Rundbrief AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen

AMEOS Klinikum Dr. Heines
Bremen
Rundbrief Februar 2017
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freundinnen und Freunde des AMEOS Klinikums Dr. Heines Bremen,
mit einer neuen Ausgabe unseres Rundbriefes im Jahr 2017 möchte ich Sie auf dem Laufenden halten
über aktuelle Entwicklungen im AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen. Die Themen dieser Ausgabe sind:
Leitbild-Diskussion
Ethikkommission beziehungsweise klinisches Ethikkomitee
 Patientensicherheit und Medikation
Die Station B4 mit ihrem Konzept zur Behandlung von Menschen mit Psychosen
Termine
Literaturtipps
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. med. Uwe Gonther
Ärztlicher Direktor
AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen
Rockwinkeler Landstraße 110
D-28325 Bremen
Tel. +49(0)421 42 89-0 Fax +49(0)421 42 89-130
[email protected]
-2-Februar 2017
Leitbild-Diskussion
Es trifft sich, dass unsere internen Diskussionen um die Überarbeitung des Leitbildes und die Impulse
und Vorgaben der AMEOS Gruppe sich in diesem Jahr zu einer Überarbeitung des Leitbildes bündeln
lassen.
Wir sind davon überzeugt, dass es berufsgruppenübergreifend anregend und notwendig ist, sich
über den Sinn unserer Arbeit Gedanken zu machen und dies in einem Leitbild festzuhalten. Die Orientierung an den Interessen und Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten in ihrer jeweiligen
Individualität soll in Verbindung gebracht werden mit der Orientierung unseres klinischen Handelns an
wissenschaftlichen und ethischen Maßstäben.
Damit dies nicht ein theoretisches oder abstraktes Gebilde wird, ist es erforderlich, dass es aus einer
lebendigen Diskussion hervorgeht und regelmäßig den Überprüfungen standhält.
In bisherigen Überarbeitungen stellten wir fest, dass das alte Leitbild gut seinen Dienst getan hat,
dass es allerdings einige neue Entwicklungen in der AMEOS Gruppe und in unserem Fach sowie hier im
Hause gibt, die darin noch nicht abgebildet sind. Ein Beispiel einer inzwischen erreichten Verbesserung
ist unsere Ethikkommission.
-3-Februar 2017
Ethikkommission beziehungsweise klinisches Ethikkomitee
Bereits seit 2008 tagt regelmäßig am ersten Donnerstag im Quartal unsere Ethikkommission zusammengesetzt aus der Krankenhausdirektion, Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Berufsgruppen,
der Betroffenen und ihrer Angehörigen sowie den Patientenfürsprecherinnen. Inzwischen wird im
Rahmen der AMEOS Gruppe auch an anderen Standorten eine solche regelmäßig tagende Gruppe
implementiert.
Aus unseren Erfahrungen mit der konstruktiven und zeitweise auch kontroversen Diskussion in diesem
Gremium wissen wir, dass es sich lohnt, gemeinsam zum Beispiel bei Beschwerden von Patientinnen
und Patienten diese einbeziehend den Dingen auf den Grund zu gehen. Dabei helfen uns seit Jahren
mit großem Engagement, für das wir ihnen herzlich danken, Frau Gerlinde Tobias, Herr Frank RobraMarburg, Herr Detlef Tintelott und in der Vergangenheit Frau Edith Becker, Frau Edita Bieliauskas und
Frau Monika Thein von Plottnitz sowie zukünftig unsere neue Patientenfürsprecherin
Frau Brigitte Klußmann.
Brigitte Klußmann
Patientenfürsprecherin
-4-Februar 2017
Patientensicherheit und Medikation
Ein Thema, mit dem wir uns wiederholt beschäftigt haben und das aktuell auch in den Medien im
Zusammenhang mit der klinischen Psychiatrie diskutiert wird, ist die Verordnung von Psychopharmaka
inklusive Aufklärung über Wirkungen und Störwirkungen und deren Dokumentation. Das Patientenrechtegesetz verpflichtet uns zu einer ausführlichen und individuellen Beratung bezüglich der zu
erwartenden Heilwirkung ebenso wie bezüglich der Risiken und Nebenwirkungen. Bei genauer
Beachtung dieser Vorschrift stellen wir fest, dass die Ängste und Hoffnungen im Zusammenhang mit
der Verabreichung von Medikamenten bei psychischen Problemen und Krankheiten für deren Verlauf
von größter Bedeutung sind. Besonders zu beachten ist der Faktor Zeit.
