Interview Sepp Kohler. - Kohler Landmaschinen AG

Interview
Stufenlos in die Zukunft
ken Fendt und Massey Ferguson sowie
das ganze Erntetechnik- und Hofdüngertechnik-Programm von Agrar Landtechnik. Und für die Berglandwirtschaft verkaufen wir auch Maschinen der Firma
Aebi. Zu unserem Einzugsgebiet zählen
zusätzlich das Sarganserland und der
Kanton Tessin – was Fendt-Traktoren
betrifft. In unseren Betrieben arbeiten
insgesamt zehn ausgelernte Landmaschinenmechaniker, fünf Lehrlinge und eine
kaufmännische Büroangestellte, also 16
Personen.
Weil vor fünf Jahren die Landi Graubünden AG die alte Landmaschinen-Werkstätte für den Aus- und Umbau der eigenen Gebäude benötigte, konnte oder
musste die Kohler Landmaschinen AG an
der Tardisstrasse in Zizers einen Neubau
realisieren. Der «Bündner Bauer» hat mit
dem Geschäftsführer Sepp Kohler über
die ersten fünf Jahre, über Maschinengrössen und über die Aussichten der
Landtechnikbranche gesprochen.
Bekannterweise sind die Distanzen in
unserem Kanton sehr gross. Kann dieses
Gebiet nur von Zizers aus abgedeckt werden?
Nein, da sind die Anfahrtswege zu lang.
Bereits seit einiger Zeit haben wir eine
Zweigstelle in Zuoz. Diesen Standort verlegen wir im Frühjahr nach Zernez, von wo
aus wir das Engadin und die Südtäler gut
bedienen können. Speziell am Standort
Zizers ist, dass wir hier über einen Rollenbremsprüfstand mit Niederspannung
verfügen. Somit können wir jederzeit
Bremsprüfungen an Traktoren und Anhängern durchführen und für diese ein
Protokoll ausdrucken.
«Bündner Bauer»: Dich näher vorzustellen, wäre so etwa, wie Wasser in den
Rhein tragen und doch interessiert es
den Leser, welche Teile des Kantons zum
Einzugsgebiet der Kohler Landmaschinen
AG gehören?
Sepp Kohler: Wir verkaufen aus dem
GVS-Agrar-Programm die Traktorenmar-
Draussen vor der Werkstatt steht der
weltgrösste Standardtraktor – brauchen
wir hier solche Boliden?
Nein, natürlich nicht, vor allem nicht in
der Landwirtschaft, er ist aber wegen
eines anderen Anlasses hier. Am ehesten
sehe ich ihn noch im Strassenbau oder an
einem Holzschnitzelhacker.
Geschäftsführer Sepp Kohler.
(Foto: R. Hunger)
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Aussenstehende kritisieren, dass die
Landwirtschaft immer grössere Traktoren
und Maschinen kauft, ist dem so?
Nun, Grösse ist natürlich immer relativ. In
einem Jahr können wir «20 Jahre Kohler
Landmaschinen AG» feiern. In dieser Zeit
sind die Traktoren und Maschinen tatsächlich wesentlich grösser geworden. Die
obere Leistungsgrenze für Traktoren, die
wir verkaufen, liegt bei rund 180 PS. Ausnahmen sind Lohnunternehmer, die vereinzelt noch grössere kaufen.
Wird die Bergmechanisierung auch immer
grösser?
Die Entwicklung ist etwa dieselbe. Im
Berggebiet hat der Anteil Strassenfahrten
stark zu genommen, deshalb werden stärkere Transporter mit mehr Nutzlast gekauft. Unter 80 PS läuft auch im Berggebiet gar nichts mehr. Zudem sind viele
Betriebe mit Traktor, Transporter und
Zweiachsmäher voll mechanisiert.
Besteht dann nicht die Gefahr, dass Maschinen im grenznahen Raum gekauft
werden?
Doch, die Gefahr besteht. Vereinzelt werden auch Traktoren über der Grenze gekauft. Wir können das nicht verhindern,
aber es soll uns dann niemand übel nehmen, wenn wir diese «Kunden» anschliessend im Service nicht bevorzugt behandeln. Ist es richtig, wenn ein Schweizer
Bauer seine Produkte zu Schweizer Preisen verkauft und nachher Maschinen billiger im Ausland kauft?
Ich sehe, eigentlich sitzen wir ja alle im
gleichen Boot und sollten in die gleiche
Richtung rudern, aber es gibt – um einen
aktuellen Begriff zu verwenden – auch
hierzulande «Bootsflüchtlinge». Sepp, ich
danke dir für die Zeit, die du dir genommen hast und für das engagierte Gespräch. Ich wünsche dir und deinen Mitarbeitern alles Gute und auf Wiedersehen
an der Ausstellung vom 22./23. April.
Wenn heute ein Landwirt eine Maschine
oder einen Traktor kauft, kostet das ihn
eine Menge Geld, folglich geht es der
Landmaschinenbranche sehr gut!
Moment – so einfach ist das nicht! Wie du
sicher weisst, steckt die Landmaschinenindustrie weltweit seit einigen Jahren in
einer tiefen Krise. Das schlägt durch bis
auf Stufe Händler. Ein banales Beispiel: Bis
vor wenigen Monaten haben wir vom Importeur jede Menge Kugelschreiber auf
den Tisch bekommen – das ist vorbei. Die
müssen heute jeden Franken umdrehen.
Auf unserer Stufe werden alle Fort- und
Weiterbildungskurse, die Mitarbeiter besuchen, vorgeschrieben und verrechnet.
Auch der Ausstellungsraum und seine Einrichtung werden bestimmt. Das kostet.
Ruedi Hunger
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