fen in Maputo Ausführung bis Kauf von Lokomotiven, Ausbau des Schienenkorridors 2020 Maputo-Südafrika, Erhöhung der Hafenkapazität in Maputo auf über 40 Mio. t pro Jahr; staatliche Portos e Caminhos de Ferro de Mocambique (CFM) und Maputo Port Development Company Baobab Resour circa 2 Mrd. Planung Produktion von bis zu 2 Mio. t Roheisen im Jahr 700 Mio. Planung Bau einer Hängebrücke über die Maputobucht 400 Mio. Planung Bau eines 150 MW-Kohlekraftwerks in Tete ces Pig Iron Plant Maputo - Catem be Bridge Jindal AfricaKohlekraftwerk Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter http://www.gtai.de/mosambik, "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte". Konsum: Hohe Teuerungsrate belastet die Kaufkraft Die Konsumausgaben der privaten Verbraucher dürften 2017 zum zweiten Mal in Folge sinken. Eine 2016 extrem hohe Inflationsrate von durchschnittlich 19,9% erodiert die Kaufkraft. Im Jahr 2017 wird sich Prognosen von EIU zufolge die Preisspirale mit 23,1% noch schneller drehen. Viele Konsumgüter - vor allem Lebensmittel - müssen 4 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - MOSAMBIK importiert werden, sodass der Wechselkursverfall die Einfuhr verteuert. In 2015/16 wurden weite Landesteile von einer schweren Dürre heimgesucht, weshalb auch die Preise für lokal produzierte Lebensmittel steigen. Die Lohnentwicklung kann mit der ausufernden Inflation nicht Schritt halten, weshalb die verfügbaren Einkommen und die Nettokaufkraft sinken. Insbesondere im öffentlichen Sektor fehlt der fiskalische Spielraum für eine An hebung der Gehälter. Der kaufkräftige Konsumentenkreis beschränkt sich auf gut bezahlte Expatriates sowie eine kleine mosambika nische Elite, weitestgehend im Großraum Maputo/Matola sowie den Ballungszentren um Nampula-Nacala. Auf grund des hohen Preisniveaus im formellen Handel fahren viele Einheimische regelmäßig ins nahegelegene süd afrikanische Nelspruit. Dort ist das Einkaufen teilweise um die Hälfte billiger. Im ländlichen Raum leben noch rund 50% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die Großprojekte der Rohstoffindustrie sind sehr kapitalintensiv, schaffen aber nur wenig Arbeitsplätze, von denen die breite Masse der Mosambikaner profitieren könnte. Außenhandel: Importbedarf für Investitionsgüter mittelfristig gering Infolge schwacher Investitionstätigkeit und Devisenmangels ist die Nachfrage nach importierten Kapital- und Konsumgütern rückläufig. Nach dem Rückgang 2016 dürfte die Wareneinfuhr EIU zufolge 2017 und 2018 bei et wa 6 Mrd. US$ stagnieren. Erst wenn ab etwa 2019 der Bau der Gasförderanlagen im Rovuma-Becken startet, dürften Maschinen und Ausrüstungen wieder stärker gefragt sein. Die Bruttoanlageinvestitionen sollen im Zuge der Gasprojekte von Anadarko und Eni ab 2019 wieder kräftig steigen. Für 2020 und 2021 wird sogar eine Zu nahme von über 10% prognostiziert. Mit verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sollen auch die Konsumausgaben wieder anziehen. Die Wareneinfuhr könnte bis 2021 deshalb erneut Werte von mehr als 7 Mrd. US$ erreichen. Positiv entwickelt sich der Export von Rohstoffen. Infolge steigender Weltmarktpreise nahmen einige stillgeleg te Kohleminen in der Tete-Provinz 2016 die Produktion wieder auf. Kohle dürfte deshalb Aluminium als wich tigstes Exportgut Mosambiks ablösen. Zusammen machen Kohle und Aluminium mehr als die Hälfte der Ge samtexporte aus. Weitere wichtige Ausfuhrgüter sind Agrarerzeugnisse wie Baumwolle, Tabak oder Cashewnüs se. Außenhandel Mosambiks (in Mio. US$; Veränderung in %) 2015 2016 Veränderung 2016/2015 Importe 7.577 5.612 -25,9 Exporte 3.413 3.322 -2,7 Handelsbilanzsaldo -4.164 -2.290 Quelle: EIU Eine Analyse der Chancen und Risiken, die das Land aufweist, bieten wir Ihnen unter: http://www.gtai.de/GTAI/ Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=swotanalyse--mosambik,did=1653632.html Eine Prognose der Entwicklung interessanter Märkte finden Sie unter: http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/ Trade/Maerkte/suche,t=produktmaerkte-in-mosambik-2017,did=1654080.html 5 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - MOSAMBIK KONTAKT Edith Mosebach +49 (0)228 24 993-288 Ihre Frage an uns Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch teilweise – nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. © 2017 Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bun destages. 6 www.gtai.de
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