Im Lichte unabhängiger Forschung ist deutlich geworden, dass der Nutzen vieler in der Psychiatrie
eingesetzter Substanzen belegt ist über relativ kurze Zeiträume, jedoch nicht für die jahrelangen
Verordnungen, mit denen wir ambulant und stationär immer wieder zu tun haben. Außerdem gibt es
einen generellen Trend zu niedrigeren Dosierungen, wie man es bei Lithium sehr schön sehen kann. Es
sollte unser gemeinsames Ziel sein, die wissenschaftlich nicht belegten Mehrfachkombinationen von
Psychopharmaka zu reduzieren, da klar ist, dass mit Dauer, Dosis und Anzahl der kombinierten Präparate
die Risiken von Interaktionen bis hin zum Auftreten von plötzlichen Todesfällen steigen. Wir machen
gute Erfahrungen damit, diese Thematik mit den Betroffenen offen anzusprechen, gemeinsam mit
ihnen nach Alternativen im Sinne einer Stärkung von Achtsamkeit und Selbstwirksamkeit zu suchen.
Gerade dafür kann ein stationärer Krankenhausaufenthalt sehr sinnvoll
sein. Wir möchten allerdings auch dem Eindruck entgegentreten,
dass wir komplett ohne Medikamente die psychischen Störungen
behandeln würden. Dem ist nicht so.
Unsere Erfahrungen zeigen, dass gut informierte Betroffene ihre
Therapie auch bezüglich der Medikation verantwortungsvoll mitgestalten. Dies gilt im Bereich von Ängsten und Depressionen
ebenso wie bei Doppeldiagnosen, Drogenkranken und
Psychoseerfahrenen.
-5-Februar 2017
Die Station B4 mit ihrem Konzept zur Behandlung von Menschen mit Psychosen
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen die Station B4 näher vorstellen. Auf der Station B4 behandeln
wir 13 bis 15 Menschen mit psychotischen Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis oder
auch mit bipolaren Psychosen. Wir haben dafür bewusst eine kleine Station gestaltet. Das multiprofessionelle Team verfolgt das gemeinsame Interesse, Menschen mit Psychoseerfahrung in akuten
Krisen oder auch bei längerer Begleitung zu helfen.
Wir erwarten von den Patientinnen und Patienten die Bereitschaft, in einem offenen Rahmen Hilfe
anzunehmen und die Behandlung mit zu gestalten. Unser neues Behandlungskonzept orientiert sich
einerseits an den Idealen der Recovery-Bewegung und andererseits psychotherapeutisch-wissenschaftlich an den Behandlungsverfahren von Vauth und Stieglitz aus Basel sowie Tania Lincoln aus Marburg.
Das bedeutet, dass Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie in Verbindung mit soziotherapeutischen Maßnahmen, medikamentösen Behandlungsansätzen, Familieninterventionen, Psychoedukationen und Fertigkeitstraining kombiniert werden. Wir gehen davon aus, dass psychotische
Erlebnisweisen sich qualitativ von normalpsychologischen Erlebnissen (Traum, Illusion, Aberglaube,
individuelle Überzeugung, Spiritualität) nicht unterscheiden. Unterschiedlich sind lediglich das Ausmaß
und die inhaltliche Verdichtung im Bewusstsein der Betroffenen.
Bei dieser Sichtweise ist es möglich, gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Angehörigen die Inhalte
des psychotischen Erlebens zu thematisieren und anhand dessen vermehrt Kontrolle über einige
psychotische Symptome und so eine weitere Verbesserung ihrer Lebensqualität zu erreichen. Wir
beziehen aktiv Angehörige und geschulte Psychoseerfahrene in die Behandlung ein. Nach dem Modell
von Experienced Involvement = EX-IN beschäftigen wir einen Genesungsbegleiter, der eine entsprechende Ausbildung absolviert. Besonders auf dieser Station haben wir sehr gute Erfahrungen damit
gemacht, Neuroleptikadosierungen zu reduzieren und Kombinationen abzubauen. Dies gelingt, wenn
wir Betroffene zu vermehrten sportlichen Aktivitäten oder zu einem intensivierten künstlerischen
Ausdruck motivieren.
-6-Februar 2017
Das auf Langfristigkeit angelegte Behandlungskonzept sieht durchaus in Absprache mit den ambulant
Helfenden (Niedergelassenen, betreutes Wohnen, ambulante Pflegeteams und so weiter) Wiederaufnahmen vor. Es geschieht in diesem Zusammenhang auch nicht selten, dass bewährte Substanzen wie
Clozapin oder Lithium in verträglichen Dosierungen für die Betroffenen neu zum Einsatz kommen.
Die Anmeldung für diese Station erfolgt über unsere reguläre Patientenanmeldung,
Telefon (0421) 4289-214 oder über den zuständigen Oberarzt, Herrn Alexander Bohn.
Zuständige pflegerische Bereichsleitung, Herr Hans-Jürgen Hausherr
-7-Februar 2017
Termine
Wir haben uns in diesem Jahr einiges vorgenommen, so bereiten wir folgende Veranstaltungen vor, zu
denen Sie alle herzlich eingeladen sind und auf die wir noch extra hinweisen werden.
Schon vor der Tür steht der Beginn unserer Reihe „Psyche im Gespräch“ in unserem Konferenzraum
Friedrich Engelken im A-Haus. Den Auftakt machen Frau Gerda Engelbracht als Kulturwissenschaftlerin
und ich als Ärztlicher Direktor mit Vorträgen zu Geschichte und zu aktuellen Entwicklungen in der
Psychiatrie. Dabei präsentieren wir am 30.03.2017 den bei dieser Gelegenheit neu erscheinenden Film
über mittlerweile 252 Jahre unserer Geschichte.
Am 06.05.2017 veranstaltet das Bremer Bündnis gegen Depression einen Lauf vom Sportgelände des
Klinikums Bremen-Ost zu uns. Hier werden die Läuferinnen und Läufer mit Erfrischungen empfangen.
Am 17.05.2017 findet im Rahmen der Suchtwoche eine Veranstaltung zum Thema Schnittstellenproblematik zwischen Suchtversorgungssystemen und Psychiatrie in unserem Klinikum statt.
Dabei wird es auch um illegale Drogen wie Cannabis gehen.
Am 22. und 23.09.2017 laden wir Sie ein, mit uns über Naturheilkunde in der Psychiatrie zu diskutieren.
Für November organisieren wir gemeinsam mit der Ärztekammer Bremen eine Fachtagung zum Umgang mit Psychopharmaka.
Und voraussichtlich im Dezember veranstalten wir gemeinsam mit der Christoph-Dornier-Stiftung das
nunmehr 10. Bremer Psychotherapiesymposium mit einer Vertiefung zum Thema
Emotionsregulation.
Wir hoffen, Sie bei der einen oder anderen Veranstaltung
hier als unsere Gäste begrüßen zu dürfen!
Unseren Veranstaltungsflyer zur Vortragsreihe „Psyche im Gespräch“
finden Sie in der Anlage.
-8-Februar 2017
Literaturtipps
Hinweisen möchte ich Sie noch auf aktuelle Publikationen, zu denen ich Beiträge geliefert habe. Für die
komplett neu überarbeitete 24. Auflage des Lehrbuchs „Irren ist menschlich“ (Psychiatrie Verlag) habe
ich das Kapitel zur Schizophrenie verfasst.
Im Filmbuch „Seelenkenner - Psychoschurken“ (Springer Verlag) ist ein Aufsatz von mir über den „FreudFilm“ von John Huston enthalten.
Schließlich finden sich in der aktuellen Ausgabe der „Sozialpsychiatrischen Informationen“ (Psychiatrie
Verlag) meine Überlegungen zum Wandel der Wahninhalte im Zeitalter der Digitalisierung.